Messner @ traumhaus N°6 - Jan/Feb 2020

Page 1

JANUAR | FEBRUAR 2020

DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR PLANEN, BAUEN, WOHNEN

[6 ]

JANUAR | FEBRUAR 2020

Das Schweizer Magazin für Planen, Bauen, Wohnen

EINZIGARTIG

INSPIRIEREND

CHF 9.50 MUTIG

BAUEN MIT HOLZ

SYSTEMHÄUSER

BADEWELT

Alpine Familienhäuser in der Schweiz, in Italien, Frankreich und Österreich interpretieren traditionelle Baustile neu.

Umfangreiche Hausideen zum Fixpreis ‒ entdecken Sie, wie vielfältig das Bauen mit System sein kann.

Wie aus der Vision einer Bauherrschaft für ihre Badezimmer eine ganze Kollektion entstanden ist.

MESSEHIGHLIGHTS H M ACK E IN VORGE SC IS SBAU AU F DIE SW 2 02 0


INSPIRATION BAUEN HEUTE

WUNDERLAND IN BOZEN In seinem Heimatdorf Seis hat sich der Architekt Stefan Rier einen Kindheitstraum erfüllt. Dazu hat er sieben Jahre und sieben Entwürfe gebraucht. TEXT MARTINA HUNGLINGER, DONIKA GJELOSHI

FOTOS MADS MOGENSEN

M

itten im Dorfkern von Seis und mit Blick auf den Schlern, der zu den Südtiroler Dolomiten zählt, zieht ein ganz besonderes Haus den Betrachter in seinen Bann. Aussen präsentiert es sich modern, aber mit grossem Respekt für die traditionsreichen Bauten, innen zeigt es sein extrovertiertes und verspieltes Wesen. Hier im Dorf ist Stefan Rier aufgewachsen, und er spielte als Kind oft in Heustadeln. «Es war der beste Spielplatz. Wir liebten es, die offenen Obergeschosse hochzuklettern, um dann ins frische, weiche Heu zu springen. Ohne diese Erfahrung wäre ich vielleicht nie auf die Idee gekommen, dieses Haus zu entwerfen», sagt Stefan Rier. Er hat sein eigenes Hausprojekt mit seinem Architekturbüro noa* realisiert, das er mit seinem Geschäftspartner Lukas Rungger führt. Sieben Jahre habe er daran gearbeitet und sieben Entwürfe erstellt. Sein Kinderspielplatz mit offenen Flächen und sichtbaren Holzbalken war die Hauptinspirationsquelle für sein Zuhause.

EXTROVERTIERTES INTERIEUR Stefan Rier glaubt nicht an die Philosophie von «weniger ist mehr», und der asketische Einrichtungsstil widerspiegelt seinen Charakter so gar nicht. Sein Zuhause ist eher das Gegenteil. Es zeigt eine faszinierende Kombination aus hochkarätiger, klarer und zeitgenössischer Architektur sowie einem Innenleben, das von einer surrealistischen Welt inspiriert ist, wie jene der fantasievollen Geschichte «Alice im Wunderland» und der satirischen Komödie «Mon oncle», welche die moderne, sterile Welt auf die Schippe nimmt. Diese Kombination widerspiegle auch seinen Hintergrund als Innendekorateur und Architekt, «was zwei komplett verschiedene Welten sind», sagt Stefan Rier. Tatsächlich bringt er mit dem Interieur seine verspielte und humorvolle Lebenseinstellung zum Ausdruck. So beispielsweise durch die tierischen Skulpturen und Leuchten: Zwei schwarze Plastikaffen schwingen auf Hängelampen durch den grossen Raum, eine riesige Kupferschildkröte kriecht durchs Badezimmer, und weisse Mäuse tanzen auf den Holzbalken und Fenstersimsen. «Irgendwann wurde ich von meiner Frau Steffi gebeten, die Dekoration etwas einzuschränken, um nicht zu wild zu werden», sagt Stefan Rier lachend.

Mitten im Dorf, aber den Santnerberg im Blickfeld – beim Eingang und seitlich hat das Haus deshalb kaum Fenster. Zum Süden öffnet es sich.

