Nextkassel: Masterplan Fahrrad

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Fahrradstadt


impressum

Universität Kassel Fachbereich 06 ASL Architektur, Stadtplanung & landschaftsplanung Fachgebiet Stadtentwicklung & Stadtmanagement gottschalkstrasse 22 Raum 0105 34127 Kassel mail@nextkassel.de 0561 - 350 29 503 Mitwirkende Alina Kaulmann Andreas Klostermeier Berenike GÜrsch Bianca Hohn Johanna hess jon Rohrbach Martin Schulzendorf Norman Raupach Patric Dreher Sebastian sommerfeld Betreuende gast.-prof. dipl.-ing. julian petrin dipl.-ing. janne jakob fleischer joana al samarraie www.nextkassel.de


inhaltsverzeichnis

vorwort....................................................................................................................................................................................5 Arbeitsprozess..................................................................................................................................................................9 Recherche............................................................................................................................................................................15 .............Best practice.......................................................................................................................................................17 .............Fahrradtour........................................................................................................................................................20 online-tools...................................................................................................................................................................25 Nextkassel Fahrradtreff..................................................................................................................................31 Nextkassel auf der bike Expo.......................................................................................................................43 .............netzplan...................................................................................................................................................................48 .............Innenstadtring.................................................................................................................................................56 .............Quartier.....................................................................................................................................................................60 Expertengespr채che.................................................................................................................................................67 arbeits- und forschungsbedarf.............................................................................................................73 Ausblick ................................................................................. .............................................................................................77



vorwort ............................................................................



Vorwort

Das studentische Projekt Nextkassel wurde im Oktober 2013 als offenes Stadtlabor ins Leben gerufen. Seitdem sammelt das Projekt-Team, welches sich während der bisherigen Semester aus verschiedenen Konstellationen von Studierenden der Architektur, Stadt- sowie Landschaftsplanung zusammengesetzt hat, Ideen innerhalb der Kasseler Bewohnerschaft. Zu Beginn lag der Fokus auf der Erfassung von Ideen zu jedem Bereich der Stadtentwicklung, sodass sich ein Überblick über die wichtigsten Themen der Bevölkerung verschafft werden konnte. Dieser Schritt bildete die Basis für den weiteren Arbeitsprozess - bis heute. Aus diesen einzelnen, aktuell mehr als 700 Ideen, wurden Kategorien gebildet, um mit diesen inhaltlich weiterarbeiten zu können. Zu diesen insgesamt neun Kategorien zählten beispielsweise “In der Stadt unterwegs”, “Die Stadt als Sportplatz” oder “Faire Stadt”. Innerhalb dieser Kategorien wurden die Ideen in sogenannten Stadtszenarien noch einmal feiner sortiert. Auf dem zweiten Bürgerworkshop (Session #2) konnte die Nextkassel-Community darüber abstimmen, an welchem Stadtszenario am dringlichsten weitergearbeitet werden muss. Sie entschied sich für das Szenario “Mit dem Rad schnell durch die Stadt”. Dieses war neben “Mit Bus und Bahn überall hin”, “Alles zu Fuß erreichbar”, “Freie Fahrt für Autos” und “Autofahren stadtverträglich machen” in der Kategorie “In der Stadt unterwegs” vertreten und wurde von insgesamt 147 Personen zum Topszenario gewählt. Durch dieses Ergebnis wurde die Entstehung des Projektes Nextkassel: Masterplan Fahrrad legitimiert. Im Wintersemester 2014/15 beschäftigte sich das Projekt-Team, welches sich diesmal aus elf Studierenden der Fachrichtungen Stadt- sowie Landschaftsplanung zusammengesetzt hat, mit dem Fahrradverkehr Kassels. Das Ziel ist die Aufstellung einer Grundlage, welche im nächsten Schritt dazu dienen soll, einen Leitfaden, Masterplan, o.ä. für den Fahrradverkehr Kassels umzusetzen, um die Stadt Kassel in Zukunft fahrradfreundlicher zu gestalten.

Das studentische Projekt „Nextkassel: Masterplan Fahrrad“ bearbeitet seit Oktober 2014 das Thema: „Mit dem Rad schnell durch die Stadt“. Das erklärte Ziel ist es, den Wünschen und Belangen der Bürger zum Thema Fahrrad genauer nachzugehen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, wie aus Kassel in Zukunft eine fahrradfreundliche Stadt werden kann.

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Arbeitsprozess ............................................................................



Arbeitsprozess

Zunächst hat sich das Projekt-Team mit anderen, bereits heute fahrradfreundlichen Städten auseinandergesetzt, um aus diesen Best-PracticeBeispielen nützliche Inhalte und Herangehensweisen zu übernehmen. Des weiteren hat dieser Schritt dazu gedient, dass sich das Projekt Klarheit darüber verschaffen konnte, welche Inhalte bei der Nextkassel-Community abgefragt werden mussten, um daraus relevante Aussagen für die Entwicklung einer fahrradfreundlichen Stadt ableiten zu können. Im Folgenden hat sich das Projekt mit einer Fahrradtour selbst einen ersten Eindruck über die Fahrradinfrastruktur in Kassel verschafft. Nach ersten Erhebungen auf Nextkassel.de bezüglich der täglich gefahrenen Routen der Nextkassel-Community und deren Eindrücke über vorhandene Gefahrenstellen im Stadgebiet, fand die erste öffentliche Veranstaltung in Form des „Nextkassel Fahrradtreffs“ in der Universität statt. Neben der weiteren Abfrage bezüglich der Routen und Gefahrenstellen wurde an einer weiteren Station mit Besuchern daran gearbeitet, welche Maßnahmen sie als besonders wichtig empfinden, damit Kassel in Zukunft zu einer fahrradfreundlichen Stadt werden kann. Mit diesen Ergebnissen wurden seitens des Projekt-Teams erste Planungen für das gesamte Fahrradnetz, den Innenstadtbereich sowie die Wohnquartiere durchgeführt, die auf der zweiten Veranstaltung der Nextkassel-Community und eingeladenen Experten vorgestellt und von diesen überprüft wurden. Dafür war das Projekt-Team auf der 19. Kasseler Bike Expo mit einem eigenen Stand vertreten. Im Folgenden werden die hier erwähnten Prozessschritte einer genaueren Betrachtung unterzogen.

im Projektverlauf zeichneten sich unterschiedliche rechercheund planungsphasen ab. Wichtige zwischenEtappen bildeten dabei der Fahrradtreff und die Bike Expo.

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ARbeitsprozess

Süsterfeld Helleböhn Kirchditmold Kaufungen

Rothenditmold - Waldau

Mönchengladbach Stuttgart

Leipzig

Münster

Göttingen

Karlsruhe New York

Ausgangspunkt Ziel ist ein Masterplan Fahrrad für gesamte Stadt Kassel

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Recherche Best Practice Beispiele Fahrradtour durch Kassel

Online - Tool Markieren von Fahrradrouten, Gefahrenstellen und zusätzlichen Konradstationen


ARbeitsprozess

P

1 Bürger + Investoren

Ideen Unterstützung

2 Projekte Empfehlungen

1 3 öffentliche Hand

Veranstaltungen

Nextkassel Tool Box

Fahrradtreff 28.11.2014

neues Routennetz und Premiumrouten

Bike Expo 08.02.2015

fahrradfreundliche Kreuzung Maßnahmen im Quartier

Übergabe an die Stadt Ziel ist die Integration in das Fahrradkonzept der Stadt 1 Planungsbausteine 2 Handlungsempfehlung

Langfristiges Ziel Nextkassel fungiert als Bindeglied zwischen Bürgern / Investoren und der Stadt Kassel

3 Nextkassel begleitet die

Umsetzung der Projekte

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Recherche

BEST Practice, fahrradtour ............................................................................



Recherche | Best-Practice

In vielen Deutschen Großstädten sind mittlerweile, stets nach einem ähnlichen Konzept, Fahrrad-Verleihsysteme installiert, bei denen jeder nach Anmeldung gegen eine geringe Gebühr oder bis zu einer bestimmten Nutzungsdauer sogar kostenlos ein Fahrrad an einem Terminal entriegeln kann und damit zu einer anderen Station radeln kann. Diese Systeme finden sich schon in Hamburg, Kassel, Göttingen, New York und vielen weiteren Städten und erfreuen sich großer Beliebtheit. Eine Besonderheit zur Überwindung der topographischen Unterschiede findet sich hierbei in Stuttgart, wo man auch neben normalen Rädern 100 „Pedelecs“ genannte E-Bikes an den Ladestationen leihen kann. Auch der ÖPNV unterstützt die Fahrradfahrer mit der kostenlosen Mitnahme in der Zahnradbahn. Anderswo besteht Nachholbedarf bei der Kooperation mit dem ÖPNV. In der Studentenstadt Göttingen ist die kostenlose Mitnahme noch nicht mal im Semesterticket enthalten. Das Ziel aller untersuchten Städte ist es, langfristig den Fahrradverkehrsanteil zu stärken und so die prozentuale Zusammensetzung im „Modal Split“ zu verändern.

Um die situation in Kassel sowohl mit anderen Städten vergleichen zu können, als auch aus

Die bereits etablierte Fahrradstadt Kopenhagen hat es sich zum Ziel gemacht, 2015 den Radverkehrsanteil auf 50% zu steigern und auf Dauer die erste CO2-neutrale Hauptstadt zu werden. Für die weiter ansteigenden Zahlen an Radfahrern (täglich 150.000) und um nicht die erste Fahrrad-Staustadt zu werden, müssen die Hauptrouten ausgebaut und durch Entlastungsrouten unterstützt werden. Dabei setzt man auf ganz individuelle Lösungskonzepte wie Fahrradtunnel, umgewandelte Eisenbahntrassen und Strecken auf dem Wasser. Auch in New York denkt man in sehr großen Dimensionen, geht der Wunsch, eine fahrradfreundliche Stadt zu werden doch einher mit dem von der Verwaltung gesetzten Ziel, die attraktivste und grünste US-Metropole zu werden. Die Länge der Radwege im Stadtgebiet soll vervierfacht werden, es wurden bereits mehr als

„Best-Practice“ Beispielen erste mögliche Ansätze für eine Umgestaltung zu ziehen, wurden zu Beginn Städte in Deutschland, Europa und Übersee untersucht, die sich durch besondere Programme und Konzepte zu fahrradfeundlichen Städten entwickelt hatten.

