GARTEN+LANDSCHAFT

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ORT UND MACHT: WER BESTIMMT ÜBER DEN FREIRAUM?

bot, das vor allem in der Gruppe Spaß macht. Im gleichen Rhythmus oder gar im Gegentakt zu hüpfen und zu springen, erzeugt gute Laune. Die Hüpfblume hat ein festes Zentrum, an dem die beweglichen Blütenblätter mit einem Scharnier befestigt sind und auf einer Feder auf

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E D I T ORIAL

Spricht man von einer Metamorphose, meint man eine Verwandlung, die augenfällig geworden ist. Was hier Gestalt annimmt, sind schlicht: Antworten. Die Antworten, die ein Wesen auf ein sich seinerseits wandelndes Biotop findet. Das Resultat einer Metamorphose medialer Natur liegt gerade vor Ihnen: die neue Garten + Landschaft. 1890 erscheint „Die Gartenkunst“ zum ersten Mal, 1948 kommt sie als „Garten und Landschaft“ neu heraus. Seit der Titel 1956 in den Callwey Verlag wechselte, zeigt er exzellente Garten- und Landschaftsarchitektur. Und wirft immer auch ein analytisches, kritisches Auge auf sie. Sein Gesicht hat die Zeitschrift über die Jahre verändert. Auch jetzt. Wir haben diskutiert und hinterfragt, was wir tun und wo wir hin wollen. Genauer: Wo Sie hin wollen. Wie sieht ihre Arbeits- und Lebensrealität aus? Was kann das Magazin beitragen, diese Realitäten zu spiegeln, ihnen aber auch klug neue Facetten hinzuzufügen? Wichtiger Wegweiser war eine zweistufige Studie unseres Verlages, die einen Round Table mit Landschafts­architekten und eine Umfrage unter 200 Vertretern der Profession einschloss. Drei Begriffe bilden das Destillat und unser Versprechen an Sie: Impuls, Orientierung, Beratung. An diesem Dreiklang muss sich ab jetzt jede Ausgabe messen lassen. Von Ihnen.

Das Schul- und Leistungszentrum Berlin ist ein Beispiel gelungener interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Landschaftsarchitekten und Architekten. Ein Farbcode schlägt die Brücke zwischen innen und außen.

Die Landschaftsarchitektur wird sich neu erfinden, meint Tobias Baldauf. Seinen Kommentar lesen Sie auf Seite 44.

In unserem Titelthema geht es übrigens auch um eine Wandlung: die der Landschaftsarchitektur hin zu einer Disziplin, die mit anderen raumbildenden Professionen auf Augenhöhe agiert. Die Idee ist keine neue, die Phantasie, über die Stadt fliegend die Übergänge von grüner Landschaft und grauer Architektur verschwimmen zu sehen, fasziniert schon lange. De facto hat sich erst in den vergangenen Jahren ein Paradigmenwechsel hin zu einer BAUKULTUR FÜR LEBENSWERTE FREIRÄUME abgezeichnet. Landschafts­architekten sind keine Dekorateure oder bloß zuständig fürs grüne Drumrum. Wer das noch ernsthaft behauptet, hat wenig verstanden. Freiräume stehen unter Druck. Der Landschaftsarchitekt ist ihr Anwalt, er moderiert räumliche Szenarien und fordert Komplexität im Planungsprozess ein. Auch und besonders gegenüber der Architektur. Seine Expertise für „NUR BEDINGT STEUERBARE ENTWICKLUNGEN“ kann Hochbauprojekten eine unerwartete Wendung geben. Wenn sie wirken kann. Das ist auch davon abhängig, wie viel Macht sie an einem Ort entfaltet. Die gute Nachricht ist: Freiraum und Raum werden heute schon in vielen Projekten als geteiltes Mandat gelebt. Die schlechte: Architektur hat oft noch immer einen kaum zu stillenden Dominanzanspruch. Form vor Freiraum. Es braucht starke Stimmen, die für Gleichberechtigung laut werden. Ein Anfang ist zwar gemacht. Aber es geht noch mehr.

Drei Professionen, eine Frage: Wie geht Zusammenarbeit? Die Ergebnisse unseres aktuellen Round Tables finden Sie ab Seite 18.

TANJA BRAEMER Foto: Gereon Holtschneider

CHEFREDAKTEURIN

3 GARTEN+ L ANDSCHAFT


12

40

Freiraum als geteiltes Mandat: Wie

Duett der Professionen:

interdisziplinäre Teams

Cordelia Polinna und

Landschaft denken

Thomas Hauck im Porträt über Inspiration und Intervention

24 hat das Schul- und Leistungszen-

30

trum Berlin im Team mit

Landschaft, ein

Architekten neu gestaltet

natürlicher

Gold ist Programm: Club L94

Taktgeber: das Fort Vechten von West 8

58 Ausruhen auf dem Berta-Kröger-Platz in Hamburg

4 GARTEN+ L ANDSCHAFT

Foto: xxxxx

Wellenlandschaft zum


INHALT

AREN A

06 10

SNAPSHOTS MOMENTAUFNAHME Urbane Veteranen

TIT EL Ort und Macht: Wer bestimmt über den Freiraum? 12

F REIRAUM ALS GETEILTES MANDAT Interdisziplinäre Zusammenarbeit: ein Status Quo

18

WICHTIG IST DAS GEMEINSAME MINDSET“ „ Round Table: Drei Professionen über die Balance zwischen Freiraum und Architektur

24

OLDENE BRÜCKEN BAUEN G Schul- und Leistungszentrum Berlin / Club L94

30

SANFTE KONTUR Fort bei Vechten / West 8

36 Q UADRATUR

DES KREISES Moderne Galerie Saarbrücken / BBZ

40

D IE STADTSTRATEGEN Polinna+Hauck öffnen ihre Bürotüren

44

IMMICK, KITT ODER GENERATOR? G Landschaft als Motor: Tobias Baldauf kommentiert

S TU D IO 46 FRAGE

Nachwuchsprobleme: Wo sind die Guten? 50

PRAXIS „Stein für Stein ein Stück Erdgeschichte“: Ingrid Schegk über NatursteinTrends

52 LÖSUNGEN

Innovationen + Editor’s Pick 58 REFERENZ

Gezeitenspiel in 3-D: der Berta-Kröger-Platz in Hamburg

RUBRIKEN

Foto: xxxxx

57 Impressum 64 DGGL 66 Sichtachse 66 Vorschau

5 GARTEN+ L ANDSCHAFT


SN A PS H O T S

ENTWURF UND WIRKLICHKEIT „… da kannst du zum Feierabend hin, da ist’s wunderbar, man hat noch die letzten Sonnenstrahlen, man kann da sehr bequem sitzen, (…) und auch wenn man allein ist, ist es halt durchaus ein lebendiges, angenehmes Gefühl.“ Wenn ein Landschaftsarchitekt solche Sätze hört, weiß er: Alles richtig gemacht, die Atmosphäre stimmt, die Entwurfsidee ging auf. In diesem Fall galt das Lob der Tribüne im Park am Gleisdreieck in Berlin, entworfen vom Atelier Loidl. Was so selbstverständlich daherkommt – ein Ort, an dem sich Menschen gerne aufhalten – ist die hohe Kunst der Landschaftsarchitektur. Ging es in den 1990ern noch darum, sich von der funktionalen Landschaftsarchitektur der 1970er und 1980er zu emanzipieren und die Gestaltung in den Mittelpunkt zur rücken, fokussiert sich die Diskussion nun (wieder) auf die sozialen Aspekte: der öffentliche Raum als Ort, der die heterogene Stadtgesellschaft zusammenhält, als Treffpunkt für alle. Das bedeutet, die Menschen mit all ihren Wünschen und Bedürfnissen beim Entwerfen ohne Wenn und Aber in den Mittelpunkt zu stellen. Das kann unbequem sein, ohne Zweifel. Besonders, 6 GARTEN+ L ANDSCHAFT

wenn die Laien-Wünsche den Entwurfsideen zu widersprechen scheinen. Und doch ist es die entscheidende Herausforderung für den, der Freiräume entwirft und plant. Wie man ihr begegnen kann, steht im Buch „Parks entwerfen – Berlins Park am Gleisdreieck oder die Kunst, lebendige Orte zu schaffen“ im Fokus. Die Autoren Leonard Grosch und Constanze A. Petrow rücken die soziale Verantwortung der Landschaftsarchitektur in den Mittelpunkt. Es geht ihnen um „die soziale Leistungsfähigkeit von Freiräumen.” Das bedeutet auch „… in Freiräumen nicht nur die deutsche Mittelschicht willkommen zu heißen.“ Wahrlich kein Selbstläufer, denn Vertreter dieser Schicht sind natürlich auch vorne dabei, wenn es um Bürgerbeteiligung geht. Das Beispiel Gleisdreieck zeigt, wie es zu schaffen ist, vielen Ansprüchen an einen Park gerecht zu werden: Essenziell sind ein Gerüst, das stark genug ist, sich ändernde Inhalte auszuhalten, und Möglichkeitsräume zu schaffen, die viele Gründe zum Aufenthalt bieten. Leonard Grosch gibt im Buch Einblick in die Strategien, denen er beim Entwerfen des Gleisdreieck-Parks gefolgt ist. Constanze A. Petrow leitet daraus allgemeingültige Prinzipien ab. Es geht um nichts Geringeres als gute Landschaftsarchitektur, die sich eben nicht nur an Ästhetik messen lassen muss, sondern immer auch an ihrer Nutzung: daran, ob ein lebendiger Ort entstanden ist.

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AUTOR Gesa LoschwitzHimmel ist Landschaftsarchitektin und freiberufliche Autorin. Sie arbeitete viele Jahre als Redakteurin für Garten + Landschaft und Topos.

Das Berliner Gleisdreieck hat sich von einem unwirtlichen Ort in einen lebendigen Park verwandelt. Im Buch „Parks entwerfen“ leiten Leonard Grosch und Constanze A. Petrow aus dem Projekt Prinzipien

Eine ausführliche Rezension des Buchs finden

für die Parkgestaltung

Sie unter garten-landschaft.de/gleisdreieckbuch

ab.

Foto: Julien Lanoo / Visualisierungen: Korzó Stúdió – True Vision

GE S A LOSC H W I TZ - H I M ME L ÜB E R ...


ARENA SNAPSHOTS

A NDR E A S B UNK ÜB E R ...

BUDAPEST Seit einigen Jahren arbeitet die Stadt konsequent an ihren Freiräumen. Aufwertung ist das Ziel – in der dichten inneren Stadt soll sich die Lebensqualität verbessern und der Städtetourismus gefördert werden. Im Zentrum dieser Maßnahmen steht die Entwicklung beider Donauufer: Der Autoverkehr soll zurückgedrängt werden zugunsten von Fußgängern, Radfahrern, Schiffen und Straßenbahn. Im künftigen „Rak-Park“, zu Deutsch Kaipark, erleichtern eine Uferpromenade und vorgelagerte Pontons den Zugang zum Wasser und machen es wieder möglich, sich am Fluss aufzuhalten. Anfang Dezember 2015 ist der Wettbewerb zugunsten des Budapester Landschaftsarchitekturbüros Korzó Tervezési Stúdió entschieden worden. Der Entwurf legt besonderen Wert auf sukzessive Umsetzbarkeit: Auch wenn noch nicht alle Flächen zur Verfügung stehen und der Autoverkehr zunächst teilweise noch weiter fließt, sind Verbesserungen Schritt für Schritt möglich. Die Donau rückt als attraktiver nutzbarer Freiraum wieder ins öffentliche Bewusstsein – so wie es die Kaianlagen vor der Massenmotorisierung einst waren. Das prämierte Konzept von Korzó Tervezési Stúdió schafft die Voraussetzungen.

AUTOR Das ungarische Landschaftsarchitekturbüro Korzó Tervezési Stúdió und Andreas Bunk, selbst Landschaftsarchitekt, arbeiten seit rund zehn Jahren regelmäßig zusammen, so auch beim Rak-Park.

Korzó Tervezési Stúdió gewannen den Wettbewerb um den Rak-Park in Budapest. Die Donau wird dank des Projekts wieder nahbar.

GARTEN +

LANDSCHAFT

G A R TE

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L AND

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TH O MAS H E RRG E N Ü B ER ...

MALMÖ In den skandinavischen Ländern hat Landschaftsarchitektur einen hohen Stellenwert. Auch bei der Umgestaltung des Västra Hamnen, des Westhafens im südschwedischen Malmö, galten hohe Maßstäbe – das Grün der neuen Parks eingeschlossen. Seit die Öresundbrücke im Jahr 2000 in Betrieb ging, hat sich in Kopenhagen und Malmö viel getan. Auf schwedischer Seite entstand im alten Werftgebiet von Malmö ein neues Stadtviertel mit dem berühmten Turning Tower, Wohnungen, Einkaufsmöglichkeiten und mehreren Parkanlagen. Vor allem der Daniapark und der Ankarpark, das Herzstück im Viertel, beeindrucken, genauso wie Scaniapark, Sundpromenade und Scaniaplatz. Sie wurden von dänischen, schwedischen und norwegischen Büros geplant und zur Bauausstellung 2001 errichtet. Der Anspruch und die Erwartungen an das neue Quartier in Malmö waren damals hoch. Es sollte nachhaltig, innovativ und vor allem lebendig sein. Gerade Letzteres ist bei einem komplett neu geplanten Gebiet eine Herausforderung. Und jetzt? Nach 15 Jahren ist es Zeit für eine Bestandsaufnahme: Natürlich kann

8 GARTEN+ L ANDSCHAFT

das neue Quartier, das auf einer Halbinsel im Norden liegt, nicht mit der quirlig lebendigen Innenstadt von Malmö konkurrieren. Es ist hauptsächlich zum Wohnen konzipiert. Die Freianlagen vermitteln eher sanfte Ruhe, Entspannung und Ausgeglichenheit. Spielplätze, Wasseranlagen und raschelnde Gräserpartien lockern das Areal auf. Ganz im Süden am Übergang zur Altstadt entstanden Bildungseinrichtungen, eine Konzerthalle, ein Kongresszentrum und ein großes Hotel. Vor allem hier wirkt das Quartier belebt. Die Parks lockern insgesamt das neue Stadtgefüge auf und tragen das städtebauliche Konzept, auch durch die Vernetzung untereinander. Sie alle liegen am Wasser, entweder direkt an der Ostsee oder an den neu geschaffenen Wasserläufen und Kanälen. Wege, Brücken und Buslinien verbinden sie mit der Innenstadt. Vor allem der Ankarpark hat ein ambitioniertes Konzept: Biotopinseln und Wasser sollen die schwedische Landschaft abbilden. Dank der hohen Pflegestandards in Malmö geht das auf. Das damals geplante Bild lässt sich auch heute immer noch eins zu eins ablesen. Die Biotope und Landschaftselemente mit Kies, Sand, Birken und Kiefern tragen noch heute – von Vandalismus, Graffitis oder Müll keine Spur. Jedes Element der Parks hat sich bis heute einen sehr individuellen Charakter bewahrt. Ein Spaziergang verspricht abwechslungsreiche, kulissenhafte Bilder.

AUTOR Thomas Herrgen ist selbstständiger Landschaftsarchitekt und Fachjournalist in Frankfurt am Main.

Vor 15 Jahren wurde der Westhafen in Malmö umgestaltet. Veranstaltungsorte und die Bildungscity (rechts) mit modernem Anbau schaffen einen Übergang zur Altstadt.


ARENA SNAPSHOTS

BERLINER STADTANSICHTEN Was macht gute Stadträume aus? Garten + Landschaft und die Messe Berlin luden im Februar zum Vortragsforum ZukunftStadt@Grünbau im Rahmen der Bautec nach Berlin. Im Fokus: Projekte, Modelle, Verfahren, die als Prototypen wegweisenden Charakter für die Landschaftsarchitektur von morgen entfalten können. Einige Erkenntnisse in Schlagworten. R A I N E R S AC H S E Ü B E R ...

PLANUNGSSKEPSIS Früher stand die Bevölkerung Freiraum-Projekten meist positiv gegenüber, doch das hat sich geändert: Heute ist die Öffentlichkeit auch gegenüber Maßnahmen im öffentlichen Raum erst einmal negativ eingestellt. Diese Planungsskepsis nährt sich aus einer generellen Veränderungsskepsis. Davon müssen wir bei unserer Arbeit immer ausgehen. Meiner Erfahrung nach ist die Skepsis aber relativ schnell passé, wenn im Beteiligungsprozess das Vertrauen zu Gestalter und Planer wächst. Das geschieht meist ganz von selbst. Die Vertrauens­ basis hilft, die Leute für das Projekt zu begeistern. Und so sind sie dann bereit, sich mehr und mehr darauf einzulassen und einzustellen. Dass die destruktive Haltung vom Anfang bleibt, ist aus meiner Sicht höchst selten der Fall. AUTOR Rainer Sachse ist Geschäftsführer von scape Landschaftsarchitekten und Professor für Landschaftsarchitektur, Umwelt- und Stadtplanung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen.

BEAT E V O S KA M P Ü B E R ...

Foto: Thomas Herrgen

MOTIVATION In den Beteiligungsprozessen, die ich moderiere und leite, mache ich die Erfahrung: Es funktioniert nur über Engagement. Und Menschen engagieren sich dann, wenn sie erkennen, dass eine Veränderung mit ihrem Lebensalltag zu tun hat und sie auf ihr Befinden wirken wird. Dieses Engagement ist in kleineren Städten häufiger zu finden als in Metropolen, weil die Betroffenheit dort für viele noch unmittelbarer spürbar ist; aber auch in großen Städten engagieren sich die Menschen dafür, wie sie in ihrem Quartier und ihrem Viertel zusammenleben wollen und wie sie die Räume erleben möchten, in denen sie sich täglich bewegen. Das gesellschaftliche Bedürfnis mitzugestalten, hat sich verändert und ist heutzutage generell groß. Trotzdem besteht ein ganz entscheidender Teil unserer Arbeit darin, jene zu erreichen und zu motivieren, die vielleicht noch gar nicht ahnen, dass auch sie selbst betroffen sind. Wir müssen also vermitteln: Deine Stadt, Dein direktes Lebensumfeld verändert sich. Nehmen wir zum Beispiel Stuttgart: Mit dem Bau des Tiefbahnhofs Stuttgart 21 werden die riesigen Bahnflächen im Zentrum voraussichtlich verschwinden. Etwa 85 Hektar Fläche im Herzen der Stadt werden dann frei. Mit der „Entwicklungsfläche Rosenstein“ - so der Name dieses neuen Viertels - werden Stadtteile ganz neu miteinander verbunden. Auch wenn es bis zum Baubeginn noch dauert, ist die Bevölkerung jetzt schon eingeladen sich

einzubringen. Wie man das schafft? Es gibt keine fertigen Konzepte aus der Schublade. Immer geht es darum, eine Vorgehensweise zu entwickeln, die zu dem jeweiligen Projekt und den Personen passt. In Stuttgart erreichen wir die Bürger neben öffentlichen Veranstaltungen und einem Forum aus Vertretern der Stadtgesellschaft über verschiedenste offene Formate. Dafür gehen wir in die Vereine, Kirchen, multikulturellen Zentren, Schulen, Kindergärten – wir gehen dort auf sie zu, wo sie tatsächlich sind und sich ihr Alltag abspielt. Die Herausforderung hier ist, die ganze Stadt für den gemeinsamen Diskurs und den Gestaltungsprozess zu motivieren und einzubeziehen. AUTOR Beate Voskamp ist Geschäftsführerin der Mediator GmbH in Berlin und Inhaberin des Büros Voskamp Landschaftsarchitektur bdla.

