Best Practice Post-Industrial-Recycling
GENERATIONENWECHSEL BEI OKUV BLAIMSCHEIN > PIONIERBETRIEB DES KUNSTSTOFFRECYCLINGS SETZT AUCH IN ZUKUNFT AUF EREMA TECHNOLOGIE < In Österreich ist der Beginn des Kunststoffrecyclings untrennbar mit dem Namen Osterberger Kunststoff Verwertung (OKUV) Blaimschein verbunden. Karl Blaimschein, der auf seinem landwirtschaftlichen Anwesen, dem Osterbergergut in St. Marien, OberAus den Post-Consumer-Fischernetzen und -seilen entstehen PE-HD-, PP- sowie gemischte Regranulate. Je besser die Eingangswaren sortiert werden, desto individueller lassen sich die Regranulate herstellen. Foto: Plastix
österreich, das Unternehmen 1974 gründete, gilt als Recycling-Pionier. Dessen Sohn, Karl Blaimschein jun., etablierte das Unternehmen mit Lohn-Recycling als spezialisierten Nischenanbieter für Industriepartner aus der Kunststoffproduktion. Mit 1. Juni 2021
geringeren Temperaturen mit hohem Durch-
selbstverständlich schon bewusst, aber
gezwungen,
satz verarbeitet werden.“ Das Verfahren
dass es solche konkreten Regeln und Pläne
wieder an Land zu bringen.“ Stoffströme,
komme der Produktivität, Flexibilität und
EU-weit geben würde, wie sie jetzt in Kraft
Wertschätzung und weiteres Unterneh-
Betriebssicherheit zugute. So erreicht die
treten, war damals eine Vision. Zwar gel-
menswachstum seien so sichergestellt.
bei Plastix installierte Anlage eine Durch-
ten für Fischernetze im Gegensatz zu den
Schon jetzt kaufen immer mehr Kunden
satzleistung von 700 kg/h.
Einwegartikeln, die seit dem 3. Juli dieses
die Regranulate aus Dänemark und leisten
Mit dem beschriebenen Verfahren entste-
Jahres verboten sind, Übergangsregeln, aber
damit ihren Beitrag zur Circular Economy.
die
Post-Consumer-Ware
übernahm nun mit Michael Blaimschein die dritte Generation den Familienbetrieb.
I
n den ersten Jahren konzentrierte sich
die OKUV auf das Recycling von Kunstdüngersäcken und Agrarfolien, die bis
dahin meist wild entsorgt wurden. Für deren
hen unterschiedliche Rezyklat-Typen sowohl
auch für diese gibt es klare Vorgaben. Zur
Mit Epsotech Denmark in Tistrup gibt es
Sammlung konnte der Firmengründer die
auf Basis von r-PP als auch r-PE-HD in den
Eindämmung der Umweltverschmutzung
sogar einen ersten Kunden, der die Regra-
örtlichen Feuerwehren gewinnen, die das
Farben Natur, Gelb, Grün, Mint, Blau und
durch verlorene Fischernetze aus Kunst-
nulate aufkauft, um daraus wieder neue Seile
Material einsammelten und gegen Gebühr
Schwarz, teilweise je nach Kundenspezi-
stoff plant die EU ab 2022 alle verkauften
herzustellen und somit den Materialkreislauf
zu extra dafür eingerichteten Sammelstel-
fikation in einer Mischung mit Neuware.
Fischernetze zu erfassen und mit den am
zu schließen. „From rope to rope“, so der
len brachten. Im Laufe der Jahre wurde das
Während die PP-Typen in der Regel sowohl
oder im Meer eingesammelten Altnetzen
Slogan des Spezialisten für die Herstellung
Spektrum der zu verarbeitenden Materialien
für das Spritzgießen als auch für die Ext-
abzugleichen. Ende Dezember 2024 sollen
technologisch anspruchsvoller Monofila-
nach und nach deutlich erweitert. Heute liegt
rusion und weniger für Blasformprozesse
sogar Mindestmengen eingeführt werden,
mente aus PE und PP, der sich sehr positiv
der Fokus der OKUV auf Vermahlung und
geeignet sind, eignen sich die PE-HD-Typen
die von Küstenstaaten zum Recycling gesam-
über die Materialqualität der Recyclingware
Granulierung von sauberen Kunststoffab-
für Extrusion und Blasformen sowie einige
melt werden müssen.
äußert: „Mit Neuware vergleichbar, aber mit
fällen (PE, PP, PS, ABS und PC) wie Folien,
besserer Geschichte.“
Verschlüsse oder Angussteile und zwar in
auch für die Spritzgießverarbeitung.
„Für uns sind dies positive Signale“, so Fenella Metz, „zum einen beweisen diese
VON DER VISION ZUR WIRKLICHKEIT
Regularien, dass wir auf dem richtigen Weg
Bei der Gründung ihres Unternehmens
sind. Zum anderen unterstützen sie uns in
Plastix im Jahr 2012 war den beiden Inha-
unserem Bestreben, den Materialkreislauf
bern die Problematik des Marine Litterings
wieder zu schließen. So werden die Akteure
Geschäftsführer Michael Blaimschein mit seinem Vorgänger und Vater Karl Blaimschein.
Lohnarbeit für mehr als 40 Industriepartner Dieser Text wurde in einem redaktionellen Bericht des Fachmagazins „K-PROFI“ 9/2021 veröffentlicht. Text: Dipl.-Ing. (FH) Karin Regel, Redakteurin K-PROFI
aus Österreich und angrenzenden Regionen.
Jahren folgten zwei weitere, darunter auch
barkeit der EREMA Maschinen hervorhebt.
Als Recycling-Dienstleister kümmert sich der
die 1.000ste Maschine, die EREMA bis dahin
Auch er hat bereits eine neue INTAREMA®
Betrieb je nach Kundenwunsch auch um
insgesamt gebaut hatte. „Für uns war immer
TVEplus® Maschine bestellt. Sie soll im Okto-
Logistik und Zwischenlagerung.
entscheidend, die höchstmögliche Regranu-
ber in Betrieb gehen.
MIT EREMA ALS TECHNIKPARTNER ERFOLGREICH
die Entwicklungsarbeit bei EREMA genau
lat-Qualität zu erzielen. Deshalb haben wir
Technikpartner von OKUV Blaimschein ist
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RECYCLING NEWS
beobachtet und uns bei der schrittweisen Ausmusterung unserer sechs Anlagen aus
dabei seit den frühen 90er Jahren EREMA.
der Gründerzeit schließlich für den Umstieg
Begonnen hat diese Partnerschaft mit der
auf diese Recycling-Technologie entschieden.
probeweisen Übernahme einer Versuchsan-
Seither haben wir damit die besten Erfahrun-
lage im Jahr 1994. Bereits ein Jahr danach
gen gemacht“, so Michael Blaimschein, der
nahm die OKUV ihre erste EREMA Neuanlage
neben der Regranulat-Qualität auch die hohe
in Betrieb. In den darauffolgenden beiden
Prozessstabilität sowie die einfache Bedien-
Die 2015 bei OKUV Blaimschein in Betrieb genommene INTAREMA® TVEplus® Maschine mit SW-Filter erhielt anlässlich des runden Geburtstages, den Karl Blaimschein damals feierte, ein besonderes Branding. RECYCLING NEWS
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