Lucy's Rausch Nr. 10 - Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

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Nr. 10/ Herbst 2019

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Ralph Metzner: Leben für die Psychedelik HR Giger – Das grosse Interview Kambô: –Froschmedizin aus dem Regenwald Absinthe Besuch im Val-de-Travers Christian Psychedelische Legal HighsRätsch: – Falsche Perspektiven Paläontologie Cannabis: Indica vs. Sativa der Welt El Pepe – oder die Verbesserung Microdosing: Sinn und Unsinnmit Albert Hofmann – Ein Gespräch Kakao-Zeremonien: dem LSD-Entdecker Alltagsdroge und Rituale

H A N F   +   K U N S T   +  PA R T Y  +   E T H N O B O TA N I K

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Nr. 10  /  Herbst 2019

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Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

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Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

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Keine Halluzination! Ab sofort bestimmst du den Abopreis selbst. Wir möchten, dass jeder sich Lucy‘s Rausch leisten kann. Dies ist unser Beitrag zum sozialen Ausgleich und das klare Statement, dass wir nicht nur von Selbstbestimmung und (Drogen-) Mündigkeit reden. Wir leben sie und trauen diese auch anderen zu – unseren Lesern sowieso!

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1

Ähnlich sind sich die Rauschmittel in allen Erdteilen. Stets werden sie gefunden und immer richtig angewandt, das heißt, mit Kenntnis der Maximaldosis und der Zubereitung, die die höchste Wirksamkeit gewährleistet. GUSTAV SCHENK über traditionellen Safer-Use-Gebrauch von Psychoaktiva in: Schatten der Nacht (1939)


Martin Walde: Hallucigenia.. Foto: Luca rRüedi / The View 2016

2 L u c y ’s R a u s c h Nr.  1 0


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Psychedelische Paläontologie: Urzeittier Hallucigenia

Seite 26


Foto: Dreamstime

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Frauen in der psychedelischen Kultur Seite 36


Foto: iStock

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Entheogene KakaoZeremonien Seite 92


Ralph Metzner 2005. Foto: Jon Hanna

8 L u c y ’s R a u s c h Nr.  1 0


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Ralph Metzner: WĂźrdigung seines Lebenswerks

Seite 79


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INHALT

13 21 26

35

INHALT

Editorial Markus Berger

Cannabis-Trips anno dazumal Drei historische Berichte Achim Zubke

Drogen-Führerschein Klartext von Roger Liggenstorfer

Psychedelische Paläontologie: Lucy und Hallucigenia Christian Rätsch

Changa und DMT: Mischkonsum Coustos Psychedelikatessen ETHNOBOTANIK

KUNST

44

99

Künstlerinnen psychonautisch unterwegs

92 Kakao

Der Trank der Götter Linus Naumann & Carolin Tietz

Claudia Müller-Ebeling

PARTY & RITUAL

50

58

CANNABIS

72 Cannabis-Unterarten Indica und Sativa

Die klassische Einteilung ist überholt Michael Knodt

Drogen auf Reisen Teil IV: Das Haus in den Bergen Stefan Haag Kolumbien

Kambô Die schamanische Froschmedizin René Schliwinski


11

INHALT

62

Microdosing

Torsten Passie und Markus Berger im Gespräch

79

Sinn und Unsinn

Erinnerungen an Ralph Metzner 1936 – 2019 Weggefährten berichten

86 36

SCHWERPUNKT

Frauen in der Psychedelik Feminine Psychonautik und die psychoaktive Kultur

38

Schamanische Pflanzen in psychoaktiven Kulturen

Ein Plädoyer für das Wieder- entdecken von Sakramenten

Vanja Palmers

106 Zur Symbolik visionärer Rauscherfahrungen

Erinnerung an Hanscarl Leuner (1919–1996) Michael Schlichting

Donna Torres über ihre ethno­­botanische Kunst

39

Weit sehe ich, weit –  die Welten alle! Nana Nauwald über ihre schamanische Ritualarbeit

40

Unterwegs mit Leary & Co. Die Schweizer Psychedelik-Pionierin Susanne G. Seiler schildert ihr Leben

41

Heldinnen der Psychonautik

Eine Auswahl  – ihr Leben, ihre Taten, Werke und Verdienste

48

Maria Sabina Ahnmutter aller Psychonauten Claudia Müller-Ebeling

RUBRIKEN

15 19 22 69 116

Lucy‘s Flashback Leserbriefe Lucy‘s Mix Lucy‘s Agenda Psychedelic Science News Lucy’s Mediathek Bücher und CD Lucy‘s Konferenzen

119

I mpressum L ucy‘s Vorschau

14

118

3. World Ayahuasca Conference


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EDITORIAL Markus Berger, Chefredak teur

Bewusstsein im Licht der psychedelischen Erfahrung

I

n unserer zehnten Ausgabe nach fünf Jahren Lucy‘s Rausch befassen wir uns mit einem Herzensthema: dem Weiblichen in der Psychedelik. Denn die psychedelische Bewegung ist kein männliches Herrschaftsgebiet. Ihre Dynamik basiert auf der Einsicht, dass die menschliche Gemeinschaft zusammen am Erhalt unseres Lebensraums arbeiten muss, wenn sie künftigen Generationen die Erde in einem bewohnbarem Zustand übergeben will. Dennoch wird häufig darüber diskutiert, weshalb vor allem männliche Akteure die psychedelische Forschung dominieren. In unserem Feature zu den Grandes Dames der Psychonautik (ab Seite 36) würdigen wir die Lebensleistungen wichtiger Psychedelikerinnen und zeigen, dass es durchaus nicht nur die Herren der Zunft sind, die etwas zum Thema beizutragen haben. Doch letztlich geschieht die Veränderung des Bewusstseins jenseits der Geschlechter. Erst wenn die Unterscheidung zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen keine Rolle mehr spielt, fügt sich das Puzzle des menschlichen Lebens zu einem Ganzen. In diesem Heft bringen wir erstmals einen Artikel über das Kambô-Ritual, das sich des Gifts eines im Dschungel lebenden Frosches namens Phyllomedusa bicolor bedient, um heilsame Zustände zu induzieren. In den «zivilisierten» westlichen Gesellschaften ist das vor allem eine neue Mode. Nach dem Boom um die Coloradokröte Bufo alvarius, deren Sekret 5-Methoxy-DMT enthält, welches Psychonauten immer häufiger verwenden, um damit ultimative visionäre und spirituelle

Erfahrungen hervorzurufen, muss nun Phyllomedusa bicolor dafür herhalten, die Bedürfnisse und die Egos postmoderner Westler zu befriedigen. Wie viel echte Spiritualität kann man erwarten, wenn man für seine Erlebnisse darauf baut, Tiere auszubeuten? Ich erhalte oft Anfragen aus dem psychedelischen Untergrund, in denen sich Personen erkundigen, wo sie denn Frösche und Kröten herbekommen, ob diese im Terrarium gut zu halten seien und wie man die armen Tiere am besten melkt, um so an die begehrten Inhaltsstoffe zu gelangen. Solche Fragen beantworte ich grundsätzlich nicht. Sie zeugen nur von der Unbewusstheit der Fragesteller, die sich in jene Kreise einreihen, welche sie sonst gerne verteufeln. Es geht um Coolness, Kommerz, Egozentrismus – und eben gerade nicht um Bewusstseinserweiterung. Unser neuer Autor René Schliwinski ist ein Experte auf dem Gebiet des Kambô-Rituals und wirft in seinem Artikel einen Blick auf die traditionellen Anwendungsgebiete der indigenen Therapie und auf die Moleküle, die bei der Kambô-Behandlung heilsame Effekte hervorzurufen können. Damit ein Kambô-Ritual wirklich heilsam wirken kann, müssen die Anwender dabei zwingend auf Tierquälerei verzichten – und damit auf Egomanie. Alles andere wäre im Licht der psyche­delischen Erfahrung hanebüchen und fern jeder tieferen Erkenntnis. In diesem Sinne wünsche ich der Lucy‘s-­ Leserschaft viel Vergnügen mit der aktuellen Ausgabe und ein psychoaktives, stets geistig fruchtbares Hier und Jetzt.


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L u c y ’ s R a u s c h N r .  1 0

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KLAR TEXT Foto : C h r is H e idr ich

E I N E K O L U M N E V O N

Ro ger Liggenstor fer

Besser unterwegs mit dem Drogen-Führerschein

F

ührerschein und Drogen? Das passt normalerweise schlecht zusammen. Aber warum nicht ein Führerschein, der den Bezug individueller Mengen von Substanzen in bester Qualität regelt? Zu beziehen in ausgewiesenen Fachgeschäften mit entsprechend ausgebildetem Personal? Statt immer nur allgemein eine Legalisierung, eine Entkriminalisierung oder eine Regulierung zu fordern, sollten wir uns ernsthaft Gedanken darüber machen, wie ein legaler Umgang mit psychoaktiven Substanzen in Zukunft ganz konkret aussehen könnte. Es gibt eine Vielzahl von indigenen Völkern, die über eine jahrtausendalte Tradition im Umgang mit psychoaktiven Pflanzen verfügen. Einiges können wir von ihren Ritualen lernen und durchaus übernehmen. In einer durchstrukturierten Gesellschaft wie der unseren mit ihren vielen Gesetzen und Vorschriften braucht es jedoch Regulierungen, die unserer Kultur entsprechen. Die Problematik zeigt sich beispielsweise bei aktuellen Forschungsprojekten mit Ayahuasca: Der Sud, wie ihn Schamanen einsetzen und von dem sie je nach Teilnehmer eine individuelle Dosis verabreichen, lässt sich nicht nach wissenschaftlichen Kriterien standardisieren. Wieso überhaupt ein Führerschein? Niemand würde sich in einen Ferrari setzen und losfahren, ohne zuvor eine theoretische wie praktische Ein­ führung erhalten zu haben – und erst recht nicht würde man mit einem Düsenjet losfliegen, mit dem sich eine DMT- oder LSD-Erfahrung am ehesten vergleichen lässt (auch wenn der erste Trip auf einem Fahrrad stattfand) Der «Fahrlehrer» wäre ein erfahrener Psychonaut, die «Prüfung» wäre eine Initiation oder ein Ritual schamanischer und/oder psycholytischer Art.

Wie sähe es bei entheogenen Pflanzen oder Pilzen aus? Da lässt sich ein Vergleich mit Cannabis ziehen: Für den persönlichen Konsum und in einer definierten Menge sollte der Eigenanbau erlaubt sein. Im Handel müssten die Inhaltsstoffe deklariert sein wie bei einem Heilmittel – samt allen bekannten Safer-Use-Regeln. Einige als Partydrogen verwendete Substanzen sind bereits als Medikamente im Handel (Ketamin, Ritalin, Amphetamine, Codein u.a.). Das könnten sie auch weiterhin bleiben – mit ehrlichen Informationen zu einem vernünftigen rekreativen Gebrauch auf dem Beipackzettel. Der Umgang mit Stimulanzien wie Amphetamin oder Kokain wäre wohl schnell in die Gesellschaft integriert: Wir törnen uns ja bereits täglich an – mit Kaffee, Red Bull und weiteren leistungssteigernden Mittelchen. Der Kaffeegenuss, im 18. Jahrhundert noch verboten, etablierte sich durch die Legalisierung, der Umgang damit wurde kultiviert. Bei Kokain wäre es durchaus sinnvoll, wenn die Urpflanze, die Cocablätter, als Tee wieder in der Drogerie oder im Fachhandel angeboten würde. Das Konzentrat, also Kokain, würde – genauso wie andere synthetisierte und vermarktete psychoaktive Stoffe – in entsprechenden Verpackungen mit genauen Inhaltsangaben und Informationen zur Wirkungsweise sowie zu Risiken und Nebenwirkungen verkauft. Unter diesen Bedingungen wäre auch nichts dagegen einzuwenden, wenn man die Opiumtinktur Laudanum wieder legal beziehen könnte. Jedenfalls bin ich gespannt, wann es den ersten chipgesteuerten Drogen-Führerschein geben wird, mit dem wir die uns zustehenden diversen psychoaktiven Substanzen legal beziehen können.

Der «Fahrlehrer» wäre ein erfahrener Psychonaut.


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Psychedelic Science NEWS Molekularbiologe Linus Naumann berichtet über die neuesten Erkenntnisse und aktuellen Fragestellungen aus der weltweiten wissenschaftlichen Erforschung psychedelischer Substanzen und Organismen.

