Lucys Rausch Nr. 4

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Nr. 4 / Herbst 2016

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

CHF 1 8.50 / € (D) 14.80 / € (A) 15.30

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Iboga und– Das Ibogain: Entheogene HR Giger grosse Interview Lehrmeister Synthetische LSD-Analoga und verwandte Moleküle Absinthe – Besuch im Val-de-Travers Freie Sicht: vries Claudia Müller-Ebeling Legal Highsherman – Falschede Perspektiven Psilocybinpilze unserer Heimat der Welt El Pepe – oder die Verbesserung Albert Hofmann Hofmann Psychedelika vormit dem Übergang Albert – Ein Gespräch Cannabispolitik: Ein Überblick Michael Knodt dem LSD-Entdecker

H A N F   +   K U N S T   +  PA R T Y  +   E T H N O B O TA N I K

Nr.4 / Herbst 2016


Lassen Sie sich berauschen Bisherige Ausgaben: siehe www.lucys-magazin.com Kapitel

Nullnummer / Frühjahr 2014 / CHF 12.50 / EUR 10.–

Jahre Nachtschatten Verlag Symposium, 4. – 7. September 2014, Solothurn (CH)

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Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

HR Giger – Das grosse Interview

Lucy’s Null-Nummer

Absinthe – Besuch im Val-de-Travers Legal Highs – Falsche Perspektiven El Pepe – oder die Verbesserung der Welt

Mit folgenden Autoren

Albert Hofmann – Ein Gespräch mit dem LSD-Entdecker

Stanislav Grof, Ralph Metzner, Wolf-Dieter Storl, Christian Rätsch, Claudia Müller-Ebeling, Markus Berger, Alexander Ochse, Wolfgang Bauer, Jochen Gartz Arno Adelaars, Mathias Bröckers, Patrizia Ochsner, Hans Cousto, Tina Loosli Daniel Trachsel, Wolfgang Sterneck, Samuel Widmer, Claudia Möckel, Klaus John Theo Pütz, Mike MoD, Matthias Diesch Zu den spannenden Themen Nachtschattengewächse, Schamanische Kraftpflanzen Hanf, Pilze, LSD, Ayahuasca, Kakteen, Drogenmischkonsum, Partyfood Psycholytische Therapie, Holotropes Atmen, Alchemistische Divination Diverse Künstler

Vorträge, Seminare, Workshops Rahmenprogramm Podiumsgespräche Kino, Ausstellungen Specials, Party

Infos und Anmeldung

www.nachtschatten.ch/symposium info@nachtschatten.ch Tel 0041 (0)32 621 89 49 Vorverkauf ab 1. März bis 31. Mai

NS_Lucys_400_cover_aussen_coated.indd Alle Seiten

Nullnummer / Frühjahr 2014 / CHF 12.50 / EUR 10.–

HR Giger, Luke Brown, Fred Weidmann, Gerhard Seyfried Steve Stoned, Nana Nauwald, Akasha Project

21.02.14 10:05

DMT und 5-MeO-DMT Cannabis als Medizin/Dabbing Steve Stoned im Gespräch Auf dem Peyote-Weg

Die Offenbarungen des HR Giger • Der zweifelhafte Weg in die schöne neue Welt • Der Psychonaut: Das Portrait von Albert Hofmann • Absinthe: Die Legende aus dem Valde-Travers • Legal Highs: Die erlaubten Gefahren

ISBN 978-3-03788-400-3 112 Seiten ,Format 20 x 26,5 cm € 10.00 / Fr. 12.50

Lucy’s Nummer 1

Ralph Metzner

Ralph Metzners Welten des Bewusstseins • Ethnobotanik: DMT und 5-MeO-DMT • Cannabiskonzentrate und Dabbing-­ Kultur • Steve Stoned • Christian Rätsch • Ketamin auf dem Dancefloor • Hanscarl Leuner

ISBN 978-3-03788-401-0 112 Seiten, Format 20 x26,5 cm € 14.80 / Fr. 18.50

Lucy’s Nummer 2

Lucy’s Nummer 3

Ralph Metzner: Die Kröte und der Jaguar • Timothy Leary • Cannabis als Medizin • Nana Nauwald • Gerhard Seyfried • Adi Dittrich • Neuer Psilo­ cybin-Pilz • Drug Checking = Safer Use • Holotropes Atmen • Peyote-Weg • Progressive Psytrance ISBN 978-3-03788-402-7 112 Seiten, Format 20 x 26,5 cm € 14.80 / Fr. 18.50

Ayahuasca • Luke Browns Kunst • Transformational Festivals • Barnim Schultze und das Akasha Project • Sasha Shulgin• Schadensminderung beim Feiern • Ethnobotanischer Pflanzen­ anbau: Windengewächse • Automatik-Cannabis • Reinkarnation ISBN 978-3-03788-403-4 112 Seiten, Format 20 x 26,5 cm € 14.80 / Fr. 18.50

Lucy’s Rausch abonnieren: www.lucys-magazin.com/abo T-Shirts, Taschen, Postkarten, Blotter, Papers etc.

-Book: E s l a Auch ten. tschat ach www.n kshelf.de e-boo

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10.– 10.– / EUR / EUR 12.50 12.50 / CHF / CHF 2014 2015 ahr jahr Frühj er / /Früh umm Nr.1

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Bestellen auf www.lucys-magazin.com/merchandise


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«Die innere Erfahrung verhält sich zum Bewusstsein wie die Masse eines Eisberges zu seinem sichtbaren Teil.» ERNST JÜNGER, Annäherungen


Bwiti-Zeremonie in Gabun.  Foto: : Laurent Sazy

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3

Iboga: Lehrmeister und Heilpflanze aus Afrika

Seite 20


herman de vries: from the forest floor (2010)


5

«natur ist sich selber genug »: herman de vries

Seite 36


Foto: Roger Liggenstorfer

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7

Psychoaktive Mohn­gewächse

Seite 58


Foto: Plattencover Lord Krishna Goloka


9

Der Magier im Aaretal: Sergius Golowin Seite 90


1 0   LU C Y ‘ S C O M I C


Luc y’s Rau sch Nr. 4

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INHALT   SAFERPARTY

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Editorial Markus Berger

19

Von Drops und morphogenetischen Feldern Klartext von Roger Liggenstorfer

20

IBOGA – Lehrmeister und Heilpflanze aus Afrika Eudaimon

70

LSD-Analoga Markus Berger

28 35

Der Stein der Weisen Coustos Psychedelikatessen

KUNST

36

42

44

herman de vries – der weise Psychonaut vom Steigerwald Claudia MüllerEbeling Donna Torres: The Woman who Looks into the Inside of Things – A Table for Maria Sabina Kommentar von Claudia Müller-Ebeling Das Lied der Schmetterlinge Nana Nauwald

Safer Use (III) Alex Bücheli

76

Überall – bloß nicht Hier & Jetzt Roberdo Raval

79

In Memoriam Dieter Hagenbach Roger Liggenstorfer

80

Ein Aufstieg mit MDMA Friederike Meckel Fischer

82

Psilocybin-Pilze in Europa Jochen Gartz & Markus Berger

87

Schweben als Menschenrecht Micky Remann

90

Sergius Golowin: Der Magier im Aaretal Wolfgang Bauer

95

IPCR 2016: Ein Tripbericht Christoph Benner

98 ­

Albert Hofmann: LSD in der Sterbebegleitung Michael Schlichting Albert Hofmann

CANNABIS

49

Der Blaue Traum Stefan Trebes

14 Lucy’s Flashback Leserbriefe und Feedback 15 Lucy’s Mix

54

The Green Rush – Hanf auf der Überholspur Michael Knodt

ETHNOBOTANIK

58

Stachelmohn, Goldmohn und Schlafmohn Kevin Johann

26 Eleusis kompakt Giorgio Samorini 63 Lucy’s Mediathek Bücher und CDs 67 Lucy‘s Lifestyle 105 Literatur zu den Artikeln 108 Impressum 109 Lucy‘s Vorschau


ES U E N MAT FOR

GIZEH BLACK Queen Size und mehr fĂźr die ho-hightlichen Momente.


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EDITORIAL

Psychedelik kommt an

D

ie Psychedelik wird allmählich salonfähig. Die Gesellschaft realisiert zwar langsam, aber immerhin, dass transpersonale Erfahrungen und der psychedelische Weg nichts mit betäubten und verirrten Lebensverneinern und Realitätsflüchtlingen zu tun haben. Die Verdrängung von Bewusstseins- und Selbsterforschern in den sogenannten Untergrund ist lediglich eine alte Masche derer, denen es schlichtweg egal ist, wie es um unseren Lebensraum bestellt ist und denen es nur um möglichst maximalen Profit geht. Das kurzfristige Denken á la «Was geht es mich an, wie es hier nach meinem Ableben aussieht?» ist das Resultat einer falsch verstandenen Wirklichkeit. Deshalb sind Psychonauten auch nicht der kriminelle Kontrapunkt zu einem funktionierenden System, sondern gesellschaftlich Ausgestoßene, deren aus der Erkenntnis geborene Weltanschauungen und Philosophien jene stören, die unsere Erde ausbeuten und vergewaltigen und damit langfristig das Habitat für Wesen aller Art vernichten: die kapitalistischen Boliden, die in ihrem Unersättlichkeitswahn nicht davor zurückschrecken, die Ärmsten der Armen und sämtliche natürlichen Ressourcen zu opfern. Unersättliche Produzenten nähren eine auf Unersättlichkeit konditionierte Menschheit.

(zur psycholytischen Therapie) und Claudia Müller-Ebeling (über den Künstler und Psycho­nauten herman de vries) sowie zu den Themen Schama­ nismus, Iboga, LSD-Verwandte, Psilo­cybinpilze und viele andere mehr vervollständigen diese Ausgabe.

Die Psychedelik kommt zurzeit ganz nebenbei  –  fast unbemerkt – in der Gesellschaft an. Das lässt sich nicht nur daran ermessen, dass mittlerweile Mainstream-­Protagonistinnen wie Paris Hilton und Katy Perry zum legendären Psychedelic Gathering Burning Man in die Wüste Nevadas tuckern, um dort tagelang mit Psychonauten abzufeiern. Auch das Feedback zu unserem Magazin gibt Anlass zur Hoffnung, dass wir wirklich immer mehr werden – und deshalb präsentieren wir auch in dieser Ausgabe wieder eine Auswahl wichtiger psychoaktiver Texte von kompetenten Autoren. Mit dabei sind zum Beispiel erstmals Wolfgang Bauer mit einem Artikel über den Volkskundler und Psychedelikpionier Sergius Golowin (1930–2006) und Micky Remann, der uns Erhellendes zum Floating berichtet. Texte von Albert Hofmann (Psychedelika und das Sterben), Friederike Meckel Fischer

PS: Es sind die kleinen Schritte, die uns voranbringen. Deshalb drucken wir Lucy‘s Rausch ab jetzt auf ökologischem, 100 % recycletem Circlematt-Papier.

Ganz besonders freue ich mich über die Mitarbeit des geschätzten Kollegen Giorgio Samorini aus Italien, der selbst schon Herausgeber einer Zeitschrift war, nämlich des Magazins Eleusis – Journal of Psychoactive Plants & Compounds, und der ab dieser Ausgabe seine eigene Rubrik «Eleusis Kompakt» betreuen wird. Darin präsentiert der belesene Samorini erstaunliche Nachrichten aus der Welt der Drogenforschung. So entdeckte man zum Beispiel, dass der Gemeine Stechapfel, eine auch bei uns heimische Pflanze, Amphetamin und verwandte Derivate enthält. Eine wissenschaftliche Sensation! Zwar hatten Forscher Ende der Neunzigerjahre schon einmal geglaubt, Amphetamine in zwei texanischen Akazienarten entdeckt zu haben, dies ließ sich aber nicht bestätigen. Jetzt sieht es allerdings tatsächlich so aus, als seien diverse Amphetamine Naturstoffe. Es bleibt also spannend. Viel Vergnügen mit der Lektüre der Nummer 4 von Lucy,s Rausch! Markus B erger, Chefredak teur


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Leserbriefe & Feedback Die Redaktion freut sich auch weiterhin über Lob und Kritik. Aus Gründen der Diskretion veröffentlichen wir lediglich die Initialen der Absender. Flashbacks bitte an redaktion@lucys-magazin.com

Danke für dieses grandiose Magazin und die Arbeit, die ihr hineinsteckt. P. S. Gutes, notwendiges Heft (seit es da ist, merkt man, wie sehr es vorher gefehlt hat). M. Es macht immer wieder Spaß, das Magazin in die Hand zu nehmen. Tolle Themen und Berichte, unglaublich tolle Fotos, alles in allem sehr gelungen und schön anzuschauen! Vielen Dank für die großartige Arbeit, weiter so! A. A. Die neueste Ausgabe von Eurem Magazin war so spannend, dass ich sie fast in einem Zug durchgelesen habe. R. M. Super Magazin, hab leider die ersten beiden Ausgaben verpasst, aber großartigerweise kann man sie ja bei euch nachbestellen. Super Sache! J.  M. Ich muss sagen, ein sehr gelungenes Magazin/Zeitschrift. Habe selber schon vier Ausgaben hier liegen. A. H. Lucy‘s Rausch – ein im wahrsten Sinne begeisternder Augenschmaus; feine Lektüre! M. W. Das beste mir bekannte Magazin für psychonautische Kultur: Lucy's Rausch. N. L. Vielen Dank für diese herrliche Zeitschrift. Sogar meine Eltern sind davon begeistert ... L.E.

Wer für eine Drogenfreigabe ist und sich kompetent informieren lassen möchte, der braucht einfach eine Zeitschrift wie die Lucy's. Für selbstbestimmte Menschen und Revolutionäre – danke an den Verlag! S. D. Spannende Artikel, beste Aufmachung, ein echtes Kunstwerk. K. K. Selten ein so gutes Heft in der Hand gehabt – die Auswahl der Themen und Autoren ist brillant. Werde es pfleglich behandeln und sammeln. K. O. Die Leserschaft kann sich wieder auf jede Menge interessante Themen freuen. (…) Wer sichergehen will, keine Ausgabe dieses großartigen Magazins zu verpassen, kann das Heft ganz einfach abonnieren und Lucy bei sich zu Hause gebührend empfangen. Rezension von Janika Takats zu Lucy‘s Rausch Nr. 3, im Hanf Journal, Juli 2016 Für jeden, der sich für Drogen, psychoaktive Pflanzen, psychedelische Kunst und Musik interessiert und Deutsch versteht, ein absolutes Muss! Der Nachtschatten Verlag und Markus Berger machen eine sehr wichtige Arbeit, die von einem Großteil der Bevölkerung sträflich vernachlässigt wird. Es muss Aufklärung und eine Bewahrung der psychoaktiven Kultur stattfinden! Azarius-Bewertung Für Psychonauten ein Muss, wirklich klasse! Sehr vielseitig und aktuell, mir gefällt es sehr! Schön, dass es Menschen gibt, die auch sowas zu Papier bringen. Amazon-Rezension zu Lucy‘s Rausch Nr. 2


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MIX

Deutsche Cannabispatienten müssen immer wieder Lieferengpässe beim niederländischen Produzenten Bedrocan hinnehmen – und dann fehlt ihnen ihre Cannabismedizin aus der Apotheke. Dem setzt die Bundesregierung jetzt etwas entgegen: Seit August wird in deutschen Apotheken auf Anfrage Gras aus Kanada angeboten, das Patienten mit einer Ausnahmeerlaubnis zur Verwendung medizinischer Cannabisblüten erwerben dürfen. Vier neue Sorten stehen zur Verfügung: Argyle (Strain CBD Nordle), Houndstooth (Super Lemon Haze), Princeton (Ghost Train Haze #1) und Penelope (CBD Skunk Haze). Eigentlich könnten sich die Patienten über die Aktion freuen; sie zeigt jedoch auch die ablehnende Haltung der Regierung zum Eigenanbau. Anstatt diesen den Patienten zu gestatten, importiert man Cannabis aus Übersee – und an den ökologischen Fußabdruck der Aktion hat offenbar keiner gedacht.   CBD Skunk Haze. Foto: Linda Seeds

Fotos: Carh ar t - H arris e t al.

Gras aus Kanada

LSD im menschlichen Gehirn Der britische Neuropsychopharmakologe und Drogenforscher David Nutt, ehemaliger Drogenbeauftragter Englands, hat zusammen mit einer Forschergruppe am Londoner Imperial College mittels bildgebender Verfahren untersucht, welche Aktivitäten LSD (Lysergsäurediethylamid) im menschlichen Gehirn auslöst. Die Studie zeigt unter anderem, dass unter LSD-Einfluss Gehirnareale miteinander verknüpft werden, die sonst nicht interagieren. So werden beispielsweise visuelle Reize eines auf LSD reisenden Menschen nicht nur vom visuellen Cortex (dem Sehzentrum), sondern auch von Hirnregionen verarbeitet, die im Normalbewusstsein nicht auf diese Sinnesreize reagieren. Der an der Studie beteiligte Forscher Robin Carhart-Harris erklärte: «LSD verbindet das Gehirn zu einem großen Ganzen.» Das Interessante daran ist: Es gibt auch Gehirnregionen, die normalerweise zusammenarbeiten, auf LSD aber voneinander abgetrennt werden, sodass es zu Erfahrungen wie Ich-Auflösung und Verschmelzung mit dem All-Einen und dem Universum kommen kann. Die 20 Probanden hatten 75 Mikrogramm LSD bekommen; danach wurden sie mittels Magnetresonanz-Tomographie (MRT), Magnetenzephalographie und einer weiteren bildgebenden Technologie untersucht. www.nature.com/news /brain-scans-reveal-how-lsd-affects-consciousness-1.19727; www.pnas.org/content /113/17/4853.abstract


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MIX

Drogenterror auf den Philippinen

Foto: Sitevjr /CC BY 4.0

Rodrigo «Rody» Roa Duterte (*1945), ein ehemaliger Drogenfahnder der Polizei, ist seit Juni 2016 Präsident der Philippinen und will mit Drogen­ konsumenten und -dealern aufräumen. Der Hardliner Duterte rief öffentlich dazu auf, Drogen­gebraucher zu denunzieren und «Drogensüchtige» zu ermorden. Rodrigo Duterte  «Wenn Sie irgendwelche Abhängige kennen, gehen Sie hin und töten Sie sie – ihre Eltern dazu zu bringen, wäre zu schmerzhaft.» (Zitiert nach The Guardian, 1.  Juli 2016). Seit Rodrigo Duterte im Amt ist, wurden über 1000 Verdächtige bei Polizeieinsätzen getötet, mehr als 15 000 sitzen im Gefängnis. 686  000 Drogennutzer und Kleindealer haben sich bisher (Stand Sept. 16) aus Angst um ihr Leben freiwillig gestellt. Laut Berichten kam es seit Dutertes Mordaufruf zu mehr als 1500 ungeklärten Tötungen. Offiziell gab es in den ersten beiden Monaten des Drogenkriegs 2446 Tote, doch die Dunkelziffer liege wohl «weitaus höher», so der Hanfverband. Auf einen Interventionsversuch der UNO antwortete Duterte lapidar, er kümmere sich nicht um Menschenrechte. Jetzt hat der in der Drogenpolitik engagierte deutsche Pfarrer Michael Kleim eine Petition an den Papst lanciert, die fordert, Duterte zu exkommunizieren. Da das Oberhaupt der katholischen Kirche auf den Philippinen großen Einfluss hat, hofft Kleim, dass sich der Präsident dadurch in die Schranken weisen lässt. DHV-Zusammenfassung: bit.ly/2cePTSh; Guardian-Originalmeldung: bit.ly/29vLD0T

20 Jahre Eve & Rave Die Schweizer Zweigstelle des Vereins Eve & Rave, der 1994 in Berlin gegründet wurde, feierte am 17. September 2016 ihr 20-jähriges Bestehen. Am 16. Februar 1996 fand in Solothurn die Gründungsversammlung des Schweizer Eve & Rave-Ablegers statt; Initiator und Präsident in den ersten 10 Jahren war Roger Liggens­ torfer, heute Leiter des Nachtschatten Verlags. Seither ist Eve & Rave ein wichtiger Teil der Schweizer Party- und Feierkultur. Bei einem Podium zur 20-Jahr-Feier in Zürich referierten nebst den Gründervätern Liggenstorfer und Podiumsdiskussion mit Hannes Hergarten, Urs Rohr, Lars Stark und Hans Cousto Foto: Urs Wittwer

Hans Cousto der aktuelle Eve & Rave-Präsident Koni Wäch, Christian Kobel (Leiter der Jugendberatung Streetwork Zürich, Lars Stark (ärztlicher Leiter der Arud), Urs Rohr von der Suchtpräventionsstelle der Stadt Zürich und Hannes Hergarten (Präsident von Safer Dance Schweiz). Danach gab es eine große Benefiz-Party. Streetwork Zürich unterstützte den Anlass mit einem Drug-Checking-Angebot und führte total 44 Analysen durch. www.eve-rave.ch; www.eve-rave.net

Mr. Nice ist tot Howard Marks, weltweit bekannt als Mr. Nice, starb am 10. April 2016 im britischen Leeds. Er wurde 70 Jahre alt. Geboren am 13. August 1945 im walisischen Kenfig Hill (UK), hatte er in den 60ern an der Elite-Universität Oxford erfolgreich ein Studium abgeschlossen. Als Drogenschmuggler war er zeitweise einer der meistgesuchten Männer der Welt – denn Cannabisprodukte, sein Hauptgeschäft, waren zu Howards Zeiten nun mal weltweit illega­lisiert. Erst 2015 hatte Howard Marks verkündet, dass er an Darmkrebs erkrankt war. Er starb im Beisein seiner vier Kinder.


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MIX

Protest an der UNGASS 2016 Die UNO-Sondersitzung zum Thema Drogenpolitik vom 19.–21. April 2016 war die erste ihrer Art seit 1998, als der illusorische, aber offizielle Slogan hieß: «Eine drogenfreie Welt – wir können es schaffen!» Leitmotiv der UNGASS 2016 war eine bessere Zukunft für die Jugend der Welt. Am Eröffnungstag verteilten Aktivisten vor dem UNO-Gebäude Kopien der Post-Prohibition Times mit einem offenen Brief an den UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon «für eine wirkliche Reform der globalen Drogen­ politik». Zu den Unterzeichnenden gehören die ehemaligen Präsidenten von Mexiko, Kolumbien, Brasilien, Chile, Nigeria, Kap Verde, der Schweiz und Portugal; die US-Senatoren Elizabeth Warren, Cory Booker, Bernie Sanders und Hillary Clinton; Geschäftsleute wie Warren Buffett, George Soros und Richard Branson; die Schauspieler Michael Douglas und Jane Fonda sowie der Superbowl-Champion Tom

Über 60 Aktivisten der Drug Policy Alliance (DPA) verteilten in Kostümen aus der Zeit der US-Alkoholprohibition vor dem UNO-Gebäude ihre Zeitung Post-Prohibition Times.

Brady. Auch zahlreiche ehemalige UN-Beamte haben den Brief unterschrieben. Der UNO-Sicherheitsdienst beschlagnahmte jedoch die Zeitungen, und die Konferenzteilnehmer durften das Gebäude mit der Zeitung nicht betreten. Pressefreiheit scheint bei der UNO nicht hoch im Kurs zu stehen. Einmal mehr missach-

ten Prohibitionisten fundamentale Menschen­rechte – hier das Recht auf freie Information – und willige Beamte stehen bereit für den Vollzug dieser repressiven und völlig überflüssigen Maßnahme. Ein trauriger Tag für die UNO. www.drugpolicy.org/ungass2016?page=1

INSIDE

Lucy's Rausch gewinnt Media-Award Dank der vielen Stimmen unserer Leser und Sympathisanten belegte Lucy's Rausch beim Cannabis-BusinessWettbewerb Cannaward der CannaTrade-­Hanfmesse in Zürich-Dietikon (2.–4. September 2016) den ersten

Platz in der Kategorie Media. Im Bild: Barbara Blankart, Roger Liggens­torfer und Lukas Emmen­ egger vom Nachtschatten Verlag mit der Siegerurkunde. Chef­ redakteur Markus Berger war zur Preisverleihung leider nicht mehr an der Messe anwesend. www.cannatrade.ch/index.php?pid=430


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Foto : Lara vo n D än ike n

KLAR TEXT  EINE KOLUMNE VON

Ro ger Liggenstor fer

Von Drops und morphogenetischen Feldern

W

ir sprechen gerne von Tropfen, von Drops, von dem einen wichtigen Tropfen, der in Mikros berechnet wird und der seit der Entdeckung 1943 vielen Menschen die Augen geöffnet hat. Ein Tropfen zuviel kann bekanntlich das Fass zum Überlaufen bringen. Wenn viele das Gleiche denken und danach handeln, schwappt dies gemäß der Hypothese von den morphogenetischen Feldern auf den Rest der Masse über – und gerade der überlaufende Tropfen kann dabei entscheidend sein. Wir sollten also darauf achten, was wir denken und welche Erfahrungen und Handlungen unser Leben prägen. Sie könnten sich manifestieren und zu unserem Schicksal werden. Oder wie der Spruch, den Ralph Metzner in seinen Seminaren gerne erläutert, es vermittelt:

es waren bedeutend weniger als an jedem anderen Festival, das ich bisher erlebt habe. Kaum verschmutzte Dancefloors, überall Abfalltrennung, meist Bio-Essen, ausschließlich Kompost-Klos und rücksichtsvolle, liebevolle Menschen: ein absolut friedliches Festival, trotz rund 35 000 Besuchern und Besucherinnen aus 154 Nationen! Es entstand ein deutlich spürbares morphogenetisches Feld, das Negativität kaum zuließ und auf viele Teilnehmer nachhaltig wirkte. Wie Roberdo Raval es in Lucy's 3 aufgezeigt hat, gibt es zunehmend mehr solche Transformational Festivals, die mehr sein wollen als nur eine Insel im Alltag. Sie wollen den Besuchern etwas mitgeben: eine tiefe Erfahrung, die sie mit nach Hause nehmen – damit sie ihre oft unbewussten negativen Gewohnheiten zu einer positiven ökologischen und bewussten Grundhaltung transformieren, mit allen nötigen Konsequenzen. Darüber reden und schreiben bringt nur etwas, wenn daraus eine Veränderung des alltäglichen Handelns folgt – die angesichts der desolaten Weltlage dringend nötig ist. Wenn genügend Menschen ihr tägliches Leben (und damit verbunden ihren Konsum) verändern, sich der Natur gegenüber nachhaltiger und bewusster verhalten und aus ihren psychonautischen Erfahrungen lernen, dann ist die Chance vorhanden, dass wir zu diesem einen Tropfen werden, der die Welt verändern kann, im Kleinen wie im Großen. Das selbstzerstörerische Element, das uns daran hindert, ist die Gier, wohl eines der übelsten Laster. Statt immer mehr zu konsumieren und uns auf Kosten der Ressourcen unseres Planeten zu vergnügen, sollten wir unserer Mitwelt in Resonanz und mit Respekt gegenübertreten. Seien wir dankbar für all die wunderbaren Erfahrungen und Realitäten, die wir auf diesem fantastischen Planeten erleben dürfen. Werden wir uns dessen bewusst – mit diesem einen, entscheidenden Tropfen!

... dieser eine Tropfen, der die Welt verändert.

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal. In einer früheren Kolumne habe ich die Partys erwähnt, die morgens wie eine Müllhalde aussehen, was in krassem Kontrast zu den dabei konsumierten bewusstseinserweiternden Substanzen steht. Diesen Sommer durfte ich das Gegenteil erfahren: Als Gastreferent an einem Podium zu Psy-Media erlebte ich an der Boom in Portugal ein Festival der Superlative, das nicht nur vorgibt, anders zu sein, sondern dies auch vorlebt. Auch dort gab es zwar Besucher, die Zigarettenstummel und Müll wegschmissen, aber


Iboga-Pflanze

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IBOGA Entheogener Lehrmeister und traditionelle Heilpflanze aus Afrika TEXT

D

Eudaimon

er tropische Strauch Tabernanthe iboga ist nicht nur die Grundlage einer alten Initiations- und Heiltradition aus Afrika, sondern rückt auch mehr und mehr in den Fokus der westlichen Medizin. Außerdem wird Iboga von spirituellen Suchern immer häufiger als Tür zu den Zwischenwelten genutzt. In Afrika dient die Pflanze vermutlich seit den Anfangstagen der Menschheit zur Kontaktaufnahme mit Naturwesen, den Ahnen, anderen Dimensionen sowie zum Heilen. Wandernde Pygmäenvölker, direkte Nachfahren der ältesten Homo sapiens, überlieferten den traditionellen Nutzen von Iboga. Ibogain, das Hauptalkaloid der Pflanze, eines von 12 natürlich vorkommenden ibogenen Indolalkaloiden (inklusive der Oxidationsprodukte sind es insgesamt 18), hat einzigartige Qualitäten, die mittlerweile auch bei der akademischen Forschung verstärktes Interesse wecken. Ibogain hilft Drogensüchtigen auf höchst effektive Weise, ihre Sucht zu überwinden, und wird zunehmend auch als Heilmittel erschlossen, unter anderem bei Parkinson und in der Psychotherapie.

Das zentrale Element der Iboga-Tradition ist eine mehrere Tage dauernde gelenkte Nahtoderfahrung, ausgelöst durch große Mengen Wurzelrinde des Iboga-Strauches. Die Initiation in die Welt der Ahnen und Geister stellt den Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen dar: Das Kind stirbt und wird als erwachsenes und vollwertiges Mitglied des Stammes wiedergeboren. Ein weit verbreiteter Name für diese Traditionen ist Bwiti. Iboga in Afrika Es gibt verschiedene Strömungen solcher Bwiti-Kulte, die unterschiedliche ethnische und spirituelle Fundamente aufweisen. Allen Strömungen gemeinsam ist der Gebrauch von Iboga als initiatorisches Sakrament. Während tief im Dschungel stark animistisch orientierte, vom westlichen Kolonialismus kaum beeinflusste Gruppen leben, finden sich in dichter besiedelten Gegenden auch synkretistische Formen des Bwiti, welche die christliche Religion der französischen und deutschen Missionare in ihr Glaubenssystem integrierten. Die mythologischen afrikanischen Charaktere ver-


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Ein Teilnehmer am Initiationsritual in Mandilou, Gabun, erhält seine erste Dosis Iboga.   Foto: Laurent Sazy

Am Höhepunkt der Rituale entsteht ein Einheitsbewusstsein. schmolzen dabei mit christlichen Heiligen, wobei sogar kirchliche Feiertage teilweise übernommen wurden. So gibt es im Bwiti der Fang-Ethnie eine von Gründonnerstag bis Ostersonntag dauernde Zeremonie, bei der ständig Iboga eingenommen und gefeiert wird. Durch alle Traditionen ziehen sich Musik und Tanz als Leitfaden für die Zeremonien. Es wird viel getrommelt und teils bis zur Trance ekstatisch getanzt. Die wöchentlichen Zeremonien gleichen

eher rauschenden Partys als Gottesdiensten. Verkleidete, weiß bemalte und mit Fackeln wirbelnde Tänzer erscheinen wie tanzende Skelette. Musik und Tanz tragen die Teilnehmer wie sanfte Brisen, die sich zu Sturmböen aufbauen und wieder abflauen. Am Höhepunkt dieser Rituale entsteht ein Einheitsbewusstsein, in dem die gesamte Gemeinschaft einen kollektiven Fluss von Emotionen und Gedanken erlebt. Dieser Höhepunkt wird nlem myore («ein gemeinsames Herz») genannt und vermittelt den Teilnehmern allumfassendes Wohlwollen und einen gedanklichen Konsens. Zwei für den Bwiti essentielle Musikinstrumente sind eine kleine Harfe (Ngombi) und der Mundbogen (Mbongo). Die Klänge dieser Instrumente werden bei den Initiationen als Brücke }


Zubereitung der Iboga-Paste.   Foto: Archiv Eudaimon

zwischen der Seele des Initianten, die in der Ahnenwelt reist, und der profanen Welt gesehen. Das Epizentrum des «heiligen Holzes» ist Gabun, doch der Gebrauch von Iboga erstreckt sich über ganz Westäquatorialafrika. Der Bwiti ist eine der offiziell anerkannten Staatsreligionen Gabuns; jedes Staatsoberhaupt Gabuns war bis jetzt auch Bwiti-Initiierter. Die europäischen Kolonialherren und Sklavenhändler versuchten, den Bwiti zu verbieten und auszurotten, teils mit drakonischen inquisitorischen Mitteln. Dies stärkte jedoch nur den Zusammenhalt der verschiedenen Dörfer und Stämme untereinander.  Anstatt ihre Traditionen durch die von den

Der Kontakt mit den Ahnen ist ein Schlüssel­ element der Initiationen. Kolonialherren mitgebrachte Religion zu ersetzen, nahmen sie die Symbolik auf und verschmolzen das Christentum mit ihren eigenen animistischen Wurzeln zu einer neuen synkretistischen Religion. Man hört von Bwitis oft, dass man – anders als von der christlichen Kirche propagiert – nicht nur zu glauben braucht, sondern durch Iboga direkt sehen und erleben kann. Das Sehen der astra­len Welten und der Kontakt mit den Ahnen ist ein Schlüsselelement der Initiationen. Durch den Kontakt mit den Verstorbenen und den Naturgeistern erhalten die Initianten und auch andere, die

Ritualteilnehmerinnen.   Foto: Giorgio Samorini

sich mit Iboga befassen, oft essenzielle Hinweise für die Heilung von Krankheiten und die Optimierung ihrer Lebensführung. Iboga und Ibogain im Westen Die Pioniertage der westlichen Ibogaforschung begannen in Frankreich; hier kam die Iboga-Pflanze 1864 zum ersten Mal nach Europa. 1901 isolierten zwei verschiedene Forscherteams zeitgleich erstmals das Hauptalkaloid des Strauches, Ibogain. Ab 1939 wurde in Frankreich ein Medikament namens Lambarène verkauft. Es enthielt 5–8 mg Ibogain und war zu Ehren Albert Schweitzers nach dem Ort benannt, an dem er seine Tropenklinik aufgebaut hatte. Es wurde bei Depression, Antriebslosigkeit und Erschöpfung verschrieben, aber auch von Sportlern, vor allem Bergsteigern, gerne zum Doping verwendet. Im Zuge des von den USA ausgerufenen «Kriegs gegen die Drogen» verschwand Lambarène ab 1967 wieder vom Markt, und der Verkauf von Ibogain wurde illegalisiert. Die offizielle Geschichte der Iboga-gestützten Drogentherapie beginnt fünf Jahre vor dem «Summer of Love» 1968. Damals entdeckte der psychedelische Pionier Howard Lotsof, der bis dahin unter anderem heroinabhängig gewesen war, durch Zufall die suchtunterbindende Wirkung von Ibogain. Nach einem Selbstversuch verspürte er kein Verlangen mehr nach Opioiden. Erstaunt über die neugewonnene Freiheit startete er Versuchsreihen in seinem Freundeskreis und war beeindruckt von der Effizienz von Ibogain bei der Behandlung von Heroinsüchtigen. Zusammen mit Dana Beal,


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In der Ritualnacht, müde und doch hellwach.   Foto: Laurent Sazy

ibogain-Kristall

Manche erkennen durch die Visionen die ihrer Sucht zugrunde liegenden Ängste.

dem Gründer des Global Million Marihuana March, setzte er sich für die Erforschung von Ibogain ein. Da Howard von vielen Pharmafirmen abgewiesen wurde, finanzierte er aus eigenen Mitteln die ersten offiziellen Tierversuche mit Ibogain. Die Resultate waren eindeutig. Süchtige Ratten, die sich selbst Heroin verabreichen konnten, verloren der Ernährungs- und Drogenbehörde FDA. Berater nach Einnahme von Ibogain dauerhaft jegliches dieses Komitees waren Wissenschaftler, die auf Interesse an der Droge. Motiviert durch diese der Gehaltsliste der Opioid-produzierenden PharErgebnisse setzten sich Howard und seine Frau maunternehmen standen. Einer dieser Forscher Norma intensiv für die Ibogain-Forschung ein. Bei befasste sich genau zu dieser Zeit mit der Zulasihren Recherchen erhielten sie von der Schweizer sung von Buprenorphin als Substitutionsmittel für Pharmafirma Ciba-Geigy die Information, dass die Heroin. Man war offensichtlich eher an einem US-Regierung bzw. die CIA schon 1955 in einem Geschäftsmodell mit langfristiger Kundenbindung Gefängniskrankenhaus mit Ibogain experimentiert als an echten Heilmitteln interessiert. hatte. Trotz eindeutiger Dokumentation dementiert die US-Regierung diese Experimente, die ver- Drogenentzug und Heilung mit Iboga mutlich im Rahmen des MK-Ultra-Projekts durch- Ibogain ermöglicht einen relativ schnellen, geführt wurden, bis heute. schmerzfreien und meist erkenntnisreichen Entzug Der Weg der offiziellen, von Lotsof und sei- von Opiaten und anderen Drogen. Initianten nen Mitstreitern initierten Iboga-Forschung verlief beschreiben immer wieder, dass sie während der anschließend von Holland über Panama in die Erfahrung prägnante Situationenund ihres ist erhältlich im Pressehandel, in Buchund Hanfshops im Lebens Versand USA, wo es zu einer Phase-1-Studie kam. Allerdings erneut durchlebten und die Kausalzusammenüber www.lucysmagazin.com oder als Abo mit Langzeitwirkung wurden dann die Forschungsgelder gestrichen – hänge ihrer Sucht erstmals oder viel klarer als und zwar von einem Komitee einer Unterabteilung bisher zu durchschauen vermochten. Manche }


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Ibogain-Kristalle.   Foto: Archiv Eudaimon

erkennen durch die Visionen die ihrer Sucht zugrunde liegenden Ängste und können sie in der Folge überwinden. In den 1980er-Jahren verbreitete sich die Nutzung von Iboga für die Suchttherapie durch Selbsthilfeorganisationen und Private, aber auch durch Ärzte. In den USA bildete sich aufgrund des Verbots eine Untergrundbewegung. In vielen anderen Ländern bewegt sich Ibogain rechtlich in einer Grauzone, in manchen ist es allerdings auch legal. Durch sein einzigartiges neurophysiologisches Wirkspektrum erleichtert es nicht nur den Entzug von diversen Drogen, sondern wird zunehmend auch für weitere Heilzwecke erschlossen.

