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s t n a r mmig
F OTO : BA R B O R A M R A Z KOVA
r Diese Selbstüberzeugtheit. Diese durch und durch unberechtigte Selbstüberzeugtheit, alles und jeden von vornerein zu kennen und durchschauen. Wie sehr man über Menschen in Kategorien und Schubladen denkt, merkt man oft erst, wenn man das gewohnte Terrain verlässt und ein völlig neues betritt. Man wirft sich selbst ins kalte Wasser um den nötigen Schritt zu machen. In unserem Fall war es der Wille zur musikalischen Selbstverwirklichung, der uns aus der jeweiligen Heimat trieb und in London zusammenführte. Nach der ersten Welle des Enthusiasmus kommt die schwierige Zeit, in der vieles fremd ist ohne die stützenden Pfeiler der Freunde zu Hause. Daher beschlossen wir, die Geschichten unserer jeweiligen Reisen sind so ähnlich, dass wir sie gemeinsam erzählen sollten.
Der Halt, den diese Band jedem einzelnen von uns seitdem gibt, ist unerlässlich. In ihr können wir all diese Erfahrungen, die wir auf der nun gemeinsamen Reise über andere und uns selbst machen, verarbeiten. Vielmehr aber erfahren wir durch unsere vollkommen unterschiedliche kulturelle und musikalische Herkunft an uns gegenseitig. Nach einem Jahr sind wir nun endgültig in dieser Stadt angekommen. Wir sitzen in unserem Stammcafé ‚Waiting Room‘ auf der Deptford High Street in South East London, und betrachten das Geschehen mit unseren neuen Erkenntnissen. Es wird hier an den letzten Feinheiten unseres nächsten Schrittes gefeilt: Eine Konzerttournee durch Deutschland und Tschechien. Denn diese Reise hat gerade erst begonnen.
THE IMMIGRANTS SPIELEN AM 2.11. IN BERLIN, AM 3.11. IN LEIPZIG UND AM 10.11.2012 IN POTSDAM.
i x a m i l r h e g US T, S C H A L A E R AH
I S T 20 J R E G N I IN. EHRL N BERL ILIAN G I M T I B X E A L M UND UDENT T S D N U MODEL
PIELER
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n a i l i im r e g in
F OTO : DAV I D PA P R O C K I
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r e g n i l gehr
s d t d a t s ß o r g eets träu m Die Reise meines Lebens. Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Wo werde ich in zehn Jahren sein? Fragen, mit denen sich ein Jeder beschäftigt. Ob er will oder nicht – sie sind da. Das ganze Leben stellt eine Reise dar, die so viele kleine Reisen im wörtlichen, aber vor allem Reisen im übertragenen Sinne, z.B. von Entwicklungen, beinhaltet. Zu jeder Reise gehört ein Ziel, so auch zur Lebensreise. Was ist das Ziel meines Lebens? Was ist das Motto meiner Lebensreise? Ich komme aus einem kleinen, bescheidenen 900-Seelen-Dorf namens Mittelsinn, Bayern. Schon früh erkannte ich, was die Bestimmung meines Lebens sein sollte: Ich wollte, seit ich das erste Mal auf der Bühne stand, Schauspieler werden. Daran hing mein Herz,
es war meine Passion – sehr zum Leidwesen meiner Eltern. Einen weiteren Anstoß gab mir die Schauspielerin Felicitas Woll alias Lolle in der ARD Serie „Berlin Berlin“ – von da an wusste ich nur noch mehr: Da willst du hin! Nach dem Abitur hieß es also Koffer packen; und mich zog es nach, wer hätte es gedacht, Berlin – frei nach dem Motto: „Never give up the dreams you have | never stop living for yourself | always believe in what you are“ * Angekommen im Großstadtdschungel Berlins musste ich schnell lernen, dass es nicht gerade einfach ist, an seinem Traum festzuhalten. Durchhalten war hier die Devise, egal wie groß die Enttäuschung oder das Heimweh auch ist, und glaubt mir, beide Faktoren hielten sich nicht in Grenzen.
l e g n u h sc r e um Vor kurzem habe ich erst mein Einjähriges mit Berlin gefeiert – und ich kann sagen, dass der erste Schritt meiner großen Reise getan ist. Und es war der Richtige! Seit einem halben Jahr nun lebe ich meinen Traum aktiv: Mich hat eine tolle Schauspielagentur gefunden, ich stehe bei einer Berliner Modelagentur unter Vertrag und neuerdings auch bei einer New Yorker. Castings, Filme, Werbespots, Musikvideos, Berlin & New York Fashion Week, Shootings – all das bestimmt nun endlich mein Leben. Hätte mir das jemand vor einem Jahr erzählt, den hätte ich glatt für verrückt erklärt. In diesem Jahr habe ich so viele wunderbare Momente erleben dürfen, habe viele tolle Menschen kennengelernt, die meinen Traum teilen, die mich unterstützen, und ich habe erkannt, was für ein großartiges Umfeld ich habe: An dieser Stelle ein großes Dankeschön an meine Familie und Freunde!
Fazit also: Hör‘ auf dein Herz! Lebe deinen Traum und sei der Pilot deines eigenen Lebens, denn nichts ist unmöglich! Wie meine Zukunft aussieht, kann ich nicht sagen – das werden wir sehen, wo mich meine Lebensreise noch hinführt. Sicherlich werden wieder viele Hochs und Tiefs auf mich warten, aber hey – das gehört dazu! Für mein zweites Jahr in Berlin habe ich mir vorgenommen, von meinem Traum auch leben zu können, momentan funktioniert das noch nicht ganz! Am Ende meiner Lebensreise will ich jedoch eines sagen können: Dass ich immer glücklich war, mit dem was ich tat. Was ist mit Euch? * Titelsong der Serie Berlin Berlin, der mein Lebensmotto geworden ist
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e t u g k i s mu T E X T: J O N A S M E Y E R F OTO S : JA N E R I C E U L E R
Der U- und S-Bahnhof Wedding im Berliner Norden ist eigentlich ein recht überschaubarer Vertreter seiner Art. Dennoch passiert es hier von Zeit zu Zeit, dass sich zwei Menschen trotz zeitlich übereinstimmender Verabredung und fotografisch gestützter Kenntnis ihres Äußeren ungewollt, aber permanent und intuitiv aus dem Weg gehen. Steht Jonas Nr. 1 am einen Ende der Station, wartet Jonas Nr. 2 am entgegengesetzten. Bemühen sich beide zeitgleich um die Behebung des Problems, tauschen sie im ungünstigsten Fall nur gegenseitig ihre Standorte, weil sie wieder einmal aneinander vorbeigelaufen sind. Nur die Namen bleiben dann, wo sie sind. Immerhin. Glücklicherweise wurde für den modernen und umherirrenden Mensch das Smartphone erfunden. So ist es schließlich einer cleveren
Kombination aus traditioneller Telefonie und virtueller Kartennavigation zu verdanken, dass Jonas Nr. 1 und Jonas Nr. 2 doch noch in den Genuss einer persönlichen Begegnung kommen. Der Jonas, um den sich an diesem freundlichen Septembersamstag alles dreht, trägt den Nachnamen Mantey. Der 16jährige Musiker wirkt bemerkenswert gelassen und sympathisch, als man sich endlich trifft. Wie angenehm. Vom Bahnhof aus machen wir uns gemeinsam auf den Weg zum neuen Studio von Jan Eric Euler, das nur wenige Minuten entfernt liegt. Kaffee und Tee wurde uns bereits von dem jungen Fotografen versprochen, also besorgen wir noch schnell ein paar Mandelhörnchen und Schweineohren.
Jonas Meyer: Jonas, wann hast du angefangen, Musik zu machen? Jonas Mantey: Naja, das kann man nicht so genau sagen, weil ich viele Wege gegangen bin. Ich hatte knapp vier Jahre lang klassischen Klavierunterricht, dann habe ich immer mal wieder mit Freunden gejamt, und irgendwann habe ich angefangen, auf dem Mac meiner Mutter mit einem Standardprogramm Loops zusammenzubasteln. Mit dem Klavierunterricht habe ich vor kurzem auch wieder angefangen, weil ich gemerkt habe, dass er essenziell und sehr, sehr wichtig für mich ist. Jonas Meyer: Inwiefern? Jonas Mantey: Der klassische Klavierunterricht hilft mir sehr bei der kreativen Arbeit. Ich finde, dass man – egal in welcher künstlerischen Richtung man arbeitet – eine gewisse Grundausbildung braucht, um gut zu sein.
Wenn man ein Gedicht oder ein Buch schreiben will, muss man ja auch vorher schreiben lernen. Bei der Musik ist das ähnlich – vielleicht mit Ausnahme der Pop-Musik. Jonas Meyer: Magst du keine Pop-Musik? Jonas Mantey: Ich habe nichts gegen diesen Musikstil, er gehört ja irgendwie dazu. Aber ich kann nicht akzeptieren, wenn sich Leute als Musiker bezeichnen, nur weil sie irgendwann mal im Fernsehen vor einer dreiköpfigen Jury aufgetreten sind und als Folge dessen unzählige Fans haben. Ganz allgemein finde ich es aber gut, wenn sich immer mehr und vor allem junge Leute ans Musikmachen wagen. Ein gewisses Gefühl für Musik und etwas Talent vorausgesetzt, bieten die heutigen Computerprogramme und das Internet ja unendlich viele Möglichkeiten zum Lernen und sich Ausprobieren. Es gibt so viele Portale, Foren und Onlinekurse, die eine ideale Basis sind. Man braucht dann nur noch eine gewisse Hartnäckigkeit – und eben etwas Talent.
Mittlerweile sind wir angekommen. „Ganz oben“ heißt es, liegt das Studio. Also auf ins Treppenhaus. Was war das gerade? Fünfter Stock? Sechster Stock? Man zählt ja irgendwann nicht mehr. Jan wartet schon mit Heißgetränken auf uns. Schön ist es hier, wirklich schön. Beeindruckend, was der junge Fotograf hier mit seinen eigenen Händen in den letzten Monaten auf die Beine gestellt hat. Während Jan seinen geliebten Ben Howard auflegt und die letzten Vorbereitungen für das Shooting trifft, lassen wir uns auf die gemütliche Couch fallen und machen uns über die Kaffeestückchen her. Ach, was braucht man mehr als Tee, Gebäck und gute Musik.
Jonas Meyer: Vor knapp zwei Jahren hattest du selbst angefangen, erste Loops auf dem Mac deiner Mutter zusammenzubauen. Wie ging’s dann weiter? Jonas Mantey: Ich bin von dem Standardprogramm auf dem Computer meiner Mutter erst zu Logic, dann
zu Ableton gewechselt. Nach zwei, drei Monaten habe ich den ersten Track auf Soundcloud online gestellt, das war das Stück „Sie ist schön“. Zu dem Zeitpunkt hatte ich gerade mal 100 Follower. Durch Zufall wurden einige Onlinemagazine auf den Track aufmerksam – allen voran „trndmusik“, die auf ihrer Website darüber einen Artikel verfasst und einen Link zu meinem Track auf ihrer Facebook-Seite gepostet haben. Plötzlich ist das Teil total abgegangen, und „Sie ist schön“ hatte innerhalb einer Woche 10.000 Klicks. Ich habe den Link selbst nie irgendwo rumgeschickt und hatte einfach Glück. Mittlerweile wurde das Stück über 60.000 mal aufgerufen, was mich total überwältigt. Dann habe ich den zweiten Track „Traumtänzer“ nachgeschoben, der zwar schon vorher entstanden ist, den ich aber wieder neu mixen und verändern musste, bevor ich zufrieden damit war. Vor wenigen Wochen hatte ich außerdem das Glück, auf dem Hell&Dunkel Open Air in Neuss spielen zu dürfen – mein erstes Festival und der bisherige Höhepunkt.
Jonas Meyer: Verfolgt deine Musik ein bestimmtes Ziel? Jonas Mantey: Nein. Ich baue zwar die Tracks aus einem bestimmten Gefühl heraus, aber in meiner Musik soll jeder das sehen und entdecken, was er will und wie er es will. Ich lasse dem Hörer bewusst ganz viele Freiräume. Jonas Meyer: Erhältst du viel Feedback von den Hörern deiner Tracks? Jonas Mantey: Ja, auf jeden Fall. Es gibt viele Leute, die mich auf Facebook oder Soundcloud anschreiben, mir ganz nette Worte senden und mir ganz genau beschreiben, warum sie einen Track mögen. Das ist total schön.
Ich versuche auch, auf die meisten Nachrichten zu antworten, aber leider ist das mittlerweile so viel geworden, dass ich es nicht immer schaffe. Vor allem wenn ich gerade einen neuen Track veröffentlicht habe, ist die Nachrichtenflut richtig groß. Jonas Meyer: Du magst die Musik von Kollektiv Turmstraße... Jonas Mantey: Oh ja, sehr sogar, und zwar deshalb, weil die Jungs erstens Sounds auf einem extrem hohen Level zusammenpacken, sodass eine total abwechslungsreiche Musik erschaffen wird, und weil man zweitens ihre Tracks genauso gut zuhause wie in einem Club oder sonstwo hören kann.
Das beste Beispiel dafür ist meiner Meinung nach „Tristesse“ – ein Stück, das in alle Richtungen super funktioniert. Es ist außerdem ein sehr tiefsinniger Track, was durch das Musikvideo dazu noch unterstrichen wird. Jonas Meyer: Spielt die visuelle Darstellung deiner Musik auch für dich eine Rolle? Jonas Mantey: Ich versuche auf jeden Fall langfristig, meinen eigenen Stil auch in der visuellen Darstellung durchzusetzen. Im Moment bin ich aber in einer Phase, in der ich meinen Stil noch suche und ganz viele verschiedene Wege gehe. Ich bin auch gerade dabei, ein Musikvideo zu verfassen. Ich finde es immer schön, wenn man zu einem Track auch etwas wie ein Video, ein Cover oder ein paar geschriebene
Worte anbietet, weil das Stück so viel eher im Kopf bleibt und sich ein großes Ganzes ergibt.
Wir unterbrechen das Interview, denn Jan will die ersten Portraits von Jonas Mantey schießen. In unregelmäßigen Abständen wirft die Septembersonne ihre zaghaften Strahlen in die schrägen Fenster des Dachgeschoss-Studios und lässt Jonas’ Gesicht für einige Augenblicke leuchten. Wir wechseln nach ein paar Minuten den Standort und steigen die Treppe wieder hinab ins Erdgeschoss, wo sich ein großer, heller Innenhof vor uns eröffnet. Auf der Suche nach dem geeigneten Bildhintergrund schlendern wir gemütlich umher und nutzen die Gelegenheit, unser Gespräch fortzusetzen.
Jonas Meyer: Du wirst seit einiger Zeit vom Kunstgeschwister Artist Management aus Düsseldorf betreut. Wie wurde die Agentur auf dich aufmerksam? Jonas Mantey: „Thyladomid“ hatte mich angeschrieben, weil er mit mir einen Remix von „Sie ist schön“ produzieren wollte. Für mich kam eine Zusammenarbeit aber nur im Studio und nicht über Internet von Laptop zu Laptop in Frage. Ich finde, sowas kann immer nur auf einer persönlichen Ebene funktionieren. Thyladomid stand damals schon bei den Kunstgeschwistern unter Vertrag, und Mike Kucksdorf, einer der Gründer, ist kurz darauf auf mich zugekommen und hat mir angeboten, mich ebenfalls in seiner Agentur mit aufzunehmen.
Mir war dabei wichtig, keine überstürzte Entscheidung zu treffen, weil ich zu dem Zeitpunkt auch einige Angebote von anderen Agenturen hatte. Wir haben erst sehr viel geskypet, dann habe ich mich intensiv mit meinen Eltern beraten - und nach zwei Monaten schließlich zugesagt. Die Kunstgeschwister erschienen mir von allen Agenturen am sympathischsten, außerdem haben sie weitreichende Kontakte. Überhaupt sind sie wie eine große Familie, in der alle an einem Strang ziehen. Das hat mich beeindruckt.
Jonas Meyer: Hast du einen Plan, wie die nächsten Monate bei dir aussehen? Jonas Mantey: Abgesehen von einigen Dates im Zusammenhang mit der Kunstgeschwister-Tour nicht wirklich. Ich habe auf jeden Fall Lust, wieder vor Leuten zu spielen, ob in Clubs oder auf Open Airs. Langfristig will ich endlich mal was Offizielles rausbringen. Eine EP vielleicht oder eine Single. Das liegt aber noch weiter in der Ferne, weil die Produktion von so etwas einfach auch sehr lange dauert. Jonas Meyer: Gibt es einen Jonas Mantey außerhalb der Musik?
