Hubertus & Südtirol Home @ rb-illustrierte N°209/2020

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rb illustrierte

Österreichische Post AG MZ 17Z041233 M Athesia Tyrolia Druck GmbH 6020 Innsbruck, Exlgasse 20 Inland: Euro 8,– (inkl. MwSt.) Ausland: Euro 9,–

Ausgabe 209

illustrier te bauen und wohnen im alpenraum

Verbindung Die Natur ins von Tradition Haus und geholt Moderne

Symbiose von Zwei Generationen Kunst und Architektur unter einem Dach

Erweiterung Spannende in Holzbauweise Verbindungen


Alpin Panorama Hotel Hubertus Zwischen Himmel und Erde oszillierend, Olang (I)

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as Hotel Hubertus liegt in Olang, am Fuße des bekannten Skiund Wandergebiets Kronplatz im Pustertal, umgeben von den majestätischen Dolomiten. Mit der letzten Bauphase wurde noa* network of architecture betraut. Der traditionsreiche Familienbetrieb wurde großzügig um- und ausgebaut: Es entstand ein neuer Zimmertrakt mit 16 Suiten, Küche, Restaurants, Stuben, Eingangsbereich mit Lobby, Rezeption, Weinkeller, Fitness- und Ruheraum mit Panorama-Terrassen. Spektakulär ist der Sky-Pool mit einer Länge von 25 Metern. Durch die vereinheitlichte, rhythmisch alternierende Fassadengestaltung mit einheimischen Lärchen-Baumstämmen verbindet noa* beim Um- und Zubau des Hotels auf konsequente Weise „Altes und Neues“. Das homogene Erscheinungsbild, der natürlich gewachsenen Topographie des Geländes folgend, schafft die kompositorische Basis für die Inszenierung des weit auskragenden Pools, der zwischen bestehendem und neuem Zimmertrakt thront, zwischen Himmel und Erde oszilliert. Besondere Herausforderung für den Entwurf war die optische Verknüpfung von Bestand und Neubau zur Wahrung eines schlüssigen Erscheinungsbildes. Die entrindeten Baumstämme, welche der bestehenden und der neuen Fassade vorgesetzt wurden, zielen genau darauf ab. Sie unterstützen gleichzeitig die Dynamik der geschwungenen Fassade und dienen multifunktional als Schattenspender, Raumteiler, Regenschutz, Sichtschutz und statische Basis für Pool und Fassade. Das neue Bauvolumen des Hotels orientiert sich in seiner Gestaltung topologisch am bereits bestehenden, bogenförmig geschwungenen Zimmertrakt. Der in den Grundrissen stark artikulierte Schwung des Zubaus folgt der bestehenden Geländetopographie und den Höhenlinien des bebauten Hanges.

Rhythmische Dynamik

Die fassadengliedernden Baumstämme definieren als schmale Doppelholzsäulen die gestalterische Rhythmik der Gebäudeschleife. Der Pool, der imposant zwischen den Zimmertrakten sitzend über das Tal blickt, wirkt mit seiner anthrazitfarbenen Steinfliesenverkleidung wie ein schwebender Felsbrocken, durch die umlaufend verschwindende

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Kante geht die Wasseroberfläche nahtlos in die umgebende Landschaft über, in der Endlosigkeit des Nichts verschwindend. Der Pool erinnert metaphorisch an einen Bergsee, eingebettet in die beeindruckende Bergwelt der umliegenden Kulisse des UNESCO-Weltkulturerbes, der Dolomiten. Die neuen Brüstungen ersetzen die alten aus Holz und werden als perforierte und pulverbeschichtete Metallgitter kurvenförmig befestigt. In erdfarbenen Tönen sind diese zugleich schließend, aber auch durchlässig, sie öffnen den Panoramablick und schaffen gleichzeitig Privatsphäre. Der neue Fassadenanstrich legt sich sowohl über den gesamten Neubau als auch den Altbau, und prägt dadurch ein einheitliches Erscheinungsbild. In einem warmen, graubraunen Erdton, den Farbmischungen der direkten Umgebung folgend, wird die Volumetrie vereint. Die Fassadengestaltung setzt sich auch beim neuen Eingangsbereich fort, der als Rundbau das Tageslicht optimal einfängt und so maximale Sonneneinstrahlung erhält. Topographische Kurven werden zur obersten Entwurfsprämisse erkoren und setzen sich auch im Inneren des Gebäudes fort, wodurch die Schwellen zwischen innen und außen, kalt und warm, vorher und nachher zu verschwinden scheinen.

