THEATERMAGA ZIN OKTOBER 2017
© Katy Otto
Sehr geehrte Damen und Herren, liebes Publikum, endlich sind alle Kartons ein- und wieder ausgepackt. Die Kolleginnen und Kollegen werden ein Team. Die Büros wurden bezogen - die Proben im Jungen NTM haben begonnen und die ersten Premieren am NTM sind bereits über die Bühne gegangen. Ein Theaterfest hat stattgefunden, unzählige Hände wurden geschüttelt und viele Menschen lernen sich neu kennen. Alle versuchen Namen zu lernen mit Gesichtern und Funktionen. Ein großes Haus, das NTM. Druckerzeugnisse wurden neu gestaltet, in Auftrag gegeben und verschickt. Vielleicht auch schon erste Macken entdeckt, bestimmt auch bei sich selbst. Die neuen Bezeichnungen beim Bäcker gelernt. Öfter an Rapunzel gedacht im Turm der Feuerwache. Viele Menschen, die einem etwas bedeuten, eingeladen.
Ulrike Stöck Intendantin Junges Nationaltheater
Dann passiert es endlich! Die allererste Premiere für uns an einem neuen Ort, dem Jungen NTM. Mit einem mir wunderbar vertrauten Künstlerteam. Nichts könnte schöner sein, als mit einem in Afrika geborenen Portugiesen, einem Amerikaner und einem Mexikaner einen persischen, 900 Jahre alten Text zu befragen. Für Euch und Sie – Die Konferenz der Vögel. Und nichts könnte sich mehr nach Familie anfühlen, als mit einer weiteren Produktion zu eröffnen, die schon so viele Kinder gesehen und geliebt haben, mit Spielern, mit denen man schon einen weiten Weg gegangen ist – FrierSchlotterSchwitz nun in Mannheim. Und wir freuen uns gigantisch, Sie und Euch kennenzulernen. Ab dem 20. Oktober! Kommen Sie zahlreich und tanzen Sie mit uns und, ja richtig, den Möbeln. Herzliche Grüße Ihre Ulrike Stöck Intendantin Junges Nationaltheater
Eine Beilage zur Ausgabe vom 25. September 2017 TITELBILD FRIERSCHLOTTERSCHWITZ © FGruenschloss REDAKTION Christoph Bader (V.i.S.d.P.), Bastian Boß (bb), Ina Brütting (imb), Ingoh Brux (ib), Cordula Demattio (cd), Christine Diller (ced), Simone Doczkal (sd), Jan Dvorˇ ák (jd), Silke zum Eschenhoff (sze), Mariam Ilbertz (mi), Evelyn Kreb (ek, CvD), Carolin Losch (cl), Maya Maurer (mm), Katharina Parpart (kp), Julia Warnemünde (jw), Lisa Zehetner (lz) MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim e. V. KONZEPTION Anzinger | Wüschner | Rasp GESTALTUNG Michael J. Böhm FOTOS Hans Jörg Michel, Christian Kleiner ANZEIGEN Doris Horwedel DRUCK Mannheimer Morgen Großdruckerei und Verlag GmbH Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen, die in dieser Publikation im Maskulin verwendet werden, sind geschlechtsneutral zu verstehen. Gemeint sind alle Geschlechter. SERVICE Theaterkasse 0621 1680 150 Vorverkauf Junges NTM 0621 1680 302 Abobüro 0621 1680 160 Das Nationaltheater Mannheim, Eigenbetrieb der Stadt Mannheim, wird gefördert durch
Wir begeistern mit Energie. www.mvv.de
ALLES NEU! Spielzeiteröffnung am 20. Oktober 2017 im Jungen NTM Am Freitag, den 20. Oktober 2017 startet das Junge Nationaltheater schwungvoll in die Spielzeit 2017/2018. Hinter den Türen und den Kulissen erwartet Sie das neu formierte Ensemble und Team des Kinder- und Jugendtheaters. Auch die Regisseure sind in Mannheim teilweise noch unbekannt. Was bleibt sind Sie, unsere großen und kleinen Zuschauer, für die wir weiterhin ein künstlerisch anspruchsvolles und vielfältiges Theaterprogramm machen werden. Und diese Vielfalt gibt es bereits am ersten Tag zu erleben! Los geht es um 15.00 Uhr mit einem Tanztheaterstück für alle ab 3 Jahren rund um das Wetter und das Gemüt. FrierSchlotterSchwitz bringt temperamentvoll und mit kindlichem Charme zwei Schauspieler zum Tanzen und die Herzen der Zuschauer zum Hüpfen. Um 17.00 Uhr folgt die Premiere von Die Konferenz der Vögel für alle ab 10 Jahren. Ein altes persisches Epos, das in der Regie von Carlos Manuel zu einem Stück über das Zusammenleben, Entscheidungen und Verantwortung wird. Und natürlich darf an so einem Eröffnungstag die Musik und das Feiern nicht fehlen. Die junge Musiker- und Theatergruppe James & Priscilla kommt mit einem Schrank, einem Sessel und einem Herd und verwandelt sich ein in eine Band. Tanzen erwünscht! Kommen Sie zahlreich! Das Team des Jungen NTM ist neugierig, gespannt und voller freudiger Erwartungen! mi
JAMES & PRISCILLA.
Foto: Tim Klausing
SPIELZEITERÖFFNUNGSTAG JUNGES NTM Termin Fr, 20. Oktober 2017 im Jungen Nationaltheater Mannheim-Premiere FrierSchlotterSchwitz von Barbara Fuchs, 15.00 Uhr im Studio Alte Feuerwache · 3+ Premiere Die Konferenz der Vögel von Carlos Manuel, 17.00 Uhr im Saal Junges Nationaltheater · 10+ Konzert James & Priscilla, 19.00 Uhr im Studio Alte Feuerwache
PREMIERE »FRIERSCHLOTTERSCHWITZ« Theaterschnee zum Anfassen! Tanztheater für die Allerkleinsten Bibbernd in der Ecke stehen, Hitze die einen umhaut, ein roter Kopf mit blauen Lippen, klappernde Zähne, dahinschmelzend in den Schatten flüchten, vor Kälte erstarren. In FrierSchlotterSchwitz tanzen zwei Schauspieler für die ganz Kleinen und veranschaulichen das elementare Phänomen der Jahreszeiten und deren Auswirkungen auf Körper und Umgebung. Hell oder dunkel, kalt oder warm, ruhig oder laut: bei FrierSchlotterSchwitz werden körperliche Analogien zwischen Temperatur und Temperament tänzerisch dargestellt und Körper und Raum unter den sich verändernden Begebenheiten geprüft. Die Darsteller laufen heiß und bewahren dennoch einen kühlen Kopf. Aufgeregt, schnell, heiß, ruhig, flüchtig und mild: Ein getanztes Barometer lädt das junge Publikum zum Mitfiebern ein. Mit viel Phantasie und einem genauen Blick setzt die ehemalige Tänzerin und Choreographin Barbara Fuchs die zwei Schauspieler tänzerisch in Szene. Spielerisch agieren die beiden auf der Bühne und müssen sich dabei nicht nur auf ihren eigenen Körper verlassen, sondern auch auf den des anderen. Doch die Anstrengung merkt man kaum, denn durch die Bewegungen der Darsteller und die sanft-heiteren Klänge, die sie zum Teil selber erzeugen, nimmt das Stück eine sehr eigene Atmosphäre und heitere Züge an. Nicht zuletzt, weil die kleinen Zuschauer*innen am Ende des Stückes die Bühne stürmen dürfen – sie können spüren, wie sich Theaterschnee anfühlt, erleben, wie kalt Eiswürfel wirklich sind und ob die beiden Schauspieler wirklich zum Anfassen sind. lz
Ralf Wegner und Sebastian Reich
Foto: Felix Grünschloß
FRIERSCHLOTTERSCHWITZ von Barbara Fuchs · 3+ · Premiere Fr, 20. Oktober 2017, 15.00 Uhr im Studio Alte Feuerwache Inszenierung Barbara Fuchs | Musik Jörg Ritzenhoff | Mit Sebastian Reich und Ralf Wegner Nächste Vorstellungen So, 22., Mo, 23. und Di, 24. Oktober 2017 | Karten 12,-/7,- € unter Tel. 0621 1680 302 · www.nationaltheater-mannheim.de
PREMIERE »DIE KONFERENZ DER VÖGEL« Befreit euch von Egoismus und Verwirrung!