HANN A BORNHOL D T Ü BER . . .

GRÜNE DÄCHER Etwa ein Zehntel der Hamburger Landesfläche und damit 65 Quadratkilometer sind Dachfläche. Da schlummert einiges an Potential. Hamburg hat eine Gründachstrategie unter dem Motto „Auf die Dächer – fertig – grün!“ entwickelt. Im Kern stehen die Fragen: Wie soll Hamburg weiterwachsen? Und welche Antwort finden wir auf den Klimawandel mit Starkregenereignissen und zunehmender Hitze? 200 Personen kommen täglich in die Stadt, die Verdichtung schreitet voran. Das bringt immer weniger Freiräume mit sich, immer mehr Menschen nutzen die verbliebenen Freiräume. Die Gründachstrategie hat das Ziel, vielfältige Dachräume zu schaffen, auf denen man Sport treiben und gärtnern kann und wo Kinder ungestört vom Straßenverkehr spielen können. Begrünte Dächer halten Regenwasser zurück, binden Feinstaub, kühlen die Luft ab und feuchten sie an. In Stadt und Gebäude entsteht so ein angenehmes Klima. Andere positive Nebeneffekte: Bitumendächer werden im Sommer bis zu 90 Grad heiß, Gründächer nur 30. Die Umgebungstemperatur sinkt und Photovoltaikanlagen erzeugen so höhere Stromerträge. Die Dächer sind auch Rückzugsorte für viele Tier- und Pflanzenarten. Natürlich gibt es auch Ressentiments gegen Gründächer. Wenn man die Effekte unserer Strategie anschaut, spricht der Erfolg aber für sich: Seit Anfang des Jahres 2014 entstanden in Hamburg 44 Hektar Grünfläche auf Dächern. AUTOR Dr. Hanna Bornholdt ist ausgebildete Staudengärtnerin und studierte Landschaftsplanung in Berlin und London. Sie betreut für die Hamburger Behörde für Umwelt und Energie die Hamburger Gründachstrategie.

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Mehr Statements, Einsichten und Fotos von ZukunftStadt@Grünbau 2016 lesen Sie unter garten-landschaft.de/zukunftstadt2016

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URBANE VETERANEN

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Vergehende Architektur trifft vergehendes Menschenleben. In der Fotoserie "Souvenir d'un Futur" von Laurent Kronental geht es um etwas, das im temporeichen Zeitalter von Instagram und Smartphone den meisten überaus leicht fällt: das Vergessen. Die monströsen Wohnkolosse der "Grand Ensembles" von Paris und ihre wuchtigen öffentlichen Räume entstanden zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren als Reaktion auf Wohnungskrise und stetige Zuwanderung. Heute sind die Viertel stigmatisiert, architektonisch aus der Zeit gefallen, gemieden. Ihnen zur Seite stellt Kronental die, die hier ihren Lebensabend verbringen. Auch sie sind vergessen, in einer radikal dem Heute zugewandten Gesellschaft für viele nicht einmal existent. Die Kombination von beiden, der Kontrast ihrer Dimensionen zwingt zum Hinsehen. Sie erzählen: Alles hat und wir alle haben ein Gestern. Und das wird es auch morgen noch geben.

Foto: Laurent Kronental

MO ME N TA UF N AH M E


ORTE ANDERS DENKEN. AP R IL 2016

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GARTEN +

LANDSCHAFT

ORT UND MACHT: WER BESTIMMT ÜBER DEN FREIRAUM? plus

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ORT UND MACHT FREIRAUM ALS GETEILTES MANDAT

ORT UND MACHT — FREIRAUM ALS GETEILTES MANDAT In Zukunft wird und soll es gar nicht anders gehen: Die aktuellen Bauaufgaben sind komplex und schreien nach interdisziplinärem Arbeiten. Architekten und Landschaftsarchitekten praktizieren das Gemeinsame schon jetzt – und teilen so oft die Entscheidungshoheit über einen Ort. Längst noch nicht immer, aber wenn, dann mit wegweisenden Ergebnissen.

ANETTE KOLKAU

Der Elisengarten in Aachen

Foto: Jens Kirchner

wurde vor zehn Jahren von Lützow7 gestaltet. Erst später kam die „Vitrine“ von kadawittfeldarchitektur hinzu, sie sucht den Dialog mit der Landschaft.

Landschaftsarchitekten kamen lange an zweiter Stelle: als Dekorateure, um nach dem Bau das „Rundherum“ ein wenig schöner zu machen, oder als Kompensateure, um dem flächenfressenden Bauwahn ab und zu den mahnenden Zeigefinger zu präsentieren. Das ist Geschichte. Genauso wie das Anhimmeln architektonischer Selbstverwirklichungssolitäre – zumindest in unseren Breitengraden. Wenn der Bezug zur Stadt fehlt, fehlt das Wesentliche. Der Architektur sei die Kultur der Räume abhanden gekommen, so der Journalist Gerhard Matzig in der 13 GARTEN+ L ANDSCHAFT


Süddeutschen Zeitung vom 3. Februar 2016. So kann man es feuilletonistisch ausdrücken. Der Hintergrund ist allerdings ein viel ernsterer. Es geht um nichts weniger als um die Zukunftsfähigkeit unserer Lebensräume und um unsere Lebensqualität in einer Zeit, in der die Mehrheit der Menschen in Städten lebt. Das bringt Architekten und Landschaftsarchitekten auf einem neuen Kooperationsniveau zusammen. Eins der derzeit angesagtesten Architekturbüros, kadawittfeldarchitektur aus Aachen, arbeitet prinzipiell mit Landschaftsarchitekten zusammen. In der Regel ist im Büro der Landschaftsarchitekt schon in den ersten Entwurfsbesprechungen dabei. „Die übergeordnete Einbindung des Projekts in den städtebaulichen oder landschaftlichen und natürlich auch den soziokulturellen Zusammenhang halten wir für elementar. (...) Bei uns gehört der Landschaftsarchitekt quasi zur ‚Standardausrüstung’. Tatsächlich ist diese Herangehensweise nicht in jeder Auslobung und Bauaufgabe als Anforderung formuliert. Bei vielen Projekten eröffnet sie aber

Das AachenMünchener Direktionsgebäude wurde von kadawittfeldarchitektur um eine Freitreppe und einen Platz erweitert und steigert damit die Attraktivität des

Foto: xxxxx

öffentlichen Raums.

14 GARTEN+ L ANDSCHAFT


ORT UND MACHT FREIRAUM ALS GETEILTES MANDAT

Der Südschnellweg Hannover: Die Teams um schneider+schumacher und Hoffmann Leichter

Mehrwert-Konzepte, die am Ende auch als solche erkannt und realisiert werden“, so Kilian Kada.

haben die Straße unter die Erde verlegt und geben so Stadtraum an die Menschen zurück. Auf dem Deckel des Tunnels sehen beide interdisziplinären Projektgruppen Freiräume vor.

Foto: Jens Kirchner; Plan: schneider+schumacher Architekten

FREIRAUM UNTER DRUCK

Und das sind die neuen Herausforderungen: Der Leistungsdruck auf Freiräume wächst – durch demografische Entwicklungen, durch Wachstum oder Schrumpfung von Städten, durch Klimaveränderungen und Energiewende, durch Nutzung als Produktionsstätte von Biomasse oder Sonnenenergie und nicht zuletzt durch Verkehrswege und Stromtrassen. Das Netzwerk der Freiräume gilt als „Grüne Infrastruktur“ und als elementar. Das ist kein deutsches Phänomen, sondern auch Konsequenz aus dem Strategie- und Wirtschaftsprogramm „Europa 2020“ der Europäischen Union. Ziel ist intelligentes, nachhaltiges, integratives Wachstum. Das schafft neue Ansätze und Themenfelder für Landschaftsarchitekten. Die Funktion der Landschaft wird in größeren, komplexen Zusammenhängen betrachtet. Stadt und Landschaft sind längst keine Kontrahenten mehr, sie sind miteinander verwoben – ein grün-graues Netzwerk. „In dieser Situation kann Architektur gar nicht mehr allein agieren, der Landschaftsarchitekt kommt vom größeren Maßstab her und kann die entsprechenden Fragen stellen“, so Arno Sighart Schmid, selbst Landschaftsarchitekt und langjähriger Präsident des BDLA und der IFLA. Das heißt für alle: Interdisziplinarität denken und leben. An jede Bauaufgabe

im urbanen Raum sind multiple Anforderungen gestellt. Das bedeutet auch, dass Architekten und Landschaftsarchitekten noch näher zusammenrücken – und nicht einer „bestimmt“ und der andere ergänzt. Aber gelingt das? Ein Beispiel sind die aus einem Ideenwettbewerb hervorgegangenen Entwürfe für den Südschnellweg in Hannover, der heute als marode Straßenbrücke den Stadtraum zerschneidet. Die beiden erstplatzierten Teams haben die Straße unter die Erde verlegt: schneider+schumacher Architekten im Team mit BPR Verkehrsplaner und LAD+ sowie Hoffmann Leichter im Team mit Stadt Land Fluss und Franz Reschke. Auf dem Deckel des Tunnels sehen beide Teams Freiräume vor. Den Menschen wird ein Stück Stadt zurückgegeben. Die Entwürfe sind das Ergebnis einer interdisziplinären Kooperation. „Die Grenzen zwischen den einzelnen Professionen werden fließender“, sagt Michael Schumacher. GEMEINSAMES MANDAT

Dass Orte künftig verstärkt von interdisziplinären Teams gedacht werden, die idealerweise nicht von der architektonischen Form, sondern vom Freiraum her kommen, ist auch ein Anliegen der Politik. Stadtreparatur ist

47 PROZENT

der Garten + Landschaft Leser meinen: Es wird künftig keine klassischen Büros mehr geben. Netzwerke aus Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Architekten werden ihrer

Ansicht nach künftig projektbezogen zusammenarbeiten.

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16 GARTEN+ L ANDSCHAFT

„LANDSCHAFTSARCHITEKTEN SOLLTEN NOCH SELBST­ BEWUSSTER AUFTRETEN.“ KILIAN KADA KADAWITTFELD ARCHITEKTUR, AACHEN

nergruppe Oberhausen hat die Freianlagen für das alte Zechengelände geplant. Der Dialog von alter Zeche und wild gewachsener Natur ist gleichberechtigt. Entstanden ist ein einzigartiger industriegeschichtlicher Komplex, der reich an Botschaften ist. Im Sinne guter Baukultur sei eine ideologische Frontenbildung verkehrt, betont Achim Pfeiffer. Mehr Respekt füreinander, mehr Einfühlung in das Fachgebiet des jeweils anderen – das braucht es und das ist bei aktuellen Projekten auch oft lesbar. Was unter Umständen auch passieren kann, ist fast schon ein ‚Aufgabentausch‘: Der Architekt denkt den Freiraum mit: Das Team von kadawittfeldarchitektur entwarf das Aachenmünchener Direktionsgebäude in Aachen. Die Architekten empfanden das Projekt als städtebauliche

Foto: Claudia xxxxx Dreyße

hier ein Stichwort. Das Bundesumweltministerium fordert in seinem Grünbuch eine erfolgreiche Innenstadtentwicklung: Innen vor außen. Die Politik braucht die Landschaftsarchitekten. Beide – Architekten und Landschaftsarchitekten – müssen sich verantwortungsvoll diesem Thema widmen. „(…), denn es ist einfach so, dass unser gemeinsames Mandat weit umfangreicher ist als unsere tatsächlichen Aufträge (…)“, so Matthias Sauerbruch, Sauerbruch Hutton, Berlin, in seinem Artikel „Architektur als Landschaft“ in landschaftsarchitekten 2/2014. „Natürlich gibt es Konflikte, es ist nicht immer alles super“, meint Achim Pfeiffer, Architekt beim Essener Büro Heinrich Böll Architekten. Aber wenn zwei Büros mit dem gleichen gestalterischen Anspruch kämen, dann sei auch bei völlig verschiedenen Zugängen eine gleichberechtigte Auseinandersetzung gewinnbringend. Die Chemie muss aber stimmen. Und man muss sich finden. Böll Architekten haben die Sanierung des Welterbe Zeche Zollverein in Essen umgesetzt, mussten hier mit weiteren Architekten und Planern kooperieren – natürlich auch mit Landschaftsarchitekten: Die Pla-


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Die Umgestaltung des Welterbes Zeche Zollverein in Essen hat von interdisziplinärer Arbeit profitiert. Unter anderem setzten Böll Architekten und die Planergruppe Oberhausen Bau und Landschaft in eine Beziehung.

FREIRAUM UND EINFLUSS

Dass der Landschaftsarchitektur mit mehr Respekt begegnet wird, rührt auch daher, dass man erkannt hat, dass Freiraum ein wichtiger Standortfaktor ist. Er wird bewusst eingesetzt, um etwa negative Konnotationen zu löschen: Mitten in Essen an der Uni lag jahrzehntelang eine 13 Hektar große Fläche brach, war Park- und Kirmesplatz. Das Gelände war negativ besetzt. Bevor hier der Wohnungsbau begann, entstand erst ein Park nach den Plänen des Düsseldorfer Büros scape Landschaftsarchitekten, mit Promenade, Wasserachsen und Sitznischen – eine Einladung, den Ort neu kennenzulernen. Für Kilian Kada ist klar: „Landschaftsarchitekten sollten noch selbstbewusster auftreten.“ Eine gute Strecke hin zu einer einflussreicheren Position in Planungsprozessen ist zurückgelegt. Leiser werden darf die Stimme der Landschaftsarchitektur aber nicht - dafür ist noch zu viel zu tun.

+

Wettbewerbe interdisziplinär: Einen Überblick gibt es unter garten-landschaft.de/wettbewerb_ interdisziplinär

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Aufgabe, ihre Planungen bezogen die Umgebung mit ein. Sie konnten den Bauherrn überzeugen, das Grundstück für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und holten die Landschaftsarchitekten von Club L 94 mit ins Boot. So gestalteten sie im Team eine eindrucksvolle, fußläufige Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Altstadt auf einem der vielen blinden Flecken in der Stadt, die Planung manchmal hinterlässt. Bei einem weiteren Projekt der Aachener Architekten war die Landschaft zuerst da: ein kleiner, feiner Park, der Elisengarten unweit des Aachener Doms, eine der wenigen grünen Oasen im Stadtraum, neugestaltet vor rund zehn Jahren von Lützow 7. Das Projekt: Eine Einhausung der archäologischen Funde aus rund 5 000 Jahren Siedlungsgeschichte sollte sich als „Vitrinengebäude“ in diesen Park fügen. Die Lösung ist eine offene Edelstahlkonstruktion, durch die man durchschauen kann. Keine Gebäudebarriere behindert den Blick durch den Park. Die begehbare „Archäologische Vitrine“ fügt sich in die Freifläche und sucht das Zwiegespräch mit der Landschaftsarchitektur.

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„WICHTIG IST DAS GEMEINSAME MINDSET“ Der Freiraum in unseren Städten steht unter Druck. Immer weniger davon hat für immer mehr Menschen zu reichen. Bedeutet: Wer ins Raumgefüge eingreift, muss Stadt und Quartier, Innen und Außen als Einheit verstehen, um das sensible Gleichgewicht zwischen Freifläche und Gebäuden nicht zulasten des Freiraums zu verschieben. Wie gelingt die Balance? Und wie hilft hier der Austauch zwischen den raumbildenden Disziplinen? Garten + Landschaft hat Architektur, Landschaftsarchitektur und Städtebau an einen Tisch geholt.

JONAS

OLIVER

ROBERT

BELLINGRODT

ENGELMAYER

MEYER

NITSCH

ist seit 2010

studierte Landes-

ist Architekt. Er

studierte Architektur

wissenschaftlicher

pflege an der TU

studierte an der

und Stadtplanung

Mitarbeiter am

München-Weihenste-

Fachhochschule

an der Universität

Lehrstuhl für

phan. Nach Stationen

Augsburg und an

Stuttgart. Sie ist

Landschaftsarchi-

im In- und Ausland

der Akademie der

Gründungspartnerin des Architekturbüros

tektur und industrielle

ist er seit 2015

Bildenden Künste

Landschaft an der

Partner im Büro

München Architektur,

SBA im Jahr 2001

TU München. Er

Burkhardt Engel­

1992 gründete er

mit heutigem Sitz in

studierte Landschafts-

mayer Landschafts­

das Architekturbüro

Stuttgart sowie

und Freiraumplanung

architekten

Robert Meyer

den Dependenzen

an der Leibniz

Stadt­planer in

Architekten,

München und

Universität Hannover

München.

München.

Shanghai. Seit 2010

sowie Landscape

den Münchner

Sveriges Land-

Standort von SBA.

Schweden.

GARTEN+ L ANDSCHAFT

leitet Bianca Nitsch

Architecture an der bruksuniversitet SLU,

18

BIANCA


ORT UND MACHT ROUND TABLE

Landschaftsarchitekten, Stadtplaner und Architekten diskutieren beim

INTERVIEW:

Round Table im Callwey Verlag

EVA HERRMANN, TANJA BRAEMER

über das Verhältnis von Landschaftsarchitektur, Stadtplanung

Fotos: Laura Klöser

Garten + Landschaft: Architektur galt lange Zeit als eine Art unantastbare Setzung, der sich alles unterzuordnen hatte – auch der Freiraum. Das scheint sich zu ändern. Erleben wir gerade einen Paradigmenwechsel hin zu einer Baukultur für lebenswerte Freiräume? OLIVER ENGELMAYER: Ich denke ja. Im

Vergleich zum letzten Jahrzehnt ist klar eine Tendenz zu beobachten. Das äußert sich in der medialen Präsenz des Themas, in der Vielzahl an Bürgerbeteiligungen und dem Fokus der Stadtplanung, das Thema Freiraum auf der Agenda zu lancieren. Allerdings hat sich hier nicht das Bewusstsein geändert, sondern eher der Umgang mit dem Thema in der Praxis.

