SUPERGUTE TAGE von Mark Haddon/Simon Stephens
WWW.NATIONALTHEATER-MANNHEIM.DE
THEATER
MAGAZIN
JANUAR 2014
EDITORIAL Liebe Zuschauer, liebe Bürger, liebe Künstler, »eine ungewohnte Perspektive einnehmen«, »Grenzen auflösen«, »aus der Gewohnheit heraussteigen« – so lauteten einige der Antworten, als wir uns neulich im Spielclub der Crossover-Künstler mit der Frage »Was ist Kunst?« auseinandersetzten. Diese Merkmale werden in besonderem Maße auf die Produktion zutreffen, die am 18. Januar im Schauspielhaus Premiere haben wird: Für Calixto Bieitos Der SturmInszenierung haben sich die zwei Künste Schauspiel und Oper zusammengetan und gemeinsam Neues gewagt. »Eine persönliche Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Realität« und »Ausdruck ihrer Zeit« waren weitere Antworten – Kriterien, die sicherlich prägend für Marianna Salzmanns neuen Text Hurenkinder Schusterjungen sind. Am Nationaltheater wollen wir jedoch Kunst nicht nur für Sie, sondern auch mit Ihnen machen: Die Mannheimer Bürgerbühne lädt Sie ein, den Künstler in Ihnen zu ent decken – beim Neujahrsempfang am 6. Januar in Form von Kurz-Workshops, beim Workshop Alle tanzen am 11. Januar und beim Mannheimer Geräuschorchester, das am 4. Februar startet! Was es braucht, damit Kunst mit nicht-professionellen Darstellern auf dem Theater gelingen kann, diskutierten Theatermacher aus dem In- und Ausland beim Bürgerbühne-Fachkongress. Was es wiederum heißt, die Kunst zum Beruf zu haben, ist Thema der Jahreskonferenz der Dramaturgischen Gesellschaft. Und auch als Zuschauer werden Sie buchstäblich zum künstlerischen Mitschöpfer: In Der unsichtbare Vater ist Ihre aktive Mitwirkung in einigen Szenen integraler Bestandteil der Inszenierung. Ich freue mich, wenn Sie im Januar mit der Neugier und Lust eines Künstlers beobachten, erforschen, entdecken, interpretieren, Perspektiven variieren und so auf Ihre Weise an der Kunst unseres Hauses partizipieren! Ihre Stefanie Bub Dramaturgin/Koordinatorin Mannheimer Bürgerbühne
Am 6. Januar präsentieren sich das NTM und Theater der Welt beim Neujahrsempfang der Stadt Mannheim im Rosengarten. Neben einem gemeinsamen Infostand gibt es ein musikalisches Bühnenprogramm mit den Blues Brothers und spannende Kurz-Workshops der Mannheimer Bürgerbühne. Kommen sie vorbei! Wir freuen uns auf Sie!
Eine Beilage zur Ausgabe vom 28. Dezember 2013 TITEL Simone Oswald und Sebas tian Brummer in SUPERGUTE TAGE REDAKTION Nina Bernges (nb), Ingoh Brux (ib), Steffi Bub (sb), Anselm Dalferth (ad), Elena GarciaFer nandez (egf), Lea Gerschwitz (lg), Bente Göbel (bg), Maike Kasse bom (mk, CvD), Anita Kerzmann (ak, Fundraising), Christine Klotmann (ck), Dorothea Krimm (dk), JanPhilipp Possmann (jp), Eva-Maria Steinel (ems), Stefanie Hahnemann (V.i.S.d.P.) MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim e. V. KONZEPTION Anzinger | Wüschner | Rasp GESTALTUNG Michael J. Böhm FOTOS Hans Jörg Michel, Christian Kleiner ANZEIGEN Doris Horwedel DRUCK Mannheimer Morgen Großdruckerei und Verlag GmbH Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen, die in dieser Publikation im Maskulin verwendet werden, sind geschlechtsneutral zu verstehen. Gemeint sind alle Geschlechter. SERVICE Theaterkasse 0621 1680 150 Vorverkauf Schnawwl 0621 1680 302 Abobüro 0621 1680 160
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»DIE ZAUBERKUNST HAB ICH ZERSTÖRT.« Calixto Bieito inszeniert Der Sturm nach Motiven von William Shakespeare und der Musik von Henry Purcell mit Schauspielern, Sängern und Mitgliedern des Nationaltheaterorchesters. Prospero, einst Herzog von Mailand, lebt mit seiner Tochter Miranda auf einer Insel im Exil. Hier widmet er sich dem Studium der Bücher und herrscht mit seinen Zauberkräften über den Luftgeist Ariel und das halbmenschliche Ungeheuer Caliban, den früheren Inselfürsten. Vor zwölf Jahren war Prospero, der das Leben eines Gelehrten führte und die Staatsgeschäfte vernachlässigt hatte, von seinem Bruder Antonio und von Alonso, dem König von Neapel, entmachtet und vertrieben worden. Jetzt führt ihm das Schicksal die Feinde zu seiner Insel. Um sich an seinem Bruder, dem unrechtmäßigen Herzog von Mailand, zu rächen, befiehlt Prospero Ariel, einen Sturm zu entfachen. Das Schiff der einstigen Verschwörer kentert, als Schiffbrüchige landen Antonio und seine Verbündeten auf Prosperos Insel. Unter ihnen befindet sich auch der junge Ferdinand, Sohn des Königs von Neapel, der auf der Insel hilflos umherirrt und sich beim Anblick Mirandas unsterblich in Prosperos Tochter verliebt. Calixto Bieito verdichtet Shakespeares Sturm auf fünf Figuren. Auf Prospero, Ariel, Caliban, Miranda und Ferdinand. Prosperos Geschichte von Macht und Ohnmacht, Rache und Vergebung steht im Zentrum der Inszenierung. Was ist das für ein Sturm, den er entfacht, der aber auch in seinem Inneren wütet? Was sind das für Wunden und Verletzungen, die ihn nicht zur Ruhe kommen lassen, bis er endlich seinen Feinden gegenübersteht und sich an ihnen rächen kann? Am Ende muss der große Zauberer einsehen, dass er mit seinen Büchern und seiner Magie wohl äußere Stürme entfachen kann, nicht aber die innere Natur der Menschen beherrscht und ihren Machtkämpfen und ihrem Gefühlschaos hilflos gegenübersteht. Und statt sich zu rächen, übt er sich in Gnade und Vergebung. Er entsagt seinen okkulten Künsten, stimmt der Verlobung von Miranda mit Ferdinand, dem Sohn seines einstigen Feindes, zu und entlässt seine Helfer Ariel und Caliban in die Freiheit. Prospero verzichtet auf seine Macht durch Magie und kehrt als rechtmäßiger Herrscher zurück nach Mailand an die Macht. Der Sturm, entstanden 1611, gilt als Shakespeares letztes Werk und wurde wegen seiner Lieder und seiner lyrisch-musikalischen Struktur mehrfach vertont. Von Henry Purcell (und seinem Schüler John Weldon) stammt The Tempest (1695), eine Art »Semi-Oper«. Einer damaligen Aufführungstradition folgend, wurden Shakespeares Texte für die Bühne bearbeitet und mit Musikstücken als musikalische Inszenierungen aufgeführt. Für seine Mannheimer Inszenierung mit zwei Sängern und vier Schauspielern verwendet Calixto Bieito die Bühnenmusiken von Henry Purcell, die von Fredrik Zeller für das Nationaltheater neu arrangiert wurden. ib
