Lucy's Rausch Nr. 1

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Die Unterdrückung der natürlichen menschlichen Faszination für veränderte Bewusstseinszustände und die gegenwärtige gefährliche Situation allen Lebens auf Erden sind eng und kausal miteinander verknüpft.

TERENCE McKENNA, 1949 –2000, Ethnopharmakologe


2

Kapitel


Kapitel

3

Es muss phantastisch sein Seite 42


4

Kapitel


Kapitel

5

Drug-Checking: Von A wie Amsterdam bis Z wie Z端rich

Seite 65


Kapitel


Kapitel

Cannabis- und Cannabinoid-Medizin Seite 48


8

Kapitel


Kapitel

9

DMT & 5-MeO-DMT in der Natur

Seite 74


«Tief im Wald … erblickt ganz bald … Lucy das Licht unserer beschränkten kleinen Welt.»

Ab der nächsten Ausgabe sind hier die psychonautischen Abenteuer unserer Cartoon-Lucy zu finden, regelmäßig ins Bild gesetzt vom gezeichneten Comiczeichner Steve Stoned.


Luc y’s Rau sch Nr. 1

INHALT

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Charta für eine Kultur des Rausches Roger Liggenstorfer

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Editorial Markus Berger

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Welten des Bewusstseins Ralph Metzner

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Ein PsychonautikHappening der Superlative 30 Jahre Nachtschatten Verlag Kevin Johann

SAFER PARTY Drug Checking Von A wie Amsterdam bis Z wie Zürich Hans Cousto

65

70

Ketamin auf der Tanzfläche Roberdo Raval

ETHNOBOTANIK

74

DMT in der Natur Markus Berger

82

Hirndoping Günter Amendt

92

Bewusstseinserweiterung ohne Substanzen Thomas Marthaler

96

Lucy’s Geschichte Erinnerung an Hanscarl Leuner Michael Schlichting

Shiva – Der Gott des Rauschs Kevin Johann

KUNST

34

Freie Sicht auf Visionen Claudia Müller-Ebeling im Gespräch mit Janine Warmbier

40

Christian Rätsch: Garuda Ein kommentiertes Aquarell

42

Interview mit Steve Stoned Markus Berger

47

Der Duft der Erlösung Cannabis-Cartoon

CANNABIS Cannabis- und Cannabinoidmedizin Franjo Grotenhermen

48

15 Lucy’s Mix 33 Lucy’s Kolumne Mathias Bröckers 59 Lucy’s Medientipps Bücher & DVD 62 Lucy’s Lifestyle

55

Moderne Cannabiskonzentrate und die Dabbing-Kultur Stefan Trebes

103 Literatur zu den Artikeln 107 Lucy’s Agenda 109 Lucy’s Vorschau 112 Impressum / Merchandise


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CHARTA

fĂźr eine Kultur des Rausches TEXT

Ro g e r L i g g e n s to r fe r, H e ra u s g e b e r

Wir fordern den freien Umgang mit psychoaktiven Substanzen, psychotropen Pflanzen sowie sämtlichen entheogenen Drogen zu therapeutischen & medizinischen, hedonistischen & rekreativen sowie zu schamanischen & spirituellen Zwecken.

ren Erfindungen, kulturellen Neuerungen und wissenschaftlichen DurchbrĂźchen gefĂźhrt.

Das BedĂźrfnis, sich zu berauschen, ist so alt wie die Menschheit selbst. Dies belegen Artefakte und Schriften aus allen Kulturen und Zeitepochen. Daraus kann ein Grundrecht auf Rausch abgeleitet werden, das fĂźr alle Menschen gleichermaĂ&#x;en GĂźltigkeit hat. Selbst im Tierreich ist die Berauschung weit verbreitet.

Die Einteilung in legale und illegale berauschende Mittel erfolgt absolut willkĂźrlich und hat mit einer objektiven Wahrnehmung oder mit wissenschaftlichen Fakten nichts zu tun. Sie basiert auf wirtschaftlichen Interessen und bewirkt darĂźber hinaus die Ausgrenzung von Menschen; sie ist nicht zeitgemäĂ&#x;, denn sie ist mit dem humanistischen Ideal von der freien Entfaltung jedes Einzelnen unvereinbar. Der Einsatz von bewusstseinserweiternden Substanzen sollte angesichts der verheerenden globalen Probleme gefĂśrdert und sinnvoll angewendet werden, um die komplexen Zusammenhänge dieser Welt erkennen und entsprechend handeln zu kĂśnnen. Die Geschichte hat gezeigt, dass psychoaktive Substanzen im schamanischen und spirituellen Kontext zur persĂśnlichen und gesellschaftlichen Heilung beitragen. Die Entdeckung des LSD in der Mitte des letzten Jahrhunderts hat in vielen Bereichen der Gesellschaft maĂ&#x;geblich zu revolutionä-

Auf der Basis dieser Erkenntnisse engagiert sich Lucy’s Rausch fĂźr folgende Grundsätze:

ĂĽ 'HU .RQVXP SV\FKRDNWLYHU 6XEVWDQzen darf nicht weiterhin kriminalisiert werden. ĂĽ -HGHU 0HQVFK VROO GLH 0¸JOLFKNHLW erhalten, den Umgang mit bewusstseinsverändernden Zuständen zu erlernen und damit eine umfassende DrogenmĂźndigkeit zu erlangen. ĂĽ :LU HUIRUVFKHQ GLH .XOWXUJHVFKLFKWH psychoaktiver Substanzen, um auf diese Weise ihren sinnvollen und nutzbringenden Einsatz in der Gegenwart zu erlernen. ĂĽ :LU VHW]HQ XQV GDPLW DXVHLQDQGHU ZLH bewusstseinserweiternde Drogen zur Bewältigung aktueller Probleme eingesetzt werden kĂśnnen. ĂĽ 6ÂŚPWOLFKH 3Ć›DQ]HQ XQG 6XEVWDQ]HQ die heilsame therapeutische Wirkungen auf KĂśrper und Geist besitzen, mĂźssen erforscht und in Zukunft auch eingesetzt werden kĂśnnen. ĂĽ 'HU 5DXVFK LQ DOOHQ P¸JOLFKHQ )RUPHQ ist zu erforschen, und zwar weder unterteilt nach Substanzen noch nach ‚natĂźrlichen’ oder ‚chemischen’ Wirkstoffen. ĂĽ :LU ZLUNHQ PLW DOOHQ .UÂŚIWHQ GDUDXI hin, dass der Rausch – ob mit oder ohne Substanzen – weder selbst- noch fremdschädigend ist. ĂĽ :LU XQWHUVWžW]HQ HLQH 3UÂŚYHQWLRQ die Suchtentwicklungen jeglicher Art verhindern soll. http://www.lucys-magazin.com/charta


Luc y’s Rau sch Nr. 1

EDITORIAL

Wegweiser auf dem Pfad der Psychonautik Weil der psychonautische Underground, allen Drogengesetzen zum Trotz, sich allmählich auch im Overground verbreitet, ist es umso notwendiger, über die psychonautischen Werkzeuge kompetent zu informieren; das Stichwort Safer Use hat hier Priorität. Denn hat man sich für den psychedelischen Lebensweg entschieden, ist es von besonderer Essenz, um die bestehenden Gefahren und Risiken zu wissen. Darüber hinaus ist es in Zeiten, in denen die Psychonautik nach und nach aus ihrer bisherigen Nische hervortritt, dringend nötig, diese sich stets neu und weiter entwickelnde Kultur zu dokumentieren und zu unterstützen. Psychonautische Werkzeuge sind zum einen die psychedelischen Drogen, deren Anwendung ein Mindestmaß an Drogenkompetenz voraussetzt, um die damit verbundenen Erfahrungen nutzbringend integrieren zu können. Gute Kenntnisse der Theorie und Praxis von Dosis, Set und Setting gehören zum Rüstzeug des Psychonauten, denn dieses Wissen ist seine Navigationshilfe in den psychedelischen Sphären. Psychonautische Werkzeuge sind zum anderen auch die non-pharmakologischen Techniken, die ohne exogene Transmitter auskommen; stattdessen aktivieren sie mit Hilfe von Körperarbeit, Atmung, Achtsamkeitsübungen usw. die endogenen Substanzen im Körper. Auch diese spirituelle Arbeit muss erlernt und von erfahrenen Begleitern angeleitet werden, um sicherzustellen, dass sie den Alltag des Psychonauten sinnvoll bereichern und vervollständigen kann. Denn genau darum geht es: um die heilende, erweiternde Integration der Drogenerfahrung ins Leben und in den Alltag. Die Psychonautik proklamiert das Gegenteil zugedröhnter Drugheads, die sich desinteressiert in halluzinatorische Traumwelten verkriechen. Die Psychonautik proklamiert das Erwachen aus der Lethargie des Kapitalismus. Psychonautik bedeutet das Erkennen der All-Einheit aller fühlenden Wesen, aller Materie, aller Energien. Diese Erkenntnis und ihre Konsequenzen können als

Essenz des psychonautischen Weges gelten – hin zu mehr Bewusstheit im Alltag, der nicht fad und grau sein muss, sondern bunt und glücklich sein kann, hin zu einem wahrhaftig erweiterten Bewusst-Sein. Lucy's Rausch will ein Wegweiser auf diesem Pfad der Psychonautik sein, ein Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur. In unserer ersten Ausgabe haben wir eine breite Auswahl an Texten und Bildern zu Themen der interdisziplinären Psychonautik zusammengetragen – verfasst von Autoren, die auf ihrem Spezialgebiet wahre Experten und oft auch erfahrene Psychonauten sind. Cannabis, Psychedelische Kunst, Ethnobotanik und Safer Party, die Schwerpunktthemen dieses Heftes, werden uns auch in Zukunft immer wieder beschäftigen. Die Redaktion freut sich über Kritik, Feedback, Anregungen und natürlich über Lob. Und wer sich zum Schreiben psychoaktiver Texte berufen fühlt, der scheue sich nicht, uns seinen Themenvorschlag zu unterbreiten: markus@lucys-magazin.com. Und nun wünsche ich gute Unterhaltung und prickelnde, geistbewegende Augenblicke beim Genuss der ersten regulären Ausgabe von Lucy's Rausch! Markus B erger, Chefredak teur


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Luc y’s Rau sch Nr. 1

MIX

DMT in Flechten gefunden Im Reich der Psychoaktiva gibt es immer wieder Neues zu entdecken – auch wenn manche Funde schon älter sind. So berichtet ein Forscherteam um Michaela Schmull (Harvard Universität) von einer Flechte (botanisch: Lichen), die vom Stamm der Waorani (auch Huaorani und Waodani genannt) im ecuadorianischen Amazonasgebiet als Schamanen-Entheogen genutzt wird. Die Rede ist von Dictyonema huaorani, die innerhalb der Ordnung Agaricales zu den Hygrophoraceae zählt. Sie war bereits 1981 von den Ethnobotanikern Wade Davis und Jim Yost entdeckt und beschrieben worden. Die Wissenschaftler um Michaela Schmull publizierten nun in der Fachzeitschrift The Bryologist einen Artikel, in dem sie neue Erkenntnisse präsentierten. Mittels Huaorani-Schamane FOTO: KATE FISHER chromatographischer Analyse haben die Forscher in einem Extrakt der Flechte vermutlich Tryptamin, Psilocybin und 5-MeO-DMT sowie 5-MeO-NMT und 5-Methoxytryptamin (5-MT) entdeckt. Sollte sich der Fund bestätigen, wäre Dictyonema huaorani der erste Organismus im Reich der Flechten (die eine Symbiose aus Pilz und Grünalgen bzw. Cyanobakterien darstellen), in dem sowohl Psilocybin als auch 5-Methoxy-Dimethyltryptamin – beides Formen von DMT – nachgewiesen werden konnten. Literatur: Davis, E. Wade (1983). The Ethnobotany of the Waorani of Eastern Ecuador. Botanical Museum Leaflets +DUYDUG 8QLYHUVLW\ Û å Davis, E. Wade (1983). Novel Hallucinogens from Eastern Ecuador. Botanical MuVHXP /HDƛHWV +DUYDUG 8QLYHUVLW\ Û å Schmull, M.; M. Dal-Forno, R. Lücking, S. Cao, J.Clardy und J. D. Lawrey (2014). Dictyonema huaorani (Agaricales: Hygrophoraceae), a new lichenized basidiomycete from Amazonian Ecuador with presumed hallucinogenic properties. The Bryologist 117(4): 386–394.

Neuer Dokumentarfilm über MDMA In MDMA The Movie berichtet Ann Shulgin von ihrem ersten MDMA-Trip.

In den USA entsteht zurzeit der Film MDMA The Movie – How Ecstasy Became the World's Favorite Drug, der alle relevanten Aspekte dieser Substanz aufs Interessanteste beleuchtet. Produzent Emanuel Sferios geht im Film auf die Geschichte, den Gebrauch, den therapeutischen Nutzen und das notwendige Risikomanagement ein und lässt Fachpersonen aus Wissenschaft und Psychonautik zu Wort kommen, zum Beispiel Ann und Sasha Shulgin sowie Rick Doblin. Organisationen wie MAPS, Drug Policy Alliance, Stop the Drug War und andere unterstützen die Produktion bereits. Lucy's Rausch wird weiterhin über die Realisation des Projekts informieren.

Cannabis-Reform in Jamaika Das wurde auch Zeit: In einem Land, das seit jeher eine florierende Cannabiskultur kennt – Jamaika ist immerhin das Land der Rastafari, denen der Hanf als heiliges Sakrament gilt –, tut man gut daran, diese Pflanze nicht länger zu kriminalisieren. Der Senat Jamaikas stimmte im Januar einer entsprechenden Reform zu; am 25. Februar gab dann auch das Parlament seinen Segen. Somit ist die Gesetzesänderung beschlossen und damit der Besitz von bis zu zwei Unzen Cannabis (etwa 56 Gramm) nun endgültig entkriminalisiert. Der Besitz von Cannabis-Produkten stellt nun keine Straftat mehr dar und wird nicht mehr polizeilich registriert. Anstatt einer Haftstrafe wird bei Besitz bis zu zwei Unzen lediglich ein Bußgeld erhoben. Darüber hinaus ist nun, nach der Verabschiedung der Cannabis-Reform «Dangerous Drugs (Amendment) Act 2015», der Cannabis-Genuss zu medizinischen, religiösen und wissenschaftlichen Zwecken ebenfalls straffrei.


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Bildlegende des mod maionsequam qui blaboratibus quas dolorrores dicieni simaior iscimus, aborendis elia sitiaero

Kapitel


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Welten des Bewusstseins Einführung in die multidimensionale Weltsicht der schamanischen Spiritualität

TEXT:

S

Ralph Met zner

eit alters her haben die Menschen psychospi- Zur Heilung und Divination in indigenen Kulturen rituelle Wachstums- und Heilmethoden ange- gehört das Eintreten in einen veränderten Bewusstwendet, hingebungsvoll und mit Intention. Es seinszustand, der als schamanische Reise benannt gibt drei große Traditionen der Transformation auf ist. Wie eine gewöhnliche Reise hat auch diese einen der Welt; die älteste unter ihnen ist definitiv der Anfang, gefolgt von einer gewissen Zeitspanne, in Schamanismus, der bis in die Steinzeit zurückreicht der man verschiedene Erfahrungen macht, und und sich in einigen indigenen Kulturen auf der gan- schließlich ein Ende, die Rückkehr ins Alltagsleben zen Welt sogar bis heute erhalten hat. Ebenso kann (oder ins Alltagsbewusstsein). Der Schamane oder man Yoga und Alchemie als östliche und westliche die Schamanin begibt sich mit einer bestimmten Erweiterungen oder Entwicklungen des Schamanis- Intention auf eine schamanische Reise – das kann mus betrachten, die auf neusteinzeitliche Vorkultu- Heilung, diagnostische Divination oder die Verbinren und bronzezeitliche Stadtstaaten zurückgehen. dung mit den Geistern der Ahnen sein. Er oder sie Innerhalb dieser drei Traditionen konzentrieren sich reist für einen Einzelnen, eine Familie oder eine einige Zweige stärker auf die physische Heilung, Gemeinschaft. andere auf das Lösen von psychologischen Problemen und die Lebensberatung; wieder andere suchen Die beiden Hauptunterschiede zwischen der schanach spirituellem Wissen, Erleuchtung und Befrei- manistisch-indigenen und der modernen Weltanung. Viele unserer modernen Systeme der Psycho- schauung des wissenschaftlichen Materialismus therapie, der Komplementärmedizin sowie der spi- sind: 1. die Vorstellung, dass es vielfältige «Welten» rituellen Praxis sind aus bestimmten Zweigen dieser oder vielfältige Realitäts- und Bewusstseinsebenen Traditionen hervorgegangen. gibt; und 2. das Anerkennen der Existenz von Geistern, die als eigenständige Wesen die zahlreichen Divinations- und Meditationspraktiken gibt es in Welten bewohnen. In der Weltanschauung des allen drei Traditionen. Unter Divination wird im Allge- Schamanismus, der Alchemie und des Yoga sind alle meinen ein Prozess verstanden, durch den man intu- Formen der Natur durchdrungen von psychischer itive Einsichten erlangt. Wörtlich bedeutet der Begriff und spiritueller Energie und von Bewusstsein: die «Erlangen von Wissen aus der göttlichen Welt», die organischen (Pflanzen, Tiere, Pilze) und die anorgaman auch als «innere Welt», «Geisterwelt», «außer- nischen (Steine, Flüsse, Berge, Winde), die irdischen gewöhnliche Realität» oder «höhere Welten» (dieser Planet Erde) und die kosmischen (andere bezeichnet. Im Wesentlichen besteht Divination aus Planeten, Sterne, Galaxien, Universum). Das heißt, einer strukturierten Erforschung von Fragen zur Ver- dass die Menschen mit den Geistwesen, die diese gangenheit, um Probleme zu heilen und zu lösen, zahlreichen Welten und Dimensionen bewohnen, oder zur Zukunft, um Visionen und Führung zu erhal- kommunizieren können und dies auch tun. ten. In der Medizin korrespondieren diese beiden DiviIch stimme mit den Gelehrten und Wissennationsarten mit der Diagnose, der Suche nach dem schaftlern überein, die erklären, dass wir das abendkausalen Ursprung einer Krankheit oder Verletzung ländische Wissenschaftsparadigma so überarbeiten und der Prognose, der Aussage über ihre mögliche und erweitern müssen, dass es die Realität der geiszukünftige Auswirkung. tigen Wesen anerkennt und einschließt – nicht als


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W E LT E N D E S B E W U S S T S E I N S

bloße symbolische Konstrukte des menschlichen Verstandes, sondern als lebende, intelligente, unabhängige Wesen, mit denen wir kommunizieren können und mit denen wir in den vielfältigen Welten der Realität koexistieren und interagieren. Zu den schamanischen Heilpraktiken gehört die bewusste Verbindung mit den nährenden, medizinischen oder visionären Pflanzen- und Pilzgeistern. Diese Sichtweise wird auch von der Homöopathie sowie der traditionellen Kräutermedizin vieler Kulturen vertreten. Wenn ein Schamane während einer schamanischen Reise in anderen Welten unterwegs ist, kann er den Geist einer Tierart anrufen, zum Beispiel Bär oder Adler, mit dem er bereits vorher eine Verbindung oder eine Zusammenarbeit aufgebaut hat. Schamanen können auch mit den Geistern von Kristallen und anderen materiellen Substanzen der Erde arbeiten, ebenso wie mit den elementaren Geistern der Luft (der Winde), des Wassers (der Flüsse, des Regens) und des Feuers. Traditionelle Kulturen betrachten die Erde selbst als ein Ganzes, das von einem intelligenten Wesen, einer Göttin, beseelt ist, die zum Beispiel im alten Griechenland Gaia hieß und von den nordamerikanischen Indianerstämmen Mutter Erde genannt wird. Die Gaia-Theorie von James Lovelock und Lynn Margulis stellt eine Perspektive der modernen Wissenschaft dar, die in vielerlei Hinsicht den alten volkstümlichen Vorstellungen entspricht, da sie die Erde als vernetztes Lebenssystem betrachtet, das sich selbst erhält und sich selbst organisiert. Und wie wir wissen, wurden in antiken Kulturen nicht nur die

Das alchemistische Emblem, entziffert als Praxis der purificatio.

Luc y’s Rausch Nr. 1

Erde, sondern auch Sonne, Mond und andere Planeten als Verkörperungen kosmischer Gottheiten angesehen – so tragen die Planeten heute noch die Namen der Götter, die ihnen von den antiken Griechen und Römern verliehen wurden. Die Alchemie, die sich eigenständig in Europa, im Nahen Osten, in Indien und in China entwickelt hat, verfolgt wie der Schamanismus das Ziel der Bewus-

Ein schamanisches Ritual ist gleichzeitig Heilungsprozess, Therapie und Andacht. stseinstransformation, der Suche nach Heilung und Wissen sowie des tiefgreifenden Respekts vor der Natur. Tatsächlich könnte man die Alchemie als Entwicklung eines bestimmten Zweigs des Schamanismus betrachten, den Bergarbeiter, Schmiede, Metallhandwerker, Werkzeugmacher und ähnliche Berufe praktizierten. Die Alchemisten und Schamanen besaßen besondere Kenntnisse über pflanzliche und mineralische Substanzen, Kristalle und Metalle sowie geheimes Wissen über die spirituellen Dimensionen, das nur Eingeweihten bekannt war. Sie verhandelten mit den normalerweise unzugänglichen Naturgeistern und Ahnen, um Problemlösungen, Heilung und Führung für die ihnen anvertrauten Gemeinschaften zu erbitten. In der germanisch-nordischen Mythologie nannte man die Geister der Steine, Metalle und des Feuers Schwarzalben oder Zwerge. Diese Zwerge waren den Menschen weder gut noch böse gesinnt. Es hieß, sie hätten ihre eigenen Pläne und seien in Bezug auf das Wohl und das Überleben der Menschen neutral. Doch man konnte mit ihnen kommunizieren und von ihnen lernen, wenn man wusste, wie man sie anrufen konnte (ihre «Zugangscodes» in der modernen Terminologie). In dieser alten mythischen Vorstellung lässt sich das Verständnis des Prinzips erkennen, dass das Wissen über die Kräfte der Natur moralisch neutral ist: Es kann zum Guten und im Dienste des Lebens eingesetzt werden, doch wenn es angewendet wird, um das eigene persönliche Ansehen zu erhöhen, andere zu beherrschen oder sich auf ihre Kosten zu bereichern, dann wird es zur Hexerei, zur «dunklen Seite». Die schamanisch-alchemistischen und yogischmeditativen Transformationssysteme agieren aus


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Ralph Metzner am Symposium 30 Jahre Nachtschatten Verlag im September 2014. Foto: Daniel Trachsel

einer ganzheitlichen Weltanschauung heraus, in der Methoden, die wir in diesem Buch erkunden werden, die bewusste Verbindung mit den «höheren» spiritu- streben nach der Wiederherstellung eines Wissens, ellen Dimensionen genauso wichtig ist wie die Kennt- das nicht nur physische und psychische Probleme nisse der «niedrigeren» materiellen und dichteren heilen kann, sondern auch die elementaren Fragen Ebenen. Ein schamanisches Ritual, wie zum Beispiel zur Bestimmung des Menschen und zur Bedeutung die indianische Schwitzhütte, ist gleichzeitig ein Hei- des Lebens ergründet. lungsprozess, eine psychologische Therapie und eine Art Andacht mit Gebeten. Der buddhistische Medi- In meinem Buch Raum des Geistes – Strom der Zeit tierende konzentriert sich vielleicht auf die Welten habe ich aufgezeigt, dass der Schlüssel zur Unterder brutalen Dämonen und höllischen Schmerzen scheidung der verschiedenen Bewusstseinszustände sowie auf die Reiche der friedlichen Geister und der in der unterschiedlichen subjektiven Wahrnehmung normalen Tiere und Menschen. Das Interesse der von Zeit und Raum liegt. Im ersten Kapitel von WelAlchemisten an Heilung zeigt sich in ihrer Suche ten des Bewusstseins – Welten der Wirklichkeit nach pflanzlichen und mineralischen Heilmitteln beschreibe ich das buddhistische Modell des Lebensund in deren Zubereitung. Ihre tiefe spirituelle Hin- rads mit seinen sechs Welten, die von einer Kette gabe zeichnet sich daran ab, dass sie versuchen, den «wechselseitig abhängigen Entstehens» zusamlapis herzustellen, den Stein der Weisen – eine sym- mengehalten werden. Jede dieser sechs Welten bolische Referenz an die integrierende Erleuchtung. repräsentiert einen lange oder kurz währenden Bewusstseinszustand, in dem wir uns im Verlauf Der Vergleich von Schamanismus und Alchemie, eines Tages, eines Monats, einer Lebensspanne oder von traditionellen Systemen der Bewusstseinstrans- in den Welten nach dem Tod befinden können. Im formation mit der modernen Psychotherapie samt zweiten Kapitel beschreibe ich die intentionalen ihren ähnlichen Methoden und Metaphern muss Divinationsreisen in jede der sechs Welten, die relativiert werden, wenn man sich vergegenwärtigt, jeweils einzigartige Lebenslektionen bieten. dass die traditionellen Systeme den Menschen als Begriffliche Landkarten verschiedener Bewusintegrale Einheit aus Körper, Geist und Seele verste- stseins- und Realitätswelten gibt es in den asiatihen. Das Gleiche trifft auf das Konzept des Lebens- schen spirituellen Traditionen, den indigenen scharads aus dem Mahayana-Buddhismus zu, das alle manistischen Weltanschauungen, den westlichen Die kompletten Artikel sindininihrer der esoterischen gedruckten Ausgabe zu lesen: Lebens-, Geist- und Bewusstseinsformen und mystischen Schriften sowie in den ist erhältlichbetrachtet. im Pressehandel, Buch- & Hanfshops Theorien unddes im20. Versand Jahrhunderts. über gegenseitigen Verbundenheit Diese inpsychologischen

Lucy’s Rausch

www.lucys-magazin.com oder als Abo mit Langzeitwirkung.


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W E LT E N D E S B E W U S S T S E I N S

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Bewusstseins- Jung postulierte ein kollektives Unbewusstes, ein ebenen nicht temporäre Bewusstseinszustände sind Reich der ursprünglichen Bilder und Gedankenfor– sie sind vielmehr permanente strukturelle Eigen- men, die mehr oder weniger von allen Menschen schaften unseres Daseins und unserer Umwelt. Man geteilt werden. In unseren Träumen und Visionen könnte sagen, dass wir uns in bestimmten Bewusst- kann sich unsere persönliche Bilderwelt mit den seinszuständen, wie im Traum oder beim Meditieren, Archetypen des kollektiven Unbewussten über«auf» eine bestimmte Welt oder Ebene ausrichten. schneiden. Zum Beispiel können die Gefühle und So sind wir z. B. im funktionalen Wachzustand auf Wahrnehmungen eines Individuums zu seiner eigedie materielle Raum-Zeit-Ebene fokussiert. nen Mutter mit dem Archetyp der Großen Gottesmutter verknüpft sein. Die Idee des kollektiven Schamanistische Kosmologien auf der ganzen Unbewussten kommt der traditionellen Idee von der Welt unterscheiden obere, mittlere und untere Wel- Geisterwelt recht nah. ten, obwohl es in einigen Traditionen, wie der nordisch-germanischen, neun Welten gibt, die der Westliche esoterische Lehren. In westlichen EsoSchamane oder die Schamanin auf seinen/ihren teriktraditionen wird oft ein siebenstufiges StrukturHeilreisen besuchen und erforschen kann. Von der modell des Menschen beschrieben – es reicht von der Erfahrung und der Funktion her gesehen sind Reisen dichtesten und schwersten Ebene (des physischen in die oberen Welten außerkörperliche Zustände, in denen man sich nach oben bewegt, so als würde man fliegen, möglicherweise in Begleitung eines Vogelverbündeten. Auf Reisen in die Unterwelten bewegt man sich nach unten, in eine Höhle oder eine Öffnung im Boden, und gelangt nach einer Weile in eine deutlich andere, offene Landschaft. Wir werden eine einheitliche Kosmologie aus neun Welten erforschen, die entlang des Weltenbaums oder Körpers), über die weniger dichten Persönlichkeitsder Weltenachse aufgereiht sind. Überdies schichten dazwischen bis hinauf zur höchsten Stufe beschreibe ich die Divinationsreisen zu diesen Wel- der Vereinigung mit dem göttlichen Mutter-Vaten und stelle die Zusammenhänge zwischen den ter-Schöpfer. In diesen Lehren wird der Unterschied verschiedenen Visionen und Wesen her, denen wir zwischen den Ebenen durch den Begriff unterschieddort begegnen können. lich hoher Schwingungsfrequenzen formuliert – wie die Töne einer Oktave, die mit dem physischen KörWestliche Religion und Philosophie. In den Lehren per beginnt, der dichtesten Form, die als einzige des Katholizismus gab es ursprünglich ein vierteiliges mittels der gewöhnlichen Wahrnehmung erfasst Modell der Psyche: Körper-Verstand-Seele-Geist. wird. Genau wie die Töne eines Akkords unterschiedIrgendwann im Verlauf des Mittelalters wandelte sich liche Frequenzen haben, können diese feinstofflidieses Modell in ein dreigeteiltes Modell aus Körper, chen Körper und Dimensionen koexistieren und sich Geist und Seele. Zu Descartes’ Zeit war das dreiteilige innerhalb der Raum-Zeit-Welt ohne gegenseitige Modell zum zweiteiligen aus Körper und Verstand Beeinträchtigung überschneiden. oder Materie und Verstand – res extensa und res cogitans – geschrumpft. Das fortschreitende Verschwin- Das Bild der Welt als lebendes System. Aus einer den der Psyche erreichte seinen Tiefpunkt in der ökosystemischen Perspektive betrachtet, ist das behavioristischen Psychologie des 20. Jahrhunderts, jungsche «kollektive Unbewusste» (mit seinen in der man alles Göttliche oder Spirituelle aus den bewussten sowie mit seinen unbewussten ElemenNatur- und Sozialwissenschaften ausgemerzt hatte. ten), wie ich in meinem Buch Das Mystische Grün nahegelegt habe, tatsächlich die speziesumfasJungsche und transpersonale Psychologie. C. G. sende menschliche Bewusstseinsebene, die alle Jung erweiterte bekanntermaßen das Konzept des Menschen teilen und die allen zugänglich ist – in unbewussten Geistes mit der Feststellung, dass die- unterschiedlichem Maße und in verschiedenen ser nicht nur die libidinösen und aggressiven Bewusstseinszuständen. Und sobald wir diese menschliche BewusstImpulse enthält, die Freud betont hatte, sondern auch kreative Einsichten und spirituelle Intuitionen. seinsebene wahrnehmen, können wir auch erkennen,

Die Idee des kollektiven Unbewussten kommt der traditionellen Idee von der Geisterwelt recht nah.


Luc y’s Rau sch Nr. 1

dass es Bewusstseinsebenen oder -welten gibt, die «unterhalb» oder «außerhalb» der Ebene der menschlichen Spezies liegen: das Bewusstsein aller Tiere, allen organischen Lebens, das biosphärische oder Gaia-Bewusstsein des Planeten Erde, das universelle oder kosmische Bewusstsein der Mystiker. In den letzten beiden Kapiteln von Welten des Bewusstseins – Welten der Wirklichkeit stelle ich Entwicklungen einer lebendigen Weltanschauung vor, die Beobachtungen schamanischer und alchemistischer Reisen und Praktiken mit wissenschaftlichen Systemkonzepten des 20. Jahrhunderts verknüpft. Schließlich skizziere ich den Unterschied zwischen dem begrifflichen Denken hierarchischer Systeme, die der Organisation von Macht und Kontrolle dienen, und holistischen Systemen, die eine natürliche Lebensordnung sichtbar und erkennbar machen. Ich erörtere das Prinzip der Oktave als universelles Prinzip in natürlichen Ordnungssystemen, das man auch das «Gesetz der Sieben» nennt. Das letzte Kapitel besteht aus drei holistischen Oktavmeditationen oder -divinationen: einer aufsteigenden Oktave makrokosmischer Holarchien, einer absteigenden Oktave mikrokosmischer Holarchien und einer sich entwickelnden Oktave der globalen Zivilisation. Diese Divinationen/Meditationen können einzeln oder in Gruppen durchgeführt werden, mit oder ohne entheogene Verstärkung, in der Stille oder mit einfacher und ruhiger Musik. Es ist meine Hoffnung und meine Absicht, dass diese Oktavmeditationen dem Leser und Erfahrenden einige Einblicke in die ungeheure Weite und den Glanz der Welten des Bewusstseins und der Wirklichkeit ermöglichen.

RALPH METZNER ist ein Urgestein der psychedelischen Forschung: Zusammen mit Timothy Leary und Richard Alpert war er an einer Studie im Rahmen eines Psilocybin-Forschungsprojekts an der Harvard Universität beteiligt. Er publizierte in den letzten dreißig Jahren zahlreiche Werke zur psychedelischen Bewusstseinsforschung und ist ein profunder Kenner dieser Szene. www.greenearthfound.org Beim vorliegenden Text handelt es sich um die leicht veränderte Einleitung zu Welten des Bewusstseins – Welten der Wirklichkeit, dem letzten Band aus der Reihe «Ökologie des Bewusstseins», erschienen 2015 im

Die kompletten Artikel sind in der gedruckten Ausgabe zu lesen: Nachtschatten Verlag, ISBN: 978-3-03788-336-5 Darstellung der Weltenesche Yggdrasil mit ihren Tieren in einer isländischen Handschrift Jahrhunderts. Lucy’s Rausch ist erhältlich im Pressehandel, in Buch& Hanfshops unddes im17.Versand über

www.lucys-magazin.com oder als Abo mit Langzeitwirkung.

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Luc K a py’s i t eRau l sch Nr. 1

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«Davon werde ich noch meinen Enkeln erzählen.»

«Einfach nur grandios!»

Ein Psychonautik-Happening

der Superlative

Symposium 30 Jahre Nachtschatten Verlag – Eine Rückschau TEXT

Kev i n J o h a n n

«Das war absolute Reizüberflutung. Aber im positiven Sinne.» Vom 4. bis 7. September stand die wunderschöne Altstadt in Solothurn, Heimat des Nachtschatten Verlags, ganz im Zeichen der Psychonautik; als Treffpunkt für zahlreiche Innenreisende, Psychoaktiva-Enthusiasten und Spiritualisten aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, den

Kanarischen Inseln, den USA und vielen anderen Ländern. Sie alle waren gekommen, um den Vorträgen bekannter Forscher zu lauschen, an Workshops teilzunehmen und den 30. Geburtstag des führenden Fachverlags in Sachen Psychonautik und akzeptierende Substanzkunde zu feiern. Es war eine Psychonautik-Konferenz der Superlative, die atmosphärisch betrachtet ein wenig an ein großes Familientreffen erinnerte. Wie hätte diese Jubiläumsveranstaltung besser beginnen können als mit einem schamanischen Ritual, durchgeführt von dem kolumbianischen


Oben links: Luke Brown, daneben: Markus Berger stellt die Autoren und Referenten des Verlags vor. Unten von links nach rechts: Stanislav Grof und Daniel Trachsel, Wolf-Dieter Storl, Roger Liggenstorfer und Lebensgefährtin Chris Heidrich.

