Lucy's Rausch Nr. 8

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Nr. 8 / Herbst 2018

weedmaps.com

H A N F   +   K U N S T   +  PA R T Y  +   E T H N O B O TA N I K

Nr. 8  /  Herbst 2018

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Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

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CHF 1 8.50 / € (D) 14.80 / € (A) 15.30

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Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Christian Rätsch: Ayahuasca-Oper Psychoaktive Orchideen Erfahrungen mit CBD Wolf-Dieter Storl: Titanische Illusionen Sananga: Psychoaktive Augentropfen Martina Hoffmann im Interview


Keine Halluzination! Ab sofort bestimmst du den Abopreis selbst. Wir möchten, dass jeder sich Lucy‘s Rausch leisten kann. Dies ist unser Beitrag zum sozialen Ausgleich und das klare Statement, dass wir nicht nur von Selbstbestimmung und (Drogen-) Mündigkeit reden. Wir leben sie und trauen diese auch anderen zu – unseren Lesern sowieso!

e r e i n n o b a h c I

zum selbstgewählten Abo-Preis

Ich bezahle jeweils den Betrag für 4 Ausgaben, das Abo läuft bis auf Widerruf. *)

inkl. einer Nebenwirkung zu jedem Abo! ein Lucy’s-Postkarten-Set oder der aktuellen Lucy’s-Blotter (LSD-frei)

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bieten sich folgende Möglichkeiten:

→ ab € 100.–/Fr. 120.– bekomme ich einen Gutschein des Nachtschatten Verlags über € 25.– **) → ab € 300.–/Fr. 350.– für 6 Ausgaben bin ich Gönner inkl. Mitgliedschaft im Nachtschatten- Member-Club (vergünstigter Einkauf, eine gratis Neuerscheinung pro Jahr) → ab € 999.– / Fr. 1111.– Lucy‘s Rausch lebenslänglich inkl. jährlicher Überraschung!

Geschenk- oder Schnupper abo:

→ 2 Ausgaben für weiterhin € 27.–/Fr. 35.–

Abo zu bestellen mit der Postkarte im Magazin oder auf lucys-magazin.com/abo * Sollte der von dir gewählte Abo-Betrag die Porto- & Druckkosten unterschreiten, behalten wir uns vor, Rücksprache zu nehmen. Wir vertrauen auf deine Wertschätzung für unsere Arbeit. ** Diesen Betrag schreiben wir übrigens auch denjenigen gut, die uns ein Abo vermitteln, wie z.B.unseren Botschaftern: siehe www.lucys-magazin.com/abo Inspired by: www.zeitpunkt.ch


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Die Haltung des einzelnen Menschen gegenüber dem Phänomen des «Rausches» wird weitgehend durch die Tabus seiner Gesellschaft bestimmt. RUD OLF GELPKE


Foto: storl.de

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Lucy’s Rausch Nr.8


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Wolf-Dieter Storl: Titanische Illusionen

Seite 26


Foto: 123RF

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Lucy’s Rausch Nr.8


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Frei zugänglich: Erfahrungen mit CBD Seite 55


Bild: Martina Hoffmann; The Muse of Conscious Awakening, 2001, Öl auf Leinwand, 40×30 cm

6 Lucy’s Rausch Nr.8


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Die visionäre Realistin Martina Hoffmann Seite 42


Foto: 123RF

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Lucy’s Rausch Nr.8


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Milan Scheidegger: In den Untiefen des Gehirns

Seite 94


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Lucy’s Rausch Nr.8

INHALT

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INHALT

Editorial Markus Berger Wenn wir wüssten … Klartext von Roger Liggenstorfer

CANNABIS

55

Frei zugängliche Entspannung Erfahrungen mit CBD Susanne G. Seiler

Von Vorerfahrungen und Vorspeisen Coustos Psychedelikatessen

105 Terpene im Cannabis

KUNST

32

Orpheus und Ayahuasca

Unsichtbare Botschafter mit Potential Michael Knodt

Christian Rätsch

42

Wie Visionen auf die Leinwand kommen Die visionäre Realistin Martina Hoffmann Claudia Müller-Ebeling ETHNOBOTANIK

38

61

E.T.A. Hoffmann – Rauch und Rausch

Das Göttliche schauen und berühren Wolfgang Bauer

Die Traubenorchidee Dendrobium nobile Eine Bestandsaufnahme 14 Jahre nach ihrer Entdeckung als psychoaktive Pflanze Markus Berger


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INHALT

89

Sananga Augentropfen für Körper, Geist und Seele Kevin Johann & Tine Müller

26

Titanische Illusionen

Wolf-Dieter Storl

48 Drogen

Stefan Haag

86

Normalität als Dröhnung

auf Reisen Teil II

Wolf Schneider

94

In den Untiefen des Gehirns

102 Eleusis kompakt

Giorgio Samorini

PARTY & RITUAL

76

«Alkoholfrei und spritzig» Die Geschichte der Mate Brausen Achim Zubke

Fragen an den Bewusstseins forscher Milan Scheidegger Christoph Benner

100 Traumexkursionen

Christoph Gassmann

RUBRIKEN

82

75 Jahre LSD-Erfahrung: Der Jubiläumskongress – Ein Rückblick www.75-Jahre-LSD.ch Claudia Müller-Ebeling

15 20 22 69 73 110 111 14

ucy‘s Flashback Leserbriefe & Feedback L ucy‘s Mix L Lucy‘s Agenda Psychedelic Science News Lucy’s Mediathek Bücher, CDs und DVD Lucy‘s Lifestyle Impressum Lucy‘s Vorschau


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Lucy’s Rausch Nr.8

Neu: GIZEH BLACK® Active Filter mit Aktivkohle. Speziell für den King-Size-Genuss entwickelt. Die neuen Aktivkohlefilter im echten Slim-Format (6 mm) filtern ungewollte Schadstoffe, beeinträchtigen jedoch nicht die gewünschte Wirkung. Im Inneren der Filter kommt ein nachwachsender Rohstoff zum Einsatz. Die gereinigte Aktivkohle wird auf Basis von Kokosnuss-Schalen produziert. Die Keramikkappen an beiden Enden haben jeweils sieben Löcher und sorgen so für einen optimalen Zugwiderstand. GIZEH BLACK ® Active Filter sind „Made in Germany“ und können mehrfach verwendet werden.


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EDITORIAL

Psychedelische Renaissance

B

islang habe ich in jedem Editorial auf die psychedelische Bewegung Bezug genommen, aus dem schlichten Grund, weil sie meine Heimat ist – und der Nährboden dieses Magazins. Die Bewegung erfährt derzeit eine Renaissance, die noch vor wenigen Jahren nicht vorhersehbar war. Die psychedelische Szene wird immer größer und erreicht immer mehr Gesellschaftsschichten. Es ist etwas im Wandel; die Psychedelik nimmt in der Gesellschaft allmählich einen ganz anderen Platz ein als in der Vergangenheit. Eine konsequente Entwicklung, die sicherlich auch als Antwort auf den gegenwärtigen Zeitgeist zu verstehen ist; sie geht allerdings einher mit einem Ausverkauf jener Werte, um die es bei Bewusstseinserweiterung und Psychedelik eigentlich geht. Die Rede ist von Trends wie zum Beispiel vom InstantAya­huasca-Tourismus im amazonischen Dschungel und von der mittlerweile allgegenwärtigen Ausbeuterei von Kröten und Fröschen für Rituale mit 5-MeO-DMT oder Kambô. Ein Verhalten, das natürliche Ressourcen (wir denken unter anderem an Ayahuasca- und Peyote-Pflanzen) oder Lebewesen (Kröten, Frösche) vergewaltigt, hat mit echter Psychedelik nichts zu tun, weil ihm jede Bewusstheit fehlt. Solche Trends sind keine Bewusstseinserweiterung, sondern höchstens schnelle Abenteuer. Wir brauchen unsere eigenen Rituale, um ernsthafte Psychedelik betreiben zu können – auch dies ist eine Weisheit, die indigene Schamanen uns auf Nachfrage gerne mitgeben. Deshalb ist es unser Bestreben, in Lucy‘s Rausch authentische psyche­ delische und Drogen-Kultur zu versammeln und einen Gegenpol zu schnelllebigen Modeerscheinungen zu schaffen. So können wir auch diesmal wieder eine Auswahl an Perlen präsentieren, zum Beispiel einen Artikel von Wolfgang Bauer über den berauschten und berauschenden Schriftsteller E. T. A. Hoffmann wie auch die Kunst seiner Namensvetterin Martina Hoffmann, US-amerikanische visionäre Malerin mit deutschen Wurzeln. Kunsthistorikerin Claudia Müller-Ebeling hat sie für uns interviewt. Ganz besonders freue ich mich, diesmal Wolf-Dieter Storl mit einem erhellenden Text dabei

zu haben, und auch der äußerst belesene Kollege Achim Zubke gehört neu zu unserem Autorenteam. Einige Leser kennen Achim vielleicht noch aus dem deutschen Cannabismagazin der ersten Stunde, dem Hanfblatt, wo er bis zur Einstellung des Hefts unter dem Kürzel az hervorragende Texte publizierte; neuerdings schreibt er auch für das Highway-­ Magazin. In Lucy‘s Rausch erfreut az uns zum Einstand mit einem Artikel zur Mate. Weitere Highlights dieser Ausgabe sind das Gespräch mit dem Bewusstseinsforscher Milan Scheidegger von der Universität Zürich, Christian Rätschs Ausführungen über eine Ayahuasca-Oper und die Abhandlung von Kevin Johann und Tine Müller über die psychoaktiven Augentropfen Sananga. Ich selbst befasse mich mit einer Orchideenart, die ich 2004 als psychoaktive Pflanze identifiziert habe – die Pflanze war vorher nicht als psychotrop bekannt. Als kurze Bestandsaufnahme nach 14 Jahren zeigt der Artikel, was seither geschehen ist. Ich wünsche allen Fans von Lucy‘s Rausch angenehme Lesestunden und eine psychedelische Herbst- und Winterzeit.  Markus B erger, Chefredak teur


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Leserbriefe & Feedback Die Redaktion freut sich weiterhin über Lob und Kritik. Aus Gründen der Diskretion veröffentlichen wir lediglich die Initialen der Absender. Flashbacks bitte an redaktion@lucys-magazin.com Mit der Lucy habt ihr etwas Legendäres geschaffen. J.L.

Psychonautisches gegen den «Print ist tot»-Trend: Lucy‘s Rausch ist da! Steffen Geyer

Absolut empfehlenswert für jeden interessierten Psychonauten. 100 Seiten voll mit spannenden, sehr abwechslungsreichen und qualitativ hochwertigen Texten. User wasserluftfeuererde auf eve-rave.ch

Wer sich für das Thema Psychonautik mit all seinen Facetten interessiert, für den ist dieses Magazin eine absolute Empfehlung! www.katzenminze24.de

Die Lucy’s ist sehr schön geworden, ganz großes Lob an alle, die da mitgewirkt haben. Für mich persönlich gab es ein bisschen zu viel zum Thema Kunst […] Besonders gut hat mir gefallen: die Ethnobotanik, könnte für mich persönlich auch mehr werden, und die Bewusstseins­

«Ganz großes Lob an alle, die da mitgewirkt haben»

Lucy’s Rausch ist ein zweimal jährlich erscheinendes Heft, das sich mit Rausch, Kunst, Psychologie, Spiritualität befasst (und wundervoll psychedelische Coverbilder verwendet). Das «Magazin für psychoaktive Kultur» wendet sich ausdrücklich an «drogenmündige» Leser.

erweiterung ohne Substanzen […] Ich würde es schön finden, wenn diese Zeitschrift auch Leute erreicht, die mit der ganzen Thematik nichts «am Hut» haben. Würde dem einen oder anderen vielleicht mal die Augen öffnen.

wuv.de/medien/das_magazin_lucys_

User Eimerlein auf Youtube

rausch_feiert_psychedelische_revolution

Hab die neue Lucy’s-Ausgabe seit Samstag, super toll wie immer […] und eine der schönsten Cover Arts bisher! Ein Abo lohnt sich, Leute.

Die Mischung der Themen in Lucy’s Rausch ist definitiv hervorragend, die Auswahl der Autoren und Bildkünstler allererste Sahne! B.L.

User MagischePflanzen.de auf Youtube

Auf jeden Fall sehr lesenswert und ein klasse Geschenk für Freunde (sehr schöne, ansprechende Aufmachung). […] Als ich im Magazin auch noch einen Artikel meines alten Kumpels Wolf Schneider entdeckte, war der Tag gerettet. User R.S. auf Youtube

Ich frage mich, wann Lucy endlich als offizielles Organ der Politik angesehen wird. Solche Informationen gehören nicht in den Underground, sondern in den Mainstream! P.R.

Für meinen Geschmack könntet Ihr mehr auf praxisrelevante Sachen eingehen, zum Beispiel

Extraktionsanleitungen für die ganzen Substanzen bringen. Auch wäre es interessant zu lesen, was die gängigen Schutzmaßnahmen sind, wenn man von der Polizei geschnappt wird. Was soll man sagen? Wie kann man sich helfen? […] Aber jedenfalls danke für euer echt geiles Heft, da kommt kein anderes Mag auch nur ansatzweise ran. L.F.

Ich möchte mich vor allem für das ansprechende Erscheinungsbild der Lucy bedanken! Sowas kann man auch den Eltern oder in der Schule mal zeigen. Viele wissen gar nicht, dass auch seriöse Leute wie ihr sich so für Drogen einsetzen! M.L.

Mich habt ihr von der ersten Nummer an gefangen! Fluchtversuch unmöglich! Gruß an alle psychedelischen Piloten!  W.W.

Leider gibt mir das Heft nicht viel. Die meisten Themen kenne ich schon, und vor allem dauernd Hanfsachen lesen zu müssen, macht mir keinen Spaß. Dafür gibt es doch so viele andere Hefte […] Bringt lieber mehr zu Pilzen, Ayahuasca, 1P-LSD und Speed und Koka und Keta und Kratom …  G.Z. Grandios! Grandios, was ihr auf die Beine stellt! Sowas wie Lucy's Rausch hat es noch nicht gegeben! Ich kenne alle psychedelic magazines, aber keines, wirklich keines ist so geil wie eure Lucy! Ich küsse euch dafür! S.J.


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L u c y ’s R a u s c h Nr. 8

MIX LEGALISIERUNG

Kanada legalisiert Cannabis

Foto: DHV

Anfang Juli 2018 verabschiedete der kanadische Senat den Gesetzesentwurf Bill C-45, der Cannabis in Kanada vollständig legalisierte. Ursprünglich hätte bereits ab diesem Datum jeder erwachsene Kanadier freien Zugang zu Hanfprodukten haben sollen. Die neue Verordnung wurde jedoch verzögert umgesetzt, weil die Regierung in Ottawa mit einigen Punkten des Gesetzesentwurfs nicht einverstanden war. So hatte der Senat vorgesehen, dass einzelne Bundesstaaten Kanadas den Eigenanbau von Cannabis verbieten dürfen, was nach Ansicht der Regierung dem Bestreben widerspricht, den Schwarzmarkt für Cannabisprodukte zu zerschla-

Kanada ist seit 2018 Cannabisland.

gen. Im Großen und Ganzen waren sich Senat und Regierung jedoch durchaus einig über die Nachbesserungen des Gesetzes. Seit Oktober darf nun jeder Kanadier ab dem 18. Lebensjahr Cannabis herstellen, erwerben, besitzen und konsumieren. So erfüllte sich auch der explizite Wunsch des Premierministers Justin Trudeau, der in seinem Wahlkampf angekündigt hatte, Kanada werde das erste G7-Land sein, das Cannabis vollständig legalisiert.

Forschrittlich und realitätsnah: Mitglieder der Basler FDP.   Foto: PD

DROGENPOLITIK

Schweizer FDP will alle Drogen legalisieren Die Schweiz beweist wieder einmal progressiven Geist: Die Basler FDP (Freisinnig-Demokratische Partei der Schweiz) will sich jetzt dafür einsetzen, sämtliche Drogen zu legalisieren und damit dem Schwarzmarkt die Grundlage komplett zu entziehen. Am 20. August 2018 verabschiedeten die Parteimitglieder ihr neues Programm, das vorsieht, alle psychoaktiven Substanzen – von Cannabis bis Heroin und Kokain – freizugeben, zu kontrollieren und zu besteuern. Natürlich stoßen die Liberalen damit auf Gegenwind der konservativen Politiker, aber auch FDP-intern unterstützen nicht alle diese drogenpolitisch radikale Idee. Wie die Basellandschaftliche Zeitung (bz) berichtete, spricht sich zum Beispiel Christoph Spenlé gegen eine Legalisierung aller psychotropen Stoffe aus und fordert eine Unterscheidung zwischen «weichen Drogen» wie Marihuana und Haschisch und «harten Drogen» wie Kokain und Heroin; Spenlé ist explizit dagegen, diese beiden Substanzen freizugeben, obwohl es an wissenschaftlichen Definitionen mangelt, was «weiche» und was «harte» Drogen sein sollen. Immerhin will eine Mehrheit der Basler FDP alle psychoaktiven Substanzen aus der illegalen Schmuddel-​ ecke holen – fortschrittlich, vorbildlich und realitätsnah. bit.ly/2o1F3r1 • www.fdp-bs.ch


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MIX

Weltdrogenkommission fordert ein Ende der Verbotspolitik Auch die Weltkommission für Drogenpolitik setzt sich für ein Umdenken ein und fordert eine weltweite Beendigung der radikalen, auf Repression und Verboten basierenden Drogenpolitik. Die ehemalige Schweizer Bundespräsi­dentin Ruth Dreifuss ist Ruth Dreifuss. Foto: PD Präsidentin der Weltdrogenkommission und fordert die Staaten und Länder auf, die Verbote und Strafen zu lockern und den Handel mit psychoaktiven Substanzen zu regulieren. Es dürfe nicht sein, dass der stark frequentierte Drogenmarkt in den Händen des organisierten Verbrechens liege. Deshalb sei es zwingend nötig, die Verbotspolitik zu reformieren.

Mexiko will alle Drogen entkriminalisieren Die antiprohibitive Welle reißt nicht ab: Mexikos neue Regierung unter dem designierten Präsidenten Andrés Manuel López Obrador will der restriktiven Drogenpolitik ein Ende setzen und damit den Schwarzmarkt und die damit verbundene organisierte Kriminalität austrocknen. Die psychoaktiven Substanzen sollen zwar nicht komplett legalisiert, dafür jedoch gänzlich entkriminalisiert werden. Die Nutzer sollen nicht als Straftäter, sondern allenfalls als Suchtkranke behandelt werden. Zuerst sollen die Drogen – angefangen mit Canna­bis – für den medizini-

Foto: Eneas De Troya

Andrés Manuel López Obrador

schen Gebrauch freigegeben werden, später auch für den Freizeitkonsum. Präsident Obrador will sich zudem gegen Korruption und für die sozial Benachteiligten einsetzen – ein Hoffnungsschimmer für das von Gewalt gebeutelte Land. bit.ly/2Mg80Ji

Crowdfunding für psychedelische Forschung

Südafrika legalisiert Cannabiskonsum

Seit Oktober kann man über die Crowdfunding-Plattform Wemakeit für die Finanzierung einer Studie mit dem Titel «Weltweit erste Placebo-kontrollierte Psilocybin­ unterstützte Therapiestudie bei typischen Depressionen» spenden. Die Studie läuft bis 2020 und wird an der Uni Zürich von einem Team um den Neuropsychopharmakologen Franz X. Vollenweider durchgeführt. Die Plattform Wemakeit hat das Projekt als eine der innovativsten wissenschaftlichen Studien 2018 ausgezeichnet.

Und noch eine Positivmeldung in Sachen weltweite Legalisierung von Drogen: Südafrikas Verfassungs­ gericht hat entschieden, den privaten Besitz, Konsum und Anbau von Cannabis für Eigenbedarfszwecke zu erlauben. Das ist ein gewaltiger Schritt in Richtung liberaler Hanfpolitik, der die Kriminalitätsrate des Landes deutlich zurückgehen lassen wird. Raymond Zondo, der Vorsitzende Richter am Verfassungsgericht, hatte erklärt, dass der Konsum von Cannabis­ produkten im privaten Rahmen für Erwachsene legal sein müsse, weil die südafrikanische Verfassung ein Recht auf Privatsphäre garantiere, welches durch das Cannabisverbot beschnitten werde. Der Konsum von Cannabis im öffentlichen Raum soll jedoch weiterhin untersagt bleiben.

www.wemakeit.com/channels/science


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MIX

Beratungsangebot Ab Januar 2019 bietet die Schweizerische Ärztegesellschaft für psycholytische Therapie (SÄPT) in Zusammenarbeit mit der GaiaMedia Stiftung neu einen psychologisch-psychiatrischen Beratungsservice an – rund um veränderte Bewusstseins­zustände, psychedelische Integration und Krisenintervention. Alle, die Probleme mit psychoaktiven Substanzen aufarbeiten möchten oder im Nachhall einer Erfahrung psychologische Unterstützung benötigen, finden bei geschulten, erfahrenen Beratern Rat und Hilfe: im persönlichen Austausch oder per Telefon bzw. Skype. Das Angebot wird von der Gaia Media Stiftung finanziert. Mehr Infos ab Mitte November auf gaiamedia.org und saept.ch.

Coca

Microdosing-Studie zum Mitmachen Die Beckley Foundation und das Imperial College London bereiten zurzeit eine globale und onlinebasierte «Selbst-Blind-Studie» zu Microdosing mit LSD und verwandten Molekülen vor. Teilnehmende User besorgen sich in Eigenregie die Substanz (LSD-25, 1P-LSD, AL-LAD etc.), behandeln sich dann sowohl mit Mikrodosierungen als auch mit Placebos und protokollieren ihre Erfahrungen. Zentrales Anliegen der Studie ist die Klärung der Frage, ob mikrodosiertes LSD und Verwandte psychologische oder andere gesundheitsfördernde Effekte herbeiführen können. Zurzeit werden Probanden gesucht (Mindestalter: 18 Jahre). selfblinding-microdose.org

INSIDE

Neu gestaltete Website am Start

Weiterhin Botschafter gesucht

Vier Jahre nach Erscheinen der ersten Ausgabe von Lucy’s Rausch haben wir unsere Internetpräsenz gründlich überarbeitet. Mit einem neuen Erscheinungsbild, einer neuen Oberfläche und diversen zukünftigen Features bieten wir treuen Lucy’s-Lesern und denen, die es werden wollen, eine Onlineplattform, die es in sich hat. Ab 2019 mit exklusiven Online-Artikeln, die in der Print­ ausgabe nicht zu finden sind. Für die Zukunft ist ein entsprechendes Videoformat auf Youtube geplant, das die Inhalte von Heft und Onlineportal weiterführt und ergänzt.

Alle, die sich für die Verbreitung psychoaktiver Kultur einsetzen und Lucy’s Rausch im deutschsprachigen Raum (und darüber hinaus) bekannt machen möchten, können sich als Lucy’s-Botschafter bewerben. Unsere Botschafter erhalten ein Set mit zwei Exemplaren der aktuellen Ausgabe, einem exklusiven und hochwertigen Lucy’sRausch-Botschafter-T-Shirt, Merchandise-Artikeln und netten Give-aways. Eure Aufgabe als Botschafter ist der Auftritt bei Festivals, Konzerten, Konferenzen, Messen, Partys sowie im privaten Raum. Im Kontakt mit GleichBotschafter erhalten gesinnten helft ihr, Lucy’s Rausch zu T-Shirts mit dem promoten und bekannt zu machen. speziellen Lucy's-Look. Einmal im Jahr verlosen wir einen Büchergutschein des Nachtschatten Verlags unter allen Botschaftern, die ein regelmäßiges Feedback an unsere Redaktion geben.

www.lucys-magazin.com

Mehr Infos auf www.lucys-magazin.com/botschafter


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Hochschulgruppe HIPF in Marburg gegründet In der Universitätsstadt Marburg gründeten Studierende im Sommer 2018 die Hochschulgruppe für interdisziplinäre psychedelische Forschung, kurz HIPF. Die HIPF sucht weitere Mitstreiter, die sich an den vielfältigen geplanten Aktionen beteiligen wollen. Die ersten Veranstaltungen der HIPF waren eine Kinovorführung des Films The Substance – Albert Hofmann‘s LSD und Kräuterwanderungen im großen Botanischen Garten der Universität. Interessierte können sich via Web oder Facebook bei der HIPF melden (Kontakt: Dirk Netter).

MIX FILMPROJEKT

«Psychedelic Renaissance» Triptika Films produziert derzeit einen Dokumentarfilm über das weltweite Wieder­ aufleben der psychedelischen Bewegung und über die Rolle der Psychedelika in der menschlichen Kultur von der Vorgeschichte bis heute. Die Macher reisen um die Welt und dokumentieren das Leben und Wirken verschiedener Protagonisten der psychedelischen Bewegung, darunter Wissenschaftler, Therapeuten, Heiler, Psychonauten und Patienten. Es ist der erste Dokumentarfilm, der alle relevanten Aspekte der psychedelischen Kultur abdeckt: Wissenschaft,

Neuropsychologie, Psychologie, Spiritualität, Rekreation, Kunst, Musik und virtuelle Realität, Krypto-Psychedelik, den soziokulturellen und ökologischen Wert der Psychedelika und ihr heilerisches und medizinisches Potenzial. Psychedelic Renaissance wird als unabhängige Produktion realisiert; nach Erscheinen wird der Film kostenlos zur Verfügung stehen. Die Produzentin Triptika Films finanziert sich selbst und ist auf Spenden und Support aus der Community angewiesen. www.facebook.com/thepsychedelicrenaissancedocumentary/

Szene aus Psychedelic Renaissance: Moderne Ayahuasca-Zeremonie.

www.hipf-marburg.de www.facebook.com/HIPF

INSIDE

Sammelschuber für Lucy‘s Rausch Mit Erscheinen dieser Ausgabe ist unser schlichter, aber eleganter neuer Sammelschuber für bis zu acht Magazine verfügbar. Alle, die ihre Kollektion von Lucy‘s-Heften stilvoll präsentieren möchten, nutzen den neutralen und stabilen Sammelschuber, um die Magazinreihe zu ordnen und aufzubewahren. Preis pro Schuber: EUR 17,50 / CHF 19.80; zu bestellen unter www.nachtschatten.ch oder auf www.lucys-magazin.com


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MIX REISE & KULTUR

Hotel für Psychonauten: FireJuice Amsterdam Mal wieder einen Trip nach Amsterdam geplant und noch keine geeignete Unterkunft? Das psychedelische Bed & Breakfast FireJuice im Norden der Stadt ist mit psychonautischem Style und Interieur ausgestattet und bietet «atemberaubende Kunst an den Wänden, jede Menge positive Stimmung, ein leckeres veganes Bio-Frühstück und einen süßen und sonnenverwöhnten Garten». Motto des Hauses: «Sei du selbst und genieße deinen Aufenthalt bei uns!» Die Mitarbeiter sprechen Englisch, Französisch und Niederländisch.

Kunst überm Bett, leckeres, gesundes Frühstück und Naturidyll: Was will man mehr?

Nachtschatten Lucy, Septe B 84mm x H 118mm (Hochformat)

Bombraak 29, 1035JP Amsterdam firejuice.amsterdam

INSERATE

HOLOTROPES ATMEN nach

Grof Holotropes Atmen

Wenn Lucy mal einen Tapetenwechsel braucht… Einmal Innehalten, Entschleunigen, zu neuen Horizonten gelangen. Feuerrituale, Herzöffnung, Buddhismus, Yoga, Qi Gong, Ayurveda. Kraft tanken, Körper & Geist in Einklang bringen, Wandern, Trekken, Kreativ und Schöpferisch sein. Oder ganz einfach In den Bergen und am Meer die Seele baumeln lassen. Tel. 044 262 55 66 www.inspiration-reisen.ch


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AGENDA 10.–11. NOVEMBER

24. JANUAR 2019

LSD IN BERN

Europäische Konferenz

Konferenz Nightlife

Ausstellung «LSD. Ein Sorgenkind

der SSDP Österreich

und Freizeitdrogenkonsum

wird 75», Schweizerische

Zweitägiger Kongress der öster­

Nationaler Kongress

reichischen Students for Sensible Drug

rund um den

Policy (SSDP) in Wien.

rekreativen

ssdp.org

Substanzkonsum

Nationalbibliothek

und das «Revival of Psychedelics», findet im Neubad in Luzern statt.

16.–17. NOVEMBER

Infos / Anmeldung: infodrog.ch

7.  September 2018 – 11. Januar 2019

Cannabis Normal!

Die Geschichte von LSD zwischen

Zweite Konferenz des Deutschen

Wunderdroge und Teufelswerk. 75

Hanfverbands (DHV) in Berlin.

Jahre nach seiner Entdeckung bleibt

cannabisnormal.de

LSD aktuell, nicht zuletzt in der medizinischen Forschung. Podiums- und Publikumsdiskussion: Subversive Stoffe. Zur Geschichte von LSD und Psilocybin

7.-9. DEZEMBER

19. /20. APRIL 2019

29. November 2018, 18.30 Uhr.

International Cannabis Policy

Bicycle Day 2019

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag

Psychedelika und Bewusstsein

von 9 bis 18 Uhr. Adresse:

Zweitägige Konferenz zur weltweiten

35 Jahre Nachtschatten Verlag

bit.ly/2MuHKQv

Cannabispolitik im

Psychedelische Karfreitags-

Austria Center Vienna

Konferenz in Münchenstein bei

in Wien.

Basel (Hotel Hofmatt) zum Bicycle

AUSSTELLUNG

cannabis-conference.com

Day und zum 35-jährigen Bestehen

«Aufbruch 68/71»

Conference 2018

Hallwylstrasse 15, CH-3003 Bern

des Nachtschatten Verlags. Mit

Historisches Museum Baden

NOVEMBER UND DEZEMBER

Christian Rätsch, Claudia

28. September 2018 – 17. März 2019

Frontiers in Psychedelic Science

Müller-Ebeling, Wolfgang Bauer,

Über den Weg der Schweiz aus dem

Vorlesungen (Deutsch und Englisch)

Torsten Passie, Vanja Palmers,

Wirtschaftsboom der Nachkriegsjahre

zur psychedelischen Forschung und

Jeremy Narby, Simon Duttwyler,

in eine bewegte, farbige Welt voller

Wissenschaft an der Universität Zürich.

Frank Sembowski, Wolf-Dieter Storl

Hoffnungen

Termine u.a. am 19. November, 12.

und vielen anderen.

und Visionen.

Dezember und Silvester.

Nähere Infos demnächst auf

Zahlreiche

Infos: milans.name/forum

lucys-magazin.com

Exponate dokumentieren

19. JANUAR 2019

die gesellschaft-

SACM-Tagung 3.0

17.–19. MAI 2019

Eintägiges Symposium

CannaTrade

der Schweizer

Europas älteste Cannabismesse

beim Plattenspieler, an der Wahlurne

Arbeitsgruppe für

findet 2019 zum zweiten Mal in

oder in der Wohnwand.

Cannabinoide in der

Zürich-Oerlikon statt.

Öffnungszeiten:

Medizin (SACM) zum

www.cannatrade.ch

lichen Entwicklungen am Herd,

Di –  So:  13 – 17 Uhr,

Thema «Medizinal-Cannabis heute

Do: 12 – 19 Uhr, So: 10 – 17 Uhr.

und morgen»am Universität­s-

Adresse: Landvogteischloss,

spital Inselspital Bern.

Wettingerstrasse 2, 5401 Baden.

saphw.ch/de/sacm-tagung-30-2019

www.museum.baden.ch


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L u c y ’s R a u s c h Nr. 8

Foto : C h r is H e idr ich

KLAR TEXT  E I N E K O L U M N E V O N

Ro ger Liggenstor fer

Wenn wir wüssten ... …  wie viele unserer Mitmenschen Drogen konsumieren – unser Nachbar, unsere Kollegen oder Chefs, Politiker, Wirtschaftsbosse etc. – wir würden staunen und ziemlich schnell und radikal die Drogengesetze ändern. Immer wieder finden sich in unseren Parlamentsgebäuden, ob nun in Berlin, Bern oder Wien, Spuren von leistungssteigernden Substanzen (insbesondere Kokain, wen wundert‘s). Meist auf den unwirtlichen Toiletten – Politiker sehen sich dazu ebenso genötigt wie Clubgänger. Statistiker vermuten (exakte Zahlen sind prohibitionsbedingt kaum erhältlich), dass rund ein Drittel der Bevölkerung Erfahrungen mit Hanfkonsum hat – und sei es, dass manche nur einmal an einem Joint gezogen haben. Gesetze für Genussmittel, die derart verbreitet sind, sollten deshalb längst reguliert und der Realität angepasst werden. Moralisierende «Saubermänner» unterstellen Drogenkonsumenten oft einen fehlenden Realitätsbezug. Mir scheint dies eher umgekehrt der Fall zu sein. Hanf zum Beispiel wurde meistens verboten, um Andersdenkende auszugrenzen. Aber auch wirtschaftliche Motive spielten eine Rolle: Es war ein Wirtschaftskrimi auf der Basis von Fake-News, der zu diesem absurden Verbot führte. Verbrecher wie Harry J. Anslinger, Vorsitzender des Federal Bureau of Narcotics und Mitglied der Drogenkommission der UN, bedauerlicherweise mit Schweizer Wurzeln, haben dieses Gesetz durch Korruption und Lügengebilde erst ermöglicht, unterstützt von Politikern und Wirtschaftsleuten wie dem Chemiegiganten DuPont und dem Zeitungsmagnaten Hearst. Politiker berauschen sich bei offiziellen Anlässen nicht ungern mit Alkohol, lassen sich aber im selben Atemzug über Drogengebraucher aus. Das ist mehr als zynisch. Die gleichen Moralisten, die

unisono und lauthals gegen jegliche Lockerung des Betäubungsmittelgesetzes protestieren, sind gegen ein Verbot von Tabak- und Alkoholwerbung (auch an Jugendanlässen). Jugendliche dürfen sich also gerne weiterhin die (nach Sterblichkeitsraten) gefährlichsten Drogen Alkohol und Tabak reinziehen und damit die Steigerung des Brutto­sozialprodukts kräftig unterstützen. Den relativ gut verträglichen Hanf dürfen sie jedoch nur auf dem Schwarzmarkt unter Umständen erwerben, die alles andere als jugend- und verbraucherfreundlich sind. Wirtschaftliche Argumente befördern nun auch die Legalisierung: Im Budget der Schweizer Eidgenossenschaft ist für 2019 ein CBD-Steuereinnahmebetrag (eine sogenannte Tabaksteuer) von rund 15 Millionen Franken aufgeführt: Man rechnet fest damit. Und die Umsätze in den US-Staaten, in denen Hanf bereits legalisiert ist, lassen die mit leistungssteigernden Substanzen kontaminierten Politiker hierzulande aufhorchen. Nicht Vernunft oder gar Einsicht ermöglichen diesen Gesinnungswandel, nein, nur legale Narco-Dollars lassen ehemalige Prohibitionisten nun zu HanfInvestoren mutieren. Es wäre Zeit für ein allgemeines DrogenComing-Out. Doch in Zeiten der Prohibition dominiert verständlicherweise die Angst vor gesellschaftlicher Ächtung und Führerscheinverlust. Dabei würden viele große Augen machen, wenn sie wüssten, welche Errungenschaften, Entdeckungen und Erfolge drogeninduziert erreicht wurden. Wie zum Beispiel die Eis­hockeyspieler der Schweizer Nationalmannschaft, die möglicherweise dank Ayahuasca beinahe Weltmeister wurden, wie die «Neue Zürcher Zeitung» berichtete (siehe bit.ly/2MxEtuG). Aber das ist eine andere Geschichte.

Legale Narco-Dollars ermöglichen den Gesinnungswandel.


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Psychedelic Science NEWS Molekularbiologe Linus Naumann berichtet über die neuesten Erkenntnisse und aktuellen Fragestellungen aus der weltweiten wissenschaftlichen Erforschung psychedelischer Substanzen und Organismen.

