Messner @ Bäder N°88

Page 1

NR. 88

Spezial

BADER

BADER

HAUS DER TRÄUME: Aussen ein Stadel, innen ein verrückt schönes Raumerlebnis DIE TRENDS: Die Neuheiten auf einen Blick AUSZEIT: Kreieren Sie sich Ihren persönlichen Wohlfühlraum

HAUS DER TRÄUME Aussen ein traditioneller Stadel, innen ein verrückt schönes Raumerlebnis

AUSZEIT KREIEREN SIE SICH IHREN GANZ PERSÖNLICHEN WOHLFÜHLRAUM UND RÜCKZUGSORT

www.metermagazin.com CHF 9.50

DIE TRENDS

nnen, a W n e t s u Die ne turen a m r A & n Dusche lick B n e n i e f u a


Haus der Tr채ume

Das offene Erdgeschoss mit der Lounge als Plauderecke, dem Esstisch und der grossen K체che ist wie eine Art Piazza gestaltet.

42

Auf der malerischen Seiser Alm haben die Gestalter von NOA einem Stadel neues Leben eingehaucht. Das Projekt orientiert sich an S체dtiroler Traditionen und 체berrascht mit seiner unerwarteten Innenraumgestaltung: ein fast magisches Ambiente wie aus Kindheitstagen. Text: Laura Ragazzola, Fotos: Alex Filz, Redaktion: Roland Merz


Haus der Tr채ume

Das offene Erdgeschoss mit der Lounge als Plauderecke, dem Esstisch und der grossen K체che ist wie eine Art Piazza gestaltet.

42

Auf der malerischen Seiser Alm haben die Gestalter von NOA einem Stadel neues Leben eingehaucht. Das Projekt orientiert sich an S체dtiroler Traditionen und 체berrascht mit seiner unerwarteten Innenraumgestaltung: ein fast magisches Ambiente wie aus Kindheitstagen. Text: Laura Ragazzola, Fotos: Alex Filz, Redaktion: Roland Merz


W

ir befinden uns in Süd­ tirol, 1100 Meter über dem Meeresspiegel, am Fusse der Seiser Alm, die wegen ihrer atembe­ raubenden Landschaft zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt wurde. «Den Dialog mit der Tradition suchen, sich aber gleichzeitig von ihr lösen, um die eige­ ne Identität, eine neue Lebensweise und ­einen neuen Wohnraum zu definieren.» Das war – kurz gesagt – die Herausforderung für noa bei der Entwicklung des neuen Hauses in Seis am Schlern, das anstelle eines verlassenen Hauses mitten im Dorf gebaut werden soll­ te. Deshalb war es wichtig, die ursprüngliche Bauweise und Architektur des Dorfs zu be­ rücksichtigen. Doch für Stefan Rier, der zu­ sammen mit Lukas Rungger noa gegründet hat, und in diesem Fall auch sein eigener Auf­ traggeber war, bot das Projekt die Möglich­ keit, seinem Haus mithilfe von Erinnerun­ gen aus der eigenen Kindheit eine persönliche Note zu verleihen und sich von den traditio­ nellen Gepflogenheiten zu lösen. «Unser Ziel war es, dass sich das Haus in die Ästhetik und Architektur des Dorfs ein­ bindet, die durch Paarhöfe aus Feuerhäusern und Holzstadeln geprägt ist», erklärt Archi­ tekt Rier. «Aus diesem Grund haben wir die Fassade des Gebäudes auf allen Seiten tradi­ tionell mit einer Holzstruktur gestaltet, da­ mit es wie ein typischer Stadel aussieht. Bei den Innenräumen habe ich mich dafür ent­ schieden, mit der Tradition zu brechen und mich von festgelegten Einschränkungen und Mustern zu befreien. Um nach vorne zu schauen – und ein wenig weiter zurück: auf die schönen Jahre meiner Kindheit.» Das Ergebnis ist ein Haus mit zwei ent­ gegengesetzten Seelen. Von aussen ein tradi­ tionelles Haus in den Alpen, das sich in die wunderschöne umliegende Landschaft ein­ gliedert. Und innen die visionäre Seele, die Überraschung eines Raums ohne Klischees: durchlässig, osmotisch und innovativ.