«Als Christian Rätsch sagte, wir Psychonauten seien eines der letzten anarchistischen Stammesvölker, kamen mir vor Freude die Tränen.» Ayahuasquero Kajuyali Tsamani? Jeder Einzelne unter den etwa 500 Besucherinnen und Besuchern und den über fünfzig anwesenden Autoren und Künstlern konnte ganz eindeutig spüren, dass dieses Ritual gewirkt hatte und das Symposium ausnahmslos von guten Geistern begleitet wurde. Doch neben einer wohlwollenden geistigen Führung benötigt eine Veranstaltung dieser Größenordnung immer auch ein kompetentes Organisationsteam; hier waren es der Verlagsgründer Roger Liggenstorfer, Barbara Blankart, Lukas Emmenegger und Markus Berger. Sie haben für dieses Psychonautik-Happening voller Drogenkompetenz und Fachwissen großartige Arbeit geleistet. Der Donnerstag, 4. September, war ausschließlich den Autoren, Gönnern und Mitarbeitenden des Verlags gewidmet, die bei herrlichem Wetter gemeinsam schöne Stunden auf einem Aare-Schiff und anschließend im Restaurant verbrachten. Die offizielle Veranstaltung begann dann am Freitag, dem 5. September. mit hervorragenden Vorträgen und Podien zu diversen Themenblöcken. Roger Liggenstorfer hielt die Eröffnungsansprache, die Auto-

ren wurden vorgestellt und der Schamane Kajuyali Tsamani bat die Geister um hilfreichen Beistand. Zum Schwerpunk t thema Naturdrogen berichteten Christian Rätsch, Claudia Müller-Ebeling und Wolf-Dieter Storl über die faszinierende Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse, im Besonderen über Mandragora und Bilsenkraut. Markus Berger hielt einen Vortrag über die psychoaktiven Kakteen; anschließend referierte er gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Ochse über die heimischen DMT-Pflanzen. Weiter ging es mit Wolfgang Bauer, der von der Kulturgeschichte des Fliegenpilzes erzählte und die Besucher zu Ehren des rot-weißen Narrenschwamms dazu animierte, das alte Volkslied «Ein Männlein steht im Walde» zu singen. Im Anschluss berichtete der Niederländer Arno Adelaars über Ayahuasca, eines der bedeutendsten Entheogene. Höchst begehrt und innerhalb weniger Minuten ausgebucht war die zur Mittagszeit stattfindende Kräuterwanderung mit Wolf-Dieter Storl. Am Nachmittag war der Hanf an der Reihe. Zu diesem Thema gab es das Podium «Hanfpolitik 2020», an dem unter anderem Thomas Kessler, der


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Oben rechts: Ayahuasca-Schamane Kajuyali Tsamani beim Eröffnungsritual, links das Logo des Symposiums, rechts Blick ins Publikum des Symposiums, vordere Reihe v.l.n.r.: Klaus John, Chris Heidrich, Ständerat Roberto Zanetti, Hans Cousto und Christian

Schweizer Entwickler des «Vier-Säulen-Modells» der Drogenpolitik sowie Bestsellerautor Mathias Bröckers und Rechtsanwalt Luc Saner auftraten. Parallel dazu referierte der Suchtberater und Führerscheinexperte Theo Pütz zum Thema Cannabis und Führerschein. Nach einem vegan-biologischen

«Holotropes Atmen kannte ich noch gar nicht. Das hört sich total spannend an.» Nachtessen eröffnete der Schweizer SP-Politiker und Ständerat Roberto Zanetti mit einem Grußwort das Abendprogramm. Besonderen Applaus erntete Zanetti für den an Ehrlichkeit nicht zu übertreffenden Satz: «Ich glaube nicht, dass die Welt schlechter wird, wenn man im Fumoir der Grünen Fee in Solothurn legal einen Friedensjoint rauchen könnte. Im Gegenteil.» Der belebenden Ansprache folgte der Auftritt von Hans Cousto und Roger Liggenstorfer mit einem spannenden Rückblick auf dreißig Jahre Nachtschatten-Verlagsgeschichte. Doch das Highlight des Abends war zweifelsohne das Podiumsgespräch «Psychedelische Erfahrungen als Chancen unserer Gesellschaft» mit den Koryphäen Stanislav Grof, Ralph Metzner, Christian Rätsch und Peter Gasser.

Unter der Moderation von Claudia Müller-Ebeling sprachen sie über den sinnvollen und nutzbringenden Einsatz psychoaktiver Substanzen im Alltag sowie über deren Verwendung in klinischen und therapeutischen Kontexten. Psychedelika – wie beispielsweise LSD – besitzen in kontrollierten und begleiteten Settings unmissverständlich das Potenzial, so Gasser, den Hunger nach spiritueller Erfahrung zu stillen, aber auch die Kreativität zu fördern und individuelle Heilungsprozesse einzuleiten. Das Berliner Akasha Project (Barnim Schultze) vollendete dann den ersten Symposiums-Tag mit der Vertonung des LSD-Moleküls auf passende Weise. Der zweite Symposiumstag am Samstag, dem 6. September, war der Praxis gewidmet und bot diverse dreistündige Workshops. Jeder Besucher hatte die Möglichkeit, zwei davon auszuwählen – in Anbetracht der angebotenen Themen sicher kein einfaches Unterfangen. So gab es zwischen Frühstück und Mittagessen die Auswahl zwischen den Workshops å m+RORWURSHV $WPHQ 3DUDGLJPHQZHFKVHO} mit Stanislav Grof å m(LQI¾KUXQJ LQ GLH 3LO]]XFKW} PLW $OH[DQGHU Ochse und Michael Ganslmeier å m3V\FKRDNWLYH 3ƛDQ]HQ I¾U )RUWJHVFKULWWHQH} mit Christian Rätsch å m+RORWURSHV $WPHQ QDFK &KULVWLQD XQG Stanislav Grof» mit Klaus John


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Kapitel

«Ich will gar nicht mehr weg!»

Solothurn illuminiert: im Zeichen der Psychonautik. FOTO: MB

å VRZLH m3V\FKRO\WLVFKH 7KHUDSLH XQG 0XVLN} mit Claudia Möckel Graber. Am Nachmittag standen Workshops zu folgenden Themen auf dem Programm: å m $OFKHPLVWLVFKH 'LYLQDWLRQ} PLW 5DOSK Metzner å m $\DKXDVFD} PLW $UQR $GHODDUV XQG .DMX\DOL Tsamani å m5DXVFK XQG (NVWDVH} PLW &ODXGLD Müller-Ebeling å m3V\FKRO\WLVFKH 7KHUDSLH &KDQFHQ XQG Risiken» mit Matthias Diesch und Samuel Widmer å VRZLH m+DQI DOV 0HGL]LQ} PLW 0DWKLDV Bröckers, Franjo Grotenhermen und Manfred Fankhauser. Daneben gab es einen praxisorientierten Vortrag des visionären Künstlers Fred Weidmann, Live Painting mit Luke Brown, ein Referat über «Backen mit Hanf» von Kathrin Gebhardt sowie Besucherkarikaturen vom Künstler Steve Stoned. Nach dem Abendessen konnte man im Kino im Uferbau den US-Dokumentarfilm «Neurons to Nirvana» anschauen, die Lesung «Hanf im Glück» mit Mathias Bröckers miterleben, dem Vortrag von Wolfgang Sterneck über «Tanzende Sterne – Party, Tribes und Widerstand» lauschen oder die Erläuterungen zu «Partyfood» von Tina Loosli hören. Danach konnten die Besucher wählen zwischen dem Podiumsgespräch über «Partykultur und Drogen» mit Hans Cousto, Wolfgang Sterneck, Tina Loosli und Alex Bücheli sowie dem Vortrag über «Psychedelische Kunst» von Claudia Müller-Ebeling. Last but not least führte Kajuyali Tsamani mit Interessierten ein Ritual zu Ehren der bewusstseinserweiternden «Geister-Liane» Ayahuasca durch.

Ein derart einmaliges Ereignis kann natürlich nur mit einer angemessenen Party enden. Und so tanzten und feierten die Gäste noch bis in die späten Abendstunden des Sonntags hinein, lernten sich

«So ein Treffen müsste es mindestens einmal im Jahr geben.» gegenseitig kennen und ließen das Erlebte gemeinsam ein erstes Mal Revue passieren. Man darf jetzt schon gespannt sein, was sich der Nachtschatten Verlag, dem es hervorragend gelungen ist, ein unvergessliches und absolut einmaliges Symposium zu initiieren, zu seinem 35-jährigen Bestehen einfallen lässt. Die Zitate sind Besucherstimmen zum Symposium. Psychonauten, die nicht persönlich am Symposium teilnehmen konnten, dürfen sich auf eine Sammlung von Mitschnitten der Vorträge und Podien zusammen mit weiteren Highlights freuen. Sie ist ab jetzt in Form eines DVD-Doppelalbums beim Nachtschatten Verlag erhältlich. Einzelne Vorträge werden auch auf dem Kanal der Nachtschatten Television ausgestrahlt (www.nachtschatten-television.ch).

KEVIN JOHANN, geboren 1987, ist Erzieher, Sozialpädagoge/Sozialarbeiter sowie freischaffender Autor zu den Themenbereichen Selbsterfahrung, geistbewegendes Wissen und Ethnobotanik. Diese Interessen führten ihn schon einige Male für längere Zeit ins Ausland, unter anderem nach Indien und Marokko. Derzeit lebt er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin im Rheintal.

FOTO: S.BROWNE & J. VERKLEIR

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KLuc a py’s i t eRau l sch Nr. 1

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SHIVA Der Gott des Rauschs TEXT

Kev i n J o h a n n

«Er ist der einzige Gott im ganzen Götterpantheon, der immer high ist.» Wo l f - D i ete r Sto r l

Im hinduistisch geprägten Indien sowie in Nepal ist er allgegenwärtig – auf Gemälden, Skulpturen sowie in Form riesiger Statuen und anderer Kunstwerke. Auch in menschlicher Gestalt kann man ihm dort begegnen, vor allem in Gestalt der Sadhus, der heiligen Männer. Hierzulande läuft man ihm bevorzugt auf Psytrance-Partys, im Esoterikladen, in YogaKursen oder bei Hanfliebhabern über den Weg. Die Rede ist von Shiva, dem kosmischen Zerstörer, der zusammen mit Brahma, dem Schöpfer, und Vishnu, dem Bewahrer, die göttliche Trinität des Hinduismus (Trimurti) verkörpert. Shiva ist jedoch weitaus mehr als nur der faule, mit Asche beschmierte Kiffer, der mit erigiertem Glied durch die Universen streift und FrauenShiva tanzt im Orissa State Museum in Bhubaneswar.

herzen zum Schmelzen bringt, wie es viele Mythen und Geschichten erzählen. Letztlich verkörpert Shiva das unfassbare Mysterium, das allem Sein zugrunde liegt. Er ist das allem Leben innewohnende wahre Selbst. Er ist Alles und gleichzeitig auch Nichts. Weniger abstrakt lässt sich Shiva als symbolische Darstellung eines höheren Bewusstseinszustands verstehen – als Urbild der kosmischen All-Einheit, die potenziell jeder Mensch erfahren kann und in der die illusorischen Grenzen zwischen Ich und Du, ja manchmal sogar die Grenzen zwischen Leben und Tod aufgehoben werden. Ein Zustand also, der Darshana (das Sehen des Göttlichen) ermöglicht, wie es die Hindus sagen würden, und den man durch rituelle Praktiken wie Meditation, Yoga oder die Einnahme psychoaktiver Substanzen herbeiführen kann. Es verwundert nicht, dass der göttliche «Dreadhead» sehr häufig als Ur-Schamane sowie als Ur-Yogi oder Mahayogi (großer Yogi) bezeichnet und darüber hinaus mit psychoaktiven Gewächsen assoziiert wird, vor allem mit Hanf (Cannabis sativa), dem Stechapfel (Datura metel) und ferner auch mit dem Schlafmohn (Papaver somniferum). Shiva bedeutet übersetzt aus dem Sanskrit soviel wie «der Gütige», «der Gnadenvolle» oder «der Freundliche». Darüber hinaus besitzt er noch eine Vielzahl an weiteren Namen und Manifestationsformen. Zum Beispiel ist er auch Nataraja («der kosmische Tänzer»), dessen Tanz den unaufhörlichen Schöpfungsakt symbolisiert, den Dämon der Unwissenheit zerstör t und die Hüllen des menschlichen Egos, also des individuellen Ich-Konstrukts, zum Platzen bringt. Nataraja trägt in einer Hand eine


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Praktizierender Sadhu mit Shiva und Chillum in Kayasth Tola, Varanasi, Uttar Pradesh in Nordindien. FOTO: DAN LEE / WIKIMEDIA

Trommel, ein schamanisches Instrument, das je nach geschlagenem Rhythmus entweder einen ekstatischen Tanz oder eine hypnotische Trance einleiten kann. Darüber hinaus wird Shiva als der weise Dakshinamurti («der Weltenlehrer»), als Ardhanarishvara («der Zweigeschlechtliche»), Panchanana («der Fünfgesichtige»), Aushadhishvara («der Herr der Rauschdrogen»), Mahayogi («der höchste Yogi») oder als Mahadeva («der große Gott») verehrt. Von seinen Anhängern wird er zudem liebevoll Bhangeri Baba («Väterchen des Hanfs») genannt. Shiva-Mythen In der hinduistischen Mythologie existieren unzählige Geschichten, die sich um diesen Gott der Götter ranken. Eine davon, die mir besonders gut gefällt, erzählt der Ethnobotaniker und Mythenforscher Wolf-Dieter-Storl in seinem Werk «Bom Shiva – Der ekstatische Gott des Ganjas»: Shiva ist, wie sein Name andeutet, friedlich, freundlich, unkompliziert und einfach. Er bedarf keiner großen Zeremonien, keiner aufwendigen Rituale oder Opfer. Oft genügt es, nur seinen Namen zu nennen oder ihm eine Blume oder ein Blatt auf einen Stein zu legen. Er ist ein Narr, ein Bhola, der alle gerne glücklich sieht und niemandem eine Bitte verwehren kann. Diese Eigenschaft wurde ihm fast einmal zum Verhängnis. Wieder einmal war er völlig berauscht, nachdem er mehrere Krüge Bhang […] getrunken hatte. Der Dämon Bhasmaka nahm das zur Kenntnis. Wissend, dass Shiva in diesem Zustand nicht «Nein» sagen konnte, setzte er sich zu ihm und forderte frech: «Erfülle mir einen Wunsch!» «Welchen?», fragte der Berauschte. «Ich

wünsche mir, dass ich mit der bloßen Hand jeden töten kann, den ich berühre!» «Es sei dir gewährt», antwortete Shiva-Bholenath unbekümmert. Sofort sprang der Dämon auf, um Shiva zu berühren, denn […] er wollte selbst an Mahadevas Stelle treten, vor allem aber, wollte er sich an der schönen Parvati vergreifen. In letzter Sekunde schnallte der berauschte Gott, was da ablief. Er sprang auf und rannte, so schnell er konnte. […] Alle, die ihn sahen, die Götter, Geister und Menschen, lachten lauthals. […] «Helft mir! Bhasmaka will mich umbringen!», schrie er. Da lachten sie noch mehr! Wie kann jemand denn den Herrn des Universums umbringen? Einzig Vishnu, der Erhalter des Universums, sein bester Freund, erkannte, dass es kein Scherz war. Mittels seiner Kraft der Illusion (Maya) nahm Vishnu die bezaubernde Gestalt der himmlischen Nymphe Mohini an. Nur mit einem hauchdünnen Schleier angetan, ließ er die Hüften sanft kreisen und die straffen Brüste verlockend auf und ab wippen. […] Die Geilheit übermannte den Dämon, so dass er Shiva vergaß. […] Mohini schaute ihm tief in die Augen und flüsterte «Komm, tanz mit mir.» Also tanzte er. Jede Bewegung machte er ihr nach. […] Schließlich berührte sie ihren Kopf. Als er ihr das nachmachte und er seinen eigenen Kopf berührte, zerplatzte dieser wie ein Luftballon und loderte in Flammen auf. Dies war sein Ende. (2003: 57F.). Eine weitere Geschichte erzählt, dass Shiva sehr gerne über lange Zeiträume in den Tiefen der Wälder und Berge verschwand, dort umherstreifte und meditierte. Um seine Frau Parvati, die zu Hause auf ihn wartete, kümmerte er sich jedoch nur bedingt. Da kochte ihm Parvati, die sich sehr gut mit der Pflanzenkunde auskannte, ein Getränk aus den weiblichen Blüten der Hanfpflanze, das ihn förmlich umhaute und ihn erkennen ließ, dass es für ihn keine schönere Frau als Parvati gab und keinen schöneren Ort als ihre unmittelbare Nähe. Darum greifen Shivas Anhänger, insbesondere die asketisch lebenden Sadhus, auf Cannabis zurück: um an Shivas kosmischer Ekstase teilzuhaben. «Sie nehmen die Droge, um abzuheben, um den philosophischen Abstand zu wahren und als Meditationshilfe.» (Storl 1993: 24). Wer schon einmal den indischen Subkontinent bereist hat, weiß, dass die Shiva-Asketen Cannabis – etwa in Form von


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Bhang (obere Pflanzenteile), Ganja (Blüten) oder rist, der an Rauch denkt, […] fängt unweigerlich an Charas (handgeriebenes Harz) – nahezu ausschließ- zu husten, was als störend und als nicht sonderlich lich rituell gebrauchen. Traditionell wird hierzu ein gutes Omen angesehen wird» (STORL 2012: 271F.). Chillum benutzt, auch Chillam genannt. Dabei hanMythologisch kann der Rauchprozess als ein delt es sich um ein trichterförmiges, aus Ton auflösender Todesvorgang verstanden werden. gebranntes Utensil, das zum einen dem Rauch- Denn während eines solchen Rituals werden die zweck dient und darüber hinaus als sogenanntes Hüllen der Illusion, der Täuschung, nicht nur symShiva-Linga verehrt wird. Ein Linga, auch Lingam, ist bolisch zu Asche verbrannt. Die Asche, die im Chilein eiförmiger oder zylindrisch geformter Stein, der lum zurückbleibt, wenn es zu Ende geraucht ist, symbolisch für den männlichen Phallus steht, wel- wird oft als verbrauchtes Karma gedeutet. Ausgecher wiederum die Samen des Seins enthält. Ein Shi- klopft wird das Chillum entweder in einem gewöhnva-Lingam, etwa das Chillum, drückt die ungeteilte lichen Aschenbecher oder aber in bestimmten KultEinheit des Seins aus. objekten, etwa in einem Stück von einem Wie jedes sakrale Ritual folgt auch die tradi- Totenschädel, einer Muschel oder einer polierten tionelle Chillum-Zeremonie bestimmten Regeln und Kokosnussschale. Die sorgfältige Säuberung des Gesten, die es zu beachten gilt. So wird ein Ritual zu Chillums markiert Ehren Shivas, des kosmischen Selbst, meist in einer den Abschluss der Zeremonie. geselligen Runde durchgeführt und ist nur sehr selten eine private Angelegenheit. Es beginnt meist Zur my thodamit, dass eine mit der Geisterwelt vertraute Perlogischen Symbolik son in das Chillum hineinbläst und so einen hohen, der einzelnen Eleanhaltenden Ton erzeugt. Dabei handelt es sich um mente heißt es: eine aus dem Schamanismus bekannte Technik, die «Das Chillum ist Hilfsgeister anlockt und den Göttern signalisiert, die Erde. Die Mixtur dass sie herzlich eingeladen sind, mitzufeiern. ist der Mond. Das Dann wird die Rauchmischung, die meist aus Feuer, welches sie einem Cannabis-Tabak-Gemisch besteht (seltener anzündet, ist die wird sie zudem mit Datura versetzt) in das Rauchrohr Sonne. Der feuchte gefüllt. Damit die Mischung nicht direkt hindurch- Safi-Lappen am unteren Ende des Chillums ist Jupifällt, braucht es ein kleines Steinchen. Bevor das ter. Wenn also das Feuer der Weisheit (die Sonne) Chillum angeraucht wird, hält man es sich vor die durch die Veränderungen des Geistes (den Mond) Stirn respektive das «dritte Auge», hält kurz inne und im Gefäß des Menschen (der Erde) brennt, gefiltert spricht die Formeln Bom Shiva, Bom Bholenath, Bom durch den Guru (Jupiter), dann ist das Ergebnis eine Shankar, Om Shiva oder einfach Bom Bom. Berauschung mit Freude.» (Baba Rampuri) Geraucht wird immer mit zwei Händen, wobei der Mund des Rauchers ausschließlich die eigenen Ein Shiva-Ritual in Rishikesh Hände und niemals das Chillum oder das sogenannte Während einer halbjährigen Indienreise im Jahre Safi-Tuch berührt. Das Chillum zu rauchen ist eine 2007 weilten meine Lebensgefährtin und ich in Rishder kompliziertesten Rauchtechniken und erfordert ikesh am Fuße des Himalayas. Meist hielten wir uns Übung. Für das Anrauchen wird nur im Notfall ein im Stadtteil Chandra Bhaga auf, der direkt am GanFeuerzeug verwendet. Traditionell werden dafür ges liegt. Dort befand sich unsere Unterkunft, ein nämlich zwei Zündhölzer entfacht. Eins steht für kleines Cottage, auf dessen Eingangstoren Shiva Shiva, den männlichen Pol, das andere für Parvati, und Parvati dargestellt waren. Ein gutes Zeichen, den weiblichen Pol des Universums. dachten wir uns. Bald lernten wir Robby kennen, Ist die Rauchmischung zum Glühen gebracht, einen Italiener, der gemeinsam mit seinem Guru, wird der Tontrichter der Reihe nach geraucht, wobei seit vielen Jahren durch Indien, Nepal und Tibet er immer sonnenläufig, also von rechts nach links, reiste. Wir vier – meine Freundin, Robby, Robbys Guru herumgereicht wird. Inhaliert werden grundsätzlich und ich – waren neben zwei Italienern die einzigen tiefe Züge, die bei Ungeübten meist zum Hustenan- Gäste im Cottage. Gelegentlich saßen auch Sadhus fall führen. Storl schreibt dazu: «Hier wird nicht der im Hof, rauchten und plauderten mit unserem GastDie eines kompletten Artikel sindsondern in der geber. gedruckten Ausgabe zu «Kevin, lesen: Rauch brennenden Krauts eingeatmet, Eines Tages fragte mich Robby: hättet Prana, die himmlische DerPressehandel, Rucksacktou- inihr Lust,&an einem Ritual Lordüber Shivas ist Lebensluft. erhältlich im BuchHanfshops undzu imEhren Versand

Das Chillum ist die Erde. Die Mixtur ist der Mond. Das Feuer, welches sie anzündet, ist die Sonne.

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Der kosmische, tanzende Shiva Nataraja. Bronzeskulptur in Südindien. FOTO: FERRET CLOUD / FOTOLIA

teilzunehmen? Heute Abend kommt ein sehr weiser den «Om Namah Shivaya» sagen. Irgendwann beim Baba zu Besuch.» – «Klar», antwortete ich. Ausatmen, während der Gong ertönte, löste sich Der Baba traf ein, und das Ritual sollte begin- plötzlich der Druck hinter meiner Stirn, und es folgte nen. Wir, insgesamt sieben Personen, betraten einen etwas, das ich als geistige Explosion bezeichnen kleinen Raum, in dem bis auf einen Gong und ein würde: ein Gefühl tiefgreifender Klarheit kombiniert paar Wandbilder, die Shiva zeigten, nur ein kleiner mit einem Hauch kosmischen Verständnisses. Es Altar stand. Auf diesem befanden sich verschiedene fühlte sich an, als hätte Shiva höchstpersönlich mir Blumen, eine Shiva-Statue sowie ein Stein, der zwei- meine vom Verstand auferlegten Scheuklappen niedergerissen, um mir diesen kosmischen Einblick, diefelsohne einen Lingam symbolisierte. Wir setzten uns in einen Kreis, wobei der alte ses Darshan, zuteil werden zu lassen. Baba den Platz vor dem Altar einnahm. Er erzählte, und wir lauschten seinen Worten. Die Atmosphäre Das Chillum in der Hosentasche war magisch. Irgendwann entzündete Baba einen Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, wie wichtig und dicken, nach Sandelholz duftenden Räucherkegel, wahr die in den 1960er-Jahren formulierte Theorie platzierte ihn auf dem Altar, zog eine Kokosnuss- von Set und Setting ist: Die Rauschwirkung wird schale aus seinem Beutel und begann Ganja, Cha- durch die individuelle Erwartungs- und Geisteshalras und Tabak zu mischen. Nach gefühlten zehn tung sowie durch die Umgebung, in der eine SubsMinuten war die Schale randvoll. Dann kam das tanz eingenommen wird, entscheidend geprägt. So Chillum zum Vorschein. Unverständliche Sätze oder konnte das Chillum, das ja «nur» mit Cannabis und Mantras murmelnd stopfte er das Rauchrohr, wel- Tabak gefüllt war, im Setting des Rituals bei mir ches dann, sobald die Mischung glühte, traditions- (und bei den anderen Teilnehmern) eine entheogene gemäß herumgereicht wurde. Jedes Mal, nachdem Bewusstseinserweiterung induzieren. Ohne ein eine Person tief inhaliert und noch bevor sie wieder Ritual als Kontext – beispielsweise, wenn Cannabis nicht als sakrales Psychoaktivum, sondern als allausgeatmet hatte, wurde der Gong geschlagen. Bereits nach den ersten Zügen verspürte ich tägliches Genussmittel eingenommen wird – ist eine eine eindeutige Wahrnehmungsveränderung. Der solche Erfahrung, die in ihrer Intensität durchaus Baba und die anderen Teilnehmer waren von einem mit den Wirkungen bekannter Psychedelika zu vermilchigen Schleier umgeben. Dieser Schleier wurde gleichen ist, kaum möglich. nach weiteren Zügen des heiligen Rauchs zunehSchade, dass das traditionelle Chillum hierzumend größer und veränderte seine Farben von mil- lande als geselliges Rauchinstrument kaum noch Verchig zu bunt. Zudem verspürte ich einen nicht unan- wendung findet. Wie mir eine Bekannte erzählte, war genehmen Druck hinter der Stirn, als hätte sich das Chillum in der Hosentasche beispielsweise in den mein Geist ausgedehnt und würde nun von innen 1980er-Jahren genauso selbstverständlich wie heute gegen meinen zu kleinen Kopf drücken. das Mobiltelefon. Und das Chillum ist ja eigentlich Das Ritual ging weiter, das Chillum kreiste von auch eine Art Telefon – nämlich eines, das den KonPerson zu Person und immer wieder hörte ich jeman- takt zu Shiva herstellt, zum Urgrund allen Seins.


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Es reicht! Mathias Bröckers zeigt, dass es ein Irrglaube ist, mit Hilfe von Strafrecht, Polizei und Gefängnis eine drogenfreie Gesellschaft schaffen zu können. Warum der Hanf jetzt endlich legalisiert werden muss.


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KOLUMNE

Mathias Bröckers ist Redakteur der «taz», Buchautor und Kolumnist.

Werden die Grünen wieder grün?

A

nfang März 2015 hat die Partei «Bündnis 90/ Die Grünen» ihren Entwurf für ein CannabisKontrollgesetz veröffentlicht, das alsbald in den deutschen Bundestag eingebracht werden soll. Da nicht zu erwarten ist, dass CDU und SPD einem solchen Gesetz zustimmen, müssen die Details des über 60-seitigen Gesetzesentwurfs hier nicht diskutiert werden. Mit den Eckpunkten freilich – Straffreiheit von 30 Gramm Cannabis, legaler Privatanbau von drei Pflanzen, legaler Verkauf in lizensierten Fachgeschäften – marschieren die «Grünen» fraglos wieder in die richtige Richtung. Wieder – denn anders, als es ihr Name suggeriert, hat sich die Partei der Grünen um das grüne Kraut bisher keineswegs verdient gemacht.

gegen Hanf, die in der jüngeren Geschichte ihresgleichen sucht. In die Zeit der rot-grünen Bundesregierung fällt nicht nur das Verkaufsverbot von Hanfsamen, sondern auch eine dramatische Zunahme der polizeilich registrierten Cannabis-Delikte – von 112 923 Strafverfahren im Jahr 1998 auf 177 203 im Jahr 2004. Nie wurden Kiffer in Deutschland härter gejagt als unter Rot-Grün – und dieser traurige Rekord stammt leider nicht aus der Vergangenheit. Als mit Winfried Kretschmann 2011 in Baden-Württemberg erstmals ein Grüner Ministerpräsident eines Bundeslands wurde, hofften viele auf eine drogenpolitische Wende im «Musterländle». Doch es geschah das Gegenteil: Von 2012 bis 2013 stieg die Zahl der registrierten BtM-Delikte in Baden-Württemberg von 27 053 auf 31 647 – eine Zunahme um 16,9 Prozent, die höchste Steigerungsrate von allen Bundesländern.

Nie wurden Kiffer in Deutschland härter gejagt als unter Rot-Grün.

Schon ganz am Anfang lief es mehr schlecht als recht. Irgendwann in den frühen 80ern saß ich als Redakteur der «taz» mit Christian Ströbele zusammen, der als Mitgründer und Vordenker der «taz» und der Grünen bis heute im Bundestag für die Hanffreigabe streitet. Der Nichtraucher und Milchtrinker Ströbele hatte mich damals für das Wahlprogramm der Grünen um ein paar programmatische Punkte zur Cannabislegalisierung gebeten. Doch als er einige Wochen später einen Stapel Broschüren vorbeibrachte, war davon nichts zu lesen. «Ich konnte es nicht durchsetzen», meinte Christian, «die Mehrheitsmeinung war, dass ein Plädoyer für die Legalisierung Wählerstimmen kostet, weil wir vom politischen Gegner dann als ‹Rauschgiftpartei› denunziert werden.» Einige Jahre später war die Forderung zwar Teil der grünen Wahlprogramme, verschwand aber, wenn die Grünen als Koalitionspartner irgendwo Regierungsverantwortung übernahmen, gänzlich im Kleingedruckten. 1998 zeigten Wahlplakate zwar große Hanffelder und versprachen «grüne Landschaften» – doch kaum waren die Grünen in der Regierung, erfolgte eine Verschärfung des Krieges

Müsste, wenn es ernst gemeint ist, mit einer drogenpolitischen Reform auf Bundesebene nicht gerade das grün regierte Musterländle konkret politisch vorangehen? Und kann man darauf hoffen, dass aus dem neuen Gesetzesentwurf der Grünen diesmal mehr wird als ein gebrochenes Wahlversprechen? Nimmt man als Maßstab den außenpolitischen Kurs der Grünen (militärisch fest an der Seite der NATO), der ihnen den Nickname «die Olivgrünen» eingebracht hat, könnte man zur Ansicht gelangen, dass auch der aktuelle Vorstoß in Sachen Hanf von der transatlantischen Brücke abgesegnet ist. Wenn jetzt schon der große Bruder in Colorado und Washington beste Erfahrungen mit der Legalisierung macht, hat man auch in Deutschland keinen politischen Imageschaden mehr zu befürchten, wenn man das Hanf-Fähnchen ein bisschen mitschwenkt. Immerhin: Besser spät als nie, könnte man dazu sagen. Ob daraus wirklich eine drogenpolitische Reform wird, bleibt abzuwarten. Gesetzesentwurf im Wortlaut: http://bit.ly/1G79ddp


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FREIE SICHT AUF VISIONEN Die freie Sicht auf Visionen – das ist die unbefangene, undogmatische, manchmal auch anarchische, stets aber eingeweihte Schau auf psychedelische Offenbarungen und Erfahrungen, wie sie durch künstlerische Ausdrucksweisen reflektiert werden. In der Reihe Freie Sicht auf Visionen präsentieren wir regelmäßig visionäre oder psychonautische Kunstschaffende und ihr Werk, begleitet von fachund sachkundigen Kollegen, die uns Einblicke hinter die Kulissen der psychoaktiven Kunst gewähren.

«Ich bin eben

ganz

Die visionäre Zeichnerin und Comic-Künstlerin Janine Warmbier im Gespräch TEXT:

Claudia Müller-Ebeling

Die Künstlerin Janine Warmbier wurde 1966 als jüngste Schwester von drei Brüdern geboren. Große Jungs finden kleine Mädchen meist nicht niedlich, sondern doof – und so flüchtete sie in ein eigenes Phantasiereich mit witzig-freundlichen Einwohnern. Von ihrer talentierten Mutter und einer Hamburger Restauratorin wurde Janine früh gefördert und lernte, ihre Phantasiewesen mit lebensfähigen Bauplänen auszustatten. Die schüchterne Begabte

mit dem flotten Strich bestand die tagelange Aufnahmetortur an der Kieler Kunsthochschule und wuchs seither mit den Aufgaben. Layout für Zeitschriften und Verlage, Kinderbuchillustrationen, private Druck- und Geschenkaufträge. Wenn die vielen Beglückten Kreativität, Talent und Erfindungsgabe mit barer Münze begleichen würden, hinge der Warmbier-Himmel voller Mäuse, und Künstlerinnen wie sie hätten einen Brotberuf.


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anders» Helga, die heilige Kuh unterstreicht die Affinität der Künstlerin zu veränderten Bewusstseinszuständen. (PAPPE, ACRYL, 2013, 40 cm)

Ich besuchte die versierte Zeichnerin und begeisterte Heavy-Metal-Hörerin. Wir waren nicht allein. Augen mit bleckenden Scharniergebissen fletschten meine Socken an. Von der Wand züngelte ein blauer Meeresdrache. Eine zahnlose Hexe offerierte ein Tablett mit Pilzen, und Mäuse purzelten ringsum kopfüber. Wann und wo kamst du das erste Mal mit Kunst in Kontakt? Janine Warmbier: Meine Mutter kann gut zeichnen. Mit ihr malte ich oft am Küchentisch. Wenn mir

langweilig war, sagte sie: Ach, mal doch mal Aladin und die Wunderlampe. Das machte ich dann mit Feuereifer. Puppen und Playmobil-Figuren waren tot. Meine Figuren aber lebten und waren für mich viel spannender. Auch mit meinem vierzehn Jahre älteren Bruder konnte ich mich gut über Kunst verständigen. Zeichnen war auch sein liebstes Hobby. In der Schule erntete ich schon in der ersten Klasse Zustimmung von der Lehrerin, und meine Mitschüler amüsierten sich über meine Hasen und Mäuse. Besonders wichtig aus heutiger Sicht ist, dass die Chefrestauratorin der Hamburger Kunsthalle, bei


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«ICH BIN EBEN GANZ ANDERS»

der meine Mutter putzte, mich förderte. Sie gab mir Farben und Stifte und nahm mich oft ins Museum mit, als ich zwischen zehn und vierzehn Jahre alt war. Dort saß ich dann stundenlang vor den Bildern von Caspar David Friedrich. Auch Der Morgen von Philipp Otto Runge faszinierte mich sehr. Du hast ein ausgesprochenes Comic-Talent. All deine Figuren sind typisch warmbier-niedlich und lebendig. Wer oder was hat dich dabei besonders beeinflusst? Vor allem natürlich Walt Disney. Ich hatte ein Buch, in dem genau gezeigt wurde, wie die Figuren das Laufen lernen und wie 3D-Effekte zustande kommen. Außerdem hatte ich als Kind die Yps-Sammelhefte. Besonders liebte ich den Schöpfer des Marsupilami. Später wurde ich Fan von Moebius. [Dem Marsupilami hauchte André Franquin (1924–1997) in den Comic-Serien Spirou und Fantasio erstmals Leben

ein; der seit 1963 unter dem Pseudonym Moebius bekannte Jean Giraud wurde mit seinen John-Difoolund Incal-Comics weltberühmt.] Kannst du den Weg von der Idee zum fertigen Bild am Beispiel Deines Aquarhino beschreiben? Ich hatte Lust auf Tangwälder. Der streng lineare Umriss dieser langen Pflanzenbänder, die sich ele-

Acryl mag ich am liebsten. Das stinkt nicht, ist wasserlöslich und trocknet dann beständig. gant im Wasser drehen, hatte es mir angetan. Damals waren Rhinozerosse mein Fokus. Das ganze sollte irgendwie fernöstlich sein. Das Tier – eine Mischung aus Rhinozeros, Robbe und Seekuh – ent-

Diese Pilze verzehrenden Geschöpfe erinnern an Mäuse – Tiere, zu denen Janine Warmbier eine innige Beziehung hat. Nasobeme in ihrer natürlichen Umgebung (ACRYL, LEINWAND, 2011, 40 × 50 cm)


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stand dann beim Malen. Zuerst habe ich die Leinwand rot gemalt, damit es hin und wieder durch die zweite blaue Schicht durchscheint. Dann den Tang und dazwischen das Aquarhino. Zum Schluss fehlte noch etwas. Da entstanden dann die drei Garnelen. Acryl mag ich am liebsten. Das stinkt nicht, ist zunächst wasserlöslich und trocknet dann beständig – auch ohne eine extra Lackschicht, welche die Farbwerte nachträglich verändert. Mir gefällt besonders deine naturgetreue Wiedergabe der Lichtspiegelung auf seinem Buckel und das ganz andersartige Licht auf dem Horn … … da muss ich gar nicht besonders nachdenken. Licht sieht halt auf Horn anders als auf einem Körper aus. Ich beobachte gerne Tiere. In der Natur, im Zoo und auf Fotos in Bildbänden. Offensichtlich sind diese Beobachtungen in meinem Gedächtnis gespeichert und kommen dann raus. Die Bauprinzipien studiere ich an Fotos. Sie waren schon immer meine Abmalschule. Menschen kommen bei dir nicht vor. Stimmt. Und wenn, dann sind das eher Hexen oder Zauberer und kommen aus Märchen. Ich bin ja auch lieber in meinem stillen Kämmerlein. Dafür gibt‘s jede Menge Tiere. Und viele eigene Geschöpfe von dir. Die Phantasie ist spannender. Das andere kann man ja fotografieren. Ich hatte mal Mäuse und habe mich viel damit beschäftigt, was sie können, brauchen und wie sie sich verhalten und bewegen. Sie sind ängstlich und überspringen ungerne Abgründe. Des-

Ich habe einfach generell mehr Interesse an Dingen, die sich in der Phantasie abspielen. halb baute ich ihnen auf Regalbrettern an der Wand kleine Mäusestädte, die mit Leitern und Schnüren verbunden waren. Dort haben sie gelebt und sich leider auch sehr vermehrt. Gitter waren nicht nötig. Manchmal bin ich beim Beobachten in einen richtigen Niedlichkeitsfilm geraten, den ich dann malend und zeichnend ausagieren musste. So sind viele Mäuseszenarien entstanden. Auch meine NasoDie die kompletten sind in der Das gedruckten Ausgabe zu lesen: beme, Mäuse mit den Artikel rüsselartigen Schnauzen. AquaRhino (oben) und die monströsen, zähnebleckenden Eye of the den inneren der Künstlerin. ist erhältlich im Pressehandel, inBeholder Buch-entspringen & Hanfshops undWelten im Versand über Erst viel später erzählte mir jemand, dass ähnliche

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«ICH BIN EBEN GANZ ANDERS»

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Manchmal entstehen Bildideen durch Gespräche, die ich mitbekomme, oder wenn ich mit anderen einfach rumspinne. Ganz wichtig ist auch Musik! Wenn ich Heavy Metal höre, kommen mir Mythen

Malen und visionäre Welten konfrontieren mich ganz natürlich mit der Comicseite des Lebens.

