Themenzeitung 1/2010 - Handel im Wandel

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Ausgabe Juli 2010

Eine SonderverĂśffentlichung der Lombard Media Swiss AG im Handelsblatt

Handel im Wandel

E-Commerce Wachstumsschub dank neuer Trends.

PIM-Systeme Daten bĂźndeln, Vertrieb vernetzen.

Nachhaltigkeit Verantwortung rentiert sich doppelt.


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editorial

Inhalt Schwerpunkt: Handel im Wandel Logistik  Der Vertriebshandel der Zukunft setzt auf das Potenzial adaptiver Bestandsmanagement- und Lo­gis­tiksysteme. Gerade in Zeiten des E-CommerceTrends erwachsen unverzichtbare Wettbewerbsvorteile. Seite 3 Titelthema: Handel im Wandel Während der klassische Versandhandel unter heftigen Umsatzeinbrüchen leidet, legt der elektronische Handel kräftig zu. Mobile-Shopping erweist sich als vielversprechender Trend für den Handel von morgen. Seite 4

EDITORIAL

Signal zum Handeln In Ihren Händen halten Sie die erste Ausgabe einer neuen Themenzeitung aus dem Hause der Lombard Media Swiss AG, die als Schweizer Verlag und Herausgeber dieser Publikation ein neues Forum für den Zeitungsleser geschaffen hat. Ein Thema, viele Aspekte: Nach diesem Grundsatz recherchieren unsere Redakteure in verschiedene Richtungen und ergründen so­mit die unterschiedlichsten Facetten eil im nes Hauptthemas. Die Lom­bard Hande Me­dia Swiss AG orientiert sich an gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Themen, die aktuell und tiefgründig behandelt werden. Unser Trägermedium ist das Handelsblatt. Denn hier erreichen wir die führenden Köpfe aus Politik und Wirtschaft. Die aktuelle Ausgabe richtet merce E-Com den Blick auf eine Branche, die vor einem massiven strukturellen teme PIM-Sys Wan­del steht: den Handel. Welche Faktoren beeinflussen die Branche? ltigkeit Was müssen Unternehmen beachNachha ten, um nicht ins Hintertreffen zu ge­ raten? Unsere Autoren liefern die Ant­worten. Einen tiefen Einblick in die Umwälzungen des Handels gewährt Ulrich Eggert in der Titelreportage. Der Handelsforscher definiert die Trends und Neuerungen, auf die sich Industrie und Handel einstellen müssen. Von den vielerorts immer noch brachliegenden Mög­lichkeiten des Web 2.0 über Retail-Branding bis hin zu virtuellen Marken: Ulrich Eggert berich­ tet kompakt und aufschlussreich über alles, was Händler von morgen heute schon wissen müssen. Unbeeindruckt von der derzeitigen Krise zeigt sich der Onlinehandel. Dass die Umsatzsteigerungen der vergangenen Jahre nur einen Vorge-

Global Sourcing  Die Bedeutung der systematischen Beschaffung von Produkten auf den Weltmärkten nimmt weiter zu. Unternehmen sollten die gesamte Wertschöpfungskette lückenlos kontrollieren. Seite 12 Franchising  Ein attraktives Sprungbrett in die Selbstständigkeit: Franchisegeber locken Existenzgründer mit etablierten Geschäftsmodellen und attraktiven Fördermitteln. Seite 13 Nachhaltigkeit  Der unternehmerische Erfolg hängt zunehmend von grünen und sozialen Faktoren ab. Auch im Handel setzt sich die Einsicht durch: Verantwortung zahlt sich doppelt aus. Seite 14

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PIM  Die Vertriebskanäle sind in Bewegung. Mithilfe eines innovativen Product-Information-Managements (PIM) lassen sich Produktdaten bündeln und der Vertrieb vernetzen. Seite 10

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E-Commerce  Der elek­tro­nische Versandhandel wächst und wächst. Mobilen Lösungen gehört die Zukunft. Neue Konzepte und Technologien stehen bereits in den Startlöchern. Seite 8

Der QR-Code: Ihr direkter Weg zu LombardMedia.

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schmack auf den zu erwartenden Wachstumsschub der Branche darstellen, steht für unseren Autor Dominik Grollmann außer Frage. Thomas Lucas-Nülle unterstreicht in einer weiteren Reportage, dass PIM-Systeme das Fundament eines jeden erfolgreichen Multi-Channel-Vertriebs sein sollten. Armin Hille wiederum wid­met sich seinem Speziall gebiet: der Logistikbranche. Wande Die Reportage demonstriert, wie sich die Bestands- und Logistikkosten mithilfe von adaptiven Systemen senken lassen. In einem weiteren Beitrag legt Hille das enorme Potenzial des Global Sourcings offen. Mit einem offenen Ohr für neue Ideen rüstet sich die FranchiseBranche für die Zukunft. Jürgen Hermann erläutert, was sich hinter Multi-Unit-Franchising und Green Fran­­ chising verbirgt. Denn auch der Handel denkt heute grün. Nachhaltigkeit rentiert sich doppelt. Dass diese Gleichung aufgeht, erklärt Dr. Ralf Magagnoli in seiner Reportage. Innovationen sind der Schlüssel zum Erfolg. Das gilt natürlich auch für uns. Deshalb laden wir Sie ein, uns noch ein Stück näher zu kommen: Scannen Sie den QR-Code auf der Titelseite mit Ihrem Smartphone und einer entsprechenden App. Schon gelangen Sie automatisch auf unsere Website. Dort erwarten Sie weitere spannende Informationen rund um den Handel der Zukunft. Ihre Redaktion Ausgabe

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Impressum Herausgeber und Verlag : Lombard Media Swiss AG; www.lombardmedia.ch;  Konzept, Realisierung und redaktionelle Bearbeitung: newpublic communication UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG, Marie-Curie-Str. 11-13, 53332 Bornheim; Tel: +49 (0) 2227 / 921242; newpublic-Redaktion (V. i. s. d. P.): Wolfgang Haselbauer; w.haselbauer@newpublic.org; newpublic-Projektleitung: Philipp Kesternich; p.kesternich@newpublic.org; Bildmaterial teilweise entnommen von iStockphoto; sxc.hu; Autoren: Ulrich Eggert, Dominik Grollmann, Jürgen Hermann, Armin Hille, Thomas LucasNülle, Dr. Ralf Magagnoli; Verbreitete Auflage: 103.000 Exemplare als Fremdbeilage im Handelsblatt (inkl. Abo-Auflage mit 81.595 Exemplaren)


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logistik

Die Kommunikation entscheidet

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ie neuesten Erhebungen vom Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) verdeutlichen, welches Potenzial in einem innovativen Bestandsmanagement steckt. Allein in Deutschland wuchs der Versand- und Onlinehandel im vergangenen Jahr um 1,7 Prozent auf einen Gesamtumsatz von 29,1 Milliarden Euro (2008: 28,6 Mrd.). Damit legte die Branche ein weiteres Mal gegen den allgemeinen Trend im Einzelhandel zu. Der Anteil des Versandhan­ dels am Einzelhandel stieg dabei auf ein neues Rekordhoch von 7,4 Prozent (Vorjahr: 7,2 Prozent). Der Verband geht davon aus, dass sich die positive Entwicklung in diesem Jahr fortsetzen wird. Innovationen wie die Bewegtbild-Technologie, SocialMedia-Plattformen und Mobile Apps werden den Versandhandel wei­ter beflügeln. Vor allem der Mo­bile Com­ mer­ce ist auf Wachstumskurs. Einen

wichtigen Kostenblock in der E-Commerce-Abwicklung bilden Bestand und Logistik. Die Kosten lassen sich erheb­lich senken, wenn man Monitoring- und Steuerungsinstrumen­te einsetzt, die Transpa­renz über Ineffizienzen und überhöhte Kos­ten entlang der Lieferkette schaf­fen. Besonders effektiv sind adap­tive Bestandsmanagement- und Logis­tik­ sys­teme, die mit ihren dezen­tra­li­sier­ ten Planungs- und Steuerungs­funk­tio­ nen innerhalb von Lieferketten An­ gebot und Nachfrage abgleichen, zeitnah re­agieren und die zu erwartende Nachfrage und damit die erforderlichen Bestände prognostizieren. Ziel beim Einsatz solcher Systeme ist eine hohe Warenverfügbarkeit bei zugleich minimalen Beständen und geringen Kos­­ten für Lagerung und Kapitalbindung. Zugleich verbessern solche Sys­ teme den Lieferservice. Eine Einrichtung, die sich damit befasst, ist das Forschungsinstitut für Rationalisie-

rung (FIR) e. V. an der RWTH Aachen. Über den Ansatz „Science-to-Bu­si­ness“ arbeiten die Innovation-Labs des Instituts an realen Fällen aus der Praxis, vorrangig in Feldern der Dienst­leis­ tung sowie der industriellen Produktion und Logistik. „Im Vergleich mit dem Ist-Zustand lassen sich mit adaptiven Bestandsmanagementsyste­men Bestände um 30 Prozent und mehr reduzieren“, so Dr. Ulrich Sander, Geschäftsführer der Dr. Sander & Associates Software GmbH. Neben der damit verbundenen Kos­tensen­kung lasse sich Liquidität freisetzen. Weitere Vorteile: Ändern sich die Be­din­gun­ gen, lassen sich Logistik- oder Pro­duk­ tions­systeme schnel­ler an­passen. Um das Bestandsmanagement zu optimie­ ren, sollten vor allem Kommu­ni­ka­ tion und Verantwortlichkeiten zwi­ schen den Bereichen und Mit­ar­bei­ tern verbessert werden, die an der Be­stands­pla­nung beteiligt sind. Wei­ tere Maßnahmen können sein: Steige-

Smarte Lösungen aus den Labs der RWTH Aachen Adaptives Bestandsmanagement setzt 26 Mio. Euro Liquidität frei.

Advertorial

Über den Ansatz Science-to-Business arbeiten in den InnovationLabs des FIR an der RWTH Aachen Wissenschaft und Praxis an realen Cases aus der Industrie. Intelligente Bausteine weisen schon heute den Weg für die Lösungen von morgen.

Bereits zum 17. Mal veranstaltete das FIR Aachen die Aachener ERP-Tage – das wohl bekannteste Forum der deutschen ERP-Community. Rund 40 Anbieter von Business-Software präsentierten Lö­­­sun­gen zur Optimierung der industriellen Produktion und Logistik. Höhepunkt war die Präsentation erster Ergebnisse aus dem ERP-Innovation-Lab. Als zentrales Element im Cluster Logistik, ist das ERP-Innovation-Lab Teil der Cam­pus-Initiative, im Rahmen derer ca. ­2 Mrd. Euro in die Infrastruktur der RWTH Aachen investiert werden. Dr. Volker Stich, Geschäftsführer des FIR, erklärt wie Anbieter und Nutzer von Business-Software vom ERP-InnovationLab profitieren können: Kooperierende Unternehmen können ihre ERP-Systeme miteinander verbinden und praxis­rele­ vante Probleme des Auftrags- und Bestands­managements lösen. Unterstützt werden sie dabei durch Wissenschaftler der RWTH Aachen. Im Fokus steht Supply-Chain-Management als Erweiterung der Logistik über die Unternehmensgrenzen hinaus. Auf­gabe ist die Sicherstellung der Versorgungssicherheit zu wirtschaftlichen Kosten, wobei die

funktionsübergreifende Betrachtung des Bestandsmanagements der zentrale Ansatzpunkt zur Verbesserung der Logistik-Performance ist. Eindrucksvolle Ergebnisse liefert der Lösungsansatz Adaptives Bestandsmanagement, der von der FIR Solution Group entwickelt wurde und im ERP-Innovation-Lab um unternehmensübergreifende Aspekte erweitert wird. Ergänzend zur transaktionsorientierten Unterstützung der ERP-Systeme werden über Advanced Planning Solutions Planungsvorschläge geliefert. Auf den Aachener ERP-Tagen wurde das Konzept mit anonymisierten Daten der MITSUBISHI PAPER MILLS demon­s­ triert. Gegenstand ist das komplette Produktspektrum von Halbfertig- und Fertigfabrikaten, bei mehrstufiger Betrachtung über die kapitalintensiven Produktionsmaschinen. Die Auftragsab-