v.l.n.r. Carlos Manuel (Regisseur), Johannes Bauer (Schauspieler), Carlotta Freyer (Schauspielerin), Hanna Valentina Röhrich (Schauspielerin), Thomas Paul Mayer (Regieassistent), Lisa Zehetner (Dramaturgin), Uwe Topmann (Schauspieler)
»In dieser Zeit fehlt in keiner Stadt ein Herrscher. Was ist, wenn unser Land keinen König hat? Dann gibt es nur die Möglichkeit der Herrenlosigkeit. Vielleicht sollten wir zusammenkommen und einen König erbitten. Denn wenn ein Land keinen Herrscher hat, gibt es keine »Ordnung im Heer.« Mit diesen Worten versammeln sich die Vögel und wollen ihren König finden. Der Wiedehopf wird ihr Vorsitzender und unter ihm beschließen sie den Simurgh, den König der Vögel, im Kaf Gebirge aufzusuchen. So nimmt die Geschichte ihren Lauf – die Konferenz treibt mit zahlreichen Ausreden, mit mythischen sowie skurrilen Anekdoten und Gleichnissen auf den Aufbruch zu. Der Weg ist beschwerlich und auf der Reise durch die Täler des Suchens, der Liebe, der Erkenntnis, der Entfremdung, der Einheit, der Bestürzung und des Todes gehen Tausende verloren. Nur dreißig Vögel kommen an. In Simurgh schließlich erkennen sie sich selbst.
Die Konferenz der Vögel ist ein persisches Versepos aus dem 12. Jahrhundert von Farid ud-Din Attar. Es gilt als eines der bedeutendsten Werke der islamischen Mystik, da es Attar gelingt, sowohl poetisch-narrativ, als auch philosophisch-religiös die Welt zu beschreiben. Heute ist die Frage nach Machtführern und Entscheidungsträgern ohne Zweifel aktuell. So viele Zweifel und Meinungen wir auch in uns tragen, stellt sich doch die Frage, zu welchem Zeitpunkt wir Verantwortung übernehmen und wie diese Verantwortungsübernahme aussehen kann. Ist politische Beteiligung im demokratischen System eine Möglichkeit und wie sieht diese dann konkret aus? Und sind wir dann frei? Im Oktober sind die Bundestagswahlen gerade vorbei und auch wenn Kinder und Jugendliche kein Wahlrecht haben, so sind sie von der Informations- und auch Wahlwerbungsflut genauso betroffen wie die Erwachsenen. Die Konferenz der Vögel ermöglicht, über Wünsche, Weichen, Entscheidungen und Konsequenzen nachzudenken und zu diskutieren. Der Wiedehopf erscheint als Aktivist in Zeiten der eingerichteten Unzufriedenheit. Die Konferenz offenbart Positionen, verliert sich aber im Individualismus der einzelnen Vögel. Die Gespräche bringen keine Lösungen. Und nicht die Weisheit lässt die Reise beginnen, sondern das Enttarnen der Ausreden. Und dann bringt das Ende keine Erkenntnis und keine Erlösung, sondern offenbart, dass die Reise selbst die Erkenntnis ist. Ein moralischer Abschluss. Und trotz der Komplexität ist die Geschichte wunderbar für das Kindertheater. Der Regisseur Carlos Manuel ist bekannt für anspruchsvolles und intelligentes Theater für junges Publikum. Als Regisseur war er unter anderem am Bayerischen Staatsschauspiel München, am Thalia Theater Halle, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Staatstheater Karlsruhe und am Moskauer Dramatischen Theater tätig. Gemeinsam mit dem Bühnenbildner Fred Pommerehn verwandelt er die Bühne in die sieben Täler und nimmt das Publikum mit auf die Reise. Die bekannten Raumkonzepte werden verlassen und Schauspieler und Zuschauer vermischen sich. Die Konferenz kann beginnen. mi
DIE KONFERENZ DER VÖGEL von Carlos Manuel nach Farid ud-Din Attar · 10+ Premiere Fr, 20. Oktober 2017, 17.00 Uhr im Saal Junges NTM Inszenierung Carlos Manuel | Bühne und Kostüme Fred Pommerehn Musik Mathias Hinke Mit Hanna Röhrich, Carlotta Freyer, Uwe Topmann und Johannes Bauer Nächste Vorstellungen So, 22., Mo, 23., Di, 24. Und So, 29. Oktober 2017 Karten 12,-/7,- € unter Tel. 0621 1680 302 www.nationaltheater-mannheim.de
MANNHEIM-PREMIERE »ODYSSEE« Heimat, Zuflucht, Gastfreundschaft – Themen, die bewegen Tausende Menschen befinden sich in Europa auf der Flucht auf der Suche nach einer neuen Heimat. Das Recherchestück Odyssee basiert auf Interviews mit Menschen, die nach ihrer Flucht und der Hoffnung, in Deutschland ein besseres Leben führen zu können, wieder in ihre Heimat abgeschoben wurden. Diese Interviews haben das Regieteam und die Schauspielerinnen und Schauspieler des Jungen Staatstheaters Karlsruhe auf einer Reise im Kosovo geführt.