Farbexplosion trifft abstrakte Struktur. (Acryl, 2011, 40 × 50 cm)

Mäuse tatsächlich am großen afrikanischen Graben leben. Aber die hatte ich noch nie gesehen. Das ist schon erstaunlich und erinnert mich an einen phantastischen Vorfahren von dir, den französischen Künstler Odilon Redon (1840–1916), der über seine Kreaturen sagte: «Meine ganze Eigenart besteht wohl darin, unwahrscheinliche Wesen nach den Gesetzen des Wahrscheinlichen wie Menschen leben zu lassen, indem ich, soweit wie möglich, die Logik des Sichtbaren in den Dienst des Unsichtbaren stelle.» Super! Das könnte ich wirklich auch von meinen Bildern sagen. Ich weiß, Künstler sprechen ungerne darüber. Aber kannst du etwas über die Inspirationsquellen deiner Phantasie sagen? Ich habe einfach generell mehr Interesse an Dingen, die sich in der Phantasie abspielen. Wie gesagt, die Wirklichkeit kann man ja fotografieren. Sie abzumalen, wäre mir zu langweilig.

und mythische Gestalten in den Sinn, die dann Form annehmen. Manchmal fange ich einfach an zu malen. Auf der Leinwand oder am Computer. Es macht mir einfach Spaß, in einer Art Gepantsche Farben und Formen entstehen zu lassen, wie bei den abstrakten Variationen, die ich immer wieder umdrehe und von allen Seiten male. Dann spüre ich intuitiv, was noch fehlt, welche Farbe oder Form wo unbedingt noch hingehört. Und falls du auf psychoaktive Substanzen anspielst: Was ich mit Pilzen und LSD in meiner Jugend erlebt habe, war viel zu rasant, um es wirklich künstlerisch nutzen zu können. Aber vielleicht kommen in meinen Bildern deshalb so viele Pilze vor – und die Tiere, auch die ganz kleinen, werden bei mir eben zu Comicwesen. Malen und visionäre Welten konfrontieren mich ganz natürlich mit der Comicseite des Lebens. Ich bin eben ganz anders … Anders als was? Naja, anders als ich von außen wirke oder mich gebe. Ich bin halt still und zurückhaltend. Worte sind nicht meine Sache. Dafür aber Bilder. In mir ist ziemlich viel los, und meist ist das humoristisch und lustig. www.facebook.com/janinewarmbier E-Mail: jwarmbier@hotmail.com

CLAUDIA MÜLLER-EBELING ist Ethnologin und Kunsthistorikerin und promovierte über den symbolistischen Maler Odilon Redon. Schamanismus und visionäre Welten sind ihr Schwerpunkt. Sie war im Beirat des interdisziplinären Europäischen Collegiums für Bewusstseinsstudien (ECBS) und publizierte diverse Bücher, unter anderem im Nachtschatten Verlag und im AT-Verlag. www.claudia-mueller-ebeling.de


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BÜCHER AUS DEM AT VERLAG Christian Rätsch

Dieter Hagenbach / Lucius Werthmüller

Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendung. Das Standardwerk zu den psychoaktiven Pflanzen. 978-3-03800-352-6 Fr. 119.–

Ein bewegtes Leben und eine bedeutende Entdeckung 978-3-03800-530-8 Fr. 44.90

Rick Strassman

Claudia Müller-Ebeling / Arno Adelaars / Christian Rätsch

Albert Hofmann und sein LSD

Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen

DMT

Ayahuasca

Das Molekül des Bewusstseins. Zur Biologie von Nahtod-Erfahrungen und mystischen Erlebnissen 978-3-85502-967-9 Fr. 36.90

Rituale, Zaubertränke und visionäre Kunst aus Amazonien 978-3-03800-270-3 Fr. 32.90

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Rotpunktverlag. Schmuck für die Seele

Günter Amendt

Blume des Lebens- Silber

Legalisieren!

925er Silber, Ø 30 mm

Vorträge zur Drogenpolitik Herausgegeben von Andreas Loebell 248 Seiten, Broschur, 2014 Fr. 22.– / € 19,90 isbn 978-3-85869-590-1

»Drogenpolitik ist eine Politik, mit Drogen Politik zu machen« Günter Amendt war eine der wichtigsten, prägnantesten und einflussreichsten Stimmen in der drogenpolitischen Auseinandersetzung im deutschsprachigen Raum. Als einer der Ersten hat er erkannt, dass Prohibition und Drogenkriege zum Scheitern verurteilt sind, und hat immer wieder plausibel begründet, weshalb das Drogenproblem durch eine kontrollierte Legalisierung zwar nicht gelöst, jedoch wesentlich entschärft werden könnte. Wie recht er hatte, wird heute am Beispiel Mexikos deutlich. Und selbst in den USA beginnt sich inzwischen die Einsicht durchzu setzen, dass der Krieg gegen Drogen nicht zu gewinnen ist. Günter Amendt prägte in der Schweiz wie in Deutschland die Drogenpolitik der vergangenen zwanzig Jahre maßgeblich.

Die vollendete Harmonie der Blume des Lebens wird als Grundmatrix der Schöpfung, als Ausdruck der »Heiligen Geometrie« betrachtet. 35,00 € (vergoldet 42,00 €) Ring (10 mm, flexible Größe): 28,00 € Sternzeichen-Anhänger ab: 39,00 € Chakren-Anhänger: 39,00 € Blume der Venus 925er Silber, Saphir, Ø 25 mm 49,00€ * Abbildungen entsprechen nicht den Originalgrößen

Die kompletten Artikel sind in der gedruckten Tel: 0049 (0) 61 54 – 60Ausgabe 39 5-45 / Fax: -10zu lesen:

Lucy’s Rausch ist erhältlich im Pressehandel, in Buch& Hanfshops und im Versand über www.collection-inner-light.de

Im Juni 2014 wäre Amendt 75 Jahre alt geworden.

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Christian Rätsch:

Garuda

Aquarell, 48 cm × 36 cm, 2014

TEXT

Claudia Müller-Ebeling

Frontal fixiert uns ein Wesen mit roten Augen aus einer überirdisch kristallinen Welt. Ein Raubvogel mit spitz gekrümmtem Schnabel, Augenbrauen, Hörnern und Federhaube. Wer Thangkas kennt, die (keineswegs nur buddhistischen) Rollbilder aus dem Himalaya, ist auf dem richtigen Kurs: inhaltlich und stilistisch. Das leuchtend farbige Aquarell zieht uns in die visionäre Welt zu Garuda, dem mythischen Göttervogel, der das Gift der Schlangen neutralisiert. Er ist das Reittier des Hindugottes Vishnu und ein mächtiger Hilfsgeist der Schamanen. Garuda, der Schlangenkämpfer, verbindet die drei schamanischen Welten: die Unterwasser-Unterwelt, die mittlere Welt der Menschen, Tiere, Pflanzen und Mineralien und die Oberwelt der Raubvögel, Wolken, Gestirne, Göttinnen und Götter. Wie auf Thangkas ist am unteren Bildrand die Horizontlinie zwischen Wasser und Himmel mit der Shankha-Schnecke Vishnus dargestellt – mit Sonnenstrahlen und blauen Linien, die an Wellen und Kristalle erinnern. Die amorphen braun-roten Gebilde bezeugen Adlerholz. Der kostbare, wohlriechende Duftstoff betört Garuda und seine Artgenossen und beschwört ihre Gegenwart in seltenen schamanischen Heilritualen. Christian Rätsch, der Schöpfer des ausdrucksstarken Aquarells, empfing die schutzkräftige Gegenwart Garudas in einer Meditation im morgendlichen Sonnenlicht. Klar schwebte der Göttervogel aus unsichtbaren Dimensionen in den Geist des Forschers und Autors, der sich seit nahezu vierzig Jahren intensiv mit der mythischen Welt von Nepal beschäftigt; das Land ist die Heimat vieler Himalaya-Achttausender und ein kulturell vielfältiger, fruchtbarer und toleranter Schmelztiegel von Schamanismus, Hinduismus und Buddhismus. Die Vision inspirierte den bekannten Ethnopharmakologen zu einem Garuda-Triptychon, von dem dieses das dritte und letzte Bild ist. Christian Rätsch: www.christian-raetsch.de

www.facebook.com/raetsch.muellerebeling


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«Es muss

phantastisch sein» Ein Interview mit dem Künstler Steve Stoned

TEXT:

Markus Berger

Steve Stoned ist all jenen ein Begriff, die sich für die Hanfszene interessieren, entwirft und designt, zeichnet und illustriert der Künstler doch bereits seit über zwanzig Jahren Magazine, Bücher, Postkarten und vieles andere mehr. Steve Stoned heißt eigentlich Stefan Theurer, wohnt auf der Schwäbischen Alb und ist als freischaffender Künstler und Grafikdesigner tätig. Neben seinen berühmten und ebenso beliebten Comics, die er unter dem Pseudonym Steve Stoned produziert, schafft der 52-Jährige eine phantastische Kunst mit eindeutig psychedelischen und psychonautischen Einflüssen. Im Lauf der Jahre hat er in dieser Sparte viele Bilder und Motive gestaltet. Für unser Magazin zeichnet Steve unser Maskottchen Lucy. Über sie und über seine Arbeit haben wir mit Steve Stoned gesprochen.

Die

Die psychedelische Bewegung kennt dich aus Büchern, Hanf-Magazinen und als psychonautischen Zeichner, Maler und Designer. Erzähl uns doch etwas über den Künstler Steve Stoned. Wie lange bist du schon dabei, was hat dich inspiriert? Steve: Ich bin seit 25 Jahren freiberuflicher Grafikdesigner und Illustrator und gestalte Bücher, Zeitschriften, Poster, Spiele, Flyer und so weiter. Die Stekompletten Artikel sind in der ve-Stoned-Geschichten gedruckten Ausgabe zu lesen: sind erstmals in den ist erhältlich im Pressehandel, inNeunzigerjahren Buch- & Hanfshops entstanden und im– und Versand zwar über für das

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« E S M U S S P H A N TA S T I S C H S E I N »

Phantastische Bildwelten sind neben den Comics ein weiteres Markenzeichen des Künstlers.

Den Healer hat Steve Stoned zum 60. Jahrestag des LSD gemalt.

Hanf!-Magazin, das zu dieser Zeit in Freiburg produ- Zuletzt hast du ja auch wieder Papers designt, ziert wurde. Ich wollte damals schon länger Comics stimmt‘s? Gib uns doch mal einen Überblick machen und habe dem Redaktionsteam einfach mal über deine Arbeiten für die psychonautische eine Story geschickt. Daraufhin wurde ich gleich in Szene. die Redaktion eingeladen, und die Sache war klar. Genau, Paperdesigns mache ich auch immer wieder, Von da an, also ab 1996, erschien ein Steve-Sto- ebenso wie Designs für Filtertips, Feuerzeuge, ned-Comic nach dem anderen. Aus diesem Job T-Shirts, Poster und so weiter. Dafür verwende ich wurde dann nach und nach immer mehr. So habe entweder neue Motive oder ich übernehme ein ich zum Beispiel für den Nachtschatten Verlag Post- bestehendes Artwork und adaptiere es. Dann ist vor kartenmotive entworfen, das Kifferlexikon illustriert ein paar Jahren das und so weiter. Kiffer- bzw. GrowerSpiel Grow a Million auf den Markt gekomGibt es denn eigentlich eine Sammlung deiner men. Dieses habe ich Steve-Stoned-Comics in Buchform? Nein, leider nicht, aber so ein Projekt könnte ich mir ebenfalls illustrier t sehr gut vorstellen. Ich habe viel gemacht, da ist im und designt. Das war Lauf der Jahre wirklich einiges zusammengekom- schon eine Herausformen. Leider sind die Arbeiten bislang nur verstreut derung, aber ich habe erschienen – meist One-Pager (einseitige Comic- auf dem Gebiet zum Strips), oder auch mal zwei Seiten, die ganzen Post- Glück ein bisschen karten, Poster, Designs und all das. Für eine schöne Erfahrung, weil ich Übersicht und Kollektion meiner Artworks würde auch schon Puzzles sich ein Sammelband in der Tat anbieten. Wenn und Wimmelbilder gestaltet habe. Ich habe außerman dann noch meine phantastische Kunst dazu dem für diverse Headshops das Design und die Cornimmt, könnte das sogar ein richtig dickes Buch porate Identity realisiert. Für Roots 21 in der Schweiz werden. zum Beispiel hab ich von A bis Z alles gemacht: das


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Logo, die Website, das Briefpapier und das Ladendesign. Dann habe ich Labels von verschiedenen Absinthe-Marken entworfen, zum Beispiel für die Absinthe-Bar Die Grüne Fee in Solothurn. Und hast du nicht auch die durch das Heft führenden Figuren für den Ableger des Mushroom Magazins, das neue Hanfmagazin Hemp Five, entworfen? Ja, ganz genau, das war eine recht kurzfristige Geschichte, die schnell realisiert werden musste. Aber Charaktere zu entwerfen, ist für mich eigentlich kein Problem, das ging mir gut von der Hand. Ist auch ein schönes Heft geworden.

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Gelegenheit dazu, weil immer wieder neue Anfragen in diese Richtung kamen. Das ist schon ganz gut für mich, denn Karikaturen kann nicht jeder live und schnell zeichnen, das ist ein kleiner Markt mit wenig Konkurrenz. Da bin ich als freischaffender Künstler natürlich froh um diese Einnahmequelle. Und ich habe aus der Szene ja schon einige Leute gezeichnet, Ralph Metzner zum Beispiel, Roger Liggenstorfer und Arno Adelaars – und dich!

Du entwirfst ja auch unser Magazin-Maskottchen Lucy. Das wird wohl ebenfalls ein Steve-Stoned-Projekt, das sich im Lauf der Zeit entwickelt. Was wird uns da erwarten? Und woher nimmst du deine Inhalte für die Storys? Ich kann in diese Figur und ihre Geschichten alles Lass uns noch kurz über deine Arbeit als einfließen lassen, was ich in den letzten 50 Jahren Karikaturist sprechen. Beeindruckend, wie du beobachten und an Einsichten gewinnen konnte – innerhalb von 5 bis 10 Minuten die Charakterauch meine spirituellen und magischen Erlebnisse, züge der Leute originalgetreu zu Papier die Bücher, die ich gelesen habe, die Erfahrungen, bringst. Da hast du eine echte Gabe. Das mache ich seit etwa 14 Jahren. Damals hatte die ich machen durfte – und es muss selbstvereine Firma aus der Schweiz mich angefragt, ob ich ständlich phantastisch sein! Lucy ist natürlich eine auch Karikaturen live auf einer Messe zeichnen Psychonautin, wie sie immer so in den anderen Welwürde. Ich hatte da zwar keine Erfahrung, dachte ten umherschwebt und gerne mal ein bisschen Die kompletten sind in der überdreht gedruckten Ausgabe zu und lesen: mir aber: «No risk, no fun»,Artikel und sagte zu. Ich musste abfährt. Witzig soll es sein, ein wenig allerdings erst einiges ist erhältlich lernen, aber im Pressehandel, ich hatte die inschräg Buch-und & Hanfshops gaga. Klar, und das muss im Versand schon drin über sein.

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Links: Steve Stoneds Interpretation des modernen Psychonauten, rechts: Purple Haze – der kiffende Jimi Hendrix.

Trotzdem soll Lucy mit ihren Erlebnissen auch immer einen Erkenntnisgewinn haben – das gehört ja auch zur crazy Psychedelik dazu, sie darf einen spirituellen Hintergrund haben, einen Sinn erfüllen. Aber das schließt sich keineswegs aus, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Und welche Gags am Ende rund um die Lucy-Figur entstehen, das muss ich jetzt erst mal sehen – da kann ich mich selber noch überraschen. Ich denke, das hat Potenzial, da wird mir sicher noch einiges einfallen. Was war für Dich die Inspiration, die unserer Lucy-Figur ihre aktuelle Gestalt verliehen hat? Es gab da so ein Erlebnis auf der Pan-O-Rama-Party auf La Gomera. Da haben wir schön gefeiert – und dann war da sogar ein Mädel, deren zweiter Vorname Lucy war, und die hat mir letztlich als Vorlage gedient, zumindest zum Teil. Natürlich setzt sich Lucys Charakter aus mehreren Frauen zusammen, die ich im Laufe meines Lebens kennengelernt habe, manche davon mit spirituellen Begabungen, magischen Kräften oder einem Bezug zur schamanischen Weltsicht; das hat mein persönliches Bild von Lucy mitgeprägt. Jedenfalls hat es auf dieser Party auf La Gomera dann schließlich Klick gemacht, und die Idee war geboren. Das war schon eine Inspiration

für die Lucy, die wir in euerm Magazin nach und nach kennenlernen werden. Und das wird spannend, denn Lucy selbst hat natürlich magische Kräfte, die sie mit Hilfe von diversen Mitteln immer noch mal um ein Vielfaches verstärken kann – ein wahrhaft übersinnliches Mädel! Hast du denn schon Ideen für erste Stories? Wer weiß? Lucy kann ja schließlich alles, deshalb gibt es auch keine Grenzen. Lucy kann zwischen den Dimensionen hin und her switchen, um die ganze Welt reisen, durchs Universum fliegen … alles ist möglich! Was sie nun als Nächstes erleben wird, ist noch am Entstehen – ich will noch nicht zu viel Konkretes verraten. Lassen wir uns alle überraschen!

STEVE STONEDS phantastische Kunst gibt es als hochwertigen Digitaldruck auf Leinwand und Keilrahmen, Anfragen direkt beim Künstler. www.stoned-design.de www.phantastic-design.de www.karikatur-schnellzeichner.de


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Der Duft der Erlösung

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Dieser Comic-Strip entstand im Jahr 2000 anlässlich der von Steve Stoned und Roger Liggenstorfer initiierten Ausstellung «Canna-Comic» im Rahmen der Hanfmesse Cannatrade in Bern als Gemeinschaftswerk von fünf Zeichnern: Steve Stoned zeichnete das erste Bild und schickte es an YvanArt weiter, danach kam der Comic zu Zufi und zuletzt über Gerhard Seyfried zu Gilbert Shelton, dem Schöpfer der «Freak Brothers».


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Cannabis und Cannabinoid-Medizin Zum Stand der medizinischen Versorgung in Deutschland 2015

TEXT:

Fra n j o G rote n h e r m e n

In Deutschland können heute einige Medikamente heiten sind allerdings noch nicht bekannt. Die zu auf Cannabisbasis auf einem Betäubungsmittelre- erwartenden Änderungen werden in der kommenzept verschrieben werden. Zudem besteht die Mög- den Ausgabe näher vorgestellt. lichkeit einer Ausnahmegenehmigung zur Verwendung von Cannabisblüten aus der Apotheke. Verschreibung mit BTM-Rezept Fertigarzneimittel Anfang Februar 2015 hat die Bundesregie- mit den Wirkstoffen Nabilon (Cesamet®) und Drorung Erleichterungen bei der medizinischen Ver- nabinol (Marinol®) sind in den USA und Großbritanwendung von Cannabisprodukten angekündigt, nien sowie anderen Ländern im Verkehr und können insbesondere im Hinblick auf die Kostenübernahme auf Grundlage von § 73 Abs. 3 Arzneimittelgesetz durch die Krankenkassen. Das Gesetz soll noch in (AMG) auch in Deutschland rezeptiert werden. Die diesem Jahr verabschiedet werden, genaue Einzel- Kosten für das Fertigarzneimittel Marinol ® sind

Cannabis – die sanfte und wirkungsvolle Medizinalpflanze. FOTO: MB


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jedoch höher als die für Rezepturarzneimittel, die Dronabinol enthalten. Grundsätzlich können Ärzte aller Fachrichtungen – ohne besondere Zusatzqualifikation – Dronabinol (als Fertig- sowie als Rezepturarzneimittel), Nabilon und den Cannabisextrakt Sativex im Rahmen eines individuellen Heilversuchs auch außerhalb der zugelassenen Indikationen (Off-Label) verordnen, wenn sich Arzt und Patient davon einen Nutzen versprechen. Eine Off-Label-Behandlung mit Cannabismedikamenten wird in der Praxis allerdings dadurch erschwert, dass die gesetzlichen Krankenkassen eine Kostenübernahme meist ablehnen.

Dronabinol und Sativex Das weltweit einzige Dronabinol-Fertigpräparat ist das in den USA zugelassene Marinol. Es wird als weiche, runde Gelatinekapsel geliefert, die 2,5 mg, 5 mg oder 10 mg synthetisch hergestelltes Dronabinol enthält. Die Firmen THC Pharm und Bionorica Ethics stellen Dronabinol her, das Apotheken zur Herstellung von Kapseln oder Tropfen erwerben können und das wesentlich preiswerter ist als Marinol. Deshalb kommt in Deutschland und Österreich überwiegend Dronabinol als Rezepturarzneimittel zum Einsatz und nicht das Fertigpräparat Marinol. Sativex enthält Dronabinol und Cannabidiol (CBD) in einem Verhältnis von etwa 1 : 1. Es handelt sich um ein Spray zur Anwendung in der Mundhöhle. Ein Sprühstoß enthält 2,7 mg Dronabinol und 2,5 mg CBD. Das Präparat wird angewendet als Zusatzbehandlung für eine Verbesserung von Symptomen bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Spastik aufgrund von Multipler Sklerose (MS), die nicht angemessen auf eine andere antispastische Arzneimitteltherapie angesprochen haben und die eine klinisch erhebliche Verbesserung der mit der Spastik verbundenen Symptome während eines Anfangstherapieversuchs aufzeigen. Die Fachinformation für Sativex kann von der ACM-Internetseite heruntergeladen werden: http://www.cannabis-med.org/ german/sativex.pdf. Dronabinol und Sativex können bei jedem Krankheitszustand rezeptiert werden, bei dem sich der Arzt einen Therapieerfolg verspricht. Die Krankenkassen sind aber nur zur Kostenübernahme verpflichtet, wenn Sativex bei der zugelassenen Indikation verwendet wird. Dosierung Die Ansprechbarkeit für Dronabinol variiert stark. Daher ist die Ermittlung der besten individuellen Dosierung wichtig. Wenn möglich, sollte

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zur Vermeidung von Nebenwirkungen und zur Ermittlung der wirksamen Dosis eine einschleichende Dosierung erfolgen. Begonnen werden kann beispielsweise mit 2 × 2,5 mg pro Tag. Verschreibung Jeder niedergelassene Arzt kann in Deutschland Dronabinol verschreiben. Die Verordnungshöchstmenge für Dronabinol beträgt 500 mg Dronabinol in 30 Tagen, für Dronabinol in Sativex 1000 mg in 30 Tagen. Wie bei anderen Betäubungsmitteln kann diese Verordnungshöchstmenge bei einer entsprechenden Begründung auch überschritten werden. Drei Beispiele für eine Rezeptierung von Dronabinol durch den Arzt 1. Ölige Dronabinoltropfen 2,5 %, 10 ml (entsprechen 250 mg Dronabinol), Dosierung einschleichend beginnen mit 2 × 3 Tropfen (2 × 2,5 mg). 2. 100 Kapseln à 2,5 mg Dronabinol (entsprechen 250 mg Dronabinol), 2 – 3 × 1 Kapsel tgl. 3. 10 ml Dronabinol 5% in Ethanol 96% (entsprechen 500 mg Dronabinol), Dosierung gemäß schriftlicher Gebrauchsanweisung. Unterstützung bei Fragen zur Verschreibung von Dronabinol geben neben der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) auch die beiden deutschen Hersteller. Die Behandlung mit Sativex muss von einem Arzt mit Fachwissen über multiple Sklerose begonnen und überwacht werden. Kosten 500 mg Dronabinol von THC Pharm oder Bionorica Ethics kosten etwa 400 Euro. Die kleinste Packung Sativex mit drei 10-Milliliter-Fläschchen kostet 314 Euro. Kostenübernahme Die rechtliche Lage zur Erstattungsfähigkeit von Dronabinol ist strittig. Dronabinol ist in Deutschland zwar rezeptierfähig, aber arzneimittelrechtlich nicht zugelassen. Aus diesem Grund sind die Krankenkassen nur in Ausnahmefällen zur Kostenübernahme verpflichtet. Die Behandlungskosten werden von einigen Kassen erstattet, von anderen nicht. Patient oder Arzt sollten vor einer Verschreibung Kontakt mit der Kasse aufnehmen und die Frage der Kostenübernahme klären. Am 6. Dezember 2005 hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass bei einer «lebensbedrohlichen oder regelmäßig tödlichen Erkrankung» die Kosten einer Behandlung erstattet


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CANNABIS UND CANNABINOID-MEDIZIN

werden müssen, wenn «eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf Heilung oder auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf besteht» (1 BvR 347/98). Das Bundessozialgericht hat in einem Urteil vom 13. Oktober 2010 präzisiert, dass die Verordnung eines Medikaments bei regelmäßig tödlichen Erkrankungen nur dann von den Krankenkassen erstattet werden muss, wenn es den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann. Das Bundessozialgericht stellte klar, das Urteil des Bundesverfassungsgerichts beziehe sich nicht auf die Verbesserung der Lebensqualität. Nur bei einer Aussicht auf Heilung könne die Krankenkasse eine Behandlung nicht wegen Fehlens wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit verweigern (Az.: B 6 KA 48/09 R).

Behandlung mit Ausnahmeerlaubnis Das deutsche Betäubungsmittelgesetz erlaubt die Verwendung von illegalen Drogen nur zu «wissenschaftlichen oder anderen, im öffentlichen Interesse liegenden Zwecken». Eine solche Genehmigung erteilt die Bundesopiumstelle beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn. Im Jahr 2007 wurden die ersten Anträge von Patienten auf eine Ausnahmegenehmigung für eine medizinische Verwendung von Cannabis genehmigt, nachdem die Bundesopiumstelle durch ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts dazu gezwungen worden war. Ende 2011 gab es in Deutschland etwa 65 Patienten mit einer solchen Ausnahmeerlaubnis, Ende 2014 etwa 350. Anforderungen an eine Genehmigung Das BfArM hat ein Merkblatt sowie Formulare auf seine Internetseite gesetzt, aus denen die Anforderungen an eine Ausnahmegenehmigung hervorgehen: www.bfarm.de Bundes opiumstelle Betäubungsmittel Erlaubnis Formulare - Betäubungsmittel Formblätter für Erlaubnisanträge gemäß § 3 BtMG Ausnahmeerlaubnis zum Erwerb von Cannabis zur Anwendung im Rahmen einer medizinisch betreuten und begleiteten Selbsttherapie. Der wichtigste Punkt bei der Antragstellung ist die Beschei-

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nigung eines Arztes, in der er feststellt, dass «eine Behandlung mit Cannabis erforderlich ist». Es reicht kein vager Hinweis auf die Wirksamkeit von Cannabisprodukten bei dem Pa tienten. Es gibt keine Liste von Erkrankungen oder Symptomen, bei denen eine Erlaubnis grundsätzlich gewährt wird, sondern es handelt sich immer um eine Einzelfallentscheidung, bei der die Stellungnahme des behandelnden Arztes eine zentrale Rolle spielt. Mit dem formlosen Antrag sind einzureichen: 1. ein aussagekräftiger Arztbericht; 2. Angaben des Arztes zur Dosierung des beantragten Betäubungsmittels; 3. eine Erklärung für die Einhaltung der betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften; 4. eine Kopie des Personalausweises des Patienten und des für den Betäubungsmittelverkehr Verantwortlichen (der Verantwortliche ist meistens der Patient); 5. eine Erklärung des Antragstellers, wie das Betäubungsmittel vor dem unberechtigten Zugriff Dritter geschützt werden soll. Die Bundesopiumstelle weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass viele Ärzte und Patienten übertriebene Vorstellungen von den Anforderungen an eine solche Ausnahmegenehmigung sowie vom Umfang und Inhalt der beizufügenden ärztlichen Stellungnahme haben. Oft reicht ein Arztbericht mit einem Umfang von nicht mehr als

Das Betäubungsmittelgesetz erlaubt die Verwendung illegaler Drogen zu wissenschaftlichen Zwecken. einer Seite aus. Besonders wichtig ist es, darzulegen, dass andere Medikamente bzw. Therapieverfahren, soweit für die entsprechende Indikation vorhanden, versucht wurden, jedoch entweder nicht ausreichend wirksam waren oder zu starke Nebenwirkungen verursacht haben. Inhalt des Arztberichts Der Arztbericht soll folgende Angaben enthalten: 1. Differenzierte Darstellung des Krankheitsbildes und der aktuell bestehenden Symptomatik (z. B. «chronisches Schmerzsyndrom mit Darstellung der unterschiedlichen


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Dosierungsangaben durch den Arzt Auf dem Formular «Erklärung des betreuenden/begleitenden Arztes» ist der Arzt verpflichtet, Angaben zur Dosierung zu machen. Die notwendige Dosierung variiert sehr stark zwischen verschiedenen Patienten. Sofern der Patient Erfahrungen mit der Verwendung von Cannabis hat, kann diese Erfahrung Grundlage für

Cannabisextrakt und Cannabisblüten sind für viele Patienten nicht erschwinglich. die Dosierung sein. Soweit keine Erfahrungen vorliegen, sollte von einer Tagesdosis zwischen 0,2 und 0,4 Gramm Cannabisblüten ausgegangen werden. Die Dosis kann zu einem späteren Zeitpunkt erhöht oder gesenkt werden. Die Bundesopiumstelle hat nach unserer Kenntnis Tagesdosen für Cannabis zwischen 0,2 und 5 Gramm akzeptiert und genehmigt. Eine mögliche Dosierung kann daher beispielsweise so aussehen:

Botanische Tafel des Kulturhanfs Cannabis sativa.

Medizinal-Cannabisblüten (Sorte Bedrocan): Inhalation, Einzeldosis: 0,2 bis 0,3 Gramm, maximale Tagesdosis: 2 Gramm. Aus dieser Dosisanweisung ergibt sich ein 4-Wochen-Bedarf von 56 Gramm.

Schmerzkomponenten» oder «Multiple Sklerose mit therapieresistenter schmerzhafter Spastik»). 2. Angabe der bisher durchgeführten medikamen- Kosten Der Cannabis aus der Apotheke muss vom tösen Therapie (inklusive Angaben zur Dosierung Patienten selbst bezahlt werden. Ein Gramm kostet und Anwendungsdauer). Angaben dazu, aus wel- in Deutschland etwa 15 bis 25 EUR, je nach Gebühchem Grund eine Therapie nicht weitergeführt ren der Apotheke. Er wird im Allgemeinen in Einheiwurde (z. B. nicht ausreichende/fehlende Wirksam- ten von fünf Gramm pro Verpackung abgegeben. Es werden mehrere Sorten angeboten. Informatiokeit und/oder nicht zumutbare Nebenwirkungen). 3. Darstellung des sogenannten Compliance-Ver- nen zum THC- und CBD-Gehalt enthalten die Forhaltens des Patienten (mit Compliance ist die mulare des BfArM. Meistens ist THC der therapeuZuverlässigkeit des Patienten beim Umgang mit tisch wichtigste Inhaltsstoff; die Sorte Bedrocan Medikamenten gemeint). (höchster THC-Gehalt) sollte bevorzugt werden, da 4. Eine Erklärung, dass zur Behandlung der der Käufer hier das meiste THC für den verlangten Erkrankung bzw. der vorliegenden Symptomatik Preis erhält. keine vergleichbar geeigneten Therapiealternativen vorliegen und/oder nicht zur Verfügung stehen. Erlaubnis für einen Extrakt oder Blüten Das 5. Vorlage einer patientenbezogenen BfArM hat bisher nur Ausnahmegenehmigungen für Risiko-Nutzen-Einschätzung bezüglich der Anwen- die Verwendung von Cannabisblüten, die aus den dung von Cannabis. Ein Satz reicht. Niederlanden importiert werden, oder für einen aus Eine Anleitung findet sich auf der deutschen Inter- diesen Blüten hergestellten Cannabisextrakt erteilt. Die kompletten Artikel sind Direktin der Im gedruckten zu lesen: netseite der IACM: www.cannabis-med.org. entsprechendenAusgabe Urteil des Bundesverwaltungslink: http://is.gd/c92Htz. jedoch,und dassim «insbesondere ist erhältlich im Pressehandel, ingerichts Buch- &steht Hanfshops Versand überbei

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Kostengünstiger als MedizinalCannabisblüten von Bedrocan wäre für Patienten die Erlaubnis zum Eigenanbau. FOTO: FOTOLIA

Cannabis» die Erlaubnis zum Eigenanbau in Frage komme. Konkret heißt es im Urteil: «Die Entscheidung, einem Patienten den Erwerb oder, was insbesondere bei Cannabis in Betracht kommt, etwa den Anbau zu gestatten, bleibt stets eine Einzelfallentscheidung.» Cannabisextrakt und Cannabisblüten sind für viele Patienten nicht erschwinglich. Kostengünstiger wäre eine Erlaubnis zum Anbau von Cannabis für den eigenen medizinischen Bedarf. Die ACM unterstützt einige Patienten, die das Recht auf den Cannabis-Eigenanbau vor den Verwaltungsgerich-

0,1 bis 2% der Bevölkerung verwenden Cannabis aus medizinischen Gründen oder würden es verwenden, wenn dies möglich wäre. ten durchsetzen wollen, durch Finanzierung der Gerichtskosten. Das Verwaltungsgericht Köln hat im Juni 2014 drei Patienten grundsätzlich das Recht auf einen Eigenanbau zugestanden. Das BfArM hat allerdings im Namen der Bundesregierung Berufung gegen das Urteil eingelegt. Die ACM rechnet damit, dass diese Frage nicht vor 2016 vor dem Bundesverwaltungsgericht geklärt wird. Erst wenn der erste Patient das Recht auf Eigenanbau erklagt hat, ist es sinnvoll, dass andere Patienten entsprechende Anträge stellen. Ansonsten wird der Antrag abgelehnt, und es müssen entsprechende Gebühren für die Antragsbearbeitung bezahlt werden.

Bedarf an Medikamenten auf Cannabisbasis Es liegen keine zuverlässigen Schätzungen zur Zahl der Patienten in Deutschland vor, die Cannabisprodukte aus medizinischen Gründen verwenden bzw. von einer Verwendung profitieren würden. Es existieren jedoch einige Daten zur Verwendung von Medikamenten auf Cannabisbasis aus anderen Ländern, die eine Abschätzung der Größenordnung des Bedarfs ermöglichen: Dronabinol und Nabilon. Gemäß Insight Health (www.insight-health.de) wurden im Jahr 2013 insgesamt 10 800 Einheiten Dronabinol mit einem Gesamtwert von 1,3 Mio. Euro abgegeben. Diese Daten liegen vermutlich etwas höher, da weitgehend nur der Großhandel berücksichtigt wird und Dronabinol vom Hersteller direkt an die Apotheken geliefert wird. Unter der Annahme eines Umsatzes im Gesamtwert von 2 Millionen Euro und bei einem Abgabepreis an die Apotheken von 90 € für 250 mg wurden von den beiden Herstellern in Deutschland (THC Pharm und Bionorica Ethics) etwa 5,5 kg an deutsche Apotheken abgegeben (Nabilon kommt wegen seines höheren Preises nur selten zum Einsatz). Bei einem angenommenen Tagesbedarf von 15 mg Dronabinol benötigt ein Patient jährlich etwa fünf Gramm Dronabinol, sodass gemäß dieser Annahme mit 5,5 kg Dronabinol etwa 1100 Patienten kontinuierlich versorgt werden können. Die Kosten der Behandlung werden durch die Krankenkassen nur selten erstattet, da Dronabinol in Deutschland arzneimittelrechtlich nicht zugelassen ist und keine Erstattungspflicht besteht.