Die Textilien wie die Samtvorhänge spielen mit dem Holz eine wichtige Rolle bei der fast theatralischen Raumatmosphäre.

Die Einrichtung sowie die eingesetzten Materialien stammen von lokalen Anbietern und Herstellern.

Dialog zwischen Gestern und Heute

Die meerblauen Fliesen sind in den Kunstharz­ boden eingesetzt und bekleiden auch die Küchenzeile mit der Messingabdeckung.

44

Die Architektur des Hauses orientiert sich an den ländlichen Gebäuden des Orts. Auf dem Fundament aus Stein – 10 mal 8 Meter – steht eine Konstruktion aus Lärchenholz, die sich über drei Etagen erstreckt und das für die Häuser im Dorf typische Satteldach trägt. Eine vorgehängte Fassade aus Holz umgibt das gesamte Gebäude wie eine Hülle, schützt gegen Sonneneinstrahlung an warmen Tagen und suggeriert die typische Bauform eines ­alpinen Stadels. Zwei Boxen aus Kupfer und eine aus Glas «stechen» aus der Fassade je­ weils auf der Nord- und Südseite hervor und zeigen bereits von aussen die komplexe An­ ordnung der Innenarchitektur. Auf der Süd­ seite blicken die grossen Fenster, der Aussen­ bereich und die Terrasse des Gebäudes auf


W

ir befinden uns in Süd­ tirol, 1100 Meter über dem Meeresspiegel, am Fusse der Seiser Alm, die wegen ihrer atembe­ raubenden Landschaft zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt wurde. «Den Dialog mit der Tradition suchen, sich aber gleichzeitig von ihr lösen, um die eige­ ne Identität, eine neue Lebensweise und ­einen neuen Wohnraum zu definieren.» Das war – kurz gesagt – die Herausforderung für noa bei der Entwicklung des neuen Hauses in Seis am Schlern, das anstelle eines verlassenen Hauses mitten im Dorf gebaut werden soll­ te. Deshalb war es wichtig, die ursprüngliche Bauweise und Architektur des Dorfs zu be­ rücksichtigen. Doch für Stefan Rier, der zu­ sammen mit Lukas Rungger noa gegründet hat, und in diesem Fall auch sein eigener Auf­ traggeber war, bot das Projekt die Möglich­ keit, seinem Haus mithilfe von Erinnerun­ gen aus der eigenen Kindheit eine persönliche Note zu verleihen und sich von den traditio­ nellen Gepflogenheiten zu lösen. «Unser Ziel war es, dass sich das Haus in die Ästhetik und Architektur des Dorfs ein­ bindet, die durch Paarhöfe aus Feuerhäusern und Holzstadeln geprägt ist», erklärt Archi­ tekt Rier. «Aus diesem Grund haben wir die Fassade des Gebäudes auf allen Seiten tradi­ tionell mit einer Holzstruktur gestaltet, da­ mit es wie ein typischer Stadel aussieht. Bei den Innenräumen habe ich mich dafür ent­ schieden, mit der Tradition zu brechen und mich von festgelegten Einschränkungen und Mustern zu befreien. Um nach vorne zu schauen – und ein wenig weiter zurück: auf die schönen Jahre meiner Kindheit.» Das Ergebnis ist ein Haus mit zwei ent­ gegengesetzten Seelen. Von aussen ein tradi­ tionelles Haus in den Alpen, das sich in die wunderschöne umliegende Landschaft ein­ gliedert. Und innen die visionäre Seele, die Überraschung eines Raums ohne Klischees: durchlässig, osmotisch und innovativ.