Calixto Bieito
»Manchmal will man sich einfach an nichts mehr erinnern müssen, will, dass das Vergessen all unseren Groll, unseren Frust und unsere Jämmerlichkeit einhüllt. Gäbe es die Chance auf eine Flucht, würden wir zwischen die Steine sickern wie die fließende Feuchtigkeit des Wassers und würden verschwinden, wie die Regengüsse enden, die in die Brust der Mutter Erde geschleudert werden. Wenn nur einer die Stürme beherrschen könnte, die in unserer Brust eingeschlossen sind. Aber das würde auch bedeuten, dem Menschsein zu entsagen.« (Calixto Bieito)
DER STURM von William Shakespeare/Henry Purcell Eine Produktion von Schauspiel und Oper Premiere am 18. Januar 2014 um 19.30 Uhr im Schauspielhaus anschließend Premierenfeier in der Lobby Werkhaus Inszenierung Calixto Bieito | Musikalische Leitung Mauro Barbierato | Arrangements und Musikalische Einrichtung Fredrik Zeller | Bühne Kathrin Younes | Kostüme Rebekka Zimlich Dramaturgie Ingoh Brux Mit Katharina Hauter, Şirin Kılıç, Anke Schubert; Ernst Alisch, Michael Fuchs, Georg Gädker Es spielen Mitglieder des Nationaltheaterorchesters. Voraufführung 16. Januar 2014 Weitere Vorstellungen 24. und 30. Januar 2014
Die Zauberkunst hab ich zerstört, Mir bleibt davon, was mir gehört, Und das ist schwach. Ihr seid es jetzt, Die mich an diesem Ort festsetzt Oder heimwärts schickt. Mein Glück Gab mir mein Herzogtum zurück Und ich verzieh den Frevlern. Darum bannt Nicht ihr mich an den öden Strand. Löst mich vielmehr aus dieser Haft, Nur eure Hand hat solche Kraft. PROSPERO
FESTLICHER OPERNABEND – MADAMA BUTTERFLY am 11. Januar 2014 um 19.30 Uhr im Opernhaus Nach der spektakulären Wagner-Gala im Dezember geht die Reihe der Festlichen Opernabende fulminant weiter: Mit der in Mannheim wohlbekannten Alexia Voulgaridou als Cio-Cio-San und Fabio Sartori als Leutnant Pinkerton in Giacomo Puccinis Madama Butterfly. Die musikalische Leitung übernimmt Joseph Trafton. Wolfgang Blums Inszenierung aus dem Jahr 1969 setzt den zeitlos-klassischen Rahmen für die berührende Geschichte der Geisha Cio-
Cio-San. Diese glaubt fest daran, dass der junge amerikanische Leutnant Pinkerton mit ihr den Bund fürs Leben eingegangen sei, und wartet gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn, dass sein Schiff wieder im japanischen Hafen anlegt. Das exotische Ambiente, aber vor allem auch die emotionale Wahrhaftigkeit lag dem Komponisten dieser Oper am Herzen.
Die griechische Sopranistin Alexia Voulgaridou wird von der internationalen Presse für die überwältigende Ausdrucksmacht, geschmeidige Stimmkunst und aufwühlende Emotionalität ihrer Darstellung gepriesen. Ihr Debüt als Susanna (Le nozze di Figaro) unter Sir Colin Davis am Münchner Prinzregententheater war der Startpunkt einer steilen Karriere, die sie an die prestigereichsten europäischen Opernhäuser, Konzertsäle und Festivals führte. Sie begeisterte als Sophie (Der Alexia Voulgaridou Rosenkavalier) an der Bayerischen Staatsoper, feierte große Erfolge in Bregenz, Genf, München, Hamburg und Mailand. Mit dem FOA Butterfly kehrt sie ans Nationaltheater Mannheim zurück, wo sie von 1997 bis 2005 engagiert war.
Der Tenor Fabio Sartori wurde auf den Bühnen in Mailand, Zürich, Berlin, Wien und Madrid als eines »der glänzendsten Beispiele italienischer Tenorkunst«, mit einer Stimme von wunderbarer Farbe, Kraft und leichter Höhe gefeiert. Er debütierte 1995 als Rodolfo in La Bohème am Teatro La Fenice in Venedig. Ein Markstein seiner Karriere war seine Interpretation des Macduff unter Riccardo Muti in Macbeth zur Saisoneröffnung des Teatro della Scala in Mailand 1997. Er war kürzlich als Radames (Aida) in Neapel und als Carlo VII. in Giovanna d’Arco bei den Salzburger Festspielen zu erleben. dk
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23.07.13 10:03
HURENKINDER SCHUSTERJUNGEN Über die Autorin Marianna Salzmann und ihr neues Stück
Marianna Salzmann © Lutz Knospe
»Ich kann eigentlich nicht nicht schreiben, wenn ich an einem neuen Ort bin«, so die Autorin Marianna Salzmann in einem Interview, als sie Ende 2012 in Istanbul ankam. Ein Stipendium des Goethe-Instituts ermöglichte ihr einen mehrmonatigen Aufenthalt in der Türkei. Die Protestwelle, die dort im Mai 2013 gegen die Regierung von Ministerpräsident Erdogˇan ausbrach, erlebte sie direkt vor Ort mit. In ihrem neuen Stück Hurenkinder Schusterjungen, das sie als Auftragswerk für das Nationaltheater geschrieben hat, sind davon deutliche Spuren zu erkennen. Im Stück wird auch protestiert, draußen im Park. Am Anfang tanzen die Menschen nur, später steigt das Tränengas, das gegen die Demonstranten eingesetzt wird, von der Straße hoch in die Häuser. Wer hier protestiert, gegen wen oder was, bleibt dabei unausgesprochen. Die wenigen Hinweise lösen genug Assoziationen zu heutigen Krisenherden aus. Im Zentrum des Stücks stehen Ali, Buchs und Tschech. Gemeinsam mit anderen bewohnen sie eine WG am Stadtrand. Tschech, der