Inwiefern? OE: Das Prozedere ist viel selbstverständ-

und Architektur.

licher geworden. Wir merken eine andere Haltung der Stadtverwaltung. Bürgerbeteiligungen werden den größeren Projekten und städtebaulichen Entwicklungsvorhaben vorangestellt und die Bürger dürfen ihre Wünsche äußern. Danach kommt der Wettbewerb, der Städtebau, die Architektur – so wie ich es mir aus meiner fachlichen Haltung wünsche.

Freiraum und Architektur werden also mehr denn je als Symbiose gesehen. Woher kommt das? ROBERT MEYER: Der Druck auf den

Grundstücksmarkt in München ist enorm. 19 GARTEN+ L ANDSCHAFT


Das verändert das fragile Verhältnis von Quartier, Architektur und Freiraum. Früher waren in den Städten genügend Ausweichflächen vorhanden, da wurden Veränderungen lautlos hingenommen. Heute formiert sich schnell breiter Widerstand, wenn wertvolle Restflächen zugunsten wirtschaftlicher Vorteile einiger weniger überbaut werden sollen. Der steigende Druck auf die Freiflächen ist aber nicht der einzige Grund, oder? OE: Nein, einen großen Anteil am Paradig-

menwechsel hat ganz klar die lokale Planungspraxis der Verwaltung. Gerade in München wird viel Wert auf den Schutz von Bäumen oder die Einhaltung von Abstandsflächen gelegt. In anderen Kommunen ist der Umgang mit dem Bestand ein anderer. Da liegt der Fokus auf den Sachzwängen der Hochbau- oder Infrastrukturmaßnahme und der Rest kommt später ... JONAS BELLINGRODT: Dass zumindest schon mal zwei Disziplinen, Architektur und Landschaftsarchitektur, zusammensitzen, ist der Entwicklung der letzten Jahre geschuldet. Die Relevanz beider Professionen versuchen wir auch den Studenten in der Lehre schon früh mitzugeben. Frau Nitsch, Ihr Büro trägt der veränderten Bedeutung des Freiraums täglich ganz operativ Rechnung. Städtebau, Architektur und Landschaftsarchitektur arbeiten bei Ihnen zusammen. Wie organisieren Sie den fachlichen Austausch mit der Landschaftsarchitektur? BIANCA NITSCH: Wir gehen zwei Wege:

Ziele verfolgen. Den zweiten Weg gehen wir bei Projekten, die nicht in großen externen Wettbewerbsverfahren bearbeitet werden, sondern intern als direkte Aufträge das Büro durchlaufen. Das klingt nach prototypischer Zusammenarbeit ... BN: Der hauseigene Fachmann ist ein

großer Mehrwert für uns. Schon vor der ersten Skizze und bevor überhaupt grundlegende Entscheidungen getroffen werden, ziehen wir ihn hinzu.

Und wer legt dann Hand an den Freiraum? BN: Nicht der Architekt entwirft den

Lageplan oder das Freiraumgestaltungskonzept, sondern der Landschaftsarchitekt übernimmt die Konzeption im Team und zeichnet diese auch direkt. Das spart unglaublich viel an Kommunikation sowie Ressourcen und kommt der Planungsqualität zugute.

Gehen Architekten eigentlich anders mit Freiraum um als Landschaftsarchitekten? BN: Wir sind immer in verschiedenen

Maßstäben unterwegs. Wenn man „nur“ das neue Wohnquartier betrachtet, ergeben sich als Stadtplaner andere Aspekte als beim Weiterdenken eines neuen Stadtquartiers für die Zukunft.

Also alles eine Frage des Maßstabs? RM: Ja, das kann ich bestätigen. Wenn wir

uns im Bereich der Stadtplanung bewegen, diskutieren wir mit den Lanschaftsarchitekten auf Augenhöhe sehr viel mehr übergreifende Themen, aber auch über Bezüge zueinander, Baukörper und Erschließungen.

Der klassische läuft über den Wettbewerb, wo man sich schon im Vorfeld mit Kollegen zusammenschließt. Idealerweise mit denjenigen, die die gleichen gestalterischen

„WEM GEHÖRT DIE STADT UND DER BODEN AUF DEM SIE STEHT? EIGENTLICH UNS ALLEN.“ ROBERT MEYER ROBERT MEYER ARCHITEKTEN

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ORT XXX UND TITELTEMA MACHT ROUND LIRUM LARUM TABLE

Und im konkreten Bauvorhaben? RM: Da sind wir Architekten oft weiter

voraus. Die Baukörper sind gesetzt, die Grundrisse fertig, die Eingänge und Tiefgaragen haben ihre Position – da redet man eher über das Bild, das man erzeugen will, wie die Landschaftsarchitektur dies noch unterstützen kann, welche Schnittstellen bis zur Ausführung zu bedienen sind. Das klingt eher nach Architektur, die dominiert, denn nach interdisziplinärer Zusammenarbeit auf Augenhöhe ... BN: Ich kann nicht sagen, dass wir unsere

Landschaftsarchitekten erst dann dazu holen, wenn wir schon alles festgelegt haben. Mich fasziniert immer wieder ihr Können im Zweidimensionalen, schnell die Höhenentwicklung zu entwerfen und unsere Landschaft im Vorfeld schon gedanklich zu modellieren. Das können nicht viele Architekten so gut.

Wie schafft man es, sich zugunsten besserer Stadträume gestalterisch zu einigen? BN: Wertschätzung für die anderen

Professionen und deren Wissen ist für mich das Stichwort. Die Nachverdichtung unserer Städte zwingt uns zur Frage, wie wir unsere Freiräume so gestalten können, dass viele verschiedene Bevölkerungsgruppen davon profitieren. Deshalb ist auch die Zusammenarbeit von Stadtplanung und Landschaftsarchitektur als Symbiose zu sehen.

Und was genau kann hier aus Ihrer Sicht die Landschaftsarchitektur beitragen? BN: Landschaftsarchitekten bringen ganz

andere Aspekte mit in die Diskussionen ein, etwa zur Stadtökologie und bei Nachhaltigkeitsthemen. Die Aufgabe der Stadtplaner ist es dagegen eher, den Bedarf der Bevölkerung und der Nutzungen heute sowie für

zukünftige Entwicklungen zu denken. Wenn wir diese Fähigkeiten auf Augenhöhe zusammenbringen können, dann entstehen bessere Lebensräume für alle. Was braucht es außer fachlicher Kompetenz und Respekt noch? JB: Es geht auch um Kommunikation.

Wo liegt der Mehrwert, welche Geschichte kann man erzählen – diese Fragen sollte man gemeinsam beantworten, statt nach Schema F das Problem zu lösen. Identität und Heimat lässt sich eher durch Dialog schaffen als allein mit skulpturaler Architektur oder einem Parkkonzept. All diese Fragen müssen integral gedacht werden. Stichwort integrale Planung: Gehen die verschiedenen Professionen Aufgabenstellungen unterschiedlich an? RM: Nein. OE: Auf jeden Fall! Was machen Sie, Herr Engelmayer, ganz konkret anders als der Kollege? OE: Ich will und muss das Gebäude

verstehen, wenn der Freiraum Sinn machen soll. Aber wir kommen eher von Außen. Wie gliedert sich das Gebäude in den jeweiligen Ort, die bestehende Landschaft ein? Ist es gut erschlossen, hat es eine gute Adresse, ist es ein Gewinn für seine Umgebung – das sind nur einige Fragen. Außenraum entsteht oft erst durch die Architektur. Die Gebäude machen die Raumkanten, definieren den Garten, den Hof, den Straßenraum. Gebäude und Freiraum sind so eng miteinander verschränkt, dass man gemeinsam eine Gestalt finden muss.

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„ICH WÜRDE MIR WÜNSCHEN, DASS DIE STÄDTE IN ZUKUNFT MEHR OFFENHEIT FÜR INNOVATIONEN, TECHNOLOGIEN UND NEUE KONZEPTE ZEIGEN.“ BIANCA NITSCH SBA ARCHITEKTUR

Muss es menschlich bei der Zusammenarbeit eigentlich unbedingt stimmen? RM: Mit Sicherheit. Die passende Chemie

ist das Allerwichtigste. Ich möchte mich wohlfühlen. Wenn es persönlich nicht funktioniert, muss man nach neuen Partnern suchen. Aber auch das handwerkliche Können und das Kreative sind entscheidend. BN: Ich würde es auch nicht nur auf die Chemie zwischen den Planern reduzieren. Wenn die Wertschätzung und der Respekt für die Arbeit des Anderen da sind, funktioniert auch die Zusammenarbeit mit Personen, die man privat nicht treffen würde. JB: Wichtig ist die gemeinsame Sprache, das gemeinsame Mindset. Damit etwas Gutes entsteht, muss man Meinungsverschiedenheiten ernst nehmen und diskutieren. Wenn man sich zu früh einig ist, handelt man zu schnell Kompromisse aus. Das Wichtigste ist doch, dass wir gemeinsam über Raum für Menschen nachdenken. Wenn man von der täglichen, projektbezogenen Zusammenarbeit absieht: Wie reagiert die Lehre auf den Paradigmenwechsel Richtung lebenswerte Freiräume? JB: Dass Landschaftsarchitekten irgend-

wann in einen Planungsprozess eintreten und in die Runde fragen „Ist schon Zeit für Garten?“, wollen wir in Zukunft nicht mehr hören. Natürlich gibt es unterschiedliche Bedingungen und Bedürfnisse in der Stadt und manchmal ist das Dekorative als Fastfood auch gefragt, aber damit können

wir zukünftigen Anforderungen nicht gerecht werden. Das bedeutet? JB: „Problems first“ ist unser Grundsatz. Bei

allen Projekten und in der Arbeit mit den Studenten liegt das zugrunde. Erst wenn ich weiß, für wen ich plane, welche klimatischen Bedingungen vorherrschen, welches Umfeld und was die Identität des Ortes prägt, kann man sich mit der Problemlösung auseinandersetzen. Wir fördern die Studenten darin, frühzeitig die gesamte Expertise der Hochschule zu nutzen, Fachleute zu konsultieren und deren Sprache zu lernen. Ein umfangreicher Prozess, denn auch die Dozenten müssen daran arbeiten, eine gemeinsame Sprache zu finden und das interdisziplinäre Arbeiten vorzuleben.

Machen sich diese Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt schon bemerkbar? OE: Das neue Studiensystem bringt

ungewöhnliche Biografien zum Vorschein – zum Beispiel den Bachelor in Geographie, dem ein Master in Landschaftsarchitektur folgt. Das hat es früher nicht gegeben und macht es für uns jetzt umso interessanter.

So mancher sieht das aber auch kritisch, weil man nicht mehr sicher sein kann, was ein Absolvent nun kann und was nicht ... OE: Der übergreifende interdisziplinäre

Blick eröffnet vielfältige Möglichkeiten, Absolventen können sowohl im Architek-

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turbüro als auch in der Landschaftsarchitektur arbeiten. Das erweitert nicht nur den Horizont, sondern wird auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit weiter befruchten. Was muss sich im Bewusstsein der anderen Professionen aus Ihrer Sicht unbedingt noch ändern? JB: Ich setze auf den Erfolg unserer Lehre

und die kommende Generation Architekten und Landschaftsarchitekten, die ein gemeinsames Mindset leben und offen bleiben für neue Professionen, Mut haben aus Fehlern zu lernen und weiterhin querdenken. Wo liegen in Zukunft ganz allgemein gesprochen die Gefahren für unsere Städte und unsere Freiräume? Wo die Chancen? OE: Angesichts der Themen Nachverdich-

tung und kostengünstiges Bauen müssen wir darauf achten, dass der Freiraum weiterhin eine wichtige Rolle spielt und aktuelle Krisen nicht zum Anlass genommen werden, mühsam erkämpfte Standards über Bord zu werfen. München hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, über Quadratmeter, Richtwerte und vieles Andere. Wenn wir kein Bewusstsein für unverzichtbare

Qualitäten entwickeln, dann werden genau diese Vorgaben aufgeweicht, für Personengruppen wie Flüchtlinge oder Studenten, die gerade angesichts beengter Wohnverhältnisse gut nutzbare Freiräume sehr wohl brauchen. BN: Wir sind seit fünf Jahren Partner beim Verbundforschungsprojekt „Morgenstadt: City Insights“. Ich würde mir wünschen, dass die Städte in Zukunft mehr Offenheit für Innovationen, Technologien und neue Konzepte zeigen, speziell für das aktuelle Thema Nachverdichtung. Nicht nur für den Zeithorizont von mehreren 100 Jahren, wie wir in der europäischen Stadt denken, sondern auch mal Wege ermöglichen, die für die nächsten 15 Jahre nachhaltig funktionieren. RM: Wem gehört die Stadt und der Boden, auf dem sie steht? Eigentlich uns allen. Deshalb müssen Politik und Gesellschaft Maßnahmen einleiten, die mittlerweile astronomische Entwicklung der Preise für Kauf oder Miete einer Wohnung deutlich zu begrenzen, damit qualitätvoller Wohnraum in der Stadt mit Ruhe, gesunder Luft und ausreichendem Freiraum kein Luxusgut für einige wenige wird.

„AKTUELLE KRISEN DÜRFEN NICHT ANLASS SEIN, ERKÄMPFTE STANDARDS ÜBER BORD ZU WERFEN.“ OLIVER ENGELMAYER BURKHARDT ENGELMAYER LANDSCHAFTSARCHITEKTEN STADTPLANER


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Foto: Gereon Holtschneider / Club L94 Landschaftsarchitekten

ORT UND MACHT SLZ BERLIN

GOLDENE BRĂœCKEN BAUEN Was passiert, wenn Landschaftsarchitekten und Architekten gemeinsam eine ehemalige DDR-Kaderschmiede neu erfinden? Club L94 und mvmarchitekt + starkearchitektur nahmen sich das Schul- und Leistungszentrum Berlin vor und installierten einen Farbkodex als Gelenk zwischen innen und auĂ&#x;en.


Ein goldgelber Farbkodex in Gebäude und Außenraum unaufflöslichen Einheit.

„ARCHITEKTUR UND LANDSCHAFTSARCHITEKTUR WURDEN ZUSAMMEN ENTWICKELT, DARAUS ERGIBT SICH EINE SYMBIOSE.“ FRANK FLOR, CLUB L94 LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

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SUSANNE ISABEL YACOUB

Der Weg zum Schul- und Leistungssportzentrum Berlin (SLZB) führt in eine eigene Welt. Wer die Hochhäuser und die sechsspurigen Straßen am nordwestlichen Stadtrand in Hohenschönhausen hinter sich lässt, findet sich in einem Areal voller Stille wieder. Zwischen abweisenden alten Hallenkomplexen bieten sich 1 200 talentierten Grund- bis Oberstufenschülern ideale Bedingungen, um sich auf eine Karriere im Leistungssport vorzubereiten: Zu Fuß erreichen sie die Sportstätten für die Olympiadisziplinen Fechten, Bogenschießen, Turnen, Eishockey oder Wasserspringen. Zu DDR-Zeiten galt die Schule als Kaderschmiede – auf die Olympiasieger Franziska van Almsick oder den Leichtathleten Robert Harting sind sie hier sehr stolz. Neben dem Sport ist am SLZB auch die beruflichschulische Ausbildung besonders wichtig: Die kleinen Klassen mit 15 bis 18 Schülern sind für eine Berliner Durchschnittsschule unerreichbar. Dafür gab es vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) 2014 die Auszeichnung „Beste Eliteschule des Sports“. Gewürdigt wurden nicht nur neue pädagogische Wege, sondern auch das Herzblut, mit

Foto: Gereon Holtschneider / club L94 Landschaftsarchitekten

macht beide zu einer


ORT UND EINFLUSS SLZ BERLIN

FAKTEN

Senatsverwaltung Berlin AUFTRAGGEBER

LANDSCHAFTS­ARCHITEKTUR

club L94 Landschaftsarchitekten, Köln ARCHITEKTUR mvmarchitekt + starkearchitektur, Köln FLÄCHE 30 000 Quadratmeter ZEITRAUM 2008 bis 2015

dem die Fusion zweier Schulstandorte über Jahre hinweg entwickelt wurde. Ein innovatives Raumprogramm für innen und außen, entworfen von den Landschaftsarchitekten club L94 und mvmarchitekt + starkearchitektur, wird die Schule fortan begleiten. Das Team gewann 2008 den Wettbewerb für die dringend nötige Erweiterung des Schulbaus aus den 1960er Jahren. Eingeweiht wurde die Schule im vergangenen Sommer. Dass hier ein Team am Werk war, fällt sofort ins Auge: durch die Farbgebung wirken Gebäude und Außenraum wie eine unauflösliche Einheit.

Das Raumprogramm für Frei- und Innenräume des SLZB entwickelten club L94 und mvmarchitekt + starkearchitektur gemeinsam.

Foto: Gereon Holtschneider / club L94; Plan und Schnitt: club L94 Landschaftsarchitekten

FARBE VERBINDET

Auf Plätzen und Zugängen zieren breite goldgelbe Streifen – strapazierfähige Farbe aus der Verkehrsleitplanung – den grau versiegelten Asphalt. Vor der Turnhalle setzen sich die Streifen im leuchtenden Kunststoffbelag der Betonbänke fort, vor dem Haupteingang werden die Streifen immer dichter, bis sie zu einer Fläche verschmelzen und im einfarbig gelben Innenflur münden. „Über die goldgelbe Farbgebung schaffen wir es, die Dinge miteinander zu verweben. Die Verbindung der Leitsysteme von außen nach innen ist ganz wichtig“, erklärt Architekt Michael Viktor Müller. Die Farbe Gold ist natürlich eine Reminiszenz an die Goldmedaille, die

Für die gelben Fläch­en setzten die Planer auf strapazierfähige Farbe aus der Verkehrsleitplanung.

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Das grafische Konzept spiegelt sich in den

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Pflanzflächen wieder. club L94 setzte auf Monokulturen, die einfach und wirtschaftlich

Am Ende kann man nicht mehr sagen, wer was geplant hat“, analysiert Frank Flor. Wie beide Professionen sich ergänzen, das klingt in den Worten der Landschaftsarchitekten nahezu nach entstandener Freundschaft und allenfalls eine Spur nüchterner, wenn die Architekten das Teamwork beschreiben.

zu pflegen sind.