rung der Dispositionsqualität durch Auswahl und Anwendung optimaler Dispositionsverfahren und Parameter, alternative Beschaffungsstrate­ gien, etwa Kon­sig­na­tionslager bei den Lieferanten, verstärktes Source-to-order so­­wie ein C-Teile-Manage­ment. Auch ei­ne Sortimentsbereinigung, die Verkürzung der Durchlaufzeiten in der Produktion und die Reduzierung von Puf­fer­beständen haben einen positiven Effekt. Unterstützend wirken ein aus den Un­ternehmenszielen abgeleitetes Ziel­­sys­tem für das SupplyChain-Con­trol­ling sowie Methoden zur internen, verursachungsgerechten Ver­rech­nung von Logistikleistungen. Adaptive Bestands- und Logistiksysteme für den E-Commerce sind hinsichtlich ihres Kostensenkungspo­ten­ zials künftig un­verzichtbar. Nur wer solche Systeme einsetzt, wird im hart umkämpften Markt seine Position halten oder ausbauen können. Armin Hille

wicklung erfolgt nach wie vor über das SAP-System. Webservices liefern die Bewertung der Planungsqualität im Vergleich zu Advanced Planning. Über das lfd. Monitoring der Planungsqualität lassen sich die Auswirkungen auf die Logistik-Performance beurteilen. Die Logistik-Performance wird somit erstmals in einem geschlossenen Lösungsansatz für das komplette Produktspektrum visualisiert – und damit anschaulich und diskussionsfähig. Adaptives Bestandsmanagement ermöglichte der MITSUBISHI PAPER MILLS in nur 12 Monaten eine Bestandsreduzierung um 43%. Die Freisetzung von 26 Mio. Euro Liquidität sowie Einsparungen von mehreren Mio. Euro jährlich belegen die Relevanz. Infos unter: www.FIR.RWTH-Aachen.de; www.ERP-Innovation-Lab.com und www. Bestandsmanagement-as-a-Service.de

Gerhard Schoon, Managing Director der MITSUBISHI PAPER MILLS in Bielefeld: „Der Ansatz an sich ist frappierend einfach, weil es eigentlich ‚nur‘ darum geht, das Unternehmen adaptiv an den sich permanent ändernden Anforderungen des Marktes auszurichten. Die Schwierigkeit liegt darin, das Unternehmen als Ganzes in die richtige Richtung zu bewegen. Wichtig sind Zahlen, Daten und Fakten – mit einheitlichen Definitionen.“ Michael Siemen, Head of Planning & Logistics bei MITSUBISHI ergänzt: “Bestandsmanagement ist ein komplexes Thema, bei dem viele Funktionsbereiche eingebunden sind. Über Bestandsmanagement-as-a-Service haben wir konkrete Entscheidungsvorschläge, die akzeptiert werden, weil der Ansatz eben keine reine IT-Lösung ist. Das ‚letzte Wort‘ hat der verantwortliche Mitarbeiter. Damit alle Beteiligten ‚zuhören‘, braucht man die durchgängige Bewertung der Planungsqualität und ambitionierte, aber zugleich realistische Zielvereinbarungen.“

Ansprechpartner: Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dirk Oedekoven, Leiter ERP-Innovation-Lab, FIR Aachen Dr.-Ing. Ulrich Sander, Geschäftsführer der Dr. Sander & Associates Software GmbH


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E Trendindex E-Commerce  Über 50 Prozent beträgt mittler­ weile der E-Commerce-Anteil am gesamten Versandhandels­ umsatz. Das Internet bleibt der Vertriebskanal mit der höchsten Wachstumsdynamik. Discounter Die Deutschen sind Discount­ weltmeister. Der Marktanteil der über 15.000 LebensmittelDiscountfilialen liegt zurzeit bei 45 Prozent und wird bis Ende 2011 auf ca. 49 Prozent steigen.

Warenhäuser Mitte der 1970er Jahre hatten die damals vier Warenhauskonzerne einen Marktanteil von 13,5 Pro­ zent, der mittlerweile auf etwa 3 Pro­zent gesunken ist. Aussichten auf eine Trendumkehr bestehen nicht. Franchising Experten rechnen in der   Franchisewirtschaft mit einem Anstieg des jährlichen Umsatzes von derzeit 44 Mrd. auf 70 Mrd. Euro im Jahr 2015.

s ist ein herber Vertrauens­ verlust, den Deutschland und die EU in den letzten Monaten erlitten haben. Der gerade noch verhinderte Staats­ bankrott Griechenlands sowie Ge­ rüchte über die drohende Zahlungs­ unfähigkeit anderer Euro-Länder be­ lasten die Gemeinschaftswährung, zeigen die Grenzen der Handlungs­ fähigkeit von Politik und EZB auf und schaden dem Ansehen der Ge­ meinschaftswährung. Doch dürfen diese Finanzprobleme nicht den Ge­ samtblick auf die Herausforderun­ gen im Handel verstellen. Es ist ein Bündel von Faktoren, das Einfluss nimmt auf das Kaufverhalten der Menschen im 21. Jahrhundert. Von Bedeutung sind alle Facet­ ten der demografischen Veränderung unserer Gesellschaft: nicht nur die Überalterung, sondern auch die eth­ nische Vielfalt und die Vereinzelung. Singles, aber auch Migranten und Menschen mit geringem Bildungsni­ veau oder niedrigem Einkommen le­ gen ein anderes Kaufverhalten an den Tag als die klassische vierköpfi­ ge Familie. Überdies fließen ethische und ökologische Werte zunehmend ins Kaufverhalten ein: Immer mehr Verbraucher greifen zu Bio- und FairTrade-Produkten. Konsequenz: Seit der Wiedervereinigung bewegt sich der Umsatz des deutschen Einzelhan­ dels (ohne Fahrzeuge, Brennstoffe und Apotheken) in einer Größenord­ nung von jährlich 380 bis 400 Mrd. Euro – er stagniert. In der gleichen Zeit sind jedoch die Verkaufsflächen um fast 40 Prozent gewachsen, so dass sich die Flächenrentabilität ent­ sprechend verringert hat. Die Insolvenzen, die der Einzel­ handel erlebt, sind Ausdruck dieser Entwicklung. Die Ulrich Eggert Con­ sulting in Köln hat im März die Stu­ die „Handel 2020 – Wege in die Zu­ kunft“ vorgelegt, welche die zu er­ wartenden Entwicklungstrends im Handel beschreibt. Wie wird der neue Konsument aussehen? Welche Prioritäten wird er setzen? Und wel­ che Finanzmittel wird er wofür ein­ setzen? Die Studie zeigt, dass die Seg­ mente Luxus und Premium kaum wachsen, ganz im Gegensatz zum Discount- Segment. Es bildet sich ei­ ne umworbene „Neue Mitte“ heraus, deren Ansprüche über dem DiscountNiveau liegen, das Luxus-Segment aber nicht erreichen. Der „Smart Shop­per“ setzt sein Geld strategisch ein, geht morgens zum Discounter und gönnt sich am Abend den klei­ nen Luxus. Kaufentscheidungen wa­

Der Basar von morgen UMWÄLZUNG Der Handel befindet sich im Wandel. Globale Märkte, digitale Trends und Veränderungen im Kaufverhalten stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen.

ren zu allen Zeiten in hohem Maß von Emotionen beeinflusst. Die wach­ sende Bedeutung der Social Media Networks eröffnet hierbei völlig neue Chancen. Kein Unternehmen kann diesen Trend ignorieren, will es nicht den Anschluss an wichtige Käufer­ gruppen verlieren. „Viele Firmen wir­ ken in diesen Online-Netzwerken – allen voran bei Facebook – mit, weil sie manche Kundenschichten über klas­sische Formen der Kommunika­ tion nur noch schwer erreichen kön­ nen“, betont Dr. Mirko Warschun, Vice Pre­sident und Partner bei A.T. Kearney Managementberatung. „Er­ folgreich sind Unternehmen, die es verstehen, die Vielzahl von kunden­ relevanten Informationen bestmög­


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Messen Mit „Amazon Memo“ lassen sich Ob­ jekte fotografieren und mit Produkten im Amazon-Katalog abgleichen.

Pro FachHandel 24. bis 25. September 2010, Nürnberg; www.profachhandel.de Messe Oekologika 17. bis 18. Juli 2010, Blaubeuren www.oekoligika.com START 02. bis 03. Juli 2010, Nürnberg; 24. bis 25. September 2010, Essen www.start-messe.de

Kosten sparen dank RFID: Die Chips ermöglichen eine schlankere Produktion und einfacheres Lagermanagement.

lich zu nutzen und ihre Strategie, die Mar­ke und die Produkte entspre­ chend zu optimieren.“ Die Vorteile überwiegen also bei weitem, wenngleich sich über die schnelle Kommunikation auch Pro­ duktmängel rasch verbreiten. Gera­ de für den Handel gilt: den Mega­ trend unserer Zeit bilden eben diese modernen und mobilen Kommuni­ kationsmittel. Längst entwickelt sich die virtuelle Welt mit einer Dyna­ mik, dass sie die reale Welt antreibt. „Das mobile internetfähige Gerät ist immer und überall dabei, es wird privat und geschäftlich zum Hub für nahezu alle Informationen“, erläutert der Schweizer Trend- und Handels­ forscher Dr. David Bosshart, CEO des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI) in Rüschlikon/Zürich. „Die Händler werden die Integration der verschie­ denen Informationskanäle optimie­ ren. Das ,Unstore Concept’ gewinnt zu Lasten des traditionellen Laden­ lokals und des klassischen Verkaufs an Bedeutung.“ Eine Schnittstelle zwi­ schen modernem Unstore und klas­ sischem Ladenlokal sind die mobi­ len Applikationen für Smartphones. Einige dieser Apps haben sich be­

reits zu einem umfassenden Ge­ schäftsmodell entwickelt, das den Einkauf für die Konsumenten er­ leichtert und den beteiligten Unter­ nehmen neue Möglichkeiten im Mar­ keting und Vertrieb eröffnet. Bestes Beispiel für ein ebenso ein­ faches wie innovatives Konzept ist das amerikanische Foursquare, das allmählich auch den europäischen Markt erobert. Mittels GPS berech­ net Foursquare zunächst die aktuel­ le Position des Nutzers und zeigt an­ schließend die Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Geschäfte und sonstige Lokalitäten in der Nähe an. Diese können bewertet und anderen Nut­ zern empfohlen werden. Daneben ist es möglich, neue interessante Örtlich­ keiten hinzuzufügen. Etliche Gastro­ nomiebetriebe und Kaufhäuser ha­ ben die Möglichkeiten des Dienstes erkannt, sind Kooperationen einge­ gangen und bieten Rabatte an. Der Download der Foursquare-App ist kostenfrei, verspricht den beteiligten Unternehmen jedoch langfristig ei­ nen zählbaren Gewinn. Der Verkauf kostenpflichtiger Anwendungen er­ folgt über den App Store. Die Rech­ nung wird direkt über die bei Apple

hinterlegten Kundendaten beglichen. Obgleich der kalifornische Branchen­ riese den Markt der Mobile Apps dominiert, haben inzwischen auch andere Anbieter erkannt, dass sich mit den zu Kleinstpreisen angebote­ nen Anwendungen eine Menge Geld verdienen lässt. Das so genannte Mi­ cropayment findet neben dem Ver­ kauf von mobilen Applikationen auch bei Musikstücken, Spielen und EBooks Verwendung. Schon heute macht der Verkauf dieser digitalen Güter einen Großteil des im Bereich des E–Commerce er­ wirtschafteten Umsatzes aus. Der Handel befindet sich mitten in einer tiefgreifenden Veränderung, die in den kommenden Jahren zu einem starken Verdrängungsprozess führen wird. Absehbar ist ein scharfer Wett­ bewerb unter Systemgruppen und Filialnetzen, aber auch unter den Branchen. Der Innerbranchenwett­ bewerb wird um den Interbranchen­ wettbewerb, der nationale um den internationalen Wettbewerb erwei­ tert. E-Commerce-Unternehmen sind für den stationären Handel zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten ge­ worden. Wer in dieser Situation als

Mail Order World / Deutscher Versandhandelskongress 28. bis 30. September 2010, Wiesbaden www.versandhandelskongress.de FachPack / PrintPack / LogIntern 28. bis 30. September 2010, Nürnberg; www.fachpack.de  www.printpack.de,   www.logintern.de IAW - 12. Internationale Aktionswarenmesse 28. bis 30. September 2010, Köln www.iaw-messe.de Fairena 16. bis 17. Oktober 2010, München www.fairena-messe.org Retail World und Deutscher Handelskongress 16. bis 17. November 2010, Berlin www.handelskongress.de EuroShop 2011 26. Februar bis 2. März 2011, Düsseldorf; www.euroshop.de


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Sechs Kern-Aspekte, … … die den Konsum in der Zukunft beeinflussen: Die Überalterung der Gesellschaft hat Auswirkungen auf den gesamten medizinischen Sektor. Die Ausgaben für Gesundheit steigen weiter. Der Anteil der Alleinlebenden erhöht sich. Die Industrie reagiert darauf, indem sie die Verpa­ ckungsgrößen verkleinert und auf Convenience-Produkte setzt. Die Frauen als Zielgruppe rücken noch mehr in den Fokus des Inter­ resses. Trendforscher sprechen von einem branchenübergreifenden Paradigmen-Wechsel. Die Menschen werden mobiler und sind auch bereit, mehr Geld dafür auszugeben. Davon profi­ tieren vor allem die Automobilin­ dustrie und die Tourismusbranche. Fast 20 Prozent der Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund. Das führt nicht nur zur Sprachenvielfalt, sondern auch zur Vielfalt der Angebote. Individuelle Bedürfnisbefriedi­ gung erhöht die Sortenvielfalt. Der Handel kann mehr Nischen­ produkte verkaufen.

