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NEXT CITY WIE SOLL DIE INNENSTADT IN 20 JAHREN AUSSEHEN?

Hintergr端nde und Inspirationen zur Nexthamburg Session No.3 am 2.6.2010 in der Hauptkirche St. Katharinen


Hamburgs Innenstadt, das Gebiet innerhalb des historischen Wallrings*, hat sich in den vergangenen 15 Jahren stark gewandelt. Vieles wurde neu gebaut, vieles ist verloren gegangen. Ob Gebäude, Geschäfte oder Kultur: So manche „Hamburgensie“ ist verschwunden. Das Neue gerät dafür zuehmend in die Kritik der Bürger: zu viele Ketten, zu viele Kisten, zu viel Kommerz. Ist das noch die übliche Begleiterscheinung eines Wandels, der einfach seine Zeit braucht?

Oder das Symptom einer Stadtentwicklung, die aus dem Ruder läuft? Die zu wenig dafür tut, die „Seele“ Hamburgs zu erhalten? Diese wohnte immerhin über Jahrhunderte in der Mitte der Stadt. Der Druck auf Hamburgs altes Zentrum steigt: Die HafenCity macht der Innenstadt Konkurrenz, viele andere Stadtteilzentren werden immer attraktiver. Muss nicht gerade jetzt die Rolle der Innenstadt neu definiert werden – zwischen Tradition und nötigem Neuanfang?


Nexthamburg macht auf Inhalt City Stories: Stadt im Stress der dritten Session die Eine Einführung zur Zukunft der Innenstadt Nexthamburg Session No.3 170 Jahre unter Druck zum Thema, sucht nach Eine Verlustbilanz Strategien und konkreten Zieh Dich warm an, City Projektideen, die dazu Schützen oder Umbauen? Orte des Geschehens beitragen, dass das Von hier aus Zentrum der Metropole Vier Ansätze für eine lebendige Innenstadt weiterhin das Herz der Erste Ideen Stadt bleibt. Das Ziel der Inspirationen aus der Session: ein „Zukunftsatlas Nexthamburg-Ideensammlung Und nun? Innenstadt“, der Fahrplan für die Nexthamburg Session No.3 gemeinsam mit Bürgern der Stadt erarbeitet wird * und als ein Kompass für die weitere Entwicklung der Innenstadt dienen soll. Lass Dich auf den folgenden Seiten inspirieren. Wir freuen uns auf Deine Beiträge am 2.6.!

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Es gibt durchaus unterschiedliche Möglichkeiten, den Begriff „Innenstadt“ abzugrenzen. Für die Nexthamburg Session No.3 haben wir uns auf die Stadtteile HamburgAltstadt und Hamburg-Neustadt beschränkt, inklusive des Wallrings mit Planten un Blomen sowie dem Bahnareal des Hauptbahnhofs. Damit beziehen wir uns auf das Gebiet des historischen Stadtzentrums, das zwar in sich unterschiedliche Quartiere mit jeweils eigenen Problemen hervorgebracht hat, aber nach außen doch eine deutlich abgegrenzte Einheit bildet. St.Georg, St.Pauli und die HafenCity, landläufig auch als innerstädtische Wohngebiete bezeichnet, wurden für diese Session ausgeklammert. Sie unterliegen jeweils deutlich eigenen Entwicklungsbedingungen. Hier stellen sich wieder andere Aufgaben, als innerhalb des Wallrings, die an anderer Stelle bei Nexthamburg Thema sein sollen. Gleichwohl – thematische und geografische Überschneidungen gibt es, die auch bei der Session berücksichtigt werden sollten.


STADT IM STRESS

Brände, Seuchen, Krieg und Planungswut: In regelrechten Schockwellen ist die Geschichte über das historische Zentrum Hamburgs hinweggefegt. Im Gebiet der heutigen City blieb in den vergangenen 170 Jahren kaum ein Stein auf dem anderen. Längst ist die nächste Welle angerollt: die City rüstet sich auf fürs 21. Jahrhundert. Geht der Innenstadt damit das letzte Stück Seele verloren?

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ABGEBRANNT „Es brannte an allen Ecken zugleich, man sah nur Rauch und Flammen! Die Kirchtürme loderten auch und stürzten krachend zusammen.“ Selbst in Heinrich Heines „Wintermärchen“ hatte die bis dahin größte Katastrophe Hamburgs Eingang gefunden, der große Brand von 1842. Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen, mit einem kleinen Feuer in der Deichstraße Nr.44 in der Nacht vom 4. zum 5. Mai. Trockenheit und Winde aus Westen ließen die Flammen von Haus zu Haus springen, selbst Sprengungen konnten die Ausbreitung des Brandes nicht verhindern.

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Erst am 8. Mai kam das Feuer an der Binnenalster und am Stadtwall zum Stillstand. Unter dem abziehenden Rauch bot sich ein Bild der Verwüstung: Über 1.700 Gebäude waren zerstört, darunter etliche Kirchen und das Rathaus. Mit den Gebäuden war auch die Jahrhunderte alte, kleinteilige Struktur der Kaufmannsstadt verschwunden: die schmalen Häuser, die mit ihren Giebeln an verwinkelten Gassen Spalier standen, so wie man es heute noch aus Kopenhagen oder Amsterdam kennt.

Der Brand war Anlass zur ersten radikalen Erneuerung Hamburgs. Das zerstörte Gebiet – immerhin ein Viertel der Stadt – wurde nach damals modernsten Vorstellungen völlig neu aufgebaut. Statt der Gassen gab es nun großzügige, meist rechtwinklige Straßen, gesäumt von mächtigen, klassiszistischen Bauten, ausgestattet mit der neuesten Stadttechnik. Hamburgs Zentrum war jetzt „fit“ für die neue Zeit, bereit das Zentrum einer aufstrebenden Industriemetropole zu sein. Pragmatismus und Modernität hatten gesiegt. Der Charme der alten Kaufmannsstadt war freilich Geschichte.