Jonas Mantey (lacht): Ja, natürlich! Das Gute an Musik ist ja, dass sie niemals aufhört. Ich muss also nicht 50 Stunden pro Woche da sitzen und produzieren. Ich unternehme viel mit meinen Freunden, spiele gerne Tennis, bin oft auf Festivals und lasse mich von allem Möglichen inspirieren. Es gibt auch Phasen in meinem Leben, da bin ich total unkreativ und mache tagelang nichts, was irgendwie mit Musik zu tun hat. Dann gibt es andererseits aber Momente, in denen ich den extremen Drang dazu verspüre, irgendwas zu basteln und rauszuhauen. Der Track „Berlin Berlin“ ist beispielsweise in so einer Situation entstanden.
Jan Eric Euler hat mittlerweile einige Stellen im Hof erblickt, vor denen er Jonas ablichten will. Bereitwillig und unaufgeregt folgt der junge Musiker den Anweisungen des Fotografen, als hätte er so etwas schon tausend Mal gemacht.
Ansonsten würde ich sehr gerne irgendwann ein Album machen, das eine Ansammlung all’ meiner Werke ist und irgendwie so abgerundet ist, dass man es sich auch noch in 20 Jahren gerne anhört. Mal sehen.
Eine gute Stunde sind wir im Freien, bis es wieder zurück ins Dachgeschoss-Studio geht. Fünfter Stock? Sechster Stock? Wie gesagt, man zählt ja irgendwann nicht mehr.
Noch einen Schluck Tee, das letzte Stück Mandelhörnchen, dann verabschieden wir uns auch schon wieder.
Jonas Meyer: Du stehst noch ziemlich am Anfang deiner musikalischen Reise. Gibt es bestimmte Träume bzw. ein Ziel, das du erreichen willst?
Viel braucht man ja wirklich nicht an solchen Septembertagen als Kaffeestückchen, Heißgetränke und gute Musik. Ben Howard ist mittlerweile verstummt. Wir könnten ja Jonas Mantey auflegen.
Jonas Mantey: Naja, man soll ja immer realistisch bleiben. Aber mein Ziel ist es schon, irgendwann mit meiner Musik so viel Geld zu verdienen, dass ich davon leben kann – obwohl es heutzutage sehr schwierig ist, mit Musik wirklich seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.
IGNE LT, D E S A E R H JA H. S I S T 20 A N I R S B AC K E N M A M I U R AD BT I N G UND LE
R
zu
as n i k n adria
e s u a h
Wenn ich reise, dann reise ich früh morgens nach Köln, spät abends ins Bergische und zwischendurch durch‘s Belgische. Meistens mit der Bahn, oft unter der Stadt, viel mit dem Auto und zu selten durch die Luft. Frankreich, Belgien - Hamburg, Niederlande, Spanien - Flensburg, Dänemark, Australien - Berlin, Philippinen, England - Saarbrücken, Luxemburg. Wenn ich will, dann nehme ich mir eine Auszeit, früh morgens aufstehen, spät abends zum Flughafen und nie wieder zurück.
Meistens höre ich Musik, oft beobachte ich Menschen, viele beschäftigt und zu selten allein. USA, Kanada, Norwegen, Portugal, Neuseeland, Irland, Südafrika, der Mond, egal. Wenn ich reise, dann meistens in meinem Kopf, oft die selben Strecken, viel zu lang und zu selten an den richtigen Ort. Wenn ich reisen könnte, wäre ich früh morgens weg, spät abends wieder zurück und doch jeden Tag zu Hause. Zu Hause.
a h r u t po DE GEHEN N A , T L RE A 19 JA H T NA. S I C I E G OW I Z KOV R R E U H T O P UND HARIS OSNIEN B / A C ENI BT I N Z UND LE
E R STUD
NT
s i ar c i v o k r
c i v o k p ot u r
u z e s i e w e di er um od haris
da sehnten sich die sehenden nach zeitlos ewigem da schämten sich diejenigen, die jedes leben jenseits jenes jetzt und morgens stahlen und die seelen, die ohne orientierung und leblos die seen der sinnlosigkeit besegeln, quälen mich. weiterhin. da schlossen sich trist wie nach liste all’ meine türen in eine kiste hinter „wo warst du?“ und „wo biste jetzt?“ fragen die ich mich nie zu antworten gewagt und mich sowieso nie gefragt und nie geklagt, wenn mal jemand sagte, dass ich faul sei dass ich sinnloses gequatsche wie feuer speie dass ich zu klein für diese reihe dass ich ohnehin im leben nie der held, sondern nur der lakeie und eben deswegen eben des weges, wegen dem ich hier bin, bewege ich mich immer noch zu wenig zu gefährlich mir die reise zu alltäglich die denkweise zu beweglich mir die gleise für die züge, die meine zügel ziehen und wie gesagt, weil ich zu faul bin ich wünschte mir fiel es leicht, entscheidungen zu treffen zum beispiel: gehen diese stiefel besser mit der bluse oder die grünen sandalen mit dem top ich wünschte mir sagen zu können, mein leben ist und war nie ein flop oder dass ich mich wenigstens einmal wie ein phönix aus der asche erhob und einst glänzte wie die lanze eines ganzen helden, eben Lanzelot ich wünschte mir fiel es leicht, nein zu sagen ohne pardon über das eingesperrtsein der gefühllosen gesellschaft zu klagen und meine entscheidungen nicht mehr zu hinterfragen ich wünschte mir ich würde mir sachen nicht nur wünschen, sondern auch mal was selber wagen ertragen, mal als erster schlagen
t i e h s i e r zur ehrt k e mg und dem ober sagen, ich möcht mich mal übers essen beklagen: „du du arsch-taunlich liebevoller mensch, was ist das für ein schei-nbar individuell auf seine art gutes gericht“
in einem meiner träume fand ich mich, und weil ich den namen des ortes nicht mehr kenne, sag ich mal habkeineahnungmehr land auf dem duhastdieorientierungimlebenverloren berg und dort an der schwelle zur verzweiflungstür an der stelle, wo man den vom lebengekränkten leuten hände und füße schnürt und sie in einer reihe von der selbstmord-klippe schuppst, anstatt ihnen zu helfen traf ich am ende einen zerzausten alten mann mit einem grauweißen bart dessen art mir unbekannt und doch so familiär als er mich sah, lachte er nur und sagte, dass er mich seit je her erwartet hat dann fragte ich ihn: ehm wer bist du denn? ich bin nur ein teil eines puzzels, das nie vollständig nur das weil in einem hauptsatz und der keil zwischen zweien einst war ich die stärke und der mut der plan und das ungut ohne undie glut deiner lust zum leben und nun auch ich fast erloschen umzingelt von den wässern deiner angstflut wieso redest du dann in reimen? diese träume sind ja die deinen, deswegen vermute ich und da ich hier schon so gefesselt bin, kann ich mich nur schwer alleine von der klippe schubsen jetzt kannst du endlich eine sache im leben mal beenden ich fand ein messer am boden, weil das halt mein traum war und befreite ihn seiner fesseln ich kann immer noch nichts im leben beenden, sagte ich aber wenigstens kann ich jetzt was beginnen und wer weiß die reise ist ja das ziel...
o l g s p u k
ND UNST U K H C A LSPR WNHIL U D I E RT O T D S , M I N E N WI TERIN E MEIS , L E BT I T H L C A S I E H AHR REIC ÖSTER I S T 23 J D H N C S U P KU TSCHE G LO R I A IST DEU
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- S K AT E
N.
l a v i v sur ide gu
c s p u k g lo r i a
F OTO : F I N N LO N G W I T Z
h
Reisen ist essenziell für jeden Downhillskater, das Bindeglied zwischen Events und Training, Freunden und Unterkunft. Vergesst dabei die Vorstellung von bequemen Zügen oder Autos mit Beinfreiheit. Bei all dem Equipment, das man als Skater so mit sich rumschleppt, entfällt das. Das Minimum hierbei ist eine Lederkombi (meine wiegt vier Kilo), ein Fullfacevisierhelm, Knieschoner zum Freeriden (nach Anforderung auch Rückenpanzer und Ellbogenschoner), Slide-Handschuhe, Schuhsohlen zum Wechseln und etliche Sätze Rollen. Letzteres sind immer das schwerste und der Grund, warum man sich einen Bruch hebt, wenn man die Taschen in irgendeinen Kofferraum wuchtet. Bei meinem zweimonatigen Trip im Sommer kam ich auf 120 Liter Gepäck. Ohne Essen. Das muss immer noch spontan irgendwo in einer Kaufhalle besorgt werden. Der häufigste Fall also ist eine auseinanderfallende Karre mit fünf (anstrebenswertes Maximum…) Skatern drin, der Kofferraum so voll, dass man durch die Heckscheibe nicht hinaussehen kann und jeder hat noch irgendwas auf dem Schoß oder seine Füße auf Haufen an Material. Je nach Eventlage verbringt man so drei bis siebzehn Stunden auf seinem tauben Hintern, immer in der Hoffnung man kommt noch rechtzeitig an, um ein paar Freeride-Runs fahren zu können. Reisen hat in mir viel verändert, nein, alles.
Lange Zeit war ich einer von diesen KlischeeBerlinern, will sagen: Zufrieden mit mir in meiner Stadt, nicht willens auszubrechen, wegzugehen, zu lernen, noch mehr zu sehen. Irgendwann dann kam diese Sportart zu mir, wurde Leidenschaft, wuchs und manifestierte sich von Lifestyle zu Leben. Deswegen mein müdes Lächeln, fragen mich Menschen nach meinem „Hobby“ oder was ich „sonst so mache, man kann ja nicht immer nur skaten“. Sonst so? Schreiben. Viel. Nebenher, dabei, anschließend. Es gibt keine scharfe Grenze zwischen diesen zwei Hälften meines Lebens. Es ist eher wie der Fluss hier in Slowenien: Klar, kalt und wenn du durchgehst, bekommst du kalte Füße. (Man bemerke meine geographisch spielerisch verknüpfte Metapher.) Reisen zeigt mir meine Offenheit und meine Grenzen. Die vielen kleinen Details, auf die man von Event zu Event besser vorbereitet ist. Was man gut wegstecken kann und wann man ausbrechen muss, weil es irgendwann tatsächlich auch mal zu viel wird. Zu viele Leute um einen herum, zu viele Verletzungen, zu wenig Schlaf in zu vielen Nächten und zu wenig Privatsphäre weil als Frau unter so vielen Skatern immer eine Omnipräsenz an Augen vorhanden ist. Gelernte Überlebensregeln sind unermesslich, daher hier der ultimative Guide: HOW TO SURVIVE SKATETRIPS AROUND THE WORLD. ->
Mindestens zwei Paar Skateschuhe dabei haben, falls eines nass wird oder kaputt geskatet wird. Statt dieser LSD-bunten Schaumstoffteile, die beim Schlafen garantiert aus dem Ohr plumpsen, nimm Silikonohrstöpsel. Und gar nicht erst drüber nachdenken, dass du auch ohne schlafen könntest. Von 100 Skatern gehen 97 besoffen schlafen und 96 davon wiederum schnarchen, laut. Schlafmaske statt Shirt über dem Gesicht, Merinowollmütze statt Polyester auf dem Kopf in kalten Bergnächten. Ein Paar Wollsocken von Oma garantieren warme Füße im zu großen Schlafsack und sind außerdem die perfekte Ergänzung für deine Gummistiefel in Kozakov (eines der schwierigsten und beliebtesten Rennen des Worldcoups. Obwohl es jedes Jahr regnet…). Hab am besten ein Zwei-Personen-Zelt für dich und deine ganze Hardware. Die Tasche, die Lederkombi und zwei Boards brauchen Platz neben deiner Isomatte, Schutz vor dem Regen, mehr noch als du. Wenn man an einem Ort zumeist nur drei bis vier Tage bleibt, um anschließend die nächste Strecke anzupeilen, wird man organisiert. Lerne, dein Zelt mit geschlossenen Augen aufbauen zu können, besoffen, mit einer Hand auf dem Rücken und zwar top gespannt und zur even-
tuellen Morgenbrise ausgerichtet. Aus Isolierfolie, für einen Euro in der Apotheke gekauft, und ein wenig Flusswasser lässt sich in fünf Minuten ein funktionierender Kühlschrank basteln. Die ultrascharfe Klinge des Carbonmessers ersetzt die Schere um bei Eventshirts die Ärmel abzuschneiden und mitunter den Rasierer, wenn nicht zur Hand. Verlier niemals deine Rolle Gaffa und dein Messer. Beschrifte alles mit deinem Namen. Lache drüber, wenn die Österreicher ihn durchstreichen und GITTI draus machen, weil sie dich so nennen. Und binde dir immer deine Stirnlampe an den Gürtel, wenn du zum Partyzelt läufst. Vor allem wenn du zwischendurch aufs Dixi willst. Du willst nicht bemerken, dass der Scheißhaufen schon die Höhe der Klobrille getoppt hat. Hab Gummistiefel („Kozakov-Schuhe“) und/oder Flip Flops dabei, egal wie gut der Himmel aussieht. Sekundenkleber ersetzt Nähzeug. Alles wird geklebt: Leder auf Jeans, da man da bei Crashs rauffällt und drüberschleift, Löcher in der Kombi, Löcher im Zelt vom Sturm letzter Nacht, neue Bremssohle auf abgerockte Schuhe, Karabiner an Zahnbürsten. Sowieso alles an Karabiner. Was einen Karabiner hat, geht nicht verloren.
Füll abends deine Flasche mit Trinkwasser auf, du braucht es entweder in der Nacht, morgens für den Brand oder um deine Zähne zu putzen. Versteck deinen Klopapiervorrat, oder hab eine Rolle am Körper dabei. Immer alle Reißverschlüsse deines Zelts schließen. Ameisen und Spinnen lieben anscheinend Bieratem und Schlafsäcke. Lass dein Handy im Zelt, auf jedem Event mit Fluss anbei fällt auch mindestens einer besoffen rein. Streite dich mit allen anderen um die Steckdosen im nahegelegenen Restaurant/ Hotel/ Dorfladen. Vergiss Skype bei möglichem WLan. Alle wollen ihr Facebook checken, da macht dein Videoanruf das Netz noch langsamer. Hab Doppelknoten im Bikini. Lohnenswerte Kleinigkeit bei einem Geschlechterverhältnis von 1:15. Frag bei Schnaps aus Milchflaschen erstmal nach, welcher Bauer das gebraut hat, bevor dir der 60%ige Slivovitz unvorbereitet den Magen wegätzt. Und das Hirn mit, keine Sorge. Lass niemals Freshies (noch ungefahrene Rollen) rumliegen! Alles auf einem Event ist sicher, sogar Bargeld würde tagelang auf dem Boden liegenbleiben. Aber Freshies von gesponsorten Fahrern? Vergiss es. Vorsicht
bei Wetten im Bierzelt und Mutproben: Bankklettern hinterlässt verdächtige Blutergüsse an deinen Innenschnenkeln, über die du bei nem Blackout am nächsten Morgen ordentlich nachdenken wirst. Bierpong und andere Trinkspiele eigenen sich ebenfalls nicht allzusehr, um sie mit trinkfesten 2-Meter-Skatern zu spielen. Vor allem nicht mit den bayrischen auf ihrem Freeride. Vergiss es, dich über laute Leute in der Nacht oder am nächsten Morgen aufregen zu wollen, weil du nicht mehr pennen kannst. Es gibt keine Regeln, aber es gibt: Silikonohrstöpsel (meine große Liebe). Das ist die Welt, in der ich inzwischen lebe. Meine, ich hab sie mir ganz allein gesucht und werde nicht mehr gehen. Zum Oktober ziehe ich nach Österreich, näher an Berge. Mitnehmen werde ich nicht viel, ich hab meinen ganzen Besitz verkauft, verschenkt und weggeschmissen.
l l e d b a r LIVIN
OL -YEAR1 2 A IS IDI AH RCH . ABDELL ROCCO O M / A C SABLAN G IN CA
D STUD
ENT
ah i d i h c r
st ali
c r h a abdell
l l i st . e v i hidi
Since two years ago, I was thinking of a trip across the border over the barriers. I was planning on traveling through the Sahara. Traveling between cultures I will find research for the human essence. Magical sand, blue skies, moon full of stars, steadfastness of the palms, and strong winds.
It‘s not the promised land but we can find what we lost inside and then we may find, leave of mind, clarity or thought and spirits waiting there. I‘ll cut this long road to another and so on. Say what is now and what is tomorrow? What’s the time and what’s the place? From any wind I come? No trip began and no path ended.