Psychedelika regen Nervenzellen dazu an, sich zu vernetzen Viele Menschen berichten, dass psychedelische Substanzen, wie LSD oder Zauberpilze, in ihnen langfristige, teilweise «lebensverändernde» Denkprozesse ausgelöst haben. Da diese Effekte weit über den Rausch hinaus anhalten, entstand die Hypothese, dass Psychedelika das Wachstum von Nerven im Gehirn beeinflussen könnten. Wissenschaftler um David Olsen aus Kalifornien, USA, haben nun die Auswirkungen verschiedener psychedelischer Substanzen auf Nervenzellen in lebenden Organismen und in künstlichen Zellkulturen untersucht. Die Forscher wählten für ihre Experimente Psychedelika mit möglichst unterschiedlichen chemischen Strukturen, darunter LSD (ein Mutterkornalkaloid), N,N-DMT und Psilocin (Tryptamine),

Alle Psychedelika erhöhten die Anzahl der Nerven­verzweigungen. DOI und MDMA (psychedelische Amphetamine) und Ibogain (Iboga-Psychedelika). Außerdem wurden der körpereigene Botenstoff Serotonin sowie nichtpsychedelisches Amphetamin getestet – Substanzen die den Psychedelika chemisch sehr ähnlich sind, ohne jedoch psychedelisch zu wirken. Die Reinsubstanzen wurden an Fruchtfliegenund Zebrafischlarven verfüttert sowie auf isoliert wachsende Nervenzellen in Petrischalen gegeben. Dabei wählte man absichtlich Dosierungen, wie sie auch im Gehirn bei psychedelischen Erfahrungen vorkommen. Nach einmaligem Kontakt mit je einer der Substanzen ließ man die Organismen und Nervenzellen einige Tage bzw. Wochen wachsen. Danach wurden alle Nervenzellen mikroskopisch untersucht und dabei ihre Länge, die Anzahl ihrer Verzweigungen und die Dichte ihrer Synapsen gemessen. Die Ergebnisse fielen eindeutig aus: Alle psychedelischen Substanzen erhöhten die Anzahl der Verzweigungen an den Nervenzellen sowie die

Dichte an funktionalen Synapsen. Diese Effekte traten nicht bei Serotonin oder nicht-psyche­ delischem Amphetamin DMT Normal auf. LSD zeigte sich insgesamt am poten­ testen und führte fast zu einer Verdoppelung an Verzweigungen. Zudem war es auch in ex­trem geLSD DOI ringer Dosierung immer noch leicht wirksam. LSD zeigte sich insgesamt Dies könnte ein erster am poten­t esten. Foto: ZVG wissenschaftlicher Hinweis zur Wirksamkeit von LSD-Mikro­dosierungen in Organismen sein. Überraschenderweise zeigte das pflanzliche Psychedelikum Ibogain keinen Effekt auf die Nervenzellen. Erst das davon abstammende Stoffwechselprodukt Noribogain war wie die anderen Psychedelika wirksam. Dies widerspricht der aktuellen Ansicht, dass Ibogain der aktive Wirkstoff der Iboga-Pflanze sei. Stattdessen könnte die psychedelische Wirkung vom Stoffwechselprodukt Noribogain ausgehen. Durch Zugabe des Anti-Psychedelikums Ketanserin konnten die Effekte aller Substanzen auf die Nervenzellen komplett verhindert werden. Da Ketanserin gezielt den «Psychedelik-Rezeptor» 5-HT2A blockiert, wurde damit gezeigt, dass dessen Aktivität für die Effekte auf die Nervenzellen notwendig ist. Die Autoren sehen in diesen Ergebnissen starke Hinweise, dass Psychedelika tatsächlich die Ausbildung neuer Verknüpfungen im Gehirn anregen können. Allerdings blieben im Gehirn bekanntlich nur diejenigen Nervenverknüpfungen bestehen, die regelmäßig aktiv genutzt werden. Ly et al. 2018: Psychedelics Promote Structural and Functional Neural Plasticity, Cell Reports.


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Sprachalgorithmus sagt den Erfolg einer Psilocybin-Therapie voraus Weltweit nimmt die Zahl der an Depression erkrankten Menschen stark zu. Mit klassischer Psychotherapie und Antidepressiva lassen sich jedoch nur die Hälfte der schwer Depressiven erfolgreich behandeln. Einen neuen Behandlungsansatz bietet die psychedelische Psychotherapie, bei der zusätzlich zur herkömmlichen Behandlung einige psychedelische Erfahrungen integriert werden. Im psychedelischen Zustand können sich die Patienten emotional neu mit sich selbst und ihren Lebensumständen auseinandersetzen. In Pilotstudien konnten etwa 40 Prozent der vormals nicht-heilbar an Depression erkrankten Patienten durch psilocybingestützte Psychotherapie geheilt werden. Dennoch sprachen weiterhin 60 Prozent der Patienten nicht ausreichend auf die neue Behandlungsmethode an. Eine internationale Forschergruppe um Facundo Carrillo aus Buenos Aires nutzte nun einen hochmodernen Ansatz, um die Präzision der Behandlung zu erhöhen: Eine künstliche Intelligenz (KI) sollte die psychedelisch heilbaren Patienten unter der Menge aller Patienten herausfiltern, um den anderen Patienten unwirksame Behandlungen zu ersparen. Um die Machbarkeit dieser Idee zu testen, rekrutierten sie 17 bislang nicht-heilbar depressive Menschen (12 Männer, 5 Frauen), sowie 18 gesunde Personen (11 Männer, 7 Frauen). Die Therapie begann mit einem individuellen autobiografischen Gespräch. Darin sollten die Teilnehmer zu unscheinbaren Stichwörtern (wie z.B. «Zeitung») frei erzählen, was ihnen dabei durch den Kopf ging. Eine Sprachsoftware analysierte die Gespräche auf die Art und Häufigkeit emotionaler Wörter und das Ergebnis wurde von einer KI mit den späteren Behandlungserfolgen verknüpft. In einem ersten Schritt sollte die Software gesunde und depressive Teilnehmer unterscheiden. Die Sprachanalyse zeigte, dass depressive Menschen deutlich weniger positive Wörter benutzten. Dies erkannte die KI und konnte nun depressive und gesunde Teilnehmer mit einer Präzision von 83 Prozent korrekt erkennen. Nun folgte das eigentliche Experiment: Kann die Software lernen, den Erfolg einer psilocybin­ gestützten Psychotherapie vorherzusagen? Alle Patienten durchlebten eine psychedelische Psychotherapie und erhielten unter Aufsicht in einem

Zauberpilze sind therapeutisch nutzbar.  Foto: Fotolia

behaglichen Umfeld im Abstand von einer Woche insgesamt zwei Dosen Psilocybin verabreicht (jeweils 10 mg und 25 mg). Patienten, die fünf Wochen nach Ende ihrer Therapie immer noch eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome zeigten, galten als erfolgreich behandelt.

Depressive Menschen benutzten deutlich weniger positive Wörter. Tatsächlich konnten sieben Patienten (41 Prozent) große Verbesserungen verzeichnen. Nun musste die Software lernen, den Zusammenhang zwischen dem Sprachstil der Patienten und ihrem Therapieerfolg zu verstehen. Obwohl sich die erfolgreich behandelten Patienten sprachlich nicht signifikant hervorhoben, lernte die Software, den Behandlungserfolg mit 75 Prozent Präzision vorherzusagen. Wären also nur die vom Computer ausgewählten Patienten behandelt worden, hätte sich unter ihnen die Heilungsquote fast verdoppelt. Die Forscher versuchten nachzuvollziehen, was den Computer zu seinen richtigen Entscheidungen geführt hatte. Sie entdeckten, dass Menschen, denen die psychedelische Erfahrung helfen konnte, vor der Behandlung insgesamt sehr wenige emotionale Wörter benutzten. Möglicherweise eröffnete Psilocybin diesen Patienten einen neuen Zugang zu ihrer emotionalen Welt, die sie ansonsten in sich verschlossen hielten. Carrillo et al. 2018: Natural speech algorithm applied to baseline interview data can predict which patients will respond to psilocybin for treatment-resistant depression. Journal of Affective Disorders.


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Psychedelic Science NEWS

Vier Ayahuasca-Sitzungen und acht Wochen Achtsamkeitstraining im Vergleich Ayahuasca ist ein Sammelbegriff für Tränke, die auf der beta-carbolinhaltigen Ayahuasca-Liane Banisteriopsis caapi basieren und meist psychedelische N,N-DMT-haltige Pflanzen enthalten. In den letzten Jahren wurden mehrere Pilotstudien veröffentlicht, welche die positiven Wirkungen von schamanisch begleiteten Ayahuasca-Erfahrungen auf die Konsumenten aufzeigten. Dabei zeigten sich überraschende Ähnlichkeiten zu den Wirkungen etablierter Meditations- und Achtsamkeitsübungen. Eine Gruppe von Forschern um Joaquim Soler aus Barcelona verglich die Effekte von absichtlich nicht-meditativen Ayahuasca-Erfahrungen mit denen eines achtwöchigen Programms zur Achtsamkeitsschulung. Dazu fanden sie zwanzig Freiwillige, die sie in zwei gleich große Gruppen aufteilten. Eine Gruppe sollte insgesamt vier Ayahuasca-Sitzungen im Abstand von je einer Woche durchführen. Diese wurden in einem nicht-religiösen Umfeld in einem wohnlichen, aber nüchternen Raum und unter Aufsicht erfahrener Sitzungsleiter abgehalten. Dabei wurde kein spezieller Fokus auf Mystik oder Achtsamkeitsthemen gelegt. Die andere Gruppe bestand aus Menschen mit einer konkreten Motivation, an ihrer Wahrnehmung zu arbeiten, und nahm an einer etablierten Achtsamkeitsschulung teil. Darin übten sie für 2,5 Stunden jede Woche, nicht-bewertend auf ihre Körpergefühle zu achten sowie Yoga und sitzende Meditation zu praktizieren. Weiterhin nahmen sie an einem «Tag der Stille» teil. Um die Effektivität der zwei Behandlungen zu vergleichen, mussten die Teilnehmer vor und nach ihrem Programm Fragebögen ausfüllen. Darin gaben sie an, inwieweit sie bestimmten Aussagen zu den fünf Facetten von «Achtsamkeit» zustimmten: Beobachtungsgabe («Wenn ich bade oder dusche, spüre ich aktiv das Gefühl von Wasser auf meiner Haut»), Ausdrucksfähigkeit («Ich finde immer passende Worte, um meine Gefühle zu

beschreiben»), Aufmerksamkeit («Ich bleibe auch bei Ablenkungen fokussiert»), Akzeptanz (»Ich schäme mich nicht für meine Gefühle») und Passivität (»Ich beobachte meine Gefühle, ohne mich dabei in ihnen zu verlieren»). Das Achtsamkeitstraining erzielte signifikante Steigerungen in allen fünf Facetten der Achtsamkeit (p <  0,001). In der Gruppe der Ayahuasca-Konsumenten war lediglich die Facette der Passivität signifikant erhöht (p = 0,02). Andere Facetten veränderten Foto: pxhere sich nicht statistisch signifikant. Die Effekte schwankten in der Ayahuasca-Gruppe allgemein deutlich stärker zwischen den einzelnen Teilnehmern. Die Autoren leiten von diesem Ergebnis zwei Aussagen ab: Zum einen erhöhte Ayahuasca die Facette der Passivität, selbst wenn dies nicht das Ziel der Sitzungen war. Zum anderen verhalf die

Ayahuasca verhilft nicht von allein zu einem bewussteren Leben. psychedelische Erfahrung den Teilnehmern nicht von allein zu einem bewussteren Leben. Damit aus einer psychedelischen Erfahrung ein langfristiger Gewinn an Lebensqualität entspringt, muss man zusätzlich und bewusst an sich arbeiten. Aus diesem Grund schlagen die Autoren weitere Studien vor, insbesondere zur Kombination von Ayahuasca-Gebrauch und Achtsamkeitstraining. In der synergetischen Nutzung der beiden Techniken vermuten sie besonders positive Effekte auf die Teilnehmer. S oler et al. (2018): Four Weekly Ayahuasca Sessions Lead to Increases in “Acceptance” Capacities: A Comparison Study With a Standard 8-Week Mindfulness Training Program. Frontiers in Psychopharmacology.


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Die individuelle Genetik beeinflusst den Effekt von MDMA Menschen reagieren individuell verschieden auf psychoaktive Substanzen wie den Ecstasy-Wirkstoff MDMA. Diese Unterschiede lassen sich nicht allein durch die aktuelle Tagesform der Konsumenten erklären. Es ist denkbar, dass sowohl genetische Faktoren als auch das Geschlecht bei der Wirkung eine Rolle spielen. MDMA wirkt im Gehirn hauptsächlich auf das Serotoninsystem ein, das unter anderem Emotionen verarbeitet. Dabei bindet das MDMA an den Serotonin-Transporter 5-HTT, der daraufhin «rückwärts» läuft und große Mengen dieses Botenstoffs aus den Neuronen freisetzt. Dies führt zu verschiedenen Effekten, vor allem zu starken Glücksgefühlen. Nicht alle Menschen tragen jedoch die gleiche

Träger der L-Form des Gens verspürten mehr Angst beim Konsum. Kopie dieses Transporter-Gens in sich. Es sind zwei Varianten dieses Gens bekannt, genannt L-Form und S-Form, die zu unterschiedlich starkem Vorkommen des Transporters im Gehirn führen. Träger der aktiveren L-Form besitzen bis zu 40 Prozent mehr dieser Serotonintransporter und neigen statistisch gesehen seltener zu Depressionen. Forscher um Kim Kuypers aus Maastricht untersuchten nun den Zusammenhang zwischen diesen Rezeptor-Varianten und der Wirkung von MDMA. Dazu sammelten sie Daten von vier bereits veröffentlichten klinischen Studien. Darin wurden die MDMA-Effekte bei 63 gesunden Studienteilnehmern (48 Männer und 15 Frauen) zwischen 18 und 40 Jahren aufgezeichnet. Ausschlusskriterien für die Teilnahme an den Studien waren Suchtprobleme, psychische Krankheiten und Schwangerschaft. Durch Blutproben wurde außerdem die genetische Veranlagung der Probanden festgestellt. Zur Untersuchung der MDMA-Wirkung nahmen die Teilnehmer an zwei Terminen einmal ein Placebo und einmal 75 mg MDMA ein. Auf der Höhe der MDMA-Wirkung, nach 90 Minuten,

Für den SerotoninTransporter 5-HTT gibt es zwei verschiedene Genvariationen. Foto: web.williams.edu

beantworteten die Teilnehmer Fragen zu positiven Effekten wie Freude, Gelassenheit oder Erregung und zu negativen Effekten wie Angst, Verwirrung und Erschöpfung. Alle Teilnehmer verspürten, unabhängig von Genetik und Geschlecht, starke positive Empfindungen wie Lebhaftigkeit, Freude und Entspannung. Verbreitete negative Nebeneffekte waren Verwirrung und Angst. Die Träger der „L-Form“ des Serotonin-Transporter-Gens verspürten deutlich mehr Angst beim Konsum von MDMA. In dieser Gruppe zeigte sich zudem ein Geschlechterunterschied: Während Frauen im Schnitt eine Verminderung depressiver Gefühle erfuhren, wurden diese Gefühle bei den Männern sogar erhöht. Die Autoren diskutieren, ob tatsächlich allein die Gen-Variante des Serotonin-Transporters für diese Ergebnisse verantwortlich ist. Andere Studien zu diesem Transporter zeigten nämlich, dass auch der chemische Zustand (Methylierungsmuster) des Transporters eine Rolle bei seiner Aktivität spielt und nicht nur seine Häufigkeit im Gehirn. Zudem existieren weitere genetische Untergruppen des Transporters, die dessen Häufigkeit und Aktivität im Gehirn beeinflussen. Diese wurden in der vorliegenden Studie nicht untersucht. Die Autoren empfehlen weitere Experimente mit einer detaillierteren Einteilung der Probanden im Hinblick auf die Genetik des Serotonin-Transporters, um den Einfluss der Gene auf den MDMA-Rausch weiter zu entschlüsseln. Kuypers et al. 2018: Depressive mood ratings are reduced by MDMA in female polydrug ecstasy users homozygous for the l-allele of the serotonin transporter. Scientific Reports


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T I TA N I S C H E

ILLUSIONEN TEXT

Wo l f - D i e te r Sto r l

B

olo, die Schwester eines Schamanen, führte unsere Gruppe von Heilkundigen durch die schier endlose Grassteppe, in der Nomaden ihren Herden folgen, und durch die wilden Berge der Nordmongolei. Auch durch arg verwüstete Landschaften kamen wir, in denen internationale Bergbaukonzerne Mineralien und seltene Erden suchen, welche die Industrienationen für Elektromobilität und Windräder benötigen; wir sahen große Flächen des fragilen Steppenbodens, der von ausländischen Agrarkonzernen umgepflügt wurde, um Rohstoffe für den globalen Markt zu gewinnen. Irgendwann fragte mich Bolo: «Warum haben die zerstörerischen Kräfte so viel Macht, wenn doch die Schamanen Zugang zu den Geistern und Göttern, zu Himmel und Erde haben? Kannst du mir das erklären?» Sie stellte mir diese Frage mehrmals. Auch ich habe sie mir öfters gestellt und nach einer Antwort gesucht.

Burjatischer Schamane.   Foto: Arkadi Zarubin

Mir fielen lediglich die Worte aus dem altindischen ein: Die Himmlischen sprachen die ganze Wahrheit, die Dämonen aber die ganze Unwahrheit, da sie nur ihren Vorteil suchten. Die Himmlischen wurden scheinbar geringer und ärmer. Die Dämonen dagegen, die beständig die Unwahrheit sprachen, glänzten wie Salzböden äußerlich, scheinbar wurden sie reich. Das kam mir in den Sinn, aber ich sagte es nicht; ich wusste nicht, ob das passen würde. Mit alltäglicher Logik lässt sich die Frage, die Bolo mir stellte, nicht beantworten. Wenn man gewahrt, mit welcher Wucht die uralt überlieferten Lebensweisen der Menschen und die Lebensräume von Pflanzen und Tieren hinweggefegt werden, dann muss man tiefer schauen, so tief wie die alten Weisen, die ihre meditative Schau nur in Form von mythologischen Bildern ihren Mitmenschen vermitteln konnten. Ernst Jünger, ein guter Freund Albert Hofmanns, spricht vom Ansturm der Titanen, von jenen Söhnen des Chaos und Feinden der Götter, die einst von den Himmlischen in Ketten gelegt und in die Erdentiefen gebannt wurden, damit Frieden und Eintracht herrsche. In einem Zeitalter jedoch, in dem Tugend und Güte schwinden, da rütteln die Titanen an ihren Ketten und brechen aus dem dunklen Abgrund hervor: Metalle, die im Schoß der Erde Millionen von Jahren schlummerten, rasen nun als Flugmaschinen durch die Lüfte und als Kraftfahrzeuge über schwarze Asphaltbahnen und vernichten dabei die organisch gewachsene


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Natur und die Haut der Erde. Ihr Treibstoff, das schwarze Blut der Erde, das Öl, verpestet Luft und Wasser. Ihre geballten Energien, Elektrizität und Atomkraft, bahnen Schneisen der Zerstörung. Diese titanischen Energien sind etwas anderes als natürlicher Wind, Wasser oder Sonnenschein; sie

Professoren verkünden, die virtuelle Welt des Cyberspace sei die wahre spirituelle Dimension. sind nicht Teil der für uns unmittelbar wahrnehmbaren, sinnlichen Phänomene. Sie sind auch nicht übersinnlich, sondern «untersinnlich». Sie gehören, wie die Germanen es gesagt hätten, nicht zu Midgard, sondern brechen herein von jenseits des Ringes des Lebens, aus Utgard, wo die Thursen («Riesen»), die Feinde der Götter, hausen. Wie war es überhaupt möglich, dass die Titanen/ Thursen sich von ihren Fesseln befreien und Midgard stürmen konnten? Zum einen, weil

sie äußerst klug und listig sind. Sie flüstern den schwachen, ängstlichen, tugendlosen Möchtegern-Zauberern zu: «Befreit uns, öffnet uns das Tor, und wir werden euch Macht, Reichtum und Respekt geben, den ihr begehrt. Wir flößen euch die Inspirationen ein, so dass ihr in euren Laboren Maschinen und Geräte konstruieren könnt, in denen wir uns verkörpern können.» Sogar «Spiritualität» versprechen sie den Menschen, die ihre Verbindung zum göttlichen Urgrund verloren haben. Gut dotierte Professoren verkünden, die virtuelle elektronische Welt des Cyberspace sei die wahre spirituelle Dimension. PC und Internet seien das Tor zu paradiesischen Welten, die den Körper transzendieren und in eine nicht-körperliche Wirklichkeit führen, in ein neues Universum, in dem Alter, Klasse, Gender und Na­tio­ nalität keine Rolle mehr spielen. Unser nach Informationen aller Art hungriges Gehirn – das nichts anderes ist als ein Biocomputer – kann in den Bildschirm eintauchen und seinen intellektuellen Hunger stillen, Cyberspiele spielen, ungehindert mit anderen im global vernetzen Cyberdorf kommunizieren und dann wieder auftauchen in die }

Foto: Alberto Restifo / Unsplash

Der Astronaut Buzz Aldrin auf dem Mond.   Foto: NASA


Entfesselte Technologie: Start einer Viking-Raumsonde mit einer Titan-Trägerrakete.  Foto: NASA

materielle Welt, um den tierischen Ernährungstrieb und das Bedürfnis nach hedonistischem Sex zu befriedigen. Jene, die kompetent durch diese elektronischen virtuellen Welten navigieren, sind wahrhafte Schamanen, Cyber-Schamanen. Sie bringen uns dem spirituellen Ziel der Menschheit, der Bewusstseinserweiterung und Unsterblichkeit, immer näher. Nun ist es in greifbarer Nähe: Mittels moderner Technologie werden wir die Intelligenz potenzieren und diese durch Besiedlung anderer Planeten und Galaxien maximieren und ausdehnen. Der Tod kann durch fortgeschrittene Biotechnologie überwunden werden. Die Kryonik gibt Hoffnung auf Unsterblichkeit und Wiedergeburt. Wer, wie die echten Schamanen, die wahre geistige Welt kennt, weiß, dass der Cyberspace absolut nicht die Welt der Götter, Tiergeister, Ahnen und Engelwesen ist, sondern eine titanische Verblendung. Alle Seelen sind sowieso schon unvergänglich und unsterblich. Sie leben in verschiedenen Himmelswelten oder Unterwelten und inkarnieren sich immer wieder in der Mittleren Welt. Aus schamanischer Sicht lässt sich die spirituelle Welt nicht auf neuronale Netzwerke und Neurotransmitter (chemische Botenstoffe der Nervenzellen) beschränken.

Foto:Dennis Degioanni / Unsplash

W

ährend ich über Bolos Frage nachsann, wurde mir immer klarer, dass die Anhänger des gegenwärtig dominierenden materialistisch-mechanistischen Erklärungsmodells in einer anderen Wirklichkeit leben als in der der traditionellen, naturverbundenen Völker. Für jene ist das Universum im Grunde genommen tot, es besteht aus Energie und Materie; Leben und Intelligenz haben sich durch das zufällige Zusammenspiel der Atome über Äonen hinweg als Epiphänomen entwickelt. Das Universum der Naturvölker ist dage-

Beseeltes Universum: Zeichnung auf einer Schamanentrommel .  Foto: Erdal

gen beseelt und vom Geist durchdrungen. Alles, was ist – jeder Felsen, jeder Fluss, jedes Kerbtierchen, jeder Stern –, ist beseelt und ansprechbar. Für die zeitgenössischen, von den Titanen besessenen Philosophen und konventionellen «Wissenschaftler» galt eine derartige Einstellung lange als Ausdruck eines kindischen Gemüts, als «Animis-

Die Elite des wissen­ schaftlich-technischen Zeitalters beschwört uns: Machen wir uns doch nichts vor! mus» oder als primitives Denken (la mentalité primitive); für analytische Psychologen ist es Einbildung ohne Wirklichkeitsanspruch oder ein Hinausverlegen (Projektion) auf die an sich leere, unbeseelte, äußere Natur, wenn nicht gar ein Zeichen der Schizophrenie; marxistische Ökonomen sahen dagegen den Animismus als eine Lügenkonstruktion, die es den Machtgierigen erlaubte, andere Menschen zu blenden, zu beherrschen und auszubeuten. Die Elite des wissenschaftlich-technischen Zeitalters beschwört uns: Machen wir uns doch nichts vor! Der blaue Himmel ist eine Illusion, er ist eher schwarz; in Wirklichkeit leben wir zufallsbestimmt, wie unbedeutende Eintagsfliegen, auf einem Planeten, der einen thermonuklear strahlenden Zwergstern (Sonne) umkreist. Zwischen 100 und 300 Milliarden solcher Sterne befinden sich allein in dieser Galaxie (Milchstraße); und um die 100 Milliarden ähnliche Galaxien existieren. Und da glauben Schamanen, sie könnten mit den


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Sternen sprechen, zum Mond fliegen und mit dessen Bewohnern kommunizieren! Der Weltenbaum soll neun Äste (Götterhimmel) und neun unterirdische Wurzelwelten haben! Inzwischen weiß jedes Schulkind: Es gibt keine Götterhimmel, sondern nur die physikalische Sphäre, aufgeteilt in die Troposphäre (Erdatmosphäre), Ozonschicht, Stratosphäre und Ionosphäre. Bei keinem Weltraumflug ist man Engeln oder sonstigen Wesen begegnet. Und was die geologische Stratifizierung betrifft, Tiefenbohrungen haben Steinformationen bis hinunter zum flüssigen Magma gefunden, aber keine unterirdischen Lichtwelten entdeckt, in denen blasse Sonnen leuchten, in der die Großmutter Erde (Frau Holle) und ein Hörner tragender archaischer Gott leben oder irgendwelche Totengeister und Zwerge herumhuschen. Geister und Götter sind Produkte der Fantasie. Niemand hat sie je fotografiert oder irgendwie messen können. Haben wir also den Mut zu bekennen, dass wir womöglich alleine im Universum sind. Zugegeben, es könnte eventuell in irgendeinem Sonnensystem einen erdähnlichen Planeten geben, auf dem Leben vorhanden ist. Die kostenaufwendigen Sonden, die das All scannen und auskundschaften, haben noch keine Außerirdischen entdecken können. Offensichtlich sind wir die einzige Lebensform, die zum abstrakten Denken fähig ist und ein Ich-Bewusstsein hat, das sich der eigenen Sterblichkeit bewusst ist. Wenn die kybernetisch gesteuerte biologische Körpermaschine keine messbaren Hirnströme oder Herzaktivität mehr aufweist, dann ist es aus mit Ich-Bewusstsein, Erinnerung, Gefühl und anderen psychischen Aktivitäten, denn diese sind von der Hirnaktivität und dem neuralen Netzwerk abhängig. Ein Leben nach dem Tod und Totengeister kann es nicht geben. Der Glaube mag eine tröstliche Illusion sein, entspricht aber keiner empirischen Realität. Was für einen Sinn hat es also, wenn Schamanen die Toten ins Jenseits begleiten oder wenn man den Ahnengeistern opfert? Schamanen leugnen diese «gesicherten» wissenschaftlichen Fakten nicht. Was die titanisch gesteuerten Experten da zu erkennen glauben, ist aber nur die Außenseite der Dinge. Die Welt der schamanischen Erfahrung ist nicht auf die messbare, wägbare, materielle Welt beschränkt, sondern unsere Lebenswelt hat auch eine ätherische sowie eine seelische und eine geistige Dimension. Für den Schamanen ist der Geist nicht nur eine Funktion des menschlichen Hirns: Alles, auch der einfache Stein, hat diese geistige Dimension und

besitzt ein spezifisches Bewusstsein, auf das man sich – in tiefer Trance – einstimmen kann. Wer allein an die analytische Wissenschaftsmethode glaubt, bleibt lediglich an der Oberfläche kleben. Er ist spirituell blind, gefangen im alltäglichen Verstandesdenken. «Solange Forscher über uns schreiben, brauchen wir uns nicht zu fürchten», gab der mongolische Schamane Zeren Baawae der Ethnologin Amélie Schenk zu bedenken, «die werden die Sache sowieso nur von außen betrachten.» Auch mein Lehrer, der alte Bergbauer Arthur Hermes,

Die Beseeltheit der Welt ist für die schamanischen Völker kein Glaube, sondern Erfahrung. sagte anlässlich der Landung amerikanischer Astronauten auf dem Mond: «Auf dem Mond waren sie nicht. Sie haben nur die Mondmaterie berührt, nicht das Wesen der Luna.» Ähnliches sagte Ernst Jünger: «Der Abendländer, der auf dem Mond landet, findet dort die Bestätigung seiner eigenen Wirklichkeit. Längst vorher erfuhr er durch seine Instrumente, dass mit Überraschungen, wie sie fremde Tiere, verlassene Städte oder gar Seleniten bieten könnten, nicht zu rechnen war. Sollte wirklich Fremdartiges dort bestehen, so würde er es wahrzunehmen nicht imstande sein.»

A

ls ich den Medizinmann Bill Tallbull an einem heiligen See in Wyoming in die Meditation folgte und wir unsere Seelen unter die Oberfläche des Wassers schickten, wo uns die Geister der Büffel und die «kleinen Leute» der Unterwelt begegneten, kam plötzlich ein Motorboot mit johlenden Wasserski-Sportlern im Schlepptau vorbeigerauscht; die Bleichgesichter machten lauten Krach und warfen die leeren Bierdosen ins Wasser. Der alte Indianer schaute mich verständnislos an. «Was ist mit denen los?», fragte er, «können die nicht sehen, dass hier Geister sind?» Er meinte die Frage ernst. Als ich ihm antwortete: «Nein, sie können das nicht sehen», war er verblüfft und fragte sich, wie diese geistig blinden Menschen überhaupt überleben können. Die Beseeltheit der Welt ist für die schamanischen Völker kein Glaube, sondern Erfahrung. }


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Verbindung mit metaphysischen Dimensionen: Schamanin während einer Feuerzeremonie.  Foto: A. Hugentobler

Natürlich wissen sie, dass man, wenn man in der Erde gräbt, auf immer tiefer liegende geologischen Schichten stößt, aber wenn man im Schamanenflug die Seele dahinreisen lässt, kommt man tatsächlich in eine Welt, in der eine blassere Sonne scheint, in der verschiedene, sich ständig verwandelnde Geistwesen, Zwerge und Elemen-

Eine Beziehung zu den Geistern, Göttern, Tierseelen und Naturspirits gehört zum ganzheitlichen Menschsein. tarwesen hin- und her huschen und wo auch Geister der Verstorbenen anzutreffen sind. Das ist keine Fantasie oder Projektion, denn diese Wesen, die zwar keinen physischen Körper haben, aber einen ätherischen und «astralen» (seelischen) Leib, geben, wenn sie freundlich gesonnen sind, dem menschlichen Besucher oft gute Ratschläge und Einsichten, die auch im Alltag hilfreich sind. Diese für die physischen Augen unsichtbaren Wesen folgen den Menschen oft sogar in den Garten oder ins Haus, wo sie ihnen bei der Arbeit mit guten Inspirationen helfen; sie können sie «begeistern», so dass sie virtuos tanzen, singen oder musizieren können oder ihnen in der Nacht luzide Träume bescheren. All das ist Erfahrung, keine willkürliche Fantasie. Eine Beziehung zu den Geistern, Göttern, Tierseelen und Naturspirits gehört zum ganzheit-

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lichen Menschsein. Das ist und war schon immer so, auch wenn die Kirche versuchte, die Beziehung zum Transzendentalen zu monopolisieren oder wenn Ideologen sie als Illusion oder gar als Psychose bezeichnen. Nicht die Priester, Imame und Gesinnungsfunktionäre mit ihrem Buchwissen, sondern hellsichtige Schamanen und Schamaninnen sind die Meister in der Herstellung der Verbindung mit diesen metaphysischen Dimensionen. Mit der naturwissenschaftlichen Methode lässt sich die materielle Welt bestens erforschen, daran besteht kein Zweifel. Aber nicht deren Sinn. Alle verkörperten Wesen – Mineralien, Tiere, Pflanzen – haben einen geistigen Sinn, sie sind geistgefüllt oder in anderen Worten, in ihnen leben «Geister». Es sind diese «Geister», die für den Schamanen das Wesentliche sind. Es ist gerade diese Blindheit der heutigen reduktionistischen Ideologie, die den Zugang zu unserer innewohnenden Spiritualität verbaut und die Tor und Tür für allerlei Pseudo-Spiritualität öffnet. Wir erkennen kaum mehr den Unterschied zwischen Wahnsinn und Psychose einerseits und einem wahrhaft erweiterten, schamanischen Bewusstsein andererseits. Die Menschen hungern nach Sinn. Die egoistische Steigerung der Lust durch Konsum, Drogen und von der Fortpflanzung abgekoppelten Sex kann nicht alleiniger Lebenssinn sein, auch nicht das ängstliche Vermeiden von Schmerz und das Verlangen nach Sicherheit. Und so können gewiefte «Scharlamanen», sogenannte Plastik-Schamanen, mit den seelisch verhungerten Menschen Geschäfte machen und dabei noch ihr eigenes Ego aufplustern. Die Pflanzen, als Vermittler des Lebens, ernähren und heilen uns nicht nur, sie geben uns nicht nur die Luft zum Atmen, sie können uns auch helfen, dem titanischen Zauber zu entkommen. Sich mit ihnen zu verbinden, wie Buddha es unter dem Pipal-Baum tat, sprengt die Mauern des beschränkten Bewusstseins, so dass wir die ozeanische Dimension unseres Seins wiedererkennen können. Die Vegetation, die selber von der Zerstörungsmacht bedrängt wird, stellt uns bewusstseinserweiternde Entheogene – die Berserker unter den Pflanzendevas – zur Verfügung. Die traditionellen Schamanen, die Medizinmänner und -frauen, kennen die Techniken und auch die Kräuter, die uns wieder nach Hause bringen und vernünftig machen.  lucys-magazin.com/autoren/wolf-dieter_storl


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ORPHEUS UND AYAHUASCA TEXT

Es schlummern orphische Zellen in Hirnen des Okzident, Fisch und Wein und Stellen, an denen das Opfer brennt, die Esse aus Haschisch und Meten und Kraut und das delphische Lied vom Zuge der Auleten, wenn er am Gott verschied.

Christian Rätsch

züglich wohl klang, wenn es abgesungen wurde. Sein Ruhm stieg so hoch, dass man sagte, er bezaubere die Tiere und die Bäume durch seinen Gesang. Da er sich auch der Wissenschaft widmete und die Sagen der Götterlehre kennengelernt hatte, G ottfried B enn , O rphische Z ellen so reiste er nach Ägypten und (1927) sammelte sich dort noch viele euerdings ist der schamaniKenntnisse. Daher nimmt er in sche Zaubertrank Ayahuasca Griechenland die erste Stelle unter zu einem Sujet der modernen den Kennern der Geheimnisse und Opernliteratur geworden. Die erste Ayader Götterlehre wie unter Dichtern und huasca-Oper behandelt dasselbe Sujet wie Sängern ein.» (Diodor Buch IV, 25, 2014: 265) die erste Oper der Musikgeschichte: Der anFür den Kirchenvater Clemens von tike Mythos von Orpheus zeugt von der scha- Orpheus: attische Vase aus Gela Alexandrien (2.  Jh.   n.  Chr.) war Orpheus manischen Vergangenheit Europas. Der Griechisch schreibende antike Autor ebenfalls ein Mensch, jedoch kein Heiliger, und Historiker Diodoros, kurz Diodor, wurde um 90 sondern ein Heide und obendrein noch ein Scharlav. Chr. in Agyrion (dem heutigen Agria) auf Sizilien tan und Betrüger, denn Orpheus und weitere Thrageboren. Über sein Leben ist praktisch nichts ker hätten zu den Unbekehrbaren gehört, «die bekannt, nur dass er zwischen 20 und 30 n. Chr. unter dem Deckmantel der Musik Unheil über das gestorben sei. Berühmt ist sein einziges erhaltenes Menschenleben brachten und, selbst von kunst­ Werk, die sogenannte Historische Bibliothek, von voller Zauberei wie von einem Dämon zum Verderben besessen, Freveltaten in ihren Orgien feierten, der die meisten Teile erhalten sind. Der berühmte Orpheus (wörtlich «der Dun- menschliches Leid zum Gegenstand göttlicher Verkle») war für Diodor ein historischer Mann: «Er war ehrung machten und so die Menschen zuerst zum der Sohn des Oiagros, von Geburt ein Thraker. In Götzendienst verführten  … » (Mahnrede an die HeiWissenschaft, Gesang und Dichtkunst war er allen, den, 1.  Cap.; Storch 1997: 84). Viele Autoren sehen im antiken Orpheus nur welche die Geschichte nennt, weit voraus. Er verfasste ein Lied, das Bewunderung erregte und vor- noch «einen legendären Sänger» oder aber eine

N


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Mythengestalt. Der rumänische Religionswissen- dem antiken Mythos von Orpheus und Eurydike – schaftler Mircea Eliade (1907–1986) hat in seinem ein Sujet, das ganz große Gefühle evoziert. Die Klassiker Schamanismus und archaische Ekstase- ersten Opernbesucher wollten veränderte Betechnik (1951) wohl erstmals wusstseinszustände erleben, Orpheus als (antiken) Schamawie sie auch die modernen nen gedeutet: «Was Orpheus Psychonauten anstreben: «Die betrifft, so zeigt sein Mythus Opernmusik (des Orfeo) sollmehrere Elemente, die sich mit te die Zuschauer in extreme der schamanischen Ideologie Gefühlszustände versetzen, und Technik vergleichen lassen. in eine selbstvergessene EksDas Wichtigste ist natürlich sein tase, in dem der Verstand Abstieg in die Unterwelt um die dem Wunderglauben Platz Seele seiner Gattin Eurydike. (…) machen würde» (Abbate und P arker 2013: 69f.). Orpheus zeigt noch andere Züge eines ‹Großen Schamanen›  : Der griechische Philoseine Heilkunst, seine Liebe zur soph Aristoteles (384–322 Musik und zu den Tieren, seine v.Chr.) schrieb zur Wirkung Franz von Stuck: Orpheus (1891) ‹Zaubermittel›, seine Wahrsageund Funktion der klassischen kraft. Und selbst sein Charakter Tragödie, dass sie einen aufals ‹kulturbringender Heros› steht nicht im Wider- rüttelnden Gefühlsausbruch bewirke, durch den spruch zur besten schamanischen Tradition: War der Zuschauer eine Katharsis, eine Art Reinigung nicht der ‹erste Schamane› von Gott als Bote und Läuterung der eigenen Seele, erlebe. Viele gesandt, um die Menschheit vor den Krankheiten Opernbesucher schreiben dem Werk bis heute eine zu schützen und zu zivilisieren? Noch eine Einzel- ebenso kathartische Wirkung zu wie der moderne Psychonaut einer psychedelischen Reise. Monteverdis Oper hat sich bis heute im Repertoire vieler internationaler Opernbühnen erhalten. Das Orpheus-Motiv ist immer wieder von verschiedenen Komponisten wie Marc-Antoine Charpentier (1643–1704), Christoph Willibald Gluck (1714–1787) und Joseph Haydn (1732–1809) zu Opern verarbeitet worden. Rund 400 Jahre nach Monteverdi gibt es nun eine neue moderne Vertonung von der österreichiheit aus dem Orpheus-Mythos ist deutlich scha- schen Komponistin und Dirigentin Christina Pluhar: manisch: Von den Bacchantinnen abgeschnitten Orfeo chamán, «Orpheus der Schamane» (2016). und in den (Fluss) Hebron geworfen, schwimmt Damit kommt erstmals eine von Ayahuasca inspidas Haupt des Orpheus singend bis nach Lesbos. Es rierte Oper auf die Bühne. Das spanische Libretto beruht auf dem Text El jaguar de Orfeo («Der diente dann als Orakel wie das Haupt Mimirs.» Jaguar des Orpheus») des kolumbianischen Dich(Eliade 1975: 372f.) ters Hugo Chaparro Valderrama, der wohl eigene Oper als Katharsis Aya­ huasca-Erfahrungen gemacht hat (wie fast Die erste «echte» Oper der europäischen Musik- jeder Kreative und Intellektuelle in Kolumbien). Die von Pluhar komponierte Musik integriert geschichte heißt L‘Orfeo, also «Orpheus», und wurde im Jahre 1607 am Hof der Gonzaga in traditionelle lateinamerikanische Stücke und oriMantua uraufgeführt; komponiert vom italieni- entiert sich teilweise an der Musik Monteverdis. schen Apothekerssohn Claudio Monteverdi Die Musik zur Verwandlung in einen Jaguar und (1567–1643) mit einem Libretto von Alessandro zum Schamanenflug ist an originale schamanische Striggio dem Jüngeren. Die Handlung beruht auf Ayahuascagesänge und traditionelle Klänge }

Die ersten Opernbesucher wollten veränderte Bewusstseinszustände erleben, wie sie auch die modernen Psychonauten anstreben.


