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Der höchste Turm Deutschlands entsteht in Frankfurt am Main
GANZ NACH OBEN: Der höchste Turm Deutschlands entsteht in Frankfurt am Main
(MP) Typisch Frankfurt am Main! War es vor einigen Jahren die Rekonstruktion der Altstadt, so sorgt die Großstadt am Main jetzt wieder einmal mit ihrer immer dichter werdenden Hochhaus-Silhouette für Aufmerksamkeit. Frankfurt ist eben beides: Mainhattan und die alte Bürgerstadt, die sich immer auf ihre lange Tradition beruft.
Doch jetzt geht es ganz nach oben: Die Bebauung des „Millennium Areals“ wird im Europaviertel zwei weitere Hochhäuser in immense Höhen wachsen lassen. „Tower A“ mit seiner in sich verdrehten Fassade, begrünten Dachterrassen und Energie aus Fotovoltaik-Anlagen wird ein echter Wolkenkratzer. Und das Schmankerl ganz oben: eine verglaste Aussichtsplattform – die „Skyhall“ mit Himmelstreppe, die auch als Veranstaltungsort genutzt werden kann. Das Ziel des Architektenteams ist, weit mehr als die ursprünglich angedachte Besucherplattform zu entwerfen. Der verglaste 18 Meter hohe Raum, dessen Sitzstufen die verspringenden und verdrehten Ebenen des Gebäudes thematisieren, soll Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit geben, einen besonderen Ort zu genießen.
Alles in allem: Es entsteht der höchste Turm Deutschlands mit einem spektakulären Blick. Mit 288 Metern noch höher als der „Commerzbank-Tower“ von Foster Associates, der mit seiner Dachhöhe von 259 Metern seit 1997 als höchstes Hochhaus Deutschlands gilt. Der zweite Turm soll eine Höhe von 175 Metern haben. Etwa 2030 wird das Projekt abgeschlossen sein, das im Rahmen eines Architekturwettbewerbs vergeben wurde. 2025 sollen die Bauarbeiten beginnen.
Entwickler CA Immo Deutschland plant hier zwischen Osloer Straße und Hohenstaufenstraße neben der Nutzung für Büros und ein Hotel auch Flächen für Restaurants, Einzelhandel und vor allem auch 500 Wohnungen. Darunter 200 geförderte Wohneinheiten sowie Raum für eine Kindertagesstätte, was der sozialen Durchmischung des Quartiers guttun soll, so Stadtplanungsdezernent Mike Josef: „Ich freue mich besonders, dass mit Ferdinand Heide ein Architekt aus Frankfurt das Rennen gemacht hat. Seine beiden Hochhäuser werden hoffentlich schon bald das Hochhauscluster an der Messe städtebaulich ergänzen und mit ihrer architektonischen Ausstrahlung die Skyline bereichern“, so Josef auf der Pressekonferenz anlässlich der Präsentation der Siegerentwürfe.
Beim Wettbewerb haben die Effizienz und Nachhaltigkeit des Entwurfs des Büros Ferdinand Heide überzeugt: So soll das Tragwerkskonzept bis zu 20 % weniger Beton und Stahl benötigen als üblich. 3.500 Fotovoltaik-Module werden an Fassade und Dächern angebracht, die bis zu 25 % des Strombedarfs der Gebäude decken sollen. Die Nutzung von Geothermie und Wärmerückgewinnung stellt ebenfalls einen ressourcenschonenden Betrieb der Gebäude sicher. Matthias Schmidt, Geschäftsführer CA Immo Deutschland und Leiter Projektentwicklung, erläutert auf der Pressekonferenz: „Ferdinand Heide und die Fachplaner haben aufgezeigt, wie sich durch innovative Konstruktionsprinzipien bereits in der Erstellung des Ensembles kostbare Rohstoffe schonen, die im Gebäude gebundene ‚graue‘ Energie einsparen und der CO₂-Footprint reduzieren lassen.“
Auch in gestalterischer Hinsicht ist der Entwurf ungewöhnlich: Der raffinierte Twist des „Tower A“ führt dazu, dass die Abstände zwischen den Gebäuden erhöht werden können, was der Belichtung der Wohnungen und der energetischen Ausbeute der Fotovoltaik-Anlagen förderlich ist. Zudem hat die Drehung den schönen Effekt, dass Versprünge entstehen, die begrünt werden. Johann Eisele, Architekt und Vorsitzender der Jury: „Das höchste Gebäude ist als in sich verdrehte Skulptur gestaltet. Der obere Abschluss dieses Turms ist prägnant ausformuliert und verleiht dem Gebäude eine markante, unverwechselbare Fernwirkung.“
Betrachtet man die bereits durch das Büro ausgeführten Gebäude, etwa das RheinMain CongressCenter in Wiesbaden, das Rathaus Eislingen, den Campus Deutsche Bundesbank oder das Informationszentrum der Universität Regensburg, so fällt auf, dass die Hochhausarchitektur ein Gebiet ist, auf dem das Büro von Ferdinand Heide bisher keine Erfahrung hat. Doch stets gelangen dem Büro sehr besondere Gebäude, vor allem auch im Hochschul- und Bildungsbereich. „Unser Anliegen ist es immer, Orte zu bauen – und zwar Orte mit einer hohen Qualität, mit einem besonderen Charakter“, so der 1962 in Frankfurt geborene Architekt.