ST
a m e t s r e k
T, HRE AL A J 2 2 IST UND D O RT M ERSTEN K N I O T I B R MA D LE AFIE UN R G O T FO U D I E RT
o i r a en
F OTO : M A R I O K E R S T E N M O D E L : J U L I A N A E . C /O E L B M O D E L S S T Y L I N G : M A R CO S C A I A N O H A I R & M A K E U P : M A R LO N U S Z K U R E I T ASSISTENTIN: CLARA HÖFS
die s i s mu ü k
n e t s r e k o i r a m
n e h c s e t s ün
Am Anfang fiel es mir nicht leicht, wie ich mit dem Thema Reise beginnen sollte. Gibt es einen Anfang, ein Ende? Eine Reise ist nicht nur, von A nach B zu kommen. Es ist mehr. Es kann ein Erkunden, ein Wechsel, eine Pflichtreise, eine spaßige Reise oder auch eine Gefühlsreise sein. So beschloss ich, eine Reise in die musischen Künste zu machen. Was ist die Essenz? Musische Kunst ist der Ausdruck von Gefühlen.
a h c i m s SC
T, HRE AL A J 5 2 IST S PÄ N L E A IN. L E A IN BERL MICH T B E L ND LERIN U E I P S U HA
a l e a e l n 채 sp
le n ä p s a l e a h mic
e s i e r e n i e n e h c ma irgendwie gelingt es ihm nicht, an die Stelle zurück zu reisen, wo der Schmerz begann. Er fühlt nichts.
Ich trete meine Reise an. Wohin soll sie gehen? Was erwartet mich, wem begegne ich, was entdecke ich? Eine alte Dame liegt in ihrem Bett. Sie träumt - von früher, ihrer Kindheit. Sie erlebt sie wieder, immer weiter, immer tiefer gelangt sie dorthin, wo sie jetzt am liebsten wieder sein möchte. Am Anfang ihres Lebens, am Anfang ihrer Zeit. Wie wäre es, wieder zurück zu reisen, eine zweite Chance zu haben. Sie weint. Eine Träne kullert ihr über die Wange. ,Ich möchte zurück, ich möchte dorthin wo alles begann.‘ Eine junge Frau betritt einen Raum, sie ist weit weg von zu Hause, sie hat Angst. Nun ist sie allein, sie kennt niemanden, alles ist fremd. Ist es nicht das, was sie immer wollte? Weit weg von allem, so weit weg laufen - so weit es nur geht? Ein junger Mann liegt auf einer Bank. Er ist traurig, er weiß aber nicht warum. Irgendetwas betrübt ihn. Er sucht lange und intensiv nach einer Lösung, er stellt sich Fragen - viele Fragen, versucht sich zu erinnern, doch
Ist jede Reise nicht auch eine große Suche? Plötzlich betritt ein kleines Mädchen den Raum. Sie spricht in einer anderen Sprache, sie ist so klein und zart. Sie sollte nicht verletzt werden. Die junge Frau lächelt, als hätte sie alles verstanden. Das kleine Mädchen reicht ihr die Hand und nimmt sie mit. Sie laufen gemeinsam über einer große Wiese, plötzlich beginnt das Mädchen zu rennen. Sie lacht und rennt so schnell, das die junge Frau ihr nicht hinterher kommt. Sie stolpert, fällt ins Gras - sie spürt die frische Erde unter ihrem Körper. Nun hat sie keine Angst mehr, jetzt ist sie nicht mehr alleine. Jede Nacht liegt er wach im Bett. Der junge Man bereitet sich vor auf seine Reise in die Nacht. Auf die Seelenwanderung durch die Untiefen seiner Gedanken. Er ist sich nicht sicher, ob er heute seine Augen schließen möchte. Vielleicht bringt ihn seine Reise nicht dorthin, wo er eigentlich sein möchte. Und was passiert, wenn er nicht wieder erwacht? Vielleicht ist es dort aber auch viel schöner und er möchte nie wieder weg.
Sie hält alte Fotos in der Hand. Wer ist dieses junge Frau auf dem Foto. Kenne ich sie? Habe ich sie jemals gekannt? Sie schließt ihre Augen, versucht den Geruch zu erhaschen, den sie damals immer in der Nase hatte. Der Geruch nach frischen Blumen auf der Fensterbank, nach altem Holz und frisch gebackenen Brot. Die Mutter kommt, schließt sie in die Arme. ,Groß bist du geworden, wir werden sehen wohin dich deine Reise bringt.‘ Die Reise kann beginnen, doch ist es der richtige Zeitpunkt, bin ich soweit? Was ist, wenn ich falle? Ich gehe zurück, weit zurück und immer weiter und glaube nicht, dass meine Reise ein Ziel hat. Dennoch, warum komme ich nicht an? Was habe ich getan, warum quälst du mich so? Der junge Mann betritt die Straße, alle Geräusche sind so dumpf, die Luft erscheint ihm wie Nebel. Das Fenster ist weit geöffnet, frische klare Luft kommt rein. Sie betrachtet ihre alten, faltigen Hände, jeder Fleck, jede Falte bedeutet etwas. Was wäre, wenn sie zu einem bestimmten Zeitpunkt einen anderen Weg eingeschlagen hätte, wo wäre sie dann? Sie streichelt ihre Schläfe. ,Wohin ist nur dieses Gefühl gegangen, dieses tiefe, innige Gefühl nach Leben?‘ Kann es sein, das ich fliege? Kann es sein, dass ich fliege ohne zu fallen? Und wenn ja, warum habe ich keine Angst mehr? Wenn meine Füße den Boden nicht mehr berühren, dann bin ich doch nicht mehr hier, dann bin ich an einem anderen Ort, weit weg. Warum
habe ich dann keine Angst? Sie hört das kleine Mädchen in der Ferne lachen. Die alte Dame lächelt, ein junges Mädchen sitz neben ihr. Sie streichelt ihre Wange, küsst ihr die Stirn. Sie singt leise eine Melodie. ,Hallo Omi, ich bin da.‘ ,Das weiß ich, mein Schatz.‘ In diesem Moment wird ihr klar: Egal was passiert, ihre Reise wird stets weitergehen. Sie atmet die frische Luft tief ein, sie fühlt, wie ihre Lebensgeister langsam erwachen. Warum wollte sie weg? Warum sah sie keinen Ausweg mehr und warum kam sie wieder? Sie spürt in sich hinein, eigentlich ist ihre Zeit noch nicht gekommen, sie will nicht loslassen. Alles hinter sich lassen? Ihre Lieben, die sie doch so sehr liebt. Sie denkt an das Mädchen, wie befreit sie über die Wiese lief. Hatte sie sie zurückgeholt? Plötzlich trifft ihn ein starker Schmerz, ein dunkles Licht, das immer näher kommt, er fällt tiefer und tiefer und plötzlich ist er angekommen. Es trifft ihn unerwartet und schnell, nun weiß er, was ihm diese tiefe, bedrückende Angst macht. Er erwacht und sieht zum Himmel. ,Danke!‘ Ich weiß nun, dass ich keine Angst mehr haben muss. Der Weg, den ich Angst hatte zu gehen wird mich begleiten. Ich brauche nicht mehr zu suchen, meine eigene Reise wird stets an meiner Seite sein und mir den Weg zeigen. Diese Reise betrifft jeden, sie trifft jeden - irgendwann. Jeder spürt sie, jeder kämpft mit ihr, manche erzwingen sie, manche scheitern und manche erleben sie pur. Doch eines ist klar, es gibt sie: Die Reise.
r a m i k
LER T, S C H Ü L A E R JA H . Z I S T 16 T I K WINTER S S U G I I R N A Ö M IN K D L E BT N U F A OT O G R
s u i r z t i UND F
z t i k s mariu
n n so a g f au
Die besten Reisen werden die, bei denen man in der Nacht zuvor nicht schlafen kann... 2 Uhr, aufstehen. Es regnet. Tasche ist schon gepackt. Kaffee ist fertig. Zähneputzen. Ab zum Flughafen. Hier fängt die Reise an. Der Geruch vom Süden liegt in der Luft. Check-In, ab durch die Sicherheitskontrolle, Kaffee Nummer zwei, Boarding und dann heißt es ready to take off. Die erste verrauschte Durchsage vom CoPiloten ertönt. „Wir starten pünktlich und das Wetter am Zielort ist vielversprechend.“ Läuft. Obwohl ich nur zwei Stunden geschlafen habe, bin ich hellwach, es sind die Sehnsüchte nach der Wärme und den heißen Sand unter seinen Füßen zu spüren. Sie halten mir die Augen offen.
Das Anschnallzeichen erlischt. „Was hätten sie gerne zu trinken?“ Ich mag keinen Tomatensaft. „Ich hätte gerne eine Cola“. Wir sind gelandet. Die Sonne scheint und es ist wolkenlos. Der erste Atemzug in einem mehr oder weniger fremden Land. Er tut gut. Er ist warm. Er gibt neue Energie. Mein Gepäckstück ist das erste. Heute muss wohl mein Glückstag sein. Alte Bekannte wieder treffen. 30 Minuten Autofahrt und wir haben das Ziel erreicht. Eine Großstadt am Meer. Andere Kultur. Andere Menschen. Dachterrasse mit Blick über die ganze Stadt und das Meer. 6 Uhr. Den Sonnenaufgang genießen und frühstücken. Ab ans Meer. Es sich gut gehen lassen. Es wird eine schöne Zeit hier.
n e n g n a
p i l i ph i g
ECT A PROJ I D E M I M U LT E. R-OLD A E / SUISS Y L 1 E 2 T A Â RD IS EUCH E GIRA NG IN N P I P V I I L L I H R P I N ATO CO O R D
e p p d r a ir
d r a r i g e p p i l phi
l a n r e et act f s i sat
Today I write to exist. Before I did not know what to write. I was young, lost in what I call “my eternal unsatisfaction”. Not knowing what to do or where to go is a teenager’s problem. Not too bad. One must think.
Three years later, I get the opportunity to work in communication/media for my school while repeating my third year. Great first experience. And something in me told me that redoing one year would not be so bad.
I always wanted to be an artist. Torn between photography and webdesign, I finally found my way. A mixture of media, graphics and business.
Approaching the end of my studies, I did not know what to do with my future. Then a job at a large Swiss watchmaking company was offered to me.
n o i t I hesitate, I do not quite understand what they expect of me. But I start. There is nothing to lose. One must dare. After the first interview, I am motivated. It’s an opportunity not to be missed. A few weeks pass. That one answer tells me that I have entered adulthood. My adulthood begins. Today it has been two years since I started at Omega Watches. Two years I’ve lived with passion. Each year is more magical than the other. I thank destiny. It is powerful.
Besides my work, I started collaborations with professionals through multiple projects (photo, video, magazine, backstage ...), I opened my blog to express myself on what I do, my trips, my photos, my emotions. I feel that everything is taking shape, nicely. And I know that if one wants, one can, and one day I want to be able to say to myself this is “eternal satisfaction”.
d o tw m e n i c LLID SA M H A D N A RD
ARE TH
E BA
I E V I N BA K , E L B RIM UB. ALEX T EMA CL N I C R DOO N D T WO
AY
r o do ub l c a m
am u o j
w e i v r e int
l a c i s mu ey urn I N T E RV I E W: J O N A S M E Y E R T E X T: C H R I S TO F E R H E N N F OTO S : LU K A S L E I S T E R Jonas: A few days ago you released your new Album and it‘s wonderful. What‘s the idea behind the new album, why the name beacon? Alex: A beacon is a point in the distance, something like a flame that would draw you towards it and throughout the record there is a sense of distance, a sense of longing and a sense of detachment as well.
We are always travelling to a new place every day, a new city, a new country, and we are leaving something behind, we are travelling towards something else and there is always something in the distance whether luming or nominacely or waiting welcomed. The Beacon is something in the distance that we are travelling towards. Kevin: Musically though we didn‘t really have any sort of agenda it‘s more just what we are into now like compared to last record it‘s just more relevant to us now where we at.
Jonas: What is the difference between your first record “Tourist History” and “Beacon”? Kevin: Well the difference is, I think there have been a few years of travelling and being influenced by so much more in terms of us being travelled throughout the world and hearing so many more bands and our musical horizon has expanded as well. I think it‘s just as simple as being older and Alex being an adult and being independent and not a child anymore, you know. And that comes regardless whether you are in a band or get a job after finishing university, the older you are the more music you taking in the more you learn about yourself and about the world. So I think it‘s just as plain and simple we got older and everything broadened. Sam: It‘s a more confident sounding album and we like to think that people are anticipating this record and are listening to it based on what we have done before. But also the difference this time is that we don‘t try to catch people in the first 5 seconds of a song by coming in with a 100 mph drumbeat. We have been able to diversify on this album and try new songs with different rhythms and different styles which is what we are into, we like most kinds of music and it’s nice to have the confidence to try something new.
Jonas: You formed the band in 2007, right? Can it be seen as a musical journey from 2007 ‘till now and a personal journey as well? Did you change over the past years? Alex: Yeah when we formed the band we were 17, we were still at school and we lived at home with our parents. We lived in quite a small town and a small country. We hadn‘t experienced life outside of that and since we started touring we initially went over to the UK, England Scotland and Wales and then we went further over to France and Germany and then eventually we went to America, Australia and Asia and we discovered the world. In the past three or four years we have seen a lot of the world and met so many people, experienced cultures, different music and different art. We loved the changes that affected us personally and artistically. Because you discover who you are, what you like and your truths or passions in life. The great thing is when we started this band in 2007, looking at it this now musically it‘s an essence to see. At the start it was a very simplified young persons’ tick on what we still do now, which is just dance or pop songs with guitars. We weren‘t as good at writing songs back then but in essence we are still trying to create the same thing but we are getting better and more inventive with how we do things.
Jonas: Do you see each other growing up? Kevin: I think growing up is the wrong expression but we diversify it between the 3 of us, we each have discovered things on the way that we liked or were interested in and so after the past few years each of us are interested in different music and different art from each other and we prefer different countries to each other. So we have sort of grown apart from each other but it is a much more interesting time when we collaborate. We still have a strong history together so there is always something keeping us together creatively but we have gone in different directions. Jonas: Is there an advantage in growing up in a small town? Does it help to keep your feet on the ground? Alex: I think it made me very ambitious and I wanted to work really hard so that I can go somewhere bigger and experience more. But every time I come back to my parents it’s the same, a nice feeling to come back to the small place. Jonas: Do you need it to calm down? Alex: It helps you appreciate what you have got more so I guess if we could have grown up in London we would have known 5, 6, 10 other friends ours playing in band getting signed by record labels.
We can appreciate, in the beginning how amazing it was even though we were living like homeless people you know, with ripped clothes and hardly ever eating or whatever, but we still understood the amazing opportunity we were having and it helps us now to realize that we’re really lucky with what we’re doing. We really worked hard to get here, lets appreciate all that we’ve got and much more. Sam: People have been making fun of us right now for drinking coconut water for example. We’ve come a long way. Jonas: I have seen that you have got more than 1 million Facebook fans, is it a special responsibility knowing that there are so many people for whom it is relevant what you are doing. Do you think about that? Alex: I think it’s too hard to sort of comprehend, I think once you start doing things for other people as well you start to try in breaking it down into what make things good or what make things work we just do things for ourselves and trust that people like what we are doing because it’s us and because we make the decisions based on what we like. One you try and be like ‘oh without that people like that, let’s try and recreate that’ or ‘let’s do something like that’ so that’s some kind of start it won’t work.
Jonas: So there is no difference for you if you have 10 or 1 million fans on Facebook? You always do what you want to do? Kevin: I think in terms of content you have to keep it sort of regular and you know, people always have been wanting more from us so I think it’s good to give people more. But I don’t think we sort of change what we do. Jonas: You’re at a special point of your musical and personal journey – what’s the destination of your ‘Two Door Cinema Club journey’? Or do you don’t want to know the destination? Alex: It’s a mystery and I like it being a mystery. Kevin: I think if you have something that you’re working towards and when you’re finally there I think you’d have nowhere to go from there. We always want to go to new places and we always want to play bigger and better shows in the cities we’ve been before.