Händler überleben will, muss inno­ vativ sein, differenziert auftreten und sich „vom Rest der Welt“ unterschei­ den. Es reicht nicht mehr aus, ledig­ lich auf Maßnahmen der Konkur­ renz zu reagieren. Wichtiger denn je sind Leistungs­ innovationen, also Neuerungen, die der Kunde erkennt, sowie Prozessin­ novationen, die dazu führen, dass das Unternehmen effizienter und effekti­ ver arbeiten kann. Sozialinnovatio­ nen, welche die Mitarbeiter enger an das Unternehmen binden und zufrie­ dener arbeiten lassen, ergänzen das Feld. Auf eine ganzheitliche Kunden­ orientierung kommt es an. Jetzt zäh­ len Maßnahmen, mit deren Hilfe sich die Kundenbindung erhöht und zu­ gleich Neukunden gewinnen lassen. Die Kundenbetreuung von heute um­ fasst ein weit reichendes Dienstleis­ tungspaket einschließlich kompeten­ ter Beratung und After-Sales-Service. Der Kunde soll nachträglich in seiner Kaufentscheidung bestätigt und an das Produkt beziehungsweise die Handelsmarke gebunden werden. Dies geschieht durch moderne Tech­ nologie wie News­letter, Social Mar­ keting und Blogs ebenso wie durch konventionelle Maßnahmen, etwa die Ausgabe von Kundenkarten. Ein weiterer Schlüsselbegriff lau­tet Bedarfsorientierung: Die Un­ ternehmen sollten nur das anbieten, was der Kunde auch haben möchte – und nicht das, was sie, aus welchen Gründen auch immer, eingekauft ha­ ben! Dies führt zu Category Migrati­ on, also zum Eindringen in andere Branchen und Sortimente, indem die Händler die eigenen Angebote um Randbereiche erweitern. Und es führt ebenso zum Sortimentsverzicht, wenn man das Angebot um Dinge redu­ ziert, die man nicht beherrscht, Pro­ dukte die Kunden nicht wollen, die das Image zerstören oder die Läden unübersichtlich machen. Hierbei geht

Trend- und Konsumforscher   Dr. David Bosshart betont: „Das ’Unstore Concept’ gewinnt zu Lasten des traditionellen Ladenlokals und des klassischen Verkaufs an Bedeutung.“

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle mahnt: „Durch Produktpiraterie entsteht der Wirtschaft nach OECD-Studien weltweit jährlich ein Schaden von 250 Milliarden Euro.“

es längst nicht mehr allein um Wa­ ren, sondern vielmehr um Dienst­ leistungen. Auf sie entfallen heute immerhin 52 Prozent der gesamten Verbrauchernachfrage. Bei der virtuellen Unternehmens­ führung konzentriert sich das Ma­ nagement auf die Marke. Es lässt Produkte entwickeln, sie produzieren und von Dritten, zum Beispiel von Franchisepartnern, vertreiben. An­de­ re Unternehmen machen sich selbst zur Marke und etikettieren damit die wichtigsten Produkte, die sie vertrei­ ben. Sie fördern nicht das Branding anderer, sondern kümmern sich vor allem um die Eigenmarke und ihren Vertrieb. Dieser muss nicht oder nicht nur über Ladengeschäfte lau­ fen, da sich schon lange neue Ver­

triebswege aufgetan haben. Bei dem inzwischen für den Geschäftserfolg wichtigen Multi-Channel-Retailing tritt der Handel auf vielfältige Weise an den Verbraucher heran, indem er die Ware nicht nur im Laden anbie­ tet, sondern auch im Versandkatalog, im Internet, per News­letter oder mit­ tels Affiliate Mar­keting. Sinnvoll ist auch die Stra­te­gie der Vertikalisierung: Der Handel kann Hersteller auf die­ se Weise an sich binden, Exklusivver­ träge abschließen und als Alleinanbie­ ter bestimmter Waren in einer Region auftreten. Gleichzeitig ergibt sich für die Industrie die Möglichkeit zum Di­ rektvertrieb – durch Shop-in-Shop-Lö­ ­sungen, Concessions, Flächenverträ­ ge, eigene Filialen und/oder Franchi­ sing. Hilfreich sind schließlich der Rück­griff auf eines der vielen am Markt befindlichen Outsourcing-Kon­ zepte sowie die Nutzung moderner RFID-Transponder, mit denen die Lo­ gistik und die Warenströme optimiert werden können. Die Welthandelsströme sind längst untrennbar miteinander ver­ flochten. Dieser Umstand sollte vor allem als Chance gesehen werden. Nicht nur Baumaschinen oder phar­ mazeutische Artikel aus der Bundes­ republik sind weltweit erhältlich. Globalisierung heißt auch, dass der Supermarkt in Hanoi oder der Ein­ zelhändler im US-Bundesstaat Maine deutsche Süßwaren anbietet, der schwäbische Mittelständler den Wol­ kenkratzer in Taiwan mit Spezial­ fenstern ausstattet und Kärcher über­ all auf der Welt seine Reinigungssys­ teme einsetzt. Es ergeben sich enor­ me Möglichkeiten, völlig neue Ab­ satzmärkte zu erschließen, strategi­ sche Allianzen einzugehen und durch effiziente Einkaufskooperationen er­ hebliche Rabatte zu erreichen. Asien ist hierbei die wohl wichtigste Boom­ region. China und Indien kehren nach einer kurzen Schwäche zu ho­ hen Wachstumsraten zurück, zahl­ reiche Märkte wie Vietnam stehen auf dem Sprung, und Länder wie Südkorea und Taiwan zeigen unver­ ändert ihre ökonomische Dynamik. „Der Westen ist global gesehen eher auf dem absteigenden Ast“, konsta­ tiert Dr. David Bosshart. Allerdings ist Asien auch eine Hochburg für Markenfälschung. Für deutsche Unternehmer ist es ein schwacher Trost, dass man dort nur Produkte von höchster Qua­ lität kopiert. Angesichts von Milliar­ denverlusten durch Produktpiraterie darf der Schutz jeglicher Form geisti­ gen Eigentums keinesfalls vernach­


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Expertenpanel

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Dr. Kai Hudetz,

Prof. Dr. Thomas Roeb M.A.,

Prof. Dr. Joachim Zentes,

Geschäftsführer des Instituts für Handels­ forschung GmbH (IfH), Köln

Professor für Han­ delsbetriebslehre an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Direktor des Instituts für Handel & Interna­ tionales Marketing an der Universität des Saarlandes

Frage 1: Das Sparprogramm der Bundesregierung stößt auf ein geteiltes Echo. Wie bewerten Sie das Paket mit Blick auf die allgemeine konjunkturelle Entwicklung und die Herausforderungen im Handel?

Steuererhöhungen und die Streichung von Vergünstigungen senken die Kaufkraft – zumal wenn einkommensschwache Gruppen betroffen sind. Bedeutend erscheint mir der psychologische Effekt zu sein: Wenn Konsumenten hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung verunsichert sind, erhöht sich die Sparquote. Die Konsumneigung geht zurück. Das Sparprogramm flößt den Konsumenten kein Vertrauen ein.

Die Auswirkungen auf die Konjunktur erscheinen mir begrenzt. Das Sparpaket umfasst „nur“ wenige Milliarden Euro innerhalb eines Wirtschaftssystems mit einem Volumen von zwei Billionen. Viel gefährlicher wäre es, wenn die Verschuldung anstiege und das Vertrauen der Finanzmärkte verloren ginge. Dies gilt auch für den Handel, dessen Entwicklung eng mit der Binnenkonjunktur verbunden ist.

Da das aktuelle Sparprogramm in einem starken Maße untere Einkommensschichten betreffen wird, dürfte es die bekanntlich hohe Preisorientierung in Deutschland noch verstärken. Zu erwarten sind daher noch weitere Preissenkungsrunden im Handel, ausgelöst durch Discounter. Die Gefahr besteht, dass damit auch qualitativ eine Abwärtsspirale einhergeht.

Frage 2: Das Preisniveau in Deutschland ist schon jetzt extrem niedrig. Die Händler unterbieten ei­nan­der weiter. Wohin führt der Preiskampf? Welche Gefahren sehen Sie?

Auch wenn es weiter Preisaktionen geben wird, glaube ich, dass wir die Talsohle bald erreicht haben. Billig zu sein, reicht auch nicht mehr aus. Schon heute sehen wir, dass die wahrgenommene Angebotsqualität und nicht nur der Preis entscheidet. Marken spielen eine entscheidende Rolle. Letztlich entscheidet der Kunde, ob sich Qualitätsführer behaupten können.

Es gibt immer betriebswirtschaftliche Untergrenzen, die nicht unterschritten werden können. Insofern ist der aktuelle Preiskampf nur Ausdruck von Preissenkungspotentialen, die bislang nicht ausgeschöpft wurden. Tatsächlich zeigt die Auswertung der Bilanzen, dass die Preissteigerungen 2007 und 2008 genutzt wurden, um gewissermaßen Reserven aufzubauen. Diese werden jetzt abgebaut.

Weitere Preiskämpfe führen sicherlich zu einer zunehmenden Bedrohung der mittelständischen Hersteller und zur angesprochenen Gefahr eines qualitativen Abwärtstrends. Wünschenswert wäre hierzulande das Gegenteil: Qualitätssteigerungen nicht nur in technisch-funktionaler Hinsicht, sondern auch in ökologischer und sozialer. Dem deutschen Handelsmarkt würde mehr Wertschöpfung gut tun.

Frage 3: Welches Po­tenzial bieten E-Commerce und M-Commerce? Mit welchen Risiken müssen inter­national agierende Unternehmen rechnen?

Beim M-Commerce sehe ich Umsatzpotenzial vor allem für Live-Shopping, Auktionen und befristete Sonderaktionen. Die Digital Natives sind für lokale Werbeangebote nach dem Motto „Jeans zum Sonderpreis 300 Meter rechts“ empfänglich. Große Handelsunternehmen tun sich allerdings schwer damit, sich als Multi-ChannelUnternehmen mit integriertem E-Commerce zu positionieren.

Das iPad zeigt, dass beide Kanäle jetzt schon zusammenwachsen und eine Trennung wenig sinnvoll ist. Der neue EM-Kanal wird wie E-Commerce und M-Commerce heute schon sowohl als Vertriebskanal als auch als Kommunikationskanal fungieren. Die Zukunft wird sich insofern nicht strukturell, sondern graduell von der Gegenwart unterscheiden.