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Die Stadt wurde komplett umgebaut: Hamburg vor dem Brand von 1842 und danach

Karten: Institut f체r Geographie der Universit채t Hamburg

Abbildung: Hamburgisches Architekturarchiv

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Foto: http://www.hamburger-fotoarchiv.de


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AUFGERÄUMT Hamburg, 1892. Robert Koch, berühmtester Mediziner seiner Zeit, schreibt an den Kaiser. „Eure Hoheit, ich vergesse, dass ich in Europa bin. Ich habe noch nie solche ungesunden Wohnungen, Pesthöhlen und Brutstätten für jeden Ansteckungskeim angetroffen wie hier.“ Über 17 000 Menschen erkrankten bei der großen Hamburger Cholera-Epidemie von 1892, fast die Hälfte von ihnen starb. Der Ausbruch der Epidemie brachte Hamburg Kritik aus ganz Deutschland. Vor allem die Zustände in den „Gängevierteln“ wurden angeprangert. So nannte man die äußerst eng bebauten, einfachen Wohnquartiere in der Innenstadt, größtenteils ohne Kanalisation und hoffnungslos überbelegt. Die Verhältnisse hier galten als Ursache für die rasche Ausbreitung der Seuche. Der Hamburger Senat beschloss zu handeln: die erste großräumige Sanierung der neueren Zeit wurde in die Wege geleitet. Nach und nach wurden ab 1900 die verwinkelten Fachwerkgassen der Gängeviertel abgerissen, ersetzt durch großzügigere Wohnhäuser, die bekannten Kontorhäuser und die neue, prächtige Einkaufsmeile der Mönckebergstraße. Die Seuchenherde waren beseitigt. Und mit ihnen ein Stück der Seele Hamburgs. Das Gewand der neuen Bauten versuchte noch, Tradition vorzuspielen. Die alte Innenstadt war aber längst auf dem Weg zur modernen City.

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ZERBOMBT Unter dem Codenamen Operation Gomorrha flog die Royal Air Force vom 25. Juli bis zum 3.August 1943 die bis dahin schwersten Luftangriffe des zweiten Weltkriegs – Ziel: Hamburg. In fünf Wellen brachten jeweils über 700 Bomber ihre zerstörerische Fracht über die Stadt. Über 30 000 Menschen verloren dabei ihr Leben. Große Teile der Stadt waren von den Zerstörungen noch bis in die sechziger Jahre hinein gezeichnet. Besonders schlimm traf es den Hafen, Altona, die Innenstadt und die östlichen Stadtteile. Hier, in Hammerbrook, Borgfelde und Rotheburgsort wütete ein durch orkanartige Winde angefachter Feuersturm. Aber auch in der Innenstadt wurden zwei Drittel der Gebäude zerstört, darunter viele Kirchen und andere bedeutende Bauten – ebenso viele Wohnund Geschäftsgebäude (auf der Karte farbig markiert). Was nach dem großen Brand und den Sanierungen der Jahrhundertwende übrig war, war nun durch die Bombennächte größtenteils zerstört worden. Das gebaute Vermächnis der Stadt schien unwiederbringlich verloren.

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Karte: Institut für Geographie der Universität Hamburg


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NIEDERGEBAUT Jede deutsche Stadt verfolgte nach dem Ende des zweiten Weltkriegs ihre eigene Strategie des Wiederaufbaus. So wurden in München oder Köln bewusst die alten Parzellen beibehalten. Noch heute hat die Münchner Altstadt so ihr historisches Gepräge, obwohl ein Großteil der Bauten aus der Nachkriegszeit stammt. In anderen Städten wie Hannover oder Hamburg ging man andere Wege. Hier nutzte man die einmalige Gelegenheit, die lange propagierten Ideale eines neuen Städtebaus umzusetzen: nun konnte man endlich, wie seit den dreißiger Jahren gefordert „Licht, Luft und Sonne“ in die Städte holen. Also hieß es hier: weg mit den kleinen Parzellen, her mit den großzügigen Strukturen der aufgelockerten Stadt. Fleete wurden zugeschüttet, Straßen neu geführt und größere Grundstücke geschaffen. Allen Städten gemein war die Fixierung auf das Automobil. Jetzt hatte man die Chance, die Städte für das aufkommende automobile Zeitalter herzurichten – mit breiten Straßenschneisen, Stadtautobahnen und großen Kreiseln. So sollte eine aufgelockerte Stadtlandschaft entstehen, das Gegenbild zur beengten, ungesunden und unpraktischen Stadt der Gründerzeit. Hamburg hat die Modernisierung für den Autoverkehr so konsequent wie kaum eine andere Stadt betrieben und mitten durch die Innenstadt die Schneise der Ost-West-Straße gezogen – eine Stadtautobahn, die bis heute die Innenstadt zertrennt. Dass man nur vierzig Jahre nach dieser Zeit ganz andere Ideale verfolgen würde, hat man damals kaum ahnen können. Die Konsequenz und Kühle, mit der damals Traditionen weggewischt wurden, ist Städtebauern bis heute eine Lehre. Auch wenn sie die Wunden der Nachkriegszeit nur schwer heilen können. Foto: Hamburgisches Architekturarchiv

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AUFGERÜSTET Neue Zeit, neuer Druck. Heute sind es keine Seuchen oder Kriege, die der Innenstadt zusetzen. Es ist der Stress des freien Marktes. Die Stadt verkommt zum Standort, gebaut von immer ortloseren Investoren, deren Bauten zwar Rendite versprechen, kaum aber Qualität für die Umgebung. Planer und Politiker können oft nur zuschauen, wie Grundstück um Grundstück zugekistet wird, verbaut mit immer gleicher, gesichtsloser Architektur, gefüllt mit phantasielosesten Nutzungen. „Top Büros in bester Lage“, so heißt das Mantra dieser Aufrüstung. Flagshipstores und Ketten wohin man sieht. Wer nicht stark genug ist, muss gehen. Jäger & Mirow, Ortlepp, Jensen, Leineweber, Fahning, Selbach oder das „Kinderparadies“ – alles Hamburger EinzelhandelsInstitutionen, die in den vergangenen Jahren schließen mussten, weil die Mieten zu hoch waren. Und so gesichtslos der Konsum ist, so wenig spezifisch ist das, was neu gebaut wird. Das Wenige, das die Schockwellen der Geschichte übrig gelassen haben, wird kühl zugestellt mit autistischen Kästen ohne jede öffentliche Funktion oder raumbildende Wirkung. Erratische Blöcke der Globalisierung, die der City jede Aufenthaltsqualität nehmen. So wird die City wieder einmal fit gemacht für die neue Zeit, für ihre Rolle als Entertainment-Zone und PowerStandort. Echte Stadt sieht anders aus.

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Es gilt als S端ndenfall der neueren City-Projekte: Brachialer als durch den Riegel am Millerntor wurde den traditionellen Symbolen der Stadt lange nicht zu Leibe ger端ckt.