älteste und Besitzer des maroden Hauses, arbeitet nicht. Ali jobt als Servicekraft bei der Bahn. Buchs verkriecht sich in den Keller, wo er Fotos entwickelt. Während draußen die Proteste ausbrechen, lernen sich die drei schnell näher kennen, landen beieinander im Bett, spielen Familie. Ihre echten Familien tauchen lediglich in Erlebnisberichten aus der Kindheit auf und dort auch nur in Form der Väter. Die Väter im Stück glänzen durch Abwesenheit, als Autoritäten werden sie vielleicht sogar ganz abgeschafft. Die Figuren in Hurenkinder Schusterjungen sind ungewollte Kinder. Sie flüchten in eine (Innen)Welt, in der die Grenzen zwischen Spiel und Realität verschwimmen. Sie wachsen fast zu einem Wesen zusammen und müssen doch jeder für sich herausfinden, wofür es sich zu leben lohnt. Die Proteste draußen, bei denen ihre Mitbewohnerin Lili ums Leben kommt, drängen auf Entscheidung. Ali bringt die Gewalt, die sie im Park beobachtet hat, mit nach Hause, wenn sie Buchs und Tschech auffordert, das Gesehene mit ihr in brutalen Machtspielen nachzustellen. Während es Ali
immer mehr nach draußen zieht, will Tschech alle unter seinem Schutz wissen und überzeugt Buchs davon, dass es am besten ist gar nicht mehr rauszugehen. Doch damit ist der Kampf nicht vorbei. In ihrem erfolgreichen Stück Muttersprache Mameloschn (Mülheimer Theatertage 2013) hatte sich Marianna Salzmann mit Müttern auseinandergesetzt. Dort geht es um drei Frauen aus drei Generationen einer jüdischen Familie, um die Themen Zugehörigkeit, Identität, Heimat. Das sind Themen, um die viele Stücke der Autorin kreisen. Einige davon wurden am Berliner Ballhaus Naunynstraße aufgeführt, einem Theater mit »postmigrantischem« Programmschwerpunkt. 1985 im russischen Wolgograd geboren, wuchs Marianna Salzmann in Moskau auf und kam 1995 nach Deutschland. Sie studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin und ist aktuell Hausautorin und Leiterin des Studios am Maxim Gorki Theater Berlin. Ihre Stücke wurden in München, Berlin, Hannover, Karlsruhe und Heidelberg gezeigt. Marianna Salzmann hat mit Hurenkinder Schusterjungen eine Versuchsanordnung geschrieben, in der die Figuren genauso aufeinanderprallen wie die sich verändernde Außenwelt mit dem Status quo im Haus. Es ist auch ein Stück über Hierarchie und Harmonie. Hurenkind und Schusterjunge sind Begriffe aus der Fachsprache der Typografie, die eine durch einen Seitenwechsel abgetrennte einzelne erste oder letzte Zeile eines Absatzes bezeichnen. Als schwere handwerkliche Fehler stören sie die Ästhetik des Satzspiegels. Sie tanzen also aus der Reihe, müssen korrigiert werden. Im Stück lässt Marianna Salzmann eine der Figuren feststellen: »In der Mathematik heißt es Chaos, wenn alle Elemente gleich sind.« lg
SWR Konzertreihe Mannheim Sonntag, 19. Januar 2014 | 19.30 Uhr Konzerteinführung 18.30 Uhr Maurice Ravel »Pavane pour une infante défunte« Henri Dutilleux Sinfonie Nr. 1 Sergej Rachmaninow Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 Igor Strawinsky »Feuervogel«, Suite Nr. 2 (1919) Nicholas Angelich, Klavier Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR Dirigent: Stéphane Denève
HURENKINDER SCHUSTERJUNGEN (UA) von Marianna Salzmann Eine Kooperation des Nationaltheaters Mannheim und der Hessischen Theaterakademie Premiere am 5. Januar 2014 um 20.00 Uhr im Studio anschließend Premierenfeier im Casino Inszenierung Tarik Goetzke | Bühne und Kostüme Wen Kan | Video Jonas Englert Licht Ronny Bergmann | Dramaturgie Lea Gerschwitz Mit Anne-Marie Lux; Martin Aselmann, Thorsten Danner Weitere Vorstellungen 8., 22. und 24. Januar 2014
Tickets: swr2kulturservice.de Telefon: 07221 300 200 und Abendkasse
TONSTUDIO DER TRAUM IST AUS am 17. Januar 2014 um 20.00 Uhr im Studio Rio-Reiser-Abend mit Christian Hockenbrink Der Traum ist aus nennt sich der Abend, an dem der Schauspieler und Regisseur Christian Hockenbrink Songs von Rio Reiser singt. Hockenbrink verzichtet auf den großen Auftritt. Er begleitet sich selbst am Klavier und spürt, technisch versiert, die verbindende Kraft in den Liedern des außergewöhnlich produktiven und 1996 früh verstorbenen Sängers und Songwriters auf. Nach seiner Premiere im Jahr 2000 war der Abend, neben unzähligen Konzerten im deutschsprachigen Raum auch lange Zeit am Nationaltheater Mannheim zu erleben. Nach fast einem Jahr kommt der inzwischen beim Berliner Ensemble und am Schauspiel Köln engagierte Sänger und Schauspieler wieder zurück nach Mannheim. Im Rahmen der neuen Tonstudio-Reihe präsentiert er die Lieder des unvergessenen Rio Reiser. Eine neue Chance diesen einmaligen Abend zu erleben. Für alle Fans von Rio Reiser und Ton Steine Scherben oder solche, die es werden wollen. bg
Christian Hockenbrink
TONSTUDIO – Konzerte, Ensembleabende, Partys mit DJ und Karaoke
ALLE TANZEN Workshop für alle Generationen am 11. Januar 2014 von 15.00 – 17.00 Uhr Tanzhaus Käfertal, Galvanistraße Deine Mama, Ihr Neffe, Dein Opa, Ihr Patenkind, Deine Nachbarin, Deine und Ihre Familie … Zoulfia Choniiazowa ist seit 1999 Ensemblemitglied des Kevin O’Day Ballett Nationaltheater Mannheim. Als erfahrene Tänzerin leitet sie regelmäßig das Profitraining für das Mannheimer Ensemble. Mit dem Workshop Alle tanzen gibt sie Anfängern jeden Alters die Möglichkeit, Tanz auszuprobieren und zu erleben. sb
ALLE TANZEN Begrenzte Teilnehmerzahl € 10,-/Nur mit Voranmeldung bis 6. Januar 2014 bei nationaltheater.buergerbuehne@mannheim.de Bei der Anmeldung bitte Alter angeben. Bitte bewegungsfreundliche Kleidung mitbringen.