Im Non-Food-Bereich wird dieser Ka­ nal wesentliche Marktanteile hin­zu­ gewin­nen. Im Food-Sektor haben sich bisher in Deutschland keine Systeme etabliert können. Hier sehen wir erst dann eine Chance, wenn kundenfreundliche Abhollösungen geschaffen werden. Der Charme des E-und M-Commerce besteht darin, dass jedes Handelsunternehmen zu einem Global Player wachsen kann.

lässigt werden. Die Bundesregierung unterstützt die Verhandlungen über das Anti-Counterfeiting Trade Agree­ ment (ACTA) mit dem Ziel, einheitli­ che juristische Standards für die in­ ternationale Bekämpfung der Mar­ ken- und Produktpiraterie zu schaf­ fen. „Der Wirtschaft entsteht nach OECD-Studien aus dem Jahr 2009 weltweit jährlich ein Schaden von 250 Milliarden Euro“, betont Wirt­ schaftsminister Rainer Brüderle. Das Ministerium arbeite deshalb an einer Verstärkung des Schutzes geistiger Eigentumsrechte. „Ein wichtiges Ele­ ment sind die Verhandlungen zu ei­ nem plurilateralen Abkommen gegen Produktpiraterie zwischen der EU, Japan, den USA, Kanada, Australien,

Neuseeland, Korea, Mexiko, der Schweiz und Marokko.“ Nicht zuletzt globalisieren sich die Handelsketten. So greift Aldi in den USA den Bran­ chenprimus Wal-Mart an, während Metro den russischen Markt erobert und Carrefour immer neue Filialen in Asien eröffnet. Die Zukunft scheint aus heutiger Sicht dem Systemver­ trieb mit einer klaren Leitstrategie zu gehören. Wenn überhaupt, haben Ein­ zelkämpfer nur eine Chance, wenn sie pfiffig sind und eine interessante Nische besetzen. Der Handel der Zukunft wird sich also weiter verändern, es ist je­ doch weniger eine Revolution als ei­ ne revolutionäre Evolution. Wir erle­ ben einen kontinuierlichen Wandel,

Der Autor Ulrich Eggert (62), gehört zu Deutschlands renommiertesten Handelsforschern und Unternehmensberatern. Die Ulrich Eggert Consulting publiziert regelmäßig Studien zur wirtschaftlichen Entwicklung, informiert über die neuesten Trends im Handel und berät zahlreiche Firmen, um sie auf die künftigen Herausforderungen vorzubereiten.

der durch die derzeitge Krise eine Be­ schleunigung erfährt. Es wird flächen­ deckende Restrukturierungen ge­ben. Verkaufsflächen werden im Markt er­ satzlos verschwinden, weil eine Um­ satzchance hier nicht mehr gegeben ist. Letztlich sind zwei Dinge von be­ sonderer Bedeutung für die Zukunft der Handelsunternehmen: Sie müs­ sen effizient arbeiten, das heißt mit den Ressourcen vernünftig umgehen. Und sie müssen ein eigenes Gesicht zeigen, mit dem sie sich vom Wettbe­ werber unterscheiden. Nur dann kön­ nen Unternehmen mit emotionalen Konzepten den Kunden ansprechen und ihm ein Angebot zu attraktiven Preisen unterbreiten. Ulrich Eggert


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e-commerce

ährend sich in den In­ nenstädten ein Struk­­ turwandel vollzieht und der klassische Versand­ handel unter heftigen Umsatzeinbrü­ chen leidet, legt der elektronische Han­del kräftig zu. Auf über 50 Pro­ zent wuchs der E-Commerce-Anteil am gesamten Versandhandelsumsatz von 29,1 Milliarden Euro im vergan­ genen Jahr, schätzt der Bundesver­ band des deutschen Versandhandels (bvh). Es wächst fast nur noch, wer Ware elektronisch vertreibt. Doch auf den Internetzug aufzuspringen, stellt die Branche ebenfalls vor enorme He­rausforderungen. Denn im Online­ handel jagt in atemberaubendem Tempo ein Trend den nächsten. Ei­ nen Eindruck davon konnten Ver­ sand­handelsgrößen Ende April auf den E-Commerce-Strategietagen „ECom 2010“ erhaschen. Nils Müller, CEO und Gründer des Trendfor­ schungsinstituts TrendONE, führte auf der bvh-Veranstaltung in einer multimedialen Zeitreise plastisch vor, wie die Shopping-Zukunft bereits in einigen Jahren aussehen könnte. Der moderne Onlinenutzer wird sich schon während des Frühstücks eine Datenbrille aufsetzen, die einer­ seits lichtdurchlässig ist, andererseits aber zusätzliche Informationen zu der betrachteten Umgebung einblenden kann. Die Technik nennt sich „Aug­ mented Reality“ (erweiterte Realität) und wird schon heute in mancher Smartphone-App angewendet. In Zu­ kunft wird der Nutzer seine virtuelle Frühstückszeitung auf eine Fläche des Tisches einblenden können und sie mit einfacher Gestensteuerung „durchblättern“. Eine in die Bril­le eingebaute Kamera wertet nicht nur die Gesten aus, sondern scannt beim Blick in den Kühlschrank auch, wel­

Ein Trend jagt den nächsten E-COMMERCE Mobile-ShoppingAnwendungen haben das Zeug dazu, die Karten im Handel neu zu mischen.

Überall sicher mit dem Handy bezahlen Mobile Payment gehört die Zukunft. Theodor Niehues, Vorstandsvorsitzender der net mobile AG, sieht großes Potenzial für das Bezahlen per Handy als Ergänzung von Zahlungsmitteln wie Bargeld, Lastschrift oder Kreditkarte. Bisher fehlt indes ein praktikables Geschäftsmodell, bei dem Mobilfunkanbieter, Einzelhändler und Finanzdienstleister Hand in Hand arbeiten. Hier positioniert sich die net mobile AG: zum einen durch ihre langjährigen strategi-

schen Partnerschaften mit nationalen und internationalen Mobilfunkanbietern, zum anderen durch ihre frühzeitig vollzogene Beteiligung an einer Bank. Als einer der Vorreiter im Markt blickt die net mobile AG darüber hinaus auf eine Reihe von gewachsenen Partnerschaften aus dem Segment Handel. Mobile Payment bringt viele Vorteile, und Händler sollten so viele Zahlungsarten wie möglich anbieten, damit die Kunden einfach und schnell bezahlen

können. Der Herausforderung, alle Bezahlmethoden zu bündeln, hat sich die net mobile AG gestellt. Noch in diesem Jahr wird sie ihr seit langem etabliertes Bezahlsystem erweitern. Die Verbraucher können sowohl national als auch international einfach, verlässlich und sicher über alle gängigen Bezahlmethoden digitale sowie physische Güter bezahlen. Zugleich haben die Händler mit der net mobile AG nur noch einen Ansprechpartner für alle Bezahlmetho-

che Produkte für das Abendessen fehlen. So kann sie nach Auswahl ei­ nes Rezeptes eine Einkaufliste anbie­ ten. Sollte den Nutzer unterwegs der Hunger überkommen, wird ihm die Brille Speisekarten der umliegenden Restaurants einblenden können, so­ fern diese Daten in Google Maps hinterlegt sind. Der Nutzer wird sich außerdem jederzeit Produkte an un­ gewöhnlichen Orten kaufen können: Etwa im Straßencafé, weil ihm die Sonnenbrille seines Tischnachbarn gefällt und er sie sofort online finden kann. Die Beispiele zeigen: Einzel­ händler, die den virtuellen Kanal nicht genauso virtuos bedienen kön­ nen wie den stationären, werden in diesem Szenario kräftig unter Druck geraten. Anders als beim E-Com­ merce wird durch den M-Commerce nicht nur der Versand-, sondern auch der traditionelle Einzelhandel gewin­ nen können. „Wir befinden uns im Übergang vom Internet zum Outernet“, be­ schreibt Müller das Szenario. Auch wenn vieles von dem, was der Trend­ scout schildert, noch nach ScienceFiction klingt, steht doch jede einzel­ ne Anwendung heute entweder be­ reits kurz vor der Serienreife oder ist auf Android, iPhone & Co. sogar schon Realität. Die E-Commerce-Fach­ zeitschrift „Internet World Business“ hat in einer repräsentativen Studie he­ rausgefunden, dass über 40 Prozent der Befragten an der Kasse lieber ihr Han­dy als die Kreditkarte zücken wür­ ­den. Kein Wunder, dass sich gleich mehrere Anbieter um diesen Markt rangeln. „Was bislang fehlt, ist ein prak­ ti­ka­bles Geschäftsmodell, bei dem Mobilfunkanbieter, Einzelhändler und Finanzdienstleister Hand in Hand ar­ beiten“, meint Theodor Nie­hues, Vor­ standsvorsitzender der net mobile AG.

Advertorial

den. Überdies profitieren Verbraucher wie Händler von den integrierbaren Bonus- und Kundenbindungsprogrammen. Weitere Infos unter: www.net-m.de


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Quelle: www.apple.com

Noch in diesem Jahr will er seinen bestehenden Payment-Dienst da­her um eine Handy-Bezahl­variante er­ weitern, die sowohl für digitale als auch für körperliche Produkte geeig­ net ist. Eher an niedrigpreisige Pro­ dukte und Services wendet sich der Bezahlanbieter ClickandBuy. „Mobile Payment war bis jetzt eine teure An­ gelegenheit für Anbieter der MobileDienste,“ betont Click­andBuy-Chef Charles Fränkl und will nun in die Preisoffensive gehen. So verspricht er den Händlern eine zehn Prozent höhere Ausschüttung als bei bisheri­ gen Dienst­­leistern, wenn sie seinen Dienst nutzen. Doch wofür werden Smartpho­ ne-Kunden überhaupt bezahlen? Und wie werden sie die Produkte finden? Um das herauszufinden, haben der Suchmaschinenriese Google und das Versandhaus Otto die Zielgruppe de­ rer unter die Lupe genommen, die schon heute ihr Smartphone beson­ ders intensiv nutzen. Ergebnis der repräsentativen Studie: Mobile Com­ merce ist bei Smartphone-Nutzern längst Realität. 41 Prozent nutzen re­ daktionelle Produktinformationssei­ ten, 39 Prozent vergleichen mobil Preise und jeder zweite Nutzer hat bereits einmal einen Einkauf abge­ brochen, nachdem er sich über das Handy mit Produkt- oder Preisinfor­ mationen versorgt hat. „Die Inspira­ tionsphase wird um einen ständig und überall verfügbaren Kanal er­ gänzt“, interpretiert Thomas Schnie­ ders, Direktor neue Medien bei Ot­ to, das Ergebnis. Händler müssen auf diese Entwicklung reagieren: Während heute lediglich rund elf Prozent der Bevölkerung über ein Smartphone verfügen, wird sich der Anteil in zwei Jahren auf 22 Prozent verdoppeln. „2013 werden erstmals mehr Smartphones verkauft werden als Desktop-PC“, glaubt Alastair Bru­ ce, Director Retail bei Google, nach der Auswertung der Studie. Aber nicht nur für den Handel stellen sich neue Herausforderungen. Auch die Dienstleister müssen um­ denken. Für Hersteller von E-Com­ merce-Software gelte beispielsweise: „Weg von der Webshop-Denke im starren 3-Spalten-Layout“, fordert Ste­ fan Schambach, Intershop-Gründer und CEO des amerikanischen ShopAnbieters Demandware. „Wir brau­ chen ein ,E-Commerce-Betriebs­sys­ tem‘, das den Verkauf auf allen Platt­ formen und in allen denkbaren Spiel­ arten abbilden kann.“ Uni­verselle Schnittstellen, flexible Produktpräsen­ tation, intelligente Priceengines und

e-commerce

M-Commerce  Besonders ältere Smartphone-Nutzer bezahlen lieber mit dem Handy als mit ihrer Kreditkarte. Der Mobile-PaymentMarkt birgt großes Potenzial.

ein umfangreiches Kundenmanage­ ment werden wesentlich wichtiger als das Webfrontend des OnlineStores. Womit auch der Datenschutz eine weitere ernste Bedeutung be­ kommen wird. Nicht jedem Kunden wird bei dem Gedanken wohl sein, dass im zukünftigen Onlineshop ne­ ben den Standortinformationen viel­ leicht auch noch die Vorlieben aus dem Facebook-Profil ausgewertet wer­ ­den. Problematisch dabei ist, dass in vielen Unternehmen nur wenige Mit­ arbeiter überhaupt wissen, was mit sensiblen Daten passiert, wo sie ge­