3 4   O R P H E U S U N D AYA H UA S C A

Orfeo chamán von Christina Pluhar

Orpheus ein, in ein Schiff zu steigen, das ihn auf dem Fluss in die «andere Welt, in das Reich der Toten» bringt. Danach fordert ihn der Nahual auf, den amazonischen Ayahuasca-Trank zu sich zu nehmen:

Trink, Orpheus, von diesen heiligen Kräutern den Likör, der Trost bringt und stärkt. Trink, damit du die Schwelle in die andere Welt ohne Angst und Furcht vor dem Tode überschreitest.

Foto: Juan Diego Castillo

indianischer Instrumente angelehnt. Die Handlung von Orfeo chamán folgt im Wesentlichen den antiken Überlieferungen sowie der Oper von Monteverdi, wird aber mit schamanischen Elementen der Indianer Perus, Kolumbiens und Mexikos verwoben; so taucht unter anderem eine Nahual genannte Figur auf, der Schutzgeist des zauberkräftigen Sängers Orpheus. Christina Pluhar schreibt dazu: «Der Nahual ist ein mythologisches Wesen aus präkolumbianischer Zeit, dem magische Kräfte nachgesagt werden. Er ist ein aztekischer Schutzgeist des Menschen und mit seinem Schutzbefohlenen so eng verbunden, dass der Tod beide treffen würde. Er ist ein Mensch, der sich auch in tierischer oder pflanzlicher Gestalt zeigen kann, oft jedoch in der Form eines Jaguars.» Das Wort Nahual kommt vom aztekischen nahualli, wörtlich «Verwandler». Der aztekische nahualli ist ein Schamane, der sich mit Hilfe der Pflanzen der Götter (Peyote, Ololiuqui, Datura u.a.) oder der mexikanischen Zauberpilze (Psilocybe mexicana) willentlich in einen Jaguar oder ein anderes Raubtier verwandeln kann, um dergestalt in der anderen Wirklichkeit reisen zu können und dadurch schließlich einen Patienten zu heilen. In einem aztekischen Manuskript aus der Kolonialzeit heißt es: «Man sagt von ihm (dem nahualli), dass er die Unterwelt kennt, dass er im Himmel Bescheid weiß. Er weiß, wann es regnen wird oder ob es nicht regnen wird. Es fragen ihn um Rat die Prinzen, die Fürsten und die Gemeinen.» Das Wort Nahual ist in nichtakademischen Kreisen durch die Bücher von Carlos Castañeda international bekannt geworden. Im vierten Akt mit dem Titel «Orpheus‘ schamanischer Flug in die andere Welt» lädt der Nahual

Der Nahual fordert Orpheus wiederholt auf, noch mehr Ayahuasca zu trinken, um tiefer in die Unterwelt vordringen zu können:

Trinke weiter, Orpheus, damit du deinen Flug in die andere Welt fortsetzen kannst, während der Wald, die Vögel und die Wesen, die schwimmen, kriechen, unter der Erde oder in den Zweigen der Bäume leben, dich auf deinem Weg begleiten, deinem Gesang lauschend. In der Unterwelt schließlich erscheint Eurydike; sie warnt Orpheus, sie nur anzuschauen, aber keineswegs zu berühren. Aber Orpheus kann der Versuchung nicht widerstehen. Er greift nach dem Schatten: Eurydike verschwindet. Wenn der Schamane die Gesetze der Unterwelt nicht beachtet, kann er dort nichts ausrichten. Egal wie gut und bezaubernd er singen kann und egal, wie viel Ayahuasca er getrunken hat. Oder wie der Genius

Orfeo chamán zeigt, was für Möglichkeiten ein Schamane hat und wie er dennoch scheitern muss. dem Orpheus rät: «Stöhnen und Weinen nutzen nichts. Wenn du einen wirksamen Trost für dein trauerndes Herz finden möchtest, so suche nach dem Zaubertrank der Philosophie.» Orfeo chamán zeigt, was für Möglichkeiten ein Schamane hat und wie er dennoch scheitern muss. Orpheus wird depressiv und erfreut nicht mehr mit seiner Musik die Bacchantinnen, die wilden Anhängerinnen des Dionysos, des schamanischen Gottes des Rausches. Deswegen wird er von den wilden Weibern zerrissen. Seinen Kopf schmeißen sie in den Fluss. Der Kopf schwimmt auf dem Fluss und singt:


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Schwimmend wie die Fische befahre ich wieder den Fluss, von dem es keine Rückkehr gibt, um immer bei dir zu sein! Kehre ich einst zurück, so sei es im großen Gedächtnis der Menschen, die sich an Orpheus’ Liebe erinnern, wie Dichter sie besingen werden in der Zukunft, Vergangenheit, Gegenwart und vielleicht der Ewigkeit. Es gibt kein Vorher, kein Nachher, kein Jetzt, nur die Zeit. Wir sind Vergangenheit, Gegenwart und vielleicht Ewigkeit. So hat der orakelnde Kopf des Orpheus Erkenntnisse, die typisch für psychonautische Erfahrungen sind, vor allem mit Ayahuasca: Katharsis durch psychedelische Ekstase. Für den modernen Opernhelden Orfeo chamán gilt ganz sicher: «Nur durch die Ekstase gelangt der Mensch zur vollen Realisierung seiner Situation in der Welt und seines endlichen Schicksals» (Eliade 1975: 375). Es ist schon erstaunlich, dass die erste Oper der europäischen Geschichte den antiken Orpheus-Mythos aufgreift

Literatur  Abbate, Carolyn und Parker, Roger (2013): Eine Geschichte der Oper: Die letzten 400 Jahre. München: C.H. Beck • Adelaars, A., Rätsch, C. und Müller-Ebeling, C. (2006): Ayahuasca: Rituale, Zaubertränke und visionäre Kunst aus Amazonien, Aarau: AT Verlag • Apollonios von Rhodos (1996): Das Argonautenepos, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft • Diodoros von Sizilien (= Diodor) (2014): Historische Bibliothek. Übers. v. Günter Klawes. Wiesbaden: Marix Verlag • Eliade, Mircea (1975): Schamanismus und archaische Ekstasetechnik. Frankfurt /M.: Suhrkamp (Originalausgabe 1951: Le chamanisme et les techniques archaïques de l‘extase. Paris: Editions Payot) • Rätsch, Christian (1994): «Die Pflanzen der blühenden Träume: Trancedrogen mexikanischer Schamanen», Curare 17(2): 277-314) • Storch, Wolfgang (Hg.) (1997): Mythos Orpheus, Leipzig: Reclam Verlag

und dass die erste Ayahuasca-Oper dasselbe Sujet verarbeitet, nämlich die schamanische Unterweltsfahrt: Orpheus & Ayahuasca. (Übrigens stand die CD  / DVD Orfeo chamán in der Klassik-Hitparade von Saturn/Hamburg wochenlang auf Platz 1; zu Recht, wie ich meine.) Zum Abschluss möchte ich noch ein Zitat des Apollonios von Rhodos (3. Jh. v.Chr.) aus seinem epischen Buch Die Argonauten anfügen:

Da hob mit der Linken Orpheus die Leier empor, um einen Gesang zu erproben: Sang wie einst die Erde, das Meer und droben der Himmel Sich zu einer Gestalt miteinander vereinigt ... (Buch 1, 494–497) Wenn das kein Schamanengesang ist! – «Alles ist eins».

Diskographie   Claudio Monteverdi: L‘Orfeo, besonders die Einspielung von Nikolaus Harnoncourt (Teldic 1969/Parlophone 2015; Warner Classics 0825646964581); sowie die DVD von Deutsche Grammophon 2006 • Christina Pluhar: Orfeo chamán, L‘Arpeggiata (Erato/Parlophone; Warner Classics, 2016; CD und DVD) www.erato.com; www.arpeggiata.com • Marc-Antoine Charpentier: La Descente d‘Orphée aux Enfers (Harmonia mundi 2017) • Christoph Willibald Gluck: Orfeo ed Euridice (Deutsche Grammophon 1968) • Joseph Haydn: Orfeo ed Euridice (Decca Records 1997) • La storia di Orfeo. Mit Philippe Jaroussky und Emöke Baráth (Erato/Parlophone 2017) • Stravaganza d‘amore! The Birth of Opera at the Medici Court (CD und Buch, harmonia mundi 2017) www.christian-raetsch.de



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Luc y’s Rau sch Nr. 8

Coustos Psychedelikatessen Hans Cousto ist Sachbuchautor, Musikwissenschaftler und Mitbegründer von Eve&Rave Berlin.

Von Vorerfahrungen und Vorspeisen

B

is Mitte der 1980er Jahre war Ecstasy (MDMA) legal und wurde vor allem an Workshops sowie privat eingenommen. Damals hatten viele Konsumenten zuvor schon Erfahrungen mit LSD, Zauberpilzen und/oder anderen psychedelisch wirkenden Substanzen gemacht oder sie waren in der einen oder anderen Meditationstechnik bewandert. Nicht selten wurde MDMA als Krönung bei Workshops zu Holotropem Atmen oder verschiedenen Massagetechniken verabreicht. Als Partydroge wurde MDMA seinerzeit selten bis nie konsumiert. Für erfahrene LSD-Konsumenten war MDMA eine leicht verdauliche Kost – viele genossen die flauschigen und empathischen Effekte von MDMA, doch für manche war Ecstasy nichts anderes als eine Weichspülerdroge. Nach dem Verbot konnten keine geführten Sessions mehr angeboten werden, und aufgrund der zunehmenden Medienberichte begannen immer mehr Leute, MDMA ohne Grundkenntnisse über dessen Wirkung einzunehmen. In der Folge stieg auch die Zahl der Problemfälle. Als Reaktion darauf gaben verschiedene Szeneorganisationen in den 90er Jahren Broschüren mit den wichtigsten Informationen zu den gängigen Partydrogen heraus. MDMA war inzwischen zur beliebtesten Partydroge avanciert, insbesondere in der Technoszene. Mitte der 90er Jahre hatten die meisten jungen MDMA-Konsumenten keine Vorerfahrungen mit anderen Psychoaktiva. MDMA war für sie der Einstieg in die Welt psychotrop veränderter Bewusstseinszustände. Wenn sie dann später LSD oder Zauberpilze nahmen, war dies für viele von ihnen keine leicht verdauliche Kost.

Echte Psychedelika sind eben keine Weichspülerdrogen. In der Folge – um unerwünschte Nebenwirkungen abzufedern – wurde deshalb die gleichzeitige Einnahme von LSD und MDMA (Candyflip genannt) immer populärer. Diese Kombination gilt als gut verträglich und wird deshalb heute auch in durchaus bürgerlichen Kreisen bei Familienfesten gereicht. Ende der 1990er Jahre wurde Speed (Amphetamin) immer populärer, und viele junge MDMAKonsumenten hatten schon vorher Erfahrungen mit Speed gemacht. Für diese Konsumenten war die Ausgangslage für ihre erste MDMA-Session eine völlig andere als für die erfahrenen LSD-Konsumenten in den 80er Jahren. Insbesondere wenn man kurz vor der MDMA-Einnahme Speed konsumiert, werden die empathischen Effekte von MDMA gedrosselt und die Wirkung ist bei Weitem nicht so ein Wohlfühlprogramm wie nach der Einnahme von MDMA nach einer Phase der Nüchternheit. Die Wirkungen von psychoaktiven Substanzen müssen immer im Kontext mit den anderen eingenommenen Psychoaktiva betrachtet werden. Beispielsweise beginnen viele Anlässe mit einem alkoholischen Aperitif, und das Kokain wird erst nach dessen Konsum offeriert. Hierbei ist mit einer verstärkten Wirkung des Kokains zu rechnen, da eine Einnahme von Kokain nach dem Konsum von Alkohol zur Bildung der Substanz Cocaethylen im Körper führt. Cocaethylen hemmt die Wiederaufnahme von Dopamin in gleicher Weise wie Kokain, und es kommt zu einer deutlichen Verstärkung der Wirkung des Kokains. Konsumiert man hingegen zuerst das Kokain und trinkt danach erst alkoholische Getränke, tritt dieser Effekt nicht ein.

Echte Psychedelika sind eben keine Weichspülerdrogen.


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Die Traubenorchidee Dendrobium nobile Eine Bestandsaufnahme 14 Jahre nach ihrer Entdeckung als psychoaktive Pflanze TEXT

Markus Berger

E

s ist ziemlich genau 14 Jahre Pflanzenschutzmitteln und Düngern her, dass ich durch einen behandelt werden, sollte man ungeplanten Bioassay ohnehin nicht zu sich nehherausfand, dass die als men. Nun, ich tat es denZierpflanze beliebte Traunoch – was dabei herausbenorchidee Dendrobium kam, erstaunte mich nobile bzw. Hybridforumso mehr. Auf das men dieser Spezies psyRauchen einer nicht choaktive Eigenschaften genau quantifizierten haben. 2003 erstand ich Menge folgte ein in einem Gartenmarkt Rauschzustand, der dem eine als Dendrobium nobile durch Cannabis erzeugbezeichnete Orchidee mit ten High nicht unähnlich Getrocknete Blütenblätter orangen Blüten; meine Rewar. Interessant war die der originalen Versuchspflanze cherche zur Bestätigung der Art Wirkung in Beziehung zur von 2004.  Foto: mb erhellte indes, dass es sich zuminDosis. Rauchte ich nur wenig von dest um eine Traubenorchidee handen Blütenblättern, ergab sich ein delte. stimulativer Effekt in Richtung Kokain oder 2004 versuchte ich – aus einer Laune heraus Amphetamin; rauchte ich mehr, ging der Effekt – die von der Pflanze abgefallenen und mittlerweile eher in Richtung Sedierung, ähnlich wie bei Inditrockenen Blütenblätter in der Wasserpfeife zu rau- ca-lastigem Cannabis, vielleicht auch ein wenig in chen; ein Vorgehen, das meinem Alter, meiner Richtung Opium. Experimentierfreude, meiner Furchtlosigkeit und Ich recherchierte in der gesamten mir zugänglichen Literatur zu der Pflanze und fand – nichts. Es gab lediglich einige verstreute Hinweise darauf, dass Dendrobium nobile in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) verwendet, jedoch natürlich nicht geraucht wird. Folgendes fand ich damals zur Verwendung der Traubenorchidee heraus: Dendrobium nobile ist eine der meiner Neugier geschuldet war, das jedoch sicher- wenigen Orchideen, die reich an Alkaloiden ist. Sie lich nicht zur Nachahmung empfohlen ist. Schließ- wird in der traditionellen chinesischen Medizin lich wusste ich nicht im Geringsten, was genau ich verwendet und in China als Medizinalpflanze kulda eigentlich rauchte. Pflanzen aus dem Garten- tiviert. Die Droge, Herba Dendrobii, wird seit Jahrmarkt, die in Massen produziert und deshalb mit hunderten von taoistischen Priestern und der chi-

Der Rauschzustand war dem Cannabis-High nicht unähnlich.


39

L u c y ’s R a u s c h Nr.  8

nesischen «Elite» als Aufgussgetränk mit dem Namen Chin Shih Hu genossen, zum Teil auch täglich. Dafür verwendet man sowohl die gesamte Pflanze als auch getrocknetes Stengelmaterial (Einzeldosis 6 bis 15 Gramm). Dendrobium nobile wird als Tonikum, Antiphlogistikum (Entzündungshemmer), Hustenmittel, speichelflusshemmendes Mittel (unter anderem in der Krebsheilkunde), Magen- und Fiebermittel verwendet, außerdem regt es den Appetit an. Gefahren und Nebenwirkungen sind dabei nicht bekannt. Die verwandten Arten Dendrobium monielforme Kranzl., Dendrobium loddigesii Rolfe., Dendrobium candidum W all . ex L indl ., Dendrobium chrysanthum W all ., Dendrobium officinale K imur a

Heutzutage ist Dendrobium in der psychoaktiven Szene wohlbekannt. et M igo und Dendrobium fimbriatum HOOK. var. oculatum HOOK. werden ebenfalls in der chinesischen Ethnomedizin genutzt. Nachdem ich ausgeschlossen hatte, dass diese Pflanze der psychoaktiven Ethnopharmakologie auch nur im Ansatz bekannt war, veröffentlichte ich 2005 einen Text zu meinen Bioassays in verschiedenen drogenorientierten Magazinen, z.B. im Hanf Journal. 2011 erschien der Originalbeitrag auf der Website Psychotropicon, wo der Artikel bis heute einsehbar ist (siehe Literaturliste). Zudem erzählte ich auf meinem Youtube-Kanal Drug Education Agency (DEA) von meiner Entdeckung. In der Folge begann der psychedelische Unter-

Kommerzielle DendrobiumKapseln aus Holland.  Foto: PD

Die Blüte der Versuchspflanze von 2004.  Foto: mb

grund sich plötzlich intensiv mit der Pflanze und ihren Eigenschaften zu beschäftigen. Heutzutage ist Dendrobium in der psychoaktiven Szene wohlbekannt und wird häufig verwendet. So werden Zubereitungen aus Dendrobium nobile (Extrakt) sogar von Smartshops als «stark berauschende» Produkte vertrieben, beispielsweise vom niederländischen Smartshop Azarius als «Dance-E Happy Cap» und von der Firma Phytonic, die Dendrobium als (medizinische) Rauchware anbietet. Zurück zur taxonomischen Einordnung der Orchidee: Ich ging wie gesagt davon aus, dass es sich um Dendrobium nobile handelte, war die Pflanze doch im Handel so ausgezeichnet gewesen. Eine Bildrecherche ergab, dass es bei sehr ähnlich aussehenden Exemplaren tatsächlich diese Spezies gewesen sein könnte. Ganz sicher war ich allerdings nie. Ein Orchideenexperte vermutete etwa zehn Jahre später, ungefähr 2014, dass es sich bei der von mir erworbenen Pflanze um die Zuchtform Stardust gehandelt haben }


40  DENDROBIUM NOBILE

Dendrobium nobile Lindl. Synonyme: Dendrobium lindleyanum G riff ., Dendrobium coerulescens Wall. Chinesische Trivialnamen: Chin Hu, Huang Ts‘Ao, Kan Mu Hu, Koki-Sekkoku, Mu Hu und Shih Hu (bzw. Shihu). Inhaltsstoffe: Terpenalkaloide; 4-Hydroxydendroxin, 6-Hydroxydendrobin, 6-Hydroxydendroxin, 6-Oxyden­drobin, 6-Oxydendroxin, Arsen, β-Sitosterol, β-Sitosterol-­β-d-Glucosid, Calcium, Kupfer, Denbinobin, Dendramin, Dendrin, Dendrobin, Dendrobin-N-Oxid, Dendroxin, Eisen, Magnesium, Mangan, N-Isopentenyl6-Hydroxydendroxinium-Chlorid, N-Isopentenyldendrobium-Bromid, N-Isopentenyldendroxin, N-Isopentenyldendroxinium-­Chlorid, Nobilin, Nobilomethylen, Nobilonin, Pottasche, Sodium und Zink (D uke 1992). Mit Nobilin enthält Dendrobium nobile das erste Alkaloid, das jemals aus einer Orchidee extrahiert wurde. Es wurde 1932 von japanischen Wissenschaftlern entdeckt. Dendrobium nobile spielte eine wichtige Rolle bei der Erforschung der Orchideen-Alkaloide.

könnte; ein weiterer Orchideenzüchter klärte mich wenig später darüber auf, dass es nicht die Stardust, sondern die Form Firebird gewesen sei, die ich für meinen Bioassay benutzt hatte. Über die

Auch andere Dendrobium-­ Arten haben psychoaktive Eigenschaften. Jahre fand ich heraus, dass viele (wenn nicht alle) Hybridformen mit Anteil von Dendrobium nobile psychoaktive Eigenschaften aufweisen. Die Erfahrungsberichte aus der psychedelischen Szene bestätigten meine Erkenntnisse. Die Gattung Dendrobium spp. Die Gattung Dendrobium gehört zur Familie der Orchidaceae (Orchideengewächse) und umfasst ungefähr 1500 Arten. Die Heimat dieser Gattung ist Asien und Australien, wo die Pflanzen epiphytisch auf anderen Pflanzen wachsen. Aus dieser Gattung interessieren hier vor allem die Spezies Dendrobium nobile und deren nächste Verwandte

sowie Hybridformen, da diese eindeutig psychoaktive Wirkungen herbeiführen, wenn sie geraucht oder verdampft werden. Durch die zunehmende Erfahrung im psychedelischen Untergrund mit gerauchten und verdampften Dendrobium-Pflanzen kristallisierte sich allmählich heraus, dass auch andere Arten der Gattung Dendrobium psychoaktive Eigenschaften haben, wenn ihre Blätter und Blütenblätter geraucht werden. Einige User probierten auch den oralen Konsum der Blätter – mit dem gleichem Ergebnis. Genaueres hat man bis heute nicht herausgefunden. Achtung: Die besprochenen Arten dürfen nicht mit der Dendrobium-Rasse der Gattung Phalaenopsis verwechselt werden! In einer weiteren Arbeit über die psychoaktive Traubenorchidee, die ich Anfang 2018 im grow!-Magazin publizierte, habe ich zahlreiche Erfahrungsberichte aus der psychedelischen Szene gesammelt (hauptsächlich aus Drogenforen im Internet) und veröffentlicht. Alle hatten zum Ergebnis, dass Dendrobium nobile bzw. Hybriden und andere Spezies eindeutig psychoaktive Pflanzen sind. Hier nur exemplarisch einige Zitate:


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«

Ich bin wirklich hell begeistert. Bisher hat

nichts auch nur im Ansatz so angeschlagen (in Bezug auf allerhand weitere, als ‚cannabisähnlich‘ ange-

sowohl das ‹High›- als auch das ‹Stoned›-Gefühl von Gras in einer bestimmten Weise vorhanden.»

« Vorhin habe ich Dendrobium nobile probiert.

priesene Kräuter). Die Wirkung finde ich wirklich

Ich hab 0,5 g getrocknete Blüten auf 2 Bongköpfe

vergleichbar. Ich habe ein schweres, leicht drücken-

aufgeteilt und tief und zügig hintereinander ge-

des Gefühl im Gesicht und vor allem um die Augen

raucht. Mein erster Eindruck: positiv überrascht!

und fühle mich dazu ziemlich beschwingt und leicht

Der Wirkstoff hat ohne Zweifel eine Affinität zu den

unternehmungslustig (…).»

Cannabinoidrezeptoren, da gibt es keinen Zweifel,

«

Hab 2 Blüten getrocknet und geraucht (vor

5–10min). Wirkung ist definitiv vorhanden!»

« Vor kurzem habe ich Dendrobium nobile oral

probiert. (…) Ich nahm 0,3 g getrocknetes Blütenmaterial, kaute es gut und spülte es mit Wasser

«So ein starker Effekt von einer stinknormalen Baumarkt­orchideenart!» runter. Nach ca. 15 Minuten stellte sich ein Effekt ein, der Cannabis wirklich sehr ähnlich ist (…).»

« Die Pflanze ist auf jeden Fall sehr potent! Ich

würde für den Anfang empfehlen, nicht mehr als 100 mg trocken zu nehmen.»

« Ich habe mal einen Bioassay gestartet und

von den letzten beiden vertrockneten Blüten an der Pflanze eine halbe in einer Pfeife geraucht. Nach 5 Minuten ist wirklich eine ziemlich starke, cannabisähnliche Wirkung zu spüren. Ich glaube, es beein-

und zwar wesentlich stärker als die anderen Kräuter, die bislang als Cannabis-Alternative angeboten wurden.»

« Ich kann berichten, dass der Spross seeehr

potent ist. Es würde mich wundern, wenn die Blätter nicht wirksam wären.»

« Blätter sind definitiv auch potent. Ich habe

auch schon beides getestet, Blätter und Blüten. Die Potenz ist in etwa die Gleiche.»

Vorsicht mit gekauften Exemplaren Die im Gartenhandel verfügbaren Exemplare von Dendrobium-Arten kommen zum Großteil aus Holland und sind allesamt mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Daher empfiehlt es sich, das Gewächs vor dem Konsum der Pflanzenteile zunächst mindestens ein halbes Jahr stehen zu lassen, damit potenziell vorhandene giftige Sub­ stanzen abgebaut werden. Pflanzen aus Asien sollte man gar nicht erst verwenden, da man dort mit deutlich mehr (und anderen) Pflanzenschutzmitteln arbeitet.

trächtigt aber nicht so stark das Kurzzeitgedächtnis. Aber wirklich verblüffend! So ein starker Effekt von

Online-Ressourcen zu Dendrobium

einer stinknormalen Baumarkt­orchideenart!»

ethnobotanik.blogspot.de/2015/03/dendrobium-nobile.html

«

Vaporisieren funktioniert auch. Ich habe bei

www.youtube.com/watch?v=_rm7LX3pZks

180 °C verdampft und von der anderen halben Blüte

www.youtube.com/watch?v=97EgTmA2QQQ

einen ähnlich starken Effekt wie gestern. Kann gut

www.land-der-traeume.de/forum.php?seite=5&t=32824

sein, dass da auch noch mehr möglich ist. Es ist

amzn.to/2z9PzEn

Literatur

Berger, Markus (2005): Dendrobium nobile: Eine «neue» und potente psychoaktive Pflanze. Hanf Journal und andere Magazine;

Originalartikel von 2005 online auf Psychotropicon: www.psychotropicon.info /dendrobium-nobile / • Berger, Markus (2018), Psychoaktive Forschung INSIDE: Dendrobium nobile – Eine berauschende Orchidee, grow! Marijuana Magazin 2: 68-70 • Chen, S.; Li, Y.; Wu, Y.; Zhou, Z.; Sun, L. (1995), Effect of Dendrobium nobile Lindl. on gastric acid secretion, serum gastrin and plasma somatostatin concentration, Zhongguo Zhong Yao Za Zhi. 20(3): 181-121. • Chittendon, F. (1951), RHS Dictionary of Plants plus Supplement, Oxford University Press • Duke, James A. (1992), Handbook of phytochemical constituents of Gras herbs and other economic plants, Boca Raton FL: CRC Press • Hiller, Karl; Melzig, Matthias F. (2003), Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Berlin/Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag • Hu, Shui-Ying (1970), Dendrobium in Chinese Medicine, Economic Botany 24: 165-174. • Huxley. A. (1992), The New RHS Dictionary of Gardening, MacMillan Press. • Shu, Y.; Zhang, D.M.; Guo, S.X. (2004), A new sesquiterpene glycoside from Dendrobium nobile Lindl., Journal of Asian Natural Products Research 6(4): 311-314. • Stuart, G. A. (o.J.), Chinese Materia Medica. Taipei. Southern Materials Centre • Ye, Q.H.; Zhao, W.M.; Qin, G.W. (2003), New fluorenone and phenanthrene derivatives from Dendrobium chrysanthum, Natural Product Research 17(3): 201–205. • Zhao, W.; Ye, Q.; Tan, X.; Jiang, H.; Li, X.; Chen, K.; Kinghorn, A.D. (2001), Three new sesquiterpene glycosides from Dendrobium nobile with immunomodulatory Activity, Journal of Natural Products 64(9): 1196–200.


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Wie Visionen auf die Leinwand kommen Die visionäre Realistin Martina Hoffmann TEXT

Claudia Müller-Ebeling

A

ch, könnte ich die fantastische Bilderflut meiner Visionen doch nur malen und so vermitteln, was ich auf meinen inneren Reisen sehe! – Diesen Stoßseufzer kennen viele Psychonauten; leider müssen sie oft gleichzeitig erkennen, dass ihnen dies unmöglich ist. Eine, die das kann, ist die 1957 in Bielefeld geborene Künstlerin Martina Hoffmann: Ihre auf Leinwand gebannten Visionen sicherten ihr die Bewunderung berühmter Kollegen wie des Oscargekrönten Alien-Schöpfers HR Giger (1940–2014), dessen Werk 1998 im HR Giger Museum in Gruyères (Greyerz, Kanton Fribourg) eine würdige Heimat fand, ebenso wie seine Privatsammlung fantastischer Kunst. Dort begegnete ich Martina Hoffmann zur Vernissage ihrer Ausstellung persönlich. Am 21. April 2018, zwei Tage nach dem eintägigen Kongress in Basel zum Jubiläum 75 Jahre LSD-Erfahrung. Dank der Initiative von Carmen Giger (Gigers zweiter Ehefrau und Witwe), die die Ausstellung ermöglichte, waren im HR Giger Museum Originalgemälde und Drucke von Martina Hoffmann und ihrem Mann Robert Venosa, dem US-amerikanischen Kunstmaler und Freund von HR Giger, zu sehen. Hoffmanns Bilder faszinieren mich seit langem. Dass man die Begeisterung für das Werk nicht zwangsläufig auf die Person übertragen kann, die es erschuf, haben mich Begegnungen mit Künstlern gelehrt. Selten traf ich auf eine Künstlerin, die so authentisch ist. Klar und gelassen schilderte sie ihre Ayahuasca-Visionen als wichtige Inspirationsquelle vieler Gemälde. «Ich möchte das feine Netzwerk des Lebens vergegenwärtigen. Alles ist mit allem verbunden. Alles hängt voneinander ab. Wir sind eine globale menschliche Familie; jenseits aller kultureller Gren-

Martina Hoffmann.  Foto: CME

zen.» Das sei ihr künstlerisches Anliegen, erklärte Martina Hoffmann auf ruhige und selbstverständliche Art und bewahrte so diese gewaltige Aussage vor jeglichem Kitsch. Hoffmann bezeichnet sich als «visionäre Realistin». In ihrer Eröffnungsrede (und im persönlichen Austausch) erhellte sie ihren Werdegang: «Schon als Kind hatte ich intensive visionäre Erfahrungen in der Natur. Und schon früh erkundete ich künstlerische Mittel und Ausdrucksmöglichkeiten. 1981 begegnete ich Robert Venosa (1936–2011) in Cadaques, Spanien, einem kleinen katalanischen Fischerdorf, das als Wohnsitz von Salvador Dali welberühmt wurde. Das war ein zen} traler Wendepunkt in meinem Leben.


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Thoth-Hermes, 2017, Öl auf Leinwand, 45 x 75 cm


Universal Mother, 2015, Öl auf Leinwand, 86 x 67 cm

Tief beeindruckt von Roberts lichtdurchfluteten Bildern wusste ich sofort: Das ist mein Weg. Mit dem Schwerpunkt Französisch und Plastisches Gestalten  / Bildhauerei für das Lehramt studierte ich damals an der Goethe-Universität in Frankfurt / Main. Besonders herzliche Erinnerungen an diese Zeit verbinde ich mit meinem kürzlich verstorbenen Lehrer, Professor Anselm Kiefer, in dessen Vorlesungen ich unter anderem die ‹künstlerische Entwicklung des Kindes› hörte, die vom Werdegang seines Sohnes Anselm Kiefer inspiriert war. Doch ich vermisste an dieser riesigen Universität die kreative

Bohème-Atmosphäre einer wahren Künstlergemeinschaft. Daher folgte ich meiner Intuition und gönnte mir eine sechsmonatige Auszeit in Paris, damals die Stadt meiner Träume. Eine wahrhaft transformative Entscheidung für meinen weiteren Lebensweg! Tief beeindruckt von Roberts lichtdurchfluteten Bildern wusste ich sofort: Das ist mein Weg. Obgleich uns ein Altersunterschied von 21 Jahren trennte, spürten wir schon bei unserer ersten Begegnung eine tiefe, magische Verbindung, die uns bis zu seinem Lebensende 2011 dreißig wunderbare gemeinsame Jahre bescherte, in denen wir künstlerische Wege und viele Reisen teilten. Ich spürte: Das ist der Mann, mit dem ich meine tiefsten Empfindungen leben und meine Visionen kommunizieren kann und mit dem ich mein Leben teilen möchte.