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Recherche | Best-Practice

untersuchte Städte national münster Leipzig mönchengladbach stuttgart karlsruhe göttingen

untersuchte Städte international New york ferrara kopenhagen

600 Kilometer verwirklicht. Um die Radfahrer vom Stadtverkehr zu trennen, wurden im Straßenraster Manhattans die Parkspuren als begrünte Inseln um eine Spur nach innen verlegt, sodass der Radverkehr sicher und schnell zwischen Bürgersteig und ruhendem Verkehr voran kommt. Eine weitere Besonderheit sind die Greenways, Fahrradschnellstraßen abseits der Hauptstraßen, die sich durch alle New Yorker Bezirke von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit ziehen. Schnellwege wie dieser setzen sich auch in Europa durch, Kopenhagen plant fast 30 davon zu bauen und in Göttingen findet sich Deutschlands erster E-Rad-Schnellweg vom Bahnhof zum Uni-Campus, der auf einer Länge von 4,2 Kilometern 14500 Arbeitsplätze einbindet. Im Kontrast zu diesen jüngeren Umwandlungen zur Fahrradfreundlichkeit, stehen Städte mit einer langen Tradition wie das italienische Ferrara in der Po-Ebene, in dem die Renaissance-Altstadt schon seit den 60ern nur für Fußgänger und Radfahrer zugänglich ist. Auch bedingt durch die hohe Anzahl an Studenten und den Einfluss von Umweltaktivisten hat sich Ferrara längst zu einer mit dem European Mobility Award ausgezeichneten „Stadt der Fahrräder“ (wie sie sich selbst nennt) entwickelt. Ein eingerichtetes Fahrradbüro, ein Leihsystem und eine umfassende Marketingkampagne stärken das Fahrradimage ebenso wie die örtlichen politischen Vertreter, von den sich ein guter Anteil selber aufs Fahrrad setzt. Ferrara genießt damit eine Vorreiterrolle in Italien. Leipzig hat schon zu Zeiten der Wende die „AG Rad“ gegründet und in den 2000ern neben Gesamtverkehrskonzepten, die u.a. eine autofreie Innenstadt vorsahen, auch einen Entwicklungsplan für den Radverkehr aufgestellt. Dabei folgt Leipzig dem Nationalen Radverkehrsplan und dem Leitbild „Radverkehr als System“, bei dem in Kooperation von öffentli-

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Recherche | Best-Practice

chen und privaten Akteuren der Radfahrer vom Entriegeln des Rads daheim zum Abstellen am Zielort mit allen Informationen, Wegweisungen und Servicestellen versorgt wird. Anhand dieser vielfältigen Beispiele konnte Nextkassel aufschlussreiche Informationen darüber sammeln, wie unterschiedlichste Städte der Welt, italienische Renaissancestädte ebenso wie Hauptstädte und Metropolen, ganz individuelle Lösungen entwickelt haben, den Fahrradverkehr als dem MIV gleichwertige Fortbewegungsmöglichkeit zu etablieren. Viele Ideen wie das Leihsystem und Schnellwege tauchen dabei überall auf, während andere direkt auf die Stadt zugeschnitten sind wie die Downhillstrecke und die Bewältigung topographischer Unterschiede in Stuttgart, das Konzept für Strecken auf dem Wasser in Kopenhagen oder das Programm „200 Tage Fahrradstadt“ in Mönchengladbach, bei dem sich fast die ganze Stadt daran beteiligte, die Einwohnern zum Aufsatteln zu motivieren und mit vielen Aktionen und Serviceangeboten auch ein positives Miteinander im Verkehr zu fördern. Die Vielfältigkeit der Städte ermöglichte uns auch, erstmals die Schwierigkeiten für den Radverkehr in Kassel aufzudecken. Neben den topographischen Höhenunterschieden im Stadtgebiet fiel dabei die anhaltende Dominanz des MIV vor allem auf den Hauptausfahrstraßen und dem Innenstadtring auf, der Mangel an vernünftigen Abstellmöglichkeiten und sicheren gut ausgebauten Fahrradstrecken. Zum Abschluss dieser PrePhase ging es deshalb auch darum, bereits erste Lösungsansätze aus den Best Practice Städten auf Kassel zu übertragen.

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Recherche | fahrradtour

Um einen besseren Eindruck von der Fahrradsituation in Kassel zu bekommen, unternimmt das NextkasselTeam eine radtour durch die Stadt und bewertet die befahrenen streckenabschnitte nach verschiedenen kriterien.

Nachdem sich das Nextkassel-Team einen Überblick über die Radverkehrssituation in anderen Städten verschafft hatte, unternahm die Projektgruppe am 13.11.2014 in drei verschiedenen Gruppierungen eine Radtour durch Kassel um auch einen besseren Eindruck von der Situation vor Ort zu bekommen. Hierbei lag der Fokus auf der Qualität des bestehenden Radwegenetzes sowie der Analyse von Problemstellen. Eine Gruppe befuhr eine Strecke von Rothenditmold nach Waldau, eine zweite Gruppe von Rothenditmold über Kirchditmold bis nach Kaufungen und die dritte Gruppe suchte sich einen Weg von Kirchditmold über die Stadtteile Süsterfeld und Helleböhn bis nach Waldau. Einzelne Streckenabschnitte wurden von den Gruppen jeweils nach den Kriterien Qualität, Wegweisung, Ausstattung und der gefühlten Sicherheit bewertet. Auffällig hierbei war, dass in unterschiedlichen Stadtteilen erhebliche Qualitätsunterschiede des Radwegenetzes und dessen Ausstattung gibt, aber auch, dass die Strecken insgesamt besser befahrbar sind als erwartet. So ist beispielsweise die Kölnische Straße zwischen Kassel Mitte und Kirchditmold mit guten Fahrradwegen ausgestattet, welche im Stadtteil Süsterfeld kaum noch existent sind. Auch müssen teilweise große Umwege in Kauf genommen werden, wenn man der Fahrrad-Wegweisung folgt. Auf der ausgewiesenen Route von Süsterfeld Richtung Wilhelmshöhe wird man von der Hauptstraße weg durch Wohngebiete geleitet um kurz danach wieder zurück auf die Hauptstraße geführt zu werden. Als sehr angenehm wurde das Radfahren auf der Fahrradstraße in der Menzelstraße empfunden, die es einem erlaubt mit Fahrrädern nebeneinander zu fahren und sich dabei zu unterhalten während der Kraftfahrzeugverkehr sich unterordnen muss und nur langsam fahren darf.

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Recherche | fahrradtour

Eine weitere Problemstelle stellte die Damaschkebrücke über die Fulda vom Auedamm zum Bugasee dar. Aufgrund sehr beengter Verhältnisse und zu schnell fahrenden sowie zu eng überholenden Autos bekommt man als Radfahrer ein beklemmendes Gefühl der Unischerheit. Neben der unterschiedlichen Qualität des Kasseler Radwegenetzes fielen auch Mängel bezüglich des ruhenden Verkehrs auf. Es fehlen, vor allem Richtung Innenstadt, ausreichend und sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Viele Räder finden so ihren Platz an Laternen oder Pfosten von Straßenschildern, da schlichtweg nicht genügend Platz oder zum Beispiel nur Vorderradklemmen anstelle von Fahrradbügeln vorhanden sind, welche einen einfachen Diebstahl des Fahrrads ermöglichen. Insgesamt kam das Nextkassel-Team zu dem Schluss, dass das Radverkehrsnetz in Kassel einen schlechteren Ruf hat als es tatsächlich ist, dennoch wurde deutlich, dass es einiger Maßnahmen zur Verbesserung und Aufwertung bedarf.

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Recherche | fahrradtour

Bei der Radtour gewann das Team Eindr端cke von der bestehenden Radinfrastruktur in kassel.

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Recherche | fahrradtour

Masterplan Fahrrad

Steckbrief Fahrradtour - xxx

Ort Radweg typ

Radweg qualit채t

Radweg + Umgebung wegweisung/ ausschilderung vorhanden?

ja

nein

was?

Ein Bewertungsbogen diente der systematischen

Radweg + Umgebung ausstattung + service vorhanden?

ja

nein

Konradstation vorhanden?

ja

nein

analyse der Radverkehrssituation.

was?

Radweg stimmungsbarometer - gef체hlte sicherheit 1 = sehr sicher bis 10 = sehr unsicher

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Fotos / Bez.

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online tools ............................................................................



online-tools

Zusätzlich zum Nextkassel Fahrradtreff im November und der Bike-Expo im Februar hat die Projektgruppe auch über verschiedene Online-Tools, den Bürgern der Stadt Kassel und der Nextkassel-Community die Möglichkeit gegeben sich an dem Thema Masterplan Fahrrad zu beteiligen. Zum einen wurde ein Routentool entwickelt, mit dessen Hilfe die Bürgerinnen uns mitteilen konnten, welche Route für sie am wichtigsten ist und wo auf dieser Strecke aus ihrer Sicht am meisten Handlungsbedarf besteht. Angelegt ist dieses Tool auf der projekteigenen Homepage. Hier können persönliche und alltäglich gefahrenen Routen und darauf liegende Gefahrenstellen markiert werden. Auf einer grafisch dargestellten Karte, der Stadt Kassel und derer unmittelbaren Umgebung, kann die persönliche Fahrradroute exakt abgeklickt werden. Die Karte kann je nach Wunsch beliebig nah heran gezoomt werden, so werden auch kleine Nebenstraßen und andere Merkmale deutlich sichtbar. Neben dem genauen Verlauf der Route, ist so ebenfalls möglich Gefahrenstellen zu vermerken. Wird eine solche Stelle angegeben, muss zusätzlich ein dazugehöriges Kommentarfeld ausgefüllt werden. Hier wird eingetragen, welche Art von Gefahr oder Hindernis für Radfahrer auf der Route auftritt. Nachdem ein erfolgreiches Eintragen von Route und Gefahrenstelle stattgefunden hat, wird zusätzlich erfragt in welcher Regelmäßigkeit die Fahrradroute befahren wird. Zur Auswahl stehen die Angaben „Täglich“, „Mehrmals die Woche“, „Einmal die Woche“ und „Selten, aber immer wieder“. Um die Eintragung seiner alltäglichen Route abzuschließen, ist die Eingabe eines Nickname und der Name der Route erforderlich, wobei diese frei gewählt werden können. Somit wird die Fahrradroute in den Nextkassel Routenfundus eingespeist und die Informationen fließen in die Ergebnisse zu einem Masterplan mit ein.