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speichert werden und wie man mit diesen umgehen darf. Erstaunlicher­ weise hat aber häufig fast jeder Ange­ stellte Zugriff auf diese Daten, wie der TÜV SÜD bei seiner Zertifizierungs­ arbeit von Onlineshops festgestellt hat. Vorsicht ist geboten: Nichts ist ge­ schäftsschädigender als negative Pres­ ­se beim Thema Datenschutz. Denn die Konsequenzen beschränken sich dabei nicht nur auf das betroffene Unternehmen, sondern scha­den oft der ganzen Branche. Und die befin­ det sich gerade erst im Aufschwung. Dominik Grollmann

I n n ovati o n s p ote n z i a l

Sicherheit beim Online-Einkauf Die immer schnellere Entwicklung von neuen Technologien im Internet und der immer virtuosere Umgang mit den digitalen Medien durch immer mehr Menschen stellt die Branche vor neue Herausforderungen für die Zukunft. Da viele dieser Aufgaben nicht allein durch Gesetzestexte behoben werden können, ist hier neben der Eigeninitiative der Händler und ihrer Interessenverbände die Unterstützung durch externe Experten gefragt. Virtuelle Welten, scheinbar unendliche Möglichkeiten, Informationen im Überfluss und praktischer, schneller Konsum von realen und digitalen Produkten: Internet und digitale Kommunikation werden vorhandene Handelsstrukturen und das bekannte Konsumverhalten mittel- und langfristig grundlegend verändern. Die Entwicklung des E-Commerce geht unaufhaltsam weiter. Immer mehr Bestellungen werden über M-Commerce abgewickelt – also über mobile Applikationen. Die Außenwelt und das Internet werden näher zusammenrücken. Zukunftsforscher haben dafür den Begriff des Outernets geprägt. Ein Beispiel dafür sind mobile Applikationen, die etwa über ein Foto mit dem Smartphone Gegenstände identifizieren und sofort online bestellbar vorhalten (zum Beispiel die Sonnenbrille des Gegenübers). Dieses wurde für iPhones in USA zusammen mit Amazon.com bereits realisiert. Datenschützer fürchten bei fortschreitenden Möglichkeiten die Ad-hoc Identifizierung von Personen über Fotos und die Zuordnung von Profilen der SocialNetworks. Die Gesetze wissen

das derzeit noch zu verhindern, die Technik dafür steht jedoch schon in den Startlöchern. So ist jeder von uns aufgefordert zu entscheiden, welche Informationen er über das Internet von sich preisgibt. Rainer Seidlitz, Leiter Strategische Geschäftseinheit IT & Internet beim TÜV SÜD, kommentiert die Entwicklung: „Die Herausforderungen in Sachen Online-Zertifizierung bleiben somit spannend, und TÜV SÜD sieht der weiteren Entwicklung mit hoher Erwartung entgegen“. Das große Innovationspotenzial auf der Grundlage neuer Technologien eröffnet unzählige neue Marktchancen für Unternehmen, die immer neue und verbesserte Leistungsangebote aus der Verknüpfung einzelner Tätigkeiten hervorbringen und unabhängig von ihrem Standort an den Kunden bringen können. Man meint, E-Commerce sei den Kinderschuhen entwachsen, doch es passieren noch viele Fehler. Häufig existiert in den Unternehmen nicht einmal ein Datenschutzbeauftragter, so dass meist auch das erforderliche Wissen komplett fehlt. Nur wenige Mitarbeiter wissen überhaupt, was mit sensiblen Daten passiert, wo sie gespeichert werden und wie man mit diesen umgehen darf. Erstaunlicherweise hat aber häufig fast jeder Angestellte Zugriff auf diese Daten. Oft fehlt das Wissen, was überhaupt sensible Daten sind. Ein Missbrauch, ob absichtlich oder unbeabsichtigt, ist dann nur noch eine Frage der Zeit. Dabei ist nichts geschäftsschädigender als negative Presse beim Thema Datenschutz. Die Konsequenzen beschränken

sich dabei nicht nur auf das betroffene Unternehmen. Mit jedem neuen Skandal wird der gesamten Branche Schaden zugefügt. Diese Entwicklungen zeigen die Herausforderungen, denen sich die Branche fortan stellen muss. Das ist nicht neu, doch die erst kürzlich aufgetretenen Datenschutzskandale verleihen der Thematik neue Brisanz. „TÜV SÜD steht hier mit einem Kompetenzteam und jahrelangen Erfahrungen in der Zertifizierung von Onlineshops als kompetenter Partner zur Verfügung“, fügt TÜV SÜD-Internetexperte Rainer Seidlitz hinzu. Weitere Informationen finden Sie unter: www.tuev-sued.de

„Die Herausforderungen in Sachen Online-Zertifizierung bleiben spannend“, so TÜV SÜD-Internetexperte Rainer Seidlitz.


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pim

Vetriebskanäle in Bewegung

ie keine zweite Bran­ che ist der Dis­tanz­han­ del von seiner Pro­dukt­ kom­mu­ni­ka­tion ab­hän­ gig. Weil das persönliche Gespräch mit dem Ladenverkäufer fehlt, kommt ak­tuellen Produktinformationen und Bil­dern eine bedeutende Rolle zu. Fehlen diese, ist ein erfolgreicher Ver­ trieb über Katalog, Internet und Co. nicht möglich. Bei der Vielzahl der Kanäle und Medien ist es für den Dis­ tanzhandel heute kaum noch mög­

lich, seine Informationen je­weils me­ dienspezifisch aufzubereiten. Alle Ka­ näle sind miteinander ver­netzt. Soge­ nannte „Hy­brid-Shopper“ nutzen – für den Handel unkalkulier­bar – alle Me­ dien und Kanäle gleichzeitig. Der Dis­ tanzhandel sollte die seit Jahrzehnten eingelebten Prozesse der Kanalversor­ gung mit getrenntem Printkatalog und E-Commerce-Abteilungen also neu ord­nen. Pro­duct-Information-Ma­nage­ ment (PIM) stellt hier einen, wenn nicht sogar den zentralen Systeman­

VERMARKTUNG Daten bündeln, Synergien nutzen: Der Einsatz eines ProduktinformationsManagements (PIM) verspricht enorme Vorteile.

V e rtr i e b sw e g e

Wie der Handel Zielgruppen mobil erreicht Wenn Handel und Versandhandel vornehmlich ihre jungen Zielgruppen betrachten, dann finden sie dort – unabhängig von Unterschieden in Geschmack und finanziellen Möglichkeiten – einen kleinsten gemeinsamen Nenner: Diese Kunden sind vor allem mobil. Inzwischen lösen Internet und Smartphone das klassische Laden- und Katalog-Geschäft als Marketing- und Vertriebskanal ab. In vielen Unternehmen ist der mobile Vertriebskanal jedoch noch nicht mit den übrigen Marketingaktivitäten vernetzt. „Mobile Commerce in den individuellen Marketingmix einzubinden, ist derzeit eine große Herausforderung“, so der Geschäftsführer der w&co MediaServices Robert Schneider. „Im Mobile Marketing geht es vor allem um Geschwindigkeit und Aktualität – der Schnellste macht das Geschäft.“ Deshalb rät Schneider, bei der Umsetzung von Marketingmaßnahmen für den mobilen Vertriebsweg

auf eine maximale Automatisierung zu achten. „Ausgewählte Produkte ein­ stellen, Specials und Sonderaktionen erzeugen, individuelle Angebotsformate umsetzen – das muss alles bedarfsorien­ tiert, auf Knopfdruck erfolgen. Zusätz­ liche lokalisierte Angebotsformate sor­gen dafür, Frequenz in die Fläche zu bringen.“ Der Münchner Mediendienstleister w&co hat dafür das gemeinsam mit den Partnern Meyle+Müller und Stuber entwickelte Multichannel-System OnlineMedia­ Net so vorbereitet, dass selektierte Produkte automatisiert auf das Smartphone ausgeleitet - oder von dort wieder entfernt werden. Da die Nutzung bestimmter Smartphones je nach Zielgruppe und Sortiment variiert, unterstützt w&co schon heute alle gängigen Smartphones wie Symbian, iPhone, Android und BlackBerry – auch das iPAD. Neben einem individualisierten Warenangebot sollten aber auch zielgruppenspezifisch aufbe-

reitete redaktionelle Informationen nicht zu kurz kommen. Die Ergänzung des Warenangebots durch Communitys sowie der Zugang zu sozialen Netzwerken und Services schaffen Mehrwerte und erhöhen die Akzeptanz. Infos: www.w-co.de

Ladengeschäft und Katalog waren gestern. Heute geht der Trend deutlich in Richtung Internet und Smartphone.

satz für die­se Herausforderung dar. PIM-Systeme über­nehmen die Aufga­ be, Pro­dukt­da­ten zentral mit allen spezifischen Informationen zu ver­ walten. Hier­zu ge­hö­rt zunächst die textliche Beschreibung in allen benö­ tigten Spra­chen. Außerdem werden alle tech­nischen Merkmale und Me­ dien verwaltet sowie die Beziehungen zu an­deren Produkten wie Zubehör und ­Style-Zu­sammenstellungen. Hier­ bei geht es um Pro­dukte, die thema­ tisch zu­sam­men­pas­sen. Dieser Produktdatentopf dient als zentraler Container für alle weite­ ren Prozesse. Diese Daten spielen für gedruckte Werbemittel wie Katalog, Nachfassaktionen oder Flyer eine eben­so große Rolle wie für die Berei­ che E-Commerce und Mobile Com­ merce. Gerade Letzterer verzeichnet Wachstumsraten von 30 Prozent. So bildet PIM das Fundament der MultiKanal-Produktkommunikation. Alle weiteren Bausteine setzen auf diesem Grundstein auf. Und hier verhält es sich wie beim Hausbau: Ist das Fun­ dament auf Sand gebaut oder aus schlechten Komponenten, so wird auch das Haus nicht sicher stehen oder immer wieder nachgebessert wer­den müssen. Ein wesentlicher Bau­stein im PIM-Fundament ist die Definition eines geeigneten Daten­ modells, das sich im laufenden Be­ trieb generisch anpassen lassen soll­ te. Aber auch die Prozesse für die Pro­ duktdatengewinnung und Qualitäts­ sicherung sind aus­schlaggebend. Wie übernehme ich die Produktinforma­ tionen von häufig weit über 1.000 Lie­ feranten, ohne sie per Hand abtippen zu müssen? Lieferanten-Onboarding oder Supplier-Portale lauten hier die Schlagworte, die diesen komplexen Fundamentbereich des PIM beschrei­