La Chacruna, 2005, Öl auf Leinwand, 51 x 76 cm

An Roberts Seite in Cadaqués hatte ich das besondere Glück, mein Studio mit einem Meister der Malerei zu teilen. Er gab mir anfangs einige praktische Hilfestellungen und Einblicke in seine Technik, in die Grundlagen der Ölmalerei sowie in die Eitempera-Mischtechnik mit feinen Lasurschichten, wie sie die niederländischen Gebrüder Van Eyck im frühen 15. Jahrhundert benutzten. Robert war mit klarer Kritik präsent, ließ mich jedoch meine eigenen schöpferischen Wege erkunden und meine persönliche Technik und Bildsprache entwickeln. Ich bin also im Grunde Autodidaktin und durchlief keine akademische Kunstausbildung.» Erzähl uns von deinen ersten Schritten in die Malerei. Martina Hoffmann: Der Fotorealismus prägte meine ersten Bilder. Dabei konzentrierte ich mich

Shape Shifter, 2015, Öl auf Leinwand, 19 x 35 cm

vor allem auf Portraits, auf die fotorealistische Widergabe von Gesichtern, mit zunehmend visionären Hintergründen. Was hast du von Robert Venosa, deinem Mann und spirituellen Lebensgefährten, gelernt? Bob unterwies mich in der alten Technik der Eitempera-Malerei der Gebrüder van Eyck, die er von Mati Klarwein und Ernst Fuchs gelernt hatte. Zur Erläuterung in groben Zügen: Zunächst entsteht die Untermalung mit weißer Tempera auf dunklem Grund in einer monochromen Technik, bis alle Volumen und Formen entwickelt sind. Danach werden viele, sehr transparente Lasurschichten aufgetragen, die so eine plastische Tiefenwirkung, ein inneres Leuchten und emailleartig intensive Farben erzeugen. Viele große Meister haben diese ‹Schichtenmalerei› praktiziert. }


Colibri, 2015, Öl auf Leinwand, 100 x 50 cm

Darüber hinaus bestärkte Robert mich als junge Künstlerin in meiner Suche nach absoluter Authentizität und im Bedürfnis, meine inneren Bilder ohne Angst vor der harschen Kritik der offiziell ‘angesagten’ Kunst auszudrücken – eine wertvolle Unterstützung, die mir an der Universität nicht zuteil geworden war. Was inspiriert dich und wie bannst du das auf die Leinwand? Vor allem Ayahuasca verdanke ich intensive, tiefe und erkenntnisreiche Visionen. Robert Venosa und ich waren oft im Amazonasgebiet. Frei von Terminen und Verpflichtungen konnten wir uns in vielen aufeinanderfolgenden Nächten den Visionen des bitteren Trankes hingeben. Wir ergaben uns einfach der mächtigen Flut innerer Bilder, ohne uns an Details zu klammern. Wenn wir dann zu Hause wieder vor der Leinwand standen, drängten sich ganz selbstverständlich Visionen auf, ohne Plan oder Skizze. Zunächst trage ich mit grobem Pinsel impulsiv und schwungvoll Farbe auf. Dann manifestieren sich Formen, die ich mit ganz feinen Pinseln zum Leben erwecke. Ich male einfach ab, was ich vor meinem inneren Auge sehe. ... also in einem Trancezustand, in einem veränderten und erweiterten Bewusstseins­ zustand? Ja. Beim Malen gerate ich in einen meditativen Zustand, in dem ich mich vollständig auflöse. Malen

ist für mich eine Reise in innere Welten. Die Bilder, die entstehen, zeigen mir, was sie werden wollen. Wie würdest du deine Kunst und die Quellen, die sie inspirieren, beschreiben? Authentische Kunst ist mir wichtig. Ich male, wer ich bin und wie ich bin. Alles ist mit allem verbunden. Eigentlich wissen wir das. Doch meist haben wir das leider vergessen und sind davon getrennt und abgeschnitten. Unsere Realität wird von einem energetischen Potential aus einer anderen, unsichtbaren Dimension gespeist. Das möchte ich in Erinnerung bringen. Es ist unser Geburtsrecht, das Licht anderer Wirklichkeiten zu erfahren und zum Ausdruck zu bringen. Das Licht malen – das war es, was auch Robert Venosa immer wollte. Robert Venosa und Martina Hoffmann inspirierten sich gegenseitig drei Jahrzehnte lang – im Leben und in ihrer Kunst. Die Ausstellung im HR-Giger-Museum bezeugt diese konkurrenzfreie kreative Partnerschaft. Doch zu Robert Venosa gibt es einen Wikipedia-Eintrag – zu Martina Hoffmann nicht. Martina Hoffmann Innere Landschaften Inner Landscapes Nachtschatten Verlag 2018 80 Seiten, Format 21 x 21 cm, 4-farbig, Broschur ISBN 978-3-03788-571-0


Hofmanns Fahrradfahrt vor 75 Jahren –  die erste LSD-Erfahrung Lysergic Summer Dream, 2006 «Zum 100. Geburtstag meines verehrten Freundes, Dr. Albert Hofmann»

Eine Frau gibt sich hin. Sie kniet inmitten roter Geranien. In einem endlosen Meer roter Blüten, das bis zum Horizont reicht. Sie liefert sich aus. Nackt, mit gesenktem Kopf, ausgebreiteten Armen – inmitten der vertikalen Bildachse. Ihre Körperhaltung signalisiert unmissverständlich: «Ich gebe mich hin und akzeptiere demütig alles, was und wie es ist!» Die Frau kniet in einer Bahn von Augenpaaren. Eine Säule leuchtender Farben durchströmt ihren Körper. Und aus dem Blau des Himmels neigt sich ein gigantisches weibliches Antlitz herab. Ist es ihr eigenes ätherisches Spiegelbild? Ist sie es, die sich selbst aus einer anderen Dimension zärtlich mit dem Mund berührt? Das Bild illuminiert eine LSD-Erfahrung. Die erste entheogene Reise, die der jungen Künstlerin Martina Hoffmann spirituelle Dimensionen erschloss. Auch ohne den eindeutigen Titel wäre das offenkundig. Auf diese Inspirationsquelle verweisen die gleißend hellen Farben und die klare Spiegelsymmetrie der Komposition. LSD stimuliert Hirn und Geist – und befeuert mentale Prozesse, um sich selbst zu begegnen. LSD zählt nicht zu den von Martina Hoffmann bevorzugten «Reise­ mitteln». Sie schätzt die eher erd­ verbundene, vegetabile psychoaktive Wirkung von Pilzen oder Ayahuasca, wie viele ihrer Bilder bezeugen.


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LUCY‘S ALPTRAUM

DROGEN AUF REISEN

Verhaftungen, Einreiseverbot und wie der Hanf aus Nepal verschwand TEIL 2:

TEXT

Stefan Haag

N

achdem wir uns im letzten Heft recht ausführlich mit den Problemen und Problemchen bei der Beschaffung von illegalen Substanzen auf Reisen in fremdem Terrain beschäftigt haben, folgt nun die Beschreibung dessen, was ich «Lucys Alptraum» nenne: eine Verhaftung durch echte, nicht korrupte Polizisten wegen Besitzes einer Menge von Rauschgift, die in diesen Ländern unweigerlich zu langen Haftstrafen und schlimmstenfalls sogar in die Todeszelle führt. Death Penalty for Drug Traffickers Allein der Gedanke, wegen ein paar hundert Gramm Heroin oder Speed gehängt zu werden, wie in Saudi Arabien, Indonesien oder Malaysia möglich und dort auch schon bei Westlern vollstreckt, lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Natürlich ist es eine Schande, wegen Besitzes von psychoaktiven Substanzen überhaupt bestraft zu werden, da sind wir uns einig. Aber, Hand aufs Herz: Alle, die in Ländern, die schon bei der Einreise mit Schildern «Death Penalty for Drug Traffickers» warnen, mit großen Mengen Drogen hantieren zu müssen meinten, sind auch ein großes Stück weit selber schuld. Da aber auch «nur» Knast in Südostasien oder Afrika so ziemlich das Schlimmste ist, was einem Reisenden passieren kann, kann ich nur

immer wieder an den gesunden Menschenverstand appellieren: Lass es bleiben und widerstehe der Versuchung – zumindest der Versuchung, etwas aus dem Land schmuggeln zu wollen. Ich kenne keine genauen Statistiken, aber die Mehrzahl der mir bekannten Verhaftungen von Touristen wegen Drogenbesitzes respektive -handels (wie es ja immer bezeichnet wird, auch wenn es nur eine größere Menge Eigenbedarf ist), fanden und finden an internationalen Airports statt. Das sind die Aushängeschilder aller Länder, egal wie korrupt

Und dann klicken die Handschellen oder Kabelbinder ... oder nachsichtig im Umgang mit Touristen sie intern sind. Dort muss der Welt gezeigt werden, wie sehr man im Kampf gegen die Drogen doch engagiert ist, und dort wird gnadenlos durchgegriffen. Und sie sind ausgerüstet mit allem, was das Zollfahnderherz höher schlagen lässt. Mit Hund und Hightech auf Drogensuche. Da reicht dann ein kleiner positiver Wischtest von deinem Handgepäck, und es ist völlig wurscht, wo du deinen Stoff ver-


Fotos: zvg, Fotolia

staut, geschluckt oder eingeführt hast, sie finden ihn. Und dann werden dir deine Rechte vorgelesen, du darfst – wenn du Glück hast – noch ein Telefonat führen, und dann klicken die Handschellen oder Kabelbinder: das Worst-Case-Szenario, der GAU. Was dann passiert und wie man mit dir umgeht, hängt dann stark davon ab, wo und weswegen es dir passiert ist. Gehen wir die Alptraum-Tiefen einmal sukzessive durch. Selbst bei Kleinst- oder Eigenbedarfsmengen an Cannabis (sofern es solche Regelungen gibt) kannst du davon ausgehen, dass deine Heim- oder Weiterreise erst einmal unterbrochen wird. In westlichen Ländern oder Südamerika wird man dir im Schnellverfahren eine Geldstrafe auferlegen und ein langjähriges oder gar lebenslanges Einreiseverbot erteilen. Und das ist wirklich scheiße, wenn du wegen ein paar Gramm Gras nie mehr in dein Lieblingsland reisen darfst. Dennoch würde ich sagen: Glück im Unglück. Erwischen sie dich in Fernost oder in diversen arabischen Staaten mit Kleinmengen, kommst du unweigerlich in U-Haft, und dann bist du drin in der Maschinerie, die dich – Fall 2 – überall auf der Welt verschlingen wird, wenn du mit mehr als wenigen Gramm geschnappt wirst. Und U-Haft kann

dauern. Ein halbes Jahr, ein Jahr, je nachdem. Schon diese Zeit ist Strafe genug und es lohnt sich wirklich nie, für ein kleines Urlaubsmitbringsel ein solches Risiko einzugehen. Drogenschmuggel über Grenzen sollte man denen überlassen, die das können und für die Knast ein Teil des einkalkulierten Geschäftsrisikos ist. Die aufwändigen Kontrollen und Checks an den Flughäfen sind eigentlich vor allem für diesen Personenkreis bestimmt. Der kleine Konsument und Minischmuggler ist eher lästiger Beifang, an dem ein weiteres Exempel statuiert werden kann  –  zur Abschreckung, wie es so schön heißt. Und ich muss sagen, mich hat's inzwischen abgeschreckt. Der letzte Joint im Hotel oder von mir aus auch noch im Taxi zum Airport, aber dann ist‘s vorbei mit den Drogen auf der Reise. Wie es in ausländischen Gefängnissen zugeht, kann sich jeder ausmalen oder sich in unzähligen Publikationen, Filmen und Reportagen in allen erdenklichen Medien darüber informieren. Faustregel: Je ärmer und «undemokratischer» ein Land, umso dramatischer die Umstände im Justizvollzug. In vielen Ländern gleichen die Gefängnisse eher Konzentrationslagern, und europäische Justiz- }


5 0   D R O G E N AU F R E I S E N

vollzugsanstalten sind tatsächlich Luxushotels im Vergleich dazu. Und jetzt habe ich genug von diesem morbiden Thema. Ich weiß Bescheid, ihr tut es auch – wir sind ja keine Idioten und schmuggeln keine Drogen! Wenden wir uns einer anderen Sache zu, die allerdings auch ein wenig mit Alptraum zu tun hat: dem Wandel der Zeiten. Pokhara, Nepal, 1979 Du verlässt nach 24 Stunden den Horrorbus aus Indien und fährst mit der Rikscha in irgendein Guesthouse. Du siehst schon am Straßenrand den wilden Hanf blühen, der Rikscha-Fahrer bietet dir ungefragt Haschisch, Magic Mushrooms, Opium oder feinstes Heroin an, und bevor du in einem Zwei-Dollar-Fünfzig-Hotel eingecheckt hast, haben dir zwei Straßenverkäufer, der Hotelboy und schließlich der Rezeptionist ähnliche Angebote gemacht. Pokhara war eines dieser Paradiese, in jenen Zeiten, als die Hippies auf Reisen gingen und Länder wie Nepal zwar einerseits plötzlich zu Geld kamen, sich aber eben auch ein Problem mit dem Drogentourismus einhandelten. Natürlich waren mir und all den anderen Freaks aus dem Westen damals solche Gedanken fremd. In Europa war es einfach schwierig, an gute und vor allem billige Drogen zu kommen, und wenn man außerdem gerne fremde Kulturen kennen lernen wollte, musste es einen einfach in diese Länder ziehen.

Der klassische Hippie-Trail zog sich damals von Amsterdam via Istanbul und Afghanistan und Kaschmir nach Indien oder Nepal. Zig Tausende, und sicher auch einige unter euch, zogen damals los, vorzugsweise mit VW-Bussen oder alten Daimlern. 15, 20 Jahre lang ging das so, bis schließlich die Sowjetunion Afghanistan überfiel und der Ferne Osten nicht mehr mit dem Auto erreichbar war. Nun ja, man konnte und kann ja fliegen … Zurück nach Nepal vor 40 Jahren. Nachdem man sich also schon auf dem Weg zum Hotel mehrfach mit dem gesamten Sortiment der orts-

Gänsehaut pur. Hanfpflanzen, so weit das Auge reicht. üblichen Substanzen hatte eindecken können, geht es beim ersten Rundgang durch das idyllische Pokhara genau so weiter. In den Restaurants preisen sie Mush­ roomOmeletten light, medium oder strong an; vor den billigen Absteigen entlang der staubigen, mit Kuhscheiße übersäten «Hauptstraße» sitzen offen die Hippies, rauchen ihr Chillum und lauschen entrückt Ravi Shankar oder Pink Floyd. Straßenverkaufspreis für die Tola Hasch etwa eine Mark, Brown Sugar nicht viel teurer … Und dann in die Berge. Gänse-


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Fotos: Stefan Haag (3), Markus Koljonen, Khabronwala, Jean-Marie Hullot

haut pur. Hanfpflanzen, so weit das Auge reicht. Ein Auch meine geliebte «Hauptstraße» ist nicht Dope, von dem europäische Durchschnittskiffer mehr zu erkennen. Ich sehe sofort, hier gibt es nicht mal zu träumen wagen. Das waren Erlebnisse, keine Hippies mehr. Die wurden ersetzt durch die mich ein Leben lang prägten. Umso bitterer Tages­touristen aus Indien und China, die Pokhara dann, wenn man zwanzig Jahre später in dieselbe dann auch einen charmanten Flair von Neu­ Stadt, in dasselbe Land zurückkehrt, in der Erwar- schwanstein oder Heidelberg verleihen. Indische tung, dass das alles wenigstens noch ansatzweise und chinesische Wohlstands-Touristen … Da geht nichts. Zumindest noch so sein wird, wie man das nichts in meinem Sinne. Was tut kannte und schätzte. «The times, they are Heute steigst du aus dem man da? Man flieht. Und zwar auf a-changing ...» Flieger oder aus dem in dreieinden Jomosom-Trek – wenigstens halb Stunden aus Kathmandu da wird ja noch etwas vom guten Bob Dylan alten Nepal verblieben sein? Puste­ kommenden fein gepolsterten kuchen! Keine einzige Hanfpflanze Shuttlebus. Dann überfällt dich eine Meute Moped- und Taxifahrer, die dich auf mehr, nirgends. Ungläubiges Kopfschütteln bei der schnellstmöglichem Wege in ein Guesthouse ihrer Bevölkerung, sollte man nach etwas zum Rauchen oder gar nach Pilzen fragen. Unfassbar. Nepal hat Wahl lotsen wollen. Die idyllischen Billigabsteigen von damals es tatsächlich geschafft, es auszurotten und damit gibt es nicht mehr, und so lässt du dich halt in auch uns zu vertreiben. Was ist geschehen? Gehen wir zurück in die irgendeines dieser Hotels schleppen, die hübsch, nett und sauber, aber stinklangweilig sind. Anstatt «goldenen» Siebziger, als wir Westler aufgrund in einer nepalesischen Hütte mit Familienanschluss des überaus verlockenden Drogenangebots – seien wohnt man jetzt in einem Neubau, und der Chef wir ehrlich –  fast wie Heuschrecken eingefallen des Hauses entpuppt sich als ein fetter Inder aus sind. Wir scherten uns damals keinen Deut um die Bangalore, der hier Geld investiert hat, nach Sitten des Landes und der Menschen, die bis dahin Whisky und billigem Nuttendiesel stinkt und am maximal mit reichen Bergsteigern aus dem allerliebsten das Personal schikaniert, das entspre- Westen Kontakt hatten. Wir kamen, um billig zu chend gut gelaunt ist. Und zur Krönung des Ganzen törnen und den Traum von einem freien Leben hängt in jedem Zimmer ein Zettel mit dem Hin- wenigstens in den Ferien zu leben. Sex and Drugs and Rock'n'Roll, aber das eben in einem Land, } weis, dass Drogenkonsum hier unerwünscht ist.


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Fotos: Arne Hückelheim, Fotolia

das bis dahin im Grunde im Mittelalter gelebt hatte, wo strenge Sittenregeln herrschten und nur schon der Anblick eines leicht bekleideten Hippiemädchens eigentlich ein unfassbarer Affront war. Gut, Hindus sind tolerante Leute, und die Devisen der Touristen waren natürlich gern gesehen (von den Bergsteigern profitierten ja fast nur die Sherpas) und alles wäre vielleicht so weitergelaufen,

Die Heroinschwemme der 80er Jahre führte zu einer schleichenden Veränderung der Szene. aber dann zog sich die Schlinge um den Hals der Hippies von Kathmandu und Pokhara langsam, aber sicher zu. Ich sage nicht, dass nur das Heroin schuld daran ist, aber die große Heroinschwemme Anfang der achtziger Jahre führte zu einer schleichenden Veränderung der Szene, Überdosis-Toten und vor allem zu einer Heroin-Epidemie unter der nepalesischen Jugend, die den westlichen Lebensstil zu kopieren begann. Shiva? Egal! Der Hanf muss weg! Obgleich man das den Ausländern – der Zweck heiligt die Mittel – durchgehen ließ (auf US-Druck wurden zwar auch schon Ende der siebziger Jahre erste Anti-Drogen-Gesetze erlassen), die eigene Jugend musste geschützt werden, und so wurden sukzessive (wie damals überall) die Gesetze verschärft und die alte touristische Klientel hinaus–

geekelt beziehungsweise ersetzt. Stellt sich die Frage: Wie wird man unliebsames Publikum ohne Gewalt­anwendung los? Ganz einfach. Man nimmt ihm den Spaß. Auf diese Idee kam jedenfalls die maoistisch dominierte Regierung, die nach dem hollywoodreifen Zerfall des Königshauses Ende des letzten Jahrhunderts beschloss, die Drogen komplett zu eliminieren. Nun ja, dies wird und wurde schon tausendfach beschlossen und nicht verwirklicht, aber die Nepalesen machten es schlau und befreiten ihr Land erst einmal vom Hanf, der seit Menschengedenken überall wild und potent die Berghänge überwucherte und – wie wir alle wissen – ein fundamentaler Bestandteil der Kultur und Religion Nepals ist. Shiva? Egal! Der Hanf muss weg! Hierfür organisierte man landesweite Cannabis­pflanzenEliminierungsaktionen. Mit Spaten und Mache­ ten ausgestattete Armee- und Polizeieinheiten schwärmten in alle Landesteile aus. Und daneben bezahlte man – wie schlau! – Schulkindern Prämien für ausgerissene Cannabispflanzen. Tot oder lebendig, Hauptsache weg. Eine Rupie für zehn Pflanzen. Das war sicher ein Spaß für die Kleinen. Und dieses Vorgehen war verdammt effektiv. Zumindest teilweise. Bei meinem letzten Aufenthalt in Nepal 2013 bekam ich tatsächlich keine einzige Hanfpflanze mehr zu Gesicht; das nach mühevoller Suche teuer erstandene Charas entpuppte sich bei näherer Betrachtung als gepresste Eselskacke. Nur das Heroin ist geblieben. Reinste Ware, beste Preise, in jeder Menge ... Den Sack schlägt man, den Esel meint man. lucys-magazin.com/autoren/stefan_haag


Aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken!

www.swiss-cannabis.ch


www.biocan.cH


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Frei zugängliche Entspannung Erfahrungen mit CBD CBD-Marijuana sieht normalem Cannabis täuschend ähnlich.  Foto: Medicann

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Susanne G. Seiler

eit rund zwanzig Jahren steigt das Interesse an der medizinischen Nutzung von Cannabis stetig. 2009 stöberte man in einem kalifornischen Labor einige Hanfstrains mit einem besonders hohen Anteil an Cannabidiol (CBD) auf, einem nicht psychotropen Bestandteil der Hanfpflanze. CBD unterscheidet sich von seiner molekularen Struktur her nur wenig von THC, doch CBD wirkt nicht oder nur sehr schwach auf die Psyche. Das ändert den Diskurs über die therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten von Cannabis radikal, denn nun ist eine günstige Medizin zugänglich, die nicht berauscht, was vor allem tagsüber Vorteile hat. Dieser Umstand führte bald zu einer riesigen Nachfrage.

Bereits Königin Victoria von England (1819 – 1901) soll CBD-aktiven Hanf eingesetzt haben, um ihre Menstruationskrämpfe zu lindern, doch seit Canna­ bis vor allem auf einen hohen THC-Gehalt hin gezüchtet wird, geht der CBD-Anteil zurück, bis in den meisten Marihuana-Züchtungen kaum mehr CBD zu finden ist. Das änderte sich erst, als Pflanzen mit einem hohem CBD-Anteil wieder geschätzt wurden. Seither haben Studien, zunächst an Tieren, dann auch im Selbstversuch bei Menschen aufgezeigt, dass Cannabidiol entkrampfend, entzündungshemmend und angstlösend wirkt, aber auch gegen Übelkeit und gegen Epilepsie hilft, vor allem bei Kindern. Weitere pharmakologische Effekte, wie zum Beispiel eine antipsychotische }


5 6   E R FA H RU N G E N M I T C B D

Was ist Cannabidiol? Cannabidiol (CBD) ist ein sogenanntes Cannabinoid (pflanzliches Cannabinoid = Phytocannabinoid) und kommt im Faserhanf in hoher Konzentration vor. Aber auch in den psychoaktiven Arten und Sorten ist es zu finden, in vielen Fällen als zweithäufigstes Cannabinoid nach Tetrahydrocannabinol (THC). CBD führt keine psychoaktiven Effekte herbei und kann der berauschenden Wirkung des THC sogar entgegenwirken. Der medizinische Nutzen von CBD ist vielgestaltig, wobei die Forschungen in dieser Hinsicht gerade erst beginnen. Übereilte Euphorie ist allerdings fehl am Platz, denn viele Erkenntnisse oder Rückschlüsse, die bislang zu CBD gewonnen wurden, beziehen sich derzeit lediglich auf die Grundlagenforschung und auf Erfahrungsberichte von Patienten. In der Grundlagenforschung sind dies Studien, deren Ergebnisse meist im Tier- oder Zellversuch gewonnen wurden, woraus sich nicht unbedingt eine Übertragbarkeit auf den Menschen ergibt. (mb)

Wirkung, werden zurzeit erforscht. In der Hanfpflanze finden sich über 110 Cannabinoide und mehr als 400 andere Wirkstoffe. Erstmals isoliert wurde CBD vom israelischen pharmazeutischen Chemiker Raphael Mechoulam, dem «Großvater des medizinischen Cannabis», der bereits 1963 auf dessen therapeutische Wirkung stieß (und auch als erster das THC identifizierte). Mechoulam isolierte und identifizierte zusammen mit seinen Mitarbeitern die ersten Endocanna­ binoide sowie das Endocannabinoidsystem (ECS). Das ECS besteht aus den körpereigenen Cannabinoid-Analoga (Liganden, von ligare = binden) und aus diversen Rezeptoren, an denen Cannabis andockt. Bisher fand man zwei spezifische Cannabinoidrezeptoren. Der erste nennt sich CB1 und ist am häufigsten in den Nervenzellen des Kleinhirns, im Hippocampus und in den Basalganglien anzu-

treffen, kommt aber auch im peripheren Nervensystem vor, so zum Beispiel im Darm. Cannabinoidrezeptoren vom Typus II (CB2) findet man hingegen im Immunsystem und auf den Zellen, die am Aufund Abbau unserer Knochen beteiligt sind. Das Gehirn enthält eine große Anzahl spezialisierter Zellen, Neuronen genannt. Jedes Neuron ist seinerseits über spezifische Schnittstellen, die Synapsen, mit einer großen Anzahl weiterer Zellen verbunden. Neuronen kommunizieren mit anderen Zellen mittels Botenstoffen. Die Empfänglichkeit

Cannabinoide beeinflussen beispielsweise die für Schmerz­ unterdrückung zuständigen Opioid-Rezeptoren. eines Neurons für einen bestimmten Botenstoff hängt davon ab, ob es einen Rezeptor (Empfänger) enthält, der zum Botenstoff passt wie der Stecker in die Steckdose. Enthält ein Neuron Botenstoffe, die zu bestimmten Transmittern (Übermittlern) passen, können sie unmittelbar auf dieses einwirken, sonst nicht. Neuronen sind mehrfach mit Rezeptoren ausgestattet, was ihnen erlaubt, auf gewisse Botenstoffe einzugehen und andere zu ignorieren. Unsere Gehirnrezeptoren sind nicht nur empfänglich für natürlich im Gehirn auftretende Neurotransmitter wie Dopamin oder Serotonin, sondern auch für chemische Botenstoffe, die außerhalb des Körpers hergestellt werden, so wie THC oder CBD. Cannabinoide beeinflussen ebenfalls viele andere Rezeptoren im Gehirn wie zum Beispiel die Opioid-Rezeptoren, die für Schmerz­unterdrückung zuständig sind. Sie können aber auch mit den Dopamin-Rezeptoren kommunizieren, die mit Motivation und Belohnung zusammenhängen. Über die funktionelle Bedeutung des Endocannobinoidsystems wird nach wie vor geforscht.

CBD unterscheidet sich von seiner molekularen Struktur her nur wenig von THC, doch CBD wirkt nicht oder nur sehr schwach auf die Psyche. Fotos: Fotolia


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CBD-Anbau im Gewächshaus.  Foto: DPA

Wie das psychoaktive Cannabis wird auch CBD-Gras in drei Anbauumgebungen gezogen, nämlich draußen, im Gewächshaus und drinnen. Geschmack und Potenz hängen dabei von der Anbauart ab. In der Schweiz variiert die Stärke von CBD-Hanf im freien Verkauf von 0,5 % bis über 20 %. CBD ist jedoch nicht verkehrsfähig und wird deshalb als Tabakersatz gehandelt. In den Mitteilungen zur Heilmittelsicherheit

Da CBD keine berauschende Wirkung hat, fällt es nicht unter das Betäubungs­ mittelgesetz. von Swissmedic heißt es dazu: «Damit ein Produkt legal als Tabak­ ersatz vermarktet werden darf, muss es jener Gesetzgebung entsprechen, gemäß welcher es in Verkehr gebracht wird: Je nach Zuordnung kommt die entsprechende schweizerische Gesetzgebung zur Anwendung.» CBD-Hanf ist in der Schweiz auch deshalb lediglich als Tabakersatz zugelassen, weil es hierzulande nicht erlaubt ist, sogenannte Heilversprechen abzugeben, man darf also nicht sagen: «Wenn du CBD rauchst, geht es dir besser.» Ärzte können aber zum Beispiel in schwerwiegenden Fäl-

len von Multipler Sklerose oder bei verschiedenen Formen der Epilepsie CBD verschreiben, falls keine andere Therapie mehr greift. Allerdings sind die meisten Ärzte von diesem Vorgehen überfordert. Das ist schade, weil die Einnahme von CBD als Tinktur oder in Tablettenform bei einigen Patienten nachweisbar mit einer reduzierten Einnahme herkömmlicher Medikamente einhergeht und keinerlei Nebenwirkungen hat. Bestimmungen für den Handel Seit 2011 erlaubt das Schweizer Gesetz den Anbau und die Nutzung von Hanf mit einem THC-Anteil von bis zu 1% (0,2 % bzw. 0,3 % in den EU-Ländern). Da CBD keine berauschende Wirkung hat, fällt es nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Gemäß Bundesamt für Gesundheit gehören dazu «neben Rohstoffen wie Hanfblüten oder -pulver auch verarbeitete Produkte wie Extrakte in Form von Ölen oder Pasten, als Bulk angebotene Kapseln sowie verwendungsfertige Produkte wie Nahrungsergänzungsmittel, Liquids für E-Zigaretten, Tabak­ ersatzprodukte, Duftöle, Kaugummis und Salben, welche teilweise als Pflegeprodukte angeboten werden». Das hat nicht nur in Headshops zu einer Erweiterung des Geschäftsfeldes geführt. Hinzu kommt die Entwicklung einer stabilen Genetik, die mehr oder weniger frei zugänglich ist, obwohl }


58   MUSIK UND LSD

Legale Blüten: CBD als Tabak­ersatz.  Fotos: PD

die Produzenten, die sich die Mühe gemacht haben, eigene Züchtungen zu entwickeln, meist daran festhalten, doch der Vorgang ist bekannt und gut dokumentiert. Obschon legal, unterliegt CBD als Tabakersatz einer Reihe von Bestimmungen. Auf den Packungen müssen die gleichen Warnhinweise wie bei Zigaretten stehen, weil auch CBD geraucht wird. Zum Glück sind manche Produzenten dazu übergegangen, nebst den üblichen, offenbar nicht weiter abschreckenden Hinweisen auch Tipps zur Rauchentwöhnung abzubilden, was um einiges sinnvoller scheint, als den von Staates wegen verordneten Buhmann zu spielen. Weiter sind keine negativen Wirkungen bekannt. Kommt der in den Läden angebotene Tabak­ ersatz aus zugelassenen, legalen Strains aus dem Sortenkatalog des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) und handelt es sich um eine Eigenmarke, etwa Sweed (Werners Headshop), Heimat (Coop – CBD-Zigarette mit Tabak), Cameron Valley (Planta Tabak Berlin) oder Artur Swiss Cannabis (Botani-

CBD-Produkte: Balsam, Kaugummi, Tinktur.  Fotos: PD

cals AG), bedarf es größerer Investitionen, bis das Produkt marktfähig ist. Andererseits wird auch CBD-Hanf angeboten, der sich von der Legalität her in einer Grauzone befindet. Werden diese Marken geprüft und stellt man fest, dass sie nicht den erlaubten Genetiken zugeordnet werden können, ist eine dicke Buße fällig (siehe weiter unten), die

Die große Nachfrage hat nicht nur die Verkäufer unter Druck gebracht. viele kleine Läden wohl nicht überleben würden. Es wird außerdem unterschieden zwischen zulässigen Sorten in den Bereichen Landwirtschaft, Gärtnereibetriebe oder Indoor. Weiter gilt es zu berücksichtigen, dass jeder Kanton eigene Regelungen kennt. So muss zum Beispiel im Kanton St. Gallen jede Pflanze einzeln gemeldet werden, im Kanton Solothurn nicht. Besonders kompliziert ist das Verfahren im Tessin. Legales CBD wird über einen zertifizierten THC-Test verifiziert und ist bei der Oberzolldirektion, Abteilung Bier- und Tabaksteuer, angemeldet – gleich, ob es aus dem Aus- oder aus dem Inland stammt. Es sollen sich um die 1700 Betriebe bei der Oberzolldirektion angemeldet haben, von denen allerdings einige bereits wieder ausgestiegen sind. Nach Erteilung einer sogenannten Reversnummer schätzt die Zolldirektion in jedem einzelnen Fall, wie viel CBD-Hanf umgesetzt und welche Umsätze eingefahren werden dürfen. Die Steuer auf Tabakersatzprodukte beträgt 25 Prozent zuzüglich Mehrwertsteuer und ist nach einer dreimonatigen Vorauszahlung jeweils am Ende


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CBD – Die Rechtslage Als nicht psychoaktives Cannabinoid untersteht CBD anderen gesetzlichen Regelungen als die psychoaktiven Cannabiswirk-

darf man es paradoxerweise nicht. Auch die Schweizer Armee hat reagiert und ihren Soldaten das Rauchen von Tabakersatzprodukten verboten – außer im Ausgang und im Urlaub.

stoffe THC und Co. Cannabidiol ist nämlich nicht in den Betäubungsmittelgesetzen aufgeführt und darf in der Regel frei gehandelt werden. • In Deutschland gibt es seit einiger Zeit die Regelung, dass CBD, das als Heilmittel deklariert wird, nur mit einem vom Arzt verordneten Rezept über die Apotheke abgegeben werden darf. Für CBD-Produkte, die als Kosmetik oder Nahrungsergänzung vertrieben werden, gilt dies nicht. CBD-haltige Nutzhanfblüten dürfen in Deutschland einen THC-Wert von 0,2 Prozent nicht übersteigen. • In der Schweiz sind CBD-haltige Cannabissorten und Fertigprodukte (wie Zigaretten), die ein Maximum von einem Prozent THC aufweisen, ebenfalls fast überall frei verkäuflich (eine Ausnahme bildet z.B. der Kanton Tessin) und auch über den Einzelhandel der großen Supermarktketten erhältlich. • In Österreich sind CBD-Produkte gleichfalls legal, solange sie einen THC-Wert von 0,3 Prozent nicht überschreiten. (mb)

eines jeden Monats abzurechnen. Es ist eine Zollbuchhaltung zu führen. Die große Nachfrage nach dem neuen Hanf hat nicht nur die Verkäufer, sondern auch die Produzenten unter Druck gebracht. Kostete ein Kilo CBD-Hanf anfänglich noch um die 6000 Schweizer Franken, ist dieser Preis inzwischen um die Hälfte geschrumpft, Tendenz sinkend. Leider ist es nicht immer sicher, dass der günstig angebotene CBDHanf keine Pestizide enthält, nicht schimmlig ist, keine neuen, resistenten Milben aus amerikanischem Direktimport, Thripse oder andere Schädlinge aufweist. Qualitätstests sind besonders dann teuer, wenn sie rechtliche Gültigkeit haben sollen. Sorgen bereitet CBD auch der Polizei, die es verständlicherweise nicht von THC-haltigem Gras unterscheiden kann und deshalb Schnelltests fordert. Wohl um die damit verbundenen Kosten zu vermeiden, hat das Schweizer Bundesgericht im September überraschend entschieden, der Besitz von bis zu 10 Gramm Cannabis sei legal. Rauchen

Quellen

Wer es züchten soll Grundsätzlich kann jeder seinen Eigenbedarf an CBD selbst zuhause decken, was bestimmt am günstigsten ist. Obwohl es sich um eine ausgesprochene Cash-Ernte handelt (wie etwa bei Coca oder Mohn), rät der Bauernverband seinen Mitgliedern davon ab, ins CBD-Geschäft einzusteigen. Wie bereits erwähnt, ist nur der Anbau mit Varietäten aus dem Sortenkatalog des BLW zulässig, was auch für Gärtnereien und für Indooranbau gilt. Zuwiderhandlung wird mit einer Buße von 40 000 Franken geahndet. Da viele Bauern um ihren Ruf bangen, ist der Anbau von CBD-Hanf für sie ohnehin nicht besonders attraktiv. Da müssen offenbar schon die Profis ran. In welcher Größenordnung sich der Markt stabilisiert, bleibt abzuwarten, und man munkelt, dass die ganz Großen, sprich die Tabakindustrie, nur darauf warten, dass die meisten Anbieter sich zurückziehen, um ihrerseits mit Investitionen von bis zu 100 Millionen Franken ins Geschäft mit der pflanzlichen Gesundheit einzusteigen. Bis dahin also: gut Rauch! Die Wirkung Obwohl manche sagen, sie würden von CBD high, ist das in den allermeisten Fällen wohl nicht so. CBD-Gras schmeckt sehr ähnlich wie normaler Hanf und entspannt in erster Linie. Das ist in unserer stressgeplagten Zeit sehr willkommen, wie die große Nachfrage beweist. Abgesehen davon lassen sich viele kleinere Leiden damit lindern, so zum Beispiel Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Menstruationsbeschwerden, Appetitlosigkeit oder Juckreiz.  Dank gebührt meinen Gesprächspartnern Werner Bösch von Werners Headshop (www.wernersheadshop.ch) und Marion Borri, Präsidentin des Bauernfachverbandes, für ihre Zeit und Mühe. lucys-magazin.com/autoren/susanne_seiler

Franjo Grotenhermen: CBD – Ein Cannabidiol mit Potenzial. Nachtschatten Verlag, 2017 • «CBD ist das Gras der Stunde – 10 Fakten, die du darüber wissen musst», von Severin Miszkiewiczs, Watson, 7. März 2017 • de.wikipedia.org/wiki/Cannabidiol • CBD User’s Manual • CBD and the Brain: What Does It Do and What Is It Good For?, leafly.com/news /science-tech/what-does-cbd-do) • Howard S. Becker: Becoming A Marihuana User, jstor.org/stable/2771989?seq=1#page_scan_tab_contents • Zitat Bundesamt für Gesundheit (BAG): bag.admin.ch/bag/de/home/themen/mensch-gesundheit /sucht /cannabis /thc-armer-cannabis-cbd.html • Zitat Swissmedic: swissmedic.ch/aktuell/00673/03778/index.html



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E.T.A. Hoffmann

RAUCH UND RAUSCH Das Göttliche schauen und berühren TEXT

Wo l f g a n g B a u e r

E. T. A . Hoffmann  (1776–1822)

trank er Champagner, alten Burgunder, war nicht nur Jurist, sondern Tokajer, Portwein oder Cognac. In auch Komponist, Maler, seiner Zeit in Bamberg – ohne Zeichner und Dichter. Wie oder nur mit geringem Eindie modernen Gruftis kommen – begnügte er sich suchte er Zuflucht und mit Frankenwein, einem Trost in der NachtPfälzer Roten oder mal seite der Welt. Er ineinem Moselwein. Bier teressierte sich lebverabscheute er als seehaft für Gespenster lenloses Getränk, das und die Elementarnur beruhigt und den geister des ParacelKonsumenten einschläsus und bezog sich fert. Hoffmann kannte dabei auf eigene Erdie türöffnende Wirlebnisse, was sich in kung geistiger Getränke seinen Werken nieauch im Alltag: derschlug – zum Bei1813, als er vom französispiel in der von ihm schem Besatzungsgebiet komponierten Musik zur ins russisch-preußisch beromantischen Zauberoper setzte Dresden wollte, musste   Selbstporträt (vor 1822) Undine und in der Märchener mit dem preußischen Vorposdichtung Der goldene Topf, die ten erst Schnaps trinken, bevor er zwischen einer bürgerlichen Wirkgnädig durchgelassen wurde. lichkeit und dem Universum der unsichtHoffmann, der sein Geld als Komponist baren Feenreiche pendelt. In seinem Nachlass und Dirigent verdiente, bevor er anfing zu schreifanden sich Bücher über das Schatzgraben, über ben, hatte klare Vorstellungen, welches Getränk } die Verwendung von Amuletten, über Geisterbeschwörung und über den Verkehr mit Gespenstern und Hexen – unter anderem das Tractat von dem Wolfgang Bauer besuchte über Jahre Rauch-, RauschKauen und Schmatzen der Todten in Gräbern und Wirkungstätten des Dichters in Bamberg, Dresden (Leipzig 1734), ein Werk des evangelischen Pfarund Berlin. Er erinnert sich gern an eine Nacht im Jahr rers Michael Ranft. 1991 in Dresden, wo ihn eine übereifrige Security-Gruppe stellte, weil er sich mit dem Ausspähen von Gebäuden

Ein Feuerwerk der Fantasie E.T.A. Hoffmann wusste die Anregung durch geistige Getränke und ihre ideenfördernde Kraft sehr zu schätzen. Wenn es sein Geldbeutel erlaubte,

verdächtig gemacht hatte. Der Stadtplan, den er in den Händen hielt, stammte allerdings – zum Erstaunen der Wachmänner – aus dem 19. Jahrhundert.