MDMA ermöglicht soziales Lernen Viele psychische Krankheiten, wie etwa Depressionen, Ängste und posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), beeinflussen das Sozialverhalten betroffener Menschen. Diesen fällt es oft schwer, Vertrauen auszubilden, und sie sind schneller von sozialen Situationen überfordert. Um festgefahrene psychische Muster zu verändern, muss das Gehirn in eine sogenannte kritische Periode des sozialen Lernens versetzt werden. Solche Lernperioden sind ein zentrales Werkzeug unseres Nervensystems, um Lernprozesse zu ermöglichen. Der Ecstasy-Wirkstoff MDMA erzeugt durch das Ausschütten körpereigenen Serotonins kurzzeitig starke Empfindungen von Glück, Vertrauen und Mitgefühl. In aktuellen klinischen Studien konnten große Heilungserfolge an Patienten mit PTBS erzielt werden. Doch wie können wenige

bekannten Artgenossen in einen der beiden Käfige hinein. Junge Mäuse lernten schnell, in welche Käfighälfte sie gehen mussten, um die anderen Mäuse zu treffen. In ihrem Alter befanden sie sich von Natur aus in einer sozialen Lernperiode. Ältere Mäuse brauchten dagegen deutlich länger, um zu lernen, wo sie ihre Gruppe treffen konnten. Als die Forscher jedoch den älteren Mäusen einmalig MDMA injizierten, verschwanden diese Lernunterschiede schlagartig. Obwohl die Wirkung der Sub­ stanz nur wenige Stunden anhielt, lernten die betroffenen Mäuse ganze zwei Wochen lang genauso schnell wie ihre jüngeren Artgenossen. Um diese Beobachtung auf neuronaler Ebene zu erklären, untersuchten die Wissenschaftler in verdünntes MDMA gelegte Gehirnareale. Es zeigte sich, dass die hervorgerufene Lernperiode nicht direkt auf der Ausschüttung des Serotonins basierte. Stattdessen wurden durch das Serotonin andere Neuronen dazu angeregt, Oxytocin, das sogenannte Liebeshormon, auszuschütten, das schon länger mit der Aktivierung sozialer Lernphasen in Verbindung gebracht wird. Um dieses überraschende Resultat zu untermauern, behandelten die Wissenschaftler in einer Dosen MDMA teils jahrzehntelang erfolglos behan- Wiederholung des Käfigexperiments ältere Mäuse delten Menschen eine neue Chance auf Heilung mit einem Oxytocin-Blocker, bevor sie ihnen MDMA ermöglichen? injizierten. Die Effekte waren eindeutig: Ein US-amerikanisches Team Ohne Oxytocin gab es zwar akute um Romain Darnou untersuchte Rauscherscheinungen, aber keine nun seine Hypothese zur Lösung neue soziale Lernperiode. dieses Rätsels: An Mäusen tesDiese Erkenntnisse beleteten sie, ob MDMA über die gen die starke Wirkung von akute Rauschwirkung hinaus MDMA auf psychische Proeine kritische Periode zum sozizesse, die weit über den eigentalen Lernen eröffnet. Um dies zu lichen Substanzeffekt hinaustesten, ließen sie in ihren Experimengeht. Allerdings wurde so lediglich ten eine Maus mit einigen Artgenossen Foto: Ishan Manjrekar ein Zeitfenster für soziales Lernen eröffzusammenleben, bis sich eine soziale net, das in den Tagen darauf aktiv durch Gemeinschaft gebildet hatte. Anschließend setzte soziale Kontakte gestaltet werden musste, da der man diese Maus in einen zweigeteilten Käfig. Der Effekt sonst ungenutzt verflog. Durchgang zwischen den Käfighälften wurde regel- Nardou et al. 2019, Nature, «Oxytocin-dependent reopening of mäßig geschlossen; anschließend setzte man die a social reward learning critical period with MDMA»

Die Wirkung von MDMA auf psychische Prozesse geht weit über den eigentlichen Substanzeffekt hinaus.


Lucy’s Rausch N r . 1 0

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Mystische Erfahrungen sind spontan – mit oder ohne Psychedelika «Alles ist eins», «Existenz ist göttlich», «Zeit ist eine Illusion». So oder so ähnlich klingen Erfahrungsberichte von Personen, die eine mystische Erfahrung hatten. Bekannte Beispiele sind etwa der Buddha Siddharta Gautama, Jesus von Nazareth sowie Schamanen und Mystiker aus unterschiedlichsten Traditionen. Häufig treten diese Erfahrungen während einer spirituellen Praxis wie Gebet, Meditation oder nach der Einnahme psychedelischer Substanzen auf. Frühere Studien haben gezeigt, dass mystische Erfahrungen ein wichtiger Teil von psyche­de­ lischer Heilung sind, beispielweise bei Depression, Sucht oder Angst. Dabei wird kontrovers diskutiert, ob substanzfreie mystische Erfahrungen und psychedelische mystische Erfahrungen gleichwertig sind. US-amerikanische Forscher um Roland Griffiths untersuchten in einer groß angelegten Online-Umfrage die Gemeinsamkeiten von psychedelischen und nicht-psychedelischen mystischen Erfahrungen. Es fanden sich insgesamt 4285 Stu­ dienteilnehmer, von denen 809 ihre mystische Erfahrung ohne psychedelische Substanzen erlebt hatten. Die Gruppe der Psychedeliker war überwie-

Über 70 Prozent aller Teilnehmer bewerteten das Erlebnis als «realer als die Alltagswirklichkeit». gend männlich (79 Prozent) und mit durchschnittlich 25 Jahren zum Zeitpunkt der Erfahrung deutlich jünger als die Nicht-Psychedeliker, deren Teilnehmer zu 73 Prozent weiblich und im Schnitt 35 Jahre alt waren. Die Antworten der Teilnehmer zeigten deutlich: Mystische Erfahrungen sind spontan. Nur eine kleine Minderheit (etwa 20 Prozent) beider Gruppen

hatte aktiv nach einer derartigen Erfahrung gesucht, als diese sie plötzlich überkam. Für das, was ihnen in jenem Moment begegnete, bevorzugte die Nicht-Psychedelik-Gruppe den Begriff «Gott», während die Psychedelik-Gruppe mehrheitlich «Ultimative Realität» auswählte. Über 70 Prozent der Teilnehmer aus beiden Gruppen bewerteten das Erlebnis zudem als «realer als die Alltagswirklichkeit». Eine große Mehrheit beider Gruppen berichtete von teils auditiver oder visueller, zumeist aber extrasensorischer Kom­ munikation mit den Erscheinungen, die unter anderem starke Eindrücke von Güte, Heiligkeit, Intelligenz, Bewusstsein und Unendlichkeit hinterließen. Während jedoch in der Nicht-Psychedelik-Gruppe nur Einzelfälle die Wesenheiten als bösartig erlebte, gab dies in der Psyche­delik-Gruppe fast jeder zehnte an. Interessanterweise sagte etwa die Hälfte aller Befragten aus, sie selbst seien mit dem Erlebten identisch gewesen. Eine überwältigende Mehrheit beider Gruppen ordnete das Erlebnis unter den fünf bedeutendsten Erlebnissen ihres Lebens ein. Gleichzeitig empfand jeder dritte Nicht-Psychedeliker und sogar fast jeder zweite Psychedeliker das Erlebte als psychisch äußerst herausfordernd. Trotz dieser Schwierigkeiten waren sich überwältigende Mehrheiten aus beiden Gruppen einig über langanhaltende positive Effekte auf ihr Leben und eine verringerte Angst vor dem Tod. Obwohl gewisse Unterschiede zwischen psyche­delischen und nicht-psychedelischen mystischen Erfahrungen bestehen, betonen die Autoren der Studie die weitreichenden Ähnlichkeiten zwischen beiden Gruppen. Aufgrund der großen Ähnlichkeit könne man wissenschaftlich nicht zwischen «richtigen» und «falschen» mystischen Erfahrungen unterscheiden. Griffiths et al. 2019, Plos One, «Survey of subjective ‹God encounter experiences›: Comparisons among naturally occurring experiences and those occasioned by the classic psychedelics psilocybin, LSD, ayahuasca, or DMT»


Urzeittierchen Halluciigenia: Der Paläontologe Simon Conway-Morris fühlte sich beim Anblick dieses bizarren fossilen Wesens in einen halluzinatorischen Traumzustand versetzt.  Foto: LUSI 2017-2018 / Hallucigenia by Martin Walde / Vimeo

L ucy

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H a llucigenia

Psychedelische Paläontologie TEXT

A

Christian Rät sch

ls ich sechs Jahre alt war, stand mein Berufswunsch fest: Ich wollte Paläontologe werden. Ich wollte mich mit Fossilien und mit der Evolution beschäftigen. Ich legte eine kleine Fossiliensammlung an. Als junger Teenager wollte ich später an der Uni Paläontologie studieren. Es kam dann anders; ich machte psychedelische Erfahrungen und wurde Altamerikanist und Ethnopharmakologe. Allerdings hat mich die Paläontologie stets begleitet. Heute gehört diese Naturwissenschaft für mich zu den «mystischen Wissenschaften». Denn sie beschäftigt sich mit unserer Herkunft, speziell mit der Urgeschichte des Lebens, sowie mit der Entstehung des Menschen. Die Paläontologie ist ein Weg zur Erkenntnis, der sich für uns allerdings spirituell auswirken kann. Zeugen doch Fossilien von unseren Ahnen,

nicht nur den menschlichen Ahnen, sondern von allen Lebensformen, die von der Evolution hervorgebracht wurden. Die bisher ältesten bekannten Fossilien stammen von den Kolonien, die von Cyanobakterien schon vor 3,5 Milliarden Jahren, also im Archaikum, der «Urzeit», gebildet wurden. Cyanobakterien wurden früher als Blaualgen gedeutet (cyano heißt «blau»). Cyanobakterien sind winzige, einzellige, sehr einfach aufgebaute Organismen (Prokaryoten), die zur Photosynthese fähig sind. Die versteinerten Kolonien werden heute Stromatolithen (griechisch: «Decke und Stein») genannt. Noch heute bauen die kalkabscheidenden Cyanobakterien knubbelige, geschichtete Stromatolithen. Es gibt sie also immer noch. Sie sind «lebende Fossilien» – nicht ausgestorben!


Der fossile Schädel von Australopithecus africanus (Replik); Australopithecus bedeutet «südlicher Affe». Diese Gattung hieß früher Pithecanthropus.

27

Foto: Tia Monto

Die einzelligen Cyanobakterien sind zur Photosynthese föhig.

Stromatolith aus dem Neo­proterozoikum, Südchina

Dieser BIF-Stromatolith ist 3,5 Milliarden Jahre alt.

Sie leben heute noch in der Gezeitenzone der Shark Bay, in West­ australien, und stehen als Weltnaturerbe unter strengem Schutz.1 Und wir sind mit ihnen verwandt. Ihre DNA steckt bis heute in unserer DNA. Sie sind unsere ältesten Ahnen – wenn das nicht spirituell ist! Wenn ich einen dreieinhalb Milliarden Jahre alten Stromatolithen in meinen Händen halte, erschauere ich und werde ganz demütig. Deshalb sammle ich bis heute fossile Stromatolithen. Sie können im Anschliff ganz psyche­ delisch erscheinen. In einigen heutigen Flechten leben Cyanobakterien (als Photobionten) in Symbiose mit einem Pilz, einem sogenannten Mycobionten2. Sie sind auch als Cyanoflechten bekannt. Einige Psychonauten berichten öfter von Reisen in die Ursuppe. Dort treffen sie oftmals auf fußballgroße, durchscheinende oder leuchtende Cyanobakterien und sind sehr glücklich, unsere ältesten Ahnen bei ihrer Reise anzutreffen und sich mit ihnen verbinden zu können. Für mich sind solche kostbaren Fossilien nicht nur wissenschaftlich interessant, sondern sie haben eine spirituelle Dimension, sie zeigen mir die Verbundenheit von allem mit allem. Auch Fossilien können Lehrer sein. Die fossilen Stromatolithen aus dem Neoproterozoikum im südlichen China waren früher unter dem Namen Collenia sinensis in der Paläon 1   Hochsprung et al. 2011.   2  Wirth & Kirschbaum 2017.

Unser Urahn. Aquarell von Christian Rätsch.

tologie bekannt. Doch lange vorher wurden sie im alten China Lung nao, «Drachenhirn», genannt und pharmazeutisch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) genutzt. Woher kommt die Assoziation von Stromatolithen mit dem mythischen chinesischen Drachen, und dann noch mit dessen Gehirn? Könnte das Drachengehirn ein heilsames Medikament sein – gut fürs Gehirn, gut für psychedelisches Reisen? Es gibt in allen Bereichen der Wissenschaft Psychonauten, besonders aber in der Paläontologie. Manche Forscher, Wissenschaftler und Präparatoren haben eine starke Affinität zu LSD, Zauberpilzen und Hanf, wie ich immer wieder beobachten konnte und zu hören bekam. Psychedelische oder psychonautische Paläon­ tologie ist ein mystischer Weg zum Ursprung des Lebens, ein Streben nach Erkenntnis, nach Antworten auf die Frage «Woher komme ich?» Kein Wunder, dass es auch unter akademisch ausgebildeten Paläontologen Psychedeliker und Psychonauten gibt. Manche Menschen sind wegen ihrer mystischen Visionen, erzeugt von LSD oder }



35 Foto: Thomas Rojahn

Luc y’s Rau sch Nr.  1 0

Coustos Psychedelikatessen Hans Cousto ist Sachbuchautor, Musikwissenschaftler und Mitbegründer von Eve&Rave Berlin.