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Als hätte man aus den Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt: der gerade erst 2010 fertiggestellte Hotelbau der Wallhöfe – eine Krönung des nüchternen Pragmatismus bildet das neue Tor zur City gegenüber des Michels.

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Wandern f端r Fortgeschrittene: der erst wenige Jahre alte s端dliche Teil des Alsterwanderwegs. Die Verbindung ist auf dem Papier hergestellt. Aber ist sie auch benutzbar?

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Fast schon Immobilien-Kamikaze: wer diesen unfreundichen Klotz aus dem Jahr 2009 an der Ost-West-StraĂ&#x;e vermieten muss, ist nicht zu beneiden.

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Öffentlicher Raum, Jahrgang 2010, an der Caffamacherreihe. Nicht jeder Ort mag sich zur Piazza eignen. Aber derart lieblos gestaltet und gesäumt, hätte man auf diese breite Pflasterung auch verzichten können.

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Die heimliche Aufrüstung: im Schatten des Springer-Areals, abseits der Fußgängerströme sind in den vergangenen Jahren ganze Häuserblocks mit uniformen und monofunktionalen Bürobauten entstanden. Die Chance auf einen städtebaulichen Brückenschlag zwischen City und Neustadt wurde vertan.

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Unvermutete Oase: ein kleiner Platz an der Großen Bäckerstraße, Lichtblick und Vorbild in einer an Plätzen armen Innenstadt.

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Der nächste Veränderungsschub ist rund um die Staatsoper in vollem Gange, mit wenig Aussicht auf bessere Ergebnisse. Wie geht es weiter, City? Es ist höchste Zeit für eine breite Diskussion.

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170 JAHRE UNTER DRUCK

EINE VERLUSTBILANZ

Foto: Bauche: Hamburg in historischen Bildern, Westermann

Der Verlust des Stadtbilds Fast jede Stadt kennt das: Jahrhunderte der Kriege und Umbauwellen haben tiefe Narben im Stadtbild hinterlassen – in Hamburg besonders deutlich. Neuplanungen waren hier stets radikal, der kühlkalkulierende Umgang mit gebauten Traditionen ist weithin bekannt. Von dem, was diese Stadt einst ausgemacht hat – Kleinteiligkeit, Dichte, Abwechslung – ist nur an wenigen Stellen etwas geblieben. Auch wenn die Kirchtürme aus der Ferne ein intaktes Stadtbild suggerieren. Das Gesicht der Hamburger Innenstadt ist mit jeder Umbauwelle ein Stück austauschbarer und nüchterner geworden.

Foto: http://www.hamburger-fotoarchiv.de

Der Verlust des öffentlichen Raums

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Die Straßen und Plätze der Städte sind seit jeher eine Bühne für das öffentliche Leben. Hier trifft man sich, hier wird gehandelt, demonstriert, gefeiert oder einfach nur der Muße nachgegangen. Hamburg hat im Laufe der jüngeren Geschichte mehr öffentlichen Raum eingebußt als die meisten deutschen Städte. Der stetige Um- und Neubau der Innenstadt hat aus vielen Straßen Schneisen gemacht, die als Barrieren zwischen den Quartieren liegen. Viele Plätze sind völlig verloren gegangen, andere zu riesigen Kreuzungen oder Parkplätzen geworden. Immer mehr Straßen sind privat bewirtschaftet, mit tiefen Folgen für die freie Entfaltung der Öffentlichkeit. Hamburgs Mitte hat einen guten Teil ihrer Funktion als Bühne verloren – wie viel kann zurückgewonnen werden?


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HINTERGRÜNDE

Der Verlust des Alltagslebens

Foto: Hamburgisches Architekturarchiv

Sicher: unter Tags ist die Hamburger City so bevölkert wie kaum ein zweiter Ort der Stadt. Auch das ist Alltagsleben. Aber sobald die Geschäfte schließen, kehrt Stille ein. Mit den Wellen der Veränderung ist das Wohnen Stück für Stück aus der einstigen Altstadt herausgedrängt worden und mit ihm die kleinen Läden, die Handwerksbetriebe, die Cafés und Kneipen. Auch heute ist die City nach wie vor auf dem Weg zur Büro- und Shopping-Wüste – die aktuellen Wohnprojekte werden diesen Trend kaum stoppen.

Der Verlust der Innenstadtkultur Foto: http://www.filmmuseum-hamburg.de

Kinosterben und Rückzug der Traditionsgeschäfte sind nur zwei Symptome einer Krise der Innenstadt als Ort der Kultur. Staatsbibliothek, das Konzerthaus Conventgarten, Museen, Schulen, Badeanstalten, Markthallen, Kleinkunst: nach dem zweiten Weltkrieg war vieles weg. Geblieben sind zwei Kinos, die Oper, ein Theater, ein privates Museum – für das Zentrum einer echten Metropole zu wenig, selbst wenn man die Museen entlang des Wallrings hinzuzählt. Die Ödnis jenseits der Hochkultur ist dank der GängeviertelAktivitäten aktuell etwas gemildert. Durch die HafenCity wird die Kultur aber weiter an die Elbe rücken. Wie die City als Kultur-Ort wieder zu alter Blüte findet, ist weiter offen.

Der Verlust der Individualität Zum Glück hat Hamburg seine unverwechselbaren Salons: die Binnenalster, den Rathausmarkt. Aber abseits der großen Strukturen fehlt das „Echte“, das Gewachsene. Ob Bauten, Plätze oder Geschäfte: was weg ist, kommt nicht zurück. Um so mehr müsste das Neue an das Typische der Stadt anknüpfen, müsste die Traditionen in die heutige Zeit übersetzen. Es bleibt aber meist austauschbar, erscheint immer weniger ortsgebunden. Ohne Eigenart wird Hamburgs Mitte gegen die stärker werdende Konkurrenz aus den benachbarten Quartieren und der HafenCity verlieren. Und verliert die Mitte, verliert die ganze Stadt.

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ZIEH DICH WARM AN, CITY

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HINTERGRÜNDE

Die Innenstadt bekommt Konkurrenz: nur einen Kilometer vom Rathaus entfernt entsteht die HafenCity – Hamburgs neuer Aufmerksamkeits-Magnet. Zwischen Elbe und Speicherstadt entsteht die stadtweit höchste Konzentration touristischer Highlights. Und mit dem Überseequartier wird eine Geschäftsmeile geschaffen, die der alt-ehrwürdigen Mönckebergstraße schnell den Rang ablaufen könnte. Muss man nicht gerade jetzt neu über die Rolle der City nachdenken?