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Des Wahnsinns schreckhafte Kinder

zu welcher Musik passte. Er riet, bei Kirchenmusik alte Rheinweine zu trinken, bei der tragischen Oper sehr feinen Burgunder, bei der komischen Champagner und bei der romantischen einen Punsch aus Cognac, Arrak oder Rum. Manchmal nahm er morgens nach dem Frühstück zur Anregung bereits einen Schluck Arrak. Aus Arrak bereitete er einen ausgezeichneten Punsch, den sein Freundeskreis gern bei ihm konsumierte. (Tee oder Wasser gehören neben Zitrone, Zucker, Rum oder Arrak zu den Zutaten eines Punsches.) Hoffmanns Freund und erster Biograf Julius Eduard Hitzig schreibt: «Er trank, um sich zu montieren; dazu gehörte anfangs, wie er noch kräftig war, weniger; später natürlich mehr; – aber war er einmal montiert, wie er es nannte, in exotischer Stimmung, die, oft bei einer halben Flasche Wein, auch nur ein gemütlicher Zuhörer hervorrufen konnte, so gab es nichts Interessanteres, als das Feuerwerk von Witz und Glut der Fantasie, das er

dann unaufhaltsam, oft fünf, sechs Stunden hintereinander, vor der entzückten Umgebung aufsteigen ließ. War aber auch seine Stimmung nicht exaltiert, so war er im Weinhause nie müßig, wie man so viele sitzen sieht, die nichts tun als nippen und gähnen; er schaute vielmehr mit seinen Falkenaugen überall umher; was er an Lächerlichkeiten, Auffallenheiten, selbst anrührenden Eigenheiten bei den Weingästen bemerkte, wurde ihm zur Studie für seine Werke, oder er warf es mit fertiger Feder auf das Papier.» Hoffmann erschreckte seine Freunde immer wieder mit Visionen, die sich ihm plötzlich aufdrängten. Sein Freund, der Weinhändler und Verleger Kunz: «Nicht nur, wenn er schrieb, sondern mitten im unschuldigsten Gespräch am Abendtisch, beim Glase Wein oder Punsch, sah er nicht selten Gespenster, und mehr als einmal, wenn ich erzählte, unterbrach er mich mit den Worten: ‹Entschuldigen Sie, Teuerster, dass ich in die Rede falle. Aber bemerken Sie denn nicht dort in der Ecke rechter Hand den kleinen, ganz verfluchten Knirps, wie er sich unter den Dielen hervorhaspelt? Fliehender Gnom Sehen Sie doch, was der Teufelskerl für Kapriolen macht! – Sehen Sie – jetzt ist er weg! O genieren Sie sich doch nicht, liebenswürdiger Däumling, bleiben Sie gefälligst bei uns, – hören Sie unsern überaus gemütlichen Gesprächen gütigst zu – Sie glauben gar nicht, was uns ihre höchst angenehme Gesellschaft für Freude machen würde! – Ach, da sind Sie ja wieder – Wäre es Ihnen nicht gefällig, etwas näher zu treten! – Comment?› – (hier trat ein heftiges Muskelspiel des Gesichts hinzu) – ‹Sie belieben, was Weniges zu genießen? – Gehorsamster Diener› usw. – Indem er solch kauderwelsches Zeug mit stieren Augen nach der Ecke gerichtet, woher die Vision kam, sprach, fuhr er dann schnell, sich gegen mich wendend, wieder auf und bat ganz ruhig fortzufahren. Wurde er nun von mir oder einem anderen Anwesenden ausgelacht oder gar einen Narren oder Hans Dampf gescholten, so versicherte er mit der ernstesten Miene und bei in Falten gezogener Stirn: dass man nur glauben solle, wie das gar kein Spaß gewesen sei, indem er die beschrie-


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benen Gestalten mit leibhaftigen Augen gesehen, was ihn übrigens gar nicht geniere und sehr oft passiere. War seine Frau zugegen, so rief er sie zur Bekräftigung des Gesagten wohl noch mit den Worten auf: ‹Nicht wahr, Mischa?› worauf diese dann lächelnd und kopfnickend einstimmte.» Gern zechte er mit seinem Freund, dem Schauspieler Ludwig Devrient. Der Hoffmann-Biograf Rüdiger Safranski schreibt: «Die beiden warfen sich die Bälle ihrer Einfälle zu, mischten Ernst und Spiel, ironisierten und irritierten die Leute und sich selbst, machten sich Geständnisse, gaben Trost, führten ihre Nachtgespenster vor.» Wenn Hoffmann, was er gerne tat, nach einem Gelage nachts schrieb und er die Schauergestalten seiner Fantasie dann wirklich um sich sah und die Gefahr bestand, ganz Beute seiner Visionen und Gespenster zu werden, weckte er seine Frau, die sich ankleidete, sich mit dem Strickstrumpf zu ihm an den Schreibtisch setzte und ihm Gesellschaft leistete. In einer Zeichnung malte Hoffmann die

Hoffmann mit seinem Freund, dem Schauspieler Ludwig Devrient. Aus der Zeitschrift «Die Gartenlaube», 1856.

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grauenerregenden Bilder seines «gärenden Hirns», des «Wahnsinns schreckhafte Kinder»: einen Gnom, eine Schlange, Tiergestalten auf zwei Beinen, einen ausgezehrten Wahnsinnigen mit Spitzfuß und gesträubten Haaren und einen barfüßig betenden Monomanen. Der von seinen Zeitgenossen als Gespensterseher verunglimpfte Dichter benutzte Punsch als Mittel, um angeregt in die andere Welt hineinzu-

Ein Punsch regte Hoffmanns Fantasie immer in besonderer Weise an. schauen. 1814 hatte er in einem Beitrag in der Zeitung für die elegante Welt darüber geschrieben: «Wenn man Kognak, Arrak oder Rum anzündet und auf einem Rost darübergelegten Zucker hineintropfen lässt (...), wenn so die blaue Flamme emporzuckt, sehe ich, wie die Salamander glühend und sprühend herausfahren und mit den Erdgeistern kämpfen, die im Zucker wohnen. Diese halten sich tapfer; sie knistern in gelben Lichtern durch die Feinde, aber die Macht ist zu groß, sie sinken prasselnd und zischend unter – die Wassergeister entfliehen, sich im Dampfe emporwirbelnd, indem die Erdgeister die erschöpften Salamander herabziehen und im eignen Reiche verzehren; aber auch sie gehen unter und kecke neugeborne Geisterchen strahlen in glühendem Rot heraus, und was Salamander und Erdgeist im Kampfe untergehend geboren, hat des Salamanders Glut und des Erdgeistes gehaltige Kraft.» Ein Punsch regte Hoffmanns Fantasie immer in besonderer Weise an. Als im Gasthaus Striegel in Bug (bei Bamberg) die Tischgesellschaft ihm eine Reihe von Worten zurief, darunter so Seltsamkeiten wie «Anglaise», «Wetterglas», «Hühnersauce», «Hutfutteral», «Klistier», «Tubus», «Somnambule», «Lichtschere» und so weiter, erfand Hoffmann auf der Stelle die witzige Erzählung Die Folgen eines Sauschwanzes. Wenn der Dichter in seiner Bamberger Zeit ins (bis heute erhaltene) Gasthaus Rose ging, um alleine etwas Anregendes zu trinken und in der Pfeife Stimulierendes zu rauchen, gesellte sich Pollux zu ihm, der Hund der Kastellanin des }


In der im Original 31 cm hohen (!) Glühweintasse steigen Punschgeister auf.

Theaters, legte den Kopf auf Hoffmanns Knie und schaute ihn mit seinen honigfarbenen Augen in stummer Zwiesprache unentwegt an. Pollux war das Vorbild für den sprechenden Hund in Hoffmanns Text von 1814: Nachricht von den neusten Schicksalen des Hundes Berganza. Der überaus kluge Berganza belehrt Hoffmann als Alter Ego: «Es gibt keinen höheren Zweck der Kunst, als in dem Menschen diejenige Lust zu entzünden, welche sein ganzes Wesen von aller irdischen Qual, von allem niederbeugenden Druck des Alltagslebens wie von unsauberen Schlacken befreit und ihn so erhebt, dass er, sein Haupt stolz und froh emporrichtend, das Göttliche schaut, ja mit ihm in Berührung kommt.» Zuhause, wenn er komponierte, soll Hoffmann die Füße in einen Kübel mit kaltem Wasser

gesteckt und dabei mächtig Pfeife geraucht haben. Man sagte dem Dichter nach, er maskiere in seiner Begeisterung seine Weinflaschen mit farbigen Röckchen und Hütchen aus Papier und Tuch zu grotesken Gestalten. In einem Tagebuch notierte er seine Räusche. Die Zeichnung eines einfachen Pokals bezeichnete einen kleinen Rausch, ein geflügelter Pokal einen großen Rausch. Hoffmann hat eine Federzeichnung von einem Fabelwesen mit Schmetterlingsflügeln (Basilisk, Drache) hinterlassen, das von einem gnomähnlichen Wesen geritDrache mit ten wird, das einen Humpen in Schmetterlingsflügeln der Linken hält. Was mag das für ein Rausch gewesen sein? Was mag er da wohl zu sich genommen haben? Als Hoffmann 1822 starb, hinterließ der Weinliebhaber große Schulden. Auf 1116 Taler belief sich die Summe, die er dem Weinhaus Lutter & Wegner zu zahlen hatte. Der Inhaber verzichtete aber großzügig auf das ihm zustehende Geld. Hoffmann habe so viele Gäste in sein Lokal gezogen, dass ihm hieraus kein wirklicher Schaden entstanden sei. Gefühle unbeschreiblichen Wohlseins Schon 1808 hatte sich Hoffmann intensiv mit dem Mythos um den «Trank der Unsterblichkeit» beschäftigt, als er das gleichnamige Opernlibretto des Grafen Julius von Soden (1754–1831) vertonte: Der wohlhabende Edelmann Namarand ist auf der Suche nach der Unsterblichkeit. Ein hochpotenter Schlaftrunk, den ihm ein wohlwollender Geist reicht, schenkt ihm eine Vision. Er sieht sich, wie er als Unsterblicher in einer zukünftigen Zeit lebt. Alle um

«Ich trank noch einmal, und die Lust eines neuen herrlichen Lebens ging in mir auf»

Selbstbildnis mit Punsch und Pfeife

ihn herum altern und sterben, nur er nicht. Für seine Mitmenschen stellt er einen andauernden Stein des Anstoßes dar. Die Obrigkeit lässt ihn schließlich festnehmen und für immer wegsperren. Nach dem


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Aufwachen aus seinem Traum gibt Namarand sein haltsamen und abwechslungsreichen Horrortrip, Streben nach Unsterblichkeit auf und akzeptiert gewürzt mit dem Bruch von Gelübden, dem Ausfortan sein Leben als sterblicher Mensch. bruch von Größenwahn, Hochstapelei, einer masIn dem 1816 erschienenen Schauerroman Die siven Persönlichkeitsspaltung, Koma, Wahnsinn, Elixiere des Teufels trinkt der Held, der Mönch Medar- sündhaften Liebschaften und einem unentrinnbadus, aus einer Flasche mit einem Elixier, das der Teu- ren Familienfluch. fel einst dem Heiligen Antonius bei seinem AufentIn seiner Bamberger Zeit besuchte Hoffhalt in der Wüste zu dessen ständiger Versuchung mann öfters das Allgemeine Krankenhaus, das ein hinterlassen hat. «Glut strömte durch meine Adern», Freund von ihm leitete, der renommierte Arzt heißt es bei Hoffmann über das euphoriAdalbert Friedrich Marcus (1753–1816). sche, offenbar opiumgeschwängerte ErleEr interessierte sich vor allem für die psyben des Mönches, «und erfüllte mich mit chisch Kranken, ihre oft bizarren Verhaldem Gefühl unbeschreiblichen Wohlseins – tensweisen und ihre Therapien. Besonders ich trank noch einmal, und die Lust eines die damals hoch im Kurs stehenden maneuen herrlichen Lebens ging in mir auf.» gnetischen Kuren und die damit verDem Heiligen Antonius, der bundenen somnambulen Zustände diese Flasche auch einmal neuentfachten sein Interesse. Als Megierig geöffnet hatte, war wenidikament verwendeten die Ärzte ger Erfreuliches widerfahren. Die gern auch Opiumtinktur. Dieses Flasche hatte einen seltsamen, nach dem Wunderarzt Paracelbetäubenden Dampf verströmt. sus Laudanum genannte PräpaScheußliche, sinnverwirrende Bilrat war als schnell wirksames der der Hölle umschwebten den Hausmittel vom Mittelalter bis heiligen Mann und versuchten ins 19. Jahrhundert allgemein in ihn mit verführerischen GauGebrauch, ähnlich wie Aspirin keleien zur Sünde zu verlocken. heute. Paracelsus sah in seiner Anregung zu seinem Roman Tinktur, welcher er Bilsenkraut, fand Hoffmann in der Gothic Tollkirsche oder Alraune hinzuzuNovel The Monk – a Romance fügen pflegte, ein Allheilmittel. (erschienen 1796) vom engliOpium war für ihn der «Stein der schen Schriftsteller Matthew Unsterblichkeit». Gregory Lewis (1775–1818). In dieOpium spielt auch in Hoffsem Roman spielt ein magischer manns Erzählung Das Sanctus Schlaftrunk im Leben einer schö(1817) eine Rolle. Von dem Arzt, Opiumtinkturen hatten bis ins nen, unschuldigen Fünfzehnjährider herbeigerufen wird und den 19. Jahrhundert den Stellenwert gen eine verhängnisvolle Rolle. Katarrh der Sängerin Bettina eines verlässlichen Hausmittels. Hoffmanns Text lässt sich schnell heilen soll, verlangt der in dreierlei Hinsicht interpretieKapellmeister Kreisler, ihr Opium ren. Erstens: Der Mönch führt, von einer dunklen als Heilmittel zu verabreichen. Matthias Seefelder, Macht getrieben, infolge von allerlei Wirrungen, der Verfasser einer Kulturgeschichte des Opiums, Irrungen und unglücklichen Zufällen ein Leben vol- vermutet, dass E.T.A. Hoffmanns fantastische Geler schrecklichster Geschehnisse bis hin zur Ermor- schichten von beiden Drogen, Alkohol und Opium, dung der geliebten Halbschwester Aurelia. Oder beeinflusst worden seien. Sir Walter Scott (1771 – 1832), der Laudanum zweitens: Alles, was der Mönch scheinbar zu erleben glaubt, sind wahnhafte Vorstellungen auf- als Medizin lange gegen chronische Magenkrämpfe grund einer paranoiden Schizophrenie. Nichts von eingesetzt hatte und den Roman Die Braut von allem, was ihm zustößt, ist wahr. Oder drittens: Lammermoor im Opiumrausch schrieb, unterstellte Der Schluck aus der Flasche mit dem (opiumhalti- Hoffmann in einer Rezension – dabei von sich auf gen) Elixier führt zu einer fantastischen inneren Hoffmann schließend – «einen unmäßigen Gebrauch Reise. Medardus erlebt einen langen, aber unter- des Opiums». Goethe, der medizinisch genutzte }


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psychoaktive Pflanzenzubereitungen gut kannte, äußerte sich ähnlich: «Es sind nicht die Gesichte eines reinen poetischen Geistes, sie haben kaum so viel scheinbaren Gehalt, als den Verrücktheiten eines Mondsüchtigen allenfalls zugestanden würde, es sind fieberhafte Träume eines leicht beweglichen kranken Gehirns.» Apotheose des Rauschs Zu einer wahren Apotheose des Rauschs geriet das von Hoffmann ersonnene Zaubermärchen Der goldene Topf. Innerhalb von vier Monaten schrieb er den Text nieder. Am 15. Februar 1914 notierte er in seinem Tagebuch bezeichnenderweise: «Vollendung des Märchens mit Glück beim Punsch». Für die Literaturwissenschaft ist dieses der Neuromantik zugedachte Märchen Hoffmanns Meisterwerk. Der Text wurde bis heute immer wieder neu aufgelegt und ist 1989 als Oper vertont worden. Wenn in Hoffmanns Märchen sich etwas verwandelt und es «toll» zugeht, rauchen die Akteure vorher eine Pfeife, trinken einen Punsch, genehmigen sich eine Prise oder zelebrieren eine Räucherung. Der Held des Märchens, der Student Anselmus, freut sich eigentlich auf eine Bouteille Doppelbier, die er in dem in Dresden beliebten Linkeschen Bade – behaglich an einem der Tische sitzend – zu sich nehmen will. Vorher aber nimmt ihm ein Apfelweib, das am Schwarzen Tor Äpfel und Kuchen aus einem Korb verkauft, seine gesamte Barschaft ab. Anselmus – in Gedanken ganz woanders – ist in ihren Korb hineingerannt. Die Ware ist auf die Straße geschleudert worden, wo sich Straßenjungen daran gütlich taten. Bekümmert geht er zur Elbe, setzt sich auf den Rasen unter einen Holunderbaum und blickt finster vor sich hin. Mit Sanitätsknaster* stopft er sich eine Pfeife, die es – wie sich rasch zeigt – «in sich» hat. Als er dicke Dampfwolken in die Luft bläst und ein Selbstgespräch beginnt, hört er auf einmal Lispeln, Flüstern und Klingen und erblickt drei in grünem Gold erglänzende Schlänglein, die sich um die Zweige des Holunderbusches gewickelt haben und die Köpfchen der Abendsonne entgegenstrecken.

Theodor Hosemann: Die alte Liese bei einer nächtlichen Beschwörung.

«Durch alle Glieder», erzählt Hoffmann, «fuhr es ihm wie ein elektrischer Schlag, er erbebte im Inneren.» Eine der Schlangen blickt ihn mit ihren dunkelblauen Augen mit so unaussprechlicher Sehnsucht leidenschaftlich an, dass «ein nie gekanntes Gefühl der höchsten Seligkeit und des tiefsten Schmerzes» seine Brust fast zersprengt. Plötzlich spricht die Natur zu ihm: der Holunderbusch («der Duft ist meine Sprache»), der Abendwind («der Hauch ist meine Sprache») und der Sonnenschein («die Glut ist meine Sprache»). Die

Eine Welt aus Rausch, Rauch und Tagtraum … Bekanntschaft mit der Schlange Serpentina, der Tochter des Salamanders und Geisterfürsten Lindhorst (den Menschen nur als königlicher geheimer Archivarius mit einem Haus in Dresden bekannt), setzt eine Reihe von furiosen Geschehnissen in Gang. Der Held weiß oft nicht mehr, wes Geistes Kind er ist. In der Siebten Vigilie beschreibt Hoffmann das Tun der alten Lise (identisch mit dem hexerischen Apfelweib), wie sie in einer stürmischen Nacht an einem Kreuzweg über einem Dreifuß

* Im 17.  Jahrhundert bezeichnete Knaster einen hochwertigen Tabak, der in einem Rohrkörbchen (spanisch: canasta) befördert wurde. In späteren Jahrhunderten wurden diesem Tabak unter anderem die Blüten des Nutzhanfs (mit geringem THC-Gehalt) beigefügt. Knaster, auch als Sanitätsknaster bezeichnet, war eine preiswerte, aber kräftige Rauchmischung und wurde gern von Studenten geraucht. Als «Knaster» wird seit den 90er Jahren eine Mischung aus THC-freiem Hanf und Kräutern in Headshops und Kräuterläden verkauft. Mein Großvater mischte im Zweiten Weltkrieg und in den Nachkriegsjahren aus selbstgezogenem Tabak, Blüten und Blättern des Nutzhanfs und aus «starken» Kräutern, die er aus dem Wald holte, seinen eigenen Knaster. Er saß dann nach getaner Arbeit im Flur seines Hauses, hatte die schnurrende Katze auf dem Schoß, das Ticken der Schwarzwälder Uhr über sich, rauchte und döste, in Tagträume angenehm vertieft, vor sich hin.


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einen höllischen Sud aus bösen Blumen, magischen Kräutern und getrockneten Tieren über einem Feuer anrührt. Beim Qualm der Brühe vergehen dem Mädchen Veronika Sinn und Gedanken. Todesangst befällt sie. Sie sieht Bilder des Grauens und Entsetzens. Schließlich fügt sich aber alles zum Guten: Das garstige Apfelweib, ein Abkömmling aus einem Federwisch und einer Runkelrübe, und ihr dämonischer schwarzer Kater werden von Lindhorst und seinem Papagei besiegt. Anselmus stürzt in die Arme der holden, lieblichen Serpentina. Lindhorst, der sich als Salamander immer mal wieder in einem Punsch oder in einem glühenden Pfeifenkopf, seinem ureigenen Element, belustigt hat, lädt Hoffmann als Autor des Märchens zu sich ins blaue Palmbaumzimmer ein. Seinem Gast bringt er einen goldenen Pokal mit, aus dem eine blaue Flamme emporknistert. Aber lassen wir den Dichter weitererzählen: «‹Es ist ein angezündeter Arrak, in den ich einigen Zucker geworfen. Nippen Sie was Weniges davon, ich will gleich meinen Schlafrock abwerfen und zu meiner Lust und um, während Sie sitzen und schauen und schreiben, Ihrer werten Gesellschaft zu genießen, in dem Pokale auf- und niedersteigen.› – ‹Wie es Ihnen gefällig ist, verehrter Herr Archivarius›, versetzte ich, ‹aber wenn ich nun von dem Getränk genießen will, werden Sie nicht – › ‹Tragen Sie keine Sorge, mein Bester›, rief der Archivarius, warf den Schlafrock schnell ab, stieg zu meinem nicht geringen Erstaunen in den Pokal und verschwand in den Flammen. – Ohne Scheu kostete ich, die Flamme leise weghauchend, von dem Getränk, es war köstlich!»

Gedankenablauf ohne Einhaltung des logischen Zwanges Lust bereitet». Und bringt es nicht auch der römische Dichter Horaz auf den Punkt, wenn er sagt: «Gedichte, die von Wassertrinkern geschrieben wurden, können nicht lange Gefallen erregen»?

Visionen des Wunderbaren Hoffmann trank, um sich anzuregen und um seine Fantasie anzuheizen. Er versetzte sich damit in eine Trance, in der die Grenzen des Ichs gelockert waren und in der sich das Wunderbare, das Unirdische in Urbildern zeigte. Eine Welt aus Rausch, Rauch und Tagtraum. Der Wein, schreibt Alexander Kupfer, war für Hoffmann ein Katalysator zur Schärfung eines bereits vorhandenen inneren, poetischen Sinnes: «Hoffmann präsentiert den Alkohol (...) als Wegbereiter einer Vision, die Einblick in einen Bereich verschafft, der dem gewöhnlichen Wachbewusstsein unzugänglich ist.» Schon Sigmund Freud hatte festgestellt, dass «unter dem Einfluss des Alkohols der Erwachsene wieder zum Kinde wird, dem die freie Verfügung über seinen

Literatur Braun, Barbara u.a.: Unterwegs am Dresdner

Geschrieben zum 80. Geburtstag des Privatgelehrten Edzard Klapp. Für Hinweise und Begleitung beim Besuch von Hoffmann-Stätten danke ich der «Galerie im Gang» (Bamberg), Susanne und herman de vries (Knetzgau), Adelheid Mühlan vom Antiquariat für Altes Wissen (Landau) und Madame Krebs (Paris). lucys-magazin.com/autoren/ wolfgang_bauer

Turm der Altenburg bei Bamberg, wo Hoffmann eine Zeitlang wohnte und schrieb. Im Kamin der so genannten Hoffmannsklause sitzt eine Eule. Foto: Wolfgang Bauer

Elbufer, Sächs. Bildungsgesellschaft 1993 • Hauff, Sigrid: Der Zinnteller Reflex, Nicht-Dualität als Ereignis, Wartaweil 2006 • Heubner, Rudolf: Der verhexte Genius, Leipzig 1922 • Hitzig, Julius E.: E.T.A. Hoffmanns Leben und Nachlass, Frankfurt /Main 1986 • Hoffmann, E.T.A.: Die Elixiere des Teufels, Köln 1994 • Hoffmann, E.T.A.: Der goldene Topf, Stuttgart 1953 • Kleßmann, Eckhart: E.T.A. Hoffmann oder Die Tiefe zwischen Stern und Erde, Frankfurt /Main 1988 • Kupfer Alexander: Göttliche Gifte – Kleine Kulturgeschichte des Rausches seit dem Garten Eden, Stuttgart 1996 • Lewandowski, Rainer: E.T.A. Hoffmanns Bamberg, Fränkischer Tag, Bamberg 1996 • Müller-Ebeling, Claudia/ Rätsch, Christian: Weihnachtsbaum und Blütenwunder, Aarau 2003 (mit ausführlichen Informationen zum Thema Sanitätsknaster und dessen vielfältigen Inhaltsstoffen) • Safranski, Rüdiger: E.T.A. Hoffmann, Reinbek 1992 • Seefelder, Matthias: Opium – Eine Kulturgeschichte, Hamburg 1996 • Wiltkop-Ménardeau, Gabrielle: E.T.A. Hoffmann, Reinbek 1992, 12. Aufl. • Wühne, Paul-Wolfgang: Der goldene Topf – Erläuterungen und Dokumente, Stuttgart 1982


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Ekstatische Erfahrungen Interdisziplinäre Studien zu ekstatischem Erleben sind rar gestreut, obgleich die Ekstase sowie ekstatische Zustände erweiterten oder veränderten Bewusstseins den Menschen von Anbeginn begleiten und prägen. Der Band aus der Reihe Nachtschatten Science versammelt Aufsätze und Artikel des renommierten Drogenforschers Torsten Passie und seinen Co-Autoren Christian Scharfetter, Elisabeth Petrow und Peter Gasser mit kulturgeschichtlichen, psychologisch-psychiatrischen, neurophysiologischen und anthropologischen Forschungen zum Themenkomplex.

Über 500 Seiten sind notwendig, um die Lebensgeschichte von Mila Jansen – in Liverpool geboren, auf der ganzen Welt gereist und in den Niederlanden aktiv – zu erzählen. Die bewegte Biografie von Mila, der «Queen of Hash», u.a. Erfinderin des legendären Pollinators (einer Apparatur zur Extraktion von Haschisch), ist höchst interessant zu lesen. Denn Mila Jansen hat sich nie verbogen, sondern ist immer ihren ureigenen Weg gegangen. Dabei etablierte sie jede Menge kulturelle Schrittmacher der Drogenbewegung, wie es schon im Film Mila’s Journey (2011) zu sehen war. Jetzt ist ihre Autobiografie in Buchform erhältlich, allerdings nur auf Englisch.

Mila Jansen How I became the Hash Queen Mama Publishing 2018 ISBN 978-2-84594-245-5

Akademische Psychedelik-Forschung

Torsten Passie Ekstatisches Erleben Nachtschatten Verlag 2018 ISBN 978-3-03788-520-8 Adam L. Halberstadt, Franz X. Vollenweider, David E. Nichols (Hrsg.) Behavioral Neurobiology of Psychedelic Drugs Springer 2018 ISBN 978-3-662-55878-2

Dieses neue Werk gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der akademischen Psychedelika-Forschung. Es präsentiert Abhandlungen von führenden Drogenforschern und deren Arbeiten rund um die populärsten Psychedelika wie Psilocybin, LSD und Meskalin. Daneben werden u.a. die psychedelischen Tryptamine der Neuen Welt (von Dennis McKenna und Jordi Riba) und Phänomene wie HPPD (Hallucinogen Persisting Perception Disorder = anhaltende Wahrnehmungsstörungen nach Halluzinogen-Gebrauch) besprochen. Das Buch umfasst über 430 Seiten im Hardcover und ist mit knapp 135 Euro enorm teuer, aber jeden Cent wert.


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MEDIATHEK

Der Dude growt das beste Gras Wer Rainer Schmidts ersten Roman Die Cannabis-GmbH kennt, sollte sich unbedingt den zweiten Teil der Geschichte besorgen. Hier ist Lesevergnügen angesagt! Im Buch Legal High geht es um eine Utopie, die sich zur Dystopie auswächst, weil legales Cannabis in Deutschland ganz im Sinne des Kapitalismus regelrecht ausgeschlachtet wird. Der Dude, die Hauptfigur beider Bände, ist einer der weltbesten Grower und stellt das ultimative Weed her, das Geschäftemacher und Kriminelle um jeden Preis haben wollen, um damit das große Geld zu verdienen. Legal High lässt sich auch hervorragend lesen, wenn man den ersten Band nicht kennt. Die Reihenfolge spielt keine Rolle. Toll geschrieben, packend, witzig und originell. Gibt‘s als Hard- und Softcoverausgabe.

Rainer Schmidt Legal High Rowohlt 2018 ISBN 978-3-49929-028-2

Psychedelische Poetik

Dale Pendell Mondmäander – Wissen & Macht im Gestalten psychedelischer Landschaften Verlag Peter Engstler 2016 ISBN 978-3-941126-83-1

Wenn der Name Dale Pendell fällt, denken die meisten Eingeweihten an seine bekannte Trilogie Pharmako/Poeia, Pharmako/Dynamis und Pharmako/Gnosis. Dass Pendell auch ein Poet ist, wird schon in diesen drei Bänden klar. Es gibt aber auch explizit poetologische Publikationen von Pendell, wie zum Beispiel Mondmäander, das auf 16 Seiten inspirative psychonautische Literatur und eine Malerei des Autors präsentiert. Empfohlen für alle Liebhaber moderner psychoaktiver Lyrik und Poetik!

Luzid träumen für Einsteiger Luzides oder Klarträumen ist derzeit in der psychonautischen Bewegung ziemlich angesagt. Bewusster Träumen des Schweizer Autors Christoph Gassmann bietet einen gut lesbaren und verständlichen Einstieg in die Thematik. Was hat es mit dem Träumen auf sich? Was ist Traumbewusstsein? Wie kann man in der Praxis am besten ins luzide Träumen einsteigen, sich die Trauminhalte am besten merken und diese ins Leben integrieren? Das alles und mehr verrät der Autor auf den 160 Seiten dieses Werks – siehe hierzu auch den Artikel von Christoph Gassmann in dieser Ausgabe (Seite 98).

Christoph Gassmann Bewusster Träumen EIn Buch für Traumjournalisten Seth Verlag 2017 ISBN 978-3-907833-97-1


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Luc y’s Rau sch Nr. 8

ik e r  D e r K la ss

Carl Hartwich Die menschlichen Genussmittel Chr. Herm. Tauchnitz Leipzig 1911

Frühes Standardwerk der Drogenkunde Eines der wichtigsten und besten Werke zur frühen Ethnopharmakologie stammt von Carl Hartwich und wurde 1911 veröffentlicht. Hartwich betrieb seinerzeit enormen Aufwand, um alle Informationen zu den damals bekannten und weniger populären psychoaktiven Drogen zusammenzutragen. Er übertraf das damalige Standardwerk von Ernst von Bibra Die narkotischen Genussmittel und der Mensch um Längen und präsentiert auf 878 Seiten ein einzigartiges Sammelsurium der Drogenkunde, das bis heute immer wieder zitiert wird: Cannabis, Opium, Tabak, Koka, Kaffee, Kakao, Kolanuss, Guarana, Tee, Alkohol und vieles mehr. Leider ist das Buch nicht als Reprint erschienen; die Originalausgaben sind antiquarisch kaum zu bezahlen und meist in schlechtem Zustand. Die TU Braunschweig hat immerhin für alle Forschenden eine PDF-Version des Werks online gestellt, in der man zumindest am Bildschirm lesen oder sich einzelne Seiten daraus ausdrucken kann: bit.ly/2LgpNzC

CD

FILM

Musik für Räucherrituale

Bufo alvarius

Wer sich mit psychoaktiver Literatur auskennt, dem wird der Titel Der Atem des Drachen von Christian Rätsch etwas sagen. Jetzt ist eine gleichnamige Musik-CD des Hamburger Ethnopharmakologen erschienen, die er zusammen mit Guru-Guru-Chef Mani Neumeier schon 2006 aufgenommen hat. Diese CD ist ein Meisterwerk der praktischen Psychonautik und vereint Räuchermusik für Copal, Palo Santo (Ayahuasca), Breuzinho (Ikaro), Adlerholz, Sal dhupa (Nepal Phurba), Olibanum und Fichtenharz mit Wacholderspitzen. Alle Tracks sind schamanischer Natur und eignen sich hervorragend als Begleitung und Taktgeber für psychedelische Räucherrituale.

ÌFetter Tipp der Redaktion!

Dass das Rauchen oder Verdampfen des 5-MeO-DMT-haltigen Sekrets der ColoradoKröte Incilius alvarius (ehemals Bufo alvarius) lebensverändernde All-Einheits-Erfahrungen ermöglicht und eine tiefgreifende Transformation des Lebens bewirken kann, zeigt dieser neue Film auf wunderbare Weise: Psychonauten erleben unter Leitung des „Krötendoktors“ Octavio Rettig (Autor des Buches The Toad of Dawn) diesen ultimativen Trip und eingeweihte Psychedeliker – zum Beispiel Stanislav Grof – äußern sich zur Erfahrung mit 5-MeO-DMT oder Krötenschleim. Der Film lässt sich online gegen eine geringe Gebühr von knapp 6 Euro freischalten – in ausgewählten Kinos soll Bufo alvarius demnächst dann auch zu sehen sein. Filip Záruba und Koautoren

Mani Neumeier und Christian Rätsch

Bufo alvarius – The Underground Secret, 2018

Der Atem des Drachen

http://movie.bufoalvarius.com

Edition Red 2018


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MEDIATHEK

CannabisBasics

Microdosing im Mainstream

Indikationen, Wirkungen, Risiken und Nebenwirkungen von Cannabis – das alles ist schon tausendfach in Büchern besprochen und verwertet worden. Trotzdem hat die Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2017 einen schmalen Band herausgegeben, der sich mit genau diesen Fragestellungen befasst. Auf 132 Seiten erläutert Angela Raab alles Wissenswerte rund um die Cannabis-Thematik, so zu Botanik und Geschichte, zu Handelsformen und Applikationswegen, zu Inhaltsstoffen und Nachweisverfahren, zu den Indikationen und zur Therapie mit Hanfmedizin. Abhandlungen zur Wirkung und zu den Risiken, die mit dem Gebrauch von Cannabis einhergehen, runden den Band ab.

Die US-amerikanische Autorin Ayelet Waldman berichtet lesbar und teils amüsant von ihren Therapieversuchen mit mikrodosiertem LSD nach jahrelangen Depressionen und chronischen Schmerzen. Konventionelle Pharmaka halfen nicht, sie stand kurz vor dem Aufgeben. Das Acid gab Waldman wieder Hoffnung, linderte ihre Schmerzen und gab ihr die Möglichkeit, ihr Leben neu zu ordnen. Das Buch dokumentiert die Selbsttherapie der Autorin mit einer Mikrodosis LSD alle drei Tage. Weil die Substanz nach wie vor illegalisiert ist, war es äußerst mutig, dieses Buch auf den Markt zu bringen – und zwar nicht in einem Psychedelik-Verlagshaus, sondern beim Mainstream-Verlag Random House.

Angela Raab Weißbuch Cannabis Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2017 ISBN 978-3-95466-291-3

Ayelet Waldman Ein richtig guter Tag – Wie Microdosing meine Stimmung, meine Ehe und mein Leben rettete btb Verlag 2018 ISBN 978-3-442-75768-8

Psychedelische Revolution James Oroc dürfte all jenen ein Begriff sein, die mit der US-amerikanischen psychedelischen Bewegung vertraut sind und sein erstes Buch Tryptamine Palace kennen, in dem es vor allem um die Erfahrungen mit 5-Methoxy-DMT geht. Sein neuestes Werk ist dieses Jahr wiederum bei Park Street Press erschienen und dokumentiert in vier Kapiteln und auf 468 Seiten die Entwicklung der zeitgenössischen psychedelischen Revolution. Mit zahlreichen Porträts einflussreicher Psychonauten und vielen Insiderinformationen aus dem harten Kern der psychedelischen Szene. Ein Buch in englischer Sprache, das ins Deutsche zu übersetzen sich definitiv lohnen würde.