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online-tools

Im Zuge eines weiteren Online-Tools hat die Projektgruppe zum Szenario „Mit dem Rad schnell durch die Stadt“, eine Auflistung von Ideen, zur Verbesserung der Situation des Radverkehrs in Kassel, veranschaulicht. Diese Ideen sind im Laufe des Nextkassel Projektes von der Community eingeschickt wurden und standen nun weiter zur Bewertung und konnten kommentiert werden. Sie behandeln verschiedene Themen, von Qualität und Quantität der Radwege in Kassel, über den Ausbau der sonstigen Radverkehrsinfrastruktur und weiteren Ansätzen. Die Ideen sind auf der Homepage als Karteikärtchen aufgelistet. Angezeigt werden der Name der Idee, der Nickname des Ideengebers, ein die Idee veranschaulichendes Bild und die Anzahl der positiv bzw. negativ gewerteten Stimmen. Mit einem Klick auf ein beliebiges Ideenkärtchen, erhält man eine genauere Beschreibung zur Intention der Idee. Je nach eigenem Empfinden kann man nun diese Idee positiv oder negativ bewerten. Zusätzlich befindet sich unterhalb der Beschreibung ein Kommentarfeld, in dem Anregungen zur Idee abgegeben werden können. Je öfter eine Idee positiv bewertet wird, desto deutlicher wird für die Projektgruppe was den Radfahreren oder die die es werden wollen zur Verbesserung des Radverkehrs in Kassel fehlt.

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online-tools

sreenshot einer Route vom Tool

Bildschirmfoto des Routentools (Rechte am Kartenmaterial liegen bei Google und Lizenzgebern)

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nextkassel fahrradtreff ............................................................................



nextkassel Fahrradtreff

Nach der Best Practice Recherche und der Fahrradtour durch die Stadt sollten erste Ergebnisse mit den Fahrrad interessierten Bürgern der Stadt rückgekoppelt werden und die wichtigsten Themen zur weiteren Bearbeitung gefunden werden. Daraus entstand der „Nextkassel Fahrradtreff“, abgeleitet von den bisherigen Nextkassel Veranstaltungen, dieses mal auf das Thema Radverkehr in Kassel fokussiert. Da für wenige Menschen in der Vorweihnachtszeit und im Winter das Thema Fahrradfahren aktuell ist wurde der Veranstaltungstermin mit der Critical Mass gekoppelt. Als Anschlussveranstaltung konnte so mit einer festen Mindestteilnehmerzahl gerechnet werden, die am Thema Fahrradfahren ein besonderes Interesse haben. Veranstaltungsort war der Glaskasten in der Kurt Wolters Straße 3. Zentrale Themen beim Fahrradtreff waren Maßnahmen, die Kassel zu einer fahrradfreundlicheren Stadt machen. Mit der Abfrage der gefahrenen Strecken und dem markieren von Gefahrenstellen sollten die wichtigsten Hauptrouten und Orte mit Handlungbedarf ermittelt werden. am 28. november 2014

Mit Flyern und der Frage “Ich würde mehr Fahrradfahren wenn:” wurde auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht und das Interesse geweckt.

lud das Projekt zum „Fahrrad-treff“ ein, um gemeinsam mit der Community den ersten Schritt unter dem Motto „Nextkassel Fahrradstadt“ zu unternehmen.

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nextkassel fahrradtreff

Ma

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ste

Fahrrad treff Für Interessierte, begeisterte Fahrradfahrer und alle, die es noch werden wollen. Mitmachen und eigene Fahrraderfahrungen einfließen lassen - ihr seid die Experten!

28. November 2014 ab 18 Uhr

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www.nextkassel.de/fahrrad

NEXTKASSEL 34

Mail@Nextkassel.de Tel. 0561 350 29 503

Kassel

in Zukunft aussehen kann.

Universität Kassel Fachgebiet Stadtentwicklung & Stadtmanagement Gottschalkstr. 22 34127 Kassel


nextkassel Fahrradtreff

Netzplan Als eine wichtige Grundlageninformation wurde die gefahrenen Wege der Stadtbewohner angesehen. Als Mittel um an diese Information zu gelangen wurde die Methode Netzplan entwickelt. Hierbei handelt es sich um um ein 2x2m großen Ausdruck einer Stadtkarte die auf das wesentlichste reduziert wurde um eine leichte Lesbarkeit zu gewährleisten. Auf dieser Karte konnten die Besucher des Fahrradtreffes für sich wichtige oder oft genutzte Wegverbindungen mittels eines Faden-Stecksystems auf der Karte darstellen. Ergänzend dazu gab es die Möglichkeit Gefahrenstellen und Standorte für gewünschte Konradstationen auf der Karte zu verorten.

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nextkassel fahrradtreff

Anhand der eingetragenen Routen konnten wir die meist genutzen Radwegverbindungen der „Fahradtreff“ Besucher ermitteln, Mehrfachnennungen zeigten wichtige Routen auf. Das gleiche galt für Gefahrenstellen und Konradstationen - je öfter ein Standort genannt wurde desto wichtiger wurde er bewertet. Um dem Netzplan einem breiteren Spektrum an Anwender zugänglich zu machen, wurde ein “Online-Routentool” programmiert. Dieses “Tool” ist auf der Website von Nextkassel zu finden und beinhaltet alle Funktionen des Netzplans auf dem Fahrradtreff in digitaler Form.

Auf einem grossen stadtplan konnten die Besucher Alltagsrouten, wunsch-konradstationen und gefahrenstellen verorten.

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nextkassel fahrradtreff

gefahrene Radstrecken (je breiter die Linie desto mehr Frequentierung) Gefahrenstellen

Kartengrundlage Š OpenStreetMap-Mitwirkende; Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 | Overlay: Eigene Darstellung

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nextkassel fahrradtreff

Maßnahmen Bereits im vorrangegangenen Nextkasselprozess wurden zahlreiche Ideen für ein fahrradfreundlicheres Kassel gesammelt. Diese wurden zusammen mit Maßnahmen und Ideen aus den recherchierten Best-Practice-Beispielen ergänzt und in Kategorien geordnet. Dabei entstanden folgende Hauptkategorien: Fahrrad als Teil des ÖPNV, Mehr Service, Qualität der Radwege verbessern, Mehr Rechte für Radler, Alltag und Rad stärker verbinden. Diese Hauptkategorien wurden daraufhin in jeweils drei Unterkategorien aufgeteilt über die die Teilnehmer mit Klebepunkten abstimmen konnten. Zur weiteren Veranschaulichung wurden den Unterkategorien drei bis vier konkrete Maßnahmen und Ideen zugeordnet, die über einen Fragebogen nochmal als besonders wichtige Maßnahme notiert werden konnten.

An einer zweiten Station konnte mit klebepunkten für favorisierte leitsätze und maßnahmenpakete abgestimmt werden.

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nextkassel fahrradtreff

Fahrrad in den ÖPNV integrieren

Fahrrad als Teil des ÖPNV

Beschilderung und

Konrad weitergedacht

konrad überall

schnelles und sicheres vorankommen

information

Qualität der radwege

Sicherheit im straßenverkehr mehr wege nutzbar machen

alltag und

Vorrang für radfahrer

rad stärker verbinden

ohne hindernisse

mehr rechte für radler

öffentl. bewusstsein

bessere anbindungen

fahrkomfort

fahrrad als freizeitobjekt

reparieren und pflegen in der stadt

vorbeugende sicherheit

mehr service infrastruktur für komfortable radnutzung

schaubild zur Auswertung der gevoteten maßnahmen

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nextkassel fahrradtreff

Flyer Als Methode mit dem geringsten Aufwand ist der Flyer “Ich würde mehr Fahrrad fahren wenn…?” zu werten, dieser Flyer wurde im Vorfeld des “Fahrradtreffs” zusammen mit dem Informationsflyer zur Veranstaltung verteilt. Ebenfalls konnten Besucher des “Fahrradtreffs” den Flyer vor Ort an der Auslagefläche ausfüllen. Der Hintergrund war es, dem Besucher eine Möglichkeit zu geben ohne großen Zeitaufwand eine kurze Antwort auf dem Flyer zu notieren, welche dann wiederum nach dem Kriterium der Mehrfachnennungen ausgewertet wurde. die beteiligten konnten den flyer sowohl vor ort ausfüllen als auch bei einer befragung im internet teilnehmen und ihre anregungen und wünsche einbringen.

ich würde mehr Fahrrad fahren wenn, .....................................

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nextkassel fahrradtreff

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nextkassel auf der bike expo

netzplan, innenstadtring, quartier ............................................................................



nextkassel auf der bike Expo

Die gesammelten Informationen des Fahrradtreffs dienten in der weiteren Bearbeitungsphase als Grundlage für konkrete Planungen im Hinblick auf den „Masterplan Fahrrad“. Die verorteten Alltagsrouten in Kombination mit der Nennung von Gefahrenstellen, sowie Wünsche zu speziellen Maßnahmen gaben Aufschluss darüber, wo Verbesserungsbedarf besteht. Da jedoch die Bearbeitung des gesamten Stadtgebiets nicht zu bewältigen war, setzte das Team von Nextkassel Schwerpunkte, die beispielhaft für andere Situationen, und die vorgeschlagenen Lösungen somit in ähnlicher Weise an unterschiedlichen Stellen umzusetzen, sein sollten. Dadurch ergaben sich drei Untersuchungsebenen auf denen die Studierenden Planungen für ein fahrradfreundliches Kassel entwickelten. Zum Einen sah man den Bedarf eines übergeordneten Streckennetzes, das derzeit bestehende Lücken schließen und neue Standards für eine gute Radinfrastruktur setzen sollte. Zum Anderen wurden Verkehrsknotenpunkte im Innenstadtbereich analysiert und zu Gunsten der Radfahrer überplant. Ein weiterer Fokus wurde auf die Situation im Wohnquartier gelegt, welches als Start- und Zielpunkt einer Fahrt mit dem Fahrrad ebenfalls von hoher Bedeutung ist und neuer Strukturen bedarf, um den Fahrradalltag komfortabler zu gestalten. Gleichzeitig kündigte sich mit der 19. Kasseler Bike Expo am 08. Februar 2015 bereits eine weitere Veranstaltung an, die Nextkassel dafür nutzen wollte, um die gewonnenen Erkenntnisse und die sich in der Entwicklung befindenden Konzepte erneut mit der Fahrradcommunity abzugleichen und zu diskutieren. Parallel zu den Planungen im Stadtgebiet erarbeiteten die Studierenden schließlich eine Strategie, wie die Ergebnisse den Besuchern der Messe präsentiert und eine Interaktion initiiert werden konnte. Zum ersten Mal sollte die Bike Expo in diesem Jahr in der Zentralmensa der Universität Kassel stattfinden und ein Publikum von bis zu dreitausend Fahrradinteressierten

am 08. Februar 2015 war Nextkassel mit einem stand auf der 19. Kasseler Bike Expo in der zentralmensa der uni vertreten, um ein weiteres mal die Fahrrad-Community einzubinden.