Changa und DMT: Mischkonsum

Z

ur Intensivierung der Wahrnehmung nehmen viele Menschen Psychoaktiva wie LSD, Zauberpilze und DMT – sogenannte Psychedelika (die Seele erhellende Stoffe) respektive Ästhetika (die Wahrnehmung intensivierende Stoffe). Diese Substanzen sind das Gegenstück zu den Anästhetika (Betäubungsmitteln). Kaum ein Psychonaut käme auf die Idee, solche Substanzen zu nehmen, um sich zu betäuben. Sie sind deshalb fehl am Platz im Betäubungsmittelgesetz. DMT und 5-MeO-DMT gelten als die stärksten Psychedelika und beeinflussen die Selbstwahrnehmung stärker als LSD, Psilocin und Psilocybin. Die rituelle Einnahme von DMT wird deshalb auch als «Schnellkurs in Erleuchtung» bezeichnet. Aktuell wird DMT vorwiegend in Form von Changa geraucht oder vaporisiert. Changa ist eine Mischung aus verschiedenen Kräutern, die mit N,NDMT oder 5-MeO-DMT (oder einem Mix aus beiden) angereichert wurden. Changa enthält Pflanzen oder Extrakte, die das körpereigene Enzymsystem Monoaminooxidase (MAO) hemmen, zum Beispiel Banisteriopsis caapi (auch in Extraktform) oder Steppenrautensamen-Extrakt. Da DMT vom Körper schnell abgebaut wird, enthält Changa MAO-Hemmer, die dazu dienen, die Erfahrung zu stabilisieren und zu verlängern. Changa entwickelt seine Wirkung unter anderem an den Serotonin-Rezeptoren. Deshalb sollten Menschen, die Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) einnehmen oder gerade eine hohe Dosis MDMA eingenommen haben, beim Konsum von Changa sehr zurückhaltend sein, da es zu einem Serotonin-Syndrom mit erheblichen unangenehmen bis lebensgefährlichen Nebenwirkungen kommen kann. Da MDMA-Pillen heute oft sehr hoch dosiert sind, bewirken sie eine massive Serotonin-Ausschüttung im Körper. Wenn dann noch Changa mit DMT und MAO-Hemmer dazukommt, kann das zu viel sein. Beim Abklingen der MDMA-Wirkung ist die Gefahr

vorbei; es gibt zahlreiche Berichte, dass Changa in der Abklingphase der MDMA-Wirkung sehr angenehm wirkt und das Herunterkommen besänftigt. Bei LSD und Zauberpilzen besteht gemäß Berichten von Changa-Genießer/innen diese Gefahr kaum, wenn man es nicht übertreibt. Im Gegensatz zu LSD und Zauberpilzen entwickelt man nach der Einnahme von DMT eine höchstens sehr geringe Toleranz. LSD und Zauberpilze bilden sogar eine Kreuztoleranz, das heißt, nach dem Genuss der einen Substanz wirkt die andere weniger stark. Bei DMT und Changa ist dies nicht der Fall; es gibt keine Toleranzbildung und keine Kreuztoleranz. Verbranntes DMT hat einen sehr markigen Geruch. Nicht nur deshalb wird Changa vorzugsweise vaporisiert. Beliebt ist auch das Rauchen mit Wasserpfeifen oder Bongs. Wer kein Rauchgerät zur Hand hat, dem kann ein Apfel helfen. Man schnitzt aus einem Apfel ein Rauchgerät. Von der Seite her schneidet man ein vierkantiges und sich nach innen verjüngendes Loch zum Kerngehäuse des Apfels und setzt darin einen «Stein» (wie man ihn in jedem Chillum vorfindet) aus Apfelfleisch ein. Ebenso schneide man den Stiel heraus und bohre ein Loch zum Kerngehäuse. Auf den Apfelstein legt man zuerst eine Schicht Tabak oder Kräuter, darauf eine Schicht Zigarettenasche und darauf das DMT. Beim Rauchen wird das DMT mit einer Flamme aus einem Feuerzeug zum Schmelzen, jedoch nicht zum Brennen gebracht; man muss also darauf achten, dass die Flamme nahe genug, jedoch nicht zu nahe an den begehrten Stoff gebracht wird. Die volle Wirkung erzielt man übrigens nur, wenn man einen ganz tiefen Zug nimmt und diesen dann möglichst lange in der Lunge hält. So sollte man vor dem Zug am Apfel möglichst alle Luft ausatmen und dann den Rauch des Stoffes ganz tief inhalieren. Mehrere kleinere Züge entfalten bei weitem nicht die gleiche Wirkung.

Die rituelle Einnahme von DMT wird als «Schnellkurs in Erleuchtung» bezeichnet.


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Frauen

in der Psychedelik Feminine Psychonautik und die psychoaktive Kultur

W

enn man ins Universum der psyche­ delischen Kultur eintaucht, dann fällt auf, dass sie eine Männer­ domäne zu sein scheint – mit überwiegend männlichen Wissenschaftlern und Forschern, Autoren und Verlegern, Künstlern, Experimentato­ ren, Heilern, Scha­ manen und Veranstaltern. Gibt es also in der welt­ weiten psychonautischen Kultur eine Art Patriarchiat der Psychedelik? Dem ist nicht so, glücklicherweise, denn ohne weiblichen Einfluss wäre diese Kultur nicht vollständig, und sie wäre heute auch nicht fähig, das Kollektivbe­ wusstsein der Menschheit auf einen neuen Pfad der Spiritualität zu führen. Es gibt zahlreiche wegweisende Werke von Frauen, ohne die unsere Bewegung ärmer wäre – ganz zu schweigen von der Arbeit der Cu­ran­ deras wie der Mazatekin Maria Sabina, der Lucy's-Autorin Claudia Müller-Ebeling einen ei­ge­nen Text gewidmet hat (siehe Seite 48). Ihr Einfluss auf das Entstehen der globalen psyche­ delischen Kultur war immens, und sie zahlte für

ihre Offenlegung schamanischer Geheimnisse einen hohen Preis. Wir präsentieren eine Übersicht über ein­ flussreiche Psychedelikerinnen, die Geschichte geschrieben haben oder noch schreiben werden. Es gab und gibt darüber hin­ aus eine ganze Menge weitere Forscherinnen in der psy­ choaktiven Wissenschaft wie Barbara Myerhoff, Cynthia Palmer (siehe Buchtipps), Luisa Francia, Bia Labate, Helena Aicher (siehe ihren Beitrag auf Seite 116) sowie vor allem im Cannabis-­Bereich aktive Frauen wie die Nieder­ länderin Mila Jansen (die Erfinderin des Pollina­ tors) und die Französin Michka Seeliger-Chate­ lain (Autorin zahlreicher Cannabis-Bücher). Es ist an der Zeit, den Frauen in der Psy­ chedelik ein Denkmal zu setzen; wir machen mit unserem Schwerpunktthema einen Anfang. Unsere Auswahl an einflussreichen Persönlichkei­ ten steht stellvertretend für alle Frauen, die sich um die Erforschung psychoaktiver Sub­ stanzen und Lebensweisen verdient gemacht haben. Die Redaktion

Es ist an der Zeit, den Frauen in der Psychedelik ein Denkmal zu setzen.


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BÜCHER ZUM THEMA Tänzerinnen zwischen Himmel und Hölle Eine Anthologie mit Texten von Autorinnen, die über ihre Erfahrungen mit psychoaktiven Substanzen und Zuständen berichten. Mitherausgeber Rippchen hat den originalen Band Shaman Woman, Mainline Lady – Women‘s Writings on the Drug Experience von 1982 um deutschsprachige Protagonistinnen erweitert. Mit Beiträgen von Laura Huxley, Nina Hagen, Valentina Wasson, Enid Blyton, Luisa Francia, Edith Piaf und vielen anderen mehr. Herausgegeben von Cynthia Palmer, ihrem Mann, dem US-amerikani­ schen Drogenbucharchivar Michael Horowitz, und Ronald Rippchen. 280 Seiten. Erschienen 1990 im Verlag von Werner Pieper. ISBN 978-3-92581-736-6

Women of Visionary Art Großformatiger Bildband, herausgegeben von der US-amerikanischen psychedelischen Künstlerin Rebecca Ann Hill und ihrem Lebenspartner, dem Psychedelikforscher David Jay Brown, in dem eine beachtliche Auswahl visionärer kunstschaffender Frauen präsentiert wird. Eine Rezension des bei Park Street Press (Inner Traditions) erschienenen, 384 Seiten starken Bandes findet sich in Lucy‘s Rausch Nr. 9. ISBN 978-1-62055-693-1

Psychedelic Mysteries of the Feminine Dieser Softcover-Band widmet sich der weiblichen Seite psychedelischer Kultur. Er erhellt die Zusam­ menhänge zwischen weiblichem Bewusstsein und veränderten Bewusstseinszuständen von der Antike bis zur Gegenwart, die weiblichen Qualitäten des psychedelischen Selbst sowie die femininen Wurzeln des Schamanismus und beschäftigt sich darüber hinaus mit feministischem psychedelischem Aktivismus, weiblicher Ekstase, Göttinnen-Bewusstsein und vielem mehr. Ein Buch von Maria Papaspyrou, Chiara Baldini und David Luke – mit einem Vorwort von Allyson Grey, der Frau des weltweit bekannten Künstlers Alex Grey – erschien im April 2019 im US-Verlag Park Street Press. ISBN 978-1-62055-802-7

MAPS Bulletin: Women and Psychedelics Volume XXIX Number 1

Special Edition

Bulletin

Aus den USA kommt eine Special Edition der Zeitschrift der Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies vom Frühling 2019 zum Thema Frauen und Psychedelika. Volume 29, No. 1, 64 Seiten,. Download auf maps.org/news/bulletin

Women and Psychedelics Spring 2019


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L u c y ‘ s R a u s c h N r .  1 0

Künstlerinnen

psychonautisch unterwegs TEXT

Claudia Müller-Ebeling

Der modernen westlichen Kultur fehlt es [...] bemerkenswerterweise an einer besonderen Klasse von Menschen, die außergewöhnliche mentale Zustände erleben wollen. Jeder, der das tut, ist in ihren Augen ein Drogensüchtiger, Geisteskranker oder Scharlatan. Yuval Harari: Homo Deus – Eine Geschichte von Morgen, München: C.H. Beck 2017: 481

S

chreib bitte etwas über Psychonautinnen in der Kunst.» Prima, dachte ich. Endlich Künstlerinnen im Rampenlicht, mit ihrer visionären Sicht auf die Kunst. Psychonautinnen, die bewusstseinserweiternde Erfahrungen gekonnt und überzeugend in Visionen von Welt, Natur und Leben auf die Leinwand bringen, und sich zu dieser Inspirationsquelle bekennen. Multidimensionale Räume, Muster in Mikro- und Makrodimen­sionen, unsichtbare Wirk­lichkeiten, bestens geeignet für Kunst in sämtlichen Stilen, Techniken und mit einer reichen Farbpalette an Pigmenten. Begeistert fischte ich im artenreichen Ozean nach Bildern; psychedelisch, visionär und weiblich wie das Wasser, aus dem das Leben entstand.

Wahnvorstellungen, Phantasien von Eros und Thanatos prägen ihre rätselhaften Bilder. Zwei international anerkannte Künstlerinnen, die sich aus dem Schatten berühmter männlicher Kollegen, Begleiter und Ehemänner lösten und sich mit eigenwilligen Kompositionen und Sujets einen Namen machten – nicht aber als Psychonautinnen. Hinweise auf Erfahrungen mit be­wusstseinsverändernden Substanzen, die ihre surrealistischen Bildwelten inspiriert haben könnten, gibt es nicht. Die Kunst von Nikki de Saint Phalle (1930–2002) ist da ergiebiger. Obgleich explizite Aussagen dazu fehlen, sind einschlägige Erfahrungen mehr als wahrscheinlich. Sie hielt sich zur rechten Zeit in Künstlerkreisen auf, wo MariBilder aus dem seelischen Raum huana, LSD und Meskalin unbePsychonauten erkunden den inneren schwert die Runde machten. Ob Weltraum der Seele. Landläufig ihre grellbunten riesigen Nana-­ bedeutet psychedelisch «bewusstSkulpturen dies bezeugen, mit seinserweiternd». Kunsthistoriker verdenen sie im Kunstbetrieb Furore Eine Nana im Tarot-Garten wenden den Begriff stilistisch für die von Nikki de Saint Phalle. Foto: RL machte, ist individuellen Spekulatiovon Drogenerfahrungen inspirierte nen überlassen. Kunst der Hippie-­Ära der 1960er Jahre. In dieser Zeit Definitiv sinnlich betörend und phantasieanprägte Humphry Osmond das Adjektiv psychede- regend ist ihr Tarotgarten in der Toskana mit teils lisch – inspiriert von zwei griechischen Wörtern: psy- begehbaren Skulpturen, bedeckt und umhüllt von che, Seele /Geist, und delos, offenbaren. Stichworte, Spiegeln und bunten Keramikfliesen, die in der die augenblicklich Beispiele surrealistischer Künst- Sonne funkeln, und realisiert von Nicky de Saint lerinnen aus der Tiefe förderten, Intuitiv auftau- Phalle, ihrem Mann Jean Tinguely (Erfinder kinetichende Bilder aus dem seelischen Tiefenraum – das scher Maschinen-Skulpturen) und ortsansässigen surrealistische Metier – von Malerinnen wie Doro- Handwerkern (denen sie das Gesamtkunstwerk thea Tanning (1910–2012) und Leonor Fini (1907– vermachte). Dennoch kommt sie als Psychonautin 1996), bestens vernetzt in surrealistischen Kreisen nicht in Frage. Sie «umarmte die Kunst als Erlösung und kosmopolitisch verankert; (Alb-)Träume, und Notwendigkeit», verarbeitete das Trauma des