INNOVATIVE SCHULEN FÜR BERLIN

Seit Bürogründung liegen allein zum Thema Schule an die 50 Wettbewerbe mit Architekten hinter club L94, im Schnitt wird ein Schulprojekt pro Jahr realisiert. Wettbewerbe gehören für sie zum ganz normalen AkquiseGeschäft. Vor 15 Jahren wandten sich die Landschaftsarchitekten in Köln offensiv an Architekten. Sie bauten als dynamisches Start-up auf ihr spezielles Profil: auf Augenhöhe mit den Architekten Projekte zu entwickeln, nicht nur die oft in Wettbewerben verlangte Alibi-Kooperation zu erfüllen. „Wir sind offen, im räumlichen Denken sind wir auch Stadtplaner“, fasst Büromitbegründer Frank Flor zusammen. „Als Büro haben wir von Anfang an darauf gesetzt und uns vorgestellt, wir sind die Neuen hier, wir würden gern mit Euch zusammenarbeiten. Als Reaktion kam:

Die Freitreppe bietet den Schülern in den Pausen Platz, um sich auszubreiten. Die Holzkuben sind Tische und Sitzgelegenheiten zugleich.

Fotos: Gereon Holtschneider / club L94 Landschaftsarchitekten; Bernd Nörig

höchste Sportlerehre. Die räumliche Grundidee, so Landschaftsarchitekt und Architekt, ist getragen von dem grafischen Farbkonzept. Frank Flor, Mitbegründer von club L94, weiß, dass dieser Stil nicht alle überzeugt. „Wir arbeiten für manchen ein bisschen zu streng. Auch unsere Pflanzflächen sind monochrom und grafisch, wir pflanzen nicht wie früher Karl Foerster viele verschiedene Pflanzen auf kleinstem Raum als Komposition.“ Das habe auch etwas mit Wirtschaftlichkeit zu tun, denn Monokulturen seien einfacher zu pflegen. Der stringente Farbkodex, goldgelbe Reitgras-Horste auf mit Basaltschotter abgestreuten Flächen, erschien Schulvertretern wie Schulbehörde anfangs sehr herbstlich. Inzwischen haben sich auch Skeptiker in die Farbwelt eingelebt. Lehrer und Rektor sind zufrieden mit dem familiären Charakter, der sich auch über das architektonische Konzept transportiert. Viviana, 14-jährige Volleyballerin, ist froh, dass sie ihre alte, düstere, Graffiti-verschmutzte Schule hinter sich gelassen hat. Sie mochte das Grafische, das Moderne hier sofort. „Architektur und Landschaftsarchitektur wurden zusammen entwickelt, daraus ergibt sich eine Symbiose.


ORT UND EINFLUSS SLZ BERLIN

Darauf haben wir nur gewartet.“ Für Berlin, das dieses Jahr seinen Schulsanierungsbedarf mit zwei Milliarden Euro beziffert, ist das SLZB Lichtblick und lehrreiches Beispiel zugleich. Es gibt in der Hauptstadt weitere innovative Beispiele, etwa die neuen Schulen von AFF-Architekten, wo Landschaftsarchitektin Birgit Hammer auf einem der Schulhöfe skulpturale Sitzschalen der Künstlerin Monika Gora aufstellen ließ; außerdem sehenswerte Schulhöfe, entworfen von La.Bar Landschaftsarchitekten und futuristisches Innendesign bei den von den Baupiloten gestalteten Schulgebäuden – aber solche Leuchtturmprojekte sind noch zu selten. Seit Jahren kämpft die Montag Stiftung bundesweit für bessere Raumprogramme in Schulen. Die Stiftung setzt darauf, Lehrer und Schüler im Vorfeld einzubeziehen. Das war am SLZB nicht der Fall. Dennoch ist es club L94 und mvmarchitekt + starkearchitektur gelungen, ihre Bedürfnisse zu treffen. Die Bilanz des Architekten: „Es ist schön, wenn man in Berlin bauen darf. Das Angenehme ist: Dort gibt es dank Wettbewerbsverfahren eine Baukultur.“

Die goldgelbe Farbe setzt sich auch im Innenraum fort.

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club L94 im ausführlichen Interview unter garten-landschaft.de/clubl94

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SANFTE KONTUR Einst schützte die Nationale Wasserlinie die Niederlande vor Eindrinlingen von Westen. Heute ist sie – es klingt wie eine Ironie des Schicksals – ein Beispiel für erfolgreiche Grenzüberschreitung: Ein interdisziplinäres Team um die Landschaftsarchitekten von West 8 schuf rund um eine der Festungen der Wasserlinie, das Fort bei Vechten, ein Gesamtkunstwerk, bei dem die Landschaft wie selbstverständlich die Oberhand gewinnt. 30 GARTEN+ L ANDSCHAFT


ORT UND MACHT FORT VECHTEN

Lange schlummerte die überwucherte Anlage des Fort Vechten im Dornröschenschlaf. West 8 hauchte der

Foto: Jeroen Mush

Festung neues Leben ein.

JULIANE VON HAGEN

Quer durch die Niederlande, vom Südwesten bis nach Norden, verläuft die Nationale Wasserlinie. So sperrig der Name klingt, so sperrig sollte sie auch sein: Die Wasserlinie ist eine 85 Kilometer lange Verteidigungsanlage, die den Küstenstaat seit dem 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg vor Eindringlingen von Westen schützte. Feinde sollten durch die kontrollierte Überflutung eines mehrere Kilometer breiten Korridors am Vordringen ins Landesinnere gehindert werden.

FAKTEN AUFTRAGGEBER

Gemeinde

Utrecht TUR West 8 urban design & landscape architecture ARCHITEKTUR Rapp+Rapp in Kooperation mit Jonathan Penne Architecten, Architectenbureau K2, BunkerQ ZEITRAUM 2006 bis 2015 FLÄCHE 17 Hektar

LANDSCHAFTSARCHITEK-

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Ein 80 Meter breiter Streifen wurde in den Originialzustand von 1880 versetzt. So präsentieren sich dem Zeitschichten.

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Dieses wahrscheinlich größte Infrastrukturprojekt der Niederlande ist heute eine gewaltige interdisziplinäre Aufgabe. Die alten Festungen – längst nutzlos geworden, weil sie Angriffen aus der Luft nicht standhalten würden – sind die sichtbarsten Elemente der Nationalen Wasserlinie. Ansonsten nehmen Fußgänger – oder „Vorbeigänger“, wie sie im Niederländischen heißen – nur noch grüne Erhöhungen in der Landschaft wahr. Das ändert sich seit 2005. Seinerzeit wurde entschieden, einige der insgesamt 46 Festungen zu renovieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das galt auch für das Fort bei Vechten. Nie von Angreifern attackiert, schlummerte die hoch über dem Wasserpegel gelegene Anlage im Dornröschenschlaf, seitdem sie 1960 aufgegeben worden war. Als 2006 über eine Neunutzung nachgedacht wurde, war das Fort Vechten eine überwucherte, archäologische und historische Stätte, die zum Rückzugs- und Lebensraum für gefährdete Fauna und Flora geworden war. Diesen zu schützen war genauso Ziel wie

einen attraktiven, informativen und öffentlich zugänglichen Ort zu schaffen. Das ließ sich nur in enger Zusammenarbeit von verschiedenen Disziplinen verwirklichen: Landschaftsarchitekten, Architekten und Experten für schützenwerte Fauna und Flora, für Bunker- und Erdbauwerke waren mit an Bord. Eine enge Abstimmung mit unterschiedlichen Akteuren, die als Eigentümer des 17 Hektar großen Areals eine Stimme hatten, war ebenso nötig. Das nach einem Wettbewerb mit dem Masterplan beauftragte Büro West 8 nahm sich in einem großen, je nach Aufgabenschwerpunkt unterschiedlich zusammengesetzten Team der Aufgabe an. Dem Team um West 8 gelang es, allen Belangen Rechnung zu tragen: Einerseits einen öffentlichen Ort mit Museum und Besucherzentrum zu schaffen und gleichzeitig das Fort als Rückzugsraum für Pflanzen und Tiere zu erhalten. Sie schufen ein Ensemble, in dem Architektur und Landschaft miteinander verschmelzen. Die Planer entschieden sich, das Gros des

Foto: Jeroen Mush; Plan und historisches Foto: West8 urban design & landscape architecture

Besucher verschiedene


ORT UND MACHT FORT VECHTEN

über Jahre gewachsenen Walds zu schützen und zu erhalten. Nur in einem zentralen, sich quer über die gesamte Wallanlage ziehenden Streifen von 80 Metern Breite und 450 Metern Länge stellten sie den Originalzustand von 1880 wieder her. Hier wurden Erdwälle, Mauern und Teile der Wallanlage neu gestaltet. Dem Besucher präsentieren sich verschiedene Schichten der Geschichte. Es herrscht keine typische Museums-Atmosphäre, es bleibt der Wunsch der Gestalter spürbar, die Kraft des Ortes sprechen zu lassen. Sie haben Klarheit geschaffen und zugleich die Geheimnisse aus über 40 Jahren verschlafenem Daseins erhalten. ENGE ZUSAMMENARBEIT 1960 wurde das Fort Vechten aufgegeben. Das Gebiet entwickelte sich zum Rückzugsort für gefährdete Flora und Fauna.

Foto: xxxxx

Das Areal zu ertüchtigen, die über 15 Bestandsgebäude instandzusetzen und neue Bauwerke einzufügen, geschah in einem komplexen Prozess mit vielen Akteuren. Vom Wettbewerb bis zur Öffnung des Forts für die Öffentlichkeit vergingen beinahe zehn Jahre. In dieser Zeit blieb West 8 als konstanter Begleiter aller Baumaßnahmen involviert. Zunächst arbeiteten sie mit Rapp+Rapp Architekten zusammen, mit denen sie auch den Wettbewerb zur Umgestaltung des Forts gewannen und die mit der Restaurierung bestehender Gebäude

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und dem Entwurf eines Besucherzentrums beauftragt wurden. Beim Masterplan, der alle auf dem Gelände anstehenden Maßnahmen zu lenken und koordinieren half, arbeitete West 8 eng mit Jonathan Penne Architekten zusammen. Gemeinsam entwickelten sie in einem integrierten Ansatz eine starke Vision für das gesamte Projekt und begleiteten deren Realisierung bis zum Ende. Wer heute das Fort bei Vechten betritt, kann sich kaum vorstellen, welch aufwendiger Prozess dahinter steckt. Aber das ist Teil des Erfolgs. Heute lässt sich schwer ausmachen, wo Landschaft und Topografie enden und wo Baukunst und Architektur beginnen. Wie eine Replik der alten Festungsbunker hat schließlich noch Anne Holtrop, ein junger niederländischer Architekt, ein neues Museum in die Topografie der Anlage eingegraben. Von außen beinahe unsichtbar, hat er ein mäandrierendes Band mit Ausstellungsräumen um einen zentralen Patio gelegt. Die Form erinnert an die einstige Wasserlinie, die ihrerseits im Patio nachgebildet ist: Sie wurde als 50 Meter breites Modell reliefartig in den Betonboden geschält. Jenseits von digitalen Animationen im Innenraum des Museums können Besucher hier die Funktion des Wasserbollwerks real erleben und das Modell mit Wasser fluten. WECHSELSPIEL: ARCHITEKTUR – LANDSCHAFT

Zur Anlage gehört auch ein Museum. Dort können Besucher ein Modell der ehemaligen Wasserlinie fluten und so erfahren, wie ein Wasserbollwerk funktioniert.

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Fotos: Jeroen Mush, Luuc Jonker

Nicht nur die Lage des Museums unter der Erde, auch die Anordnung der Museumsräume um einen lichtdurchfluteten Innenhof und die erdigen Farben des Bauwerks stehen für ein imposantes Wechselspiel zwischen Architektur und Landschaft. Schon der eindrucksvolle Zugang zum Museum macht deutlich, dass es sich um einen besonderen Ort, um ein ungewöhnliches Museum handelt. Vom Parkplatz kommend quert man zunächst den Wassergraben der Festung. An die Brücke schließt sich ein Weg an, der


ORT UND MACHT FORT VECHTEN

regelrecht in die Wallanlage geschnitten wurde. Auf diesem schmalen, nur eineinhalb Meter breiten Durchgang, den sechs Meter hohe Wände flankieren, verwischen bereits die Übergänge zwischen Landschaft und Gebautem. Landschaftskunst verschmilzt schon hier mit Baukunst. Das fordert die Besucher heraus – nicht nur am Eingang des Forts. Wie ein Schatz liegt der gesamte Landschaftsraum der Festung vor ihm. Man muss sich überraschen lassen und wird immer wieder mit Fragen konfrontiert. Obwohl das umgebaute Fort bei Vechten ein Relikt der Geschichte ist und von der Vergangenheit der niederländischen Wasserbaukunst erzählt, steht es auch

symbolisch für die aktuelle Haltung der Niederländer gegenüber dem Wasser. In früherer Zeit bauten sie undurchlässige Deiche und Bollwerke, um das Meer vom Land fern zu halten. Nicht immer mit Erfolg. Heute stemmen sie sich weit weniger gegen das Meer, sie arbeiten eher mit der Hydrologie des Landes. Dasselbe gilt für das Fort: Früher war es eine unzugängliche, unüberwindbare Barriere. Heute ist es nahbar. Dank einer diziplinübegreifenden Zusammenarbeit.

Die Grafik zeigt heutige, ursprüngliche und geplante Situation der Anlage. Deutlich zu sehen ist, wie das neue Museum in das Gelände eingegraben wurde.

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Vidoes und weitere Bilder zum Projekt unter garten-landschaft.de/fortvechten

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QUADRATUR DES KREISES Ein interdisziplinäres Team arbeitet gerade am Erweiterungsbau der Modernen Galerie in Saarbrücken und versucht, was unmöglich scheint: Es trennt sich vom Entwurf bis zur Ausführung komplett von fachlichen Grenzen. Wilfried Kühn, Kuehn Malvezzi Architekten, und Timo Herrmann, bbz landschaftsarchitekten, über ihre radikale Idee.

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ORT UND MACHT MODERNE GALERIE SAARBRÜCKEN

Der Künstler Michael Riedel entwarf vier mal vier Meter große Werksteinplatten mit Textgrafiken – ein vereinendes Element von Flächen und Fassade.

FAKTEN AUFTRAGGEBER Stiftung Saarländischer Kulturbesitz LANDSCHAFTSARCHITEKTUR bbz Landschaftsarchitekten, Berlin ARCHITEKTUR Kuehn Malvezzi Architekten, Berlin FLÄCHE 13.000 Quadratmeter

Foto: Visualisierung, Pläne, Modelle: Kuehn Malvezzi Architekten, Berlin

ELISABETH RATHJEN

Verantwortung teilen. Für Wilfried Kühn ist das der Kern gemeinsamen Planens. „Das ist auch so ein gewisses Spiel, so ein Risiko, das wir eingegangen sind, Autorität oder individuelle Autorschaft aufzugeben, weil wir an einer größeren Autorschaft interessiert sind.“ Kuehn Malvezzi Architekten entwickelten zusammen mit dem Künstler Michael Riedel das Konzept für den Erweiterungsbau der Modernen Galerie Saarbrücken. bbz landschaftsarchitekten Berlin sind seit dem Zuschlag mit im Team. Der Bau ist in vollem Gange. Das Konzept gibt ein Gesamtkunstwerk vor, das Architektur und Freiraum vereint und in einer künstlerischen Intervention die Geschichte seines Zustandekommens – im wahrsten Sinne des Wortes – lesbar macht. Kuehn Malvezzi Architekten sind überzeugte Verfechter einer kuratorischen Architektur, wie sie es nennen. Sie verstehen den Bestand als Sammlung von Gegebenheiten. Im Entwurfsprozess wählen sie die wichtigen Elemente aus und setzen sie in einen neuen Zusammenhang. In diesem Fall war der Bestand eine schöne Pavillonarchitektur der 1960er-Jahre, entworfen vom Saarländer Architekten Hanns Schönecker, die heute unter Denkmalschutz steht. Zum Bestand zählte aber auch der bereits begonnene Erweiterungsbau, der den Architekten im Rohbau übergeben wurde. Ein öffentlicher Streit über steigende Kosten und Fehlplanungen führte zum Stop des ursprünglichen Baus.

Das Konzept verbindet Neu mit Alt, Gebäude mit Außenraum, den Prozess des Schaffens selber und damit die Disziplinen untereinander. Der Künstler Michael Riedel entwickelte das Layout von Außenraum und Fassade aus dem Grundrissmuster der Ausstellungspavillons, das er über die Landschaft legte und das nun über einen Wechsel von Platz- und Grünflächen sichtbar wird. Als vereinendes Element von Platzflächen und Fassade kommen vier mal vier Meter große Werksteinplatten mit Textgrafik zum Einsatz. Mit der Textgrafik interpretiert Riedel die Situation: Er bildet das Transkript einer Landtagsdebatte ab, in der über die Außengestaltung entschieden wurde und die die Kunst selbst thematisierte. Zentral für das Konzept war auch die Entscheidung, den Altbau wieder in den Mittelpunkt zu rücken: Der Haupteingang, der ursprünglich in den Neubau integriert werden sollte, wurde wieder auf seinen angestammten Platz verlegt. So entstand eine städtebauliche Situation, die förmlich danach verlangte, den Außenanlagen eine dem Gebäude gleichwertige Bedeutung zukommen zu lassen. Dieses Gleichgewicht zwischen Architektur und Landschaft ist schon bei den Schöneckerbauten angelegt. „Die Idee, dass wir als Architekten mit Künstlern und Landschaftsarchitekten in einem Team zusammenarbeiten, ist damit auch Teil des Umgangs mit dieser Situation“, so Kühn. PROFESSIONEN VERSCHMELZEN

Das Ergebnis ihres Entwurfsprozesses ist ein Ensemble, das die Trennlinien zwischen den Disziplinen verschwimmen lässt. Damit dies wirklich gelingt, war es nötig, die starren Grenzen zwischen den Fachbereichen aufzugeben. „Indem wir miteinander etwas kuratieren, nämlich etwas sorgend, auswählend herstellen, haben wir teilweise professionelle Verantwortung, aber auch alle zusammen eine kuratorische Verantwortung über unsere professionelle Verantwortung hinaus“, so Kühn. Auf die Frage nach einer speziellen 37 GARTEN+ L ANDSCHAFT


Methode, die für einen gelungenen Prozess entscheidend ist, nennen Kühn und Herrmann ganz pragmatisch: „Viel miteinander reden, sich viel treffen, viel gemeinsam am Tisch entwickeln und sich nicht gegenseitig fertige Ergebnisse zumailen. Der Plan entsteht tatsächlich gemeinsam. Es ist ein dialogisches Prinzip.“ Dazu brauche man Partner, die es wie sie lohnenswert finden, die individuelle Autorität und Autorenschaft zugunsten einer größeren aufzugeben. Das Risiko, das sie damit eingehen, indem sie etwa dem Künstler die Verantwortung für die Fassade überlassen, versteht Kühn als Spiel, das sich sehr schön auf die Landschaftsarchitektur erweitern lasse. Selbst Missverständnisse tragen zu einem gelungenen Prozess bei: „Bei Missverständnissen entstehen neue Verständnisse, Verschiebungen, und die kann man produktiv machen. Am Ende hat man ein Werk, das sicher anders ist, als es sich jeder einzeln in seiner Hütte vorgestellt hat.“

Das Projektteam aus allen drei Disziplinen umfasst phasenweise bis zu 15 Personen. Diese sitzen in unterschiedlichen Konstellationen auch in kleineren Gruppen zusammen. „Wir haben uns schon lange davon entfernt, dass der Chef entwickelt und die Mitarbeiter umsetzen“, sagt Timo Herrmann. „Als Chef moderiert und filtert man. Diese Leistung ist nicht zu unterschätzen, aber die eigentliche Entwurfsleistung liegt bei den Projektleitern und Mitarbeitern.“ Der Entwurfsprozess endet letztlich nie, da jede neue technische Lösung, jede Norm sich wieder auf das Gesamtkonzept auswirkt, was in letzter Konsequenz bedeutet, dass es auch keine definierten Schnittstellen für die Ausführung gibt. Sie setzen deshalb auf

„DER PLAN ENTSTEHT TATSÄCHLICH GEMEINSAM. ES IST EIN DIALOGISCHES PRINZIP.“ WILFRIED KÜHN

Der Haupteingang, der ursprünglich im Neubau seinen Platz finden

KUEHN MALVEZZI ARCHITEKTEN UND TIMO HERRMANN, BBZ LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

sollte, wurde wieder auf seinen angestammten

Visualisierung, Pläne, Modelle: Kuehn Malvezzi Architekten, Berlin

Platz verlegt.