Die Textilien wie die Samtvorhänge spielen mit dem Holz eine wichtige Rolle bei der fast theatralischen Raumatmosphäre.

Die Einrichtung sowie die eingesetzten Materialien stammen von lokalen Anbietern und Herstellern.

Dialog zwischen Gestern und Heute

Die meerblauen Fliesen sind in den Kunstharz­ boden eingesetzt und bekleiden auch die Küchenzeile mit der Messingabdeckung.

44

Die Architektur des Hauses orientiert sich an den ländlichen Gebäuden des Orts. Auf dem Fundament aus Stein – 10 mal 8 Meter – steht eine Konstruktion aus Lärchenholz, die sich über drei Etagen erstreckt und das für die Häuser im Dorf typische Satteldach trägt. Eine vorgehängte Fassade aus Holz umgibt das gesamte Gebäude wie eine Hülle, schützt gegen Sonneneinstrahlung an warmen Tagen und suggeriert die typische Bauform eines ­alpinen Stadels. Zwei Boxen aus Kupfer und eine aus Glas «stechen» aus der Fassade je­ weils auf der Nord- und Südseite hervor und zeigen bereits von aussen die komplexe An­ ordnung der Innenarchitektur. Auf der Süd­ seite blicken die grossen Fenster, der Aussen­ bereich und die Terrasse des Gebäudes auf


Wie Minihäuser, jeweils in einem anderen Design gestaltet, schweben die Schlaf­ boxen in dem 12 Meter hohen Innenraum.

die Landschaft der Dolomiten, die vom Schlerngebirge dominiert wird. Das Erdgeschoss ist ein grosser offener Raum mit drei unterschiedlichen Funktions­ inseln – eine Art Piazza für alle: Es gibt eine Plauderecke und einen Esstisch für die ge­ meinsame Zeit mit Freunden und eine grosse Küche zum gemeinsamen Kochen – mit einer Küchenzeile aus Naturmessing, die seitlich mit Terrakottafliesen aus handwerklicher Pro­ duktion verkleidet ist. Doch dann entwickelt sich das Haus vertikal, und die klassischen Räume werden durch «schwebende Boxen» ersetzt, die auf unterschiedlichen Höhen plat­ ziert und über Treppen und Gehwege mitein­ ander verbunden sind. Diese Räume wurden wie Minihäuser mit einem jeweils anderen De­ sign entworfen und scheinen im gros­sen In­ nenraum zu schweben. Beim Aufsteigen hat man das Gefühl, den Gipfel eines Bergs zu er­ klimmen. Doch die Erschlies­sungswege sind nicht nur funktionale Verbindungselemente. Sie bieten auch Platz für die übrigen Räume, wie die Bibliothek und die Badezimmer mit offenen Badewannen und Duschen. Nur die Toiletten sind nicht sichtbar. Das gesamte Ge­ bäude ist so konzipiert, dass die Privatsphäre und Intimität mit zunehmender Höhe wach­ sen. In der höchsten Box befindet sich die Sau­ na mit Blick auf den Santner.

Beim Aufsteigen und Durchqueren der einzelnen Raumsequen­ zen entsteht das Gefühl, den Gipfel eines Bergs zu erklimmen.

Erfrischender Materialmix Neben den traditionellen Materialien Holz und Stein wurden für das Haus andere moder­ ne Materialien – zum Teil mit mediterranem Design – verwendet. Der Kunstharzboden, der im Erdgeschoss optisch eine Einheit schafft, wechselt sich mit dem gebrannten Ton der meerblauen Fliesen ab, die auch für die Ver­ kleidung der Küchenzeile verwendet wurden. Das Messing setzt helle und warme Akzente in der Einrichtung und entlang der langen Ar­ beitsplatte mit Kochfeld. Die Treppe aus fein geschmiedetem Eisen erinnert an die traditio­ nellen arabischen Fenstergitter und bildet für eine alpine Landschaft ungewöhnliche Licht­ spiele. Die gesamte Einrichtung wurde nach Mass von lokalen Anbietern angefertigt, und die Materialien stammen von Herstellern aus der Umgebung. Bei der Konzeption standen

«In den Innenräumen haben wir mit der Tradition gebrochen, um uns von festgelegten Einschränkungen und Mustern zu befreien.» NOA

46

Bäder Spezial — Haus der Träume

Ein System von Treppen, die neben ihrer Funktion als verbinden­ des Element auch Platz für die Bäder bieten, verknüpft die einzelnen Räume.