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an fragt sich schon, was sie hier gesucht haben. Ob sie vielleicht enttäuscht sind ob der vielen Baustellen und öden Verkehrsschneisen. Oder vielleicht doch überrascht, dass ein wenig Turbo-China auch in Deutschland möglich ist. Die Rede ist von den vielen Touristen, die nicht nur am Wochenende durch die neuen, vom Bau oft noch staubigen Straßenschluchten der HafenCity ziehen, den Blick stets zwischen Reiseführer und den Fassaden der Umgebung hin- und herwechselnd. Trotz Unfertigkeit und mancher Kritik: Schon heute ist der neue Stadtteil ein Magnet für Hamburg-Besucher und zunehmend auch für die Hamburger. Elbe, Hafenkulisse, Stahl und Glas, modernste Plätze, alte Schiffe, immer mehr Cafés und bald die Elbphilharmonie: Hamburgs ehrwürdiges Wohnzimmer, die Binnenalster, sieht alt dagegen aus, die Musik spielt jetzt zwischen Shanghai-Allee und Kaiserkai. Schöne, neue Stadt. Aber auch: gefährliche neue Stadt. Was, wenn erst das Überseequartier in voller Größe eröffnet, ergänzt durch Kreuzfahrtterminal und Science Center? 124.000 Quadratmeter werden im Überseequartier für Büros gebaut, 52.000 Quadratmeter für Geschäfte – allein dies ist mehr als das 2,5-fache des Kaufhofs an der Mönckebergstraße. Kann die Innenstadt soviel Konkurrenz vertragen? Wird die City zur B-Lage hinter der schillernden neuen Waterfront? Neuer Wall, Jungfernstieg und mit Abstrichen auch die Mönckebergstraße: diese Straßen werden sicher weiter „funktionieren“. Aber was ist mit den vielen Lagen in der zweiten Reihe? Wird das neue Überangebot dem Großen Burstah, der ewig dümpelnden Geschäftsstraße

hinter dem Rathaus, den Todesstoß versetzen? Oder der Gegend um den Rödingsmarkt, wo Leerstand schon lange Thema ist? Und wird die „alte Stadt“ weiter kulturell austrocknen? Der Umzug des Planetariums aus seinem einmaligen Wasserturm im Stadtpark in die HafenCity konnte vor einigen Jahren verhindert werden. Aber der Exodus der Kultur aus der City ist unübersehbar. Ohnsorg – bald in St. Georg, Passage-Kino – gerade noch gerettet. Musikhalle – sie wird neben der Elbphilharmonie zum Saal zweiter Klasse. Ein Science Center würde die Touristenströme erst recht von den alten Highlights der Stadt weglocken, dank der eigenen U-Bahn-Linie sogar ohne Umwege. Keine Frage: Viele Hamburger freuen sich zu recht auf die neuen Attraktionen. Aber jede Stadt funktioniert nach dem guten, alten Prinzip der kommunizierenden Röhren. Fließt irgendwo etwas ab, sinkt der Pegel anderswo. Das Neue wird das Alte verdrängen, allein schon weil es neu ist. Denn Kaufkraft, Kulturlust und Büronachfrage sind nicht beliebig multiplizierbar. Es ist höchste Zeit, die Balance zwischen Alt und neu in den Blick zu nehmen. Welche Rolle soll die City im Konzert mit der HafenCity künftig spielen? Gibt es eine Strategie abseits von Shopping, Büro & Co.? Zum Beispiel als Wohnort mit Alltagsleben? Oder als Ort der lebendigen Geschichte? Vielleicht ist der Druck durch die schöne Schwester HafenCity ja ganz gut. Denn oft führt erst Druck zu Bewegung. Und bewegen muss die City sich.

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SCHÜTZEN ODER UMBAUEN?

Brückenschlag zur Messe

Umnutzung JVA?

Brückenschlag Karoviertel

Stadteingang Dammtorwall Integration Justizforum Gängeviertel

Stadteingang Brahmsplatz

Musikhalle

City ist nicht gleich City. Längst nicht jeder Ort der Innenstadt ist Barriere Springer-Areal „im Stress“. Mancher Ort ist gut Öffnung Planten un Blomen nach Westen so, wie er ist. Manch anderer Ort schreit nach Veränderung. Und Nördliche Neustadt jeder hat sein eigenes Bild von Wallring als Boulevard? dem, was gut ist und was nicht. Museum für Hamburgische Geschichte Welches sind die „drückenden Schuhe“ der Innenstadt? Und welches die „Schutzgebiete“? Verkehrswüste Millerntor Städtebauliches Umfeld Großneumarkt Dies herauszufinden, ist ein Ziel der Nexthamburg Session No. 3. Fleetinsel Verbauter Stadteingang am Michel Hier zur Anregung einige Städtebauliche Integration des Michel Vorschläge – die ganz persönliche Sicht der Integration Stintfang Nexthamburg Redaktion. Michel Attraktivere Stadräume Fleetviertel

Und welches sind Deine „drückenden Schuhe“ und „Schutzgebiete“?

Portugiesenviertel „Verkehrshölle“ Landungsbrücken Gruner & Jahr Landungsbrücken Alstermündung

Attraktive Orte (Auswahl) Uferzone Baumwall Orte mit Veränderungsbedarf

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Eingang zur HafenCity Hafenkante


Planten un Blomen Außenalster Ensemble Esplanade

„Verkehrshölle“ Esplanade Opernumfeld Staatsoper

Collonaden Kunsthalle

Ensemble Binnenalster Umbau Gänsemarkt?

Jungfernstieg

Lange Reihe

Brückenschlag zur Kunstmeile Überbauung Bahnareal?

Alsterhaus Belebung nördliche Altstadt?

Belebung Fuhlentwiete Neuer Wall

Thalia-Theater

Hauptbahnhof

„Bunker“ Landesbank

Brückenschlag City - Großneumarkt

Stadteingang Hauptbahnhof

Mönckebergstraße Überbauung Bahnareal?

Rathaus und Umgebung Zukunft Stadthaus?

Barriere Steinstraße

Adolphsplatz Perspektive Domplatz

Umgestaltung Burchardplatz Perspektive City-Hochhäuser

Rödingsmarkt

Kontorhäuser

Belebung Großer Burstah

„Verkehrshölle“ Messberg

Trostbrücke

„Verkehrshölle“ Deichtorplatz

Zukunft Spiegel-Areal?