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Sativex. Seit 2011 ist in Deutschland der Cannabisextrakt Sativex (Hersteller: GW Pharmaceuticals, Vermarktung in Deutschland durch Almirall) für die Behandlung mittelschwerer bis schwerer Spastik bei erwachsenen Patienten mit Multipler Sklerose, bei denen andere Behandlungsverfahren nicht ausreichend wirksam sind, arzneimittelrechtlich zugelassen. Nur für diese Indikation sind die Krankenkassen zu einer Kostenübernahme verpflichtet. Gemäß Insight Health wurden im Jahr 2013 insgesamt 16 200 Einheiten verkauft. Eine Einheit enthält 810 mg Dronabinol. Bei durchschnittlich 1350 verkauften Einheiten im Monat und einem Tagesbedarf von 15 mg Dronabinol (THC) wurden 2013 demnach insgesamt 2430 Patienten mit Sativex behandelt. Cannabis. In Kanada, den Niederlanden, Israel und 20 Staaten der USA ist die medizinische Verwendung von Cannabis mit einer ärztlichen Empfehlung bzw. Verordnung erlaubt. In Kanada (Einwohnerzahl: 33 Millionen) besaßen im Dezember 2013 37 884 Personen eine Erlaubnis zum Besitz von Cannabis für medizinische Zwecke, 24 990 Personen verfügten über eine Erlaubnis zum Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke für sich selbst und 3896 eine Erlaubnis für den Anbau für einen bestimmten Patienten.1 Demnach besaßen 0,115 % der Bevölkerung oder 1150 von 1 Million eine Erlaubnis zum Besitz von Cannabis für medizinische Zwecke; für die Zukunft wird eine deutliche Steigerung der Patientenzahl erwartet. Am 1. Oktober 2013 begann Kanada einem neuen Gesetz folgend mit dem Aufbau einer kontrollierten, privaten medizinischen CannabisIndustrie, die laut Prognose innerhalb von 10 Jahren 1 Milliarde kanadische Dollar umsetzen wird (Time Magazine vom 2. Oktober 2013). Nach einer Veröffentlichung im International Journal of Drug Policy vom Januar 2015 rechnet man langfristig mit etwa 500 000 Kanadiern, die Cannabis zu medizinischen Zwecken verwenden dürfen.2 Das entspricht 1,5 % der Bevölkerung. In Israel waren es im Jahr 2013 über 12 000 Patienten, die Cannabis zu medizinischen Zwecken verwenden durften (bei einer Einwohnerzahl von

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8 Millionen). 3 Dies entspricht 0,15 % der Bevölkerung. Für die kommenden Jahre erwartet man eine Gesamtzahl von 40 000 Patienten oder 0,5 % der Bevölkerung. In den Vereinigten Staaten dürfen im Staat Oregon 69 865 Personen Cannabis für medizinische Zwecke besitzen (Stand: 1. Januar 2015).4 Dies entspricht bei einer Einwohnerzahl von 3,4 Millionen etwa 2,0 % der Bevölkerung oder 20 000 von 1 Million. Demnach verwenden also etwa 0,1 bis 2 Prozent der Bevölkerung Cannabis aus medizinischen Gründen oder würden es verwenden, wenn dies möglich wäre, was für Deutschland 80 000 bis 1,6 Millionen Patienten entspricht. In Deutschland besitzen nur sehr wenige Patienten – etwa 380 (Stand: April 2015) – eine Ausnahmeerlaubnis für die Verwendung von Cannabisblüten aus der Apotheke.

FRANJO GROTENHERMEN, geboren 1957, ist Vorsitzender der 1997 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) und Initiator der 2000 gegründeten Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (IACM). Er ist Mitarbeiter des Kölner nova-Instituts und Autor einer Vielzahl von Publikationen zum therapeutischen Potenzial der Hanfpflanze und der Cannabinoide sowie international bekannter Experte, Berater und Gutachter zu pharmakologischen und toxikologischen Aspekten der Cannabinoide. www.cannabis-med.org

1 Kanadisches Gesundheitsministerium: Stakeholder Statistics. www.hc-sc.gc.ca/dhp-mps /marihuana/stat /index-eng.php 2 Fischer, B., Kuganesan, S., Room, R.: Medical Marijuana programs: Implications for cannabis control policy – Observations from Canada. Int. J. Drug Policy 2015; 26(1): 15-9. 3 IACM-Webseite: www.cannabis-med.org, Meldung: http://is.gd/4T5nYU 4 Oregon Department of Human Services. Oregon Medical Marijuana Program (OMMP). Website: http://public.health.oregon.gov, Statistics: http://is.gd/YdY5KU

Die kompletten Artikel sind in der gedruckten Ausgabe zu lesen:

Lucy’s Rausch ist erhältlich im Pressehandel, in Buch- & Hanfshops und im Versand über www.lucys-magazin.com oder als Abo mit Langzeitwirkung.


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Moderne Cannabiskonzentrate und die Dabbing-Kultur TEXT:

S t e f a n Tr e b e s

Seit Anfang des Jahrhunderts findet in den USA ti-Drogenbehörde DEA hat für Cannabiskonzeneine rasante Entwicklung des Konsums moderner trate einen eigenen Klassifizierungscode eingeführt. Cannabiskonzentrate bzw. -extrakte statt. Dieser Durch den Konzentrat-Boom entstand eine eigene neue Konsumtrend und Innovationsschub entstand Sprache (der Dabbing-Slang), eine eigene Mode nach der Legalisierung des medizinischen Can- (T-Shirts, Caps usw.) und man entwickelte spezielle nabis-Gebrauchs 1995 in Kalifornien und später Dabbing- und Extraktionsutensilien. auch in anderen Bundesstaaten. Über offizielle Verteilungsstellen (Dispensaries) können Inhaber einer Das Endocannabinoid-System (ECS) Medical Card hochpotente Cannabiskonzentrate, 2014 ist das fünfzigste Jahr seit der Entdeckung des Cannabis-Blüten (Buds, Flowers) sowie Cannabis- Cannabis-Hauptwirkstoffs THC durch den israeliGebäck /-Konfekt (Medibles, Kunstwort aus Medi- schen Biochemiker Raphael Mechoulam. Anfang der cinal und Edibles) erwerben. Nach der Legalisierung Neunzigerjahre gelang seinem Forscherteam an der in den Bundesstaaten Colorado und Washington Universität Jerusalem der Nachweis des körpereigeeröffneten Anfang 2014 die ersten Cannabis-Fach- nen Cannabinoids Anandamid. Kurz zuvor war mit geschäfte, welche die modernen Konzentrate über der Entdeckung der Cannabinoid-Rezeptoren CB -1 den medizinischen Gebrauch hinaus für Erwach- und CB -2 das System der körpereigenen Cannabisene zugänglich machen. noide beschrieben worden. , Das EndocannabinoidDas US-amerikanische High Times Magazine, System (ECS) ist an der physiologischen Regulation das seit Mitte der Siebzigerjahre als Fachblatt der (Homöo stase) vieler Körperfunktionen beteiligt, Cannabis-Kultur etabliert ist, spricht enthusiastisch entwicklungsgeschichtlich mehrere 100 Millionen von einem «neuen Zeitalter» der Cannabis-Extrakte, Jahre alt und schon bei wirbellosen Tieren wie einer «Konzentrat-Revolution». Selbst die US-An- Schnecken und Seesternen vorhanden.


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M O D E R N E C A N N A B I S KO N Z E N T R AT E U N D D I E DA B B I N G - K U LT U R

Insgesamt kennt man mittlerweile über 100 Phyto- wendung von Lösungsmit teln ergibt das cannabinoide; die meisten sind jedoch kaum Eiswasser-Extrak tionsverfahren ein reines Produkt erforscht. Die wichtigsten sind THC, CBD, CBG und (Ice-Water-Hash), das abhängig von der verwenCBN, wobei THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol) deten Siebgröße in der höchsten Qualität Fullund CBD (Cannabidiol) für die Cannabis-Hauptwir- Melt-Hash oder Bubble-Hash genannt wird. Ein kung verantwortlich sind. Aromastoffe wie die Ter- Nachteil dieser Methode ist der Verlust der Terpene, pene (oder Terpenoide) des ätherischen Öls der wodurch ein geruchsarmes Produkt entsteht. Bei Hanfpflanze können die Cannabinoid-Wirkung modi- der mechanischen Siebung, z. B. mit einem sogefizieren; der US-amerikanische Cannabisfachmann nannten Pollinator, bleiben die Terpene erhalten; Ed Rosenthal sieht die Terpene als eine Art Steuerrad, dieses Haschisch enthält aber mehr kleine Pflandas den Ausschlag für eine eher sedierende oder bele- zenbestandteile. bende Wirkung der Cannabinoide geben kann. Die beim Dabbing am meisten verwendeten Betacaryophyllen kommt in allen Hanfpflan- Ölkonzentrate werden mit Butangas als Lösungszen sowie auch in Gewürznelken, im schwarzen Pfef- mittel hergestellt und auf englisch BHO (Butan fer und vielen anderen Gewürzen vor und hat eine Hash / Honey Oil) genannt. Butangas ist ein entzündungshemmende Wirkung, welche über die Cannabinoid-Rezeptoren induziert wird. Limonen, das den Zitrusfrüchten ihr typisches Aroma verleiht, wirkt stimmungsaufhellend und ist bei Cannabis-

sativa-dominanten Hybriden (z. B. Lemon Skunk und Orange Bud) vertreten. Myrcen, das bei Cannabis-indica-Varietäten (z. B. Purple Kush) und im Hopfen vorkommt, verstärkt die sedierende Cannabinoid-Wirkung und ist zudem auch in der MangoFrucht enthalten; der Genuss von Mangos vor oder nach dem Cannabis-Konsum kann dessen Wirkung verstärken. Hanf und Mangobaum sind eine alte ethnobotanische Combo und beide der hinduistischen Gottheit Shiva geweiht – Bom shankar! Kurze Geschichte der Cannabiskonzentrate Neben der Handabrieb-Methode bei blühenden Pflanzen (Charas-Produktion) ist seit Jahrhunderten das Sieben der getrockneten Blütenstände als Methode zur Herstellung des traditionellen Cannabiskonzentrats Haschisch bekannt. Durch die Verwendung unterschiedlicher Siebgrößen und Nachsiebungen kann sehr reines, potentes Haschisch hergestellt werden. Für die modernen Haschischkonzentrate werden vor allem Cannabis-Hybridsorten verwendet, die besonders wirkungsvolle Extrakte liefern. Die Konzentrate werden in sogenannte Solventund Non-Solvent-Kategorien eingeteilt (Herstellung mit oder ohne Lösungsmittel). Ohne die Ver-

effizientes Extraktionsmittel, das sehr reine Cannabiskonzentrate ergibt, ohne Beimengung von Pflanzenteilen und ohne den grünen Blattfarbstoff Chlorophyll. Glass, Shatter, Wax und Budder sind Namen verschiedener BHO-Formen unterschiedlicher Konsistenz, Jelly ist eine Mischung aus BHO und Ice-Water-Haschisch. BHO-Extrakte können Wirkstoffkonzentrationen von 50 bis 90 Prozent aufweisen. Höhere Konzentrationen über 60 Prozent bringen jedoch einen Verlust der aromatischen Terpene mit sich und verändern die Wirksamkeit. Neben den traditionellen Flüssig-Extraktionsverfahren mit Lösungsmitteln wie. Ether oder Alkohol zur Haschisch-Öl-/ Tinktur-Herstellung (AHO, Alcohol Hash / Honey Oil) gibt es ein einfaches und effizientes Extraktionssystem unter Verwendung einer Alkohol-Lecithin-Lösung (Lecithol). Es ermöglicht Cannabis-Patienten die Herstellung von wasserlöslichen, potenten Tinkturen, welche sie beispielsweise sublingual einnehmen oder Getränken und Speisen beigeben können. Dabbing-Slang – eine Begriffsklärung Mit den amerikanischen Slang-Wörtern Dabbing oder Dunking bezeichnet man die Verdampfung und Inhalation der BHO-Konzentrate mit speziellen


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Utensilien. Mit dem Dabber, einem Glas- oder Metallstift, wird eine Portion HaschischĂśl an einen zuvor glĂźhend erhitzten Nagel aus Glas, Edelstahl oder Titan gehalten, das dann sofort verdampft und Ăźber die Pfeife inhaliert wird. Damit vom kostbaren

Der neueste Hype in den USA ist das Verdampfen der Ă–lkonzentrate. Ă–ldampf nichts verloren geht, wird vor der Inhalation eine Art offene Glaskugel (der Oil-Dome) Ăźber den erhitzten Nagel gestĂźlpt. Ein Dab oder mehrere Dabs bezeichnet die Konsumeinheit(en); das Gleiche gilt fĂźr das weniger gebräuchliche Glob. Analog zum amerikanischen Slang-Code 4:20 fĂźr Cannabiskonsum wurde 7:10 (umgekehrt gelesen OIL) der neue Dabbing-Code. Neudeutsch sagt man auch dabben (sprich ÂŤdäbbenÂť) zum HaschischĂśl-Konsum. Vor- und Nachteile moderner CannabisĂśle Ein groĂ&#x;er Vorteil der Verdampfung und Inhalation von CannabisĂślen ist, dass keine Verbrennungsprodukte und Schwebeteilchen entstehen, die Hustenreiz verursachen kĂśnnen und gesundheitsschädlich sind. Zusätzlich erreicht man pro Konsumeinheit eine hĂśhere Wirkstoffkonzentration, da keine Inhaltsstoffe verbrennen und man die Ă–le fast ohne Hustenreiz inhalieren kann. Insgesamt ist diese Konsumform fĂźr Patienten besser verträglich und zeigt eine hohe therapeutische Wirksamkeit. Zusätzlich bleiben bei sorgfältiger Herstellung die ebenfalls therapeutisch wirksamen Aromastoffe erhalten. Konkrete Gefahren kĂśnnen entstehen, wenn leicht entflammbare LĂśsungsmittel wie Ether, Alkohol oder Butangas verwendet werden. Neben Explosionen bei unprofessionellem Einsatz kĂśnnen LĂśsungsmittelrĂźckstände im Konzentrat gesundheitlich problematisch sein. Noch gefährlicher wird es bei kontaminier tem Ausgangsmaterial. Beispielsweisewerden bei pestizidbelastetem Cannabis die Verunreinigungen im Extrakt ebenfalls konzentriert.

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Vorbehalte bestehen auch wegen der Verwendung spezieller Glaspfeifen. Diese wecken Assoziationen zum Crack-Konsum und damit zu harten Drogen. Prohibitionisten wenden ein, dass beim KonzentratKonsum ein erhĂśhtes Abhängigkeitspotenzial bestĂźnde. HierfĂźr gibt es jedoch keine ernst zu nehmenden Hinweise. Aufklärung und ein offener Umgang mit diesem Phänomen sind angebracht. In niederländischen Coffeeshops findet sich ein stetig wachsendes Angebot an Ice-Water-Hash und BHO-Extrakten. Die durch Trocknung ausgehärteten BHOs, wie Shatter oder Wax, gelten als Haschisch, da CannabisĂśle juristisch als harte Drogen gelten. Die verschiedenen Konzentrate stehen Konsumenten in Spanien in den populären Cannabis-Social-Clubs zur VerfĂźgung. Ebenso sind sie zunehmend bei Patienten und Freizeitkonsumenten in den Niederlanden (Wietolie), in den deutschsprachigen sowie in anderen Ländern Europas beliebt. Genauere Daten zum CannabiskonzentratKonsum sind nicht verfĂźgbar, aufgrund der prohibitiven und ignoranten Drogenpolitik in Europa und weil standardisierte laborgetestete Konzentrate fehlen. Diese werden voraussichtlich zuerst aus den fortschrittlicheren USA kommen; dort ist in den Bundesstaaten Colorado und Washington inzwischen das Verdampfen der Ă–lkonzentrate in sogenannten Vape-Pens oder E-Zigaretten der neueste Hype und gilt als sozial akzeptierter HaschischĂślKonsum. Happy vaping!

STEFAN TREBES, Jahrgang 1959, ist deutscher Neurowissenschaftler und Psychopharmakologe. Er studierte in den Niederlanden Medizin und Psychologie und hat eine Ausnahmeerlaubnis fĂźr die Verwendung von medizinischen CannabisblĂźten. Trebes ist Mitglied von ECBS und SĂ„PT.

Quellen: Berger, M. :DUXP GLH 0DQJR KLJKHU PDFKW *URZ 0DJD]LQ 'DUPVWDGW +DQI 9HUODJ ü Berger, M. (2013): Dope = 'RSH" 1RSH *URZ 0DJD]LQ ü Bruining, W. +DQI KHLOW ,PPHQVWDGW 0RELZHOO 9HUODJ ü Clarke, R.C. (2000): Haschisch. 6RORWKXUQ 1DFKWVFKDWWHQ 9HUODJ ü Grotenhermen, F. und B. Reckendrees (2006/2012): Die Behandlung mit Cannabis und THC. Solothurn: 1DFKWVFKDWWHQ 9HUODJ ü Rätsch, C. (Q]\NORSŒGLH GHU SV\FKRDNWLYHQ 3IODQ]HQ $7 9HUODJ ü Rosenthal, E. (2013): Nachtschatten TV

Die kompletten Artikel sind in der gedruckten Ausgabe zu lesen:

1U 6RORWKXUQ 1DFKWVFKDWWHQ 9HUODJ ü High Times (2013): Dabs! Pot’s most powerful High. High Times Magazine 7/2013. New York: Trans

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ACM und SCM für Patienten Cannabis als Medizin ermöglichen!

In der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin - ACM haben sich Ärzte, Apotheker, Patienten, Juristen und andere Interessierte aus Deutschland und der Schweiz organisiert.

Menschenrechte achten!

Mitglieder erhalten kompetente Hilfestellung bei der Beantragung einer Ausnahmeerlaubnis nach §3 – BtMG zum Erwerb von Cannabisblüten aus der Apotheke.

Mitglieder unterstützen Mitglieder!

Straffreiheit für Patienten!

Beratung durch kompetente Fachleute!

Schluß mit Schwerstkranke nicht kriminalisieren!

Drangsalierung

Dokumente zum Download auf unserer Website

Anleitung für einen Antrag auf Ausnahmeerlaubnis Schritte zur legalen Verwendung von Cannabisprodukten Antragsformulare “Ausnahmeerlaubnis nach §3 - BtMG”

von Patienten!

Informationen zur ACM und SCM unter www.cannabis-med.org

Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin


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MEDIENTIPPS

Bewusstseinswelten und schamanische Weltsicht Mit der siebenbändigen Buchreihe Ökologie des Bewusstseins gibt Ralph Metzner, ein Kenner und Wegbereiter der psychedelischen Bewegung, eine grundlegende Einführung in die unterschiedlichen Bewusstseinswelten und die schamanische Weltsicht. Der profunde Kenner mystischer Disziplinen dieser Welt schildert auf wunderbare Weise den globalen und interkulturellen Charakter der schamanischen Weltsicht und vermittelt das Verständnis der Zusammenhänge unserer Welt(en) – für Menschen, die sich auf ein Leben im Einklang mit der geistigen Welt einlassen wollen. Zudem präsentiert Metzner von ihm selbst entwickelte Techniken für die Bewusstseinserweiterung und das spirituelle Wachstum, wie zum Beispiel die Alchemistische Divination, die auf der Erkenntnis der spirituellen Prinzipien aufbaut und damit eine zutiefst psychonautische Praxis darstellt.

Ralph Metzner Ökologie des Bewusstseins 7 Bände im Schuber, gesamt 941 Seiten, Format 14 × 21 cm, Nachtschatten Verlag, Solothurn 2015. ISBN: 978-3-03788-339-6.

LSD, Gehirn und Geist

Otto Hanus Das Gehirn, das

wir sind, obwohl es uns nicht gehört. LSD, Psychedelik, Geist, Gehirn und Kreativität, 240 Seiten, gebundene Ausgabe, Shaker Media, Aachen 2012. ISBN: 978-3-86858-773-9

Die psychedelische Erfahrung offenbart vielen Psychonauten ein offenes Geheimnis: die Einheit aller Wesen und Dinge. Otto Hanus hat sich intensive Gedanken darüb er gemacht und das Ergebnis in einem Buch verdichtet, in dem er per Gedankenexperiment die Einheit von Geist und Materie als Modell eines «zerebralen Universums» beschreibt. Ein Buch, das neue Denkmodelle proklamiert – auch für die Psychedelik. Erschienen im Selbstverlag des Autors, zu beziehen über den Nachtschatten Verlag.


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MEDIENTIPPS

D e r K la ss ik e r

Christian Rätsch Enzyklopädie

der psychoaktiven Pflanzen 944 Seiten, über 800 Abbildungen, Gebunden, Schutzumschlag. AT-Verlag, Aarau 2007 ISBN: 978-3-03800-352-6

DV D

Standardwerk für Drogenfreunde Das Buch des Ethnobotanikers fakten und vielem mehr; die kleiChristian Rätsch ist sicher das nen Monografien präsentieren die fundamentalste Werk der interna- weniger erforschten geistbewetionalen Forschung rund um genden Pflanzen oder Pilze in Rausch- und Ritualpflanzen. Der kompakter Form. Eine in ihrer VollAutor versammelt in seiner Enzy- ständigkeit kaum zu überbietende klopädie der psychoaktiven Pflan- Bibliografie und die Übersicht zu zen die wichtigsten Gewächse einzelnen Gattungen und Spezies inklusive Pilze und damit fast alle nach botanischer Systematik runbekannten Arten in großen und den das Standardwerk ab. kleinen Monografien. Er beschreibt Rätschs Enzyklopädie, die die Inhaltsstoffe ausführlich und mittlerweile auf Deutsch in der alphabetisch aufgelistet und 12. Auflage vorliegt, ist seit jeher schildert zudem die verschiede- für Botaniker, Ethnobotaniker, nen psychotropen Zubereitungen Pharmakologen, Volkskundler und interessierte Laien schlicht unverder Welt. Jede große Monografie ent- zichtbar. Eine Aktualisierung auf hält Informationen zu Botanik, den neuesten Wissensstand samt Nomenklatur, Anbau, Historie, der Integration neu entdeckter Inhaltsstoffen, medizinischer und psychoaktiver Pflanzen ist für psychoaktiver Nutzung, zu Arte- Ende 2016 geplant.

«Lucy» – Supergirl mit Superhirn

Die junge US-Studentin Lucy gerät in die Fänge eines kriminellen Kartells und wird als Drogenkurierin missbraucht. Die (fiktive) Substanz CPH4 ist ein Molekül, das schwangere Frauen in geringen Mengen produzieren, um die

Lebensfunktionen des heranreifenden Kindes in der Gebärmutter zu schützen und zu stärken. Synthetisches CPH4 soll nun die neue Droge auf dem Weltmarkt werden, und Lucy bekommt von den Mafiosi einen dicken Beutel davon operativ in den Bauch gepflanzt. Als der Beutel platzt, verteilt sich die Droge in einer enormen Überdosierung in ihrem Körper, und ihr Geist scheint förmlich zu explodieren; sie entwickelt schnell übermenschliche Fähigkeiten. Der Plot des Films basiert auf der Aussage, dass der Mensch

angeblich nur 10 Prozent seiner Gehirnkapazität nutzt. Trotz sehr viel Blut, Gewalt und knatternden Maschinenpistolen ist Lucy ein durchaus spannender ScienceFiction-Streifen mit Potenzial und einer psychonautischen Note. Lucy. Spielfilm. Regie: Luc Besson. Mit Scarlett Johansson, Morgan Freeman u.a. Frankreich 2014, 85 Min., E/d


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Kulturgeschichte der Drogen

Mike Jay High Society - Eine Kulturgeschichte der Drogen gebunden, 192 Seiten Primus Verlag, Darmstadt 2011 ISBN: 978-3-89678-858-0

Der Kulturhistoriker Mike Jay porträtiert in diesem Buch die bekanntesten psychoaktiven Drogen – unter anderem Haschisch, Tabak, Kaffee, Tee, Alkohol, Opium, Amphetamin, Betel, Benzol und Koka – und stellt insbesondere deren Geschichte in den Fokus. Dabei beleuchtet der Autor nicht nur die Entwicklung dieser Substanzen in einem indigenen Umfeld, sondern auch die Historie der Wissenschaft, die ja schon immer mit bewusstseinsverändernden Substanzen gearbeitet hat. Und natürlich geht es auch um die Entstehung des weltweiten «War on Drugs», des Kriegs gegen die Drogen, von dem Mike Jay ausführlich berichtet. Er zeigt, wie die Politik im Auftrag der Wirtschaft am Drogenkrieg festhält und gleichzeitig enorme Gewinne aus legalen wie illegalen Drogen zieht. Weitere Themen sind unter anderem: Drogen als Arznei und Medizin, Drogen als Statussymbol und Drogen als rituelle Stimulanzien.

Albert Hofmann und Ernst Jünger Wer tiefgründige und exzellent formulierte Gedanken liebt, der sollte sich den Briefwechsel anschauen, der von 1947 bis 1997 zwischen dem LSD-Entdecker Albert Hofmann und Ernst Jünger, dem Schriftsteller, stattgefunden hat. Das Buch «LSD» dokumentiert die per Post geführten Gespräche zweier hochgradig mystisch wie intellektuell veranlagter Freunde, die beide, jeder auf seine Weise, ein Stück Geschichte geschrieben haben. Da kommen dann Sätze zustande wie: «Nur unendliche Liebe, unendliche Freude, unendliches Vertrauen sind dem Wunder der Schöpfung und dem Mysterium ihres Schöpfers angemessen» (Albert Hofmann an Ernst Jünger). Ein Buch für alle, die Dialoge über psychedelische Erfahrungen lieben.

LSD. Albert Hofmann und Ernst Jünger. Der Briefwechsel 1947 bis 1997 202 Seiten, zahlreiche farbige Abb., kartonierter Einband. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach 2014, ISBN: 978-3-937384-99-3


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LIFESTYLE A RT W O R K Blotter vom Trip-Dealer

Psychonauten-Edelmerchandising Unter dem Label Acid Artworks produziert Ricardo Netto aus Solingen gehobene Accessoires für den Psychonauten, sozusagen ein kunsthandwerkliches Edel-Merchandising für Psychedelik-Enthusiasten.

Wenn das Päckchen vom Trip-Dealer kommt, dann bringt der Postbote zwar kein Acid ins Haus, wohl aber anspruchsvolle Kunstwerke für die Kommode, die Wand oder den Schreibtisch. Denn kunstvolle Blotter Sheets sind die Passion von Holger

Was verbindet dich mit der Ricardo Netto Psychonautik? Sie ist ein Selbstfindungsprozess und ein Mittel der Inspiration – zumal innere Reisen Sinnlichkeit, Lebensfreude und Naturverbundenheit oder auch Weltnähe mit sich bringen.

Jacobi aus Ense(D), der die Blotter-Art-Manufaktur betreibt. Standarddesigns gibt es zum Beispiel zu den Themen Dr. Albert Hofmann, Alice im Wunderland, opti-

Wie kamst du auf die Idee, Acid Artworks ins Leben zu rufen? Ich beschäftige mich seit der Entstehung meines Projekts Reliefguitars.de mit der Veredelung von Gitarren und kreiere Accessoires. Ich habe eine Affinität zu den kleinen Dingen, die unser Alltagsleben bereichern. Irgendwann habe ich angefangen, eigene T-Shirts zu gestalten und dafür nur beste Materialien zu verwenden, weil ich finde, dass es ein mangelndes Angebot gibt, gerade bei psychonautischen Motiven. Was für Produkte bietest du an? Mein Angebot umfasst kleine Serien von handgemachtem Schmuck und Accessoires, zum Beispiel eine Albert-Hofmann-Gürtelschnalle sowie Hoodies und T-Shirts. Ich habe viele psychedelische Motive im Angebot, die Auswahl erweitert sich stetig. Produkte wie Amulette, EdelstahlKaffeekocher und auf Wunsch Messer-Ätzungen werden dazukommen, auch wird es Premium-Kräutermühlen in verschiedenen Größen und Ausführungen geben. Die Realisierung von Kundenwünschen inspiriert mich.

sche Täuschungen, Rockstars, Kino, signierte Blotter Sheets und Postermotiven. Jacobi realisiert aber auch Motive, die sich seine Kunden auf einem Blotter Sheet wünschen. Die Sheets sind wie normale LSD-BlotterSheets auf dickem und perforiertem Blotterpapier gedruckt und sind eine wunderschöne Dekoration für psychonautische Lebensräume.

Infos: www.acidartworks.de

Info /Bestellung: www.trip-dealer.org

H A R D WA R E

Pilzmühlen für Psychonauten?

Das Cannabis-Business floriert und zuweilen gibt es im Angebot der Head- und Growshops auch Dinge, die man nicht wirklich braucht – ob nun Pin-ups auf Filtertipps oder Bongs im Penis-Style. Neu auf dem Markt ist auch der erste PilzGrinder der Geschichte. Dabei handelt es sich um eine Acrylmühle, die nur in der Mitte mit einer einzigen Reihe von Acryl-Klingenköpfen ausgestattet ist. So sollen die Pilze in gleichmäßig große Stücke gemahlen werden. Der Hersteller schreibt im PRText: «Keine Übelkeit nach dem Kauen – Leichtere

Einnahme – Gleiche Teile beim Aufteilen einer Portion ...» u.a. Wieso ein Pilz allerdings weniger Übelkeit verursachen soll, wenn man ihn in der Acrylmühle mahlt, anstatt ihn von Hand zu zerpflücken, bleibt fraglich. Auch die anderen Argumente können wir vergessen. Fazit: Der Pilz-Grinder ist ein nettes Accessoire für Leute, die schon alles haben. Vielleicht wäre das Gerät aber reizvoller, wenn es wenigstens aus wertigem Material hergestellt wäre. Infos zum Pilz-Grinder: www.magictruffles.com


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MUSIK

«Der DJ hat die Zügel in der Hand» Kaishi, Psy-Trance-DJ aus Hamburg Was bedeutet Psy Trance für dich? Kaishi: An erster Stelle immer noch super Partymusik, aber auch ein Gefühl von Lebensfreude und Freiheit. Ich liebe es, wenn der Bass durch den Körper wuchtet und man sich treiben lassen kann. 1999 auf der Indian Spirit erlebte ich das Gefühl zum ersten Mal ein Freund hatte mich mitgenommen. Ich lief über den Acker und war fasziniert von der Feiergemeinschaft und von der Partykultur –Wahnsinn!

Umfallen. Klar fördern der Psy und die Deko den Rausch, aber geht es nicht in erster Linie um Sound und Atmosphäre der Party? Ist der Psy-DJ die Antwort der Moderne auf den Schamanen? Durch die Musikauswahl hat der DJ die Zügel in der Hand. Während seiner Spielzeit hat er die Gelegenheit, seine Geschichte zu erzählen. Heutzutage ist es schwieriger geworden, die Massen mitzuziehen, da durch die Digitalisierung der Musik jeder die Möglichkeit hat, sich zu Hause am Sound satt zu hören. Das Publikum ist dadurch auch anspruchsvoller geworden. Man muss dann eben immer einen Schritt voraus sein.

Wie sehr gehören für dich als DJ psychoaktive Substanzen zur Feierkultur? Die meisten Partygänger brauchen die Substanzen, um sich der Musik hingeben zu können. Ich habe aber auch das Gefühl, dass die heutigen Substanzen die Fei- Welche Acts gehören für erkultur verändern. Es ist nicht dich zum Psychedelic-Pflichtmehr dieses gemeinsame Feiern programm? und das besondere Feeling wie Momentan höre ich mir gerne einst, sondern es geht oft nur um Alex Carroll, Good Fellas und Secextremes Konsumieren bis zum tion 303 an. Ich liebe satte Kicks

DJ Kaishi: «Man muss eben immer einen Schritt voraus sein.»

und einen runden Bass kombiniert mit Progressive-Psy-TranceKlängen – einfach genial! DJ Kaishi, geboren 1980, aus Hamburg. Seit 2010 Residence DJ im Hamburger Juice Club. U.a. beim Hamburger Radiosender Hirschmilch in der Reihe Progressive Pleasures zu hören, außerdem immer wieder auf Festivals, Partys und in diversen Clubs rund um Hamburg. www.facebook.com/djKaishi www.soundcloud.com/kaishi-keile

SOUNDCLOUD TIPP House, Ambient und trippy Tunes – die Sets von DJ Abu.Id, der auf La Gomera lebt und arbeitet, sind stets eine geradezu ideale musikalische Begleitung für veränderte Bewusstseinszustände unterschiedlicher Couleur. Unbedingt reinhören! https://soundcloud.com/abu-id Anspieltipp: Rotation # 033 Afterparty@Waldzimmer (Review)


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Drug-Checking

V ON A WIE A MSTERDAM BIS Z WIE Z ÜRICH TEXT:

Hans Cousto

Drug-Checking ist eine Interventionsstrategie zur Erhaltung der Gesundheit. Die genaue Kenntnis von Dosierung und Wirkstoffzusammensetzung einer Droge vergegenwärtigt ihren Gebrauchern das objektiv bestehende Gefahrenpotenzial und schafft eine klare Grundlage für die Risikoabschätzung vor der Einnahme. Drug-Checking umfasst zumeist eine Kurzberatung und eine personalisierte Erklärung der Resultate und fördert somit den Lernprozess zu einem verträglichen Risikomanagement. Beim Drug-Checking werden vor allem Partydrogen im Labor qualitativ und quantitativ auf Wirkstoffgehalte und auf die Gesundheit gefährdende Verunreinigungen hin getestet, um die Konsumenten durch Flugblätter (Flyer) oder auch

Der Kernbegriff des Drug-Checkings ist «give service». online mit einer entsprechenden Warnung informieren zu können, wenn gefährliche Schwarzmarktprodukte auftauchen. Drug-Checking* ist ein Instrumentarium zum Schutz von Gesundheit und Leben.

1988

Pionier in den Niederlanden. Das erste Pill-Testing-Programm für die Partyszene wurde von August de Loor (Stichting Adviesburo Drugs) in Amsterdam im Jahr 1988 initiiert und etabliert. Die Tests wurden anonym für Konsumenten, Dealer oder illegale Drogenproduzenten durchgeführt. Mittels Nummer und Codenamen gelangte die Information

Delphin 104 mg MDMA

an den Antragsteller, und zwar persönlich, telefonisch oder schriftlich. Der Kernbegriff des Drug-Checkings ist give service, das Erbringen einer Dienstleistung. Nur so kann das Vertrauen der Konsumenten, Dealer und Produzenten gewonnen werden. Dieses Vertrauen ist wiederum die Grundlage des Monitoring, das die Hintergründe für die Bedürfnisse der User zu erfahren versucht und darauf aufbauend Strategien entwickelt, wie eine Schadensminderung beim Drogengebrauch erreicht werden kann. De Loor verfolgte eine Präventionsstrategie, die an den Bedürfnissen der Menschen orientiert ist. Eine dieser Strategien war die Safe House Campaign (Vorläufer von Safer-Clubbing). Ab April 1989 nahmen auch das Instituut voor Alcohol- en Drugspreventie Amsterdam (IADA) und das Jellinek-Zentrum in Amsterdam Pillen zur Analyse entgegen. Bis 1991 wurden die Resultate veröffentlicht, wobei man bei den Proben nicht nur das

* Da bei den ersten Drug-Checking-Programmen vor allem Ecstasy-Pillen analysiert wurden, hat sich auch der Begriff Pill-Testing eingebürgert; heute testet man oft Pulver, manchmal auch Flüssigkeiten oder sogar Pappen. Drug-Checking ist also ein Oberbegriff für Pill-Testing.


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D RU G - C H E C K I N G … VO N A W I E A M S T E R DA M …

Aussehen der Pillen und die Inhaltsstoffe bekanntgab, sondern auch die Herkunft der Pillen in Bezug auf den Status der Überbringer: Konsument, Kleinhändler Philip Plein (recreatief handelaar), Zwi85 mg MDMA schenhändler (middenniveauhandelaar), Großhändler. (laagniveauhandelaar) oder Produzent. Die Strategie von August de Loor lautete: Je höher in der Dealer-Hierarchie man ankommt, um so größer ist die Chance, dass schlechte Pillen vom Markt verschwinden, denn jeder Dealer kann die Drogen mit dem Verweis auf den Test seinem Lieferanten zurückgeben und gegen andere austauschen. Schließlich wird der Abnehmer des Herstellers (des Produzenten) die Ware dem Hersteller zurückbringen, und dieser wird sich bemühen müssen, saubere Ware herzustellen, wenn er im Geschäft bleiben will. Als die niederländische Regierung Anfang der Neunzigerjahre ein nationales Monitoring-System einführte und finanzierte, änderte sich die Informationspolitik. Nur noch die Überbringer der Proben erhielten die Resultate der Analysen und es wurden nur noch Warnungen publiziert.