14

Bei der Materialwahl liess der italienische Architekt seiner Kreativität ebenso freien Lauf und experimentierte auf den verschiedenen Ebenen, die das Hausinnere zu bieten hat. Von den mit Stofftapeten in geometrischen Mustern ausgekleideten Schlafzimmerkuben über die

Wohnen, Essen und Kochen findet rund um das zentrale Cheminée statt. Mehrere «hängende» Kuben und ihre offenen Verbindungswege bilden die Obergeschosse.

15


INSPIRATION BAUEN HEUTE

WUNDERLAND IN BOZEN In seinem Heimatdorf Seis hat sich der Architekt Stefan Rier einen Kindheitstraum erfüllt. Dazu hat er sieben Jahre und sieben Entwürfe gebraucht. TEXT MARTINA HUNGLINGER, DONIKA GJELOSHI

FOTOS MADS MOGENSEN

M

itten im Dorfkern von Seis und mit Blick auf den Schlern, der zu den Südtiroler Dolomiten zählt, zieht ein ganz besonderes Haus den Betrachter in seinen Bann. Aussen präsentiert es sich modern, aber mit grossem Respekt für die traditionsreichen Bauten, innen zeigt es sein extrovertiertes und verspieltes Wesen. Hier im Dorf ist Stefan Rier aufgewachsen, und er spielte als Kind oft in Heustadeln. «Es war der beste Spielplatz. Wir liebten es, die offenen Obergeschosse hochzuklettern, um dann ins frische, weiche Heu zu springen. Ohne diese Erfahrung wäre ich vielleicht nie auf die Idee gekommen, dieses Haus zu entwerfen», sagt Stefan Rier. Er hat sein eigenes Hausprojekt mit seinem Architekturbüro noa* realisiert, das er mit seinem Geschäftspartner Lukas Rungger führt. Sieben Jahre habe er daran gearbeitet und sieben Entwürfe erstellt. Sein Kinderspielplatz mit offenen Flächen und sichtbaren Holzbalken war die Hauptinspirationsquelle für sein Zuhause.

EXTROVERTIERTES INTERIEUR Stefan Rier glaubt nicht an die Philosophie von «weniger ist mehr», und der asketische Einrichtungsstil widerspiegelt seinen Charakter so gar nicht. Sein Zuhause ist eher das Gegenteil. Es zeigt eine faszinierende Kombination aus hochkarätiger, klarer und zeitgenössischer Architektur sowie einem Innenleben, das von einer surrealistischen Welt inspiriert ist, wie jene der fantasievollen Geschichte «Alice im Wunderland» und der satirischen Komödie «Mon oncle», welche die moderne, sterile Welt auf die Schippe nimmt. Diese Kombination widerspiegle auch seinen Hintergrund als Innendekorateur und Architekt, «was zwei komplett verschiedene Welten sind», sagt Stefan Rier. Tatsächlich bringt er mit dem Interieur seine verspielte und humorvolle Lebenseinstellung zum Ausdruck. So beispielsweise durch die tierischen Skulpturen und Leuchten: Zwei schwarze Plastikaffen schwingen auf Hängelampen durch den grossen Raum, eine riesige Kupferschildkröte kriecht durchs Badezimmer, und weisse Mäuse tanzen auf den Holzbalken und Fenstersimsen. «Irgendwann wurde ich von meiner Frau Steffi gebeten, die Dekoration etwas einzuschränken, um nicht zu wild zu werden», sagt Stefan Rier lachend.

Mitten im Dorf, aber den Santnerberg im Blickfeld – beim Eingang und seitlich hat das Haus deshalb kaum Fenster. Zum Süden öffnet es sich.

14

Bei der Materialwahl liess der italienische Architekt seiner Kreativität ebenso freien Lauf und experimentierte auf den verschiedenen Ebenen, die das Hausinnere zu bieten hat. Von den mit Stofftapeten in geometrischen Mustern ausgekleideten Schlafzimmerkuben über die

Wohnen, Essen und Kochen findet rund um das zentrale Cheminée statt. Mehrere «hängende» Kuben und ihre offenen Verbindungswege bilden die Obergeschosse.