Zwischen Himmel und Erde schwebend ...

Highlight des Zubaus ist der neue Pool, der wie ein gelandeter Felsbrocken über dem neuen Zimmertrakt schwebt. Keine sichtbaren Grenzen und mit 5 m Breite, 25 m Länge und 1,30 m Tiefe ist das 17 m­ auskragende Schwimmbad als zentrales Unikat konzipiert. In einer Höhe von 12 Metern am äußersten Rand hat der Schwimmer das Gefühl, über dem Gelände zu schweben – schwerelos zwischen Himmel und Erde zu gleiten. Dieser Eindruck wird durch die Glasfront und ein verglastes Fenster im Boden des Pools nochmals verstärkt.

Besondere Aussichten

Auf der bestehenden Liegewiese im Kellergeschoss entstand ein kreisförmiger Ruheraum, der von Außen vollständig angeböscht wurde und sich so fließend in die bestehende Liegewiese einfügt.

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Die Gestaltung passt sich den Zimmertrakten und dem Zubau im Bereich des Haupteinganges an. Das Dach des Ruheraumes wurde verglast und mit Holzträgern radial eingedeckt. Eine lockere Aufteilung der Stämme ermöglicht beste Aussicht durch das gläserne Dach.

Chalet-Charakter

Die neuen Zimmer im Zubau sind durch die großen Fassadenöffnungen sehr hell konzipiert, mit komplett verglaster Front und Ostbal-

kon. Ein modern interpretierter Kachelofen erzeugt im Raum Wohnzimmeratmosphäre, Raumteiler aus entrindeten Baumstämmen stellen eine Verbindung zum Außenraum und der Fassade her. Schließlich greift die Balkonform durch einen leichten Schwung wiederum das Leitthema der fließenden Gesten auf und zelebriert diese als ein Gebäude, das durch den Umbau in einen besonders intensiven Dialog mit der Landschaft getreten ist, und diesen wiederkehrend intensiviert.

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Südtirol-Home: Ein Land in 360° noa* bietet eine spannende Entdeckungsreise durch Südtirol für die Gäste des Südtirol-Home, Antholz (I)

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üdtirol – ein Begriff, der mehr als tausend Dinge in sich trägt. Dieses eine Wort in die Sprache der Architektur zu übersetzen galt es jüngst anlässlich der 51. Biathlon-Weltmeisterschaft in Antholz, wo sich Top-Sportler, Prominenz, Politiker, Veranstalter und Besucher ein „Stelldichein“ gaben. Das Südtirol-Home, das größte Gebäude von insgesamt zehn Häusern, die sich um eine Art „Dorfplatz“ aneinanderreihen, wurde bei diesem hochkarätigen Sportevent 2020 das Zuhause von Gästen, Gewinnern und Journalisten, die vor allem eines hier können sollen: Südtirol spüren. Die Ausgangsidee für den Entwurf geht auf das traditionelle Gesellschaftsspiel Watten zurück, in dem die Symbole Laub, Eichel, Schell und Herz die Hauptrolle spielen. Diese Vier stellen die gedanklichen Leitfäden des Konzeptes dar, die sich durch alle Bereiche des Innenraumes ziehen. Das Laub steht für die Natur und Kulturlandschaft, die Eichel symbolisiert die Lebensart und die Qualitätsprodukte, Schell wiederum weist auf Öffnung und Innovation hin und das Herz schließlich drückt Geselligkeit, Gastfreundschaft, aber auch Tradition und Vereinswesen aus. All diese Elemente entsprechen dem Wesen von Südtirol und wurden durch verschiedenste, sorgfältige Kreationen sichtbar gemacht.