James Oroc The New Psychedelic Revolution - The Genesis of the Visionary Age Park Street Press 2018 ISBN 978-1-62055-662-7


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Luc y’s Rau sch Nr. 8

LIFESTYLE

Psychonaut, Pionier und Poet Begegnung mit Hans Plomp Hans Plomp (*1944 in Amsterdam), ist Aktivist, Rebell und Poet. Seit 1980 bereiste er mehrfach Indien. Als Protagonist der Hausbesetzer-Bewegung (kraakbeweging) wehrte er sich erfolgreich gegen den Abriss des Dorfes Ruigoord bei Amsterdam. Erfahrungen mit Psychedelika prägten Hans Plomp als Mensch und Autor. INTERVIEW

Claudia Müller-Ebeling

Du hast die Hippiezeit in Amsterdam erlebt und bist dort seit Jahrzehnten ein Motor der Kunstszene; als Autor und als Aktivist. Was begründete dein Interesse an der psychedelischen Bewegung? Ich war schon als 15-Jähriger ein Rebell und musste mich als ältester von drei Geschwistern in einem konservativen Elternhaus behaupten. Schon früh interessierte ich mich für Jazz, der zuhause natürlich als amerikanischer Lärm verpönt war. Dieses Interesse teilte ich mit US-amerikanischen Soldaten, die in der

Und dann trieb ein befreundeter Arzt 100 Gramm Meskalin von Merck auf. Nähe stationiert waren – und Cannabis rauchten. Und dann trieb ein befreundeter Arzt 100 Gramm Meskalin von Merck auf. Das nahm ich, unbeleckt von jeglicher Information, gänzlich ahnungslos, mit Freunden. Dadurch öffneten sich Welten! Alles Bisherige wurde mir fremd. Ich stellte mich ungeahnten Fragen über Realität; neuen Dimensionen von

Befreit aus einer engen, fremd gewordenen Welt: Hans Plomp.  Foto: ZVG

Sex, Musik, Tanz – und fragte mich: Was will ich? Natürlich ließen Konflikte mit dem Elternhaus nicht lange auf sich warten. Mit drakonischen Strafen und bissigen Kommentaren meines Vaters, der meinte, er müsse mich nur dort suchen, wo es am heftigsten stinke. Mit 18 flog ich dann von der Schule ... Wie sahen deine ersten Schritte zum Poeten aus? Die ersten Zeilen schrieb ich mir von der Seele, als mich mein Vater in ein dunkles Zimmer gesperrt hatte. Meine dringliche

Flucht aus einer bedrückend engen, fremd gewordenen Welt bot reichlich Stoff für viele dunkle Geschichten. Ein reicher Homosexueller mit guten Verbindungen zur Kunst- und Verlegerszene unterstützte mich und brachte mich in Kontakt mit dem wohlhabenden Verleger Johan Polak. Zurzeit ist ja die «Me too»-Kampagne in aller Munde. Dazu kann auch ich, als Mann (!), rückblickend eine passende Geschichte beitragen. Polak gefielen meine Texte. Er war bereit, sie zu publizieren – wenn ich ihm als kleine Gegenleistung einen blies ... }


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LIFESTYLE

Psychonaut, Pionier und Poet

Unsere Ideale waren Anarchie, Spiritualität und die Magie des Chaos. Hans Plomp

Stoff für meine erste Novelle, die ein Verleger in Belgien veröffentlichte. Viele holländische Künstler sind oder waren gute Freunde von dir, darunter der Maler Karel Appel und die Lyrikerin Judith Herzberg. Und sogar Heroen der US-Avantgarde

Fortsetzung von Seite 73

kanntest du persönlich: Allen Ginsberg, Gregory Corso, Hakim Bey und die Punk- und Rocklady Patti Smith. Und in unserer «Anarcho-Kirche» in Ruigoord gaben sich sogar Nina Hagen und Herman Brood einst ihr Jawort. Hier möchte ich unbedingt auch meinen Seelenfreund Aat Veldhoen erwähnen, für mich der größte holländische Maler meiner Generation. Mit ihm verfasste ich das Werk De kunst van het sterven (Die Kunst des Sterbens). Von 1972–1982 gehörte ich zur Gruppe One World Poetry. Unsere Ziele und Ideale waren Anarchie, Spiritualität und die Magie des Chaos. Wir waren auf der Suche nach neuen Stilmitteln, um unsere psychedelischen Erfahrungen jenseits von Religiosität zu vermitteln und ins alltägliche Leben zu bringen.

Gedichte von Hans Plomp Narrenschiff

Stimme der Ewigkeit

Komm zu mir, Liebste auf mein Narrenschiff weit von der Küste der Beengtheit, die tausend Augen und die Stimmen ohne Ohren, segeln wir aus auf Wellen eines großartigeren Lebens.

Dies ist eine Stimme, die in mir klingt und außer mir; eine Stimme, die durch die Bäume rauscht und viel mehr weiß als ich: die Hexe, der Dichter, die Lerche.

Komm, ich lege meine Hand auf dich. Lass dich bezaubern und bezaubere mich.

Sprich durch mich, Stimme die in und um mich ist, mein Kern, dem ich mich nähere Leben nach Leben. Namenlos und geschlechtslos, in mir überall und nirgendwo, die Stimme der Ewigkeit.

Inspirationen für den neuen Homo ludens, den spielerischen und kreativen Menschen, erhofften wir uns von der Beatnik-Szene. Daher luden wir Allen Ginsberg, Ken Kesey und Patti Smith nach Amsterdam zu öffentlichen Lesungen ein. Und profitierten dann, 1982, von ihrer Einladung in die USA. Die Tournee-Erfahrungen habe ich in meinem Buch Revolvers lijkt me overdreven (Revolver scheinen mir übertrieben) verarbeitet. Inwiefern habt ihr künstlerisch von diesem Kontakt mit der US-amerikanischen Beatnik-Szene profitiert? Für uns war das performing poetry. Ginsberg und die Beatniks waren Vorbilder für den Slang der Straße: die prosaische Alltagssprache. Gewissermaßen waren wir Straßenköter, Troubadours wie die spätmittelalterlichen französischen Dichter Villon und Rabelais. Uns ging es um Direktheit, Rhythmus und Musik; um Narrenweisheit – mad wisdom. Denn das Glück ist den Narren hold. Daher schrieben wir über die Pforte unserer Ruigoord-Kirche, die wir als Theater und Konzertsaal nutzen, Fortuna Favet Fatuis (Fortune Favours Fools). Mit unseren Auftritten eckten wir im etablierten Literaturbetrieb natürlich an. Als Reagan und Thatcher Anfang der 80er an die Macht kamen, war es mit dem transatlantischen Künstlerbündnis vorbei. Die von uns erkundeten Quellen der Inspiration wurden mehr und mehr kommerzialisiert.


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Lucy’s Rausch Nr. 8

Magazine, die wir schätzen B L ÄT T E RWA L D # 6

Wie hast du deine Erfahrungen mit Psychedelika künstlerisch verarbeitet? Ich verstehe Psychedelik als moderne Blüte auf dem Nährboden alter spiritueller Traditionen. Zunächst habe ich viel gelesen. Vor allem Aleister Crowley, Schrif-

An dieser Stelle präsentiert Lucy’s regelmäßig eine Übersicht über andere Magazine. Diesmal schauen wir uns vier Magazine aus Italien, Spanien, England und den USA an, die sich mit psychonautischer Kultur befassen.

In Indien hörte ich Crowley innerlich zu mir sagen: «Prepare yourself, fool!» ten über Okkultismus, Magie und das Buch Golden Dawn von Israel Regardie. In Indien hörte ich Crowley innerlich zu mir sagen: «Prepare yourself, fool!» Meine ersten Schritte ins weite Feld der Psychedelika waren weitgehend von Versuch und Irrtum geprägt, denn konkrete Informationen gab es damals kaum. Als Jugendlicher um die 20 experimentierte ich mit Tees aus Samen von Datura und Bilsenkraut. Heftige und unbedarfte Erfahrungen, die mich in Jahre der Verwirrung, Dunkelheit und Angst beförderten. Düstere Erlebnisse, die viele frühe Texte prägten. Zum Glück bin ich aus diesem tiefen psychischen Loch wieder rausgekommen. Anschließend war mir klar: Nicht weiter Elend, Krieg und Trauma! Stattdessen entdeckte ich den Romantiker Novalis, Hermann Hesse, Gustav Meyrink, die Symbolisten Frankreichs, Dada und die Kunst der Surrealisten. Sie alle riefen mir zu: «Poeten sind Propheten! Mach dich auf den Weg!» In meiner Dichtung gebe ich Worte weiter, die ich gewissermaßen mit meinem dritten Ohr höre.

Eleusis – Journal of Psychedelic Plants and Compounds Ehemaliges Forum und Fach­magazin für psychoaktive Forschung, von 1995 bis 2005 herausgegeben in Italien von Giorgio Samorini. Erschien in verschiedenen Formaten und enthielt Artikel internationaler Forscher und Aktivisten der psychonautischen Bewegung. Artikel in Italienisch und Englisch.

Psychedelic Press Journal Englisches Magazin für psychedelische Kultur, das seit 2012 vom unabhängigen Buchverlag Psychedelic Press im Printformat herausgegeben wird. Das Magazin befasst sich nach Angaben des Herausgebers mit der Rolle psychoaktiver Substanzen in Geschichte, Wissenschaft und Kultur.

www.samorini.it

psychedelicpress.co.uk

Ulises Spanisches Psychedelik-Magazin, das seit 1997 bei La Liebre de Marzo in Barcelona erscheint und viele Größen der Bewegung vereint, so z.B. Stanislav Grof, Albert Hofmann, Nicholas Saunders, Robert Venosa, Alexander Shulgin, Giorgio Samorini, Martin A. Lee u.v.a.

Dragibus US-amerikanisches Psychedelik-Magazin, das vierteljährlich erscheint und in Snellville, Georgia, herausgegeben wird. Die erste Ausgabe der Zeitschrift wird kostenlos als PDF-Download angeboten, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Und das lohnt sich wirklich.

www.ulises.in

www.dragibusmag.com


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i e r f l o h o k « Al » g i z t i r und sp

Zur Geschichte der Mate-Brausen

Vom traditionellen Aufguss über das exotische Gesundheitsgetränk bis zum Szenedrink für Clubgänger: Mate.  Fotos: Pixabay, ZVG, PD

TEXT

S

Ac h i m Zu b ke

eit etwa fünf Jahren gibt es eine Fülle an neuen koffeinhaltigen Mate-Brausen und Mate-Eistees. Ende 2017 existierten über 35 verschiedene Anbieter mit Dutzenden von Mate-Getränken auf dem Markt. Natürliche Zutaten, Bio, Fairtrade, Solidarität und Originalität werden bei der Kreation neuer Produkte immer wichtiger. Berliner Freaks aus der Computer-Szene entdeckten Mitte der 1990er Jahre Club-Mate, die von der Brauerei Loscher in Münchsteinach seit 1994 zunächst als Nebenprodukt produziert wurde, und organisierten über ein kollektives Vertriebssystem

den Nachschub ihres neuen Lieblingsgetränks. In der Hamburger Hausbesetzerszene kannte man das Getränk seit Ende der 1980er Jahre noch von der kleinen Dietenhofener Firma GEOLA und bezog es über Selbstversorger und alternative Getränkehändler. Der für ein Mate-Gebräu relativ angenehme Geschmack bei spürbarem Koffeingehalt bot gerade nachts eine gute Alternative zu süßen Colas und künstlich schmeckenden Energydrinks. Ohnehin erblühte in dieser von MDMA angetörnten BoomZeit der elektronischen Tanzmusik eine neue städtische Clubkultur, die sich vermehrt für alkoholfreie Flüssigkeits- und Energiespender interessierte.


L u c y ’s R a u s c h Nr.  8

Tatsächlich handelt es sich bei Club-Mate nicht um eine Neuerfindung. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Mate-Plantagen in Südamerika angelegt. Traditionell bereitet man aus dem zerkleinerten koffeinhaltigen Pflanzenmaterial des Ilex-paraguariensis-Baums einen starken und bitteren Aufguss, der durch ein Trinkrohr (Bombilla) geschlürft wird. Diese Zubereitung fand damals in Europa nur wenige Liebhaber. Man versuchte deshalb, Mate als preiswerten Tee-Ersatz zu etablieren. 1910 setzte sich der Kaiserlich Deutsche Konsul Eduard Heinze im brasilianischen Staat Parana, wo tausende deutschstämmiger Migranten lebten, dafür ein, in Deutschland Ausschankstellen einzurichten. Lobend erwähnte er «die Firma Dr. Graf & Co. in Berlin-Schöneberg ... als eifrige Vorkämpferin des Herva-Matte-Verbrauchs». In diese 1889 gegründete Berliner Fabrik für chemische, pharmazeutische und technische Präparate stieg 1891 der Kapitän Rudolf Lender ein und wurde 1892 Alleininhaber. Im Jahr 1906 kam die Produktion von «Yer-Präparaten» auf Basis des Mate-Krautes, der Yerba Mate, hinzu. Eines dieser Produkte war der Yermeth, ein kohlensaures Erfrischungsgetränk aus Yerba-Extrakt, Natriumbikarbonat und -zitrat und Rohrzucker, ein Vorläufer der heutigen Mate-Brausen. Ab 1913 scheint man die Yer-Präparate nicht mehr produziert oder vertrieben zu haben. Nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1919 existierte die Firma in Berlin nicht mehr. Der Kapitän a. D. Rudolf Lender starb 1923 und wurde in Potsdam beerdigt. In einem lexikalischen Werk von Hahn und Holfert von 1906 wird Yermeth bereits beschrieben: «Das Getränk wirkt außerordentlich belebend und wird sich unter anderem auch vorzüglich zum Füllen der Feldflaschen der Touristen, Radfahrer etc. eignen.» Als Fabrikant wird hier «Obst in Bayreuth» genannt. Bei diesem Getränkeproduzenten dürfte es sich um den in Bayreuth tätigen Apotheker Hugo Obst gehandelt haben. Hugo Obst agierte aus Wriezen an der Oder und erwarb 1899 die damals schon historische Mohren-Apotheke in Bayreuth. 1903 wurde in der Pharmaceutischen Centralhalle sein neues alkoholfreies Getränk namens Yermeth vorgestellt. So heißt es dort: «Es unterliegt keinem Zweifel, dass den alkoholfreien Getränken schon jetzt eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung zukommt ... Jüngst wurde nun ein Präparat in die Öffentlichkeit ge-

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bracht, welches als Ausgangsmaterial den ... Mate benützt ... Diesen Tee benützt nun Obst in Bayreuth zur Darstellung eines alkoholfreien, prickelnden Getränkes, welches er ‚Yermeth‘ nennt. ... Dass das Getränk außerordentlich belebend wirkt, kann der Referent bestätigen ... Was den Geschmack betrifft, so sei darauf hingewiesen, dass schließlich der Geschmack eines jeden Getränkes gewöhnt werden muss.» 1904 erschien im Tropenpflanzer von H. Metzger ein Artikel, in dem er berichtete: «Vor wenigen Wochen hat sich eine Vereinigung zur Errichtung einer Deutschen Yermeth-Gesellschaft

«Dass das Getränk außerordentlich belebend wirkt, kann der Referent bestätigen.» gebildet. Hoffentlich kommt die Gesellschaft bald zustande und schreitet das Unternehmen rasch voran, denn damit wäre auch den Yerba-Pflanzern wieder ein neues Absatzgebiet geschaffen.» Die Lancierung der Bronte Apotheker Obst veräußerte die Mohren-Apotheke 1905 und verließ Bayreuth. Es ist zu vermuten, dass er die Namensrechte zur Herstellung von Yer-Produkten und Yermeth 1905 oder 1906 an Rudolf Lender und seine Firma Dr. Graf & Comp. nach Berlin veräußert hat. Gemäß einer Bekanntmachung in der Pharmazeutischen Zeitung ging der Apotheker Carl Ferdinand Hugo Obst mit seinen Unternehmungen 1907 in Sachsen Konkurs. Die Geschichte von Apotheker Obst und seinen Mate-Vermarktungsideen geht aber weiter, und zwar in Köstritz. Dazu hat der Heimatverein Bad Köstritz, insbesondere Bert Oehlgardt, ausführlich recherchiert und Objekte aus dieser Zeit gesammelt. Der Apotheker Hugo Obst tritt 1908 in Köstritz mit einem Vertrag in Erscheinung, in dem er dem Gutsbesitzer Rudolf Zersch gestattet, den Namen «Bronte» für ein Matte-Getränk zu verwenden. Dieser war Mitinhaber der Fürstlichen Brauerei Köstritz (berühmt für ihr Schwarzbier). Die Gutsbesitzer und Brüder Rudolf und Kurt Zersch boten einen Gebäudekomplex, der im Rahmen des Neubaus der }


Fotos: Heimatverein Bad Köstritz; ZVG

7 8   « A L KO H O L F R E I U N D S P R I T Z I G »

Oben: Produktionsgebäude der Bronte in der Eleonorenstraße, Bronte-Flaschenverschluss. Unten: Bronte-­ Konzentrat und altes Werbeschild.

Fürstlichen Brauerei frei geworden war, als Produktionsstätte an. Die Produktion des Bronte-Getränks scheint lokal so erfolgreich gewesen zu sein, dass Obst den Oberförster Schade aus Tautenhain für sein Projekt und eine Kapitalinvestition gewinnen konnte. Mit ihm gründete er 1911 die Deutsche Matte – Industrie Köstritz G.m.b.H. Mit am Start waren die Brüder Zersch, die die erwähnten Gebäude zur Verfügung stellten, die noch heute als «die Bronte» bekannt sind. Ziel war die industrielle Verwertung der «Matte» und der Vertrieb daraus gewonnener Produkte, insbesondere zur Herstellung alkoholfreier Getränke. Obst brachte die Gerätschaften zur Verarbeitung und die Kenntnisse aus seinen bisherigen Unternehmungen ein. Die Firma schuf – wohl auf Basis des Vertriebsnetzes der Brauerei – sofort Filialbetriebe zur Herstellung der Bronte in Gera, Leipzig und sogar in Stuttgart und an anderen Orten. Diese mussten sich verpflichten, bestimmte Mengen an Mate-Konzentraten zur Zubereitung der Bronte zu Festpreisen abzunehmen. Die einfache Bronte wurde durch den Zusatz von Kohlensäure zu Sekt-Bronte. Abgefüllte sprudelnde Sekt-Bronte wurde in 250-Milliliter- und 500-Milliliter-Flaschen verkauft. Das Eti-

kett wurde von Köstritz aus vorgegeben. Zielgruppen waren die Gastronomie und alle möglichen Getränkeverkaufsstellen, aber auch Privatpersonen. Man bewarb Sekt-Bronte als «von wissenschaftlichen Autoritäten seiner gesundheitlichen Werte wegen zum Genusse empfohlen» als «Haustrunk ersten

«Schmeckt, wie Verfasser dieser Zeilen fand, angenehm nach Apfelsaft» Ranges!» Bei Ullmann hieß es 1914: «Sekt-Bronte schmeckt, wie Verfasser dieser Zeilen fand, angenehm nach Apfelsaft». Daneben vertrieb man noch eine Reihe anderer Mate-Produkte. Am 27. Dezember 1913 verstarb der in Bärwalde in der Mark geborene Apotheker Hugo Obst im Alter von 54 Jahren in Köstritz. Wilhelm, ein dritter Zersch-Bruder, trat an seiner Stelle in den Vorstand der Deutschen Matte-Industrie ein. Während des Ersten Weltkriegs (1914–1918) blieben die Mate-Lieferungen aus dem brasilianischen Parana aus. In der Folge ging die Firma 1915 bankrott. Die Abwicklung zog sich bis 1922 hin.


Im März 1926 erfolgte eine Neugründung unter der Bezeichnung Mate-Industrie G.m.b.H. Köstritz i. Thür. Gesellschafter waren die drei ZerschBrüder, die die Firma als Niederlassung ihrer Fürst­ lichen Brauerei Bad Köstritz, Zeitz, ansahen. Die Produktion erfolgte wieder in der Bronte. Ziel war die Verwertung insbesondere der Parana-Mate zur Herstellung von Getränken und Essenzen und anderer Rohstoffe. Aus rechtlichen Gründen musste «Sekt Bronte» Anfang der 1930er Jahre in «Bronte» umbenannt werden. Die Geburt der Club Mate Als zusätzliches Produkt brachte man wahrscheinlich schon in den 1920er-Jahren «CLUB-MATE» heraus, beworben als «Brauselimonade aus Mate Tee alkoholfrei erfrischend gesundheitsfördernd», heraus; auf alten Werbetafeln oder auf dem Firmenbriefpapier ist ein hellgelbes im Becherglas serviertes sprudelndes Getränk aus eigener Flasche zu

Man entschied sich für den Zusatz von Koffein, um eine zuverlässige Wirkung zu gewährleisten. sehen. Laut Bert Oehlgardt erschien Club Mate ab 1926, als die Brauereibesitzer Gebrüder Zersch die Firma neu gegründet hatten, gemeinsam mit Bronte auf Blechschildern und Briefbögen. Offensichtlich wurden beide Produkte in Flaschen mit unterschiedlichen Etiketten verkauft. In den 1930er Jahren bewarb die Firma Club Mate in einer Broschüre gemeinsam mit Bronte. Der Betrieb hatte in der Nazi-Zeit 1935 schließlich 10 MitarbeiterInnen. Über Zwangsarbeit ist nichts bekannt. Mit dem Zweiten Weltkrieg kam die Produktion zum Erliegen und wurde nach 1945 nicht wieder aufgenommen. Stattdessen produzierte man verschiedenfarbige Limonaden. In der neu gegründeten DDR (ab 7.10.1949) wurde die Limonadenherstellung der Köstritzer Brauerei angegliedert. In den 1950er Jahren baute man schließlich den gesamten Betrieb zu Wohnungen um. Einer der Lizenzbetriebe in Dietenhofen nahm die Produktion von Bronte und insbesondere Club Mate nach dem Krieg in kleinem Umfang wieder auf. Es war ein 1913 von Georg Latteyer

Club-Mate ist ein alter Klassiker unter den Erfrischungsgetränken.

erworbener Getränkehandel, der selbst auch alkoholfreie Süßgetränke und Brausen herstellte. 1957 wurde Hans Sauernheimer über Einheirat Mitinhaber der Firma Latteyer, die schließlich zu GEOLA wurde. Neben dem Besitzerpaar arbeiteten in dem Familienbetrieb zuletzt nur zwei Frauen als Abfüllerinnen. Irgendwann entschied man sich bei der Club Mate für den Zusatz von Koffein, um eine gleichbleibend starke, zuverlässige Wirkung zu gewährleisten. Aus Altersgründen verkaufte der letzte Besitzer Hans Sauernheimer 1994 den Betrieb an die Brauerei Loscher. Er starb 2015. Den historischen Grundstein für die Entwicklung der Mate-Brausen hat demnach also der krea­tive Apotheker und Mateverwertungs-Pionier Hugo Obst gesetzt. Ob er der erste Erfinder einer Mate-Brause war, ist unklar. Bereits vor dem «Yermeth» und der «Bronte» ist zumindest eine andere Mate-Brause in der Öffentlichkeit aufgetaucht. Laut der Pharmaceutischen Centralhalle von 1901 war es «Hactormin». So hieß es dort: «Die Ableitung des absonderlich klingenden Wortes Hactormin müssen wir kundigeren Sprachforschern überlassen. Das unter diesem Namen von der Mineralwasserfabrik der Gebrüder Reh (Edgar Liliendahl) zu Dresden verkaufte, schwach schäumende Getränk wird aus Yerba-Mate bereitet und soll in alkoholfreien Kreisen gute Aufnahme finden.»  lucys-magazin.com/autoren/achim_zubke

Foto: Heimatverein Bad Köstritz

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L u c y ’s R a u s c h Nr.  8


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Der Jubiläumskongress Ein Rückblick TEXT

Claudia Müller-Ebeling

Albert Hofmanns legendäre Velofahrt am 19. April 1943 machte Geschichte – als erste LSD-Erfahrung und als international gefeierter «Bicycle Day». Zum 75-jährigen Jubiläum am 19. April 2018 traf sich ein illustrer Kreis von Forschern und Psychonauten (natürlich beiderlei Geschlechts) in Basel. Der Kongress mit dem Motto «75 Jahre LSD: Wohin führt die Reise?» war innerhalb einer Woche mit 350 TeilnehmerInnen ausgebucht. Das kleine aber feine Stammestreffen im Hotel Hofmatt in Münchenstein bei Basel organisierten und ermöglichten der Nachtschatten Verlag von Roger Liggenstorfer, Lucius Werthmüller von Gaia Media, die Schweizerische Ärztegesellschaft für psycholytische Therapie (SÄPT) und ihr Präsident Peter Gasser und Markus Berger, Chefredakteur des Magazins Lucy‘s Rausch. Bei strahlendem Frühlingswetter waren Begeisterung, Hingabe, Konzentration und Sitzfleisch erforderlich, um dem straffen und kompakten Programm zu folgen. An einem einzigen Tag galt es, zahlreiche Themen, Erkenntnisse und virulente Fragen zu beleuchten; mit Podiumsdiskussionen, thematisch gebündelten Beiträgen und herausfordernden zweistündigen Vorträgen. Zwanzig Referenten waren dafür aus diversen Ländern

angereist. Auch der Pionier der Bewusstseinsforschung, Stanislav Grof, der mit einem detaillierten Überblick seine jahrzehntelange psychonautische Forschung beleuchtete. Zu Beginn vergegenwärtigte Lucius Werthmüller – Co-Autor (mit Dieter Hagenbach) der akribisch recherchierten Albert-Hofmann-Biographie – wesentliche Stationen im reichen Forscher­ leben des Mannes, dem die Jubiläumsveranstaltung galt. Zunächst das sehr spezielle Kongress-Highlight. Drei Menschen, die Albert Hofmann konkurrenzlos nahe standen, gewährten erstmals Einblicke in sein Familienleben. Der Architekt Andreas Hofmann und die Tierärztin Beatrix Nabholz, die jüngste Tochter, schilderten ihre Erinnerungen an den Vater. Erstaunt erfuhr das neugierige Publikum: «Von seinem Wunder- oder Sorgenkind LSD erfuhren wir zu Hause nichts. Wie berühmt unser Vater als Chemiker war, wurde uns erst als Studenten bewusst.» Im Gegensatz zum Enkel Simon Duttwyler, der schon als Kind seltsamen Besuchern aus aller Welt auf der Rittimatte begegnete und als einziger Chemiker der Familie in die Fußstapfen seines Großvaters trat. Detailreich erläuterte Franz Vollenweider, Züricher Koryphäe für bildgebende Verfahren, wel-

Mit einer Party in der urbanen Wildnis im Holzpark Klybeck huldigte man dem LSD-Entdecker.

Illustre Gäste: Stanislav und Brigitte Grof.

Nächtliche


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che Hirnareale LSD, Psilocybin und Ketamin aktivieren. Wie mutig und rebellisch sich der legendäre Kollege Hofmann über etablierte Regeln hinwegsetzte und somit auch pekuniär erfolgreiche Vorstöße wagte, illustrierte unterhaltsam der Sandoz-Chemiker Günter Engel. Mit Elan und Humor beleuchtete der Schweizer Arzt Matthias Liechti den aktuellen Stand klinischer LSD-Forschungen. Aus psychiatrischer und therapeutischer Sicht vermittelten Torsten Passie, Peter Gasser und Juraj Styk im Plenum Erfahrungen mit LSD in der psycholytischen Therapie. Und Antworten auf die (oft missverstandene) Frage «Stimuliert LSD die Kreativität?» bot die Aktion von Christian Rätsch und der Autorin dieser Zeilen. Seit jeher beflügeln erstaunliche Erkundungen innerer Räume mit LSD & Co. wache, kreative Geister – jenseits steriler Laboratorien und randomisierter Doubleblind-Studien der etablierten Wissenschaft. Nicht nur der Inhalt zählt. Der Ton macht die Musik. Unkonventionelle Beiträge von Vanja Palmers, Mathias Bröckers, Markus Berger

Visionen im Holzpark.

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Umfassender Pressespiegel der Veranstaltung: bit.ly/2O4Eicb

Hofmann-Enkel Simon Duttwyler, Tochter Beatrix Nabholz und Sohn Andreas Hofmann.

Party bis zum Morgengrauen.

Fotos: Gerd Fehlbaum (3), Claudia Müller-Ebeling, Gaia Media

19. April 2018

und Hans Cousto nachmittags erfrischten ermattete Geister in einer parallelen Programm-Sektion. Die abschließende Podiumsdiskussion «LSD, wohin führt die Reise?» erlöste das Publikum aus seiner ‹auf Empfang› eingestellten Starre. Erfrischend offene persönliche Statements von Milan Scheidegger, Catherine Ritter, Peter Gasser und Roger Liggenstorfer, die sich in der Schweiz als Ärzte, Psychiater und Verleger für einen Bewusstseinswandel engagieren, stimulierten mutige Fragen, Antworten und einen lebendigen Austausch mit dem Publikum. Der liebevoll organisierte Kongress ermöglichte Begegnungen mit geschätzten Kolleginnen und Kollegen nach langer Zeit. Gerne hätte man den schönen Ort im familiären Hotel genutzt, um gemeinsam im Gastgarten zu plaudern. Kommendes Jahr gibt es dafür Gelegenheit: Am 19.  / 20.  April 2019 ist ein weiteres psychonautisches BicycleDay-­Stammestreffen bei Basel geplant (siehe auch Agenda auf Seite 20).


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Kaum eine Droge wird so wenig als psychoaktive Substanz wahrgenommen wie der Kaffee. Die Kulturgeschichte des Kaffees schließt, neben

den genüsslichen und berauschenden Aspekten,

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ebenso viele Wirrungen und Irrungen ein wie die

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Geschichte anderer Drogen. Doch die wenigsten wissen, dass der Kaffee einst als «teuflisches Gift» gebrandmarkt wurde und

Geschichte anderer Drogen. Doch die wenigsten wissen, dass der Kaffee einst als «teuflisches Gift» gebrandmarkt wurde und

in so mancher Gegend der Drogenprohibition

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zum Opfer fiel.

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Darüber berichtet das Buch ebenso wie über die Botanik, Kultur und Verwendung dieser Pflanzendroge sowie über den Einfluss des Kaffees

Botanik, Kultur und Verwendung dieser Pflanzendroge sowie über den Einfluss des Kaffees auf Kunst, Kultur und Wissenschaft.

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Normalität als Dröhnung TEXT

Wo l f S c h n e i d e r

W

as ist ein Rausch? Ist es eine Abwendung von der Welt, weil mir dort alles zu viel wird, oder ist es eine Hinwendung zur Welt, weil ich mein Allein- und Getrenntsein als eine Täuschung durchschaue? Ich behaupte, dass ein Rausch beides sein kann, und dass die zweite Möglichkeit zu selten gutgeheißen, ja geschweige denn gesellschaftlich gefördert wird. Ich behaupte sogar, dass der Normalzustand des sich für nüchtern und realistisch haltenden Menschen eine Dröhnung ist. Und dass diese Dröhnung kulturspezifisch ist und das Aufwachen daraus unvergleichlich schwerer als das Ausschlafen nach einer durchzechten Nacht. Der sogenannte Realismus Doch der Reihe nach. Sind Menschen eigentlich wach, wenn sie sich für realistisch halten? Vor allem Künstler, Träumer, Utopisten und endogen oder exogen gerne fröhlich Berauschte nervt der Realismus, der sie verurteilt. Denn er ist eigentlich kein Realismus, sondern eine Art geistige Umnachtung. Er ist die Dröhnung der Unerwachten, Konditionierten, allzu leicht Verführbaren, Unsouveränen, die sich in selbstgewisser Arroganz realistisch nennen und dabei kaum merken, wie sehr sie nur Stimmvieh sind für Demagogen aller Art; diese Haltung des Erwachsenseins, des reifen Egos (nach Freud), das zwischen animalischem Es und geistig forderndem Über-Ich den Ausgleich zu finden beansprucht und dabei doch ohne die Bestätigung anderer aus derselben Trance-Glocke in sich zusammenfiele. Schon allein die Welt mit Worten erklären zu wollen ist ein riesengroßer Irrtum. Das Wort ist nicht das, was es meint. In einem Gedankengebäude kann man nicht wohnen, und das Wort »Kuchen« kann man nicht essen. Ceci n’est pas une pipe – Leute, es ist doch nur ein Bild, ein Wort,

ein Konzept, ein Finger, der auf den Mond zeigt. Erst das Erwachen aus der 08/15-Trance des sogenannten Realismus lässt diese kulturspezifischen Dröhnungen, die wir für so schützenswert halten, hinter sich. Diese Dröhnungen sind die Rausch-

Auf dem spirituellen Weg gibt es keinen Landeplatz, an dem wir auf Nummer sicher gehen können. mittel der sich gegenseitig bestätigenden Hofschranzen des Mainstreams und der Claqueure in Andersens Märchen Des Kaisers neue Kleider. Leben zwischen den Welten Können psychogene Substanzen ein Erwachen aus diesen Trancen bewirken? Und wenn sie ein Aufwachen einmal initiiert haben, können sie es weiterentwickeln und dabei dieses »Leben zwischen den Welten« stabilisieren? Ja, sie können das alles. Aber damit sie diese Schätze entfalten, muss man gut mit ihnen umgehen. Man darf es nicht so machen wie Goethes Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, dann nicht mehr loswurde, weil er den Code vergessen hatte, das Zauberwort, den Algorithmus, das Mittel, das ihn dorthin gebracht hatte. Die bewusstseinserweiternden Substanzen sind gefährlich, weil sie den Normalo in seiner Selbstgewissheit erschüttern können. Und wer kann schon mit einer solchen Erschütterung umgehen? Darin sollten wir uns nicht überschätzen. Auch wenn die guten Substanzen nicht süchtig machen – im Gegensatz zum Alkohol und vielen anderen Süchten, darunter auch der Sucht danach, von einem wertenden Kollektiv für gut


befunden zu werden, was ja, von der Steinzeit bis heute, über unser Leben und unseren Tod entscheiden kann. Hausboote, Nester, Landeplätze Die besseren unter den spirituellen Disziplinen versprechen nicht bloß, uns in eine neue, bessere Trance zu führen – in ‹schönere Gefängnisse›–, sondern uns wach zu halten. Aber können sie das auch? Vielfach »bieten sie die Fähre als Hausboot an«, wie Buddhisten es gerne nennen: Der Fähre, die uns einmal hinüber ins Land der Freiheit gebracht hat, sind wir dafür nun so dankbar, dass wir es uns auf ihr gemütlich einrichten, anstatt das Land der Transzendenz weiter zu erkunden. Das Leben jedoch hat seinen eigenen Willen. Mit dem, was es uns tagein, tagaus vor die Füße wirft, bleibt es eine Herausforderung, so unabsehbar und unbestechlich wie Gevatter Tod, unser aller Guru. Da hilft kein Tricksen. Erst wenn wir das Leben als fortwährende Midlife- und Identitäts-Krise verstehen, hört der Versuch auf, sich dort einzunisten. Weltliche Nester und Landeplätze, die dürfen nicht nur sein, wir brauchen sie! Auf dem spirituellen Weg jedoch gibt es keinen Landeplatz, an dem wir auf Nummer sicher gehen können. Erst durch die Gewissheit, dass wir »nicht tiefer fallen können als in Gottes Hand« wie Dietrich Bonhoeffer es ausdrückte – in seiner Poesie auch für Atheisten verständlich –, sind wir gefeit gegen die neuen Gefangenschaften, die die spirituellen Wege uns anbieten. Deine Probleme möcht’ ich haben Ist der weise Umgang mit LSD, Psilocybin und DMT, diesen ‹Edlen› unter den Substanzen, ein

Thema nur für die Reichen und Gebildeten, vor allem die an Freizeit Reichen? Können nur die sich das leisten? Ich glaube, dass die Sehnsucht nach einem entkonditionierenden Rausch keinem Menschen fremd ist, auch nicht den im Überlebenskampf Gefangenen. Nach den ersten Schicksalsschlägen lechzt jeder von uns nach Befreiung. Die meisten traditionellen Rauschmittel (darunter Alkohol, Kokain, Kat, Opium) erlösen uns nicht aus dem Prekariat der Armut oder gar der condition humaine; im Gegenteil, ihr Suchtpotenzial kann uns fesseln. Andere, wie die drei genannten ‹Edlen›, können unter geeigneten Umständen befreien. Einzelne können durch sie einen Blick auf den Himmel gewinnen und erkennen, dass die Dröhnung durch engherzige Ideologien, dogmatische Religionen und Sprachgläubigkeit nicht auf ewig unser Schicksal bleiben muss. Ich wage zu hoffen, dass einzelne solcher Katalysatoren sogar imstande sein werden, ganze Kollektive gegen die Arroganz der herrschenden »Realismen« zu impfen. Nein, es ist kein Luxusthema: Das Begünstigen ‹guter› Räusche und das Erwachen aus den ‹schlechten› unter ihnen ist ein Thema für uns alle, und es ist sogar von weltpolitischer Bedeutung. Der Suizid der Menschheit, auf den wir als Bewohner dieses Planeten allem Anschein nach in hohem Tempo zusteuern, ist wahrscheinlich nur durch ein massenhaftes Erwachen aus der Besessenheit eingeschüchterter, angstfixierter Normalos möglich. Wenn entheogene Substanzen uns dabei helfen können, dann nur zu, wendet sie an! Aber wendet sie gut an.  lucys-magazin.com/autoren/wolfschneider

Fotos: Linus Nylund  / Unsplash, mb

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SANANGA Augentropfen für Körper, Geist und Seele Kev i n J o h a n n & T i n e M ü l l e r

F

ür die indigene Bevölkerung des südamerikanischen Amazonasbeckens ist Sananga eine rituelle Medizin, die zur Verbesserung der Konzentrations- und Wahrnehmungsfähigkeit vor der Jagd genutzt wird. Weitere traditionelle Einsatzbereiche sind zum Beispiel das therapeutische Lösen von emotionalen, psychischen oder physischen Blockaden oder die Behandlung von Augenerkrankungen. Daneben kann es Visualisierungstechniken unterstützen und psychedelische Visionen schärfen.

