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SCHUTZGEBÜHR 15 €
01 | 2018
PRAXIS
Outdoor KONZEPTE, IDEEN UND TIPPS
NEWCOMER
Waldhotel Bürgenstock
TREND
Chalet-Dörfer
PORTRÄT
Architekt Thomas Ladehoff
UMBAU & MODERNISIEREN Riders Hotel in Laax
PRAXIS | AUSSENRAUMGESTALTUNG
DRAUSSEN SEIN Im Frühling heißt es wieder Outdoor statt Indoor. Diese Hotels zeigen, wie eine durchdachte Außenanlage zum Aushängeschild wird – und worauf bei der Auswahl von Gartenmöbeln zu achten ist. TEXT: STEPHANIE KREUZER
FOTOS: HOTELS
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er erste Eindruck zählt, und da kommt es vor allem auf ein gepflegtes Äußeres an. Das gilt auch für Hotels, aber eine schöne Fassade reicht oftmals nicht als Visitenkarte. Der Eingangsbereich und die Außenanlagen sollten harmonisch und funktional zugleich sein. Die Gärten großzügig und komfortabel ausgestattet sein, das Mobiliar gemütlich. Eine praktische und übersichtliche Wegeführung ist wichtig, außerdem sind häufig Terrassen und Pool-Bereiche in das Gesamtkonzept zu integrieren. „Ein gestalteter Hotelgarten oder ein zum Restaurant gehörender bepflanzter Innenhof kann der entscheidende Grund dafür sein, dass Gäste kommen und gern bleiben“, sagt Landschaftsplaner Udo Dagenbach (siehe Interview auf Seite 54). So präsentiert die herrschaftliche Villa Kennedy in Frankfurt inmitten der vier Baukörper einen Gartenhof mit hochwertigen Natursteinplatten aus Grauwacke, einem flachen, nachts beleuchteten Wasserbecken aus Edelstahl mit niedrigen Fontänen sowie Staudenbeeten. Eine elegante Atmosphäre, die die gastronomische Nutzung aufwertet. Idyllische Innenhöfe auch bei Mandarin Oriental: Das Haus in Mailand nutzt diese als Außenbereiche der Restaurants. In Paris züchtet Sternekoch Thierry Marx dort seine Küchenkräuter. Für ein stimmungsvolles Dinner lockt dort ein Tisch in einem „Vogelkäfig“. Und in Barcelona hat Patricia Urquiola zusammen mit der Landschaftsarchitektin Bet Figueras designerische Hand angelegt: Die 660 Quadratmeter große Terrasse im Innenhof wurde als zartlila blühender Mimosengarten angelegt. Auf der Dachterrasse laden die stylishen Lounge-Möbel von Urquiola ein, um direkt am Pool Cocktails zu schlürfen und dazu eine Cross-over-Küche zu genießen. Um Genuss geht es auch im Hotel Atrio auf Madeira, denn hier haben die Planer einen Gemüse-, Obst- und Kräutergarten auf 1500 Quadratmeter angesiedelt. Die Zitro-
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nen-, Orangen- und Grapefruit-Bäume des Patios geben die Früchte fürs Frühstücksbuffet. Zudem entwarf der in Portugal ansässige englische Gartenarchitekt Gerald Luckhurst einen mediterranen und subtropischen Garten mit typischen Pflanzen. Eine ausgefallene Lösung für einen engen Innenhof und wenig repräsentativen Eingang zum 4-Sterne-Hotel Schiller5 in München, setzten die Landschaftsarchitekten von Terrabiota um. Die Herausforderung: die 220 Quadratmeter Hoffläche wird auch als Parkplatz genutzt, Einbauten und Pflanzungen daher ausgeschlossen. Also hängte man den Garten HOTELDESIGN 01/2018
Traumhafte Kulisse: Über den Dächern
Barcelonas hat das Mandarin Oriental mit stylishen Lounge-Möbeln und Swimmingpool einen perfekten Ort für Glücksmomente geschaffen.
kurzerhand an die Wand, beziehungsweise projizierte ihn an die Wand des Innenhofs. Vertikale Gestaltungselemente sind nun 18 hinterleuchtete, in Farbe und Helligkeit steuerbare LED-Paneele mit Plexiglasscheiben. Die Designer haben darin echte Birkenzweige und Farne eingelegt. Es wirkt, als ob die Äste und Blätter direkt aus dem Boden sprießen. Abwechslung in der Oberflächenstruktur der 40 Meter langen und vier Meter hohen Wand, erreichte man durch den Einbau von bruchrauhen Granitplatten. Tagsüber wirken die Paneele in den Farben des Hotels, zur Dämmerung und an trüben Tagen ist der Hof in buntes, gedämmtes Licht getaucht. HOTELDESIGN 01/2018
Im Atrium Hotel Mainz empfangen hingegen Skulpturen aus Holz, Stahl und Stein die Gäste. Stilvoll-künstlerisch gestaltet ist auch der Außenbereich. Eine grüne Ruhezone ist mit Sonnensegeln ausgestattet, und über eine Holzbrücke erreicht man die Outdoor-Lounge. Der Sommergarten ist Schauplatz von Barbecues, festlichem Dinner und Live-Musik. Kunst im Garten ist beim Romantik Hotel Köllner’s Landhaus Thema. „Seit vielen Jahren stellen wir die Werke der Glasmanufaktur Borowski aus, denn unser parkähnlicher Garten von rund 11.000 Quadratmetern eignet sich bestens dafür“, berichtet Elke Köllner. „Die Glasfiguren hat man in 51
die Anlagen integriert, oder sie stehen als Solitär auf der Grünfläche. Teilweise sind die Objekte selbst beleuchtet oder werden nachts angestrahlt. Zu unserer jährlichen Vernissage kommen immer neue Objekte hinzu oder wir tauschen sie aus. Auch unsere Hotelgäste sind begeistert und erwerben oft eine solche Figur.“
Wasser als Gestaltungselement
1 Elegant: Die Villa Kennedy in Frankfurt wertet ihre Gastronomie mit Natursteinplatten, Pflanzen und Wasserbecken auf. 2 Stimmungsvoll: Im Mandarin Oriental in Paris genießen Gäste in einer Art Vogelkäfig die Gerichte vom Sternekoch. 3 Feuer und Flamme: In der Seezeitlodge am Bostalsee gibt es auf der Terrasse eine offene Feuerstelle.