Foto: Felix Grünschloß
Eine Schauspielerin führte ein Interview mit der 15-jährigen Fitore, die mit ihrer Familie nach der Flucht aus ihrer Heimat und drei Monaten Aufenthalt in Deutschland wieder in den Kosovo abgeschoben wurde. Fitore, warum seid ihr geflohen? Und was ging in dir vor? Ich habe dir ja schon erzählt, dass wir kein Haus besitzen, wir beim Onkel leben, wir ihm auch nicht mehr lange auf der Tasche liegen wollten, hier die Lebensbedingungen schlecht sind und wir uns eine bessere Zukunft erhofft haben in Deutschland. Was hast du dir vorgestellt, wie Deutschland ist? Viel besser als hier, normal. Schöne Gedanken und Möglichkeiten die Zukunft zu sichern. Wie war die Flucht? Zuerst ging es über Serbien … dann hat uns die Polizei festgenommen … in Budapest. In Ungarn waren wir dann schon. Auf jeden Fall, hat uns dann die Polizei in ein Camp gebracht, etwas außerhalb war das. Das war ein eingezäuntes Gelände. Wie im Gefängnis … Wir wurden zuerst in einen großen Saal gebracht. Dort mussten wir fünf Stunden warten, bis die ganzen Papierangelegenheiten erledigt waren und dann kamen wir in ein Camp, dort blieben wir einen Monat lang. Und dann hat uns ein Mann im Auto nach Deutschland gefahren. […] Wir wussten überhaupt nicht, was mit uns passiert. Die Ungewissheit war das Schlimmste. Dass wir da landen werden, haben wir nie im Leben erwartet. Wir wurden festgehalten dort. […] Wie war der Moment als ihr erfahren habt, dass ihr abgeschoben werdet? Schlimm. Wir haben ein Negativschreiben erhalten, dass wir nicht in Deutschland bleiben dürfen. Aber wann wir zukehren sollten genau, das wussten wir nicht. Darüber wurden wir nicht informiert. Wir wurden plötzlich eines Nachts um 3.00 Uhr durch Türklopfen aufgeweckt und mitgenommen. […]
Gab es irgendetwas, worüber du dich trotzdem ein bisschen gefreut hast, zurückzukommen? Nein, überhaupt nicht. Ich war sehr traurig darüber. Alle haben sich gewundert, warum ich so sehr geweint habe. Ich habe mir sehr gewünscht, in Deutschland ein besseres Leben führen zu dürfen. […] Würdest du nochmals die Chance ergreifen zu flüchten? Ja, sofort! […] Fast jedes Gespräch begann mit: »Nach dem Krieg…«. Und hier entsteht die Verbindung zu Homers Epos. Nach dem trojanischen Krieg fährt Odysseus nach Hause und braucht 11 Jahre, bis er dort ankommt. Diese Reise birgt einige Hindernisse und Gefahren, aber auch Erlebnisse der Gastfreundschaft und Überraschungen in der Fremde. Die Mischung aus Videoinstallationen, lebendigem Theaterspiel zu Themen wie Flucht und Vertreibung und einem Jahrtausende alten, epischen Text macht das Stück fesselnd und für Jugendliche greif- und erlebbar. mi
ODYSSEE von Ulrike Stöck nach Homer · 12+ Mannheim-Premiere Fr, 26. Oktober 2017, 11.00 Uhr im Studio Werkhaus Inszenierung Ulrike Stöck | Licht Fred Pommerehn | Video Carsten Gebhardt Mit Sebastian Reich, Felician Hohnloser, Carlotta Freyer und Hanna Röhrich Nächste Vorstellungen Do, 26. und Fr, 27. Oktober 2017 Karten 15,-/9,- € unter Tel. 0621 1680 302 www.nationaltheater-mannheim.de
FRÜHSTÜCKEN Lesung aus Mein junges idiotisches Herz von Anja Hilling Eigentlich war alles perfekt geplant: Frau Schlüter wollte sich einen tragischen Abgang verschaffen. Im roten Kleid und mit Rouge auf den Wangen sollte der Getränkelieferant Miroslav sie tot auffinden. Aber dann nimmt Schlüter ein Paket für ihren Nachbar an und setzt dadurch eine Reihe zusammenhängender Episoden ganz alltäglichen Wahnsinns in Gang. Lesen Sie – gestärkt von einem leckeren Frühstück – mit unseren Schauspielern Anja Hillings poetische Tragikomödie einer Mietshausnachbarschaft.
Hillings Stück Wie kann ich dich finden, zu mir ziehen und überreden zu bleiben feierte am 27. September erfolgreich seine Uraufführung am Nationaltheater im Studio. bb
FRÜHSTÜCKEN Lesung aus Mein junges idiotisches Herz von Anja Hilling Termin So, 22. Oktober 2017, 10.00 Uhr im Theatercafé Karten 15,- € inkl. Frühstück
VERLIEBT? DANN SUCHEN WIR DICH! Infotreffen zur Inszenierung Borderline Love Das Internet hat unsere Kommunikation beschleunigt und unsere Welt verkleinert – das ist nichts Neues. Wie aber wirken sich diese beiden Fakten auf unseren scheinbar intimsten Lebensbereich aus: auf unser Liebesleben? Das wollen wir in der Inszenierung Borderline Love der Bürgerbühne herausfinden. Fand früher die Partnersuche hauptsächlich in derselben Stadt oder Region statt, scheinen sich die Möglichkeiten, den Richtigen oder die Richtige zu finden, heute ins Grenzenlose zu potenzieren. Wird es dadurch einfacher? Denn es vervielfältigen sich damit auch die Vorstellungen, was Liebe überhaupt ist und was sie sein sollte. Was erwarten wir von dem Abenteuer Liebe: sei es für eine Nacht, für die Dauer eines Urlaubs oder für das Leben. Für die einen sind
es exotische Abwechslungen – für die anderen Hoffnung auf Geld, Bleiberecht und soziales Prestige. Wie lebt, liebt und streitet es sich, wenn Partner aus unterschiedlichen Kulturen kommen und mit anderen Religionen aufgewachsen sind? Welche Ideen von Liebe prallen dabei aufeinander? Wie beeinflusst es die Beziehung, wenn der eine aus einer reichen Welt kommt, der andere aus einer armen? Und was bleibt immer fremd am Anderen? Der Regisseur Clemens Bechtel studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und inszeniert als freier Regisseur in Deutschland, Ungarn, der Schweiz, Rumänien, Dänemark, Mali und Malawi. Er ist eine wichtige Stimme des politischen Dokumentartheaters. sze
INFOTREFFEN »BORDERLINE LOVE« Wir suchen verliebte Menschen aus Mannheim und der Region mit einem Partner aus einer anderen Kultur oder Religion. Termin Di, 24. Oktober 2017, 18.00 Uhr in der Lobby Werkhaus (Mozartstr. 9) | Karten und Anmeldung Eintritt frei, Anmeldung nicht erforderlich Informationen unter Tel. 0621 1680 527 oder unter nationaltheater.buergerbuehne@mannheim.de
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OPEN WORLD STAGE MANNHEIM
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170 NATIONEN • EIN GROOVE
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FEIERT MIT UNS! Open World Stage: 170 Nationen – ein Groove Der Startschuss für die bunte Konzert- und Workshop-Reihe OPEN WORLD STAGE der Bürgerbühne in Kooperation mit dem Verein »Mannheim sagt Ja!« fällt in dieser Spielzeit mit dem Programm WORLD SURVIVAL. Musiker aus unterschiedlichen Nationen, die im vergangenen Jahr auf unterschiedlichen OPEN WORLD STAGE-Veranstaltungen gespielt haben, treffen sich nun erstmals gemeinsam. Dabei treffen traditionelle Rhythmen auf moderne Beats, afrikanischer Gesang erklingt zu englischen Popsongs und Reggae mischt sich mit syrischer moderner Musik. Im Rahmen der »einander. Aktionstage 2017: 114 Veranstaltungen für ein Zusammenleben in Vielfalt« Gefördert durch den Flüchtlingsfonds der Stadt Mannheim
OPEN WORLD STAGE Termin Do, 19. Oktober 2017 Ort Proberaum der Mannheimer Bürgerbühne, R4, 5-7, Mannheim Karten und Anmeldung Eintritt frei, Anmeldung nicht erforderlich
Einfach ankommen.