Sananga kann psychedelische Visionen schärfen. Sananga ist ein äußerst interessantes Ethnobotanikum, das sich sowohl als Heilmittel wie auch für spirituelle und psychonautische Zwecke nutzen lässt – der Übergang zwischen diesen beiden Aspekten gestaltet sich dabei oft fließend. Die meisten Volksgruppen, die mit Sananga arbeiten (zum Beispiel Katukina, Matsés, Yawanawa), stellen die Dschungelmedizin aus Amazonas-Wasser sowie der Rinde, der Wurzel oder den Blättern des Hundsgiftgewächses Tabernaemontana undulata Vahl her, selten werden allerdings auch entsprechende Pflanzenteile der verwandten Spezies Tabernaemontana sananho RUIZ et PAV. verwendet (z.  B. Kaxinawá). Aus gepresstem Blattsaft erzeugtes Sananga muss

allerdings unmittelbar nach der Herstellung aufgebraucht werden und ist nur sehr kurz haltbar. Daher werden Wurzel und Rinde als Ausgangsmaterialien bevorzugt. Die daraus hergestellten, leicht milchigen Augentropfen sind kühl und dunkel gelagert etwa sechs Monate lang haltbar. Iboga-Alkaloide als Hauptwirkstoffe Pharmakologische Studien zu Tabernaemontana undulata sind sehr rar. Laut aktuellem Forschungsstand enthält die Rinde als Hauptinhaltsstoffe diverse Indolalkaloide vom Iboga-Typus, die der bekannten Verbindung Ibogain strukturell sehr ähnlich sind, beispielsweise Ceoronaridin, 19-epi-­ heyneanin und Voacangin (G rund on 1981: 183). In den Blättern fand man die Alkaloide Angustin, Pleiocarpamin und Hydroxycoronaridin (D efillips et al. 2004: 25). Einige Quellen suggerieren, dass diese Art außerdem Ibogain enhält, was zwar möglich ist, wissenschaftlich bisher jedoch noch nicht ausreichend verifiziert wurde. Unabhängig davon können die gesicherten Sananga-Wirkstoffe aufgrund ihrer chemischen Nähe zu Ibogain ein durchaus psychoaktives Profil aufweisen; zudem wirken sie antibiotisch, antioxidativ, antituberkulös sowie entzündungshemmend. Hinweis: Für andere Vertreter der Gattung Tabernaemontana kann das Ibogain-Vorkommen bestätigt werden, unter anderem für Tabernaemontana crassa Benth. (Van Beek et al. 1985: 315), }

Foto: Paul Morris  / Unsplash

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Tabernaemontana undulata

.  Foto: biogeodb.stri.si.edu

90  SANANGA

Weiterhin werden die Augentropfen traditionell eingesetzt, um für Heilabsichten benötigte Pflanzen zu visualisieren – eine Praxis, die gemäß dem Erfahrungswissen amazonischer Schamanen ein schnelles und unkompliziertes Auffinden der jeweiligen Pflanzen begünstigt. Ethnomedizinische Sananga-Indikationen Zu den wichtigsten therapeutischen Anwendungen von Sananga gehört die Behandlung von chronischen Kopfschmerzen, Sinusitis und Augen-

Zuordnung: Apocynaceae (Hundsgiftgewächse) Herkunft: Bolivien, Brasilien, Costa Rica, Ecuador, Guyana, Kolumbien, Panama, Peru, Trinidad, Venezuela Trivialnamen: Becchete (Matsés), Boi oudou, Boussouki tiki (Aluku), Dogwood (Guyana Kreol), Kaoue mapa (Paramaccan), Mana Heins (Kaxinawá), Milkwood (engl.) u.v.m. Aussehen: Die Pflanze wächst als mehrjähriger Baum oder Strauch, ist vollständig unbehaart und erreicht eine

Die Augentropfen werden als Werkzeug zur Lösung innerlicher und äußerlicher Blockaden verwendet.

Wuchshöhe bis zu 10 m. Die gegenständig angeordneten Blätter sind grün, elliptisch oder lanzettförmig und haben eine Länge von 5 bis 25 cm. Die weißen, gelben, creme- oder lachsfarbigen Blüten sind fünfzählig und erscheinen das ganze Jahr über. Die Früchte sind bräunlich, nierenförmig und essbar.

Tabernaemontana markgrafiana J. f . macbr . (N ielsen et al. 1994: 1730) und Tabernaemontana orientalis R.BR. (K nox / S lobbe 1975: 1813). Der wichtigste natürliche Lieferant für das geistbewegende Molekül ist jedoch die in Afrika beheimatete Spezies Tabernanthe iboga (L.) N ut t . Ein traditionelles Jagdwerkzeug Die Verwendung von heiligen Pflanzen und Substanzen zur Steigerung der Jagdfähigkeit hat bei den Amazonas-Stämmen eine lange Tradition. Ähnlich wie die Schnupfmischung Rapé oder die sogenannte Kambô-Froschimpfung fungiert Sananga in diesem Zusammenhang als ein wichtiges Werkzeug zur Erweiterung der Sinnesfähigkeiten. Mit Sananga können amazonische Jäger ihre Konzentration und Ausdauer verbessern, gut getarnte Tiere leichter erkennen sowie ihren Geruchs- und Gehörsinn schärfen.

beschwerden, beispielsweise Augenwunden, Bindehautentzündungen, Blindheit, Grauer Star (Katarakt), Grüner Star (Glaukom), Kurzsichtigkeit und trockene Augen. Die Augentropfen werden auch als entgiftendes Detox-Mittel, als Werkzeug zur Lösung innerlicher und äußerlicher Blockaden sowie zur Heilung der am Amazonas bekannten Panema verwendet, die häufig mit Angststörungen, Depressionen, Energielosigkeit und Unglücklichsein einhergeht. Topisch appliziert, etwa als äußerlich zur Anwendung gebrachte Kompresse oder als Umschlag, wird Sananga von den indigenen Amazonasbewohnern bei entzündeten Hautstellen, rheumatischen Gelenkschmerzen, Schlangenbissen, Wunden, Zahnschmerzen sowie zur Abwehr von Moskitos eingesetzt. Zudem sind Tabernaemontana-Auszüge ethnoveterinärmedizinisch relevant (J ernigan 2009); auch hier kann die Dschungelmedizin offenbar heilsame Impulse setzen. Sananga als spirituelles Psychonautikum Einige Personen schätzen den Einsatz der Augentropfen, bevor sie Ayahuasca oder ein anderes Entheogen einnehmen: einerseits zur energeti-


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schen Reinigung, andererseits zur geistigen Öffnung und Fokussierung sowie zur Schärfung und Stabilisierung der visionären Schau, aber auch, um im Sinne gelingender Selbstheilungsprozesse das Hervorrufen von klaren, inneren Vorstellungsbildern (Stichwort: Visualisierung) zu erleichtern. Anwendung Sananga wird angewendet, indem man sich nacheinander in beide Augen jeweils einen Tropfen des Wasserauszugs träufelt. Dazu begibt man sich, sinnvollerweise in Anwesenheit einer begleitenden Person, in eine sitzende oder liegende Position. Bereits wenige Sekunden später kommt es zu einem extrem schmerzhaften Brennen und Stechen in den Augen – einerseits durch die Wirkstoffe, andererseits durch das ohnehin in den Augen brennende Amazonas-Wasser –, das möglicherweise so stark ist, dass der Anwender erbrechen muss. Nach indigenem Verständnis ist dieser leidvolle Vorgang ein wichtiges Element des Heil- und Reinigungsprozesses, da der Schmerz bei gleichzeitiger Anwendung von Atem-, Konzentrations- und Visualisierungstechniken sämtliche blockierte Energien bereinigen kann. Wenn die Schmerzen nach rund zehn Minuten wieder nachlassen, fühlen sich die meisten Anwender wie neugeboren und beschreiben Gefühle von Reinheit, innerem Frieden und in vie-

len Fällen auch eine signifikante Erweiterung der optischen, emotionalen und spirituellen Wahrnehmung. Was die Häufigkeit der Anwendung betrifft, so wird allgemein empfohlen, die Augentropfen nicht öfter als an drei aufeinanderfolgenden Tagen zu verwenden. Kontaktlinsen müssen vor Gebrauch entfernt werden. Bedeutung der individuellen Absicht (Set) Ayahuasca, Ambil, Kambô, Rapé oder Sananga: All diese Heilmittel können ihr maximales Wirkpotenzial nur dann entfalten, wenn man sie mit einer bestimmten Intention oder Absicht verwendet, die bereits im Voraus klar sein sollte. Denn

Zum Freizeitvergnügen sind diese Mittel absolut ungeeignet. nur dann ist eine zielgerichtete Anwendung möglich. Zum Freizeitvergnügen sind diese Mittel absolut ungeeignet – nicht nur aufgrund ihrer häufig unangenehmen Begleiterscheinungen, sondern auch, weil es sich um machtvolle Medizinwerkzeuge handelt, die sehr tiefgehend und auf sehr unterschiedlichen Ebenen auf uns einwirken können. Nicht von ungefähr betonen Schamanen auf der ganzen Welt immer wieder, dass eine Kraftpflanze nur das heilen und bewirken kann, was man mit ihrer Verwendung beabsichtigt hat. Bezugsquellen www.avalonmagicplants.com • www.katukina.com www.queensoftheforest.org • www.strohente.ch

Literatur  DeFillips, Robert A./ Maina, Shirley M./ Crepin, Juliette (2004): Medicinal Plants of the Guianas. Washington D.C.: National Museum of Natural History • Grundon, M.F. (Hrsg.) (1981): The Alkaloids, Volume 11. Royal Society of Chemistry • Jernigan, Kevin A. (2009): Barking up the same tree: a comparison of ethnomedicine and canine ethnoveterinary medicine among the Aguaruna. In: Journal of Ethnobiology and Ethnomedicine, Volume 5, 33 • Knox, J.R. und Slobbe, J. (1975): Indole alkaloids from Ervatamia orientalis. Isolation of alkaloids and structural identification of two dimers. In: Australian Journal of Chemistry, Volume 28(8), 1813–1823 • Nielsen, Helene B./ Hazell, Alan/ Hazell, Rita/ Ghia, Felipe/ Torssel, Kurt B.G. (1994): Indole Alkaloids And Terpenoids From Tabernaemontana markgrafiana. In: Phytochemistry, Volume 37(6), 1729-1735 • Van Beek, T.A./ De Smidt, C./ Verpoorte, R.: (1985): Phytochemical investigation of Tabernaemontana crassa. In: Journal of Ethnopharmacology, Volume 14(2-3), 315-318.


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In den Untiefen des Gehirns Fragen an den Bewusstseinsforscher Milan Scheidegger I N T E RV I E W

Christoph Benner

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ilan Scheidegger ist ein visionärer und integrativer Denker mit akademischem Hintergrund in Medizin, Neurowissenschaften, Philosophie und Psychiatrie und der Leidenschaft, die Natur der menschlichen Existenz von ihrer molekularen Basis bis hin zur Ebene des Bewusstseins zu verstehen. Durch sein fundiertes Wissen über Biosemiotik, Philosophie des Geistes, Erkenntnistheorie und Phänomenologie des Bewusstseins, Achtsamkeit und Tiefenökologie entwickelte er eine erweiterte Sichtweise auf das Leben. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die «Transformative Psychotherapie» zu entwickeln, eine neuartige, richtungsweisende Behandlungsform, die einen Wechsel von der pharmakologischen Substitution hin zur integrativen transformativen Gesundheitsversorgung befürwortet.

MILAN SCHEIDEGGER (*1982) ist Assistenzarzt an der Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (Universität Zürich). Nach Abschluss

Ein zentraler Begriff rund um dein Schaffen ist «transformative Psychotherapie». Das liest sich im ersten Moment wie «süßer Honig» oder «runder Ball». Ist nicht jede Psychothe­ rapie im Erfolgsfall transformativ? Warum diese Akzentuierung? Milan Scheidegger: Es stimmt, generell ist das Ziel jeder psychiatrischen Therapie die Überführung eines maladaptiven in einen adaptiveren Gesundheitszustand. Im Gegensatz zur klassischen substitutionsbasierten Behandlung, bei der man beispielsweise mit Antidepressiva einen Mangel an Serotonin im Gehirn depressiver Patienten auszugleichen versucht, stellt die transformative Psychotherapie eine neue innovative Behandlungsoption dar. Sicher tragen Psychopharmaka bei vielen psychiatrischen Erkrankungen zu einer Linderung

seiner Doktorandenausbildung in funktioneller und molekularer Bildgebung am Institut für Biomedizinische Technik (ETH Zürich) erforscht er weiterhin die Neurobiologie und Pharmakologie veränderter Bewusstseinszustände und deren Potenzial zur Verbesserung des psychischen Wohlbefindens. Daneben erwarb er einen M.A. in Geschichte und Philosophie des Wissens (ETH Zürich). Auf seinen ethnobotanischen Expeditionen nach Mexiko, Kolumbien und Brasilien erforschte er die traditionelle Verwendung von psychoaktiven Pflanzen in indigenen Ritualen. Er ist Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psycholytische Therapie (SÄPT) und der MIND (European Foundation for Psychedelic Science) sowie ehemaliger Stipendiat der Schweizerischen Studienstiftung. 2013 erhielt er den Young Investigators Award der Schweizerischen Gesellschaft für Biologische Psychiatrie.


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Sind die Signale aus dem Gehirn wirklich informativ genug, um den menschlichen Geist zu entschlüsseln?  Foto: Fotolia

des Leidens bei, sie steigern aber nicht die individuelle Kompetenz des Patienten, adaptivere Bewusstseinszustände nachhaltig zu stabilisieren. Die transformative Psychotherapie hat eine kurzfristige und tiefgreifende Veränderung des Bewusstseinszustandes mittels einer psychoaktiven Substanz zum Ziel, die eine ganz individuelle Neu­ orientierung des Bewusstseins ermöglicht. Während die substitutionsbasierte Therapie primär Symptome lindert, wirkt die transformationsbasierte Therapie direkter auf ursächliche Prozesse und Dynamiken ein. Allerdings ist nicht jeder Pa-­ tient für eine psychedelische Erfahrung bereit. Ob eine substitutionsbasierte oder transformative Behandlung zielführender ist, muss im Rahmen der individuellen Therapieplanung im Sinne einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Analyse erwogen werden.

Ist eine so klare Trennung zwischen Substitu­ tionstherapie und der geistigen Transforma­ tion überhaupt möglich? Depressive Patienten besitzen eine geringere Nervendichte in bestimmten Hirnregionen. Demgegenüber stehen zum Beispiel Ketamin und Ayahuasca, die bekanntlich die Neurogenese ankurbeln. Solche Substanzen könnten also therapeu­ tisch wirken, indem sie sowohl das Defizit an neuronalen Schaltkreisen substituieren als auch das Bewusstsein transformieren. In der Geschichte der psychiatrischen Forschung lösen sich über die Jahrzehnte hinweg biologische und psychologische Krankheitsmodelle paradigmatisch ab. Diese Pendelbewegung spiegelt auch die Komplexität des Problems wider, das man zu lösen versucht, nämlich die Schnittstelle zwischen }


96   IN DEN UNTIEFEN DES GEHIRNS

Gehirn und Geist zu verstehen. Biologische und psychologische Erklärungsmodelle ergänzen sich bestenfalls, auch wenn sie primär einmal unterschiedliche Perspektiven auf ein Problem eröffnen. Ich sehe die transformative Psychotherapie mehr als holistischen Behandlungsansatz auf der Systemebene, wohingegen die substitutionsbasierte Therapie die andere Seite derselben Münze darstellt, also die Beschreibung einer Krankheit durch einen spezifisch fehlgeleiteten, meist lokalen Gehirnprozess. Weiterhin macht die Trennung schon deshalb keinen Sinn, weil Hirnprozesse und mentale Zustände gekoppelt sind. Es ist wahrscheinlich so, dass Ketamin und Ayahuasca auf zellulärer Ebene bestimmte Prozesse auslösen, die im Endeffekt auf der Kognitionsebene eine so profunde Änderung des Bewusstseins bewirken. Wie das genau funktioniert, wissen wir derzeit aber noch nicht.

Es geht dabei zentral um die therapeutische Nutzung bestimmter Bewusstseinstechniken und die Integration der transformativen Prozesse, die dabei angestoßen werden. Es geht darum, die Frage zu klären, wie psychisches Leid entsteht und wie man es durch Steigerung der Bewusstseinskompetenz lindern kann, also der Art und Weise, wie wir als Individuum oder als Kollektiv mit unserem Bewusstsein umgehen.

Du hast den holistischen Anspruch der transformativen Psychotherapie angespro­ chen. Als neues Paradigma in der Bewusst­ seinsforschung versucht sie eine Brücke zwischen tradiertem Wissen indigener Völker und der modernen Naturwissenschaft zu schlagen. Wo setzt man bei dieser Mammut­ aufgabe an? Die Idee an sich kommt von meinen ethnobotanischen Reisen durch Südamerika und Mexiko, bei denen ich mit traditionellen indigenen Heilmethoden in Berührung gekommen bin. Als Mediziner bin ich daran interessiert, menschliches Leiden zu reduzieren, und mir war klar, dass in Kulturen, die mit veränderten Bewusstseinszuständen arbeiten, viel brauchbares Wissen für diesen Zweck steckt.

Ich denke, hier spielt auch der Begriff der Tiefenökologie eine Rolle, den du in deinen Essays öfters benutzt? Ja. Die Tiefenökologie geht davon aus, dass Krankheiten nicht nur durch fehlgeleitete Prozesse im Körper als isoliertem Objekt ausgelöst werden, sondern dass dabei auch die Interaktion des Körpers mit seiner Umwelt eine wesentliche Rolle spielt. Bewusstsein und Stoffwechsel sind lebensnotwendige Funktionen eines Menschen und sind als Teil eines umfassenden Ökosystems eben nicht voneinander abtrennbare Phänomene. Probleme und Krankheiten entstehen dann da, wo dieses Ökosystem nicht mehr im Gleichgewicht ist. Diese Sichtweise sollten wir in die klinische Praxis übernehmen, also den Patienten in all seinen inneren

«Bewusstsein und Stoff­ wechsel sind als Teil eines umfassenden Ökosystems nicht voneinander ab­ trennbare Phänomene.»


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und äußeren Beziehungen mit in die Behandlung einbeziehen. Dafür wären Psychedelika geeignete Mittel, da sie sowohl die äußere Sensibilität für die Umwelt als auch die Introspektionsfähigkeit in die eigene Innenwelt erhöhen und so die Flexibilität für eine adaptive Verhaltensänderung fördern. Tiefenökologisches Denken ist ein lebendiger Bestandteil indigener Weltbilder und archaischer Kulturen, deren Heilwissen noch stärker an der Sensibilität für Naturkreisläufe ausgerichtet ist. Das Prinzip der Tiefenökologie könnte aber auch eine wertvolle Ressource für die westliche Medizin und Wissenschaft sein, damit sie nicht nur darauf beschränkt bleibt, durch aufwändige Technologien isolierte Defizite in der Biomechanik des Körpers zu reparieren. Man gelangt beim Thema psychedelische Substanzen relativ einfach zur epistemologi­ schen Frage nach der Beziehung zwischen Geist und Gehirn. Dabei steht man wieder im Spannungsfeld zwischen den Ansichten eines peruanischen Curanderos und eines Schweizer Neurowissenschaftlers … Die klassische Formulierung des Dualismus, also die Trennung von Gehirn und Geist, geht auf René Descartes zurück und hat sich in der westlichen Philosophie verankert. Die indigenen Völker Südamerikas sind eher beheimatet im Animismus oder im Panpsychismus, der Vorstellung von einem gesamtbeseelten Kosmos. Demnach erscheint die dualistische Trennung zwischen Materie und Geist wie ein Artefakt, eine konzeptionelle Spaltung unserer Sprache, abhängig davon, welchen Blickwinkel wir auf die Welt einnehmen. In diesem Sinne würde ich dieses Spannungsfeld so hinnehmen, wie es sich uns darstellt: Ob wir etwas als Geist oder Materie bezeichnen, hängt von der Betrachtungsperspektive ab. Wenn wir ganzheitlich und tiefenökologisch schauen, dann bilden alle Erscheinungen dieser Welt, darunter Geist sowie Materie, Teil eines umfassenden Ökosystems. Inwieweit sprichst du der psychedelischen Erfahrung, die ja offensichtlich Einfluss auf die Weltanschauung haben kann, einen Wahrheitsgehalt zu?

«Im Grunde genommen geht es gar nicht darum, durch Psychedelika zu absoluten Gewissheiten zu kommen.» Die Realitätswahrnehmung kann unter dem Einfluss von Psychedelika natürlich tiefgreifend verändert sein. Die oftmals gesteigerte mentale Klarheit kann auch leicht dazu verführen, dass man bestimmten Dingen eine besondere oder unverhältnismäßige Bedeutung zuschreibt. Im Grunde genommen geht es aber gar nicht darum, durch Psychedelika zu absoluten Gewissheiten zu kommen. Vielmehr geht es um die Auslenkung des gewohnheitsmäßigen Alltagsbewusstseins, die uns aufzeigen kann, wie unsere Realitätswahrnehmung durch subjektive Bewertungsprozesse und Interpretationen zustande kommt. Somit kann einem auch schlagartig klar werden, wie wir unser Alltagsbewusstsein fabrizieren, von Moment zu Moment. In der transformativen Psychotherapie scheint diese Erkenntnis von großer Bedeutung zu sein, beispielsweise für depressive Patienten, die sich in einem von Negativität durchdrungenen Realitätssinn gefangen fühlen. Wechseln wir von der Philosophie zur Natur­ wissenschaft. Du bezeichnest deine Arbeit manchmal als «bioarchäologisches Unter­ fangen», um mentale Zustände sichtbar zu machen, beispielsweise mittels fMRI. Ein ehemaliger Kollege von dir, Felix Hasler, hat den Dienst an der Wissenschaftsfront quit­ tiert mit dem Argument, dass man das Subjektive einfach nicht objektivieren kann, es seien zu viele Abstraktionsprozesse vonnö­ ten. Was hältst du dagegen? Letztendlich grabe ich, um bei dem Bild zu bleiben, in den Untiefen des Gehirns, um die dort entstehenden Signale zu entschlüsseln. Das ist ein äußerst schwieriges Unterfangen, denn ich stoße dabei immer wieder auf Signale, die mir wie unlesbare Hieroglyphen erscheinen. Manchmal zweifle ich auch daran, wie informativ diese zu entschlüsselnden }


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«Eine psychedelische Erfahrung schließt die Bereitschaft mit ein, auch negativen Gefühlen mit Akzeptanz zu begegnen.» induziert werden. Dazu gehören etwa Erfahrungen der Selbsttranszendenz, in denen man sich tief verbunden fühlt mit seinen Mitmenschen, seiner Umgebung und dem gesamten Ökosystem.

Hirnprozesse und mentale Zustände sind gekoppelt.

Hieroglyphen wirklich sind, also wie viel des Mentalen sich in Gehirnprozessen tatsächlich abbilden lässt, und ob die Signale aus dem Gehirn auch wirklich informativ genug sind, um den menschlichen Geist zu entschlüsseln. Vielleicht bilden unsere Daten auch Prozesse ab, die nicht wirklich viel mit dem subjektiven Bewusstsein zu tun haben. Wie weit wir da kommen, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. So wie die heutige Naturwissenschaft organisiert ist, fördert sie nicht unbedingt transdisziplinäres, vernetztes Denken. Man bräuchte sicherlich mehr Bescheidenheit in den einzelnen Disziplinen, um anzuerkennen, dass wir beim Sichtbarmachen mentaler Zustände auch an unsere erkenntnistheoretischen Grenzen stoßen. Ich gebe mich nicht der Illusion hin zu glauben, dass wir bald eine vereinheitlichte Theorie von Bewusstsein haben werden. Vielmehr tragen all die Ansichten dazu bei, unsere subjektive Welt Stück für Stück besser zu verstehen. Welches Signal möchtest du als Bioarchäologe gerne noch entschlüsseln? Da ich mich sehr für die Neurobiologie des Selbst interessiere, würde ich gerne Hirnprozesse identifizieren, die mit der Aufrechterhaltung oder mit der Auflösung des Selbsterlebens zusammenhängen. Davon erhoffe ich mir ein tieferes Verständnis von transformativen Erfahrungen, wie sie beispielsweise durch Psychedelika oder auch Meditation

Psychedelika sind bei uns leider immer noch stigmatisiert. Brauchen wir eine bessere Integration erweiterter Bewusstseinszustände in unserer Kultur, bis hin zu einer von Thomas Metzinger vorgeschlagenen säkularen Spiritualität? Das den Psychedelika zugeschriebene Gefahrenpotenzial ist wohl der tiefgreifenden Angst unserer durchstrukturierten und durchgeplanten Gesellschaft vor dem Kontrollverlust geschuldet. Deshalb bräuchte es für psychedelische Erfahrungen zunächst einen sicheren und kulturell akzeptierten Rahmen für einen «kontrollierten Kontrollverlust», wo Menschen auf ihre eigene Entdeckungsreise gehen können. Das sollte unbedingt frei von welt­ anschaulicher oder religiöser Manipulation geschehen, also würde ich den säkularen Aspekt unterstreichen. Eine psychedelische Erfahrung schließt die Bereitschaft mit ein, sich der Totalität seines Bewusstseinsraums hinzugeben und allen aufkommenden Inhalten, also auch negativen Gefühlen, mit Akzeptanz zu begegnen. Zum Prozess gehört auch, dass wir auf diese Erfahrungen nicht unkritisch mit weltanschaulichen oder psychospirituellen Deutungen reagieren. Es liegt primär in der Verantwortung des Individuums, welchen Sinn und welche Bedeutung es diesen Erfahrungen im Kontext seiner Biographie zuschreibt. Ich glaube, dass ein intelligenter Umgang mit dem transformativen Potenzial veränderter Bewusstseinszustände nicht nur die Medizin, sondern auch unser kulturelles Zusammenleben verbessern könnte.  lucys-magazin.com/autoren/christoph_benner


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Traumexkursionen TEXT

Christoph Gassmann

Im Alter von ungefähr 17 Jahren hatte ich folgenden Traum: Ich befand mich in einer Schweizer Landschaft mit sanften Hügeln und Bergen in der Ferne. Es war Morgen und noch etwas kühl. Am Horizont ging eine riesige Sonne langsam auf, sie war so groß, dass sie mein Blickfeld von links bis rechts ausfüllte. Sie war gewaltig. Ich sah aus großer Nähe, wie ihr ungeheures Feuer brannte und wie riesige, flammende Protuberanzen in den Raum hinausschossen. Doch ihr Anblick war nicht erschreckend, im Gegenteil, es ging eine Zärtlichkeit und Kraft von ihr aus, in der ich mich geborgen und aufgehoben fühlte. Links hinter mir stand ein Schulkamerad von mir, ich zeigte ihm die wunderbare Sonne und fragte ihn: «Siehst du das?» Nein, er sah sie nicht, und so meinte er abschätzig, dass ich wohl einen Trip eingeworfen hätte. Ich erwachte, oder besser gesagt, ich fokussierte auf die Welt in meinem Schlafzimmer, denn ich war vorher schon in einem hyperwachen Zustand, in dem die Farben der Szenerie von innen leuchteten. Und so könnte man sagen, dass sich mein Wachzustand auf ein normales Maß absenkte. Doch ich blieb in einer Hochstimmung, die etwa zwei Wochen andauerte. Diese visionäre Traumerfahrung war überwältigend, doch ich verstand sie nicht wirklich. Ich erkannte instinktiv, dass in mir eine unglaubliche spirituelle Kraft vorhanden war, die sich im Traum manifestieren konnte. Meinen außerordentlich klaren Zustand in jenem Traum konnte ich damals jedoch nicht einordnen, erst viele Jahre später wurde ich bei der

Beschreibung visionärer Zustände und luzider Träume fündig. Doch meine Neugier war geweckt, und ich begann mich für Psychologie, alternative Bewusstseinszustände und Mystik zu interessieren. Ein paar Jahre später machte ich dann Bekanntschaft mit LSD, das ich bisher nur vom Hörensagen kannte. Auch da wurde ich in einen Bewusstseinszustand versetzt, der meiner Traumerfahrung in gewisser Hinsicht glich; er war erhöht und die Farbwahrnehmung war intensiviert. Doch unterschied er sich dadurch, dass es ein Rauschzustand war; die Traum­ erfahrung hingegen war klar und nüchtern, sogar hyperklar, ohne jegliches Gefühl der Berauschung. Ich war im Traum wach, so wach wie nie zuvor. Auch auf LSD kann sich das Gefühl einstellen, bewusster zu sein als üblich. Ich kann mich zum Beispiel erinnern, wie ich einmal an der sonntäglichen Seepromenade des Städtchens Rapperswil saß und die Leute beobachtete. Diese erschienen mir wie ferngesteuerte Zombies, die nicht wirklich lebendig waren. Es war eine erschreckende Erkenntnis, doch beruhte sie auf der Tatsache, dass wir weitgehend konditioniert sind und häufig im Autopiloten durch unser Leben wandeln. Solche Einsichten kann man gewinnen, wenn man auf die eine oder andere Art diese konditionierte und automatisierte Lebensweise verlässt, sei es durch luzides Träumen, sei es durch psychedelische Substanzen. Den Begriff luzides Träumen lernte ich erst gut zehn Jahre später kennen, in den 1980er Jah-

Ich erkannte instinktiv, dass in mir eine unglaubliche spirituelle Kraft vorhanden war.


101

L u c y ’s R a u s c h Nr.  8

ren. Natürlich interessierte ich mich dafür und begann, damit zu experimentieren. Ich hatte nach einiger Anstrengung Erfolg, diesen wachen, gelegentlich hyperwachen Traumzustand zu erreichen. Die Grundlage dafür war ein regelmäßig geführtes Traumtagebuch, das ich 1982 begann und bis heute weiterführe. Die luziden Träume wurden für mich zu einer philosophischen Offenbarung. Ich erkannte, dass wir nachts in einer sehr realen Welt leben, die psychischen Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist und nicht physischen. Die Befreiung von physischen (und auch sozialen) Normen in der Traumwelt ist eine ekstatische Erfahrung, die häufig zu Flugträumen in wunderbaren Landschaften führt. Hier ein Beispiel: Ich war unterwegs und flog mit einem Helikopter über eine gebirgige Landschaft. Ich realisierte, dass ich träumte und somit ohne Gerät fliegen konnte. So flog ich im freien Flug über Felder und Berge in der Höhe. Ich flog relativ niedrig und konnte mit geschärftem Blick gut sehen, was unter mir vorbeizog. Offenbar hatte es vor kurzem geregnet, denn die Wiesen waren teilweise überschwemmt. Das Wasser glitzerte und perlte im Sonnenlicht. Überhaupt war das Licht überwältigend schön, klar und funkelnd. Ich betrachtete die Wasserläufe durch die Wiesen unter mir. An einer Stelle sah ich Armeeutensilien im Wasser schwimmen, automatische Gewehre und auch größere Teile von Kanonen. Dann sah ich, dass es im Wasser glitzernde Fische gab. Sie waren schlank und halb durchsichtig. Sie flitzten mit mir und unter mir durchs Wasser. Sie waren herrlich. Wo war ich in jenem Traum? War das eine Traumwelt oder eine Astralreise zu einer physischen Landschaft? Oder war das gar in einer anderen Welt? War dort Krieg? Ich weiß es nicht. Doch solche Fragen beginnen aufzusteigen, wenn man sich auf das luzide Träumen einlässt. Hier noch eine luzide Erfahrung: Als ich luzide wurde und mir somit bewusst war, dass ich mich in einem Traum befand, ging ich durch einen langen schmalen Tunnel in die Tiefe. Es

wurde immer dunkler und enger, schließlich kam ich aber an einem anderen Ort, einer anderen Welt heraus. Ich befand mich in einer Stadt, die aus einem riesigen und kunstvoll gestalteten Gebäude bestand. Ich wanderte staunend durch majestätische Säulenhallen und an eindrücklichen Kuppelbauten vorbei. Es zeigten sich nicht viele Leute, und ich war oft alleine unterwegs. Doch dann kam ich an etwas Ähnlichem wie einer Bar vorbei. Hinter der Theke stand gebückt eine hübsche Barfrau mit seidenglänzendem langem schwarzem Haar. Sie sah freundlich aus und ich näherte mich ihr. Ich fragte sie, wo ich sei. Sie hob ihren Kopf und hatte ein ganz fremdartiges Gesicht, vielleicht etwas asiatisch, aber auch echsenartig. Sie sprach mit mir, doch ich verstand kein Wort, und die Verständigung klappte nicht. So setzte ich meine Wanderung fort, doch nun war ich auf dem Lande. Dabei wurde mir bewusst, dass mich beim Gehen etwas auf dem Rücken liebkoste, das ich nicht einordnen konnte, bis ich realisierte, dass es ein Panzer war, den ich auf dem Rücken trug. Ich selber war also ein echsenartiger Bewohner jener Welt! Die Grundlagen solcher Erfahrungen sind ein Traumtagebuch und ein sporadisches Luziditätstraining, das im Wesentlichen darauf abzielt, Automatismen im Traumschlaf zu hinterfragen und damit bewusst zu machen. Beides braucht eine gewisse Disziplin und Ausdauer, wird aber mitunter durch Erfahrungen belohnt, die über die engen Grenzen unserer physischen Welt weit hinausgehen. Die Auseinandersetzung mit der Welt der Träume wurde zu einem zentralen Thema meines Lebens.

Ich realisierte, dass ich träumte und somit ohne Gerät fliegen konnte.

Weiterführende Literatur (siehe auch Mediathek, S. 70) Christoph Gassmann: Bewusster Träumen: Ein Buch für Traumjournalisten. Seth-Verlag 2017 • Paul Tholey: Schöpferisch träumen. Wie Sie im Schlaf das Leben meistern: Der Klartraum als Lebenshilfe. Edition Klotz 2017 • Stephen LaBerge: Träume, was du träumen willst: Die Kunst des luziden Träumens. mvg Verlag 2014.

Foto: pxhere

lucys-magazin.com/autoren/christoph_gassmann


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Giorgio Samorini

ELEUSIS KOMPAKT

Der bekannte italienische Drogenforscher präsentiert Nachrichten und kurze Meldungen zu psychoaktiven Pflanzen und Substanzen und zur Rauschkultur.

ARCHÄOLOGIE Cannabis  Die weit verbreitete und seit langem bestehende Annahme, dass Cannabis aus Asien stammt und von den Menschen durch Kultivierung nach Europa gebracht wurde, muss korrigiert werden. Wie Forscher kürzlich publizierten, konnten in Bulgarien fossile Hanfpollen und Samen aus dem Spätmiozän (vor 11 bis 6 Millionen Jahren) gefunden werden; weitere Pollen aus dem Eopleistozän (vor 1,8 bis 1,2 Millionen Jahren) wurden in Russland, Rumänien und Kasachstan entdeckt. Doch damit nicht genug: In Italien und Polen konnten zweihundert- bis einhunderttausend Jahre alte Cannabis-Rückstände nachgewiesen werden, Funde in Bulgarien, Russland, Estland, Griechenland und der Ukraine wurden auf ein Alter von siebzig- bis Fossile Hanfsamen und -pollen gab es in Europa schon im Spätmiozän (vor 11 bis 6 Millionen Jahren). Foto: PD

achtzehntausend Jahren datiert. All diese Daten zeigen, dass Cannabis in Europa schon immer heimisch war, zumindest aber schon lange, bevor es den Menschen gab. Für Mitteleuropa werden die ältesten bisher ermittelten Angaben über das Vorkommen von Hanf auf die Zeit vor etwa 18.000 Jahren datiert (Funde an der Grenze zwischen Tschechien und Deutschland). J.M. McPartland et al. (2018), Cannabis is indigenous to Europe and cultivation began during the Copper or Bronze age: a probabilistic synthesis of fossil pollen studies, Veget. Hist. Archaeobot. 27: 635–48.

Etruskische Pilze  Ich führte eine eingehende Untersuchung der an Pilze erinnernden estruskischen Grabstätten (Nekropolen) durch, die in Italien zu finden sind und bereits ab dem 6. Jahrhundert vor Christus in Form von Steinhäu-

Pilzförmige Steinbauten der Etrusker.  Foto: GS

sern errichtet worden waren. Auf dem ehemaligen Territorium der Etrusker in Mittelitalien sind Hunderte dieser Grabstätten bis heute erhalten und bergen die eingeäscherten Reste von Kriegern, Frauen und sogar Kindern. Die sehr pilzähnliche Form dieser Steinbauten ist eines der Phänomene, die mir seit langem Kopfzerbrechen bereiten.