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ben. Erst einmal eingeführt, winkt ein exponentielles Wachstum der zu ver­ kaufenden Sortimente – ohne gleich­ zeitigen Kostenanstieg. Der Verkauf über den sogenannten Long Tail wird möglich, weil die Repräsena­tions­kos­ ten im Internet zu vernachlässigen sind. Wie aber geht man im Long Tail mit der Stammdatenanlage im ERP um? Sollte man alle Artikel des Sorti­ mentes mit ERP-Daten anlegen, ob­ wohl man weiß, dass höchs­tens 20 Pro­zent jemals gekauft werden? Wohl kaum. Die Anpassung der Geschäfts­ pro­zesse stellt in den Projekten zur Einführung einer modern aufgestell­ ten Produktkommunikation auf PIMBa­sis die größte Herausforderung dar. Die seit Jahrzehnten gelebten und ein­ geübten Prozesse und Verfahren müs­ sen überdacht und teilweise kom­plett umgekehrt werden. Ein gutes Stück Überzeugungs­ar­ beit muss bei den beteiligten Mitar­ beitern geleistet werden. Neben der technischen Einführung eines neuen zentralen Sys­tembausteins ist somit das Einführungsmanagement ein wei­ terer zentraler Erfolgsbaustein. Gera­ de deshalb hielten sich in den letzten Jahren die Unternehmen häufig noch zurück. Das Krisenjahr 2009 und das hochdynamische Wachstum von ECommerce und Mobile Commerce verstärken dann allerdings die Not­ wen­digkeit einer verbesserten Pro­dukt­ kom­munikation dermaßen, dass der PIM-Markt selbst 2009 ein Wachstum von 20 bis 30 Prozent erlebte. Insbe­ sondere die großen Handels- und Dis­ tanz­handels­un­ter­neh­men stellen zur­ zeit ihre Datenbasis auf moderne PIMSys­teme um. Das Drängen der Inter­ net- und Mobile-Community auf eine kor­rekte Produktkommunikation der Unternehmen nimmt auch durch die Vernetzung im Social-Media-Bereich exponentiell zu. So gelingt es der Com­munity, sich innerhalb von Mi­ nuten gegenseitig auf Schnäpp­chen hinzuweisen und gewaltige BestellTsunamis auszulösen. Nur ein Bei­ spiel: 2009 war ein fehlerhaft ins In­ ternet eingestelltes Hotelzimmer bis ins Jahr 2013 hinein sehr günstig zu buchen. Inner­halb weniger Stunden war das Zimmer bis 2013 ausge­ bucht. Ebenso sprin­gen die Ab­satz­ zahlen von Produkten mit fehlerhaf­ ten „sehr güns­tigen“ Prei­sen inner­ halb von Minuten exponentiell nach oben. Zeit für große E-Shop-Plattfor­ men, den Artikel in solchen Fällen aus dem Netz zu nehmen, bleibt da kaum. Im Nachgang können die Be­ treiber oft nur eines: ihren Irrtum möglichst elegant eingestehen. Die

pim

mobile Gesellschaft wird die­sen Pro­ zess beschleunigen und den Druck auf die Unternehmen verstärken. „Always online“ ist in der nächsten Generation schon fest verankert. So kann die neue Generation über Face­ book und Co. heute schon simul­tan agieren. Ein Horror für jedes Distanz­ handelsunternehmen mit ei­nem gra­ vierenden Preisfehler im Netz. Eine moderne PIM-Sys­tem­ar­chi­tektur und zugehörige Prozess­land­schaf­ten kön­ nen hier die Basis für sichere Prozes­ se gewährleisten. Diese Basis ist ins­ besondere erforder­lich, wenn Unter­ nehmen nicht nur national agie­ren, sondern auch internationale Handels­

Autor Thomas Lucas-Nülle ist als Berater von Großunternehmen und des Mittelstands führender Spezia­list für PIM-Lösungen.

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interessen verfolgen. Zur Komplexi­ tät der Medien und Kanäle kommen weitere entscheiden­de Dimensionen hinzu: die der Sprachen und län­der­ spe­zi­fi­schen Sortimente. Sprachliche Barrieren sollten ab­ gebaut werden. Für die exportorien­ tierte deutsche Wirtschaft mit häu­fig über 50 Pro­zent Umsatzanteil im Au­ ßenhandel stellt die Kom­mu­ni­ka­tion in der jeweiligen Landes­sprache den Schlüs­sel zum Eintritt in ausländische Märk­te dar. Denn wer hat schon das Sakko eines französischen Versand­ händlers aus einem On­line­kata­log in französischer Sprache gekauft? Thomas Lucas-Nülle

Ein Produktpool für alle Kanäle

Advertorial

Systemarchitektur Nionex hat eine zentrale Produktdaten-Versorgung mit PIM-Umgebung für das Buch- und Direktmarketingunternehmen DirectGroup Bertelsmann realisiert. Nachdem der deutschsprachige Teil der DirectGroup Bertelsmann begonnen hatte, sein Endkundengeschäft neu zu strukturieren und das Produktportfolio zu erweitern, beschloss das Unternehmen ein Refactoring seiner Prozesse. Für den Multichannel-Retailer, der bereits die Kanäle Katalogversandhandel, Filialgeschäft und E-Commerce bedient, war die Integration von ShortHead- und Long-Tail-Geschäft eine besondere Herausforderung. Die Menge an Transaktionen erforderte eine moderne Systemarchitektur mit hoher Flexibilität. Das Ziel: die zentrale Produktdaten-Versorgung aller Verkaufskanäle durch ein gemeinsames System. Der Auftrag für die Konzeption der neuen Systemarchitektur ging an die Nionex GmbH, den IT-Dienstleister der DirectGroup Bertelsmann. Gerade über interaktive Verkaufskanäle wie Internet und Telefon, aber auch über den Bestelldienst in der Filiale will die DirectGroup Bertelsmann Endkunden möglichst viele Artikel anbieten. Long-Tail-Artikel werden nicht auf Lager geführt und blockieren so während der Angebotsphase keine Mittel. Aber der Multichannel-Retailer benötigte eine Lösung, mit der Artikel bei erstmaliger Bestellung automatisiert

in SAP angelegt werden – manuell wäre das zu teuer und ineffektiv. Die Nionex GmbH, die auch die SAP-Auftragslogistik der DirectGroup Bertelsmann betreibt, erarbeitete ein Lö­­sungs­ konzept mit zwei Bausteinen: zum einen die Auslagerung von Geschäftsregeln in einen zentralen Business Logic Service, von dem die relevanten Regeln an die Verkaufskanal-Systeme geliefert und dort nach Bedarf ausgeführt werden, und zum anderen ein zentraler Produktpool mit sämtlichen Produktinformationen für alle Verkaufskanäle. Zur Umsetzung des neuen zentralen Produktpools hat Nionex verschiedene Systeme evaluiert. Die Wahl fiel schließlich auf den Heiler Product Manager von Heiler Software, ein Product-Information-Management-System (PIM), das die Anforderungen an Performance, Automatisierung und Sortimentsbildung am besten erfüllte. Zunächst hat Nionex das PIM-System für den Onlineshop medienshop.de realisiert und mit dem SAP-System und der Apache Open For Business (OFBiz)E-Commerce-Plattform integriert. Auch eine Ruby-on-Rails-basierte Community Site hat Nionex angebunden. Heute werden Lieferantendaten automatisiert in das PIM-System geladen, anhand

von Regeln mit dem Produktstamm zusammengeführt und für den OnlineShop bereitgestellt. Für den Merge-Prozess – das Zusammenführen mehrerer Millionen importierter Produktdaten mit dem vorhandenen Produktstamm – hat Nionex den Heiler Product Manager so angepasst, dass die besten Produktinformationen von jedem Lieferanten durch intelligente Merge-Profile und individuelle Entscheidungsregeln zum „Golden Record“ eines Artikels im Produktstamm werden. Die komfortablen Funktionen des PIM-Systems bei der Sortimentszusammenstellung sorgen dafür, dass für die Ausgabekanäle immer aktuelle Produktdaten bereitstehen. Über den Scheduler-Prozess der Nionex-Lösung werden die Daten an die Zielsysteme der Absatzkanäle übertragen. Der zentrale Produktpool mit der flexibel anpassbaren PIM-Umgebung erleichtert jetzt auch die Anbindung weiterer Ausgabekanäle bei der DirectGroup Bertelsmann – derzeit wird die Anbindung der Intershop Enfinity Shop-Plattform mit über sechs Onlineshops realisiert. Anschließend auf dem Plan: die Anbindung der PrintkatalogErstellung an die Nionex PIM-Lösung. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.nionex.de

Ansprechpartner bei der Nionex GmbH: Achim Reupert Tel: 05242/91-4840 E-Mail: achim.reupert@bertelsmann.de


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global sourcing

Auf globaler Einkaufstour BESCHAFFUNG Der Wett­ be­werbsdruck zwingt Unter­nehmen, sich noch intensiver mit Global Sourcing zu befassen.

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lobal Sourcing ist auf dem Vormarsch. Auch bei deut­schen Unterneh­ men wird je nach Bran­ chenzugehörigkeit der Anteil der Be­ schafftung von Produkten auf den Weltmärkten nach Schätzungen un­ abhängiger Experten um 40 bis 50 Prozent wachsen. Als Instrument, nach­haltig die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, bietet Global Sourcing ei­ ne Reihe von Vorteilen. So erhöht sich durch die Ausweitung der Bezugsquel­ len und -märkte die Anzahl an poten­ ziellen Lieferanten erheblich. Weitere Vorteile sind mögliche Technologie­ akquisition und die Sortimentsdiversi­ fikation. Die globale Beschaffung eig­

net sich jedoch nicht für alle Produk­ te gleichermaßen. Günstig eingekauft werden häu­fig stan­dardisierte und wenig komplexe Produkte, die in gro­ ßen Mengen trans­portiert werden kön­ nen und da­mit den Transportkosten­ anteil nahezu ega­lisieren. Sind Produkte und Bauteile kom­ plexer, kann es sinnvoll sein, gemein­ sam mit anderen Unternehmen ein Einkaufsbüro im Zielland zu errich­ ten. Nur so lassen sich die notweni­ gen Qualitätsstandards sicherstellen. Eine andere Methode, eine ho­he Pro­ duktqualität zu erzielen, ist der welt­ weite Einkauf bei den jeweils nur besten Lieferanten, wie es von Sie­ mens praktiziert wird. Hierfür führt das Unternehmen eine sorgfältige Lie­ ferantenauswahl nach Gesichtspunk­ ten von Total Cost, Qualität, Umwelt­ bewusstsein und Nachhaltigkeit so­ wie der Einhaltung der Anforderun­ gen aus dem Code of Conduct für Lieferanten durch. Kleine und mit­ telgroße Un­ternehmen können bei Maßnahmen zur Qualitätssicherung spezialisierte Prüf- und Zertifizierungs­ dienstleister in An­spruch nehmen, bei­

spiels­weise den TÜV SÜD. Beratungs­ leistungen sind vor allem deshalb interessant, weil welt­weit keine gül­ tigen Standards für Sicherheit und Qua­lität bestehen, son­dern lediglich länderspezifische Gesetze, Richtlini­ en und Standards. Das betrifft auch die Erwartungen der Kunden in unter­ schied­lichen Regionen und Kul­turen. Global Sourcing bietet jedoch nicht nur Wettbewerbschancen, es birgt auch gewisse Risiken. Dazu zäh­ len die geografische Distanz und die eingeschränkte persönliche Interak­ tion ebenso wie größere Anforderun­ gen an die Logistik, aber auch politi­ sche und rechtliche Rahmenbedin­ gungen. Ein weiterer Aspekt ist die rasant zunehmende Produktpirate­ rie. „Die Marken- und Produktpirate­ rie ist für Deutschland und Europa ein ernstes Problem, das wir mit al­ len Mitteln bekämpfen müssen“, sagt Joachim Birnthaler, Geschäftsführer der TÜV SÜD Product Service GmbH. Deshalb hat TÜV SÜD die Certifica­ tion Industry against Counterfeiting (CIAC) mitgegründet, einen Zusam­ menschluss von international führen­

den Produktzertifizierungsunterneh­ men. Um Probleme und Haftungsri­ siken zu minimieren, müssen Unter­ nehmen zudem die gesamte Wert­ schöpfungskette lückenlos kontrollie­ ren. Dazu zählen Produktspezifikati­ on und Baumusterprüfung und Kon­ trolle der Serienproduktion ebenso wie die Überwachung der gesamten Logistikkette und der Auslieferung im Zielland. Global Sourcing kann sehr schnell zur Kostenfalle werden, wenn man die internationalen Märkte nicht kennt. Unerwartete Transport­ schwierigkeiten, mangelnde Qualität, nicht kalkulierte Steuern, Einfuhrzöl­ le oder rechtliche Fallstricke können typische Preistreiber sein. Entschei­ dend für den Erfolg in der Beschaf­ fung ist ein kontrollierter Umgang mit den Risiken, das heißt, die Be­ schaffungsrisiken durch ein risiko­ orientiertes Beschaffungsmanagement frühzeitig zu identifizieren. Der wach­­ sende Kosten- und Wettbewerbsdruck zwingt Unternehmen dazu, sich künf­ tig noch intensiver mit dem Thema Global Sour­cing zu befassen. Armin Hille

P ro d u k t s i c h e r h e i t

Lückenlose Kontrolle weltweit Mit Global Sourcing nehmen die Risiken für Hersteller, Importeure und Verbraucher zu. Wie sie minimiert werden kön­nen, er­ klärt Joachim Birnthaler, Geschäftsführer der TÜV SÜD Product Service GmbH. Welche Rolle spielt Global Sourcing im Handel der Zukunft? Im Handel wird Global Sourcing weiter zunehmen. Der weltweite Wettbewerb ermöglicht die Produktion und Beschaf­ fung zum günstigsten Preis. Davon profitieren Einkäufer und Verbraucher. Allerdings ist die Globalisierung auch mit Risiken verbunden. Das sind zum einen Risiken für Hersteller, Importeure und Händler, die globale Produktions- und Lieferketten im Blick und unter Kontrolle haben müssen; und das sind zum an­ deren Risiken für Verbraucher, die durch mangelhafte Produkte oder Produktpla­ giate gefährdet oder geschädigt werden. Hat die Zahl von gefährlichen Produkten in Europa zugenommen? Der aktuelle RAPEX-Bericht für das Jahr 2009 spricht eine deutliche Sprache. Die Europäische Kommission hat dieses Schnellwarnsystem eingeführt, um vor

gefährlichen Non-Food-Erzeugnissen zu warnen. Seit dem Start von RAPEX ist die Zahl der Einträge kontinuierlich gewach­ sen – von 139 im Jahr 2003 auf 1.993 im Jahr 2009. Allerdings muss diese Entwick­ lung auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass die Zahl der EU-Länder – und damit der Meldestellen – zuge­ nommen hat und dass die nationalen Zoll- und Marktüberwachungsbehörden ihre Aktivitäten ausgeweitet haben. Wie lassen sich die Probleme der globalen Beschaffung vermeiden? Um Probleme und Haftungsrisiken zu minimieren, müssen Unternehmen die gesamte Wertschöpfungskette lückenlos kontrollieren – von der Produktspezifi­ kation über die Baumusterprüfung und Kontrolle der Serienproduktion bis zur Überwachung der gesamten Logistik­ kette und der Auslieferung im Zielland. Diese Kontrolle ist nur durch eine umfassende Qualitätssicherung mög­lich, die weltweit greifen muss. Immer mehr Unternehmen vertrauen dabei auf das Know-how und Netzwerk von speziali­ sierten Prüf- und Zertifizierungsdienst­ leistern wie TÜV SÜD Product Service.