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Nextkassel auf der Bike Expo

anlocken. Nextkassel wurde dazu eingeladen neben zahlreichen anderen Ausstellern, wie Fahrradgeschäften und Touristikverbänden, seine Arbeit vorzustellen und die Bürgerbeteiligung unter dem Motto „Nextkassel Fahrradstadt“ fortzuführen.

an diversen stellwänden konnten sich die besucher über die aktuellen arbeitsstände des projektes informieren und mit der projektgruppe ins gespräch kommen. außerdem gab es die möglichkeit an verschiedenen stationen zum thema „fahrradfreundliches Kassel“ eige-

Jede Gruppe erarbeitete passend zum jeweiligen Schwerpunkt einen inhaltlichen Rahmen, um die Besucher über den Prozess und die aktuellen Arbeitsstände zu informieren. Zusätzlich wurden unterschiedliche Methoden konzipiert, die diese vorläufigen Ergebnisse auf den Prüfstand stellen sollten und darauf abzielten Anregungen, Kommentare sowie neue Ideen diesbezüglich von der Community einzuholen. Zu den drei Schwerpunkten gab es insgesamt fünf verschiedene Stationen, an denen auf unterschiedlichen sogenannten Interaktionsniveaus gearbeitet werden konnte. Es war den Besuchern freigestellt an wie vielen Stationen und in welcher Intensität sie sich einbringen wollten. Im Falle von Verständnisfragen und für Gespräche zum Thema waren stets Mitglieder des Teams an den jeweiligen Stationen vertreten.

ne ideen mit einzubringen, sowie die Planungen der Studierenden kritisch zu hinterfragen.

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In der Kategorie Netzplan konnte die Communitiy die für sie wichtigste Route in den ausliegenden Netzplänen kennzeichnen und wenn nötig Routen ergänzen. Im Bereich der Kreuzungen konnte auf zwei Interaktionsniveaus gearbeitet werden. An Stellwänden konnte die Community zwischen verschiedenen Lösungen einer fahrradfreundlichen Kreuzung anhand zweier Beispiele mit Klebepunkten abstimmen. Wer sich detaillierter mit Kreuzungen beschäftigten wollte, konnte an den ausliegenden Beispielen selbst eine fahrradfreundliche Kreuzung planen. Dabei wurden sie durch ein InfoKit mit den wichtigsten Informationen zum Planen von Radwegen und durch das Team von Nextkassel unterstützt. Auf Quartiersebene konnte die Community über verschiedene Maßnahmen abstimmen und diese mit Fähnchen auf der Karte verorten.


nextkassel auf der bike Expo

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Bike Expo I Netzplan

RADWEGENETZ Jeden Tag wollen im Stadtgebiet Kassels mehr als 200.000 Menschen schnell und sicher von A nach B kommen. Wollen sie diese Wege mit dem Fahrrad zurücklegen, stellen sich ihnen oftmals viele Hindernisse in den Weg. Nur sehr selten ist eine Strecke auf einem durchgängigen Fahrradweg zu bewältigen, wodurch das Fahrradfahren häufig unangenehm und zum Teil sogar gefährlich wird. So sieht es auch ein großer Teil der Nextkassel-Community. Eine seitens der Projektgruppe durchgeführte, jedoch nicht repräsentative Umfrage hat zu dem Ergebnis geführt, dass sich vor allem die Situation auf den Radwegen verbessern muss, damit mehr Menschen das Fahrrad im alltäglichen Gebrauch nutzen. Außerdem soll aus Sicht der befragten Personen dieses Netz lückenlos geschlossen werden. Diese Informationen haben sie dem Nextkassel-Team zu beginn des Prozesses anhand einer Online-Umfrage und auf dem Nextkassel Fahrradtreff mitgeteilt. Gemeinsam mit den Leuten wurde erarbeitet, wo und wie die Kasseler in Zukunft beim Fahrradfahren unterstützt werden müssen. Ein wesentliches Arbeitsziel des Projektes lag darauf, gemeinsam mit den Impulsen und Ideen der Nextkassel-Community ein neues Radwegenetz zu entwickeln, welches es ermöglicht, mit dem Fahrrad schnell von A nach B zu kommen und das in einer Stadt, die in ihrer ursprünglichen Organisation fast ganzheitlich auf den Autoverkehr ausgelegt ist. Es sollte jedoch jedem Stadtbewohner freigestellt sein, mit welchem Verkehrsmittel er seine täglichen Wege in Kassel absolviert. Nextkassel beschäftigte sich folglich mit der Frage, wie die Bewohner in Kassel am schnellsten von A nach B kommen, durch eine Stadt, die für den Autoverkehr ausgelegt ist. Denn es gibt offensichtlich Wege und Lösungen, dass das Fahrrad in Zukunft nicht mehr hinter dem Auto zurückstehen muss und somit ein Beitrag zu einem nachhaltigen, ressourcenschonenden Verkehrssystem beitragen kann. Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist ein konsequent umgesetztes Fahrradwegenetz.

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Bike Expo I Netzplan

Was braucht Kassel? Was ist möglich in Kassel? Auf dem Nextkassel Fahrradtreff und über das Online-Tool (auf nextkassel.de) gaben die Teilnehmer Informationen darüber, auf welchen Routen sie Tag für Tag unterwegs sind. Dank ihrer Mithilfe konnte ein umfangreicher Überblick über die wichtigsten Wege und die größten Gefahrenstellen gewonnen werden. Denn niemand weiß mehr über die Routen im Straßennetz, als Diejenigen, die täglich darauf unterwegs sind. Um das Fahrradwegenetz in Kassel möglichst vollständig zu gestalten, hat sich das Team angeschaut, wo die meisten Menschen in Kassel leben, wo die meisten Menschen arbeiten und wie man am besten in die Innenstadt kommt. Da sich durch Kassel einige Höhenzüge ziehen, ist die direkte Verbindung von A und B häufig nicht die angenehmste und viele Politiker nehmen diese Gegebenheit gerne als Vorwand, um den geringen Anteil an Fahrradfahrern in Kassel zu begründen. Um dies zu ändern, wurde eine Analyse angestellt, um herauszufinden wo die Fahrradrouten in Kassel entlangführen müssen, sodass die Hügel gemütlich umfahren werden können und das ohne große Umwege in Kauf nehmen zu müssen. All diese Informationen wurden zusammengeführt und ergeben schließlich einen Entwurf für ein stark verbessertes Radwegenetz, welches den Ansprüchen und Bedürfnissen der Kasseler Bevölkerung gerecht wird, denn ihre Anregungen sind es, auf denen sich die Planungen stützen.

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Bike Expo I Netzplan

grafik netzplan

Schwerpunkt Siedlung Schwerpunkt Gewerbe / Industrie Innenstadt

start- und zielorte sowie starke neigungen auf einen blick Kartengrundlage Š OpenStreetMap-Mitwirkende; Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 | Overlay: Eigene Darstellung

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Bike Expo I Netzplan

Aus einem großen Fundus an Informationen wie z.B Wohn-, Bildungs- und Arbeitsstandorten sowie den Vorschlägen der Comunity, hat das Team von Nextkassel nun die besten und wichtigsten Routen herausgearbeitet. Diese Standorte haben eine besondere Bedeutung für den Fahrradverkehr, da davon ausgegangen werden kann, dass sie Start- bzw. Zielort für viele Teilnehmer des Fahrradverkehrs sind. Eine Vielzahl der genannten Verbindungen, welche entweder beim Nextkassel Fahrradtreff oder in unserem Onlinetool auf nextkassel.de abgegeben wurden, bestätigen den Zusammenhang vieler dieser Standorte untereinander. Das Ergebnis ist ein nun in sich geschlossenes Radwegenetz aus wichtigen “Hauptrouten” - gut ausgebauten Fahrradstrecken - und den neuen “Premiumrouten”, auf denen Fahrradfahrer ohne Hindernisse so schnell wie noch nie quer durch die Stadt kommen. Premiumrouten sind die Hauptschlagadern innerhalb dieses Fahrradwegenetzes. Das Fahrradnetz im Jahr 2020 ist ein großer Schritt, hin zu einer Gestaltung eines zukunftsfähigen Fahrradverkehrs und ist somit ein wichtiger Baustein für ein ganzheitlich nachhaltiges Verkehrssystem in Kassel. Premiumrouten verlaufen in diesem Fahrradnetz auf den am stärksten frequentierten Strecken und bieten die Grundlage für weitere Maßnahmen sowie die Möglichkeit erweitert zu werden. Sie verbinden große Wohngebiete, Arbeitsplätze und Bildungsstandorte. Die hier aufgeführten Routenabschnitte sind diejenigen, welche die höchste Priorität innerhalb der Planung aufweisen, da dort die meisten Fahrradfahrer im Alltag unterwegs sind. Die nachfolgenden Beschreibungen und Abbildungen machen deutlich wie das Fahrradnetz auf Grundlage der Ideen der Bürger bei etappenweise fortschreitenden Veränderungen bis zum Jahr 2040 aussehen kann.