1995 Erste Testings in Deutschland. Die erste Drogenberatungsstelle in Deutschland mit einem Drug-Checking-Programm war die Drobs in Hannover, die ab 1995 Pillenidentifikationen in Verbindung mit Schnelltests durchführte. Die Drobs war im Bereich Drug-Checking eine Art Satellit des niederländischen Systems, da die Ergebnislisten für die Pillenidentifizierung regelmäßig aus den Niederlanden bezogen wurden. Die Drobs führte keine eigenen Laboranalysen durch und veröffentlichte nur Analyseergebnisse von Pillen, die eine andere Substanz als MDMA enthielten oder übermäßig hoch Playboy dosiert waren (sogenannte 119 mg MDMA böse Pillen). Die Liste der bösen Pillen wurde jeden Monat im Szenemagazin Mushroom bekanntgegeben sowie kontinuierlich im Internet veröffentlicht. Der Service der Drobs Hannover musste aus rechtlichen Gründen eingestellt werden. Im Februar 1995 begann in Berlin Eve & Rave e.V., der Verein zur Förderung der Party- und Techno-

kultur und zur Minderung der Drogenproblematik, ein eigenes Drug-Checking-Programm zu installieren. Im Gegensatz zum niederländischen Modell veröffentlichte Eve & Rave regelmäßig die Ergebnisse der Analysen in Listen und machte so die Informationen öffentlich zugänglich. Ziel des DrugChecking-Programms in Berlin war nicht nur die Minderung der Gesundheitsrisiken, sondern auch die Förderung der Drogenmündigkeit und damit die Reduktion der Notwendigkeit von Fürsorge durch das Drogenhilfesystem. Eve & Rave Berlin musste seinen Analysenservice am 30. September Smiley 1996 aufgrund staatlicher Repressi126 μg LSD onsmaßnahmen (Strafanzeige und anschließende Durchsuchung) einstellen. Die Berliner Gerichte konnten in der Folge jedoch keine strafwürdigen Handlungen der Beschuldigten feststellen und lehnten die Eröffnung eines Gerichtsverfahrens ab. Insgesamt ließ Eve & Rave Berlin 145 verschiedene Proben (mit unterschiedlichen Merkmalen) analysieren.

1995

Erstes Testing in der Schweiz. Im August 1995 vereinbarte die Zürcher Arbeitsgemeinschaft für Jugendprobleme (ZAGJP), eine von der Stadt Zürich subventionierte Einrichtung, mit dem Pharmazeutischen Institut der Universität Bern eine Zusammenarbeit zur qualitativen und quantitativen Analyse von Ecstasy-Pillen nach dem Vorbild von Eve & Rave in Berlin. In der Zeit von August bis November 1995 leitete die ZAGJP insgesamt 19 Proben an das Institut weiter. Die Analyseergebnisse wurden der ZAGJP schriftlich mitgeteilt und in den Medien veröffentlicht. Kommunalpolitische Auseinandersetzungen erzwangen jedoch den vorzeitigen Abbruch des ZAGJP-Projekts. In der Folge gab die ZAGJP ein Gutachten beim Basler Strafgerichtspräsidenten in Auftrag, das die strafrechtlichen Fragen in Zusammenhang mit der Analyse von Ecstasy-Pillen klären sollte. Zeitgleich mit der Veröffentlichung dieses Gutachtens wurde bekannt, dass das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Bern ein Gutachten mit der gleichen Fragestellung in Auftrag gegeben hatte. Beide Gutachten kamen zu dem Schluss, dass das Testen von Ecstasy-Tabletten rechtlich zulässig sei, sofern das Ziel im Schutz der Konsumenten begründet liege, und dass es strafrechtlich keine Rolle spiele, ob die Information über die Untersuchungsergebnisse mündlich oder schriftlich erfolge.


Luc y’s Rau sch Nr. 1

Wichtig sei nur, dass sich die Information primär an die Konsumenten richte.

1996

Schweizer Pilotversuch für Eve & Rave. Im Jahr 1996 vereinbarte das Pharmazeutische Institut der Universität Bern mit dem privaten Verein Eve & Rave Schweiz im Rahmen eines Pilotversuchs, Ecstasy-Pillen qualitativ und quantitativ zu analysieren. Dieser zu Forschungszwecken durchgeführte Pilotversuch war Teil des vom BAG unterstützten Forschungsprojekts Ecstasy-Monitoring; somit waren die Analysen kostenlos für interessierte Drogengebraucher. Diese übergaben die zu untersuchenden Proben den Mitarbeitern von Eve & Rave Schweiz meist an den Informationsständen auf Partys. Die Kosten für die mit der Analytik verbundene Infrastruktur (Entgegennahme, Kodierung, Katalogisierung, Vermessung usw. und die Veröffentlichung der Resultate) übernahm hingegen Eve & Rave. Im Jahr 1997 wurden 248 Proben zur Untersuchung in das Institut weitergeleitet; kamen alpha-Pyrrolidinomehrere Proben aus dervalerophenon (a-PVP) selben Herstellungscharge ins Labor, nahm man jeweils nur eine Probe in die Liste auf und erfasste sie statistisch nur einmal. Insgesamt wurden so 183 verschiedene Proben in den Pillenlisten erfasst. Das BAG-Forschungsprojekt wurde nach Ablauf des Jahres 1997 nicht verlängert, so dass Eve & Rave Schweiz nicht mehr auf Staatskosten analysieren lassen konnte. Der Verein führte die Analysen in diversen Laboren auf eigene Rechnung weiter. Insgesamt wurden 601 verschiedene Proben (mit unterschiedlichen Merkmalen) erfasst, bis das Programm im Herbst 2005 mangels Verlängerung der Bewilligung und aus Kostengründen eingestellt werden musste.

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Allgemeinen Krankenhauses Wien sowie der Drogenkoordination der Stadt Wien. Seit April 1997 führt ChEck iT! etwa alle ein bis zwei Monate pro Jahr Herz Testings vor Ort an Großver161 mg MDMA anstaltungen durch, um wissenschaftlich gesicherte Aussagen über den Konsum synthetischer Drogen in der Rave-Szene zu erheben. Unter Einsatz eines mobilen Labors werden qualitative und quantitative Analysen vorgenommen und Besucher mittels Fragebogen befragt. Der technische und personelle Aufwand ist hoch – bis zu acht Chemiker und bis zu einem Dutzend hauptamtliche Sozialarbeiter sind pro Testing im Einsatz. Eine Veröffentlichung der Analyseresultate wie bei Eve & Rave findet dabei nicht statt; die Testergebnisse werden ohne Angabe der Tablettenprägungen und -motive an einer Ergebniswand ausgehängt. Nur der Auftraggeber der Testung kann mit einem Code das Analyseergebnis der von ihm abgegebenen Pille zuordnen. Begründet wird diese restriktive Informationspraxis damit, dass man so eine «Werbung» für besonders «reine» Proben vermeiden will. Das Drug-Checking-Programm von ChEck iT! wird seit 1997 kontinuierlich durchgeführt. Im Jahr 2013 überstieg die Zahl der analysierten Proben erstmalig die Tausendergrenze. Nach jedem Anlass, an dem getestet wurde, veröffentlicht ChEck iT! einen ausführlichen Bericht mit Warnungen. ChEck iT! www.checkyourdrugs.at

1998

Erstes Testing bei Contact in Bern. Die Stiftung Contact in Bern erfüllt im Rahmen ihrer ambulanten Jugend-, Eltern- und Drogenarbeit verschiedene Aufgaben; entsprechend vielfältig sind ihre Angebote und Dienstleistungen. Eine dieser Dienstleistungen war das Pilotprojekt Ecstasy in Zusammenarbeit mit der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern in den Jahren 1998 und 1999. Anders als bei Eve & Rave wurden die Analysen nicht Eve & Rave Schweiz veröffentlicht auf seiner Website stets die in einem stationären Labor, sondern vor Ort an den aktuellen Warnungen diverser Projekte im In- und Ausland. Partys durchgeführt. Mobilität, Erfahrungsberichte werden im Forum diskutiert. Das Forum gilt als das am besten gepflegte und am häufigsten besuchte genaue Identifizierung und Fachforum zum Thema Drogen im deutschsprachigen Raum. Quantifizierung der SubstanEve & Rave Schweiz www.eve-rave.ch zen waren erst möglich, als Daniel Allemann, Mitarbeiter 1997 Testing-Premiere in Österreich. ChEck iT! beim Pharmazeutischen Konist ein von der Stadt Wien finanziertes wissenschaft- trollabor des Kantons Bern, ein liches Projekt. Durchgeführt wird es vom Verein Wie- mobiles Analysesystem mit Die kompletten Artikel sind der HPLC gedruckten Ausgabe zuNolesen: ner Sozialprojekte, dem klinischen Institut fürin medi(HochleistungsflüssigName 73 μg LSD zinische und chemische Labordiagnostik des inkeitschromatographie, engl.im Versand ist erhältlich im Pressehandel, Buch- & Hanfshops und über

Lucy’s Rausch

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D RU G - C H E C K I N G … B I S Z W I E Z Ü R I C H

High Performance Liquid Chromatography) konstruierte. Dies ermöglichte die Präventionsarbeit vor Ort mittels präziser, qualitativ hochstehender Mess- und Analysetechnik. Auf 17 Partys wurden insgesamt 162 Proben untersucht. Die Ergebnisse der Analysen wurden nicht veröffentlicht, Warnungen hingegen schon.

2001 Saferparty.ch Die Jugendberatung Streetwork, ein Angebot der Stadt Zürich, ist in der Sekundärprävention unter dem Label saferparty.ch im Partybereich tätig. Seit 1996 ist Streetwork mit einem Beratungsstand und Informationsmaterial an Partys präsent, und seit Oktober 2001 bietet die Organisation auch Substanz- und Pillentestings auf Partys an. Das Kantonsapothekeramt Bern, welches mehrjährige Erfahrung im Testen vor Ort mitbringt, führt die Analytik durch. Die begleitenden Beratungen werden von den Streetwork-MitarbeiterInnen durchgeführt. Im April 2002 beschloss die Drogendelegation des Zürcher Stadtrates nach der erfolgreichen Pilotphase, das Substanz- und Pillentesting definitiv als schadensmindernde Maßnahme in das Angebot der sozialen Einrichtungen und Betriebe des Sozialdepartements der Stadt Zürich aufzunehmen. Seit September 2006 nimmt in Zürich das Chupa Chups Drogeninformationszen136 mg MDMA trum (DIZ) beim Hauptbahnhof Pillen und Pulver zur Analyse entgegen. Die Analysen werden an ein externes stationäres Labor weitergeleitet. Das Resultat kann nach drei Tagen telefonisch oder per Mail abgefragt werden. Aus rechtlichen Gründen und wegen der fehlenden persönlichen Beratung dürfen keine Proben per Post angenommen werden. Im Jahr 2012 überschritt die Zahl der Analysen beim Testen vor Ort und im DIZ erstmals die Tausendergrenze. DIZ, Konradstr. 1, 8005 Zürich www.saferparty.ch

2009 Das zweite Drug-

Kleeblatt 121 mg MDMA

Checking-Programm der Stiftung Contact. Das Projekt Rave it safe in Bern konnte im Jahr 2009 mit der Unterstützung der Projektpartner AwareDanceCulture, Aids Hilfe Bern und Kantonsapothekeramt Bern

sowie mit Hilfe von Sponsorengeldern erfolgreich gestartet werden. Mittlerweile wurde Rave it safe als festes Angebot in den LeisSuperman tungskatalog des Contact 124 mg MDMA Netz (Stiftung für Jugend-, Eltern- und Suchtarbeit) aufgenommen. Rave it safe bietet auf Partys nebst der Beratung vor Ort auch Substanz- und Pillentestings an. Am 27. August 2014 startete das Nightlife-Angebot Rave it safe der Stiftung Contact Netz ein neues Angebot für Partydrogenkonsumenten. Das Drogeninfo Bern Plus (DIB+) ist wie das DIZ in Zürich eine direkte Kontaktstelle mitten in der Stadt Bern, die neben Informationen und Beratungen auch Substanzanalysen (Drug Checking) sowie weiterführende Abklärungsmöglichkeiten für Konsumierende anbietet. Das DIB+ arbeitet mit dem Kantonsapothekeramt Bern zusammen, das für die Analysen der Substanzen zuständig ist. Das gesamte Angebot ist anonym und kostenlos nutzbar. DIB+, Speichergasse 8, 3011 Bern. Mittwochs von 18 bis 20 Uhr. www.raveitsafe.ch

2012 Online-Tool mit Pillenwarnungen in der Schweiz. Infodrog, die vom BAG eingesetzte Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht, gründete im November 2010 die Arbeitsgruppe «Früherkennung und Frühintervention Nightlife» (F+F Nightlife). Diese setzt sich zusammen aus Vertreter/innen von Schweizer Institutionen mit Angeboten zur Partydrogenprävention und Schadensminderung im Freizeitbereich. Folgende Institutionen sind Teil der Arbeitsgruppe: Saferparty (Stadt Zürich Jugendberatung Streetwork), Rave it safe (Contact Netz Bern), Aware Dance Culture (Verein, Teil von Rave it safe), Danno (Radix Ticino, Lugano), Facebook Nuit Blanche (Genf), trans-AT (Delé- 128 mg Coffein mont, Porrentruy), Nightlife Vaud und 110 mg MDMA das BAG. F+F Nightlife entwickelte (2011) und implementierte (2012) ein Online-Tool für die Veröffentlichung von Drug-Checking-Analyseergebnissen zur Warnung vor Produkten mit besonders hohen Gesundheitsrisiken. Zuvor hatten diverse Institutionen Substanzwarnungen per E-Mail versendet und auf szenenrelevanten Websites als PDF publiziert. Die Nachteile dieser Art der Verteilung sind Verzögerun-


Luc y’s Rau sch Nr. 1

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gen sowie ein Mehrfachauf- Fazit Was in Amsterdam vor gut einem Viertelwand beim Aktualisieren der jahrhundert begann, wurde in Zürich in den letzten lokalen Webpräsenz; neue Jahren zu einem gut genutzten System weiterentTechnologien (insbesondere wickelt und perfektioniert. Drug-Checking-ProSmartphones und Touchpads) gramme gibt es in Europa in verschiedenen Staaten: wurden bislang kaum genutzt, in Spanien seit 1997, in Frankreich seit 2002, in PorNo Name 530 μg NBOMe*HCl um die Zielgruppe mit Subs- tugal seit 2009, in Belgien seit 2012 und in Luxemburg seit 2014. Doch nirgendwo tanz warnungen zu erreichen. Die Entwicklung eines zentral versonst werden Par tydrogenwalteten, dreisprachigen Online-Tools (D, F, Konsumierende so kontinuierE) zur Kommunikation von Substanzwarnunlich zeitnah und effizient vor gen und schadensmindernden Botschaften Verunreinigungen und zu hohen schloss diese Lücke. Das Tool ist in die lokalen Dosierungen bei SchwarzWebpräsenzen der Mitglieder der Arbeitsmarkt-Produkten gewarnt wie Tatze gruppe F+F Nightlife integriert; es lässt sich in der Schweiz. 90 mg MDMA technisch einfach, ohne großen Aufwand Während in der Schweiz und kostengünstig in bestehende Internetauftritte und Österreich nicht nur private Organisationen, implementieren. Die zentrale Administration durch sondern auch amtliche Stellen Drug-Checking-ProInfodrog garantiert, dass auf allen Websites stets die gramme fördern und sich aktiv für die Verbreitung aktuellen Substanzwarnungen veröffentlicht werden der Testresultate einsetzen, wird das Thema in – aktuelle Analyseresultate sind eine wichtige Grund- Deutschland von der Politik weiter verdrängt. So finlage für die Prävention und Schadensminderung im det man beispielsweise auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Thema Nachtleben. Drogen, www.drugcom.de, keinen einzigen Treffer 2014 Das MDA basecamp, eine Drogenbera- im redaktionellen Teil zum Begriff Drug-Checking. tung in Innsbruck, bietet seit 17. März 2014 im Rah- In Sachen Drogenaufklärung und Schadensmindemen einer Pilotphase stationäres Drug Checking rung kann Deutschland also noch einiges von seinen (DC) in der MDA basecamp Zentrale an. Jeden Mon- beiden südlichen Nachbarn lernen. tagabend haben Konsumenten von Partydrogen die Möglichkeit, kostenlos und vertraulich Substanzen Die angegebenen Wer te der vom Zürcher Drogeninformationszentrum ermit telten Inhaltsstof f vorkommen zum Testen abzugeben. Diese werden im Labor des stellen eine Momentaufnahme dar und sind nicht als Instituts für Gerichtliche Medizin auf ihre qualitative zuverlässige Angaben für Pillen und Pappen und quantitative Zusammensetzung hin überprüft. gleichen Aussehens zu verstehen. Auch hier gilt der Grundsatz Prävention vor Repres- Eventuell ähnliche Tablet ten & Trips können einer anderen Charge oder sion: Das Abgeben der Substanzen zur Testung hat von anderen Produzenten entstamkeine rechtlichen Konsequenzen. men. Weitere Infos unter www.saferpar ty.ch.

MDA basecamp, Zentrum für Jugendarbeit Z6, Dreiheiligenstraße 9, 6020 Innsbruck, www.drogenarbeitz6.at

Im Juli 2014 hat die Facebook-Gemeinschaft «Pillenwarnungen» damit begonnen, auf ihrer Seite alle Warnungen aus Österreich und der Schweiz sowie aus anderen Ländern systematisch und zeitnah zu publizieren. Nach einem halben Jahr konnte «Pillenwarnungen» bereits mehr als 10 000 «Gefällt mir»Angaben (Likes) verbuchen. https://www.facebook.com/Pillenwarnungen2.0

Rolex 62 mg Coffein

HANS COUSTO, geboren 1948 in der Schweiz, lebt in Berlin, ist Mathematiker und Musikwissenschaftler, Buchautor und drogenpolitischer Aktivist. Hans Cousto betreut seit Jahren Drogeninformations- und Psychonautikstände auf Partys, Festivals und Kongressen. Er hat unter dem Einfluss von

Seit 2013 ist Drug-Checking auch im Kanton Baselland und seit 2014 im Kanton Basel-Stadt unter dem DieSafer kompletten Artikel sind in der Label Dance Swiss möglich.

Psilocybinpilzen die kosmische Oktave entdeckt und sich damit auch international als Musiktheore-

gedruckten Ausgabe zu lesen: tiker einen Namen gemacht.

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7 0Luc y’s Rau sch Nr. 1

Kapitel

Ketamin auf der TEXT:

Rob erdo Rav al

B

etäubungsmittel, eines dieser amtsdeut- auftreten können. Betroffene berichten von bizarren schen Worte, ist zumindest im Zusammen- Träumen, eingeschränkter Motorik, gespenstischen hang mit Partys und Festivals für den Nor- Wahrnehmungsstörungen und handfesten Halluzimalverbraucher hochgradig irreführend. nationen – und eben diese Nebenwirkungen machen Denn die dort konsumierten «Betäubungsmittel» Ketamin für den Freizeitgebrauch interessant. sind in der Regel ganz und gar nicht betäubend. Im Gegenteil – Substanzen wie MDMA, Amphetamin Sonderfall Ketamin und LSD gelten als hochgradig stimulierend. Doch Die meisten im Umfeld elektronischer Tanzmusik wie das mit Regeln so ist, es gibt immer die verbreiteten Drogen gelten als sogenannte entakberühmte Ausnahme. Auf Erwachsenenspielplätzen togene Substanzen. MDMA zum Beispiel verstärkt findet man sie als glitzernd-kristallines Pulver. Es das Einfühlungsvermögen und ruft ein Erlebnis von handelt sich um ein Betäubungsmittel im wörtli- Verbundenheit mit anderen hervor. Wie erwähnt spielt Ketamin in einer chen Sinn, eine Substanz, ganz anderen Liga: Als die im medizinischen dissoziativer Wirkstoff Bereich als Schmerz- und legt es die Verbindungen Narkosemittel eingesetzt wird: Ketamin. zwischen deiner SinnesIn der Notfallmedizin wahrnehmung und den findet es oft Verwendung, Hirnbereichen lahm, die denn Ketamin beeinflusst weder Atmung noch Blut- für deren Verarbeitung zuständig sind. Du assozidruck des Patienten. Der einzige Haken sind die psy- ierst mit Reizen von außen keine oder die falschen chischen Nebenwirkungen, die in der Einschlaf- und Erinnerungen – deshalb der Begriff dissoziativ. Ein Aufwachphase sowie bis zu 24 Stunden verzögert unscheinbares Geräusch wird zur surrealen Erfah-

«Während Ecstasy für Energie steht, bedeutet Ketamin Lethargie.»


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Ketamin

(Synonyme: 2-(2-Chlorphenyl)-2-

methylamino-cyclohexanon, CI-581, Summenformel: C13 H16 NOCI) gehört zur chemischen Stoffklasse der Phencyclidinderivate und ist mit Phencyclidin (PCP, «Angel Dust») und Cyclohexylamin verwandt und als Enantiomer bzw. Razemat (S- und R-Ketamin) verfügbar. Ketamin ist

wasserlöslich (1 g in 5 ml Wasser oder 14 ml Alkohol) bei einem pH-Wert von 3,5 bis 5,5. 1962 wurde es von Calvin Stevens auf der Suche nach einem Ersatzanästhetikum für Phencyclidin (PCP) erstmals synthetisiert und CI-581 genannt.

Tanz fläche

1965 klinische Einführung als Narkosemittel (Produktion und Vertrieb: Parke-Davis, heute Teil des Pfizer-Konzerns). In der Regel enthalten Ketaminpräparate 50 oder 100 mg Wirkstoff pro ml Lösung (Präservativ: Benzethoniumchlorid). Ketamin wird bis heute in der Human-, Notfall- und Veterinärmedizin verwendet. Trivialbezeichnungen: Blind squid, Cat Valium, Gas, God,

rung, der Anblick eines Alltagsgegenstands zur Green, Honey Oil, Jet, K, Kate, Keller, Kelly‘s day, Ket, Keta, Begegnung mit einer fremden Welt. Kit-Kat, Kitty, Pferdenarkosemittel, Purple, Special-K, Mit höheren Dosierungen kannst du einen Special LA Coke, Super Acid, Super-K, Synthetisches Kokain, Zustand erleben, in dem Körper und Geist vollständig Vitamin-K, Vit K u.a. Der US-amerikanische Neurophysiovoneinander getrennt zu sein scheinen: In den Tiefen loge und Delphinforscher John C. Lilly (1915 bis 2001) des berühmt-berüchtigten K-Hole lauern außerkörerforschte Ketamin eingehend und entwickelte zur perliche Erfahrungen und ähnlich extreme BewusstErklärung seiner Psychedelika-inspirierten Bewusstseinsmoseinszustände. Das mag sich für den erfahrenen Psydelle die Theorie des menschlichen Biocomputers. (mb) chonauten nach einer durchaus spannenden Reise anhören; hinsichtlich Partytauglichkeit wird Ketamin aber immer wieder harsch kritisiert – nicht zuletzt, Aber Achtung, wir wollen hier nicht in die gleiche weil es in höheren Dosierungen die Motorik empfind- Dogmatik verfallen, mit der viele Rauschmittel lich einschränkt. So heißt es in einem Online-Artikel öffentlich diskutiert werden, sondern uns dem mit dem programmatischen Titel «Dancefloors Thema mit unvoreingenommen-hedonistischer HalAgainst Ketamine»: tung nähern. Offenbar vermag diese Substanz «K ist unterm Strich eine Anti-Party-Droge. unsere Alltagswahrnehmung zu verändern, sie Während Ecstasy den Club in einem Gefühl des ist also potenziell bewusstseinserweiternd und hat kollektiven Bewusstseins vereint, zerschlägt ihn ihren Platz in der zeitgenössischen Rauschkultur Ketamin zu einer Versammlung von nicht mehr verdient. ansprechbaren Egos. Während dich Ecstasy eins werMit Sicherheit können wir sagen, dass Ketaden lässt mit der Musik, trennt dich Ketamin von ihr. min grundsätzlich anders wirkt als die meisten Die kompletten Artikel sind in der bekannten gedruckten Ausgabe lesen: Während Ecstasy für Energie steht, bedeutet KetaPartydrogen. Das hat zu wiederum fundamin Lethargie.» ist erhältlich im Pressehandel, inmentale Buch- &Auswirkungen Hanfshops und aufimdie Versand Dreiecksbezieüber

Lucy’s Rausch

www.lucys-magazin.com oder als Abo mit Langzeitwirkung.


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Gleiche Substanz, andere Wirkung Ketamin-Nutzer berichten immer

mögliche Erklärungen: Das unter dem

wieder von sehr unterschiedlichen

Namen Ketalar vertriebene Produkt

Effekten – so unterschiedlich, dass

enthält Benzethoniumchlorid, eine

sogar von «verschiedenen Ketamin-

Substanz, die als potenziell psycho-

Arten» gemunkelt wird. Das auf dem

trop gilt. Darüber hinaus unterschei-

Schwarzmarkt erhältliche Ketamin

det sich Ketamin bezüglich seiner

stammt allerdings größtenteils aus

Stereoisomere. Das klingt kompliziert,

einer Substanz hat teilweise dramatische Konsequenzen für ihre

pharmazeutischer Produktion. Anders

ist aber ganz leicht nachzuvollziehen:

als bei illegal hergestellten Substanzen

Stell dir eine Strukturformel für ein

Wirksamkeit. Im Falle von Ketamin

(wie zum Beispiel Amphetamin und

Molekül vor. Und nun halte vor deinem

wirkt die linksdrehende Variante

MDMA) handelt es sich also in aller

geistigen Auge einen Spiegel daneben.

verstärkt atemdämpfend und ruft

Regel um eine sehr reine Substanz –

Beide Varianten des Moleküls sind

schneller Bewusstlosigkeit hervor;

natürlich abgesehen von möglichen

möglich, das Bild und das Spiegelbild.

dafür ist die Zeit bis zur Wiederher-

Streckmitteln.

Es gibt also zwei verschiedene

stellung des geistigen Normalzustands

Was ist der Grund für die offenbar

Versionen. Chemiker benützen dafür

vergleichsweise kurz. Die rechtsdre-

deutlich verschiedene Wirkung der

die Begriffe «rechtsdrehend» und

hende Variante besitzt angeblich ein

Substanz? Dafür gibt es zwei

«linksdrehend». Diese Eigenschaft

größeres psychedelisches Potenzial.

hung von Set, Setting und Droge. Gibt es für diese introvertierten Rausch von Ketamin? Bietet ein Substanz ein optimales und ein weniger optimales Psytrance-Festival wirklich das perfekte Setting für Umfeld? Und in diesem Zusammenhang optimale die Substanz? Zumindest im Jahre 2011 wurde in der und weniger optimale Musik? Hat das Aufkommen Szene tatsächlich massenhaft Ketamin konsumiert von Ketamin auf Partys und Festivals deren Sound – allerdings durch die Gehörgänge. Captain Hook & verändert? Freedom Fighters lieferten mit ihrem Track «Marshmallows» einen Hit, der seine Eingängigkeit unter Der optimale Sound für Rei- anderem dem verwendeten Sprachsample zu verPSY TR ANCE sen in den inneren Kosmos ist einerseits eine sehr danken hat: Ketamine hydrochloride is a man-made subjektive Angelegenheit, andererseits hat sich ein anesthetic that moonlights under names like bestimmtes Genre genau dafür einen Namen Special K, Kid Rock, and K / Depending on how gemacht: Psytrance. Die schwarzlichtaktive Szene much you do, you may fall into what‘s known as a ist bekannt für ihren psychedelischen Vibe, der von K-hole / You may even feel like you‘re walking on manchen als Fortsetzung der Hippie-Kultur gehan- marshmallows.* delt wird. Der offen ausgelebte Exzess und der damit Ob der Track wirklich Einfluss auf die Beliebtverbundene Konsum von bewusstseinserweitern- heit der Droge hatte, sei dahingestellt. Ein paar den Substanzen in der Goa-Fraggles eierten mit Psytrance-Community tapsigen Schritten über die legen nahe, dass auch Tanzfläche, die Mehrheit feiKetamin ein Thema ist. er te aber in klassischer Stampf- und Hüpf-Manier. Es Der Wirkstoff wird bis ist jedenfalls spannend, dass heute vornehmlich in Indien, der ursprünglichen Heimat der Szene, pro- «Marshmallows» ausgerechnet mit Elementen aus duziert und war dort lange Zeit recht unproblema- einem Musikgenre spielt, das schon vor Jahren mit der wachsenden Beliebtheit von Ketamin in der tisch erhältlich. Doch inwiefern passt der schnelle, euphori- englischen Szene in Verbindung gebracht wurde: sche Sound von klassischem Goa-Trance zum eher Dubstep.

… You may even feel like you’re walking on marshmallows …

* «Ketaminhydrochlorid ist ein synthetisches Anästhetikum, das unter Namen wie Special K, Kid Rock und K auf dem Schwarzmarkt auftaucht / Je nach Dosierung kannst du in ein sogenanntes K-Hole fallen / Du könntest sogar das Gefühl haben, auf Marshmallows zu laufen.»


K E TA M I N AU F D E R TA N Z F L Ä C H E

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DUB STEP «Die drückende Schwere von Keta- Akkorden der 90er immer mehr hin zu schleppenden min passt auf magische Weise zu Sub-Bässen. Der Beats und melancholischen, eher introvertierten dissoziative Rausch entspricht der düsteren, mecha- Klangsphären entwickelt. Ein Beispiel dafür ist der nischen Stimmung von Dubstep. Und die psychede- Track «Ketamine Christmas» von Lee Curtiss, veröflische, neonfarbene Wirkung der Droge passt hervor- fentlicht im Jahre 2006 als Bestandteil von Matthew ragend zum weltfremden Vibe dieser Musik. Ich finde, Dears «Fabric 27 Mix». Auf einer ultra-minimalen Dubstep ist die perfekte Vertonung eines Keta- Rhythmik ohne erkennbaren Aufbau geistern vermin-Trips: ein Spannungszustand zwischen Wildheit peilte Sounds durchs Stereopanorama der 12-minüund besinnungsloser Mechanisierung, ein Span- tigen Klangcollage. Die dekonstruktivistische Komnungszustand zwischen Leere und Erleuchtung.» positionsweise und ihr kopflastiger Rumms scheinen Diese blumigen Sätze finden sich in einem in der Tat die perfekte Vertonung des KetaminrauInternet-Forum. Womöglich war der Verfasser mit sches zu sein. seiner Meinung nicht allein – denn einige sehen tatGenau darauf spielt auch ein Tweet an, der vor sächlich einen Zusammenhang zwischen der einer Weile durch die sozialen Medien geisterte. Er Beliebtheit von Ketamin auf englischen Free- und bezieht sich auf die Veröffentlichungen von SzeneSquad-Partys und der Popularität von Dubstep in Veteran und Minimal-Protagonist Richie Hawtin auf dieser Szene, die ursprünglich mit Acid Techno und seinem renommierten Label Minus Records: Habe mir gestern ein Gramm Keta gegeben und den komPsytrance assoziiert wurde. Es gibt noch weitere Beispiele für eine Ver- pletten Minus-Katalog angehört. Macht plötzlich quickung von basslastigem Sound, vertrackten alles Sinn. Danke, Richie! Rhythmen und Ketamin. Schon mal was von Wonky gehört? Dieser Slang-Ausdruck, eine Kurzform von Der perfekte Ketamin-Soundtrack Wonky Donkey, spielt auf den Einsatz der Droge als Gibt es so etwas wie den ultimativen Soundtrack Narkosemittel für Pferde an. Andererseits steht er für einen Ketamin-Trip? Und wenn ja, was war für ein eher obskures Musikgenre irgendwo zwizuerst da: der Sound oder die Droge? Letztendlich schen undergroundigem Hip Hop und gleichen diese Fragen den Spekulationen zu Dubstep, das teilweise auch mit fanNorthern Soul und Amphetamin, Goa tasievollen Namen wie Aqua Crunk, Trance und LSD oder zu Henne und Ei. Lazer Hip Hop oder Purple Sound Die Erfahrungen auf einem dissoziabeschrieben wurde. Ob die Produtiven Ketamin-Trip unterscheiden zenten dieses Genres wirklich sich grundlegend von den durch Ketamin-Freaks sind oder mit andere Rauschmittel hervorgerufeihrem Sound auf Ketamin-Freaks nen Bewusstseinszuständen. Offenabzielen, sei dahingestellt – der Name bar eignen sich zur musikalischen ist zumindest eine Steilvorlage für SpeUntermalung dieser Erfahrungen eher kulationen. langsame, fraktalisierte Sounds – und doch Das Aufkommen von Ketamin im Club-Um- lässt sich kein bestimmtes Musikgenre als das feld wird immer wieder mit zwei weiteren Spielarten Ketamin-Genre definieren. Letztlich entscheidet elektronischer Tanzmusik in Verbindung gebracht: das Set, der hochgradig individuelle GemütszuDeep House und Minimal. Kaum ein anderer Ort ist stand des Nutzers, welche Art von Musik und so stark mit diesem Sound assoziiert wie Berlin, wo Umfeld er oder sie für den Konsum einer bewusstsogar politische Parteien mit Slogans wie «Deep seinsverändernden Substanz bevorzugt. House statt Town House» gegen die Gentrifizierung werben. Wer in den letzten Jahren dort unterwegs war, wird zustimmen: Ketamin ist auf den Partys durchaus ein großes Thema. Allerdings gilt das auch ROBERDO RAVAL ist freischaffender Journalist für eine Vielzahl anderer psychotroper Substanzen. und Werbetexter sowie DJ und Kenner der Psy-TranceDen aktuellen «Berlin-Sound» auf den Einfluss einer bzw. Techno- und Elektro-Szene und -Kultur. Roberdo einzigen Droge zu reduzieren, wäre deshalb wohl Raval schreibt unter anderem für das Mushroom schlichtweg Blödsinn. Der Sound der deutschen Magazine und bereist, nicht nur als Reporter, Festivals Die kompletten sind in der gedruckten Ausgabe zu lesen: Techno-Metropole hat sichArtikel von den schnellen, ekstaauf der ganzen Welt. www.textfinesse.de im Pressehandel, tischen Rhythmen ist underhältlich euphorisierenden Synthie- in Buch- & Hanfshops und im Versand über

Lucy’s Rausch

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DMT & 5- M e O - DMT in der Natur Ein Überblick und Arbeitsmittel TEXT:

Markus Berger

Sie sind zwei der potentesten Psychedelika, die wir bislang kennen, und gehören darüber hinaus zu den wichtigsten psychoaktiven Substanzen überhaupt. Als endogene Neurotransmitter im menschlichen und tierischen Körperhaushalt gelten N,N-DMT und 5-Methoxy-DMT als Moleküle des Bewusstseins. Sie erfüllen in unserem Körper diverse Funktionen, die allerdings von der Wissenschaft noch nicht vollständig aufgeklärt werden konnten. Beide Substanzen sind Naturstoffe par excellence, obgleich N,N-DMT in der Wissenschaft zunächst als Molekül aus der Retorte bekannt wurde. Der kanadische Chemiker Richard Manske (1901 –1977) synthetisierte DMT erstmals 1931. Im Jahre 1946 wurde vom brasilianischen Chemiker und Mikrobiologen Oswaldo Gonçalves de Lima ein Indolalkaloid, das er Nigerin nannte, in Mimosa tenuiflora ( = M. hostilis) nachgewiesen, das, wie sich später durch Untersuchungen von Jonathan Ott herausstellte, eine unreine Form des N,N-DMT gewesen war. 1959 wies de Lima dann erstmals reines N,N-DMT in Mimosa tenuiflora nach – 28 Jahre, nachdem Manske DMT «künstlich» im Labor hergestellt hatte. Dieser Artikel bietet aus Platzgründen – und weil daraus mühelos ein ganzes Buch entstehen könnte – lediglich eine erweiterte Übersicht über die derzeit bekannten DMT-haltigen Pflanzen und damit ein Arbeitsmittel, auf dem der psychonautische Forscher aufbauen kann. Mit Hilfe dieser Übersicht und der dazugehörigen umfangreichen Bibliographie kann die Welt der DMT-Flora systematisch und tiefgehend erkundet werden.

