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Magic Mushroom Social Clubs

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Robert Crumb

Robert Crumb

Foto: Thomas Rojahn

PSYCHEDELIKATESSEN

von Hans Cousto

Hans Cousto ist Sachbuchautor, Musikwissenschaftler und Mitbegründer von Eve&Rave Berlin.

Magic Mushroom Social Clubs

Magic Mushrooms – hierzulande Zauberpilze genannt – sind psilocybinhaltige Pilze. In Europa ist der Spitzkegelige Kahlkopf (Psilocybe semilanceata) am meisten verbreitet, aber auch der Blauende Kahlkopf (Psilocybe cyanescens) und der Azurblauverfärbende Kahlkopf (Psilocybe azurescens) gedeihen in der freien Natur. Vor allem in Mittel- und Südamerika kommen die Arten Kubanischer Kahlkopf (Psilocybe cubensis), Aztekischer Kahlkopf (Psilocybe aztecorum) und Mexikanischer Kahlkopf (Psilocybe mexicana) vor. Der Mexikanische Kahlkopf wird auch «Teonanacatl» (Gott-Pilz) genannt. Den Azteken galt der Pilz als «Fleisch der Götter». Zauberpilze sind nicht nur hedonistische Psychedelikatessen, die Spaß machen und die Lebensfreude steigern, sondern auch sakrale Entheogene für spirituelle Einsichten und Ausblicke auf dem Weg der Psychonauten zur Selbsterkenntnis.

Eine niederländische Studie aus dem Jahr 2009* attestierte den Zauberpilzen unter allen untersuchten Drogen das geringste Risiko für die Konsumenten wie auch für die Gesellschaft. Die Experten untersuchten die akute sowie die chronische Toxizität von Drogen, das Abhängigkeitspotenzial und zudem die individuelle sowie die gesellschaftliche und allgemeine Schädigung. In Großbritannien gab es in den Jahren 2007 und 2010 ähnliche Studien unter Federführung von David Nutt. Die relative Gefährlichkeit wurde darin auf einer Skala von 0 bis 100 angegeben (0 = null Gefährdung, 100 = höchstmögliche Gefährdung). Alkohol rangierte auf Rang 1 mit 72 Punkten, Tabak auf Rang 6 mit 26 Punkten und Cannabis auf Rang 8 mit 20 Punkten. Die Zauberpilze lagen auch hier auf dem letzten Rang mit 6 Punkten und weisen somit auch gemäß dieser Studie die geringste Gefährlichkeit auf.

Cannabis Social Clubs organisieren für ihre Mitglieder den Anbau und die Verteilung psychoaktiver Hanfprodukte in kontrollierter Qualität jenseits von Schwarzmarktstrukturen. Magic Mushroom Social Clubs sind ein Pendant zu Cannabis Social Clubs. Sie bieten die gleichen Vorteile wie Cannabis Social Clubs, sind jedoch nicht auf die Kultur von Pflanzen, sondern auf die Kultur von Zauberpilzen ausgerichtet. Das Züchten von Zauberpilzen verlangt mehr Sachkunde als das Züchten von Cannabispflanzen, insbesondere da bei einigen Arbeitsgängen möglichst steril, zumindest aber maxiEine niederländische Studie mal keimarm gearbeitet werattestierte den Zauberpilzen den muss. Gemeinsam gelingt dies oft besser, als wenn ein das geringste Risiko für die Laie beginnt, mit der Pilzzucht Konsumenten. zu experimentieren. Da Zauberpilze als weniger gefährdend eingestuft werden als Cannabis und viele andere Drogen, ist die Schwelle für eine amtliche Genehmigung von Magic Mushroom Social Clubs wohl niedriger einzustufen, als dies bei den Cannabis Social Clubs der Fall ist. Cannabis wird heute oft unter Kunstlicht gezüchtet, was viel elektrische Energie benötigt. Pilze brauchen kein Licht, um zu gedeihen, und können gut umweltschonend im Keller gezüchtet werden. Und psychedelische Reisen in die eigenen inneren Welten hinterlassen einen vielfach geringeren ökologischen Fußabdruck als das physische Reisen mit einem Flugzeug an einen auf einer Insel gelegenen Urlaubsort. Vor dem Konsum von Psychedelika sollte man jedoch auf jeden Fall Fachinformationen für den nichtmedizinischen Gebrauch von Psychedelika genauestens studieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob man die Zauberpilze für rituelle, hedonistische oder ludische Zwecke nutzen will.

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