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Sylt

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Föhr

Föhr

Hier gibt es einige der teuersten Häuser Deutschlands, und selbst in den Dörfern gibt es exklusive Geschäfte. Im Dorf Keitum sind zwei der vielen schönen, renovierten Häuser als Museum eingerichtet.

Sylt Museum Foto: A. Jorsal

Sylt

Sylt ist keine besonders große Insel. Sie ist knapp 40 km lang und 350 m bis 13 km breit. Dennoch ist sie die größte deutsche Wattenmeerinsel und auch die Insel, die die meisten Touristen anzieht. Die Insel empfängt jährlich rund 600.000 Gäste, so dass sich die Bevölkerung von rund 21.000 Einwohnern jedes Jahr vervielfacht.

Sylt wird in den Medien gerne als das Urlaubsgebiet der wohlhabenden Deutschen dargestellt und wenn man hier ein Sommerhaus kaufen möchte, muss man sehr viel Geld in die Hand nehmen, denn die Immobilienpreise auf Sylt gehören zu den höchsten in ganz Deutschland. Viele Markengeschäfte und Restaurants befinden sich in reetgedeckten Häusern, die dem ursprünglichen Baustil der Insel sehr ähnlich sind. Nur im Hauptort der Insel, Westerland, haben sich moderne mehrstöckige Gebäude eingeschlichen. Bereits im 19. Jahrhundert wurde Sylt zu einem beliebten Reiseziel für Deutsche, die Strandurlaub machen und den

Für die Gegend charakteristische Tür. Eingang zum Sylt Museum Foto: A. Jorsal

40 km langen Sandstrand in einem Strandkorb genießen wollten.

Zuvor war Sylt eine Wattenmeerinsel mit vielen Seeleuten, die auf den Walfangbooten aus Hamburg, Holland und Norwegen fuhren, um von Frühling bis Herbst Wale im Seegebiet zwischen Grönland und Spitzbergen zu fangen.

Sylt Museum

Herrlichem Blick auf das Wattenmeer werden weit mehr Geschichten erzählt, als man glauben kann. Über die Geschichte der Insel, über die Seeleute von Sylt, über den Alltag, über Kleidung und Schmuck und über die Männer von Sylt, die einen Platz in der Geschichte eingenommen haben, wie Uwe Jens Lornsen. Er war der Sohn eines Kapitäns, wurde selbst aber Jurist und dann acht Jahre lang in Kopenhagen Beamter in der Kanzlei für Schleswig, Holstein und Lauenburg. 1830 wurde er Landvogt auf der Insel Sylt, d. h. Stellvertreter des dänischen Königs auf der Insel, aber es dauerte nicht lange, bis Uwe Jens Lornsen begann, für eine größere Unabhängig

Innenansicht aus dem Altfriesischen Haus Foto: A. Jorsal

keit Schleswig-Holsteins zu kämpfen.

Unabhängig von den erzählten Geschichten verwendet das Museum leicht verständliche Texte, die die Besucher ansprechen. Trotz der begrenzten Größe des Museums gibt es auch Raum für wechselnde Kunstausstellungen mit Bezug zum Wattenmeer.

Am Kliff 19, Keitum soelring-museen.de/ syltmuseum

Altfriesisches Haus

Es ist, als würde man in der Geschichte zurückgehen und in die schönen Wohnräume und die gut ausgestattete Küche des Kapitäns eingeladen werden. Das Altfriesische Haus ist ein kleines Füllhorn an Kacheln, Holzschnitzereien, bemalten Möbeln und Wänden. Die Kleidung liegt ordentlich in der Truhe gefaltet und die Wiege steht bereit für die jüngsten Bewohner des Hauses. Es ist nicht groß, aber es macht Eindruck. In der alten Scheune an einem Ende des Hauses befindet sich eine archäologische Sammlung, die von einem ehemaligen Bewohner stammt: dem Lehrer, Organisten, Archäologen und Volkskundler Christian Peter Hansen (1803- 1879), einem der bekanntesten Söhne der Insel.

Eingang zum Altfriesischen Foto: A. Jorsal

Als Sylt sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an die vielen Badegäste auf der Insel anzupassen begann, sah Christian Peter Hansen den dringenden Bedarf, historische Gegenstände zu sammeln, um die Geschichte von Sylt zu vermitteln. Das Museum Altfriesisches Haus basiert auf der Privatsammlung des fleißigen Lehrers und ist heute als wohlhabende Kapitänswohnung eingerichtet.

Am Kliff 13 soelring-museen.de/ altfriesisches-haus

Das Dorf Keitum

Keitum ist in vielerlei Hinsicht ein sehr ungewöhnliches Dorf an der Ostseite von Sylt und einen langen Spaziergang wert. Das Dorf hat viele gut erhaltene Friesenhäuser mit Reetdächern, die man in den engen Gassen bewundern kann, in denen man im Prinzip Ruhe vor Autos hat, da man aufgefordert wird, außerhalb des Dorfes zu parken. Man muss nicht weit zwischen den bewundernswerten Fassaden gehen, bis man eine besondere Exklusivität spürt – sei es die hervorragende Sanierung der Häuser oder die exklusiven Geschäfte, die in einem Teil der Gebäude eingerichtet sind. Auch wenn man sich das Schaufenster des Immobilienmaklers ansieht, wird klar, dass man schon recht wohlhabend sein muss, um sich hier anzusiedeln. Hier kann ein Haus schon mal bis zu 4 Mio. Euro kosten.

Keitum ist eines der am besten erhaltenen Dörfer des Wattenmeeres und auch sehr schön oben auf dem „Grünen Kliff“ gelegen, von wo aus man einen herrlichen Blick auf das Wattenmeer hat.

AUSERDEM

Biikebrennen und Pers Awten

Jedes Jahr am 21. Februar stehen auf Sylt neun Feuer bereit. Auf der ganzen Insel versammeln sich die Menschen in Gruppen und zünden ihre Fackeln an, bevor sie in Fackelprozessionen zu ihrem Feuer gehen, begleitet von Trompetenmusik. Am Feuer werden dann Reden gehalten, eine auf Deutsch und eine auf Friesisch, und wenn der friesische Redner „Tjen di Biike ön“ gerufen hat, werfen alle ihre Fackeln in das große Feuer, und auf der ganzen Insel lodern Feuern auf.

Solche Feuer gibt es auch auf anderen nordfriesischen Inseln und auf dem Festland, ebenso wie entlang der dänischen Wattenmeerküste, auf Rømø und auf Fanø. Dort heißt diese Tradition allerdings Pers Awten. Nach dem Feuer findet das traditionelle Grünkohlessen statt.

Heute brennen die Feuer, um den Winter in die Flucht zu schlagen und den Frühling zu begrüßen, aber im Laufe der Zeit hatte das Biikebrennen/Pers Awten unterschiedliche Bedeutungen. In der frühen Geschichte waren die Feuer ein Opfergeschenk für die nordischen Götter. Im 17. und 18. Jahrhundert war das Feuer der zentrale Teil eines großen Abschiedsfests für die vielen Männer, die sich mit Beginn des Frühlings auf die langen Walfangreisen nach Norden begaben.

Pers Awten Foto: Wasabi Film

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