UTOPIE STATION Leben ohne Lohn – Utopie Grundeinkommen am 24. Januar 2014 um 19.30 Uhr in der Lobby Werkhaus
»Wenn gute Reden sie begleiten, dann fließt die Arbeit munter fort«, meinte der tüchtige Friedrich Schiller. Und in der Tat, über kaum etwas, wird so viel geredet, wie über Arbeit. Und Künstler haben besonders gut reden. Arbeiten Künstler denn anders? Die Mitglieder der Dramaturgischen Gesellschaft, die ja im Theaterbetrieb dafür zuständig sind, über die Arbeit von Künstlern zu reden, haben sich die Arbeit zum Thema ihrer Konferenz gewählt, die zeitgleich im zeitraumexit und im Nationaltheater stattfindet. Die Utopie Station redet lieber über die Befreiung von der Arbeit. Zum Beispiel bei unseren Schweizer Nachbarn, wo schon bald das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt werden könnte. Möglich gemacht hat das die Initiative von Daniel Häni, mit dem wir in der Utopie Station über die Utopie Grundeinkommen reden wollen. Mit dabei sind die Kuratorin Christine Peters, die sich mit Arbeitsbedingungen in der Kunst bestens auskennt, und Eine Veranstaltungsreihe des Nationaltheaters der regionale Geschäftsführer der Mannheim in Kooperation mit dem Ernst-BlochDienstleistungsgewerkschaft verdi Zentrum Ludwigshafen und der Heinrich Böll Peter Erni. Stiftung (Bundesstiftung und Landesstiftung Baden-Württemberg) und dem Kulturbüro der MRN. Moderation Adrienne Goehler und Jan-Philipp Possmann Musik Oliver Augst
Foto: Hans Jörg Michel, Tänzer: Brian McNeal und Nadège Cotta
Geld wäre ja da. Daniel Häni beim Geldschaufeln © Stefan Pangritz
BEWEGUNG SPIELT DIE HAUPTROLLE
Offizieller Fitnesspartner des Kevin O´Day Ballett Nationaltheater Mannheim
»ICH MÖCHTE DICH WIEDERSEHEN …« Zur Premiere von Juliane Kleins Der unsichtbare Vater
Olaf Schönborn, Johannes Gaudet, Philipp Nicklaus (Probenfoto)
Paul kann es nicht glauben: Da sitzt ein fremder Mann am Frühstückstisch! »Wer ist das?«, fragt er seine Mama. Als Mamas Neuen kann er diesen Ludwig unmöglich akzeptieren. Mama hat doch ihn! Was kann Ludwig, das Paul seiner Mama nicht bieten kann? Und einen anderen Papa will Paul auch nicht. Wozu? Papa ist zwar seit fünf Jahren unsichtbar. Aber das ist eben so, wenn jemand verzaubert wird. Paul redet trotzdem jeden Abend mit ihm. Zum Beispiel darüber, wie er Ludwig vertreiben soll. Leider kommt Paul da nicht weiter … Schlecht gelaunt geht Paul eines Tages mit Mama und Ludwig aufs Stadtfest. Plötzlich hört er Papas Lied und macht sich auf die Suche … Juliane Kleins Musiktheaterstück Der unsichtbare Vater basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Amelie Fried, die mit der Geschichte für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde. Besonders ist, dass die beteiligten Instrumentalisten drei der vier Bühnenrollen übernehmen: Die Akkordeonistin spielt die Mutter, der Saxophonist den Vater und der Schlagzeuger Ludwig, den neuen Freund der Mutter. Nur Paul, der Sohn, wird durch einen Sänger dargestellt. So ist die Instrumentalmusik nicht nur Begleitung der Handlung, sondern wird zum Geschehen selbst, zu den auf der Bühne agierenden Personen. Und genauso umgekehrt: Die Aktionen auf der Bühne, die Geräusche verschiedenster Gegenstände, zum Beispiel eines Wasserkochers oder einer Küchenzeituhr werden von der Komponistin bewusst eingesetzt und so zu Musik. Die konkrete Verbindung der Klänge mit Charakteren und Aktionen macht die Musik direkt erfahrbar und sorgt für einen abwechslungsreichen und far-
bigen Klangkosmos, in dem Elemente unterschied licher musikalischer Stilrichtungen wie des Jazz und der musique concrète zu entdecken sind. Juliane Kleins Kompositionen vertrauen auf die Kraft des einzelnen Ereignisses, das präzise gestaltet wird. Am Beginn eines Kompositionsprozesses stehen für Klein oft selbst gewählte Regeln. Dabei beziehen sich ihre kompositorischen Überlegungen nicht nur auf das Werk im engeren Sinne, sondern auch auf dessen Interpretation. So definiert sie die Rolle der Interpreten neu. Im Vertrauen auf deren Fähigkeiten überträgt sie ihnen Verantwortung und Freiheiten, die Interpreten zu einer Art Miterfinder machen. Zu kreativen Mitmachern werden in Der unsichtbare Vater auch die Zuhörer: In jeder Vorstellung spielt das Publikum in einigen Szenen mit! Die Aufgaben des Publikums sind so angelegt, dass sie – ohne dass dafür besondere musikalische Vorkenntnisse notwendig wären – mit den beteiligten Musikern direkt vor der Aufführung einstudiert werden können. In drei Gruppen eingeteilt, probt das Publikum zum Beispiel Mamas Lied »Was vorbei ist, ist vorbei«. Oder einen mutmachenden Flüsterchor für Paul – und das alles unter Anleitung der Darsteller, die anschließend auf der Bühne zu erleben sind. So wird die Grenze zwischen Spielern und Publikum verwischt und alle Beteiligten teilen ein gemeinsames Musiktheatererlebnis. Zu einem Erlebnis für Schulklassen wird es, wenn wir mit unserer Produktion in der Schule anrücken: Mit Bühnenbild und Instrumenten, Technikern und
Darstellern. In der ersten Schulstunde finden die Workshops mit den Schülern statt – in der nächsten folgt die Aufführung. Also wenn man da nicht gerne in die Schule geht … ad Die Junge Oper wird präsentiert von
DER UNSICHTBARE VATER von Juliane Klein nach dem Bilderbuch von Amelie Fried ab 8 Jahren Premiere am 4. Januar 2014 um 16.00 Uhr in der Jungen Oper Inszenierung Sybrand van der Werf Musikalische Leitung Anselm Dalferth/ Johannes Gaudet | Bühne Christian Thurm Kostüme Eva Roos | Dramaturgie Anselm Dalferth | Musiktheaterpädagogik Johannes Gaudet Mit Fanny Mas; Johannes Gaudet, Philipp Nicklaus, Olaf Schönborn Voraufführung 2. Januar 2014 Weitere Vorstellungen 5., 7., 8., 9., 10. und 12. Januar 2014 Theater mobil: Information und Buchung unter Tel. 0621 1680 300
3. Familienkonzert
Ballettmatinee für Kinder ab 6 Jahren
»KLANGZAUBERER«
TANZ GANZ NAH
am 26. Januar 2014 um 11.00 Uhr im Opernhaus
am 28. Januar 2014 um 10.30 Uhr im Schauspielhaus
Töne gibt es viele. Klänge auch. Und Rhythmen. Und Instrumente. Und und und … Da braucht es jemanden, der den Überblick behält: Einen Klangzauberer! So wie Claude Debussy, der mit seiner Musik sogar Bilder malen kann, Johann Strauss, der Donner und Blitz in Musik verwandelt oder Wolfgang Amadeus Mozart, der sich seine Linzer Sinfonie schneller ausdenken und aufschreiben konnte als man sich vorstellen kann. Klangzauberer finden in dem Durcheinander immer wieder neue Kombinationen, die spannend und aufregend klingen. Und nicht alle Klangzauberer sind tot – es gibt auch heute Menschen, die das Musikerfinden zu ihrem Beruf gemacht haben: Zum Beispiel Kurt Schwertsik, der eine kurze Schrumpf-Sinfonie geschrieben hat! ad
3. FAMILIENKONZERT – »KLANGZAUBERER« Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Strauss, Claude Debussy und Kurt Schwertsik Musikalische Leitung Lorenzo di Toro Moderation Juri Tetzlaff Konzertdramaturgie Anselm Dalferth Es spielt das Nationaltheaterorchester.