15


INSPIRATION BAUEN HEUTE

Das erste Obergeschoss besteht aus zwei Kuben, in denen jeweils ein Schlafzimmer untergebracht ist. Die Treppe führt sodann zum zweiten Obergeschoss und zum Dachgeschoss und lässt dabei durch die Perforierung das Licht über die Etagen zirkulieren.

perforierte Metalltreppe bis zu den Reliefkacheln, welche die Küche und die Badezimmerelemente schmücken. Stefan Rier wählte für ein Berghaus eher unkonventionelle Töne wie Blau, Türkis und Petrol. «Durch die traditionellen Materialien wie Holz, Stein und Filz einerseits und das unterschiedliche Blau andererseits habe ich die beiden Welten, in denen ich aufgewachsen bin, miteinander verbunden», erklärt er. Damit verweist er auf seine Kindheit im alpinen Südtirol sowie auf seine Jugend- und Bildungsjahre in Italien und im Mittelmeerraum, woher auch der Einfluss der orientalischen Muster und Nuancen stammt, die bei diesem Haus zur Anwendung kommen.

OFFENE RÄUME UND HÄNGENDE ZIMMER Ein Steinsockel bildet die Basis. Er beherbergt die Garage und die Gästewohnung mit drei Schlafzimmern. Darüber stützt sich eine Holzrahmenkonstruktion, die den Wohnraum der Riers mit offenen Etagen gestaltet. Das Erdgeschoss vereint Küche, Ess- und Wohnbereich unter einem 12 Meter hohen Dach und bietet Raum für das gemeinschaftliche Beisammensein. Dazwischen hängen einzelne Kuben, die das Ober- und Dachgeschoss bilden. «Ich wollte das Gefühl

Hochklettern und dann ins weiche Heu springen. Der Lieblingsspielplatz aus der Kindheit inspirierte Stefan Rier zu einem offenen Hausinneren.

Kacheln in unterschiedlichen Blautönen und ein schimmerndes Messingblech als Abdeckung. Die Farbkombination der Küche widerspiegelt das gesamte Interieur.

16

17


INSPIRATION BAUEN HEUTE

Das erste Obergeschoss besteht aus zwei Kuben, in denen jeweils ein Schlafzimmer untergebracht ist. Die Treppe führt sodann zum zweiten Obergeschoss und zum Dachgeschoss und lässt dabei durch die Perforierung das Licht über die Etagen zirkulieren.

perforierte Metalltreppe bis zu den Reliefkacheln, welche die Küche und die Badezimmerelemente schmücken. Stefan Rier wählte für ein Berghaus eher unkonventionelle Töne wie Blau, Türkis und Petrol. «Durch die traditionellen Materialien wie Holz, Stein und Filz einerseits und das unterschiedliche Blau andererseits habe ich die beiden Welten, in denen ich aufgewachsen bin, miteinander verbunden», erklärt er. Damit verweist er auf seine Kindheit im alpinen Südtirol sowie auf seine Jugend- und Bildungsjahre in Italien und im Mittelmeerraum, woher auch der Einfluss der orientalischen Muster und Nuancen stammt, die bei diesem Haus zur Anwendung kommen.

OFFENE RÄUME UND HÄNGENDE ZIMMER Ein Steinsockel bildet die Basis. Er beherbergt die Garage und die Gästewohnung mit drei Schlafzimmern. Darüber stützt sich eine Holzrahmenkonstruktion, die den Wohnraum der Riers mit offenen Etagen gestaltet. Das Erdgeschoss vereint Küche, Ess- und Wohnbereich unter einem 12 Meter hohen Dach und bietet Raum für das gemeinschaftliche Beisammensein. Dazwischen hängen einzelne Kuben, die das Ober- und Dachgeschoss bilden. «Ich wollte das Gefühl

Hochklettern und dann ins weiche Heu springen. Der Lieblingsspielplatz aus der Kindheit inspirierte Stefan Rier zu einem offenen Hausinneren.