ETHNOBOTANIK Pipiltzintzintli  Gordon Wasson identifizierte Salvia divinorum 1963 unter dem alten aztekischen Namen pipiltzintizintli. Allerdings war Wasson durchaus bewusst gewesen, dass die Datenlage dazu nur bedingt aufschlussreich war. Obwohl sich die Bezeichnung pipiltzintizintli in der psychedelischen Literatur als Name für die Wahrsagesalbei etablieren konnte, waren viele Autoren damit nicht ganz einverstanden – wie sich herausstellte, zu Recht: Eine erneute Analyse historischer Dokumente der mexikanischen Inquisition ergab, dass nicht nur Salvia divinorum als pipiltzintizintli bezeichnet wurde, sondern darüber hinaus eine Vielzahl anderer Pflanzen, zum Beispiel einige Leguminosen der Gattungen Erythrina, Rhynchosia, Pischidia sowie auch die Hanfpflanze, die nach der Besatzungszeit aus Europa eingeführt wurde. Dass der Hanf während

GIORGIO SAMORINI (* 1957 in Bologna, Italien) ist Ethnopharmakologe und Drogenforscher. Mitbegründer der Italienischen Gesellschaft für die Erforschung veränderter Bewusstseinszustände und Herausgeber der ethnobotanischen Fachzeitschrift Eleusis. Er war der erste Weiße, der in Gabun (West­afrika) in den Bwiti-Kult (Iboga-Kult) eingeweiht wurde. www.samorini.it


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Luc y’s Rau sch Nr. 8

der Kolonialzeit pipiltzintizintli genannt wurde, wird nun durch unwiderlegbare Fakten bestätigt. N.A. Olvera-Hernández und J.D. Schievenini-Stefanoni (2018): Denominaciones de la marihuana en México. Investigación documental de la relación entre el pipiltzintzintli y la planta de cannabis (siglos XVI-XIX), Revista Cultura y Droga 22: 59–77.

BIOCHEMIE Pilze  In Vietnam befällt der Pilz Ophiocordyceps heteropoda als Parasit die Larven einer Zikadenart. Das Myzelium verbreitet sich im Larvenkörper und tötet die Larve ab, worauf die großen und länglichen Fruchtkörper des Pilzes aus dem Inneren des Kadavers wachsen. Die Zikadenlarven werden gewöhnlich von den Bauern gesammelt und verspeist; wenn sie jedoch versehentlich Zikadenlarven essen, die von dem Die Fruchtkörper wachsen aus dem Schmarotzerpilz befalKadaver der Zikade.  Foto: Gs len sind, resultiert das in einem Rausch mit Halluzinationen, Schwindel und starker Mydriasis (Weitstellung der Pupille). Die biochemische Analyse ergab die überraschende Erkenntnis, dass dieser Pilz Ibotensäure produziert, den Wirkstoff des Fliegenpilzes (Amanita muscaria).

ARTENSCHUTZ Peyote  Katalanische Agronomen sind besorgt darüber, dass der Peyote-Kaktus mittelfristig vom Aussterben bedroht ist. Insbesondere in den USA wird der Kaktus für die religiöse Nutzung häufig verwendet und der psychedelische Tourismus tut sein Wildwachsender Peyote (oben), BabyÜbriges, die Anzahl Peyote auf Gelatine-Nährboden.  Fotos: PD, GS wildwachsender Peyote stetig zu dezimieren. Deshalb entwickeln die Agronomen derzeit neue Techniken, die der schnellen Saatkeimung auf Gelatine-Nährböden dienen, mit dem Ziel, in Zukunft den Weltmarkt mit Kulturpflanzen versorgen zu können und eine breitgefächerte Wiederaufforstung der Kakteen in der amerikanischen Wüste zu fördern. C. Cortés-Olmes et al. (2018): In vitro germination and growth protocols of the ornamental Lophophora williamsii (Lem.) Coult. as a tool for protecting endangered wild populations, Scientia Horticulturae 237: 120-7.

Uyen Vy Doan et al. (2017): Unintentional ingestion of Cordyceps fungus-infected cicada nymphs causing ibotenic acid poisoning in Southern Vietnam, Clinical Toxicology 55: 893-6.

UNNÜTZE STUDIEN Salvinorin A  15 türkische Salvia-Arten produzieren Salvinorin A, das psychoaktive Neoclerodan-Diterpen der mexikanischen Zauberpflanze Salvia divinorum. Es ist das erste Mal, dass dieses hochwirksame psychedelische Molekül in anderen Pflanzen nachgewiesen werden konnte. Da Salvino­ rin A bei 200 bis 500 μg aktiv ist, wenn es geraucht oder vaporisiert wird, könnten die folgenden Arten potenziell psychoaktive Effekte induzieren:

Salvia glutinosa und Salvia verticillata wachsen übrigens auch in Süd- und Mitteleuropa.

Ayahuasca und Schwangerschaft  Wenn man 25 schwangeren Ratten an 15 aufeinanderfolgenden Tagen vier- bis achtmal mehr Ayahuasca verabreicht, als in der brasilianischen União do Vegetal verwendet wird (wo man das Gebräu nie an 15 aufeinanderfolgenden Tagen verabreicht), so kann der eifrige Wissenschaftler den Tod von 50 Prozent der Ratten nachweisen. Außerdem lassen sich bei den überlebenden Tieren Zellanomalien des Fötus feststellen. Daraus allerdings die Schlussfolgerung zu ziehen, dass Ayahuasca sich toxisch auf die Entwicklung auswirkt, erinnert stark an die Trash-Studien der 60er Jahre, die angeblich die Teratogenität (Herbeiführung embryonaler Fehlbildungen) von LSD nachwiesen, mit dem Ziel, ein Verbot herbeizuführen.

Seda Damla Hatipoglu et al. (2017): Screening of hallucinogenic compounds and genomic characterisation of 40 Anatolian Salvia species, Phytochemical Analysis 28: 541-9.

Luciana Gueiros da Motta et al. (2018): Maternal and developmental toxicity of the hallucinogenic plant-based beverage ayahuasca in rats, Reproductive Toxicology 89: 207-12.

Salvia Salvia Salvia Salvia Salvia Salvia

recognita Fisch et C.A. Mey. (ab 212 μg/g) cryptantha Montbret et Aucher ex Benth. (ab 51,5 μg/g) multicaulis Vahl (ab 30 μg/g) verticillata L. (ab 30 μg/g) glutinosa L. (ab 39 μg/g) potentillifolia Boiss. et Heldr. ex Benth. (ab 21,6 μg/g)



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L u c y ‘ s R a u s c h Nr.  8

Terpene werden unter anderem in den Trichomen der Cannabisblüten gebildet.  Foto: Dreamstime

Terpene im Cannabis Unsichtbare Botschafter mit Potential TEXT

C

Michael Knodt

annabis-Sorten unterscheiden sich nicht nur äußerlich voneinander, sondern auch im Geruch. Während der Hauptwirkstoff THC, aber auch andere Cannabinoide wie CBD, THC-V und CBN geruchlos sind, enthält Cannabis zahlreiche chemische Verbindungen, die für die Geruchsbildung verantwortlich sind. Bei diesen Verbindungen handelt es sich um verschiedene Terpene und Terpenoide. Terpene sind ungesättigte Kohlenwasserstoffe, während Terpenoide oxidiert sind und dadurch noch zusätzliche funktionale Gruppen

besitzen. Terpene werden in den Zellwänden und den Trichomen der Cannabisblüten gebildet und werden durch Trocknen und Fermentieren zu Terpenoiden. Bisher konnte man in Cannabis über zweihundert Terpene nachweisen, wobei die Zahl mit zunehmender Forschung stetig nach oben korrigiert werden muss. Man vermutet, dass Terpene für eine Vielzahl von biologischen Funktionen in der Cannabispflanze verantwortlich sind. Einige dienen neben den Cannabinoiden als Schutz gegen Austrocknen; andere wehren Bodenpilze ab, sind also fun- }


106  TERPENE

Die wichtigsten Terpene der Cannabispflanze Myrcen

Linalool

Limonen

Das in Cannabis am

(S)-(+)-Linalool

(R)-Limonen

häufigsten vorkommende

(R)-(−)-Linalool

(S)-Limonen

Terpen Myrcen findet sich oft in Pinus-Arten (Kiefern), Wacholder, AmomumMango, Fenchel, Estragon, Dill, Beifuß, Engelwurz, Hopfen sowie Hanf und vielen anderen Pflanzen. Myrcen dient zur Herstellung von Geruchs- und Geschmacksstoffen für Parfümherstellung und in der Pharmazie. Aroma: scharf, leicht metallisch, Hopfengeschmack Medizinische Anwendung: Beruhigend, sedierend, krampflösend, spasmolytisch, antimikrobiell (u.a. gegen Staphylokokken). In Studien konnte eine Wirkung von Myrcen bei der Behandlung von Bilharziose (Schistosomiasis) nachgewiesen werden. Patienten berichten zudem über eine schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung. Neuesten Untersuchungen zufolge kann Myrcen den Widerstand der Blut-HirnSchranke verringern und so den Wirkungsgrad von Medikamenten grundsätzlich erhöhen. Cannabis-Sorten mit hohem Myrcen-Anteil*: Hindu Kush, El Nino, Himalayan Gold, Skunk #1, White Widow

Linalool ist eine klare, farblose Flüssigkeit

Limonen ist das in allen Pflanzen am

und Bestandteil vieler ätherischer Öle.

häufigsten vorkommende Terpen mit

Linalool gehört zu den Aromen im Wein

zwei grundlegend unterschiedlich

und ist eine wichtige Komponente des

riechenden Erscheinungsformen: Das

Muskateller-Bouquets. Es kommt

D-(+)-Limonen, kurz als (+)-Limonen

hochkonzentriert in Lavendel, aber auch

bezeichnet, sowie das (S)-(–)-Limonen,

in Koriander, Hopfen, Muskat, Ingwer,

kurz (-)-Limonen.

Bohnenkraut, Zimt, Basilikum, Majoran,

(+)-Limonen ist in Pomeranzenschalen,

Thymian, Oregano, schwarzem Pfeffer,

Kümmel, Dill, in Koriander, in Zitronen

Safran und anderen Gewürzpflanzen vor.

und in Orangen enthalten und weist

Die industrielle Produktion

einen orangenartigen Geruch auf. Alle

übertrifft die natürliche um

Zitrusfrüchte enthalten große Mengen

ein Vielfaches.

(+)-Limonen, aber auch viele Gräser und

Aroma: blumig, leicht

zahlreiche anderen Blumen enthalten

zitrusartig, süß, seifig

hautreizende Terpene in großen Mengen.

Medizinische Anwendung: beruhigend, sedierend, krampflösend; kann Akne-Symptome lindern.

Foto: pxhere

(Ingwer)-Arten, Minze, Salbei, Kümmel,

(–)-Limonen ist in Edeltannen und in Pfefferminze in hoher Konzentration enthalten. Es riecht nach Terpentin und kommt neben Kiefern und Fichten auch in

Cannabis-Sorten mit

Orangenblüten, der Muskatnuss und dem

hohem Linanool-­Anteil*:

Kampherbaum vor. Beide Isomere werden

G-13, Amnesia Haze,

aus natürlichen Grundstoffen destilliert.

Lavender, L.A. Confidential,

Alle «Lemon»-Sorten oder anderen

White Rhino und Great White

zitrusartig-ätherisch duftenden Can-

Shark.

nabis-Sorten enthalten viel D-(+)-Limonen, während erdig-waldig duftende Lavendelblüte.

gizid. Es gibt Terpene, die für Pflanzen als Tier- und Insektenabwehr fungieren; bei anderen wurden bereits antibiotische Eigenschaften nachgewiesen. Ausschlaggebend für den Terpen-Gehalt einer Cannabissorte ist ihre Herkunft; aber auch Fakto-

Ähnlich wie Dopamin oder Serotonin können Terpene die Wahrnehmung verändern. ren wie Anbaubedingungen, Lichtintensität und Nährstoffverfügbarkeit wirken sich positiv oder negativ auf die Bildung dieser sekundären Pflanzenstoffe aus. Als flüchtige Kohlenwasserstoffe verdampfen Terpene schnell, sobald sie mit Luft in Berüh-

Strains viel D-(-)-Limonen enthalten.

rung kommen. Deshalb duften die meisten Pflanzen bei Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen am späten Vormittag viel stärker als am späteren Nachmittag. Um das Verdampfen der Terpene zu verhindern, trocknen erfahrene Hanfgärtner ihre Pflanzen in einer dunklen Umgebung bei möglichst niedrigen Temperaturen. Leider gibt es zur medizinischen Anwendung der in Cannabis vorkommenden Terpene so gut wie keine aussagekräftigen Studien. Doch in den USA und Kanada dokumentieren Produzenten und Abgabestellen von medizinischem Cannabis seit Jahren die Erfahrungen ihrer Patienten. Terpene können die Stimmung beeinflussen; die aktuelle Forschung vermutet eine Wechselwirkung mit den in der Cannabispflanze enthaltenen Cannabinoiden. Ähnlich wie Dopamin oder Serotonin können Terpene die Wahrnehmung verändern, indem sie


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L u c y ’s R a u s c h Nr.  8

Caryophyllene

Sergio Rasmann von der Universität Neuchâtel hatte bereits 2005 entdeckt, dass es auch von Maispflanzen genutzt wird, um Fraßfeinde wie den Maiswurzelbohrer abzuwehren. β-Caryophyllen

Zitronen.  Foto: Pixabay Pflanzen machen sich Limonen bei der Abwehr von Raubtieren oder Schädlingen zunutze. In der Aromatherapie heißt es, dass Limonen Aufmerksamkeit und Konzentration steigert. Aroma: zitrusartig (das (+)-Limonen), Terpentingeruch (das (-)-Limonen) Medizinische Anwendung: Die Zeitschrift Cancer Prevention Research veröffentlichte 2013 eine humanmedizinische Studie an über 40 Brustkrebspatientinnen, die eine positive Wirksamkeit von Limonen auf die Tumorgröße bei Brustkrebs bewies. Eine Studie aus dem Jahr 2014 in Frankreich, die in der Zeitschrift Bentham Science unter dem Titel «Anti-Inflammatory and Anti-Allergy-Agents in Medical Chemistry» publiziert wurde, folgert, dass Limonen stark entzündungshemmende

Alpha- und Beta-Caryophyllen

Caryophyllene sind in ätherischen Ölen

lockt räuberische Nematoden (Hetero­ rhabditis megidis) an, welche die Fraßfeinde befallen und den Maiswurzel-

enthalten. Es gibt α-Caryophyllen

bohrer empfindlich dezimieren.

(Humulen) und β-Caryophyllen

Aroma: holzartig

(abgekürzt E-BCP für (E)-β-Caryophyl-

Erfahrungen bei der medizinischen

len). Das charakteristische Aroma kennt

Anwendung: CB2-selektive Moleküle wie

man von Nelkenöl. Caryophyllene

β-Caryophyllen zeigen ein großes

verleihen schwarzem Pfeffer seinen

Potenzial bei der Bekämpfung vieler

Geschmack und dienen der Tabakindust-

entzündlicher Erkrankungen von Arthritis

rie als natürlicher Aromazusatz. Eine

über Blasenentzündung und Multiple

Studie der ETH Zürich hat 2013

Sklerose oder auch HIV-assoziierter

nachgewiesen, dass sich das Terpen

Demenz. Tierstudien haben zudem

α-Caryophyllen an die CB2-Cannabi-

gezeigt, dass β-Caryophyllen bei der

noidrezeptoren binden kann und dadurch

Bekämpfung von Depressionen und

für die entzündungshemmende Wirkung

Angstzuständen wirksam sein könnte.

von Cannabis mitverantwortlich ist.

Cannabis-Sorten mit hohem

Weil es auf den CB2-Rezeptor wirkt,

β-Caryophyllen-Anteil*: Hash Plant,

ist das Terpen gleichzeitig ein hochwirk-

Skywalker OG, Chemdawg

sames Cannabinoid-Analogon mit entzündungshemmenden Eigenschaften.

Eigenschaften aufweist. Cannabis-Sorten mit hohem Limonen-Anteil*: (+)-Limonen: Lemon Haze, Amesia Haze, Cannatonic; (-)-Limonen: Sour Diesel, New York Diesel, Pine Tar Kush

neuronale Rezeptoren blockieren oder auch Einfluss auf die Durchlässigkeit der Zellmembranen von Neuronen haben. Einige Terpene wie das weiter unten erwähnte Pinen oder Caryophyllen sind an und für sich bereits gut erforscht und verfügen über einen nachgewiesenen medizinischen Nutzen. Doch das Wechselspiel mit Cannabis und dessen Ingredienzien bleibt der fehlenden Studien wegen bis heute reine Gefühlssache. Trotzdem scheinen olfaktorische Reize eine entscheidende Rolle bei der medizinischen Verwendung von Hanfblüten zu spielen. Bei einer Untersuchung aus dem Jahr 2011 zu Formen des Konsums gaben nur 1,8 Prozent von 953 Patienten an, synthetische THC-Arzneimittel gegenüber inhalierten Pflanzen-Vollextrakten, Konzentraten oder Blüten zu bevorzugen. Dieses als Entourage-Effekt bekannte Phänomen (vgl. Lucy’s

Pfeffer. Foto: pxhere

Nr. 4) wird von Cannabis-Patienten auf der ganzen Welt bestätigt. Forschung tut not Vielleicht wird es sich in einigen Jahren herausstellen, dass die in der Übersicht aufgeführten Terpene gar nicht die wichtigsten sind, die in Cannabisblüten enthalten sind, weil bislang nur ein kleiner Teil erforscht wurde. Da THC als Monosubstanz jahrzehntelang im Fokus medizinischer Forschung stand, wurde die Wechselwirkung mit anderen Inhaltsstoffen der Cannabis-Pflanze bislang vernachlässigt. THC- und CBD-Gehalt sind die einzigen Kriterien; andere Inhaltsstoffe von Medizinalhanfblüten spielen in Europa bislang eine untergeordnete Rolle. Nur wenige Produzenten veröffentlichen Terpen-Profile oder Profile anderer Cannabinoide wie THC-V oder CBN. }


108  TERPENE

Borneole

Pinen In Leserichtung: (+)-a-Pinen (–)-a-Pinen (+)-b-Pinen (–)-b-Pinen

(+)-Borneol und (−)-Borneol

Borneole sind Bestandteile vieler ätherischer Öle. (+)-Borneol (Borneo Camper) findet man hauptsächlich im ätherischen Öl des auf Sumatra und

Pinen kommt natürlich als α-Pinen und

Borneo heimischen Kampherbaums.

β-Pinen vor. α-Pinen und β-Pinen können

Hingegen findet man (–)-Borneol (Ngai

in höheren Dosen Reizungen von Augen,

Camper) in Koriander, Baldrian,

Atemwegen und Haut auslösen. Pinen ist

Zitronen, Absinth und anderen

in Kiefernharz und anderen Baumharzen

Heilpflanzen. Borneol riecht stark nach

enthalten und verantwortlich für deren

Kampher. Es charakterisiert das

einzigartiges Aroma. Auch Rosmarin,

unverwechselbare Aroma reiner

Eukalyptus und Salbei enthalten viel

Haze-Sorten und soll beruhigend wirken.

Pinen. α-Pinen wird als Aromastoff in der

Medizinische Anwendung: Borneol kann die Aufnahmefähigkeit von Medikamenten verbessern. In der traditionellen chinesischen Medizin wird es als Schlaf- und Schmerzmittel eingesetzt. Cannabis-Sorten mit hohem Borneol-Anteil*: Jack Herer, Super Silver Haze, Neville’s Haze, Haze#5

Lebensmittelindustrie verwendet. Aroma: Harzig, riecht nach Nadelholz Medizinische Anwendung: Pinen ist schleimlösend und wird in der Medizin als Hustenmittel und als Antiseptikum eingesetzt. α-Pinen wirkt möglicherweise antientzündlich und zumindest außerhalb lebender Organismen antimikrobiell. In niedrigen Dosen wirkt

Rosmarin.  Foto: Plenuska α-Pinen atemreizlindernd. Neuesten Studien zufolge soll es helfen, durch THC hervorgerufene Beeinträchtigungen der Wahrnehmung und Gedächtnisleistung zu mindern. Pinen sorgt für den einzigartigen Skunk-Geruch alter und neuer Kreuzungen. Durch Einwirkung von Hitze kann β-Pinen in Myrcen umgewandelt werden. Cannabis-Sorten mit hohem Pinen-Anteil*: Headband, Haiwaiian Kush, Jack Herer

* Nicht alle Phänotypen dieser Sorten werden über einen gleich hohen, stabilen Gehalt dieses Terpens verfügen. Da es für Cannabis-Samen keine Standardisierung gibt, weisen aus unterschiedlichem Saatgut gezogene Phänotypen derselben Sorte oft Schwankungen beim Wirkstoffgehalt und den Inhaltsstoffen auf. Erfahrene Gärtner sowie professionelle Produzenten nutzen zur Stabilisierung und Standardisierung Mutterpflanzen und Klone. Zur Feststellung des Terpengehalts bedarf es zudem sehr teurer Labortechnik. Die eigene Nase ist immer noch das beste Werkzeug, um die dominierenden Terpene einer Sorte zu bestimmen.

Aber schon jetzt gibt es vielversprechende Ergebnisse zum kombinierten Einsatz verschiedener Terpene und Cannabinoide. Linalool und Limonen zeigen zusammen mit dem Cannabinoid CBG vielversprechende Ansätze bei der Behand-

Die Terpen-Forschung kann medizinischem Cannabis ganz neue Einsatzfelder eröffnen. lung von MRSA, den gegenüber Antibiotika resistenten Keimen, die auch als Krankenhausbakterien bekannt sind. Eine Kombination aus den Terpenen Pinen, Mycren und Caryophyllen wirkt beruhigend und lindert Angstattacken. Zudem wird derzeit an einer Kombination aus Linalool,

Limonen und CBD als Behandlungsmöglichkeit gegen Akne geforscht. Bei den hier beschriebenen Terpenen handelt es sich nur um die am häufigsten vorkommenden und am besten erforschten Aromastoffe der Can­ nabispflanze. Darüber hinaus gibt es noch unzählige mehr, die noch nicht entdeckt sind oder deren Wirkung bislang nicht oder nur schlecht erforscht ist. Sobald die Terpene und ihre Wechselwirkung mit Cannabinoiden und anderen sekundären Pflanzenstoffen wie Flavonoiden erforscht sind, können gezielt spezifisch wirkende Cannabis-Sorten entwickelt werden. Die Terpen-Forschung kann medizinischem Cannabis ganz neue Einsatzfelder eröffnen, ohne den Einsatz von Gentechnik, Pestiziden und Fungiziden sowie CO²-neutral.  lucys-magazin.com/autoren/michael_knodt



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L u c y ’s R a u s c h Nr. 8

IMPRESSUM Lucy’s Rausch Nr. 8 November 2018 ISBN 978-3-03788-475-1 ISSN 19867 014805 Lucy‘s Rausch erscheint zweimal jährlich. Nächste Ausgabe: Frühling 2019 Herausgeber Roger Liggenstorfer Nachtschatten Verlag AG Kronengasse 11 CH-4500 Solothurn Fon: +41 32 621 89 49 info@nachtschatten.ch www.nachtschatten.ch www.lucys-magazin.com Chefredaktion Markus Berger markus@lucys-magazin.com Redaktion Roger Liggenstorfer roger@lucys-magazin.com Mitarbeiter dieser Ausgabe Wolfgang Bauer, Christoph Benner, Mirko Berger, Hans Cousto, Christoph Gassmann, Stefan Haag, Kevin Johann, Michael Knodt, Claudia Müller-Ebeling, Tine Müller, Linus Naumann, Christian Rätsch, Giorgio Samorini, Wolf Schneider, Susanne G. Seiler, Wolf-Dieter Storl, Achim Zubke

Bild- und Textredaktion Nina Seiler nina@lucys-magazin.com Layout Nina Seiler; Mitarbeit: Felix Mäcke Umschlaggestaltung Sven Sannwald sven@nachtschatten.ch Anzeigen / Marketing Michaela Renggli michaela@nachtschatten.ch werbung@lucys-magazin.com Administration Barbara Blankart barbara@lucys-magazin.com Abo-Verwaltung Lukas Emmenegger lukas@lucys-magazin.com Botschafter-Administration Jutta Berger jutta@lucys-magazin.com Bankverbindungen Schweiz Regiobank Solothurn Konto-Nr.: 443.213.16.114 IBAN: CH2008785044321316108 BIC RSOSCH22 Deutschland Postbank Hamburg Konto-Nr. 969 792 202 IBAN: DE35 2001 0020 0969 7922 02 BIC: PBNKDEF, Vermerk: Lucys Rausch

Druck Gedruckt auf Circlematt (135 g/m²) 100% Recyclingpapier bei Druckerei & Verlag Steinmeier, Deiningen. Printed in Germany Vertriebe Pressevertrieb (Kioske, Supermärkte, Bahnhof- & Flughafenbuchhandlungen) IPS Pressevertrieb GmbH 53334 Meckenheim www.ips-pressevertrieb.de Buchhandel Schweiz AVA Verlagsauslieferung, Affoltern a.A. Head- & Hanfshops Schweiz Nachtschatten Versand versand@nachtschatten.ch Buchhandel, Head- & Hanfshops Deutschland & Österreich LKG, Rötha/Leipzig flora.ihlau@lkg-service.de Vertreterin Deutschland: Ines Schäfer service@verlagsvertretung-schaefer.de Vertreterin Österreich: Elisabeth Anintah-Hirt anintah@msn.com Namentlich gekennzeichnete Texte geben nicht unbedingt die Meinung von Redaktion und Herausgeber wieder.

Bitte beachten Sie unsere «Charta für eine Kultur des Rausches» auf lucys-magazin.com/charta. Beachten Sie auch die Inserate unserer Werbepartner und gleichzeitig das geltende Recht Ihres Landes. Der Verlag ruft weder zu illegalem Drogenkonsum auf, noch beabsichtigt er, diesen zu fördern.

VERKAUFSSTELLEN Lucy‘s Rausch ist im Kiosk-, Presse- und Buchhandel sowie in folgenden Head- & Growshops erhältlich (Stand Oktober 2018):

SCHWEIZ  BASEL  Sibannac GmbH, Güterstr. 138 (im Hinterhof), 4053 Basel, visionofhemp.ch • Zum Hinkelstein, Baslerstr. 7, 4103 Bottmingen BERN  KALISHA, Rathausgasse 47, 3011 Bern, kalisha.ch • Secret Nature, Kramgasse 68, 3011 Bern, secret-nature.ch LUZERN  Artemis GmbH, Murbacherstrasse 37, 6003 Luzern SOLOTHURN  Babacool, Löwengasse 4, 4502 Solothurn, babacool.ch • Nacht­ schatten Shop, Kronengasse 11, 4500 Solothurn, nachtschatten.ch

ST. GALLEN  BREAKshop, Gaiserwaldstr. 16a, 9015 St. Gallen, www.breakshop.ch THUN  Secret Nature, Obere Hauptgasse 11, 3600 Thun, secret-nature.ch ZÜRICH  Bio Top Center GmbH, Konrad­str. 28, 8005 Zürich, biotop-zuerich.ch • Grünhaus AG, Herostr. 7, 8048 Zürich, gruenhaus-ag.ch

DEUTSCHLAND ACHERN Kulturkiosk Fumamour, Kapellenstr. 4, 77855 Achern ALTENMEDINGEN  Kudra NaturBewusstSein, Im Dorfe 1B, 29575 Altenmedingen-Bohndorf, kudra.net AMBERG  Coffeeshop, Georgenstr. 45, 92224 Amberg, coffee-shop-amberg.de

BERLIN  Buchladen Schwarze Risse, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin • Kaya Foundation, Schliemannstr. 26, 10437 Berlin, kayagrow.de • Klaus der Gärtner, Straßmannstr. 1, 10249 Berlin, klausdergärtner.de • Sensatonics, Teilestr. 11-16, T.0, 12099 Berlin, sensatonics.de • Verdampftnochmal, Karl-Kunger-Str. 28, 12435 Berlin, verdampftnochmal.de BRUCHSAL  Planet Blunt, Bannweideweg 4, 76646 Bruchsal, planet-blunt.de DÜSSELDORF  White Rabbit, Dorotheenstr. 82, 40235 Düsseldorf, headshop-white-rabbit.de FRANKFURT/M.  Mr. Nice-Growshop, Große Seestr. 36, 60486 Frankfurt, mr-nice-shop.com


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VORSCHAU

Nr. 9

Frühling 2019

SCHWERPUNKT: PSYCHOAKTIVA UND SPIRITUALITÄT

Jeremy Narby Rausch: Eine nüchterne Betrachtung quer durch die Kulturen

Bufo alvarius Das Interview zum Film

Govert Derix Ayahuasca-Philosophie

Die Alchemistische Divination nach Ralph Metzner Angewandte Psychonautik

Der Herr der Blotter: Mark McCloud Fotos: Archiv, PD, ZVG

Die bunte Welt der Pappen, Papers und Tickets sowie zahlreiche Beiträge zu Psychedelik, Rauschkunde, Psychonautik, Ethnobotanik und Drogenpolitik ... HAMBURG  Zaubertrank, Mexikoring 11a, 22297 Hamburg, zaubertrank-hamburg.de LUDWIGSBURG  Green Planet, Abelstr. 47/49, 71634 Ludwigsburg MAINZ  Der Hänfling, Gärtnergasse 5, 55116 Mainz, derhaenfling.de MALSCH  Kalidat Grow- & Headshop, Am Bahnhof 6, 69254 Malsch, kalidat.de MANNHEIM  New Asia Headshop, F1, 10 (Nähe Paradeplatz), 68159 Mannheim, new-asia-headshop.de • Bock Shop GmbH, Keplerstrasse 33, 68165 Mannheim MARBURG  Sirius Buchhandlung, Barfüßerstr. 13, 35037 Marburg, thefinalembrace.de NEU-ANSPACH  Shambala, Ostpreussenstr. 27, 61267 Neu-Anspach, shambhala-shop.de

NÜRNBERG  Aeroponik Systems, Austr. 71, 90429 Nürnberg REUTLINGEN  HanfHaus Reutlingen, Weingärtnerstr. 27, 72764 Reutlingen, hanfhaus-reutlingen.de ROSSDORF  Syntropia, Industriestr. 20, 64380 Roßdorf, syntropia.de, www.rauschkunde.net ULM  Hanf-Lager Ulm, Zinglerstraße 1, 89073 Ulm, hanflager.de

ÖSTERREICH SALZBURG  Cosmic 5 KG, Schallmoser Hauptstraße 29, 5020 Salzburg, cosmic5.at WIEN  Hanf & Hanf, Lasallestraße 13, 1020 Wien, hanf-hanf.at

KANARISCHE INSELN LA GOMERA  Tienda Ansiria, C/Abisinia 8, Vueltas, 38870 Valle Gran Rey Aktualisierte Liste unter www.lucys-magazin/verkaufsstellen In Deutschland findet man Lucy‘s Rausch über mykiosk.com.


Berauschend! Bisherige Ausgaben Kapitel

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Nr. 2 / Herbst 2015 / CHF 18.50 / € (D) 14.80 / € (A) 15.30

Sammelschuber für 8 Lucy‘s-Rausch-Ausgaben Nun ist er da:

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Ralph Metzner: Die Kröte und der Jaguar • Timothy Leary • Cannabis als Medizin • Nana Nauwald • Gerhard Seyfried • Adi Dittrich • Neuer PsilocybinPilz • Drug Checking = Safer Use • Holotropes Atmen • Peyote-Weg • Progressive Psytrance

ISBN 978-3-03788-401-0 € 14.80 / Fr. 18.50

ISBN 978-3-03788-402-7 € 14.80 / Fr. 18.50

Bicylce 75 Jahre LSD-Erfahrung HR Giger –Day: Das grosse Interview Vater des LSD: Albert Hofmann – Besuch im Val-de-Travers Absinthe Geburt einer psychedelischen Bewegung – Falsche Perspektiven Legal Highs Rätsch: LSD und Musik die Verbesserung der Welt ElChristian Pepe – oder Stanislav Grof: Der des Psychonauten – EinWeg Gespräch mit Albert Hofmann Unterwegs mit Timothy Leary dem LSD-Entdecker

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Ketamin Depressionen HR Giger gegen – Das grosse Interview MDMA in –der Psychotherapie Besuch im Val-de-Travers Absinthe Drogen auf –Reisen mit Stefan Haag Falsche Perspektiven Legal Highs Dissoziativa El Pepe – oder die Verbesserung der Welt Dendrobium: Eine psychoaktive Orchidee – Ein Gespräch mit Albert Hofmann Lucys Geschichte: John C. Lilly dem LSD-Entdecker

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Auf dem Peyote-Weg

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Cannabis als Medizin: Die politische Lage Holotropes Atmen

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

CHF 18.50 / € (D) 14.80 / € (A) 15.30

Die Geburt der psychedelischen Kultur Heimische Psilocybin-Pilze Timothy Leary: Die Zeit in Harvard

Nr. 7/ Frühjahr 2018

Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Kultur

Nr. 4 / Herbst 2016 CHF 1 8.50 / € (D) 14.80 / € (A) 15.30

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Ralph Metzners Welten des Bewusstseins • Ethnobotanik: DMT und 5-MeO-DMT • Cannabiskonzentrate und DabbingKultur • Steve Stoned • Christian Rätsch • Ketamin auf dem DanceFloor • Hanscarl Leuner

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Progressive Psytrance Roberdo Raval dem LSD-Entdecker

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Der Sammelschuber im schlichten, auffällig edlen Design. Dieser sorgfältig hergestellte Schuber bietet 8 Ausgaben von Lucy‘s Rausch Platz, um sie vor Staub und Licht geschützt ordentlich im Büchergestell aufzubewahren.

Die Kröte –und Jaguar Ralph Metzner HR Giger Das der grosse Interview Holotropes Atmenim Stanislav Grof et al. – Besuch Val-de-Travers Absinthe Timothy Leary in Harvard Mathias Bröckers – Falsche Perspektiven Legal Highs Kunst: / Gerhardder Seyfried oder Nauwald die Verbesserung Welt El Pepe –Nana Ein neuer Psilocybin-Pilz Jochenmit Gartz – Ein Gespräch Albert Hofmann

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Lucy’s Nummer 3

Ayahuasca • Luke Browns Kunst • Transformational Festivals • Barnim Schultze und das Akasha Project • Sasha Shulgin • Schadensminderung beim Feiern • Ethnobotanischer Pflanzenanbau: Windengewächse • Automatik-Cannabis • Reinkarnation ISBN 978-3-03788-403-7 € 14.80 / Fr. 18.50

Lucy’s Nummer 4

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LSD-Analoga und Verwandte • Die Kunst des herman de vries • Das Lied der Schmetterlinge • Albert Hofmann und Psychedelika vor dem Übergang • Safer Use III • Ethnobotanischer Pflanzenbau: Mohngewächse • Psilocybin-Pilze Europas • Cannabispolitik ISBN 978-3-03788-404-1 € 14.80 / Fr. 18.50

Lucy‘s Nummer 6

Geschichte des Schamanismus • Rapé – Schamanische Snuffs • Torsten Passie über Harry C. Kane • Die Opium-Moderne • Cannabis: alte Landrassen • Traumpflanzen • Frank Tempel • Meskalinforschung • Boom-Festival 2016

Ketamin gegen Depressionen • MDMA in der Psychotherapie • Drogen auf Reisen mit Stefan Haag • John C. Lilly, Bewusstsein und Delfine • L. Caroll und «Alice im Wunderland» • Cannabis-Medizin • Fliegenpilz trifft Ayahuasca

ISBN 978-3-03788-405-8 € 14.80 / Fr. 18.50

ISBN 978-3-03788-407-2 € (D) 14.80 / Fr. 18.50

Lucy‘s Nummer 7

Bicylce Day: 75 Jahre LSD-Erfahrung • Ludlow, Der Haschisch-Esser • AcidPioniere: Albert Hofmann / Timothy Leary / Stan Grof • Wie psychedelisch kann Cannabis sein • Christian Rätsch: LSD und Musik ISBN 978-3-03788-475-1 € (D) 14.80 / Fr. 18.50

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Keine Halluzination! Ab sofort bestimmst du den Abopreis selbst. Wir möchten, dass jeder sich Lucy‘s Rausch leisten kann. Dies ist unser Beitrag zum sozialen Ausgleich und das klare Statement, dass wir nicht nur von Selbstbestimmung und (Drogen-) Mündigkeit reden. Wir leben sie und trauen diese auch anderen zu – unseren Lesern sowieso!

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inkl. einer Nebenwirkung zu jedem Abo! ein Lucy’s-Postkarten-Set oder der aktuellen Lucy’s-Blotter (LSD-frei)

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bieten sich folgende Möglichkeiten:

→ ab € 100.–/Fr. 120.– bekomme ich einen Gutschein des Nachtschatten Verlags über € 25.– **) → ab € 300.–/Fr. 350.– für 6 Ausgaben bin ich Gönner inkl. Mitgliedschaft im Nachtschatten- Member-Club (vergünstigter Einkauf, eine gratis Neuerscheinung pro Jahr) → ab € 999.– / Fr. 1111.– Lucy‘s Rausch lebenslänglich inkl. jährlicher Überraschung!

Geschenk- oder Schnupper abo:

→ 2 Ausgaben für weiterhin € 27.–/Fr. 35.–

Abo zu bestellen mit der Postkarte im Magazin oder auf lucys-magazin.com/abo * Sollte der von dir gewählte Abo-Betrag die Porto- & Druckkosten unterschreiten, behalten wir uns vor, Rücksprache zu nehmen. Wir vertrauen auf deine Wertschätzung für unsere Arbeit. ** Diesen Betrag schreiben wir übrigens auch denjenigen gut, die uns ein Abo vermitteln, wie z.B.unseren Botschaftern: siehe www.lucys-magazin.com/abo Inspired by: www.zeitpunkt.ch


Nr. 8 / Herbst 2018

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Nr. 8  /  Herbst 2018

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