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ORT UND MACHT MODERNE GALERIE SAARBRÜCKEN

Der westliche Platzbereich zwischen dem Eingang des Museums und der Hochschule für Musik dient als attraktiver Vorplatz für beide Gebäude und als großzügiger Außenbereich für die Museumsgastronomie.

Werkstätten als ausführende Firmen, „kleine, feine Betriebe, die tüfteln und auch ausprobieren“. Das allerdings ist nicht einfach durchzusetzen. Die VOB sieht schließlich vor, die Gewerke zu trennen. Die Herausforderung lag also darin, die Interdisziplinarität bis in die Ausführung hinein fortzuschreiben – beginnend mit einer Kombination verschiedener Gewerke innerhalb einer Ausschreibung. Weil es zum Beispiel nötig war, für Fassade und Boden absolut identisches Material einzubauen, waren die Betonhersteller aufgefordert, ausnahmsweise selbst als Hauptunternehmer aufzutreten und die Montage vor Ort anzubieten. Die Planer mussten dabei alle Spielräume, die das Vergaberecht lässt,

ausschöpfen. Sie hatten das Glück, in Saarbrücken einen Bauherren zu haben, der durch sein Verständnis für das Projekt – und nach einiger Überzeugungsarbeit – bereit war, ihre Strategien zu unterstützen. Dass solche gemeinschaftlichen Werke auch in anderen Feldern wie Gewerbe- und Mietwohnungsbau möglich werden, wünscht sich Wilfried Kühn. Timo Herrmann glaubt allerdings nicht, dass sich gesetzliche Rahmenbedingungen begünstigend ändern könnten. Stattdessen wünscht er sich souveräne Auftraggeber, die den Mut haben, auch mal nicht normgerechte Ausführungen mitzutragen. Das Ergebnis in Saarbrücken sollte ihnen Recht geben.

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Cordelia Polinna und Thomas Hauck vereinen drei Disziplinen in ihrem B端ro: Sie ist Stadt足 planerin (Schreibtisch oben), er ist Landschaftsarchitekt und K端nstler (Schreibtisch unten).

Cordelia Polinna und Thomas Hauck entwickeln seit 2008 Strategien f端r Foto: xxxxx

die Stadtplanung.

40 GARTEN+ L ANDSCHAFT


ORT UND MACHT POLINNA+HAUCK

DIE STADT‑ STRATEGEN Klassische Stadtplaner sind Polinna+Hauck aus Berlin nicht. Das Büro ist Vorreiter, wenn es um den Brückenschlag zwischen Professionen geht: Zu den drei Disziplinen, die das Duo selbst vereint, kommt ein weites Netzwerk mit unterschiedlichsten Akteuren.

LAURA KLÖSER

„Wir sind einfach keine Baupraktiker,“ sagt Thomas Hauck. Polinna+Hauck Landscape + Urbanism aus Berlin sind aber vieles andere: strategische Planer, Forscher, Lehrer, Autoren, Künstler, Diskursanreger, Kuratoren, Veranstalter. Die interdisziplinäre Arbeit liegt Polinna+Hauck gewissermaßen im Büro. Cordelia Polinna ist Stadtplanerin, Thomas Hauck ist Landschaftsarchitekt und Künstler. Sie lernten sich während des Studiums kennen. Kerngeschäft ist seit der Bürogründung 2008 die strategische Planung für Stadtentwicklung, über die sie ständig mit vielen Disziplinen in Kontakt kommen: Soziologen, Kulturwissenschafter, Grafiker, Ingenieure und Biologen zählen zu ihrem Netzwerk.

Foto: xxxxx

LIEBE ZUM INFORMELLEN

Die klassische Objektplanung schloss sich für Polinna+Hauck schnell aus. „Wir haben beide einen wissenschaftlichen Background, die informelle Planung, das Ausloten von Möglichkeiten begeistert uns einfach“, erklärt Cordelia Polinna. Sie studierte Stadt- und Regionalplanung sowie Urban Design an der TU Berlin und am Edinburgh College of Art, 2007 folgte der Doktortitel, bis 2013 war sie Gastprofessorin für Planungs- und Architektursoziologie an der TU Berlin. Thomas Hauck studierte Landschaftsarchitektur in Hannover, Berlin und dem Edinburgh College of Art. Nach dem Studium zog es ihn eine Weile in die Kunst, eine Leidenschaft, die ihn bis heute beschäftigt und inspiriert: Er ist Mitbegründer der Künstlerinitiative Club Real, die sich mit Theater, Architektur und Musik auseinandersetzt. 2013 promovierte er in München, inzwischen ist er als Professor an der Uni Kassel für den Fachbereich Freiraumplanung zuständig. 41 GARTEN+ L ANDSCHAFT


Mit der Aktion „Paradies Bundesplatz! – Expedition in die Zukunft“ machten Polinna+Hauck auf die Potentiale nach­ haltiger Mobilität und Quartiersentwicklung aufmerksam.

In der Büropartnerschaft lassen sich Thomas Hauck und Cordelia Polinna viel Raum, jeder verfolgt auch eigene Projekte. Besonders am Herzen liegt Polinna die Arbeit als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats zum Stadtentwicklungskonzept Berlin 2030 der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in Berlin. „Mit dem Projekt arbeiten wir an den aktuellen urbanen Problemen, das Thema ist auch politisch hoch brisant“, erklärt die Stadtplanerin. Polinna+Hauck beleuchtete unter anderem die städtebauliche Perspektive von zehn Transformationsräumen in Berlin, untersuchte inhaltliche Überschneidungen und räumliche Zusammenhänge. Im nächsten Schritt entstanden Strategiekarten, welche die acht Aspekte des Entwicklungskonzepts – Wirtschaft, Bildung, Kreativität, Mobilität, Klima, Stadtgrün, Vielfalt und Gemeinschaft – auf die verschiedenen Räume anwenden. INSPIRATION DURCH INTERVENTION

„Dass wir ständig mit anderen Themengebieten in Kontakt stehen, inspiriert uns sehr. Man lernt viel dazu, auch für andere Projekte”, erzählt Cordelia Polinna. Neben den theoretischen Studien und Konzepten kollaborieren Polinna+Hauck auch mit Künstlern, arbeiten an Ausstellungen und Interventionen auf der Straße. Mit der Raumwerkstatt „Paradies Bundesplatz – Expedition in die Zukunft“ lud das Team die Berliner Bevölkerung dazu ein, sich mit postfossiler Mobilität auseinanderzusetzen. Eine Stadtsafari rund um den Bundesplatz im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf sensibilisierte für nachhaltige Quartiersentwicklung und die Potentziale des hochgradig belasteten Verkehrsraums. Zur Tanznacht Berlin 2014 gestaltete Thomas Hauck zusammen mit Club Real die Installation „Freileitung“ in den Uferstudios in Berlin 42 GARTEN+ L ANDSCHAFT

Wedding. Zu sehen waren zwölf Strommasten, die 48 Lampions mit Fotos von den Gesichtern von Anwohnern aus verschiedenen Altersgruppen und Milieus trugen. Die Menschen wurden fotografiert, während sie „Wedding!“ in die Kamera riefen. Die Installation sollte die persönliche Einstellung der Bewohner zu ihrem Bezirk zeigen und den Besuchern des internationalen Festivals den Austragungsort näher bringen. „Diese Projekte liebe ich sehr, aber sie sind auch mühselig“, gesteht Hauck. Ihren Arbeitsalltag gestalten Polinna+ Hauck ebenso frei wie das Arbeiten im Netzwerk. „Wir arbeiten dezentral und haben derzeit keine festen Büroräume. Man arbeitet flexibler, wenn keine Maschine im Hintergrund läuft“, stellt Thomas Hauck fest. Das Arbeiten in vielen Netzwerken, darunter zum Beispiel auch Urban Catalyst Studio, sei aber zeitlich manchmal schwierig zu managen und der Brückenschlag zwischen den Disziplinen falle nicht immer leicht. „Die Naturwissenschaftler tun sich zum Beispiel leichter damit, unsere analytischen Thesen und Ideen zu unterstützen, den Künstlern fällt das manchmal schwer.“ RADIKALITÄT MUSS SEIN

Berlin ist nicht die einzige Spielwiese von Polinna+Hauck. Für München entwickelte das Team 2011 eine Strategie zur Repräsentation von Minderheiten im öffentlichen Raum, für die Region Augsburg 2014 ein integriertes räumliches Entwicklungskonzept. Aktuell erarbeiten sie zusammen mit Club Real und dem Kleist Forum ein neues Konzept in Frankfurt an der Oder und der polnischen Stadt Slubice. Unter dem Namen „Folkstheater! Teatr Lodwy“ suchen die Planer im Dialog und durch Interventionen mit den Bewohnern der beiden Städte nach neuen Gestaltungs- und Nutzungsideen für leerstehende kulturelle Orte. Die erste Aktion fand im Oktober 2015 statt. Was ist für Stadtstrategen wie Polinna+ Hauck die größte Herausforderung urbaner Räume? Die beiden Partner sind uneins. Für Hauck ist Partizipation ein Trend, dem meist die Methodik fehle. Polinna sieht politische Fragen: „Das größte Problem ist, mit der sozialen Polarisierung umzugehen, da spitzen steigende Mieten die Situation enorm zu. Aber natürlich auch das Klima, nachhaltige Mobilität ohne Schadstoffe … wir müssen radikaler denken, sonst sieht es düster für uns aus.“


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Zur Tanznacht

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Thomas Hauck die Installation ���������������������� ������������������������� „Freileitung“ in den und Kletterhortensie dient als �������������������������������������� Hof der Uferstudios �������������������������������� in Berlin Wedding. ����������������������������������� ������������������������������ 12 Strommasten ����������������������� trugen 48 Lampions

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mit den Gesichtern von Bewohnern des

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Mit Wolfgang Weisser, Professor für Terrestrische Ökologie an der TU München, veröffentlichte Thomas Hauck kürzlich das Forschungsprojekt „Animal Aided Design“ (AAD). Es will die Bedürfnisse verschiedener Wildtiere von Anfang an in die Planung von Landschaftsarchitektur integrieren. Zur Zeit werden mit der gewofag in München und in Kooperation mit der Stadt Ingolstadt AAD-Projekte geplant und umgesetzt, gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.

luierung

HEN DER SIEDLUNG

Fotos und Grafik: Polinna+Hauck

WILD DENKEN

gemeinsame Anpassung Hausordnung an Ergebnisse 2. Evaluierungsphase

43 GARTEN+ L ANDSCHAFT


KOM M EN TA R

GIMMICK, KITT ODER GENERATOR? TOBIAS BALDAUF ist Landschaftsarchitekt und Stadtplaner und Gründer von bauchplan ).( In Studios in München und Wien arbeitet das Team im transdisziplinären Kollektiv an offenen Gestaltungsprozessen.

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Die Welt arbeitet interdisziplinär. Planer verstehen darunter, dass komplexe Problemstellungen aus Blickwinkeln verschiedener Professionen beleuchtet werden. Ziel ist, Orte funktional wie atmosphärisch zu vielschichtigen Räumen zu transformieren. Im beruflichen Alltag bedeutet Interdisziplinarität nicht selten etwas ganz anderes: Architekten geben ihren großen Wurf an die „Fachplaner“ als Vorgabe aus und erwarten im Rücklauf Lösungsvor­schläge hinsichtlich der Fachproblematiken – ein braves Abarbeiten des jeweils spezifischen Normenkataloges. In Bezug auf unsere Profession sind gewöhnliche Problemstellungen die Integration von Parkplätzen und Kinderspielplätzen auf engstem Raum oder die barrierefreie Erschließung gelandeter Architekturen in komplexer Topographie. Seltener stehen ausgefallenere Gimmicks wie fliegende Bäume oder ökologische Moden auf dem Wunschzettel. Meist geht es um technische Lösungen oder klischeehaft verzaubernde Dekoration von Hochbauprojekten. Hinter reinen Dienstleistungen im interdisziplinären Rahmen steht vielfach nicht der Architekt, sondern die Investorenvorstellung suggerierter Problemfreiheit. Freiräume artikulieren sich als gutmütiges Bindeglied zwischen Einzelarchitekturen: Als mehr oder weniger funktionaler, fehlerfreier, möglichst nachhaltiger ökonomischer Kitt (er)füllen sie städtebauliche Serviceflächen zwischen Gebäuden und Verkehrsinfrastruktur. Unsere Profession und die durch uns

entwickelten Räume sollten nicht mehr als verbindende Verhandlungsmasse, sondern als eigenständige Generatoren der Stadtentwicklung verstanden werden. Es geht hier nicht um Gestaltungsfeuerwerke. Ziel muss integrativinterdisziplinäres Denken von Projektbeginn an sein. Die Landschafts­architektur ist Expertin für nur bedingt steuerbare Entwicklungen, die allseitig erwarteten und praktizierten Bescheidenheiten sollte sie abstellen. Im Bewusstsein unserer Kernkompetenzen gilt es, Tendenzen aus der aktuellen Umbruchphase in Projektkonzeptionen einzubringen. WIR WERDEN UNS NEU ERFINDEN

Im interdisziplinären Diskurs müssen wir die Innovationshemmung der letzten Jahre ablegen und die an sich günstigen Voraussetzungen des sozialen und öko­klimatischen Wandels nutzen. Ohnehin werden diese Faktoren eine Neuprofilierung der Landschaftsarchitektur erzwingen. Es geht darum, in Ausbildung, Freiberuflichkeit, Verwaltung sowie in Beurteilungs­gremien vorauseilenden Gehorsam durch neuen Mut zu ersetzen. Die Komplikationsfreiheit darf als oberstes Projektziel sowohl auf Auftraggeber- als auch auf Planerseite nicht länger hingenommen werden. Zukunftsfähige Räume müssen vermehrt Chancen auf lokale Identitäten zur Verfügung stellen. Interdisziplinarität ist ein geeigneter Ansatz, Komplexitätsgrade heutiger Planungen auch in Projektteams adäquat abzubilden. Im weiterentwickelten Zusammenspiel raumbildender Professionen bietet sich die Möglichkeit, gemeinsam Räume jenseits gültiger Normierungen zu prägen und im Planungsprozess die Freude am Bau der Gesellschaft ein Stück weit neu zu entdecken.


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FR AG E

Das Büro Ver.de Landschaftsarchitektur profitiert von gleich zwei renommierten Ausbildungsstätten im Umkreis.

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STUDIO FRAGE

WO SIND DIE GUTEN? Berufseinsteiger büroreif machen – darin sehen viele Planungsbüros eine Mammutaufgabe, die viel Zeit und Energie kostet. Die Ursache für das vermeindlich mangelnde Praxiswissen der Absolventen ist schnell ausgemacht: Im verschulten Bachelor- und Mastersystem hätten Studenten keine Zeit mehr, Erfahrungen abseits des Hörsaals zu sammeln. Wie schwer ist es wirklich, an qualifizierten Nachwuchs zu kommen?

THOMAS JAKOB

Die Antwort auf die Frage, ob die heutigen Bachelor- und Masterabsolventen gleich, besser oder schlechter qualifiziert in den Beruf einsteigen als die Absolventen der früheren Diplomstudiengänge, beginnt mit einer Rechenaufgabe: In Deutschland kann man an 17 Hochschulen und Universitäten Landschaftsarchitektur, Landschaftsplanung oder etwas anderes studieren, das dazu befähigt, in einem Planungsbüro oder einer Behörde zu arbeiten. An diesen 17 Hochschulen gibt es laut BDLA 31 Bachelorstudiengänge und 33 Masterstudiengänge. Nicht alle davon sind konsekutiv, bauen also aufeinander auf. Jeder Studienanfänger kann theoretisch aus rund 900 Kombinationen wählen. Und innerhalb eines Masters kann es dann weitere Vertiefungsrichtungen geben. Die Zahlen des BDLA stammen aus dem Jahr 2014, der eine oder andere Masterstudiengang ist bis heute sogar noch dazugekommen.