Einige Akazien- und Mimosen-Arten enthalten DMT und andere Psychoaktiva.

Acacia-Arten Verschiedene Akazien-Arten (Fabaceae / Mimosoidae) enthalten in Rinde und/oder Blättern NMT (N-Methyltryptamin), DMT und 5-MeO-DMT (das bestätigten zum Beispiel ARTHUR et al. 1967, ROVELLI et al. 1967

und FITZGERALD et al. 1965). Es gibt andere psychoaktive Spezies, die Nikotin oder Tannin, dafür aber kein DMT enthalten. Tryptaminhaltige Acacia-Spezies: Acacia confusa, Acacia cornigera, Acacia maidenii, Acacia niopo, Acacia nubica, Acacia phlebophylla, Acacia polycantha, Acacia senegal, Acacia simplex, Acacia simplicifolia, Acacia tortilis und andere. Interessant: Texanische Wissenschaftler wollen in den Arten Acacia berlandieri und Acacia rigidula diverse psychoaktive Substanzen nachgewiesen haben – neben DMT, Nikotin, Meskalin und anderen Molekülen sollen sogar Amphetamin und Methamphetamin in den


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Früchte der Anadenanthera colubrina

Arundo donax

Delosperma lydenbergense

Bäumen enthalten sein. Ein sicherer Nachweis dazu fehlt bislang jedoch.

tern, Wurzel und in der Blüte (GHOSAL et al. 1972). Arundo donax kommt in Europa häufig vor, insbesondere in den mediterranen Gebieten.

Stoffe in Blättern, Samen, Saft, Früchten und in der Schale der Zitruspflanzen nachgewiesen worden – und zwar DMT, Bufotenin, Bufotenidin, Norbufotenin, Hordenin sowie weitere fünf Tryptamine und drei Phenethylamine. SERVILLO und seine Kollegen publizierten drei Fachartikel im «Journal of Agricultural and Food Chemistry», in denen sie ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit mitteilten.

Anadenanthera-Arten Die legendären vilca-/cébilbzw. cohoba-/ yopo-Pflanzen Anadenanthera colubrina und Anadenanthera peregrina (Fabaceae/Mimosoidae) – Synonym: Piptadenia spp. – enthalten DMT, 5-MeO-DMT und Bufotenin (SCHULTES 1976, 1977; PACHTER et al. 1959). Die gerösteten und zerstoßenen Samen dien(t)en als psychedelisches Schnupfpulver. Früher unterschied man vier Arten der Gattung Anadenanthera. Heute hat man sich auf die Benennung von zwei Spezies mit Varietäten geeinigt: Anadenanthera colubrina var. cebil, Anadenanthera colubrina var. colubrina, Anadenanthera peregrina var. falcata und Anadenanthera peregrina var. peregrina (siehe zu diesen Pflanzen vor allem OTT 1993, 1994) .

Banisteriopsis argentea Banisteriopsis argentea, Synonym B. muricata (Malpighiaceae), enthält nicht nur Beta-Carboline, z. B. Tetrahydroharman, Harmin, Harmalin und Leptaflorin, sondern ebenfalls N,N-DMT (SMITH 1977). Damit nimmt diese Banisteriopsis-Art eine Sonderstellung innerhalb der Gattung ein. Alle anderen bekannten Spezies enthalten lediglich Beta-Carboline.

Delosperma-Arten Diverse Mittagsblumen der Gattung Delosperma (Aizoaceae), die in Afrika ihr Hauptverbreitungsgebiet haben, sollen laut früherer Analysen DMT und MMT enthalten (RIVIER ET PILET 1971).

Citrus-Arten Im Rahmen von drei Studien, die 2012, 2013 und 2014 durchDesmanthus illinoensis geführt wurden, fanden Die Präriemimose Desmanthus italienische Forscher um den illinoensis (Fabaceae/MimoWissenschaftler Luigi Servillo soidae), englisch: prairieheraus, dass Zitruspflanzen mimosa, Illinois bundleflower (Rutaceae) psychoaktive oder prickleweed, ist in den USA Substanzen enthalten. So heimisch und enthält DMT, Arundo donax fanden die Forscher in der N-Methyltryptamin und andere Das Pfahlrohr Arundo donax Bergamotte (Citrus × limon, (Poaceae), auch Riesenschilf Citrus aurantium var. bergamia, Inhaltsstoffe. und Spanisches Rohr genannt, Syn.: Citrus bergamia), im enthält zum Teil hohe QuantitäDesmodium-Arten Zitronenbaum (Citrus x limon) ten DMT, Bufotenin (5-HO-DMT) und im Orangenbaum (Citrus Eine Handvoll Desmodium-Arten und Spuren von 5-MeO-DMT (Fabaceae) enthält DMT und sinensis), DMT und Bufotenin Dieandere kompletten sind in der gedruckten zu lesen: MeO-DMT (BANERJEE & GHOSAL sowie InhaltsstoffeArtikelsowie 5-Ausgabe andere Tryptamine und Tryptaminhaltige istinerhältlich imPhenethylamine. Pressehandel, inDabei Buch& Hanfshops im Versand über (Gramin und andere) Blät1969).und sind die

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Pflanze enthält in den Blättern DMT und 5-MeO-DMT. Dutaillyea-Arten Dutaillyea drupacea und Dutaillyea oreophila (Rutaceae) enthalten 5-MeO-DMT in den Blättern. Ecklonia maxima CROUCH et al. publizierten 1992 die Analyse von DMT in einem Extrakt des Braunen Seegrases Ecklonia maxima (Alariaceae), der als «Kelpak» verkauft wurde. Eine weitere Analyse von Jochen Gartz ergab allerdings keine Bestätigung. Eriogonum-Arten Die Wollknötericharten aus der Gattung Eriogonum (Polygonaceae) sind in Nordamerika heimisch (englisch: buckwheat) und bei uns als Zierpflanzen bekannt. Einige Arten der Gattung enthalten DMT.

Dictyoloma incanescens

Spezies: Desmodium caudatum, Desmodium gangeticum, Desmodium gyrans, Desmodium pulchellum, Desmodium racemosum, Desmodium tiliaefolium und Desmodium triflorum. Dictyoloma incanescens Dictyoloma incanescens gehört zur Familie der Rautengewächse (Rutaceae) und enthält

Bibliographie Abu Zarga, M. H. (1986). Three new simple indole alkaloids from Limonia acidissima. Lloydia 49(5): 901–904. Arthur, H. R., Loo, S. N. und Lamberton, J. A. (1967). Nb-methylated tryptamines and other constituents of Acacia confusa Merr. of Hong Kong. Aust. J Chem. 20: 811. Banerjee, P. K. und Ghosal, S. (1969). Simple indole bases

5-MeO-DMT in der Rinde und in den Blättern (PACHTER et al. 1959). Diplopterys cabrerana Diplopterys cabrerana (Malpighiaceae), Synonym: Banisteriopsis rusbyana, wird auch als Chagropanga oder Chaliponga bezeichnet und gehört zu den klassischen Ayahuasca-Pflanzen. Die

of Desmodium gangeticum. Aust. J Chem. 22: 275–277. Barrau, J. (1958). Nouvelles observations au sujet des plantes hallucinogènes d‘usage autochtone en Nouvelle-Guinée. J Agric. Trop. Bot. Appl. 5: 377–378. Barrau, J. (1962). Observations et travaux récents sur les végétaux hallucinogènes de la Nouvelle-Guinée. J Agric. Trop. Bot. Appl. 9: 245–249. Berger, Markus (2014). Trippy

Evodia rutaecarpa Evodia rutaecarpa (Rutaceae) ist in Japan und China heimisch und enthält 5-MeO-DMT und andere Inhaltsstoffe in den Blättern. Horsfieldia superba Horsfeldia superba (Myristicaceae) ist in Indonesien, Malaysia

Fruits – Törnende Früchte. grow!-Marijuana Magazin 5: 24–25. Bock, Michael (1994). The Psychoactive Flora and Fauna of Australasia. Unveröffentlichtes Manuskript Bye, Robert A. (1979). Hallucinogenic Plants of the Tarahumara. Journal of Ethnopharmacology, 1(1979): 23-48. Crouch, I. J., Smith M. T., van Staden J., Lewis, M. J.

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und Singapur heimisch und enthält 5-MeO-DMT und ein BetaCarbolin namens 6-Methoxy-2Methyl-1,2,3,4-Tetrahydro- -Carbolin (JOSSANG et al. 1991). Iryanthera-Arten Iryanthera macrophylla und Iryanthera ulei (Myristicaceae) enthalten vermutlich 5-MeODMT in der Rinde (HOLMSTEDT et al. 1980). Eine weitere Analyse von MCKENNA et al. (1984) konnte dies jedoch nicht bestätigen. Justicia pectoralis Die Stammpflanze Justicia pectoralis sowie die Varietät Justicia pectoralis var. stenophylla (Acanthaceae), beides in Mittel- und Südamerika heimische Stauden, enthalten möglicherweise Tryptamine, aber kein DMT (SCHULTES 1977). Lespedeza-Arten Die beiden Buschklee-Arten Lespedeza bicolor und Lespedeza capitata (Fabaceae) kommen in Asien bzw. Nordamerika vor und produzieren DMT und 5-MeO-DMT (SMITH 1977). Limonia acidissima Der Indische Holzapfel oder Elefantenapfel Limonia acidissima (Rutaceae) enthält Spuren von DMT (ABU ZARGA 1986).

Phalaris arundinacea ist die in Europa wichtigste DMT-haltige Pflanze. Foto: Wikimedia

Melicope leptococca Melicope leptococca (Rutaceae) enthält 5-MeO-DMT, 5-MeODMT-Oxid und ein Beta-Carbolin in den Blättern und im Stengel (SKALTSOUNIS et al. 1983) . Mimosa-Arten Diverse Mimosa-Spezies (Fabaceae/Mimosoidae) enthalten DMT und N-Methyltryptamin (PACHTER et al. 1959, SCHULTES 1977, MECKES-LOZOYA et al. 1990, DE MORAES et al. 1990, SMITH 1977) . Tryptamin-

haltige Arten: Mimosa acacioi-

des, Mimosa nigra, Mimosa scabrella, Mimosa tenuiflora (Syn.: M. hostilis), Mimosa verrucosa und andere. Mucuna pruriens Die tropische Juckbohne Mucuna pruriens und andere Arten der Gattung Mucuna (Fabaceae) enthalten DMT, 5-MeO-DMT und Bufotenin sowie L-Dopa, 5-HTP, Serotonin und Nikotin in Blättern, Samen, Wurzeln und Stengeln (GHOSAL et al. 1971) . Die Juckbohne wird

und Trout, K. (2000). Erowid (2003). Ayahuasca & and secondary metabolism of Ghosal, S., Chaudhuri, R. K. Ayahuasca Analogues and DMT Snuffs – Plant Species & mycelia of Psilocybe cubensis, und Dutta, S. K. (1971). AlkaPlant-Based Tryptamines. The Terminology. http://www. Psilocybe semilanceata and loids of the Flowers of Arundo Entheogen Review Book. erowid.org/chemicals / Gymnopilus purpuratus. Zeitdonax L. Phytochemistry 10: De Moraes, E. H. F., ayahuasca/ayahuasca_termischrift für Mykologie 57(1): 2852–2853. Alvarenga, Z. M. A., nology.shtml 149–154 Ghosal, S., Chaudhuri, R. Ferreira, Z. M. G. S. und Fitzgerald, J. S. und Sioumis, Ghosal, S. (1972). Occurrence K., Dutta, S. K. und BhatAlisue, G. (1990). Quim. Nova A. A. (1965). Alkaloids of of psychodelic substances in tacharya, S. K. (1972). Oc13: 308. Australian Leguminosae V, The some Indian Medicinal Plants. currence of curaromimetic Dutta S. K., Ghosal, S. Occurence of Methylated Planta Medica 21(2): 200–209. indoles in the flowers of Arun(1967). Indole- 3-alkylamines Tryptamines in Acacia Ghosal, S. und Mukherjee, B. do donax. Planta Med. 21: 22. of Arundo donax L. Chemistry maidenii. Aust. J. Chem. 18: 433 (1966). Indole-3-alkylamine Ghosal, S., Dutta, S. K., Saand Industry (1967): Gartz, Jochen (1991). InfluBases of Desmodium pulchelnyal, A. K. und Bhat2046–2047. ence of phosphate on fruiting J. Org.&Chem. 31: 2284. undtacharya, S. K. (1969). ist erhältlich im Pressehandel, inlum. BuchHanfshops im Versand über

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Phalaris sp. (Poaceae) enthalten DMT, 5-MeO-DMT und andere Moleküle in den Blättern (SMITH 1977). Phalaris-Gras kommt in Europa sehr häufig an feuchten Stellen, Gräben, Gewässern und andernorts vor. Phragmites australis Das gemeine Schilfrohr Phragmites australis (Poaceae) enthält, je nach Standort und Gegebenheiten, DMT, 5-MeO-DMT, Bufotenin und Gramin im Wurzelstock (WASSEL et al 1985). Das Schilfrohr kommt in Mitteleuropa in großen Mengen vor, insbesondere in Gewässernähe, am Straßenrand und in feuchten Gräben.

Psychotria carthagenensis

als Heilmittel bei Parkinson sowie als Ayahuasca-Zusatz, Kaffee-Ersatz und Aphrodisiakum verwendet.

gen Schraubenbäume, Schraubenpalmen und Pandanen, sollen DMT enthalten (BARRAU 1958, 1962) .

Osteophioeum platyspermum Osteophioeum platyspermum (Myristicaceae) wird in den meisten Quellen falsch geschrieben («Osteophloeum platyspemum» oder «Osteophioeum platyspermun»), kommt in Amazonien vor und enthält DMT und 5-MeO-DMT.

Petalostylis-Arten Die Schmetterlingsbüsche bzw. -bäume Petalostylis cassioides und Petalostylis labicheoides (Leguminosae, Caesalpininaceae) enthaltenTryptamine, DMT und andere Alkaloide in Blättern und Stamm bzw. Stengeln (JOHNS et al. 1966).

Pandanus-Arten Einige Arten der Gattung Pandanus (Pandanaceae), bekannt unter den Bezeichnun-

Phalaris-Arten Phalaris aquatica (Syn. P. tuberosa), Phalaris arundinacea, Phalaris canariensis und andere

Arundo donax L. (Graminae). Phytochemical and Pharmacological Evaluation. Journal of Medicinal Chemistry 12: 480-483. Grina, J. A. et al. (1982). Constituents of Zanthoxylum aborescens. Part 7. Old & new alkaloids from Zanthoxylum aborescens. J. Organic Chemistry 47: 2648–2651. Holmstedt, B., Lindgren, J. E. et al. (1980). Indole alkaloids in Amazonian Myristi-

caceae: Field and laboratory research. Bot. Mus. Leafl., Harvard Univ. 28: 215–234. Johns, S. R., Lamberton, J. A. und Sioumis, A. A. (1966). Alkaloids of the Australian Leguminosae VI. Aust. J. Chem. 19: 893. Jossang, Akino und Per Jossang, Hamid A. Hadi, Thierry Sevenet, Bernard Bodo (1991). Horsfiline, an oxindole alkaloid from Horsfieldia superba. J. Org. Chem., 1991, 56

Phyllodium pulchellum Phyllodium pulchellum (Fabaceae/Leguminosae) kommt in Südostasien und Australien vor und enthält 5-MeO-DMT und Spuren von DMT (GHOSAL & MUKHERJEE 1966). Pilocarpus organensis Pilocarpus organensis (Rutaceae) enthält etwa 1 Prozent 5-MeO-DMT (1,06 %) und andere Inhaltsstoffe in den Blättern (OTT 1994). Prestonia [amazonica] Vermutlich enthält eine Prestonia-Art (Apocynaceae), eine

(23): 6527–6530. Kan Fan, C. et al. (1970). Alcaloides de Vepris ampody (Rutacees). Phytochem. 9: 1283–1291. Leboeuf, M. et al. (1977). Alkaloids and triterpenes of Testulea gabonensis. Plant Medicine Phytotherapy 11: 230. McKenna, D. J., Towers, G. H. N., und Abbott, F. (1984). Monoamine oxidase inhibitors in South American hallucinogenic plants: Tryptamines and

Beta-carboline constituents of ayahuasca. J. Ethnopharmacology 10: 195–223. McKenna, D. J. und Towers, G. H. N. (1984). Biochemistry and Pharmacology of Tryptamines and beta-Carbolines: A Minireview. J. Psychoactive Drugs 16(4). Meckes-Lozoya, M., Lozoya, X., Marles, R. J., Soucy-Breau, C., Sen, A. und Arnason, J. T. (1990). N,N-dimethyltryptamine alkaloid in


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Schling- und Kletterpflanze, DMT. Dies ist aber nicht gesichert. Smith spekuliert, dass es sich um Prestonia amazonica handeln könnte (SMITH 1977). Psychotria-Arten Psychotria carthaginensis, Psychotria poeppigiana und Psychotria viridis (Rubiaceae) enthalten N,N-DMT (RIVIER et al. 1972) . Psychotria viridis ist die klassische schamanische DMT-Pflanze für amazonische Ayahuasca-Zubereitungen. Testulea gabonensis In der Rinde und Wurzelrinde der Testulea gabonensis (Fabaceae/ Mimosoidae, Ochnaceae) wurden DMT, 0,2 Prozent 5-MeO-DMT und NMT (N-Methyltryptamin) nachgewiesen (u. a. LEBOEUF et al. 1977). Vepris ampody Die Blätter und Zweige des Rautengewächses Vepris ampody (Rutaceae) enthalten bis zu 0,2 Prozent DMT (KAN-FAN 1970). Virola-Arten Verschiedene Virola-Spezies (Myristicaceae) sind als DMTund 5-MeO-DMT-Lieferanten bekannt. Die Alkaloide sind dabei in der getrockneten Rinde zu finden. Tryptaminhaltige

Botanische Tafel der Virola calophylloidea

Virola-Arten: Virola calophylla, Virola calophylloidea, Virola carinata, Virola cuspidata, Virola divergens, Virola elongata, Virola mellinonii, Virola pavonis, Virola peruviana, Virola rufula, Virola sebifera (Talgmuskatnussbaum), Virola surinamensis, Virola theiodora (DMT und 5-MeO-DMT in Wurzeln, Blättern, Blüten und in der Rinde), Virola venosa und andere Arten (u. a. OTT 1993, 1994) .

Zanthoxylum-Arten Die Gelbholz-Pflanzen Zanthoxylum aborescens und Zanthoxylum procereum (Rutaceae) enthalten DMT (GRINA et al. 1982) . Interessanterweise sind andere Arten der Gattung als pfeffriges Gewürz bekannt und in Gebrauch (z. B. Zanthoxylum schinifolium, Zanthoxylum piperitum, Zanthoxylum coreanum und Zanthoxylum ailanthoides).

Mimosa tenuiflora bark (tepeDictyoloma incanescens, Pipt(1971). Annee Biologique 10: J. of Psychedelic Drugs 9(3): scohuite). Arch. Invest. Med. adenia colubrina, and Mimosa 129. 247–263. Mex. 21(2): 175-7. hostilis. J. Org. Chem. 24: Rovelli, B. und Vaughan, G. Schultes, Richard E. und Ott, Jonathan (1993). Phar1285-7. N. (1967). Alkaloids of Acacia Hofmann, Albert (1979). macotheon. Kennewick: NatuRätsch, Christian (1998). I. Dimethyltryptamines in Plants of the Gods. Mcral Products Enzyklopädie der psychoaktiAcacia phlebophylla. Aust. J. Graw-Hill. Rochester: Healing Ott, Jonathan (1994). Ayaven Pflanzen. Aarau: AT Chem. 20: 1299 Arts Press huasca-Analoge. Löhrbach: Rivier, L. und Lindgren, J.-E. Schultes, Richard E. (1976). Schultes, Richard E. und Werner Pieper & The Grüne (1972). «Ayahuasca,» the Indole Alkaloids in Plant HalHofmann, Albert (1980). The Kraft. South American Hallucinogelucinogens. J. of Psychedelic Botany and Chemistry of HalPachter, I. J., Zacharias, D. nic Drink: an Ethnobotanical Drugs 8(1): 7-25. lucinogens. Springfield: C. C. E. und Ribeir, O. (1959). and Chemical Investigation. Schultes, Richard E. (1977). Thomas Indole Alkaloids of Acer sacEconomic Botany 26: 101–129. The Botanical and Chemical Servillo, L., Giovane, A., Bacharinum (the Silever Maple), Rivier, L.im und Pilet, P. E. Hallucinogens.undlestrieri, M. L., Cautela, ist erhältlich Pressehandel, inDistribution Buch- &ofHanfshops im Versand über

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D M T & 5 - M E O - D M T I N D E R N AT U R

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Angeblich DMT-haltige Pflanzen (und Pilze) Trichocereus terscheckii Schultes und Hofmann schrieben 1979, dass DMT in dem Kaktus nachgewiesen werden konnte (SCHULTES & HOFMANN 1979). Ann und Sasha Shulgin konnten die Anwesenheit des Tryptamins bei eigenen intensiven Untersuchungen aber nicht bestätigen (SHULGIN & SHULGIN 1997: 250) . Echinocereus salm-dyckianus und Echinocereus triglochidiatus Robert A. Bye zitierte den Kollegen McLaughlin, der glaubte, ein Tryptamin in Echinocereus triglochidiatus entdeckt zu haben und annahm, dass es sich um 5-MeO-DMT handeln könnte. Zitat aus der originalen Arbeit von 1979: «McLaughlin (personal communication, 2 March 1977) says that preliminary tests on Tarahumara

plants of E. triglochidiatus indicate the presence of a tryptamine derivative, possibly N,N-dimethyl-5-methoxytryptamine – the first record of its presence in this genus» (BYE 1979). Echinocereus salm-dyckianus soll darüber hinaus ebenfalls angeblich Tryptamine enthalten. Psychonautische Untersuchungen und Bioassays mit beiden Pflanzen konnten dies bisher jedoch nicht bestätigen. Mittagsblumen Möglicherweise enthalten einige Arten der Gattung Mesembryanthemum (Aizoaceae) N,N-DMT. Chemische Untersuchungen stehen diesbezüglich noch aus. DMT-Pilze? Auch die Wulstlinge Amanita citrina, Amanita porphyria und

andere Amanita spp. wurden einst «verdächtigt», DMT, 5-MeO-DMT und Bufotenin zu enthalten. Bestätigt wurde dies niemals. Dies sei nur der Vollständigkeit halber angemerkt, denn Pilze gehören im botanischen Sinne nicht zu den Pflanzen, sondern bilden ein eigenständiges Reich. DMT-Flechte In der Flechten-Art Dictyonema huaorani, die im Ecuadorianischen Amazonasgebiet vorkommt und dort als schamanisches Werkzeug gilt, wurden kürzlich Tryptamin, Psilocybin, 5-MeO-DMT, 5-MeO-NMT und 5-Methoxytryptamin (5-MT) nachgewiesen. Siehe dazu die entsprechende Meldung in unserer Rubrik Lucy‘s Mix in dieser Ausgabe.

FILMTIPP In Folge 26 der Nachtschatten Television, des hauseigenen TV-Formats des Nachtschatten Verlags auf Youtube, ist der Vortrag Heimische DMT -Pflanzen von Markus Berger und Alexander Ochse vom Symposium «30 Jahre Nachtschatten Verlag» zu sehen: www.is.gd/t9w2PM www.nachtschatten-television.ch Mittagsblumen

D. und Castaldo, D. (2012). N-Methylated tryptamine derivatives in Citrus genus plants: Identification of N,N,N-trimethyltryptamine in bergamot. Journal of Agricultural and Food Chemistry 60(37): 9512–9518. Servillo, L., Giovane, A., Balestrieri, M. L., Casale, R., Cautela, D. und Castaldo, D. (2013). Citrus genus plants contain N-methylated tryptamine derivatives and their

5-hydroxylated forms. Journal of Agricultural and Food Chemistry 61(21): 5156–5162. Servillo, L., Giovane, A., Balestrieri, M. L., Ferrari, G., Casale, R., Cautela, D., Castaldo, D. und D’Onofrio, N. (2014). N-Methylated Derivatives of Tyramine in Citrus Genus Plants: Identification of N,N,N-Trimethyltyramine (Candicine). Journal of Agricultural and Food Chemistry 62(12): 2679–2684.

Shulgin, Alexander T. (1976). Profiles of Psychedelic Drugs – DMT. Journal of Psychedelic Drugs 8 (2): 167–168. Shulgin, Alexander T. und Ann (1997). TiHKAL. San Francisco: Transform Press Skaltsounis, A.L., Tillequin, F. und Koch, M. (1983). Plantes des Nouvelle-Caledonie LXXXIII: Alcaloides des tiges feuillees de Melicope leptococca. Lloydia 46(5): 732. Smith, Terence A. (1977).

Tryptamine and Related Compounds in Plants. Phytochemistry 16: 171–175. Trout, K. (2004). Trout‘s Notes: Tryptamine Content of Arundo donax, http://is. gd/3ogFIl Wassel, G. M. et al. (1985). Alkaloids from the rhizomes of Phragmites australis Cav. Scientia Pharmaceutica 53: 169–170.


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Hirndoping oder: Über

die Pharmakologisierung des Alltags Wie die Bereitschaft, Körper und Seele chemisch zu stimulieren, eine neue Drogenrealität schafft TEXT:

Günter Amendt

O

b all die Substanzen, die von der Pharmaindustrie zur Stimulation des Hirns in Umlauf gebracht werden, tatsächlich die Wirkungen erzielen, die ihnen zugeschrieben werden, welche Rolle dabei der Placebo-Effekt spielt, ob Ritalin, Modafinil oder Prozac und das verwandte Fluctin tatsächlich so risikoarm sind, wie ihre Propa-

Der Prozess der inneren Legalisierung von Drogen vollzieht sich rasant.

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gandisten behaupten, und welches Suchtrisiko sie in sich bergen, das alles sind legitime Fragen, die ich jedoch im Folgenden nicht weiter erörtern will. Es genügt zu wissen, dass derartige Produkte am Markt sind, dass die pharmazeutische Industrie daran arbeitet, weitere einschlägige Produkte zu kreieren, dass sie in Kooperation mit der Nahrungsmittelindustrie dabei ist, «Brainfood» am Markt zu etablieren, und dass, wie erste empirische Untersuchungen nachweisen, Teile der Bevölkerung bereit sind, Dopingmittel in ihren Alltag zu integrieren. Das ist der Ausgangspunkt meiner Überlegungen – verbunden mit der Frage, auf welche Entwicklungen wir uns einzustellen haben. Die «Pharmakologisierung des Alltags» hat, was leicht vergessen wird, bereits in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts eingesetzt, als unter der Führerschaft schweizerischer Pharmakonzerne Produkte auf den Markt kamen, deren Wirksubstanzen auf das Zentralnervensystem zielen: Valium, Librium, Nobrium. Deren Markteroberung vollzog sich schleichend und ohne die gebührende öffentli-

che Aufmerksamkeit. Die war ganz und gar auf die illegalisierten sogenannten Jugenddrogen fixiert: Opium, Heroin, Kokain, Haschisch und LSD. Ihnen wurde der Drogenkrieg erklärt, in dessen Schatten die Pharmaindustrie ihre eigenen Produktentwicklungen vorantrieb, bis hin zu jenen Substanzen, die heute am Markt sind, und von denen es heißt, sie steigerten das Leistungsvermögen und verbesserten das Wohlbefinden ihrer Konsumenten. Als ich Mitte der 1980er-Jahre die zunehmende Pharmakologisierung des Alltags zu beschreiben begann und in diesem Zusammenhang von «Alltagsdoping» sprach, war das kritisch gemeint. Ich wollte auf etwas aufmerksam machen, was ich für eine gesellschaftliche Fehlentwicklung hielt. Es ist auffallend, welchen Bedeutungswandel der Begriff «Doping» im Verlaufe einer relativ kurzen Zeit erfahren hat. Heute wird, wenn es darum geht, den steigenden Konsum von Medikamenten zur Regulierung des Alltags zu erklären, wie selbstverständlich von Doping gesprochen – prägnant auf den Punkt gebracht in einer Schlagzeile der Süddeutschen Zeitung: «Drogen im Alltag. Das ganz normale Doping». Nichts allerdings illustriert diesen Bedeutungswandel mehr, als der bevorzugt im Umfeld von Sportsendungen ausgestrahlte Werbeclip für ein coffeinhaltiges Haarwaschmittel: «Alpezin. Doping für das Haar». Wenn ein stetig wachsender Teil der Bevölkerung den Gebrauch von Leistungsdrogen gutheißt und selbst dazu bereit ist, vorbehaltlich möglicher Nebenwirkungen das Angebot der Pharmaindustrie anzunehmen, dann manifestiert sich darin eine veränderte Einstellung zu Drogen. Dieser Prozess der inneren Legalisierung von Drogen vollzieht sich rasant, auch wenn der öffentliche Diskurs nach wie vor auf Verbote und Repression setzt. Doch in der


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H I R N D O P I N G O D E R : Ü B E R D I E P H A R M A KO L O G I S I E RU N G D E S A L LTA G S

Hierarchie politischer Probleme, die dringend nach einer Lösung verlangen, rangiert «das Drogenproblem» ganz unten. Das war, wie die Älteren unter uns sich erinnern werden, einmal anders. Was ich «die innere Legalisierung von Drogen» nenne, hat seine Entsprechung in der sich gleichzeitig wandelnden Einstellung des Publikums zu Doping im Hochleistungssport. Viele Indizien sprechen dafür, dass es erheblichen Teilen des Eventpublikums, das in die Stadien strömt und sich vor den Bildschirmen versammelt, völlig egal ist, ob ein Sportler gedopt ist oder nicht. Hauptsache, die Leistung und die Performance stimmen. Mag die Tour de France eines Tages an ihren Dopingskandalen ersticken, noch gibt es dafür keine Anhaltspunkte. Das Publikum am Straßenrand wendet sich nicht ab, und die Medien verzeichnen weltweit hohe Einschaltquoten. Ähnlich ist die Lage auch im interna-

Um den gesteigerten Anforderungen zu genügen, greifen Gesunde zu Medikamenten, die für Kranke entwickelt wurden. tionalen Profifußball. Kein Funktionär, kein Spieler, kein Fan würde den exorbitanten Einsatz von Schmerzmitteln im Profifußball als das bezeichnen, was er ist: Doping. Für die Fußballfreunde unter Ihnen: Beim Streit zwischen dem FC Bayern München und dem Niederländischen Fußballverband in der Causa Arjen Robben, der, obwohl er gesundheitlich angeschlagen war, bei der WM in Südafrika eingesetzt wurde und danach mit einer schweren Muskelverletzung nach München zurückkehrte, handelt es sich nicht, wie die Vereinsführung glauben machen will, um einen Versicherungs- oder einen Entschädigungsfall, sondern um einen Fall von Doping. Denn der Spieler wurde, folgt man der Medienberichterstattung, von Spiel zu Spiel fit gespritzt. Präventiv. Mit anderen Worten: Er erbrachte eine Leistung, die er ohne chemisch-pharmazeutische Hilfsmittel so nicht hätte erbringen können. Das ist Doping.

sich den Leistungsträgern zurechnen beziehungsweise den Aufstieg zu den Leistungseliten suchen. Um ihre Denkfähigkeit, ihre Reaktionsfähigkeit, ihr Durchhaltevermögen, kurz: ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und zu steigern, verlangen sie nach Substanzen, die das Hirn aktivieren oder, salopp gesagt, ihre Synapsen zum Japsen bringen. Es greifen also, um den gesteigerten Anforderungen zu genügen, organisch und psychisch Gesunde zu Medikamenten, die für Kranke entwickelt wurden: «Im Vordergrund steht folglich», wie eine Studie der DAK resümiert, «nicht die Heilung, sondern die Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit, die Verbesserung des psychischen Wohlbefindens sowie eine höhere Belastbarkeit in beruflichen und privaten Stresssituationen.» Diese von der Deutschen Angestelltenkrankenkasse (DAK) in Auftrag gegebene Studie «Doping am Arbeitsplatz» ist die erste bundesweite Befragung von 3000 Erwerbstätigen im Alter von 20 bis 50 Jahren zu diesem Thema. Die Autoren der Studie gehen davon aus, wovon auch ich immer ausgegangen bin: Es gibt einen inneren Zusammenhang zwischen Art und Ausmaß des Drogenkonsums und den jeweiligen gesellschaftlichen Strukturen beziehungsweise dem Charakter der Arbeitsverhältnisse. Dazu die DAK-Studie: «Arbeit wird nicht zuletzt aufgrund von Internet und sich rasch entwickelnder Informations- und Kommunikationstechnologien, zunehmend orts- und zeitflexibel sowie lösungsund projektorientierter.» Damit wachsen die Anforderungen an die berufliche Leistungsfähigkeit. Sie ist nicht mehr primär von der körperlichen, sondern «sehr entscheidend auch von den kognitiven und psychischen Ressourcen» abhängig – als da wären: schnelle Auffassungsgabe, gutes Erinnerungsvermögen, lebhafte Kreativität, fokussierte Aufmerksamkeit, Ausdauer und Stressresistenz.

Analog zu den Praktiken im Leistungssport nennen die Autoren auch die Praktiken am Arbeitsplatz Doping. Ihre Definition des Begriffs orientiert sich ausdrücklich an der Definition der Welt-Anti-Dopingagentur (WADA): «‹Doping am Arbeitsplatz› beschreibt die systematische Einnahme körperfremder Substanzen, um eine Leistungssteigerung bei der Ausübung der beruflichen Tätigkeit zu erreichen. Anders als im Leistungssport unterliegt Zurück zum Doping im beruflichen und privaten All- ‹Doping am Arbeitsplatz› keinen Sanktionen, denn tag: Noch beschränkt sich die Bereitschaft zur Hirn- ein Dopingreglement gibt es nur für den Wettstimulation vorwiegend auf die Mittel- und die kampfsport.» So ist es. Es gibt kein DopingregleOberschicht. Und da wiederum auf diejenigen, die ment am Arbeitsplatz, sieht man vom Rauchverbot


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einmal ab. Doch das könnte sich ändern. Es muss nur jemand auf die Idee kommen, den Mitbewerber um einen Arbeits- oder Studienplatz zu verklagen, weil es Indizien dafür gibt, dass dieser auf Droge zum Aufnahmegespräch beziehungsweise zur Aufnahmeprüfung erschienen ist und sich damit einen Wettbewerbsvorteil verschafft hat. Denn Doping im Berufsalltag führt wie Doping im Sport zur Verzerrung des Wettbewerbs und benachteiligt alle, die sich aus welchen Gründen auch immer weigern, ihre Leistungskraft chemisch zu manipulieren.