Umfeld Nikolaikirche Deichstraße

Stadteingang West

Domplatzachse

Barriere Ost-West-Straße

Streitfall Katharinenquartier Deichtorhallen

Attraktivität Nikolaifleet

Umfeld der Deichstraße

Katharinenkirche Uferbereich Bei den Mühren

„Verkehrshölle“ Brooktorkai

Ufer zum Oberhafen

Speicherstadt Belebung Sandtorkai Überseequartier

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VON HIER AUS VIER ANSÄTZE FÜR EINE LEBENDIGERE INNENSTADT

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WEGE NACH VORNE

Betrachtet man den Wandel der Stadt in den vergangenen 170 Jahren und den aktuellen Entwicklungsdruck, der auf der City lastet, ist es an der Zeit, grundsätzliche Fragen zur Zukunft der Innenstadt zu stellen. Welche Rolle soll und kann dieser Teil der Stadt in Zukunft spielen? Wie viel Bewahren, wie viel Erneuerung ist für einzelne Orte der Innenstadt wünschenswert? Sollen die Wunden der Stadtgeschichte geschlossen werden? Wenn ja, wie? An welche Traditionen des Ortes kann man anknüpfen? Und wie kann man sie in die heutige Zeit übersetzen? Die Nexthamburg Session No.3 soll Antworten auf diese Fragen liefern. Ausgangspunkt der Diskussion sind vier Ansätze, die im Folgenden vorgestellt werden. Es sind erste Vorschläge, Deine Ideen für weitere Strategien sind gefragt! 39


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WOHNORT INNENSTADT Einst wohnten 170 000 Menschen innerhalb des Wallrings – eine Dichte wie heute in Hong Kong oder Manhattan. Geblieben sind etwas mehr als 13 000 Einwohner – im Bereich der eigentlichen Altstadt nur 1 500. Ein Ausgangspunkt für die Nexthamburg Session No.3 ist die Idee, die Innenstadt wieder zum Wohnort zu machen. Auf folgende Fragen möchte die Session Antworten geben: • Ist es denkbar, dass die Innenstadt wieder zum echten Wohnstadtteil wird – besonders auch die heutige City? • Wie viele Einwohner müssten neu hinzukommen? 5 000, 10 000 oder vielleicht sogar 20 000? • An welchen Orten kann neues Wohnen entstehen – und wo auf keinen Fall? • Wie kann das Wohnen in der Innenstadt aussehen? Welche Gebäude kann man umnutzen, welche ersetzen? An welche Häuser kann man anbauen? Und kann man an manchen Stellen vielleicht sogar überdimensionierte Straßen zurückbauen, um neues Bauland oder Platz- und Grünräume zu gewinnen? • Für wen wäre die Innenstadt als Wohnort attraktiv? Welche soziale Infrastruktur wäre für die Zielgruppen des Citywohnens nötig, welche Kultur, welcher Einzelhandel? • Wie kann man sicherstellen, dass die City nicht allein zum Wohnort für Besserverdienende wird? Wie kann man eine Verdrängung der jetzt schon hier Wohnenden ausschließen?

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Loftcube: Aisslinger + Bracht Architekten, Montage: Nexthamburg


So war es früher Die heutige Innenstadt war eine Wohnstadt – bis zum zweiten Weltkrieg. Von etwa 100 000 Einwohnern im Jahr 1787 stieg die Bevölkerungszahl auf über 170 000 im Jahr 1880. 15 Prozent der Wohnungen befanden sich 1810 in Einfamilienhäusern, fast 30 Prozent in Hofbuden und Kellerwohnungen. Nach 1880 begann die große Ausquartierung der Bevölkerung: für den Bau der Speicherstadt wurde das alte Wohnviertel auf dem Holländischen Brook abgerissen, nach der Cholera-Epidemie von 1892 folgten die überbevölkerten, ärmlichen „Gängeviertel“. Aber bis zum zweiten Weltkrieg blieb die Innenstadt ein starkes Wohngebiet.

So ist es heute 13 000 Menschen wohnen heute innerhalb des Wallrings, davon etwa 11 500 im Stadtteil Neustadt. Die 1 500 Bewohner des Stadtteils Altstadt verteilen sich auf drei Wohninseln: die Halbinsel Cremon, das Umfeld der Katharinenkirche sowie den Bereich um den Burchardplatz. Zum engeren Umfeld der Innenstadt ist auch die HafenCity mit ihren zur Zeit etwa 1 000 Einwohnern zu rechnen. In der Innenstadt wohnen bisher überproportional viele Menschen mit relativ wenig Einkommen. Eine Befürchtung vieler: Durch die neueren Projekte wie Brahmsquartier, Wallhöfe und das geplante Katharinenquartier könnten die Preise anfangen zu steigen.

So könnte es werden Hamburg 2030: Fast 25 000 Menschen wohnen in der Innenstadt, mehr als 10 000 sind in den vergangenen 20 Jahren hierher gezogen, in die umgebauten Bürogebäude, die neuen Quartiere an den Cityrändern, die Auf- und Anbauten, die das Stadtbild an vielen Stellen reicher machen. Seit dem Niedergang der B-Lagen sind dort nur noch Wohnbauten genehmigt worden. Die Bahn wurde überbaut, manche Straße enger gefasst, am Deichtor ist ein völlig neues Wohnviertel entstanden. Durch das neue Angebot mitten in der Stadt ist der Verdrängungsdruck auf die benachbarten Stadtteile St. Pauli und St. Georg spürbar gesunken.

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ZURÜCK ZUR ARBEITS-VIELFALT So sehr die Innenstadt ein Ort des Wohnens werden könnte – sie bleibt immer zuerst auch ein Ort des Arbeitens. Wäre ein anderer Tätigkeits-Mix denkbar, der einerseits enger an die erstarkte Rolle als Wohnstandort anknüpft und andererseits fertigende und im engeren Sinne kreative Tätigkeiten zurück in die City holt? Ein zweiter Grundgedanke für die Nexthamburg Session No.3 ist das Wiederbeleben einer Arbeits-Vielfalt in der City jenseits von Handel und Dienstleistungen. Auf folgende Fragen möchte die Session Antworten geben: • Welche Vielfalt der Arbeit ist realistisch? Welche zusätzlichen Tätigkeiten und Branchen sind in der Innenstadt vorstellbar? • Wie kann man speziell auch einfachere Tätigkeiten „für alle“ fördern? Oder ist das in der City unrealistisch? • Wie interagieren die neuen Tätigkeiten mit den etablierten City-Nutzungen? • An welchen Orten könnten die neuen Arbeitsformen entstehen? • Welche städtebaulichen und architektonischen Strukturen und Projekte würden neue Arbeitsformen fördern? • Wie können Politik und Verwaltung eine neue ArbeitsVielfalt fördern? Welche Rolle spielen einengende Regelungen von Bund und Ländern? Könnte und sollte man diese „aufweichen“ – und wie?