Wie Minihäuser, jeweils in einem anderen Design gestaltet, schweben die Schlaf­ boxen in dem 12 Meter hohen Innenraum.

die Landschaft der Dolomiten, die vom Schlerngebirge dominiert wird. Das Erdgeschoss ist ein grosser offener Raum mit drei unterschiedlichen Funktions­ inseln – eine Art Piazza für alle: Es gibt eine Plauderecke und einen Esstisch für die ge­ meinsame Zeit mit Freunden und eine grosse Küche zum gemeinsamen Kochen – mit einer Küchenzeile aus Naturmessing, die seitlich mit Terrakottafliesen aus handwerklicher Pro­ duktion verkleidet ist. Doch dann entwickelt sich das Haus vertikal, und die klassischen Räume werden durch «schwebende Boxen» ersetzt, die auf unterschiedlichen Höhen plat­ ziert und über Treppen und Gehwege mitein­ ander verbunden sind. Diese Räume wurden wie Minihäuser mit einem jeweils anderen De­ sign entworfen und scheinen im gros­sen In­ nenraum zu schweben. Beim Aufsteigen hat man das Gefühl, den Gipfel eines Bergs zu er­ klimmen. Doch die Erschlies­sungswege sind nicht nur funktionale Verbindungselemente. Sie bieten auch Platz für die übrigen Räume, wie die Bibliothek und die Badezimmer mit offenen Badewannen und Duschen. Nur die Toiletten sind nicht sichtbar. Das gesamte Ge­ bäude ist so konzipiert, dass die Privatsphäre und Intimität mit zunehmender Höhe wach­ sen. In der höchsten Box befindet sich die Sau­ na mit Blick auf den Santner.

Beim Aufsteigen und Durchqueren der einzelnen Raumsequen­ zen entsteht das Gefühl, den Gipfel eines Bergs zu erklimmen.

Erfrischender Materialmix Neben den traditionellen Materialien Holz und Stein wurden für das Haus andere moder­ ne Materialien – zum Teil mit mediterranem Design – verwendet. Der Kunstharzboden, der im Erdgeschoss optisch eine Einheit schafft, wechselt sich mit dem gebrannten Ton der meerblauen Fliesen ab, die auch für die Ver­ kleidung der Küchenzeile verwendet wurden. Das Messing setzt helle und warme Akzente in der Einrichtung und entlang der langen Ar­ beitsplatte mit Kochfeld. Die Treppe aus fein geschmiedetem Eisen erinnert an die traditio­ nellen arabischen Fenstergitter und bildet für eine alpine Landschaft ungewöhnliche Licht­ spiele. Die gesamte Einrichtung wurde nach Mass von lokalen Anbietern angefertigt, und die Materialien stammen von Herstellern aus der Umgebung. Bei der Konzeption standen

«In den Innenräumen haben wir mit der Tradition gebrochen, um uns von festgelegten Einschränkungen und Mustern zu befreien.» NOA

46

Bäder Spezial — Haus der Träume

Ein System von Treppen, die neben ihrer Funktion als verbinden­ des Element auch Platz für die Bäder bieten, verknüpft die einzelnen Räume.


Unter dem Dach liegt die höchste Box, welche die Sauna ­beherbergt, mit wunderbarem Blick auf die Berge.

Durch die innovative Innenarchitektur entstehen Ein-, Ausund Durchblicke, die immer wieder neu zu entdecken sind.