Zahlen mehr als Größenordnungen und weniger als gesicherte statistische Daten lesen.) Die DAK-Studie spricht von einem Trend, der schon jetzt nach gegensteuernden Maßnahmen verlange: «Gegenwärtig ist Doping am Arbeitsplatz noch kein sehr weit verbreitetes Phänomen; mit der Entwicklung nebenwirkungsarmer Arzneimittel, … die auch für Gesunde von Nutzen sind, könnte sich dieses Phänomen in Zukunft jedoch beachtlich ausweiten». Nicht anders die Einschätzung der Mainzer Studie an Schülern und Studenten. Die Autoren registrieren zwar wegen der Angst vor Wie aber kommt die Entscheidung in die eine oder Nebenwirkungen eine gewisse Zurückhaltung, die andere Richtung zustande? Was sind die Krite- besonders im Vergleich zu US-amerikanischen Sturien, nach denen ein Mensch sich entscheidet, ob dien: «Wohl aber könnte es in Zukunft Substanzen und wie weit er sich auf das Angebot zur Hirnstimu- mit einem akzeptablen Risikoprofil geben, die lation beziehungsweise zur Hirnmanipulation ein- gleichzeitig sehr effektiv kognitive Fähigkeiten lassen will? stärken», und die, so Lieb, «dürften bei Schülern Die Befunde der DAK-Studie, aber auch die und Studenten auf fruchtbaren Boden fallen». der Studie des Mainzer Psychiaters Klaus Lieb, der Dieser Prognose liegt unausgesprochen die 1500 Schüler und Studenten danach gefragt hatte, Annahme zugrunde, dass die Entscheidung für oder ob sie bereit seien, zur Leistungssteigerung Hirn- gegen chemische Hirnschrittmacher vernunftgedoping zu betreiben, sind eindeutig. Noch deutli- steuert ist und als Ergebnis einer rationalen Risikocher als in der DAK-Studie, wo 60 Prozent der abwägung getroffen wird, während der in der bisBefragten ihre Bereitschaft zum Hirndoping erklär- herigen Drogendiskussion so dominante ethischten, sind die Ergebnisse der Mainzer Studie. Von den moralische Aspekt bei der Entscheidungsfindung Befragten sind dazu 80 Prozent bereit, aber nur 4 keine Rolle zu spielen scheint. Hauptsache, das RisiProzent haben bisher tatsächlich wenigstens ein- koprofil ist akzeptabel. mal versucht, mit Hilfe von legalen oder illegalen Die Risikobereitschaft eines Menschen ist Drogen, ihre kognitive Leistungsfähigkeit zu stei- keine fixe Größe. Sie ist wandelbar. Sie ist beeinflussgern. In der DAK-Studie waren es fünf Prozent. Und bar. Sie ist abhängig von psychischen und sozialen in den USA sind es acht Prozent. In einer Umfrage Prägungen und den jeweiligen Lebensumständen. Die kompletten Artikel in der Doch gedruckten Ausgabe zusind lesen: der Zeitschrift Nature zum Konsum sind unter Akadenicht alle Risiken des Lebens abwägbar. mikern waren es sogar ist 20 erhältlich Prozent.im (Man Pressehandel, sollte diese inSpätestens Buch- & Hanfshops seit 1986, als und Ulrich im Versand Beck sein über Buch

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Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne veröffentlichte, und unter dem Eindruck der Katastrophe von Tschernobyl ist die allgemeine Gefährdungslage ins kollektive Bewusstsein der Menschen eingedrungen. Die Menschen wissen, dass sie abstrakten Risiken ausgesetzt sind, die sie nicht beeinflussen können, denen sie ohnmächtig ausgeliefert sind. Sie erleben, wie der Risikoexzess des Finanzkapitals die Welt an den Rand des wirtschaftlichen Absturzes führte. Und sie beobachten, dass die Verantwortlichen weitermachen, als sei nichts geschehen. Sie erleben, wie eben noch unverzichtbare Sicherheitsstandards im Deal mit der Atomindustrie verhökert werden. Sie erleben, wie die US-amerikanische Justiz, mitten in einer der größten ökologischen Katastrophen der Neuzeit, die Erlaubnis zu weiteren Tiefseebohrungen erteilt. Sie werden Zeugen, wie es Computer-Saboteuren gelingt, ins Steuerungssystem von hochkomplexen Industrieanlagen einzudringen. Und sie ahnen, dass die Risiken der Gentechnik wie auch die der Nanotechnologie unkalkulierbar sind – die der Atomtechnologie sowieso. Es ist, als würde der Planet neu vermessen und die Überlebensrisiken der Menschen, die ihn bevölkern, neu kalkuliert. Eine Dosiserhöhung

scheint unvermeidlich, weil andernfalls der technische Fortschritt und die Zukunftsfähigkeit gefährdet seien. Heißt es. Die Öffentlichkeit im globalen Ausmaß soll darauf eingestellt werden, höhere Risiken in vielen Bereichen des täglichen Lebens zu akzeptieren. Von hoher symbolischer Bedeutung in diesem Zusammenhang ist die Ankündigung einer Billigflug-Airline, zukünftig nur noch mit einem Pilot fliegen zu wollen. No risk, no fun. Diese Akkumulation von Gefahren und Risiken prägt – bewusst oder unbewusst – das Risikoverhalten eines jeden einzelnen Menschen. Zum weit verbreiteten Gefühl der Überforderung in vielen Bereichen des Alltags und der Angst, den Anforderungen der allgemeinen Beschleunigung mit ihrem Zwang zur Flexibilität und Mobilität nicht mehr genügen zu können, gesellt sich ein Gefühl der Bedrohung durch No-Exit-Technologien, die ausschließlich aufs Gelingen fixiert sind. Immer mehr Menschen flüchten vor dieser von ihnen als ausweglos erlebten Lage in Krankheit und Depression. Andere akzeptieren die Lage, wie sie ist. Sie passen sich an und nützen gegebenenfalls die pharmaindustriellen Angebote, die ihnen dabei helfen sollen, psychisch und physisch über die Runden zu kommen. Ulrich Beck hat das Paradox dieser Akkumulation von Gefahren und


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Risiken so beschrieben: «Wo sich alles in Gefährdungen verwandelt, ist irgendwie nichts mehr gefährlich.» Overkill nannte man das früher. Die Folge: Abstumpfung und fatalistische Gleichgültigkeit gegenüber immer neuen Risiken und Gefahren. Noch hat der Gebrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten bei Arbeit, Sport und Spiel nicht US-amerikanische Ausmaße erreicht – nirgendwo in Europa. Doch auch hier könnte sich schon bald ein den Verhältnissen in den USA vergleichbarer Mentalitätswandel vollziehen, der die Ärzteschaft veranlasst, bei der Verordnung von Psychopharmaka weniger strenge Maßstäbe anzulegen und potentielle User veranlasst, sich der Verschreibungspflicht zu entziehen und sich über das Netz

Hat man unter der Einwirkung von pharmakologischen Hirnschrittmachern überhaupt noch einen eigenen Willen?

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Angebot der Pharmaindustrie einlassen wird, aber auch eine Frage des Menschenbildes. Der anhaltende Konsum von hirnstimulierenden Substanzen wird nach Auffassung vieler Neurologen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Veränderung der Persönlichkeit bewirken. Will man das? Hat man unter permanenter Einwirkung von pharmakologischen Hirnschrittmachern überhaupt noch einen eigenen Willen? Welches sind die gesellschaftlichen Folgen eines zunehmenden Autonomieverlustes der Individuen? Wie groß ist das Risiko, manipuliert zu werden? Wie stark die Angst davor? Irgendwann, schreibt der US-amerikanische Politologe Francis Fukuyama, werden die Grenzlinien verwischen «zwischen dem, was wir aus eigener Kraft erreichen, und dem, was wir aufgrund des Pegelstandes an verschiedenen Chemikalien in unserem Hirn zuwege bringen». Das wäre gleichbedeutend mit dem Ende der Kreativität als Persönlichkeitsmerkmal. Auch Klaus Lieb schaudert es bei dem Gedanken an «unberechenbare Energiemaschinen», chemisch aufgerüstete Monster, die außer Kontrolle geraten. Doch diese Monster sind längst losgelassen. Der von ihnen bevorzugte Treibstoff ist Kokain. An den Börsen dieser Welt und in den Schaltzentralen der Händler und Spekulanten ist dieser Treibstoff reichlich vorhanden. Von Aldous Huxley heißt es, ihn habe ständig die Furcht geplagt, «die kombinierte Wirkung von Massenmedien und Drogen könnte die Welt in eine Art schmerzloses Konzentrationslager des Geistes verwandeln, dessen Insassen ihre persönlichen Freiheiten eingebüßt haben, dafür aber eine Diktatur ohne Tränen genießen».

selbst zu versorgen. Die von den Autoren der DAK-Studie befragten Experten gehen jedenfalls davon aus, dass der pharmakologische Fortschritt «die Möglichkeiten zur Beeinflussung von Lernund Aufmerksamkeitsleistungen zunehmend erweitern» wird, «und im Zuge dessen wird ‹Neuround Psycho-Enhancement› mehr gebilligt und selbstverständlicher als gegenwärtig». In den Jahren, die kommen, wird die Drogenpolitik Antworten auf das Phänomen des Alltagsdopings finden müssen. Die Frontstellungen in dieser Auseinandersetzung sind längst bezogen. Die einen Wie Sie sehen, bin ich mit meinem Unbehagen nicht versuchen – aus den unterschiedlichsten Gründen – alleine. Seitdem ich mich mit Alltagsdoping beziesich dieser Entwicklung entgegenzustemmen, die hungsweise der Pharmakologisierung des Alltags anderen sehnen sie geradezu herbei, weil sie in ihr beschäftige, und je tiefer ich in die Problematik eineinen weiteren Schritt auf dem Weg zur Optimie- dringe, desto mehr sehe ich mich mit Widersprürung des menschlichen Körpers sehen. chen und persönlichen Ambivalenzen konfrontiert, Auch wenn man davon ausgeht, dass Doping die es mir schwer machen, eindeutig Position zu im Alltag so wenig zu verhindern sein wird wie beziehen. Doping im Hochleistungssport, kommt man an der Lassen Sie mich das mit einem Statement des Frage nicht vorbei, welche gesellschaftlichen Folgen österreichischen Kollegen Christoph Lagemann verdiese Entwicklung zeitigen wird. Und ob es politische deutlichen. Auf einer Konferenz in Linz, die zu klären Eingriffsmöglichkeiten gibt. Die Datenlage ist dürf- versuchte, ob es eine «intelligente Drogenpolitik» tig. Weitere Studien sind erforderlich. So viel wissen überhaupt gibt, erklärte der Leiter des Instituts für wir schon heute: Alltagsdoping ist kein Randgrup- Suchtprävention: «Der chemische Glücks-Cocktail pen-Phänomen. aus Endorphinen, Oxytocin und Dopamin in unseDie Unabhängig kompletten Artikel sind in ist der rem gedruckten zuwo lesen: Hirn entsteht Ausgabe vor allem dort, Menschen von allen Risikoabwägungen die Entscheidung eines Menschen,im ob Pressehandel, er sich auf das insoziale ist erhältlich Buch- Kontakte & Hanfshops undwo imsie Versand über haben, Anerkennung

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finden und geliebt werden.» Und er fügt hinzu: Apothekenpflicht für bestimmte Produkte zu lockern «Ich habe kein Problem damit, dass man dem che- und das Werbeverbot für verschreibungspflichtige misch nachhilft.» Medikamente in Publikumsmedien nach US-ameriGenau damit habe ich ein Problem – nämlich, kanischem Vorbild aufzuheben. dass man «chemisch nachhilft», um Glück zu proAuf diesem Wege hofft die Pharmaindustrie, duzieren. Oder zumindest mit diesem Versprechen näher an den Kunden heranzukommen, ihn von der hausieren geht. Ich will mir dieses Unbehagen, das segensreichen Wirkung ihrer Produkte zu überzeueingestandenermaßen auf einem tiefen Misstrauen gen, ihm die Angst vor Nebenwirkungen zu nehmen gegenüber den Aktivitäten der Pharmaindustrie und ihn zu veranlassen, in der Arztpraxis nach dem beruht, nicht ausreden lassen, auch wenn ich die zu verlangen, was ihm zuvor in der Werbung Errungenschaften der Pharmakologie keineswegs schmackhaft gemacht wurde. Dass die Verschreileugne. Angesichts der sattsam bekannten Ver- bungswünsche von Patienten das Verordnungsvermarktungsstrategien global operierender Pharma- halten von Ärzten beeinflussen, ist unumstritten konzerne bedarf dieses Misstrauen jedoch keiner und wurde in verschiedenen Studien nachgewiesen. weiteren Begründung. Noch ist nicht klar, ob die Europäische Kommission dem Druck der Pharmalobby nachgeben Wenn man, wie ich, grundsätzlich und weil sie nicht wird. Wie es aussieht, steht jedoch die Aufhebung durchsetzbar sind, gegen Verbote ist, welche die des Werbeverbots für verschreibungspflichtige MediFreiheitsrechte von Menschen einschränken, kommt kamente unmittelbar bevor. Damit verzichtet die man nicht umhin, das Risikomanagement seines Politik auf eines ihrer wichtigsten Instrumente im eigenen Lebens selbst in die Hand zu nehmen. Die Umgang mit Drogen beziehungsweise der VermarkEntscheidungsfindung sollte, soweit das möglich ist, tung von Drogen, Stichwort: defensive Vermarktung. auf der Grundlage von, objektiven Informationen Dabei zeigt sich in den USA schon jetzt, welberuhen, und sie sollte ohne Druck von außen chen Nachfrage sog. Direct-to-Consumer Advergetroffen werden können. Das ist die Voraussetzung tising entfaltet. In den USA sind 27 Millionen Bürger, für Drogenmündigkeit, die wiederum Voraussetzung das sind knapp zehn Prozent der Bevölkerung, auf ist für eine Verringerung der Risiken beim Umgang Antidepressiva. Natürlich gibt es viele Gründe für diese Verdoppelung der Nachfrage innerhalb einer mit Drogen, seien sie nun legal oder illegal. Aus Sicht der Pharmaindustrie stellt das Miss- Dekade. Ein Grund, und nach Auffassung US-ametrauen einer mündigen Kundschaft, die nach den rikanischer Experten ein gewichtiger, ist der enorme Risiken und Nebenwirkungen ihrer Produkte fragt, Werbeaufwand für die einschlägigen Produkte, die eine Hemmschwelle bei der Vermarktung ihrer Pro- als Glückspillen vermarktet werden, und deren dukte dar. Sie gilt es zu überwinden. Dafür ist die Image noch immer erstaunlich positiv ist, obwohl Werbung, die sich gerne als Verbraucheraufklärung einige der Substanzen beachtliche Nebenwirkungen tarnt, zuständig. Seit Jahren, nein, seit Jahrzehnten zeigen. Doch trotz aller Warnungen erfreuen sich arbeitet die Pharmalobby auf nationaler wie auf Happy Pills in den USA weiterhin größter Beliebtheit. europäischer Ebene daran, die Verschreibungs- und In den USA vollzieht sich ein Mentalitätswechsel, der,


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wie der Korrespondent der «Süddeutschen Zeitung» wieder aufs Neue zu entscheiden, ob wir, beruflich beobachtet hat, «eine Gesellschaft denkbar wie privat, den Versprechungen einer schönen neuen macht, in der die Einnahme von Antidepressiva pharmakologisch gesteuerten Welt vertrauen wollen. zum gewöhnlichen und anerkannten Umgang des Niemand nimmt uns diese Entscheidung ab. Wir alle Menschen mit sich selbst gehört». sind aufgefordert, in dieser Diskussion, die erst an Gestützt wird dieser Mentalitätswandel von ihrem Anfang ist, Position zu beziehen: in der Verantder Ideologie des «Positiven Denkens» und der «Posi- wortung gegenüber unseren Klienten, in der Veranttiven Psychologie», die sich innerhalb kurzer Zeit zu wortung gegenüber unseren Kindern und in der Vereiner akademischen Disziplin entwickelt hat und die antwortung gegenüber uns selbst. Doch bei aller sich von der «negativen Psychologie», die in den individuellen Verantwortung sollten wir eines nicht Abgründen der Psyche herumwühlt und sich mit übersehen: Wenn Gesunde anfangen, Medikamente Angst, Trauer, Verlust und Versagen beschäftigt, zu nehmen, die für Kranke bestimmt sind, dann muss abgrenzt mit dem Versprechen: Glück ist machbar. die Gesellschaft, in der sie leben, krank sein. Immer und überall. Auch ist gegen den Einsatz von chemischen Stimmungsaufhellern bei der Suche nach Glück nichts einzuwenden. GÜNTER AMENDT (8. Juni 1939 – 12. März 2011) war Kritiker dieser Denkschule sprechen von einer Autor, Referent, Sozialwissenschaftler und ein engagier«fundamentalistischen Heilslehre». Besonders in ter Gegner der Drogenprohibition. Bis zu seinem Tod, den den USA, die nicht nur der weltweit größte ironischerweise ein unter akuter Cannabiseinwirkung Umschlagplatz für Drogen, sondern auch ein großer stehender Autofahrer herbeiführte, setzte Günter Absatzmarkt für Heilslehren aller Art sind, fallen die Amendt sich unermüdlich für eine drogenmündige Versprechungen der «Positiven Psychologie» auf Gesellschaft und eine menschenwürdige, selbstbestimmfruchtbaren Boden. te Drogenpolitik ein.

Amendt hat eine Vielzahl erhellender Bücher und Artikel

Lassen Sie mich zum Abschluss meiner Ausführunhinterlassen. Bei diesem Artikel handelt es sich um die gen deutlich darauf hinweisen: Die PharmakologisieAbschrift des Vortrags «Risikoabwägung als subjektive rung des Alltags ist alles andere als ein naturwüchÜberlebensstrategie: Wie die Bereitschaft, Körper und siger Prozess. Sie wird betrieben von einer Seele chemisch zu stimulieren, eine neue Drogenrealität kapitalkräftigen Industrie, die sich dem Social schafft», den der Autor am 6. November 2010 in Berlin Engineering verschrieben hat – mit dem Ziel, die Leisund am 9. November 2010 in Essen gehalten hatte. tungskraft der gesellschaftlichen Subjekte so zu Außerdem findet sich der Text im Buch Hirndoping – optimieren, dass sie innerhalb der vorgegebenen Der große Schwindel, das 2012 im Beltz-Verlag erschienen Strukturen reibungslos funktionieren. Diese Industrie ist. www.beltz.de wirksam zu kontrollieren, bedürfte eines politischen Willens. Eingriffe in die Produktion, Kontrollen und Der Text wurde uns von Günter Amendts Schwester Doris Regulierungen bei einer defensiven Vermarktung von freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Internetseite Pharmaprodukten wären legitime Optionen, diesen des Autors: www.guenteramendt.de Prozess zu steuern. Doch ein politischer Wille, den Markt auch gegen die Interessen der Pharmaindustrie zu regulieren und zu reglementieren, ist nicht zu erkennen. Wir haben es mit einem System zu tun, das darauf angelegt ist, die Verantwortung für die Folgen seiner Produktion zu externalisieren und auf den Endverbraucher abzuwälzen. Der hat die freie Wahl. Er muss das Angebot ja nicht annehmen. Das bedeutet: Wer sich für den Gebrauch von Leistungs- und Wohlfühldrogen entscheidet, muss die Risiken seines Drogenkonsums selbst abwägen und für seine Entscheidung die Verantwortung überDie kompletten Artikel sind inund der gedruckten Ausgabe zu lesen: nehmen. Ob es einem gefällt oder nicht, wir – Sie ich – sind gezwungen, uns zu entscheiden, immer in Buch- & Hanfshops und im Versand über ist erhältlich im Pressehandel,

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Bewusstseinsentwicklung im Alltag Unser Bewusstsein ist das zentrale Element unseres Lebens. Es entsteht, indem wir Informationen über unsere Sinne aufnehmen, indem wir sehen, hören, fühlen und diese Informationen laufend mit unseren Erinnerungen, Erfahrungen, Gedanken und Träumen verbinden. So gewinnen wir ein Bild davon, was wir sind, was uns umgibt und wie wir damit interagieren. BewusstseinTist E X Tjedoch : Thom keine as M feste a r t Größe. h a l e r Es lässt sich entdecken, erweitern und entwickeln – mit oft überraschend einfachen Techniken. Um sein Bewusstsein zu erforschen und zu formen, hat der Mensch über die Jahrtausende verschiedenste Methoden entdeckt, genutzt und weiterentwickelt: Trance erzeugende Tänze, die Nutzung psychedelischer Pflanzen, schamanistische Rituale, Meditation, Yoga und Fasten sowie Hypnose, Psychoanalyse und die Nutzung elektronischer Geräte zur Einleitung luzider Träume. In dieser Rubrik werde ich Ihnen in Zukunft einige einfache, aber effektive Techniken vorstellen, die sich bestens dafür eignen, das Bewusstsein im Alltag zu entdecken, zu erweitern und zu entwickeln. Dabei achte ich darauf, Ihnen die Techniken in einer klaren, verständlichen und neutralen Art und Weise zu präsentieren. Zudem verzichte ich darauf, Ihnen ein vorgefertigtes Glaubenssystem zu vermitteln. Vielmehr werde ich Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, Ihre Wahrnehmung selbstständig und unabhängig zu erweitern, um mit den dadurch gewonnenen Erfahrungen ein individuelles, für Sie stimmiges Glaubenssystem zu entwickeln. Der Versuch lohnt sich. Denn wenn wir lernen, uns bewusst zu machen, wer wir sind und was wir tun, werden wir auch die Kraft finden, uns den Aufgaben zu stellen, die das Leben für uns bereithält.

Achtsamkeit gegenüber Nahrung Wie wir mit unserer Nahrung umgehen, welchen Stellenwert wir ihr geben, wie viel Achtung wir ihr entgegenbringen, hat nicht nur einen immensen Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden, sondern wirkt sich auch auf das gesamte Ökosystem aus. Nicht von ungefähr heißt es: «Du bist, was du isst». Wenn Sie sich einen achtsameren Umgang mit Ihrer Nahrung angewöhnen möchten, Ihrem Körper etwas Gutes tun und dabei auch zu mehr Ruhe und Genuss im Alltag finden wollen, dann machen Sie den Versuch und nehmen Sie für ein bis zwei Wochen wenigstens eine Mahlzeit täglich in der folgenden Art und Weise zu sich. Nehmen Sie sich ein wenig Zeit und sorgen Sie für Ruhe in Ihrer Umgebung. Nehmen Sie sich Ihre Mahlzeit und ein Getränk und setzen Sie sich an einen Tisch. Schalten Sie mögliche Störquellen wie Radio oder Fernseher aus und legen Sie Smartphones, Tablets oder Zeitschriften außer Reichweite. Sobald Sie dies getan haben und Ihre Nahrung vor Ihnen liegt, schließen Sie kurz Ihre Augen, und achten Sie nur auf Ihre Atmung, bis Sie sich ein wenig entspannt und den Kopf frei haben. Öffnen Sie dann Ihre Augen


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und betrachten Sie kurz Ihre Nahrung. Beginnen Sie dann ganz langsam zu essen. Langsamkeit ist der Schlüssel. Auch wenn Sie glauben, bereits langsam zu essen: Halbieren Sie Ihr Tempo. Achten Sie darauf, alle Ihre Bewegungen ganz langsam und mit nur gerade soviel Energie, wie dazu nötig ist, auszuführen. Lassen Sie Ihre Bewegungen fließen, so sanft und gleichmäßig wie möglich. Kauen Sie ausgiebig und langsam. Sobald Sie kauen, die Nahrung sich in Ihrem Mund verteilt, achten Sie genau darauf, was es in Ihnen auslöst. Wie schmeckt es? Ist es salzig, süß, bitter, scharf? Welche Temperatur hat es? Heiß, lauwarm, kalt? Welche Konsistenz hat es? Knusprig, zäh, breiig oder dünnflüssig? Welche Erinnerungen ruft das in Ihnen hervor? Erinnerungen an die Kindheit oder an ferne Länder und Kulturen? Was essen Sie überhaupt? Haben Sie es selbst gekocht oder fertig gekauft? Woher kommt es? Was enthält es? Wie wurde es hergestellt? Wenn Sie schlucken, fühlen Sie, wie es Ihren Hals passiert und Ihren Magen erreicht. Wärmt es Ihren Bauch? Halten Sie nach einigen Bissen inne. Trinken Sie einen Schluck und versuchen Sie die Achtsamkeit, die Sie Ihrer Nahrung entgegengebracht haben, auszuweiten. Wie fühlen Sie sich? Was fühlen Sie? Ist es warm oder kühl im Raum? Geht vielleicht ein Luftzug durch den Raum? Was für Geräusche hören Sie? Wie verhält sich das Licht um Sie herum? Versuchen Sie sich für einen kurzen Moment als Teil eines großen Ganzen, als Ausdruck eines universellen Bewusstseins zu fühlen. Essen Sie so lange weiter, bis Sie ein angenehmes Sättigungsgefühl wahrnehmen, und beenden Sie dann Ihre Mahlzeit. Diese Übung ist ausgezeichnet dazu geeignet, mit einfachen Mitteln zu erfahren, wie sich der Zustand der Achtsamkeit anfühlt. Sie führt auch dazu, dass Sie Ihre Essgewohnheiten kritisch hinterfragen. Zudem führt die langsame Nahrungsaufnahme zu einem soliden Sättigungsgefühl und hilft dem Körper, die Nahrung effizienter und schonender zu verarbeiten. Wie viele Bewusstseinstechniken erscheint auch diese auf den ersten Blick schon fast lächerlich simpel. Doch wenn Sie sich auf den Versuch einlassen, werden Sie schnell merken, wie viel es wirklich braucht, um diese Übung tatsächlich täglich anzuwenden. Natürlich hat es keinen Sinn, sich darauf zu versteifen, immer so zu essen. Man hat nicht immer Zeit und Ruhe, und in Gesellschaft wird das Essen oft zur Nebensache. Es reicht schon, wenn Sie hin und wieder in dieser Art und Weise essen. Bereits diese kleine Veränderung Ihrer Achtsamkeit kann durchaus dazu führen, dass Sie nur noch so viel essen, wie gut für Sie ist. Sie werden mit der Zeit auch beginnen, vermehrt darauf zu achten, wo Ihre Nahrung herkommt. Sie werden gesünder und genussvoller essen und Ihre Mahlzeiten als eine Oase der Ruhe nutzen können. Ohne Diättipps und Ernährungspläne, ohne Schuldgefühle und Druck durch vorgefertigte Glaubenssysteme können Sie selbstständig erkennen und zu sich nehmen, was gut für Sie ist – allein durch die Erweiterung Ihrer Wahrnehmung, durch die simple und doch so mächtige Kraft Ihres Bewusstseins.

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GESCHICHTE

In dieser Rubrik werfen wir einen Blick zurück auf die Geschichte der multidisziplinären Forschung auf dem Gebiet der Bewusstseinsveränderung und der psychoaktiven Substanzen. Herausragende Wissenschaftler verschiedener Disziplinen haben alle zu ihrer Zeit einen bedeutenden Beitrag für ein vertieftes Verständnis des menschlichen Bewusstseins und

des Potenzials psychoaktiver Substanzen geleistet und inspirieren uns damit auch heute noch. In jeder Ausgabe von LUCY’S RAUSCH werden wir deshalb einen bedeutenden psychonautischen Experten in Erinnerung rufen und würdigen, indem wir auszugsweise einen grundlegenden Fachartikel oder ein Vortragsmanuskript nachdrucken.

Die therapeutische Anwendung psychoaktiver Substanzen Erinnerung an Hanscarl Leuner (1918 –1996)

TEXT

W

Michael Schlichting

ir beginnen den Reigen historischer Texte (beispielsweise in Form des neuen deutschen Arzneimit einem zusammenfassenden Bericht mittelgesetzes von 1986), kann die Erinnerung an über das Symposion «Über den derzeiti- die anregende interdisziplinäre Diskussion auf diegen Stand der Forschung auf dem Gebiet der psy- sem Symposion uns heute noch wichtige Anknüpchoaktiven Substanzen». Es wurde vor nunmehr 30 fungspunkte und Anregungen liefern, um den psyJahren auf Einladung von Hanscarl Leuner – dem chonautischen Geist und die wissenschaftliche 1996 verstorbenen Pionier und Altmeister der the- Neugier zur vertieften Erforschung des menschlirapeutischen Anwendung psychoaktiver Substan- chen Bewusstseins wachzuhalten. zen und Begründer der psycholytischen Therapie – Der folgende Auszug stammt gemeinsam mit Peter Hess durchgeführt (29. aus dem Sonderdruck von November bis 1. Dezember 1985 in Hirschhorn/ Neckar) und führte in der Folge unter anderem zur Hanscarl Leuner & Michael Schlichting, den wir hier weitGründung des Europäischen Collegiums für Bewusgehend originalgetreu wiestseinsstudien (ECBS). Auch wenn sich die Hoffnungen auf wissendergeben. Christian Rätsch schaftliche Anerkennung und Wiederzulassung kli(Hrsg.): Das Tor zu inneren nisch-therapeutischer Studien auf dem Gebiet der Räumen. Heilige Pflanzen psycholytischen Therapie bis heute nur in einigen und psychedelische Substanwenigen Ansätzen erfüllt haben und die damalige zen als Quelle spiritueller Aufbruchstimmung zunehmend mit unüberwindba- Verlag Bruno Martin Inspiration. Eine Festschrift zu ren gesetzlichen Hindernissen konfrontiert wurde ISBN 3-921786-74-6 Ehren von Albert Hofmann.


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Hanscarl Leuner auf einem Symposium des ECBS in den Achtzigern. Foto: Giorgio Samorini

NACH BEGRÜSSUNG DER 25 TEILNEHMER hebt Prof. Leuner hervor, dass die Tagung interfakultativen Charakter habe. Drei Gruppen heben sich ab: die Vertreter der Grundlagenforschung aus Chemie, Biochemie, Psychopharmakologie und Psychologie als die eine Gruppe, die Psychotherapeuten, also Ärzte, Psychiater, Psychoanalytiker und klinische Psychologen als zweite sowie die kulturanthropologisch und ethnologisch orientierten Teilnehmer mit Interesse für «magische Pflanzen» und deren heilkundliche, religiöse oder prophetische Anwendung, dem Studium der Bräuche der Naturvölker usw. als die dritte Gruppe. Es ist das Faszinierende der Arbeit an und mit den psychoaktiven Substanzen, dass sie das forscherische Interesse in einem derart breiten Spektrum hervorrufen. Ein derartiges interfakultatives Treffen jedoch trage auch die Gefahr in sich, dass die Vertreter der drei Gruppen auf Kommunikationsschwierigkeiten stoßen. Sie unterscheiden sich nach ihren Studienrichtungen und den sich daraus ergebenden Erfahrungs- und Anschauungshorizonten, ihrer unterschiedlichen Fachsprache und der divergenten Zielsetzung ihrer Arbeit: die Grundlagenforscher als Experimentatoren und an empirische Ergebnisse gewöhnt, die Therapeuten als helfende Praktiker, die psychoaktive Substanzen nur als Hilfsmittel benutzen und von den Regeln ihres Standes abhängig sind, und die letzte Gruppe, die mit dem methodischen Rüstzeug der Geisteswissenschaften eine ganz andere Sprache spricht. Leuner sieht die Tagung deshalb als einen ersten Versuch des gegenseitigen Kennen- und Verstehenlernens und als eine bislang nur wenig geübte Form, voneinander Anregungen zu gewinnen und zu

lernen. – Ausgelassen wurden bewusst die Fachleute aus dem Bereich der Missbrauchsforschung, obgleich hier bekanntlich große Probleme vorliegen, deren Bedeutung in keiner Weise unterschätzt werden kann. Das geschah vor allem, um den Rahmen der Tagung begrenzt zu halten. IM EINLEITUNGSVORTRAG von Hanscarl Leuner mit dem Titel Zum Stand der pharmakologisch assistierten Psychotherapie ist es dem Referenten ein Anliegen, nach einer Periode von zwei Jahrzehnten missbräuchlicher Anwendung halluzinogener und anderer Substanzen zunächst die gesellschaftspolitische Stellung der von den Teilnehmern verfolgten Arbeitsrichtung zu charakterisieren. Man müsse bei dieser Entwicklung – einmal abgesehen von der bekannten Gesetzgebung in allen Ländern – den extrem negativen Einfluss in Erinnerung rufen, der zu der gesellschaftspolitischen Stellung halluzinogener und analoger Substanzen geführt habe und den sie noch heute in der Öffentlichkeit, aber auch bei den maßgeblichen staatlichen Ordnungsträgern infolge der Kriminalisierung der Rauschmittel-User besitzen. Der Referent skizziert die seinerzeitige Entwicklung. Während bis Mitte der 60er Jahre LSD und Psilocybin und deren Derivate als «experimentelle Substanzen» nur Forschern und Therapeuten zugänglich waren, führte die Überschwemmung des schwarzen Marktes mit diesen Mitteln zu den bekannten heftigen Überreaktionen bei der WHO und der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) mit der zunehmenden Einschränkung der in den USA zum Teil sehr qualifiziert angelegten Grundlagen- und psychiatrischen Forschungsprogramme. Die bereits zur Regel gewor-


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D I E T H E R A P E U T I S C H E A N W E N D U N G P S YC H O A K T I V E R S U B S TA N Z E N

GESCHICHTE

denen Symposia auf den internationalen Kongres- dass er eine «Psychotherapie mit Rauschmitteln» sen des Collegium Internationale Neuro-Psycho- akzeptiert. pharmacologicum (CINP) und des Internationalen Welche pharmazeutische Firma ist bereit, Kongresses für Psychotherapie fanden zu Beginn der eines der Halluzinogene auf den Markt zu bringen? 70er-Jahre ihr Ende. Mit LSD-Therapie behandelte Analog wie Sandoz wird sie um ihren Ruf fürchten Patienten mussten ihre Behandlung unterbrechen, (soweit es sich nicht um eine rein wissenschaftliche und Ärzte und Therapeuten, die mit halluzinogenen Aufgabenstellung handelt), und welches pharmaSubstanzen zur Unterstützung ihrer Psychotherapie zeutische Unternehmen erkennt einen Sinn darin, arbeiteten, sahen sich gezwungen, diese Tätigkeit sich mit der Herstellung der minimalen Mengen zu zur Wahrung ihres Rufes aufzugeben. befassen, die die äußerst kleine Gruppe von der Bundesopiumstelle autorisierter Therapeuten benöBETRACHTET MAN DIE SITUATION 13 Jahre nach tigt? Für den Arzt liegt der Ausweg kaum darin, ein dem Höhepunkt dieser gesetzgeberischen Periode, aufwendiges wissenschaftliches Forschungsproist Folgendes festzustellen: gramm zu entwerfen, denn auch dafür mangelt es a) Halluzinogene Substanzen spielen in der an Substanzen. Die Gruppe der Grundlagenforscher und der RM-Szene eine höchst untergeordnete Rolle, Ethnologen ist von dieser Problematik ausgenomsind als «Einstiegsdroge» völlig in den Hintermen. Für die Entwicklung neuer Substanzen entsteht grund getreten und ersetzt worden durch den jedoch bald die Frage, wie deren gesellschaftliche Gebrauch von Heroin und anderen «harten Stellung aussieht und ob diese ohne ausreichende Drogen». b) Schüchterne Versuche werden unternommen, Einfluss auf eine Neuformulierung der Richtlinien der WHO zu erreichen, um eine klare Abgrenzung zwischen «harten» und «weichen» Substanzen zu erreichen. c) Die interessierte Öffentlichkeit (Laien oder Professionals) sind durch populärwissenschaftliche Literatur, auch breit angelegte Sammelwerke, über Probleme von RM, deren pharmakologische Prüfung zur klinischen Erprobung Gebrauch und Missbrauch weit mehr aufgeunbeschadet zugelassen werden können. klärt als zu Beginn der Periode (vgl. die Bewusst wird die angeschnittene Problematik Buchreihe «Rausch und Realität» des Völkerhier besonders akzentuiert. Der Umstand, dass die kundlichen Museums Köln oder Werke von Bundesopiumstelle qualifizierten, in Kliniken tätigen Stanislav Grof und Albert Hofmann). Ärzten der Bundesrepublik Deutschland durchaus d) In der Schweiz bildet sich eine Ärztegruppe, die Genehmigung erteilt, Halluzinogene aufzubedie die Anwendung psychoaktiver Substanzen wahren und zu therapeutischen Zwecken zu benutbei der Gruppe besonders schwer behandelzen, zeigt, dass formalrechtliche Möglichkeiten dafür barer oder unbehandelbarer Patienten mit bestehen. Wir sollten jedoch für unsere Arbeit und neurotischer Entwicklung anstrebt. deren zukünftige Gestaltung nicht vergessen, dass WIE SIEHT DAS ABER derzeit in der Praxis aus? diese Tätigkeit gesellschaftspolitisch in einer AußenWelcher Chef- oder Abteilungsarzt ist bereit, die seiterposition geschieht. Diese ist vor allem noch von einem seiner Assistenten durchgeführte, durch dadurch gekennzeichnet, dass aus der Drogenszene Halluzinogene unterstützte Psychotherapie gegen- eine bestimme Gruppe eine besondere Affinität für über dem Trägerverband (Kommune, Land usw.) unsere Arbeit zeigt. Aber gerade die Abgrenzung der zu vertreten? Wie wird seine Stellung und die seiner wissenschaftlich fundierten, ärztlich seriösen TheKlinik in der Öffentlichkeit betrachtet? Läuft er rapie gegenüber häufig enthusiastischen Tendenzen doch Gefahr, in beiden Fällen in den Ruf zu geraten, zum Selbstversuch ist von größter Wichtigkeit.

Welche Firma ist bereit, eines der Halluzinogene auf den Markt zu bringen?


Luc y’s Rau sch Nr. 1

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DAS EUROPĂ„ISCHE COLLEGIUM FĂœR BE WUSSTSEINSSTUDIEN wurde 1985 von Hanscarl Leuner gegrĂźndet. Das ECBS war ein multidisziplinäres Forum von Natur- und Geisteswissenschaftlern aus zahlreichen europäischen Ländern. Mitglieder waren unter anderem Albert Hofmann, Ralph Metzner, Franz X. Vollenweider, Claudia MĂźller-Ebeling, Christian Rätsch, Adi Dittrich, Peter Hess, Jurai Styk, Hartmut Laatsch und Michael Schlichting.