Sam: I don’t think anyone of us ever really want to feel like ‘this is it, we’ve made it – we are here, this is the top’. What’s the point in trying after that? Our mission is just to get bigger and better. Jonas: Is there currently a beacon in your life, in your musical life? Alex: I think we’d like to play bigger shows, sell more records, make more records and just keep doing what we do and sustain that. That’d be great. Kevin: We’ve got sort of a world tour planned in the next couple of years. It’s really ridiculous, on the one hand we want to get bigger and better and play all this bigger shows and make more records and on the other hand we also want to have a live as well. We want something to be there if for some reason this kind of ends, you know. But it’s weird. We constantly like to do more but then constantly want to have a day off at the same time. It’s a strange experience.
r h c
n a i t s i r , R E A LT H A J 4 . 2 U B AC H ER IST A T R R B Ü H N I BT IAN UND LE CHRIST R E K I S MU
F OTO : A N N E G R E T A R N O L D
E I D FÜR K I S MU
n a i t s i r ch
Ich bin hier. Ich bin Musiker. Ich bin still und ich schreie. Ich liege und ich krieche. Ich laufe und falle. Dann stehe ich auf, gehe aus der Tür und vergesse meine Hausaufgaben. Ich streite mich, ich vertrage mich. Ich trinke, ich rauche und ich höre wieder auf. Ich liebe, ich hasse. Ich fange das Rauchen wieder an. Ich verliebe mich. Ich lache und ich weine. Ich schlafe, nicht nur alleine. Ich bestehe, ich falle durch. Ich mache meinen Abschluss. Ich male. Ich habe Zeit, also male ich weiter. Ich stelle aus. Ich studiere. Ich lerne und ich vergesse. Ich habe keine Zeit. Ich höre auf zu malen. Ich höre auf zu studieren und male wieder. Ich spiele Klavier. Ich spiele Bass. Ich spiele Gitarre. Ich singe.
Normalerweise weiß man, wo man hinreist. Man spart Geld, man blättert in Katalogen und man bucht Flüge. Man plant, hält sich an Termine und Abfahrtszeiten. Meine Reise sieht anders aus. Nicht, dass ich nicht plane, aber mein Leben, meine Reise möchte ich nur bis zu einem gewissen Punkt geplant wissen. Ich war selten schlecht in etwas und habe trotzdem mit Dingen aufgehört, in denen ich sehr gut war – außerplanmäßig sozusagen. Weil ich sie Leid war oder ich keine Erfüllung darin gefunden habe. Ich höre nicht mit Dingen auf, nur um sie nicht zu Ende zu bringen. Es gibt Dinge, die sind wichtiger als die alleinige Tatsache, etwas zu Ende zu führen.
r e t r ü h
Ich bleibe nicht in meinem Reisehotel, obwohl ich mich unwohl fühle, nur weil das Zimmer bezahlt ist. Ich reise ab. Heute. Jetzt. Und suche mir einen Platz, an dem ich mich wohlfühle und bleiben kann. Reise bedeutet für mich nicht immer nur Bewegung, denn oft ist es auch der Stillstand oder der Aufenthalt, das Genießen, was die Reise reisenswert macht. Und manchmal bedeutet Reise dann eben auch Aufenthalt. Jetzt bleibe ich bei einer Sache, obwohl ich ständig unterwegs bin und kaum mehr Zeit habe zur Ruhe zu kommen. Warum? Weil ich mich wohlfühle und darum geht es. In meinem Beruf bedeutet reisen oft wirklich reisen, aber oft befinde ich mich auf diesen Reisen selbst noch auf einer weiteren Reise. Wer bin ich?
Und mit jedem Schritt, mit jedem Gedanken formt man sich sein Bild, wer man ist, wie man tickt, wo man hingeht und im nächsten Moment macht man einen Schritt, mit dem nun niemand und man selbst erst recht nicht gerechnet hätte. Man fängt an zu zweifeln und alle anderen zweifeln ja sowieso schon. Und alles fängt wieder von vorne an. Wer bin ich? Wahrscheinlich kann das jeder erst am Ende seiner Reise sagen. Bisher habe ich auf meiner Reise aber herausgefunden, dass es darum geht, glücklich zu sein, dass ich kreativ sein möchte, dass ich lieben und geliebt werden kann und dass ich für meine Kunst und die Musik lebe. Ich reise für sie und sie reist mit mir.
R, ÜNSTLE K , T L A HRE . S T 17 JA I D MBURG U F A H H A N I M L E BT ABRIEL R UND E TO N I G N G I S D DE RAF UN G O T O ,F MODEL
g i n to hf a m
l e i r b a g d u f
ew i v r e t in
n e d r fü t n e m mo T E X T: J O N A S M E Y E R F OTO S : O L E W E S T E R M A N N Sonntagmorgen, Alexanderplatz. Dieser 19. August, der laut Wettervorhersage der heißeste Tag des Jahres werden soll, fängt so unaufgeregt an wie jeder andere Sonntag auch. Fotograf Ole Westermann wartet bereits mit einem Kaffee in der Hand vor der Europcar-Station und wirft ein entspanntes „Moin, moin!“ in die Luft. Ein Roadtrip nach Hamburg steht heute an, um Toni Gabriel Mahfud zum Interview und Fotoshooting zu treffen. Der junge Künstler lebt nur wenige Kilometer entfernt von der Gegend, wo auch Ole aufgewachsen ist und einen Großteil seiner Kindheit und Jugend verbracht hat - für beide also ein Heimspiel. Wir lassen uns den Schlüssel für einen kleinen Van aushändigen und laden schnell Ole’s Foto-Equipment sowie die Requisiten ein - wir wollen schließlich keine Zeit verlieren. Und so brechen wir auch schon auf und verlassen die Hauptstadt in Richtung Nordwesten. Hamburg, wir kommen!
Knappe drei Stunden später erreichen wir den kleinen Vorort im Süden der Hansestadt, in dem Toni Gabriel Mahfud zuhause ist. Ein freundlicher Herr im besten Alter erwartet uns bereits an der Eingangstür und nimmt uns warmherzig in Empfang. Es ist Toni’s Vater, der uns versichert, dass sein Sohn in wenigen Minuten startbereit ist. Doch da ist Toni schon an ihm vorbeigehuscht und steuert zielgerichtet auf uns zu. Seine hellblauen Augen strahlen, die Mundwinkel zeigen steil nach oben. Was für eine herzliche Begrüßung im Hause Mahfud! Na dann kann’s ja losgehen. Wir steigen also in den Van und fahren Richtung City. Die Sonne hat mittlerweile ihre morgendliche Schüchternheit abgelegt und erhebt sich selbstbewusst über Hamburg. Es scheint etwas dran zu sein an der Ankündigung des heißesten Tages - wir sind gespannt, was uns erwartet.
Jonas: Du bist gerade einmal 17 Jahre alt, hast aber schon etliche Zeichnungen, Fotografien und Illustrationen veröffentlicht. Wann hast du mit dem Zeichnen angefangen? Toni: Als ich sieben Jahre alt war, habe ich immer wieder Kleinigkeiten gezeichnet. Aber das zählt ja nicht wirklich. Ich glaube, ich war zwölf, als ich mich an meine ersten MangaComics gewagt habe. Ich habe aber recht bald wieder damit aufgehört und in den folgenden Jahren insgesamt sehr wenig gezeichnet, weil ich für eine längere Zeit in Syrien gelebt habe und mich dort auf die Schule und die private Nachhilfe konzentrieren musste. Da blieb einfach nicht viel Zeit übrig. Trotzdem bin ich total froh, dass ich eine Weile dort leben und die Sprache lernen durfte. Ganz aufhören mit der künstlerischen Arbeit konnte ich aber auch in Syrien nicht: In der wenigen freien Zeit, die ich hatte, habe ich mit dem simpelsten aller Standardprogramme – nämlich Paint – Fotos und Grafiken bearbeitet.
Zurück in Deutschland habe ich mit dem Zeichnen recht bald wieder angefangen und dabei versucht, viel realistischer zu werden. Vielleicht kommt das von meiner Liebe zur Fotografie: Es gibt für mich nichts schöneres, als Momente und Augenblicke festzuhalten. Die meisten Werke, die man etwa durch meine Facebook-Seite kennt, sind aber erst in den letzten Monaten entstanden – da habe ich einfach total viel gemacht.
Während wir drei gemütlich in unserem Van durch Hamburg cruisen, hören wir unsere Mägen knurren. Relativ schnell sind wir uns einig, dass wir das Hatari im Schanzenviertel ansteuern wollen, denn irgendwie hat gerade jeder Lust auf Burger. Wenig später nehmen wir auch schon an einem kleinen Tisch vor der Tür des Restaurants Platz, denn hier können wir ihm persönlich begegnen, dem heißesten Tag des Jahres.
Toni schaut uns ungeduldig an, seine aquamarinblauen Augen funkeln mit der Sonne um die Wette. Er scheint nur darauf zu warten, endlich mehr von sich und seiner Kunst erzählen zu dürfen, für die er so brennt und seine Mitmenschen begeistert. Die Burger sind schnell bestellt. Bevor das Essen kommt, bleibt noch etwas Zeit für weitere Fragen.
Jonas: Du bist in den sozialen Netzwerken sehr aktiv, deine offizielle Fanpage auf Facebook zählt über 80.000 Likes, dein privater Account über 40.000 Abonnenten. Wie kam es in so kurzer Zeit zu diesem rasanten Anstieg? Toni: Ehrlich gesagt kann ich es mir auch nicht wirklich erklären. Ich habe damals einfach alle Fotografien und Zeichnungen hochgeladen, die ich so gemacht habe, weil ich wissen wollte, wie meine Werke ankommen.
Zwar fanden viele Leute meine Sachen gut, aber es gab trotzdem einige, die mir unterstellt haben, die Zeichnungen hätte ich nicht selbst angefertigt. Um diesen Leuten also zu beweisen, dass tatsächlich ich derjenige bin, von dem die Werke stammen, habe ich mich etwa vor einem halben Jahr selbst beim Zeichnen gefilmt und den Clip in Zeitraffer bei YouTube online gestellt. Das Video zeigt in wenigen Minuten den Entstehungsprozess vom weißen Blatt Papier zum fertigen Bild, was in Echtzeit mehrere Stunden dauert. Daher nennt man so einen Clip auch „Speedpainting-Video“. Ich musste damals eh eine Projektarbeit für die Hochschule anfertigen – da konnte die Kamera einfach mitlaufen! Irgendwie haben dann ganz viele Leute das Video geteilt oder den Link gepostet, weshalb es innerhalb von nur einer Woche schon 20.000 Klicks hatte. Das hat mich so in dem bestärkt, was ich tue, dass ich dann weitere Speedpainting-Videos gedreht und hochgeladen habe.
Jonas: Wie äußern sich die Reaktionen der Menschen, wenn du dich und deine Arbeit öffentlich so präsentierst? Toni: Ich bekomme sehr viele, nette Nachrichten, die aber ganz unterschiedlich sind. Die einen schreiben mir beispielsweise, wie sympathisch sie mich finden, die anderen wollen dagegen eins meiner Bilder kaufen. Wieder andere senden mir lange und äußerst persönliche Texte, in denen sie mir erzählen, wie sehr sie meine Arbeit berührt. So etwas zu lesen ist natürlich wunderschön und ehrt mich sehr. Jonas: Verkaufst du öfter etwas von dem, was du geschaffen hast? Toni: Ja, ab und zu trenne ich mich von einem meiner Werke – oft aber schweren Herzens. Deswegen ist der Kaufpreis für mich auch eher eine Art Schmerzensgeld, weil ich sehr an meinen Bildern hänge.
Ich bin aber sehr zurückhaltend, wenn es darum geht zu erzählen, was meine Bilder kosten. Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass einige Leute die Preise für übertrieben halten. Sie sehen einfach nicht, wie viel Arbeit in so einem Bild steckt und wie hoch allein die Materialkosten sind.
Kein Burger ohne Dessert, kein Sommertag ohne Eis! Wir zahlen also, stehen auf und erblicken nur wenige Meter von uns entfernt vor einem Café eine große Tafel mit der Aufschrift „Eisschokolade“. Oh ja! Das muss jetzt sein! Und so lassen wir uns auch schon im Handumdrehen in die tiefen und gemütlichen Sessel des freundlichen Cafés fallen, schlürfen Eisschokolade und sind glücklich. Die Nachmittagssonne haben wir draußen angebunden, sonst hätten die Sahnehäubchen auf unseren Desserts wohl kaum eine Chance gehabt.
Es ist schön, Toni zuzuhören, ihm zu lauschen, wenn er sich darin verliert, von Farben, Aquarellen und Papier zu schwärmen. Die Begeisterung steht ihm förmlich ins Gesicht geschrieben: Sein bedingungsloses Lächeln und die aquamarinblauen Augen lassen zu keiner Zeit einen Zweifel aufkommen, wofür sein Herz schlägt. Auch wenn wir gerne noch etwas lauschen würden, brechen wir wieder auf. Denn jetzt, am späten Nachmittag, ist das Licht für Fotos am schönsten. Wir steigen also wieder in unseren Van und fahren ans Falkensteiner Ufer - die letzte Station unserer kleinen Hamburgreise.
Jonas: Du wurdest letztes Jahr an einer Hamburger Kunstschule angenommen und studierst dort seitdem Kommunikationsdesign. War für dich von Anfang an klar, dass du auch beruflich in den Kreativbereich steuern willst?
Toni: Ja, eigentlich schon. Ich mag kreatives Arbeiten sehr, da fühle ich mich einfach sicher – viel sicherer als etwa in den Naturwissenschaften. Ich möchte mich aber nicht auf eine bestimmte Kreativrichtung festlegen, weil ich mich nicht allein durch Zeichnen ausdrücken will, sondern beispielsweise auch durch Fotografie, Grafik oder Illustration. Ich muss aber sagen, dass ich mir bewusst sehr viel Zeit mit der Entscheidung gelassen habe, an der Kunstschule zu studieren – obwohl ich bereits angenommen wurde, bevor ich überhaupt meinen Schulabschluss hatte. Erstens lasse ich mir eh gerne viel Zeit bei wichtigen Entscheidungen und zweitens sind die Gebühren sehr hoch. Ich wollte meine Eltern nicht unnötig belasten, wenn ich mir selbst nicht hundertprozentig sicher bin. Am Anfang waren sie auch wirklich etwas skeptisch. Aber als sie im Internet gesehen haben, welchen Zuspruch meine Werke bekommen, haben sie mich in meiner Entscheidung bestärkt und mir ihre volle Unterstützung zugesagt.
Jonas: Hast du schon einen ungefähren Plan, was du machen willst, wenn du in zwei Jahren deinen Bachelor in der Tasche hast? Toni: Ich denke, ich werde auf jeden Fall versuchen, noch meinen Master in Kommunikationsdesign dranzuhängen. Was ich aber mal machen will, wenn ich endgültig fertig bin mit meinem Studium, weiß ich noch nicht. Vielleicht verschlägt’s mich ja in eine Werbeagentur oder ich mache mich selbständig – ich mag’s nämlich nicht so gerne, nach der Nase von jemand anderem zu tanzen. Toni lacht.
Jonas: Du modelst auch neben deinem Studium. Wie kam‘s dazu? Toni: Modeln war immer ein schon ein großer Traum von mir. Da ich mich in den letzten Monaten aber sehr auf mein Studium konzentriert habe, war irgendwie nie der Gedanke da, diesen Traum vielleicht Realität werden zu lassen. Aber als ich bemerkt habe, dass ich - selbst ohne Agentur - ein paar kleinere Modelaufträge bekommen kann, habe ich mich entschieden, es doch mal professioneller anzugehen. Ich finde es einfach toll, so viel rumzukommen und neue Menschen kennenzulernen. Ich bin auch endlich bei der Agentur unter Vertrag, bei der ich mich als allererstes vorgestellt habe: die Kult Model Agency. Darüber freue ich mich wie ein kleines Kind!
Jonas: Wie entsteht eigentlich bei Toni Gabriel Mahfud ein neues Werk? Wie arbeitest du, was inspiriert dich? Toni: Bevor ich anfange zu zeichnen, nehme ich ein weißes Blatt Papier und mache mir Musik an. Es gibt einfach wenig, das mich mehr in meiner Arbeit inspiriert als schöne Musik - ohne Musik könnte ich wahrscheinlich keinen einzigen Strich zeichnen. Ich versuche immer, die Stimmung der Musik aufzugreifen und in das Bild einfließen zu lassen.
Wenn ich beispielsweise im TV oder Kino ein Lied höre, das ich mag, habe ich sofort den Drang in mir, etwas Passendes dazu zu zeichnen. Am besten kann ich irgendwie zu klassischer Musik aus Film-Soundtracks arbeiten, die setzt sehr viel in mir frei. Das Schlimmste ist, wenn ich nicht genau weiß, wie ein Stück heißt, das ich gehört habe, und ich es nirgends finden kann. Dann müssen alle meine Freunde helfen, das Lied zu suchen. Ich finde einfach keine Ruhe, solange ich nicht weiß, was es war, und ich es mir wieder anhören kann.
Am Falkensteiner Ufer angekommen, lassen wir uns erst einmal in den feinen Sand fallen und strecken die Füße ins Wasser. Wie schön ist es hier, wie wunderschön!
drei nun am Wasser und lassen den feinen Sand durch unsere Hände rieseln.