Im Süden, wie hier in einem der Bäder, ist die Fassade vollständig verglast, um eine maximale natürliche Belichtung zu erhalten.

die Liebe zum Detail und die Suche nach ori­ ginellen Lösungen aus formaler und funktio­ naler Sicht im Mittelpunkt. Die Textilien spie­ len zusammen mit dem Holz eine wichtige Rolle bei der fast theatralischen Atmosphäre im Haus: Blaue Samtvorhänge umrahmen die Räume und eröffnen neue Perspektiven. Für die Einrichtung der Schlafzimmerboxen wur­ den ebenfalls dekorative Textilien verwendet. Die in Blau gehaltene Tapete bildet eine schall­ absorbierende Barriere. Die ungewöhnliche Anordnung der Räu­ me ist auch von aussen sichtbar und bildet eine Art Gegensatz zu den traditionellen Fassaden. Im Norden sind die beiden mit Kupfer ver­ kleideten Boxen der Räume hinter der vorge­ setzten Holzfassade sichtbar und erzeugen ­einen starken Materialkontrast. Im Süden ­dagegen wird die Fassade aus Glas durch die Saunabox durchbrochen. Ziel des Projekts war es, die natürliche Belichtung zu maximie­ ren: Im Süden ist die Fassade vollständig ver­ glast, und das Licht wird durch die Holz­ struktur, die etwa 2,5 Meter vom Aufriss weg montiert ist, gefiltert. Das Vordach schützt den Innenraum im Sommer gegen Sonnen­ einstrahlung, und über das Dach kommt durch ein nach Osten offenes Dachfenster Ze­ nitallicht. Im Norden gibt es keine Fenster. Für die Innenbeleuchtung wurden im doppel­ hohen Wohnbereich Hängeleuchten ange­ bracht, um eine punktuelle Beleuchtung der unterschiedlichen Funktionsbereiche, insbe­ sondere im Esszimmer und in der Küche, zu gewährleisten. Viele der im Haus verwende­ ten Leuchten wurden nach Mass gefertigt. Noa hat in Seis am Schlern unweit von Kastelruth eine äusserst innovative und mu­ tige Architektur entwickelt, die aber auch ­einen Hauch von Tradition in sich trägt. Der Blick auf die Konstruktion aus Lärchenholz, der die schwebenden Boxen trägt, auf das Holzbalkendach in 12 Metern Höhe und auf die offenen Räume erinnert scheinbar an die alten Stadel. «Ich habe meine Kindheit mit Spielen in Stadeln verbracht», erzählt Stefan Rier. «Und das Schönste in meiner Kindheit war, hochzuklettern und dann ins Heu zu springen. Vielleicht wäre ich ohne diese Er­ fahrungen als Kind nie darauf gekommen, dieses Haus zu entwerfen …» ——

«Unser Ziel war es, dass sich das Haus in die Ästhetik und Architektur des Dorfs einbindet, die durch Holzstadel geprägt ist.» NOA


Unter dem Dach liegt die höchste Box, welche die Sauna ­beherbergt, mit wunderbarem Blick auf die Berge.

Durch die innovative Innenarchitektur entstehen Ein-, Ausund Durchblicke, die immer wieder neu zu entdecken sind.

Im Süden, wie hier in einem der Bäder, ist die Fassade vollständig verglast, um eine maximale natürliche Belichtung zu erhalten.