DARAUS ZOG LEUNER folgende Schlussfolgerung: Wenn sich die Mitglieder einer Arbeitsgruppe wie der sich hier konstellierenden nicht selbst schädigen wollen, um das Anliegen ihrer Forschung und Therapie in der angemessenen, nach auĂ&#x;en hin und sich selbst gegenĂźber akzeptablen Form zu fĂśrdern, sollten bestimmte Alternativen untersucht und in Betracht gezogen werden. Anzustreben ist auf jeden Fall die Anerkennung der von dieser Gruppe verfolgten Arbeit durch offizielle Organe und die medizinische Welt, die eine Reihe von aktiven Schritten erfordert wie: € Information der wissenschaftlichen, medizinischen und allgemeinen Ă–ffentlichkeit; € Einflussnahme auf die Gesetzgebung im Sinne der o.g. Bestrebungen bei der WHO; € Formulierung der Forschung und Beantragung entsprechender Forschungsprogramme; € Einfluss auf die Gutachter fĂźr dieses. Dazu wären einige taktische Schritte besonders hilfreich: 1. Heraushebung dieser Arbeit aus Interessen der Rauschmittel-Szene und alternativer Bewegungen; 2. Schaffung einer neuen Nomenklatur, die sich von Assoziationen zu Halluzinogenen, ÂŤRauschmittelnÂť, LSD und anderer Substanzen deutlich abhebt; 3. Erforschung neuer Substanzen, die – ähnlich wie schon Psilocybin und CZ-74 – besser steuerbar sind als beispielsweise LSD.

werden, liegen heute, insgesamt relativ gut erforscht, folgende Mittel vor, die sich an anderen Orten, aber auch an der von Leuner seit zwei Jahrzehnten geleiteten Abteilung fĂźr Psychotherapie und Psychosomatik an der Universität GĂśttingen, fĂźr die pharmakologisch assistierte Psychotherapie bewährt haben: ĂĽ HLQ $PSKHWDPLQ ZLH 5LWDOLQ RGHU 3HUYLWLQ ĂĽ HLQ %DVLVQDUNRWLNXP PLW 7DJWUDXPZLUNXQJ ZLH Ketamin (Ketanest); ĂĽ HLQH QHXH 6XEVWDQ] GLH (PRWLRQHQ ] 7 RKQH optische Phänomene, fĂźr die begrenzte Dauer von 3 Stunden hervorruft (ein PhenethylaminDerivat); ĂĽ IHUQHU HYWO GDV LQ GHQ 86$ YRU HLQLJHU =HLW bekannt gewordene, schwach wirkende Amphetamin-Derivat MDMA. Gerade von den letztgenannten Substanzen kann man sagen, dass sie eine neue Generation – verglichen mit LSD und verwandten Substanzen – darstellen. Diese Gruppe (evtl. unter Einschluss von Amphetaminen) kann nicht mehr als ÂŤHalluzinogeneÂť charakterisiert werden, da ihre Wirkungen differieren und breit gestreut sind. So bietet sich ein neuer Begriff an. Vorgeschlagen wird die Bezeichnung ÂŤpsychoaktive SubstanzenÂť. Eine entsprechende Therapie wäre dann ÂŤdurch psychoaktive Substanzen assistierte PsychotherapieÂť. – Als alternative Bezeichnung käme der heute nur noch wenig gebrauchte Begriff der ÂŤNarkoanalyseÂť fĂźr einige der Substanzen, z.B. Ketanest, in Frage.

IN DER NACHFOLGENDEN ausgiebigen DiskusDie kompletten Artikel sind der sion gedruckten Ausgabe zu lesen: Als neue Substanzen und Substanzen, diein nicht werden eine Vielzahl von Einzelfragen angeunmittelbar mit Halluzinogenen ist erhältlichund im Pressehandel, LSD assoziiert insprochen. Buch- & Hanfshops Ein Teilnehmer undweist im Versand auf die weit ßberver-

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1 0 0 D I E T H E R A P E U T I S C H E A N W E N D U N G P S YC H O A K T I V E R S U B S TA N Z E N

GESCHICHTE

HANSCARL LEUNER (1919-1996) lebte und wirkte in Göttingen und war der Erfinder der Katathym-Imaginativen Psychotherapie und ein Pionier der substanzgestützten Psycholytischen Psychotherapie. Leuner gründete außerdem das ECBS (siehe auch Kasten auf Seite 99), eine multidisziplinäre Vereinigung von Forschern und Therapeuten, die bis 2001 eine Reihe von Symposien mit Themen auf dem Gebiet der veränderten Bewusstseinszustände und der psychoaktiven Substanzen sowie drei internationale Kongresse unter dem Titel «Welten des Bewusstseins» veranstaltete.

breitete Falschbewertung einer Thematik durch inkompetente Laien hin und erwähnt das aktuelle Beispiel der Formaldehyd-Diskussion; um zu einer sachgerechten Neubewertung, z.B. auch der psychoaktiven Substanzen, zu kommen, sei es notwendig, dass die Fachleute die Öffentlichkeit nicht weniger, sondern vielmehr besser und ausgiebiger informieren. Ein anderer Teilnehmer sieht zurzeit eher günstige gesellschaftliche Bedingungen für die Diskussion des Themas «Psychoaktive Substanzen». Die publizistische und auch die ethnologische Szene habe sich in letzter Zeit «radikal geändert». Das Interesse an Selbsterfahrung sowie ein verändertes Wissenschaftsverständnis, welches die subjektive Erlebnisperspektive mitberücksichtigt, nähmen sprunghaft zu. Zahlreiche Veröffentlichungen, Ausstellungen und Seminare untersuchen neue, bisher wenig beachtete Aspekte der Anwendung von Halluzinogenen, beispielsweise als eine Art «Sozialtherapie» in Form von «Kreisritualen». MEHRERE DISKUSSIONSBEITRÄGE beschäftigen sich mit der Illegalisierung psychoaktiver Substanzen. So ließen sich pharmakologische Stoffe besser kontrollieren als analoge, nicht-pharmakologische Verfahren zur Bewusstseinsveränderung, weil «die Leute aus dem Arbeitsprozess aussteigen». Außerdem bestünde bei dem herrschenden Gesundheitsbegriff eine verbreitete «Angst vor Verwandlung». Ein weiterer Teilnehmer gibt zu bedenken, dass psychoaktive Substanzen tatsächlich keine harmlosen, untoxischen Stoffe darstellen, sondern nach-

weislich starke Effekte auf das ZNS sowie nicht zu verleugnende Risiken und Nebenwirkungen haben. Seiner Meinung nach werden psychoaktive Substanzen in Zukunft vor allem auch in der Gerontologie eine neuropharmakologische Bedeutung erlangen. Ein anderer Teilnehmer betont den Faktor der äußeren und inneren Bedingungen (Set und Setting), unter denen psychoaktive Substanzen angewendet werden. Er zitiert eine amerikanische Studie von Andrew Weil, wonach bei einem rituellen Gebrauch dieser Substanzen nachweislich weniger Nebenwirkungen und eine geringere Toxizität festzustellen seien als bei unkontrollierter Anwendung. Ein weiterer Teilnehmer argumentiert im gleichen Sinne und berichtet von eigenen Untersuchungen mit Ketamin (Ketanest), wobei das Setting und das Verhältnis zur Betreuungsperson einen entscheidenden Einfluss auf das Erleben ausgeübt hätten. Bezüglich der Risiken und Nebenwirkungen weist ein anderer Teilnehmer darauf hin, dass andere Psychopharmaka z.T. als wesentlich gefährlicher einzustufen seien. Beispielsweise sei in Deutschland mit mehr als 1 Mio. BenzodiazepinAbhängigen zu rechnen. Dessen ungeachtet schätzt er eine offizielle Zulassung (z.B. des weniger toxischen MDMA) gegenwärtig als unrealistisch ein. Ein weiterer Teilnehmer erkennt gegenwärtig eine günstige Entwicklung der «Entmythologisierung» und des Rückganges traditioneller Vorurteile: insbesondere in der Psychotherapie würde intensiv nach «anderen Wegen» gesucht, wobei erlebnisorientierte und primärprozesshafte Verfahren eine


Luc y’s Rau sch Nr. 1

101

Zunahme, rein kognitive und intellektualisierende Für Ketanest gilt dagegen, dass es wesentlich stärMethoden (wie auch die klassische Psychoanalyse) ker eine Regression auf psychogenetisch frühere Entwicklungsstufen der betreffenden Persönlichkeit eher einen Rückgang verzeichneten. Ein anderer Teilnehmer erachtet es für die wei- (bis hin zu präverbalen, perinatalen und sogar prätere wissenschaftliche Arbeit mit psychoaktiven Sub- natalen Erlebnisweisen) induziert. stanzen für unerlässlich, sich gegen den immer gröLE-25 (2C-D), ein den Amphetaminen verßer werdenden «Markt von neuen Irrationalismen», wandtes Phenethylamin, sei in diesem Spektrum die Flut von unwissenschaftlichen Publikationen und dadurch zu charakterisieren, dass es keinen eindeuvon sektenartigen Bewegungen (wie z.B. Bhagwan) tigen, limitierten Wirkbereich oder Regressionsdeutlich abzugrenzen. Er fordert eine breitere wissen- schwerpunkt besitzt. Vielmehr sprechen die bisheschaftliche Erforschung psychischer Grenzzustände rigen Erfahrungen dafür, dass die Substanz – ähnlich wie auch LSD – Erlebnismaterial von (psychogenesowie eine sachgerechte Öffentlichkeitsarbeit. tisch) sehr verschiedenen Entwicklungsstufen aktiIM ANSCHLUSS AN DIE DISKUSSION mit den Teil- vieren kann, dabei jedoch die reflektierenden und nehmern des Symposions referiert Prof. Leuner sei- einsichtsfähigen kognitiven Funktionen auffallend nen Entwurf eines erweiterten Konzeptes auf Grund wenig beeinträchtigt. der neueren psychotherapeutischen Erfahrungen. Die Kenntnis dieser charakteristischen WirkNach diesen Erfahrungen lässt sich das Spektrum profile und Regressionsschwerpunkte der verschiepsychoaktiver Substanzen (Amphetamine, Keta- denen psychoaktiven Substanzen führt zu einer nest, LE-25 und – zum Vergleich – LSD) nach dem besseren Steuerbarkeit sowie zu der Möglichkeit charakteristischen Wirkprofil der jeweiligen Subs- einer gezielten psychotherapeutischen Anwendung. tanz differenzieren. Insbesondere unterscheiden sich die verschiedenen Stoffe darin, in welchem psy- In der anschließenden Diskussion findet das von chogenetisch-biographischen Bereich der betref- Leuner vorgestellte Schema der Regressionsschwerfenden Person sie schwerpunktmäßig ihre Wirkung punkte Zustimmung und wird von mehreren Teilnehmern auf Grund eigener psychotherapeutischer entfalten. So zeichnet sich Amphetamin dadurch aus, Erfahrungen bestätigt. Es wird u.a. noch einmal dass es hauptsächlich psychisches Material aus darauf hingewiesen, dass tiefe Regressionen (im aktuellen Lebensbezügen aktiviert, die Verbalisie- psychodynamischen Sinne) auch durch andere, rung und den Ausdruck dieser Inhalte erleichtert (im nicht-pharmakologische Verfahren zu erzielen sind. Sinne einer Deblockierung) und nur geringe regres- Als Beispiel wird die Hyperventilationstechnik sive Tendenzen entfaltet. Demgemäß kommt es zu erwähnt. Ferner wird die Frage diskutiert, mit weleinem überwiegend kognitiven Erleben bei eher chem testpsychologischen Instrumentarium sich überwachem Bewusstsein mit starker Entfaltung regressive Phänomene am besten objektivieren und der Assoziationen. damit einer wissenschaftlich-psychologischen Erforschung zugänglich machen lassen.

MICHAEL SCHLICHTING studierte

dungsmitglied und langjähriges

an den Universitäten Marburg/L.,

Vorstandsmitglied des 1987 auf Initiative

Hamburg und Madrid Medizin,

von Hanscarl Leuner ins Leben gerufe-

Philosophie und medizinische Anthropo-

nen Europäischen Collegiums für

logie, absolvierte seine Psychothera-

Bewusstseinsstudien (ECBS). Michael

pie-Ausbildung bei Professor Hanscarl

Schlichtung lebt heute in der Schweiz,

Leuner an der Universität Göttingen,

ist dort als forensischer Psychiater tätig

lernte bei ihm auch die Psycholytische

und u.a. Mitglied des wissenschaftlichen

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LITERATUR ZU DEN ARTIKELN

Welten des Bewusstseins

Werden die GrĂźnen wieder grĂźn?

Ralph Metzner

Die Ă–kologie des Bewusstseins

Die DrogenlĂźge

7 Bände im Schuber

Warum Drogenverbote den

Nachtschatten Verlag 2015

Terrorismus fĂśrdern und

ISBN: 978-3-03788-339-6

Ihrer Gesundheit schaden

Mathias BrĂśckers

Westend Verlag 2010 Ralph Metzner

ISBN: 978-3-938060-51-3

Der Brunnen der Erinnerung

Mathias BrĂśckers

Arun Verlag 1994

Keine Angst vor Hanf

ISBN: 978-3-86663-080-2

Warum Cannabis legalisiert werden muss Westend Verlag 2014

Psychonautik-Happening der Superlative

ISBN: 978-3-86489-071-0 Mischa Hauswirth

Hans Cousto

Der Cannabis-Irrsinn

30 Jahre Nachtschatten Verlag – Festschrift

Warum uns das Verbot schadet

Nachtschatten Verlag 2014

ISBN: 978-3-03788-350-1

Nachtschatten Verlag 2015

ISBN: 978-3-03788-335-8

M. Berger und R. Liggenstorfer DVD 30 Jahre Nachtschatten Verlag. Nachtschatten Verlag 2015 ISBN: 978-3-03788-348-8

Christian Rätsch: Garuda Claudia Mßller-Ebeling, Christian Rätsch, Surendra Bahadur Shahi

SHIVA Der Gott des Rauschs &# 0 + 0&+#

Schamanismus und Tantra in Nepal

Wolf-Dieter Storl

AT Verlag 2000

Bom Shiva – Der eksta-

ISBN: 978-3-03800-426-4

tische Gott des Ganjas Nachtschatten Verlag 2013 ISBN: 978-3-03788-114-9

ÂŤEs muss phantastisch seinÂť Kolja Schumann

Das Kifferlexikon Wolf-Dieter Storl

Mit Illustrationen von

Shiva

Steve Stoned

der wilde gĂźtige Gott

Nachtschatten Verlag 2004

Koha-Verlag 2012

ISBN: 978-3-03788-122-4

ISBN: 978-3-86728-188-1


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LITERATUR ZU DEN ARTIKELN

Cannabis- und Cannabinoid-Medizin

Hans Cousto

Die Behandlung mit Cannabis und THC

Drug Checking

Nachtschatten Verlag 2006/2012

ISBN: 978-3-907080-23-8

Nachtschatten Verlag 1997

ISBN: 978-3-03788-147-7 Franjo Grotenhermen

Hanf als Medizin

Viele nutzen Drogen zum geselligen Spaß, zur Abwechslung beim Ausgehen oder zur Luststeigerung beim Sex. Dennoch kann niemand eine gute Stimmung, ein super Tanzgefühl oder eine geile Party durch Drogen erzwingen. Ecstasy, Speed, Crystal, Thaipillen, Kokain, LSD, Zauberpilze, GHB, Gras und Haschisch gehören heute – neben

Nachtschatten Verlag 2015

Kaffee, Alkohol, Cola und Tabak – zu den meistgebrauchten Partydrogen. Jede dieser Drogen löst eigentümliche Reize aus, bewirkt spezielle Wahrnehmungsmuster, birgt besondere Gefahrenpotenziale in sich und kann bestimmte Nebenwirkungen hervorrufen.

ISBN: 978-3-03788-285-6

Dieses Buch vermittelt objektive Erkenntnisse über Wirkungsweisen und Nebenwirkungen verschiedener Drogen sowie ein fundiertes Fachwissen hinsichtlich der Gefahrenpotenziale bestimmter Dosierungen, Mixturen und Konsummuster. Die Informationen ermöglichen all jenen Menschen, die gerne Drogen konsumieren, das Gefahrenpotenzial, dem sie sich aussetzen, objektiv einzuschätzen. xion des eigenen Drogenkonsums anregen, einen Beitrag zum Erwerb eigenverantwortlicher Handlungskompetenz auf der Basis autonom kontrollierter Entscheidungen leisten sowie die Entwicklung von Drogenmündigkeit fördern und zu einem realistischen, verantwortungsvollen und kompetenten Risikomanagement führen. Der Autor Hans Cousto, geboren 1948 in der französischen Schweiz, lebt seit vielen Jahren in Berlin. Er hat sich als Sachbuchautor und Musikwissenschaftler („Kosmisches Gesetze der Oktave“) einen Namen gemacht und ist Mitbegründer

ISBN 978-3-03788-285-6

von Eve & Rave Berlin.

Franjo Grotenhermen (Hrsg.)

Cannabis und Cannabinoide. Pharmakologie, Toxikologie und therapeutisches Potential

Die Praxis der Drogennotfälle zeigt die Schattenseiten, die der unreflektierte Konsum von legalen wie illegalisierten Substanzen bereithält – in psychologischer wie pharmakologischer Hinsicht. Mit diesem Handbuch liegt endlich ein fachlich fundiertes Werk vor, das objektiv die gebräuchlichsten psychoaktiven Drogen, deren Gefahrenpotenziale und die wichtigsten Maßnahmen für den Drogennotfall beschreibt. Dieses Buch bietet kurzfristige Hilfe bei Überdosierungen, Vergiftungserscheinungen und Folgen von Mischkonsum wie auch Behandlung von Abhängigkeiten – mit zahlreichen Erfahrungsberichten von Konsumenten, von Eve & Rave Party Einsätzen, der »psychedelischen Ambulanz« (eclipse) und aus der medizinischen Notfallpraxis. Das »Handbuch für den DrogenNotfall« richtet sich nicht nur an Drogenkonsumenten und deren Freunde und Familien. Auch Ärzte und Sanitäter können darin viele wissenswerte Erkenntnisse zu den gängigen – aber auch zu weniger populären – Substanzen in kompakter Form finden, die bei einem Einsatz im Notfall hilfreich sein können, im entscheidenden Augenblick die beim Patienten beobachteten Symptome richtig einzustufen und der Diagnose entsprechend handeln zu können.

Göttingen, Verlag Hans Huber 2004 ISBN: 978-3-45684-105-2

aus dem Vorwort von Hans Cousto

Markus Berger ist ausgebildeter Rettungssanitäter. Er arbeitete sieben Jahre im notfallmedizinischen Rettungsdienst und ein Jahr in einem privaten Krankentransportunternehmen. Seit 2000 ist er als freischaffender Journalist und Schriftsteller tätig. Er ist Autor der Bücher »Stechapfel und Engelstrompete – Ein halluzinogenes Schwesternpaar« und »Psychoaktive Kakteen«.

ISBN 3-03788-125-9

Erinnerungen an Hanscarl Leuner

Cousto Drogen Misch Konsum safer-use-info Das Wichtigste in Kürze zu den gängigsten Partydrogen

„Dieses Buch zeichnet sich durch hohe wissenschaftliche Sachkompetenz und zugleich populärwissenschaftlich verständliche Sprache aus, die einen breiten Adressatenkreis erreicht. Grotenhermen, der kompetente und mutige Pionier einer sach- und therapieorientierten Sicht von Cannabis im deutschsprachigen Raum, setzt mit seiner entmythologisierenden Neubewertung der bisher vornehmlich strafrechtlich ausgerichteten Theorie und Praxis ein Ende: endlich!“ Professor Dr. Hans Wilhelm Rauwald, Universität Leipzig

Franjo Grotenhermen und Britta Reckendrees

Das Wichtigste zu Gefahrenpotenzialen, Überdosierungen und AbhängigkeitenHans

„Das auf aktuellstem Wissensstand basierende, gut verständliche Buch leistet einen sehr wichtigen Beitrag zur notwendigen Remedizinalisierung und Entstigmatisierung vonn Cannabisprodukten. Der klar strukturierte Indikationskatalog, eindrückliche Patientenberichte und wertvolle Applikationshinweise sollen einerseits dem Kranken zu einem kritischen und korrekten Umgang verhelfen, andererseits Medizinalpersonen das enorme therapeutische Potenzial von Cannabinoiden dokumentieren und näher bringen.“ Professor Dr. Rudolf Brenneisen, Universität Bern

Medizinische Möglichkeiten, Rechtliche Lage, Rezepte, Praxistipps

Markus Berger Handbuch für den Drogennotfall

„Dem Autor ist es hervorragend gelungen, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Hinweise für den medizinischen Umgang mit Cannabis und Dronabinol zu verbinden. Neben der Aktualität und dem breit angelegten Informationsangebot besticht dieses Werk durch seine grosse Praxisnähe und die Erfahrungsberichte von Patienten.“ Professor Dr. Udo Schneider, Medizinische Hochschule Hannover

Dr. med. Franjo Grotenhermen

Das Standardwerk des Cannabis-Experten Dr. Franjo Grotenhermen gibt umfassend und gut verständlich Auskunft über die Möglichkeiten der Behandlung mit Cannabis und dem Cannabiswirkstoff Dronabinol. Ausführlich werden Anwendungsgebiete, Nebenwirkungen, Dosierungen und mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten vorgestellt und erläutert. Zudem enthält das Buch viele wertvolle Tipps aus der langjährigen praktischen Arbeit des Autors.

Hanf als Medizin

ISBN 978-3-03788-147-7

Dr. med. Franjo Grotenhermen, Dr. rer. nat. Britta Reckendrees

Die Behandlung mit Cannabis und THC

2. ko m p un lett d e üb Au rwe era fla ite rb ge rt eit e ete

Die Behandlung mit Cannabis und THC Medizinische Möglichkeiten, Rechtliche Lage, Rezepte, Praxistipps

Dr. med. Franjo Grotenhermen, Dr. rer. nat. Britta Reckendrees

Dieses Buch bietet umfassende praktische Informationen und hilfreiche Tipps zur therapeutischen Verwendung von Cannabis und dem Cannabiswirkstoff Dronabinol (THC). Es behandelt sowohl die medizinischen Themen, wie Anwendungsgebiete, Dosierung, Nebenwirkungen, als auch darüber hinausgehende Aspekte, die bei einer Therapie mit Cannabisprodukten eine Rolle spielen können. Dazu zählen die rechtliche Lage, die Frage der Kostenübernahme einer Behandlung mit Dronabinol durch die Krankenkassen, die ärztliche Schweigepflicht, Fahrtüchtigkeit und Fahreignung, sowie Anbau und Lagerung von Cannabis. Alle Themen werden von den Autoren aus ihrer langjährigen Erfahrung mit grosser Sachkenntnis und mit dem Augenmerk auf das Wesentliche behandelt. Entstanden ist ein kompakter, kompetenter Ratgeber, unentbehrlich für alle, die Cannabisprodukte medizinisch verwenden oder verwenden wollen.

Drug-Checking: Von A wie Amsterdam bis Z wie Zürich

Hans Cousto

Drogen Misch Konsum safer-use-info Das Wichtigste in Kürze zu den gängigsten Partydrogen

Hans Cousto

DrogenMischKonsum Nachtschatten Verlag 2014 ISBN: 978-3-03788-119-4

Markus Berger

Handbuch für den

Drogennotfall safer-use-info Das Wichtigste zu Gefahrenpotenzialen, Überdosierungen und Abhängigkeiten

Markus Berger

Handbuch für den Drogennotfall Nachtschatten Verlag 2004 ISBN: 978-3-03788-125-5

Ketamin auf der Tanzfläche John C. Lilly

Hanscarl Leuner,

Der Scientist

Michael Schlichting und Adolf Dittrich

Sphinx Verlag 1984

Jahrbücher des Europäischen Collegiums für Bewusstseinsstudien

ISBN: 978-3-85914-413-2

Verlag für Wissenschaft und Bildung 1991-1997, www.vwb-verlag.com/

John C. Lilly

reihen/Periodika/jb_ecbs.html

Das Zentrum des Zyklons AT Verlag 2000

Hanscarl Leuner und Werner Janzarik

ISBN: 978-3-85502-696-8

Halluzinogene

R. Klose und U. Hoppe

Hans Huber 1981 ISBN: 978-3-45680-933-5

(S)-Ketamin. Aktuelle interdisziplinäre Aspekte. Springer 2002. ISBN: 978-3-54042-214-3


Luc y’s Rau sch Nr. 1

105

Karl Jansen

Ketamine. Dreams and Realities

Moderne Cannabiskonzentrate und die Dabbing-Kultur

MAPS 2004

Ed Rosenthal

ISBN: 978-0-96600-197-6

Beyond Buds Quick American Press 2014 ISBN: 978-1-93680-723-9

Kit Kelly

The Little Book of Ketamine Ronin Publishing 1999 ISBN: 978-0-91417-197-3

DMT & 5-MeO-DMT in Pflanzen Hirndoping

Markus Berger

Changa – Die rauchbare Evolution des Ayahuasca

Raphael Gaßmann,

Nachtschatten Verlag 2015

Manuela Merchlewicz,

ISBN: 978-3-03788-356-3

Armin Koeppe (Hrsg.)

Hirndoping – Der große Schwindel

Kajuyali Tsamani

Beltz-Verlag 2012

Ayahuasca-Yagé

ISBN: 978-3-77992-829-4

Nachtschatten Verlag 2003 ISBN: 978-3-907080-88-7

Günter Amendt

Drogen für die Zukunft? Audio-CD, Nachtschatten Verlag 2000

D. M. Turner

ISBN: 978-3-03788-118-7

Der psychedelische Reiseführer

Günter Amendt

Nachtschatten Verlag 1997/2012

Legalisieren – Vorträge zur Drogenpolitik. Herausgegeben von Andreas Loebell

ISBN: 978-3-907080-15-3

Rotpunkt-Verlag 2014 ISBN 978-3-85869-590-1

Bewusstseinsentwicklung im Alltag

Jim DeKorne

Psychedelischer Neo-Schamanismus Werner Pieper & The Grüne Kraft 1995 ISBN: 978-3930442164

Josef Zehentbauer

Rick Strassman

Körpereigene Drogen Die ungenutzten Fähigkeiten

DMT – Das Molekül des Bewusstseins

unseres Gehirns

AT Verlag 2004

Patmos Verlag 2003

ISBN: 978-3-85502-967-9

ISBN: 978-3-76081-935-8



Luc y’s Rau sch Nr. 1

107

AGENDA

15. BIS 17. MAI:

18. JULI:

Weltkongress der Ganzheitsmedizin

Reggae im Hanf-Feld

Die Ganzheitlichkeit von Gesundheit

zusammen mit dem Verein Junge

und Heilung – Organisiert von

Kultur Steinheim e.V. ein Reggae-

INFOMED Institut fĂźr Ganzheitsme-

Konzert auf einem ihrer Hanf-Felder,

dizin e.V. in der Alten Kongresshalle

und zwar direkt am Rewe, Lipper Tor

Mßnchen mit Vorträgen, Workshops,

6, 32839 Steinheim. Auf dem

AUSSTELLUNG

Praxis-Seminaren, Ausstellung und

Open-Air-Konzert treten unter

Opium in Basel

Open Healer Forum mit Heilern,

anderem Uwe Banton, Yah Meek und

Die Ausstellung Opium im Museum

Schamanen, Therapeuten &

Ganjaman auf, der Eintritt ist frei.

der Kulturen in Basel läuft bis zum

Wissenschaftlern aus aller Welt.

Die Firma Hanf-Zeit veranstaltet

www.hanf-zeit.com

http://is.gd/ TQHWDP

24. Januar 2016 und befasst sich auf faszinierende Weise mit dieser

10. SEPTEMBER:

traditionsreichen und symbol-

6. JUNI:

30 Jahre SĂ„PT

trächtigen Rauschdroge aus dem

Cannabis-Irrsinn

Die Schweizerische Ă„rztegesellschaft

Mohnsaft. Es werden regelmäĂ&#x;ig

Der Nachtschatten Verlag präsen-

fĂźr Psycholytische Therapie (SĂ„PT)

FĂźhrungen durch die Ausstellung

tiert zur Veranstaltung

ÂŤBegegnung

veranstaltet zu ihrem 30-jährigen

angeboten. Empfehlung der

BuchÂť, die am 6. Juni 2015 in Basel

Bestehen eine Fachtagung mit dem

Redaktion! Infos:

stattfindet, das neue Buch ÂŤDer

Titel Bewusstseinsveränderung und

www.mkb.ch/de/programm/

Cannabis-IrrsinnÂť von BAZ-Redaktor

Psychotherapie: Donnerstag, 10.

events/2015/Opium.htm

Mischa Hauswirth. Daneben wird es

September 2015, Hotel Hofmatt in

eine Podiumsveranstaltung zum

MĂźnchenstein bei Basel. Eintritt ab

Thema geben, unter anderem mit

9.30 Uhr, Beginn: 10 Uhr.

(Resultate aus zwei aktuellen Studien

Peter Albrecht (ehem. Strafge-

mit MDMA und LSD und Ăźber die

richtspräsident Basel) und anderen

Wirkmechanismen psycholytischer

angefragten Teilnehmern.

7KHUDSLH ĂĽ 0LFKDHO 0LWKRHIHU

Infos: www.begegnungbuch.ch

MDMA-Therapie bei PTSD Nach einem ApĂŠro hĂśren die Besucher

8. JUNI:

cher dann das Konzert ÂŤMusic Trance-

Tagung Cannabis Future – Jenseits von Ideologie

formationÂť von Peter Hess, JoĂŤl OlivĂŠ und Th. Meisenheimer. www.saept.ch

Fachtagung mit Strafrechtsprofessor Dr. BĂśllinger, Dr. Grotenhermen und

Das Programm:

2. BIS 4. OKTOBER:

vielen anderen zu den aktuellen

Juraj Styk: Geschichte der Therapie

Hanfmesse Cultiva

Erkenntnissen und Entwicklungen

mit psychoaktiven Substanzen und

Wie jedes Jahr findet im Herbst die

zum präventiven, therapeutischen,

(QWZLFNOXQJ GHU 6†37 ü 0DWWKLDV

Ă–sterreichische Hanfmesse Cultiva in

medizinischen und drogenpoliti-

Liechti: Neue experimentelle

der Eventpyramide in Wien-VĂśsen-

schen Umgang mit Cannabis und

+XPDQIRUVFKXQJ PLW /6' ĂĽ 7RUVWHQ

dorf statt. Infos auf www.cultiva.at

Cannabiskonsumenten. Info und

Passie: Aktuelle therapeutische

Anmeldung: www.therapieladen.de

Ansätze (Brom-LSD in der Behand-

Hanf- und drogenpolitische

lung von Cluster Kopfschmerz und

Termine: Der Deutsche Hanfver-

10. BIS 12. JULI:

Ketamin als neue Option zur

band pflegt einen Terminkalender,

Cannabis XXL in MĂźnchen

'HSUHVVLRQVEHKDQGOXQJ ĂĽ )UDQ] ;

in den nicht nur DHV-Termine,

Nach Ăźber elf Jahren des Darbens

Vollenweider: Ăœber ein Psilocybin-

sondern auch andere drogenpoliti-

gibt es nun wieder eine Hanfmesse

und Meditationsforschungsprojekt

sche Ereignisse notiert werden.

in Deutschland: Die Cannabis XXL in

ĂĽ 3HWHU 2HKHQ 7RUVWHQ 3DVVLH XQG

Kalender: www.hanfverband.de/

MĂźnchen. www.cannabisxxl.de

Peter Gasser: Psycholytische Therapie

nachrichten/termine


Ăť

tintenfrisch.net

SuchtMagazin

Herausgeber Infodrog, CH-Bern www.infodrog.ch Redaktion info@suchtmagazin.ch Bestellungen www.suchtmagazin.ch abo@suchtmagazin.ch Einzelnummer CHF 18 | â‚Ź 13 Schnupperabonnement CHF 30 | â‚Ź 25 (3 Ausgaben) Jahresabonnement CHF 90 | â‚Ź 75 (6 Ausgaben)

Fachzeitschrift fßr Suchtarbeit und Suchtpolitik Erscheint 6 mal jährlich mit je einem Schwerpunktthema

Ausgabe 4 | 2014 : Rausch und Konsumkompetenz Kompetenz als Begriff und Trend | Konsum als kulturelle Praxis | Rausch(kultur) in Jugendgruppen | Rausch, Ritual und KĂśrper | Jugendliche: Vom Leben und der Lust | Genf: Cannabis Social Clubs |

www.facebook.com/suchtmagazin

Rechtsanwalt-wilfried-schmitz.de

Ohne Zugang zum Recht, das stets das Ideal des freien BĂźrgers verteidigen muss, ist der Mensch kein Mensch. Ebenso waren naturgegebene Drogen mit Heilkraft fĂźr Gesundheit und Kultur des Menschen schon immer unentbehrlich. Das kann nur der Freie erkennen. Und nur der Freie kann das Recht erkennen und verteidigen.

Wilfried Schmitz - Ihr Strafverteidiger in NRW ra.wschmitz@googlemail.com

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Bundesweite Strafverteidigung in Drogen/BTM-Sachen Fachanwalt fĂźr Strafrecht Ulli H.Boldt SpichernstraĂ&#x;e 15 T. 030-2181196 10777 Berlin rechtsanwalt-boldt@gmx.de www.btm-rechtsanwalt.de

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)JFS LBOOTU EV WPO .BSLVT #FSHFS FUXBT Gà ST -FCFO MFSOFO o VOE HMFJDI[FJUJH 4QB• IBCFO


Luc y’s Rau sch Nr. 1

109

Lucy‘s Vorschau auf Nr. 2, Herbst 2015 Die Geburt der psychedelischen Kultur Ralph Metzner

Timothy Leary Die Zeit in Harvard Mathias Bröckers

Cannabis als Medizin Die politische Lage Franjo Grotenhermen

Fred Weidmann

Freie Sicht auf Visionen (siehe folgnde Doppelseite)

Lucy‘s Geschichte: Adi Dittrich Michael Schlichting

Heimische Psilocybin-Pilze Markus Berger

Holotropes Atmen Klaus John

Auf dem Peyote-Weg David Jerome Putnam

... sowie Artikel zur psychedelischen Kultur, Drogenpolitik, Rauschkunde und vieles andere mehr!


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Kapitel


Kapitel

111

Ausschnitt aus dem Werk Panaeolus cyanescens von Fred Weidmann unter Verwendung eines Fotos von Jochen Gartz (erschienen im Kalender Magic Mushrooms, Nachtschatten Verlag 2000 und 2013)


112

Impressum Lucy’s Rausch Nr. 1 April 2015 Druckauflage 6000 Ex. Lucy‘s Rausch erscheint zweimal jährlich nächste Ausgabe: Herbst 2015 Herausgeber Roger Liggenstorfer Nachtschatten Verlag AG Kronengasse 11 CH-4500 Solothurn Fon: +41 32 621 89 49 info@nachtschatten.ch www.nachtschatten.ch www.lucys-magazin.com Chefredaktion Markus Berger markus@lucys-magazin.com Redaktion Roger Liggenstorfer roger@lucys-magazin.com Mitarbeiter dieser Ausgabe Mathias Bröckers, Hans Cousto, Franjo Grotenhermen, Kevin Johann, Thomas Marthaler, Ralph Metzner, Claudia Müller-Ebeling, Roberdo Raval, Michael Schlichting, Steve Stoned, Stefan Trebes

Layout Tom Hänsel www.tintenfrisch.net Nina Seiler nina@nachtschatten.ch Umschlaggestaltung: Sven Sannwald sven@nachtschatten.ch Layoutkonzept Studio Roth&Maerchy www.rothmaerchy.com Bild- und Textredaktion Nina Seiler http://about.me/ninaseiler

Deutschland Postbank Hamburg Kontonr.: 969 792 202 IBAN: DE35 2001 0020 0969 7922 02 BIC: PBNKDEFF Vermerk: Lucys Rausch Druck Druckerei & Verlag Steinmeier, Deiningen. Printed in Germany. Vertriebe Pressevertrieb (Kioske, Supermärkte, Bahnhofs- & Flughafenbuchhandlungen) UMS Pressevertrieb Ltd., D-51545 Waldbröl, www.umspress.de

Anzeigen Ricardo Netto ricardo@nachtschatten.ch

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Der Nachdruck sämtlicher Artikel und Illustrationen ist nur nach Absprache mit dem Verlag erlaubt. Für den Verlust nicht verlangter Reportagen, Bilder, Texte und dergleichen kann die Redaktion keine Verantwortung übernehmen.

Die Redaktion freut sich über Leserbriefe, Anregungen, Kritik etc. Flashbacks bitte an redaktion@lucys-magazin.com Die Redaktion dankt für eure (psycho-)aktive Teilnahme.


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