Hofer, Apartment Z, Hubertus, Apfelhotel @ Architektur Südtirol 2016/17

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ISBN 978-3-9503871-8-6 · 12.80 1

südtirol 2016/17 bauen + handwerk


noa* n network of architecture

Foto © Alex Filz

Räume voller Fantasie Zwei weitere neue Projekte aus der Werkstatt des Architekturnetzwerks noa*, Bozen Zahlen – Daten – Fakten Neugestaltung der Konditorei Hofer, Bozen Bauherrschaft: Familie Dollinger, Bozen Generalplanung und Interior Design: noa* network of architecture, Bozen Dr. Arch. Stefan Rier Dr. Arch. Lukas Rungger Baubeginn: Mai 2015 Fertigstellung: Juli 2015

Mit welcher Ideenvielfalt das Bozner Architekturnetzwerk noa* um die beiden Baukünstler Stefan Rier und Lukas Rungger auch relativ kleine Projekte umsetzt, zeigen die beiden nachfolgend präsentierten, 2015 fertiggestellten Projekte. Beide Arbeiten ergänzen die drei ebenfalls von noa* entworfenen Hotelerweiterungen, die ebenfalls in dieser Ausgabe vorgestellt werden.

Neugestaltung Konditorei Hofer, Bozen Bis zu ihrer Revitalisierung durch die noa*Architekten präsentierte sich die Konditorei Hofer in der Bozner Museumsstraße in einem relativ dunklen, atmosphärisch wenig ansprechenden, ebenerdigen Raumbereich eines unter Denkmalschutz stehenden Stadthauses. Darüber nahm das erste Obergeschoss die Backstube des Familienbetriebs auf, die

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jedoch von den baulichen Maßnahmen dieses Projektes nicht betroffen war. Zur Neugestaltung und Attraktivierung der rund 100 m² umfassenden Raumzone im EG brachen die noa*- Architekten sämtliche Zwischenwände der alten Konditorei heraus, sodass hier ein einziger, zur Straße hin offener Raum entstand. Dieser wurde nun – zusammen mit dem Vorfeld auf der Museumsstraße – in vier Hauptzonen unterteilt, die heute die Struktur des neu gestylten Nasch-Tempels bilden. Infolge der Öffnung der Straßenfassade und deren Ersatz durch ein großflächiges, transluzentes Ganzglaskonstrukt wurde es möglich, den Konditorei-Innenraum auf die vorgelagerte Straße hinaus auszudehnen. Hier entstand – quasi als Visitenkarte der Konditorei – ein kleiner Gastgarten mit diversen Sitzplätzen im Freien.


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Betritt der Besucher den nun deutlich helleren Innenraum, befindet er sich in einer Lounge, die stark vom Flair Wiener Kaffeehäuser inspiriert ist. Hieran schließt sich auf dem Weg nach hinten der Verkaufs-, Anstell- und Kassenbereich an. Den Raumabschluss bildet sodann an der Rückwand der innere Gastbereich, der mit acht Tischen ausgestattet ist und die Kaffeehaus-Atmosphäre der Lounge erneut aufnimmt. Erzeugt wird die starke Grundstimmung innerhalb des Großraums durch die von den Planern gewählte Materialisierung, Möblierung und Farbgebung. So wird etwa die eingangsnahe Lounge von antiken Möbeln dominiert, die zum Teil mit weinrotem Stoff bezogen sind. In der Verkaufszone trifft der Besucher sowohl auf Spotlights, welche die Produkte der Konditorei ins rechte Licht setzen, als auch auf indirekt beleuchtete Holzstrukturen in Ulme Natur. Im hinteren Kaffehaus-Sektor generieren weinrote Textilien und Teppiche, ein Boden in Ulme sowie eine hinterleuchtete Rückwand ein nostalgisches Wohlfühl-Flair mit kommunika-

Projekt-Partner ■ Fischnaller B. & Partner GmbH, Brixen ■ Hofer Fliesen & Böden GmbH, Barbian ■ Lichtstudio Eisenkeil, Marling ■ Pfeifer Bau GmbH, Deutschnofen ■ Simonazzi GmbH, Völs am Schlern ■ Wiedenhofer GmbH, Deutschnofen