Foto: ver.de Landschaftsarchitekten

UNIS FEHLEN DIE SCHWERPUNKTE

„Wie soll angesichts dieser Kombinationsmöglichkeiten ein Büroinhaber wissen, welcher Absolvent zu ihm passt?“, fragt Ute Fischer-Gäde, Fachsprecherin Ausbildungswesen beim BDLA. Früher stand jede Uni und jede Fachhochschule für einen oder zwei Ausbildungsschwerpunkte: die Uni Hannover für eine eher soziologisch ausgerichtet Ausbildung, Dresden für eine entwerferisch ausgerichtete Lehre, die FH 47 GARTEN+ L ANDSCHAFT


Trüper, Gondesen und Partner

EIGENINITIATIVE IST GEFRAGT

Für wenig zufriedenstellend hält die BDLA-Beisitzerin und Initiatorin des Arbeitskreises Junge Landschaftsarchitekten im BDLA, Elisabeth Lesche von el:ch Landschaftsarchitekten aus München, die Entwicklung an den Universitäten. Dort würden immer mehr Professorenstellen mit Personen besetzt, die kein Planungsbüro führen. Die Folge: „Trotz Projektarbeiten geht der Praxisbezug für die Studenten verloren“, meint Lesche. Ausgebildet würde 48 GARTEN+ L ANDSCHAFT

Landschaftsarchitekten bieten vor und während dem Studium Praktika an.

eher für die akademische Laufbahn. Dieser Trend dürfte auch daher rühren, dass sich Nischenstudiengänge wie die Landschaftsarchitektur durch Akademisierung und Verwissenschaftlichung gegen die Sparbestrebungen so mancher Hochschulleitung zu wehren versuchen. „Die Nachausbildung ist heute wichtiger als früher“, sagt Ute Fischer-Gäde. Büros, die Absolventen einstellen, müssten sich heute viel mehr Zeit nehmen, um sie in den Berufsalltag zu integrieren und fit für die Arbeit zu machen. Meist unterstützen die Neuen zunächst einen erfahrenen Projektleiter, ehe sie sukzessive eigene kleine Projekte übernehmen. Auch bieten die Architektenkammern und der BDLA Fortbildungen für Berufseinsteiger an. Zudem arbeiten sich viele Absolventen aber auch von sich aus in neue Arbeitsgebiete ein. Diese Erfahrung hat auch Maria Julius gemacht, Partnerin bei Trüper, Gondesen und Partner Landschaftsarchitekten aus Lübeck. „Wir sehen es schon mit Sorge, wenn ein Absolvent zu uns kommt und nicht weiß, was in einem Landschaftspflegerischen Begleitplan drin stehen muss.“ Dabei gehe es ihr nicht darum, dass ein Absolvent den Begleitplan allein erstellen kann, wohl aber sollte er wissen, welche prinzipiellen Inhalte er enthält. Das Büro bietet deshalb Studenten Praktika vor und während des Studiums an, um sie nach dem Masterabschluss fest einzustellen. Die Studenten zu begleiten, sei allemal einfacher als darauf zu hoffen, dass sich irgendwann

Foto: Trüper, Gondesen und Partner Landschaftsarchitekten

Weihenstephan für breitgefächertes, extrem praxisnahes Wissen. Heute mute es mitunter schon abenteuerlich an, welche Masterstudiengänge die eine oder andere Hochschule anbietet und welche Kombinationsmöglichkeiten sich daraus ergeben, sagt Fischer-Gäde: „Jede Hochschule möchte sich mit immer neuen, einmaligen Masterstudiengängen profilieren.“ Das ist nicht immer zum Vorteil der Studenten und der Büros. Immerhin: Fast alle Hochschulen bieten mittlerweile wieder ein verpflichtendes Praxissemester an. Die Kritik von Kammern, Verbänden, aber auch von Büros und Studenten hat gefruchtet. Ein schnelles Studium ist schön und gut. Ohne praktische Erfahrung bildet man aber an der Realität vorbei aus. Diese Erkenntnis hat bei vielen Studenten eingesetzt: Weil ein Job im Büro während des Studiums für viele zeitlich schlicht nicht zu bewerkstelligen ist, setzen sie zwischen Bachelor und Master ein halbes oder gar ein ganzes Jahr aus, um zum ersten Mal Büroluft zu schnuppern. Einige Hochschulen fordern auch ein Praktikum vor Studienbeginn.


STUDIO FRAGE

die passenden Absolventen bei ihr meldeten. „Wir müssen in Lübeck als hochschulferner Standort vor allem gegen die Attraktivität Berlins ankämpfen.“ Das hat Elisabeth Lesche schon häufiger gehört. Vor allem kleine Büros täten sich schwer, Absolventen für sich zu gewinnen. „Die Guten gehen in die großen Städte und in die großen Büros. In die kleinen Büros und in Mittelstädte zieht es kaum jemanden.“ Und die vielen Absolventen aus dem Ausland? „Die gehen entweder zurück in ihr Heimatland oder es scheitert an der Sprache und am Verständnis für die deutsche Planungsrealität.“ GROSSE BÜROS HABEN ES LEICHTER

Da haben es Münchner und Freisinger Landschaftsarchitekturbüros vergleichsweise leicht. In Freising gibt es gleich zwei renommierte Ausbildungsstätten. Ein Büro, das davon profitiert, ist Ver.de Landschaftsarchitektur um Birgit Kröniger, Jochen Rümpelein und Robert Wenk. Birgit Kröniger, seit kurzem zudem Professorin an der Hochschule Nürtingen, hält nichts von der Aussage, dass die Praxisnähe und die Berufsfähigkeit der Absolventen durch das Bachelor-Master-System nachgelassen habe. „Heute wie früher hängt die Qualifikation der Absolventen entscheidend von deren persönlichem Engagement und Eigeninitiative ab.“ Ihrer Erfahrung nach gelinge es interessierten und gut organisierten Studenten auch im Bachelor-MasterSystem, Zeit für das Arbeiten in Büros zu finden. Diese Berufseinsteiger seien klar im Vorteil und könnten im Büro gut eingesetzt werden. „Natürlich braucht es klar umrissene Aufgaben sowie Betreuung und Hilfestellung durch erfahrene Ansprechpartner im Büro. Das war aber früher auch nicht anders.“ Und die ganz allgemeine Kritik am verschulten Charakter des Bachelor-Masterstudiums? „Die Studenten können trotz des straffen Systems durch zahlreiche Wahlmöglichkeiten je nach Interesse eigene Akzente setzen“, sagt Kröniger. Sie könnten sich dann auch gezielt ein auf diesem Gebiet spezialisiertes Büro für ein Prakti-

„DIE GUTEN GEHEN IN DIE GROSSEN STÄDTE UND IN DIE GROSSEN BÜROS. IN DIE KLEINEN BÜROS UND IN MITTELSTÄDTE ZIEHT ES KAUM JEMANDEN.“ ELISABETH LESCHE EL:CH LANDSCHAFTSARCHITEKTEN, MÜNCHEN

kum suchen. Etwas habe sich aber doch verändert: „Wir stellen eine stärkere Konsumhaltung fest.“ Dieser gesellschaftliche Wandel macht auch vor Studenten und Absolventen der Landschaftsarchitektur nicht halt. Gegen diese Einstellung arbeite sie wie alle ihre Kollegen an den Hochschulen an. Wer also ein großes oder namhaftes Büro in einer großen Stadt hat, der tut sich leichter mit den Bachelor- und Masterabsolventen. Hier greift schlicht der Standortvorteil. Vor allem die engagierten Bewerber zieht es dorthin – sie haben auch durchaus schon Praxiserfahrung. Kleinere Büros und Büros abseits der Metropolen aber haben zu kämpfen, wenn es um qualifizierten Nachwuchs geht. Ihre Auftragsbücher aber sind voll. Intensive Einarbeitung bleibt für sie das Mittel der Wahl.

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Es gibt viele Argumente, mit Naturstein zu bauen: Ökologisch ist er, klassisch – vor allem aber spricht aus dem Material in Zeiten der Massenproduktion eine besondere Form markanter Einzigartigkeit. Wir sprachen mit Ingrid Schegk, Landschaftsarchitektin und Expertin für Naturstein, über das Material und seine Eigenheiten.

50 GARTEN+ L ANDSCHAFT

SOPHIE CHARLOTTE HOFFMANN

Garten + Landschaft: Die Nachfrage nach Naturstein ist groß. Viele Bauherren wählen bewusst qualitativ hochwertige Materialien. Wie erklären Sie sich diesen Trend? INGRID SCHEGK: Ob wir von einem

Trend sprechen können, vermag ich nicht zu sagen. Alternativen zu Naturstein, zum Beispiel Beton, haben heute ebenso eine große Bedeutung. Auch da gibt es Hochwertiges. In vielen Fällen jedoch sprechen verschiedene Gründe für Naturstein. Manche seiner Eigenschaften bleiben einfach unerreicht.

Was fasziniert Sie an dem Material? Zum einen sicher das Alter. Wir verwenden Pflastersteine aus einem Stoff, der je nach

Foto: bauchplan ).(

„WIR VERBAUEN STEIN FÜR STEIN EIN STÜCK ERDGESCHICHTE.“

INTERVIEW:


STUDIO PRAXIS

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das Fachkenntnisse und manuelle Fertigkeiten erfordert.

Naturstein-Pflaster auf der Böblinger Neuen Meile: mehr zum Projekt von Bauchplan unter www.garten-landschaft.de/boeblingen

Was raten Sie Planern, die mit Naturstein arbeiten?

Gerade auf die handwerklichen Aspekte legt mein Buch „Natursteinarbeiten im Garten- und Landschaftsbau“ einen Schwerpunkt. Manche aktuellen Entwicklungen im Landschaftsbau werden einfach nicht kritisch genug hinterfragt. Zum Beispiel werden Prüfzeugnisse, die bestimmte Eigenschaften wie die Frostsicherheit bescheinigen, oft falsch interpretiert. Ein Naturstein, der sich in einem bestimmten Prüfverfahren als frostbeständig erweist, ist es oft nicht mehr, sobald er mit Tausalz oder salzigem Spritzwasser in Berührung kommt.

Was kann Naturstein, was andere Materialien nicht können? Pauschal kann man das nicht beantworten. Es kommt immer auf die Funktion im Vergleich mit anderen Baustoffen und auf den Kontext an. Es gibt sehr beständige Natursteine. Und Naturstein wirkt einfach glücklicherweise nie wie ein industrielles Produkt: Kein Stein gleicht ganz genau dem anderen. Natursteine altern in der Regel auch in besonders schöner Weise. Diese Unikate sind aber auch sehr empfindlich ... Wie anfällig ein Naturstein ist, hängt von der für die jeweilige Funktion und Situation gewählten Sorte ab. Es gibt viele robuste Arten, die sich vielfältig bewähren. Sicher kann sich die Einzigartigkeit hier im Einzelfall auch nachteilig auswirken, weil die Eigenschaften immer etwas variieren.

Es gibt Beton und viele andere gewissermaßen modernere Werkstoffe. Geht es nicht auch ohne Naturstein?

Unentbehrlich ist er sicher nicht. In vielen Fällen ist seine Verwendung aber einfach sehr naheliegend, etwa in Altstädten oder historischen Parks. Die Naturgartenbewegung der späten 1970er und frühen 1980erJahre brachte Naturstein auch zurück in die zeitgenössischen Hausgärten. Die Kombination von Stein und Pflanze dient hier häufig als Abstraktion naturnaher Lebensräume oder als Symbol für den natürlichen Zusammenhang von Geologie und Vegetation.

Ist diese Einzigartigkeit vor dem Hintergrund hoher Instandhaltungskosten nicht ein Luxus?

F a c h b i b l i o t h e k

g r ü n

KLASSIKER NEU AUFGELEGT

Ingrid Schegk

Natursteinarbeiten im Garten- und Landschaftsbau

Die Landschaftsarchitektin Ingrid Schegk ist Professorin im Fachgebiet Baukonstruktion und Entwerfen an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Voraussichtlich Mitte dieses Jahres erscheint ihr Buch „Natursteinarbeiten im Garten- und Landschaftsbau“ im Ulmer Verlag.

Foto: xxxxx

Art ein paar Millionen Jahre alt ist, und verbauen Stein für Stein ein Stück Erdgeschichte. Was Menschen seit Jahrtausenden aus Naturstein bauen, ist außerordentlich. Man denke nur an die ägyptischen Pyramiden, die Kulturlandschaften mit ihren vernakulären Bauten wie die Terrassenmauern der Inkas, die Trulli in Apulien, Bogenbrücken und Treppenanlagen.

Ich würde nicht von Fehlern sprechen, sondern eher von Verarbeitungsproblemen. Die können dann auftreten, wenn die Erwartungen des Bauherrn oder die Anforderungen unklar sind, die aus der geplanten Nutzung resultieren. Konstruktiv gibt es bewährtere und riskantere Lösungen. Oft wird dabei nicht bedacht, dass das Bauen mit Naturstein, egal ob es sich um Pflastern, Mauern oder Steinbearbeitung handelt, ein anspruchsvolles Handwerk ist,

Natursteinarbeiten im Garten- und Landschaftsbau

Kann man Fehler machen, wenn man mit Naturstein arbeitet?

Schegk

Einen direkten Zusammenhang mit den Instandhaltungskosten würde ich nicht sehen, wenn sich die Steinart grundsätzlich für die Verwendung eignet. Der Instandhaltungsaufwand hängt eher von konstruktiven Aspekten wie der Bauweise und dem Nutzungsdruck ab.

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PFLASTER FÜR DAS BIKINI BERLIN Drei Jahre wurde das Bikini-Haus in Berlin zwischen Zoo und Gedächtniskirche umgebaut. Jetzt strahlt das Baudenkmal aus den 1950er-Jahren in neuem Glanz als modernes Shoppingcenter. Von der Terrasse eröffnet sich Besuchern die Aussicht auf den benachbarten Zoo. Bei der Planung der ­Außenanlagen griffen die Berliner Landschaftsarchitekten Lützow 7 für den Dachgarten das Thema des Zoos auf und pflanzten Gräser, Kräuter und Stauden als artenreiche Mischung an. Zur Straße hin setzten sie auf Betonwerksteine von Godelmann und Klostermann. Verlegt wurden unter anderem die Produktlinien „Nueva“ und „Scada“ im XXL-Format. xxl-platten.de

Meet & Work nennt Streetlife sein neues Stadtmobiliarsystem. Es besteht aus verschiedenen Einrichtungselementen, mit denen sich verspielte Konfigurationen auf Plätzen, im Wohnumfeld oder auf Dachterrassen schaffen lassen. Die Kombinationen aus Sitzbänken, Tischen und Baumkübeln sind eine Alternative zu traditionellen Picknicksets und eignen sich ideal als attraktive Aufenthaltsorte für kurze oder längere Zeit. Die verschiedenen Elemente sind aus Aluminium mit Solid-Latten aus FSC-Hartholz gefertigt. Interessenten müssen mindestens fünf Elemente abnehmen. streetlife.nl

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Foto: XXL-Platten.de; Streetlife; Benkert Bänke; Grijsen international

KOMBINIERE: TREFFPUNKT


STUDIO LÖSUNGEN

SITZBANK IM INDUSTRIEDESIGN Die Firma Benkert Bänke ist für seine meist kraftvollen, wuchtigen Stadt- und Parkbänke bekannt. Nun hat Firmenchef Gerhard Benkert den Architekten Mario Botta damit beauftragt, eine neue Produktlinie zu entwerfen: Pausa. Pausa besteht aus dicken Edelstahlröhren mit einer filigranen, flachen Sitzfläche. Das moderne Industriedesign reflektiert kommunale Aufgaben, wie etwa die Erschließung von öffentlichen Gebäuden. Pausa gibt es in vielen Farben als Bank, Einsitzer und Hocker, mit und ohne Rückenlehne. Mario Botta hat für die Firma Benkert unter anderem das Firmengebäude und das Wohn­haus des Firmeninhabers entworfen. benkert.info

SITZEN UND SCHÜTZEN In modernen Kinos gibt es keine Filmdosen mehr, heute läuft alles digital. Dennoch nahm der Betreiber eines Kinos im historischen Viertel der niederländischen Stadt Dortrecht diese Filmdosen als Vorbild für eine passende Sitzgelegenheit vor seinem Lichtspielhaus. Mit der Bank sollten zugleich die Bäume vor seinem Haus geschützt werden. Gemeinsam mit der Firma Grijsen wurden Baumscheiben aus Cortenstahl entwickelt. Damit die Besucher auch in der kälteren Jahreszeit draußen sitzen können, sind Teile der Sitzflächen aus Holz hergestellt. Alle Holzlatten fertigte Grijsen passend zum Radius konisch an. grijsen.de

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SCHMÖKERN IM SCHATTEN Sonnensegel hängen nicht selten unschön und schlaff in ihrer Verstrebung. Die Segel des Herstellers C4sun sind eine Ausnahme. Sie bleiben in Form. Das Geheimnis: die Oberflächenspannung des Tuchs. Sobald es elektronisch ferngesteuert von der Welle ausfährt, wölbt es sich und überdacht die Terrasse, selbst wenn es regnet. In das Tuch sind bogenartig geformte Vorspannungsprofile eingearbeitet. So bleibt das Segel selbst nach Windböen nahezu faltenfrei, durch die ausgeklügelte Technik kann es weder flattern noch schlagen. Handarbeit, ausgewählte Materialien und der witterungsbeständige Edelstahl der Zugmasten ergänzen das Design mit verschiedenen Formaten und garantieren Stabilität. Wenn eine Starkwindböe auftritt,

garantiert ein gewichtgesteuertes WinddruckEntlastungssystem die Sicherheit aller Lager und Befestigungen. Bei starken Sturmböen reagiert das Segel sensorgesteuert und rollt sich erst ein, wenn diese ein Maximum überschreiten. Große, polierte Granitkugeln hängen außen an den Masten und verwandeln so die SonnensegelAnlage in eine moderne Skulptur. Die Masten werden hierzu nicht senkrecht, sondern um elf Prozent geneigt aufgestellt und können mit einem Schraubfundament fest im Boden verankert werden. In einer weiteren Designvariante wird die präzise Zugmechanik in den Masten untergebracht. Diese lassen sich wahlweise auch etwa mit einer Flanschplatte, einer Wandschelle oder über eine Welle „ums Eck“ verankern. www.c4sun.de


Impressum GARTEN +

LANDSCHAFT

Redaktion

FROSTFREIE STELE FÜR DEN FRIEDHOF Friedhofsverwaltungen bevorzugen ganzjährig nutzbare Bewässerungssysteme, weil sie die Grabpflege erleichtern und Kosten sparen. Dank eines sich selbst entwässernden Ventils ist die Frostfree-Stele von Paul Wolff auch in der Übergangszeit einsatzbereit. Weitere Vorteile: geringere Reparatur- und Wartungskosten und leicht zu erreichende Revisionsöffnungen, die die Instandhaltungsarbeiten erleichtern. paulwolff.de

Anschrift wie Verlag Fon +49 89/43 60 05-0, Fax +49 89/43 60 05-147 Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL) Chefredaktion: Tanja Braemer (verantwortlich für den redaktionellen Inhalt, Anschrift siehe Verlag) Fon -150, t.braemer@callwey.de Redaktion: Laura Klöser, Fon -189 l.kloeser@callwey.de Projektmanagement: Tanja Gallenmüller, Fon -153, t.gallenmueller@callwey.de Produkte Thomas Jakob, t.jakob@callwey.de Gestaltung: Ngoc Le-Tümmers (Art Director), Olga Denk, Boris Storz