Kultur
zu schätzen, heißt für uns sie zu
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DER KLEINE PRINZ
Jeden Tag schlüpfen die Tänzerinnen und Tänzer des Nationaltheaters in unterschiedliche Rollen, lernen komplexe Schrittkombinationen, anspruchsvolle Sprünge und rasante Hebungen. Am Ende der Proben steht die Aufführung: für alle Beteiligten etwas ganz Besonderes. Wie so eine Vorstellung funktioniert, wie sich ein Tänzer in einen Fuchs oder in den kleinen Prinzen verwandelt und wie man sich verständigt, wenn man aus 13 unterschiedlichen Ländern kommt, darüber sprechen Mitglieder des Ensembles und die Choreografin Dominique Dumais am 28. Januar in der Vormittagsvorstellung Tanz ganz nah. Durch das Programm führt Julia Dina Heße, ehemalige Schnawwl-Mitarbeiterin und seit 2012 Leiterin des Jungen Theaters Münster. ems
Mit seinem kulturellen Engagement wirkt FUCHS als standortverbundenes Unternehmen an der Zukunftsaufgabe mit, die Metropolregion Rhein-Neckar zu einem der attraktivsten Lebens- und Wirtschaftsräume im Herzen Europas zu machen.
URAUFFÜHRUNG DES JAHRES: »DER IDIOT« Wiederaufnahme am 12. Januar 2014 um 18.00 Uhr im Opernhaus
Dmitry Golovnin, Anne-Theresa Møller, Alexander Vassiliev, Diana Matthess, Elzbieta Ardam, Cornelia Ptassek
»Die Komposition ist von überwältigender Schönheit und Stringenz«, befand die F.A.Z. nach der Mannheimer Uraufführung von Mieczysław Weinbergs Der Idiot. Auch die übrige Presse war von der Produktion derart angetan, dass sie von der Zeitschrift Opernwelt zur »Uraufführung des Jahres« gekürt wurde. Zu seinen Lebzeiten konnte man den Opernkomponisten Weinberg kaum kennenlernen, war er doch aufgrund seiner polnisch-jüdischen Herkunft zunächst der Verfolgung der National sozialisten und in den folgenden Jahrzehnten der Kontrolle des stalinistischen Regimes ausgesetzt. Erst in den letzten Jahren hat man Weinbergs wegweisende kompositorische Qualitäten wiederentdeckt. 2010 kam in Bregenz Die Passagierin, seine erste von insgesamt
sieben Opern zur Uraufführung. Mehr als zwanzig Jahre nach der Entstehung ist seine Literaturoper Der Idiot nach Dostojewskij nun in Mannheim zu erleben. Für die Wiederaufnahme dieser Erfolgsproduktion konnte erneut der renommierte Dirigent Thomas Sanderling gewonnen werden, der allein schon aufgrund seiner Biografie für die musikalische Leitung dieses Werkes prädestiniert ist. Als Kind hat er Weinberg persönlich kennengelernt und nach seinem Tod dessen Manuskripte intensiv studiert. Während der Probenzeit war Thomas Sanderling niemals ohne Weinbergs Partitur unter dem Arm anzutreffen – ein vielleicht unbewusster Ausdruck seiner tiefen Verbundenheit zu Weinberg und dessen Schaffen. egf
Noch 4219 Stunden bis zur Uraufführung von »Böse Geister« …
DIE PARTITUR Endlich ist sie da! Groß und beeindruckend. Sie passt in keine Tasche und auch nicht unter den Arm. Der erste Notenständer gibt ächzend unter ihr nach. Der zweite auch. Wenn man sie schließlich auf einen Tisch gewuchtet und aufgeschlagen hat, beginnt das Staunen über dieses Schwergewicht: In dreijähriger Arbeit hat die Komponistin Adriana Hölszky mit unendlicher Geduld ihre Klangvorstellungen aufgeschrieben. Unzählige schwarze Punkte, Linien und Wörter, eine Notenschrift wie ein Bild. Und schon beim ersten Blättern wird klar: Hier geht es zur Sache. Energiemassen prallen aufeinander, zerbersten oder zerstreuen sich. Besonders beeindruckt die vielstimmige und differenzierte Chorpartie: Deutlich kann man Klangwellen erkennen, die durch den Raum laufen, in die Luft gemeißelte Wortsäulen und Wolken aus Tönen, die sich nach und nach auflösen. Wie das wohl klingen wird, wenn es zum ersten Mal aufgeführt wird? Die Partitur ist in den kommenden Wochen unsere Arbeitsgrundlage. Es ist unsere Aufgabe, all das, was die Komponistin in ihr angelegt hat, zum Leuchten zu bringen und die unzähligen schwarzen Punkte, Linien und Wörter in das zu verwandeln, was sie eigentlich sind: purer Klang. ad
KAMMERMUSIK IM JANUAR Gleich zwei Kammermusik-Konzerte stehen im Januar auf dem Programm: die 3. Kammermusikmatinee sowie ein Solidaritätskonzert zur Rettung der Musikhochschule. Die Protestwelle gegen die von der Landesregierung vorgesehenen Kürzungspläne, welche eine Einstellung der klassischen Musikausbildung in Mannheim zur Folge hätten, ebbt nicht ab. Mehr als 75 000 Personen haben sich mit ihrer Unterschrift für die Klassik in Mannheim ausgesprochen, und auch das Nationaltheater setzt seine Solidarität mit der Hochschule fort. Seit Jahrzehnten besteht zwischen beiden Institutionen eine fruchtbare Zusammenarbeit; viele Projekte des Theaters wären ohne die Studierenden nicht durchführbar. Um ein weiteres Zeichen gegen die Kürzungsabsichten zu setzen, haben sich Studenten der Hochschule sowie Absolventen, die inzwischen als Solisten oder im Chor des Nationaltheaters engagiert sind, zu einem Solidaritätskonzert zusammengefunden. Auf dem abwechslungsreichen Programm stehen u.a. Lieder von R. Schumann und J. Brahms. Zuvor widmen sich am 19. Januar Mitglieder des Nationaltheaterorchesters der instrumentalen Kammermusik in großer Besetzung. Es erklingen Septette von A. Blanc und L. v. Beethoven. egf
3. Kammermusikmatinee »Beethovens Schöpfung« am 19. Januar 2014 um 11.00 Uhr im Oberen Foyer Mit Wolfgang Hammar (Violine), Julien Heichelbech (Viola), Martin Jakobs (Klarinette), Stefan Berrang (Horn), Eberhard Steinbrecher (Fagott), Fritjof von Gagern (Violoncello), Marcus Posselt (Kontrabass)
BÖSE GEISTER von Adriana Hölszky
Solidaritätskonzert
Uraufführung am 31. Mai 2014 im Rahmen des Festivals Theater der Welt 2014
Kammermusik zur Rettung der Musikhochschule am 22. Januar 2014 um 19.30 Uhr im Theatercafé
Musikalische Leitung Roland Kluttig Inszenierung Joachim Schloemer
Mit Tamara Banješević (Sopran), Ludovica Bello (Mezzosopran), Amelie Petrich (Sopran), Natalia Popova (Sopran), Tatjana Rjasanova (Sopran); Nikola Diskić (Bariton), Kyung-Rak Jeong (Tenor), Hyeonjoon Kwon (Bass), Magnus Piontek (Bass); Harald Braun (Klavier) u.a.