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tivem Suchtpotential. Weiter verdichtet wird diese Stimmung dabei zum einen durch die Rückwand-Motive, welche Originalbilder der Gründerfamilie und historische Backstubenaufnahmen zeigen; zum anderen durch das warme Licht der hier eingesetzten Kugelleuchten. 37


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Zahlen – Daten – Fakten

Projekt-Partner

Umbau einer Privatwohnung, Bozen

■ Energy-Project & Consulting Reichhalter Faching. Josef, Bozen ■ Fischnaller B. & Partner GmbH, Brixen ■ Maler Seebacher & Co.KG, Seis/Kastelruth ■ Market GmbH, Bozen ■ Parkemo Italia Srl, Cavalese ■ Pfeifer Bau GmbH, Deutschnofen ■ Tischlerei Rier Josef GmbH/Srl, Seis am Schlern

Bauherrschaft: Privat Generalplanung und Bauleitung: noa* network of architecture, Bozen Dr. Arch. Stefan Rier Dr. Arch. Lukas Rungger Baubeginn: Mai 2015 Fertigstellung: Dezember 2015

Foto © Alex Filz

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Umbau einer Privatwohnung, Bozen Auch bei diesem Projekt spielen – wie beim vorherigen – veränderte Raumstrukturen eine große Rolle. Vorgefunden hatten die noa*- Architekten im zweiten Obergeschoss eines in Bozen situierten Wohnhauses eine rund 150 m² große Wohnung, die bis zu ihrem Umbau über keinen einheitlichen Stil verfügte. Durch den konsequenten Abbruch aller nicht tragenden Wände entstand ein neues, fließendes Raumkontinuum, das durchgängig mit einem geölten Ulmen-Naturholzboden sowie einem groben, weißen Silikat-Putz an Decken und Wänden in Erscheinung tritt. Dabei bilden drei hinterleuchtete Paneele die Highlights an der Decke. Den Mittelpunkt des neuen Raumkonzeptes bildet ein übergroßes Möbel aus dunkler Räuchereiche, das speziell für dieses Projekt von noa* entworfen wurde. Es windet sich wie ein Wurm durch die Wohnung und schafft dabei ein ganzes Bündel unterschiedlicher Zonen. Speziell an diesem organischen Konstrukt ist der Umstand, dass es an keinem Ort der Wohnung die Decke berührt, sodass – völlig ungezwungen – ein offenes Raumgefühl entsteht. 38

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Wie variantenreich dieses Großraummöbel insgesamt eingesetzt wird, zeigt ein Gang durch die neu strukturierte Wohnung. Am Eingang nimmt es im Flur die Garderobe auf, bevor es im Studierzimmer als Stellplatz für Bücher zur Bibliothek mutiert und wenig später als Arbeitstisch dient. Im Bereich des Schlafzimmers schließt es neben dem Bett einen begehbaren Kleiderschrank ein, während es mit Dusche, Waschbecken und Wanne Funktionen des Badezimmers übernimmt. Flur, Studier-, Schlaf- und Badezimmer besetzen die rechte Wohnungshälfte, Eingang, Wohn- und Esszimmer, Küche und Terrasse die linke. Dabei geht der Wohnbereich übergangslos in die Terrasse über. Akzente setzen unter der Decke drei abgehängte Lichtfelder mit Bildern eines lokalen Künstlers. ufo


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Zahlen – Daten – Fakten Erweiterung Hotel Hubertus, Olang Bauherrschaft: Familie Gasser, Olang Generalplanung und Bauleitung: noa* network of architecture, Bozen Dr. Arch. Stefan Rier Dr. Arch. Lukas Rungger Baubeginn: November 2015 Fertigstellung: Juni 2016

Zauber der Beständigkeit

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noa* - network of architecture, Bozen, verleiht zwei Südtiroler Hotels neuen Auftritt Hotels sind magische Orte, die durch das ständige Kommen und Gehen ihrer Gäste Heimstätten der Veränderung werden. Ihnen – zumindest über einen gewissen Zeitraum hinweg – den Zauber der Beständigkeit zu verleihen, ist Aufgabe von Architekten. Die umbauen und erweitern, Innenwelten erschaffen, aus singulären Stammhäusern über die Jahrzehnte hinweg weitverzweigte Ensembles machen. Die dem Zeitgeist der Klientel verpflichtet sind und sich zugleich bemühen, ihren Entwürfen Zeitlosigkeit – und damit Ruhe und Entspannung – einzuhauchen. Wie diese komplexe Aufgabe gelingen kann, zeigen nachfolgend zwei familiengeführte Südtiroler Hotels, die in den Jahre 2015/16 von dem unkonventionellen Bozner Planungsbüro noa* – network of architecture in qualitätsvoller Weise umgestaltet wurden.