Mit Hilfe von Ibogain lässt sich das Wachstum neuer Neuronen stimulieren. Einer der für die Mainstream-Medizin interessantesten Wirkmechanismen von Ibogain ist die Erhöhung des Nervenwachstumsfaktors GDNF (Glial Cell Line-Derived Neurotrophic Factor) im Gehirn. Dieses Peptid hat neuroregenerative und neuroprotektive Eigenschaften, das heißt, es stimuliert das Wachstum neuer Dopamin-Neuronen. Es ist nicht nur beim Drogenentzug (also bei der Reparatur des Belohnungssystems), sondern auch, wie neueste Studien belegen, gegen Parkinson wirksam. Bis jetzt konnte man die Degeneration der Dopamin-Neuronen bei Parkinson bestenfalls stark verlangsamen. Mit Hilfe von Ibogain lässt sich das Wachstum neuer Neuronen stimulieren – ein absolutes Novum im Bereich der Parkinson-Forschung. Ibogain weist zudem antivirale Eigenschaften auf. Es gibt dokumentierte Fälle, bei denen

nach einer Ibogain-Behandlung die Hepatitis-CVirenlast drastisch reduziert bzw. das Virus nicht mehr nachzuweisen war. Auch konnte man belegen, dass 18-MC, ein synthetisches Derivat eines Iboga-Alkaloids, das Wachstum und die Ausbreitung des HIV-1-Virus in menschlichen Blutzellen hemmt. Diese Eigenschaften von Iboga verfügen über ein weitreichendes therapeutisches Potenzial. Allerdings lassen sich natürlich vorkommende Moleküle wie Ibogain nicht patentieren, weshalb die Pharmaindustrie es bevorzugt, patentfähige synthetische Derivate zu erforschen. Doch da der Missbrauch legal verschriebener Opioide, speziell in den USA, immer mehr Handlungsbedarf erzeugt, lässt sich Iboga trotz aller Gegeninteressen nicht ignorieren; sein Bekanntheitsgrad nimmt unaufhaltsam zu. Mittlerweile gibt es in verschiedenen Ländern Iboga-Kliniken, die mehrwöchige Entgiftungs-, Wellness- und After­ care-Pakete in angenehmem Ambiente anbieten. Man kann die Wurzel, einen totalen Alkaloid-Extrakt oder reines Ibogain-HCl zu sich nehmen. Wegen seiner chemischen Reinheit wird das HCl im klinischen Bereich meist den anderen Varianten vorgezogen. Eher naturverbunden Orientierte sind jedoch der Ansicht, dass reinem Ibogain-HCl etwas fehle, dass der Geist der Pflanze beschnitten sei und die damit verbundene spirituelle Erfahrung sich dadurch eher klinisch und steril entfaltet. Denn Iboga ist eben nicht nur als Medizin interessant, sondern auch als Entheogen für spirituelles Wachstum sowie als Verbündeter bei Erkundungsreisen in den astralen Dimensionen.  Mehr Informationen zur Vertiefung des Themas liefert das Buch Iboga – Mystisches Entheogen und traditionelle Pflanzenmedizin aus Afrika, das demnächst im Nachtschatten Verlag erscheint.


Lucy’s Rausch Nr. 3

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ELEUSIS KOMPAKT

Giorgio Samorini

In seiner neuen Rubrik präsentiert der bekannte italienische Drogenforscher Giorgio Samorini Nachrichten und kurze Meldungen zu den verschiedenen psychoaktiven Pflanzen und Substanzen und zur Rauschkultur.

DMT & MAO-HEMMER

Foto: Archiv Samorini

Ademiluyi, A.O. et al. (2016): Jimson weed (Datura stramonium) alkaloid extracts modulate cholinesterase and monoamine oxidase activities in vitro: possible modulatory effect on neuronal function. Comp.Clin.Path., DOI 10.1007/s00580-0162257-6. • Bogo, A. et al.(2003): Production of Caffeine Alkaloid by Claviceps sorghi. Fitopatol.Bras., 28: 446-8.

Mandragora-Früchte könnten psychoaktive Eigenschaften haben. Obwohl es Menschen gibt, die Alraunenfrüchte ohne jeden pharmakologischen Effekt gegessen haben, wurde jetzt der Fall eines Manns in Griechenland bekannt, der nach dem Verzehr von fünf Alraunenfrüchten zu aphrodisischen Zwecken mit einem akuten anticholinergen Syndrom und Halluzinose ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Die Analyse der Früchte ergab das Vorhandensein von Scopolamin und Hyoscyamin. Quelle: Panagiota, N. et al. (2012): Accidental [sic] poisoning ingestion of «aphrodisiac» berries: diagnosis by analytical toxicology. J.Emerg.Med., 42: 662-5.

Weißes oder gelbes DMT? In den vergangenen Jahrzehnten diskutierten DMT-Liebhaber immer wieder über die gelbe Farbe von DMT-Kristallen, die aus Mimosa- und Acacia-Arten isoliert wurden. Meist nahm man an, dass es sich dabei um einen Hinweis auf Verunreinigungen handeln könne. Jetzt scheint das Rätsel gelöst. Es gibt mindestens zwei Formen von DMT: Die Form I ist weiß, der Schmelzpunkt liegt bei 57–58 °C. Die Form II ist von gelblicher Farbe, der Schmelzpunkt liegt bei 45–46 °C. Man vermutet, dass es noch eine Form III mit Schmelzpunkt bei

Foto: Archiv Samorini

Datura stramonium Überraschende Neuigkeiten vom Stechapfel: Neben den bereits bekannten Tropanalkaloiden enthält Datura stramonium außerdem die Stimulanzien Amphetamin, 3-Methoxy­amphe­ tamin, Norephedrin und Cathin (eine der im Kath-Strauch Catha edulis vorkommenden Substanzen). Darüber hinaus hat der Stechapfel MAO-hemmende Eigenschaften. Amphetamin wurde 1887 vom rumänischen Chemiker Laza˘ r Edeleanu in einem Berliner Labor synthetisiert. Es mutet seltsam an, dass Amphetamine in Datura nachgewiesen werden konnten. So etwas kommt in der Natur durchaus auch anderswo vor. Unter den Claviceps-Pilzen, die normalerweise Ergotalkaloide (wie z.B. LSA) enthalten, gibt es beispielsweise eine Art, die ausschließlich Koffein enthält.

Foto: Archiv Samorini

PFLANZEN

73–74 °C geben könnte. Die gelbe Farbe von DMT-Kristallen weist also nicht zwingend auf Verunreinigungen hin, sondern es könnte sich dabei um DMT der Form II handeln. Diese neuen Erkenntnisse machen klar, dass die Verdampfungsmethode sich maßgeblich auf die Effektivität des Moleküls auswirkt. Hält man die Temperatur zu gering, löst sich von Form I kein Vapor. Ist die Temperatur jedoch zu hoch gewählt, zerstört dies rasch die Form II. Gaujac, A. et al. (2013): Investigations into the polymorphic properties of N,N-dimethyltryptamine by X-ray diffraction and differential scanning calorimetry. Microchem. J., 110: 146–57. • Gaujac, A.(2013): Estudios sobre o psicoactivo N,N-dimetiltriptamina (DMT) em Mimosa tenuiflora (Willd.) Poiret e em bebidas consumidas em contexto religioso. Thesis de Pós-Graduação em Química, Universidad Federal da Bahia, Salvador [online verfügbar].


Luc y’s Rau sch Nr.  4

Frecska, E. et al. (2013): A possibly sigma-1 receptor mediated role of dimethyltrypta­ mine in tissue protection, regeneration, and immunity. J.Neural Transm. 120(9): 1295–1303.

Die indigenen Ethnien Süd­ amerikas wissen sehr genau, was sie tun. Quelle: Basu, M. et al. (2016): Effect of scopoletin on monoamine oxidases and brain amines. Neurochem.Int., 93: 113-7.

Tetrapterys mucronata ist eine Pflanze, die in Brasilien traditionell als Ayahuasca-Zusatz Verwendung findet. Sie verstärkt den visionä­ren Schamanentrank, weil ihre Stammrinde psychedelische Tryptamine enthält– u.a. 5-MeO-NMT, Bufotenin und 5-MeO-Bufotenin und außerdem ein Tetrahydro-Beta-Carbolin, das MAO-hemmende Eigenschaften aufweist. Auch hier wissen die Schamanen genau, was sie tun. Queiroz, M.F. et al. (2014): Chemical Composition of the Bark of Tetrapterys mucronata and Identification of Acetylcholinesterase Inhibitor Constituents. J.Nat. Prod., 77: 650-6. • Queiroz, M.F. et al. (2015): LC-MS/MS Quantitative Determination of Tetrapterys mucronata Alkaloids, a Plant Occasionally Used in Ayahuasca Preparations. Phytochem.Anal. 26(3): 183-8.

PILZE

Foto: Archiv Samorini

Foto: Archiv Samorini

Scopoletin ist ein MAO-BInhibitor  Das psychoaktive In Uganda Molekül Scopoletin findet sich in verwendet vielen Pflanzen, z.B. in den der Stamm Brunfelsia-Arten, deren Blätter der Butiko traditionell als Ayahuasca- und ein Symbol Jurema (Mimosa spp.)-Additive als Erkenverwendet werden. Laut neuen nungszeichen, das zwei Pilze pharmakologischen Studien hat mit der typischen Papille auf Scopoletin MAO-hemmende dem Hut zeigt. Für die Butiko Eigenschaften; dies wiederum symbolisiert das Emblem die erklärt die Heiligkeit ihrer Ahnen: ein Verwendung weiterer Hinweis auf Wissen der Pflanze über psychedelische Pilze in Afrika. Außerdem wurde eine als Additivist erhältlich im Pressehandel, bei DMT-­ neue Psilocybe-Art Buch- und Hanfshops und im entdeckt. Versand Entheogen-­ Der inzwischen verstorbene über www.lucysmagazin.com oder als Rezepturen. mexikanische Mykologe Gastón

Guzmán fand und beschrieb Psilocybe congolensis aus dem Kongo. Es war der letzte Pilz, den Guzmán entdeckte, bevor er die Dimension wechselte. G. Guzmán et al. (2014): Psilocybe s. str. (Agaricales, Strophariaceae) in Africa with description of a new species from the Congo. Sydowia, 66: 43–53.

TIERE Jagdhunde auf Drogen Überall in der Welt werden Jagdhunde mit Drogen aller Art gedopt, um ihre Fähigkeiten während der Jagd zu verbessern: Ayahuasca, Stechapfel, DMT enthaltende Samen und Tabak, als Trank, als Snuff, in Form von Rauch, als Klistier oder als Augentropfen. Die Shuar aus Ecuador lassen ihre Hunde an der verbrennenden Rinde eines bestimmten Baums schnuppern, um damit eine telepathische Verbindung zwischen Hund und Jäger herzustellen – und die Hunde scheinen das sehr zu mögen! Bennett, B. & R. Alarcón (2015): Hunting and hallucinogens: the use of psychoactive and other plants to improve the hunting ability of dogs. J.Ethnopharm. 171:171–83.

GIORGIO SAMORINI (* 1957 in Bologna, Italien) ist Ethnopharmakologe und Drogenforscher. Mitbegründer der Italienischen Gesellschaft für die Erforschung veränderter Bewusstseinszustände und Herausgeber der ethnobotanischen Fachzeitschrift Eleusis. Er war der erste Weiße, der in Gabun (West­ afrika) in den Bwiti-Kult (Iboga-Kult) eingeweiht wurde. www.samorini.it

in Abo

Foto: Netspy / CC BY-SA 3.0

DMT und Thanatos  Rick Strassman vermutet, dass endogenes DMT eine Rolle bei einschneidenden Lebensereignissen spielt, zum Beispiel während der Geburt und des Sterbens. Gemäß einem wissenschaftlichen Artikel von 2013 wird möglicherweise in lebensbedrohlichen Situationen – z.B. bei Herz-Kreislauf-Stillstand oder bei starken körperlichen Leiden – in der Lunge DMT in großen Mengen synthetisiert, das dann über den Blutkreislauf das Gehirn erreicht. Diese DMT-Überproduktion nennen Pharmakologen einen «außergewöhnlichen Ansatz, um die Gehirnfunktionen zu schützen». Es ist also nicht ausgeschlossen, dass die Überproduktion von DMT auch bei Sterbeprozessen diese Funktion erfüllt.

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Synthetische

LSD-Analoga und verwandte Moleküle TEXT

Markus Berger

U

Foto: Vor dem Harz

nter Psychonauten war LSD schon immer populär und überdies einer der Antriebsmotoren für die Entstehung der psychedelischen Bewegung in den sechziger und siebziger Jahren. Seit der Entdeckung der Psychoaktivität von LSD am 19. April 1943 hat das Molekül eine zunehmende Bekanntheit und Beliebtheit erlangt. Allerdings ist LSD verboten, was für Experimentierlustige immer einen Risikofaktor darstellt. Im Zuge der Welle der Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS), chemisch modifizierter Abwandlungen meist bekannter psychoaktiver Moleküle, sehen viele User die Möglichkeit, sich via Internet mit legalen Substanzen und Analoga einzudecken. Zurzeit beschäftigt beispielsweise 1P-LSD die psychedelische Gemeinde, ist es doch noch nicht illegalisiert und zudem eine Vorläufersubstanz zum echten LSD, das heißt, es wandelt sich im Menschen in LSD um. Neben 1P-LSD gibt es noch eine Reihe anderer LSD-Analoga und verwandter Substanzen – psychoaktive Ergotalkaloide und LSD-Ana-

Ergotalkaloide (auch Mutterkornalkaloide, Secalealkaloide) finden sich in der Natur sowohl in Arten verschiedener Gattungen der Convolvulaceae (Windengewächse), als auch in Arten verschiedener Gattungen der Clavicipitaceae (Schlauchpilze). Nach ihrer pharmakologischen

loga, aber auch inaktive Abkömmlinge. Einige entstehen im Labor, andere finden sich in der Natur, zum Beispiel in verschiedenen Schlauchpilzen und Windengewächse. Die synthetischen und halbsynthetisch hergestellten Ergoline finden sich in dieser Form nicht in der Natur. Dass sie existieren, ist ausschließlich der Laborforschung zu verdanken. Nach Albert Hofmann hat der US-amerikanische Chemiker und Psychedelik-Pionier Alexander Shulgin das Gebiet der Mutterkornalkaloid-Synthese gründlich erforscht und in diesem Kontext so manche neue Substanz kreiert. Auch sein Kollege David E. Nichols aus den USA hat sich um die Forschung in diesem Bereich verdient gemacht. In diesem Überblick betrachten wir eine repräsentative Auswahl solcher synthetischen und halbsynthetischen LSD-Analoga und verwandter Moleküle.

1P-LSD

1-Propionyl-Lysergsäurediethylamid; NP-LAD

Neues LSD-Analog, das seit kurzem im Umlauf ist. 1P-LSD wird wie LSD dosiert. RC-Händler verkaufen es häufig in Blotterform; es induziert ähnliche bis gleiche Effekte wie LSD. Die Berichte zur Wirkung der Substanz sind höchst widersprüchlich. Während einige User meinen, 1P-LSD fehle es an Brillanz und Tiefe, sind andere der Meinung, es gebe keinen Unterschied zwischen 1P-LSD und LSD. Wie eine kürzlich publizierte Studie aufzeigt, wird 1P-LSD im Körper von Tieren in LSD hydrolysiert und stellt damit eine Vorstufe (Prodrug) des Lysergsäurediethylamid dar (Brandt et al. 2015). Legale Substanz.

Wirksamkeit unterteilt man diese Ergoline in zwei

ALD-52 1-Acetyl-N,N-diethyllysergamid; Orange

Gruppen: in stark toxisch wirkende (Ergotismus erzeugen-

Sunshine

de) und psychoaktive Ergotalkaloide.

Psychoaktives, von Albert Hofmann synthetisiertes LSD-Analogon. In den späten Sechzigern wurde es


Lucy‘s Rausch Nr. 4

als «Orange Sunshine» angeboten. Dosis: 50–350 μg (und mehr), wird in Blotterform verkauft. ALD-52 reagiert in Kombination mit Wasser zu LSD und Original «Orange weist daher das gleiche pharSunshine»-Blotter makologische Profil auf. Manche Anwender sehen einen Unterschied zur Wirkung des originären LSD; jedoch verlaufen auch Trips mit LSD-25 nicht jedes Mal gleich, sondern können je nach Dosis, Set und Setting höchst unterschiedlich ausfallen. Ein Großteil der Psychonauten bestätigt jedoch die Analogie der Effekte. Legale Substanz.

AL-LAD

N-Allyl-nor-LSD; 6-Norlysergsäure; 6-Allyl-

N,N-diethylamid; ALLADIN

Von David E. Nichols in den Neunzigern hergestelltes LSD-Analogon, das Alexander Shulgin in seinem Buch TIHKAL als «einfach schön» beschrieb. Dosis: 50–300 μg (und mehr), wird häufig in Blotterform verkauft. AL-LAD ist, je nach Empfänglichkeit und Dosis, ein stark wirksames Psychedelikum, das auch über stimulatorische und erotisierende Komponenten verfügt. Wirkdauer: 6–8 Std. Legale Substanz.

DAL N,N-Diallyllysergamid

Schwach psychoaktives Lysergsäurederivat. Laut Alexander Shulgin ist bei hohen oralen Dosierungen des Tartratsalzes (um 600 μg) allenfalls ein leichtes Funkeln zu sehen, DAL wirkt außerdem leicht sedativ. Unbekannte und daher noch legale Substanz.

DAM-57

N,N-Dimethyllysergamid; (6aR,9R)-N,N-

dimethyl-7-methyl-4,6,6a,7,8,9-hexahydroindolo-[4,3-fg] chinolin-9-carboxamid

Sehr schwach psychoaktives Erginderivat. Ergin (LA-111, LSA, Lysergamid, d-Lysergamid) ist das Hauptalkaloid der aktiven Convolvulaceen (Winden) und vieler Clavicipitaceae-Pilze und eine Vorstufe des LSD. Die Substanz ist etwa zehnmal schwächer als LSD und wirkt in hohen Dosierungen von mehreren 100  μg körperlich unangenehm. DAM-57 könnte in Dosierungen um 1 g psychoaktive Effekte induzieren, dies ist jedoch bisher nicht weiter erforscht. Legale Substanz.

ETH-LAD

6-Norlysergsäure; 6-N,N-Tri­ethylamid;

6,N,N-Triethyl­norlysergamid

Von Alexander Shulgin synthetisiertes, stark wirksames LSD-Analogon. Orale Dosis: (20)40–150 μg, Wirkdauer: 8–12 Std., bei manchen Usern klingt die

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«Was für eine bemerkenswerte Substanz ... ein bisschen potenter als LSD, aber in ihrer Wirkweise weniger aggressiv.» Sasha Shulgin über ETH-LAD Wirkung jedoch schon nach 4–6 Std. ab. ETH-LAD ist ein potentes Molekül, das von der Wirkung her zwar mit LSD verwandt ist, jedoch ein eigenes Profil hat. So induziert es visuelle Sensationen, aber weniger tiefgehende als LSD, auch bleibt das Bewusstsein klarer erhalten. Ähnlichkeiten mit AL-LAD sind vorhanden. Legale Substanz.

LAE-32 N-Ethyllysergamid

Leicht psychoaktives Erginderivat (Monoethylamid der Lysergsäure). Psychedelische Dosis: 1–1,8 mg. Im Bereich von 100–700 μg (subkutan, d.h. unter die Haut appliziert) erzeugt LAE-32 bei Versuchspersonen unterschiedliche Effekte in Richtung sedativer und apathischer Wirkung. Albert Hofmann schreibt in LSD – Mein Sorgenkind zu LAE-32: «Die Substanz erwies sich als 10 x weniger psycho­ aktiv als LSD. Auch qualitativ ist die halluzinogene Wirkung der Substanz verschieden; sie ist durch eine narkotische Komponente charakterisiert.» Laut Alexander Shulgin induzierten 1,6 mg oral appliziertes LAE-32 eine kurze LSD-­ähnliche Wirkung (Shulgin & Shulgin 1997: 497). LAE-32 ist legal.

LPD-824 N-Pyrrolidyllysergamid

Leicht psychoaktives Lysergsäurederivat. Dosis: 800 μg und mehr. Shulgin berichtet in TIHKAL von fünf Versuchen mit je 800 μg LPD-824 oral, die jeweils nur eine kurzzeitige LSD-ähnliche Wirkung induzierten. Dabei verglich er die Effekte von 800 μg LPD-824 mit denen von etwa 80 μg LSD. Legale Substanz. }


ähnelt, und andere, die deutlich stärker wirksam sind. Manche User schätzen für das potente Stereo­ isomer eine etwa dreifache Wirksamkeit des LSZ gegenüber LSD. LSZ ist in der Schweiz seit 2015 illegalisiert.

Methylergometrin

Methylergonovin;

D-Lysergsäure(+)-2-butanolamid; N-(1-Hydroxymethylpropyl)-Lysergamid; Methergin

«Orange Sunshine»-Erfinder David E. Nichols in seinem Labor.  Foto: Purdue University/ Mark Simons

LSB

Lysergsäure-2-butylamid; 2-Butyllysergamid

LSB ist ein LSD-Analog, das in den 1950ern vom US-amerikanischen Chemiker Richard Pioch beim Pharmaunternehmen Eli Lilly hergestellt wurde. David E. Nichols hat an der Purdue University in West Lafayette, Indiana, viel mit LSB geforscht. In der Öffentlichkeit ist das legale Molekül kaum bekannt.

LSM-775

N-Morpholinyllysergamid

Psychoaktives Erginderivat. Dosis: Verschiedene Versuche hatten laut Shulgin (TIHKAL) verschiedene Urteile zum Ergebnis. Eine Testperson berichtete von einer dem LSD vergleichbaren Wirkung bei 75 μg, andere benötigten 350–700 μg, um ausreichende Effekte zu provozieren. Legales Molekül.

LSP Lysergsäure-3-pentylamid; 3-Pentyllysergamid

Ein von David E. Nichols und Team untersuchtes LSD-Analogon, das in Tieren LSD-ähnliche, wenn auch schwächere psychedelische Effekte induziert (Nichols 2001). Das Molekül ist in der Öffentlichkeit so gut wie unbekannt und legal.

LSZ

Lysergsäure-2,4-dimethylazetidid; Diazedine;

Lambda; LA-SS-Az

LSZ ist ein LSD-ähnlich wirkendes LSD-Analog. An­ fang des Jahrtausends stellten es David E. Nichols und Kollegen erstmals her; laut der US-amerikanischen Psychoaktiva-Datenbank Erowid waren allerdings angeblich schon LSZ-Blotter im Umlauf, bevor Nichols seine Arbeit veröffentlicht hatte. Was die Potenz des Moleküls angeht, so muss zwischen den verschiedenen Isomeren unterschieden werden. LSZ hat drei Stereoisomere. Eines davon (S,S) ist erheblich potenter als die anderen beiden. So sind LSZ-Blotter im Umlauf, deren Potenz dem LSD

Halbsynthetisches Analogon des Ergometrin (Ergonovin), das klinisch u. a. in der Geburtshilfe zur Anwendung kommt. Die Substanz wurde 1941 von der Basler Chemiefirma Sandoz in den Markt eingeführt. Dosis: Nach Albert Hofmann bei 200 μg als Wehenmittel aktiv (Hofmann 2001), nach Jonathan Ott in einer Dosierung ab 2 mg psychoaktiv (Ott 1980 und 1996). Methylergometrin ist ein Arzneimittel und verschreibungspflichtig.

MIPLA Methylisopropyllysergamid; Lysergsäuremethyliso­propylamid; (6aR,9R)-N-methyl-N-isopropyl-7methyl-4,6,6a,7,8,9-hexahydroindolo-[4,3-fg]chinolin-9-carboxamid

MIPLA ist ein von Albert Hofmann synthetisiertes und von David E. Nichols erforschtes Strukturisomer des LSD und soll etwa ein Drittel bzw. halb so potent sein wie LSD und ähnliche Wirkungen induzieren (Huang et al. 1994). Die Substanz ist weit­ gehend unbekannt und legal.

MLD-41

1-Methyl-N,N-diethyl-

lysergamid

Psychoaktives LSD-Homolog, das laut Shulgin mehr körperliche als sinnliche Effekte und nur wenige visuelle Sensationen etc. induziert. MLD-41 ist kreuztolerant zu LSD und wirkt stark auf den Kreislauf. Dosis: 100 bis 300 μg und mehr. MLD-41 flutet langsamer an als LSD, wirkt aber ähnlich lang. Die Substanz ist legal.

PRO-LAD

6-Norlysergamid; N,N-diethyl-6-pro-

pyl; N,N-Diethyl-norlysergamid; (8ß)-N,N-Diethyl-6-propyl-9,10-didehydroergolin-8-carboxamid

Von Alexander Shulgin synthetisiertes LSD-Analogon, das eindeutig psychedelische Effekte induziert. Diese sind jedoch nicht mit der Wirkung von LSD zu vergleichen. PRO-LAD bleibt insgesamt oberflächlicher, ist aber dennoch nicht uninteressant. Es kann soziale Interaktionen verstärken und


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«Die meisten Probanden berichten über eine tiefgreifende, LSD-ähnliche Reaktion.» Sasha Shulgin über UML-491 (TIHKAL: 498) sinnliche Genüsse potenzieren. Der Trip verläuft im besten Fall und bei korrektem Set und Setting meist eher unbeschwert, zuweilen wird allerdings auch von einer eher dumpfen bis verängstigenden Wirkung berichtet. Dosis: 100–200 μg oral (und

Diese Übersicht versteht sich als Auswahl. Alle bekannten synthetischen LSD-Analoga und Verwandte aufzuführen, hätte den Rahmen dieses Artikels gesprengt. Weitere Substanzen von Interesse finden sich unter anderem in Alexander und Ann Shulgins Werk TIHKAL, zum Beispiel 1-Hydroxymethyl-LSD, 1-Dimethylaminomethyl-LSD, 2-IodoLSD, PARGY-LAD (N-Propynyl-nor-LSD), BU-LAD (N-Butyl-nor-LSD), PHENETH-LAD (N-Phenethylnor-LSD), CYP-LAD (6-Cyclopropyl-6-nor-LSD), 1P-ETH-LAD und so weiter.

«Es ist angenehm und gut zum Herumalbern, es fördert den Humor, sogar ganz exzellent.» Sasha Shulgin über PRO-LAD mehr), Wirkdauer: 6–8 Std. PRO-LAD ist legal.

UML-491

1-Methyl-D-Lysergsäure-butanolamid;

Methysergid; Sansert; Deseril

Leicht psychoaktives synthetisches Methergin-Homolog, das klinisch in einer Dosierung von 2 μg zur Behandlung von Migräne und Clusterkopfschmerzen eingesetzt wird. Alexander Shulgin berichtet in

LSD-Molekül.

TIHKAL von Probanden, die bei oraler Einnahme von 20 μg LSD-ähnliche Effekte verspürten. UML491 ist legal.

Inaktive Lysergsäure-Abkömmlinge Abschließend betrachten wir noch drei Lysergsäureabkömmlinge, die keine psychoaktive Wirkung beim Menschen induzieren.

BOL-148 Brom-LSD; 2-Bromo-N,N-diethyllysergamid

Dieser Lysergsäure-Abkömmling ist nicht psychoaktiv, aber nützlich bei der Behandlung von Migräne- und Clusterkopfschmerzen sowie zur Erforschung des Wirkmechanismus von LSD. Die beiden Psychiater und Forscher John Halpern (Boston) und Torsten Passie (Hannover) haben BOL148 untersucht und u. a. herausgefunden, dass das Molekül die Häufigkeit von Clusterattacken verringern kann. Shulgin berichtet in TIHKAL, dass Dosierungen von 6–10 μg oral geringe mentale Effekte bei Probanden zur ist Folge hatten. Andererseits induzierten 20 μgund über 7 erhältlich im Pressehandel, in BuchTage in anderen Personen keine psychischen Hanfshops und im Versand über www. Wirkungen. }


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LAMPA  Lysergsäure-N,N-methylpropylamid

LAMPA ist das N-Methylpropylamid der Lyserg­ säure und nicht psychoaktiv. Die Substanz wird unter anderem aufgrund der ähnlichen UV-Eigenschaften kriminaltechnisch verwendet, um LSD im Urin und im Rahmen klinischer Toxikologie und forensischer Analyse nachzuweisen.

MARKUS BERGER

(* 1974) ist Ethnopharma-

kologe und -botaniker, Drogenforscher, Buchautor, Referent und Veranstalter innerhalb der psychonautischen Bewegung. Berger hat bisher 25 Bücher und mehr als 2500 Fachartikel zur Drogenforschung und Ethnobotanik veröffentlicht sowie Werke von Kollegen ins Deutsche übertragen. Er ist Mitbegrün-

MBL-61

2-Bromo-N,N-diethyl-1-Methyllysergamid;

der und Veranstalter mehrerer Kongresse und

2-Bromo-1-methyl-LSD

Veranstaltungen zur psychoaktiven Kultur sowie

MBL-61 ist das 1-Methyl-Homolog des BOL-148, weist also an der ersten Position des Indolrings eine Methylgruppe auf und induziert keine psychologischen Effekte. Shulgin berichtet in TIHKAL von Versuchen mit 14 mg. MBL-61 ist weitgehend unbekannt.

Produzent und Moderator von diversen psychonautischen Online-TV-Formaten auf Youtube, zum Beispiel der Drug Education Agency (DEA) und der Nachtschatten Television.

www.markusberger.info

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Coustos Psychedelikatessen Hans Cousto ist Sachbuchautor, Musikwissenschaftler und Mitbegründer von Eve&Rave Berlin.

Der Stein der Weisen

U

nter LSD kann man in einen sehr tiefen Zustand geraten. Das Ich kann entschwinden, man kann sich als Bestandteil eines Ganzen wahrnehmen und sich im Himmel und auf der Erde heimisch und im Universum geborgen fühlen, ja sogar mit einem allumfassenden Bewusstsein verschmelzen. Das ist ein mystischer Zustand, der auch durch Meditation angestrebt wird. Ein paar Millionstel Gramm LSD verändern die Wahrnehmung dramatisch – es ist nicht nur einfach das bekannte Bild, ein bisschen verzerrter oder bunter, es ist ein völlig anderes Programm. LSD ist ein Werkzeug der Bewusstseinsforschung und der Bewusstseinserweiterung. LSD stellt das Wissen und die Erfahrungen, die wir in unserem Hirn gespeichert haben, neu zusammen und verschafft uns dadurch neue Einsichten. Richtig angewendet, führt LSD den Menschen zu der Erkenntnis, was er werden und sein sollte, nämlich eher ein geistiges als ein technisches Wesen.

konsumiert, riskiert, einen unangenehmen Horrortrip zu erleben, der ihn oder sie in den Wahnsinn treiben kann. VORSICHT: LSD-FALSIFIKATE! Es kommt immer wieder mal vor, dass Trips («Pappen», «Tickets», «Filze», «Micros» etc.) andere Inhaltsstoffe als LSD enthalten. Dabei handelt es sich meistens um Substanzen des Typs NBOMe, Phenethylamin-Derivate, die wie LSD im Mikrogrammbereich wirken. Sie werden sublingual konsumiert (der Trip wird unter die Zunge gelegt, die Substanz wird von der Mundschleimhaut aufgenommen). Bei oraler Einnahme kann es zu einer sehr schwachen oder zeitlich verzögerten Wirkung kommen, wodurch die Gefahr des Nachlegens und dadurch möglicher gefährlicher Überdosierungen steigt. Diese Substanzen können nicht nur zu einer starken psychotropen Wirkung führen, sondern auch zu Herzrasen, Krämpfen, Agitiertheit, Angst- und Panikattacken, Paranoia, Zittern, unwillkürlichen Muskelkontrak­ tionen und Durchblutungsstörungen. Im Gegensatz zu LSD, das geschmacklos ist, schmeckt NBOMe bitter. Dies gilt auch für DOC (2,5-Dimethoxy-4-chloroamphetamin), das schon mehrfach auf Trips gefunden wurde. DOC wirkt länger als LSD – bis zu 20 Stunden nach der Einnahme. Durch den sehr späten Wirkungseintritt besteht die Gefahr des Überdosierens. DOC wirkt stark halluzinogen und euphorisierend, Musik und Bewegungen werden intensiver wahrgenommen. DOC kann aber auch zu Brustschmerzen, Gefäßverengungen und Übelkeit führen. Also Vorsicht! Nicht jeder Trip enthält den Stein der Weisen.

Man sollte LSD nicht sorglos einfach so nebenbei nehmen.