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Amanda Sage: Ana-Suromai (2005), Öl und Kasein auf Leinwand

sexuellen Missbrauchs durch den Vater (als Elfjährige) in gigantischen Nana-Skulpturen und zwang Männer zum Eintritt durch ein Vulva-Tor. Auch Louise Bourgeois (1911– 2010) entlastete sich mit raumfüllenden Installationen und Skulpturen (die ihr erst als 80-Jähriger Anerkennung bescherten), von männlichen Übergriffen in der frühen Kindheit, die ihre weibliche Integrität versehrten. «Wenn ein Junge geboren wird, dann ist die Familie glücklich. Wenn ein Mädchen geboren wird, dann findet man sich damit ab, man toleriert die Tatsache», erklärte sie in einem Interview in der Sendung Kulturzeit (3sat). War die Inspirationsquelle weiblicher Kreativität die Verarbeitung, Bewältigung und Befreiung von sexuellen Übergriffen, männlicher Dominanz und Gewalt? War weibliche Kunst feministisch,

aber nicht psychedelisch? Wo in den Weiten des Ozeans der Kunst fand ich Frauen, die veränderte Bewusstseinszustände durch geistbewegende Pflanzen künstlerisch nutzten? Eine Inspirationsquelle, die offensichtlich weit weniger sprudelt als vermutet ... Anfang der 1970er Jahre kam ein Buch mit einem entsprechenden Fundus auf den Markt: der Masters-und-Houston der psychedelischen Kunst.1 Allerdings gibt es darin lediglich drei weibliche Vertreterinnen; sie sind leider zu marginal, denn dass sie Frauen sind, macht ihre Erzeugnisse nicht automatisch zu großer Kunst. 2018 erschien ein Buch, das Frauen in der visionären Kunst gewidmet ist. 2 Es beleuchtet das Werk und den Werdegang von 18 stilistisch unterschiedlichen Malerinnen, die visionäre Welten mit vielfältigen Mitteln und Motiven zum Ausdruck bringen. Zwei von ihnen – Martina Hoffmann und Nana Nauwald – habe ich bereits in früheren Lucy's-Ausgaben vorgestellt, ebenso die unbedingt erwähnenswerte Donna Torres (siehe Seite 41). Viele Künstlerinnen im Buch von Brown und Hill stammen aus Kalifornien beziehungsweise aus den USA. Die meisten erlernten (wie viele ihrer männlichen Kollegen) die altmeisterliche Technik der Eitemperamalerei (die plastische Tiefenschichten und glitzernde Juwelenlichter ermöglicht) von Ernst Fuchs (1930–2015), dem einflussreichen Protagonisten der Wiener Schule des phantastischen Realismus'. Viele brachten es in diesem Handwerk zur Meisterschaft und erreichen mit ihren fernöstlich inspirierten Bildern auf Goa-Raves und Techno-Partys ein großes angetörntes Publikum. Ihre Werke vermitteln Be­­trachtern das Gefühl, dass sie die Visionen aus eigenem psychedelischen Erleben kennen; zumindest geben sie solche Erfahrungen überzeugend wieder. Amanda Sages kraftvolle Kali-Erweckung Ana-Suromai entgeht der Klischeegefahr erotischer Weiblichkeit. Sages Weib, flankiert von zwei mächtigen Schlangen, strotzt vor Power, spreizt die Beine, lüftet den Rock und fletscht die Zähne. Den grauen Legionen der Vernichtung zum Trotz, die sich, links und rechts von zwei Flüssen, als Soldaten des }

1  Robert E.L. Masters & Jean Houston: Psychedelische Kunst (US-amerikanische Originalausgabe 1968). München, Zürich: Knauer 1973 (3. Aufl.)  2 David Jay Brown & Rebecca Ann Hill, Women of Visionary Art, Vermont: Park Street Press 2018


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LUCY‘S ALPTRAUM

DROGEN AUF REISEN TEIL 4: DAS HAUS IN DEN BERGEN

Erlebnisse in Kolumbien TEXT

Stefan Haag

Du bist das schönste Kind von allen
/ Ich halt dich wie mein eigen Blut
/ Du bist das schönste Kind
/ In mir ist auch das Böse gut Rammstein, Kokain, 1997

N

achdem wir uns in den letzten Ausgaben recht intensiv mit eher allgemeinen Problemen und Problemchen im Zusammenhang mit dem Erwerb und sicheren Umgang mit illegalen Substanzen auf Reisen beziehungsweise im Ausland beschäftigt haben, möchte ich euch heute und in den folgenden Ausgaben aus einzelnen Ländern oder Regionen berichten, die mir persönlich besonders ans Herz gewachsen sind. Und obwohl mich der zu intensive Aufenthalt in einem Land sogar letztendlich auf die Intensivstation brachte, möchte ich genau mit diesem beginnen: Kolumbien. Nirgendwo und nirgendwann lagen für mich Glück, Leid, Genie und Wahnsinn so eng beieinander, wie in den Jahren, die ich in Kolumbien verbrachte – überwiegend im Norden an der Karibikküste. Um genau zu sein: in und um Santa Marta, die heilige Hure am Fuße der gleichnamigen Sierra Nevada. Eigentlich habe ich es einem Schweizer zu verdanken, dass ich erstmals Mitte der 80er Jahre nach Kolumbien kam, zu einer Zeit, wo sich kein Schwein dahin wagte, weil «kommunistische» Rebellen wie die (inzwischen hoffähig gewordene) FARC und das legendäre Medellin-Kartell unter

Pablo Escobar das Land mit Gewalt überzogen. Niemand ging da hin. Niemand? Besagter Schweizer halt doch. Und das natürlich aus gutem Grund. Wir trafen uns in einer Strandbar auf Caye Caulker in Belize. Meine Freundin war gerade mit einem Rasta durchgebrannt, ich trank in einer Strandbar folgerichtig Rum und rauchte überteuertes und überaus schlechtes Weed, das der Barkeeper an die betuchten amerikanischen Deppen ausgab, die sich auf diesem hübschen, aber beschissenen Eiland zum Golfspielen einfanden. Neben mir ein älterer Typ, so um die vierzig, mit Brille und Halbglatze, der mir mein missliches Befinden wohl ansah und sich offensichtlich auch nicht recht wohl fühlte. Und wie das halt so ist, man kommt ins Gespräch, raucht zusammen einen Joint und merkt: Aha, gleiche Wellenlänge ... Obwohl das eigentlich nicht zutraf, denn ich war noch ein Jungspund, ein Novize; Walter, so hieß er, war ein mit allen Wassern gewaschener erfahrener Hund und im Unterschied zu mir nicht in Sachen Marihuana unterwegs. Walter war nichts anderes als ein Kokainhändler, der sich nach offensichtlich erfolgreichen Geschäften einen kleinen Urlaub auf Caye Caulker gönnte. «Warst du schon mal in Kolumbien?», fragte er mich. Ich verneinte erschrocken: «Da kann man doch nicht hingehen, viel zu gefährlich …» Er schaute mich an, wie man halt ein Greenhorn teils mitleidig, teils arrogant so anschaut: «Na dann, probier mal


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Santa Marta

Caye Caulker

Fotos: Stefan Haag (2), Pixabay, PD

das!» Dann reichte er mir ein Papierbriefchen und etwas Kleines, silbern Glänzendes, das ich schließlich als Koks-Löffel identifizierte. Ich machte auf Profi und schaufelte mir zwei Nasen rein. Dieses Viertelgramm reinstes kolumbianisches Kokain sollte alles ändern, was mir bislang wichtig war. Der Schmerz wegen der Freundin war weggeblasen. Die blöde Kuh war mir einfach nicht mehr wichtig und – das war wichtig – mich erfasste ein unbeschreiblicher Drang, die Welt zu entdecken. Zu erobern. Mein Gott, wie fühlte ich mich gut und stark … Wir kennen das … Kokain … «Weißt du eigentlich», fragte Walter, «dass es in Santa Marta ein Hotel gibt, wo man dir das Koks durchs Zimmerfenster zuwirft?» Nö, wusste ich nicht. «Und weißt du eigentlich, wieviel das in Kolumbien kostet?» Weniger als in Deutschland, das war mir schon klar, aber zwei Franken das Gramm, das konnte ich nicht fassen. Viel mehr musste mir Walter gar nicht erzählen, der Entschluss war gefasst: Jetzt will ich es wissen. Ein paar gute Tipps gab mir mein Schweizer Meister noch mit auf den Weg, und am nächsten Morgen befand ich mich auf der langen Reise via Guatemala und Panama nach Santa Marta, Kolumbien. Mein Gott, Walter, was hast du angerichtet? Es war alles genau so, wie er es mir berichtet hatte. Man konnte in den richtigen Landesteilen durchaus sicher reisen, die Menschen waren

superfreundlich; Alvaro, der 60-jährige Hausdealer des Hotels Miramar in der Calle 10C von Santa Marta, warf einem das Kokain durchs Zimmerfenster aufs Bett, und tatsächlich – es waren fünf Gramm für zehn Dollar. Das Miramar ist das älteste Hotel in Santa Marta und war in seinen Anfangszeiten ein ordinärer Seemanns-Puff. In den 60er und 70er Jahren entwickelte es sich dann immer mehr zur zentralen Anlaufstelle für die Vermarktung illegaler kolumbianischer Agrarprodukte. In den 60ern kamen die amerikanischen Hippies auf der Suche nach dem damals legendären «Santa-Marta-Gold», das als eine der besten Marihuana-Sorten der Welt galt. Später, spätestens seit Anfang der 80er Jahre, nachdem die Grasplantagen in der Sierra Nevada mit US-Hilfe und den bewährten Vietnam-Entlaubungsgiften getilgt wurden, spielte nur noch das Kokain eine Rolle. Denn anstelle von Marihuana wurden nun Coca-Pflanzen im großen Stil kultiviert. Die Hanfbauern von einst übernahmen das aus naheliegenden Gründen, und die ortsansässige Mafia beschäftigte sich von nun an mit dem eh viel profitableren Kokainhandel. Und auch das Miramar schwenkte um. Es gab ja fast kein Gras mehr. Das Hotel Miramar verfügte zu diesen Zeiten ausschließlich über Gemeinschaftsunterkünfte. Unglaublich heruntergekommene Löcher für einen Dollar fünfzig die Nacht. Aber dennoch war es immer ausgebucht. Wer im Miramar abstieg, }


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K AMBÔ

Die schamanische Froschmedizin TEXT

René Schliwinski

P

ajé Kampu ist der Name des legendären Medizinmannes aus einer alten Geschichte der Kaxinawa-Indianer, die überliefert, wie Kambô einst zu den Menschen kam. Dieser Schamane war der Namensgeber für den Riesenmaki– frosch (lateinisch: Phyllomedusa bicolor), einen nachtaktiven Baumfrosch aus der Familie der Greiffrösche,
der in großer Zahl und in weiten Teilen

Kambô ist ein äußerst wirkungsvolles Werkzeug zur Initiation. des Amazonasgebietes (Brasilien, Peru, Kolumbien, Bolivien, Venezuela, Guyana usw.) zu finden ist. Im Volksmund wird das potente Sekret dieses Frosches ebenfalls Kambô genannt. Und schließlich ist Kambô auch die Bezeichnung für die Froschsekret-Impfung, die in den letzten fünf Jahren, vor allem im Zusammenhang mit Ayahuasca, bei uns im Westen immer populärer geworden ist. Kambô ist auch noch unter anderen Namen bekannt, wie zum Beispiel Cambu, Sapo, Vacina do Sapo, Dow Kiet und Vacina de Floresta. Kambô ist eine traditionelle, schamanische Behandlungsmethode aus dem Amazonasgebiet, welche das Sekret des Kambô-Frosches als Tonikum und starkes Mittel zur Ausleitung nutzt. Einige indigene Stämme, wie zum Beispiel die Amahuaca, Kaxinawa, Katukina, Yawanawa, Marubo und Matsés, nutzen bis heute das äußerst potente Frosch­ sekret als eine Art natürlichen Impfstoff. Die Froschsekret-Impfung wird in diesen Stämmen

traditionell zur Vorbereitung auf eine bevorstehende Jagd verwendet, um die Jäger widerstandsfähiger zu machen und ihre Sinne zu schärfen. Kambô ist zudem ein oft verwendetes und äußerst wirkungsvolles Werkzeug zur Initiation, um Übergänge zu kreieren und Altes loszulassen. Außerdem nutzen die Ureinwohner das Frosch­ sekret, um ihre Abwehrkräfte zu stärken, und behandeln damit eine ganze Reihe von Erkrankungen, wie Infektionen, Fieber, Spinnen- und Schlangenbisse. Für manche Stämme ist Kambô sogar eine Art Allround-Mittel, vergleichbar mit den Antibiotika unserer westlichen Schulmedizin. Die Kambô-Behandlung Kambô wird meist im Rahmen einer Zeremonie verabreicht. Set und Setting können je nach Kontext sehr unterschiedlich sein. Die Rituale variieren sehr stark, wobei die Behandlung selbst folgendermaßen abläuft: Der Kambô-Praktiker, Heiler oder Schamane brennt mit einem dünnen, glühenden Holzstäbchen kleine, oberflächliche Löcher, sogenannte Gates oder Windows, in die Oberhaut des Klienten, um das darunterliegende Lymphsystem zu öffnen. Anschließend werden kleine Punkte, sogenannte Dots, aus der frisch angerührten Froschsekret-Paste auf die Brandlöcher aufgetragen. Innerhalb weniger Sekunden dringen die Wirkstoffe über die Lymphe in den Organismus ein und bewirken dort eine ganze Reihe von bemerkenswerten Reaktionen. Physiologisch empfindet man zuerst starke Hitze. Der Blutdruck steigt an, der Puls geht hoch. Oft beginnt man zu schwitzen. Es wird einem


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Ein männlicher Riesenmakifrasch. Foto: John P. Clare / amphibianphots.com

ziemlich übel, und in der Regel muss man sich erbrechen. Kambô arbeitet sich durch den Organismus hindurch. Nicht selten nimmt man alte Verletzungen oder nicht ausgeheilte Entzündungen in Form von Druck oder Schmerzen im Körper wahr.

