Zallinger & Messner @ Architektur Südtirol 2019/2020

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ISBN 978-3-9504849-0-8 · 12.80 1

südtirol 2019/20 bauen + handwerk


noa* ■ network of architecture

Foto © Alex Filz

Diesseits und jenseits der Tradition Zwei Projekte von noa* (network of architecture)

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Zahlen – Daten – Fakten Die Zallinger Hütte, Umbau und Erweiterung Bauherr: Berghaus Zallinger, Luisa Schenk & Markus Burger Architektur & Interior Design: noa* (network of architecture) Baubeginn: Juni 2017 Bauende: Dezember 2017

Die Zallinger Hütte, die Mitte des 19. Jahrhunderts auf 2200 Metern unter dem Plattkofel eröffnet wurde, war einst von sieben Scheunen und einer kleinen Kirche umgeben. Irgendwann ersetzte man die Scheunen durch ein einziges großes Gebäude, das dann viele Jahre lang als Hotel geführt wurde. Die zuletzt durch das Architekturbüro noa* (network of architecture) konzipierte Erweiterung war eine Gelegenheit, die ursprüngliche Dorfstruktur wiederherzustellen. Das entstandene kleinteilige Ensemble verwächst mit der Landschaft und versteht sich als Betriebsstätte von sanftem Tourismus. Mit dem Zubau von sechs Chalets wurde das Hotel um 24 Zimmer erweitert. Die Chalets sind in Zweiergruppen angeordnet, ein jedes beherbergt vier Zimmer, die über einen ge-

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meinsamen Verteilungskorridor erschlossen werden. Die Baukörper wurden aus vorgefertigten Holzelementen zusammengesetzt und ruhen auf einem Betonfundament. Diese Bauweise reduzierte die Auswirkungen der Baustelle auf die Umwelt auf ein Minimum, durch die bloße Zeitersparnis, aber auch durch die Unkompliziertheit des Materialtransports. Die Nachhaltigkeit des Projekts drückt sich auch darin aus, dass das Hotel auf die Klassifizierung von 4 Sternen verzichtete, um das Volumen des Gebäudes nicht unnötig und auf Kosten der Landschaft zu erhöhen. Die Herausforderung bestand darin, dem Gast einen Luxus zu bieten, der nicht primär materiell konzipiert ist, sondern sich aus der Qualität der Architektur, des Designs und aus dem authentischen Naturerlebnis ergibt. Luxus dieser Art steht in keinem Größenverhältnis zu Flächen und Volumina.


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Projekt-Partner Aster Holzbau GmbH, Jenesien Aster Türen GmbH, Jenesien Q Baucenter OHG/Snc Fliesen & Natursteine, Bozen Q DeBoWa KG des Mair Günther & Co., St. Martin-Gsies Q DOORMATIC Automatische Türsysteme, Meran Q E. Innerhofer AG, St. Lorenzen Q Hotex Hotel & Home Hotel Textil GmbH/srl, St. Lorenzen Q Kühlanlangen Ungerer Ungerer KG d. Ungerer Alexander & Co., Partschins/Töll Q Q

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Die Zimmer sind warm und einladend gestaltet, prägend sind vor allem die konstruktiven Holzelemente. Die Inspiration für die Innenausstattung geht auch auf die traditionelle und in der Region typischen Jägerbekleidung zurück; dunkelgrüne Farbtöne, gestrickte Kissenbezüge und die Verwendung von Filz. Der Mittelkörper der historischen Hütte wurde beibehalten, aber das Erdgeschoss mit all seinen Gemeinschaftsräumen wie Empfang, Lobby, Lounge und Restaurant neu gestaltet. Man versuchte die gemütliche Atmosphäre einer Stube, in der sich einst die Familie um den Ofen versammelte, im zeitgenössischen Stil nachzubilden. Der neue Wellnessbereich entstand an der Stelle der ursprünglichen Scheune als eigenständiges Gebäude. Die Sauna ist in einem mit Blech verkleideten Volumen untergebracht und ermöglicht einen spektakulären Panoramablick in die Landschaft. In Details wie diesen aber

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auch in der Gesamtkonzeption der mehrteiligen Anlage manifestiert sich ein experimenteller Ansatz: Man versuchte mit dem herkömmlichen Verständnis von Tourismus zu brechen und sich eine Gastwirtschaft vorzustellen, die Natur und bäuerliche Lebenswelt nicht als auszubeutende Ressource begreift, sondern als etwas, das bewahrt und fortentwickelt werden soll.