RITUELLE KULTDROGEN. Nach der Einnahme von LSD bekommen manche Menschen Angst und das Gefühl, sie seien verloren, wenn sie in einen so völlig anderen Zustand geraten. LSD ist nahe verwandt mit Psilocybin, dem Wirkstoff von Zauberpilzen, und anderen uralten Kultdrogen, deren Wirkung schon die Indianervölker kannten. Weil diese Kultdrogen in ein anderes Bewusstsein führen, wurden sie von einem Priester oder einer Priesterin in einer rituellen Zeremonie abgegeben. Deshalb sollte man LSD nicht sorglos einfach so nebenbei nehmen. Wer seine Gefühle verdrängt, über wenig Empathie verfügt, rigide ist und unvorbereitet und in einer ungünstigen Umgebung LSD


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FREIE SICHT

«natur ist sich selber genug» herman de vries – der weise Psychonaut vom Steigerwald

TEXT

V

Claudia Müller-Ebeling

on Buchenblättern tropft der Regen, smaragdgrün leuchtet das Moos. Auf dem Waldboden blitzt es golden auf. Das Geheimnis offenbart sich Eingeweihten in goldenen Lettern auf unscheinbaren Steinen zwischen Moos und welken Blättern im Steigerwald: to be to be oder this – no thing. Ein Künstler hinterließ hier seine Spuren, der vom Förster die Lizenz zum Betreten des Waldesinneren hat. Seit 46 Jahren lebt Herman de Vries mit seiner Frau Susanne im winzigen Dorf Knetzgau in der Nähe seines Freiluftateliers Steigerwald bei Bamberg. Zunächst bewohnten die beiden ein kleines Häuschen. Dann zogen sie mit Kunst und botanisch-psychonautischer Bibliothek ins leerstehende Schulhaus, das größte Gebäude im Ort. Der Künstler hat es zu etwas gebracht. Das nötigt den Dörflern Respekt ab und macht sie den stets freund­ lichen Naturliebhabern gewogen. Der einst

mittellose Einzelgänger ist inzwischen eine hoch gehandelte Figur im Kunstbetrieb, um den sich Galerien, Museen und Sammler insbesondere in Holland, Deutschland und Frankreich reißen. Sein Renommee ermöglicht es dem 85-Jährigen, die umsichtige Archivkraft und Sekretärin Marion Reisser, eine vertraute Mitarbeiterin seit über 16 Jahren,

to be to be, Steingravur im Steigerwald


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Im Steigerwald F Foto: Michael Peuckert / alamy.com

und seit kurzem auch die Fotografin Joana Schwender zu beschäftigen. Die Natur ist die Hauptdarstellerin seiner Kunst. Den Steinen, Hölzern, Erden und Pflanzen in ihrer volksheilkundlichen, mythologischen und auch geistbewegenden Dimension gilt seine schöpferisch sensible Aufmerksamkeit – und brachte ihm 2015 den Ruf zur Gestaltung des niederländischen Pavillons auf der Biennale in Venedig ein. to be all ways to be – ein mehrdeutiges Mantra, das ihm 1974 in Kathmandu in den Sinn kam – schrieb Herman de Vries dort mit Asche auf die Wand. Doch eins nach dem anderen. Vergegenwärtigen wir uns den Künstler und seine Kunst. herman de vries (Hierarchien sind ihm ein Gräuel, daher schreibt er seinen Namen, Titel und Texte prinzipiell in Kleinbuchstaben) wurde 1931 im niederländischen Alkmaar geboren. Von 1961–1968 arbeitete der ausgebildete Gärtner am Institut für

angewandte biologische Forschung in der Natur in Arnheim. Seit jeher galt seine Leidenschaft der Natur – und der Kunst, die ihm bereits 1954 die erste Einzelausstellung bescherte. Seine künstlerische Heimat fand er zunächst in der informellen Malerei (ein Begriff, unter dem sich abstrakte Künstler der Nachkriegszeit versammelten) und in den holländischen und deutschen Künstlerkreisen nul und Zero.

natur ist sich selber genug und soll dem menschen auch genug sein. was wir von der natur noch um uns finden können (ich sage bewusst nicht «haben»), hat keine menschlichen zufügungen nötig. sie ist sich selbst – und für uns eine offenbarung …

herman de vries

}


38  HERMAN DE VRIES

Lucy’s Rausch Nr.4

drinking from the stream, 2011–2015

Es wäre falsch zu sagen, der vitale Holländer gestalte die Natur als Kunst. Vielmehr macht er die Kunst in der Natur sichtbar und bringt uns ihre Wunder zwischen Vergänglichkeit und Ewigkeit nahe. Dafür setzt sich herman einen Herbsttag lang unter eine Buche und versenkt sich in die Betrachtung der Blätter, die auf ein darunter geleg-

«eine handlung mehr bedeutet, sich einen schritt mehr von der wirklichkeit zu entfernen.» tes Büttenpapier fallen. «Ich warte, bis ein blatt nach dem anderen auf die bildoberfläche fällt und klebe sie dann fest. So entsteht eine momentaufnahme von einem lebendigen prozess.» Schließlich präsentiert er diese Anordnung ihres freien Falls auf feinstem Büttenpapier unter Glas. Oder er wandert durch Dünen, Strände, Äcker und Wege, bückt sich achtsam, zieht Plastiktüte, Stift und Papier aus dem Rucksack und füllt die Erdproben ab. Mit einem vielfarbigen Schatz an Proben kehrt er zurück. Im Atelier zerreibt er die rötlichen, gelblichen, bräunlichen, schwärzlichen Pigmente auf Papier. Über 8000 Erden hat er weltweit gesammelt, von Inseln, Karstfelsen und Konzentrationslagern. Auch tiefrote aus Äthiopien, die ein holländischer Diplomat für ihn aus dem Land schmuggeln musste, weil das Ausführen von geologischen Proben aus Afrika verboten ist. Zuerst präsentierte er sie als Häufchen, dann entschloss er sich zu Ausreibungen in Quadraten. Dieser zweite

Fundstücke im Atelier.  Foto: Michael Peuckert / alamy.com

Schritt kostete ihn einiges Zögern, «denn eine handlung mehr bedeutet, sich einen schritt mehr von der wirklichkeit zu entfernen.» Oder er kauft einem Eschenauer Bauern ein Rechteck am Rande seines Ackers ab, umgrenzt das Grundstück und überlässt es für Jahre der Natur. Samen naher und ferner Pflanzen siedeln sich an, die grenzüberschreitende Bodenbewohner, Vögel, Winde und verwirbelter Staub von landwirtschaftlichen Maschinen in die neue Wildnis tragen. Schließlich heuert er einen Flieger an und dokumentiert das scharf umrissene sattgrüne Biotop am Rande der umgebenden Monokultur als Luftbild.


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Oder er fixiert eine gepresste Belladonna monumenta lamiae (hexendenkmäler): und umrahmt sie mit Schriftzügen ihrer Namen, eisenhut, mutterkorn, tollkirsche, die der forschende Künstler in historischen botanibaldrian auf papier schen Folianten fand. Oder er präsentiert mutig in der Ausstellung Der Titel und die schlichte Anordnung von vier wür«von hier aus» 1984 in Düsseldorf weltweit gesam- devollen Protagonisten der Pflanzenwelt genügen, melte geistbewegende Pflanzen unter Glas unter um das düstere Kapitel der Hexenverbrennungen dem Titel «mind moving». zu vergegenwärtigen und die zentrale Rolle, die Couragierte Kunstwerke und Installationen, dem magischen Wissen über Zauberpflanzen die historische Hintergründe beleuchten, den Blick zukam. ist erhältlich im Pressehandel, in Buch- und Hanfshops und im Versand für die Natur schärfen, neue Perspektiven öffnen Sein künstlerisches und auch publizistisches über www.lucysmagazin.com oder als Abo mit Langzeitwirkung und in ihrer Schlichtheit bezaubern. Ein wahrer de Engagement für Pflanzen und veränderte Bewusstvries – wie das vierteilige Ensemble von 1985: seinszustände, die der gesellschaftlichen Ächtung }


40  HERMAN DE VRIES

Lucy’s Rausch Nr.4

anheimfielen, machten den bodenständigen Naturgelehrten und Visionär auch international in psychonautischen Kreisen bekannt. Dass er die Heilung von chronischen Asthma-Attacken 1970 einem LSD-Trip verdankt, bekennt er ebenso freimütig wie die Erkenntnisse, welche ihm die Pflanzen der Götter schenkten. In zwei Kompendien dokumentierte de vries ethnobotanische Erkenntnisse von siebenjährigen Studien und ausgedehnten Reisen: 1984 natural relations – die marokkanische sammlung und 1989 natural relations – eine skizze. Eine Fundgrube obskurer und schwer zugänglicher Informationen; insbesondere in Bezug auf Ayahuasca-Analoge und die Steppenraute Peganum harmala. Der engagierte Psychonaut Von 1991 bis 1995 war herman de vries Herausgeber der integration – zeitschrift für geistbewegende pflanzen und kultur, mit bahnbrechenden Artikeln über Zauberpflanzen und Bewusstseinsforschung, einer unzensierten Plattform für die Forschungsergebnisse von Ethnologen, Ethnobotanikern, Myko-

logen und Chemikern auf Deutsch und Englisch. In fünf Ausgaben erschienen Artikel über psychoaktive Pflanzen und ihren Gebrauch: zur Kontaktaufnahme mit Wassergeistern in Zentralkamerun, ein posthum veröffentlichter Aufsatz der Ausnahme-Ethnologin und Afrika-Enthusiastin Johanna Wagner (1922–1990); zum Fliegenpilz Amanita muscaria, den der deutsche Autor und Therapeut Wolfgang Bauer, die italienischen Gelehrten Francesco Festi und Antonio Bianchi und der Katalane Josep Fericgla aus verschiedenen Perspektiven beleuchteten; zur Initiation des italienischen Privatgelehrten Giorgio Samorini in den Bwiti-Kult im zentralafrikanischen Gabun; über Schnupfpulver-Tabletts der Atacama-Kultur Nordchiles, die der in Florida lebende und auf Kuba geborene Kunsthistoriker Manuel Torres archivierte, und zur Ayahuasca-Pharmakologie, die der in Mexiko lebende US-Chemiker Jonathan Ott, wie auch sein nach Finnland ausgewanderter Landsmann, der Pharmakologe Jace Callaway, erforschten. Als Herausgeber der integration vernetzte herman de vries die wissenschaftlich bis dato isolierte

«unkräuter sind die pioniere, die das leben auf dem boden vorbereiten.»

Ausblick auf den Steigerwald


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108 pound rosa damascena. Installation an der Biennale in Venedig 2015. Foto: Chris Heidrich

internationale Psychonauten-Gemeinde. Er ermöglichte ihr den kollegialen Austausch und ebnete damit den Boden für eine Folge von Konferenzen (in Mexiko, Spanien, Holland, England und in Kalifornien, USA), welche die Szene um die Jahrtausendwende erblühen ließ. Die subjektive Auswahl von AutorInnen und Themen verdeutlicht den nachhaltigen Einfluss des Künstlers auf die Erforschung geistbewegender Pflanzen und Kulturen – und entkräftet das reflexartig verniedlichende journalistische Stereotyp vom «LSD-Opa» und «rauschebärtigen Waldzausel».

Angesichts seines Einflusses auf das erwachte ökologische Naturbewusstsein und die internationale Forschungsgemeinschaft fragt man sich kritisch, weshalb gebügelte und getrimmte medienwirksame Künstlerkollegen mit viel kürzerer Verfallszeit von einer analogen Klassifizierung als «Schlipsmonster» und «Nieten in Nadelstreifen» verschont bleiben. herman de vries nimmt‘s gelassen. Er präsentierte 2015 auf der Biennale in Venedig 84 Ausreibungen from earth: everywhere, einen visuell und olfaktorisch beeindruckenden Kreis von 108 pound rosa damascena, eine Zeichnung mit verbranntem Holz Aus dem Eschenauer Sonnwendfeuer und erklärte eine Insel vor Venedig zum Sanktuarium. «Das geht relativ einfach», schrieb Frédéric Schwilden am 16.5.2015 in der Welt: «Das Prinzip des Sanktuariums ist schlichtweg genial. Man zäunt ein Stück Natur ein. Und dann ist es heilig und heißt Sanktuarium. Das Innere wird sich selbst überlassen. Und bald regiert die Natur im eingezäunten Bereich. Eine Zeitung hat mal geschrieben, das sei wie Unkraut. ‹Aber Unkräuter sind die Pioniere, die das Leben auf dem Boden vorbereiten›, meint de Vries.»

CLAUDIA MÜLLER-EBELING ist Ethnologin und Kunsthistorikerin und promovierte über den symbolistischen Maler Odilon Redon. Schamanismus und visionäre Welten sind ihr Schwerpunkt. Sie war

im Beirat des interdisziplinären Europäischen fürund Bewusstseinsstudien (ECBS) und ist erhältlich im Pressehandel,Collegiums in BuchHanfshops und im Versand

publizierte diverse Bücher, unter anderem im über www.lucysmagazin.com oder als Abo mit Langzeitwirkung Nachtschatten Verlag und im AT Verlag.

www.claudia-mueller-ebeling.de


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The Woman who Looks into the Inside of Things – A Table for Maria Sabina Donna Torres

Die Frau, die ins Innere der Dinge schaut – Ein Tisch für Maria Sabina. Öl auf Leinwand, 51 x 71 cm, 2001

TEXT

Claudia Müller-Ebeling

Ganz oben ein schmales Band von Maispflanzen vor blauem Himmel. Darunter auf Tisch und Fensterbank ein Stillleben voller beziehungsreicher Utensilien aus dem Leben und Wirken der mazatekischen Pilz­schamanin Maria Sabina. In der linken unteren Ecke, auf der rechten Seite des angeschnittenen Ringbuchs, eine mit Sternen jonglierende Wasserfrau. Darunter ein kreisrund rechter Ausschnitt des Sternbildes ihrer Velada mit Gordon Wasson. Darüber die Armbanduhr mit der Uhrzeit ihrer nächtlichen Sitzung. All dies auf der gelben Landkarte ihres Geburts- und Wirkungsortes Huautla. Und auf dieser Landkarte rechts ein dicker weißer Foliant mit der Titelbild-Zeichnung von Stropharia cubensis; die (spiegelverkehrt) getreue Wiedergabe von Roger Heims Aquarell. Daneben eine gelbblühende Tabakpflanze auf rotem Grund. Vom Tisch ragt links eine verkapselte grüne Flasche mit Trago-Schnaps über die Fensterbank. Darauf (von links nach rechts) aufgereiht eine Zigarettenschachtel mit Kolibri-Motiv, eine mit einer Spinne verzierte Streichholzschachtel, eine Schale mit dreizehn Maiskörnern und zwei mit blauem Tuch und blauer Schleife wohlverschnürte weiße Kerzen. In feinster Öltechnik präsentiert uns Donna Torres den Kosmos der Pilzschamanin Maria Sabina als Stillleben. Mit einer sorgsamen Auswahl bedeutsamer Utensilien ihrer schamanischen Heilzeremonien. Eine dokumentarische Bestandsaufnahme. Zur Reinigung nutzte die Schamanin den Trago-Schnaps und den Tabak der Zigaretten. Die Maiskörner

dienten ihr als Orakel. Mit den Streichhölzern entzündete sie die beiden Kerzen als Lichtquellen der nächtlichen Zeremonie. In ihrem Gesang beschwört die Heilerin sich selbst als «Frau des Lichts» und als «Frau Kolibri» - daher das Motiv auf der Zigarettenschachtel. Die psychonautischen Tableaus der botanischen Zeichnerin und Malerin Donna Torres verweigern sich stilistisch dem Wiedererkennungswert psychedelischer Erfahrungen. Und bieten skeptisch Unerfahrenen neutrale Einblicke in visionäre Welten. So wie hier ins Leben und Wirken von Maria Sabina, die ins Innere der Dinge schaut, und mutig ihre langgehüteten Geheimnisse Gordon Wasson anvertraute. Der im Juni 1957 im Life Magazine erschienene Artikel des Bankiers und Pilz­ enthusiasten stimulierte bahnbrechend die Wende zur psychedelischen Ära und machte viele Blumenkinder auf die geheimen Pilzkulte in Mexiko aufmerksam. Donna Torres ist in vielen Welten zu Hause. Die Tochter einer kolumbianischen Mutter und eines kanadischen Vaters lebt mit ihrem aus Kuba emigrierten Mann, dem Kunsthistoriker Manuel Torres, in Miami, Florida. Jahrzehntelang war ihnen die Atacama-Wüste im Norden Chiles eine zweite Heimat. Dort widmeten sie sich der archäologischen Bestandsaufnahme der vorkolumbianischen Atacama-Kultur, die zum größten Teil aus kunstvoll verzierten Schnupftabletts zum Inhalieren der Samen des Hülsenfruchtbaumes Anadenanthera colubrina


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besteht. In San Pedro de Atacama unterrichtete Donna Torres einheimische IndianerInnen in der Kunst der wissenschaftlichen Zeichnung zur Wahrung ihres kulturellen Erbes. Den hohen Horizont und die nach oben gekippte Perspektive von Räumen und Flächen lernte die in naturgetreuem botanischem Zeichnen ausgebildete Malerin in Italien kennen, wo sie intensiv die Malerei des 14. Jahrhunderts studierte. Dieser perspektivische Kunstgriff ermöglicht die Aufsicht auf

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viele Objekte und inspirierte wesentlich ihre sorgsame Komposition eines visionären Stilllebens – und des Kosmos der Maria Sabina.

www.donnatorres.com • www.claudia-mueller-ebeling.de Literaturtipp: Roger Liggenstorfer & Christian Rätsch (Hg.): Maria Sabina – Botin der heiligen Pilze. Nachtschatten Verlag, Solothurn  1996.


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Schamane Reshin Nika besingt die Ayahuasca vor dem Ritual.  Foto: Nana Nauwald

Das Lied der Schmetterlinge Die Klang-Medizin der Schamanen TEXT

W

Nana Nauwald

ieder einmal gebe ich mich dem heilsamen Geschenk einer Ritualnacht in einem Shipibo-Dorf am oberen Ucayali in Peru hin. Über mir das Sternenmeer, unter mir die kribbelnde Welt der Insekten. Der Geruch von mapacho hüllt mich ein; mapacho, der Dschungeltabak, der für das Volk der Shipibo das «Kind» der Ayahuasca ist, der «Liane der Seele». Der Gesang des alten Schamanen Reshin Nika dringt in jede meiner Zellen, bewegt sie, löst durch seinen Gesang Blockaden, lässt Seele und Körper «ein neues Lied» singen. Ich lausche. Weiß ich doch, dass bewusstes Empfangen beim Hören die Wirkung der aufgenommenen Schwingungen erhöht. Ich werde zu einem Teil seines Gesangs. Mir laufen vor Freude und Rührung Tränen über das Gesicht, als er das Lied der Schmetterlinge singt und damit sein Heilritual beschließt. «Mit diesem icaro lege ich dir einen Heilverband auf, der im Laufe der nächsten Zeit schmelzen wird

wie der Schnee in der Sonne», erklärt er mir später. «Die Energie der Schmetterlinge kommt aus den Wolken. Mit meinem Lied fließt sie in dich hinein – die heilsame Energie von Liebe, gutem Glück und Stärke.» Klang ist Medizin Seitdem ich die Wandelkraft des Klangs in Ritualen der Schamanen und Schamaninnen in 29 Jahren am Amazonas, in der Welt der Mapuche, in Nepal und am Baikalsee erfahren habe, wundert es mich nicht mehr, dass Orpheus mit seinem Gesang die Herren der Unterwelt dazu brachte, ihm die Schwelle zum Jenseits zu öffnen! Schon lange vor Orpheus war es so – und es ist noch immer so: Klang ist die mächtigste Medizin der Schamaninnen und Schamanen, weltweit. Es pfeift, rasselt, trommelt, singt im schamanischen Klanguniversum. Es ist das Lied des Geistes einer Pflanze, eines Tieres oder der Ahnen,


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«Ich singe so lange, bis der Geist da ist, den ich zur Heilung rufe.» «da» ist – mit sehr hoher Stimme, so wie ich es auch bei einer Burjat-Schamanin in Sibirien erlebt habe. Dazu legen die Singenden die Hände als Trichter vor den Mund, atmen harzhaltigen Rauch ein, der die Stimmbänder belegt, oder singen in ein Gefäß hinein.

Nana Nauwald: Icaro

das im Zustand eines willentlich veränderten Bewusstseins der Schamanin, dem Schamanen von den Geistern geschenkt wird. Der «Gesangsstil» einer Schamanin, eines Schamanen unterscheidet sich von Kultur zu Kultur, und die Gesänge unterscheiden sich auch darin, wofür sie wirken sollen: zur Heilung von Körper oder Seele, als «Klangleiter», um Wege in die «Anderswelten» zu bilden, um einen bestimmten Geist einzuladen oder auch fernzuhalten, um Geister zu besänftigen, sie anzufeuern oder sie zu verabschieden, Gesänge, in denen die Schamanin, der Schamane berichtet, was sie oder er sieht – und viele Varianten mehr. Schamanenlieder stellen eine grundlegende Beziehung zwischen Geist und Materie her. Der Geist des Atems, der aus dem Inneren des menschlichen Organismus in Gestalt eines Liedes auftaucht, kann verglichen werden mit einer leuchtenden Seele, die durch die mensch­ lichen Augen scheint.  S tephen H arrod B uhner Ich konnte in verschiedenen schamanisch geprägten Kulturen erfahren, dass in Gesängen, die für eine direkte Kommunikation mit den Geistern eingesetzt werden, immer eine Stimmveränderung stattfindet. Ein Shipibo-Schamane singt an bestimmten Stellen – immer dann, wenn der Geist

Die Geister kommen nicht immer «Wie weißt du, welcher Gesang für den Patienten stimmt?», fragte ich den alten Shipibo-Schamanen. «Wenn ich Ayahuasca trinke, sehe ich die Krankheit des Patienten auf dessen Körper. Die Krankheit erscheint dort als Linien, wie ein Netz. Jede Krankheit hat ihren eigenen Gesang. Auch die Krankheit der Seele hat einen Gesang. Ich singe so lange, bis der Geist da ist, den ich zur Heilung rufe. Wenn der Geist da ist, verändert sich meine Stimme, dann weiß ich, dass er da ist, dann wirkt mein icaro. Der Geist der Mutter der Anaconda ist so etwas wie der König der Heilkraft, die Anaconda rufe ich immer bei schwierigen Heilungen. Doch die Geister kommen nicht immer, wenn ich sie rufe. Sie sind sehr eigene Wesen, niemand ist ihr Herr. Die Geister kommen nicht aus unserer heutigen Welt, sie kommen aus der Kraft der Natur, lange vor der Entstehung der Welt.» Ich nicke zustimmend und erinnere mich an die heftige Krankheit mit hohem Fieber, Blutauswurf und extremer Schwäche, die ich mir am Wasserfall der Anaconda im Bergdschungel vor einigen Jahren zugezogen hatte. Nach der Diagnose des Schamanen war es der Geist der Mutter der Anaconda, der mir diesen Schaden zugefügt hatte. Er lebt in der Tiefe unter dem Wasserfall, und ich hatte ihn gestört – wenn ich auch nicht wusste, wodurch. Hätte er nicht ein Schild an den Wasserfall hängen können: «Bitte nicht stören»? «Du kannst froh sein, dass der Geist der Anaconda nur deinen Körper geschädigt hat. Hätte dich nicht ein anderer Geist beschützt, die Mutter des Geistes des heißen Wassers, an dem du vorher gewesen bist, so hätte der Geist der Anaconda deiner Seele geschadet, dann wärst du }


46  LIED DER SCHMETTERLINGE

Nana Nauwald: Suspiritus

jetzt tot.» Äußerst trocken erklärte mir der alte Schamane die Ursache meines Zustands. Im zweiten Heilritual hat er mit dem icaro de la anaconda Heilung in mir aktiviert. Und wieder habe ich erfahren: Für den Heil­ erfolg muss nicht nur der Klang stimmen – und mit dem Patienten übereinstimmen –, sondern auch die Absicht und die Gabe, sich in die geistigen Schwingungen, das «Muster» der Hilfesuchenden einweben zu können. Bin ich mir bewusst, dass jeder Gedanke einen Klang hat, dass er Klang ist – dann verwundert es mich nicht mehr, dass auch nicht hörbarer Klang auf mein Energiefeld einwirken kann. Verbindung mit den Geistern In den Heilritualen der Schamaninnen und Schamanen des peruanischen Dschungels sind die Gesänge, die icaros, das heilende Werkzeug des Schamanen und so etwas wie ein persönliches Energie-«Fahrzeug», um die Welten während des Rituals willentlich zu verbinden. Die icaros sind der höchste und wertvollste «Besitz» des Schamanen.

Sie enthalten sein Wissen und sind ein Zeichen seines Könnens, seiner Macht. Die Einfachheit der Liedtexte und der sich wiederholenden Melodien ist trügerisch und lässt den westlichen Zuhörer keine Rückschlüsse auf Wissen und Macht des Schamanen ziehen. Die icaros erzählen fast immer von bestimmten Pflanzen, Tieren oder der Landschaft. Auch christliche Heilige tummeln sich in den Texten. Es sind nicht die Worte und ihre Bedeutung, die den icaro zu einem grundlegenden Bestandteil heilender Rituale in Amazonien machen. Es ist die Melodie – und der Tatbestand, dass der Schamane oder Heiler sich mit dem Geist des icaros verbindet. Bei einigen Schamanen indigener Ethnien im peruanischen Dschungel habe ich erfahren, wie wichtig es sein kann, die «richtigen» Lieder beim Kochen der Ayahuasca zu singen und zu wissen, zu welchem Geist die Liane gehört. Die ursprüngliche Bedeutung des lateinischen Wortes cantare ist nicht «singen», sondern «beschwören», «zaubern». Das spanische Wort encantamiento mit der Bedeutung von «Entzücken», «Verzauberung» weist ebenso wie das englische Wort enchantment auf die Macht des Gesanges hin, mit der das Bewusstsein erweitert werden kann, um in den Kontakt mit dem Schwingungsfeld der Anderswelten zu treten. Welchem Geist die Liane zugeordnet wird, hängt davon ab, wie sie gewachsen ist, denn die Liane wächst auf viele verschiedene Arten. Die Welten, in die der Geist der Ayahuasca führt, stehen in Zusammenhang mit dem Tier, das die jeweilige Art der Liane bevorzugt frisst. So gibt es zum Beispiel Schlangen-Ayahuasca, Affen-Ayahusaca, Jaguar-­ Ayahuasca … Wächst in einer Gegend nur Affen-­ Ayahuasca und man benötigt Schlangen-Aya­ huasca für ein Heilritual, so ist es möglich, durch den richtigen Gesang Affen-Ayahuasca in die Qualität von Schlangen-Ayahuasca umzuwandeln. So sehen einige Schamanen den Zusammenhang zwischen dem Geist der Pflanze, ihrem Lied und der Art der Störung, für die sie die Ayahuasca-Medizin einsetzen. Die Frage, woher die icaros kommen, hat mich lange beschäftigt; viele Schamanen im Amazonasgebiet habe ich danach gefragt. «Einige meiner Heilgesänge habe ich von meinem Meister bekommen, bei dem ich gelernt habe. Doch die meisten icaros sind mir in den Ayahuasca-Ritualen von den Geistern gegeben worden. Wenn das geschieht, ist es, als ob das Lied


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in mich hineinfließt, der icaro ist dann in meinem icaro gesungen wird. Neid ist dabei die stärkste ganzen Körper», so berichteten mir einige Shipibo-­ Motivation. Ich habe zweimal erlebt, wie in dem Schamanen. Shipibo-Dorf, in dem ich seit langem in der Familie des alten Schamanen bin, jemand durch einen Die Wandelkraft der icaros «Todesgesang» gestorben ist. Zum Glück ist dieser Es sind nicht die Worte, die den icaro zu einem alte icaro nur noch wenigen der jüngeren SchamaGrundgewebe heilsamer Rituale in Amazonien nen bekannt. werden lassen, es ist die Melodie, der von den GeisKlänge, die heilsame Prozesse aktivieren köntern gegebene Klang. nen, entfalten ihre Wirkkraft aus Lebensgeist, der Die Wandelkraft der icaros wird nicht nur in allem Leben zugrunde liegt, und werden so zur den nächtlichen Ayahuasca-Ritualen eingesetzt. Medizin. Das ist nicht nur in schamanischen KultuSchamanen besingen vor allem Pflanzenessenzen – vorzugsweise für Liebe, Schutz, gutes Glück, Erfolg und Stärke. Vor allem die Wirkung von Pflanzen­ essenzen, die mit «Liebe» besungen wurden, habe ich ausgiebig beobachten können. Jedes Objekt kann vom Schamanen besungen werden. Er verleiht aus seinem Wissen, seiner Macht heraus über seinen Atem und mit seinem ren so. Auch in der heutigen Kultur – ohne dass ich Gesang einem Objekt die Qualitäten, die der Emp- die im Schamanismus lebenden Kulturen imitiere fänger der Essenz sich wünscht. oder mich als Schamanin bezeichne – kann sich für mich eine Klangmedizin entfalten, wenn ich mir Schamanengesang ist Ausdruck einer innigen des Klangs meines Geistes bewusst werde. Beziehung zwischen Geist und Materie. Gesang Bin ich in der bewussten Berührung mit meiist auch oft ein Zeichen für die Einkehr einer nem Geist, kann ich in die Berührung mit dem geistigen Wesenheit in den Schamanen. Gesang Geist anderer Lebensformen gehen, mich mit ihm wird zum Ausdruck der Verwandlung des verbinden, mit und durch ihn heilsam wirken. Schamanen an Seele und Geist. Der Gesang ist Dann kann aus einem Lied, einem Trommel- oder das Zeichen der Ganzheit des menschlichen Rassel- oder Grasbüschelklang eine Medizin werGeistes. Die Stimme des Schamanen [. . .] ist die den, zum Wohle der sichtbaren und nicht-sicht­ Trägerfrequenz für die zeitlosen Symbole, die baren Wesen aus den sichtbaren und nicht-sichtdiese archaischste aller Manifestationen des baren Welten. Heiligen kennzeichnen.   J oan H alifax Und so singe ich den Schmetterlingen in meinem Garten ein neues Lied, mit meinem Geist, Doch in der Arbeit der Schamanen ist es so wie in meiner Sprache, fülle es mit Liebe, gutem Glück, überall in unserer Menschenwelt: Die «Kraft» kann Stärke und Wohlergehen. Und pflanze einen auch eingesetzt werden, um Schaden zu bewirken. Schmetterlingsbusch, damit möglichst viele In den 17 Jahren meiner jährli- Schmetterlinge kommen, all die feinen Qualitäten chen Aufenthalte bei ver- aus den Wolken zu mir bringen – und mein Lied in schiedenen indigenen Ethnien die Welten tragen.  in Peru habe ich auch die Schattenseite der schamanischen Kraft erfahren. Schadenszauber ist unter Schamanen weit verbreitet, nur NANA NAUWALD (*1947) ist Künstlerin, spricht gegenüber den BesuBuchautorin, Dozentin und Zugvogel durch äußere chern niemand darüber. und innere Welten. Zahlreiche Aufenthalte in Bhutan, Ebenso wie ein icaro Nepal, Nigeria, Nord- und Südamerika und Sibirien, heilsam wirken im kann, kann er ist erhältlich Pressehandel, und Hanfshops und im Versand woinsieBuchseit 32 Jahren schamanische Bewusstseins­ auch zum Schaden eingesetzt welten indigener Völker erfährt und erforscht. über www.lucysmagazin.com oder als Abo mit Langzeitwirkung werden – bis hin zum Tod der Ein Shipibo-Schamane besingt www.visionary-art.de; www.ekstatische-trance.de Person, auf deren Name der Pflanzenessenzen. Foto: Nana Nauwald

Und so singe ich den Schmetterlingen in meinem Garten ein neues Lied ...



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Foto: Dreamstime

Der Blaue Traum Der «Entourage-Effekt» als neuer Ansatz zum Verständnis der modernen Cannabismedizin TEXT

C

S t e f a n Tr e b e s

annabiskonsumenten wissen schon lange, dass stark aromatische Hanfsorten hinsichtlich des psychoaktiven High-Effektes besonders potent sind und verschieden wirken können. Anregende oder sedierende Effekte werden häufig den unterschiedlichen Cannabistypen zugeordnet. Die vier botanischen Hauptkategorien Cannabis sativa, C. indica, C. afghanica sowie C. ruderalis unterscheiden sich vor allem im Wuchsverhalten und in der Form der Blätter. In psychoaktiver Hinsicht schildern die Konsumenten häufig anregende Wirkungen des Cannabis («high») als Sativa-typisch, entspannend-drückende Effekte («stoned», «couch lock») hingegen als Indica-typisch. Diese Beobachtungen wurden zunächst dadurch bestätigt, dass man bei einigen C. indica-Pflanzen, insbesondere bei daraus gewonnenem Haschisch, neben dem hauptwirksamen THC erhöhte Cannabidiol-Werte feststellte. Cannabidiol (CBD) ist als eines der Cannabinoide bekannt dafür, dass es die THC-Wirkung körperbetonter, entspannter und angstfreier gestalten kann. Die Cannabispflanze enthält über 500 verschiedene Inhaltstoffe. Davon sind zurzeit 111 Can-

nabinoide als hauptwirksame und ca. 200 Terpene/ Terpenoide als aromatische Bestandteile beschrieben (wobei nicht alle Wirkstoffe auch in jeder Cannabispflanze vorkommen, sondern in der Vielzahl an unterschiedlichen Spezies, Varietäten und Strains). Ferner entdeckte man noch eine Vielzahl an sekundären Pflanzenstoffen, zum Beispiel Bioflavonoide. Die Cannabinoide sind allerdings die Hauptakteure in einem übergeordneten synergistischen Wirksystem, das mit der Entdeckung des sogenannten Entourage- oder Aufsitz-Effektes besser verständlich wird. Für die Cannabiswirkung sind hauptsächlich Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) verantwortlich. In der Pflanze finden sich weitere Cannabinoide wie Tetrahydrocannabivarin (THCV), Cannabigerol (CBG), Cannabichromen (CBC) und Cannabinol (CBN), wobei letztere nur in sehr geringen Konzentrationen vorkommen. Die in den neunziger Jahren entdeckten Endocanna­ binoide Anandamid und 2-Arachidonylglycerol (2-AG) wirken ebenso wie die Phytocannabinoide über die körpereigenen Cannabinoidrezeptoren CB-1 und CB-2. }


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CBD ist das vorherrschende Cannabinoid des Nutzhanfes und nach THC das zweitwichtigste des Drogenhanfes. CBD schwächt die THC-Wirkung etwas ab, verlängert gleichzeitig aber auch die Wirkungsdauer. Insbesondere körperliche Nebenwirkungen wie eine leichte Erhöhung der Herzfrequenz, Mundtrockenheit sowie psychische Nebenwirkungen (Angst bei Überdosierungen) werden von CBD abgeschwächt. Gleichzeitig werden die therapeutischen Wirkungen des THC wie die Schmerzlinderung verstärkt. CBD verhält sich zu THC somit als Mitund Gegenspieler (partieller Antagonist). ACHTUNG! CBD unterliegt seit dem 1. Oktober in Deutschland der Verschreibungspflicht.

Das entwicklungsgeschichtlich alte Endocannabinoidsystem (ECS) ist an der Feinsteuerung verschiedener neuronaler Feedbackmechanismen beteiligt und soll einer Überaktivität der Neuro­ transmitter des Nervensystems entgegenwirken. Das ECS dient der Aufrechterhaltung der Homöo­ stase, des physiologischen Gleichgewichts und spielt bei vielen Erkrankungen eine bislang kaum bekannte Rolle. Dies erklärt auch die zunehmenden therapeutischen Möglichkeiten der Phytocannabinoide bei der Behandlung chronischer Schmerzen, Migräne, Übelkeit, Muskelspastik, Epilepsie sowie zur Neuroprotektion bei Schlaganfällen. In Laboruntersuchungen der kalifornischen Abgabestellen («Medical Dispensaries») an Tausenden von verschiedenen Sorten fanden sich im Cannabinoidprofil bei C. sativa und C. indica nur geringfüge Unterschiede hinsichtlich der THC- und CBD-Konzentration, welche die subjektiven Wirkungsunterschiede nicht erklären können. Bei der Mehrzahl der untersuchten Proben fanden sich in Bezug auf die Trockenmasse hohe THC-Werte (>15 %) bei niedrigen CBD-Werten (<1 %). Es lag also ein weiterer Wirkfaktor von Cannabis nahe. Bei der Untersuchung des aromatischen Pflanzendestillats der verschiedenen Sorten identifizierte man das Monoterpen Alpha-Myrcen als ausschlaggebenden Faktor, der die Wirkung in Richtung eines träumerischen, körperbetont-sedierenden Effekts beeinflussen kann. Im Wirkspektrum zeigt Myrcen eine deutliche Übereinstimmung mit dem Cannabinoid CBD. Es wirkt angstlösend, muskelentspannend und entzündungshemmend. Myrcen kann die schmerzstillende Wirkung des THC

verstärken sowie den Transport von THC und CBD aus dem Blut über die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn erleichtern. Dies erklärt auch die stärkere Sedierung bei Indica-Sorten mit hohem Myrcen-Gehalt, beispielsweise bei Bedica, den Medizinal-Cannabisblüten der Firma Bedrocan. Die populärste medizinische Cannabissorte in Kalifornien, Blue Dream, ist ein ausgewogenes Pflanzenhybrid, gekreuzt aus den berühmten Elternsorten Blueberry und Super Silver Haze. Ihr Wirkungsverlauf zeigt den anregenden Sativa-­ Einfluss, der in einen körperbetonten, relaxierenden Indica-Effekt übergeht und ausklingt. In der Can­ nabinoidverteilung finden sich als vorherrschendes Muster ein hoher THC- und ein niedriger CBD-­ Gehalt: THC 20,05  %; THCV 0,35 %; CBD 0,32 %; CBG 0,44 %; CBC 0,34 %; CBN 0,03 %. Blue Dream verfügt über ein reichhaltiges Bouquet fruchtig-sü-

Blue Dream.  Foto: mynugrun.com

ßer und würziger (Haze-)Aromen. Im Terpenprofil findet sich neben Myrcen und Terpineol auch Pinen in hoher Konzentration mit stimulierender, die Gedächtnisleistung verbessernder Wirkung. Bei einem Übergewicht von Limonen und Pinen gegenüber Myrcen (bzw. Linalool, falls vorhanden), wird die Cannabinoid-Wirkung eher als anregend beschrieben. Dies gilt besonders, wenn die Pflanze Tetrahydrocannabivarin (THCV) produziert, wie bei bestimmten Sativa-Sorten, beispielsweise Durban. THCV hat einen schnell anflutenden, relativ kurzen Effekt und kann dosisabhängig die THC-Wirkung abschwächen oder verstärken.


