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gerilltes fastfood SPOKES, „Everyone I Ever Met“ (Counter Records/RTD). Das Quintett aus Manchester müht sich redlich und packt alles in sein Debütalbum, was es so drauf hat. Wie ich so lese, finden das die meisten Kritiker ganz toll. Ich aber finde dieses Breitwand-Indie-Geschrammel schlichtweg überflüssig. Langweilige Songs, die kaum erkennbar sind, es bleibt überhaupt nichts übrig, wenn das Album durchgelaufen ist, außer einem lauwarmen, undefinierbaren Gefühl. Ist vielleicht gut für die Selbsttherapie der Band. Ich brauche das nicht. (cs) ##$$$$ SPOKES, ”Everyone I Ever Met”. ”Willst die CD haben? Is´ irgendwie langweilig...”, meinte Kollege Sono. ”Kann ja mal reinhören”, meinte ich, ohne das wirklich ernst zu meinen. Und? Es hat sich gelohnt! Die Spokes haben das Rad nicht neu erfunden, aber wen juckt’s, denn Musik muss mich auf irgendeine Art und Weise berühren. Und die Spokes tun das. ”Everyone I Ever Met” ist ein feingewobener Mix aus Indie-Rock, Shoegaze, PostRock und Slow-Core, subtil, melancholisch, psychedelisch. Ihre Töne gleiten wie eine Feder im Wind, aber immer wieder wird diese Harmonie urplötzlich durch kleine Lärmattacken gekillt. Coole Scheibe! Kollege Sono muss einen schlechten Tag erwischt haben. (ws) #####$ WYE OAK, ”Civilian” (City Slang/Universal). City Slang ist wirklich ein großartiges Label. Jeden Monat beglücken sie uns mit neuen Perlen, mit Acts, die zwar nicht grell funkeln und leuchten, dafür aber mit kreativen Bands, die aus den abgelegensten Winkeln der Welt stammen. Wye Oak sind ein Duo aus Baltimore, das zwischen 21-Century-Folk und Elektronik wandelt. Stellenweise erinnern sie mich an 4AD-Bands wie Stereolab oder die Cocteau Twins, aber hier ist auch Noise-Rock in der Tüte, der wiederum von smoothen Passagen abgelöst wird. Und über allem thront die Stimme von Jenn Wasner. ”Civilian” ist eine Platte, die im ersten Moment eher schwer zugänglich klingt, die sich aber mit der Zeit öffnet. ”We don’t write songs, we write rivers”. Das bringt es auf den Punkt! www.whyoakmusic.com (ws) #####$ SCHANDMAUL, „ Tr a u m t ä n z e r “ (Fame Rec./Sony Music). Nach der großen Pause, die die Münchner einfach mal nötig hatten, legt die Band ihr neues Album vor, das weiter in Richtung Folkrock mit starken mittelalterlichen Einflüssen marschiert. Und marschieren tun sie, für meinen Geschmack schon etwas zu stramm, aber die Fans werden „Traumtänzer“ gerade deswegen lieben. Ich persönlich bin da lieber altmodisch und höre mir das erste Ougenweide-Album von anno dazumal an. www.schandmaul.de (cs) ####$$
VA FAN FAHRE, “Al Wa’ Debt” (Galileo Music). Die BalkanBrass-Band aus Belgien hat die mittlerweile fast schon zu Tode getrampelten Soundpfade verlassen, ist schon längst einen Schritt weiter und bewegt sich in Richtung Arabien. Für ihr drittes Album haben sie sich mit der marokkanischen Sängerin Aicha Haskal zusammengetan, die dich mit ihrer Stimme fesselt und verzaubert. Va Fan Fahre klingen einfach anders als die üblichen stereotypen Balkanbands, denn sie machen ihr Ding ohne nach rechts oder links zu schielen. Interessant und kurzweilig. www.vafanfahre.be (cs) ####$$ HOSSAM RAMZY & PHIL THORNTON, “Egypt Unveiled” (ARC Music). Das vorliegende Album ist das letzte einer Trilogie, die Hossam Ramzy zusammen mit Phil Thornton eingespielt hat. Hossam und Phil bringen traditionelle ägyptische Musik ins Hier und Jetzt. Die 13 Songs kommen sehr kraftvoll und