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Foto: Bundesarchiv


So war es früher Kolonialwarenläden, Handwerker in den Gassen und Höfen, Lagerbetriebe, fliegende Händler auf den Straßen, Verlage, Kontore, Kaufleute. Die Vielfalt der Arbeitsangebote in der Innenstadt vor 100 Jahren war riesig. Manche Arbeitssituation war schwer erträglich, hart an der Grenze des Auskommens und gesundheitsschädlich. Aber die Innenstadt war ein Arbeitsort für alle. Die Arbeitswelt von 1900 wird man kaum zurückholen können. Aber ein wenig mehr als Büros, Kanzleien und Kettengeschäfte muss doch auch in der City von heute möglich sein?

So ist es heute Hamburgs Innenstadt war eine der ersten in Deutschland, die den Wandel zur reinen Geschäftscity vollzogen hat – und das so konsequent wie kaum eine zweite. Innerhalb des Wallrings sind heute neben Unternehmen aus dem In- und Ausland fast ausschließlich höchstwertige Dienstleistungen ansässig, zum Beispiel Agenturen, Makler, Anwälte, Notare – neben dem immer stärker von globalen Ketten geprägten Einzelhandel. Lokale, kleine Betriebe, Handwerk und Manufakturen, wie es sie in andern Metropolen in Teilen des Zentrums durchaus noch und wieder gibt, sind in Hamburg aus dem Weichbild der Innenstadt verschwunden.

So könnte es werden Hamburg 2030: In Teilen der Neustadt und der südlichen Altstadt sind neue Produktionsbetriebe entstanden. Auf dem Cremon wird für Modelabels aus aller Welt genäht, um den neuen Nikolaimarkt und im Gängeviertel hat sich das Kunsthandwerk zurückgemeldet. Der Hopfensack ist Hamburgs Zentrum für Micro-Fooddesign – die umstrittene Form der urbanen Lebensmittelherstellung. Seit auf dem Domplatz eine Markthalle gebaut wurde, ist die Innenstadt wieder zum „Bauch“ der Stadt geworden: in den Straßen rings um sind die Lebensmittelläden aus dem Boden geschossen. Die City ist heute wieder näher an dem, was sie vor 100 Jahren war.

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PLÄTZE FÜR DIE BÜRGER Wohnen und Arbeiten allein ergeben noch keine lebendige Stadt. Eine weitere Zutat sind öffentliche Räume, die einerseits den möglichen neuen Nachbarschaften der Innenstadt dienen, andererseits durch ihre Lage im Zentrum der Stadt immer auch Bürger-Salons für ganz Hamburg sind. Dritter Ausgangspunkt für die Nexthamburg Session No.3 ist die Idee, die öffentlichen Räume der Innenstadt mit einem konzertierten Programm aufzuwerten – durch Verkehrsberuhigung, Neugestaltung von Straßen und Plätzen, neue Wegeverbindungen und städtebauliche Neufassung von Platzräumen. Auf folgende Fragen möchte die Session Antworten geben: • Welche bestehenden Plätze und Straßenzüge sollten als strategisch wichtige Wegeverbindungen aufgewertet werden? • Wie kann die Aufwertung gestalterisch konkret aussehen? • Welche Nutzungen könnten zur Belebung verödeter Plätze und Straßenzüge beitragen? • Wie könnte man den Autoverkehr in der City eindämmen? Wo wäre ein Rückbau von Fahrbahnen denkbar? Wie könnte man den Verkehr anders durch die Innenstadt lenken? • An welchen Orten könnten völlig neue Plätze entstehen? • Wie kann man die Aufwertung des öffentlichen Raums in Zeiten knapper Kassen organisatorisch und finanziell umsetzen – ohne den gesamten öffentlichen Raum vollends zu privatisieren?

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So war es früher Hamburg 1868. Gänsemarkt, Schaarmarkt, Hopfenmarkt, Pferdemarkt, Fischmarkt, Zeughausmarkt, Adolphsplatz, Dornburg, Messberg, Georgsplatz, Gertrudenkirchhof, Großneumarkt, Dragonerstall: alles echte Plätze, gefasste Räume, mit Marktfunktion zumeist, gesäumt von Händlern und Schänken, Treffpunkte der Nachbarschaft, des Bürgertums mitunter. Ebenso die vielen Straßen und Gassen. Die Innenstadt gehörte den Fußgängern, den Fuhrwerken, den Lastträgern mit ihren Karren, den Flaneuren. Die Zeiten sind vergangen. Aber Hamburg ist weiter entfernt von diesem Ideal, als es der heutige, schnelle Alltag der City erfordern würde.

So ist es heute Rund um den Jungfernstieg, den Gänsemarkt, vom Rathausmarkt die Mönckebergstraße entlang stimmt alles. Hier bietet sich das belebte Straßenbild, das man von einer europäischen Metropole erwartet. Aber nur eine Straße hinter diesen 1A-Lagen ändert sich das Bild abrupt: die Fußgängerströme reißen unvermittelt ab, öde Erdgeschoss-Bürozonen säumen die schmalen Gehsteige. Und an den großen Schneisen, die durch die Stadt laufen, ist spätestens Schluss mit dem Flanieren. Hier herrscht die Brutalität einer extrem autofixierten Stadt, deren Zentrum zugleich Nadelöhr für den Schwerlastverkehr ist.

So könnte es werden Hamburg 2030: Große Tunnel entlang des Wallrings und eine Umfahrung am völlig umgestalteten Hafenrand haben die Innenstadt vom Durchgangsverkehr befreit. An den Einfallstoren zur City sind große Parkhäuser gebaut worden, der Schwerlastverkehr läuft dank der Hafenquerspange nicht mehr durch die Stadt. Viele Straßen der Innenstadt sind zu „Citygassen“ geworden, in denen sich alle Verkehre den Straßenraum teilen. Manche Straße wurde zurückgebaut, Platzräume wurden neu gefasst, kleiner dimensioniert, vor allem die großen, zugigen Schneisen. Die Straße ist an vielen Orten wieder das öffentliche Wohnzimmer der Stadt.