Lucy’s Rausch Nr. 4

Der Entourage- oder Aufsitz-Effekt 2001 stellten die amerikanischen Wissenschaftler Ethan Russo und John McPartland den «Entourage-Effekt» vor: In ihrer Studie zeigten sie, dass eine Vielzahl von Inhaltsstoffen, also nicht nur die Cannabinoide, für die Pflanzenwirkung verantwortlich sind. Insbesondere die Terpene, bestimmend für das Aroma, sowie die Flavonoide, die auch zur Farbe der Pflanze beitragen, können einen synergistischen und kumulativen Effekt auf die Gesamtwirkung erzielen. Das Konzept des Entourage-­ Effekts wurde laut Russo vom Team um den israelischen Cannabinoid-Pionier Professor Raphael Mechoulam beim Studium der Endocannabinoide entwickelt. Ihnen war aufgefallen, dass eines der Endocannabinoide, 2-Arachidonylglycerol (2-AG), den Rezeptor stärker aktivieren konnte, wenn bestimmte andere nicht aktive Stoffe anwesend waren. Russo hat dieses Konzept weiterentwickelt und gezeigt, dass Terpene, Flavonoide sowie andere Cannabinoide die Wirkung von THC und CBD unterstützen bzw. modulieren können. Terpene können ähnlich wie CBD einige der THC-(Neben-)Wirkungen abschwächen. Russo weist darauf hin, dass Limonen-reiche Zitrusfrüchte sowie Pinen und Caryophyllen des schwarzen Pfeffers traditionell bei Cannabis-Überdosierungen verwendet werden. Neben ihrer Aufgabe als Fressschutz zeigen die Terpene der Cannabispflanze

Terpene  In den einzelnen Cannabissorten finden sich etwa 30 bis 40 verschiedene Terpene, deren Zusammensetzung das typische Aroma ergeben. Die therapeutisch wirksamen Terpene der Cannabispflanze sind neben Alpha-Myrcen insbesondere Alpha-­Terpineol, Linalool, Delta-Limonen, Alpha-Pinen und Beta-Caryophyllen. Es handelt sich um aromatische Kohlenwasserstoffpolymere, strukturverwandt mit den Cannabinoiden, die auf eine gemeinsame Ausgangssubstanz der

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somit eine Doppelfunktion: Sie sind einerseits die Bausteine in der Biosynthese der Cannabinoide, andererseits können sie deren Wirkung über den Entourage-Effekt direkt beeinflussen. Die synergistische Triade: Cannabinoide, Terpene und Flavonoide Neben Cannabinoiden und Terpenen gibt es noch eine dritte, bislang kaum beachtete Wirkstoffklasse in der Hanfpflanze: die Flavonoide. Diese sekundären Pflanzenstoffe sind natürliche Farbverbindungen, die als Antioxidantien an Zellreparaturmechanismen beteiligt sind. Flavonoide sind bekannt für ihre positiven Effekte auf das Herz-Kreislauf-System und die Vorbeugung von Arterio­ sklerose. Speziell in Cannabis liegen die potenten Flavonoide Cannflavin A und B vor, ferner Apigenin, Quercetin und Kaempherol. Cannflavin A und B sind als Prostaglandin-Inhibitoren in Zellkulturen des Gelenkspalts bekannt: ein deutlicher Hinweis auf entzündungshemmende Wirkungen der Hanfblüten bei Arthritis. Cannabidiol (CBD) und das Terpen Caryophyllen vermitteln ebenfalls über den Cannabinoid­rezeptor CB-2 des Endocannabinoidsystems entzündungshemmende Effekte. Die Kombination THC/CBD mit Caryophyllen und Cannflavin A, B wirkt möglicherweise als pharmakologischer Dreiklang des Cannabis. Eine weitere Wirkungstriade im Hinblick auf die Angstlösung zeichnet sich durch die Interaktion der Cannabinoide CBD/THC mit Myrcen und Apigenin ab. Die angstlösenden Effekte des Flavonoids Apigenin werden im Zentralnervensystem über GABA-(Benzodiazepin-)Rezeptoren vermittelt. Bei Apigenin sind wie auch bei anderen Bioflavonoiden entzündungshemmende und nervenschützende Wirkungen beschrieben. Allerdings stammt das meiste Wissen über die beschriebenen Interaktionen und Wirkstoffsynergien aus Tierversuchen; die Effekte beim Menschen bleiben derzeit spekulativ.

pflanzlichen Biosynthese zurückgehen. Die weiblichen

Die Zukunft der Cannabismedizin Die Entdeckung des Entourage-Effektes bei der den gestielten Harzdrüsen, den Trichomen, synthetisiert Cannabiswirkung ist ein enormer Erkenntnisgewinn und ausgeschieden. Aroma und Wirkung sind somit von zum Verständnis komplexer Naturdrogen. Wissender Anzahl der Harzdrüsen abhängig. Der Gewichtsanteil schaftliche Untersuchungen dieses Effekts bei der 10 % des Trichoms,im ca. 1–3 % sind Interaktion vonund Terpenen mit den und hauptwirksamen der Terpene beträgt ca.ist erhältlich Pressehandel, in BuchHanfshops im Versand nach der Trocknung davon noch erhalten. Übrigens Substanzen anderer Pflanzen sowie ethnobotaniüber www.lucysmagazin.com oder als Abo mit Langzeitwirkung gehören auch die Cannabinoide zu den Terpenphenolen. schen Zubereitungen (Kaffee, Kakao, möglicherweise auch Absinthe) stehen erst am Anfang. } Blüten der Cannabispflanze sind besonders aromatisch

und wirkstoffreich. Terpene werden wie Cannabinoide in


5 2   D E R B L AU E T R AU M

Die jahrzehntelange Cannabisprohibition und die damit einhergehende wissenschaftliche Ignoranz sind mitverantwortlich für die Unklarheit, was das Verständnis der psychoaktiven Cannabiswirkungen angeht. Botanische Beschreibungen der beiden Hauptkategorien der Cannabispflanze, Indica und Sativa, sind für das Verständnis der Cannabiswirkung nur sehr eingeschränkt brauchbar. Insbesondere beim Blick auf komplexe Pflan-

Blue-Dream-Trichome.  Foto: greenrush.com

zenhybride wird es schnell unübersichtlich. Hingegen gewinnen die botanischen «Landrassen» mit ihren originären Wirkstoffprofilen eine wachsende Bedeutung für die Medizinforschung. Bisher erzielte man durch klassische Züchtungen die Kombinationen an Cannabinoid- und Terpen-Wirkstoffprofilen in den einzelnen Sorten. Gentechnische Manipulationen oder die Steuerung der Cannabinoidsynthese durch künstlich hervorgerufene Immunreaktionen der Pflanze lassen wir an dieser Stelle außen vor. Seit einigen Jahren werden allerdings die Gene bestimmt, deren Aktivität die Wirkstoffgehalte in der Pflanze steuern. Neben Purple Kush (C. indica, 2011) waren Chemdawg (C. sativa, 2011) und L.A. Confidential (C. indica, 2013)

die ersten Cannabissorten, deren gesamtes Genom sequenziert wurde. Um das Wirkstoffprofil zu beeinflussen, können Terpene wie Limonen durch die strukturelle Verwandtschaft von Cannabinoiden und Terpenen als Ausgangsstoffe für die Cannabinoidsynthese der Pflanze verwendet werden. Das ermöglicht die Herstellung von Designer Extracts, Cannabis­ extrakten mit kombinierten, genau definierten Wirkstoffanteilen. Absehbar ist die Entwicklung einer personalisierten Cannabismedizin, in der das gezielte molekulare Ansteuern des Endocannabinoidsystems nicht nur mit Phytocannabinoiden, sondern auch mit therapeutischen Aromen genutzt wird, um Krankheiten erfolgreich zu behandeln. So hat die britische Produzentin des Sativex-Sprays, die Firma GW Pharmaceuticals, Cannabispflanzen mit hohen Anteilen an Myrcen, Limonen, Linalool und Pinen gezüchtet. Auch entwickelte sie Cannabis-Chemotypen, die als hauptwirksames Cannabinoid nicht THC, sondern THCV, CBD, CBG oder CBC enthalten. Die Wirkung von Cannabis auf den menschlichen Organismus zeigt uns ein Musterbeispiel für ein synergistisches Stoffgemisch, das wirksamer ist als seine jeweiligen Einzelkomponenten: Whole Plant Medicine, Medizin mit der ganzen Pflanze. Eine umfassendere Einsicht in die Interaktion der Cannabiswirkstoffe mit dem Endocannabinoidsystem bietet die Chance, menschliche Verhaltensweisen besser zu verstehen und neue Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

STEFAN TREBES (*1959) ist deutscher Neuro­ wissenschaftler und Psychopharmakologe. Er studierte in den Niederlanden Medizin und Psycho­ logie und hat eine Ausnahmeerlaubnis für die Verwendung von medizinischen Cannabisblüten. Trebes ist Mitglied von ECBS und SÄPT.

Literatur Brenneisen, R. (2015): Interview von Gregor Poletti am 26.10.2015. Bern: Berner Zeitung • Gardner, F. (2012): Aroma Therapy. High Times - Medical Marijuana #9, S. 29-32. New York: Trans High Corporation • Grotenhermen, F., Berger, M. und Gebhardt, K. (2015). Cannabidiol CBD. Solothurn: Nachtschatten Verlag • McPartland, J. & Russo, E. (2001): Cannabis and Cannabis Extracts: Greater than the sum of their parts? Journal of Cannabis Therapeutics. Vol. 1, Issue 3-4, S. 103-132 • Mechoulam, R. & Ben-Shabat, S. (1999): From gan-zi-gun-nu to anandamide and 2-arachidonylglycerol: The ongoing story of Cannabis. Nat. Prod. Rep. 16: 131-143 Cross. Ref. Russo, E. (2011): Taming THC: Potential Cannabis Synergy and Phytocannabinoid-Terpenoid Entourage Effects. British Journal of Pharmacology, 8/2011. • Rätsch, C. (1998): Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendungen. Aarau: AT Verlag. • Salgueiro et al. (1997): Anxiolytic natural and synthetic flavonoid ligands of the central benzodiazepin receptor have no effekt on memory task in rats. Pharmacological Biochemical behavior. 58: 887–891 Cross. Ref. • Trebes, S. (2015): Moderne Cannabiskonzentrate und die Dabbing-Kultur. Lucy‘s Rausch Nr. 1, S. 55–57. Solothurn: Nachtschatten Verlag • Wabner, Dietrich und Christiane Beier (Hrsg). (2012): Aromatherapie: Grundlagen, Wirkprinzipien, Praxis. München: Urban & Fischer.


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The Green Rush Hanf auf der Überholspur TEXT

Michael Knodt

S

eit Cannabis in vier US-Bundesstaaten der USA (Washington State, Colorado, Alaska und Oregon) sowie in der Bundeshauptstadt Washington D. C. reguliert ist, offenbart sich dort das wirtschaftliche Potenzial der verbotenen Pflanze. Allein Colorado hat seit der Regulierung vor drei Jahren schon über eine Milliarde US-Dollar an Steuern eingenommen. Doch der neue Wirtschaftszweig hatte bereits zu Zeiten, wo in diesen Staaten «nur» medizinisches Cannabis legal war, die Grundlage für den sogenannten «Green Rush» geschaffen. In Europa hinkt die gesamte Entwicklung noch ein wenig hinterher, aber mit der Regulierung, dem Anbau und dem Verkauf von Medizinal-

Der Anbau in Deutschland beginnt frühestens 2017. hanfblüten im größten EU-Land werden die Karten nicht nur in Deutschland neu gemischt. Wer jetzt die Nase vorn hat, wird auch bei einer späteren Regulierung des hedonistischen Konsums mit dabei sein. Auch wenn das noch keiner laut sagt, kann man genau diese Entwicklung in allen oben genannten US-Bundesstaaten beobachten. Der Bedarf deutscher Cannabis-Patienten beläuft sich derzeit offiziell schon auf mehrere Tonnen pro Jahr; fällt 2017 dann das komplizierte Prozedere der Ausnahmegenehmigung weg, wird die Zahl der Patienten noch einmal exorbitant ansteigen. Doch zu Redaktionsschluss gab es noch nicht einmal die neue Cannabis-Agentur, die den Anbau und den Vertrieb überwachen soll. Da die Importe aus den Niederlanden nicht mehr ausreichen, hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizin-

produkte (BfArM) im Juli 2016 beschlossen, Can­ nabisblüten aus dem medizinischen Programm Kanadas von einer deutschen Firma importieren zu lassen. Der Anbau in Deutschland beginnt frühestens 2017. Konkurrenz belebt den Markt Mittlerweile gibt es in Kanada 28 Firmen, die medizinisches Cannabis produzieren. Ihre Lager sind gut gefüllt, und der deutsche Markt mit seinen festgelegten Apothekenpreisen verspricht, lukrativ zu werden. Parallel dazu lagen dem BfArM im August schon zahlreiche Anträge von potenziellen Anbau-Firmen vor, unter denen das deutsch-österreichische Unternehmen Bionorica bislang klarer Favorit ist. Bionorica hatte vor einigen Jahren THCPharm aufgekauft und produziert heute schon die Rezeptursubstanz Dronabinol aus Cannabis, das in Wien angebaut wird. Nebst dem Antrag von Bionorica lagen dem BfArM Mitte 2015 bereits über 50 Anträge zur Produktion von medizinischem Cannabis vor. Wie sich die Produzenten aus Übersee mit Erfahrung und infrastrukturellen Vorteilen, hiesige Pharmafirmen wie Bionorica oder die bereits existente Hanfbranche den Kuchen schlussendlich aufteilen werden, hängt von der Entwicklung in den kommenden Monaten ab. Die Gretchenfrage hierbei wird lauten, wie transparent und fair die Anbau-Lizenzen von der Cannabis-Agentur werden. Die Messlatte für den medizinischen Anbau liegt ohnehin sehr hoch, und die Kriterien werden ähnlich streng sein wie die in den Niederlanden (siehe Box). So muss man vor dem Anbau erst einmal ein Wirtschaftlichkeitskonzept für einen Gartenbau­ betrieb erstellen, das zudem betäubungsmittelrechtlichen Bestimmungen genügen muss. Wer


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Kriterien zum Anbau von medizinischem Cannabis in den Niederlanden • Lage an einem geheimen Ort, nicht von außen erkennbar Bildlegende des mod maionsequam qui bla.  Foto: Pixabay

• Be- und Entlüftungssytem sowie Filtersystem im ganzen Gebäude • Ausreichender Schutz vor Vögeln, Insekten, Nage- und

ganz genau wissen wollte, wie so eine Bewerbung zum Cannabisanbau aussehen muss, konnte bis Mitte 2015 eine kostenpflichtige Beratung beim BfArM buchen. Klar ist: Wer nicht mindestens eine sechsstellige Summe in den Aufbau einer Reinraum-Produktion und das benötigte Fachpersonal stecken kann, hat keine Chance, in Deutschland zukünftig medizinisches Cannabis zu produzieren. Andersherum gilt aber auch: Wer jetzt den Einstieg schafft, ist auch bei einer zukünftigen Regulierung von Cannabis für alle ganz vorne mit dabei. Die Entwicklung in den USA und Kanada hat zudem gezeigt, dass schon ein medizinischer Cannabismarkt viele Mit-Gewinner hat. Selbst wenn Gras an sich illegal bleibt, schwinden Berührungsängste, und somit profitiert und wächst der Rest der teilweise illegalen Branche.

Samenbanken und Samenhändler Bislang ist nicht einmal klar, welche Sorten für den medizinischen Anbau in Deutschland in Betracht kommen. Sicher scheint allerdings, dass es auch für das Saatgut Zulassungskriterien geben wird. Die Niederlande zertifizieren grundsätzlich keine Samen, die als «Drogensamen» angeboten werden. Deshalb haben die medizinischen Sorten von Bedrocan auch in der Apotheke andere Namen als bei den Samenhändlern, die genau die selben Sorten anbieten. Doch auch ohne medizinische Zulassung sind Hanfsamen bereits jetzt ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Denn in den meisten europäischen Ländern mit Ausnahme der Schweiz und Deutschland sind sie legal. Je nach

Haustieren mithilfe von Ködern, Fallen und elektrischen Insektenvernichtern • Spezielles Alarmsystem in Toiletten und Pausenräumen • Spezielle, sterile Arbeitskleidung für das Personal, speziell dafür vorgesehener Umkleideraum • Keine Handys, Taschen und andere persönliche Gegenstände am Arbeitsplatz • Überwachung des gesamten Geböudes mit offen und versteckt angebrachten Kameras unter Berücksichtigung der Privatsphäre von Mitarbeitern • Obligatorische Registrierung von Lieferanten, Besuchern und anderen nicht betriebszugehörigen Personen • Lückenlose Dokumentation des Anbaus vom ersten Samen bis zum Endprodukt sowie der Abfallentsorgung • Aufbewahrung der Ergebnisse über mindestens zehn Jahre und sofortige Präsentation auf Verlangen

Gesetzeslage dürfen sie jedoch nicht eingepflanzt, geerntet oder zur Blüte gebracht werden. Die Bestimmungen sind vielfältig, haben jedoch eins gemeinsam: Sobald man Blüten anbaut, wird aus einem legalen Samen eine illegale Pflanze. Trotzdem ist die Zahl von Samenhändlern und -banken explosionsartig angestiegen; mittlerweile ist es schwer, den Überblick zu wahren. Gerade hier verhindert die Illegalität des Endprodukts eine ausreichende Kontrolle über das Ausgangsprodukt.

Breeder  Als Sorten-Designer sind sie sozusagen das Bindeglied zwischen illegalen Hanfbauern und dem legalen Samenhandel. Ohne blühende Hanfpflanzen kann man keine neuen Sorten entwickeln.


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Gold Leaf Gardens-Shop in Seattle.  Foto: K. Angelo / Weedmaps

Breeden nimmt viel Arbeit, Platz und Zeit in Anspruch. Bis vor einigen Jahren ließen die großen Samenbanken fast nur in den Niederlanden züchten; nun haben sich die meisten wegen der strenger werdenden Gesetze in den Niederlanden dazu entschlossen, ihre Breeder in anderen Ländern arbeiten zu lassen. Dort, wo die Behörden nicht so streng sind, interessiert eher das Produkt als dessen genaue Herkunft. Breeder tragen ein sehr hohes Risiko, da sie auf eigene Faust arbeiten müssen. Ein schriftlicher Auftrag einer Samenbank wäre aus nachvollziehbaren Gründen fatal. Doch für das hohe Risiko gibt es bei einem Samenpreis von bis zu 20 Euro/Stück eine finanzielle Kompensation. Der einzige wirklich legale Breeder in der EU ist die Firma Bedrocan, die für das medizinische Cannabisprogramm der Niederlande sechs Sorten gezüchtet hat. Doch Bedrocan möchte ihren eigenen Angaben zufolge nicht in Deutschland produzieren, sondern hat ihre Aktivitäten in andere EU-Länder wie Italien und Tschechien ausgeweitet. In den USA sind Breeder noch rar, da die meisten dort legal angebauten Sorten aus Privatbeständen stammen und jetzt als Stecklinge vermehrt werden. Grundsätzlich ist der Samenmarkt selbst in Staaten mit legalem Cannabis weitaus kleiner als in Europa.

Grower   In Denver oder Seattle ist Grower ein gut bezahlter Job. Ein Senior-Grower verdient schnell mal über 100 000 Dollar im Jahr; auch als Erntehelfer oder Aushilfe erhält man einen überdurchschnittlich guten Stundenlohn. In Deutschland, der Schweiz oder Österreich schwankt das Risiko je nach Anbauort zwischen gering und sehr hoch, mit den Strafen verhält es sich ähnlich. Dafür ist der Verdienst nicht schlecht und zudem steuerfrei. Die meisten Grower bauen blühende Pflanzen an, einige wenige haben sich auf die Zucht von Stecklingen spezialisiert. In Österreich ist die Stecklingszucht sogar legal.

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Auch die Zucht von Stecklingen kann sich schnell als wirtschaftlich lohnenswert erweisen, wobei die Strafen aufgrund des fehlenden oder sehr geringen THC-Gehaltes weniger drastisch ausfallen als diejenigen für die Zucht blühender Pflanzen. In einigen US-Staaten können auch Private eine Lizenz für den Cannabisanbau als sogenannte Caregiver im Auftrag von maximal fünf Patienten bekommen und sich so oft mehr als ein Zubrot verdienen. In Washington und Colorado agieren auch

40 Jahre Drogenkrieg haben nichts geändert. zahlreiche kleine, private Nischenproduzenten, um die Hanf-Fachgeschäfte mit nicht kommerziell angebauten Grassorten zu versorgen. Nicht zu vergessen sind die klassischen Anbauländer wie Marokko, Albanien und Panama. Auch dort gibt es eine Menge Grower. In den Anbaugebieten dieser Länder ist Cannabis das wichtigste Agrarprodukt, von dem ganze Bevölkerungsgruppen leben. 40 Jahre Drogenkrieg haben nichts daran geändert, dass auf allen Kontinenten weiterhin munter Gras angebaut, getrocknet und verkauft wird.

Cannabis-Fachverkäufer Sie werden in Europa meist noch als «Dealer» bezeichnet. In legalen US-Shops hat sich mittlerweile der Begriff «Bud-Tender» durchgesetzt. Anders als dort hat ein Fachverkäufer in der EU überall schlechte Karten. Angestellte eines niederländischen Coffeeshops oder eines spanischen Cannabis Social Clubs haben es noch am besten, weil der Staat sie zumindest in einem sehr eng gesteckten Rahmen duldet. Die Angestellten einiger US-Fachgeschäfte und Dispensaries fangen jetzt sogar an, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Doch abgesehen von wenigen Ausnahmen geht es Hanfverkäufern weltweit an den Kragen.

Der Schmuggler  Dank Howard Marks aka Mr. Nice weiß man schon seit 20 Jahren, wie große Mengen Cannabis bewegt werden. Daran hat sich wenig geändert; lediglich die Wahl der Mittel ist heutzutage drastischer. Während Haschisch von reichen Europäern meist per Schnellboot von


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mittlerweile pauken, um danach standardisierte, strenge Prüfungen zu bestehen.

Vielfältige Cannabisprodukte. Foto: the ganja cult / CC BY 2.0

Marokko nach Spanien transportiert wird, haben die mexikanischen Kartelle an der Grenze zu Kalifornien und Mexiko nach der Legalisierungswelle in den USA auch beim Anbau auf härtere Drogen umgesattelt. Je höher die investierte Summe, desto geringer wird das Risiko, erwischt oder bestraft zu werden. Dieses Phänomen intensiviert sich in den meisten Ländern mit legalem Cannabis, da in den direkten Nachbarländern meist noch die Prohibition gilt. Head- und Growshops haben‘s leichter Noch müssen viele Angestellte und Besitzer so tun, als seien die Pfeifen für Tabak, die Waagen für Küchenkräuter und die Lampen für Tomaten. Sie dürfen ihr Wissen über Cannabis oder das richtige Anbauequipment nicht weiter vermitteln. Das ist nämlich immer noch eine Straftat, und ein Shop, der das billigend in Kauf nimmt oder gar direkt zum Cannabisanbau berät, macht sich hierzulande mitschuldig. Wäre das Züchten von ein paar Pflanzen legal, müssten sich die Shops wie in Colorado oder Oregon nicht mehr aufs Täuschen und Tarnen verlegen, sondern könnten legal zum Anbau beraten und ganz offiziell Cannabispfeifen verkaufen.

Weiterbildung  Egal, ob «Bud-Tender», Hasch-

Ein neuer Dienstleistungssektor entsteht Mittlerweile können immer mehr Magazine, Videokanäle, Zeitschriften, Online-Formate, Events, Verbände und Vereine vom Wirtschaftsfaktor Cannabis profitieren. Wenn schon verbotenes Cannabis und die anhaltende Diskussion darum innerhalb weniger Jahre ein so großes Potenzial freisetzt, kann sich jede/r denken, welche ökonomischen Folgen eine Regulierung für den Cannabis-Dienstleistungssektor hätte. Wer es nicht kann, fahre einmal nach Denver oder ins Skiparadies Vail. Fazit Eine stetig wachsende Zahl von Hanfliebhaber/-innen hat es trotz oder auch gerade aufgrund des Hanfverbots ermöglicht, dass sich immer mehr Menschen mit und durch Cannabis eine Lebensgrundlage schaffen – einige davon illegal, viele mittlerweile auch legal. Länder wie die USA, die Niederlande oder Kanada sind uns auf dem medizinischen Sektor jetzt schon weit voraus. Deutschland importiert Medizin und Know-how derzeit für viel Geld. Das kann sich nur ändern, indem man den Vorsprung aufholt. Nicht nur Deutschland, sondern alle Länder, die in Zukunft über ein Programm für medizinisches Cannabis verfügen, sollten deshalb besser heute als morgen damit anfangen, durch Forschung und die Entwicklung neuer Sorten und Techniken selbst konkurrenzfähig zu werden. Dabei sollten erfahrene Hanfbauern die Chance erhalten, ihr umfangreiches Wissen in eine staatlich überwachte Produktion mit einfließen zu lassen. Nur die Einbindung ihrer Erfahrung und ihrer Fachkompetenz hat in Kanada, den Niederlanden und den USA die schnellen Fortschritte und den anhaltenden «Green Rush» ermöglicht.

keks-Bäcker oder Indoor-Gartenfachkraft, legales Cannabis erfordert Wissen. Es gilt, dies professioMICHAEL KNODT, geboren 1968 in Dillenburg/ nell zu vermitteln. Besonders Jugendschutz und Hessen, ist freier Journalist und Moderator. Prävention erfordern geschultes Fachpersonal. Seit 2004 Autor für das Hanf Journal, von 2005 bis Sowohl im Amsterdamer Coffeeshop auch im ist erhältlich imals Pressehandel, in Chefredakteur. Buch- und Von Hanfshops und im Versand 2013 2007 bis 2015 Moderator Growshop nebenan sind echte Fachkräfte noch Videomagazins Exzessiv TV. Seit 2014 freier Autor. über www.lucysmagazin.com oder als Abo mit des Langzeitwirkung eine Rarität. In einigen Staaten mit legalem Canwww.youtube.com/ExzessivDasMagazin nabis müssen Angestellte von Fachgeschäften


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ETHNOBOTANISCHES GROWING TEIL 2

Stachelmohn, Goldmohn und Schlafmohn Psychoaktive Mohngewächse Kev i n J o h a n n

Foto: Mark Nesbitt

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A

rten aus der botanischen Familie der Papaveraceae (Mohngewächse) berei­ chern einen Garten nicht nur wegen ihres farbigen und äußerst dekorativen Flors; sie sind der ethnobotanischen Forschung schon lange als wichtige Heilpflanzen bekannt und können ent­ sprechend eingesetzt zahlreiche Krankheitssymp­ tome lindern. Einige Spezies – insbesondere die hier vorgestellten – können über ihre medizinischen Qualitäten hinaus auch psychonautisch verwendet werden: als aphrodisierende Liebesmittel, zur ent­ spannenden Rekreation oder – dies gilt jedoch ausschließlich für das Opium liefernde Mohnge­

wächs Papaver somniferum –, um visionäre Trance­ zustände herbeizuführen. Folge 2 der Artikelserie zu Kultur- und Pflegeanleitungen ethnobotanisch relevanter Pflanzen präsentiert drei Arten aus der botanischen Familie der Papaveraceae (Mohnge­ wächse): den Mexikanischen Stachelmohn Argemone mexicana, den Goldmohn Eschscholzia californica sowie den Blauen Schlafmohn Papaver somniferum. Die Kultur dieser Mohngewächse im eigenen Garten ist nicht schwierig, auch nicht in Mitteleuropa, und sollte allen Pflanzenfreunden gelingen, wenn sie die grundlegenden Anzuchtund Pflegehinweise beachten. Happy Growing!


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Argemone mexicana

Linné

Verwendete Pflanzenteile: Blätter,

Argemone versicolor Salisb., Papaver

Blüten, Kapseln, Milchsaft (getrocknet)

mexicana (L.) E.H.L. Krause u.a.

Wirkstoffe: Das ganze Kraut,

Trivialnamen: Distelmohn, Fisch­

besonders der Milchsaft, enthält

gemüse, Mexikanischer Stachelmohn,

diverse Alkaloide vom Isochinolin-Ty­

Teufelsfeige u. a.

pus, beispielsweise Allocryptatopin,

Vorkommen: Argemone mexicana

Canadanin, Esculerin, Argemonin

stammt aus den Tropengebieten

(N-Methylpavin), Berberin, Protopin

Mittel- und Nordamerikas sowie der

sowie viele weitere. Im Samenmaterial

Karibik. Inzwischen ist die Pflanze aber

wurde die potenziell toxische

auch weit außerhalb ihrer Heimat

Ammoniumverbindung Sanguinarin

verbreitet und eingebürgert, so zum

nachgewiesen, außerdem Glyzeride,

Beispiel in Afrika, Brasilien, Indien,

Fettsäuren und Lipide. Morphine sind

Nepal und Südeuropa.

entgegen früheren Spekulationen

Botanik: Einjähriges, in frostfreien

höchstwahrscheinlich

Regionen auch ausdauernd wachsen­

nicht enthalten.

des, leicht verzweigtes Kraut mit einer

Wirkung: Analgetisch, aphrodisierend,

Wuchshöhe bis zu 1 m. Charakteristi­

euphorisierend, narkotisierend und

sches Bestimmungsmerkmal sind die

sedierend. Die träumerische und

Nierenleiden, nervöser Unruhe,

stacheligen Spitzen der bläulich- bis

beflügelnde Wirknuance des echten

Schlafstörungen und anderen

graugrünen Blätter. Die Blüte steht

Opiums fehlt jedoch.

Symptomen empfohlen. Über ihren

einzeln, hat gelbe bis orangefarbige

Ethnobotanik: Argemone mexicana

Gebrauch als traditionelle Ritualpflan­

Kronblätter und erscheint in den

ist in erster Linie als Heilpflanze

ze liegen nur wenige Informationen

Monaten von Juni bis September. Die

ethnobotanisch relevant. Sie wird in

vor; man weiß jedoch, dass der

Früchte sind grün, stachelig und stehen

den traditionellen Medizinsystemen

Stachelmohn in alten mesoamerikani­

nach oben ab. In ihnen reifen die

Nord- und Mittelamerikas, aber auch

schen Kulturen dem Regengott Tlaloc

winzigen, dunkelbraunen bis schwarz­

in Indien sowie in Afrika zur Behand­

(Nuhualpilli) geweiht und als

farbigen Samenkörner heran.

lung von Asthma, Gallen- und

«Nahrung der Toten» verehrt wurde.

Anzucht und Pflege Die Anzucht des mexikanischen Stachelmohns erfolgt grundsätzlich generativ, sprich über das Aussäen der Samenkörner. Diese lässt man zwecks Erhöhung der Keimfähigkeit über Nacht in lauwar­ mem Wasser vorquellen. Ab Mai können sie dann ins Beet oder in hohe und breite Kübel gesät wer­ den. Da es sich um «Dunkelkeimer» handelt, wer­ den die Samen mit einer dünnen Schicht Erde bedeckt. Eine Vorkultur in Anzuchtschalen ist – wie bei den anderen beschriebenen Mohngewächsen – ungeeignet, da sich A. mexicana nur sehr ungern pikieren lässt. Es ist besser, direkt an Ort und Stelle zu säen. Bei der erforderlichen Keimtemperatur von 20–25 °C zeigen sich nach 2–5 Wochen die ers­ ten Keimlinge. Was die Pflege während der Vegetationszeit betrifft, ist der Stachelmohn sehr anspruchslos, vorausgesetzt, dass ihm ein vollsonniger Standort

Foto: Forest & Kim Starr, CC BY 3.0

Synonyme: Argemone leiocarpa Greene,

mit leicht sandigem Boden zur Verfügung steht. Er benötigt lediglich eine mäßige Zufuhr von Wasser – lieber ein bisschen weniger als zu viel, denn vorü­ bergehende Dürre verträgt die Pflanze signifikant besser als Staunässe. Ob in regelmäßigen Zeitin­ tervallen von 2–4 Wochen die Zufuhr eines organi­ schen Düngemittels erfolgt, liegt im Ermessen des Gärtners. Verzichtet man darauf, wächst die Pflanze möglicherweise etwas kleiner und bildet weniger Blüten. Da die Pflanze in Mitteleuropa einjährig gedeiht, entfällt die Frage nach der Überwinte­ rung. Die Samen können aber eigenhändig geern­ tet und im Folgejahr wieder ausgesät werden. Alternativ kann man die Kapseln solange an der Pflanze belassen, bis die Samen ausgereift sind und von selbst auf den Boden fallen (Selbstaus­ saat). Als potenzieller Schädling kommt in erster Linie die Spinnmilbe in Betracht. }


6 0   P S YC H O A K T I V E M O H N G E W Ä C H S E

Eschscholzia californica  Chamisso August. Das gemusterte Saatgut

C ham ., Eschscholtzia douglasii B enth .,

befindet sich in länglichen, spitz

Eschscholtzia mexicana G reene u.a.

zulaufenden und nach oben abstehen­

Trivialnamen: Amerikanische

den Samenschoten.

Steppenblume, Eschscholzie, Gelber

Verwendete Pflanzenteile: Blüten,

Mohn, Goldmohn, Indianer-Mohn,

Früchte, Kraut

Kalifornischer Mohn, Kappenmohn,

Wirkstoffe: Primärer Wirkstoff des

Schlafmützchen u. a.

Goldmohnkrauts ist das Isochinolin-Al­

Vorkommen: Seinen Ursprung hat der

kaloid Californidin; daneben sind

heutzutage weltweit kultivierte

Allocryptopin, Eschscholzin, Protopin

Goldmohn in Nordmexiko sowie im

und andere Verbindungen enthalten –

Westen der USA.

sogar Spuren von Morphin und Codein

Botanik: Einjährig, Wuchshöhe ca. 50

(Methylmorphin).

indianische Pflanzenheilkunde kennt

cm. Die Blätter sind wechselständig

Wirkung: Euphorisierend, narkotisie­

Zubereitungen aus Goldmohn als

angeordnet, gefiedert und von

rend und sedierend – alles in allem sehr

mildes und leicht euphorisierendes

blaugrüner bis gräulicher Farbe. Wie

mild und wenig aufdringlich. Offenbar

Beruhigungsmittel, beispielsweise zur

andere Mohngewächse bildet auch die­

entfaltet der Goldmohn seine

Behandlung von Ängsten, depressiven

se Spezies eine tiefgründige und

Wirkqualitäten besonders dann, wenn

Verstimmungen, Unruhe und

fleischige Pfahlwurzel aus. Die Blüten

er in synergistischer Kombination mit

Schlafstörungen. Zudem wird die

leuchten gelborangefarbig, sitzen

anderen Pflanzen verwendet wird,

Pflanze traditionell als Schmerzmittel

endständig auf dünnen und langen

beispielsweise zusammen mit Hanf.

verwendet, ferner zur Bekämpfung von

Stielen und erscheinen von Juni bis

Ethnobotanik: Die traditionelle

Kopfläusen.

Anzucht und Pflege Wie auch bei den anderen Mohngewächsen emp­ fiehlt es sich, den Goldmohn ab April/Mai direkt an Ort und Stelle ins Freiland, in Töpfe, Balkonkästen oder als optisch sehr reizvollen Lückenfüller zwi­

Schlafmützchen, Eschscholzia californica  Foto: Joyce Cory

Foto: Markus Berger

Synonyme: Eschscholtzia californica

schen Gehwegplatten zu säen. Wird die Pflanze hingegen ab Februar im Haus vorgezogen, muss man beim Pikieren höchst vorsichtig sein: Die äußerst empfindliche Pfahlwurzel darf zu keinem Zeitpunkt frei liegen, sondern muss vollständig von Erde umhüllt sein. Das vorbereitete Einpflanzloch sollte man zuvor gründlich bewässern. Die Aussaattiefe der dunkelkeimenden Samen beläuft sich auf etwa 0,5 cm. Bei gleich­ bleibender Substratfeuchte und Temperaturen von 15–20 °C liegt die Keimdauer zwischen 1 und 3 Wochen. Wichtig ist, dass die Pflanze von Anfang an viel Sonne bekommt. Schatten verträgt der Goldmohn nämlich genauso wenig wie Staunässe. Daneben braucht es einen lockeren, tiefen und nährstoffarmen Boden. Ist der Boden lehmhaltig und «schwer», sollte unbedingt Sand unterge­ mischt werden. Bei guten Wachstumsbedingungen ist der Goldmohn gegenüber einem Krankheits- oder Schädlingsbefall weitgehend unanfällig. Die Zufuhr eines Düngemittels ist weder in der Wachstumsnoch in der Blühphase erforderlich. Die Wasserzu­ fuhr erfolgt alle 1–2 Tage in sparsamen Mengen.


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Papaver somniferum  Linné behaarten Stängeln sitzt, ist meistens

H ausskn., Papaver nigrum DC., Papaver

rotviolett, seltener weiß oder fast

officinale Gmel. u. a.

schwarz. Die kugelförmige Fruchtkap­

Trivialnamen: Blaumohn, Echter

sel enthält bis zu 2000 Samenkörner.

Mohn, Feldmohn, Gartenmohn,

Verwendete Pflanzenteile: Blätter,

Lichtschuppen, Magsomkraut, Mohn,

Kapseln, Milchsaft (Opium), Samen

Ölmohn, Pflanze der Freude, Schlaf­

Wirkstoffe: Zentrale Hauptalkaloide

mohn, Speisemohn u. a.

sind Morphin, Papaverin und Codein,

Vorkommen: Der Schlafmohn stammt

ferner Narcotin und Thebain und

ursprünglich aus dem Mittelmeer-

andere. Die Samen enthalten nur in

raum sowie aus Kleinasien; als

sehr geringen Spuren Alkaloide.