intensiv rüber. Die Jungs und ihre Mitstreiter haben es echt drauf. Ein Araber musiziert zusammen mit einem “Wessi” und das schon seit Jahren. Was Politiker und Nationalstaaten nicht hinbekommen, schaffen die zwei mit Leichtigkeit und Eleganz. Tolles Album! www.hossamramzy.com (cs) #####$ IRON & WINE, ”Kiss Each Other Clean” (Beggars Group/Indigo). Drei Jahre sind seit ”The Shepherd’s Dog” vergangen, in dieser Zeit lebte Sam Beam alias Iron & Wine in seinem Haus im Tausendseelenörtchen Dripping Springs und ersann neue Songs. Titel wie ”Tree by the river” oder ”Rabbit will run” legen nahe, dass diese Zurückgezogenheit in der Natur das Album beherrscht. Musikalisch jedoch ist ”Kiss Each Other Clean” weniger traditionell im Folk angesiedelt, sondern schnuppert sogar in Jazz- und Krautrock-Gefilde. (sr) www.ironandwine.com ####$ TU FAWNING, ”Hearts On Hold” (Cityslang). Wieder einmal eine Band aus Portland, Oregon. Ein gutes Zeichen, denkt man an Menomena oder Portugal.The Man. Die Hoffnung bestätigt sich auch diesmal, obwohl Tu Fawning ganz anders sind als all ihre Mitbürger aus Amerikas Nordwesten. Zwei Töne auf der Trompete weisen den Weg in gravitätische Soundlandschaften zwischen Klassik, Chanson und experimentellen Samples bis hin zu afrikanischer Stammesmusik. Klingt anstrengend. Ist es auch. Spannend ebenfalls. (sr) www.myspace.com/tufawning ####$$ WIR SIND HELDEN, ”Tausend wirre Worte” (Labels/Emi/Reklamation Records). Die Helden seien erwachsen geworden, hieß es beim letzten Album ”Bring mich nach Hause”. So profiliert, dass es Zeit ist für ein Best Of. ”Tausend wirre Worte” vereint ”Lieblingslieder 2002 - 2010”. Interessanter als die Standardversion mit 19 Helden-
Liedern ist die Deluxe-Ausgabe: Auf einer zusätzlichen CD gibt es rare Songs und B-Seiten, etwa die japanische Version von ”Von hier an blind”, einen Moonbootica-Remix des Hits ”Gekommen um zu bleiben”, dazu Live- und Akustikversionen. Was für Fans. (sr) ###$$$ TRUE BYPASS, ”True Bypass” (Jezus Factory/Indigo). Der einstmalige Deus-Gitarrist Craig Ward hat sich mit der Sängerin Chantal Acda zusammengetan und frönt dem sphärischen Folkpop. Ziemlich ruhige Geschichte, die gerne bei Kerzenschein mit Blick auf verschneite Weiten erzählt wird. Hallt durch Dachböden und Träume, durch verstaubte Spieluhren und vergessene Wandergitarren in geschlossenen Jugendherbergen. Bisschen höhepunktlos, aber sehr schön. Sorry, ein anderes Adjektiv fällt mir nicht ein... (flo) ####$$ CORINNE WEST & KELLY JOE PHELPS, ”Magnetic Skyline” (Tin Angel Records/ Indigo). Au Backe, jetzt wird’s noch ”schöner”. Und wieder ein Duo! Die kalifornische Singer/Songwriterin Corinne West hat in dem Zaubergitarristen Kelly Joe Phelps (der bereits mit Townes van Zandt und Jay Farrar gespielt hat) einen kongenialen Partner gefunden. Das Ergebnis ist zeitlose Musik, bei der sich sicher auch Mister van Zandt mit Vergnügen den einen oder anderen Whiskey hätte schmekken lassen. Feine Sache! (flo) #####$ ASIAN DUB FOUNDATION, ”A History Of Now” (Cooking Vinyl/Indigo). Die gibt es also auch noch. Asian Dub Foundation waren Mitte der Neunziger das Aushängeschild des Multikulti-Crossover, brachten Dub und Drum’n’Bass mit Sitar, Tablas und Stromgitarre zusammen und hatten politische Texte - waren also saucool. Mittlerweile wirkt das Ganze fast schon anachronistisch, hat aber durchaus noch seine Momente, auch wenn der Reiz des Neuen weitestgehend verflogen ist und die Songs schon mal knackiger waren. Aber