Welche Gefahr geht von gefälschten Produkten aus? Allein in Deutschland verursachten gefälschte Produkte im Jahr 2008 einen Schaden von 15 Milliarden Euro und den Verlust von 70.000 Arbeitsplätzen. Produktpiraten unterlaufen die gesetzli­ chen Vorgaben für sicherheitsrelevante Prüfungen, beispielsweise nach dem deutschen Geräte- und Produktsicher­ heitsgesetz oder nach der europäischen Maschinenrichtlinie, – mit der Folge, dass nicht geprüfte, risikobehaftete Produkte auf den Markt kommen. Um internatio­ nalen Produktfälschern das Handwerk zu legen, müssen die betroffenen Unterneh­ men und Verbände und die zuständigen Behörden zusammenarbeiten. In diesem Zusammenhang hat auch TÜV SÜD das Vorgehen gegen Produktpiraten massiv verschärft. Damit verteidigen wir unser Prüfzeichen und unsere Marke. Mit unseren Dienstleistungen unterstützen wir aber auch Hersteller, Händler und Importeure dabei, sich vor Produktfäl­ schungen und dem In-Verkehr-Bringen von Plagiaten zu schützen. Und schließ­ lich profitieren auch die Verbraucher

davon, wenn gefälschte oder gefährliche Produkte vom Markt genommen werden oder gar nicht erst auf den Markt kommen. www.tuev-sued.de

Joachim Birnthaler von TÜV SÜD Product Service will internationalen Produktfälschern das Handwerk legen.


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s ist eine klar definierte Part­ nerschaft mit festen Re­ geln, aus der im Idealfall eine Win-win-Kooperation wird: Die Zusammenarbeit zwischen Franchise­geber und Franchisenehmer hat sich in den letzten Jahren zu ei­ nem ebenso häufigen wie beliebten Modell für den Schritt in die berufli­ che Unabhängigkeit entwickelt. Wäh­ rend viele Deutsche in den 90er-Jah­ ren den Begriff Franchising kaum ein­ ordnen konnten, ist er inzwischen in der öffent­lichen Wahrnehmung an­ge­ kommen. Der Franchisegeber erlaubt seinen Partnern die Nutzung seiner mul­­tiplizierbaren Geschäftsidee sowie der etablierten Handelsmarke und bemüht sich, deren Bekanntheit zu erhöhen, zu schützen und positiv zu be­legen. Er übernimmt auch die Ausund Wei­terbildung seiner Partner und unterstützt sie bei der Suche nach dem op­timalen Standort, bei der Ein­ richtung des Ladenlokals und der Er­ arbeitung eines geeigneten Absatz­ modells. Die­ses Konzept ermöglicht das schnelle und kapitalschonende Wachs­tum des Unternehmens. Der Franchisenehmer, dem im Normalfall ein lokaler oder regiona­ ler Gebietsschutz zugebilligt wird, nutzt von Beginn an eine erfolgrei­ che Geschäftsidee, die Bekanntheit der Mar­ke und ihre Positionierung im Markt sowie die günstigen Kondi­ tionen einer Einkaufsgemeinschaft. Der Start in die Selbständigkeit wird so im Ver­gleich zu Einzelkämpfern, die ohne diese Hilfe auskommen müs­ sen, erheblich erleichtert. Für die Nut­ zung der Geschäftsidee bezahlt der neue Part­ner dem Franchisegeber ei­ ne Ein­trittsgebühr sowie einen fest­ geleg­ten Anteil am Nettoumsatz. Ge­ nerell gilt aber: Keine Chance ohne Risiko. Der Franchisenehmer arbei­ tet als selb­stständiger Gewerbetrei­ ben­der auf eigene Rechnung und mit vol­lem un­ternehmerischem Risiko. Somit hängt der Erfolg in erhebli­ chem Maß von der Motivation und der Fähigkeit des Franchisenehmers ab. Fran­chisegeber wie Franchiseneh­ mer können aus vielen öf­fen­t­li­chen Förderquellen schöpfen, wenn es um die finanzielle Unterstüt­zung des Sys­ temaufbaus geht. Bund, Länder und Kommunen, aber auch die EU sowie das ERP-Sondervermögen sollten in Betracht gezogen und über die Haus­ bank angesprochen wer­den. Institute wie die KfW Mit­tel­stands­bank haben Online-Check­lis­ten ausgearbeitet, die bei der Auswahl des optimalen Fran­ chisepartners sowie bei der Gestal­ tung des Businessplans helfen. Auch

franchising

Königsweg in die Selbstständigkeit PARTNERSCHAFT Franchising bietet ein attraktives Sprungbrett für Existenzgründer. Sie können aus vielen Quellen öffentlicher Förderung schöpfen. für die Existenzgründung aus der Ar­ beitslosigkeit heraus können hohe Zu­ schüsse beantragt wer­den. „Immer häu­figer wird Franchising von Ar­beits­ losen genutzt, um den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu schaffen, ohne jah­relang als Existenzgründer ex­pe­ri­ men­tieren zu müssen“, betont Rein­ hard Wingral von der Glo­bal Fran­ chise AG in Eckernförde. Diese sind häufig deutlich über 40 Jahre alt und bringen des­halb viel berufliche Erfah­ rung, Team­verantwortung, Belastbar­ keit und persönlichen Erfolgswillen mit. „Als Eigenkapital dient oft die Ab­findung des früheren Arbeitgebers, und der staatliche Gründungszuschuss kann schnell eine fünfstellige Summe umfassen.“ Die Be­deu­tung der Han­ delsmarke ist beim Fran­chising sehr hoch; sie sollte stark, klar, positiv be­ legt und möglichst einzigartig sein.

Er­folgreiche, auf Franchising basie­ rende Geschäftsmodelle aus un­ter­ schied­lichen Branchen wie Back­ Werk und Phone House, McDonald’s, Zum Fass und Hairkiller sind bundes­ weit bekannt. Als kompetenter Ge­ bäu­de­sa­nierer mit dem Anspruch, vor Ort angesehene Dienst­leis­tungs­ un­ter­neh­men mit höchs­ten Quali­ tätsan­sprü­chen heraus­zubilden, hat sich die in Kürten ansässige Isotec GmbH am Markt positioniert. Für aktuelle Trends zeigt sich die Franchisewirtschaft offen. In einem globalisierten Umfeld wird beim in­ novativen Masterfranchising die Li­ zenz für eine Region oder ein ganzes Land erworben. Beim Multi-UnitFran­chising übernehmen die Fran­ chisepartner mehrere Standorte. Hy­ brid Franchising steht für eine Misch­ form aus Franchising und Filialisie­

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rung. Gleichzeitig wird die Einbezie­ hung moderner elektronischer Kom­ munikationsmedien immer wich­­ti­ger, wozu Bestellungen via iPhone oder interaktiv gestaltete Internetportale gehören. Gute Werbespots schaffen es inzwischen auf YouTube und errei­ chen hohe Klickraten. Auch die The­ men Umweltschutz und Nach­hal­tig­ keit – Stichwort: Green Fran­chi­sing – gewin­nen an Bedeutung. Denn die Sensibilisierung der Kunden wächst. Vor kur­­zem erst hat Burger King in Waghäusel bei Bruchsal sein erstes energieeffizientes Schnellrestaurant in Deutschland eröffnet. Franchising ist längst viel mehr als die Erfolgsstory der weltgrößten Fastfootkette. Der Deutsche Fran­ chise-Verband e.V. ermittelte für das Jahr 2009 einen Ge­samt­umsatz von 44 Milliarden Euro bei 980 Fran­chise­ gebern und 61.000 Fra­n­chise­neh­ mern in der Bundesrepublik; 459.000 Menschen waren im vergangenen Jahr in der Fran­chisewirtschaft be­ schäftigt. Deutschland besitzt die größ­te Dichte an Franchiseunter­neh­ men in Europa. Mit sei­ner Innovati­ onskraft und der kontinuierlichen Aus­richtung auf neue Trends wird Franchising auch in den kommenden Jahren Erfolg ha­ben und weitere ho­ he Wachstumsraten ausweisen. Jürgen Hermann

G e bäu d e s a n i e r u n g

Wirtschaftlicher Erfolg seit 20 Jahren Mit über 70 Unternehmen bundesweit gehört Isotec zu den führenden Anbietern im Bereich der Gebäudesanierung. Vor Ort sorgen die Franchisebetriebe mit passgenauen Lösungen für optimale Ausführungen und hohe Kundenzufriedenheit. Das ausgereifte System bietet Unternehmerpersönlichkeiten überdurchschnittliche Möglichkeiten zum wirtschaftlichen Erfolg und ein partnerschaftliches Miteinander. Qualität, Kundenzufriedenheit und ein technologisch großer Vorsprung sind für Horst Becker, Gründer und Geschäftsführer der Isotec Franchise-Systeme GmbH, die grundlegenden Bestandteile des Unternehmenserfolges:„Unterneh­ mer­persönlichkeiten bekommen mit Isotec die Chance, ein angesehenes Dienstleistungsunternehmen mit sehr guten Renditechancen zu gründen.“ Permanente Schulungen, Praxistage und

Vor-Ort-Coachings in den Bereichen Technik, Vertrieb und kaufmännische Unternehmensführung sind nur einige Beispiele für das Unterstützungspaket der Unternehmenszentrale. Weitere Serviceleistungen sind: ein ausgereiftes Marketingkonzept und professionelle Unterstützung in den Bereichen Werbung und Medienarbeit. Die Franchisebetriebe profitieren laut Becker von wertvollen Wettbewerbsvorteilen: „Hierzu zählen eine komfortable Vertriebssituation samt professionellem Marketingmix ebenso wie ein erprobtes Konzept zur Neukundengewinnung, eigene patentierte technische Verfahren und Produkte sowie ein dauerhaft kostenfreies Unterstützungspaket für Technik, Unternehmensberatung, Marketing und PR. Und nicht zuletzt erhalten unsere Franchisenehmer Zugang zum Isotec-Wissenspool, der sich aus einer

20-jährigen Erfahrung und der Zufriedenheit von mehr als 60.000 Kunden der Isotec-Gruppe speist.“ Infos unter: www.franchise.isotec.de

Isotec-Chef Horst Becker erkannte ein großes Marktpotenzial.