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Bike Expo I Netzplan

Zwischen 2020 und 2040 wurde das Netz der Fahrrad-Premiumrouten in Kassel noch einmal deutlich erweitert. Aufgrund der verbesserten Verhältnisse für Fahrradfahrer im Straßenverkehr und der dadurch stark gestiegenen Zahl an Radlern, wurde das Fahrradfahren zu etwas ganz Normalem in Kassel. Die jeweiligen Premiumrouten führen im Jahr 2040 auch in Stadtteile, die weiter außerhalb, in der Peripherie liegen. Die Menschen, die in diesem Stadtteilen wohnen, fahren dank der komfortablen Situation auch von dort aus mit dem Fahrrad bis in die Innenstadt und darüber hinaus und können nun auch das Fahrrad stärker in ihren Alltag integrieren. Dies wäre im Jahr 2015 noch nicht denkbar gewesen. Beispielroute P1(Wilhelmshöhe-Nordstadt) Exemplarisch wird hier eine der entwickelten Premiumrouten im Detail dargestellt, wie sie im Jahr 2020 aussehen wird. Dabei handelt es sich um die Nord-West-Route, welche durch Kassel Wilhelmshöhe im Westen bis zur Eisenschmiede im Norden Kassels führt. Der größte Vorteil besteht darin, dass Fahrradfahrer auf diesen Premiumrouten mit dem Autoverkehr absolut gleichgestellt sind. Entlang des Routenverlaufs liegen wichtige Orte wie der Stern der Hauptbahnhof oder der Universitätsstandort am Holländischen Platz. Die Route führt den Fahrradfahrer auf kürzestem Weg mit möglichst wenig Steigung zu seinem Ziel. Die Route ist so konzipiert, dass auf ihrem Verlauf eine möglichst große Anzahl von Haltestellen passiert wird, damit auch spontan auf die Tram oder den Bus umgestiegen werden kann, falls die Strecke doch zu anstrengend erscheint oder das Wetter umschlägt. Die Haltestellen sind ab sofort mit genügend Abstellmöglichkeiten ausgestattet, damit das Fahrrad für diesen Zeitraum sicher untergebracht ist. Im Jahr 2040 wurde die Premiumroute 1 im Vergleich zum Jahr 2020 noch einmal ein ganzes Stück ausgebaut. Sie verbindet nun sowohl den Fernbahnhof Kassel-Wilhelmshöhe

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Bike Expo I Netzplan

als auch den Norden des Stadtgebietes bis zur Holländischen Straße mit der Innenstadt und der Uni. Dies ist eine Reaktion auf die große Akzeptanz des verbesserten Fahrradsystems in Kassel. Nebenstraßen Häufig kommt es auf größeren Straßen zu teils gefährlichen Konflikten zwischen Auto- und Fahrradfahrern. Da der Autoverkehr auf Nebenstraßen in der Regel geringer als auf Hauptstraßen ist, werden diese bis zum Jahr 2020 als Fahrradstraßen ausgewiesen. Diese werden durch zwei dicke blaue Streifen kenntlich gemacht, die sich entlang der Fahrbahn ziehen. Ergänzend gibt es große Fahrradsymbole mitten auf der Straße. Wie gewohnt hast du auf Fahrradstraßen auch im Jahr 2020 als Fahrradfahrer immer Vorfahrt vor Autofahrern. Im Jahr 2040 sind Fahrradfahrer auf Nebenstraßen weiterhin im Vorteil gegenüber Autos, mit ausreichend Platz sind sie sogar auf getrennter Fahrbahn unterwegs. Auf den mittlerweile etablierten und stark befahrenen Premiumrouten, haben Fahrradfahrer jetzt außer Hauptverkehrsstraßen kreuzend - sogar Vorfahrt gegenüber kreuzenden Autos. Wenn man in Windeseile durch die Stadt radelt, müssen Autos anhalten und warten, bis der Fahrradfahrer vorbei ist. Hauptstraßen Entlang der Hauptverkehrsstraßen sorgen die Premiumrouten des Jahres 2020 für eine strikte Trennung zwischen Fuß- und Radverkehr. Man fährt mit dem Fahrrad immer bequem und sicher auf der rechten Fahrspur hat dort Vorrang vor PKW und genügend Platz, auch zu zweit nebeneinander zu fahren. Damit sich die Fahrradfahrer auch in Zukunft zurechtfinden, befinden sich an allen wichtigen Orten, mindestens aber alle 500 Meter, Beschilderungen, die den Weg zum Ziel oder zur

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Bike Expo I Netzplan

nächsten Route weisen. Im Jahr 2040 hat sich der Fahrradverkehr als eine der wichtigsten Fortbewegungsarten in Kassel etabliert. Die Fahrradwege aus dem Jahr 2020 müssen somit an diese Entwicklung angepasst werden. Die Fahrradwege werden, soweit baulich möglich, für ein sicheres, entspanntes Fahrgefühl zusammengelegt. Die Stadt Kassel hat endlich die der Bevölkerung Forderungen in die Tat umgesetzt. Entlang der Hauptstraßen müssen Fahrradfahrer nun nicht mehr vor dem Autoverkehr zurückstecken. Kreuzungen Kreuzungen sind immer konfliktreiche Stellen im Straßennetz. Die Premiumrouten im Jahr 2020 sehen separate Abbiegestreifen an viel befahrenen Kreuzungen vor, um Unfällen vorzubeugen. Diese dienen einer klaren Verkehrsführung an unübersichtlichen Stellen wie dem Stern. Um die Gleichberechtigung zwischen Autos und Fahrradfahrern auch an Kreuzungen zu garantieren, sind die Ampelphasen so ausgelegt, dass der Fahrradfahrer immer einen kleinen Vorsprung bei gleicher Grünphase zugesprochen bekommt. Sie können somit die Kreuzung räumen, bevor der Autoverkehr ins rollen kommt. 2040 wird es nicht mehr so hektisch auf den Kreuzungen zugehen wie heute. Das liegt daran, dass viele Kasseler auf das Fahrrad umgestiegen sind. Das Auto wird in aller Regel nur noch selten genutzt, denn das Fahrradfahren in Kassel ist mittlerweile viel attraktiver. Auf Premiumrouten hast du bei Ampelphasen immer Vorrang vor dem Autoverkehr und kannst Kreuzungen in einem Zug überqueren. Zwei Meter breite Fahrradspuren machen das Überqueren der Kreuzungen so einfach und sicher wie noch nie.

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Bike Expo I Netzplan

premiumrouten bis 2020

Eisenschmiede

Premiumrouten auf den

Rothenditmold

wichtigsten Strecken

Wesertor

bieten die Grundlage für weitere Maßnahmen

Kölnische Straße

und die Möglichkeit, Bahnhof Wilhelmshöhe

erweitert zu werden. Sie verbinden große

Wehlheiden

Wohngebiete, ArbeitsLeipziger Platz

plätze und Bildungsstandorte.

Auestadion

Holländische Straße

Harleshausen Eisenschmiede

premiumrouten bis 2040

Wolfsanger Rothenditmold

Aufgrund der verbes-

Wesertor

serten Verhältnisse im

Kölnische Straße

Straßenverkehr und der dadurch stark gestie-

Bahnhof Wilhelmshöhe

genen Zahl an FahrradWehlheiden

fahrern wurde das Netz erweitert. Die jeweiligen

Leipziger Platz

Premiumrouten führen

Auestadion Bettenhausen

Helleböhn

nun auch in Stadtteile, die weiter außerhalb liegen.

Zwehren

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Bike Expo I innenstadtring

fahrradfreundliche kreuzungen Beim Fahrradfahren durch die Stadt, stellen besonders große Straßenkreuzungen oft ein Hindernis dar, da sie viel Gefahrenpotenzial für Radfahrer bergen. Vor allem hat dies damit zu tun, dass sich der Radfahrer an diesen Verkehrsknotenpunkten gegen den stark dominierenden motorisierten Verkehr behaupten muss, welcher oft nach dem „Recht des Stärkeren“ agiert. Es fehlt häufig an Rücksichtnahme auf die schwächeren Verkehrsteilnehmer, aber auch an entsprechender Infrastruktur, die deren Position stärken könnte. Deshalb meiden viele Fahrradfahrer die großen innerstädtischen Verkehrsachsen und -kreuzungen und nehmen zu ihrer eigenen Sicherheit oftmals Umwege in Kauf. Für ein schnelles Vorankommen im Alltag sind jedoch auch für den Radfahrer die direkten Wege von großem Interesse und sollten, im Sinne einer sicheren und unkomplizierten Befahrbarkeit, auch deren Bedürfnissen gerecht werden.

für ein schnelles und sicheres vorankommen mit dem Fahrrad im alltag, ist eine umgestaltung der hauptverkehrsachsen und -knotenpunkte zu Gunsten der radfahrer notwendig.

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Auch bei der Befragung der Kasseler Fahrrad-Community zu ihren Alltags- und Lieblingsrouten wurde deutlich, dass der Innenstadtbereich auf vielen Strecken passiert oder zumindest tangiert wird. Nicht nur für den motorisierten Individualverkehr nimmt demnach der Innenstadtring eine wichtige Verteilerfunktion auf dem Weg zur Arbeit, in die Uni oder zum Einkaufen ein. Momentan finden sich hier jedoch nur vereinzelte Vorkehrungen für den Radverkehr, die kein flächendeckendes System erkennen lassen. So nehmen Radwege beispielsweise ein plötzliches Ende, während Fahrradampeln und andere infrastrukturelle Maßnahmen speziell für die Situation der Radfahrer Mangelware bleiben. Außerdem wurden von der Community viele Gefahrenstellen in diesem Bereich verortet. Aus diesem Grund war es das Anliegen der Projektgruppe, den Innenstadtbereich genauer zu analysieren und Vorschläge für eine fahrradfreundlichere Umgestaltung ausgewählter Abschnitte bzw. Kreuzungen


Bike Expo I innenstadtring

herauszuarbeiten und sie anschließend in der Community zur Diskussion zu stellen. In Anlehnung an den ebenfalls entwickelten Netzplan aus sogenannten Haupt- und Premiumrouten für den Radverkehr in Kassel, wählte das Team diese Vertiefungsbereiche im Streckenverlauf der Premiumroute West-Nord (P1). Von Westen her beginnend waren dies die Kreuzungen „Fünffensterstraße – Neue Fahrt“, „Mauerstraße – Kurt-Schumacher-Straße“, „Am Stern“ und „Holländischer Platz“. Während die ersten beiden genannten Kreuzungen sowie der Holländische Platz als überdenkenswert angesehen wurden, erachtete die Community die Neuplanung der Kreuzung „Am Stern“ zunächst mehrheitlich als überflüssig, da sie diesen Bereich mit dem Fahrrad größtenteils meidet. In Gesprächen und Anhand der gemachten Anmerkungen zu den Planungsvarianten wurde jedoch deutlich, dass auch hier großes Veränderungspotenzial besteht und eine fahrradfreundliche Umgestaltung möglich ist. Die anfängliche Zurückhaltung der Menschen bezüglich dieses Vorhabens lässt sich damit erklären, dass viele Fahrradfahrer sich gezwungenermaßen mit ihrer untergeordneten Rolle im Straßenverkehr arrangiert haben und der Umbau einer Kreuzung wie „Am Stern“ zu ihren Gunsten zunächst außerhalb ihrer Vorstellungskraft lag. Das Ausweichen auf weniger stark befahrene Nebenstrecken, wie in diesem Fall über die Mauerstraße bzw. Gießbergstraße, ist schon so stark in den Köpfen der Menschen verankert, dass ihnen der fahrradfreundliche Ausbau von Hauptstraßen möglicherweise utopisch erscheint. Diese Prägung war teilweise auch in der Diskussion um die präsentierten Planungsszenarien der anderen Kreuzungen spürbar.