»KEINER KOMMT UND WISCHT DICH AUF« Zur Uraufführung von Für immer schön des neuen Hausautors Noah Haidle »Hallo, mein Name ist Cookie Close. Als ich ein kleines Mädchen von knapp sechs Jahren war, da sagte meine Mutter zu mir, dass Gott uns alle nach Seinem Bilde erschaffen hat. In diesem Moment war mein Schicksal entschieden!« Cookie Close, die Hauptfigur in Noah Haidles neuestem Stück Für immer schön, ist mit Leib und Seele Kosmetikverkäuferin im Direktmarketing. Ihr Terrain sind die Straßen der Kleinstädte, ihre Leidenschaft gilt dem Schönheitsversprechen ihres Beauty-Sortiments, ihr Erfolg misst sich in Geschäftsabschlüssen an der Haustüre.
der Flucht vor der inneren Leere und ihrer Vergangenheit zieht sie weiter von Haus zu Haus. Der Markt ist hart und unmenschlich, das Überlebensprinzip hingegen einfach: The show must go on. Bis zum bitteren Ende bleibt Cookie eisern bei ihrem Mantra: »Ausruhen? Schwäche! In Selbstmitleid zerfließen? Keiner kommt und wischt dich auf.« Ein Mantra, das sie schon als kleines Mädchen von ihrer Mutter eingeimpft bekam – und das sie später schonungslos an ihre eigene, lebensuntüchtige Tochter weitergibt.
Seinem Text hat Noah Haidle ein Zitat der US-amerikanischen Unternehmerin Mary Kay Ash vorangestellt, die ihm wohl als Inspirationsquelle diente. 1963 gründete sie eines der größten globalen Direktvertriebsunternehmen Indem er den Bogen über mehrere Generationen spannt, zeichnet Noah Haidle das desillufür Kosmetik, und bis heute verkaufen TauErstmals in Mannheim auf der Bühne zu erleben: sende von selbstständigen »Schönheitsberasionierte Bild einer westlichen Gesellschaft, die neuen Ensemblemitglieder Celina Rongen und Benjamin Pauquet terinnen« ihre Produkte an Kundinnen in aller die krampfhaft an der großen Erzählung des Welt. Das Erfolgsgeheimnis der Marke ist ihre emotionale Botschaft, »Frauen amerikanischen Traums festhält, obwohl diese längst zu einem leeren Verspredabei zu unterstützen, das Leben ihrer Träume zu führen«. Ziel sei es, so heißt chen geworden ist. Wie Zombies werden die Figuren von ihren fragwürdigen es auf der Homepage von Mary Kay Cosmetics, »mit einer Handvoll Produkte Idealen angetrieben, von der Angst zu enttäuschen, den Ansprüchen der Part[sic] … diese Träume wahr zu machen«. In diesem Sinne ist auch Cookie Close ner oder Eltern nicht zu genügen, die Liebe an Erfolg knüpfen. überzeugt davon, nicht nur Kosmetik zu verkaufen, sondern den Traum vollkommener Schönheit. Die existentiellen Fragen der Menschheit – nach dem Sinn des Lebens, dem eigenen Platz in der Welt, der Liebe – verhandelt Noah Haidle mit großer EmpaDoch wie haltbar sind diese vollmundigen Versprechungen in der Epoche der thie für seine Figuren. Dass Für immer schön dabei auch unglaublichen Spaß Selbstdarstellung? Schönheit ist zu einer Währung geworden. Sie fungiert macht, liegt an Haidles bitterbösem Humor. Mit großer Direktheit und Leichtigals Kapital, als Erfolgsfaktor und als Imperativ: Der schöne Körper soll die keit stürzen sich seine Figuren in messerscharfe Sprachduelle, in denen jeder schöne Seele spiegeln – oder gerade vertuschen, dass es unter der ansehnli- Stich zielsicher ein Treffer tief in die Abgründe des Gegenübers ist. Daneben chen Oberfläche eigentlich ziemlich leer ist. Tatsächlich hat Cookie selbst nur geht es aber auch ganz handfest zur Sache: zwischen Cookie und ihrer ehemanoch wenig gemein mit der Vision, die sie verkauft. Die harten Jahre auf der ligen Schülerin Heather werden im Kampf um Erfolg und Anerkennung schon Straße haben Spuren hinterlassen. Die Füße sind blutig gelaufen, ihre eigene mal Parfüm und Nagelfeile zu gefährlichen Waffen. Willkommen in der Vorgarkp Schönheit verblasst, die Verkaufsquote sinkt. Trotzdem bleibt sie rastlos, auf ten-Hölle des Direktmarketings.