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ehn Selbstmorde seit Jahres­ beginn: Die internationale Presse hat ihr Augenmerk auf den chinesischen Zulie­ ferbetrieb Foxconn gerichtet, der un­ ter anderem für Apple, Hewlett Pack­ ard und Dell arbeitet. Journalisten beschrieben die Atmosphäre in dem Werk als „bedrückend“ und beklagten die „mangelnde mensch­liche Fürsor­ ge“ des Unternehmens für seine Be­ schäftigten. Ap­ple teilte nach ei­nem iPhone-Boykottaufruf einer Arbeits­ rechtsorganisation mit, man füh­le sich sicheren Produktionsbedingun­gen ver­ pflichtet und verfolge die Schrit­­te des Zulieferers, weitere Selbstmorde zu verhindern. Der Fall Foxconn zeigt, dass die Verletzung ungeschriebener Regeln, zu denen immer stärker ein nachhaltiges soziales und ökologisches Wirken zählt, für ein Unternehmen und seine Abnehmer sehr unange­ nehme Folgen haben kann. Bei Ver­ brauchern, gerade aber auch bei In­ vestoren, setzt sich Nachhaltigkeit als Ent­schei­dungs­kriterium immer stär­ ker durch. Firmen, die Mindeststan­ dards nicht einhalten, werden abge­ straft, ethisch, öko­­logisch und sozial agierende Unternehmen belohnt. So berichtet der World Wealth Re­ port 2008, dass die Reichen und Su­ perreichen vor allem an „grünen In­

Klimaverträglichkeit Der Product Carbon Footprint (PCF) misst die TreibhausgasEmissionen, die im Lebenszyklus eines bestimmten Produktes anfallen – von der Produktion bis zur Ankunft beim Endverbraucher.

Renaissance der Verantwortung NACHHALTIGKEIT Der unternehmerische Erfolg hängt immer stärker von ethischen, sozialen und ökologischen Faktoren ab. Vor allem Investoren sind kritischer geworden. vestments“ interessiert sind: Immer­ hin 16 Prozent hatten einen Teil ih­ res Vermögens in umweltfreundliche Tech­nologien investiert. Kein Wun­ der, dass der Markt für Responsible Investments (RI), also für Anlagepro­ dukte mit ökonomischen, ethischen, sozialen und ökologischen Zielsetzun­ gen, in den letzten Jahren stark ge­ wachsen ist. So hat der Natur-AktienIndex (NAI) seit seiner Auflegung 1997 um 477 Prozent zugelegt. Weitere be­ kannte Indizes, die Anlegern Orientie­ rung bei der Auswahl geeigneter In­ vestitionsobjekte bieten, sind der DowJones-Sustainability-Index (DJSI), der die besten zehn Prozent der 2.500 welt­

größten Unternehmen des Dow-JonesIndex nach ökonomischen, ökologi­ schen und sozialen Kriterien umfasst, und der FTSE4Good, der bestimmte Geschäftsfelder wie etwa Waffenpro­ duzenten, Tabakhersteller oder Betrei­ ber von Kernkraftwerken ausschließt. Dr. Eckhard Cordes, CEO der Metro Group, betont den Zusammenhang zwischen ethischem, sozialem und ökologischem Wirtschaften und dem Erfolg eines Unternehmens: „Nach­ haltigkeit ist ein neuer strategischer Pfeiler der Metro Group“, betont Cor­ des. „Denn wir wissen, dass Wert­ schöpfung Werte voraussetzt“. Für ei­ nen Konzern wie die Metro Group ist

dabei nicht zuletzt der CO2-Fußab­ druck relevant. Beim Product Carbon Foodprint (PCF) wer­den alle Treib­ hausemissionen gemessen, die für den Lebenszyklus eines Produktes anfal­ len. Es handelt sich um ein junges Thema, das freilich eine immer wich­ tigere Rolle bei Kaufentscheidungen spielt. Gerade die ein­kommens­stär­ ke­ren Kon­­su­men­ten machen Kauf­ entscheidungen in hohem Maße von den Werten und Ar­beitsbedingungen der Produzenten ab­hängig und sind bereit, dafür auch tiefer in die Tasche zu greifen. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie der Bundes­ vereinigung der Deutschen Ernäh­ rungsindustrie (BVE), der GfK-Grup­ pe und der Roland Berger Strategy Consultants. CO2 als Kauf­kriterium? Bei Rewe ist man sich der Bedeutung des Themas sicher: Das Unterneh­ men eröffnete im November 2009 in Berlin-Rudow den ersten CO2-neu­ tralen Supermarkt mit FotovoltaikAnlagen auf dem Dach und Heizung per Erdwärme. Auch bei Verpackungen achten die Verbraucher auf die Nachhaltig­ keit: Praktisch sollen sie sein, aber auch umweltfreundlich und leicht zu entsorgen. Rund zwei Drittel der Be­ fragten wünschen sich laut einer GfKUntersuchung Verpackungen aus um­ weltfreundlichem Material. 16 Pro­ zent der Befragten wären bereit, dafür einen höheren Preis zu bezahlen; bei den umweltbewussten Kon­su­men­ten sind es sogar 25 Prozent. Bei Tetra Pak hat man darauf reagiert: Das Unter­ nehmen setzt nach eigenen Aus­­sagen bei den Verpackungen Holzfasern ein, die aus „nachhaltig bewirtschafteten und nach den höchsten Standards zer­ tifizierten Wäldern“ stam­men. Auch von seinen Lieferanten erwartet der Konzern die Ausrichtung an den Kri­ terien der Nachhaltigkeit und der Rückverfolgbarkeit. Nachhal­tigkeit ist mehr als nur ein Modewort oder ein Trend. Das Thema ist zu einer Her­ ausforderung für Unternehmen jeder Branche und Größe geworden. Vor al­ lem deswegen, weil die Gro­ßen sich nicht nur auf das eigene nachhaltige Wirtschaften berufen kön­nen, son­ dern auch darauf ach­ten müs­sen, dass ihre Lieferanten es tun. Dr. Ralf Magagnoli


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Maßstäbe für die Rohstoffbeschaffung Verpackung Tetra Pak will die Idee des nachhaltigen Konsums stärken. Getränkekartons des Unternehmens tra­ gen deshalb künftig das Umweltprüfsiegel des Forest Stewardship Councils®, eines der wich­ tigsten Umweltsiegel. Die gesamte Verarbeitungsund Holzhandelskette wird zertifiziert.

Nachhaltigkeit begründet Zu­ kunfts­fähigkeit. Davon ist Tetra Pak seit jeher überzeugt und engagiert sich konsequent für den Klima- und Ressourcenschutz. Nachdem der füh­ ren­de Getränkekartonhersteller sei­ ne beiden Produktionswerke und sei­ ne Zen­trale in Deutschland auf Strom aus regenerativen Quellen umgestellt hat, setzt er jetzt ei­nen Meilenstein für die verlässliche und aussagefähi­ ge Kennzeichnung von Verpackun­ gen. Ab sofort werden im­mer mehr Tetra-Pak-Getränkekartons das Logo des Forest Stewardship Councils (FSC)® tragen – und damit eines der wich­ tigsten Umweltprüfsiegel welt­weit. „Als führender Hersteller von Lebensmittelverpackungen wollen wir Maßstäbe für eine nachhaltige Rohstoffbeschaffung setzen und die Idee des nachhaltigen Konsums stär­ ken“, unterstreicht Svend Weide­ mann, Geschäftsführer von Tetra Pak Deutschland / Schweiz. Denn Umwelt­ schutz ist ein starkes Kaufargument. Immer mehr Menschen möchten wissen, unter welchen Bedingungen Produkte hergestellt wer­den und wel­ che Auswirkungen die Produktion auf Mensch, Natur und Umwelt hat – zum Beispiel, ob natürliche Res­ sourcen verschwendet oder gar zer­ stört werden. So wollen immerhin 84 Prozent der Verbraucher in Deut­sch­ land beim Getränkekauf künftig verstärkt auf die Umweltfreundlich­ keit der Verpackung achten. Das hat im November 2009 eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts For­

s­ a im Auftrag der Getränkekartonin­ dustrie ergeben. Damit belegt der Kon­sum von Getränken in umwelt­ freundlichen Verpackungen Platz zwei der wichtigsten persönlichen Beiträge zum Umwelt- und Klima­ schutz – gleich hinter dem Einsatz von energiesparenden Haushaltsge­ räten. „Mit dem FSC-Logo auf unse­ ren Verpackungen können wir den Verbrauchern jetzt gemeinsam mit unseren Kunden aus der Lebensmit­ telindustrie und dem Handel eine klare und verlässliche Orientierung für umweltbewusstes Einkaufen ge­ ben“, fügt Wei­demann hinzu. Das FSC-Logo bestätigt, dass die zertifizierten Rohstoffe für den Ge­ tränkekarton aus verantwortungsvoll bewirtschafteten beziehungswei­se kon­ trollierten Wäldern stammen und da­ mit strengen Anforderungen an den Um­welt- und Ressourcenschutz ge­ nügen. FSC-zertifizierten Wäldern wird nur so viel Holz entnommen, dass sie sich immer wieder regenerieren und so ihre Aufgabe als natürliche CO2-Speicher erfüllen können. Da­ mit der Getränkekarton dieses Um­ weltprüfsiegel tragen darf, müssen neben dem Waldbesitzer auch sämt­ liche weiterverarbeitenden Unter­neh­ men nach den FSC-Standards zer­ tifiziert sein – von der Papierfabrik bis zum Verpackungshersteller. Durch die Zertifizierung der gesamten Ver­ arbeitungs- und Holzhandelskette ent­steht echte Transparenz für den Verbraucher. Die Herkunft der in der Verpackung eingesetzten Holzfa­

sern kann bis in den Ursprungswald zurückverfolgt werden. Getränkekartons sind die ein­ zigen Getränkeverpackungen aus nach­wachsenden Rohstoffen. Sie ha­ben damit einen klaren Klima­ vorteil gegenüber anderen Verpa­ ckungen, wie Ökobilanzen bestäti­ gen. Sie bestehen bis zu 75 Pro­zent aus Holz. Diese natürliche Ressour­ ce zu erhalten, hat für Tetra Pak eine zentrale Bedeutung. Das Zertifizie­ rungsprogramm des Forest Steward­ ship Coun­cils (FSC) trägt dazu bei, ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz und der wirtschaftlichen Nut­zung von Wäldern zu schaffen.

Umweltschutz „Wir haben ein klares Ziel vor Augen: 100 Prozent der Holzfasern, die wir in unseren Verpackungen einsetzen, sollen künftig aus nachhaltig bewirtschafteten, nach den höchsten Standards zertifizierten Wäldern stammen. Mit dem FSC-Logo geben wir eine verlässliche Orientierung für umweltbewusstes Einkaufen.“ Svend Weidemann, Vorsitzender der Geschäfts­­ führung Tetra Pak Deutsch­ land und Schweiz

Illegaler Holzeinschlag und Raub­ bau wer­den kon­sequent bekämpft. Das FSC-Logo gilt international als der anspruchsvollste Standard für eine umweltgerechte Waldbewirt­ schaftung. Tetra Pak Deutschland ist seit Anfang dieses Jahres FSC-zertifiziert (FSC-C014047) und wird, beginnend im Juni, innerhalb eines Jahres rund 3,3 Milliarden Verpackungen aus FSC-zertifiziertem Rohkarton auf den Markt bringen – das entspricht mehr als 50 Prozent der Jahresmen­ ge. Der gesamte Bedarf kann noch nicht gedeckt werden, da derzeit le­ diglich rund fünf Prozent der welt­ weiten Nutzwaldbestände zertifi­ ziert sind. Aufgrund der zum Teil sehr kleinteiligen Struktur der Wald­ wirtschaft – beispielsweise in Skan­ dinavien – gestaltet sich die flächen­ deckende Zertifizierung schwierig. Tetra Pak setzt sich als Mitglied des Forest Stewardship Councils jedoch mit Nachdruck dafür ein, dass im­ mer mehr Wälder verantwortungs­ bewusst bewirt­schaf­tet werden und die FSC-Standards erfüllen. „Unser Ziel ist es, 100 Prozent unserer Ge­ tränkekartons aus FSC-zertifizierten Materialien herzustellen“, erklärt Weidemann. Solange die Verfügbar­ keit noch begrenzt ist, nutzt Tetra Pak neben zertifizierten Rohstoffen ausschließlich Materialien aus kon­ trollierten Quellen, die den Mindest­ standards des FSC entsprechen. Wei­ tere Informationen finden Sie unter: www.tetra-pak.de


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