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Erweiterung Hotel Hubertus, Olang Das Hotel Hubertus war in den 1950er Jahren errichtet und nachfolgend 1970 und 2000 in seinem Bestand modifiziert worden. Dem Betrachter präsentierte sich der großflächige Komplex vor seiner Umgestaltung durch die noa*-Architekten auf unterschiedlichen Ebenen, wobei er sich sukzessive den Hang hinab staffelte. Das obere Geländeareal wurde von drei Gebäuden mit Satteldächern eingenommen, unter denen sich ein großes Sockelgeschoss mit öffentlichen Funktionen in Szene setzte. Darunter waren ein Wellness- und Liegebereich sowie ein halbrunder, dreigeschossiger Zimmertrakt angeordnet. Aufgabe der Planer war es nun, dieses heterogene – aus mehreren unterschiedlichen Funktionsbereichen zusammengesetzte – Hotelbild zu einem einheitlichen Auftritt zu verschmelzen. Zur Erreichung dieses ambitionierten Ziels entwickelten die noa*-Architekten ein dreiteiliges Konzept, durch das einerseits die Vielfalt der vorgefundenen Formensprachen reduziert und andererseits der Hotelkomplex harmonischer als bisher in das Gelände integriert wird.


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Projekt-Partner ■ Alaska Kühlung OHG des Steiger Lorenz & Co., Vahrn ■ Alpewa GmbH, Bozen ■ bauexpert AG, Bruneck ■ Bautechnik GmbH, Bozen ■ Decor GmbH, La Valle / Pederoa ■ E. Innerhofer AG, St. Lorenzen ■ FUCHS TECHNIK Fuchs Peter KG, Innichen ■ Gatterer Home | Hotex, St. Lorenzen ■ HELLA Italia srl., Bruneck ■ HEROKAL Ges.m.b.H., Bozen ■ Kronlift GmbH, Bruneck ■ Leitner Electro GmbH, Bruneck ■ Mair KG des Mair Gert & Co, Niederdorf ■ METEK ITALIA Metek GmbH, Frangart ■ Niederbacher GmbH, Kaltern ■ Obojes Garten-Baumschule, Olang ■ Pellegrini GmbH, Toblach ■ Project Line S.A.S. d. Kofler Stefan & C., St. Lorenzen ■ Prokoss Mobilrot GmbH, Auer ■ Rubner Türen AG, Kiens ■ Studio GM Per. Ind. Georg Mutschlechner, St. Vigil in Enneberg ■ Tip Top Fenster, Meransen / Mühlbach ■ TopHaus AG, Brixen ■ UNIONBAU GmbH, Sand in Taufers ■ Zimmerei Mutschlechner Othmar, Olang ■ Zingerle Bonifaz GmbH, Antholz Mittertal

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Auf dieser Basis entstand auf der obersten Ebene ein neuer, dreigeschossiger (E+2) Lobbytrakt in Holzbauweise, dessen Erdgeschoss Rezeption und Lobby, das erste OG einen Fitnessbereich und das Stockwerk darüber diverse Ruhe- und Schlafräume aufnimmt. Diese sind funktional der bestehenden Wellness-Oase zugeordnet. In einem zweiten konzeptionellen Schritt wurde der vorgefundene Zimmertrakt verdoppelt, wobei die massive, dreigeschossige Erweiterung mit insgesamt 24 – jeweils etwa 45 m² großen – Zimmern der Topografie des Geländes folgt. Daraus resultiert nun 92

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eine S-förmige Komplettierung des bisherigen Halbrunds. Der dritte markante Eingriff zur Harmonisierung des Gesamtbildes konzentrierte sich sodann darauf, im Bereich des bestehenden Pools – etwa in der Mitte des erweiterten Zimmertrakts – punktuelle Verbesserungen auszuführen. Heute, nach seiner Fertigstellung, präsentiert sich das erweiterte Hotel-Ensemble als eine in sich stimmige Gesamtanlage, die anstelle der früheren Unruhe im Gesamtaufbau nun eine selbstverständliche Harmonie und Beständigkeit ausstrahlt.