DREI FRAGEN AN HAUPTDARSTELLERIN ULRIKE FOLKERTS Cookie Close ist Ihre erste Hauptrolle am NTM. Was interessierte Sie an dieser Figur? Als Burkhard Kosminski mir dieses Stück von Noah Haidle und die Rolle der Cookie Close vorschlug, habe ich nicht schlecht gestaunt. Was? Eine Kosmetikverkäuferin im Direktvertrieb, die Schönheit verkauft? Die ersten Male beim Lesen habe ich mich köstlich amüsiert, über herrliche Dialoge, über diesen Irrsinn, Klinken zu putzen und Beauty-Produkte zu verkaufen, über diese Bandbreite von wahnwitzigen Begegnungen, in denen sich dann nochmal ganz andere Abgründe auftun. Da wurde ich neugierig. Cookie erscheint auf den ersten Blick als eine Frau, die für ihren Glauben an den amerikanischen Way of Life einen sehr hohen Preis zahlt. Aber verdient sie für ihre Konsequenz nicht auch Respekt? Inzwischen weiß ich: dieses Stück und seine Rollen haben es in sich. Es geht nicht nur um Kosmetik und Schönheit, es geht um Glaube, Freiheit, Durchhal-
ten, um Familie, Liebe, Sex und ums Altwerden, um die eigene Vergangenheit, die uns einholt, es geht um Erziehungsmuster und ihre Wiederholungen. Cookie Close verkörpert die Perfektion im Glauben daran, dass dein äußerlich hergestelltes Strahlen echt wird und dich innen und außen unendlich schön macht. Wenn ihre konsequente Lebenseinstellung nicht so viel Unheil anrichten würde, könnte man denken, was für eine tolle, unabhängige, selbstbestimmte Frau, wow, Respekt! Aber … Man kennt Sie in erster Linie aus Film und Fernsehen, vor allem natürlich als Lena Odenthal im Ludwigshafener Tatort. Was reizte Sie daran, eine Rolle in einem Theaterstück zu übernehmen? Abgesehen davon, dass ich Theaterspielen für wahnsinnig wichtig halte, ist diese Rolle eine riesige Herausforderung für mich, eine Chance meine schauspielerische Bandbreite zu beleben. Ich kann so viel ausprobieren, so viel lernen, habe so wunderbare Mitspieler/innen, ein ganzes Team, das gemeinsam dieses Stück erobert und dafür eine Form sucht. Eine sehr kreative Arbeit, finde ich. Die Dinge dürfen sich entwickeln, sich nochmal komplett verändern, neu erfunden werden, dafür gibt es bei Film und Fernsehen nur selten die Zeit. Und dann letztendlich das Spielen vor Publikum, ein unglaubliches Erlebnis, wenn man sonst am Montagmorgen per SMS die Einschaltquote vom Tatort erfährt. kp
FÜR IMMER SCHÖN (UA) von Hausautor Noah Haidle Premiere Samstag, 7. Oktober 2017, 19.30 Uhr im Schauspielhaus, anschließend Premierenfeier im Theatercafé Inszenierung Burkhard C. Kosminski | Bühne Florian Etti | Kostüme Lydia Kirchleitner | Video Sebastian Pircher | Musik Hans Platzgumer Licht Nicole Berry | Dramaturgie Katharina Parpart Mit Ulrike Folkerts, Sabine Fürst, Celina Rongen, Anke Schubert; Michael Fuchs und Benjamin Pauquet Nächste Vorstellungen Di, 10., So, 22. und Fr, 27. Oktober 2017 | Karten 7,- bis 46,- €
PROMIS DIRIGIEREN
NTM / POP
Der Lions Club Mannheim und das NTM bitten ans Pult.
Andreas Henneberg und The Glitz // SYNTH HAPPENS Andreas Henneberg hat viele Gesichter: Er produziert und tritt unter dem Decknamen Hennon, mit seinem Projekt Cascandy oder als ein Teil des DjDuos »The Glitz« auf. Der Berliner ist seit über 20 Jahren in der ElektronischenMusik-Szene aktiv und weit über die Landesgrenzen hinweg bekannt.
Wenn einen etwa achtzig Musiker erwartungsvoll angucken, während man eintausend gespannten Zuschauern den Rücken zudreht, dann muss man schon Nerven wie Drahtseile haben, um an das Dirigierpult zu treten. Mannheimer Promis nehmen am 22. Oktober 2017 den Mut zusammen und den Taktstock in die Hand. Gemeinsam mit dem Nationaltheater-Orchester bringen die Mannheimer Promis große Werke der Musikgeschichte von Brahms bis Queen zum Klingen. Gut, dass ihnen Benjamin Reiners, 1. Kapellmeister am NTM, vorab ein paar entscheidende Hinweise geben wird. Und sowieso halten es an diesem Abend alle mit Gustav Mahler, der wusste: »Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten. « Wenn Sie zu den Furchtlosen gehören, die sich an diesem Abend auch einmal die musikalische Leitung zutrauen, können Sie beim Theaterfest am 23. September 2017 einen Startplatz ersteigern. Der Erlös der Veranstaltung geht zur Hälfte an ein soziales Projekt der LIONS Mannheim und zur anderen Hälfte an das Internationale Opernstudio, die Sängernachwuchsförderung des NTM. jw
PROMIS DIRIGIEREN Termin So, 22. Oktober 2017, 18.00 Uhr im Opernhaus Moderation Chaco Habekost
Andreas Henneberg
Foto:JENSONSARTphotography
Obwohl seine musikalische Heimat der strenge Minimal, Techno und House sind, wandelt er gerne auch mal abseits der elektronischen Pfade. So entstand in der Vergangenheit ein musikalisches Projekt mit dem klassischen Pianisten Johann Blanchard, der mit 29 Jahren bereits als Solo-Pianist in allen großen Konzerthäusern Europas unterwegs ist und Auftritte im ORF und NDR verzeichnet. Ein Projekt, das eine veritable Welle in der Musikwelt gemacht hat und das glücklicherweise längst nicht die Grenzen seines musikalischen Ideenreichtums markiert. Zeit also, den Rahmen noch etwas weiter zu fassen und im Rahmen von NTM / POP ein neues Projekt zu wagen. Nach Get Well Soon und Super Flu ist Andreas Henneberg der dritte Künstler der jungen KonzertReihe, die das Verhältnis von Popmusik und Klassik erforscht. Hier entstehen seit Oktober 2016 regelmäßig Konzerte mit außergewöhnlichem Sound und genreübergreifendem Publikum. Nach dem symphonischen-Techno des Duos Super Flu, kombiniert nun Andreas Hennebergs neues Projekt SYNTH HAPPENS Elektronik, Symphonie und Pop. Mit der warmen, sympathischen Stimme des Indie-Rockers Stefan Krogmann und dem Konzertpianisten Johann Blanchard entsteht so ein genreübergreifenden Pop-Projekt der allerfeinsten Sorte. jw
Dirigenten Grace Capristo, Karl Jung, Christian Specht, Juri Tetzlaff, Dario Fontanella, Rolf Stahlhofen und Stefan Dettlinger Es unterstützt Benjamin Reiners, 1. Kapellmeister am NTM
NTM / POP Andreas Henneberg und The Glitz
Es spielt das Nationaltheater-Orchester
Termin Sa, 28. Oktober 2017, 20.00 Uhr im Opernhaus
Karten 29,-/39,-/49,- €
Karten 15,- bis 28,- €
MINIMAL MUSIC IM MUSIKSALON Terry Riley »In C« Wenn es so etwas wie das Gründungsmanifest der Minimal Music geben würde, dann wäre das Terry Rileys »In C«. Das 1964 komponierte Stück gilt als eines der besten Stücke dieses Stils und kann mit einer beliebigen Anzahl von Musikern in unterschiedlichster Besetzung gespielt werden: Vom Bass bis zur Querflöte. 53 kleine, unterschiedlich lange Figuren werden zu einem strikten Puls wiederholt – es ist fast ein Wunder, was für einen Kosmos an Klängen und Rhythmen Riley auf diese Weise hervorbringt. Zum Saisonstart der Musik salon-Reihe haben wir deshalb alle Künstler der letzten und der aktuellen Saison des Musiksalons eingeladen, gemeinsam diesen Meilenstein der psychedelischen Musik zu zelebrieren. jw
MUSIKSALON // EXTRA Mit Niko Friedrich, Thomas Siffling, Jarno Lehtola, Susanne Scheffel, Sidney Corbett, Heiko Duffner, Lorenzo di Toro, Jan Dvořák, Robin Phillips, Christian Huber, Jens Knoop, Christine Wittmann u. v. m. Termin Mo, 16. Oktober 2017, 20.00 Uhr im Oberen Foyer Karten 11,-/6,50 €
VON SCHÖNHEIT UND VERZWEIFLUNG Eröffnungspremiere Norma in der Regie von Markus Bothe Nach einer ersten Spielzeit, die sich von der Barockoper bis hin zur Uraufführung ganz der Vielfalt der Opernkunst verschrieben hatte, setzt die zweite Saison der Intendanz von Albrecht Puhlmann klare Schwerpunkte: Einer davon liegt auf dem faszinierenden Kosmos der italienischen Oper. Den Anfang macht Vincenzo Bellinis Norma in der Inszenierung von Ulisse-Regisseur Markus Bothe.