Kacheln in unterschiedlichen Blautönen und ein schimmerndes Messingblech als Abdeckung. Die Farbkombination der Küche widerspiegelt das gesamte Interieur.

16

17


INSPIRATION BAUEN HEUTE

Oben: Der eklektische Stil zeigt sich auch bei der Ankleide im zweiten Obergeschoss wo goldene Sneaker auf Vintage-Schuhe treffen. Rechts: Im zweiten Obergeschoss befindet sich auch das Hauptschlafzimmer mit eigener Terrasse und halb offenem Bereich mit frei stehender Badewanne von Teuco.

«Die Öffnungen, Aussichten und Lichtspiele sind ein Erlebnis.» Stefan Rier, Architekt und Bauherr

eines gros sen, offenen Raumes auf drei Ebenen, wie ich es aus dem Heu stadel kenne und das noch so tief in meinem Herzen verankert ist, beibehalten», sagt Stefan Rier. Je höher man auf der perforierten Treppe steigt, die sich wie ein Band durch den Raum schlängelt, desto privater werden die Räume. Nach den geschlossenen Schlafzimmern und den teilweise offenen Badezimmern im Obergeschoss erreicht man den intimsten Raum im Dachgeschoss: die Sauna und eine Terrasse mit Whirlpool. Dank der strategisch klugen Position ist man hier vor fremden Blicken geschützt. Den Wellnessbereich schätzen Stefan Rier und seine Frau sehr. Er ist ihr Zufluchtsort nach einem arbeitsreichen Tag «und so nah am Himmel», fügt Stefan Rier hinzu. Dank dem Dachfenster lassen sich hier die Natur und das Wetter am besten beobachten. Hier hat man auch den schönsten Ausblick auf die Dolomiten und das Tal.

Das Dachgeschoss ist der Wellness gewidmet. Hier gibt es eine Leseecke, die Sauna und draussen den Whirlpool. Und man ist dem Himmel so nah, dank dem Dachfenster, das den Blick zur Santnerspitze frei macht.

18

RESPEKTVOLL GEGENÜBER TRADITIONELLER ARCHITEKTUR Die Nordseite des Hauses ist komplett verschlossen. Die Holzfassade wird mit zwei Metallelementen, die zu den Kuben im Hausinneren gehören, unterbrochen. Auf der Ost- und der Westseite gibt es nur wenige Fenster. Dadurch kommt der Neubau einerseits der Ästhetik einer Scheune sehr nah, andererseits schützen die fensterarmen Wände

vor Strassenlärm und gewähren die nötige Privatsphäre. Das Haus steht nämlich mitten im Dorf und nahe zu den Nachbarhäusern. Zum Süden hin öffnet es sich mit raumhohen Fenstern. Zusammen mit dem Dachfenster versorgt die Glasfassade das Innenleben maximal mit Tageslicht. Mit der vorgehängten Holzkonstruktion und dem Satteldach wird die Anlehnung an die traditionelle Architektur gekonnt abgerundet. Zusammen mit dem Vordach ist so auch teilweise für Sonnenschutz gesorgt. Die Innenarchitektur ist geprägt von der Tragkonstruktion mit verschiedenen Kuben und Terrassen, die in den Holzrahmen eingebunden sind, sodass das Licht über den gesamten offenen Raum zirkulieren kann. «Die Öffnung, die Aussichten und die Lichtspiele an den Wänden sind ein wahres Erlebnis. Aber was mich am meisten freut, ist, wenn ich ein amüsiertes Lächeln auf dem Gesicht unserer Gäste sehe.» Mittlerweile haben Stefan und Stefanie Rier eine Tochter. Zu welchen Ideen wird wohl sie eines Tages inspiriert sein, wenn sie doch in einem solch einzigartigen, anregenden Haus gross wird?