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INNENSTADTKULTUR AUF ALLEN EBENEN Das klassische Bild des Zentrums einer Metropole ist auch heute noch von fast 100 Jahre alten Idealen geprägt, verortet irgendwo zwischen dem Berlin der zwanziger Jahre und dem Times Square in New York. Alle Ideale eint: „Echte“ Zentren bieten weit mehr als Shopping und Büros, sie bieten eine metropolitane Innenstadt-Kultur. Auch Hamburgs Innenstadt muss mehr sein als eine riesige Mall, sie sollte die Menschen auch außerhalb der Büro- und Ladenöffnungszeiten anziehen, um ein echtes Zentrum zu bleiben. Die vierte Strategie nimmt in den Blick, was die Stadt im Inneren zusammenhält: Wie lassen sich vielfältige kulturelle Angebote in der Innenstadt sichern und neu schaffen? Auf folgende Fragen möchte die Session Antworten geben: • Gibt es für Innenstadtkultur überhaupt noch einen Markt? Wie sieht eine Innenstadtkultur des 21. Jahrhunderts aus? • Welche Orte könnten zu Zentren der Kultur werden? • Welche konkreten Angebote und Projekte sind denkbar? • Wie sollte und könnte man die Angebote finanzieren? Ist dies eine öffentliche oder private Aufgabe? • Welcher Raum ist für spontane und nicht-kommerzielle kulturelle Aktivitäten in der Innenstadt? Ist die City der passende Ort dafür? Wenn ja: wo könnte man Freiräume für selbstorganisierte Kunst & Kultur schaffen?

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So war es früher Man sollte es nicht verklären: Hamburgs Innenstadt war immer nur in zweiter Linie ein Ort der Kultur. Hier herrschten Handel und Handwerk, Beamte und Kaufleute. Aber dennoch war das Zentrum in all seiner Vielschichtigkeit durchzogen von kulturellen Aktivitäten aller Art. Das Johanneum, später die Staatsbibliothek, die vielen Kirchen mit ihren Gemeinden, diverse Theater, große Kinos, Gasthäuser, Märkte, die großen Badeanstalten – alles Orte der besonderen Stadtkultur Hamburgs. Das Zentrum war nicht allein zum Shoppen und Arbeiten da. Es war ein lebendiger Ort mit einer Mischung aus Alltags- und Hochkultur.

So ist es heute Zumindest die Hochkultur hat ihren Fuß noch in der Innenstadt, mit Bucerius Kunst-Forum, Staatsoper, Thalia-Theater, Kunsthalle und Museum für Hamburgische Geschichte. Aber das, was Stadtkultur auch ausmacht, ist weitgehend verschwunden. Von den großen Kinos sind nur zwei geblieben, eines wurde mit Ach und Krach gerade erst gerettet. Das Ohnsorg-Theater zieht nach St. Georg, die große öffentliche Bibliothek am Domplatz ist vorerst gescheitert. St. Nikolai wartet weiter darauf, als Mahnmal in Wert gesetzt zu werden, neue Museen werden in der HafenCity realisiert, der dort konzentrierten Aufmerksamkeit geschuldet.

So könnte es werden Hamburg 2030: Mit den Einwohnern ist die Kultur in die Innenstadt zurückgekehrt. Es gibt wieder Restaurants und Kneipen, die auch abends belebt sind, um den Gänsemarkt haben mehrere Privattheater in umgebauten Bürogebäuden eröffnet. Die Neue Flora, seit 2023 an der Mönckebergstraße, ist jeden Abend ausverkauft. Das Weltstadthaus am Rathausmarkt bietet Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Bildungsangebote zu Kulturen aus aller Welt – eine völlig neue Art der Volkshochschule. Die Musikhochschule wurde an den Brahmsplatz geholt, das neue Musik- und Theaterfestival „Hamburg on Stage“ macht die Innenstadt zur Bühne. Endlich lohnt es sich wieder, auch abends in die City zu fahren. 47


ERSTE IDEEN Seit einem Jahr ist Nexthamburg aktiv, sammelt Ideen zur Stadt von morgen und versucht, gemeinsam mit Bürgern aus den besten Ideen richtige Projekte zu machen. Auch für den Bereich der Hamburger Innenstadt gibt es bereits zahlreiche Ideen, die Grundlage für die vier hier genannten Strategien sind und wir hier im Überblick vorstellen. Mehr Information zu den Ideen: www.nexthamburg.de

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Wohnen in den City-Hochhäusern am Hauptbahnhof

Wohnen und Arbeiten im Gängeviertel

Untertunnelung der Ost-WestStraße

Mehr Raum für die Bürger – Beteiligung 2.0

Eine Seilbahn von der City bis nach Wilhelmsburg

Den Burchhardplatz begrünen

Kreativer Acker in der Innenstadt

EIne Markthalle auf dem Domplatz

Weltstadthaus – Kulturzentrum am Rathausmarkt

EX-AMT MITTE – ein Konzept für den Cityhof

Minitunnel gegen den Verkehrsinfarkt

Weniger Parkhäuser!

Parkkraftwerke – Stromerzeugung aus Parkhäusern

Raum-ZeitManagement für Eulen- und Lärchenschichten

Straßenbahn Hbf - HafenCity - Baumwall - Stephansplatz

Nordstaat-Parlament in den CityHochhäusern

Stephansburg – Wohnen auf der Alten Post am Stephansplatz

Wege zwischen Innenstadt und HafenCity attraktiver gestalten

Günstiger ÖPNV, finanziert durch KFZ-Maut

Abbildungen: siehe www.nexthamburg.de


Entwürfe für ein kleinteiliges Katharinenquartier gesucht!

Ein Museum für Hamburgische Zukunft (MHZ)

Brückenschlag Ost-West-Straße: HafenCity besser integrieren

Straßen auflösen: Fahrbahnen als kreative Freiräume

Den Eingang zur HafenCity neu gestalten

Back to Life – Wohnen in der Mönckebergstraße

Autofreie Innenstadt - ein grünes Herz für Hamburg!

Spurwechsel – Ohne Auto in die Stadt

Langsamerer und stadtgerechterer Straßenverkehr!