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Bike Expo I innenstadtring

Die besucher der Bike Expo konnten mit klebepunkten zwischen verschiedenen planungsvarianten beispielhaft ausgewählter kreuzungen abstimmen und kommentare sowie anregungen dazu abgeben. Außerdem bestand die möglichkeit selbst ideen für die fahrradfreundliche umgestaltung einer Kreuzung zu entwickeln und zeichnerisch festzuhalten.

Dennoch wurde deutlich, dass die Radfahrer im Straßenverkehr und vor allem auch an Kreuzungssituationen zunehmend mehr Rechte einfordern. Abgesehen von einer erleichterten Überquerung durch einfache und übersichtliche Leitsysteme, wünschen sie sich vor allem Regelungen für eine erhöhte Sicherheit. Dazu zählen beispielsweise Vorrangregelungen oder angepasste Ampelschaltungen zu ihren Gunsten, sowie eigene, ausreichend breite Fahrspuren und ungestörte Sichtbeziehungen zum restlichen Verkehr. Aus diesem Grund war das sogenannte „Holländische Prinzip“ der Kreuzungsgestaltung die favorisierte Lösung der Community. Dort werden in den Ecken der Kreuzung kleine Verkehrsinseln zum Schutz der Radfahrer errichtet, welche für eine Trennung vom Autoverkehr und guten Blickkontakt zwischen den einzelnen Verkehrsteilnehmern sorgen. Daraus ergibt sich außerdem eine vorgelagerte Haltelinie für Radfahrer,

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Bike Expo I innenstadtring

sodass sie bei Grün mit einem kleinen Vorsprung die Kreuzung überqueren können. Mit einer entsprechenden Ampelschaltung kann bei diesem Prinzip das Konfliktpotenzial zwischen Radfahrern und motorisiertem Verkehr zusätzlich auf ein Minimum begrenzt werden. Unter diesem Gesichtspunkt fanden auch die sogenannten Radaufstellflächen im Kreuzungsbereich viele Befürworter. Hier können sich Radfahrer während der Rotphase vor den Autos einordnen und bei Grün ebenfalls mit einem Vorsprung die Kreuzung überqueren. Im Gegensatz zum „Holländischen Prinzip“ kann hier das Linksabbiegen außerdem direkt erfolgen. Problematisch wird bei Straßen mit mehr als zwei Spuren das Einordnen mit dem Rad angesehen, weshalb zusätzlich sogenannte Fahrradschleusen erforderlich sind. Von der Community wurde außerdem darauf hingewiesen, dass die Nutzung mit Lastenrädern oder Anhängern zu Schwierigkeiten führen kann. eine planungsvariante für den holländischen platz sieht die oberirdische Führung der Radwege nach dem sogenannten „holländischen Prinzip“ vor, welches den fahrkomfort und die sicherheit für Radfahrer erhöht.

Kartengrundlage © OpenStreetMap-Mitwirkende; Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 | Overlay: Eigene Darstellung

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Bike Expo I quartier

maßnahmen für komfortables Radfahren

es fehlt weniger an innvovativen lösungsvorschlägen für eine fahr-

Doch nicht nur ein erschlossenes Fahrradnetz und gut befahrbare Kreuzungen sind für den Radfahrer in Kassel wichtig und für die Zukunft bedeutend. Die fahrradfreundliche Stadt beginnt bereits direkt vor der Haustür. Dabei ist der Wohnort im Quartier zumeist Start- und Zielpunkt der täglich zurückgelegten Wege. Ob fehlende Abstellmöglichkeiten oder unsicher befahrbare Quartiersstraßen – diese Umstände halten einen Großteil der Menschen davon ab mit dem Rad zu fahren, obwohl sie es gern täten. Doch wie wird das Fahrrad fahren im Quartier komfortabler und durch welche Maßnahmen kann man die Kasseler Bürger dazu anregen wieder mehr Rad zu fahren? Diese Frage haben wir der Nextkassel Community gestellt und bemerkt, dass es weniger an innovativen Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs fehlt. Vielmehr sind es die bereits bekannten und allgegenwärtigen Lösungen, die ausgebaut und stadtweit gestreut werden müssen.

radfreundliche stadt. uns bereits bekannte und auch in kassel allgegenwertige lösungen müssen ausgebaut und über die gesamte stadt verteilt werden.

Auf der Bike Expo konnten die Teilnehmer dann gezielt für ihre favorisierten Abstellmöglichkeiten und die Gestaltung des Straßenraumes abstimmen sowie die gewünschten Maßnahmen in einer Stadtkarte verorten. Zudem konnten die Beteiligten hier zwischen Sofortmaßnahmen (sehr wichtige Maßnahme, die sofort ausgeführt werden sollte) und wichtigen Maßnahmen (wichtige Maßnahme, deren Realisierung nicht sofort passieren muss) unterscheiden und damit ihrer favorisierten Maßnahme eine besondere Gewichtung geben. Zusätzlich haben die Teilnehmer einen Fragebogen zu ihren gevoteten Lösungsvorschlägen für ein fahrradfreundlicheres Quartier ausgefüllt, in dem für uns vor allem wichtig war, zu sehen ob man von der Wohnsituation auf besonders wichtige Maßnahmen im Quartier schließen kann.

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Bike Expo I quartier

Dabei stellte sich heraus, dass vor allem die nachfolgenden Punkte für die Radfahrer in Kassel von Bedeutung sind. 1. Sicheres und schnelles Fortbewegen Die Mehrheit der Befragten wünscht sich sichere Radstrecken im Verkehr und tendiert mit Abstand zur Einrichtung von farbigen Radstreifen gefolgt von Fahrradstraßen. Dabei zieht sich die Forderung nach farbig eingefärbten Radwegen im Straßenraum durch alle städtischen Quartierstypen und lässt somit auf den verbreiteten Wunsch, vor allem aus den innenstadtferneren Stadtteilen rasch und sicher ins Zentrum zu kommen, schließen. In der Stadtkarte verortet sind farbige Radstreifen an der Mauerstraße, entlang der Holländischen Straße und Leipziger Straße (Richtung Leipziger Platz) sowie an der Frankfurter Straße / Ludwig-Mond-Straße gewünscht. Insbesondere in Reihen-, Ein- und Mehrfamilienhausgebieten, aber auch vermehrt in von Blockrandbebauung geprägten Quartieren wünscht man sich die Einrichtung von Fahrradstraßen. Vor allem das Königstor und die Neue Fahrt sollen in Zukunft als Fahrradstraße ausgewiesen werden. In den Wohnstraßen sollen zusätzlich mehr 30er Zonen eingerichtet werden, die zur allgemeinen Verkehrsberuhigung im Quartier beitragen sollen. Dabei wird die Verkehrsberuhigung durch bauliche Maßnahmen wie Bremsschwellen nicht als optimale Lösung gesehen. Zudem ist eine bessere Anbindung vom Wohnquartier an Hauptstraßen gewünscht, die durch direkte Verbindungen ein entsprechend bequemes und zeitsparendes Erreichen des Zielortes mit sich bringen würde. Als weitere Maßnahme zum schnellen Vorrankommen werden kürzere Ampelphasen gewünscht. Dabei soll diese Maßnahme an den Kreuzungen Holländischer Platz, Weserstraße – Kurt-Wolters-Straße und Kreisverkehr Leipziger Straße zukünftig umgesetzt werden.

Stimmen Stimmen Stimmen Stimmen 1 Farbiger Radstreifen 172 Stimmen 1 Farbiger Farbiger 1 Farbiger Radstreifen Radstreifen 172 172 Fahrradstraße 114 1 2 Radstreifen 172 Farbiger Radstreifen 172 2 Fahrradstraße Fahrradstraße 2 Fahrradstraße 114 3 Kürzere Ampelphasen 61 114 2 1 114 2 Fahrradstraße 114 3 Kürzere 3 Kürzere Ampelphasen Ampelphasen 61 61 4 Fahrradbügel 37 3 Kürzere Ampelphasen 61 3 Kürzere Ampelphasen 61 37 4 Fahrradbügel 4 Fahrradbügel 37 5 Fahrradparkhaus 4 Fahrradbügel 3735 Fahrradbügel 5 Fahrradparkhaus Fahrradparkhaus 5 Fahrradparkhaus 35 35 6 PKW Stellplatz fürs Rad 34 5 4 3537 5 PKW Fahrradparkhaus 35 34 6 PKW 6 Stellplatz PKW Stellplatz Stellplatz fürs fürs Rad Rad 3434 Fahrradbox 6 7 fürs Rad 6 Fahrradbox PKW Stellplatz fürs Rad 7 Fahrradbox 7 Fahrradbox 34 34 Fahrradlift 7 8 3431 7 Fahrradbox 34 Fahrradlift 8 Fahrradlift 9 Fahrradlift Wandanlehnbügel 25 31 8 8 3131 8 Fahrradlift 31 25 9 Wandanlehnbügel 9 Wandanlehnbügel 25 10 Bike+Ride Anlage 9 Wandanlehnbügel 2521 9 Bike+Ride Wandanlehnbügel 25 10 10 Bike+Ride Bike+Ride Anlage Anlage Luftpumpenstation 19 21 1011 Anlage 2121 10 Bike+Ride Anlage 21 11 11 Luftpumpenstation Luftpumpenstation Bremsschwelle für PKW 15 19 1112Luftpumpenstation 1919 11 Luftpumpenstation 12 12 Bremsschwelle Bremsschwelle für PKW für PKW 15 13 Anbindung Hauptstraßen 12 Bremsschwelle für PKW 1519 15 Bremsschwelle für PKW 14 Königsstraße vormittags 13Anbindung 13 Anbindung Anbindung Hauptstraßen Hauptstraßen 1312 Hauptstraßen 1515 15 13 Anbindung Hauptstraßen 15 14 wieder freigeben 14 14 Königsstraße Königsstraße vormittags vormittags 14 Königsstraße vormittags 14 Königsstraße vormittags wieder wieder freigeben freigeben 15wieder Fahrradhaus 12 14 1414 freigeben 14 wieder freigeben 15 Fahrradhaus Fahrradhaus 12 12 15 16 Fahrradkäfig 1211 15 Fahrradhaus Fahrradhaus 12 11 16Fahrradkäfig 16 Fahrradkäfig Fahrradkäfig 17 Straßenbelag verbessern 1615 1111 16 Fahrradkäfig 17 17 Straßenbelag Straßenbelag verbessern verbessern Gepäcksafeverbessern 8 11 1718Straßenbelag 1111 17 Straßenbelag verbessern 11 18 18 Gepäcksafe Gepäcksafe 19 Winterdienst für Radwege 18 Gepäcksafe 8 8 8 Gepäcksafe 20 innerstädtisch generell 19Winterdienst 19 Winterdienst Winterdienst Radwege für Radwege 8 8 8 1918 fürfür Radwege 19innerstädtisch Winterdienst für Radwege 8 5 30erinnerstädtisch Zone generell 20 innerstädtisch generell generell 2020 20 innerstädtisch 30er 5 5 30er ZoneZone generell Fahrradkeller 2130er 5 4 Zone 5 4 30erFahrradkeller Zone 21Fahrradkeller 21 Fahrradkeller 4 Reifenflickautomat 4 2 2122 Fahrradkeller 21Reifenflickautomat Radbrücke über die 22 22 Reifenflickautomat Reifenflickautomat 2 2 2223 2 4 2 22Radbrücke Reifenflickautomat 2 Fulda nach Nistetal 23 Radbrücke Radbrücke über über die die 2323 über die 2 2 2 23Fulda Radbrücke über die Fulda nach Nistetal Fulda nach Nistetal nach Nistetal 2 Fulda nach Nistetal