Aber lange ausruhen können wir nicht, zu perfekt ist jetzt das Licht. Ole Westermann schnappt sich kurzerhand die Kamera und fängt an, Toni zu fotografieren. Ein Bild nach dem anderen entsteht.
Und während wir stumm den Wellen lauschen, wissen wir, dass wir diesen Moment für immer festhalten werden. Was für eine wunderbare Reise!
Eine Stunde später. Ole hat gerade seine Kamera verstaut und das Equipment zusammengepackt. Während über uns die Möwen kreischen und das Elbwasser sanft ans Ufer rollt, funkeln Toni’s aquamarinblaue Augen mit der Abendsonne um die Wette. Gemeinsam sitzen wir
Wir schweigen.
Dieser 19. August war tatsächlich der heißeste Tag des Jahres. Und der schönste.
m a n a j l DT E G E WA N N A T R UDIE N. A LT, S T E R GIESSE H N A I J T 4 B 2 E ND L TZ IST HAFT U A LIPPI C L S I N M E S A JA N RW I S T H E AT E
a l i m z t i p p li
z t i p p i l a l i m jana
g e i l f . n e reg . staub e m b채u
. n ge b.
Wir wollen nicht konkret sein, das können wir uns nicht leisten. Wenn ich lange genug rausschaue, sehe ich, wie die Bäume vor dem Fenster grün werden und deshalb gehe ich weg. Kannst du dich an gestern erinnern?
Es ist natürlich die Sehnsucht. Du kannst hier stehen und auf’s Wasser schauen und an gestern denken, oder du gehst weg und dann denkst du an morgen, vielleicht sogar an heute. Es geht um ein Gefühl oder so. (Wenn du dich umdrehst, was siehst du dann?) Wir suchen und wir finden nichts, aber das stimmt natürlich nicht. Ich renne also los. Vor mir das Wasser neben uns die Straßen hinter dir die Menschen. Und dann? Wonach riecht es?
Ich halte mein Ohr an die Scheibe und ich horche. Vielleicht schaust du auf’s Wasser und ich in dein Gesicht. Wir schwitzen, bestimmt schwitzen wir. Wir sind auf einem Schiff oder in einem kleinen staubigen Zimmer oder. Vielleicht ist es ein Bus und die Scheibe ist ganz kühl, obwohl es stickig ist. Aber. Wir wollen nicht konkret sein. Es ist die Sehnsucht, natürlich ist es die Sehnsucht. Morgen geh ich weg. Verschmierte Scheiben und dann zwei Menschen. Regen. Fliegen. Bäume. Staub.
r o m le
PIEL C H AU S S , T L A RE 22 JA H T S I BURG. U M E A L H Z T N I I BT MOR UND LE
ER
z t i r eu
u e l z t i mor
t t i r h c s i e w z s u a r vo Ich bin 22, Schauspieler aus Hamburg und befinde mich auf einer endlosen Reise. Alles begann damit, den inneren Motor zu finden. Ohne Motor kein Antrieb, ohne Antrieb kein Start, ohne Start kein Vorankommen und ein ständiges Auf-der-Stelle-Treten.
spiriert. Ich denke, dies ist das perfekte Buch für jeden! Ob nun Bäcker, Maler, Musiker, Schauspieler usw. Sobald der Glaube an sich selbst wieder hergestellt ist, hat man zumindest eine Grundlage, auf der man aufbauen kann.
Diese Suche war in meinem Leben eine längere Phase. Nicht wissen, warum und wofür man etwas tut - ein Nichtverstehen. Für mich war es eine Suche nach Zeichen, Zeichen die mir sagen, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Schwierig ist es, wenn keine auftauchen, oder man sie noch nicht zu deuten weiß. Jeder braucht da seinen eigenen Richtungsweiser. Man muss diese Zeit voller Zweifel an sich selbst und seinen eigenen Fähigkeiten wohl einfach überstehen, bis man sein Zeichen gefunden hat. Meiner Meinung nach die erste Reifeprüfung.
Dann ging es, in meinem Fall, ans Vorsprechen:
Sobald man diese erste Hürde überstanden hat, kann es eigentlich nur bergauf gehen, denn mit Abschluss dieser Phase kommt auch der Glaube an sich selbst zurück. In meinem Fall hat mich der Roman „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach auf meine Reise gebracht und mich in meinem Handeln in-
Das Suchen und Finden der Vorsprechrollen, ein Nicht-wissen was auf einen zukommt, harte Arbeit an sich selbst, ein An-die-eigenenGrenzen-Stoßen und immer wieder mit sich selbst aufeinander prallen. Doch sobald man sein erstes Vorsprechen absolviert hat und auch mal eine Runde weiter gekommen ist, merkt man erst, wie unvergleichlich dieses Gefühl doch in Wirklichkeit ist. Man lässt sich den Spaß ja schließlich einiges kosten: 25 bis 30 Euro Prüfungsgebühr, dazu kommen die Hin- und Rückfahrt. Alles nur, um wahrscheinlich eh nicht genommen zu werden, obwohl dies natürlich auch eine Sache der inneren Einstellung ist. Irgendwie verrückt, aber zu 100 % süchtig machend. Man sollte immer Zettel und Stift dabei haben, um das feedback der Kommission mitzuschreiben.
F OTO : M A R C LO N T Z E K
tte Manchmal ist es nur ein Wort, das Aufschluss gibt und weiter führt. Niemals aufgeben! Das ist das Wichtigste, egal wie niederschmetternd die Kritik auch ist. Man muss immer das Positive herausziehen und nicht hinfallen, sondern immer weiter laufen, egal wie schwer es einem auch fällt. Neben der Arbeit an sich selbst und der Selbstdisziplin sollte man sich in Jugendtheatervereinigungen anmelden, um mit anderen zusammen zu spielen und um das Spiel mit dem Partner zu trainieren. Viele solcher Gelegenheiten sind gute Plattformen, um sich auszuprobieren, neue Leute kennen zu lernen und eine gewisse Routine zu bekommen.
Schwert und Schmied zugleich ist. Man muss dafür kämpfen, was einen glücklich macht, Tag für Tag. Man muss sich treu bleiben und darf sich selbst nicht verlieren. Man sollte es einfach machen! Sich trauen, ohne Rücksicht auf Verluste. Schauspiel ist eine endlose Reise, für die man sich entscheiden muss. Man kann nicht einfach umdrehen. Es ist wichtig zu wissen, dass es eine Lebenseinstellung ist. Entweder ganz oder gar nicht, nur ein bisschen Mitschwimmen funktioniert nicht.
Es wird immer Menschen geben, ob aus dem Freundeskreis, Familie etc., die nicht verstehen, was man tut, warum man das tut, wofür man es tut und wie hart die Arbeit eines Schauspielers doch ist. Vor allem, wenn man erst am Anfang seiner Reise steht. Solange man aber 100%ig hinter dem steht, was man tut und wie man es tut, kann man es sich von niemandem schlecht reden lassen.
Was ich in letzter Zeit gelernt habe ist: Egal in welche Richtung man einen Schritt geht, ob im Casting, bei der Suche nach einer Agentur oder dem Vorsprechen: Man muss immer ein bis zwei Schritte im Kopf voraus sein, um den Überraschungseffekt auf seiner Seite zu haben. Man muss wissen, was man will, wie man an sein Ziel kommt und was dafür notwendig ist, denn es gibt unglaublich viele, die genau dasselbe wollen. Sei schneller und besser, mach mehr und sei früher am Ball, später wirst du es zurückbekommen.
Niemand wird auf einen zugehen! Man muss sich darüber im Klaren sein, dass von nichts rein garnichts kommt und dass man sich
Egal welche Reise du antrittst, sei dir darüber im Klaren wo sie hinführt und vertraue auf deinen inneren Reiseführer!
an ä h sc
F OT O G
R
T ÄFER IS H C S A IN. ANJ IN BERL T B E L ND AFIN U
a j n r e f 채
n e g e w e b s i e r
er f ä h c anja s „Leb‘ wohl, Haus. Leb‘ wohl, altes Leben!“ Diese Sätze der Figur der Anja aus Anton Tschechows „Der Kirschgarten“ haben mich schon immer fasziniert. Sie stecken voller Neugier und gespannter Vorfreude auf das Neue und zugleich transportieren sie die Melancholie und Traurigkeit des Abschieds. Gerade geht eine intensive Zeit zu Ende und genau dieses Gefühl begleitet mich diese Tage. Hier ein Ausschnitt aus den vergangenen zwei Jahren: Zusammen mit Edgar, Anna, Nike und Freunden aus dem Haus durchlebten wir einen intensiven Sommer und Winter am Ende der Weser in Neukölln. Edgar hätte gern in der Zeit die „Station 12“ in der stillgelegten Eckkneipe gegenüber eröffnet, um all die Neuköllner und Berliner Patienten, wie er sagte, zu versorgen, aber dann hat sich dort ein verrückter Altprofessor mit viel Bargeld und
Verwahrlosung eingerichtet und sich seiner Messieleidenschaft gewidmet. Der Laden ist nun unbrauchbar geworden. Aber das ist eigentlich eine ganz andere Geschichte. Und irgendwie hat doch alles miteinander zu tun. In dem Sommer lüfteten wir auch das Geheimnis von Edgars Nachbarin, Frau Töhns. Nach einer exzessiven Geburtstagsparty am 15. August 2010, Edgars 49. Geburtstag, rief Stefan aus dem Haus, „der Lehrer“ wie wir ihn alle nennen, endlich die Polizei. Davor hatten wir schon ein halbes Jahr ab und zu bei der Dame geklingelt und uns bei der Nachbarin, Frau Schröder von gegenüber, merkwürdige Geschichten über die abrupte Abwesenheit ihrer Bekannten angehört. Doch die erstmals am Abend zuvor geäußerten Zweifel, dass die Dame ja keine Angehörigen hatte, brachte uns zum Handeln. Beinahe wäre ich am Abend volltrunken über den Balkon geklettert, um mal nachzusehen.
nde se Es kamen Polizei und Feuerwehr und hämmerten mit lauten Schlägen, die durch das ganze Haus hallten, auf die verschlossene Tür ein. Während ich meinen verkaterten Kopf unter den Wasserhahn hielt, wurde mir völlig klar, dass Frau Töhns seit einem Jahr nirgendwo anders hätte sein können als in ihrer Wohnung. Als ich anschließend die Treppe hoch ging und Anna mir mit verzweifelt verzerrtem Gesicht entgegenkam, war auch jeder restliche Zweifel ausgeschlossen. Einige Monate später verschwand auch noch der Türke, der zur anderen Seite von Edgars Wohnung wohnte. Ich hatte mich noch mit ihm ausgetauscht, über unser gemeinsames Entsetzen des einsamen Todes der alten Dame, und dann verschwand er. Wir dachten, er wäre zu seiner Familie in die Türkei gefahren, und waren alle ein bisschen enttäuscht und irgendwie besorgt, dass er uns nicht Bescheid gegeben hatte, bei all dem was passiert war. Nach Weihnachten, irgendwann im Frühjahr, als Edgar dann für ein, zwei Wochen nach Island fuhr, ging Trizzi, Stefans Freundin, zur Polizei und bekam heraus, dass auch Herr Eyvaz im Oktober verstorben sei. Allerdings im Krankenhaus.
Währenddessen stapelte sich im Hinterhof schon der Müll seit Wochen. Der Schnee tat sein übriges und ließ den Hof, außer kleiner Gehpfade zum Seitenflügel, unpassierbar zurück. Als wäre das noch nicht genug, räumte unsere verbrecherische Hausverwaltung einige Tage vor Weihnachten eine Wohnung im Hinterhaus und entlud den kompletten Inhalt des ehemals Wohnhaften auf dem Gehweg vor dem Hauseingang. Samt Pornos und Essensresten. Nach einigen Wochen räumte die Stadt Berlin endlich den riesigen Haufen aus Schnee, Wohnungsinhalt, vergangenem Leben und Scheiße weg. Und dann kamen die Weihnachtsbäume. Die Tode im Herbst und der Berliner Winter, unsere kleine dunkle Wohnung im Erdgeschoss an den Ausläufern der Weserstraße, das Haus mit all seinen Energien, das Atelier gegenüber mit Nike, die dort lebte und arbeitete, und das mittlerweile auch zu Annas und meinem Arbeitsraum geworden war - all das machte diese Zeit zu einer bewegenden Reise. Wir tranken viel, verzweifelten, lachten, weinten und feierten exzessiv und versuchten an unseren eigenen Themen, sei es fotografisch, nähend, schreibend, trinkend, vermeintlich liebend oder verzweifelnd, weiterzuarbeiten.
LT, NZ. AHRE A J 5 2 O N S TA K T S I N I R T E B D LE STEPP RIN UN E MIRIAM N G I S SDE K AT I O N I N U M KO M
ein r u e n a l f d a t s ß o r g n u h c ds Die Straßen locken, leiten, brodeln. In engen Gassen flüstert es aus dunklen Fenstern. Verhangene Geheimnisse hinter Glas. Wuchtige Fassaden brüllen dem strampelnden Leben glitzernde Auslagen entgegen. Konsum ruft mit dröhnendem Bass nach drinnen. Benzingeruch mischt sich mit heißem Teer, Essensdüfte wirbeln um die Ecke. Feuchte Kälte schleicht aus Kellerfenstern um die Beine. Es surrt, es brummt, es quietscht und murmelt, es raschelt und knistert, hupt und wummert. Das Leben in der Stadt. Meine Reise ist ein Abenteuerspielplatz. Ein Erkunden mit Leib und Seele. Eine Suche nach dem ganz persönlichen, richtigen Platz. Ein Streunen, Flanieren und Umherwandern. Das Gewohnte verlassen und den Lebensmit-
telpunkt in die Fremde verlagern. Einen Ableger bilden. Wurzelwerk neu keimen lassen. Das Ziel – die Stadt, der Großstadtdschungel, das Gebiet der vielen unerforschten Kleinigkeiten. Meine Reise beginnt mit einem Buch. Es möchte neue Wege gehen, abseits des Bekannten. Blickwinkel erweitern, Wahrnehmung auf Kleinigkeiten richten. Es packt einen Koffer voller Möglichkeiten, sich durch den fremden, urbanen Raum zu bewegen und ihn zu erfahren. Alle Sinne werden für das betretene Neuland geschärft. Zielgerichtet sehen lernen – erst mit den Augen, dann mit allen Sinnen und schließlich durch den Sucher einer Kamera.
im dtl e ng
r e p p e t s m a i mir
Die Augen tasten das Neue ab, der Kopf übersetzt es mithilfe der Hände in Linien und Flächen. Interagieren mit den Bewohnern, sich auf sie einlassen, Fragen stellen, Geschichten erfahren. Schreiben. Konservieren und Erlebtes weitergeben. Eine Großstadt als Lebensraum und Wohnort kennenzulernen, erfordert es, sich mitten ins Leben darin zu stürzen. Orte mit Herz und Seele begreifen. Schandflecken, Wunden und Narben. Intime Winkel. Bewohner. Dunkle Ecken, menschengeflutete Plätze. Unvorhersehbar, zufällig, willkürlich. Den Zufall entscheiden lassen. Die Kontrolle abgeben und die Chance gewinnen unbekanntes
Terrain zu erkunden. Dank Zufall, über das hinwegsteigen, was die Gewohnheit in den Weg legt. »Der Weg ist das Ziel.« Wo will ich eigentlich hin? Was suche ich? Was erwarte ich und was erwartet mich? Auf der Reise sammle ich Antworten, die sich nach und nach zu einem Bild vermengen. Beim Reisen geschieht ein Zusammentreffen. Der Mensch reagiert auf das neue Umfeld, die Stadt auf ihn. Meine Reise ist die Suche nach einer Symbiose dieser beiden Teile. Mein Buch ist ein Leitsystem des Flaneurs im Großstadtdschungel.
E JENNIF ERIN DESIGN
UNI , KO M M T L A E AHR AIN. S T 24 J I R E G T AM M E R U F R ZI K RAN BT I N F E L D N NU
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bis d n i w r de e r d h sic Meine Reise beginnt Ende des Jahres, wenn die Prüfungen vorbei sind und die Zeit gekommen ist, unabhängig zu sein, sich mehr mit sich selbst und dem Leben beschäftigen zu können. Eine neue Welt entdecken, dem tristen Alltag den Rücken zu kehren und möglicherweise dabei auch den Ort finden, an dem ich mein Kreativum voll ausschöpfen kann. An einem Ort, an dem ich geduldiger und allzeit bereit sein kann für jede Erfahrung, für jede Kritik und jede Freude. Es wird kein leichter Weg sein, aber Brise für Brise werde ich dem entgegen trotzen. Bis ich meinen Fuss hinaus in die Welt gesetzt habe, bewege ich mich weiter fortan im Strom. Was wird auf mich zukommen, wenn der Wind sich dreht?