Viele berichten von einer Steigerung der Lebenskraft und einer Schärfung der Sinneswahrnehmung. Eingefrorene Emotionen tauen auf und beginnen wieder zu fließen. Wenn man dieser intensiven Erfahrung vertraut und sich ihr hingibt, kann das den Prozess des Loslassens erheblich erleichtern. Hedonistisch ist eine Kambô-Sitzung jedenfalls nicht. Der Haupt­effekt hält etwa 10 bis 15 Minuten, seltener 20 bis 30 Minuten an. Danach enden ziemlich abrupt die beschriebenen Symptome, und eine wohltuende Linderung setzt ein. Die SekretPaste wird dann vom Kambô-Praktiker wieder

entfernt, die Gates werden mit Wasser gereinigt und mit Drachenblut, Sangre de Drago, einem wundheilenden Harz, versiegelt. Nun folgt eine Phase der Tiefenentspannung. «Ich war noch nie so tief entspannt» oder «Ich wusste gar nicht, dass man so tief loslassen kann», höre ich die Menschen oft sagen, verbunden mit Tränen der Erleichterung und Dankbarkeit. Nach dieser Phase der Entspannung, die je nach Intensität der vorangegangenen Sitzung zwischen 30 und 60 Minuten dauern kann, fühlen sich die Klienten in der Regel gereinigt, geläutert und energetisiert. Selbst Tage nach dem Ritual berichten viele von einer Steigerung der Lebenskraft und einer Schärfung der Sinneswahrnehmung. Anwendungsmöglichkeiten Es gibt verschiedene Formen der Kambô-Anwendung. Welche Behandlung individuell
zu empfehlen ist, sollte im Vorfeld immer mit einem erfahrenen Kambô-Praktiker persönlich geklärt werden. Üblich sind Einzelsitzungen oder Gruppenzeremonien. Die Gates werden traditionell bei Männern am Oberarm und bei den Frauen am Knöchel gebrannt. }


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Microdosing Sinn und Unsinn

Torsten Passie und Markus Berger im Gespräch

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icrodosing mit psychoaktiven Substanzen ist ein Trend, der sich von der psychedelischen Bewegung in den Mainstream ausgebreitet hat. Ist es nur ein Hype, der bald wieder abflauen wird oder kann Microdosing sogar den visionären Gebrauch von psychotropen StofTorsten Passie fen wieder salonfähig machen? Die beiden Drogenforscher Torsten Passie und Markus Berger haben die bislang einzigen Bücher zum Thema veröffentlicht (siehe Hinweis am Artikelende) und sich darüber unterhalten, welchen Sinn Microdosing haben kann – oder auch nicht. Berger: Microdosing ist heutzutage ein Trend, den auch die Mainstream-Medien immer wieder aufgreifen. Aber kaum jemand kennt sich damit wirklich aus. Was gibt es über die Geschichte des Microdosings zu sagen? Passie: Wahrscheinlich haben schon indigene Völker mit geringen Dosierungen psychoaktiver Pflanzen experimentiert. Die haben ja eigentlich höhere Dosen verwendet, um schamanische Rituale zu katalysieren. Es ist aber zumindest von den Tarahumara be­kannt, dass sie teils Scheu vor den entheogenen Effekten des Meskalins hatten. Da sie aber regelmäßig größere Strecken laufend zurücklegen, nehmen sie geringe, lediglich stimulierende Dosierungen psychoaktiver Kakteen zur Leistungssteigerung und Hungervermeidung.

Berger: Neben den klassischen meskalinhaltigen Lophophora-Arten etwa den Epithelantha micromeris, einen sehr kleinen Kaktus, der stimulierende Phenylethylamine enthält. Passie: Auch die ersten LSD-Experimente sind mit sehr kleinen Dosierungen gemacht worden. Markus Berger Das hat damit zu tun, dass Albert Hofmann beim ersten bewussten Experiment 250 Mikrogramm einnahm und einen eher schlechten Trip erlebte. Da waren die nachfolgenden Experimentatoren dann sehr vorsichtig und machten die ersten Versuchsreihen mit Dosierungen von 20 bis 40 Mikrogramm. Berger: Über welche Effekte haben die Forscher dann berichtet? Passie: Diese Versuche wurden mit Ärzten durchgeführt, die nach der Einnahme des LSD ganz normal ihren Dienst in der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich leisten sollten. Die waren von den kleinen Dosen nur wenig beeinträchtigt, aber berichteten beispielsweise über eigenartige Gedankengänge, dass sie sich verfolgt fühlten und so weiter. Komplexe Schreibarbeiten konnten sie nicht mehr richtig erledigen. Die haben diesen Zustand also eher erlitten, als dass er ihnen etwas gebracht hätte. Sie berichteten auch über depressive Stimmungslagen, Ängstlichkeit und leichte Verwirrung. Euphorische oder als gut empfundene Effekte wurden nicht berichtet.


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Berger: Für manche ist aber mit 20 Mikrogramm bereits die Schwellendosis erreicht. Passie: Das stimmt. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass manche Personen sich auch in kleinste spürbare oder auch eingebildete Wirkungen hineinsteigern und so durch eine Art Autosuggestion mehr Effekte zu verspüren meinen als objektiv vorhanden sind. Berger: Wobei die Dosierung beim Microdosing durchaus eine individuelle Angelegenheit ist: Manche verspüren nach 25 Mikrogramm keinerlei Wirkungen, während andere behaupten, bereits mit 10 bis 15 Mikrogramm merkbare Veränderungen herbeiführen zu können. Passie: So ist es. Die psychedelischen Wirkstoffe sind ohnehin in der Dosierung recht individuell, bei geringen Mengen erst recht. Berger: Wie kam die Microdosing-Technik in die Therapie? Passie: Der Pionier war der Hamburger Psychiater Walter Frederking. Dieser hatte mit Patienten alle paar Wochen psycholytische Therapien mit höheren Dosierungen durchgeführt. Diesen Patienten hat er dann zusätzlich ganz kleine Dosierungen LSD mit nach Hause gegeben, sodass sie mehrmals in der Woche 20 Mikrogramm einnehmen konnten. Davon mer­k ten die meisten Patienten keine bis nur schwache Effekte; doch Frederking stellte fest, dass sie auf diese Weise für die Psycholyse «offener» wurden. Auch konnte ein Patient länger bestehende leichte Magen-Darm-Krämpfe damit erfolgreich behandeln. In der klassischen psycholytischen Therapie mit LSD wurden ja damals ohnehin teils sehr kleine Dosen wie 30, 50 oder 75 Mikrogramm eingesetzt. Auch das US-amerikanische Militär hat früher Versuche mit geringsten LSD-Dosierungen durchgeführt, um herauszufinden, was passiert, wenn im Psychochemiekrieg mal ein Gegner nur eine geringe Menge «abbekommen» hat. Dabei konnte man minimale Veränderungen von Hautwiderstand und Pupillendurchmesser schon bei 8 Mikrogramm registrieren. Später hat man Soldaten unter 35 Mikrogramm Schach spielen lassen und dabei leichte Einbußen festgestellt. Berger: Eine umfassende Übersicht über die

Medikamentendose von Sandoz. Foto: Torsten Passie

Geschichte des mikrodosierten Gebrauchs von Psychoaktiva in Therapie und Untergrund haben wir ja in unseren Büchern über Microdosing zusammengetragen. Passie: Genau. Wichtig scheint mir, darauf hinzuweisen, dass mikrodosierte Psychedelika durchaus Effekte herbeiführen können, die­­se aber nicht immer mit dem übereinstimmen, was heutige Anwender von ihren Versuchen berichten. Berger: Ein gutes Stichwort. Lass uns doch kurz auf die Effekte eingehen, die von Microdosing behauptet werden. Ich weiß, dass es eine große Zahl Anwender gibt, die berichten, dass mikrodosierte Psychedelika wachmachende sowie Konzentration und Stimmung verbessernde Wirkungen bringen sollen. Manche erzählen, dass sie mit mikrodosiertem LSD oder Psilocybin ihre vom Arzt verordneten Stimulanzien ersetzen können – zum Beispiel Methylphe­ nidat oder Amphetamin bei ADHS. Auch habe ich Zuschriften von Studenten, die in stressigen Phasen des Studiums zu Stimulanzien gegriffen haben und diese nun durch Mikrodosen von LSD ersetzen. Meine eigenen Erfahrungen bestätigen diese Wirkungen allerdings nicht so recht. Passie: Ich habe ebenfalls Versuche unternommen. Bei 12 bis 15 Mikrogramm konnte ich gar keine Effekte verzeichnen. Bei 20 bis 25 Gamma konnte ich mich spürbar schlechter konzentrieren und hatte gar keine Lust mehr auf Arbeiten am Schreibtisch. Ich war leichter ablenkbar und zeitweise auch dysphorisch. Berger: Die konventionelle Wissenschaft kann konzentrationsfördernde Eigenschaften mikrodosierter Psychedelika ebenfalls eher nicht }


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Cannabis-Unterarten Indica und Sativa

Die klassische Einteilung ist überholt

Ist die Unterteilung von Cannabis in Indica und Sativa noch zeitgemäß?  Foto: Shutterstock

TEXT

C

Michael Knodt

annabis – ob zur medizinischen Verwen­ dung oder einfach aus Spaß an der Freude – wird meist in zwei Unterarten eingeteilt: Cannabis sativa und Cannabis indica. Die dritte Unterart, Cannabis ruderalis, spielt, mit Ausnahme von ambitionierten Züchterkreisen, eine sehr un­ tergeordnete Rolle bei der weltweiten Klassifizie­ rung von Cannabissorten. Cannabis ruderalis wird lediglich mit Sativa- und Indica-Sorten oder deren Hybriden gekreuzt, um beim illegalen Anbau von Cannabis einen besseren Tarneffekt und eine kür­

zere Reifezeit zu gewährleisten. Im Rahmen der kommerziellen Produktion und Einteilung von Can­ nabis spielen Ruderalis-Sorten kaum eine Rolle und werden deshalb hier nur am Rande erwähnt. Unwissenschaftliche Klassifizierung Seit einigen Jahren mehren sich die Anzeichen, dass die Einteilung in Sativa und Indica grundle­ gend falsch ist. Bereits 2013 veröffentlichte Jeffrey Raber, der Inhaber eines Cannabis-Testlabors in Coalinga/Kalifornien, seine Testreihen und die }


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damit aufkommenden Zweifel. Nachdem Raber über 1000 verschiedene Proben gesammelt und getestet hatte, war er sich sicher, dass die bishe­ rige Klassifizierung fehlerhaft war. Sein Labor The Werc Shop testet seit 2010 Cannabis im Auftrag kalifornischer Hanfapotheken auf Pestizidbelas­ tung, THC- und CBD-Gehalt sowie den Anteil anderer Cannabinoide und Terpene. Raber und seine Mitarbeiter untersuchten jede Probe auf ins­ gesamt 42 Substanzen. Raber behauptete nach der Auswertung Hunderter Sortenproben nicht nur, dass es keine wissenschaftliche Grundlage für die von den Abgabestellen angegebenen unter­ schiedlichen Effekte ihrer Hanf-Blüten gäbe1, er konnte anhand seiner Testreihen auch beweisen, dass ein «OG Kush» aus Hanfapotheke X sich grundlegend von einem «OG Kush» aus Dispensary Y unterscheidet. «Die meisten Menschen haben keine Ah­ nung. Wir haben eine weit verbreitete Grassorte (für unsere Testkäufe) ausgesucht und bemerkt, dass sie nicht mal annähernd gleich aussehen. OG, Kush oder wie auch immer und das damit verbun­ dene Marketing haben keinen wirklich medizini­ schen Anspruch», sagte Raber damals in einem Interview zu seiner Studie. 2 Rabers Vermutung wurde erstmals 2015 im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie bestä­ tigt 3. Forscher der University of British Columbia und der Dalhousie University suchten bei Sorten, die in Kanada als Indica und Sativa deklariert zur

Für die bisher gültige Einteilung gibt es keine wissenschaftliche Grundlage. medizinischen Verwendung angeboten wurden, nach Gemeinsamkeiten in Bezug auf deren Her­ kunft und Wirkstoffprofile. Die Wissenschaftler suchten anfänglich nach den Ursprüngen verschie­ dener Nutzhanf-Sorten sowie einiger hochpotenter Cannabis-Sorten. Sie verglichen 83 hochpotente Züchtungen von lizenzierten kanadischen Züch­ tern, konnten jedoch weder bei Sativa- noch bei Indica-Sorten ein einheitliches Muster entdecken. Das Jamaican Lambs Bread hatte angeblich 100 Prozent Sativa-Herkunft, war aber genetisch mit einer reinen Indica aus Afghanistan fast identisch.

Cannabishybride OG Kush.  Foto: Nickel Bag of Funk  / Flickr

«Cannabis-Züchter geben bei der Herkunft ihrer Strains oft den prozentualen Anteil von Indica oder Sativa an, was nicht besonders präzise ist. Derzeit kann man die Herkunft einer Sorte weder am Namen noch am angegebenen Stammbaum bestimmen. Langfristig brauchen wir ein prakti­ sches, genaues und zuverlässigeres Klassifizie­ rungssystem», erklärte Studienleiter Jonathan Page bereits 2015. Den wohl eindeutigsten Beweis lieferte dann eine Studie der kanadischen Dalhousie University im Auftrag des niederländischen Produzenten von me­ dizinischem Cannabis im Jahr 2017. Auch hier wird die gängige Klassifizierung von CannabisSorten in Indica, Sativa und deren Kreuzungen (Hybride) in Frage gestellt. Der bekannte Cannabi­ noid-Forscher Ethan Russo präsentierte die Studie 2017 auf dem 9.   IACM-Cannabinoid-Kongress in 4 Köln und er­klärte, dass es für die bisher gültige Ein­ teilung von Cannabis-Strains keine wissenschaft­ liche Grundlage gebe. Im Rahmen der Studie wurden 149 niederlän­ dische Cannabisproben analysiert. Die Forscher fanden keine genetischen Unterschiede zwischen «Indica»- und «Sativa»-Proben, die für eine Klassi­ fizierung notwendig wären. Allerdings könne man anhand des in der Studie erstellten Terpen-Profils auf die Herkunft einzelner Sorten schließen. «Es ist wahrscheinlich, dass Sorten durch ihre verschiede­ nen Aromen klassifiziert werden und nicht anhand ihrer genetischen Herkunft», heißt es in der 2017 veröffentlichten Pressemitteilung zur Studie. }


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ERINNERUNGEN AN R ALPH METZNER 18. MAI 1936 – 14. MÄRZ 2019 Im Anschluss an unseren Nachruf für den im März verstorbenen Ralph Metzner (siehe Lucy’s Nr. 9), präsentieren wir persönliche Erinnerungen von Weggefährten an den psychedelischen Pionier, der aus Deutschland in die USA emigrierte.