Tracks wie ”London To Shanghai” oder ”In Another Life” sind nach wie vor ebenso partytauglich wie Couchpleaser. Ist genehmigt, wie meine Oma zu sagen pflegte. (flo) ###$$$ MORITZ KRÄMER, “Wir können nix dafür” (Tapete Records/ Indigo). Gestatten, Moritz Krämer, Berlin! Irgendwie scheint jeder zweite Musiker jenseits der 30 derzeit auf Singer/Songwriter-Wallfahrt zu sein. Mein Lieblingsbarde aus deutschem Lande ist Niels Frevert, sozusagen Labelmate von Krämer. Krämer ist im Vergleich zu Frevert Pop und emotionaler in seiner ganzen Art. Trotzdem sind einige Parallelen zu erkennen, beide haben ein Gespür für feingewobene Melodien, verschmelzen Wort und Ton zu einer gefühlvollen Symbiose und besitzen etwas, das man von Natur aus hat oder ebennicht: nämlich Charme! (ws) www.myspace.com/moritzkraemer ####$$
ALEXI MURDOCH, „Towards The Sun“ (City Slang/Cooperative Music). Und schon biegt der nächste Troubadour um die Ecke. Murdoch, griechisch-schottischer Songwriter, steuerte letztes Jahr für das US-Roadmovie “Away We Go” von Sam Mendes neben Acts wie Velvet Undergound, Bob Dylan oder George Harrison gleich neun Songs zum Soundtrack bei. Murdock lebt in einem schottischen Küstendorf und verbringt die meiste Zeit auf seinem Segelboot, wo auch seine Lieder entstehen. Diese Gelassenheit und Intimität kann man auf “Towards The Sun” förmlich spüren. Die Songs strahlen Wärme und Harmonie aus, Murdoch lädt uns für kurze Zeit auf einen Trip in seinen heilen Mikrokosmos ein, in eine Welt jenseits von iPhones und sozialen Netzwerken. (ws) www.aleximurdoch.com #####$ ALEGRIAS GUITAR TRIO, „One Night In Sevilla“. (Raccanto). Von der Materie versteh ich leider gar nichts... Das Alegrias Guitar Trio besteht aus drei internationalen Musikern, die an der Musikhochschule Augsburg studiert haben. Auf ihrer CD präsentieren sie Gitarrenstücke von Komponisten, die mir außer Haydn und Bizet auch nix sagen. Aber: Es macht sogar Nullcheckern wie mir großen Spaß, mit diesem Album in die FlamencoGitarren-Welt reinzuschnuppern. Über die Qualität des Ganzen mögen die Experten urteilen. Meinen Segen haben die drei. www.alegriastrio.de (flo) Keine Wertung RON SEXSMITH, „Long Player Late Bloomer“ (Cooking Vinyl). Der Songwriter als Spaziergänger, Ron Sexsmith wird gern als schüchternes Genie bezeichnet und man kann sich den kanadischen Liedermacher wunderbar als Flaneur durch die Straßen Londons vorstellen. In klassischer Tradition von Künstlern wie Elvis Costello wird dem Understatement gehuldigt - mit großer Geste, wohlgemerkt. Ist manchen bestimmt zu schmalzig und bisschen weniger Paul McCartney hätte es auch durchaus sein dürfen. Musik für den Sonntagnachmittag mit Kater und Kate - muss es auch geben. VÖ: 25.02. (flo) ####$$
highlights SONGS Kakkmaddafakka – ”Restless” (sr) Mye Oak – ”Hot As Day” (ws) R.E.M. – ”Discoverer” (cs) Corinne West & Kelly Joe Phelps – ”Whiskey Poet” (flo)
ALBUM Fujiya & Miyagi – ”Ventriloquizzing” (cs) Iron & Wine – ”Kiss Each Other Clean” (sr) Spokes – ”Everyone I Ever Met” (ws) A Home.A Heart.Whatever – ”Same” (flo)
gerilltes PUTA MADRE BROTHERS
KAKKMADDAFAKKA
QUESO Y COYONES
HEST
