Bachelor Final Thesis

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Straßenkarneval, der | is e Jeföhl Partizipatives Ausstellungskonzept in Bezug auf das Kölnische Stadtmuseum Nicole Helen Höhna Matrikelnummer | 11065096 10. Semester Studiengang | Bachelor Integrated Design Prüfungsstufe | Betreuung | Prof. Jenz Großhans Lehrgebiet | Design Konzepte Hochschule | Fachhochschule Köln Fakultät | Institut | Köln International School of Design Sommersemester 2013 Abgabedatum | 5. Juli 2013



Straßenkarneval, der | is e Jeföhl Partizipatives Ausstellungskonzept in Bezug auf das Kölnische Stadtmuseum Nicole Helen Höhna Matrikelnummer | 11065096 10. Semester Studiengang | Bachelor Integrated Design Prüfungsstufe | Final Thesis Betreuung | Prof. Jenz Großhans Lehrgebiet | Design Konzepte Hochschule | Fachhochschule Köln Fakultät | F02 Fakultät für Kulturwissenschaften Institut | Köln International School of Design Sommersemester 2013 Abgabedatum | 5. Juli 2013



Dank Ich möchte mich sehr herzlich bei Herrn Prof. Jenz Großhans für die intensive Betreuung dieser Final Thesis bedanken, sowie bei Susanne Gesser vom Historischen Museum Frankfurt am Main für die Bereitstellung verschiedener Texte des zum damaligen Zeitpunkt vergriffenen Buches „Das Partizipative Museum“. Herrn Dr. Markus Speidel vom Stadtmuseum Stuttgart sei ebenfalls vielmals gedankt für die Erlaubnis der Verwendung des Bildmaterials der Ausstellung „Liebe auf den zweiten Blick“. Moritz Wallasch sei für die technische Umsetzung der 3D-Modelle herzlichst gedankt, sowie Keren Rothenberg für ihren Support bei den Infografiken. Besonders bedanken möchte ich mich bei Guido Göbbels und Carmen Johann, sowie meiner Familie.



INHALT I. EINLEITUNG Zusammenfassung der Erkenntnisse aus dem Research Proposal „Museum und Identität. Identitätskonstruktion im Stadtmuseum.“ — 10 Ziel dieser Arbeit — 11 Eckdaten Kölnisches Stadtmuseum — 12 Aktuelles rund ums Kölnische Stadtmuseum — 12

II. HAUPTTEIL Museen und ihr Publikum — 16 Partizipation – ein unscharfer Begriff — 1 Ehrenamtliches Engagement in Deutschland — 18 Ehrenamt in Köln — 20 Ehrenamt im Museum — 22 Partizipation im Museum — 24 Traditionelle und partizipative Museen — 25 Partizipation im Web — 26 Vier partizipatorische ansätze — 28 Beisteuerung / Contributory Projects — 29 Kollaboration / Collaborative Projects — 32 Co-Kreation / Co-Creative Projects — 33 Bereitstellung / Hosted Projects — 34 Partizipative Projekte – Pro und Contra — 35 Die Frage nach dem Sinn und Zweck partizipativer Projekte — 35 Der Aspekt des Kontrollverlustes und der Deutungshoheit — 36 Verschiebung des Autoritätsverhältnisses von Museen und Besuchern — 37 Die Messbarkeit des Erfolges partizipativer Projekte — 38 Der erhöhte zeitliche und mögliche finanzielle Aufwand — 38 Partizipation im Museum = Jede/r kann mitmachen? — 39 Fallbeispiele der Partizipation im Museum — 40 Fallbeispiel 1: „Liebe auf den zweiten Blick“ im Stadtmuseum Stuttgart — 40 Fallbeispiel 2: „HOME. Willkommen im digitalen Leben“ im Stapferhaus Lenzburg — 42 Fallbeispiel 3: „Meine Sache. Bremens Gegenwart“ im Focke-Museum Bremen — 44 Fallbeispiel 4: M Shed Bristol — 45 Fallbeipiel 5: „Our City, Our Stories“ im Museum of Liverpool — 48 Fallbeispiel 6: Open Museum Glasgow — 51