A r c h itek te n - I nte r v iew >> 19


INSPIRATION BAUEN HEUTE

Oben: Der eklektische Stil zeigt sich auch bei der Ankleide im zweiten Obergeschoss wo goldene Sneaker auf Vintage-Schuhe treffen. Rechts: Im zweiten Obergeschoss befindet sich auch das Hauptschlafzimmer mit eigener Terrasse und halb offenem Bereich mit frei stehender Badewanne von Teuco.

«Die Öffnungen, Aussichten und Lichtspiele sind ein Erlebnis.» Stefan Rier, Architekt und Bauherr

eines gros sen, offenen Raumes auf drei Ebenen, wie ich es aus dem Heu stadel kenne und das noch so tief in meinem Herzen verankert ist, beibehalten», sagt Stefan Rier. Je höher man auf der perforierten Treppe steigt, die sich wie ein Band durch den Raum schlängelt, desto privater werden die Räume. Nach den geschlossenen Schlafzimmern und den teilweise offenen Badezimmern im Obergeschoss erreicht man den intimsten Raum im Dachgeschoss: die Sauna und eine Terrasse mit Whirlpool. Dank der strategisch klugen Position ist man hier vor fremden Blicken geschützt. Den Wellnessbereich schätzen Stefan Rier und seine Frau sehr. Er ist ihr Zufluchtsort nach einem arbeitsreichen Tag «und so nah am Himmel», fügt Stefan Rier hinzu. Dank dem Dachfenster lassen sich hier die Natur und das Wetter am besten beobachten. Hier hat man auch den schönsten Ausblick auf die Dolomiten und das Tal.

Das Dachgeschoss ist der Wellness gewidmet. Hier gibt es eine Leseecke, die Sauna und draussen den Whirlpool. Und man ist dem Himmel so nah, dank dem Dachfenster, das den Blick zur Santnerspitze frei macht.

18

RESPEKTVOLL GEGENÜBER TRADITIONELLER ARCHITEKTUR Die Nordseite des Hauses ist komplett verschlossen. Die Holzfassade wird mit zwei Metallelementen, die zu den Kuben im Hausinneren gehören, unterbrochen. Auf der Ost- und der Westseite gibt es nur wenige Fenster. Dadurch kommt der Neubau einerseits der Ästhetik einer Scheune sehr nah, andererseits schützen die fensterarmen Wände

vor Strassenlärm und gewähren die nötige Privatsphäre. Das Haus steht nämlich mitten im Dorf und nahe zu den Nachbarhäusern. Zum Süden hin öffnet es sich mit raumhohen Fenstern. Zusammen mit dem Dachfenster versorgt die Glasfassade das Innenleben maximal mit Tageslicht. Mit der vorgehängten Holzkonstruktion und dem Satteldach wird die Anlehnung an die traditionelle Architektur gekonnt abgerundet. Zusammen mit dem Vordach ist so auch teilweise für Sonnenschutz gesorgt. Die Innenarchitektur ist geprägt von der Tragkonstruktion mit verschiedenen Kuben und Terrassen, die in den Holzrahmen eingebunden sind, sodass das Licht über den gesamten offenen Raum zirkulieren kann. «Die Öffnung, die Aussichten und die Lichtspiele an den Wänden sind ein wahres Erlebnis. Aber was mich am meisten freut, ist, wenn ich ein amüsiertes Lächeln auf dem Gesicht unserer Gäste sehe.» Mittlerweile haben Stefan und Stefanie Rier eine Tochter. Zu welchen Ideen wird wohl sie eines Tages inspiriert sein, wenn sie doch in einem solch einzigartigen, anregenden Haus gross wird?

A r c h itek te n - I nte r v iew >> 19


INSPIRATION BAUEN HEUTE

Im Haus von Stefan und Stefanie Rier gibt es Vorhänge statt Wände, die Räume in Zonen gliedern.