(ROOKIE RECORDS/CARGO) Caramba, was sind das denn für Vögel? In der Redaktion tippten wir schon auf finnische Hobbymexikaner, die Aki Kaurismäki nach einigen Schnäpsen zum Leben erweckt hat. Letztendlich hat sich herausgestellt, dass diese drei Stooges aus Australien stammen. Vor einigen Wochen hab ich eher zufällig auf Youtube ihr geniales Video ”Grandes pelotes del fuego” gesehen, ein echter DesperadoSmasher. Nun liegt schon das Album auf dem Tisch und was soll man dazu sagen: Diese Hombres sind der Hammer! Gespielt wird im Sitzen, jeder malträtiert eine Bassdrum und gleichzeitig die Gitarre bzw. den Bass. Das ist schräg, staubig, scharf, ein einzigartiges SpaghettiwesternMariachi-Rock’n’Roll-60s-SoulNoise-Gewitter. Das muss gerade live zünden wie Apollo 13. Und das Beste: Die Puta Madre Brothers sind im März auf Europatour und am 12.03. in Schrobenhausen im CantonaClub zu Gast! Ay, ay, ay, Mamaaaaaa! (ws)
(BUBBLES RECORDS) Der Pianist springt wie besessen vom Klavier zum Cello und zurück, auf dem nackten Oberkörper ein riesiges Herz in Rot. Der Rest der Band headbangt mit den schlimmsten Frisuren seit Modern Talking, im Hintergrund tanzen zwei blonde Norwegerjungs mit Ringelshirt und Kniestrümpfen eine ABBA-Choreografie - wer zum Teufel...?! Die sechs jungen Herren sind Kakkmaddafakka - Name genauso bescheuert wie die Bühnenshow, könnte man sagen. Mag stimmen, ist aber großartig. Trash trifft Sixties, Pop, Musical, Ska und Reggae. Beliebig wird das alles nie, im Gegenteil, es macht auch auf Albumlänge höllisch Spaß! Nicht umsonst sind die sechs Jungspunde die erste “fremde” Band, die auf Bubbles Records, dem Label der Whitest Boys Alive, veröffentlichen dürfen. Und damit nicht genug: Produziert hat ”Hest” kein Geringerer als Norwegens Musik-Midas Erlend Øye. Eine glatte Eins! (sr) #####$
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FUJIYA & MIYAGI VENTRILOQUIZZING (FULL TIME HOBBY) Bisher kannte ich nur das Album aus dem Jahr 2006 und das fand ich echt klasse. Und, um es gleich vorweg zu nehmen, “Ventriloquizzing” finde ich mindestens genauso gut. Die Jungs von der Insel stehen auf Can und den sogenannten Krautrock aus den Siebzigern, das hört man vom ersten Takt an. Dennoch ist die Band um David Best keine Retroband, dazu ist sie viel zu kreativ. Diesmal sind aber auch psychedelische Sixties-Einflüsse mit dabei. Das Ganze ist in der Tat auch etwas dunkler angelegt, wobei das Quartett aus Brighton beileibe kein düsteres Album eingespielt hat. Mir gefällt der Flow, der sich vom Anfang bis zum Ende durchzieht und ich finde auch das Songwriting klasse. Bei mir dreht sich das Teil schon seit Stunden im Player und ich muss aufpassen, dass ich nicht hypnotisiert werde. (cs) #####$
A HOME.A HEART.WHATEVER A HOME.A HEART.WHATEVER (EIGENVERTRIEB/CDBABY) Wirklich erstaunliche Veröffentlichung aus heimischen Gefilden, die drei Jungs haben neben dem genialsten Bandnamen seit langem ein beeindruckendes Debüt hingelegt. Gitarrist und Sänger Tobias Mecklinger kennt man noch aus Monophox-Zeiten, mit Marcus Schreiner und Florian Zabel bewegt er sich nun auf teils elektronischen, teils akustischen Pfaden, die wie weiland die drei Typen aus dem Morgenland dem Stern folgen - der in unserem Fall Melodie heißt. Vergleiche mit Bands wie Notwist oder Miles bieten sich da natürlich an, wobei AHAHWE vielleicht eine Spur mehr Folk sind. Aber halt auch Pop und Stampf und Rock. Die Platte ist verdammt ausgefuchst, doch in all ihrer Vielseitigkeit und ihren unendlichen Sounds nie zerfahren oder verkopft. Kurz gesagt, da ist so richtig viel drin, inklusive einiger Hits. Am 10.02. spielen sie mit Kante in der Kantine. Und zu Recht! (flo) #####$
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Foto: Andi Neuhauser; mountain-action.de
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