Ralph Metzner 2014 in Solothurn.  Foto: Claudia Müller-Ebeling


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Ein Plädoyer für das Wiederentdecken von Sakramenten TEXT

Va n j a Pa l m e r s

In der Ausschreibung zu diesem Essay-Wettbe- konnten. Zwei von drei Fliegen, eine hatte offenwerb* steht, dass sich Menschen seit jeher berau- sichtlich überdosiert und ist in die ewigen Fliegenschen und das Bedürfnis haben, sich vorüberge- jagdgründe eingegangen – oder ich habe sie nicht hend aus der Realität auszuklinken. lange genug beobachtet, denn ich brach das ExpeEinverstanden – wobei es eigentlich heißen riment nach etwa 15 Stunden ab. sollte: aus dieser Realität, denn sie ist nicht die Drogen haben mein Leben maßgeblich einzige Wirklichkeit, sondern eine unter unendlich be­einflusst. Positiv, wie mir scheint, und so bin ich vielen. Das ist eine der Einsichten, die ich von ihnen auch durchaus sehr dankbar. Aber weil das meinen psychedelischen Reisen und Drogen­ Wort Drogen so negativ besetzt ist, verwende ich exkursionen mit zurückgebracht habe. Zusam- lieber das neutralere Wort Substanzen; noch liemen mit der direkten Erfahrung, wie fragil zusam- ber verwende ich Medizin oder, wie in den Tagen mengesetzt diese uns vertraute Welt ist, wie unserer Hippiezeit, das Wort Sakrament. Ein Sa­ wenig es braucht, um sie radikal zu verändern … krament vermittelt, laut Duden, göttliche Gnade, oder gleich in eine ganz andere einzutreten. ist ein Tor zum Sakralen, zum großen Geheimnis, Ein zweiter Punkt wäre, dass nicht nur wir zum Mysterium. Rein theoretisch kann alles Sa­ Menschen diesen Hang zum Berauschen, zum krament sein, ein Ton, ein Duft, ein Ritual, ein Ausloten der Grenzen unseres Bewusstseins Sonnenuntergang. Es ist allerdings kein Sakrahaben. Giorgio Samorini beschreibt in seinem ment bekannt, welches auch nur annähernd an Buch Animals and Psychedelics Dutzende von die Trefferquote gewisser Moleküle herankommt, Tierarten, die sich auf die eine oder andere Art welche unter der Flagge Psychedelika (‹den Geist ganz bewusst und gezielt berauschen. Und zwar sichtbar machen›) oder Entheogene (‹eine Gotvon den Säugern bis zu den Insekten. Als ich letz- teserfahrung bewirken›) segeln. Einschlägige Stuten Herbst ein paar Fliegenpilze trocknete und dien an der John Hopkins University bestätigen auffällig viele tote Fliegen zwischen und um die die Ergebnisse von denjenigen der Uni Zürich: filetierten Pilze lagen, erinnerte ich mich In einem guten Setting löst eine entsprean diese Lektüre und bewahrte drei der chende Dosis Psilocybin bei zwei Dritteln toten Fliegen auf – scheinbar tot, wie sich der Probanden eine tiefe mystische Erfahnach vielen Stunden herausstellte. Zwei davon, rung aus. Es scheint fast so, als hätten immer noch auf dem Rücken liegend, beganwir bezüglich Set und Setting in den vernen sich langsam wieder zu bewegen. Zuerst Foto: J.Sorko gangenen 50 Jahren doch etwas dazugedie Füße, dann allmählich den ganzen Körper. Bis lernt: Auf den 30 bis 35 LSD-Reisen, die ich als sie sich schließlich aufrichten und wegfliegen junger Mann unternahm, ging dieses Tor nur *D iesen Text verfasste Vanja Palmers ursprünglich als Wettbewerbsbeitrag für den Essay-Wettbewerb 2019 der Schweizer Zeitung Der Bund zum Thema «Der Traum von einer drogenfreien Welt – ein schlechter Trip?». Er gewann damit den 2. Preis.


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drei- oder viermal so weit auf, dass ich wirklich vielversprechend, glückverheißend. vollständig darin aufgehen konnte, was einer TrefEine interessante Entdeckung machte ich ferquote von etwa 10 Prozent entspricht. Aber durch meine Kontakte mit Wissenschaftlern, die immerhin … auch nur einmal wäre es die Mühe sich darauf spezialisiert haben, außergewöhnliche wert gewesen. Bewusstseinszustände bildlich darzustellen: Diese tiefen Erlebnisse in meiner Jugend Sie versicherten mir, dass sich Gehirne im haben mich aus den vertrauten Bahnen hohen Fieber nicht von Gehirnen in gewisgeworfen, ich wurde ein Aussteiger, ein sen Stadien einer Psilocybin-Erfahrung farben­froher Hippie, so wie es Hunderttauunterscheiden lassen. Nicht wenige unserer senden, vielleicht Millionen junger Menbekanntesten christlichen Mystiker, wie schen in den USA und Europa damals zum Beispiel der Heilige Franz von Assisi, erging. Ich brach mein Studium an der Ignatius von Loyola und Hildegard von Uni Zürich ab und verließ ein vielverspreBingen, hatten ihre Bekehrungserlebchendes Start-­ up-Business. Nach einer nisse, ihre Erleuchtungs- oder Gotteserkurzen Karriere als Yogi landete ich für fahrung, im hohen Wundfieber. zehn Jahre in einem buddhistischen Auch andere Extremsituationen Kloster und lebte während fast drei wie Fasten, Schlafentzug oder Medi­ Jahrzehnten sub­stanzmäßig völlig tation können ähnliche Bewusstseins­ Avalokiteshvara, der abstinent, von einem gelegentlichen zustände und Aktivitätsmuster im Ge‑­ Bodhisattva des universellen Mitgefühls Kaffee und regelmäßigem grünen Tee hirn auslösen. Das ist sozusagen die mal abgesehen. Aber ich wusste, dass wissenschaftliche Untermauerung der ich früher oder später nochmals durch diese Lupe, Aussage von Patanjali, dem indischen Verfasser dieses Teleskop der Innenwelt schauen wollte, der Yoga­sutras: Die Siddhis (wunderbare Fähigkeimusste: Zu wichtig und prägend waren diese Einblicke und Einsichten für den Werde­gang meines Lebens. Das habe ich vor ein paar Jahren dann auch gemacht. Eine konkrete Frage, die ich mit auf die Reise nahm, war, ob sich diese Hilfsmittel dazu eignen, in die heute gängigen Methoden der ten oder Zustände) sind entweder angeboren oder Geistesschulung integriert zu werden. Um sich sie entstehen durch medizinische Pflanzen, durch mit dieser Frage vertieft befassen zu können, heilige Worte, durch Askese oder Meditation. Das haben wir eine Studie mit Langzeit-Meditierenden Wissen um die verschiedenen Technologien des durchgeführt. 40 Teilnehmer mit möglichst viel Bewusstseins ist uralt, so alt wie die Menschheit. Erfahrung im Meditieren und keiner (oder mögWeil bis heute kein Fall bekannt ist, bei dem lichst wenig) Erfahrung mit Substanzen erhielten eine spontane, «angeborene» Erleuchtung zufällig am vierten Tag eines traditionellen Retreats eine gerade in einem MRI oder einem ähnlichem Messrelativ hohe Dosis Psilocybin (der aktive Wirkstoff gerät stattfand, wissen wir nicht, wie eine solche in den sogenannten Zauberpilzen) – oder ein Pla- im Gehirn ausschaut. Vermutlich ähnlich – sie fühlt cebo. Obwohl die Reaktionen recht unterschied- sich ja auch ähnlich an. Huston Smith, einer der lich ausfielen, haben wir von allen Teilnehmern, bekanntesten Religionswissenschaftler des ohne Ausnahme, positive Rückmeldungen bekom- 20.  Jahrhunderts, hat seinen Studenten einmal men. Eine stabile Meditationspraxis scheint eine zwei Beschreibungen einer solchen Erfahrung voroptimale Vorbereitung zu sein für die zum Teil wil- gelegt, eine substanzinduziert, die andere nicht. den und tief gehenden Erfahrungen mit Psyche­ Auch weil sie einen guten Einblick in die Qualität delika, welche den Rahmen unserer gewohnten und Tiefe einer solchen Erfahrung geben, möchte Wahrnehmung sprengen können. Die Kombina- ich der werten Leserschaft die beiden Proben nicht tion dieser beiden Disziplinen scheint besonders vorenthalten: } }

Das Wissen um die verschiedenen Technologien des Bewusstseins ist uralt.


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KAKAO

Der Trank der Götter Kakao ist mehr als nur Schokolade. Kakao ist Medizin. Diese Medizin hat eine lange Geschichte, die von traditioneller Bewusstseinserweiterung bis zur Heilkunst im Rahmen von Ritualen reicht.

TEXT

D

Linus Naumann & Carolin Tietz

er Name Kakao, ursprünglich Kakawa, stammt vermutlich von der ersten Hochkultur in Mexiko, den Olmeken (etwa 1500   –  400 v. Chr.). Nach ihnen folgte die Hochkultur der Maya, die das Wissen um den Kakao übernahmen. Die Azteken gaben dem Kakao den Namen Xocólatl, was so viel bedeutet wie «bitteres, würziges Wasser». Den Rohkakao gewann man aus den Früchten des Kakaobaumes Theobroma cacao, der in tropischen Regionen im Unterholz größerer Bäume wächst – sogenannter «Kakaomütter» wie etwa Guaven- oder Bananenbäume. Um die frisch noch ungenießbaren und äußerst bitteren Kakaobohnen nutzbar zu ma-

chen, wurden diese unter einer Decke aus Blättern in der tropischen Hitze fermentiert. Erst wenn die Reste des weißen Fruchtfleischs verflüssigt waren, konnten die Kakaobohnen genutzt werden. Neben ihrem hohen Nährwert und ihrer oft genutzten psychoaktiven Wirkung waren sie zudem ein anerkanntes Zahlungsmittel. Die rohen Kakaobohnen konnten sowohl direkt gegessen als auch zu einem Getränk verarbeitet werden. Zu diesem Zweck wurden sie zerkleinert, mit Wasser angesetzt und über Stunden geschlagen und verrührt, bis eine schaumige Krone entstand, welche traditionell nur die obersten Führer trinken durften. Dem


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INHALTSSTOFFE Die Kakaobohne enthält ein komplexes Stoffgemisch aus über 300 verschiedenen Substanzen. Sie besteht zur Hälfte aus Fetten und weiter aus großen Anteilen aus Proteinen und Cellulose. Bemerkenswert ist die hohe Konzentration an Theobromin, einem Stoff, der dem Koffein ähnelt. Theobromin  Psychoaktiver Hauptstoff des Rohkakaos (etwa 1,2 Prozent des Trockengewichts). Wirkt stimulierend, stimmungsaufhellend und leicht abführend. Im Vergleich zum nah verwandten Koffein wirkt es milder, aber länger anhaltend.

Strukturformel von Theobromin.

Koffein  Hauptwirkstoff der Kaffeebohne, kommt in geringerer Menge in Kakaobohnen vor (etwa 0 – 0,2 Prozent des Trockengewichts). Wirkt stimulie-

Kakaobaum.  Foto: Björn S / Flickr

Kakao-Früchte (oben) und Blüten (unten).  Fotos: PD, Panoramio

rend, gefäßerweiternd (im Gehirn gefäßverengend) und leicht diuretisch. Ist die am häufigsten konsumierte psychoaktive Substanz der Welt.

Epicatechin  Es gibt Hinweise auf heilsame Wirkungen bei HerzKreislauf­erkrankungen, Krebs und Diabetes.

Phenylethylamin  Kommt in Spuren in der Kakaobohne vor. Besitzt selbst kaum psychoaktive Wirkung, da es im Körper schnell von MAO-Enzymen verstoffwechselt wird. Bedeutender Grundstoff für alle Phenylethylamine (MDMA, Meskalin, Amphetamin, 2C-B u.a.)

Anandamid  Bindet an Endocannabinoid-Rezeptoren, da es eine ähnliche 3-D-Struktur wie THC aufweist. Wirkt am stärksten in den für Gedankenverarbeitung und Bewegungsabläufe zuständigen Hirnregionen.