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Bike Expo I quartier

2. sicheres Abstellen des Fahrrads im öffentlichen Raum Das sichere Abstellen ist eine Grundvoraussetzung für jeden Radfahrer, der sein Fahrrad täglich nutzt. Zusätzlich trägt die Gewissheit, sein Rad überall dort gesichert abstellen zu können, wo man sich gerade aufhält, dazu bei, dass Fahrrad als Fortbewegungsmittel öfter zu benutzten und steigert somit gleichzeitig die Freude am Fahrradfahren. Hier vertraut die Mehrheit der Befragten bewährten Lösungen, wenn es darum geht, wie man sein Fahrrad sicher abstellen möchte. Vor allem ist der klassische Fahrradbügel auf dem Gehweg und vor bzw. an Hauseingängen gewünscht, der ein sicheres abschließen von Rad und Rahmen ermöglicht und dabei die Felgen nicht beschädigt. Dabei sind innovative Lösungsvorschläge wie das Umfunktionieren eines Parkplatzes für PKWs zu einem Fahrradstellplatz den Befragten weniger wichtig, obwohl diese Möglichkeit des Abstellens dem Fahrrad mehr Raum geben würde ohne Fußgänger auf dem Gehweg zu behindern. Für das sichere Abstellen auf privatem Grund ist für die Teilnehmer der Fahrradkeller die unattraktivste Lösung. Bequem erreichbare und sichere Lösungen wie Fahrradkäfige, Fahrradboxen oder ein Fahrradhaus wurden als die besseren Alternativen abgestimmt. Hauptsächlich fehlen den Befragten Bike & Ride Anlagen oder Fahrradparkhäuser am Hauptbahnhof und am Bahnhof Wilhelmshöhe. Zusätzlich sind öffentliche Abstellmöglichkeiten an und in der näheren Umgebung der Universität gefordert. Nur vereinzelt fehlt es den Teilnehmenden an Fahrradstellplätzen nahe öffentlicher Einrichtungen oder Arbeitsstellen außerhalb der Innenstadt. 3. Königsstraße wieder mit dem Rad befahrbar und zusätzliche Vorschläge für eine fahrradfreundliche Stadt Kassel Unter den viel diskutierten Maßnahmenvorschlägen zählt auch die Idee die Königsstraße für das Fahrradfahren wieder zu öffnen. Vorzugsweise

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Bike Expo I quartier

soll diese vormittags mit dem Rad befahrbar sein, sodass viele Kasseler Anwohner wieder komfortabel und Umwege frei zu ihrem Zielort - zumeist ihrer Arbeitsstelle – gelangen.

eine vielzahl der befragten bürger teilt den vorschlag

Zudem sind u.a. Ausbesserungen von Belägen, Winterdienst für Radwege und der Bau einer Fulda-Radbrücke als zusätzliche Maßnahmen angemerkt wurden.

der community, die königsstraße für das fahrrad fahren wieder zu öffenen.

4. Exkurs – die fahrradfreundliche Universität Die Uni als oft mit dem Fahrrad angefahrener Zielort zahlreicher Studenten und Mitarbeiter, galt vor allem in der Rundgangswoche des FB06 unser Augenmerk. Dabei war den Teilnehmern das sichere und gefahrlose Erreichen der Universität am wichtigsten. Danach folgte eine schnelle Anbindung an alle Stadtteile und zuletzt waren den Befragten verschiedene Maßnahmen zur sicheren und komfortablen Unterbringung von Fahrrädern, wie ausreichend Abstellbügel, ein Fahrradparkhaus, Fahrradboxen oder überdachte Abstellanlagen wichtig. Duschen, Umkleiden und eine Servicestation an der Universität sind nicht gewünscht. Gründe dafür nicht mit dem Fahrrad zur Uni zu fahren sind zu viele Berge, schlechtes Wetter und ein fehlendes Fahrrad. Eine gute Ausschilderung, steigungsärmere Routen und eine Sicherung des Konrad-Angebots sind für die fahrradfreundliche Universität in Zukunft von Bedeutung.

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Bike Expo I quartier

Welche maßnahme hat dein quartier nötig?

alle daten werden vertraulich behandelt und ausschließlich als anonymisisertes

Wirf einen Blick auf das Plakat rechts und markiere auch hier die Maßnahmen, die dein Quartier fahrradfreundlicher machen.

gruppen - ergebnis veröffentlicht.

O für Sofortmaßnahme (1x)

ICH BIN... weiblich

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wo wohnst du? im Stadtteil...

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in der Straße...

welcher gebäudetyp prägt dein quartier? 3

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1 Einfamilienwohnhaus

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2 Mehrfamilienwohnhaus 3 Wohnblock

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4 Hochhaus 5 Blockrandbebauung 6 Zeilenbebauung

7 6

7 Reihenhausbebauung

wie lange fährst du mit dem rad in die innenstadt ?

ich schätze...

(bitte wenden)

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X für wichtige Maßnahme (3x) 1 Fahrradbügel 2 PKW Stellplatz für‘s Rad 3 Fahrradkeller 4 Bike + Ride Anlage 5 Fahrradkäfig 6 Wandanlehnbügel 7 Fahrradbox 8 Fahrradhaus 9 Fahrradparkhaus 10 Fahrradstraße 11 Luftpumpstation 12 Bremsschwelle für PKW 13 Anbindung Hauptstraßen 14 kürzere Ampelphasen 15 farbiger Radstreifen 16 Gepäcksafe 17 Fahrradlift 18 Reifenflickautomat

deine gewünschte maßnahme ist nicht dabei? Notiere hier deine Idee...


Bike Expo I quartier

farbiger Radstreifen Fahrradstraße Fahrrad(park)haus / Bike & Ride kürzere Ampelphasen Fahrradbügel / Fahrradbox

Verortung der top 5 gevoteten maßnahmen Kartengrundlage © OpenStreetMap-Mitwirkende; Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 | Overlay: Eigene Darstellung

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expertengespr채che ............................................................................



expertengespräche

Es gab insgesamt drei Expertengespräche zu verschiedenen Zeitpunkten des Arbeitsprozesses. Der erste Expertencheck fand am 18. Dezember 2014 nach der Auswertung des Fahrradtreffs statt. Dafür wurden Theresa Maiwald, Annette Spielmeyer und Simone Fedderke von der Stadt Kassel zu Nextkassel in den Projektraum eingeladen. Neben den Ergebnissen des Fahrradtreffs ging es darum, einen Abgleich und Schnittpunkte zwischen dem von der Stadt Kassel erarbeiten Verkehrsentwicklungskonzept (VEP) und dem Masterplan von Nextkassel zu besprechen. Das Feddback zum Fahrradtreff sowie der allgemeinen Vorgehensweise war positiv. Die Vertreterinnen der Stadt waren besonders von der Einbindung der Bürger angetan, da dieses im Rahmen des VEPs insbesondere für einzelne Verkehrsteilnehmer in dem Ausmaß nicht möglich gewesen sei. Zum weiteren Vorgehen haben sie empfohlen, bestimmte Orte beispielhaft zu überplanen. Dabei bot sich die Möglichkeit, die zusammengefassten Methoden aus dem Best-Practice anzuwenden. Es sei sinnvoll Teilbereiche der Stadt zu analysieren und für diese alternative Varianten zu entwickeln. Als Idee wurde genannt, dass man bestimmte Tools, aus der Best-Practice Sammlung auf verschiedene Situationen anwenden könne. Dies half uns den weiteren Arbeitsprozess zu konkretisieren und die Empfehlungen der Stadt auf die drei unterschiedlichen Maßstäbe anzuwenden. Daraus ergab sich, dass sich eine Gruppe, die sich mit dem gesamtstädtischen Netz beschäftigte, um die aus dem Fahrradtreff hervorgegangenen Routen zu bündeln. Eine andere Gruppe setzte sich mit dem stark frequentierten Innenstadtring auseinander mit besonderem Blick auf die Gefahrenstellen an Kreuzungsbereichen. Des weiteren ergab sich eine Gruppe, die sich mit Maßnahmen auf Quartiersebene beschäftigte. Im Rahmen der Bike-Expo am 09. Februar 2015 hat Nextkassel an ei-

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expertengespräche

nem Messestand die Ergebnisse der drei Arbeitsgruppen (Netzplan, Kreuzungen, Quartier) ausgestellt und durch die Besucher zu den unterschiedlichen Möglichkeiten abstimmen lassen. Die drei Stationen mit den erarbeiteten Szenarien und Varianten wurden mit den anwesenden Fachleuten vom ADFC und dem Radforum Kassel durchgesprochen. Auch hier war das Interesse und Feedback positiv. Die Projektgruppe erhielt zudem Anregungen und Tipps sowie Verbesserungsvorschläge. Über Änderungen und Machbarkeit der ausgestellten Inhalte wurde angeregt diskutiert. Zum Netzplan haben die Experten gesagt, das der zeitliche Horizont etwas zu knapp gewählt wurde, da Straßenverordnungen umgewidmet werden müssten und es einen breiten Zuspruch in der Bevölkerung geben müsste. Die Experten haben alternative Routen aufge-

Nextkassel im gespräch mit einem vertreter des adfc auf der bike expo. hier wurde sich über das erarbeitete routennetz für kassel ausgetauscht.