Zwischen Macht und Hochverrat »Guerra, guerra! Sangue, vendetta!« – Krieg! Blut! Rache! Ein letztes Zeichen, ein kleiner Wink würde genügen, um den Aufstand gegen die verhassten römischen Besatzer loszutreten. Als gallische Oberpriesterin und Verkünderin des göttlichen Orakels, hängt alles von Norma ab. Noch, sagt sie, sei die Zeit nicht reif. Aber sie hat noch einen weiteren Grund, auf Frieden zu dringen: Sie liebt den römischen Oberbefehlshaber Pollione und hat mit ihm zwei Kinder. Hochverrat! Die Situation ist extrem, der Druck, der auf Norma lastet ebenso. Doch erst, als sich herausstellt, dass Pollione sich in der Zwischenzeit in die Bühnenbildmodell von Robert Schweer junge Priesterin Adalgisa verliebt hat, eskaliert die Lage. Der Römer wird gefangengenommen und anstatt ihn zu retten, verspricht Norma ein weiteres Opfer: Eine Priesterin, die ihr Gelübde gebrochen und ihr Volk verraten habe – sich selbst. Am Ende sterben beide, Norma und Pollione. Sie lassen eine verzweifelte Welt zurück, und nicht zuletzt auch zwei Kinder, deren Zukunft völlig ungewiss ist.
Figurine von Justina Klimczyk
Bedrohte Welten Norma handelt von Unterdrückung und Unfreiheit, von tiefen seelischen Verwundungen, von einer grausam verratenen Liebe. Norma handelt aber auch von Krieg, und das in einer erstaunlich handfesten Art und Weise. Niemand ist hier zimperlich, weder die Römer noch die Gallier, Grausamkeit ist an der Tagesordnung, Verzeihung gibt es höchstens im Tod. Frappierend ist die schiere und blanke musikalische Schönheit, mit der Vincenzo Bellini die Tragödie der Norma erzählt. Und wie organisch sich höchste Ekstase und tiefste Verzweiflung zu einem unverwechselbaren Klangkosmos verbinden. Oder wie Markus Bothe sagt: »Je schlechter es den Figuren geht, desto schöner singen sie.«
In der Inszenierung gilt es, beidem gerecht zu werden: Der Schönheit und dem Grauen, der Musik und der Drastik der Vorgänge. So begegnen sich auf der Bühne von Robert Schweer Realismus und große Symbole. Eine mächtige Eiche steht im Mittelpunkt. Sie ist das Heiligtum der Gallier und zugleich ein starkes Zeichen für Verwurzelung, für Heimat und Sicherheit. Umgeben ist der Baum von einem Wall aus Sandsäcken, aus Barrikaden und Schutzvorrichtungen, die uns an die Bilder aus Schützengräben denken lassen. Dass dieser Ort bedroht ist, ist der Kern der Tragödie. Was diese Bedrohung mit dem Leben der Menschen macht, ist die große Frage, die das Stück an uns stellt. Belcanto: Schöngesang und Wahrhaftigkeit »Die Oper muss durch den Gesang zum Weinen bringen«, schreibt Bellini. 1831 uraufgeführt, gilt Norma als der Inbegriff des italienischen Belcanto. Doch, dass das eben weit mehr bedeutet als einfach nur »schöner Gesang«, das beweisen die Sängerinnen und Sänger der Mannheimer Norma in jeder Probe. Für Ensemble-Neuzugang Irakli Kakhidze ist der Pollione ein Rollendebüt, ebenso wie die Adalgisa von Julia Faylenbogen. Miriam Clark dagegen hat die Titelpartie bereits viele Male gesungen. Und doch, sagt sie, ist es jedes Mal neu, jedes Mal eine Herausforderung. Markus Bothe und Dirigent Benjamin Reiners nehmen sich auf den Proben viel Zeit, zuzuhören und genau hinzusehen. Im intensiven Austausch mit den Sängern kommen sie den Figuren auf die Spur. Nicht selten gewinnen Wendungen und musikalische Abschnitte dabei plötzlich eine ganz andere Bedeutung, als gedacht. Ist »Casta diva«, die berühmte Auftrittsarie der Norma, eine Anklage oder vielleicht doch Miriam Clark © Franziska Schroedinger eher ein inniger Dialog, den Norma mit ihrer verstorbenen Mutter führt? Was bedeutet eine Generalpause mitten in einem Gespräch? Was ändert sich, wenn man eine Stelle im Piano singt, statt sie im Forte herauszuschmettern? Oft wird auch nach der Probe noch weiter diskutiert; die Gespräche reißen nicht ab, sind lang und tiefschürfend. Denn eine Oper wie Norma zu singen, erfordert nicht nur stimmliche Höchstleistung, sondern setzt eben auch eine enorme emotionale Auseinandersetzung in Gang. Das Ergebnis gibt es am 14. Oktober zu sehen. cd
NORMA (UA) von Vincenzo Bellini Melodramma in zwei Akten Premiere Sa, 14. Oktober 2017, 19.00 Uhr im Opernhaus, anschließend Premierenfeier Musikalische Leitung Benjamin Reiners | Inszenierung Markus Bothe | Bühne Robert Schweer | Kostüme Justina Klimczyk | Licht Damian Chmielarz Dramaturgie Cordula Demattio | Chor Dani Juris Mit Miriam Clark, Irakli Kakhidze/Andreas Hermann, Sung Ha, Julia Faylenbogen/Ludovica Bello, Iris Marie Sojer, Pascal Herington und dem Opernchor Nächste Vorstellungen Do, 19. und Mi, 25. Oktober, Fr, 17. November, Sa, 2. und Fr, 29. Dezember 2017 Karten 12,- bis 126,- €