Trank wurden zudem regelmäßig diverse Heilkräuter und Chili beigemischt, die sowohl den Geschmack als auch die Wirkung verbessern und intensivieren. Zelebriert wurden Kakaorituale oftmals auf den höchsten Bergen, um dort den Göttern nahe zu sein. So entstand der Slogan: «Rohkakao – Der Trank der Götter». Nach der Kolonialisierung Mittelamerikas durch die Spanier ab dem 15. Jahrhundert begannen der internationale Handel und die Kultivierung von Kakaoplantagen. Hauptanbaugebiete heute sind Westafrika, Süd- und Mittelamerika und Südostasien. Kakaorituale Rohkakao ist eine warmherzige und meist nicht überfordernde Substanz und regt damit zum spielerischen Umgang und zum Entdecken an. Dadurch hat sich bis heute ein vielseitiger und bunter Strauß verschiedenster Kakaorituale entwickelt, welche in Form und Intention stark voneinander abweichen. Exemplarisch stellen wir hier drei verschiedene Zeremonieformen dar. Es gibt jedoch noch viele weitere, und alle können durch eigenes Ausprobieren zur Vielfalt beitragen.

Kakao als Entheogen: Ritualformen Seit vielen Jahren praktiziere ich in Hamburg und anderswo Trance-­Rituale mit Roh­kakao. Entstanden ist die Idee damals aus einer Notlösung heraus. Da ich viele Anfragen hatte von meinen Patienten und Freunden zu DMT und Ayahuasca und wie man «professionell» Carolin Tietz reist auf der anderen Seite, habe ich mit Seminaren zu diesem Thema angefangen. Natürlich wollten alle dann auch praktische Erfahrungen, aber da es ja verboten ist, begann ich mich mit körpereigenen psychoaktiven Botenstoffen zu beschäftigen. Dabei traf ich auf Stanislav Grof und das Holotrope Atmen. Immerhin ist seine Methode aufgrund des Verbots von LSD entstanden. Wie bringe ich die Leute in einen ähnlichen Zustand wie mit Ayahuasca oder DMT – aber legal? Dabei bin ich immer mehr auf die Bedeutung der Trance gestoßen, die für mich als schamanisch orientierte Heilpraktikerin schon immer ein großes Thema war. In meiner Arbeit interessiert mich }


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Camille Dolard: Selbstportät mit Wasserpfeife, um 1958

Cannabis-Trips anno dazumal TEXT

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Ac h i m Zu b ke

aschisch wurde im Zuge der psychedelischen Bewegung der 1960er Jahre in die meisten seitdem entstandenen Jugendkulturen einverleibt und zur immer beliebteren genussverstärkenden und entspannenden psychoaktiven Alltagsdroge mit einer gegenkulturellen Aura aufgrund der Diskriminierung und Verfolgung ihrer Nutzer. Bis er in Deutschland durch das Opiumgesetz von 1929 erstmals verboten wurde, war psychoaktiver Hanf (Cannabis indica) bereits während etwa 100 Jahren in Form von alkoholischen Tinkturen und Extrakten oder in Spezialitäten medizinisch genutzt worden. Da man die Wirkstoffe noch nicht identifiziert hatte und ihren Gehalt nicht bestimmen konnte, waren die vorhandenen Produkte schwer dosierbar.

In Deutschland galt Haschisch (damals die Bezeichnung für alle psychoaktiven Hanfpräparate) trotz der Verfügbarkeit von Cannabisindica-Z­ubereitungen über Apotheken als exotisches Rausch- und Genussmittel. In der gebildeten Be­völkerung kursierten die literarisch wertvollen, dramatisch überzeichneten Berichte über experimentellen Gebrauch relativ hoher oraler Dosen von französischen Schriftstellern wie Theophile Gautier und Charles Baudelaire (Künstliche Paradiese), die den legendären Pariser Haschischclub Mitte des 19. Jahrhunderts besuchten. Auch im deutschsprachigen Raum wagten sich lange vergessene Autoren an das damals abenteuerliche Thema. Eine Reihe von ihnen habe ich bereits im legendären Magazin Hanfblatt vorgestellt. Im Folgenden präsentiere ich weitere Obscura. }


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GESCHICHTE In dieser Rubrik werfen wir einen Blick zurück auf die Geschichte der multidisziplinären Forschung auf dem Gebiet der Bewusstseins­ veränderung und der psychoaktiven Substanzen.

In jeder Lucy‘s-Ausgabe rufen wir einen bedeu­ tenden psychonautischen Experten in Erinne­ rung und würdigen ihn, indem wir auszugsweise einen grundlegenden Text nachdrucken.

Zur Symbolik visionärer Rauscherfahrungen Erinnerung an Hanscarl Leuner (1919–1996) TEXT

Michael Schlichting

Der 100. Geburtstag von Hanscarl Leuner – Begründer des tiefenpsychologisch fundierten Verfahrens der katathym-imaginativen Psychotherapie (KIP), Pionier auf den Gebieten der «experimentellen Psychose» und der Anwendung von Halluzinogenen als Hilfsmittel in der Psychotherapie («Psycholytische Therapie») sowie Initiator und langjähriger Präsident des Europäischen Collegiums für Bewusstseinsstudien (ECBS) – veranlasst uns, erneut an sein Lebenswerk und insbesondere an seine zukunftsweisenden Arbeiten über die therapeutische Nutzung veränderter Bewusstseinszustände zu erinnern. Nachfolgend präsentieren wir eine gekürzte Version seines 1963 erschienenen, reich bebilderten Aufsatzes Die optische Halluzinose und ihre Sinn­gehalte. Ausgehend von einer Auswahl bildhafter Darstellungen visueller Erlebnisse von Psycho­ therapie-­ Patienten während eines LSD- oder Psilo­­ cybinRauschs (im Setting der Psycholytischen Therapie), gemalt nach dem Abklingen der Halluzinogenwirkung, beschreibt Leuner die Wirkung von Halluzinogenen als Ausdruck seelischer Abbildungsvorgänge. Er skizziert den tiefenpsychologischen Zugang zur Symbolik der individuellen Erlebnisinhalte und zeigt, wie dadurch nicht nur ein vertieftes Verständnis für neurotische Symptombildungen und psychopathologische Vorgänge gewonnen werden kann, sondern auch eine Intensivierung und Effizienzsteigerung der Psychotherapie bei Patienten ermöglicht wird, bei denen sich «traditionelle» Therapiemethoden als nicht oder unzureichend wirksam erwiesen haben. Die von Leuner maßgeblich mitentwickelte Methode der Psycholytischen Therapie lässt sich

zusammenfassend wie folgt beschreiben: Es handelt sich um ein genuin psychotherapeutisches Verfahren, angereichert durch eingestreute Erlebnissitzungen (in mehrwöchigen Intervallen) mit einer geeigneten psychoaktiven Substanz. Im si­cheren Rahmen einer stabilen und vertrauensvollen therapeutischen Beziehung und in einem längerfristigen therapeutischen Prozess der Selbsterkenntnis und Selbstveränderung führen die substanzgestützten Erlebnissitzungen zur Aktivierung individueller, zuvor unbewusster Erlebnis­inhalte und unterdrückter Erinnerungen an traumatisierende Kindheitserfahrungen. Im Zuge einer therapeutischen Regression auf psychogenetisch frühere Erlebnisstufen stellen sich internalisierte frühkindliche Beziehungskonstellationen und Konfliktlagen zusammen mit den dazugehörigen Affekten symbolisch dar – in der prägnanten Gestalt von Bildern, Szenen und körperlichen Empfindungen – sinnlich erlebbar und zugleich introspektiv beobachtbar. Das innerseelische affektdynamische Geschehen gewinnt dadurch Objektcharakter, erweitert die Selbsterkenntnis und Einsicht in psychodynamische Zusammenhänge und wird so einer psychotherapeutischen Bearbeitung und Veränderung zugänglich. Es wäre zu wünschen, dass die Psycholytische Therapie, deren Wirksamkeit und Sicherheit bei fachgerechter Anwendung durch zahlreiche klinische Studien belegt ist, künftig wieder den ihr gebührenden Platz in der Behandlung psychischer Störungen, aber auch in der Aus- und Weiterbildung von Psychiatern und Psychotherapeuten findet.


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Hanscarl Leuner

Die optische Halluzinose und ihre Sinngehalte Psychotherapeutische Abteilung der Universitätsnervenklinik Göttingen. Aus der Reihe «Psychopathologie und bildnerischer Ausdruck – Eine internationale ikonographische Sammlung», 3. Serie, 14 Bildtafeln. Hrsg. von Sandoz Basel 1963

Optische Halluzinationen sind ein Privileg der symp­ tomatischen Psychose. Der Psychiater beobachtet sie überwiegend im Delir, in der Alkoholpsychose und anderen toxischen Psychosen, etwa bei Überdosierung gewisser Medikamente, bei ihrem chronischen Abusus, bei Pilzvergiftungen u.a. Die besten Auskünfte über das Wesen der optischen Halluzinose erhalten wir jedoch aus den experimentellen Psychosen, die durch sogenannte Halluzinogene beim Menschen willkürlich steuerbar hervorgerufen werden können. Unter den z.Zt. bekannten Halluzinogenen sind die klinisch wichtigsten: Haschisch, Mescalin, Lysergsäure-Diäthylamid (LSD-25) und Psilocybin. Von der Art des verabreichten Mittels und der Höhe der Dosis abhängig, dauert der rauschartige Zustand der experimentellen Psychose 5-12 Stunden. In der Regel klingt er von selbst wieder ab. Die experimentelle Psychose ist für die psychopathologische Forschung von besonderem heuristischem Wert, weil bereits während der Intoxikation und – wegen der erhaltenen Erinnerung – erst recht danach, Erlebnisschilderungen von größter Prägnanz und Eindringlichkeit gewonnen werden, gibt es uns doch eine wieder «gesund» gewordene Person zur Kenntnis. Eine gewisse Objektivierung ist schließlich durch die zeichnerischen und malerischen Darstellungen der in der Psychose erlebten Visionen und Halluzinationen möglich.

Nachfolgend wird eine Auswahl bildhafter Darstellungen von Erlebnissen nichtpsychotischer Patienten bzw. Versuchspersonen (Vp) während eines LSD- oder Psilocybin-Rausches präsentiert, gemalt nach Abklingen der Halluzinogenwirkung. Sie vermitteln einen Blick in die Welt des psychotischen Erlebens und sollen das Verständnis für die Sinngehalte ihrer visuellen Inhalte wecken. Die Bilder führen uns in die Gesichtserscheinungen des Rausches und in die Welt der psychotisch übersteigerten Affekte: der panischen Angst von Phantomen, der lustvollen Hingegebenheit, der depressiven Verlassenheit oder der gespannten Aggressivität – oft bevölkert mit verfremdeten und entstalteten Gebilden, die uns einmal mehr an Darstellungen der modernen Kunst erinnern. II. Im Selbstversuch mit Halluzinogenen beobachtet man, dass mit zunehmender Wirkung des Toxins eine Intensivierung der optischen Erlebnissphäre einhergeht und sich die Phänomene langsam von den äußeren Sinneseindrücken abheben, um mehr und mehr einer intrapsychischen optischen Reizproduktion Platz zu machen. Zwischen den Exponenten prägnanter Außenwahrnehmung und übersteigerter Innenproduktion visueller Erscheinungen in Form leibhaftiger Halluzinationen liegt ein breiter Bereich vielfältiger Trugwahrnehmungen, in }


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IMPRESSUM Lucy’s Rausch Nr. 10 Oktober 2019 ISBN 978-3-03788-409-6 ISSN 2296-8695 Lucy‘s Rausch erscheint zweimal jährlich. Nächste Ausgabe: Frühling 2020

Korrektorat Inga Streblow, Jutta Berger

Herausgeber Roger Liggenstorfer Nachtschatten Verlag AG Kronengasse 11 CH-4500 Solothurn Fon: +41 32 621 89 49 info@nachtschatten.ch www.nachtschatten.ch www.lucys-magazin.com

Anzeigen Tampe-Media.com amir@nachtschatten.ch werbung@lucys-magazin.com

Chefredaktion Markus Berger markus@lucys-magazin.com Redaktion Roger Liggenstorfer roger@lucys-magazin.com Bild- und Textredaktion Nina Seiler nina@lucys-magazin.com Mitarbeiter dieser Ausgabe Helena Aicher, Mathias Bröckers, Hans Cousto, Stefan Haag, Christine Heidrich, Michael Knodt, Hanscarl Leuner, Claudia Müller-Ebeling, Linus Naumann, Nana Nauwald, Vanja Palmers, Torsten Passie, Christian Rätsch, Michael Schlichting, René Schliwinski, Susanne G. Seiler, Carolin Tietz, Donna Torres, Achim Zubke

Druck Gedruckt auf LuxoArtSamt (115 g/m²).

Layout Nina Seiler; Mitarbeit: Felix Mäcke Umschlaggestaltung Sven Sannwald sven@nachtschatten.ch

Administration Caro Lynn von Ow caro@nachtschatten.ch

Druckerei & Verlag Steinmeier, Deiningen. Printed in Germany Vertriebe Pressevertrieb (Kioske, Supermärkte, Bahnhof- & Flughafenbuchhandlungen) IPS Pressevertrieb GmbH 53334 Meckenheim www.ips-pressevertrieb.de Buchhandel Schweiz AVA Verlagsauslieferung, Affoltern a.A.

Abo-Verwaltung Lukas Emmenegger lukas@lucys-magazin.com

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Vertreterin Deutschland/Österreich: Ines Schäfer service@verlagsvertretung-schaefer.de Namentlich gekennzeichnete Texte geben nicht unbedingt die Meinung von Redaktion und Herausgeber wieder.

Bitte beachten Sie unsere «Charta für eine Kultur des Rausches» auf lucys-magazin.com/charta. Beachten Sie auch die Inserate unserer Werbepartner und gleichzeitig das geltende Recht Ihres Landes. Der Verlag ruft weder zu illegalem Drogenkonsum auf, noch beabsichtigt er, diesen zu fördern.