Die Uraufführung wird gefördert von der Stiftung Nationaltheater Mannheim Die Vergabe des Kompositionsauftrags an Adriana Hölszky wurde ermöglicht durch die Ernst von Siemens Musikstiftung Mit freundlicher Unterstützung von Deloitte
DIE FREUNDE UND FÖRDERER BERICHTEN UNSERE NÄCHSTE BEGEGNUNG am 29. Januar im Anna Reiss-Saal hört und sieht die Flötengruppe des Nationaltheater-Orchesters. Vor nicht allzu langer Zeit war die Schlagzeuggruppe des Orchesters bei uns zu Gast – der Abend wurde ein Highlight unserer Reihe der »Begegnungen«. Auch aus diesem Grund sind die Erwartungen hochgespannt. Der Abend wird moderiert von Sabine Schweitzer, der früheren künstlerischen B etriebsdirektorin unseres Theaters, die nun als künstlerische Betriebsdirektorin und Operndirektorin am Theater Bielefeld tätig ist und uns als Gast diesen Abend schenkt.
»SKIZZEN ZUM RING-FILM DES NTM« stellte der Dokumentarfilmer Rudij Bergmann dem Beirat unseres Vereins vor. Unter seiner Regie entsteht eine Dokumentation über das Zustandekommen des Ring des Nibelungen in der Regie von Achim Freyer, der in der vergangenen Spielzeit weit über Mannheim hinaus Aufsehen erregt hat. In einem zweiten Schritt sind die Inszenierungen der vier Ring-Teile aufgezeichnet worden. Beide Produktionen – der Dokumentarfilm sowie die Aufzeichnungen – sollen als DVD-Box bis zur Filmpremiere Mitte des Jahres 2014 fertig gestellt sein. Die Premiere der Dokumentation ist für den 30. Juni vorgesehen.
IM BEIRAT UNSERES VEREINS geht der Vorsitz am Jahresende von Dr. Manfred Fuchs (Fuchs Petrolub SE) über auf Andreas Hilgenstock (Engelhorn KGaA). Der Vorsitzende unseres Vereins Professor Achim Weizel dankte Manfred Fuchs im Beisein von OB Dr. Peter Kurz und Kulturbürgermeister Michael
Grötsch für seine fast zehnjährige Tätigkeit als Beiratsvorsitzender. Manfred Fuchs formte in dieser Zeit den Beirat zu einem prominent besetzten Forum, in dem Vertreter von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur Fragen des Theaters aufgreifen und diskutieren.
THEATER DER WELT, das bedeutendste internationale Theaterfestival Deutschlands, wird vom 23. Mai bis 8. Juni 2014 im NTM veranstaltet. In diesen 17 Tagen will »Theater der Welt« 25 internationale Produktionen und Koproduktionen in Mannheim zeigen und mit unserer Stadt verbinden. Das alle drei Jahre stattfindende Festival, das von Stadt, Land und Bund unterstützt wird, ist eine große Chance für Mannheim, auf die Stadt und ihr lebendiges Theaterleben international aufmerksam zu machen. Unser Verein bittet daher alle Theaterfreunde um eine Spende für dieses hochinteressante Projekt (Kto. 302 650 09 Sparkasse Rhein Neckar Nord BLZ 670 505 05).
DIE STIFTUNG NATIONALTHEATER, die seit dem Jahr 2001 für das traditionsreiche Haus aktiv ist, will »Theater der Welt« ebenfalls mit einem namhaften Betrag aus ihrem Zinsertrag unterstützen. Der Förderung durch die Stiftung ist auch das Engagement der jungen Sopranistin Tamara Banješevic´ zu verdanken, die jetzt als Ännchen im Freischütz einen großen Erfolg feiert.
NACHLESE. Dem Schnawwl in der Alten Feuer wache galt die November-Begegnung unseres
ereins. Moderiert von Intendantin Andrea GroneV meyer, sahen unsere Mitglieder das Stück Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone und diskutierten anschließend mit den engagierten Mitarbeitern unserer erfolgreichen Kinderund Jugendbühne (siehe auch unsere Homepage www.freunde.nationaltheater.de/schnawwl-begegnung.html).
UNSERE NÄCHSTE THEATERFÜHRUNG bietet am 18. Januar um 15 Uhr einen Blick hinter die Kulissen mit Renate Helling. Treffpunkt ist die Lobby im Werkhaus, Mozartstraße. Eintritt frei, auch Nichtmitglieder sind herzlich Willkommen. Anmeldung nur an Doris Brachmann, Tel. 0621 1680 532 doris.brachmann@mannheim.de
Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim e. V. c/o Sparkasse Rhein Neckar Nord Dezernat III Postfach 68151 Mannheim freunde@nationaltheater.de www.freunde.nationaltheater.de 0621 734721 Geschäftsführer Richard Dietmann
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AUFTRITT VOLK. EINE BÜRGERBÜHNE FÜR ALLE SPARTEN Fachkongress vom 8. bis 10. November 2013 am Nationaltheater Mannheim – Rückblick Bürgerbühnen als kulturpolitische Notwendigkeit Überall in der europäischen Theaterlandschaft lässt sich die strukturelle Einbettung von Bürgerbühnen in Stadt- und Staatstheater vermehrt beobachten. Dass dies eine »Kulturpolitische Konsequenz zur Reform der Darstellenden Künste« (Prof. Wolfgang Schneider) ist, damit sich auch in Zukunft die Wirklichkeit einer Stadtgesellschaft im Theater widerspiegelt, sich die Bürger auch im 21. Jahrhundert im Theater repräsentiert fühlen – darüber herrschte Konsens beim zweiten Bürgerbühne-Fachkongress, an dem ca. 90 Theater- und Spartenleiter, Regisseure, Dramaturgen, Theaterpädagogen, Studierende aus Deutschland, Österreich, Dänemark und der Schweiz teilnahmen.