DER TOD UND DAS MÄDCHEN Öffentliche Probe im Tanzhaus Käfertal Seit Mitte September stehen die sechzehn Tänzerinnen und Tänzer des personell unveränderten Tanz-Ensembles nun wieder gemeinsam im Saal, proben für die erste Premiere Der Tod und das Mädchen und sind gespannt auf all das, was in den nächsten Monaten auf sie zukommen wird. Wie im letzten Jahr wird auch der Auftakt der neuen Spielzeit ein abendfüllendes Stück des Mannheimer Tanzintendanten Stephan Thoss sein. Mit Der Tod und das Mädchen wählt Thoss diesmal zwar kein Handlungsstück, aber dennoch ein bekanntes Motiv. Das Zusammenspiel von Liebe und Tod erfährt auch in den benachbarten Künsten Literatur, Malerei und Musik immer wieder neue Deutungen. Die Schönheit einer jungen Frau oder die Reinheit eines jungen Mädchens werden dem Tod gegenübergestellt, Frau und Tod gar als Liebespaar präsentiert. In seinem neuen Tanzstück wird sich Thoss jedoch nicht auf die Liebe bzw. das erotische Moment beschränken, sondern den Bogen weiter spannen und das Leben in seiner Gänze als Gegenpol zum Tod beleuchten; zwei Kräfte, die einander bedingen und erst gemeinsam eine zyklische Struktur, den Rhythmus des Lebens zwischen Geburt und Tod, Entstehen und Vergehen bilden. So begibt sich der Chefchoreograf mit seinem Ensemble auf die Suche nach tänzerischen Ausdrucksmöglichkeiten, um den reichen Schatz an Erfahrungen, die ein Menschenleben bereithält – vom Aufwachsen im vertrauten Kreis der Familie über neue Begegnungen, die erste Liebe, Verführung und Enttäuschung bis hin zu Grenzerfahrungen – widerzuspiegeln. Auch auf musikalischer Ebene wird der Abend von Gegensätzen geprägt, wenn sich Thoss von dem gleichnamigen Streichquartett Franz Schuberts (in der Bearbeitung von Gustav Mahler) inspirieren lässt und diese zarte wie durchdringende Musik mit Werken des Minimalisten Philip Glass kontrastiert. Gelegenheit, etwas Probenluft zu schnuppern und sich von dem kreativen Prozess dieser spannenden Suche mitreißen zu lassen, bietet die öffentliche Probe am Donnerstag, den 26. Oktober 2017 im Tanzhaus Käfertal. imb
DER TOD UND DAS MÄDCHEN Tanzstück von Stephan Thoss Musik von Franz Schubert, Philip Glass, Ezio Bosso u. a.
Probenfoto (Chiara Dal Borgo und Joris Bergmans)
Öffentliche Probe Do, 26. Oktober 2017, 19.00 Uhr im NTM Tanzhaus Käfertal Mit Stephan Thoss und dem Ensemble des NTM Tanz | Karten 5,-/2,50 €
kulturzentrum-tempel.de
In der neuen Spielzeit gründen wir die »TheaterDealer« neu und freuen uns über engagierte Neuzugänge für dieses Team. Die »TheaterDealer« unterstützen das Nationaltheater Mannheim bei der Distribution von Printprodukten sowie bei Sonderveranstaltungen und sammeln dafür Punkte. Diese können regelmäßig gegen Theaterkarten eingelöst werden. Die »TheaterDealer« sehen außerdem mehr als andere Theaterzuschauer: Immer wieder gibt es an unserem Haus die Möglichkeit, Proben zu besuchen, an geschlossenen Veranstaltungen teilzunehmen etc. Als »TheaterDealer« werden Sie hierzu eingeladen und erleben das NTM hautnah. Zusätzlich trifft sich das Team regelmäßig zum Austausch und gemeinsamen Theaterabenden oder sowie zu Ausflügen hinter die Kulissen. Seien Sie dabei! sd Infotreffen Do, 19. Oktober 2017, 18.00 Uhr in der Lobby Werkhaus Weitere Informationen unter Tel. 0621 1680 389 oder per E-Mail an simone.doczkal@mannheim.de
karlsruhe 2017 kulturzentrum-tempel.de 7.> 28. november
Abb.: 8 Minutes by Alexander Whitley Dance Company Foto: Johan Persson, Gestaltung: poschi_design
ENGAGIERTE THEATERFANS GESUCHT!
Programmauszug
7. Nov.
15. Nov.
17. Nov. 19. Nov.
21. Nov. 28. Nov.
Helena Waldmann (DEU) Kompanie Wang Ramirez (FR) Alexander Whitley Dance Company (UK) recoil performance group (DK) M. Aldaabal, D. Camplani - Amal Project (D/SYR) Balé Teatro Guaíra (DEU/BRA)
DIE FREUNDE UND FÖRDERER BERICHTEN
DER AMERIKANER NOAH HAIDLE IST DER 21. HAUSAUTOR, dessen einjährigen Aufenthalt am Nationaltheater in der Spielzeit 2017/2018 die Freunde und Förderer unterstützen. Mit Noah Haidle kommt erstmals ein nicht deutschsprachiger Autor als Hausautor zu uns. Bei seiner Vorstellung durch Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski betonte unser Vorsitzender Professor Weizel, welch glückliche Hand die Dramaturgie des Schauspiels bisher bei der Auswahl dieser Autoren bewiesen habe. Albert Ostermeier, Feridoun Zaimoglu und viele andere Autoren waren bisher schon unsere Gäste, ihre Stücke finden sich heute auf den Spielplänen vieler deutscher Theater. Noah Haidle ist uns bekannt durch sein Stück Götterspeise, das mit großem Erfolg im Studio Werkhaus gezeigt wurde. In der neuen Spielzeit erlebt sein Stück Für immer schön in Mannheim seine Uraufführung. Haidle, ein bereits etablierter Autor, lernt in Mannheim ein neues, anderes Theatersystem kennen, in dem der Regisseur weitaus mehr Freiheiten und Einfluss auf das endgültig gespielte Stück hat als in den USA. Ob ein Schauspieler gut oder schlecht sei, erkenne er auch in einer fremden Sprache, schmunzelte Haidle. Er wäre glücklich, wenn es ihm gelänge, hier etwas vom Geist der »unglaublichen Ahnenreihe« der Mannheimer Hausautoren einzufangen, meinte
EIN ERFOLG wurde die erste gemeinsame Veranstaltung der Freunde und Förderer und des Richard-Wagner-Verbands. Nach der Begrüßung durch Prof. Weizel und Monika Kulczinski eröffneten die Mitglieder des Opernstudios das Programm. Mitreißend und temperamentvoll präsentierten sie Beiträge von Kurt Weill bis Mozart und Kalman bis Verdi. Sven Prietz las eine berührende Geschichte von Oscar Wilde. Fritjof von Gagern, Solocellist des Nationaltheater-Orchesters, spielte Stücke von Robert Schumann, begleitet von Robin Philips.