Kulturpflanze – häufig auch verwildert

Wirkung: Analgetisch, aphrodisierend,

und eingebürgert – gedeiht die Pflanze

euphorisierend, fantasieanregend,

inzwischen weltweit.

narkotisierend, sedierend, tranceindu­

Botanik: Schlafmohn wächst ein­

zierend, gegebenfalls visionär.

jährig, erreicht eine Wuchshöhe von

Ethnobotanik: Der Schlafmohn

Ritualpflanze relevant, so zum Beispiel

30–150 cm und bildet eine charakteris­

gehört zu den ältesten Heilpflanzen

in Indien und Nordthailand. Im alten

tische Pfahlwurzel aus. Die Blätter sind

der Menschheit; unter ihnen ist er das

Griechenland wurde das aus der

eiförmig, mehr oder minder gezähnt

bedeutendste Schmerzmittel der

Pflanze gewonnene Opium im Rahmen

und von graublauer oder grüner Farbe.

gesamten Pharmaziegeschichte.

von Fruchtbarkeits-, Liebes- und

Die hübsche Blüte, die endständig auf

Daneben ist Papaver somniferum als

Opferritualen als Räucherwerk

wenig verzweigten und borstig

psychoaktive und trancebegünstigende

verwendet.

Foto: Markus Berger

Synonyme: Papaver glaucum B oiss. et

Beet oder in hohe Kübel. Bei Temperaturen von 15–20 °C und ausreichend Feuchtigkeit keimen die Samen innerhalb von 1–2 Wochen. Entscheidet man sich für eine Kultur im Blu­ menbeet, muss berücksichtigt werden, dass die meisten ausgesäten Samen höchstwahrscheinlich von Vögeln aufgepickt werden. Als Präventions­ maßnahme eignet sich beispielsweise ein schüt­ zendes Netz, das über der Aussaatstelle aufgestellt oder aufgespannt werden muss. Bei zu dicht ste­ henden Keimlingen muss man etwas ausdünnen bzw. einzelne Keimlinge entfernen, da sich die Pflanzen ansonsten im Wachstum behindern und folglich sehr klein bleiben. Die krustigen Erdberei­ Papaver-Zuchtform für den Garten  Foto: Louise Joly che um die Pflanze herum müssen regelmäßig auf­ gelockert und in der Nähe heranwachsende andere Anzucht und Pflege Pflanzen zeitnah gejätet werden, damit sie die Die Anzucht sowie die Pflege des Schlafmohns sind jungen Mohnpflanzen nicht überwuchern und unkompliziert und anfängersicher; man bedenke, schädigen. dass der Schlafmohn in Mitteleuropa auch in Wild­ Entscheidet sich der Gärtner für eine Topf­ form gedeiht. Die Samen sind lichtkeimend und kultur, es aufgrund der langen ist erhältlich im Pressehandel, in braucht Buch- und Hanfshops und Pfahlwurzel im Versand brauchen daher nicht mit Substrat bedeckt zu unbedingt einen hohen und durchlässigen Topf. Als über www.lucysmagazin.com oder als Abo mit Langzeitwirkung werden; sie werden einfach ab April/Mai an Ort Substrat eignet sich selbstgemischte oder han­ und Stelle ausgesät, entweder ins vorbereitete delsübliche Blumenerde. }


6 2   P S YC H O A K T I V E M O H N G E W Ä C H S E

Mohnfelder bereichern ihre Umgebung mit einem Meer aus Blüten.  Foto: Welleschik / CC-BY SA 3.0

Ob nun Beet- oder Topfkultur, der Schlaf­ mohn benötigt immer einen vollsonnigen Stand­ ort mit nährstoffreichem sowie durchlässigem Boden und muss während der Wachstumsperiode täglich gegossen werden. Sobald die Pflanze in die Blüte geht, kann die Wasserzufuhr reduziert wer­ den – kleine Mengen alle 2–3 Tage sind völlig aus­

Mohnsamen gibt es sogar im Supermarkt, allerdings ohne Morphine.  Foto: Pixabay

reichend. Die Zufuhr eines Düngemittels ist nicht nötig, vorausgesetzt, dass der Boden das benö­ tigte Minimum an Nährstoffen enthält, was übli­ cherweise der Fall ist. Wird der Schlafmohn von Mohnbrand oder Wurzelfäulnis heimgesucht, liegt das meist an einem falsch gewählten Standort oder unsachge­ mäßer Pflege. Potenzielle Schädlinge von P. somniferum sind Blattläuse, Mehltau und Schnecken. Der Anbau des Schlafmohns unterliegt in Deutschland der Genehmigungspflicht. Die Erfah­ rung zeigt jedoch, dass ein paar wenige Pflanzen, die aus ethnobotanischem Interesse und nicht zu Heil- oder Rauschzwecken im Garten kultiviert werden, in aller Regel geduldet werden. Schließlich gedeiht die Pflanze auch heute noch in zahlreichen Bauerngärten.   Ausgewählte Bezugsquellen für Mohn-Saatgut Asklepios Seeds • Azarius • Magic Garden Seeds • Rühlemanns

PRAXISTIPP  MOHNSAMEN-ERNTE Wenn sich auf dem Deckel der Samenkapsel kleine Löcher

KEVIN JOHANN, geboren 1987, ist Erziehungswissenschaft­

bilden, dann ist der Reifeprozess abgeschlossen und die

ler, Sozialpädagoge/-arbeiter, passionierter Hobbygärtner

Samen können geerntet werden. Für kleine Mengen wird

sowie freischaffender Autor und Forscher zu den Themenbe­

einfach der Deckel vorsichtig entfernt, worauf die Samen

reichen Pflanzenkunde/Ethnobotanik, Psychonautik und

mit den Fingern aus dem Inneren der Kapsel herausge­

geistbewegendes Wissen. Seit über 10 Jahren beschäftigt er

nommen werden können. Bei größeren Mengen empfiehlt

sich intensiv mit ganzheitlich spirituellen Selbst- und

es sich, die Stängel in einer Länge von etwa 25 cm

Naturerfahrungen, unter anderem mit Pflanzenmeditatio­

abzuschneiden, zu bündeln und über einem Auffangbe­

nen. Sein Buch Der Schamanen­garten ist 2016 im Nacht­

hältnis fest auszuschütteln.

schatten Verlag erschienen.

Literatur De Quincey, Thomas (2011): Bekenntnisse eines englischen Opiumessers. Paderborn: Outlook Verlag (Originalausgabe aus dem Jahre 1822).Johann, Kevin (2016): Der Schamanengarten – Über die Anzucht und Verwendung geistbewegender Ritualpflanzen. Solothurn: Nachtschatten Verlag. Pieper, Werner (1997): Die Geschichte des O. Opiumfreuden – Opiumkriege. Löhrbach: Werner Piepers Medienexperimente. Rätsch, Christian (1998): Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Aarau: AT Verlag.Rätsch, Christian / Müller-Ebeling, Claudia (2003): Lexikon der Liebesmittel. Aarau: AT Verlag.


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MEDIATHEK

Stimulanzien-­ Übersicht Auf 170 Seiten bietet dieses Büchlein einen ersten Überblick über Stimulanzien vom Amphetamin-Typ, auch wenn der Titel des Buchs ein wenig irreführend ist. Denn Ecstasy gehört ohnehin zu den Methamphetaminderivaten, von den «Designerdrogen» wird gerade mal Mephedron kurz gestreift, und eine Übersicht über diverse Stoffklassen der Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS) findet sich einzig in einem Mini­ absatz und mit einer fehlerhaft beschrifteten Grafik («Piparezine, Phenthylamine» = Piperazine, Phenethylamine). Trotzdem bietet das Buch eine gute Einführung in Stimulanzien vom Amphetamin-Typ und wiederholt nicht, wie sonst üblich, altbekannte Märchen (z. B. die Legende von MDMA als Appetitzügler). Mit interessanten Fallbeispielen.

Jörg Daumann, Euphrosyne GouzoulisMayfrank: Amphetamine, Ecstasy und Designerdrogen. Kohlhammer Verlag 2015. ISBN: 978-3-170-23359-1

Die Abenteuer eines Schweizer Hanfpioniers

Bernard Rappaz: Der Pionier. Die abenteuerliche Lebens­ geschichte eines Hanfrebellen. Nachtschatten Verlag 2016. ISBN 978-3-03788-397-6

Bernard Rappaz ist ein echter Hanfpionier. Zu Zeiten, in denen die Prohibition noch härter gegen Cannabisliebhaber vorzugehen pflegte, hat er sich schon für einen normalen Umgang mit der vielseitigen Hanfpflanze eingesetzt – und ist dafür im Knast gelandet. Als politischer Gefangener. Mit Protestaktionen wie Hungerstreiks sorgte Rappaz für öffentliches Aufsehen. Die abenteuerliche Lebensgeschichte dieses Pioniers ist in vorliegendem, aus dem Französischen übersetzten Werk dokumentiert. Packend, lesenswert und inspirativ.

Volksdrogen Nr. 1 Dieses gewichtige Fachbuch behandelt die beiden wichtigsten Alltagsdrogen unserer Gesellschaft. Die Kulturgeschichte sowohl von Tabak wie von Alkohol ist äußerst interessant; man erkennt dabei Parallelen zur Geschichte anderer Substanzen. Ob Prohibition und Verbot, Genuss und Hedonismus, Sucht und Abhängigkeit, Heilung und Krankheit – die Volksdrogen haben die Menschheit auf der ganzen Welt nachhaltig beeinflusst. Das Buch behandelt darüber hinaus zahlreiche andere Aspekte dieser Drogen, z. B. Pharmakokinetik, Wirkweisen, Diagnostik und Prävention. Lesenswert!

Manfred V. Singer et al.: Alkohol und Tabak. Georg Thieme Verlag 2010. ISBN: 978-3-13146-671-6


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MEDIATHEK

Bunter Mix mit Fehlern Aufgemacht im Under­ ground-Selfmade-Style, bringt das Drogen-Handbuch jede Menge Infos zu gängigen Substanzen und Pflanzen. Leider gibt es Falschschreibungen von relevanten Begriffen (z.B. «Canabis» mit einem n) und die Einordnung von völlig verschiedenen Substanzen unter irre­führenden Kapitelüberschriften, beispielsweise finden sich Opium, Kokain, Lachgas und andere Psychoaktiva unter «Fliegenpilz und Co». Mehr als 40 Seiten zum Thema Anabolika passen zudem überhaupt nicht in ein Buch über Rausch- und Genuss­ drogen.

Dieter Schumacher: Das Drogen-Handbuch. Bohmeier Verlag 2007. ISBN: 978-3-89094-440-1

Geschichte der DMT-Kultur Dieses knapp 500 Seiten starke Buch hat es in sich: Graham St John aus Australien ist Kulturanthropologe mit Spezialisierung auf Entheogene und Psychedelika und präsentiert mit diesem Band eine hervorragende umfassende Darstellung der soziokulturellen Genese des Psychedelikums Dimethyltryptamin (DMT). Was ist DMT und seit wann und wo wird es visionär gebraucht? Wie verlief die «entheogene Evolution» bisher? Was hat es mit der menschlichen Zirbeldrüse auf sich? Und gibt es tatsächlich Entitäten, die man in der «DMT-Welt» treffen kann? Das Buch ist bisher nur als englische Originalausgabe greifbar, mit einem Vorwort von Dennis McKenna. Absoluter Geheimtipp!

Graham St John: Mystery School in Hyperspace – A Cultural History of DMT. Evolver Editions (North Atlantic Books) 2015. ISBN: 978-1-58394-732-6

Amphetamine in Theorie und Praxis Sachkundige, aus dem Englischen übersetzte wissenschaft­liche Abhandlung über Amphe­tamin­ derivate (inklusive MDMA) und Analoga (Methyl­phenidat). Was sind Amphetamine? Und welchen Nutzen haben sie? Erklärungen zur Chemie, zur medizinischen Verwendung, zur Amphetamin­ psychose und auch zur Nutzung im Untergrund. Das Buch dürfte durchaus noch umfangreicher sein.

Leslie Iversen: Speed, Ecstasy und Ritalin. Hans Huber 2009. ISBN: 978-3-456-84519-7


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D er Kl as si ke r

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Psychedelische Philosophie Psychedelika, Illuminaten, Ufos, Unsterblichkeit, Tim Leary, Aleister Crowley, die Zahl 23, Meditation, die DNS, Quantenphysik und der Aufstieg des Menschen zu den Sternen mittels Bewusstseinserweiterung: Das sind nur einige der Themen im Kultklassiker von Robert Anton Wilson, der durch seine Illuminatus!-Trilogie bekannt wurde. Der Ende der 70er erschienene und von Sphinx-Verleger Dieter Hagenbach (siehe Nachruf auf Seite 79) hervorragend übersetzte «Cosmic Trigger» hat ganze Generationen von Psychonauten, Querdenkern, Philosophen und Visionären geprägt – und ist nach wie vor ein wahrer Leckerbissen für Psychedeliker! Leider ist es heute nur noch antiquarisch erhältlich. Robert Anton Wilson: Cosmic Trigger. Sphinx Verlag 1979, ISBN: 3-85914-201-1 In diversen Ausgaben (u. a. Rowohlt, Phänomen) erschienen.

Heilsteine für Psychonauten Die psychonautische und auch die schamanische Weltsicht umfassen nicht nur die Beschäftigung mit psychoaktiven Molekülen, sondern widmen sich außerdem zahlreichen wissenschaftlichen, spirituellen und philosophischen Aspekten der Verflechtungen unseres Lebens, Strebens und Wirkens. In jeder schamanischen Kultur finden sich auch mannigfaltige Assoziationen zu Edelsteinen und Mineralien. Dieses Kultbuch von Michael Gienger bietet auf 446 Seiten eine ausführliche, adäquate und interdisziplinäre Einführung in über 110 wichtige Heilsteine der Welt. Bereits in der 19. Auflage lieferbar. Tipp der Redaktion!

Ì

Michael Gienger: Die Steinheilkunde. Neue Erde Verlag 1995/2014. ISBN: 978-3-89060-648-4

DV D   Ruhiger

und doch schräger Burroughs

Naked Lunch, der Roman des brillanten US-amerikanischen Schriftstellers der Beat-Generation William S. Burroughs, ist eine autobiografisch angehauchte Erzählung von Weltrang, die längst Kultstatus erreicht hat. Burroughs widmete sich zeitlebens den Drogen, der Philosophie und der Gesellschaftskritik, was er im Buch literarisch kunstvoll aufgearbeitet hat. David Cronenbergs gleichnamiger Film von 1991 ist keine direkte Verfilmung der Erzählung, sondern «dokumentiert» auf künstlerisch-­ psychedelische Weise den fiktiven Entstehungsprozess von Burroughs’ Text. Eine durchweg eher ruhige und narrative Verfilmung, die immer wieder oft als «Horrortrips» erlebte Rauscherfahrungen mit der subjektiven Realität des Protagonisten verquickt. Künstlerisch anspruchsvoll, schräg und abgefahren. David Cronenberg: Naked Lunch – Nackter Rausch. Studiocanal, CA /BG/JP, 115 Min. Als DVD und BlueRay-Disc erhältlich. FSK ab 16 Jahren.


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LIFESTYLE

«Out of the brain, into the body» Der Techno-DJ Abu.Id lebt auf der Kanaren­insel La Gomera. I N T E RV I E W

Markus Berger

Du kreierst psychedelische DJ-Sets, die dein Publikum nächtelang verzaubern. Was ist deine Intention als psychonautischer DJ? 
 «Good Vibes Music from La Gomera» ist der Untertitel meines Soundcloud-Kanals – und das ist Programm. Unter Good Vibes Music verstehe ich alles, was dich trägt, inspiriert, animiert, ein Wohlgefühl aufkommen lässt und vor allem den ständigen Strom der Gedanken anhält, sodass du ins Schweben kommst und richtig tief eintauchen und genießen kannst. Kurz gesagt: «Out of the brain, into the body», dann kommt der Rest von selbst.
 Geht es dir ausschließlich um den Spaß an der Sache oder hast du eine Botschaft? Es geht nicht nur um Spaß, sondern darüber hinaus um die Verbindung mit dir selbst. Es ist eine der stärksten Meditationen, diese Sets sowohl zu kreieren als auch dazu zu schwingen. Dieses vollkommen natürliche Schwingen zum Sound verbindet uns mit allem, was ist, denn: Nada brahma, alles schwingt! Welche Musikstile verquickst du am liebsten? 
 Musikstile sind sehr wandelbar und ungenau. 2016 versteht man unter Minimal oder Deephouse oder auch Trance etwas anderes als noch vor fünf

Spielt wandelbaren Techno: DJ Abu.Id aka Torsten Simmert. F oto: zvg

Jahren. Ich halte nicht viel von Kategorisierungen, die kommen aus dem Kopf. Meine Selektionen erfolgen ausschließlich nach der Art des Energiefeldes, das diese Musik erschaffen kann; es geht darum, was man fühlt, wie sie funktioniert und nicht danach, wie der Verstand diese Musik bezeichnen würde. So gesehen ist fast alles Techno, was ich spiele. Diesen Sommer liebe ich besonders den sogenannten Ethereal Techno, der von Labels wie Steyoyoke, Definition, Selador und einigen anderen etabliert wurde und im Moment viele Künstler inspiriert. Er zeichnet sich aus durch Mystik, Deepness und treibende Sechzehnteltriolen, die sich subtil im Hintergrund aufbauen, und natürlich durch den

«Energien und Sounds, die zum richtigen Zeitpunkt ineinander morphen» massiven Einsatz von modulierten Vintage-Synthesizern. Letztendlich aber leben vor allem meine längeren Sets von der Fusion verschiedenster Energien und Sounds, die zum richtigen Zeitpunkt ineinander morphen. Seit wann bist du als DJ unterwegs und wie kamst du zur Musik? 
 Mit 12 Jahren hörte ich schon Disco-Platten, und als ich 13 war (1976), schenkten mir meine Cousins ihren Kassettenrecorder mit allen Tapes. Ich }


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LIFESTYLE «Out of the brain, into the body» tauschte meine Matchbox-­ Sammlung gegen meinen ersten Verstärker und baute mir Boxen mit Lautsprechern vom Sperrmüll, so fing alles an. Mit einem Freund machte ich Schuldisco

«Im besten Fall werden wir alle in mancher Nacht eins.» A b u . I d und Privatpartys. Mit 16 gründete ich eine Band, aber erst 1996 erwischte mich die Techno-/ Trance-Welle total. Ich ließ die Rockmusik hinter mir und kaufte mir zwei Technics-­ Plattenspieler, die ich heute noch habe und zuhause oft genieße. Hier auf La Gomera, dieser speziellen Insel mit ihrer

Fortsetzung von Seite 67

magischen Energie und ihrem bunten Mix an Kulturen, hat sich mein Verständnis für Musik und ihre Wirkung so weiterentwickelt, dass ich immer besser verstehen und vor allem fühlen lernte, auf was es wirklich ankommt. Dafür bin ich sehr dankbar. Wie stehst du selbst zur Psychonautik? 
 Psychonautik ist ein mächtiges Tool und ein Weg, wie du einmal so schön sagtest, das eigene geistige Betriebssystem mit allem Datenmüll wieder in den Urzustand zu versetzen. Psychedelische Erfahrungen haben auch mir das Tor aus der Illusion geöffnet und tun es

immer wieder. Ich meine damit aber keinen Spaß-/Party-Use, sondern rituellen Gebrauch. Wie wichtig sind dir als DJ die Gemeinschaft und die Vibes aus dem Publikum? 
 Mir ist die Verbindung zum Tribe, zu den Leuten vor mir, superwichtig. Sie sind ein ebenso wichtiger Faktor für ein gelungenes Event wie die Künstler, das Soundsystem und natürlich der Ort. Im besten Fall werden wir alle in mancher Nacht eins. Und Leute, lasst bitte die Phones zuhause oder im Gepäck, wenn ihr tanzen geht. Smartphones sind Partykiller! And then ... close your eyes, feel the music and fly away!

Zauberwald Psychedelische Kleidung und Merchandise-­Artikel gibt es auf Festivals in Hülle und Fülle. Im Internet ist das Angebot an exklusiven Schmankerln aber eher rar gestreut. Der Etsy-Shop «Im Zauberwald» stellt da eine Ausnahme dar. Hier finden Psychonauten, die Leidenschaft und Lebensstil gern nach außen tragen und zeigen, eine reichhaltige Auswahl an psychedelischen «Lebensmitteln»: Patches, Shirts, Taschen, Bilder, Jacken und mehr. Vorbeischauen lohnt sich!

Weedmaps Aufstrebende US-Internetplattform und -datenbank, um Medical-Cannabis-Unternehmen, Ärzte, Dispensarys und andere Hotspots der Cannabisbewegung zu finden. Sie ist bisher vor allem an den USA und Kanada ausgerichtet, will aber künftig weltweit agieren, vor allem in Europa. Neben der Website gibt es bereits eine eigene Weedmaps-App für iOS / Android und einen Youtube-­Kanal.

SHOCK! Magazine Das legendäre LSD-Magazin SHOCK! aus den Sechziger­ jahren ist zurück – und bald als restaurierte Reprint-Ausgabe verfügbar. SHOCK! war ein Magazin, das «im Dunstkreis von Timothy Leary durch Fitz H. Ludlow ins Leben gerufen wurde», wie es der Herausgeber auf seiner Website formuliert.

www.etsy.com/de/shop/ImZauberwald

www.weedmaps.com

shockmag.blogspot.ch/p/blog-page


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B L ÄT T E RWA L D #2

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Magazine, die wir vermissen

Im Sinne der psychonautischen Vernetzung präsentiert Lucy’s an dieser Stelle regelmäßig eine Übersicht über andere deutschsprachige Magazine im psychoaktiven Sektor. Diesmal widmen wir uns eingestellten Zeitschriften, denen nachzutrauern sich lohnt. integration - zeitschrift für geistbewegende pflanzen und kultur Dieses von herman de vries, Wolfgang Bauer, Jonathan Ott, Martin Hanslmeier und anderen herausgegebene Magazin im DIN-A4-Format erschien im Bilwis-Verlag, Eschenau, von 1991 bis 95 mit genau sechs Ausgaben (in fünf Bänden), bevor es von der Bildfläche verschwand. Die liebevoll aufgemachten Hefte stecken voller inhaltlicher Schätze, die sich um den psychedelischen Lebensweg, die psychoaktiven Wissenschaften und psychonautische Kultur ranken. Die Hefte sind echte Raritäten und nur noch antiquarisch erhältlich. Sphinx Magazin Diese Zeitschrift, die von Dieter Hagenbach aus Basel redaktionell betreut und herausgegeben wurde, erschien von 1977 bis 1986 und wagte als eines der ersten

deutschsprachigen Periodika die unvoreingenommene und vorurteilslose Schau auf psychoaktive Substanzen und Zustände erweiterten Bewusstseins. Dabei verknüpfte Hagenbach mit seinem wechselnden Autorenteam die subversive Weltsicht mit gesellschaftskompatiblen Visionen für eine bessere Zukunft. Entheogene  Autor und Forscher Bert Marco Schuldes (1955–2012) gab von 1991 bis 1996 dieses am Kopierer entstandene Fanzine, ein Forum von und für Psycho-

nauten, heraus. Vorbild war die US-amerikanische Zeitschrift The Entheogen Review (1992–2008), die ebenfalls als Plattform zum Austausch für die psychonautische Bewegung fungierte und erst von Jim DeKorne und später von David Aardvark (Pseudonym) betreut und produziert wurde. In der nächsten Lucy‘s-Ausgabe werden wir einen Blick auf die eingestellten amerikanischen Zeitschriften werfen. Entheogene Blätter  Dieses von Hartwin Rohde initiierte

und herausgegebene Magazin erschien von 2002 bis 2007 mit 22 Ausgaben und war der Nachfolger von Bert Marco Schuldes’ Entheogene (siehe oben). Die Zeitschrift vereinte Autoren wie Christian Rätsch, Jochen Gartz, Torsten Passie, Giorgio Samorini u.a. Lucy‘s-Chef­redakteur Markus Berger war neben Herausgeber Rohde ständiges Mitglied der Redaktion; zusammen riefen sie 2003 die Berliner Kongress­reihe Entheovision (2003–2013) ins Leben. www.entheogene.de

SOUNDCLOUD TIPP Der DJ ChristianSon aus Hamburg spielt «Southern Sounds», wie er es selbst nennt, und betreibt einen geradezu sensationellen Soundcloud-­ Kanal. Wer auf deepe, fette, psychedelische und melodiöse, aber auch mal minimal-monotone und stets kunstvoll arrangierte House-­Musik steht, wird bei ChristianSon (bürgerlich Christian Schmitt) bestens bedient. Eines seiner Sets hat er sogar nach dem Groove unseres Magazins konzipiert und benannt. Er schrieb uns dazu: «So stelle ich mir eine Lucy vor. Offen, unaufgeregt, sich selbst treu, cool, doch man spürt in jedem Moment ihre Lust zur Emotionalität und zum Abenteuer.» Und das Ding groovt wirklich richtig! soundcloud.com/christian-15 Anspieltipp «Lucy‘s Groove»: soundcloud.com/christian-15/lucys-groove-may-2016


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Safer Use

Foto: Istockphoto

Ein Ratgeber zu risikoarmem Verhalten (III)

Die Zusammensetzung von Substanzen kennen TEXT

Alex Bücheli

E

ine risikoarme Haltung ist wichtig beim Konsum psychoaktiver Substanzen. Im ersten Teil dieser Reihe wurden die Ebenen einer risikoarmen Haltung in ihren Grundzügen vorgestellt (B ücheli 2015), im zweiten Teil ging es um das «Drug, Set und Setting»-Konzept, das um die Ebenen vor, während und nach dem Konsum erweitert wurde (Bücheli 2016). Nun liegt der Fokus auf der Ebene Drug: Kennt man die Zusammensetzung einer Substanz vor dem Konsum, hilft dies, unnötigen Risiken aus dem Weg zu gehen. Substanzzusammensetzung Dieses Thema ist geprägt von vielen Mythen. Wer hat nicht schon von Strychnin im Kokain oder anderen potenziell

tödlichen Streckmitteln gehört? Akut toxische Streckmittel tauchen allerdings nur sehr selten auf. Man sollte sich durch Mythen also nicht verunsichern lassen. Dennoch sind verlässliche Informationen zur Zusammensetzung einer Substanz äußerst wichtig. Denn bei psychoaktiven Substanzen handelt es sich (mit Ausnahme von Cannabis) immer um potenzielle Gifte. Die Dosis, also die eingenommene Wirkstoffmenge, ist entscheidend dafür, wie toxisch ein Substanzkonsum tatsächlich ist. Die Beimischung psychoaktiver Streckmittel stellt ein weiteres Risiko dar, wobei nicht alle Streckmittel das Risiko erhöhen. Häufig handelt es sich dabei um nicht psychoaktive Substanzen wie Milchzucker (Lactose), Dextrose oder Mannitol


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Kokain Ø Gehalt

Range

Wirkung

Risiken (Nebenwirkungen)

71,7% Kokain*HCl

0,1–99%

Unterdrückung von Müdigkeit, Hunger und Durst, Euphorie, Gefühl erhöhter Leistungsfähigkeit, stark gesteigertes Selbstvertrauen, Rede- und Bewegungsdrang, Unruhe, Wegfall von Hemmungen und Ängsten, erhöhte Risikobereitschaft, verminderte Kritikfähigkeit

Hochdosiertes Kokain: ab ca. 70% Reinheit = ungewollte Überdosierung, starke Belastung für den Herzkreislauf, erhöhte Gefahr eines Herzinfarkts oder Hirnschlags, psychische Überlastung durch die starke Stimulation, Herzklopfen, Pulsrasen und überdurchschnittlich lange Wirkungsdauer

Streckmittel

Anteil*

Levamisol

74,7%

Leicht stimulierend; wirkungsverstärkend

Übelkeit, Durchfall, allergische Reaktionen, Störungen des Nervensystems (Taubheitsgefühl bis Bewusstlosigkeit, starke Müdigkeit), Sprechprobleme, Schwächung des Immunsystems bei regelmäßigem Konsum. Absterben von Hautarealen (Nekrosen) möglich, evtl. verminderte Denkleistung. Abbau (Metabolisierung) zu Aminorex -> im Extremfall tödlicher Lungenhochdruck

Phenacetin

10,9%

Schmerzstillend, fiebersenkend und entspannend, hochdosiert (oder in Kombination mit Koffein) stimulierend und euphorisierend; Wirkungsverstärkung

Schläfrigkeit, Schwindel, Verwirrtheit, bei häufigem hochdosiertem Konsum und in Kombination mit anderen Schmerzmitteln stark nierenschädigend (Phenacetin-Niere), erhöhtes Risiko von Harnleiter- und Blasenkrebs (karzinogene Wirkung)

Lokalanästhetika

10,1%

Lokale örtliche Betäubung; Vortäuschen der kokaintypischen Wirkung

Schmerzunempfindlichkeit, Toleranzbildung, gespritzt Herz-Rhythmus-Störungen

Koffein

8,0%

Stimulierend; Wirkungsverstärkung

Nervosität, Kopfschmerzen, Austrocknen (Dehydration), verlängerte Wirkdauer

Hydroxyzin

2,3%

Sedierend, krampf- und angstlösend, Dämpfung der kokaintypischen Unruhe

Übelkeit, Müdigkeit, Mundtrockenheit, Fieber, Schwindel, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Verwirrtheit, Halluzinationen, erhöhte Schweißbildung, niedriger Blutdruck oder beschleunigter Herzschlag

Diltiazem

0,6%

Blutdrucksenkend; Unterdrückung des kokaintypischen Bluthochdrucks

Appetitlosigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Schwächegefühle, Müdigkeit, Verlangsamung des Herzschlages, Herzrhythmusstörungen, allergische Reaktionen, Übelkeit, Schwellung des Gewebes und der Lymphknoten

Neben den bekannten Kokainnebenwirkungen stellen die im Kokain überdurchschnittlich häufig auftretenden psychoaktiven Streckmittel ein Risiko dar. 2014 enthielten in der Schweiz 80,1 % aller bei Drug-Checkings analysierten Kokainproben mindestens ein psychoaktives Streckmittel (Bücheli, Menzi 2016). Neben den Streckmitteln stellt der stark schwankende Wirkstoffgehalt von 0,1–99 % ein oft unterschätztes Konsumrisiko dar. Je höher der Wirkstoffgehalt, desto größer die Gefahr einer ungewollten Überdosis. Vor allem die Beimischung von

(Cole & al. 2010). Die Erfahrung zeigt, dass Streckmittel durchaus bewusst gewählt werden. Entweder verhalten sie sich chemisch ähnlich wie die zu streckende Substanz (wie Levamisol im Kokain) oder sie führen zu einer Wirkungsverstärkung (wie Koffein beim Amphetamin). Mit Ausnahme von Pflanzenmaterialien wie Cannabis handelt es sich bei psychoaktiven Substanzen immer um eine

Levamisol bedeutet ein schwer abschätzbares Konsumrisiko. Wenn man sich körperlich geschwächt fühlt, schneller krank wird oder sich langsamer von Verletzungen erholt, kann dies eine Folge des Levamisols sein. Dieser Zustand normalisiert sich nach mehrwöchiger Abstinenz. Ist das nicht der Fall, sollte man einen Arzt aufsuchen. Wer regelmäßig Kokain konsumiert, sollte sich periodisch einem medizinischen Gesundheitscheck unterziehen, damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen rechtzeitig erkannt werden können.

Mischung, die sich aus dem Wirkstoff, den Streckmitteln, der Trägersubstanz (und allenfalls noch Tablettierungsmitteln) zusammensetzt. In den letzten Jahren beobachtete man in Europa eine generelle Zunahme des Wirkstoffgehalts. Vor allem bei XTC-Tabletten nahm der Anteil an MDMA pro Tablette zu. Eine ähnliche Tendenz ließ sich bei den in Drug-Checkings analysierten }


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SAFER USE

Speed Ø Gehalt

Range

Wirkung

Risiken (Nebenwirkungen)

44,3% Amphetaminsulfat (2015)

0,1 bis 98,6%

Freisetzung der körpereigenen Leistungsdroge Noradrenalin, Steigerung des Selbstwertgefühls durch die Ausschüttung von Dopamin. Unterdrückung von Hunger und Schlafbedürfnis, Gefühl erhöhter Leistungsfähigkeit, erhöhte Risikobereitschaft, unterdrücktes Schmerzempfinden, Euphorie und gesteigerter Rededrang (Laberflash)

Hochdosiertes Amphetamin (Gefahr ungewollter Überdosierung ab ca. 40% Reinheit), Nieren- und Leberversagen, starke Belastung für Herz-Kreislauf bis hin zu Kreislaufversagen, erhöhte Herzinfarkt- und Hirnschlag-Gefahr, Halluzinationen, psychische Überlastung aufgrund starker Stimulation, Herzrasen und überdurchschnittlich langer Wirkungsdauer

Streckmittel

Anteil*

Koffein

57,3%

Stimulierend, in hohen Dosen (300–600 mg) Euphorie; Wirkungsverstärkung

Nervosität, Kopfschmerzen, Austrocknen (Dehydration)

Syntheseneben­ produkte (z.B. DPIA)

38,9%

Keine psychoaktive Wirkung, Ausnahme: DPIA, das hochdosiert leicht stimulierend wirkt.

Wenig Information zu den tatsächlichen Risiken vorhanden

Phenylaceton

10%

Keine psychoaktive Wirkung; wird sowohl als Synthesegrundlage als auch als flüssiges Streckmittel (Paste) verwendet

Toxisch, leicht entflammbar, reizt die Haut, sollte nicht in Berührung mit Schleimhäuten kommen

4-Methylamphetamin

4%

Stimulierend und euphorisierend; Wirkungsverstärkung

Nervosität, Herzrasen, bei hohen Dosen potenziell lebensgefährliche Serotoninvergiftung (Serotonin­ syndrom)

Isopropylalkohol

Nicht erfasst

Keine psychoaktive Wirkung bekannt; wird als flüssiges Streckmittel verwendet

Übelkeit, Müdigkeit, Mundtrockenheit, Fieber, Schwindel, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Verwirrtheit, Halluzinationen, erhöhte Schweißbildung, niedriger Blutdruck, beschleunigter Herzschlag

4-Fluoramphetamin

-

Stimulierend, leicht empathogen; Wirkungsverstärkung

Euphorie, Nervosität, gesteigerter Puls

Amphetamin (Speed)  Abgesehen von den bekannten Nebenwirkungen stellen der variierende Amphetamingehalt, Synthese­nebenprodukte und psychoaktive Streckmittel ein zusätzliches Risiko dar. 2014 enthielten 81 % aller in der Schweiz in Drug-Checkings analysierten Amphetaminproben mindestens ein psychoaktives Streckmittel (B ücheli , M enzi 2016). Zudem ist der sehr unterschiedlich ausfallende Wirkstoffgehalt (von 0,1 bis 98 %) ein oft unterschätztes Konsumrisiko. Je höher der Wirkstoffgehalt, desto größer die Gefahr einer ungewollten Überdosis. Der stark schwankende Wirkstoffgehalt stellt ein schwer abschätzbares Konsumrisiko

Amphetamin- und Kokainproben beobachten (Brunt et al. 2016). Ein höherer Wirkstoffgehalt bedeutet tendenziell höhere Reinheit und weniger Streckmittel. Doch auch hochdosierte Proben weisen immer wieder psychoaktive Streckmittel auf. Der Wirkstoffgehalt lässt sich ebenso wie allenfalls enthaltene Streckmittel nicht sensorisch (anhand von Aussehen, Geruch und Geschmack) bestimmen. Durch das höhere Angebot an hochdosierten Produkten besteht daher zunehmend die Gefahr von unerwarteten Überdosierungen. Substanzen analysieren Bei legalen Produkten wie Alkohol sind der Wirkstoffgehalt und die

dar. Amphetamin sollte immer vorsichtig dosiert werden, vor allem bei nicht getesteten neuen Lieferungen. Falls die Probe einen hohen Wirkstoffgehalt aufweist, sollte man den Stoff vor dem Konsum mit einem nicht psychoaktiven Streck­ mittel verschneiden, um risikoärmer dosieren zu können. Sogenannte Amphetaminpasten müssen vor dem Konsum sorgfältig getrocknet werden; es handelt sich dabei nicht, wie oft angenommen, um die flüssige Base, sondern um Sulfat, das mit einem flüssigen Lösungsmittel (z.B. Isopropylalkohol oder Phenylaceton) versetzt wurde. Diese Lösungsmittel sind nicht nur toxisch, sie reizen zudem auch die Schleimhäute.