VERKAUFSSTELLEN Lucy‘s Rausch ist im Kiosk-, Presse- und Buchhandel sowie in folgenden Head- & Growshops erhältlich (Stand Mai 2019):

SCHWEIZ  BASEL  Sibannac GmbH, Güterstr. 138 (im Hinterhof), 4053 Basel, visionofhemp.ch • Zum Hinkelstein, Baslerstr. 7, 4103 Bottmingen BERN  KALISHA, Rathausgasse 47, 3011 Bern, kalisha.ch • Secret Nature, Kramgasse 68, 3011 Bern, secret-nature.ch LUZERN  Artemis GmbH, Murbacherstrasse 37, 6003 Luzern SOLOTHURN  Babacool, Löwengasse 4, 4502 Solothurn, babacool.ch • Nacht­ schatten Shop, Kronengasse 11, 4500 Solothurn, nachtschatten.ch

ST. GALLEN  BREAKshop, Gaiserwaldstr. 16a, 9015 St. Gallen, www.breakshop.ch THUN  Secret Nature, Obere Hauptgasse 11, 3600 Thun, secret-nature.ch • Thuner Hanf Center, Burgstr. 37, 3600 Thun, thunerhanfcenter.ch ZÜRICH  Bio Top Center GmbH, Konrad­str. 28, 8005 Zürich, biotop-zuerich.ch • Grünhaus AG, Herostr. 7, 8048 Zürich, gruenhaus-ag.ch DEUTSCHLAND ALFTER Mojamba, Pelzstrasse 30, 53347 Alfter, www.mojamba.de ALTENMEDINGEN  Kudra NaturBewusstSein, Im Dorfe 1B, 29575 Altenmedingen-Bohndorf, kudra.net AMBERG  Coffeeshop, Georgenstr. 45, 92224 Amberg, coffee-shop-amberg.de

BERLIN  Buchladen Schwarze Risse, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin • Kaya Foundation, Schliemannstr. 26, 10437 Berlin, kayagrow.de • Klaus der Gärtner, Straßmannstr. 1, 10249 Berlin, klausdergärtner.de • Sensatonics, Teilestr. 11-16, T.0, 12099 Berlin, sensatonics.de • Verdampftnochmal, Karl-Kunger-Str. 28, 12435 Berlin, verdampftnochmal.de • Zabriskie, Manteuffelstr. 73, 10999 Berlin, www.zabriskie.de BRUCHSAL  Planet Blunt, Bannweideweg 4, 76646 Bruchsal, planet-blunt.de DÜSSELDORF  White Rabbit, Dorotheenstr. 82, 40235 Düsseldorf, headshop-white-rabbit.de


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VORSCHAU

Nr. 11

Frühling 2020 Der Weg des Psychonauten Über das Lebenswerk Stanislav Grofs

Regulierter Rausch Legalisierung mit Vernunft und Regeln

Die Technik des Slow Dosing

Fotos: Pexels,, Frankee 67, Pxhere, Kevin Johann, zvg

Gedanken über eine verträgliche Substanzapplikation

Annäherungen an psychoaktive Pflanzen Die meditative Einstimmung im Umgang mit der Natur

Der Fliegenpilz – Kulturgeschichte und Anwendung Wolfgang Bauer über einen uralten psychoaktiven Pilz sowie zahlreiche Beiträge zu Psychedelik, Rauschkunde, Psychonautik, Ethnobotanik und Drogenpolitik ... FRANKFURT/M.  Mr. Nice-Growshop, Große Seestr. 36, 60486 Frankfurt, mr-nice-shop.com HAMBURG  Zaubertrank, Mexikoring 11a, 22297 Hamburg, zaubertrank-hamburg.de LUDWIGSBURG  Green Planet, Abelstr. 47/49, 71634 Ludwigsburg MAINZ  Der Hänfling, Gärtnergasse 5, 55116 Mainz, derhaenfling.de MALSCH  Kalidat Grow- & Headshop, Am Bahnhof 6, 69254 Malsch, kalidat.de MANNHEIM  New Asia Headshop, F1, 10 (Nähe Paradeplatz), 68159 Mannheim, new-asia-headshop.de • Bock Shop GmbH, Keplerstrasse 33, 68165 Mannheim MARBURG  Sirius Buchhandlung, Barfüßerstr. 13, 35037 Marburg, thefinalembrace.de

NÜRNBERG  Aeroponik Systems, Austr. 71, 90429 Nürnberg • Inzider’s Metalhead Greenpoint, Vordere Sterngasse 15, 90402 Nürnberg REUTLINGEN  HanfHaus Reutlingen, Weingärtnerstr. 27, 72764 Reutlingen, hanfhaus-reutlingen.de ROSSDORF  Syntropia, Industriestr. 20, 64380 Roßdorf, syntropia.de, www.rauschkunde.net ULM  Hanf-Lager Ulm, Zinglerstraße 1, 89073 Ulm, hanflager.de

ÖSTERREICH WIEN  Hanf & Hanf, Lasallestraße 13, 1020 Wien, hanf-hanf.at

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Berauschend! Bisherige Ausgaben Kapitel

3

Kapitel

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Nr.1 /Frühjahr 20152014 / CHF 12.50 / EUR 10.– Nullnummer / Frühjahr / CHF 12.50 / EUR 10.–

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Welten des Bewusstseins Ralph Metzner HR Giger – Das grosse Interview Interview Steve Stoned – Besuch im Val-de-Travers Absinthe Cannabis und Cannabinoid-Medizin – Falsche Perspektiven Legal Highs DMT und– oder 5-MeO-DMT in Pflanzen die Verbesserung der Welt El Pepe Cousto Drugchecking von A bis Z Hansmit – Ein Gespräch Albert Hofmann Günter Amendt Hirndoping dem LSD-Entdecker

Nun ist er da:

Heimische Psilocybin-Pilze Timothy Leary: Die Zeit in Harvard

Die Kröte –und Jaguar Ralph Metzner HR Giger Das der grosse Interview Holotropes Atmenim Stanislav Grof et al. Val-de-Travers Absinthe – Besuch Timothy Leary in Harvard Mathias Bröckers – Falsche Perspektiven Legal Highs

Cannabis als Medizin: Die politische Lage Holotropes Atmen Auf dem Peyote-Weg

Kunst: / Gerhardder Seyfried oder Nauwald die Verbesserung Welt El Pepe –Nana Ein neuer Psilocybin-Pilz Jochenmit Gartz – Ein Gespräch Albert Hofmann Progressive Psytrance Roberdo Raval dem LSD-Entdecker

Lucy’s Nummer 2

Lucy’s Nummer 3

Ralph Metzner: Die Kröte und der Jaguar • Timothy Leary • Cannabis als Medizin • Nana Nauwald • Gerhard Seyfried • Adi Dittrich • Neuer Psilo­ cybin­Pilz • Drug Checking = Safer Use • Holotropes Atmen • Peyote­Weg • Progressive Psytrance

Ayahuasca • Luke Browns Kunst • Transformatio­ nal Festivals • Barnim Schultze und das Akasha Project • Sasha Shulgin • Schadensminderung beim Feiern • Ethnobotanischer Pflanzenanbau: Windenge­ wächse • Automatik­Cann­ abis • Reinkarnation

ISBN 978­3­03788­401­0 € 14.80 / Fr. 18.50

ISBN 978­3­03788­402­7 € 14.80 / Fr. 18.50

ISBN 978­3­03788­403­7 € 14.80 / Fr. 18.50

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Jeremy Kulturgeschichte HR GigerNarby: – Das grosse Interview des Rauschs Christian– Rätsch: Psychedelische Paläontologie Besuch im Val-de-Travers Absinthe Bufo alvarius - Der Film zur Colorado-Kröte Perspektiven Legal Highs – Falsche

Kunst: Klarweinder Welt die Mati Verbesserung ElVisionäre Pepe – oder Alchemistische nach mit Ralph Metzner – Ein Gespräch Albert HofmannDivination Der Herr der Blotter: Mark McCloud dem LSD-Entdecker

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CHF 18.50 / € (D) 14.80 / € (A) 15.30

D . A P R I L 201

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

H A N F + K U N S T + PA R T Y + E T H N O B O TA N I K

Nr.8 / Herbst 2018

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Psychoaktive Pflanzen Christian Rätsch: Ayahuasca-Oper Psychoaktive Orchideen Erfahrungen mit CBD Psilocybin & Meditation MDMA-Untergrundproduktion Hans Plomp im Interview

H A N F + K U N S T + PA R T Y + E T H N O B O TA N I K

H A N F + K U N S T + PA R T Y + E T H N O B O TA N I K

H A N F + K U N S T + PA R T Y + E T H N O B O TA N I K

Lucy’s Nummer 4

LSD­Analoga und Verwand­ te • Die Kunst des herman de vries • Das Lied der Schmetterlinge • Albert Hofmann und Psychedelika vor dem Übergang • Safer Use III • Ethnobotanischer Pflanzenbau: Mohnge­ wächse • Psilocybin­Pilze Europas • Cannabispolitik ISBN 978­3­03788­404­1 € 14.80 / Fr. 18.50

Lucy’s Nummer 5

Lucy‘s Nummer 6

Ketamin gegen Depres­ sionen • MDMA in der Psychotherapie • Drogen auf Reisen mit Stefan Haag • Dissoziativa • John Lilly, Bewusstsein und Delfine • L. Caroll und «Alice im Wunderland» • Cannabis­ Medizin • Fliegenpilz trifft Ayahuasca

Lucy‘s Nummer 7

Lucy‘s Nummer 8

Lucy‘s Nummer 9

Geschichte des Schamanismus • Rapé – Schamanische Snuffs • Tor­ sten Passie über Harry C. Kane • Die Opium­Moderne • Cannabis: alte Landras­ sen • Traumpflanzen • Frank Tempel • Meskalin­ forschung • Boom­Festival 2016 ISBN 978­3­03788­405­8 € 14.80 / Fr. 18.50

ISBN 978­3­03788­407­2 € (D) 14.80 / Fr. 18.50

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ISBN 978­3­03788­409­6 € (D) 14.80 / Fr. 18.50

Bicylce Day: 75 Jahre LSD­Erfahrung • Ludlow, Der Haschisch­Esser • Acid­Pioniere: Albert Hofmann / Timothy Leary / Stan Grof • Wie psychede­ lisch kann Cannabis sein • Christian Rätsch: LSD und Musik

Lucy’s Rausch abonnieren: www.lucys-magazin.com/abo

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Über die erste Ayahuasca­ Oper Orfeo chaman • Eine psychoaktive Orchidee • Cannabis und Terpene • Erfahrungen mit CBD • Titanische Illusionen • Psychedelische Kunst • Psychonaut, Pionier und Poet Hans Plomp im Interview

• Ralph Metzner: Alchemi­ stische Divination ­ 5­MeO­DMT: Film über Bufo alvarius • Jeremy Narby: Kulturgeschichte des Rauschs • Mark McCloud: Herr der LSD­Blotter • Musik für den Trip: The Young Gods • Christian Scharfetter: Haschisch­Forschung

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Nr.4 / Herbst 2016

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Nr. 9/ Frühjahr 2019

Sonderausgabe 16 Seiten Extra!

Geburt einer psychedelischen Bewegung – Falsche Perspektiven Legal Highs Rätsch: LSD und Musik die Verbesserung der Welt ElChristian Pepe – oder Stanislav Grof: Der des Psychonauten – EinWeg Gespräch mit Albert Hofmann Unterwegs mit Timothy Leary dem LSD-Entdecker

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Drogen auf –Reisen mit Stefan Haag Falsche Perspektiven Legal Highs Dissoziativa El Pepe – oder die Verbesserung der Welt Dendrobium: Eine psychoaktive Orchidee – Ein Gespräch mit Albert Hofmann Lucys Geschichte: John C. Lilly dem LSD-Entdecker

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Nr. 8 / Herbst 2018

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Sasha Shulgin Pate des MDMA der Welt – oder -die Verbesserung El Pepe Akasha Project im–Interview Ein Gespräch mit Albert Hofmann Drug,LSD-Entdecker Set und Setting - Alex Bücheli dem

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Ayahuasca Entheogen, Heilmittel und Lebenshilfe HR Giger – -Das grosse Interview Die Kunst –des Luke im Brown - Claudia Müller-Ebeling Besuch Val-de-Travers Absinthe Tanzkultur und Transformation - Roberdo Raval – Falsche Perspektiven Legal Highs

Nr. 7/ Frühjahr 2018

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Nr. 4 / Herbst 2016 CHF 1 8.50 / € (D) 14.80 / € (A) 15.30

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Nr. 4 / Herbst 2015 / CHF 18.50 / € (D) 14.80 / € (A) 15.30

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Kapitel

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Die Geburt der psychedelischen Kultur

Ralph Metzners Welten des Bewusstseins • Ethnobotanik: DMT und 5­MeO­DMT • Cannabis­ konzentrate und Dabbing­ Kultur • Steve Stoned • Christian Rätsch • Ketamin auf dem Dance­ Floor • Hanscarl Leuner

Lucy’s Nummer 1

Preis: € 17.50 / Fr. 19.80

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Nr. 10/ Herbst 2019

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Ralph Metzner: Leben für die Psychedelik HR Giger – Das grosse Interview Kambô: –Froschmedizin aus dem Regenwald Absinthe Besuch im Val-de-Travers Christian Psychedelische Legal HighsRätsch: – Falsche Perspektiven Paläontologie Cannabis: Indica vs. Sativa der Welt El Pepe – oder die Verbesserung Microdosing: Sinn und Unsinnmit Albert Hofmann – Ein Gespräch Kakao-Zeremonien: dem LSD-Entdecker Alltagsdroge und Rituale

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Nr. 10  /  Herbst 2019

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