Ein Ort, viele Möglichkeiten

Im Erdgeschoss dominiert eine großzügige Theke die Szenerie, die leicht aus der Mittelachse herausgedreht ist, um dem Raum eine attraktive Dynamik zu verleihen. Ausgestattet als Bartresen sowie als prächtige Schauküche, kann hier auch groß für die Gäste aufgekocht werden. Die Theke ist teilweise modular und bietet Platz, gemeinsam zu kochen oder dabei zuzuschauen. Begleitet wird die Show-Küche von einer Backstage-Küche, einer Garderobe, die dem großzügigen Vestibül zugewandt ist, und den erforderlichen Serviceeinheiten. Das Besondere an diesem langgestreckten Möbelstück aber ist seine Ausführung: Bedeckt mit Seiser Basalt, einem seltenen Südtiroler Stein, sind die Fronten der Theke aus verschiedenen Holzarten mit Latten unterschiedlicher Größe ausgeführt. Darunter befindet sich das Holz von Apfel, Birne, Fichte, Lärche, Eiche, Nussbaum, Zeder und Zirbe, um die Vielfalt der Südtiroler Naturlandschaft zu repräsentieren.

Der Würfel im Raum

Im Obergeschoss, das durch eine mit Metallgeländer eingefasste Galerie beschrieben wird, befindet sich der Bereich für Interviews und journalistische Arbeit für TV und Radio. Auch hier profitiert man vom großartigen Ausblick durch die Glasfassade hindurch, die den Raum noch weiter öffnet und die Natur hereinholt. Der vorgelagerte Balkon ist dabei für repräsentative Ereignisse vorgesehen. Gemütlichkeit hat auch hier mit einladenden Sitzgelegenheiten oberste Priorität, wobei die Gastfreundschaft im uneinsichtigen Teil dieser Ebene ihren absoluten Höhepunkt findet. Die so genannte Stube ist eine geschlossene Box, die im Raum hängt und über der Schauküche im gleichen Drehwinkel wie diese schwebt. Schon von außen ist der Würfel als „Stube“ erkennbar – durch das einzige Fenster Richtung Eingangsbereich kann man den typischen Vorhang mit Südtiroler Dessin, die Stubenlampe und die Täfelung im NOA* - NE T WORK OF ARCHITEC TURE

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warmen Lichtschein durchblitzen sehen. Die Trennung vom restlichen Raum ist ganz bewusst: Die Stube als Ort der Gemütlichkeit hat einen besonderen Stellenwert als jener Ort, wo alles aus Holz gemacht ist und man eng zusammensitzt. Um diese Stube möglichst authentisch zu gestalten, wurde in den Würfel eine restaurierte, alte Stube eines Bauernhofs eingesetzt: Unter dem Fenster verläuft eine lange Sitzbank, die sich an beiden Seiten bis jeweils zur Raummitte um die Ecke weiterzieht und mit mehreren Tischen kombiniert wird, um auch eine lange Tafel inszenieren zu können. Eine originale Truhe aus Handarbeit, eine ebenfalls echte bemalte Kredenz, die obligatorischen Stubenlampen und der Herrgottswinkel werden von einem alten traditionellen Dielenboden und kassettierten Vertäfelungen an Wand und Decke begleitet. Auch au-

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ßen kommt Südtiroler Tradition zum Zug: Die Wandkonstruktion des Kubus aus Fichtenholz ist außen komplett mit typischem, grünen Lodenstoff eingekleidet. Darauf wurden punktuell dreieckige Holzpaneele mit rausgefrästen, vom Klöppeln inspirierten Mustern und eingebauten Lichtquellen montiert, die mit den Projektionen auf Wand und Boden ein tolles Lichtspiel entstehen lassen.

noa* - network of architecture Arch. Stefan Rier & Arch. Lukas Rungger Drususallee 231, I-39100 Bozen, +39 0471 1880941 Zionskirchstraße 56, D-10119 Berlin, +49 3027 979722 noa@noa.network, www.noa.network

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