Zusammensetzung auf dem Produkt deklariert. Bei illegalen Substanzen fehlt diese Deklaration; deshalb kann man in Holland, einigen Regionen der Schweiz, in Spanien, Portugal, Frankreich, Belgien, Luxemburg und Österreich psycho­ aktive Substanzen im Rahmen von Drug-Checking-Angeboten analysieren lassen (Cousto 2015). Befindet sich ein Drug-Checking-Angebot in der Nähe, sollte man es nutzen. Es ist sinnvoll, jede «Lieferung» vor dem Konsum analysieren zu lassen, damit man die Dosis individuell anpassen kann – an den Körper, das Geschlecht und die Erwartungen an die Nacht. Das Einsenden von Substanzen zur Analyse }


Luc y’s Rau sch Nr. 4

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MDMA Ø Gehalt

Range

Wirkung

Risiken (Nebenwirkungen)

119,7 mg MDMA*HCl (2015)

4 bis 300 mg MDMA

Hunger- und Durstgefühl sind reduziert, Wachheit und Aufmerksamkeit erhöht, Körpertemperatur und Blutdruck steigen an. Leichtes und wohliges Körpergefühl. Seh- und Hörvermögen verändern sich, Berührungen und Musik werden intensiver empfunden, Hemmungen werden abgebaut, Kontaktbedürfnis und Empathie nehmen zu

Übelkeit, Brechreiz und erhöhter Blutdruck. Herz, Leber und Nieren werden stark belastet. Gefahr ungewollter Überdosierung (durch XTC-Tabletten mit einem MDMA-Gehalt von über 120 Milligramm). Halluzinationen, Kieferkrämpfe, Augen- und Nervenzucken bis hin zu Krampfanfällen. Die Körpertemperatur steigt bei Überdosierungen stark an = erhöhte Dehydrationsgefahr

Streckmittel

Anteil

Koffein

4,6%

Stimulierend; Wirkungsverstärkung

Nervosität, Kopfschmerzen, Austrocknen (Dehydration)

Amphetamin

2,3%

Stimulierend; Wirkungsverstärkung

Siehe Amphetamin. Die Kombination von Amphetamin und MDMA führt zu einer hohen Dopamin- und Serotoninkonzentration im Gehirn; hohe Belastung für Herz-Kreislauf und ein erhöhtes Risiko für Hirnschäden

Syntheseneben­ produkte

3,8%

Meist keine psychoaktive Wirkung; unsachgemäße Synthese

Zu Risiken und Wechselwirkungen zwischen Synthese­ nebenprodukten und MDMA liegen keine Informationen vor

PMA, Paramethoxy­ amphetamin

-

Stimulierend, halluzinogen, anfangs alkohol­ ähnlich, später Halluzinationen und milde Euphorie; Vortäuschen einer XTC-typischen Wirkung

Die wirksame PMA-Dosis (ab 10 mg) ist viel geringer als bei MDMA, d.h. Gefahr der Überdosierung durch Nachspicken. Abrupter Anstieg von Blutdruck und Körpertemperatur. Pulsrasen, schnelle und schwere Atmung, Muskelkrämpfe. Übelkeit /Erbrechen und Gehirnblutungen. Infolge hoher Körpertemperatur (40 Grad) und Bluthochdruck Gefahr von Bewusstlosigkeit, Organversagen, Koma bis zum Tod!

PMMA, Paramethoxymethamphetamin

-

Wie PMA, Dosierung etwas höher (ab 30 mg)

Ähnlich wie bei PMA, aber weniger ausgeprägt. MDMA-übliche Dosierungen von PMMA können lebensgefährlich sein.

XTC-Tabletten (MDMA in Tablettenform) Abgesehen von den bekannten Nebenwirkungen stellen der variierende MDMA-Gehalt sowie die psychoaktiven Streckmittel und Synthesenebenprodukte ein Risiko dar. 2014 enthielten 25 % aller in der Schweiz in Drug-Checkings analysierten XTC-Proben ein psychoaktives Streckmittel (B ücheli , M enzi 2016). Aktuell tauchen vermehrt hochdosierte Tabletten auf dem Markt auf. 2014 enthielten 28 % der analysierten XTC-Tabletten mehr als 120 mg MDMA. Der Wirkstoffgehalt betrug 4–300 mg MDMA (B ücheli , M enzi 2016). Je höher der MDMA-Gehalt pro Tablette, desto größer die Gefahr einer ungewollten Überdosis. Der stark schwankende Wirkstoffgehalt bedeutet ein schwer abschätzbares Konsumrisiko. Sind Inhaltsstoffe und Wirkstoffgehalt der XTC-Tablette unbekannt, sollte man nur eine halbe Tablette einnehmen und danach mindestens 2 Stunden warten, bevor man eventuell nachdosiert. Ist der Wirkstoffgehalt bekannt, sollte die Dosis maximal das 1,5-fache des Körpergewichts in mg MDMA (bei

Frauen das 1,3-fache) betragen. Mehr als zweimal nachdosieren bringt wenig, da 80% des verfügbaren Serotonins bei einer solchen Dosis ausgeschüttet werden und Serotonin im Gegensatz zu den Stresshormonen nur begrenzt im Körper vorhanden ist. MDMA-Pulver MDMA in Pulver-oder Kristallform erfreut sich in den letzten Jahren einer zunehmenden Beliebtheit. Der durchschnittliche Wirkstoff­gehalt aller 2014 in DrugCheckings in der Schweiz analysierten MDMA-Pulver-­Proben lag bei 90% MDMA. Der Gehalt variierte von 46–99% MDMA. 11% der MDMA-Pulver-/Kristallproben enthielten mindestens ein psychoaktives Streckmittel, am häufigsten MDA (B ücheli , M enzi 2016). Selten enthielten die Proben kein MDMA; manchmal wurde es durch eine andere psychoaktive Substanz ersetzt (primär Cathinon). MDMA-Pulver sollte gleich dosiert werden wie XTC-Tabletten. Vor allem, wenn MDMA gedippt wird, kann es zu ungewollten Überdosierungen kommen. Es ist deshalb sinnvoll, das MDMA vor dem Konsum zu portionieren.


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SAFER USE

per Post ist nur bei Energycontrol in Spanien und Ecstasydata in Amerika möglich – mit dem Risiko, dass die Probe auf dem Weg zum Labor beschlagnahmt wird oder verlorengeht. Zunehmend bekannt sind Test-Kits für den privaten Gebrauch, sogenannte Marquis-Tests oder «EZ-Tests». Diese Schnelltests sind billig (10 Tests kosten ca. CHF /   EUR 20.–) und einfach in der Anwendung. Damit lassen sich aber nur eingeschränkte Aussagen zur tatsächlichen Zusammen-

Mit eztest lassen sich Substanzen identifizieren.  Foto: PD

setzung machen. Da diese Tests lediglich auf eine limitierte Anzahl Substanzen reagieren, benötigt man mehrere Reagenzien, und es kann sein, dass eine Substanz nicht entdeckt wird. Zudem sind nur mit viel Erfahrung Aussagen zur Reinheit /Dosis eines Produktes möglich. Dabei birgt gerade die unterschiedliche Reinheit oft ein größeres Risiko als die verwendeten Streckmittel. Schnelltests helfen, die Substanzzusammensetzung in Erfahrung zu bringen, sind aber nicht in jedem Fall zuverlässig. Um Schnelltests besser interpretieren zu können, kann man die im Internet (z.B. auf dancesafe.org) verfügbaren Farbtafeln nutzen und sich über aktuelle Substanzwarnungen und Trends informieren. Die Substanzzusammensetzung unterliegt zwar gewissen Schwankungen; die Drug-Checking-Resultate der letzten Jahre zeigen jedoch, dass die Zahl der verwendeten Streckmittel relativ stabil bleibt. Die Tabellen zeigen Informationen zum durchschnittlichen Wirkstoffgehalt, dessen Schwan­ kungen (Range) und die am häufigsten auftauchenden psychoaktiven Streckmittel von Kokain, Ecstasy und Amphetamin, basierend auf den von

der Zürcher Jugendberatung Streetwork laufend veröffentlichten Drug-Checking-Resultaten (saferparty.ch). Wie erwähnt besteht nicht in allen Ländern oder Regionen die Möglichkeit zur Substanzanalyse. Glücklicherweise veröffentlichen Drug-Checking-­ Angebote wie Saferparty und Check-It Wien (check­ yourdrugs.at) einen Teil ihrer Analyseresultate. Selbst gleiche XTC-Tabletten mit dem selben Logo können sich in Bezug auf den MDMA-Gehalt oder die enthaltenen psychoaktiven Streckmittel unterscheiden. Kann die Substanz nicht getestet werden und gibt es keine verlässlichen Erfahrungsberichte dazu, helfen folgende Ratschläge, sich beim Konsum möglichst risikoarm zu verhalten: • Nie bei einer unbekannten Quelle kaufen! Ein privates Netzwerk ermöglicht Zugang zu vertrauenswürdigen Informationen und bietet zudem die Möglichkeit direkter Feedbacks. • Beim ersten Mal sollte man in jedem Fall eine kleinere Menge als üblich (z.B. eine halbe Tablette statt einer ganzen) konsumieren, da psychoaktive Substanzen unterschiedlich schnell wirken. • Mindestens zwei Stunden abwarten, bis man nachlegt; nicht in derselben Nacht nochmals nachlegen, da die Gefahr einer ungewollten Überdosierung besteht. Quellen: Brunt, T. M., Nagy, C., Bücheli, A., Martin, D., Ugarte, M., Beduwef, C., Ventura, M. (2016): Drug Testing in Europe: Monitoring Results of the Trans European Drug Information (TEDI) Project. Wiley Online Library • Bücheli, A. (2015): Safer Use – ein Ratgeber zu risikoarmem Verhalten. Lucy’s Rausch, Nr. 2, Solothurn • Bücheli, A. (2016) Safer Use – ein Ratgeber zu risikoarmem Verhalten (II). Lucy’s Rausch, Nr. 3, Solothurn • Bücheli, A., Menzi. P. (2016): Tätigkeitsbericht Safer Nightlife Schweiz 2014/2015. Infodrog. Bern • Cole, C., Jones, L., McVeigh, J., Kicman, A., Syed, Q., Bellis, M. A. (2010): A Guide to Adulterants, Bulking agents and other Contaminants found in illicit drugs. John Moore University Liverpool • Cousto, H. (2015): Drug-Checking: von A wie Amsterdam bis Z wie Zürich. Lucy’s Rausch, Nr. 1, Solothurn

ALEX BÜCHELI (M.A.) Seit 2001 in der Prävention und Schadensminderung im Freizeitdrogenbereich tätig. 2001–2015 zuständig für die Night­lifePräventionsangebote von saferparty.ch. Aktuell ist er aktiv für die Netzwerke Safer Dance Swiss, Safer Nightlife Schweiz und Safer Clubbing Schweiz sowie als freischaffender Berater für Prävention und Schadensminderung.

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ÜBERALL – BLOSS Bewusstseinserweiterung durch Technik? Ein kritischer Blick offenbart: Leider ist das Gegenteil der Fall.

TEXT

W

Rob erdo Rav al

er Wert auf gesunde Ernährung legt, sollte nicht nur darüber nachdenken, was er isst. Denn die Entscheidung darüber, was nur selten oder vielleicht gar nicht auf dem Speisezettel stehen sollte, ist genauso wichtig. Das Gleiche gilt für alle, die langfristige, alltagskompatible B e w u s s t s e i n s e r w e i te rung betreiben möchten, Raumgestaltung fürs Oberstübchen. Auch sie sollten sich fragen, was dafür geeignet und was eher kontraproduktiv ist. In diesem Sinne geht es im Folgenden ausnahmsweise nicht um Bewusstseinserweiterung, sondern gewissermaßen um Bewusstseinsverengung: um die Allgegenwart von Smartphones und die durch sie repräsentierte Allgegenwart von Sozialen Medien wie Facebook, Twitter oder Instagram. Wie fortgeschritten dieses Phänomen bereits ist, das brachte die Kolumne von Roger Liggenstorfer in der letzten Ausgabe trefflich-humorvoll auf den Punkt: Ein Großteil der Bevölkerung erfüllt mittlerweile die klassischen Kriterien einer Sucht. Für einen bewussten Lebensstil im Hier & Jetzt, dem wir uns hier im Heft ja immer wieder widmen, ist dies eine problematische Entwicklung. Wir treffen auf der Straße einen Nachbarn, den wir länger nicht gesehen haben. Mit leuchtenden Augen

erzählt er uns, dass seine Katze Junge bekommen hat. Das haben wir natürlich schon vor zwei Wochen durch seine begeisterten Postings auf Facebook erfahren. «Alle sind schwarz, nur ein Kätzchen ist schneeweiß!» Auch das ist uns dank der Videos und Fotos, welche die Runde machten, bereits bekannt. Und so geht es weiter. Es ist zwar schön, ihn wieder mal zu treffen, aber das Gespräch wirkt irgendwie gestellt, denn wir tauschen nicht wirklich Neuigkeiten aus. Es fehlt die Überraschung – und mit ihr unsere Fähigkeit, Begeisterung aus dem Hier & Jetzt zu schöpfen. «Happiness is only real when shared»: Nur geteiltes Glück ist echtes Glück. Bis vor ein paar Jahren war dies eine immer wieder zitierenswerte Moral aus dem Bestseller Into The Wild über das Leben und den Tod eines jungen Aussteigers. Denn so schön es auch sein kann, alleine inmitten der Natur zu sein – wir sind soziale Wesen, und es ist die Interaktion mit anderen, die unser Leben wirklich erfüllt. Was uns zurück zum Katzennachwuchs unseres Nachbarn bringt: Was ist denn falsch daran, dass er sein felines Glück auf Facebook und Instagram teilt? Ist es nicht genau

Es fehlt die Fähigkeit, Begeisterung aus dem Hier & Jetzt zu schöpfen.


NICHT HIER & JETZT

Fluch oder Segen? Das Smartphone ist heute allgegenwärtig.  Foto: Ververidis Vassilis / Shutterstock

jene Interaktion mit anderen, die unser Leben lebenswert macht? Im Grunde ja, aber: Echte zwischenmenschliche Kommunikation mit all ihren nonverbalen Faktoren, wie sie etwa beim zufälligen Treffen auf der Straße stattfindet, ist etwas ganz anderes als das Austauschen von Fotos und Textnachrichten übers Internet. Im echten Leben können wir nämlich nur bedingt kontrollieren, was wir sagen oder tun. Dienste wie Facebook, WhatsApp oder Instagram ermöglichen es uns dagegen, sorgfältige Manipulation zu betreiben: Wir legen jedes Wort auf die Goldwaage und veröffentlichen nur Fotos und Videos, die uns so aussehen lassen, wie wir es gerne hätten. Durch selektive Informationsübermittlung betreiben wir mehr oder weniger raffinierte PR, vermarkten wir uns wie ein Produkt. Ob Kochen, Fahrradtour mit Freunden oder Yoga: Man tut immer weniger Dinge einfach nur

deswegen, weil sie sich gut und richtig anfühlen. Die Hintergedanken ans Publikum und seine vermeintliche Anerkennung sind allgegenwärtig. Das geht so weit, dass Erlebnisse inszeniert werden, nur um sie in die sozialen Medien einzuspeisen. Wir sind zu einer Gesellschaft von Wichtigtuern und Posern geworden. Intellektuell etwas höher oszillierende Zeitgenossen nennen als Grund für die eifrige Echtzeit-Dokumentation ihres Lebens Motive wie «andere inspirieren». Aber wer schenkt anderen eigentlich noch Aufmerksamkeit, wenn alle damit beschäftigt sind, sich selbst darzustellen? Das Zepter des modernen Narzissten ist der Selfie-Stick – ein groteskes Instrument, das bezeichnenderweise einen weiteren Aspekt der selektiven Abgrenzung repräsentiert: Es macht die spontane Interaktion mit unserer Umwelt unnötig, genauso wie die sozialen Medien. Wer sich zu jeder Zeit und an jedem Ort mit einer Personengruppe seiner Wahl verbinden }

Das Zepter des modernen Narzissten ist der Selfie-Stick.


78  ÜBERALL, BLOSS NICHT HIER UND JETZT

Nutzen bringen – wohlgemerkt aber nur durch vergleichsweise primitive Kommunikationskanäle wie etwa Facebook, WhatsApp oder Twitter. Die Dosis macht das Gift. Grundsätzlich sind das Internet und soziale Medien nämlich eine großartige Erfindung. Sie ermöglichen es uns, in Kontakt mit Freunden und Familie zu bleiben, eröffnen

Es ist wichtig, uns Freiräume zurückzuerobern. Das Handy als Fenster zur Umwelt.  Foto: Pixabay

kann, entzieht sich der Herausforderung, welche die Echtzeit-Interaktion mit der unmittelbaren Umgebung bedeutet. Sozial- oder Sprachkompetenz werden dank Smartphone unwichtig. Die Fähigkeit zur Integration wird unwichtig. Und zwar sowohl im Mikro-Kontext eines Zugabteils als auch im Makro-Kontext der Gesamtgesellschaft. Das Ergebnis ist eine durch Vernetzung fragmentierte Gemeinschaft: Jeder ist für sich, verbunden nur mit den Menschen, die ihn interessieren und ihm

PHONE OFF, PARTY ON! An einigen Clubtüren kann man mittlerweile Slogans wie No mobiles on the dance floor, please. It kills the vibe and makes you look like a boring bastard oder Phone off, party on lesen. Eine sehr positive Entwicklung, die zum Standard werden sollte! Denn

Zugang zu ungefilterten Informationen, machen es möglich, ortsunabhängig zu arbeiten und Erfahrungen auszutauschen. Die Verbreitung des Internets ging zunächst mit aussichtsreichen Demokratisierungsversprechungen einher, doch irgendwann nahm sie eine fragwürdige Wende. In jenem Moment, in dem die Menschen anfingen, es in Form kompakter Apparate in jeden nur erdenklichen Winkel unseres Lebens zu tragen, wurde aus einer nützlichen, geradezu bewusstseinserweiternden Technologie etwas, das uns bei der Entwicklung eines achtsamen Lebensstils im Hier & Jetzt oft mehr im Wege steht als hilft. Deshalb ist es wichtig, uns Freiräume zurückzuerobern. Oder, wie es der Schriftsteller Paulo Coelho in einem ganz anderen Zusammenhang und doch wunderbar treffend für die Geistes- und Körperhaltung übereifriger Smartphone-Nutzer ausdrückte: Um die unsichtbare Welt zu durchdringen, um die eigenen Kräfte zu entwickeln, musst du in der Ge­ genwart leben, im Hier und Jetzt. Um in der Gegen­ wart zu leben, musst du das «zweite Bewusstsein» kontrollieren. Und zum Horizont blicken.

Clubs sind traditionell Frei­räume, in denen wir uns im Hier & Jetzt der Tanzfläche verlieren und den Alltag mit seinen Konventionen hinter uns lassen können. Deshalb haben Smart­phones hier nichts verloren. Auch vor dem Club­b esuch sollten wir uns

Das Zitat von Coelho im englischen Original: In order to penetrate the invisible world and develop your powers, you have to live in the present, the here and now. In order to live in the present, you have to control your second mind. And look at the horizon.

wieder mehr Freiräume schaffen: Muss das Ding wirklich auf dem Tisch liegen, wenn wir mit Freunden beim Essen oder in der Kneipe sitzen? Auch hier sollten die zitierten Slogans zur Anwendung kommen und konsequent durchgesetzt werden. Verbringe jeden Tag ein bisschen Zeit allein, empfiehlt der Dalai Lama. Heutzutage könnte man wohl zusätzlich sagen: Verbringe jeden Tag mindestens eine Stunde ohne dein Smartphone.

ROBERDO RAVAL ist freischaffender Journalist und Werbetexter sowie DJ und Kenner der Psy-Trance-/ Techno- und Elektroszene und -kultur. Roberdo Raval schreibt unter anderem für das Mushroom Magazine und bereist, nicht nur als Reporter, Festivals auf der ganzen Welt. textfinesse.de


Lucy’s Rausch Nr. 4

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In memoriam Dieter Hagenbach (1943–2016) TEXT

Ro ger Liggenstor fer

Am 17.  August 2016 ist der ehemalige Sphinx-Verleger, Bewusstseinspionier und Konferenz-Veranstalter Dieter Hagenbach überraschend gestorben. Nun sitze ich im Zug nach Basel auf dem Weg zur Abdankung. Vor ein paar Monaten habe ich ihn das letzte Mal getroffen und wir hatten immer wieder Telefon- oder Mailkontakt – bis kurz vor seinem abrupten Abschied. Ein Krebs, dessen Diagnose er zwei Tage vor seinem 73. Geburtstag erhielt, ließ ihn noch knapp vier Wochen im Diesseits leben. Dieter Hagenbach hat mich bereits vor über 35 Jahren beeinflusst und beeindruckt. Als Marktfahrer am Basler Barfüssermarkt ging ich damals zwischendurch an den Spalenberg zum Sphinx Verlag, um mein Verkaufssortiment aufzufrischen. Ich war fasziniert von den vielen interessanten Autoren, die im Verlag damals ein- und ausgingen.

zeigten. Seinem Credo, dem Leitsatz des Sphinx Verlags «Von alten Traditionen über das Hier und Jetzt zu neuen Dimensionen», blieb Dieter Zeit seines Lebens treu.

Vertrauenswürdig. 1993 gründete er in Basel die Gaia-Media-Stiftung mit weiteren inspirierenden Aktivitäten wie der Gaia Media Lounge (Treffpunkt der Psychonauten weit über Basel hinaus) und dem Gaia-Newsletter, den Dieter bis zuletzt mit positiven News aus aller Welt vielen Abonnenten zukommen ließ. Dieters Informa­tionen stammten weder aus politisch fragwürdigen sphinx-slogan Ecken noch aus sektiererischen oder sonstwie dubiosen Quellen – er war der Garant für eine seriöse und vertrauenswürdige Berichterstattung. Unsere Wege kreuzten sich immer wieder. Trotzdem blieb eine engere Zusammenarbeit aus. Neues Bewusstsein. Die Bücher, die Dieter als Lei- Wir waren beide eher Einzelkämpfer. Bei wichtigen ter des Sphinx Verlages (gegründet 1975, ab 1990 Projekten fanden wir aber Schnittstellen, tauschübernommen vom Sauerländer Verlag) veröffent- ten uns aus und arbeiteten, wo möglich, auch lichte, waren für mich und viele Zeitgenossen weg- zusammen. An der Buchmesse in Frankfurt 2003 weisend. Die Kultbücher von Robert Anton Wilson kam Dieter oft zum Stand des Nachtschatten Verhatten wir alle sehnlichst erwartet. Sein Cosmic lags; er war fasziniert von unserem Autor Govert Trigger beeinflusste viele nachhaltig, ebenso wie die Derix und dessen Buch Ayahuasca – eine Kritik der Bücher von Timothy Leary, Sergius Golowin, John C. psychedelischen Vernunft. Dabei kamen wir auf Lilly, Marilyn Ferguson u.a. Das Sphinx-Magazin Albert Hofmanns bevorstehenden 100. Geburtstag (1977–1986) war leuchtendes Beispiel und Anregung zu sprechen – für Dieter der Impuls, zusammen mit für ein neues Bewusstsein, ebenso wie die späteren Lucius Werthmüller die Organisation des Anlasses Sphinx-Workshops (1984 initiiert von Susanne G. in Angriff zu nehmen, der 2006 erfolgreich über die Seiler und heute weitergeführt durch Daniel Agus- Bühne ging. Abgerundet wurde seine Verbindung toni) oder die Sphinx-Buchhandlung (die noch zu Hofmann mit der Veröffentlichung der schönen immer unter demselben Namen in Basel existiert). Biographie Albert Hofmann und sein LSD im AT Nach der Übernahme des Sphinx Verlags Verlag (mit Lucius Werthmüller). durch Sauerländer wurde Dieter zunächst Agent für Den 75.   Jahrestag der Entdeckung der amerikanische Buchverlage und vermittelte in die- Psycho­ aktivität von LSD wird Dieter leider nicht ser Funktion weiter wichtige Buchtitel, die den mehr erleben – es wäre auch sein 75. Geburtstag deutschsprachigen Lesern neue Sichtweisen auf- gewesen.

«Von alten Traditionen über das Hier und Jetzt zu neuen Dimensionen»


8 0   P S YC H O LY T I S C H E T H E R A P I E

Ein Aufstieg mit MDMA TEXT

E

Fr i e d e r i ke M e c ke l F i s c h e r

s ist 9 Uhr, Samstagmorgen. Jeder nimmt auf seinem Sitzkissen Platz. Wir bilden einen Kreis, sammeln uns schweigend. Wir geben uns die Hände.
Ich: «Ich verspreche, dass ich Still­ schweigen bewahre über den Ort, die anwesenden Personen und die Medizin. Ich verspreche, dass ich weder mir noch anderen während oder nach dieser Erfahrung irgendwelchen Schaden zufügen werde. Ich verspreche, dass ich heiler und weiser aus die­ ser Erfahrung zurückkehre. Ich übernehme selbst die Verantwortung für das, was ich hier tue.» Ich spreche jeden Teilnehmer mit seinem Namen an und frage: «XY, stimmst du dem zu?» Der Angesprochene antwortet laut: «Ich stimme dem zu.» Ich verteile die Becher oder die Kapseln. Wir schließen die Augen und halten die Medizin für einen Augenblick in den Händen. «Ich wünsche uns eine gute Reise.» Wir trinken den Becher alle zur gleichen Zeit aus oder nehmen die Kapsel ein. Danach kann man noch einmal auf die Toilette gehen. Alle liegen mit geschlossenen Augen ruhig auf ihren Plätzen. Ab jetzt gilt es, still zu liegen, sich nach Möglichkeit nicht zu bewegen und nicht zu sprechen. Ich setze mich in meinen Sessel, von dem aus ich den ganzen Raum überblicken kann, und spiele das Anfangslied. Nun schließe ich die Augen und richte meine Aufmerksamkeit nach Innen, um die sich in meinem Körper ausbreitende Wirkung der Substanz zu beobachten. Nach ungefähr zwanzig Minuten bemerke ich die ersten Anzeichen einer Wirkung, ein leichtes Kribbeln. Um diesen Prozess zu unterstützen, spiele ich ein 10 bis 13 Minuten langes rhythmisches Musikstück. Der Rhythmus und die dunkle Tönung führen in den Beckenbereich. Zehn Minuten später:
«Vielleicht klopft jetzt das Herz ein wenig schneller. Das geht vorbei.»
– «Lass nun ganz bewusst alle Probleme, alle Fragen sowie deine Absicht gehen und erlaube der Sub­ stanz, sich in dir auszubreiten.»
– «Leise und

regelmäßig atmen.» – «Nicht stöhnen. Ganz still werden.» 
Stille.
«Gedanken kommen und gehen wie Wolken am Himmel – schau sie an. Nicht darauf reagieren – alles sein lassen, Ja sagen zu dem, was geschieht.»
 Es sollte kein rigides Stillhalten herr­ schen, sondern ein Stillwerden.
 Stille.
Gelegentlich schaue ich auf die mit geschlossenen Augen liegen­ den Teilnehmer.
 Ich verfolge, wo ich die Sub­ stanzwirkung in meinem Körper wahrnehme.

«Was immer kommt – wahrnehmen und gehen lassen.» Das diskrete, oft auch kaum spürbare Krib­ beln in den Beinen ist vorbei. Es fühlt sich nun an, als würde sanft eine warme Flüssigkeit in mein Becken gegossen, das sich dabei öffnet. Es sind jetzt ungefähr 45–50 Minuten seit der Einnahme vergangen. Ich spiele ein zweites Musikstück. Es gibt jetzt keinen regelmäßigen Beat mehr. Eine Melodie in mittlerer Tonlage und Allegretto-Tempo, mit Disso­ nanzen und irritierenden Stellen und etwas hellerer Tönung als beim vorigen Stück. Stille. »Immer wieder alles gehen lassen. Nur beob­ achten. Was immer kommt – wahrnehmen und gehen lassen. Wir werden uns an alles erinnern. An nichts anhaften. Nur beobachten. Absolut keine Reaktion.« Stille.
»Ja sagen zu der Substanz. – Ich gebe mich hin. – Danke und Bitte.«
Das Becken ist geöff­ net. Nun will die Substanz den Bereich des Zwerch­ fells durchdringen, um in den Brustraum einzutre­ ten. Meist ist im Arbeitsraum in diesen Augenblicken ein leichtes Stöhnen zu hören. Das dazu gehörende Thema heißt Zulassen, Macht abgeben, Seinlassen. Wenn ich dem Geschehen in meinem Körper zustimmen kann, ist diese Stufe der Substanzwir­


Lucy’s Rausch Nr. 4

kung einfach. Der Brustraum beginnt sich zu öff­ nen, der Atem wird etwas tiefer und ein Gefühl des Weitwerdens tritt ein. Wenn ich Angst habe oder Widerstände habe, kann es mir an dieser Stelle übel werden. Es vollzieht sich ein Kampf meines Unbewussten mit dem Bewussten, der auf der Kör­ perebene spürbar wird. »Bitte leise atmen.« – »Ich sage ›Ja‹.« Ich unterstütze diesen Übergang mit einem langsamen, getragenen, melodischen harmonie­ reichen Musikstück in mittlerer Tonhöhe, am bes­ ten rein instrumental. Das Herz schmerzt ein wenig, als würde es auf­ gedehnt.
Stille.
Die jetzige Stille ist vom Charakter höher schwingend als zuvor und leicht vibrierend. Der Schmerz verschwindet, das Herz weitet sich – es tritt eine erleichternde Gewissheit in meinem Inne­ ren auf. Der Atem vertieft sich noch einmal. Wir sind jetzt etwa eine Stunde und zehn Minuten «unterwegs». Ich spiele ein Musikstück mit Harmonien, das von einer langsamen Melodie (Instrument oder Stimme) überlagert ist. Stille. »Und wieder alle Gedanken gehen lassen. Den tiefen Atem sanft fließen lassen. Alles sein lassen. Nur zustimmen.« Es ist nun ganz still im Raum. Fast wie bei einer Andacht.
Eine Stunde 25 Minuten sind vor­ bei.
Ich spiele ein kurzes Stück, in langsamem Tempo, höherer Lage, melodiös, von eher leisen Harmonien unterlegt. Stille.
»Noch einmal: Ja sagen und geschehen lassen.«
Wenn es wirklich still wird in mir und ich im Beobachten bleibe, dann strömt die Substanz wie die zuvor erwähnte warme Flüssigkeit nun vom Her­ zen durch den Bereich der Kehle in den Kopf. Jede Art von Widerstand führt zu Schlucken oder leichter Übelkeit. Die Herzöffnung erleichtert den Weg. Ich flüstere: »Es geht um Zustimmung.« Die warme Flüssigkeit wird im Kopfraum zu einem hellen Licht, das Stille ist, Weite, Jetzt und Ewigkeit, und für das es nur einen Ausdruck gibt: Liebe. Ich spiele nun, sehr vorsichtig eingeblendet und leise, tibetische Klangschalen, keine Worte, eher langanhaltende Töne und Klänge, die zu wei­ terer Öffnung des Bewusstseins beitragen. Wenn diese Musik verklungen ist, bleibt es eine Weile still im Raum. Jeder schaut in sein Inneres. Nach dieser Zeit, es sind nun ungefähr 90 bis

81

100 Minuten vergangen, stellt sich in mir eine absolute Klarheit ein, verbunden mit dem Eindruck, nichts eingenommen zu haben. Ich habe keinen Gedanken, kein Bild. Stille und Weite in meinem Kopf. Manchmal kommt ein Satz oder ein Wort wie aus meinem Inneren zu mir. Ich erlebe diese Worte, Sätze, Aussagen als absolut richtig und stimmig. Es werden daraus Leitsätze oder Zielsätze in mei­ nem Leben und für die Sitzung, wie etwa »Dank ist eine Sonderform der Liebe« oder »Was immer dir geschieht, hat einen Sinn«. Manchmal fühle ich mich gesegnet und in der Gnade. Die Herzensener­ gie hat sich in Erkenntnisenergie umgewandelt. Dieser Zustand bedeutet für mich das Erreichen des Höhepunktes. Ich beobachte, was im Raum geschieht. In diesem Zustand kann ich die Art der Energien im Raum wahrnehmen. »Wir haben den Gipfel erreicht.« Nach etwa 10 bis 15 Minuten introspektiver Stille: »Ich bitte euch, euch nach dem nächsten Stück aufzusetzen.« Für Anfänger spiele ich ein »Höhepunktslied« mit Text. Der allgemeingültige Text führt uns zusammen, verstärkt je nach den Worten das Grundgefühl des Verbundenseins und der Liebe.

Vorliegender Text ist ein leicht gekürzter Auszug aus dem Buch «Therapie mit Substanz» von FRIEDERIKE MECKEL FISCHER. Die Autorin ist selbst Therapeutin und beschreibt in dem aus dem Englischen übertragenen Buch Ergebnisse aus Selbstversuchen und Therapiestunden, die man so in der Literatur noch nicht findet. Das Buch ist ein Meilenstein der Literatur über psycholytische, d.h. durch Psycho­aktiva unterstützte Psychotherapie. Mit Berichten und Wirkstoffprofilen von LSD, Psilocybin/Psilocin, MDMA, 2C-B und Aya­huasca – und mit einem Vorwort von Stanislav Grof, dem Gründer und Pionier der transpersonalen Psychologie. Friederike Meckel Fischer: Therapie mit Substanz. Nachtschatten Verlag 2016. ISBN: 978-3-03788-398-3


82

Psilocybin-Pilze in Europa Eine Übersicht über die Gattungen TEXT

Jochen Gartz & Markus Berger

D

urch ihre interdisziplinäre Zusammenarbeit in den Jahren 1953 bis 1958 hatten R. G. Wasson, R. Heim und A. Hofmann verschiedene, seit alters her verwendete psychoaktive Psilocybe-Arten Mexikos «entzaubert». Daraufhin richtete sich das Forschungsinteresse auch auf ähnliche oder identische Pilze anderer Kontinente; so konnte A. Hofmann 1963 das Psilocybin auch in einer europäischen Art, Psilocybe semilanceata (Fr.) Kumm., nachweisen. Diese Pilzspezies war zu dieser Zeit schon 150 Jahre bekannt und wurde in verschiedenen Ländern in Pilzbüchern teilweise vorzüglich beschrieben und mit Aquarell abgebildet – stets jedoch mit eher amüsanten Vermerken wie «wertlos» (vgl. Gartz 1999; 2003). Heutzutage haben sich zum Beispiel im deutschsprachigen Raum Psilocybe-Arten aus anderen Erdteilen etabliert, beispielsweise Psilocybe azurescens (Synonym: P. astoriensis). 2014 entdeckte Gartz zusammen mit Georg Wiedemann sogar eine neue Spezies der Gattung Psilocybe, die bislang ausschließlich in Deutschland gefunden und deshalb Psilocybe germanica genannt wurde (siehe Lucy‘s Rausch Nr. 2). Die Übersicht auf Seite 84 zeigt die wichtigsten psychoaktiven Gattungen und Spezies der Psilocybin-/ Psilocin-produzierenden Pilze in Europa.

Psilocybe azurescens

Psilocybe cyanescens

Psilocybe  Kahlkopf Diese Pilzarten sind Saprophyten; sie wachsen ohne Baumassoziation auf organischem Material wie Dung, Holz-, Gras- und anderen Pflanzenresten und bauen diese ab. Oft verfärben sich die Hüte bei Feuchtigkeit braun bis schwärzlich, während sie nach gelb bis weiß abtrocknen. In vielen Fällen wächst das Mycel sehr aggressiv und lässt sich leicht auf neue, ähnliche Standorte verpflanzen. Es gibt noch weitere Funde in Europa, die aber nicht klar differenziert sind, so auch angeblich weitere nordamerikanische Arten. Deshalb sind hier beispielsweise einmalige Funde aus Nordeuropa*, ohne direkten Vergleich mit den amerikanischen Aufsammlungen, nicht als Artbenennung aufgenommen worden. Psychoaktive Spezies in Europa: Psilocybe azurescens • Psilocybe bohemica • Psilocybe cyanescens • Psilocybe germanica • Psilocybe semilanceata * So erwähnt Stamets (1999) die Psilocybe silvatica (Peck) Singer & Smith von nordeuropäischen Funden, die sonst im Osten der USA vorkommt. Gleichzeitig bemerkt er die makro­ skopische Identität mit Psilocybe pelliculosa (Smith) Singer & Smith – deshalb ist nicht einmal für Nordamerika eine klare Differenzierung gegeben!