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expertengespräche

zeigt, welche momentan eher spärlich genutzt würden. Ebenfalls gaben sie konkrete Alternativen zu ausgewählten Routenabschnitten an. Die Kreuzungsvarianten wurden ebenfalls bewertet. Dazu wurde angemerkt, dass vorallem Aufstellflächen in der Realität schwierig umzusetzen sind. Dies liege daran, dass bei fließendem Verkehr Schleusen notwendig seien um den Radfahrer sicher durch die Kreuzungssituation zu geleiten. Die Holländische Lösung wurde von den Experten favorisiert, da es hierbei eine klare Trennung der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer gibt, welche die Konflikte insbesondere zwischen motorisiertem Individualverkehr und Radfahrer minimiert. Als problematisch wurde die Querung der Tramschienen angesehen, da dies ein gewisses Unfallrisiko beherbergt. An der Quartiersstation spiegelte das Votum zu den Maßnahmen der Experten, das der Besucher wieder.Bei einem dritten und finalen Expertengespräch in kleiner Runde bei der Stadt Kassel mit der Radfahrbeauftragten Frau Grimm und Frau Maiwald konnte das Team seine Ergebnisse des gesamten Semesters präsentieren und nochmals ein Meinungsbild einfangen. Zum Netzplan wurde erneut die Schwierigkeit der zeitlichen Umsetzung genannt. Eine Planung, Finanzierung und Umsetzung sei in dem Ausmaß in 5 Jahren nicht möglich. Die aus England stammenden Schilder, welche ähnlich der Informationstafel des ÖPNVs funktionieren, wurden positiv aufgenommen. Dazu wurde gesagt, dass es vergleichbare Karten in Aachen an Orten gibt, wo mehrere Radwege aufeinander treffen. Die Experten sehen ebenfalls eine Problematik mit der momentanen Verfügbarkeit von Stellplätzen für Fahrräder. Die Stadt Kassel bevorzugt dabei, so wie in der Abstimmung der Quartiersgruppe, Fahrradbügel. Sie sehen allerdings auch Handlungsbedarf für private Fahrrad-Stellplätze. Zudem wurden nochmals Vor- und Nachteile einzelner Varianten der fahrradfreundlichen Kreuzungen diskutiert. Als übereinstimmender Aspekt wurde die Problematik für sicheres Linksabbiegen ausgemacht, da häufig eine Querung der Kreuzung in zwei Phasen nötig ist.

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Arbeits- und forschungsbedarf ............................................................................



arbeits- und forschungsbedarf

Das Ergebnis dieses Projektes ist ein Arbeitsstand, eine erste Idee von Planung, auf der aufgebaut werden kann und muss. Das Ziel der Projektgruppe war anfangs grob formuliert als Masterplan für den Fahrradverkehr in Kassel zu sehen. Im Folgenden wird kurz dargestellt, wie sich die Projektgruppe, die weitere Arbeit vorstellt und welche möglichen Endergebnisse sich im Laufe der bisherigen Arbeit aufgezeigt haben. Die Studierenden definieren die Arbeitsschritte mit Arbeits-, Konzeptions- und Forschungsbedarf so, wie die Projektgruppe sie empfehlen würde. Aushandlung mit der Stadt - Arbeitsbedarf So weit der bisherige Arbeitsstand gediehen ist, so unbeachtet verschwindet er im Grauen Raum, wenn die Stadt Kassel ihn nicht nutzen kann oder will. Deshalb muss der nächste Schritt sein, darüber zu sprechen, welche Form und welche Inhalte des bisherigen und perspektivischen Ergebnisses die Stadtverwaltung für Ihre Weiterarbeit nutzen würde. Das Ergebnis können z.B. ein neues Ziel und neue Maßnahmen in der Fortschreibung des VEP sein - was nur möglich ist, wenn Politik und Verwaltung hinter diesem Ziel stehen. politische Überzeugungsarbeit - Forschungs- und Arbeitsbedarf Steckt man mit der Stadt die Möglichkeiten ab, werden bald rechtliche und politische Hindernisse auftauchen, da die bisher angedachten Maßnahmen häufig eher visionär sind. Es muss deshalb eine wissenschaftlich und gesellschaftspolitisch überzeugende Argumentation erarbeitet werden, um möglichst viele der Ziele dennoch verfolgen zu können: Szenarien für ein Kassel mit hohem Fahrradanteil, experimentelle Maßnahmen an einzelnen Orten und andere Methoden für ein Umdenken hin zu weniger Vorrang für den MIV.

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arbeits- und forschungsbedarf

gewählte Maßnahmen auf die Stadt übertragen - Arbeitsbedarf Sind die Ziele gesteckt, muss der Masterplan entsprechend ausgearbeitet werden, d.h. gewählte Methodenpakete formuliert und - exemplarisch oder ganzheitlich - auf die Kasseler Situation angewandt werden. Um für bestimmte Maßnahmenpakete besser argumentieren zu können, stellen wir uns ein Baukastensystem vor, das auf spezifische Situationen anpassbar ist, aber seine Rechtfertigung auf allgemeine Bausteine stützen kann. Jeder dieser Bausteine ist ein Maßnahmenpaket, das auf eine bestimmte Konfiguration von Ziel, Ausgangssituation, Budget, politischem Willen und anderen Variablen passt; zusammen bilden sie ein flexibles Lösungssystem. Planungs-Abschlussveranstaltung - Konzeptions- und Arbeitsbedarf Die Phasen, in denen der Bürger konsultiert wurde, gefragt, wie wir für sie planen sollen, haben die Basis geschaffen, einen Baukasten zu erstellen. Es wäre die einfachere Variante, den Plan fertig zu stellen und einer weiteren Konsultation der Community zu unterziehen, doch wir haben die Möglichkeit, viel mehr zu leisten. Mit den erstellten Materialien soll im besten Fall eine hochwertige Abschlussveranstaltung geplant werden, in der die Community mit dem zur Verfügung gestellten Material unter Anleitung von Nextkassel einen eigenen Masterplan erstellen können. Kern der Projektarbeit wäre damit die Erstellung eines komplexen, aber einfach zugänglichen kooperativen Planungsinstrumentes auf Basis der Arbeit und Erfahrungen des Nextkassel-Projektes “Co-kreativer Städtebau”.

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ausblick ............................................................................ 77



ausblick

Das Besondere an den Nextkassel-Projekten ist der sichtbare Einfluss, den sie auf das Stadtgeschehen haben. Sei es durch die Präsenz im Stadtraum durch diverse Aktionen, Mitteilungen der Presse oder das Interesse der Politik an der frischen Herangehensweise, die Nextkassel ausmacht. Das wichtigste ist jedoch, dass sich die Leute und vor allem auch die Politik für den Nextkassel Arbeitsprozess interessiert und Teile der Arbeit in ihre Planungen mit einfließen lässt. Denn die Inhalte die nach jedem Projekt bereitstehen, sollen Impulse in der Stadtentwicklung setzen und die realen Bedürfnisse der Bürger mit einfließen lassen. Nextkassel: Masterplan Fahrrad hat den Grundstein gelegt, um den Fahrradverkehr in Kassel nachhaltig zu verbessern und zwar im Sinne der Bürger. An diesen Inhalten gilt es nun gemeinsam mit der Nextkassel-Community weiter zu arbeiten. Dabei befindet sich Nextkassel nun an einem Punkt, an dem es in mehrere Richtungen gehen kann. Weitergabe der Inhalte an die Stadt Kassel Zum einen besteht die Möglichkeit darin, die vorliegenden Inhalte und Aussagen an die Stadtverwaltung weiterzuleiten. In den Verkehrsentwicklungsplan können diese jedoch nicht mehr einfließen, da dieser zwar noch nicht veröffentlicht aber bereits beschlossen ist. Um das Fundament eines solchen Planwerks zu erstellen, sind die Inhalte, welche das Projekt in diesem Semester erarbeitet hat, prädestiniert. Trotzdem kann die Stadt die Inhalte bei der konkreten Planung und Realisierung weiterer Fahrradmaßnahmen in Betracht ziehen und sie durch diese Beeinflussen lassen. Folgeprojekt zu Nextkassel: Masterplan Fahrrad Weiter ist es denkbar, dass sich im kommenden Sommersemester ein Folgeprojekt zusammenfindet, um an den bereits vorhandenen und vielver-

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ausblick

sprechenden Ansätzen weiter zu arbeiten. Um ein fertiges Planwerk im Sinne eines Masterplans oder eines Leitfadens für den Fahrradverkehr vorlegen zu können, bedarf es nämlich noch einigen Arbeitsschritten. Ein wünschenswertes Ziel ist es, dass ein solches Projekt in Zukunft noch enger mit der Stadt in Kontakt tritt, um die Aufmerksamkeit und den Austausch so hoch wie möglich zu halten. Fortführung durch „Nextkassel e.V.“ Desweiteren kann die inhaltliche Arbeit auch durch den „Nextkassel e.V.“ fortgeführt werden, der gerade in seiner Gründungsphase schwebt. Innerhalb dieses Vereins kann sich eine Task Force gründen, die sich dieser Aufgabe annimmt und somit den Prozess weiterführen und die Inhalte weiter im Stadtgespräch verankern kann. Das wichtigste ist jedoch, dass die Arbeit überhaupt weitergeführt wird, denn die große Teilnahmebereitschaft und die regelmäßigen Debatten zeigen, dass etwas für den Fahrradverkehr in Kassel getan werden muss, um ein zukunftsfähiges Verkehrswegenetz in der Stadt etablieren zu können.

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danksagung

www.nextkassel.de/fahrrad Unser Dank gilt allen Ideengebern, interessierten Kasseler Radfahrern die ihre Meinungen und Vorschl채ge auf unseren Veranstaltungen eingebracht haben sowie unseren Kooperationspartnern und Sponsoren.


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