die Liebe zum Detail und die Suche nach ori­ ginellen Lösungen aus formaler und funktio­ naler Sicht im Mittelpunkt. Die Textilien spie­ len zusammen mit dem Holz eine wichtige Rolle bei der fast theatralischen Atmosphäre im Haus: Blaue Samtvorhänge umrahmen die Räume und eröffnen neue Perspektiven. Für die Einrichtung der Schlafzimmerboxen wur­ den ebenfalls dekorative Textilien verwendet. Die in Blau gehaltene Tapete bildet eine schall­ absorbierende Barriere. Die ungewöhnliche Anordnung der Räu­ me ist auch von aussen sichtbar und bildet eine Art Gegensatz zu den traditionellen Fassaden. Im Norden sind die beiden mit Kupfer ver­ kleideten Boxen der Räume hinter der vorge­ setzten Holzfassade sichtbar und erzeugen ­einen starken Materialkontrast. Im Süden ­dagegen wird die Fassade aus Glas durch die Saunabox durchbrochen. Ziel des Projekts war es, die natürliche Belichtung zu maximie­ ren: Im Süden ist die Fassade vollständig ver­ glast, und das Licht wird durch die Holz­ struktur, die etwa 2,5 Meter vom Aufriss weg montiert ist, gefiltert. Das Vordach schützt den Innenraum im Sommer gegen Sonnen­ einstrahlung, und über das Dach kommt durch ein nach Osten offenes Dachfenster Ze­ nitallicht. Im Norden gibt es keine Fenster. Für die Innenbeleuchtung wurden im doppel­ hohen Wohnbereich Hängeleuchten ange­ bracht, um eine punktuelle Beleuchtung der unterschiedlichen Funktionsbereiche, insbe­ sondere im Esszimmer und in der Küche, zu gewährleisten. Viele der im Haus verwende­ ten Leuchten wurden nach Mass gefertigt. Noa hat in Seis am Schlern unweit von Kastelruth eine äusserst innovative und mu­ tige Architektur entwickelt, die aber auch ­einen Hauch von Tradition in sich trägt. Der Blick auf die Konstruktion aus Lärchenholz, der die schwebenden Boxen trägt, auf das Holzbalkendach in 12 Metern Höhe und auf die offenen Räume erinnert scheinbar an die alten Stadel. «Ich habe meine Kindheit mit Spielen in Stadeln verbracht», erzählt Stefan Rier. «Und das Schönste in meiner Kindheit war, hochzuklettern und dann ins Heu zu springen. Vielleicht wäre ich ohne diese Er­ fahrungen als Kind nie darauf gekommen, dieses Haus zu entwerfen …» ——

«Unser Ziel war es, dass sich das Haus in die Ästhetik und Architektur des Dorfs einbindet, die durch Holzstadel geprägt ist.» NOA


NICHT AUFGEBEN! UMBAUEN UND RENOVIEREN!

NOA

Berlin und Bozen Die Architektur des Hauses mit einer Konstruktion aus Lärchenholz orientiert sich an den ländlichen Gebäuden des Ortes.

Das preisgekrönte Architektur- und Design­ studio wurde 2011 von Lukas Rungger und Stefan Rier (links) gegründet. Heute sitzt noa in Bozen (Italien) und Berlin (Deutschland). noa steht für den essenziellen Ausdruck ­einer kollaborativen Arbeitsethik: Das junge Team aus Architekten, Designern und Künstlern setzt auf eine interdisziplinäre Entwurfs­ methodik, die sich je nach Anforderung des jeweiligen Projekts in stetigem Wandel be­ findet. Das Konzept der «Emergenz», wo das Ganze weit mehr ist als die Summe der ein­ zelnen Teile, wird zur zentralen Strategie ­einer holistischen Herangehensweise an je­ den von noa konzipierten Entwurf. www.noa.network

ARCHITEKTUR: noa, Berlin und Bozen, www.noa.network BAUBEGINN: Frühling 2015 FERTIGSTELLUNG: Dezember 2017 WOHNFLÄCHE: 220 m² RAUMVOLUMEN: 1100 m³ BAUWEISE: Holzbau, auf dem Steinfundament eine Konstruktion aus Lärchenholz, vorgehängte Holzfassade

Axometrie: Das Haus entwickelt sich im Innen­ raum vertikal. Die klassischen Räume werden durch «schwebende Boxen» ersetzt.

50

Bäder Spezial — Haus der Träume

All unser Wissen für all Ihre Projekte. Am Kiosk und als App.

www.meter-magazin.ch/kiosk


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.