BEGEGNUNG
BEI UNSERER ERSTEN BEGEGNUNG nach den Theaterferien erleben wir am 18. Oktober 2017 im Theatercafé die Schauspielerin Ulrike Folkerts, die uns aus dem Fernsehen als Ludwigshafener TatortKommissarin bekannt ist. Sie wird in dem Stück Für immer schön unseres neuen Hausautors Noah Haidle die Hauptrolle spielen. Die Moderation übernimmt Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski.
UNSERE NÄCHSTE THEATERFÜHRUNG bietet am 7. Oktober 2017 um 15.00 Uhr einen Blick hinter die Kulissen mit Matthias Müller. Treffpunkt ist die Lobby im Werkhaus in der Mozartstraße 9. Der Eintritt ist frei, auch Nichtmitglieder sind herzlich willkommen. Anmeldung an Doris Brachmann (Tel. 0621 1680 532; doris.brachmann@mannheim.de).
Haidle in Anspielung auf Friedrich Schiller, Mannheims allerersten Hausautor.
DIE STIFTUNG NATIONALTHEATER hatte ihre Stifter zu einem gemeinsamen Besuch des Gastspiels Wilhelm Tell des Theaters Basel im Rahmen der 19. Internationalen Schillertage eingeladen. Die Stifter waren stark beeindruckt von der hochinteressanten Aufführung. Die Produktion mit der sensationellen Bühne von Olaf Altmann entstand in Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Köln.
Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim e. V. c/o Nationaltheater Mannheim Mozartstr. 9 · 68161 Mannheim Fax 06 21 16 80 434 freunde@nationaltheater.de www.freunde.nationaltheater.de Tel. Geschäftsführer Dietmann 06 21 73 4721
DAS LIFESTYLE MAGAZIN
DER METROPOLREGION RHEIN-NECKAR
ubibene.de
AB 10. JUNI IM HANDEL
IHR SPIELPLAN IM OKTOBER 2017 OPER Ein Maskenball So, 1., Sa, 7., Sa, 21. und Di, 31. Oktober 2017, Opernhaus I. Akademiekonzert Mo, 2.* und Di, 3.* Oktober 2017, Rosengarten Wie werde ich reich und glücklich? Fr, 6. Wiederaufnahme und Fr, 13. Oktober 2017, Opernhaus
Minna von Barnhelm Di, 3., So, 15. und Mi, 25. Oktober 2017, Schauspielhaus Demetrius [exporting freedom] (UA) Fr, 6. Wiederaufnahme und So, 22. Oktober 2017, Studio Werkhaus
TANZ Gesicht der Nacht Di, 3.*, Fr, 20.* u. So, 29.* Oktober 2017, Opernhaus
Wie kann ich dich finden, zu mir ziehen und überreden zu bleiben (UA) So, 8. und Mi, 18. Oktober 2017, Studio Werkhaus
Der Ring an einem Abend So, 8. Oktober 2017, Opernhaus
Für immer schön (UA) Sa, 7. Oktober PREMIERE, Di, 10., So, 22. und Fr, 27. Oktober 2017, Schauspielhaus
Norma Mo, 9. Einführungssoirée, Sa, 14. PREMIERE, Do, 19.* und Mi, 25.* Oktober 2017, Opernhaus
Hamlet Mi, 11. Wiederaufnahme und Di, 24. Oktober 2017, Schauspielhaus
Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny Do, 12.* und So, 15.* Oktober 2017, Opernhaus
Das große Feuer (UA) Fr, 13. Wiederaufnahme und Fr, 20. Oktober 2017, Schauspielhaus
Musiksalon // Extra: »In C« – Minimal Music von Terry Riley Mo, 16. Oktober 2017, Oberes Foyer Moves Di, 17. Oktober 2017, Studio Werkhaus Promis dirigieren So, 22. Oktober 2017, Opernhaus NTM / POP: Andreas Henneberg und The Glitz Sa, 28. Oktober 2017, Opernhaus
SCHAUSPIEL Wallenstein So, 1., Sa, 14., Mi, 18. und Di, 31. Oktober 2017, Schauspielhaus
New Steps – Bolero So, 8.* Oktober 2017, Schauspielhaus Der Tod und das Mädchen Do, 26. Oktober 2017 Öffentliche Probe, NTM Tanzhaus Käfertal
JUNGES NTM 1. Familienkonzert · 5+ So, 1. Oktober 2017, Opernhaus
Das Mannheim Experiment (UA) Fr, 20. Wiederaufnahme und Sa, 21. Oktober 2017, Studio Werkhaus
Kinderführung. Im Rahmen des Maus Türöffner-Tags Di, 3. Oktober 2017, Junges NTM
Wie es euch gefällt Sa, 21. Wiederaufnahme und So, 29. Oktober 2017, Schauspielhaus Frühstücken: Lesung aus Mein junges idiotisches Herz von Anja Hilling So, 22. Oktober 2017, Theatercafé
Die Konferenz der Vögel · 10+ Mi, 18. öffentliche Hauptprobe, Fr, 20. PREMIERE, So, 22. praktische Einführung, So, 22., Mo, 23., Di, 24. und So, 29. Oktober 2017, Saal Junges NTM James & Priscilla. Konzert Fr, 20. Oktober 2017, Saal Junges NTM
Infotreffen für die Inszenierung Borderline Love Di, 24. Oktober 2017, Lobby Werkhaus
Frierschlotterschwitz · 3+ Fr, 20. MANNHEIM-PREMIERE, So, 22., Mo, 23. und Di, 24. Oktober 2017, Studio Alte Feuerwache
Amphitryon Sa, 28. Oktober 2017 Wiederaufnahme, Schauspielhaus
Odyssee · 12+ Do, 26. MANNHEIM-PREMIERE und Fr, 27. Oktober 2017, Studio Werkhaus
THEATERRÄTSEL Gewinnen Sie 2 x 2 Karten für Wie es euch gefällt am 29. Oktober oder für Wie werde ich reich und glücklich? am 3. November 2017! Im Buchstabensalat sind die genannten Wörter versteckt. Finden und markieren Sie diese zunächst. Die Lösungsbuchstaben ergeben sich überall dort, wo Wörter sich kreuzen. In die richtige Reihenfolge sortiert ergeben die Buchstaben der »Kreuzungen« das Lösungswort. Folgende Wörter sind versteckt: Bolero – Eintrittskarte – Familie – Garderobe – Intendant – Lesung – Musik salon – Haidle – Odyssee – Spielhaus Senden Sie uns das Lösungswort postalisch (Nationaltheater Mannheim, Marketing, Mozartstraße 9, 68161 Mannheim) oder per Mail (nationaltheater. marketing@mannheim.de) mit dem Stichwort »Gewinnspiel« bis Mittwoch, 18. Oktober 2017 zu.
Lösungswort
Spiel ohne Grenzen (UA) Mo, 30. Oktober 2017 Wiederaufnahme, Studio Werkhaus
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