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r e g e i z r e f i n jen
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o i r t f ö h r HEN T, A N G E L A E R JA H . T I S T 19 F Ö RFORD H E R H E T N I S DÜ L E BT MARIO NT UND E D U T S RAFIEF OT O G
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F OTO : M A R I O D Ü S T E R H Ö F T
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t f ö h r düste Meine Reise ins Ich beginnt mit dem Verlust meiner Seele, Ich kann‘s weder fassen, noch greifen, doch ich lebe. Ein Blick in den Spiegel wirft die nächste Frage auf, Bin das ich oder wessen Gesicht hab‘ ich da auf ? Ich bin so hässlich, am liebsten würd‘ ich mich aufreißen, den ganzen Mist suchen und den Dreck aus mir rausschmeißen. Ein Bild spricht Bände, doch ein Band spricht nicht, Ich habe ein Gesicht und es passt mir nicht. Ich fühl‘ mich immer super und bin top drauf, bis ich an einem Spiegel vorbeilauf‘. Die Formel um das Selbstbewusstsein zu errechnen, kannt‘ ich mal auswendig bis zum Erbrechen, Doch dann kam die Krise mit mir selbst, Die Rechnung ergibt Null, komisch dass du zu mir hältst.
jo t s l ko
AN MUSICI D L O EAR A 28-Y . S I P U BERLIN STR N I L G O K N I N V ST LI JOHAN I O LO G I B L L E AND C
n n a h o p u r t
P H OTO : J E S S E F R O H M A N
g n a h a c fm o
p u r t s l o k n n joha Key: The (external) environment I define as the physical surroundings as well as the people populating these physics. Twice I’ve pulled up the stakes and moved on to a new country. Every time it’s been, not only a physical, but also a journey of the mind. No matter how challenging things have been, I’ve never regretted a single day. I was raised in a small town named Skive in Jutland, Denmark. I grew up in a rather closed environment with the only input from the outside world being television and the Eastern European Circus visiting once a year. As I entered my teens the city grew too small in size and mind and as soon as I had the chance I left. Through the last eight years I’ve lived in London, Copenhagen, New York City and now Berlin, which has changed me as a person.
Leaving home is to me a rush of expectation, doubt and excitement with a pinch of melancholy. There are other social rules that apply and different ways of doing things in different cultures, which forced me to reorganize my understanding of The World. I went from being part of a well-known social community to being a humble foreigner without any social network. I had to find my guts and build up everything from scratch. After the first couple of weeks, where everything was great, my excitement turned into a sweet mellow feeling of loneliness. However I slowly got a new network of friends that inspired me in new ways and developed me both as a musician and a person. A strong feeling of optimism and belief in the future engaged me. Further being in the US got me to believe that everything is possible if you work hard for it.
ge d n i m Through my 20s I experienced how places can’t always keep up with the personal development that we go through mentally as well as physically. When I first moved to Copenhagen back in 2005 the place was almost mythic; so many interesting people and there were several plus 30 storages high buildings! It was a magic time because my personal development, at age 21, really started to kick in, with a strong feeling of independence that made the city my best friend. As I grew older in body and mind my strong love for Copenhagen wore out and the streets became more regular than magic. The last bid of love flew away on the summer wind upon my return from the city of them all, New York in 2012. Moving out is vivid and inspiring experience that has equipped me with a broader view on the big world surrounding little Denmark.
When I encountered worldviews that I couldn’t follow I forced myself to keep an open mind toward other people’s outlook. Leaving the safe and well-known environment that I grew up in, didn’t only allow me to understand the world that I live in, but also myself and the part that I play in it. This insight has simply made me a happier person. I believe that changing your external environment goes hand in hand with a change of mind, and that the change of your mind longs for a change in the environment. Finally I’m certain that this wanderlust is an intrinsic part of the human being and that you by nature crave to seek new horizons whether you’re ready to except it or not for one reason or the other.
T, HRE AL
f e st i l t r e h MODED
4 JA G IST 2 N I L T R . IE HE BRÜHL N S T E FA N I T B E DL RIN UN ESIGNE
e i n a f g in STEF W W W.
A
LING T R E H NIE
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, e g a y vo age y o v
g n i l t r e h e i n a f ste
Mit 16 stand mein Plan fest: nach dem Abitur würde das Modesdesign-Studium kommen, zwischendurch würde ich im Ausland leben und nach dem Studium mit 24 würde ich dann komplett ausziehen und nach Paris gehen. Soweit so gut, mein Studium habe ich abgeschlossen und vor kurzem bin ich 24 geworden. Bis hierhin funktioniert der Plan. Momentan befinde ich mich in einer schleppenden Bewerbungsphase. Mein Traum war es für sehr lange Zeit nach Paris zu gehen, dort zu arbeiten und alt werden. In meiner Wunschvorstellung würde ich abends auf meinem kleinen Balkon sitzen, einen kräftigen Rotwein trinken und im Hintergrund würde la chanson française laufen. Morgens würde ich den Tag mit Le Parisen, einem großen Kaffee und einem Croissant aus der Boulangerie von nebenan beginnen. Dann würde ich mich auf den Weg zu meinem Arbeitsplatz auf der Rue Cassette machen... Nungut, mittlerweile weiß ich, dass es so nicht laufen wird. Außerdem habe ich zu
diesem Zeitpunkt genauso Lust auf London, New York, Sydney oder Mailand. Es muss und sollte auch nicht mehr für immer sein. Am liebsten würde ich von jeder Stadt und dem dazugehörigen Land einen Teil mitnehmen. Einen Teil der sich in neuen Freundschaften, Inspirationen, Erfahrungen, Herausforderungen, unvergesslichen Momenten, Kontakten, der großen Liebe (?), Höhen und Tiefen, Veränderungen... irgendwann in meinem Leben widerspiegelt. Als Kind habe ich mir oft gewünscht auf eine Zeitreise in die Vergangenheit zu gehen. Heute würde ich in die Zukunft reisen wollen, um zu sehen was ich in 20, 30, 40 Jahren erreicht habe, wo ich gelandet bin, wie sich die Welt und Technik entwickelt hat und wie es meiner Familie und meinen Freunden geht. Doch letztendlich ist die Ungewissheit auch irgendwie reizvoller. So kann ich alles auf mich zukommen lassen und meinen jetzigen Plan verfolgen: “Voyage, voyage“ – „Mach dich auf die Reisen“. Reiseziel: offen.
r e s o z o b
r a d r k o D
N FAS H I O D L O EAR A 25-Y S I K O Z E Y. R BO / TURK L U S E R DA B N S TA ING IN I V I L R E ESIGN
I spent my childhood all around Turkey because of my parent‘s occupation. Then I started to live in Istanbul to pursue my dream of becoming a fashion designer. It seems Istanbul is my final destination. All things including fashion inspire me and I don‘t ignore any subject that enables me to use my creativity. I am in a place of my life where everything feeds me visually. This is why if I‘m told: „Let‘s go“ I want to follow that adventure and travel all around the world for it. I am becoming more and more confident that I can use my talents and experiences in order to „create“. The path that I have chosen is a road of Fashion. There is no way I can separate that passion from my personality and my whole being. I am following my way and I am curious where this path will lead me someday.
l a u s i v g n i d e fe
k o z o b r a d r e s
P H OTO : Y E S I M Ö Z Ü G E L D I
JE
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ND D E R BA N I R E G SÄ N . IST IST E W R BERLIN E N F I I T N B N JE D LE OCK UN T S O R NNIFER
r e f i n n e t
w e i v r e int
n i e k r p m o k
ne e s s i m ro I N T E RV I E W: J O N A S M E Y E R & K AT H A R I N A W E I S S F OTO S : LU K A S L E I S T E R
Friedrichshain an einem Nachmittag im August. Es ist einer dieser Tage, an denen man eher an Übergangsjacken denkt als an Schweißausbrüche. Irgendwie kann sich das Wetter heute nicht zwischen heiter und wolkig entscheiden, der Himmel schwankt im Stundentakt von Grau zu Blau und wieder zurück. Gemeinsam mit Katharina Weiß sitzen wir vor einem lustigen Kinder-Eiscafé und besprechen die letzten Details für das bevorstehende Interview mit Jennifer Weist, der Frontfrau der Band Jennifer Rostock. Schon seit Monaten haben die erfolgreiche Jugendbuchautorin und wir gegenseitig reges Interesse an einem gemeinsamen Projekt bekundet, das heute mit Erdbeereis beginnen und mit Weißweinschorle enden soll.
Es ist kurz vor 17 Uhr, wir schlendern langsam los. Nur wenige hundert Meter entfernt von hier liegt die Wohnung der jungen Sängerin, die wir gleich zum Shooting und Interview treffen. Wie gerufen ändert der Himmel plötzlich seinen Farbstatus und beschert uns wunderschöne Nachmittagssonne. Na bitte, geht doch. Da sind wir auch schon. Jennifer biegt mit einem großen Strahlen auf dem Gesicht um die Ecke und steuert auf uns zu. Nach einer kurzen, aber herzlichen Begrüßung spazieren wir gemeinsam in Richtung eines kleinen Parks, wo Lukas shooten will.
Jonas: In den letzten Jahren ist viel passiert in deinem Leben. Man könnte fast von einer langen musikalischen Reise sprechen... Jennifer: Ich weiß nicht, ob ich das unbedingt als eine Reise ansehe, weil ich ja eigentlich nur das getan habe, was ich immer schon tun wollte. Irgendwann war einfach der Zeitpunkt da, an dem ich gemerkt habe, dass unser Ding wirklich funktioniert, dass die Leute einen gut finden und dass man damit sein Geld verdienen kann. So einen Moment zu erleben ist natürlich voll geil, also macht man weiter. Es werden einem nämlich plötzlich Dinge ermöglicht, die man nie hätte machen können, würde man diesen Beruf nicht ausüben – wie beispielsweise unsere Konzerte in Brasilien über das Goethe-Institut oder auch die Auftritte bei Stefan Raab, die Zusammenarbeit mit Udo Lindenberg und vieles, vieles mehr – das kann man alles gar nicht aufzählen. Hmm, wenn ich mir diese Stationen alle so ansehe, ist das irgendwie doch wie eine Reise.
Katharina: Der Roadtrip des Lebens quasi... Jennifer: Ja, absolut. Jonas: Du hast gerade von dem Zeitpunkt gesprochen, an dem du gemerkt hast: Jetzt läuft’s. Erinnerst du dich an diesen speziellen Punkt? Jennifer: Eigentlich ist das Ganze ja eher ein Prozess. Aber ich erinnere mich an einen ausschlaggebenden Moment: Wir hatten mal zwei Tage hintereinander in Bad Segeberg gespielt. Am ersten Tag waren etwa zwei zahlende Leute da, am zweiten Tag gefühlt fünf zahlende Leute. Wieder einen Tag später haben wir dann am Bundesvision Song Contest teilgenommen. Als unmittelbar danach unsere Tour anfing, hatten wir plötzlich 250 Leute in der Halle anstatt fünf. Das war schon ein krasser Moment.
Ich habe zwar keine Ahnung, welche Auswirkung genau der Songcontest auf Ticket- und CD-Verkäufe hatte, aber es war total spannend – denn von da an ging es bergauf. Jonas: Hattest du vorher das Gefühl in deinem Leben, nach exakt so einem Moment zu suchen – nämlich damit dein Geld zu verdienen, was du liebst? Jennifer: Um ehrlich zu sein, hatte ich nie das Gefühl, dass es wirklich klappt. Deshalb habe ich auch nicht bewusst nach solch einem Moment gesucht. Als Joe und ich damals aus Mecklenburg-Vorpommern nach Berlin gekommen sind, haben wir uns zwar gesagt: Ok, das muss jetzt funktionieren, wir haben nur ein Jahr Zeit, sonst reicht das Geld nicht. Wir wussten: Jetzt zählt’s. Aber dann gab es ganz viele Momente, in denen man am liebsten abgebrochen hätte und gerne wieder zurückgegangen wäre – obwohl ich mich persönlich nie mit
einem Plan B auseinandergesetzt habe, was ich dann gemacht hätte. Als aber unmittelbar nach dem Buvisoco unsere Tour anfing, haben uns die Leute plötzlich gefragt: „Wie ist das denn so, wenn man sich selbst im Radio hört?“ Und wir dachten: Hä? Wie Radio? Wir haben uns da nie gehört. Oder: „Habt ihr das in der Zeitung über euch gelesen?“ Nö. Haben wir nicht. Wir haben auf unserer Tour nichts davon mitbekommen, was in der Presse abging, und wussten einfach gar nichts, gar nichts, gar nichts. Aber ganz allmählich ist es dann zu uns durchgedrungen und wir haben irgendwann gemerkt: Es klappt ja doch. Jonas: Ihr seid also total von eurem Erfolg überrascht worden? Jennifer: Oh ja.
Wir sind mittlerweile an dem beschaulichen Park angekommen und blinzeln der Augustsonne entgegen, die sich wärmend über unsere Gesichter legt. Wir laufen noch ein paar Schritte und bleiben an einer kleinen Mauer stehen, die den Park sorgfältig von der Straße trennt. Hat uns die Sonne bis auf die letzten Meter treu begleitet, wird sie nun durch die dichten Baumkronen alter Kastanien daran gehindert, uns mit ihrem wärmenden Licht zu übergießen. Trotzdem gelingt einigen ihrer Strahlen der Weg vorbei an Blättern, Zweigen und Ästen, was tanzende Muster aus Licht und Schatten auf unsere Gesichter malt. Jennifer posiert geduldig vor der Kamera und folgt Lukas’ Anweisungen. Etwas weiter entfernt hört man Kinder spielen, aus einem kleinen Brunnen plätschert Wasser vor sich hin. Was für ein friedlicher Nachmittag mitten in Berlin!
Katharina: Gab es unter den anderen Band-Mitgliedern jemanden, der all die Zeit die Motivation hochgehalten hat, dass es doch noch irgendwann klappt?
Jennifer: Die Band wurde ja von Joe und mir gegründet. Wir sind zwei völlig unterschiedliche Menschen, wissen aber genau, warum wir uns gerne haben, zusammenarbeiten wollen und diese innige Freundschaft zwischen uns besteht. Ich glaube, hätte einer von uns beiden das Ganze abgebrochen, dann hätte er gewusst, dass der andere dadurch nicht weiterkommt. Deswegen würde ich bezogen auf die Band auch nie etwas ohne Joe entscheiden und fände das auch komisch, weil wir uns seit dem Kindergarten kennen und ich, seit ich Musik mache, zusammen mit Joe Musik mache. Wir waren in schweren Zeiten immer füreinander da und haben sie gemeinsam durchgestanden. Ich würde also sagen, dass die Motivation ganz allgemein auch das Pflichtgefühl dem bzw. den anderen gegenüber ist. Insgesamt ist es so, dass wir uns innerhalb der Band alle aufeinander verlassen können, jeder hat irgendwie dabei so seine Aufgaben. Es ist total schön, so eine kleine Familie zu haben. Wir sind alle miteinander befreundet, unternehmen viel zusammen und freuen uns darüber, uns gegenseitig zu haben. Ich stelle mir das ziemlich schwierig vor, etwa als Einzelkünstler auf Tour zu gehen und
dabei niemanden zu haben außer die Crew und den Tourmanager. Lässt man die weg, haben wir jedenfalls immer noch uns. Jonas: War es damals problematisch, als eingeschworenes Duo auf die Suche nach weiteren Bandmitgliedern zu gehen? Jennifer: Wir sind eigentlich gar nicht richtig auf die Suche gegangen, die Jungs sind uns eher zugeflogen. Und mittlerweile hat innerhalb der Band jeder zu jedem eine sehr persönliche und eigene Beziehung. Es ist ja auch so, dass Joe und ich die Songs entwickeln und die anderen Bandmitglieder dann dazukommen. Aber die Stücke könnten ohne die drei Jungs nie so sein, wie sie letztendlich sind, da ganz viele Ideen einfach nicht von Joe und mir kommen können. Wir spielen eben keinen Bass, kein Schlagzeug und keine Gitarre. Es gibt auch irgendwie bei uns nicht diesen Stress, den andere Bands haben. Oft heißt’s bei denen nach einer Tour: „Wir müssen jetzt erstmal Abstand voneinander nehmen und uns um uns selbst kümmern.“ Das ist uns Gott sei Dank noch nie passiert.