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Erweiterung Apfelhotel, Saltaus Bei diesem Projekt ging es in erster Linie darum, einen über lange Zeit gewachsenen Hotelkomplex weiterzuentwickeln und ihn dadurch mit einem breiteren, zukunftsfähigeren Angebotsspektrum auszustatten. Verbunden mit dieser qualitativen und quantitativen Erweiterung war die Aufwertung des Drei-Sterne-SHauses zu einem nunmehr formidablen VierSterne-Hotel. Ursprünglich begonnen hatte das heutige Apfelhotel am Eingang des Passeiertals als Bauernhof, der dann zur Pension und schließlich zur Vier-Sterne-Unterkunft avancierte. Vorgefunden hatten die noa*-Architekten – inmitten von Apfelplantagen – einen Komplex, der das Hotel-Hauptgebäude mit Restaurant, das Wohnhaus der Bauherrenfamilie, einen

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Stadel sowie ein zweistöckiges (E+1) ApfelChalet mit einer großzügig dimensionierten Suite umfasste. Im Zuge des Haupthaus-Umbaus wurden alle öffentlichen Bereiche – wie Rezeption, Bar, Lounge, Restaurant, Buffet, Stube und Südterrasse – im Erdgeschoss komplett neu gestaltet. Ferner entstanden im dreigeschossigen (E+2) Stadel, der bis dato lediglich landwirtschaftliche Geräte aufgenommen hatte, zehn neue Gästezimmer, deren gestalterische Elemente – wie etwa Bett und Bad – von den Themen „Äpfel“ und „Apfelkisten“ inspiriert wurden. Nicht tangiert von den baulichen Maßnahmen wurde das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes, das nun – neben den neuen Gästezimmern – in seiner Lobby passend ein Apfelmuseum aufnimmt.

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Zahlen – Daten – Fakten Erweiterung Apfelhotel, Saltaus Bauherrschaft: Familie Pichler, Saltaus Generalplanung und Bauleitung: noa* network of architecture, Bozen Dr. Arch. Stefan Rier Dr. Arch. Lukas Rungger Baubeginn: November 2015 Fertigstellung: März 2016

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Ferner schufen die Planer südlich des Hotel-Hauptgebäudes einen zweigeschossigen (E+1), massiven Neubau, dessen Dach – ungewöhnlich und naturnah – als großer, begrünter Hügel ausgestaltet ist. Darunter liegt ein neuer, zweistöckiger Wellness-Bereich mit Sauna, Dampfbad sowie diversen Ruhe- und Schlafräumen. ufo

Projekt-Partner Arboris OHG, Bozen bauexpert AG, Bruneck ■ E. Innerhofer AG, St. Lorenzen ■ Fischnaller B. & Partner GmbH, Brixen ■ Geometer Herbert Rier, Kastelruth ■ Häfele GmbH & Co. KG Verkaufsbüro Bozen, Bozen ■ HGV - Unternehmensberatung, Bozen ■ Kuen KG Des Thomas Kuen, St. Leonhard ■ LEX RESCH - Vacuum Systems, Kardaun ■ Lift 2000 OHG, Lana ■ Mair KG des Mair Gert & Co, Niederdorf ■ Niederbacher GmbH, Kaltern ■ Paris Christian Zimmerei/Holzbau, Lana-Völlan ■ Pflanzen Center Reider des Markus Reider, Bozen ■ Reichhalter Roman Bauunternehmen, St. Leonhard i. P. ■ Rubner Türen AG, Kiens ■ Simonazzi GmbH, Völs am Schlern ■ Stephan Kofler Malermeister, St. Leonhart in Passeier ■ Sun System KG des Fink Elmar & Co., Frangart/Eppan ■ Unterthiner GmbH, Lajen ■ ■

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