Abonnementservice Leserservice Garten+Landschaft D-65341 Eltville Fon +49 6123/92 38-225 Fax +49 6123/93 38-244 E-Mail: leserservice@garten-landschaft.de Konto für Abonnementzahlungen: Deutsche Bank Offenburg, IBAN DE04 6647 0035 0044 8670 00, BIC DEUTDE6F664 Erscheinungsweise: monatlich Unverbindlich empfohlene Bezugspreise: Die Inlandspreise enthalten 7% MwSt. (alle Preise in E) Inland: 145,00 Studenten: 90,00 Kombi-Abo: 212,00 Kombi (Stud.): 143,00 Ausland: 154,00 Studenten: 99,00 Einzelpreis: 13,50 Kombi-Abo in Verbindung mit Topos. Bestellung: Abonnements können direkt beim Verlag oder bei jeder Buchhandlung be­stellt werden. Abonnementgebühren sind im voraus zu begleichen. Das Abonnement gilt zunächst für ein Jahr und kann danach jederzeit gekündigt werden. Die Belieferung erfolgt auf Gefahr des Bestellers. Ersatzlieferungen sind nur möglich, wenn sofort nach Erscheinen reklamiert wird. Widerrufsrecht: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Ausgabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246 a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: Garten + Landschaft, Streitfeldstraße 35, 81673 München, Telefon: +49-89-436005-125, Telefax: +49-89/436005317, Email: bestellung@garten-landschaft.de

Verlag

Foto: C4sun; Paul Wolff GmbH; Runge

SITZE LIEBER UNGEWÖHNLICH Langbank? Liegebank? Sitzbank? Tectura von Runge ist alles zugleich. Die leicht konisch zulaufende Sitz- und Liegebank besteht aus glattem Sichtbeton, der mit einer Schattenfuge abgesetzt ist. Ein in Eisenglimmer anthrazit beschichteter Rahmen mit vier Stahlfüßen fasst den Betonkorpus. Wie üblich bei Runge bestehen die eingelassenen Rückenleisten und auch die Sitzleisten aus FSC-zertifiziertem Hartholz. runge-bank.de

Verlag Georg D.W. Callwey GmbH & Co. KG Streitfeldstraße 35, D-81673 München Postfach 80 04 09, D-81604 München Fon +49 89/43 60 05-0, Fax +49 89/43 60 05-113 Persönlich haftende Gesellschafterin: Georg D.W. Callwey Verwaltungs-GmbH Alleiniger Gesellschafter: Helmuth BaurCallwey, Verleger in München Kommanditisten: Helmuth Baur-Callwey und Dr. Veronika Baur-Callwey, Verleger in München; Dr. Marcella Prior-Callwey und Dominik BaurCallwey, Geschäftsführer in München Geschäftsführer: Dr. Marcella Prior-Callwey, Fon -165 und Dominik Baur-Callwey, Fon -159 Editorial Director: Prof. Dr. Alexander Gutzmer, Fon -118 Advertising Director: Andreas Schneider, Fon -197 (verantwortlich für den Anzeigenteil) Disposition: Kirstin Freund-Lippert, Fon -123, Fax +49 89/4 36 11 61 Director Business Development: Christian Keck, Fon -178 Vertrieb: Marion Bucher, Fon -125, Fax -317 Herstellungsleiter: Mark Oliver Stehr, Fon -167 Druck und Bindung: OPTIMAL : MEDIA, Glienholzweg 7, D-17207 Röbel / Müritz Sonder­drucke einzelner Beiträge dieser Aus­gabe können beim Verlag angefragt werden. Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind ur­­­heberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheber­rechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Verlages. Mit der Einsendung von Manuskripten und Bildmaterial erklärt sich der/die Autor/in ein­­ver­standen, dass diese vollständig oder teil­weise in der Zeitschrift Garten + Landschaft publiziert werden. Ebenso stimmt er/sie der Verwertung im Wege der digitalen Verviel­fältigung und Verbreitung über Offlineoder Online-Produktionen zu (z.B. CD-ROM oder Datenfernübertragung). Falls eine Vergütung vereinbart wird, deckt diese die genannten Verwertungsformen ab. Erfüllungsort und Gerichtsstand: München Seit 1.1.2016 ist die Anzeigen-Preisliste Nr. 55 gültig. Anzeigenschluss ist jeweils am 7. des Vormonats. ISSN 0016-4720 B 3134 E


E DI T O R ʼ S PIC K

BAUMDACH AUS GLAS Glas wird im öffentlichen Raum eher selten als Gestaltungselement eingesetzt. Eine Ausnahme bilden die futuristisch anmutenden Überdachungen am Zentralen Omnibusbahnhof in Hanau. Die gläsernen Schirme, geplant von der Netzwerkarchitekten GmbH aus Darmstadt, sind Bäumen nachempfunden und dienen als Unterstand für die Fahrgäste. Insgesamt setzten sie 960 Quadratmeter farbiges Lamex Colourdesign Glas von Glas Trösch in vier verschiedenen Tönen ein. Bei Sonnenlicht entsteht durch das grün bis grüngelb eingefärbte Glasdach eine entsprechende Lichtfärbung auf den Bussteigen, die zusätzlich durch das Schattenbild der Tragwerkskonstruktion ergänzt wird. Mit dem Tagesverlauf wandert das Schattenbild und verändert seine Wirkung je nach Sonnenstand. Im umlaufenden Rand der Dachkonstruktion ist eine Beleuchtung integriert, welche die Beleuchtung des Bussteiges unterstützt. So entsteht in der Nacht das Bild von schwebenden Ringen. glastroesch.de

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Beilagenhinweis Dieser Ausgabe liegen Prospekte folgender Firmen bei: Euroform K. Winkler GmbH/srl., Sand in Taufers, Italien Traco Deutsche Travertin Werke GmbH, Bad Langensalza Einem Teil dieser Ausgabe liegen Prospekte der Firma Georg D. W. Callwey GmbH & Co. KG, München bei.

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Die nächsten Termine Ausgabe 05/2016 Anzeigenschluss: 7. April, Erscheinungstermin: 6. Mai

Foto: Copyright Glas Trösch

Ausgabe 06/2016 Anzeigenschluss: 9. Mai, Erscheinungstermin 6. Juni Ausgabe 07/2016 Anzeigenschluss: 7. Juni, Erscheinungstermin: 5. Juli Die Mediadaten 2016 von Garten + Landschaft finden Sie unter: www.garten-landschaft.de/mediaservice


RE FE R EN Z

GEZEITENSPIEL IN 3-D Eine neue, einheitliche Platzgestaltung von Relais Landschaftsarchitekten und charakteristische, wellenförmige Sitzlandschaften prägen seit 2015 den Berta-Kröger-Platz in Hamburg. Beides wertet die öffentliche Freifläche und den zentralen Marktplatz enorm auf. Entstanden ist eine quartierseigene Atmosphäre und Identität für Wilhelmsburg. 58 GARTEN+ L ANDSCHAFT


STUDIO REFERENZ

Den Berta-Kröger-Platz prägt ein Wellenmotiv, das sich im Pflaster und den Sitzbänken wiederfindet.

FAKTEN

relais Landschaftsarchitekten, Berlin und Stuttgart, Gutachterverfahren, 2009, 1. Preis BAUHERR Freie und Hansestadt Hamburg / Fachamt Management des öffentlichen Raumes PLANUNG Leistungsphasen1–8 FERTIGSTELLUNG 10/2015 GRÖSSE 17 000 Quadratmeter LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

ENTWURF UND AUSFÜHRUNGSPLANUNG

relais Landschaftsarchitekten Steffens & Hecht Stahlbau GmbH, Hamburg, in Zusammenarbeit mit Tischlerei Claussen, Hamburg SITZTIDE

UMSETZUNG

Foto: Hanns Joosten; Plan: relais Landschaftsarchitekten

BETTINA KRAUSE

Direkt hinter dem Bahnhof HamburgWilhelmsburg liegt der Berta-Kröger-Platz inmitten der Elb-Insel und umgeben von Bahnhofspromenade, Einkaufszentrum und Wohngebäuden. 2005 wurde das Gebiet um den Bahnhof vom Hamburger Senat als Sanierungsgebiet ausgewiesen – weil städtebauliche Zusammenhänge fehlten und der Platz nur Transitraum war. Relais Landschaftsarchitekten gewannen 2009 im Gutachterverfahren den ersten Preis und erhielten danach den Zuschlag für die Umgestaltung des Platzes. Das Projekt wurde im engen Kontext mit der Internationalen Bauausstellung und der Internationalen Gartenschau im Jahr 2013 angeschoben. Erklärtes Ziel: eine umfassende und nachhaltige Verbesserung der Lebens-, Wohnund Arbeitsbedingungen im Gebiet. „Zentrales Anliegen war die Aufwertung dieses zentralen Bereiches von HamburgWilhelmsburg. Ein wesentlicher Aspekt war aber auch die Aufrechterhaltung der Marktfunktion. Der Wochenmarkt sollte als wichtiger Impulsgeber für das urbane Leben weiter auf dem Platz stattfinden und zugleich war gewünscht, dass der Stadtraum auch in den Zeiten, in denen kein Markt stattfindet, attraktiver und nutzbarer ist“, so

Relais Landschaftsarchitekten.
Das landschaftsarchitektonische Konzept schafft seit der Fertigstellung 2015 räumliche Klarheit und Ordnung zwischen Bahnhof und Berta-Kröger-Platz. Das maritime Motiv der Welle strukturiert das Gebiet in unterschiedlicher Weise. Ein einheitlicher Bodenbelag aus grauem Betonpflaster für beide Plätze und die sie verbindende Passage dient als große Klammer, die das räumliche Gefüge als zusammenhängende Fläche erlebbar macht. „In den Pflasterbelag haben wir helle ‚Strömungslinien‘ aus großformatigen Betonplatten eingebaut, die als bewegte Bodengrafik das Planungsgebiet durchzieht“, sagen die Landschaftsarchitekten. Die Bahnhofspassage begleitet eine sogenannte Rasentide. Der Rasenkörper erhebt sich wellenartig zehn bis 75 Zentimeter über die angrenzenden Wegflächen, Stahlkanten fassen ihn ein. Bepflanzt ist die Rasentide mit kleinkronigen, mehrstämmigen Blütengehölzen. An drei exponierten Stellen bieten die zu Banklinien ausgeformten Kanten der Rasentide Orte zum Ausruhen. Die zentrale Fläche strukturiert ein Baumraster, das von acht wellenförmigen sogenannten Sitztiden durchzogen ist. Die langgezogenen Bankreihen heben sich in unterschiedlicher Höhe bis zu 75 Zentimeter aus der Platzfläche heraus und bilden eine Verlängerung der Strömungslinien. Die Idee zur Sitztide entwickelten die Landschaftsarchitekten aus dem räumlichen Kontext: „Am Beginn unserer Beschäftigung mit diesem Ort erschien uns das urbane Gefüge außerordentlich statisch. Das ist fast paradox, wenn man seine Lage auf einer von Gezeiten beeinflussten Binneninsel bedenkt. Es ging uns also darum, eine Idee von Rhythmik und Bewegung einerseits formal aufzugreifen und zugleich zur Grundlage für einen neuen Spannungsreichtum in den Nutzungspotentialen des Platzes zu machen“.

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Willkommen an der Hochschule Osnabrück, der größten Fachhochschule Niedersachsens! An drei Standorten bieten wir rund 100 Studiengänge mit Praxisbezug, eine beeindruckende Lehr- und Forschungsstärke sowie individuelle Entfaltungsmöglichkeiten. Unsere Studierenden profitieren von der wissenschaftlichen und beruflichen Expertise der Lehrenden, unserer internationalen Vernetzung und einem modernen Hochschulmanagement. Zur Unterstützung suchen wir Menschen, die innovativ handeln und ein Leben lang neugierig bleiben wollen. In der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Hochschule Osnabrück möchten wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt folgende Professur der BesGr. W 2 besetzen:

Professur für Landschaftsplanung und Regionalentwicklung Kennziffer AuL 237 P0316 Wir suchen eine Persönlichkeit, die die aktuellen Anforderungen der Landschaftsplanung mit dem Schwerpunkt Partizipation und Methoden informeller Planungs- und Umsetzungsprozesse in Lehre und Forschung vertritt und zukunftsorientiert weiterentwickelt. Insbesondere gehören dazu: • landschaftsplanerische Entwicklungskonzepte außerhalb bzw. in Ergänzung formeller Planungsverfahren auf überörtlicher und örtlicher Ebene, • Partizipationsmethoden, Gestaltung von Kommunikations- und Kooperationsprozessen zur Kulturlandschaftsentwicklung, • prozessorientierte Planungs- und Umsetzungsstrategien für Kulturlandschaften, • Methoden regionalen Planens und Entwerfens. Sie haben ein Hochschulstudium (Diplom, Master) der Landschaftsarchitektur, Landschaftsplanung oder eines vergleichbaren Studiengangs, der klare Bezüge zu Planungs- und Kommunikationsprozessen der Landschaftsentwicklung aufweist, abgeschlossen. Vorausgesetzt wird eine darauf aufbauende Berufspraxis im Bereich informeller Planungskonzepte in regionalen und kommunalen Planungsprozessen. Darüber hinaus sollen – vorzugsweise in einer berufspraktischen Tätigkeit erworbene – Kenntnisse in der Anwendung von Instrumenten der Landschaftsplanung auf überörtlicher und örtlicher Ebene sowie in den einschlägigen europäischen Richtlinien und internationalen Konventionen vorliegen. Kenntnisse in der Nutzung von GIS sowie Visualisierungs- und Kommunikationssoftware zur Planungsunterstützung sind erwünscht. Das Fachgebiet „Landschaftsplanung und Regionalentwicklung“ ist vorwiegend in den Studiengängen B. Eng. Landschaftsentwicklung und M. Eng. Landschaftsarchitektur und Regionalentwicklung zu vertreten. Die genannten Inhalte werden in unterschiedlichen Lehrformen vermittelt, wobei dem Projektstudium ein besonderer Stellenwert zukommt. Wir erwarten Ihre Mitwirkung bei der wissenschaftlichen Weiterentwicklung des Fachgebiets für eine nachhaltige Landschaftsentwicklung einschließlich der Drittmitteleinwerbung, die eigenverantwortliche Durchführung von Forschungsprojekten sowie die Beteiligung an der Entwicklung und Durchführung interdisziplinärer Forschungsschwerpunkte der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur. Die Bereitschaft, internationale Kooperationen, z. B. zu Partnerhochschulen, auf- bzw. auszubauen, englischsprachige Lehrveranstaltungen anzubieten und an Weiterbildungsangeboten sowie in der Hochschulselbstverwaltung aktiv mitzuarbeiten, setzen wir voraus. Die formalen Einstellungsvoraussetzungen finden Sie auf unserer Homepage in der Rubrik Stellenangebote. Gern unterstützen wir Sie und Ihre Familie bei einem Umzug in die Region mit unseren sehr guten Kontakten zu Stadt und Landkreis. Die Hochschule Osnabrück tritt für die Geschlechtergerechtigkeit und die personelle Vielfalt in der Wissenschaft ein und hat sich das strategische Ziel gesetzt, den Anteil von Frauen in Forschung und Lehre deutlich zu erhöhen. Entsprechend freuen wir uns über Bewerbungen qualifizierter Frauen. Das Büro der Gleichstellungsbeauftragten, Telefon 0541 969-2955, gibt auf Anfrage weitere Auskünfte. Vollzeitstellen sind grundsätzlich teilbar, soweit dienstliche Gründe nicht entgegenstehen. Schwerbehinderten Bewerberinnen/Bewerbern wird bei im Wesentlichen gleicher fachlicher und persönlicher Eignung der Vorrang gegeben. Ihre Bewerbungsunterlagen senden Sie – zusätzlich bitte auch in elektronischer Form – unter Angabe der Kennziffer bis zum 3. Mai 2016 an folgende Adresse: Präsident der Hochschule Osnabrück Postfach 1940, 49009 Osnabrück E-Mail: berufungen@hs-osnabrueck.de www.hs-osnabrueck.de

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Stadt der weltberühmten Schwebebahn Kultur- und Wirtschaftszentrum des Bergischen Landes 355.000 Einwohner, Universitätsstadt sucht für das Ressort Grünflächen und Forsten einen/eine

Diplom-Ingenieur/-in der Fachrichtung Landschaftsarchitektur/Landespflege in der Abteilung Planung und Neubau von Freiflächen

Die vollständige Stellenausschreibung finden Sie unter: www.wuppertal.de (Stellenangebote). Die Eingruppierung erfolgt in Entgeltgruppe 11 des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD). Bitte senden Sie Ihre Bewerbungsunterlagen bis spätestens zum 30.04.2016 an das Haupt- und Personalamt (404.4), z. Hd. Frau Orzechowski, JohannesRau-Platz 1, 42275 Wuppertal.