Katharina: Glaubst du, dass Medien gerne einen solchen Stress in Bands hineininterpretieren, weil man den Leuten Action und Zickenkrieg bieten möchte? Jennifer: Ja, manchmal ist das bestimmt so. Deshalb finde ich die Fragen nach Stress in der Band auch so klischeehaft – ähnlich klischeehaft übrigens wie „Wie ist das denn so alleine unter Jungs?“ Mal ganz im Ernst: Wen interessiert denn sowas heutzutage noch? Aus dem Alter sind wir doch längst raus. Ich frage mich wirklich ganz tief in meinem Inneren, was die Jungs auf Tour anders machen würden bzw. wo sie sich mehr ausleben würden, wenn kein Mädchen dabei wäre. Nichts würden sie anders machen, absolut nichts.
Alle Fotos sind im Kasten, wir schlendern gemütlich zurück. Nach wenigen Minuten erreichen wir Jennifers Domizil und folgen ihr neugierig in den ersten Stock. Oben angekommen, betreten wir die äußerst gemütliche Wohnung der jungen Musikerin und dürfen in der Küche auf einem ausladenden, barocken Sofa Platz nehmen. Wow! Kaum sind wir in dem dicken Plüsch versunken, bietet uns Jennifer schon etwas zu trinken an. „Weißweinschorle?“ Weißweinschorle, gerne! Jonas: Als sich die Band damals so formiert hat, wie sie heute ist, gab es da bei euch allen eine bestimmte Idee davon, was und wie Eure Musik sein soll?
Jennifer: Nein, Joe und ich beispielsweise haben früher ganz andere Musik gemacht. Das war eher Soul und Jazz – nur bestehend aus Gesang und Klavier. Aber wir wussten in Bezug auf Jennifer Rostock, dass wir deutsche Musik machen wollen und dass wir Popmusik machen wollen – aber anders. Wir wollten dabei aber nicht Silbermond sein, wir wollten nicht Juli sein, wir wollten irgendwas anderes sein: Wir wollten wir sein. Ich wusste immer, dass ich schön singen, aber auch schreien kann, dass ich eine weiche, aber auch eine harte Stimme habe. Und ich wusste, dass ich all das, was ich kann, auch zeigen möchte. Wenn wir in einem Gesamtkontext gesehen werden, ist z.B. Baku eher der Punker und Alex mehr so der Indierock-Typ. Wir können alles irgendwie vereinbaren und sagen nicht:
„Ne ne, Leute, das Riff geht jetzt nicht, wir machen hier nur Pop!“ Für mich ist daher Jennifer Rostock einfach ein Zusammenschluss aus Musikern, die gemeinsam Musik machen, die geil ist. Punkt. Wenn wir mit verschiedenen Musikelementen spielen, gibt es nur das Auswahlkriterium „geil“ oder „nicht geil“. Und was geil ist, nehmen wir. Mehr darf es auch meiner Ansicht nach nicht geben. Katharina: Ich finde auf Eurer neuen CD/DVD „Live in Berlin“ das Feature mit Sido total interessant. Wer von euch ist darauf gekommen? Jennifer: Wir hatten uns überlegt, dass wir eigentlich aus allen Musikbereichen Features haben wollen – und Rap haben wir noch nie gehabt.
Sido kannten wir schon länger, und wir wussten auch, dass er uns ziemlich gerne mochte. Wenn man da nachfragt, sagt der also nicht unbedingt Nein. Und so war’s ja auch: Er fand es eine geile Idee – wie übrigens auch Felix von Frau Potz oder Jupiter Jones. Wir hatten bei allen das Gefühl: Das passt, das kriegen wir irgendwie zusammen. Denn gute Musik ist gute Musik.
Katharina: Gibt es in Deinem engeren Freundeskreis eigentlich auch viele Musiker? Jennifer: Wir lernen natürlich ganz oft andere Musiker kennen, die wir gerade auf Festivals immer wieder sehen und mit denen wir uns auch sonst einfach so treffen und auch mal zusammen feiern. Aber unser engerer Freundeskreis besteht eigentlich nicht aus Musikern, sondern aus Leuten, die ganz normalen Berufen nachgehen. Jonas: Stellt ihr an euch eigentlich fest, dass ihr persönlich und musikalisch am Projekt Jennifer Rostock gewachsen seid?
Jennifer: Ich für mich muss sagen, dass der Umzug nach Berlin die größte Veränderung war, die ich in meinem Leben durchgemacht habe – weil du dadurch einen ganz anderen Blick auf alles bekommst. Als Joe und ich beispielsweise damals Baku kennengelernt haben, saß er uns um 14 Uhr mit einer Flasche Sternburger in der Hand gegenüber. Das fanden wir erst irgendwie total ekelhaft. Du hast ja durch deine Herkunft aus einem 3.000-Seelen-Ort eine ziemlich eingeschränkte Sichtweise. Da muss z.B. jeder, der um 14 Uhr schon Alkohol trinkt, auf jeden Fall ein Suffi sein.
Aber irgendwann merkt man, dass es an den Menschen liegt und nicht an dem, was sie tun, machen, nehmen, was auch immer. Katharina: Ist ständiges Alkoholtrinken nicht ein ewiges Klischee bei Rock’n Rollern? Jennifer (lacht): Ja, manche Leute erschrecken richtig, wenn sie bei mir merken: Oh, die Frau ist ja gar nicht immer so. Klar gehe ich gerne feiern, aber genauso mag ich es, zuhause was leckeres zu kochen, mit meinem Hund zu spazieren, ins Kino zu gehen oder Zeit mit meinem Freund zu verbringen. Viele Leute wundern sich wirklich total, wenn man nicht diesem Klischee entspricht. Tja.
Was unsere musikalische Entwicklung angeht, muss ich sagen, dass man das ja selbst nie so richtig mitbekommt. Aber ich glaube, dass wir im Laufe der Jahre ein feineres Gefühl für Sound entwickelt und uns ganz allgemein ein größeres Wissen über Musik angeeignet haben. Nach wie vor gilt aber bei uns, dass wir selbst immer mit dem zufrieden sein müssen, was wir tun. Wir haben immer genau die Musik gemacht, die wir selbst gut finden, und ich glaube, dass die Leute uns auch genau deswegen mögen.
Jonas: Habt ihr musikalisch gesehen eine bestimmte Richtung, in die ihr euch entwickeln wollt? Jennifer: Ach, ich würde sagen, wir lassen uns da eher etwas treiben und schauen, wie man sich wohlfühlt und was dabei rumkommt. Es gab schon oft Situationen, in denen am Ende was ganz anderes rausgekommen ist, als am Anfang eigentlich geplant war. Der Song „Es ist nicht alles schlecht“ ist dafür ein gutes Beispiel. Er sollte eigentlich eine Ballade werden, hat sich aber dann zu etwas ganz anderem entwickelt, weil sich die neue Richtung einfach gut angefühlt hat.
Andererseits gibt es aber auch Songs, bei denen jeder von uns irgendwie schon nach einer halben Stunde ein schlechtes Gefühl hat. Dann heißt’s ganz schnell „Tschüss, Song!“ und das Teil ist weg. Jonas: Welche Musik inspiriert dich eigentlich persönlich am meisten?
Jennifer: Ich stehe auf sehr viele Sachen. Wie bereits gesagt, es gilt bei mir immer der Grundsatz: Gute Musik ist gute Musik. So lange es nicht das Schlimme mit den Trompeten ist, ist alles gut. (Jennifer lacht). Ne im Ernst: Ich gehe sehr gerne auf HipHopoder Hard Rock-Konzerte, aber ich kann auch gut zu Popmusik feiern und tanzen. FrĂźher waren die Foo Fighters meine Lieblingsband, aber ich war auch mal auf einem Konzert der Backstreet Boys, als sie in Berlin waren. Ich hĂśre mir alles an.
Katharina: Ich finde, Jennifer Rostock ist nicht nur gut gegen Liebeskummer, man kann auch auf den Konzerten richtig gut zu der Musik abgehen... Jennifer: Es ist einfach unser Anspruch, die Leute gut zu unterhalten. Wenn ich selbst auf einem Konzert bin, will ich ja auch ordentlich entertaint werden. Wir machen gute Stimmung und versuchen immer, etwas Einzigartiges zu bieten – die Leute sollen ja Lust haben wiederzukommen.
Jonas: Seit kurzem steht euer neues Baby, die CD/ DVD „Live in Berlin“, in den Läden. Ist das für euch eine Gelegenheit, mal kurz innezuhalten und zu verschnaufen? Jennifer: Nein, es geht ja all die Jahre schon so, dass wir immer weitermachen und nicht wirklich anhalten. Wir versuchen, dauernd auf dem Weg zu sein, und wollen auch, dass ständig etwas neues passiert. Dabei ist auch verdammt wichtig, mit den Fans in Kontakt zu bleiben und ihnen etwas zu bieten.
Jonas: Kannst du dir vorstellen, auf deiner Reise irgendwann nochmal dort anzukommen, wo du vor vielen Jahren gestartet bist, nämlich in dem 3.000-Seelen-Ort in Mecklenburg-Vorpommern? Jennifer: Ich war vor kurzem wieder dort und habe meine Großeltern besucht. Das war ganz nett. Aber wenn ich Freunde von früher treffen will, treffe ich die eher in Berlin, weil viele Leute mittlerweile ebenfalls aus der alten Heimat weggezogen sind.
Es gibt da einfach nichts außer Kompromisse. Jeder arrangiert sich irgendwie mit der Situation. Aber ich habe keine Lust, mich ständig mit Kompromissen zu arrangieren, daher kann ich mir schwer vorstellen, wieder zurückzugehen. Ich lasse mich einfach dorthin treiben, wo der Wind mich hinweht. Ich werde auf jeden Fall noch ganz lange Jennifer Rostock machen. Und sollte sich irgendwas anderes ergeben, gilt: Hauptsache es macht Spaß.
Früher Abend ist es mittlerweile. Während Lukas noch einige Fotos aus dem Off schießt, trinken wir einen letzten Schluck Weinschorle und verabschieden uns. Draußen vor der Tür wartet noch immer der August, keine einzige Wolke hängt mehr am Himmel. Es scheint fast so, als hätte Jennifer dem Grau keine Chance gelassen. Die Sonne hatte auch einfach zu viel Spaß an diesem Nachmittag.
s i r c o r i e u q -O 0-Y E A R 2 A S I R OZ O QUEI N NIA. A I T S I ALIFOR CR C / S E GEL LO S A N N I G N I LIV
OR AN L D AC T
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o n a i t s . r j z o
o n a i t s cri . r j z queiro
the of A r e w o p m a e dr
and, unfortunately, some scams whose promises to ‘make you the next star of Hollywood’ never seem to hold true. I am one of those actors. I remember being kid living in Sao Paulo, Brazil always dreaming about something; things such as being a doctor, flying planes, and going into space. However, one dream that has not left my mind until this day is being an actor. What does an actor do you may ask? Well there are many different types of actors. There are actors who begin as children, appearing in plays while in middle school and high school, actors in their teens who attend college and choose to major in the performing arts, and there are also those very famous actors who we all hear about everyday. But there are also those who make it their career, usually struggling financially because they spend almost all their money on head shots, acting classes,
When I was seven I moved to New Jersey, USA with my family. I enrolled myself in some beginner acting classes, either in my school or at the local acting school nearby. Luckily, I lived near broadway in New York, so acting was a popular career choice. However, I never really went far with it. I started swimming, I met a few girls, school got in the way — and that was the end of my acting dream, for now. That dream always stuck with me a little bit. Over the past few years my inspiration to chase my dreams gradually became stronger. But I had no idea where to go. When I graduated high school I wanted to try acting again, but I was unsure as to where that path would lead me, so I ignored my dream and went to college in New York.
P H OTO : A DA M G A L L AG H E R
While in college, I was volunteering at a fundraiser hosted by my school when an agent approached me and asked me if I wanted to become a model. I hesitated for a moment, but eventually said yes. I was trying to concentrate on school and my future, but I could not pass up opportunity. So within the next few months I went to many castings and auditions, and finally after what seemed like millions of rejections, I eventually received a ‘YES’ and it was from Verizon Wireless. I did a photo shoot for them and it eventually landed in a Verizon Commercial which aired in the Super Bowl of 2012. After many joyful tears and happy dances, I decided this is for me and I should follow my dreams to become an actor. I joined many websites that listed local auditions around New York. However, despite my tireless efforts, I never made one film. Finally, the summer came along and I had to make a choice: go back to college and finish my degree, or chase my dreams to become an actor. There was not room for both. I decided to go for it — to chase my dreams to become an actor. I decided that in order to build a successful career as an actor, I had to move to Los Angeles, California, home the largest and most well known film and television industry in the entire world. But how would I convince my parents to let me go, say goodbye to all my friends, and leave everything I have accomplished behind for a dream? This process took nearly two months to complete. I had to work the entire summer to save enough money to live in LA, for just the first few weeks alone. But I did it! As the summer
came to a close, and the time for my move was quickly approaching, I became increasingly nervous. I did not know if I would make it or not. What if I went to LA and were declined by every agency? What if I didn’t have enough money and were forced to return home? What if I never make it? All of these possibilities where running through my head and I did not know weather I should go or stay. I began to feel as though my dream was unrealistic and childish. One day, while I was still trying to decide if I should go or not, I asked my little brother, “Do you think I’ll make it in LA?” and he looked at me and said, “If there’s one person that can make it in LA, it’s you, Junior.” That was the exact moment when I went to buy my plane ticket and pack my bags. I was finally ready, all thanks to my brother. Today is September 13, 2012. I’ve been living here for about two weeks. Although I do not have a car at the moment, I have money in my bank account and am doing very well. The most important thing to me is that I am following my dreams and living the life that I have always wanted. Tomorrow, September 14, 2012, I will be signing a one-year contract with an acting agency here in Los Angeles. Who would have thought that with just two weeks in LA I could accomplish this? Despite any trepidation, we must always remember to follow our dreams, for the biggest risk in life is not taking one at all. I don’t know what’s going to happen in the future, but one thing for sure, is I’ll always be following my dreams.
a k d e n e b
ai t k di
LT, AHRE A J 8 1 T S EDIKT I CK. KAI BEN I N LÜ B E T B E L ER UND SCHÜL
t k i d e kai ben
b r e st i e g
r e h c bli ist Ich bin ein Geist Gefangen in einem Körper, den ich mein Eigen nenne Ein sterblicher Gast dieser Erde
Es geht darum, seine Träume zu verwirklichen und für sein Recht und das Recht späterer Gäste zu kämpfen
Jede Reise hat ein Ende
h p n a je le 0-Y E IS A 2 É B E L HILIPPE RIS. JEAN-P G I N PA N I V I L A RT I S T P H OT O
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e p p i l i h e ĂŠ eb
ツゥ JEAN-PHILIPPE LEBテ右
P H OTO : J E A N - P H I L I P P E L E B É E
L A U T E P R E AP U O J The above displayed picture was taken two weeks ago when I had the opportunity to visit Stockholm. Travelling has been part of my life since I moved to Paris 2 years ago, and thus am led to often go back to my roots in the French countryside. I am keen on discovering new things and cultures as well. This is the reason why I enjoy traveling to shoot daily life scenes in an unfamiliar framework, and play with a new light. As mentioned before, capturing the instant is a main feature of my work. My ambition is to successfully convey the emotion of the memory through the image, the atmosphere and the characters.
My girlfriend sat spontaneously by the edge of the seaport and I decided to snap the scene. This photo symbolizes to me this specific state of mind generated by the action of travelling - and the peculiar feeling of being in a parallel universe. That‘s why I chose Devendra Banhart‘s lyrics to illustrate it. As far as I‘m concerned, I consider life as a perpetual journey, as you‘re always led to go forward through the unknown to mature.
e é b e l e p p i l i h p n a e j
L Y E n UR
Little bird, oh don’t you know Your friends flew south many months ago You’re just a babe, you cannot fly, Your wings won’t spread up against the sky Wake up, wake up little sparrow Don’t make your home out in the snow
© Devendra Banhart – Wake up, little sparrow
FRE
lu e t s i le
D ENT UN D U T S , N. E A LT WA N G E T 2 JA H R R 2 U F T S N I R BT I LEISTE UND LE R E L LU K A S T S KÜN ENDER F F A H ISC
s a uk er
l 채 k m h l채
r e t s i e l s a k u l
e t l g n mu Die blutig wundgeschürften Füße in den kalten Bergbach haltend, sitze ich im vom Oktoberregen nassen und verwelkten Gras, stumm wie eh und je. Langsam merke ich wie die Eiseskälte des Wassers meine Zehen betäubt, mir aber gleichzeitig für wenige Momente den Schmerz meiner Wunden zu nehmen scheint. Die im Vorderfuß beginnende Kältelähmung bahnt sich ihren Weg aufwärts, gefriert meine Muskeln und lässt meine Venen verengen. Bevor das kalte Blut in meinem ganzen Körper verteilt ist, hieve ich ermüdet meine schweren Beine aus dem Wasser. Heute wird kein Meter mehr von mir zu gehen sein. Dabei müsste ich, denn mein Weg ist noch weit. Wie weit, das weiß ich nicht. Mein Ziel, von dem mir nur grobe Umrisse in Erinnerung geblieben sind, ist nicht in Sichtweite. Soweit ich mich erinnere war es hell dort und grün.