Psilocybe semilanceata


Lucy’s Rausch Nr. 4

83

Panaeolus  Düngerling Wie schon der Name sagt, wachsen viele Arten – sowohl in Europa als auch in den Tropen – bevorzugt auf Dung verschiedener Tiere. Die Ausbreitung der Weidewirtschaft brachte auch hier eine starke Vermehrung solcher Arten. Daneben sind manche auch auf gedüngtem Boden anzutreffen und zersetzen hier Grasreste. Wie auch schon in der Gattung Psilocybe sind nur einige Arten psychoaktiv. Alle Arten produzieren als Besonderheit Serotonin, das aber oral ohne jede Wirkung bleibt (Gartz 1999). Es wurde in den frühen Untersuchungen oft fälschlicherweise als Psilocin interpretiert. Charakteristisch für Panaeolus-Arten sind die schwarzgefleckten Lamellen, da die schwarzen Sporen zu verschiedenen Zeiten reifen. Nur der inaktive Heu-Düngerling hat braungefleckte Lamellen und wird dadurch oft in die differente Gattung Panaeolina eingeordnet. Psychoaktive Spezies in Europa: Panaeolus subbalteatus

Gymnopilus Flämmling

Zur Gattung Gymnopilus gehören Arten, die gelbbis rostorange Sporen bilden, trockene Hüte haben, mittelgroß bis groß sind und saprophytisch (= auf oder von toten Stoffen lebend) vorwiegend Holzsubstrate verwerten. Während bereits im Oktober 1942 in den USA Verwechslungen mit dem essbaren Hallimasch vorkamen, sind entsprechende Vorfälle in Europa

Panaeolus subbalteatus

nicht dokumentiert. Ab 1970 wurde in den USA Psilocybin in Arten nachgewiesen, welche in Europa nicht vorkommen (Gartz 1999). Mehrere Aufenthalte von Jochen Gartz im Nordwesten der USA und Kanadas brachten die Erkenntnis, dass dort wachsende, aus Europa bekannte Arten in Wirklichkeit offenbar eigene Spezies sind. Dies zeigt auch die Schwierigkeit und Mehrdeutigkeit bei der Beschreibung von Spezies. Psychoaktive Spezies in Europa: Gymnopilus purpuratus

Inocybe

Risspilz

Im Gegensatz zu allen anderen hier vorgestellten Pilzen besteht bei den verschiedenen Arten der Gattung Inocybe eine Mykorrhiza (= symbiotische Partnerschaft) zu Bäumen, die in manchen Publikationen leider nicht erwähnt wird. Diese Symbiose läuft über einen noch weitgehend unbekannten Austausch von Mineral-, Nähr- und Wuchsstoffen, wobei sich an den Baumwurzeln feine Pilzmycelien befinden. Inocybe-Arten sind dadurch auch nicht in vitro im Labor als Pilz züchtbar. Die meist braunen Fruchtkörper sind oft nur sehr schlecht zu differenzieren. Auch eine mögliche Verwechslungsgefahr mit anderen, eventuell giftigen Pilzen ist gegeben. Die Hüte reißen oft schon sehr zeitig längs auf. Bis vor 20 Jahren war als charakteristisches Gift nur das Muscarin bekannt, das immerhin in ca. 40 Arten (von etwa 150 in Europa) nachgewiesen werden konnte. Psychoaktive Spezies in Europa: Inocybe aeruginascens • Inocybe haemacta

Gymnopilus purpuratus

Inocybe haemacta

}


8 4   P S I L O C Y B I N P I L Z E I N E U R O PA

Die psilocybinhaltigen Pilzarten Europas

Conocybe

Samthäubchen

Panaeolus Düngerlinge

Conocybe-Arten sind kleine bis winzige Pilze, sehr leicht zerbrechlich und kurzlebig. Etwa 55 Spezies sind in Europa bekannt, die Abgrenzung ist oft schwierig. Sie wachsen auf Dung, Grasresten, Moos und auf verrottenden Holzspänen. Eine aus den 50er-Jahren in Mexiko ebenfalls als Zauberpilz beschriebene Art Conocybe siligineodes Heim auf Holzresten konnte nie wieder gefunden werden und ist daher umstritten. Nur sehr wenige Mykologen beschäftigen sich mit der Gattung.

Panaeolus subbalteatus Berkeley & Broome

Psychoaktive Spezies in Europa:

Psilocybe Kahlköpfe Psilocybe azurescens Stamets & Gartz Psilocybe bohemica Sebek Psilocybe cyanescens Wakefield Psilocybe germanica Gartz & Wiedemann Psilocybe semilanceata (Fries) Kummer

Conocybe cyanopus

Gymnopilus

Flämmlinge

Gymnopilus purpuratus (Cooke & Mass.) Singer

Inocybe Risspilze Inocybe aeruginascens Babos Inocybe haemacta (Berkeley & Cooke) Saccardo

Conocybe Samthäubchen Conocybe cyanopus (Atkins) Kühner

Pluteus

Dachpilze

Pluteus salicinus (Persoon Ex Fries) Kummer

Galerina Häublinge Galerina steglichii Besl

Pluteus

Dachpilz

Die Gattung umfasst etwa 45 Arten in Europa. Pluteus-Arten wachsen auf Holz und sind Finalzersetzer, das heißt, sie zersetzen Substrate, die vorher bereits von anderen Pilzarten besiedelt waren. Im Gegensatz dazu wirken die Psilocybe-Arten als Primärzersetzer auf frischen Hölzern. Viele Pluteus-Arten sind unauffällig, einige davon sogar essbar. Wegen der rosa bis fleischfarbenen Sporen werden die Spezies auch Hellsporer genannt. Für Europa ist nur eine Art relevant; über die Abtrennung von Pluteus cyanopus (Quelet) Metrod (vor über 100 Jahren beschrieben) und Pluteus nigroviridis Babos aus Ungarn (Gartz 1999; 2003; nur 0,035 % Psilocybin) sind keine konstanten Angaben verfügbar, daher finden diese Arten hier keine weitere Erwähnung. Psychoaktive Spezies in Europa: Pluteus salicinus

Conocybe cyanopus

Pluteus salicinus


Lucy’s Rausch Nr. 4

Galerina Häubling Die Gattung Galerina umfasst europaweit etwa 50 Arten, von denen einige zu den tödlich giftigen Pilzen gehören, da sie Amatoxine enthalten (die auch im Knollenblätterpilz vorkommen). Die stark blauende Art Galerina steglichii, welche Psilocybin, Psilocin und Baeocystin enthält, wurde 1993 in Regensburg gefunden, weshalb wir sie in dieser Übersicht aufführen. Aufgrund der Verwechslungsgefahr mit toxischen Arten sollten Laien jedoch davon absehen, diese Pilze zu sammeln. Psychoaktive Spezies in Europa: Galerina steglichii

Schlussbemerkung Pilze aus weiteren Gattungen (z. B. Agrocybe, Hygrocybe, Mycena) könnten bei einzelnen Arten ebenfalls noch Psilocybin enthalten, eindeutige und konstante Beweise existieren aber bis heute nicht. Die psychoaktiven Amanita-Arten (Fliegen- und Pantherpilz) haben eine differente Pharmakologie durch Isoxazolderivate (Muscimol und sein biochemischer Vorläufer Ibotensäure) und passen nicht in diesen Rahmen, auch nicht verschiedene Claviceps-Spezies (Mutterkorn) mit ihren wechselnden, komplexer gebauten Indolalkaloiden, aus denen Albert Hofmann 1938 das LSD halbsynthetisch herstellte. Bis heute ist in Europa keine Porlingsart (Polyporus sp.) bekannt geworden, die psychoaktive Wirkung oder entsprechende Inhaltsstoffe besitzt. Berichten aus anderen Erdteilen über Arten, die eventuell mit denen in Europa identisch sind, sollte man daher mit entsprechender Vorsicht begegnen.

Galerina steglichii

85

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Lucy’s Rausch Nr. 4

Schweben

als Menschenrecht TEXT

Mick y Remann

W

o ist der Boden, wo die Decke? Wo Halt suchen, wenn niemand ihn braucht? Beim Schweben in Oberluft und Unterwasser sind die Übergänge schwingend, fließend, der Horizont verschiebt sich ins Randlose. Musische Leichtigkeit mischt sich in die von der Schwerkraft befreiten Sphären. Das Wandern ist des Müllers Lust, das Schweben ist ein Menschenrecht. Oder: Immer schön auf dem fliegenden Teppich bleiben! (Hadschi Halef Omar). Schweben wie Lilly John Lilly, Erzengel der Floatation-Bewegung, war überzeugt, dass nicht er das Gehirn der Delfine erforschte, sondern dass jene ihn auf Fragen brachten, die er ohne Anschub durch delfinische Intelligenz gar nicht gestellt hätte. Die Vorstellung, dass die Meere von Wesen bevölkert sind, die ihre

begriffsstutzigen Verwandten zu Lande, also uns, gelegentlich mit Inspirationen umspülen, um unsere durch Ungeduld, Hass und Übellaunigkeit verdörrten Gehirne zur Räson zu bringen, diese Vorstellung ist verlockend. Was können wir tun, um sie zu stärken? Lilly wollte wissen, was das Gehirn macht, wenn ihm alle Außenreize entzogen werden. Ist das Bewusstsein bei «sensorischer Deprivation» ausgeschaltet oder funkt noch ein Licht? Um das herauszufinden, bekommt das Auge im Lilly-Tank außer Dunkelheit nichts zu sehen, das Ohr außer Stille nichts zu hören, der Tastsinn nichts zu fühlen und auch das Gefühl der Schwerkraft verschwindet im körperwarmen Salzwasser. Den Wert des Experiments konnte Lilly eindrucksvoll bestätigen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Vielen sinkt das Herz in die Badehose, wenn sie gleich }


88  SCHWEBEN ALS MENSCHENRECHT

Floating-Tanks ermöglichen Bewusstseinserweiterung.  Foto: PD

nichts mehr sehen, hören, spüren werden – gar nichts. Man muss schon sehr Sarg-affin sein, um unter der sich schließenden Klappe des Lilly-Tanks ein munteres Lied zu pfeifen. Über die Schwelle helfen die Gründe der Vernunftwellness auch nur bedingt, wie: Entlastung von Wirbelsäule, Muskulatur und Gelenken, Lösung hartnäckiger Verspannungen, Reduzierung von stressbezogenen Biochemikalien, Steigerung der Immunfunktion, Minderung von Jetlag-Symptomen usw. Nicht über, sondern in den Schatten springen, Zeuge der eigenen Selbstverschwindung sein, eine mentale Tabula rasa werden und dabei die Ahnung nicht loswerden, dass die vollendete Entspannung der Tod ist – solche Angebote lassen sich dem Ego nicht so gut verkaufen wie vegane Wurstsuppe. «Glück ist nicht immer lustig», hat Wolfgang Neuss gesagt und der sensorischen Deprivation damit ein ehrliches Mantra vorgelegt. Der Versuch aber, des Pudels Kern konsumfreundlich abzumildern, den Augen ein paar tröstliche Lichter und den Ohren ebensolche Töne anzubieten, entwertet die Logik des Experiments. Aus Respekt vor dem Begründer, der nichts Geringeres als eine Neukonstituierung des Bewusstseins aus dem erlebten Nichts anstrebte, entfaltet das Lilly-­ Schweben die größte Wirkung, wo es puristisch genossen wird. Schweben im Flüssigklang Am anderen Ende desselben Spektrums weist das Liquid-Sound-Konzept mit Baden in Licht und

Musik in Richtung «sensorische Stimulation». Auch hier ist das Schweben im warmen Salzwasser die Basis; Dreh- und Angelpunkt ist jedoch die sinnliche Synästhesie, mit dem im Wasser lauschenden Ohr als Zentrum. Da ich für solche Inszenierungen Mitverantwortung trage, fällt die Darstellung hier nicht ganz objektiv aus. Am Anfang der Geschichte stand nicht die Suche nach Innovationen im Bäderwesen, sondern der Traum, mit wilden Walen wilde Musik zu machen. Der Musiker Jim Nollman und einige Freunde, mit Wollpullis und lose baumelnden Unterwasserlautsprechern mehr schlecht als recht ausgerüstet, sendeten Versuchsakkorde in den kalten Nordpazifik. Tatsächlich kamen die Wale herbei, meistens nachts, um unser Geklimper mit ihren aquatischen Arien anzureichern. Keiner wusste, was es bedeutete, alle waren

Alle waren gebannt vom Biosphärenklang unterm Sternenmeer ... gebannt von der Jam-Session zwischen Mensch und Wal, vom Biosphärenklang unterm Sternenmeer auf schwankendem Boot in eiskalter Nacht. Ich weiß nicht, ob Außerirdische Saxophon spielen, aber oft hörten sich die Wale an, als wollten sie außerirdische Saxophonisten veräppeln. War das ihre Botschaft? Andere auf dem Boot sangen, rasselten und geigten für die Wale und gegen die Kälte. Je länger wir spielten, desto drängender wurde der Wunsch, selbst ins Element einzutauchen, in dem die Wale sangen. Doch die Temperatur des Nordpazifiks gestattete keine Bäder, und so blieb die Frage, wie sich das Konzert auf der Wasserseite mit Wal-Ohren anhört, vorerst unbeantwortet. Es folgten Experimente – von mit Plastik– tüten überzogenen Stereoboxen in der Badewanne ist abzuraten –, mit dem Ziel, den Klang­raum Wasser für das menschliche Gehör zu erschließen, als Liquid Sound Club, Performance-Bad und immersiven Klangsalon. Über kurz oder lang entstanden die mit Thermalsole gefüllten Wasserkonzertsäle der Toskana-Thermen in Bad Sulza, Bad Schandau und Bad Orb. Die Zahl der Flüssigklang- und


Unterwasser-Livemusik-bei-Vollmond-Genießer geht längst in die Millionen. Wer in Licht und Klang schwebt wie eine meditierende Makrele, muss an unparadiesischen Verkrustungen von Kopf und Körper nicht festhalten. Die Gesichtsmuskeln kapieren das meist

Klangbadende sind sich nahe, auch wenn sie mit sich allein sind. schneller als das misstrauische Ego. Der Begriff des «Festkörpers» löst sich auf wie Zucker im Kaffee. Es sei denn, «fest» wird nicht als Härte, sondern als Feier verstanden. Klangbadende sind sich nahe, auch wenn sie mit sich allein sind. Weil das Schweben ein unveräußerliches Menschenrecht ist, steht es nicht in Gegnerschaft zu anderen Zuständen. In seiner Souveränität lädt es ein zur friedlichen Teilhabe: fähiger fühlen, komplexer kommunizieren, Horizonte sichten, die weiter reichen als die unsrigen, sich träumen lassen.

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Vom Recht auf Schweben machen, je nach Budget und Neigung, Astronauten, Leichter-­ alsLuft-Schamanen, entheogene Flaneure, Lilly-­ Floater oder Liquid-Sound-Badende Gebrauch. Die Frage, ob solche Übungen zur transzendenten Flug-Ekstase oder zur realistischen, weil kosmischen Weltsicht führen, darf mit «Ja!» beantwortet werden. PS: Das Recht zu schweben hat übrigens nichts mit dem breit getretenen Traum vom Fliegen zu tun, seit der von den Heavy-Metal-Airline-Maschinisten okkupiert wurde.

MICKY REMANN (*1951 in Löhne-Menninghüffen) ist Germanist, Musiker, Schriftsteller, Journalist, Übersetzer, Weltreisender, Medienkünstler sowie Kurator und Erfinder des Liquid-Sound-Badens mit und in Klang, Licht und Farbe. Remann ist Autor einer Vielzahl von Büchern und Zeitschriftenartikeln. Der vorliegende Text ist ein ergänzter und modifizierter Nachdruck eines Artikels, der ursprünglich im Booklet Ohne Schwerkraft – Das Floating-Erlebnis (Nachtschatten Verlag) erschien. www.mickyremann.com www.liquidsound.com

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Lucy’s Rausch Nr. 4


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Sergius Golowin Der Magier im Aaretal TEXT

S

Wo l f g a n g B a u e r

ergius Golowin wurde 1930 in Prag geboren. Er entstammte väterlicherseits der russischen Fürstenfanilie Golowin-Chowrin – die über die Jahrhunderte viele Politiker, Künstler und Gelehrte hervorbrachte – und mütterlicherseits der Schweizer Patrizierfamilie von Haller. Nach langjähriger Tätigkeit als Bibliothekar in Bern und Burgdorf vertrat Golowin zehn Jahre lang im Berner Parlament als Abgeordneter eine frühe Vorläuferpartei der Grünen. Hier setzte er sich für die Rechte von Fahrenden ein. 20 Jahre lang beschattete der Schweizer Staatsschutz ihn mit großem Personalaufwand. Als er nach Erhalt der Akten in einem Datenblatt las, dass er als der größte Nonkonformist der Schweiz eingestuft worden war, freute er sich wie ein Schneekönig. Lange Jahre sammelte Golowin Mythen, Märchen, Sagen, Überlieferungen und Bräuche seiner Schweizer Heimat. Es gibt von ihm viele Publikationen zu Volkskunde, Altem Wissen, Volks- und Ethnobotanik, Schamanismus sowie zu Mythen, Sym­ bolen, Traumdeuteund Wa h r s a g e prak tiken.

Sergius Golowin im Juli 2002 in Allmendingen. .  Foto: Ayse Yawas / Keystone


Lucy’s Rausch Nr. 4

Timothy Leary (links), Wolfgang Bauer und Sergius Golowin beim Interview in Dreieich-Buchschlag (1982).  Foto: Archiv Wolfgang Bauer

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Cover der LP «Lord Krishna Von Goloka» mit Sergius Golowin, Witthüser & Westrupp u.a.(1973)

Vor 10 Jahren, am 17. Juli 2006, starb er im Alter von In seinem Buch beschrieb Sergius eine Volks76 Jahren in Bern. kunde des magischen Untergrunds. Rübezahl, Rumpelstilzchen, Rapunzel, Frau Holle, der Schwarze Volkskunde des magischen Untergrunds Mann, Feen, Hexen, Gnome und Zwerge; sie alle 1971 arbeitete ich als Herausgeber einer «Bibliothek legen in seiner Analyse ihre Tarnkappen und entstelder Welträtsel». Ich suchte damals nach Autoren. lenden Verkleidungen ab und zeigen sich als ein­ Die Sparte «Magie/Zauberei» war noch unbesetzt. geweihte Boten der Wissenschaften vom mensch­ Deswegen zog ich Erkundilichen Unterbewusstsein. gungen bei meinem StudienUnter der märchenhaften «Spielen mit allen Sprachen und kollegen Mark Münzel ein. Oberfläche werden die Künsten, das Vermischen von Mark (später Inhaber des geheimen Lehren der DruiAlltag und Geheimnis, WirklichLehrstuhls für Ethnologie in den und das magische Wiskeit und Märchen-Phantastik Marburg) beschied mir: sen der weisen Frauen erscheint mir nicht (…) wie ein Wenn ich etwas wirklich Tietransparent, die zuvor in der fes über Zauberei wissen symbolischen Sprache von verachtenswürdiges Trugwerk, möchte, dann müsste ich Mythen, Märchen und sondern als ein Versuch, dem mich an den Schweizer Autor Sagen verschlüsselt waren. menschlichem Wesen, der ganzen Sergius Golowin wenden. Ich Die Fähigkeit zur kosmiGesellschaft die schöpferische schrieb Sergius an, und er schen Schau, die MöglichVielseitigkeit wiederzuschenken.» schlug ein Treffen vor. Ich keit, dem menschlichen fuhr mit Freunden nach Geist neue «Realitäten» mit Sergius Golowin, 1961 Interlaken, dem Wohnort dem Konsum von psycho­ von Sergius. Wir trafen ihn in aktiven Pflanzen und Pilzen einem Kaffeehaus. Er war mitten in einer Diskussion zu erschließen, sind nicht erst Novitäten des Dround wir hatten gleich einen guten Kontakt mit ihm. genbooms, sondern, wie Golowin in seiner Studie Was er erzählte, imponierte uns sehr: Zauberei und zeigt, bereits seit den Tagen des Höhlenmenschen Magie hätten sehr viel mit der Einnahme bestimm- uraltes, wenn auch immer geheim gehaltenes Wister Substanzen als Auslöser von magischen Vorgän- sen. Golowins Buch ist tatsächlich «ein europägen zu tun. Er gab uns einen kleinen Abriss des isch-keltisches Gegenstück zu den Lehren des indiaGebrauchs von Hexenpflanzen und Zauberpilzen nischen Schamanen Don Juan», wie es der über die Jahrtausende. Er hatte selbst viel mit sol- Bewusstseinsforscher Timothy Leary formulierte. chen Pflanzen und Pilzen experimentiert und über Sergius wollte das verlorene Wissen und die ihre Wirkung sorgfältig in alten Schriften recher- Lehren über die uns umgebende Natur ein Stück chiert. Sein Wissen hatte er in einem Manuskript weit wiedergewinnen; ein Wissen aus einer Zeit, als verarbeitet. 1973 erschien sein Text unter dem Titel für die Menschen das Gefühl lebendig war, dass Die Magie der verbotenen Märchen: Von Hexendro- Tiere, Pflanzen, Steine und Sterne mit uns verwandt gen und Feenkräutern im Hamburger Merlin Verlag. seien. Die Zaubermärchen erzählen noch davon, }


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dass Elfen, Feen, Kobolde und Wasserfrauen mit den Menschen kommuniziert haben. Und wer es wagte, mit aller Vorsicht die Feenkräuter und Zauberpilze aus dem Korb der weisen Frauen zu kosten, dem öffnete sich für eine kleine Weile das innere Gesicht: Er bekam Märchenaugen verliehen. In dem Arzt, Magier, Alchimisten und Naturphilosophen Paracelsus (1493–1541), der aus Einsiedeln stammte, sah Sergius eine Schlüsselfigur, dem nicht nur seine Zeitgenossen, sondern auch die Dichter und Künstler der Romantik und auch noch unserer Zeit sehr viele Anregungen verdanken. Paracelsus gewann seine Ansichten bewusst aus einer mystischen Weltschau, zu der auch seine Reisen in die Welt der Elementargeister gehörten. Die ganze Umwelt war für ihn von geheimnisvollen Lebenskräften erfüllt. Sein Arkanum und Allheilmittel, das Laudanum, das er anwendete, «wo es zum Tod reichen will», enthielt mit Opium und Bilsenkraut sehr wirksame psychoaktive Substanzen. Sergius vermutete, Paracelsus könnte das Rezept für sein Wundermittel auf einer Reise in islamische Länder bei einem einheimischen Kräuterdoktor kennengelernt haben. Dass Paracelsus samt seinem Elixier der Unsterblichkeit über die Jahrhunderte selbst zu einer Gestalt des Volksmärchens wurde und so ganz mit der unsterblichen Figur des weisen Heilgottes in den alten Mythen verschmolz, faszinierte Sergius. Passgenau zum 500. Geburtstag des großen Schweizer Naturheilkundigen erschien sein Buch «Paracelsus: Mediziner – Heiler – Philosoph» (München 1993). Erik Golowin schreibt in seiner Biographie über seinen Vater: «Auch wenn es andere Autoren oder Denker sind, die etwas mitteilen, so hören wir immer wieder ihn, der durch sie spricht. Wenn

Bücher waren für Sergius «fliegende Teppiche». man den verschiedenen Inhalten seiner Bücher nachgeht, dann findet man die Prozesse seiner inneren Entwicklung; wenn man sich mit seinen Erzählungen über die Kultur der eurasischen Stämme oder über die europäische Esoterik beschäftigt, dann findet man seine magische Wirklichkeit. So wie er vielfach in seinen Büchern unsichtbar hinter den handelnden Personen auftauchte, an ihrer Stelle sprach und so sein eigenes dichterisches Kaleidoskop der Realität präsentierte.»

Ich fand in Sergius einen Freund, der im­ stande war, auf vielen Feldern der Phantasie zu reisen. Bücher waren für ihn «fliegende Teppiche». Aber für Exkursionen in die Natur war er stets auch Feuer und Flamme. Lange bevor der Begriff Kultplatz Mode wurde, führte er uns nimmermüde zu erhaltenswerten Naturdenkmälern, heiligen Quellen und Mooren, alten Bäumen, geschichtsträchtigen Höhlen, Kapellen und Gruften, um den Geist des Ortes zu erspüren. Schnecken, nackte Frauen und Tortenstücke Sergius mochte Tiere sehr. Mit dem Essen von Fleisch tierischer Mitgeschöpfe tat er sich daher schwer. Als Sergius einmal auf dem Weg zu einer Talkshow mit Udo Lindenberg am Flughafen Frankfurt einen Aufenthalt hatte, besuchte ich mit ihm die nahegelegene Frankfurter Traditionsgaststätte «Unterschweinsstiege». Die Bedienung machte uns darauf aufmerksam, dass es frisches Wild gebe. «Was haben Sie denn anzubieten?»,fragte Sergius. «Es gibt Hase.» «Hase? Nein, Hasen sind so nett. Was haben Sie noch?» «Ja, Wildschwein.» «Nein, das sind auch so nette Tiere.» «Wie wäre es denn mit Reh?» «Nein, nein, das geht schon gar nicht. Haben Sie denn nicht noch anderes Wild?» Ziemlich genervt sagte die Kellnerin, «Wir hätten noch Schnecken.» «Ja», sagte Sergius, «die nehme ich, die mag ich nicht.» Sergius war eine auffallende Erscheinung. Seine Löwenmähne, verbunden mit einem mephistophelischen Bart, die Art, wie er sich bewegte, seine legendäre Lederjacke und der Gürtel, der verziert war mit goldenen Symbolen des Tierkreises, machten ihn zu etwas Besonderem. Sein Lachen, sein unwiderstehlicher Humor, seine ganze Art waren mitreißend. Manchmal schon etwas zu sehr: Es schellte einmal am Haus in Allmendingen. Eine junge Dame, die ihn eine Woche vorher bei einem Vortrag erlebt hatte, stürzte herein, riss sich zur Verblüffung der Familie alle Kleider vom Leib und warf sich auf den überraschten Sergius. Dem fiel immerhin ein zu fragen: «Ja, ist es denn so warm hier drin?» Schlagfertigkeit bewies er auch bei einem Aufenthalt in Wien. Wir hatten ein Pilzelixier zu uns genommen und ließen die Sehenswürdigkeiten der Stadt auf uns wirken: Stephansdom, Museen, die Hofburg und den Prater. Den Prater – das Reich der Geister, Zwerge und Schaubuden – besuchen zu können, genoss Sergius besonders. Auf der Geisterbahn, dem «Aufschlagsort für


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Geisterbahn am Wiener Prater. Foto: PD

Adrenalin-Junkies», fuhren wir denn auch gleich mehrfach. Diese Geisterbahn, so informierten wir uns in einem Gespräch mit dem Kartenverkäufer, war ein Nachbau des 1933 vom Praterkönig Friedrich Holzdorfer errichteten «Geisterschlosses», das im Krieg den Brandbomben zum Opfer gefallen war. Ich äußerte den Wunsch, danach im weltberühmten Cafe Sacher die ebenso berühmte Sachertorte zu probieren. Lange rührten wir

Die Pilze sagten: «Diesen Kuchen esse ich nicht!» traumverloren etwas Sahne in unseren Tee und starrten die schön verzierten Tortenstücke an, die der Kellner vor uns gestellt hatte. Ihre schiere Mächtigkeit machte uns sprachlos. Die Pilze im Leib sagten ohnehin: «Diesen Kuchen esse ich nicht!» Das Cafe war gespenstisch leer. Nach all dem Umherlaufen kamen wir zur Ruhe – und die Pilze nutzten die Gelegenheit, um uns mit Bildern zu überschwemmen. Sergius rief schließlich den Kellner, um zu zahlen. «Stimmt etwas mit der Torte nicht?» fragte dieser besorgt. «Nein, nein», sagte Sergius. «Wir sind Kurgäste und auf einer ärztlich verordneten Diät. Wir dürfen Kuchen im Moment nicht essen. Wir wollten aber die einzigartige Gelegenheit nutzen, diese wunderbare Torte wenigstens zu sehen und zu riechen. Fast hätten wir dem köstlichen Duft nach Marillen und Schokolade nicht widerstehen können.» Solchermaßen informiert und mit einem guten Trinkgeld versehen, räumte der Mann die Kalorienbomben gern wieder ab.

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Spitzkegelige Kahlköpfe. Foto: A. Rockefeller / CC BY SA.30

Angewandte Drogenkunde Sergius machte immer wieder Versuche mit psychoaktiven Substanzen, um sich ihrer Wirkungen zu versichern. Gern lud er dazu auch Gäste ein. Eines Tages rief er uns in Frankfurt an; er plane, ein rituelles Wodka-Rauschtrinken zu veranstalten, das eine Nacht über stattfinden solle. Wir sollten am Wochenende dazukommen. Wir waren etwas überrascht, denn Sergius trank selten Alkohol. Und gleich ein Wodka-Gelage die ganze Nacht durch? Wir trafen uns gegen acht Uhr abends in Bern im Stadtpalais eines Verwandten. Um halb neun kredenzte die Hausfrau jeder männlichen Versuchsperson ein gut gefülltes Glas mit Wodka. Danach brachte eine Küchenfee ein Tablett mit Häppchen, die mit Räucherlachs, Kaviar oder fettem Schweinefleisch belegt waren. Die Häppchen, erklärte Sergius, würden den Alkohol neutralisieren. Der Geist des Wodkas aber werde bewahrt. Geplant war der weitere Konsum im Abstand von je einer halben Stunde. Mit von der Partie war auch Alfred «Baschi» Bangerter (1936–2010), ein in Bern lebender jenischer Liedermacher und «Teufelsgeiger», der zur vorgerückten Stunde Zigeunerlieder spielen wollte. Beim vierten Ausschenken merkte er, dass sein Wodka mit Wasser versetzt war. Die Haus­ herrin hatte den Ausführungen von Sergius nicht ganz getraut und befürchtete, dass Baschi mit zu­ nehmender Trunkenheit ausflippen könnte. Ausflippen – genau das passierte jetzt. Baschi wütete erst in Worten, dann mit Taten gegen die Gastgeberfamilie. Einen wertvollen alten runden Holztisch kippte er um, riss das Tischbein heraus und schlug auf alles ein, was ihm auf dem Weg }


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zur Haustür in die Quere kam. Die Wodka-Gruppe blieb beim verabredeten Set und Setting. Wir gerieten mehr und mehr in eine Hochstimmung. Am Morgen beim gemeinsamen Frühstück tauschten wir unsere Eindrücke aus. Niemand fühlte sich betrunken oder müde. Allen gemeinsam war das Gefühl einer großen Klarheit und Wachheit. Einer der Teilnehmer verglich unsere Bewusstseinslage mit dem Zustand nach dem Konsum mehrerer Joints. Sergius hatte recht behalten. Richtig genutzt, besitzt auch Wodka ein psychoaktives Potential. Ein Quell fruchtbarer Ideen Das große Anwesen in Allmendingen mit dem außergewöhnlichen Haus im Bauhausstil, der 1934 erbauten Villa Caldwell, das Sergius nach der Zeit in Interlaken 1982 erwarb, wurde schnell zur Durchgangsstation für ganz viele Besucher. Man traf bei ihm die interessantesten Menschen: Psycho-Gurus, Medien, Künstler, Schriftsteller, Diplomaten, Prinzessinnen. Für alle hatte Sergius ein offenes Ohr und guten Rat. Er war ein Quell fruchtbarer Einfälle und außerordentlich großzügig darin, Ideen an andere weiterzugeben, andere anzuregen, sie selber zu werden und etwas zu machen, was sie sich vorher nicht zutrauten. Ich bin über Jahrzehnte öfters dazu gestoßen, wenn Sergius einen Vortrag gehalten hat. Er versuchte immer erst einmal, dem Publikum zuzuhören, die Stimmung zu erspüren, herauszufinden, wo das Bedürfnis ist, und setzte dann dort an. Er sprach den Menschen aus dem Herzen. Viele erlebten ihn als eine Offenbarung für sich. Ich erinnere mich noch an einen Vortrag in Thüringen, wo eine alte Dame in Tränen ausbrach, später zu ihm ging und sagte, er habe ihr ein Stück ihrer Kindheit zurückgegeben durch das, was er erzählt hatte. Er verstand es meisterhaft, unbewusste Inhalte aufzurufen. Er besaß die Fähigkeit, Inhalte weniger über Rationales als über Geschichten, Anekdoten und Sprachbilder den Zuhörern nahezubringen. Sein Credo: «Die überragende Art zu dichten ist das Erzählen.» Seine Sätze hatten oft keinen Anfang, kein Ende, keine Mitte. Es waren eher die Beschwörungsformeln eines Magiers. Sergius interessierte sich denn auch sehr für die alten mit Sigillen, Runen und Charakteren ausgeschmückten Zauberbücher und faustischen Höllenzwänge, die bei den Menschen auf dem Land auch im 20. Jahrhundert noch im Gebrauch waren. In seinen Schriften weist er darauf hin, dass

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die von Staat und Kirche geschmähten und verfolgten Praktiker der Schwarzen Künste (für Sergius «nigro­mantische Poeten») durch ihre für Verstand und Vernunft sinnlos erscheinenden, lautmagischen und hypnotischen Zaubergedichte, sowie mit seltsamen Zeremonien und intensiven Pflanzenräucherungen bei ihren Kunden sehr wohl mystische Stimmungen zu erzeugen vermochten. In seiner kleinen Schrift Dada im Mittelalter – Notizen zu einer Antiliteratur (Berlin 1981) schreibt er auf Seite 38: «Das Zauberbuch Claviculae Salomonis weiß: ‹Die wahrhafte Geisterkunst hat ihren Grund darin, dass wir zuerst die Geister absonderlich in Uns, und hernach die Geister, die in allen Elementen sind, in ihrer rechten Geisternatur erkennen.› So von ihren Vertretern verstanden,

«… die alte Magie als Mittel der Erfassung des eigenen Wesens.» ersteht heute die alte Magie zu einem bewunderungswürdigen Mittel der Erfassung des eigenen Wesens, des Unter- oder Urbewusstseins in uns und damit des Weltganzen: Die okkulte Philosophie der großen Fahrenden wie Paracelsus, Agrippa von Nettesheim, Faust, die Tarot-Jahrmarkt-Gaukler usw. erscheint uns damit nicht als primitive Vorstufe der modernen Seelenforschung, sondern als ein bewunderungswürdiger Vorstoß des menschlichen Bewusstseins zu seinen erhabensten Zielen; als ein mächtiger Versuch, dessen Bedeutung und Erfahrungen leider lange genug in Vergessenheit gerieten.» BUCHTIPP  Erik Golowin: Sergius Golowin: Aufbruch ins psychedelische Zeitalter. Synergia 2015 (siehe Seite 105)

WOLFGANG BAUER, (*1940). Studium der Psychologie und begleitend der Volkskunde. Tätigkeit als Psychotherapeut in Frankfurt am Main. Herausgeber und (Mit-)Autor vieler Bücher zu den Themen Symbolkunde, Altes Wissen und Volks- und Ethno­ botanik. Letzte Veröffentlichung zusammen mit herman devries und Katja Redemann: Rauschpilze: Märchen - Mythen - Erfahrungen. Nachtschatten Verlag, Solothurn 2015.

www.amanita-wolfgang-bauer.de


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Interdisciplinary Conference for Psychedelics Research 2016

Ein Tripbericht TEXT

Christoph Benner

1. Set und Setting  Entlang einer der vielen schönen Grachten Amsterdams spazierte ich zu dem auf einer kleinen Stadtinsel gelegenen Veranstaltungsort Het Sieraad, zu deutsch «das Juwel». Auf zwei Bühnen brachten hier über 60 Referentinnen und Referenten den Edelstein der psychedelischen Weisen zum Erstrahlen. Im Inneren des Juwels traf ich Joost Breeksema, den Schirmherrn der Interdisciplinary Conference for Psychedelics Re­ search (IPCR). Vor zehn Jahren, auf einer Tagung in Basel zur Feier von Albert Hofmanns 100. Geburtstag, hatten Joost und sein Kollege Dorien Tatalas den Grundstein für eine Veranstaltung gelegt, die ein Brennpunkt für die psychedelische Gemeinschaft in den Niederlanden und ein Sprungbrett für angehende Die OPEN

FOUNDATION

(niederländisch: Stichting

OPEN), eine offizielle Nichtregierungsorganisation, hat sich inzwischen im Bereich der Information über die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Psychedelika weit über die vorgefassten Ziele und Landesgrenzen hinaus etabliert. Online werden unter anderem Interviews, Buchrezensionen und eine Datenbank mit allen relevanten wissenschaftlichen Publikationen angeboten, offline werden Vorträge an Universitäten organisiert.

www.stichtingopen.nl

Wissenschaftler auf diesem Gebiet werden sollte. Die ICPR 2016 stellte die bisher größte Veranstaltung der OPEN Foundation dar. Hofmanns LSD war vielfach zentrales Thema für die Referentinnen und Referenten. Einer der ersten Vorträge der Konferenz hätte ihn wohl besonders gefreut: Robin Carhart-Harris erläuterte seine Arbeit zu den funktionellen Auswirkungen von LSD auf das menschliche Gehirn mit dem Team um David Nutt am Imperial College London, siehe Lucy‘s Mix auf Seite 15. Eines der Ergebnisse, nämlich dass durch LSD eine verminderte Aktivität im sogenannten Ruhenetzwerk des Gehirns hervorgerufen wird, deutet auf eine Anwendungsmöglichkeit gegen Depression hin. LSD nun als Wundermittel zu propagieren, wäre jedoch noch verfrüht, warnte Carhart-Harris. Die vorläufigen Ergebnisse sind dennoch vielversprechend und zugleich Erfüllung der Prophezeiung Hofmanns, dass sein LSD nach jahrzehntelanger Repression wieder den Weg in die Medizin finden würde. Die Auswirkungen der Repression mit dem von Richard Nixon proklamierten «War on Drugs» auf den legalen und illegalen Drogenhandel schilderte der klinische Psychologe Tarek Najeddine: einerseits die explosionsartige Verbreitung der }


96  EIN TRIPBERICHT

Forscher unter sich: Kim Kuypers, Rick Doblin, Ben Sessa, Jordi Riba, Robin Carhart Harris und Amanda Feilding.  Montage: Lucy‘s

sogenannten Research Chemicals, die mit pharmakologisch noch unbekannten Wirkspektren in den Körpern nichtsahnender User ihr Unwesen treiben, andererseits das Auftauchen wilder Mischungen mit zum Teil höchst besorgniserregenden Streckmitteln. Schlimmstenfalls wäre dann in einer Ecstasy-Pille nur noch eine homöopathische Konzentration an MDMA vorhanden. Um absolut reines MDMA ging es in den Präsentationen von Kim Kuypers, Matthias Liechti und Rick Doblin. Kuypers referierte lebhaft und mit sichtbarer Freude an ihrer Forschung über die neurobiologischen Grundlagen prosozialer Effekte unter Einfluss von MDMA, während Liechti schweizerisch-kühl Ergebnisse darlegte, die er durch die

«The FDA is our friend, not our enemy!» Gabe von LSD und MDMA an gesunde Probanden gewonnen hatte. Doblin, der Gründer der US-amerikanischen Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (MAPS), sprach über seine Ambitionen, MDMA-assistierte Psychotherapie gegen posttraumatische Stressstörung zu einer anerkannten Behandlung und MDMA damit zu einem verfügbaren Medikament zu machen. Sein Dauergrinsen während der Präsentation sollte wohl kommunizieren, dass es sich trotz erheblichem Gegenwind immer lohnt, für seine Träume und Ideale einzustehen. Und entgegen der Vorstellung der meisten Zuhörer verkündete er zum Schluss: «The FDA is our friend, not our enemy!» Davor, danach und parallel

dazu gab es viele weitere Vorträge zur Geschichte verschiedener psychedelischer Substanzen und zu den Themen Philosophie, Ayahuasca und Therapie, Harm Reduction und Neurowissenschaften.