INHALT Thematischer Bezug des Ausstellungskonzeptes — 52 Ein stadtsoziologischer Abriss — 52 Der Kölner Karneval — 53 Recherche zu bisherigen Formaten — 54 Darstellung des Karnevals im Kölnischen Stadtmuseum — 54 Darstellung des Karnevals im Kölner Karnevalsmuseum — 55 Was ist Karneval eigentlich? — 60 Weshalb eine weitere Ausstellung zum Kölner Karneval? — 61 Ausstellungskonzept — 64 Partizipation und Variabilität — 64 Gegenwartsbezug — 64 Ort der Ausstellung — 65 Zielpublikum — 65 Modularität — 65 Raummetapher — 66 Look and feel — 66 Umsetzung — 70 Dramaturgie — 70 Eingesetzte Instrumente — 70 Raum – Geste und Parcour — 70 Digitale Medien — 80 Grafik und Text — 82 Eingesetzte Typografie — 82 Naming der Ausstellung — 82 Erläuterung der einzelnen Ausstellungsbereiche — 83 Eingang „Kölle Alaaf!“ — 83 Absicht — 83 Dramaturgie — 83 Instrumente — 92 Organisation — 92 Selbstbefragung & Multiperspektive „Karneval – Ausbruch aus dem Alltag“ — 93 Absicht — 93 Dramaturgie — 93 Instrumente — 100 Organisation — 100 Partizipativ Gesammelte Objekte „Explizites“ — 101 Absicht — 101 Dramaturgie — 101


INHALT Instrumente — 108 Organisation — 108 Highlight “D’r Zoch Kütt!” — 109 Absicht — 109 Dramaturgie — 109 Instrumente — 114 Organisation — 114 Wendepunkt „Kölsch und Konsequenzen“ — 115 Absicht — 115 Dramaturgie — 115 Instrumente — 118 Organisation — 118 Abschluss „Jecke individuell“ — 119 Absicht — 119 Dramaturgie — 119 Instrumente — 124 Organisation — 124 Prozess — 125 Planung und Dauer — 125 Datum der Eröffnung in Köln — 125 Ansätze zum Marketing — 126 Analoge Medien — 126 Social Media — 126 Eigene Webpräsenz — 126 Modulcharakter der Ausstellungsgestaltung — 127 Tabelle zur Kostenkalkulation — 129

III. AUSBLICK Wie es weitergeht — 132 Anhang — 134 Quellenverzeichnis — 134 Literaturquellen — 134 Internetquellen — 138 Bildquellen — 142 Selbständigkeitserklärung und Versicherung — 143 Tabellarische Übersicht zur Ausstellungsdramaturgie — 144


EINLEITUNG

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Die vorliegende Arbeit steht in Zusammenhang mit dem von mir verfassten Research Proposal „Museum und Identität. Identitätskonstruktion im Stadtmuseum.“ im Lehrgebiet „Identität und Design“. Hierbei wurde eine Vergleichsstudie vierer deutscher Stadtmuseen – Köln, Dresden, Frankfurt am Main und Hamburg – vorgenommen durch eine Besichtigung der Häuser vor Ort, sowie Interviews mit Museumsmitarbeitern. Untersucht wurde hierbei weiterführend die Konstruktion von Identität im Stadtmuseum aus (stadt)soziologischer Perspektive. Die Erkenntnisse, welche in diesem Research Proposal gewonnen wurden, bilden die Grundlage für das Konzept dieser Arbeit.

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Einleitung | Zusammenfassung der Erkenntnisse

Zusammenfassung der Erkenntnisse aus dem Research Proposal „Museum und Identität. Identitätskonstruktion im Stadtmuseum.“ Stadtmuseen machen gemeinsam mit regionalgeschichtlichen, volksund heimatkundlichen Museen mit rund 45% den größten Anteil in der deutschen Museumslandschaft aus. In einer Gesellschaft, die von Beschleunigung, Pluralisierung und Globalisierung gekennzeichnet ist – in der Menschen häufig ihren Arbeitsplatz und ihren Wohnort wechseln – stellen sie Möglichkeiten der Selbstvergewisserung für die Bewohner einer Stadt bereit. Stadtmuseen sind so ortsspezifisch wie kaum eine andere kulturhistorische Institution und könnten somit die Charakteristik einer Stadt par excellence abbilden. Inwiefern sich die Bürger heute jedoch mit den Inhalten im Stadtmuseum identifizieren können, hängt stark mit der lebensweltlichen Relevanz des Gezeigten für die (potentiellen) Besucher zusammen. Dieser Einbezug des Alltags der Bürger/Besucher ins Museum kann nicht ausschließlich in der Vergangenheit stattfinden, auch wenn sich ein historisches Museum erklärtermaßen der Geschichte widmet. Geht es um eine Stärkung der Identifikation der Bürger/Besucher mit dem Stadtmuseum und der entsprechenden Stadt, so müssen auch gegenwärtige Themen Eingang ins Stadtmuseum finden. Da es eben die Bürger einer Stadt sind, die diese ausmachen, haben sie auch ein Anrecht auf die Mitgestaltung der kulturellen Landschaft. Dementsprechend bietet sich eine Einbindung partizipativer Ausstellungsformate in Stadtmuseen hochgradig an.