Gerade jetzt ist über mir der Himmel dunkel. Vereinzelte Lichtstrahlen nehmen es hier und da mit schwarzen, den Himmel pflasternden Wolkentürmen auf, aber werden nach immer viel zu kurzer Zeit von selbigen verschluckt. Rare Augenblicke des Lichts, die mir immer wieder in Erinnerung führen, dass es noch etwas anderes gibt außer diesem grauen Matsch am Firmament, und in mir die Hoffnung schüren, bald dort angekommen zu sein, wo ich seit Ewigkeiten hin will. Doch noch während die Strahlen der Sonne von den Wolken gespeist werden, wird meine Hoffnung von Furcht gefressen. Einer Furcht davor, nicht mehr weitergehen zu können, bevor ich den Ort erreicht habe, der wohl seit Jahren in meinem Kopf rumschwirrt. Furcht davor, dass meine Reise endet, bevor ich angekommen bin.
jo y e m
s a n o r e y H E R AU
SG
UND IGNER S E D T S I MEYER IN. J O N AS IN BERL T B E L ND EBER U
F OTO : M A X KÖ N I G
zum d n o m
r e y e m jonas
Eigentlich wollte ich die Schritte zählen, die Schritte von dort bis hier. Aber zu zerstreut bin ich. Und zu erschöpft. Notdürftig verpackt in graubraunen Kartons bauen sich vor mir die Überreste der Vergangenheit auf. Ich muss raus hier, durchatmen. Doch ich komme nur wenige Meter weit: Die Einfahrt auf der anderen Straßenseite reißt ihren riesigen Schlund auf und versucht mich zu packen. Ihre kalten Schatten entziehen mir die letzte Farbe und zerren mich in die Traurigkeit der Nacht. Aber plötzlich taucht der Mond auf. Angsterfüllt und voller Schrecken lassen mich die Schatten fallen und flüchten in die dunkle Einfahrt zurück.
Schützend wirft der große, mächtige Mond sein hellgelbes Licht auf mich und schaut mir vertrauensvoll in die Augen. Wir starren uns an. Ohne ein Wort zu sagen, nimmt er meine Hand und führt mich in den Tag. Ein wenig Farbe kehrt zurück, nur wenige fahle Stellen bleiben. Mal sind sie größer, mal sind sie kleiner. Und sehen aus wie Mondkrater. Eigentlich wollte ich die Schritte zählen, die Schritte von dort bis hier. Dort, da ist das alte Leben, und hier, da ist der Mond.
t s i r h c l z t i s
T, HRE AL A J 3 2 ERLIN. T B S I N I R E T L B SITZ D LE OPHER DEL UN T O S I M R D H C T UN TUDEN S R U T K E ARCHIT
r e h p to r e l
t i a r t r po
ein s e z n ga
T E X T: J O N A S M E Y E R
F OTO S : DAV I D PA P R O C K I F OTO G R A F I E R T A N D E R T U B E R L I N
Der Hackesche Markt ist nicht gerade das, was man als einen verwaisten Ort beschreiben würde - vor allem nicht an einem Sonntagnachmittag bei überschaubarem Regenrisiko. Das beliebte Touristenziel im Zentrum Berlins gleicht auch heute wieder einem riesengroßen Ameisenhaufen. Wo man nur hinsieht, stehen, gehen, laufen, schlendern, finden und verirren sich Menschen. Im Minutentakt spuckt die kleine SBahn-Station immer wieder neue Besuchermassen aus, die sich im Bummeltempo in die Hackeschen Höfe und die umliegenden Straßen ergießen.
Kurz bevor aber der Körper in Stresshormonen zu ertrinken droht, meldet sich vibrierend das Smartphone: „Christopher Sitzler hat seinen Standort geteilt.“ Ein Lob auf die Technik!
Und so ist es nahezu unmöglich, unter der Vielzahl der umherspazierenden Gottesgeschöpfe eine einzige Person auszumachen, darüber hinaus verhindert die babylonische Geräuschkulisse jedes Telefonat. Auf 17 Uhr lautet die Verabredung zum Interview mit Christopher Sitzler, dem 23jährigen Architekturstudenten und Covermodel unserer Oktoberausgabe. 17 Uhr – das war vor sechs Minuten. Aber wo ist er?
Gemütlich schlendern wir los. Schon nach wenigen Schritten kommt bereits die erste Frage auf: „Hunger?“ Hunger! Wie gut, dass wir uns in Reichweite des von beiden Interviewpartnern favorisierten und regelmäßig aufgesuchten Gemüsedönerspezialisten befinden. Einmal Dürüm, einmal Döner. Beide Kräuter und scharf, ohne Zwiebeln. Oder „Gentleman-Konfiguration“, wie es der freundliche Verkäufer so gerne bezeichnet.
Einige Minuten später im Menschen-Stopand-Go. Da vorne ist Christopher! Vor einem Eisladen wartend verfolgt der angehende Architekt neugierig, aber mit einigen Metern Abstand das touristische Geschehen um sich herum. Die Begrüßung ist trotz dreizehnminütiger Verspätung sehr herzlich, schließlich beginnen wir immer noch cum tempore.
Während wir uns vor der Dönerbude an einen wackeligen Stehtisch stützen und unsere Gentleman-Konfiguration genießen, beginnt Christopher aufgeweckt zu erzählen. Im Oktober 2009 hatte er in Karlsruhe angefangen, Architektur zu studieren: „Nach zwei Semestern BWL war mir relativ schnell klar, dass mir in diesem Studiengang irgendwas fehlt. Mit BWL kann man sich zwar ganz gut behelfen, aber ich habe das tiefe Bedürfnis in mir, eigene Projekte umzusetzen und selbst Dinge zu erschaffen. Das ging mit BWL nicht. Und da mir Architektur immer schon im Kopf rumgespukt ist, habe ich mich spontan für den Studiengang beworben – und wurde genommen!“ Schon als Kind, so erinnert sich Christopher, war er sehr kreativ und hat diverse Dinge gebaut und gebastelt. Und so war der Studienwechsel in ein kreatives Fach auch für seine Eltern eher unproblematisch, weil es sie nach all den kreativen Anzeichen seiner Kindheit nicht überrascht waren. „Als ich dann gewechselt bin, ging ich total auf in dem Fach und war sehr glücklich“, erzählt der junge Student weiter. „Es hat damals einfach alles gepasst: Die Uni war toll, die Professoren waren super - und ich habe sehr viele neue Freunde gefunden.“
Christophers Augen funkeln, ein breites Lächeln wandert über sein Gesicht. Dabei wirkt er fast ein wenig spitzbübisch, so sehr ist ihm die Freude anzusehen. Es muss eine schöne Zeit gewesen sein damals in Karlsruhe. Trotzdem hat er nach drei Semestern nicht nur die Uni, sondern auch die Stadt verlassen und ist im April 2011 nach Berlin gezogen. Aber warum? „Ich bin in einem sehr kleinen Ort eine Stunde von Karlsruhe entfernt aufgewachsen. Als Kind hatte ich immer den Traum, mal in einer Großstadt zu leben. Später hat sich dieser Traum verfestigt – alleine der architektonische Aspekt ist ja bei einer Metropole wesentlich interessanter als bei einer 300.000-Einwohner-Stadt wie Karlsruhe. Ich wollte irgendwann einfach nicht mehr länger warten und habe mich dann dazu entschlossen, meinen Bachelor in Berlin zu machen anstatt in Karlsruhe.“ Wir haben unsere Gentleman-Konfiguration aufgegessen und ziehen weiter. Die Gegend zwischen Oranienburger- und Torstraße ist wie geschaffen dafür, der permanenten Aufgeregtheit rund um den Hackeschen Markt zu entfliehen. Nur wenige Meter muss man gehen, um aus der Hektik in eine andere Welt einzutauchen. Kleine Cafés und Bars säumen die schmalen Straßen, ab und zu fährt mal ein Auto vorbei. Ja, das ist auch Berlin.
Wir halten an der „Milchhalle“ in der Auguststraße, dem gefühlten Zentrum der Glückseligkeit, wenn es um Milchreis, Brownies und Espresso an Tagen wie diesen geht. Auch wenn wir einen Kopfsprung in das Angebot aus süßen Leckereien machen könnten, bleiben wir diszipliniert und beschränken uns auf Kaffee und ein kleines Dessert zu unseren Gemüsedönern. Christopher hatte Glück: Als er aus Karlsruhe in die Hauptstadt kam, kannte er schon einige Leute in Berlin. Viele andere Neuankömmlinge gehen erst einmal unter in der großen, anonymen Stadt. Außerdem hatte er ein gewisses Selbstbewusstsein im Gepäck, war doch der Wissensstand, den er von der renommierten Karlsruher Uni mit nach Berlin gebracht hatte, nicht der schlechteste. Und trotzdem stand der junge Student vor einem Problem: „Ich musste in Berlin erst einmal umlernen. Die Wertansätze der Berliner TU sowie der Entwurfsstil sind ganz andere als in Karlsruhe. Dort wurde man zu absoluter Selbständigkeit erzogen und dazu ermutigt, beim Entwerfen seinen eigenen Weg zu gehen. Das ist in Berlin wesentlich schwieriger, weil hier die Richtung entschieden und vorgegeben wird, wie man entwirft. Dass es jemanden gibt, der einem so rigoros vorschreibt, wie man zu entwerfen hat - das muss man für sich erst einmal annehmen.“
Vor wenigen Monaten hat Christopher sein Grundstudium an der Berliner TU abgeschlossen und beginnt nun mit seinem Masterstudium. Die Situation wird dadurch aber kaum einfacher: „Ich hoffe natürlich, mich trotzdem irgendwie behaupten und durchsetzen zu können. Mir ist es schließlich wichtiger, mich selbst weiterzuentwickeln als das abzuarbeiten, was mir vorgesetzt wird. Es gibt da nur einen Weg: Man muss versuchen, in seinen Entwürfen so gut zu werden, dass es unter objektiven Gesichtspunkten wenige bis gar keine Punkte gibt, die man kritisieren könnte. Es gibt immer Leute, die aus irgendwelchen Gründen deine Arbeit nicht mögen oder nicht verstehen, und denen darf man einfach keine Angriffsfläche bieten. Zwar kann man es nicht allen Leuten recht machen, trotzdem ist es das größte Lob, wenn jemand objektiv an deiner Arbeit nichts zu kritisieren hat, obwohl er sie nicht mag.“ Das etwas spitzbübische Lächeln von eben ist einem zielgerichteten, selbstbewussten Gesichtsausdruck gewichen. Während Christopher redet, fixieren die leuchtenden, graugrünen Augen sein Gegenüber und fahren ihre großen Argumentationsgeschütze auf. Der junge Architekt wirkt dabei nie unhöflich oder gar aufdringlich, seine Entschlossenheit wirkt eher positiv und ist hochgradig ansteckend.
Wir schweigen für ein paar Minuten. Die Energie, die Christopher gerade aufgebaut hat, entlädt sich über ein sanftmütiges, beruhigtes Lächeln. Ein Lächeln, wie es am besten zu einem Sonntagnachmittag bei Milchreis und Espresso passt. Im März war Christopher in New York. Sieben Monate liegen jetzt seitdem zurück und trotzdem wirkt diese Stadt bei ihm noch sehr nach: „Irgendetwas hat New York mit mir gemacht, ich weiß nur noch nicht genau was. Die Stadt ist einfach toll. Als Architekt versucht man ja sowieso immer, das Wesen einer Stadt zu ergründen, ihre Kultur mit anderen Kulturen zu vergleichen und zu erfahren, wie dort alles miteinander funktioniert. So kann man von jeder Reise wirklich etwas mitbringen.“ Dabei sind für ihn die Unterschiede zwischen New York und Berlin gar nicht so groß: „Man sagt ja, Berlin sei das New York von vor 20 Jahren. Darüber lässt sich sicher streiten. Für mich ist New York auf jeden Fall das erwachsenere Berlin. Hier ist ja gerade dieser Kreativhype voll in Gange, der so prägend war für das New York der 80er und 90er Jahre. Berlin kann man sich heutzutage als Künstler noch leisten, das ist mittlerweile in New York nur noch möglich, wenn man sehr, sehr erfolgreich ist. Der wesentliche Unterschied zwischen
beiden Städten liegt für mich darin, dass in New York die standardisiertere Gesellschaft mit viel mehr Regularien lebt, an die sich die Leute zudem auch noch halten. In Berlin haben die Menschen mehr Ellbogen. Ich glaube, dass man in New York insgesamt nicht so viele Freiheiten nach unten hat, dafür in Berlin nicht so viele nach oben.“ Seit einem halben Jahr gibt es neben der Architektur noch ein weiteres großes Thema in Christophers Leben: Seit Februar 2012 steht er bei Nest Models unter Vertrag, einer der erfolgreichsten Agenturen für Männermodels. „Nest kam total überraschend. Ich wurde bei Facebook von einem Fotografen angeschrieben, der meinte, dass ich recht fotogen sei. Er fragte, ob ich mir vorstellen könnte, mal ein paar Testshoots zu machen und mich mit ihm und den Mitarbeitern von Nest zusammenzusetzen. Ich war am Anfang natürlich sehr skeptisch – man hört da ja so einiges. Aber ich habe mich dann über seine Arbeit und die von Nest ausführlich informiert und mich anschließend bei einem gemeinsamen Treffen mit den Leuten sehr nett unterhalten. Ich habe mich bei der Agentur direkt total wohlgefühlt und dann recht schnell meine Zusage gegeben – und nicht bereut!“
Viele Gedanken schwirren Christopher zur Zeit durch den Kopf. Das Modeln eröffnet ihm neue Möglichkeiten, er lernt viele Leute kennen, erweitert seinen Horizont. „Das Gute am Modeln ist auch, dass man so viele Städte bereist und vor Ort tatsächlich auch die Möglichkeit hat, diese aus der architektonischen Perspektive zu erleben. Allerdings mache ich mir gerade auch Gedanken, wie ich mein Architekturstudium und das Modeln unter einen Hut bringen kann. Fest steht, dass ich Architekt werden und nicht zu viel Zeit mit anderen Dingen verlieren will. Daher muss ich überlegen, wie ich das Modeln effizienter gestalten und den größtmöglichen Nutzen für mich daraus ziehen kann. Bis jetzt jedenfalls hat es mir sehr viel gebracht, vor allem auf der menschlichen, persönlichen Ebene.“
ja in so vielem auf, meint aber letztendlich immer das gleiche: das Zusammensetzen verschiedener Elemente, die ein Ganzes ergeben. Und am Anfang steht man immer vor einem weißen Blatt Papier, ordnet seine Gedanken und versucht herauszufinden, was man wirklich will. Nur so kann man ein wirklich gutes Projekt realisieren.“
Wir löffeln den letzten Rest Milchreis aus den Gläsern und machen uns auf den Rückweg. Es ist 19 Uhr, die Dunkelheit schleicht langsam in den Abend. Während wir die Auguststraße entlangspazieren, gerät Christopher ins Schwärmen: „Weißt du, Architektur ist für mich viel, viel mehr als nur das Bauen von Gebäuden. Es gibt einfach so viele Gedanken hinter einem architektonischen Prozess, z.B. ganz allgemeine Gedanken zum Thema Gesellschaft. Der Begriff ‚Architektur’ taucht
Freude, Entschlossenheit und Sanftmut überfluten Christophers Gesicht und greifen so harmonisch und selbstverständlich ineinander, als hätten sie nie etwas anderes getan.
Wir sind wieder am Hackeschen Markt angekommen und verabschieden uns. Christopher wirkt noch neugieriger und aufgeweckter als heute Nachmittag: Er scheint nur darauf zu warten, was die Zukunft ihm noch zu bieten hat. Dabei sind die drei Gesichtsausdrücke, die man während der letzten zwei Stunden an ihm kennenlernen durfte, mittlerweile zu einem einzigen verschmolzen:
Drei Elemente, die zusammen ein Ganzes ergeben. Und am Anfang steht ein weißes Blatt Papier.
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