2.  Wirkung

Am zweiten Konferenztag betreute ich den OPEN-Informationsstand, wo ich zwar weniger den Vorträgen folgen, dafür aber die Atmosphäre und die Stimmung unter den Teilnehmenden wahrnehmen konnte. Das Erscheinungsbild des Durchschnitts-Konferenzbesuchers lässt sich so beschreiben: Student, Endzwanziger, ausgestattet mit Hemd, kritischem und offenem Geist, tendenziell Anti-Establishment. Viele Konversationen waren begleitet von überdrehter Gestik, Dauergrinsen und erhöhtem Redebedürfnis. Allerdings waren diese Symptome nicht auf eine akute Aufputschmittel-Intoxikation zurückzuführen; es handelte sich wohl eher um reflex­artige Entladungen wie beim Öffnen einer gut geschüttelten Cola-Flasche. Denn Gespräche, die für viele im Alltag wegen der Stigmatisierung illegaler Drogen tabuisiert sind, waren im Inneren des Juwels ganz normal: Ein reger Austausch über persönliche Erlebnisse mit Psychedelika, philosophische Ansichten und wissenschaftliche Theorien fand statt; Psychiater erkundigten sich nach Zusatzqualifikationen, um mithilfe von MDMA, LSD oder Psilocybin Patienten therapieren zu können. Am Ende des Tages gab es zwei Podiums­ diskussionen: eine mit dem Schwerpunktthema Neurowissenschaften, die andere mit Fokus auf die Spiritualität. Naturgemäß hörte man während der ersten Diskussion vor allem Begriffe wie «genaue


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Messung», «statistisch signifikant» und «wissenschaftlich relevantes Ergebnis». Fragen zu ordentlicher Hypothesentestung, Studiendesign und der Relevanz von Tierversuchen wurden gestellt. Der Duktus auf und vor der anderen Bühne war dagegen geprägt von persönlicher Transzendenz und der Bedeutung von Psychedelika für die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung. Auch wenn sich hier scheinbar ein klassischer Gegensatz zeigt – Verstand gegen Gefühl, Empirismus gegen Sturm und Drang, wissenschaftliche Objektivität gegen subjektive Selbsterfahrung –, verwischt die ernsthafte Auseinandersetzung mit Psychedelika erstaunlicherweise die Grenzen zwischen diesen beiden Erklärungsmodellen. Das Resultat ist dann vielleicht so etwas wie eine säkulare Spiritualität – eine wissenschaftlich fundierte radikale Ehrlichkeit der Selbsterfahrung. In diesem Sinne wäre die Spiritualität, wie es der bekannte deutsche Philosoph Thomas Metzinger einmal sagte, nicht ein Teilgebiet der Religion, sondern ihr kompletter Gegensatz.

3. Afterglow  Der dritte Tag begann mit einem Vortrag von Amanda Feilding über die von ihr geleitete Beckley Foundation. Mit energischer Gestik, geistreicher Rhetorik und unwiderstehlichem englischem Charme sprach die 72-jährige heimliche Leitfigur der psychedelischen Renaissance über ihre Vision, Psychedelika in Kultur, Wissenschaft und Medizin den Ruf zu verschaffen, der ihrer Bedeutung in diesen Bereichen auch tatsächlich Rechnung trägt. Wissenschaftlich-nüchtern trug Jordi Riba zunächst die Ergebnisse seiner Untersuchungen zur Anwendung von Ayahuasca gegen Depression vor. Allerdings konnte der Pharmakologieprofessor seine Begeisterung nicht verbergen, als er verkündete, dass Ayahuasca in seinen Forschungsergebnissen bereits einige Stunden nach einmaliger Einnahme signifikante Merkmale einer antidepressiven Wirkung zeigte. Riba zog zur Erklärung dieser Befunde einen Vergleich zur Achtsamkeitsmeditation. Beide Praktiken – die Einnahme von Ayahuasca und die Medi­tation – erlauben einen vom Ego losgelösten Blick auf problematische, die Krankheit erhaltende Gedanken und Emotionen und somit deren Aufarbeitung. Der britische Psychiater und Suchtexperte Ben Sessa erläuterte in seinem sehr amüsanten Referat mit dem schönen Titel «MDMA als Antibiotikum gegen infektiöse mentale Krankheiten»

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seine Kernthese: MDMA bietet wie kein anderes Molekül eine ideale Synthese aus pharmakologischem Wirkspektrum und psychischer Phänomenologie: Das Andocken an bestimmte Serotonin­ rezeptoren bewirkt eine aufgehellte Stimmung, die Aktivierung wiederum anderer Serotoninrezeptoren löst kreatives Denken aus, neue Assoziations-

Psychedelika sind ein Hoffnungsträger. muster sind möglich. Durch MDMA wird vermehrt Oxytocin ausgeschüttet, wodurch der Einnehmende ein größeres Vertrauen den Mitmenschen oder seinem Arzt gegenüber erfährt. MDMA-assistierte Psychotherapie soll daher gegen posttraumatische Stressstörung, Angst- und Suchterkrankungen eingesetzt werden können. Der «War on Drugs» verhindert allerdings die objektive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser medizinischen MDMA-Anwendung. Torsten Passie erörterte in einer enzyklopädischen Expertise die Tabuisierung psychedelischer Wissenschaft – von den 60er- und 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts, in denen eine riesige Propagandamaschine mit inhaltlich bewusst falschen und angsterzeugenden Aussagen diese Forschung nachhaltig gebremst hatte, bis zur Wiederaufnahme der psychedelischen Wissenschaft einige Jahre später. Passies Resümee: Psychedelika sind aufgrund der vorläufig sehr positiven Ergebnisse in der Behandlung bereits beschriebener psychiatrischer Erkrankungen ein Hoffnungsträger.

4. Fazit

Als Teil des internationalen Trends in der Psychedelik-Szene stand die ICPR 2016 für eine wissenschaftlich orientierte Auseinandersetzung mit bewusstseinserweiternden Substanzen. Im Kontrast zur aktuellen Gesetzeslage bot die Konferenz ein Plädoyer für die Wiederaufnahme der mannigfaltigen Erfahrungswelten des menschlichen Geistes in Gesellschaft, Kultur und Medizin. Interessierte können sich die meisten Vorträge auf dem YouTube-Kanal «OPEN foundation» anschauen.

CHRISTOPH BENNER, geboren 1991 in Berlin, ist Neurowissenschaftler (Studium in Regensburg, Maastricht und Kopenhagen) und Mitarbeiter der niederländischen Organisation Stichting OPEN, die sich für den medizinischen Einsatz von Psyche­delika engagiert.


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GESCHICHTE In dieser Rubrik werfen wir einen Blick zurück auf die Geschichte der multidisziplinären Forschung auf dem Gebiet der Bewusstseins­ veränderung und der psychoaktiven Substanzen.

In jeder Lucy‘s-Ausgabe rufen wir einen bedeu­ tenden psychonautischen Experten in Erinne­ rung und würdigen ihn, indem wir auszugsweise einen grundlegenden Text nachdrucken.

LSD in der Sterbebegleitung Erinnerung an Albert Hofmann (1906–2008) TEXT

I

Michael Schlichting

m Juni 1987 trafen sich einige der bekanntesten europäischen Pioniere der Psychedelika- und Bewusstseinsforschung zu einem kleinen wissenschaftlichen Symposion in dem kleinen Schwarzwaldort Kandern, um die Möglichkeiten einer Wiederbelebung der lange Zeit brachliegenden Forschung auf dem Gebiet der veränderten Bewusstseinszustände und der therapeutischen Anwendung psychoaktiver Substanzen auszuloten. Aus diesem multidisziplinären Treffen von engagierten Forschern und Therapeuten – unter ihnen Albert Hofmann, Hanscarl Leuner, Jan Bastiaans, Adi Dittrich, Christian Rätsch, Juraj Styk, Christian Scharfetter und andere –, ging schließlich das Europäische Collegium für Bewusst­seinsstudien (ECBS) hervor. In den folgenden Jahren veranstaltete das ECBS eine Reihe wissenschaftlicher Symposien und internationaler Kongresse, die unter dem Titel «Welten des Bewusstseins» bekannt geworden sind und die gesellschaftliche Diskussion über den Nutzen und die Risiken des Gebrauchs psychoaktiver Substanzen wesentlich bereichert haben. In seinem Eröffnungs- und Hauptvortrag in Kandern machte Albert Hofmann auf ein lange Zeit nur wenig beachtetes Anwendungsgebiet

psychoaktiver Substanzen aufmerksam, nämlich den Einsatz seines «Sorgenkindes» LSD in der Sterbebegleitung. Er erinnerte an die Ideen und Erfahrungen des berühmten Schriftstellers und Philosophen Aldous Huxley mit der «Moksha-­ Medizin», an die ersten, bahnbrechenden Forschungsarbeiten in den USA in der 60er-Jahren über die medizinische Anwendung von LSD als Schmerzmittel und Psycho­pharmakon bei Sterbenden sowie an den LSD-­Pionier Stanislav Grof und seine bekannte Monographie The Human Encounter with Death (dt. Begegnung mit dem Tod, 1980) Die damaligen Hoffnungen auf eine Wiederzulassung von LSD und anderen psychoaktiven Substanzen als Hilfsmittel in der Psychotherapie haben sich nicht erfüllt. Diese Gedanken von Albert Hofmann können uns jedoch auch heute noch in Erinnerung rufen, dass das ungeheure Wirkpotenzial von LSD nicht nur im Rahmen einer therapeutischen Behandlung genutzt werden kann, sondern als kostbarer Naturschatz und universelles Kulturgut allen Menschen zur Verfügung stehen sollte, um ihr Leben bewusst zu vollenden und den «großen Übergang» zu erleichtern.

Hofmann machte auf den Einsatz seines «Sorgenkindes» bei Sterbenden aufmerksam.


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Foto: Hansjörg Sahli

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Albert Hofmann Anwendung von Psychedelica vor dem großen Übergang Dieser Vortrag wurde von Albert Hofmann auf dem 2. Symposion des Europäischen Collegiums für Bewusstseinsstudien (ECBS) über «Psycho­aktive Substanzen und veränderte Bewusstseinszustände» vom 12. bis 14. Juni 1987 in Kandern (Schwarzwald) gehalten und ist im Buch Tun und Lassen (Nachtschatten Verlag) abgedruckt.

Der Gedanke, Psychedelica könnten bei Sterbenden angewendet werden, ist zum erstenmal von einer Frau vorgebracht worden. In einem Bericht im amerikanischen Magazin This Week im Jahr 1957 über die Erforschung der mexikanischen Zauber-

pilze schrieb die Frau des bekannten Ethnomykologen R. Gordon Wasson, Dr. Valentina P. Wasson, wenn es gelänge, die psychoaktiven Wirkstoffe dieser Pilze zu isolieren, man ein Medikament in den Händen hätte, das nicht nur zur Behandlung von psychischen Störungen und Alkoholismus, sondern auch zur Linderung der Schmerzen von Sterbenden dienen könnte. Die nächste Anregung für die Anwendung eines Psychedelicums am Sterbebett stammt vom Schriftsteller und Philosophen Aldous Huxley. In einem Brief an den Psychiater Humphrey Osmond schrieb er 1958:


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GESCHICHTE Unabhängig von der Anregung von Frau Wasson und dem Vorbild von Aldous Huxley kamen zu Beginn der 60er-Jahre an der Chicago Medical School Untersuchungen über die Anwendung von LSD bei Schwerkranken in Gang. Dort waren Eric Kast und Mitarbeiter – auf der Suche nach einem wirksamen Mittel zur Linderung schwerster Schmerzzustände – auf die Idee gekommen, auch LSD in ihr Forschungsprogramm aufzunehmen, weil bekannt war, dass dieser Stoff Veränderungen im Körperempfinden hervorruft. In einer 1964 veröffentlichten Studie berichten Kast und Collins

Neben der Schmerzlinderung wurde eine Verringerung der Angst vor dem Sterben beobachtet.

Mit LSD friedlich gestorben: Aldous Huxley.

«... a project, the administration of LSD to terminal cancer cases, in the hope that it would make dying a more spiritual, less strictly physiological process».* In seinem letzten, 1962 erschienenen Roman Island schreibt Huxley von der «moksha medicine» (moksha = Befreiung, Erleuchtung), die aus einem Pilz gewonnen wird. Auf der Insel Pala, auf der sich dieser utopische Roman abspielt und wo sich aus den Elementen östlicher Weisheit und westlicher Zivilisation eine hohe Kultur entwickelt hat, wird die Moksha-Medizin dreimal im Leben verabreicht: bei den Initiationsriten beim Eintritt ins Erwachsenenalter, in den Krisen des mittleren Alters und am Sterbebett. Als Aldous Huxley am 22. November 1963 krebskrank im Sterben lag, verlangte er nach der Moksha-Medizin, die ihm seine Frau Laura in Form von 0,1 mg LSD i.m. verabreichte. * «… ein Projekt – die Verabreichung von LSD an Krebskranke im letzten Stadium, in der Hoffnung, dass es das Sterben zu einem mehr spirituellen, weniger ausschließlich physiologischen Prozess machen wird»

über ihre Befunde beim Vergleich von LSD mit Demerol und Dilaudid als Schmerzmittel bei schwersten Schmerzzuständen. Sie stellten in vielen Fällen eine Überlegenheit von LSD fest und machten zusätzlich die Beobachtung, dass einzelne Patienten eine auffallende Nichtbeachtung der Schwere ihres Gesundheitszustandes an den Tag legten. In einer weiteren, 1966 publizierten Studie untersuchten sie dann speziell diese Wirkungen von LSD bei Krebskranken mit nur noch kurzer Lebenserwartung, die von ihrer Diagnose Kenntnis hatten. Neben der Schmerzlinderung wurde eine Verringerung der Angst vor dem Sterben, oft das Auftreten von «happy oceanic feelings» und eine abgeklärte religiöse Einstellung gegenüber dem bevorstehenden Sterben beobachtet. Eric Kast muss als Pionier in der medizinischen Anwendung von LSD als Schmerzmittel und Psychopharmakon bei Sterbenden anerkannt werden, wenn man seinen Untersuchungen auch gewisse Mängel in wissenschaftlich-methodischer Hinsicht nachsagen kann. Inspiriert durch die Kast’schen Publikationen führte Sidney Cohen, ein erfahrener LSD-Psychoanalytiker und Psychotherapeut, in Los Angeles Untersuchungen mit LSD an Krebskranken durch. Er konnte die Kast’schen Befunde im Großen und Ganzen bestätigen und gab der Hoffnung Ausdruck, es könnte eines Tages mit Hilfe von LSD eine


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Original LSD-25 von Sandoz in Ampullen: Delysid. Foto: zvg

eigentliche Technik zu Veränderung des Sterbeerlebnisses geschaffen werden. Die umfassendsten methodisch ausgebauten Untersuchungen über die Anwendung von Psychedelica wurden anschließend im Maryland Psychiatric Research Center am Grove State Hospital im Maryland durchgeführt. Leiter und Begründer des Projekts, das dort 1967 seinen Anfang nahm, war Walter Pahnke. Zum Team gehörten Stanislav Grof, der schon vorher in seiner Heimat Prag mit LSD gearbeitet hatte, dann Albert Kurland, der administrative Direktor des Research Centers, ferner die Psychiater und Psychologen Charles Savage und Sanford Unger. Das Projekt gliederte sich in drei Teile:

1. Eine eingehende psychische Untersuchung anhand eines speziell entwickelten Persönlichkeitstests, verbunden mit gründlicher geistiger Vorbereitung des Patienten unter Einbezug der Angehörigen. 2. Der Einstieg. Es wurden hohe Dosen von LSD, 200 bis 600 Mikrogramm, später gelegentlich auch 90 bis 150 Milligramm Dipropyltryptamin (DPT) angewandt, um ein psychedelisches Gipfelerlebnis („peak experience“) zu provozieren. Vorsichtige Betreuung des Patienten und Begleitung mit ausgewählter Musik. 3. Psychiatrische Verarbeitung des Erlebten und } Auswertung anhand spezieller Tests.


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GESCHICHTE

lung zu Leben und Tod, Aussöhnung mit den Unzulänglichkeiten des vergangenen Lebens und Erwachen eines meist unorthodoxen religiösen Glaubens, verbunden mit einer furchtlosen Einstellung zum bevorstehenden großen Übergang. Neben den Patienten, bei denen diese positiven Effekte in verschiedener Stärke festgestellt wurden, gab es auch solche, bei denen die Psychedelica-Behandlung erfolglos blieb. Stanislav Grof, der nach dem tragischen Tod von Walter Pahnke 1971 das Grove Projekt leitete, hat zusammen mit der Anthropologin Joan Halifax, die ebenfalls am Projekt mitarbeitete, die Resultate dieser groß angelegten Untersuchung in

Der Entschluss, die MokshaMedizin zu nehmen, bleibt also ein Wagnis.

Albert Hofmann. Foto: Hansjörg Sahli

Die Kranken wurden im Sinai Hospital in Baltimore ausgewählt, alles Krebskranke mit einer Lebenserwartung von mindestens drei Monaten, um die wissenschaftliche Auswertung der Psyche­ delica-Behandlung zu ermöglichen. Meistens wurde nur eine einmalige Behandlung angewandt, nur in wenigen Fällen wurde die Behandlung wiederholt. Die Auswirkungen der LSD- bzw. DPT-Behandlung waren individuell äußerst unterschiedlich und auch in der Art sehr variierend und komplex. Sie umfassten Verringerung von Depressionen und Angst, Schmerzlinderung (manchmal Wochen andauernd), vor allem aber oft eine neue Einstel-

der Monographie The Human Encounter with Death (E.P. Dutton, New York, 1977) publiziert. Dort findet man auch den Zugang zur Original-Literatur der vorangegangenen, hier kurz besprochenen Untersuchung. Die Untersuchungen am Spring Grove Hospital zeichnen sich durch große Wissenschaftlichkeit aus. Durch sie ist belegt worden, dass der physische und psychische Zustand von Todkranken vor dem Sterben durch Psychedelica-unterstützte psychotherapeutische Betreuung in vielen Fällen verbessert werden kann. Das berechtigt zur Hoffnung, dass auch der eigentliche Übergang ins andere Land, von dem kein Wanderer je wiederkehrte, erleichtert und vergeistigt werden kann. Doch darüber gibt es keine Protokolle und ausgefüllte Fragebogen. Jeder stirbt für sich allein, und man kann von jenem anderen Sein nicht in unsere irdische Wirklichkeit zurück Bericht erstatten, ob das Sterben selbst unter Wirkung von Psychedelica ein besseres Sterben ist. Der Entschluss, die Moksha-Medizin zu nehmen, bleibt also ein Wagnis, für das sich jeder einzelne Mensch aus seiner Weltanschauung, aus seinem Ahnen und Hoffen, aus seinem Glauben heraus selbst entscheiden muss.


Svenja Zuther Dipl.-Biologin & Heilpraktikerin Im Dorfe 1 b | D-29575 Bohndorf Fon +49 (0) 58 07 - 98 96 80 | eMail post@kudra.net www.facebook.com /kudra.naturbewusstsein

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LITERATUR ZU DEN ARTIKELN

Iboga / Ibogain

Nana Nauwald Nana Nauwald

Eudaimon

Mein Wort ist mächtig

Iboga: Mystisches Entheogen und traditionelle Pflanzen­ medizin aus Afrika

AT Verlag 2015 ISBN: 978-3-03800-835-4

Nachtschatten Verlag 2017 ISBN: 978-3-03788-380-8 Nana Nauwald

Schamanische Rituale der Wahrnehmung

Sergius Golowin Erik Golowin

AT Verlag 2010

Sergius Golowin – Aufbruch ins psychedelische Zeitalter

ISBN: 978-3-03800-545-2

Synergia Verlag 2015 ISBN: 978-3-944615-28-8

Cannabis Sergius Golowin

Alice Legit

Von Elfenpfeifen und Hexenbier

Bio-Grow

Nachtschatten Verlag 2003

ISBN: 978-3-03788-392-1

Nachtschatten Verlag 2016

ISBN: 978-3-907080-99-3

Sergius Golowin

Franjo Grotenhermen, Markus Berger,

Das Reich des Schamanen

Kathrin Gebhardt

Goldmann 1989

Cannabidiol CBD

ISBN: 978-3-44211-885-4

2. ergänzte Auflage Nachtschatten Verlag 2016 ISBN: 978-3-03788-369-3

Eleusis kompakt Giorgio Samorini

LSD-Analoga

Rausch und Mythos

Alexander und Ann Shulgin

Nachtschatten Verlag 2016

TIHKAL – The Continuation

ISBN: 978-3-03788-399-0

Transform Press 1997 ISBN: 978-0-96300-969-2

herman de vries

Albert Hofmann

herman de vries

Die Mutterkornalkaloide

natural relations – eine skizze

Nachtschatten Verlag 2000

Verlag für moderne Kunst 1989

ISBN: ISBN 978-3-03788-146-0

ISBN: 3-122-53172-5


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LITERATUR ZU DEN ARTIKELN

Psilocybinpilze

Floating

Arno Adelaars

Transition, John C. Lilly et al.

Alles über Psilos 2., ergänzte Auflage

Ohne Schwerkraft: Das Floating-Erlebnis

Nachtschatten Verlag 2016

Nachtschatten Verlag 2015

ISBN: 978-3-907080-49-8

ISBN: 978-3-03788-102-6

Paul Stamets

Psychedelische Forschung

Psilocybinpilze der Welt

Claudia Möckel Graber

AT Verlag 2009

Eintritt in heilende Bewusstseinszustände

ISBN: 978-3-85502-607-4

Nachtschatten Verlag 2015 ISBN: 978-3-03788-200-9

herman de vries, Wolfgang Bauer, Katja Redemann

Rauschpilze

Albert Hofmann

Nachtschatten Verlag 2015

Hanscarl Leuner, Michael

ISBN: 978-3-03788-353-2

Schlichting und Dietrich Ebert

Jahrbücher des Europäischen Collegiums für Bewusstseinsstudien

Ethnobotanik

Verlag für Wissenschaft und Bildung 1991–1997

Kevin Johann

Der Schamanengarten

Albert Hofmann

Nachtschatten Verlag 2016

LSD – mein Sorgenkind

ISBN: 978-3-03788-379-2

Klett-Cotta 2015 ISBN: 978-3-608-94618-5

Safer Use

Albert Hofmann Hans Cousto

Tun und Lassen

Drogenmischkonsum

Nachtschatten Verlag 2011

Nachtschatten Verlag 2003

ISBN: 978-3-03788-242-9

ISBN: 978-3-03788-119-4



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Lucy’s Rausch Nr. 4

Lucy’s Rausch Nr. 4 November 2016 Lucy‘s Rausch erscheint zweimal jährlich nächste Ausgabe: Frühling 2017

Layout / Bild- und Textredaktion Nina Seiler nina@lucys-magazin.com Umschlaggestaltung Sven Sannwald sven@nachtschatten.ch

Herausgeber Roger Liggenstorfer Nachtschatten Verlag AG Kronengasse 11 CH-4500 Solothurn Fon: +41 32 621 89 49 info@nachtschatten.ch www.nachtschatten.ch

Layoutkonzept Studio Roth&Maerchy www.rothmaerchy.com Anzeigen werbung@lucys-magazin.com Administration Barbara Blankart barbara@lucys-magazin.com

www.lucys-magazin.com Chefredaktion Markus Berger markus@lucys-magazin.com

Abo-Verwaltung Lukas Emmenegger lukas@lucys-magazin.com

Redaktion Roger Liggenstorfer roger@lucys-magazin.com Mitarbeiter dieser Ausgabe Wolfgang Bauer, Christoph Benner, Alex Bücheli, Hans Cousto, Eudaimon, Friederike Meckel Fischer, Jochen Gartz, Kevin Johann, Michael Knodt, Claudia MüllerEbeling, Nana Nauwald, Roberdo Raval, Micky Remann, Giorgio Samorini, Michael Schlichting, Steve Stoned, Stefan Trebes

Bankverbindungen Schweiz Regiobank Solothurn Konto-Nr.: 443.213.16.114 IBAN CH2008785044321316108 BIC RSOSCH22 Deutschland Postbank Hamburg Konto-Nr. 969 792 202 IBAN: DE35 2001 0020 0969 7922 02 BIC: PBNKDEFF Vermerk: Lucys Rausch

Druck Gedruckt auf Circlematt (135 g/m²) 100% Recyclingpapier bei Druckerei & Verlag Steinmeier, Deiningen. Printed in Germany Vertriebe Pressevertrieb (Kioske, Supermärkte, Bahnhof- & Flughafenbuchhandlungen): IPS Pressevertrieb GmbH 53334 Meckenheim www. ips-pressevertrieb.de Buchhandel Schweiz AVA Verlagsauslieferung, Affoltern a.A. Head- & Hanfshops Schweiz Nachtschatten Versand versand@nachtschatten.ch Buchhandel, Head- & Hanfshops Deutschland LKG, Rötha/Leipzig nadja.bellstedt@lkg-service.de Buchhandel, Head- & Hanfshops Österreich Dr. Franz Hain Auslieferungen, Wien michaela.puchberger@hain.at

Namentlich gekennzeichnete Texte geben nicht unbedingt die Meinung von Redaktion und Herausgeber wieder.

Bitte beachten Sie unsere «Charta für eine Kultur des Rausches» auf lucys-magazin.com/charta Beachten Sie auch die Inserate unserer Werbepartner und gleichzeitig das geltende Recht Ihres Landes. Der Verlag ruft weder zu illegalem Drogenkonsum auf, noch beabsichtigt er, diesen zu fördern.

VERKAUFSSTELLEN Lucy‘s Rausch ist im Kiosk-, Presse- und Buchhandel sowie in folgenden Head- & Growshops erhältlich (Stand 10/16):

SCHWEIZ  Basel Sibannac GmbH, Güterstr. 138 (im Hinterhof), 4053 Basel, www.visionofhemp.ch Bern KALISHA, Rathausgasse 47, 3011 Bern, www.kalisha.ch • Secret Nature, Kramgasse 68, 3011 Bern, www.secret-nature.ch Solothurn Babacool, Löwengasse 4, 4502 Solothurn, www.babacool.ch • Nachtschatten Shop, Kronengasse 11, 4500 Solothurn, www.nachtschatten.ch St. Gallen BREAKshop, Gaiserwaldstr. 16a, 9015 St. Gallen, www.breakshop.ch Thun Secret Nature, Obere Hauptgasse 11, 3600 Thun, www.secret-nature.ch

Winterthur DELTA GROW AG, St. Galler­str. 119, 8404 Winterthur, www.delta-grow.ch • TAMAR Trade, Technikumstr. 38, 8400 Winterthur, www.rastaman.ch Zürich Bio Top Center GmbH, Konradstr. 28, 8005 Zürich, www.biotop-zuerich.ch • Grünhaus AG, Herostr. 7, 8048 Zürich, www.gruenhaus-ag.ch DEUTSCHLAND Alfter Mojamba, Pelzstr. 30, 53347 Alfter, www.mojamba.de Altenmedingen Kudra NaturBewusstSein, Im Dorfe 1B, 29575 Altenmedingen-Bohndorf, www.kudra.net Amberg Coffeeshop, Georgenstr. 45, 92224 Amberg, www.coffee-shop-amberg.de

Berlin Buchladen Schwarze Risse, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin • Kaya Foundation, Schliemannstr. 26, 10437 Berlin, www.kayagrow.de • Klaus der Gärtner, Straßmannstr. 1, 10249 Berlin, www.klausdergärtner.de • Sensatonics, Loh­mühlenstr. 65, 12435 Berlin, www.sensatonics.de • Verdampftnochmal, Karl-Kunger-Str. 28, 12435 Berlin, www.verdampftnochmal.de • Zabriskie, Manteuffelstr. 73, 10999 Berlin, www.zabriskie.de Bruchsal Planet Blunt, Bannweideweg 4, 76646 Bruchsal, www.planet-blunt.de Düsseldorf White Rabbit, Dorotheenstr. 82, 40235 Düsseldorf, www.headshop-white-rabbit.de Ehingen Chénevis + Gesundheitsprodukte, Hauptstr. 49, 89584 Ehingen, Donau


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VORSCHAU

Nr. 5

Frühling 2017

Rapé: Entheogene Snuffs Über schamanische Schnupfpulver

Im Visier: Neue Psychoaktive Substanzen (NPS)

Fotos: Markus Berger, ZVG, Fotolia

Zum neuen Stoffklassenverbot

Jeremy Narby: Ayahuasca als Antidot sowie Artikel über Psychedelika und alte Cannabis-Landrassen, ethnobotanische News von Giorgio Samorini, ein Gespräch mit dem Drogenpolitiker Frank Tempel, ein zusammenfassender Rückblick auf das Künstlerpodium des Boom!-Festivals und vieles mehr

... Frankfurt/M. Mr. Nice-Growshop, Große Seestr. 36, 60486 Frankfurt, www.mr-nice-shop.com Hamburg Zaubertrank, Mexikoring 11a, 22297 Hamburg, www.zaubertrank-hamburg.de Mainz Der Hänfling, Gärtnergasse 5, 55116 Mainz, www.derhaenfling.de Malsch Kalidat Grow- & Headshop, Am Bahnhof 6, 69254 Malsch, www.kalidat.de Mannheim New Asia Headshop, F1, 10 (Nähe Paradeplatz), 68159 Mannheim, www.new-asia-headshop.de Marburg Sirius Buchhandlung, Barfüßerstr. 13, 35037 Marburg, www.thefinalembrace.de

Neu-Anspach Shambala, Ostpreussenstr. 27, 61267 Neu-Anspach, www. shambhala-shop.de Reutlingen HanfHaus Reutlingen, Weingärtnerstr. 27, 72764 Reutlingen, www. hanfhaus-reutlingen.de Roßdorf Syntropia, Industriestr. 20, 64380 Roßdorf, www.syntropia.de, www.rauschkunde.net Schwäbisch Gmünd HanfHaus, Kapuzinergasse 3, 73525 Schwäbisch Gmünd, www.hanfhaus.de • Hempstore, Mühlbergle 1, 73525 Schwäbisch Gmünd Stiefenhofen Artemisia - Allgäuer Kräutergarten, Hopfen 29, 88167 Stiefenhofen, www.artemisia.de Ulm Hanf-Lager Ulm, Zinglerstraße 1, 89073 Ulm, www.hanflager.de

ÖSTERREICH Wien Hanf & Hanf, Lasallestraße 13, 1020 Wien, www.hanf-hanf.at NIEDERLANDE Amsterdam Azarius BV, Kerkstraat 119, 1017 GE Amsterdam, www.azarius.net Aktualisierte Liste unter www.lucys-magazin/verkaufsstellen



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Harry C. Kane:  Geometrie 31

In Lucy‘s Nr. 5: Torsten Passie über den visionären Künstler Harry C. Kane (1962–2009)


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Schluss mit Krimi. Cannabis normal!

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4

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

HR Giger – Das grosse Interview

Lucy’s Null-Nummer

Absinthe – Besuch im Val-de-Travers Legal Highs – Falsche Perspektiven El Pepe – oder die Verbesserung der Welt

Mit folgenden Autoren

Albert Hofmann – Ein Gespräch mit dem LSD-Entdecker

Stanislav Grof, Ralph Metzner, Wolf-Dieter Storl, Christian Rätsch, Claudia Müller-Ebeling, Markus Berger, Alexander Ochse, Wolfgang Bauer, Jochen Gartz Arno Adelaars, Mathias Bröckers, Patrizia Ochsner, Hans Cousto, Tina Loosli Daniel Trachsel, Wolfgang Sterneck, Samuel Widmer, Claudia Möckel, Klaus John Theo Pütz, Mike MoD, Matthias Diesch Zu den spannenden Themen Nachtschattengewächse, Schamanische Kraftpflanzen Hanf, Pilze, LSD, Ayahuasca, Kakteen, Drogenmischkonsum, Partyfood Psycholytische Therapie, Holotropes Atmen, Alchemistische Divination Diverse Künstler

Vorträge, Seminare, Workshops Rahmenprogramm Podiumsgespräche Kino, Ausstellungen Specials, Party

Infos und Anmeldung

www.nachtschatten.ch/symposium info@nachtschatten.ch Tel 0041 (0)32 621 89 49 Vorverkauf ab 1. März bis 31. Mai

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HR Giger, Luke Brown, Fred Weidmann, Gerhard Seyfried Steve Stoned, Nana Nauwald, Akasha Project

21.02.14 10:05

DMT und 5-MeO-DMT Cannabis als Medizin/Dabbing Steve Stoned im Gespräch Auf dem Peyote-Weg

Die Offenbarungen des HR Giger • Der zweifelhafte Weg in die schöne neue Welt • Der Psychonaut: Das Portrait von Albert Hofmann • Absinthe: Die Legende aus dem Valde-Travers • Legal Highs: Die erlaubten Gefahren

ISBN 978-3-03788-400-3 112 Seiten ,Format 20 x 26,5 cm € 10.00 / Fr. 12.50

Lucy’s Nummer 1

Ralph Metzner

Ralph Metzners Welten des Bewusstseins • Ethnobotanik: DMT und 5-MeO-DMT • Cannabiskonzentrate und Dabbing-­ Kultur • Steve Stoned • Christian Rätsch • Ketamin auf dem Dancefloor • Hanscarl Leuner

ISBN 978-3-03788-401-0 112 Seiten, Format 20 x26,5 cm € 14.80 / Fr. 18.50

Lucy’s Nummer 2

Lucy’s Nummer 3

Ralph Metzner: Die Kröte und der Jaguar • Timothy Leary • Cannabis als Medizin • Nana Nauwald • Gerhard Seyfried • Adi Dittrich • Neuer Psilo­ cybin-Pilz • Drug Checking = Safer Use • Holotropes Atmen • Peyote-Weg • Progressive Psytrance ISBN 978-3-03788-402-7 112 Seiten, Format 20 x 26,5 cm € 14.80 / Fr. 18.50

Ayahuasca • Luke Browns Kunst • Transformational Festivals • Barnim Schultze und das Akasha Project • Sasha Shulgin• Schadensminderung beim Feiern • Ethnobotanischer Pflanzen­ anbau: Windengewächse • Automatik-Cannabis • Reinkarnation ISBN 978-3-03788-403-4 112 Seiten, Format 20 x 26,5 cm € 14.80 / Fr. 18.50

Lucy’s Rausch abonnieren: www.lucys-magazin.com/abo T-Shirts, Taschen, Postkarten, Blotter, Papers etc.

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Nr. 4 / Herbst 2016

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

CHF 1 8.50 / € (D) 14.80 / € (A) 15.30

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Iboga und– Das Ibogain: Entheogene HR Giger grosse Interview Lehrmeister Synthetische LSD-Analoga und verwandte Moleküle Absinthe – Besuch im Val-de-Travers Freie Sicht: vries Claudia Müller-Ebeling Legal Highsherman – Falschede Perspektiven Psilocybinpilze unserer Heimat der Welt El Pepe – oder die Verbesserung Albert Hofmann Hofmann Psychedelika vormit dem Übergang Albert – Ein Gespräch Cannabispolitik: Ein Überblick Michael Knodt dem LSD-Entdecker

H A N F   +   K U N S T   +  PA R T Y  +   E T H N O B O TA N I K

Nr.4 / Herbst 2016


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