ERDGESCHOSS zu hinterfragen und zu verbessern. Oft lande ich dann wieder beim ersten Entwurf. Unser Haus ist für mich ein Projekt, wo Zeit eine andere Rolle spielt. Sei es in der Planung, sei es jetzt. Worin unterscheiden sich die Entwürfe? Im ersten Entwurf, den ich am 31. Januar 2010 abgeschlossen habe, ist das Haus noch aus Stein mit einem grünen (Pfanzen-)Band, welches das Haus teilt. Am 20. Juli 2011 sieht das Haus dem heutigen bereits ähnlich. In diesem Jahr begann auch die Genehmigungsphase, die sich über ein gesamtes Jahr ausdehnte. Ich habe es nicht gleich geschafft, die Baukommission von meinem Bauvorhaben zu überzeugen. Interessant ist, dass sich das Projekt in dieser Phase extern niemals geändert hat, intern allerdings haben sich einige Funktionen verschoben.

STEFAN RIER, Architekt. noa* network of architecture, Bozen und Berlin. noa.network

Stefan Rier, wie kamen Sie zu diesem Grundstück für Ihr Haus, und weshalb haben Sie sich dafür entschieden? Das Grundstück liegt im Ortszentrum von Seis am Schlern. Das Dorf ist eine halbe Stunde Autofahrt von Bozen entfernt und liegt am Fusse des Naturparks Schlern. Somit ist es ein optimaler Ausgangspunkt zum Wandern im Sommer und zum Skifahren im Winter und nahe am Arbeitsplatz. Wir kannten die Besitzer des Hauses, das auf diesem Grundstück stand. Als sich die Gelegenheit ergab, haben wir es vor 15 Jahren gekauft.

Wie war es für Sie und Ihr Team, Ihr eigener Klient zu sein? Spannend! Für mich war es ein ständiger Dialog mit meiner Einstellung zur Architektur und zum Interior-Design. Und ich sah mich vor Themen gestellt, die nicht immer leicht zu bewältigen waren. Bestimmt lieben Sie alles an diesem Haus. Womit konnten Sie Ihre Frau am meisten beeindrucken? Ich denke, dass all diese Treppen im Haus sie am meisten begeistert haben. Sie war beeindruckt davon, wie kindersicher das Haus doch ist. Unsere Tochter hat mit den vielen Treppen überhaupt kein Problem.

20

TECHNISCHE ANGABEN [ ARCHITEKTUR ] Stefan Rier, Lukas Rungger ¦ noa* ‒ network of architecture ¦ noa.network

[ KONSTRUKTION ] Holzbau mit vorgehängter Holzkonstruktion ¦ Satteldach

Weshalb heisst das Projekt «Messner »? Um 1850 gab es auf dieser Parzelle einen Heustadel. Dieser wurde um 1900 abgerissen. Seitdem lebte hier die Familie Messner. Die alte Eingangstür von 1895 wurde restauriert und dient noch heute als Eingang. Diese Tür trägt den Namen des ersten Besitzers Franz Messner. Seitdem ist das Haus im Dorf als das «Messner-Haus» bekannt. Ich wollte diese Geschichte nicht unterbrechen. Sie haben sieben Entwürfe erstellt und sich sieben Jahre Zeit für dieses Projekt gelassen. Weshalb? So habe ich das noch nie gesehen. Ich bin nicht abergläubisch. Das ist ein Zufall. Oder vielleicht auch nicht? Ich habe mir nur extrem viel Zeit genommen, um über jedes Detail nachzudenken. Ich liebe es, Entwürfe

ERSTES OBERGESCHOSS

[ RAUMANGEBOT ] Nettowohnfläche: 220 m² ¦ Anzahl Zimmer: 5

[ AUSBAU ] Boden: Harzboden, gebrannte Ton ziegel mit Glasur und «Crackle»Technik in Küche und Kinderbad, Porzellanfliesen mit Glasur in Bad und Terrasse ¦ Wände: Thermolärche, Kupferblech bei Sauna, Tapeten bei den Schlafzimmern ¦ Fenster: Holz

Zum Süden öffnet sich die Fassade durch raumhohe Fenster. Die vorgehängte Holzkonstruktion rundet das Gesamtbild gekonnt ab und dient denn auch als Sonnen- und Sichtschutz.

[ TECHNIK ] Gasheizung ¦ Cheminée >> Weitere Objektpläne & Bilder auf traumhaus.ch


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.