Projekt-Partner Lichtstudio Eisenkeil, Marling Schlosserei Stockner GmbH, Brixen Q Simonazzi GmbH, Völs am Schlern Q Tip Top Fenster, Meransen / Mühlbach Q Tischlerei Rier Josef GmbH/Srl, Seis am Schlern Q Q

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TISCHLEREI FALEGNAMERIA RIER JOSEF GmbH/Srl Durrenweg 6, 39040 Seis am Schlern T +39 0471 705059 F +39 0471 704633 info@moebelrier.com www.moebelrier.com

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Zahlen – Daten – Fakten Messner-Haus, Seis am Schlern Bauherr: Stefan Rier Architektur & Interior Design: noa* (network of architecture) Baubeginn: Frühling 2015 Bauende: Dezember 2017

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Das Messner Haus Die Architektur des Hauses orientiert sich an den ländlichen Gebäuden der recht ursprünglichen Ortschaft Seis am Schlern. Die Konstruktion aus Lärchenholz, die über drei Etagen geht und das für die Häuser im Dorf typische Satteldach trägt, ruht auf einem steinernen Fundament. Eine vorgehängte Fassade aus Holz umgibt das gesamte Haus wie eine Hülle, schützt gegen Sonneneinstrahlung an warmen Tagen und suggeriert die typische Bauform eines alpinen Stadels. Zwei Boxen aus Kupfer und eine aus Glas „stechen“ aus der Fassade jeweils auf der Nord- und Südseite hervor und zeigen bereits von außen die komplexe Anordnung der Innenarchitektur. Auf der Südseite blicken die großen Fenster, der

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Außenbereich und die Terrasse des Gebäudes auf den eindrucksvollen Schlern. Im Innenbereich sind die Räume und Funktionen ungewöhnlich aufgeteilt. An einer mehrgeschossigen Tragkonstruktion aus Holz wurden die Boxen befestigt, in denen sich drei Schlafzimmer befinden. Diese Räume wurden wie Minihäuser in einem jeweils anderen Design gestaltet und scheinen im großen Innenraum zu schweben. Zu den Räumen gelangt man über ein System aus Stiegen und Stegen, die neben ihrer Funktion als Verbindungselemente auch Platz für die Bäder mit sichtbarer Dusche und Badewanne bieten. Auf der letzten Ebene gibt es eine Box, die aus der verglasten Südfassade heraustritt: In ihr befindet sich die Sauna mit Panoramablick. Davor eine Bibliothek mit einem alten Kachelofen.


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Neben den traditionellen Materialien Holz und Stein kamen auch andere zum Teil modern konnotierte Elemente zum Einsatz: Der Kunstharzboden, der im Erdgeschoss optisch eine Einheit schafft, wechselt sich mit dem gebrannten Ton der meerblauen Fliesen ab, die auch für die Verkleidung der Küchenzeile verwendet wurden. Das Messing setzt helle und warme Akzente. Die Treppe aus fein ge-

schmiedetem Eisen erinnert an die traditionellen arabischen Fenstergitter und bildet für eine alpine Landschaft ungewöhnliche Lichtspiele. Insgesamt entsteht so eine Symbiose von modern interpretierter dörflich rustikaler Bauweise und exotischen Gestaltungselementen, die für die wichtigen Kontraste und Überraschungen sorgen und die ländliche Atmosphäre entgrenzen.

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Projekt-Partner Fischnaller B. & Partner GmbH, Brixen Q Saniware KG/SAS des Stecher Markus & Co., Seis am Schlern Q Simonazzi GmbH, Völs am Schlern Q

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