Attraktive Jugendplätze in Industriegebieten und im Zentrum

Kostenloses HVVTicket für jeden in Hamburg gemeldeten Stadtbürger

Kostenloses Car-Sharing

BetterplaceElektroautos nach Hamburg holen

Mehr Schleichwege und Abkürzungen für die Fußgänger unserer Stadt

Rekonstruktion historischer Gebäude für Hamburg

Ereignisreiche Stadt – mehr Feste, die wirklich Spaß machen

NikolaifleetPromenaden

Ein Deckel für das südliche Gleisfeld am Hbf!

Stadttor Hauptbahnhof

Schnellere Fußgängerampeln

Minihäuser sind möglich!

Ein Kunst-KulturSport-Parcours

Dammtorpark attraktiver machen!

Wallpark – Planten un Blomen öffnen

Aufwertung der Kunstmeile

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UND NUN

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Um die gemeinsame Arbeit an Strategien und Ideen für die Zukunft der Innenstadt handhabbar zu machen, haben wir die Innenstadt in Quartiere aufgeteilt (siehe folgende Seiten). Auf der Session am 2.6. ist für jedesQuartier eine eigene Arbeitsgruppe geplant. Ausgangspunkt der Arbeit sind die vier hier vorgeschlagenen Ansätze für die zukünftige Entwicklung. Jede Gruppe soll darüber hinaus die spezifischen Probleme und Chancen der Quartiere fokussieren. Ziel der Arbeit in den Gruppen ist es, für jedes Quartier konkrete Projekte und Maßnahmen vorzuschlagen, die auf die Probleme und Chancen des Quartiers reagieren. Die Ergebnisse des Workshops werden nach der Session als „Zukunftsatlas Innenstadt“ zusammengefasst – eine Arbeit, zu der wir Dich einladen! Bitte suche Dir im Vorfeld ein Quartier aus, an dem Du arbeiten willst. Und überlege Dir, welche spezifischen Probleme und Chancen dieses Quartier hat. Falls manche Quartiere „überlaufen“ sind, müssen wir auf der Session spontan die entsprechenden Arbeitsgruppen umverteilen. Bitte überlege Dir deshalb weitere Quartiere, an denen Du Lust hättest, zu arbeiten.

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Geplanter Ablauf am 2.6.2010 Die Zeitfenster für die Runden 2 bis 8 sind Orientierungswerte und können von den Gruppen nach Bedarf gestaltet werden. 18.00

Uhr Eintreffen der Gäste Einfinden an den Modelltischen entsprechend der gewählten Quartiere, Begrüßung

18.20

Runde 1 – „Speeddating“ Welches spezifische Problem hat das gewählte Quartier?

18.40

Runde 2: „Drückende Schuhe“ Fixierung des spezifischen Problems/der Aufgaben

19.00

Runde 3: „Tragende Säulen“ – Fixierung der positiven und erhaltenswerten Orte, Elemente und Qualitäten

19.20

Runde 4: „Landkarte der Veränderung“ – Fixierung der Orte und Elemente mit besonderem Veränderungsbedarf

19.40

Pause/Möglichkeit die Gruppe zu wechseln

20.00

Runde 5: „Botschafterrunde“: jeder Tisch entsendet Botschafter an andere, für das eigene Quartier relevante Tische, mindestes zwei Personen müssen am eigenen Tisch bleiben

20.20

Runde 6: „Übergänge und Bezüge definieren“ (in Kenntnis des Geschehens an den Nachbartischen)

20.40

Runde 7:„Die Visionen konkretisieren“ – Visualisierung und Modellbau konkreter Projekte zu den Visionen und dem spezifischen Problem des Quartiers

21.40

Runde 8: Erstellen eines „Beipackzettels“ mit den wichtigsten Eckpunkten zu den Maßnahmen und Projekten sowie maximal drei Leitlinien für das jeweilige Quartier

22.00

Zusammenführen der Modellplatten Freier Austausch/Diskussion

Nach der Session: Zusammenfassung des Ergebnisses als „Zukunftsatlas“ Änderungen am Ablauf sind möglich. Wir freuen uns auf Deine Beiträge! 51


ENTSCHEIDE DICH FÜR EIN QUARTIER, AN DEM DU ARBEITEN WILLST! Rechts siehst Du die Quartiere für die Arbeitsgruppen am 2.6. Jedes Quartier hat spezifische Probleme und Chancen, die Ihr an Eurem „Modelltisch“ gemeinsam erarbeiten sollt.

Spinger, Gänge, Brahms

Nördliche Neustadt

Wähle ein Quartier, an dem Du Deine Arbeit beginnen möchtest und überlege, welche Probleme und Chancen es hier gibt. Es kann sein, dass „Dein“ Quartier überlaufen ist. Außerdem hast Du die Möglichkeit, während der Arbeit das Quartier zu wechseln. Überlege deshalb, welche anderen Quartiere für Dich sonst noch spannend sein könnten. Um die Session besser planen zu können, bitten wir Dich, bis zum 31.5. Deine Quartiers-Wünsche an session@nexthamburg.de zu mailen

Südliche Neustadt

Alstermündung & Rödingsmarkt

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Rund um den Gänsemarkt

Rund um die Binnenalster

MĂśnckeberg & Hauptbahnhof

Rathaus & Neuer Wall

Kontorhausviertel

Cremon & Katharinenquartier

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Next City Magazin zur Session No.3 Herausgeber: Nexthamburg v.i.S.d.P.: Julian Petrin Redaktion und Layout: Nexthamburg Kontakt: Nexthamburg UG (haftungsbeschränkt) LobuschstraĂ&#x;e 5-7 22765 Hamburg 040 74 392 632 session@nexthamburg.de Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen sind fĂźr die Allgemeinheit bestimmt; sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Richtigkeit. Bildquellen wurden nach bestem Wissen recherchiert. Sollten dennoch Urheberrechte verletzt worden sein, bitten wir darum, uns zu kontaktieren. Bildrechte fĂźr Bilder, die nicht anders gekennzeichnet sind: Nexthamburg. 1H[WKDPEXUJ ZLUG DOV 3LORWSURMHNW GHU 1DWLRQDOHQ 6WDGWHQW ZLFNOXQJVSROLWLN YRP %XQGHVPLQLVWHULXP IžU 9HUNHKU %DXHQ XQG 6WDGWHQWZLFNOXQJ VHLW JHI¸UGHUW

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