Hand zu geben, in denen gleichzeitig eine ganz eigene ästhetische Qualität liegt. Diese spezifischen Qualitäten können vielfältiger Natur sein, so wurde sich die Authentizität der »Experten des Alltags« bereits vielfach in biografisch-dokumentarischen Produktionen zunutze gemacht. Im Bereich Tanz sah Royston Maldoom, einer der Begründer der Community Dance-Bewegung, die Bereicherung der Kunst im ganz eigenen Bewegungspotential, das jeder einzelne gemäß seiner Physis mitbringt und einsetzt. Im Musiktheater wird bereits häufig mit Chören oder geräuschhaften Anordnungen gearbeitet und nach neuen Formen, Stoffen, Klängen, Kompositionen und Orten gesucht.
Suche nach neuen Ästhetiken Über das »Ob« brauchte man sich also nicht mehr zu streiten, aber das »Wie« war und bleibt Gegenstand vieler Diskussionen, will eine Bürgerbühne doch mehr sein als reines Audience Development. Vielmehr gilt es zu ergründen, welche Spielweisen, welche neuen Kunstformen mit nicht ausgebildeten Darstellern zu finden sind. Denn »der Stress des Angeschautwerdens erfordert Robustheit« (Prof. Bernd Stegemann), die ein Laie nie erlernt hat, und die Gefahr des Scheiterns ist immer dann groß, wenn die Teilnehmer in Spielweisen gedrängt werden, in denen sie Schauspielern unterlegen sind. Daher liegt es in der Verantwortung von Bürgerbühne-Regisseuren, dem Bühnenbürger »Überlebensstrategien« mit an die
Ausblick Es wird von der ästhetischen Qualität abhängen, ob die Arbeit der Bürgerbühnen auf Dauer als relevante Kunstform wahrgenommen wird. Um die Qualitätsdebatte zu befördern, wird 2014 erstmals das Internationale Festival der Bürgerbühnen stattfinden mit dem Anspruch, die Vernetzung der Bürgerbühnen voranzubringen und die Entwicklung der professionellen partizipativen Theaterarbeit kritisch zu reflektieren. Das Festival wird maßgeblich von der Kulturstiftung des Bundes unterstützt und wird 2014 am Staatsschauspiel Dresden und 2015 am Nationaltheater Mannheim stattfinden. Das SWR2 Forum »Avanti Dilettanti. Was bringt Bürgerbeteiligung im Theater?«, das am 9.11.13 mit
Schnawwl-Intendantin Andrea Gronemeyer im Gespräch mit Prof. Wolfgang Schneider und Prof. Bernd Stegemann
Burkhard C. Kosminski, Dr. Peter Kurz und Winfried Schulz im Rahmen des Kongresses stattfand, kann in der SW2-Mediathek nachgehört werden. sb
LEBEN, KUNST UND PRODUKTION
DIE EIERLEGENDE WOLLMILCHSAU:
Wie wollen wir arbeiten? Jahreskonferenz der Dramaturgischen Gesellschaft
Wir haben sie
Die Dramaturgische Gesellschaft ist eine offene Plattform für den Austausch über die künstlerische Arbeit, die Weiterentwicklung von Ästhetiken, Produktionsweisen und nicht zuletzt über die gesellschaftliche Funktion des Theaters. Zu den aktiven Mitgliedern der dg zählen Theatermacher aus allen Genres des Theaters sowie Verleger, Journalisten, Wissenschaftler und Studierende. In ihrer Jahreskonferenz, die vom 23. bis 26. Januar 2014 am National theater Mannheim in Kooperation mit Zeitraumexit stattfindet, begibt sich die Dramaturgische Gesellschaft auf die Suche nach heutigen, historischen und zukünftigen Formen künstlerischer Arbeitsmodelle. Dazu werden Experten aus den Wissenschaften und den Künsten aus dem In- und Ausland eingeladen, die den Austausch der Teilnehmer anregen. Im Mittelpunkt steht die selbstkritische Bestandsaufnahme einer gesamten Berufsgruppe. Wie arbeiten Dramaturgen? Wie arbeiten vergleichbare Berufsgruppen? Welches Theater entsteht unter welchen Bedingungen? Sind nicht gerade Dramaturgen dafür verantwortlich, Chancen und Herausforderungen der Arbeitsstrukturen am Theater zu reflektieren und gegebenenfalls neu zu definieren? Wie wollen Dramaturgen in Zukunft arbeiten? Mit dem Vortrag »Flow Ford Flexibilität« eröffnet der führende amerikanische Soziologe Richard Sennett am 23. Januar um 19.00 Uhr die Jahreskonferenz. Was er zu sagen hat, geht nicht nur Dramaturgen an: Richard Sennetts Analyse der psychischen und sozialen Auswirkungen einer sich zunehmend beschleunigenden Arbeits- und Wirtschaftswelt suchen ihresgleichen. Er skizziert die Entwicklung vom traditionellen Handwerk bis zum flexibel auf den Markt reagierenden Subunternehmer und wagt einen Ausblick auf die Zukunft der Arbeit. Karten für den Eröffnungsvortrag sind an der Theaterkasse erhältlich. ck Informationen und Anmeldung zur Jahrestagung unter www.dramaturgische-gesellschaft.de
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Die Konferenz wird gefördert vom Deutschen Bühnenverein, dem Landesverband BadenWürttemberg des Bühnenvereins, dem Land Baden-Württemberg sowie der Stadt Mannheim.