Wir suchen ab sofort oder nach Vereinbarung

>ĂŶĚƐĐŚĂŌƐĂƌĐŚŝƚĞŬƚĞŶͬŝŶŶĞŶ Ĩƺƌ WƌŽũĞŬƚůĞŝƚƵŶŐ ŝŶ DƺŶĐŚĞŶ Ƶƌ ƌŐćŶnjƵŶŐ ƵŶƐĞƌĞƐ dĞĂŵƐ ƐƵĐŚĞŶ ǁŝƌ ŬƵƌnjĨƌŝƐƟŐ >ĂŶĚƐĐŚĂŌƐĂƌĐŚŝƚĞŬƚĞŶͬ innen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und mehrjähriger BerufserfahƌƵŶŐ͕ Ĩƺƌ ĚŝĞ >ĞŝƚƵŶŐ ǀŽŶ WƌŽũĞŬƚĞŶ͗

Wir suchen ab sofort eine/n Mitarbeiter/in für die Leistungsphasen der Ausführungsplanung und Vorbereitung der Vergabe. Das sollten Sie mitbringen: - Abschluss als Bachelor of Engineering im Studiengang Landschaftsarchitektur - Interesse, Freude und Befähigung für die technische Umsetzung von Entwürfen - bereits Beschäftigung mit bautechnischen Fragestellungen - gute Kenntnisse im Holzbau, Stahlbau, über Natursteinarbeiten und Wegebauarbeiten - sicherer Umgang mit Auto CAD - gewillt im Team zu arbeiten und zu lernen Wir bieten ein harmonisches interdisziplinäres Team, eine sehr gute Arbeitsatmosphäre und gute Vergütung. Wir freuen uns auf Ihre aussagekräftige Bewerbung mit Lebenslauf und Referenzen per Email an schaeffner@arc-gruen.de. arc.grün Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH Steigweg 24 97318 Kitzingen

ŝŶ ĚĞŶ >ĞŝƐƚƵŶŐƐƉŚĂƐĞŶ ϯͲϱ ŝŶ ĚĞŶ >ĞŝƐƚƵŶŐƐƉŚĂƐĞŶ ϱͲϴ tŝƌ ĨƌĞƵĞŶ ƵŶƐ ĂƵĨ /ŚƌĞ ĂƵƐƐĂŐĞŬƌćŌŝŐĞ ĞǁĞƌďƵŶŐ ŵŝƚ ƌďĞŝƚƐƉƌŽďĞŶ ƵŶĚ Gehaltswunsch per Mail an info@tn-l.de ƚĞƌƌĂ͘ŶŽǀĂ >ĂŶĚƐĐŚĂŌƐĂƌĐŚŝƚĞŬƚƵƌ I &ƌĞŝďĂĚƐƚƌĂƐƐĞ ϭϱ ZŐď͘ I ϴϭ ϱϰϯ DƺŶĐŚĞŶ I н ϰϵ͘ϴϵ͘ϲϮϰ͘ϴϵϮ͘ϰϮ

Freie und Hansestadt Hamburg Bezirksamt Hamburg-Mitte Fachamt Management des öffentlichen Raumes Möchten Sie im Herzen der Stadt Hamburg arbeiten? Dann kommen Sie in den lebendigen und vielfältigen Bezirk Hamburg-Mitte. Wir freuen uns auf Sie! Wir suchen ab 01.06.2016 eine/n

Technische Leiterin bzw. Technischen Leiter für den Park Planten un Blomen Entgeltgruppe 12 TV-L bzw. BesGr. A 12 HmbBesG für die Erhaltung und Weiterentwicklung dieser herausragenden öffentlichen Grün- und Erholungsanlage mit ihren weit über Hamburgs Grenzen hinaus bekannten Attraktionen und Freizeiteinrichtungen, wie zum Beispiel Wasserlichtspiele, Veranstaltungen, Eisbahn sowie hochwertige Spielplatzanlagen und herausragende Bepflanzung. Voraussetzung ist ein abgeschlossenes Fachhochschulstudium der Fachrichtung Landespflege oder Gartenbau. Beamte verfügen über die Laufbahnbefähigung des technischen Dienstes in der Laufbahngruppe 2 mit Zugang zum 1. Einstiegsamt. Gärtnerisches Wissen, Berufs- und Führungserfahrung werden vorausgesetzt. Weitere Informationen zum Aufgabengebiet und zum Anforderungsprofil finden Sie unter: www.hamburg-mitte.hamburg.de Bewerbungsschluss: 29.04.2016 Bewerbungsadresse: Bezirksamt HH-Mitte, Personalservice, Klosterwall 8, 20095 Hamburg

Wir suchen zur Verstärkung unseres Teams eine/n

Landschaftsarchitekt/in Ihr Aufgabengebiet umfasst die Tätigkeitsschwerpunkte Ausführungsplanung, Ausschreibung und Bauleitung und Sie engagieren sich gerne in der Betreuung und Abwicklung von Projekten. Wir bieten eigenverantwortliches und selbstständiges Bearbeiten von Projekten, gute berufliche Entwicklungsperspektiven innerhalb eines großen Planungsbüros und eine angenehme, kollegiale Arbeitsatmosphäre. Ihre Bewerbung richten Sie bitte an: Architektenpartnerschaft Stuttgart Rotebühlstr. 169/1, 70197 Stuttgart E-Mail: info@arp-stuttgart.de www.stelleninserate.de

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S EI T V I EL E N J A H RE N E NGAGIE R T

OLIVER HOCH INTERVIEW:

BETTINA OPPERMANN

Für mich ist die DGGL die Stimme für das Grün als Kulturfaktor – also für das gestaltete Grün in den Facetten historische Gärten, Landschaftskultur und moderne Landschaftsarchitektur. Soweit ich das überblicke, ist es übrigens die einzige Stimme, die das so fokussiert. Können Sie uns ein paar Informationen zu Ihrer Person und Ihrem Werdegang geben?

Geboren 1964 in Münster, aufgewachsen in Dortmund. Das Interesse an Geschichte, Architektur und Pflanzen war eigentlich immer schon da, vielleicht liegt es am humanistischen Gymnasium... Studiert habe ich Forstwissenschaft und Philosophie an den Universitäten München und Göttingen. Nach dem Studium folgten drei Jahre hauptberuflich in der Erwachsenenbildung in Thüringen und drei Jahre an der Fachhochschule Eberswalde. Seit 1996 bin ich beim regionalen GaLaBauFachverband und seit 2008 dessen Hauptgeschäftsführer. Sie kennen die DGGL seit vielen Jahren, wie hat sie sich entwickelt? Sind wir wacher und jünger oder reifer und älter geworden?

Die DGGL ist eigentlich konkurrenzlos, weil nur hier die Fachleute aus Verwaltung, Planung und Ausführung zusammenkommen und gemeinsam organisiert sind. Die DGGL war zum Beispiel Impulsgeberin für den ersten Brandenburgischen Gartenreiseführer, den wir zum Handbuch “Gärten & Parks in Brandenburg” weiterentwickelt haben. Dennoch gab es nach 1999 nur eine sehr vorsichtige Weiterentwicklung – jetzt stehen wir an der Schwelle zu einem großen Umbruch: Eine starke Generation der Bewahrer ist beruflich abgetreten. Die Generation nach mir denkt schon sehr deutlich anders. Ich bin überzeugt, dass wir unsere Zukunftswerkstätten zum richtigen Zeitpunkt begonnen haben! 64 GARTEN+ L ANDSCHAFT

Beackert die DGGL mit ihren Arbeitskreisen und Aktivitäten die richtigen Felder oder lassen wir wichtige Dinge einfach liegen?

Was man ehrenamtlich bearbeiten will, lässt sich nicht von oben steuern. Die DGGL setzt deshalb die Schwerpunkte, die die ehrenamtlich Tätigen in den Landesverbänden setzen wollen. Das ist auch gut so. Steuerungsversuche von oben haben in der DGGL noch nie funktioniert. In unserer Zukunftswerkstatt kommt ganz vieles heraus, das die Aktiven längst geahnt haben und sogar mild belächeln. Wir sollten aber nicht die Kraft unterschätzen, die das gemeinsame Erarbeiten bringt: Nur das, was von unten gewachsen ist, wird in einer Struktur wie unserer auch leben können. Insofern ist alles richtig, was wir machen! Und was ist zu tun, um zum Beispiel in Fachkreisen auf uns aufmerksam zu machen?

Halten wir zunächst fest: Alle Grünfachleute kennen die DGGL. Der Bekanntheitsgrad ist fast 100 Prozent - das ist doch eine traumhafte Ausgangsbasis. Wir haben kein grundsätzliches Problem mit der Performance in Fachkreisen. Das Problem, das Sie ansprechen, sehe ich woanders: Die Fachleute sehnen sich oft nach pointierten Statements fürs Grün, klaren Forderungen, die sie bei ihren Fachverbänden oft vermissen oder aber lieber von einer ´überberuflichen´ gesellschaftlichen Kraft hören würden. Allein schon der Interessenabgleich zwischen Planung, Ausführung, Verwaltung und Denkmalpflege innerhalb der DGGL führt aber oft dazu, dass nur etwas weichgespülte Stellungnahmen übrig bleiben. Da ist die DGGL ein wenig in ihrer Struktur befangen. Wie können wir das Problem lösen? Nur dadurch, dass wir uns in klarer Abgrenzung zu den Lobbyorganisationen BDLA, BGL und GALK als Stimme für das Grün selbst, und nicht für einzelne Berufsgruppen, begreifen. Mit unserem neuen Leitbild sind wir da auf einem sehr guten Weg! Wenn die eigene Position klar ist, kann übrigens die Kooperation themenbezogen wieder sehr fruchtbar sein.

Oliver Hoch war zehn Jahre ehrenamtlich für die Geschäftsführung des DGGL-Landesverbandes Berlin und Brandenburg zuständig, bevor er 2013 ins Präsidium gewählt wurde.

„WAS MAN EHRENAMTLICH BEARBEITEN WILL, LÄSST SICH NICHT VON OBEN STEUERN.“ OLIVER HOCH

Foto: Oliver Hoch; Illustration und Text zu "Die Infotafel": Mareike Thies

Herr Hoch, Sie sind nun seit vier Jahren im Präsidium der DGGL. In einem Satz, unter welchem Motto segelt unser Verein?


Und was finden die Gartenliebhaber bei der DGGL?

Wir können davon ausgehen, dass mindestens 50 000 Menschen in unserem Land an Gartenkultur interessiert sind. Wenn man weiß, dass sich auf der anderen Seite rund eine halbe Million für den Naturschutz interessiert, ist das für die Gartenkultur eine sehr zurückhaltende Schätzung. Die Frage ist, ob die DGGL diese Menschen ansprechen will oder ob diese sich über kurz oder lang woanders organisieren. Dass dies geschehen wird, steht außer Frage. Die DGGL hat es in der Hand, ob sie hier die wichtigste gesellschaftliche Kraft bleiben will. Es ist also eine Frage des Selbstbewusstseins, nicht der Operationalisierung. Die Angebote der DGGL sind weitgehend passfähig – die Frage liegt allein bei der Kommunikation. Und die muss man nach außen erst einmal wollen! Zum Schluss ein paar Fragen zu dem Jahresthema 2016. Es geht um Kulturlandschaften, klingt ein bisschen altbacken. Wie könnte man das Thema sexy verpacken?

Es lautet zum Glück “Landschaftskultur”, aber der Vorwurf trifft natürlich trotzdem. Die Themenwahl ist in gewisser Weise Ergebnis unserer Zukunftswerkstatt: Die beiden Kernworte der DGGL “Landschaftskultur” und “Gartenkunst” sollen als Jahres-

themen in zwei aufeinander folgenden Jahren behandelt werden. Es geht darum, die Begriffe mit aussagekräftigen Essays neu zu positionieren. Das halte ich durchaus für legitim! Davon unabhängig bin ich eher für Jahresthemen, die in die Breite wirken: “Garten und Gesundheit” wie auch “Garten und Medien” fand ich schon sehr gut. Wünschen würde ich mir noch “Garten und Literatur”, “Garten und Musik” oder ähnliche Themen, die aus dem Elfenbeinturm herausführen. Kennen Sie absolut einzigartige Kulturlandschaften, die man unbedingt im Leben durchwandert und gesehen haben muss?

Ich bin ein großer Fan des Mittelrheins mit allen seinen Brüchen: Diese in Jahrtausenden gewachsene Landschaft mit ihren gewaltigen Verkehrsbauwerken. Eine Landschaft, durch die seit den Römern stets Fremde gezogen sind, die sich auch in den Menschen spiegelt, die dort leben: Gelassen, lebensfroh und offen für Fremde. Der touristische Infrastruktur hat etwas wunderbar Altertümliches und offenbart viele Zeitschichten, wenn man einen Blick dafür hat. Da wandere ich immer wieder gern und entdecke jedes Mal neue Details. Sonst übrigens noch die Nordseeküste mit allem, was dazu gehört. Danke für dieses Gespräch.

INFORMATIONEN UND TERMINE IM THEMENJAHR „LANDSCHAFTSKULTUR“ 2016 24. Oktober 2015 Eva Henze wurde für weitere zwei Jahre als Vizepräsidentin der DGGL gewählt. Vielen Dank für das Engagement und herzlichen Glückwunsch zur Wahl. 23. Juni 2016 Am Nachmittag findet die Landesverbandskonferenz in Fulda statt. Unter anderem geht es um die zukünftigen Jahresthemen ab 2018. 24. bis 25. Juni 2016 Der Bundeskongress der Grünen Verbände (DGGL, BDLA und BGL) mit der Konferenz der Gartenamtsleiter (GALK) findet in Fulda statt. 30.September bis 3. Oktober 2016 Die Fachtagung der DGGL findet zum Jahresthema im Raum Würzburg / Veitshöchheim statt. In das Programm integriert wird die zweite Landesverbandskonferenz dieses Jahres. Das Jahresthema 2017 lautet „Gartenkunst“. Dabei ist es unbestritten, dass sich die klassische Gartenkunst in modernen Zeiten verändert, verästelt, mit anderen Themen vermischt und immer wieder neu erfunden hat. Sie ist Bestandteil unseres Namens und Ansporn für ein anspruchsvolles Kulturprogramm (www.dggl.org).

BLI CK FA N G KU LTU R L A NDSCHA F T:

DIE INFOTAFEL In der Kulturlandschaft kann man lesen wie in einem Buch. Viele Elemente und Zeichen in der Landschaft sprechen zu uns, sie zeigen, dass der Mensch die Landschaft in Kultur aufgenommen hat. In lockerer Reihenfolge stellen wir Ihnen solche Kulturlandschaftselemente vor. So viel Mühe! Liebevoll gezeichnete Vögel, Pflanzen und Kröten, Texte mit lateinischen Doppel-Namen. Dazu ein Lageplan. Gefühlte zehn Minuten sucht man darauf den Standpunkt. Viele feuchte Zeigefinger haben ihn längst ausradiert. Die Infotafel gehört zum Wandern wie die Tafel Schokolade: immer ein willkommener Anlass für eine kleine Pause, inklusive betulicher Naturschutzbelehrung. Und dennoch steht sie auf der Roten Liste. Die Servicetafeln im Wald werden uns fehlen, wenn sie im Smartphone-Zeitalter nach und nach verschwinden. Diese Rubrik unterliegt presserechtlich und inhaltlich der Verantwortung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur: Bettina Oppermann, DGGL Bundesgeschäftsstelle, Wartburgstraße 42, 10823 Berlin, Telefon 0 30/78 71 36 13, bettina.oppermann@freiraum.uni-hannover.de

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SI C HTACH S E

WEM GEHÖRT DAS FELD?

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Axel Zutz ist Garten- und Planungshistoriker in Berlin. Er hat sich für eine weitgehend bewahrende Freihaltung des Tempelhofer Feldes engagiert und zu den historischen Volksparks geforscht, die sich zu früherer Zeit dort fanden.

keit kompensieren. Der Fall zeigt: Kein Gesetz bietet eine Garantie auf die Unantastbarkeit öffentlicher Güter. Wachsamkeit und Einmischung sind nach wie vor geboten, wenn es darum geht, die Errungenschaft des freien und für alle zugänglichen und nutzbaren Feldes zu schützen. Dass die Bebauung der Feldränder verhindert wurde, ist ein großer Erfolg. Die Berliner können „ihr Feld“ weiter als einen frei bespielbaren Park nutzen. Der jetzt ausgehandelte „Kompromiss“ ist zumindest zwiespältig: Die Nutzung der erweiterten Vorfeldflächen schadet zwar – wenn gewisse Vorgaben wie die Ungestörtheit des Bodens und die Begrenzung der Infrastruktur eingehalten werden – weder dem Freizeit- und Erholungswert des Freiraums für die Berliner noch dem Natur- und Denkmalschutz. Aber die gegen das Votum des Volksbegehrens durchgesetzte Gesetzesänderung ist ein Schaden für die Demokratie. Darüber hinaus hat das auf sie jetzt folgende Flüchtlingslager dieser Größenordnung mit einer menschenwürdigen Unterbringungs­ politik nichts zu tun.

GARTEN + LANDSCHAFT IM MAI Der Platz, das Gefühl und wir. Wie kann eine Stadt, ein Viertel eine eigene Identität prägen? Und wie schafft es Landschaft, dass sich Menschen einen Ort aneignen, der lange als blinder Fleck in der Stadt galt? G+L 5 geht der Frage nach der Verbindung von Mensch und öffentlichem Raum nach.

Illustration: Bob London

Mit zwei Millionen Besuchern pro Jahr ist das Tempelhofer Feld Berlins am intensivsten und vielfältigsten genutzte Grünfläche. Nach einem Volksentscheid im Mai 2014 trat für die 300 Hektar große Fläche das Tempelhofer-Feld-Gesetz in Kraft: Es schließt eine Bebauung grundsätzlich aus. Damit scheiterte der Berliner Senat mit seinem Plan, die Ränder des Tempelhofer Feldes zu bebauen. Doch jetzt gibt es eine Ausnahme von der Regel: In mobilen Wohnbauten, darunter eine für die IGA 2017 bestellte Blumenhalle, sollen auf dem Vorfeld des Flughafens Tempelhof mit den jetzt schon genutzten sechs Hangars bis zu 10.000 Flüchtlinge beherbergt werden. Den Weg dafür ebnete der „Gesetzesentwurf zur Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen“. Er wurde am 28. Januar 2016 vom Berliner Abgeordnetenhaus gebilligt. Anfang November hatte der Senat bereits verkündet, dass alle früheren Baufelder des Masterplans jetzt wieder aktiviert und das Bauverbot grundsätzlich aufgehoben werden soll. Diese Provokation blieb nicht ohne Echo: „Frontal-angriff gegen die Demokratie“ warnte die Bürgerinitiative 100% Tempelhofer Feld und nannte den Vorstoß eine „Ohrfeige für die 740.000 Wählerinnen und Wähler“, die für das ThF-Gesetz gestimmt hatten. Mehrere Initiativen forderten die sofortige Rücknahme der Entscheidung. Als Resultat der massiven Proteste gab der Senat seine raumgreifenden Pläne auf und will nun nur noch zwei kleinere Flächen im Vorfeldbereich für die Flüchtlingsunterbringung nutzen. Gewiss ist die befristete und räumlich begrenzte Erweiterung des Vorfeldes um diese beiden Flächen eine Option, die bisher auf das Flughafengebäude konzentrierte Notunterbringung und Versorgung von Flüchtlingen räumlich zu entzerren, wie der BUND schreibt, der den der „Kompromiss“ im wesentlichen ausgehandelt hat. Und selbstverständlich ist das Feld als Möglichkeitsraum für Integration, Begegnung und das Engagement für und mit geflüchteten Menschen prädestiniert. Aber dennoch: War es nötig, die auf demokratischem Weg errungene Freiflächensicherung und die Flüchtlingsbeherbergung in einen derart konfliktreichen Widerspruch zu bringen? Empfindlich gelitten haben die Demokratie und – einmal mehr – das Vertrauen in die Regierenden. Denn: Es gibt auch andere Lösungen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung stadtpolitischer Initiativen forderte der Flüchtlingsrat Berlin die Schließung der Massenlager am Standort Flughafen Tempelhof zugunsten einer schnelleren Bereitstellung von Wohnungen. Die Kritik am Senat: Alternativen für kleinteiligere Unterkünfte würden nicht ausreichend geprüft. Tausende Wohnungen könnten sofort und mittelfristig zur Verfügung stehen – wenn der Senat den politischen Willen dafür aufbrächte. Weil Personal abgebaut und die Flüchtlingsbewegungen unterschätzt wurden, herrscht aber nach wie vor vielerorts Chaos, das nur durch das Engagement der Tausenden von freiwilligen Helfern abmildert wird. Die neue Massenunterkunft soll mit einem großen Wurf jahrelange Untätig-


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