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Das Wahrzeichen der Stadt Baden-Baden steht in der Grünanlage des Radisson Blu Badischer Hof: der aus Fernsehübertragungen bekannte Dreischalenbrunnen, im Jahr 1925 aus Muschelkalk errichtet. Thermalwasser durchströmt das Objekt, das deshalb an kalten Tagen dampft und besonders im Winter für ein außergewöhnliches Ambiente sorgt. Sehenswert auch der 1903 im Jugendstil und ursprünglich für das Berliner Kaufhaus Wertheim gestaltete Nymphenbrunnen im Relais & Châteaux Schlosshotel Burg Schlitz. Dieser „Brunnen der tanzenden Mädchen“ hat sogar im New Yorker Central Park ein Abbild. Durch den 180 Hektar großen nach englischem Vorbild gestalteten historischen Landschaftspark, ausgestattet mit 36 Obelisken, Grotten und Säulen, wandelte schon Johann Wolfgang von Goethe; heute ist er ein Naturdenkmal. Ausgehend von diesem Park führt der „Skulpturenweg Burg Schlitz – Görzhausen“, ein Projekt der Künstler Wilfried Duwentester und Bernd Uiberall. Während beispielsweise das Seehotel Niedernberg über eine eigene (Halb-)Insel mit Badestrand verfügt, finden sich bei anderen Häusern spektakuläre Pools auf dem Dach. Ein weiterer Trend: Schwimmteiche, in denen Gäste in natürlich gereinigtem Wasser schwimmen. So haben sich die Eigentümer des Schweizer Romantik Hotel Hornberg ihren Traum mitten in den über drei Generationen gewachsenen Garten erfüllt. Je natürlicher desto besser, ist das Motto, aber auch der Gästekomfort soll nicht zu kurz kommen. Sauberkeit und gärtnerische Pflege des Bio-Schwimmteichs stellen allerdings eine Herausforderung dar. Die Natur einzubinden, steht auch beim Südtiroler Hotel Valentinerhof im Fokus. So erstreckt sich die von Garten- und Landschaftsbau Platter konzipierte Gartenanlage über mehrere Ebenen und verbindet den Wellness-Bereich mit Bar und Restaurant. Dolomit aus einem nahegelegenen Steinbruch türmt sich zu schroffen Hängen auf oder gestaltet Wanderwege wie in den Bergen, dazwischen wachsen Almgräser und Blumen. Die Natur und das archaische Gebirgsmassiv sollen so für den Gast erlebbar sein. Bei der im vergangenen Jahr eröffneten Seezeitlodge am Bostalsee führen – ganz im HOTELDESIGN 01/2018
Zeichen der keltischen Tradition des Saarlands – die Sonnenwendachsen jeweils als Messingstrahl durch das Hotel nach außen. Und enden dort in Kunstwerken der regionalen Künstlerin Katharina Bender. Die Wintersonnenwendachse auf der Terrasse geht in eine Feuerstelle über, die die Mitarbeiter des Teams jeden Abend neu entzünden. Ein kraftvolles und energiegeladenes Areal ist außerdem das keltische Außensaunadorf mit großem Ritualplatz, Räucherstelle sowie Ruhehaus mit Ausblick auf den See. Von den 21 Sorten des keltischen Baumkreises stehen im Außenbereich der Seezeitlodge Eiche, Esche, Weide und Birke für Stärke, Energie, Vitalität und Licht. Daher findet man diese Baumartem in der gestamten Parkanlage, welche die Trierer Landschaftsarchitekten Ernst + Partner gestaltet haben. Schließlich nutzen Gäste die Plattform im Wald für Yoga oder Meditationen – oder sie wandeln über einen Sinnes-Barfußweg.
Tipps fürs Mobiliar Hohe Belastbarkeit: Außenmobiliar sollte dem höchsten Standard der europäischen Norm EN 581 entsprechen, die die Sicherheit und Belastbarkeit von Möbeln festlegt. Eine kratzfeste, wetterbeständige Tischplatte ohne Rillen oder Fugen lässt sich problemlos reinigen. Ansprechende Optik: Ob Holz, Metall oder Kunststoff, wichtig ist, dass das Material und die eingesetzten Stoffe der Auflagen so beschaffen sind, dass sie Sonnenlicht vertragen und nicht ausbleichen. Solide Verarbeitung: Eine hohe Witterungsbeständigkeit ist bei Außenmöbeln Pflicht, schließlich stehen sie die meiste Zeit ungeschützt im Freien. Platzsparende Lagerung: Stapelbare Stühle und Klapptische überwintern auf wenig Fläche. Spezielle Abdeckhüllen schützen vor Schmutz und Witterungseinflüssen. Passendes Zubehör: Verschleißteile wie Fußkappen oder Rohrstopfen sollten als Ersatzteil nach dem Kauf verfügbar sein.
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