MENSCHEN IM NTM DIESMAL MIT REQUISITEUR STEFAN SCHNEIDER Du bist Requisiteur am Schnawwl. Was sind deine Aufgaben? Den Beruf des Requisiteurs gibt es schon seit es Theater gibt. Grundsätzlich sind Requisiteure für alle beweglichen Kleinteile, die auf der Bühne zum Einsatz kommen, zuständig. Wir sind sozusagen die Spielzeughändler des Theaters. Eine meiner Hauptaufgaben ist es, alle Requisiten, die für ein Stück benötigt werden, nach den Wünschen und Angaben der Regisseure, Bühnen- und Kostümbildner zu beschaffen, also einzukaufen, auszuleihen oder herzustellen, aber auch sie zu pflegen, zu reparieren, auf- und abzubauen und zu verwalten. Dabei müssen viele verschiedene Dinge wie Qualitätsanforderungen oder bei essbaren Requisiten strenge Hygienevorschriften beachtet werden. Manchmal spielen auch Tiere in Inszenierungen mit. Diese müssen dann gepflegt und gefüttert werden. Als Requisiteur arbeite ich mit sehr vielen verschiedenen Materialien wie z. B. Kunststoffen, Textilien, Holz, Metall und Papier. Dazu muss ich Grundwissen in vielen verschiedenen handwerklichen Bereichen wie Tischlern, Schweißen, Dekorieren etc. haben. Wie viele Requisiteure arbeiten am Schnawwl und wie funktioniert eure Zusammenarbeit? Am Schnawwl sind wir ein sehr kleines Ausstattungsteam. Es gibt die Leiterin, eine Schneiderin und Requisiteurin, eine freie Maskenbildnerin und mich als einzigen Requisiteur in Vollzeit. Um alle Stücke optimal betreuen zu können, arbeiten wir sehr eng zusammen und jeder übernimmt auch Aufgaben der anderen. Da man sich nicht alle Details der vielen Produktionen merken kann, gibt es für jede Produktion einen Vorstellungsplan mit allen wichtigen Informationen. Da steht zum Beispiel drin, welche Einkäufe und welche Vorbereitungen im Vorfeld zu erledigen sind. Außerdem gibt es eine komplette Requisitenliste und Bühnenpläne, auf denen genau eingezeichnet ist, was wann wie und wo eingerichtet werden muss. Dazu gibt es auch detaillierte Fotografien. Der Vorstellungsplan beinhaltet auch einen genauen Garderobenplan mit allen Kostümteilen, Accessoires und Schmink sachen, die ein Schauspieler für seine Rolle benötigt.
Du hast ja erzählt, dass du Requisiten auch selber herstellst. Für den Ring von Theo Fransz, der demnächst im Schnawwl wieder aufgenommen wird, musstest du viele besondere Requisiten basteln … Beim Ring war die besondere Herausforderung, dass alle Requisiten aus mit Blattgold (also Schlagmetall) veredeltem Plastik gefertigt werden sollten. Diese ganzen Requisiten selbst herzustellen war ein Riesenprojekt. Wir haben gigantische Mengen an Kunststoffen gesammelt. Vor allem Plastikflaschen und andere Plastikobjekte. Alles was wir nicht sammeln konnten, wie z. B. Plexiglasrohr, haben wir zugekauft. Wir haben dann das ganze Material zugeschnitten, auseinandergeschnitten, neu zusammengesetzt, geklebt, genietet, geschraubt und mit Schlagmetall veredelt. Auf diese Weise haben wir viele verschiedene Requisiten gebaut. Zum Beispiel ein zerbrochenes Schwert, das innerhalb kürzester Zeit zusammensteckbar sein musste, das Schwert Nothung mit eingebautem Lichteffekt, einen Goldhelm, mit einem über Funk steuerbaren Lichtkranz. Außerdem habe ich Riesenhände hergestellt, einen großen Rundschild, Kurzschwerter, Dolche, leuch tende Zauberringe, Obstschalen, einen Zweig der Weltenesche Yggdrasil … Es war schon eine richtige Materialschlacht, hat aber gigantisch viel Spaß gemacht.
Nun ist Der Ring ja ein Jugendstück. Lohnt sich der Besuch denn auch für Erwachsene und RingFans? Ja auf jeden Fall! Autor und Regisseur Theo Fransz hat es auf geniale Weise geschafft, die 4 Teile von Wagners Operntetralogie Der Ring des Nibelungen auf ein ca. 3-stündiges dynamisches und humorvolles Schauspielstück herunterzubrechen. Das Bühnenbild und die sehr detailreichen Kostüme sind ebenStefan Schneider falls sehr beeindruckend. Im Zusammenspiel von Geschichte, Bühnenbild, Kostüm und den tollen Schauspielern entstehen sehr viele schöne dramatische Momente. Insgesamt ist Der Ring für mich ein sehr empfehlenswertes Stück, auch für Erwachsene, nirgendwo anders bekommt man den Inhalt so kurz und knapp und vor allem so unterhaltsam erzählt! Gibt es noch irgendein anderes Stück, das dich vor besondere Herausforderungen gestellt hat? Grundsätzlich ist jede Produktion mehr oder weniger eine Herausforderung. Jedes Mal kommen neue Aufgaben dazu und man lernt wieder etwas Neues. Für unsere letzte Premiere Supergute Tage habe ich zum Beispiel einen toten Hund aus Styropor geschnitzt. Außerdem brauchten wir ein Radio, das oft zu Boden geworfen wird, wobei immer das gleiche Teil herausfällt. Ein echtes Radio macht das natürlich nicht mit. Ich habe also ein Radio aus Holz geschnitzt, einen Lautsprecher reingesetzt, der von einem schwachen Magneten gehalten wurde und es so dekoriert, dass es aussieht wie ein echtes Radio. Aber immer wenn es im Stück runterfällt, löst sich der Magnet und der Lautsprecher fällt heraus. Das sind so die kleinen Tüfteleien und Basteleien, die mir immer wieder besonders viel Spaß machen in meinen Beruf. Das Gespräch führte Maike Kassebom.
DAS LETZTE WORT DIE KOLUMNE DER HAUSAUTORIN
Theresia Walser ist in der Spielzeit 2013/2014 Haus autorin am NTM. Ermöglicht wird der Aufenthalt der Hausautorin durch die freundliche Unterstützung der
Als ich acht war, kam ich das erste Mal aus einem Theater, ich hatte Hebbels Maria Magdalena gesehen. Auf dem Nachhauseweg ging mir ihr Weinen nicht mehr aus dem Kopf. In Zukunft wollte ich nur noch weinen wie Maria Magdalena. Schon der Gedanke daran gab mir das Gefühl, ich wäre damit für sämtliche Schmerzen ausgerüstet. Auch für die, die noch kommen. Auch wenn ich damals nicht alles verstand, hatte ich nach diesen kindlichen Theaterbesuchen oft das Gefühl, ich trüge etwas fort, was ich selbst anwenden wollte. Als ließe sich in der Weise, wie einem die Schauspieler einen Satz ins
Ohr gelegt hatten, im Nachhinein mit diesen Brocken spielen und sich damit etwas erschließen, was über ein reines Verstehen hinausreicht. Das kam mir jedes Mal vor wie eine Eroberung, bei der man sich selbst entdeckt. Im Sprechen der Schauspieler lag eine Musik, die aus Augenblicken unbestimmte Zeit werden ließ. Jeder Satz wirbelte in seiner Eindeutigkeit gleichzeitig Ungesprochenes auf, als risse die Bewegung eines Sprechenden immer auch von Worten Undurchdringbares mit ans Licht. Darin bleiben Schauspieler für mich bis heute Augenblicksvirtuosen.