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Einleitung | Ziel dieser Arbeit

Ziel dieser Arbeit Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, ein Ausstellungskonzept zu erarbeiten, welches idealerweise im Kölnischen Stadtmuseum umgesetzt werden kann und das sowohl die Partizipation von Museumsbesuchern – verstanden als inhaltliche Mitarbeit – als auch den Einbezug von gegenwärtigen, relevanten und stadtspezifischen Themen, also eine „Kölnspezifik“ beinhaltet. Die Museumsbesucher, größtenteils Kölnerinnen und Kölner, sollen sich und ihre Stadt im Stadtmuseum „wiedererkennen“ können und sich mit Themen befassen, die alle Kölner Bürger „etwas angehen“. Aber auch Besuchern der Stadt soll ein Eindruck dessen vermittelt werden, was Köln als Stadt so besonders und einzigartig macht. Das Kölnische Stadtmuseum befindet sich im Aufbruch. Deshalb ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, die Augen offen zu halten für neue Ausstellungsformate in der Museumslandschaft historischer Institutionen und neue Ansätze für das Kölnische Stadtmuseum zu entwickeln. Nicht nur die zweitausendjährige Geschichte der Stadt, sondern auch die heute gelebte „Stadtkultur“ sollte hierin ihren Ausdruck finden. Nun ist die Zeit gekommen, konkrete Konzepte hierfür vorzulegen.

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ECKDATEN KÖLNISCHES STADTMUSEUM Eröffnet wurde das damals noch „Historische Museum der Stadt Köln“ am 18. August 1888. Aufgrund kriegsbedingter Zerstörungen wechselte es mehrmals seinen Standort bis es 1958 in das wieder aufgebaute Zeughaus zog – gemeinsam mit dem Römisch-Germanischen Museum. Hatte man ursprünglich 11.000m2 Ausstellungsfläche zur Verfügung, wurden diese Ende der 19950er bis Ende der 1970er Jahre auf 2.000 m2 beschränkt. Anfang der 1980er Jahre wurde das Museum letztmalig umgebaut. Die höchste Besucherzahl erreichte das Haus mit der Ausstellung „Tutanchamun in Köln“ von 21. Juni bis 19. Oktober 1980 mit 1,3 Millionen Besuchern, heute beläuft sich die durchschnittliche Zahl der Besuchern pro Jahr auf rund 70.000.

Vorderansicht des Kölnischen Stadtmuseums

Aktuelles rund ums Kölnische Stadtmuseum Das Kölnische Stadtmuseum ist im Wandel begriffen. Dieses Jahr feiert die Institution bereits ihr 125jähriges Bestehen. Somit stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage nach der Zukunft des Stadtmuseums – wobei diese alles andere als absehbar oder gar vorgezeichnet scheint. Bereits seit Jahren besteht großer Bedarf an Sanierung und Neuinszenierung seitens des Museums, der nicht zuletzt nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs wieder häufiger öffentlich thematisiert wurde. Das Angebot eines privaten Stifterehepaares, welches dem Stadtmuseum einen Rohbau zur Erweiterung der Ausstellungflächen auf dem

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Einleitung | Aktuelles rund ums Kölnische Stadtmuseum

derzeitigen anliegenden Parkplatz schenken wollte, wurde aufgrund rechtlicher Unklarheiten und den daraus resultierenden Problemen im Sommer 2009 zurückgezogen.1 Mitte April diesen Jahres machte Oberbürgermeister Jürgen Roters konkretere Schritte bezüglich der Sanierung bekannt, so wurde für den Umbau europaweit ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Die Bauarbeiten sollen 2015 beginnen und bis voraussichtlich 2019 abgeschlossen sein.2 Mitte April diesen Jahres äußerte der Leiter des Kölnischen Stadtmuseums Dr. Mario Kramp beim Montagsgespräch des Bunds Deutscher Architekten Köln konkrete Vorstellungen, welche das neue Ausstellungskonzept betreffen. So soll beispielsweise die Dauerausstellung chronologisch geordnet werden unter Einbezug der Römerzeit – letztere wird heute hauptsächlich im Römisch-Germanischen Museum ausgestellt. Des Weiteren soll es „Themenräume und Kabinette“, sowie zwei „Foren“ geben, in denen „aktuelle Debatten“ und „Ausstellungen von Gastkuratoren“ stattfinden können. Es wird ein Anbau benötigt, um die bisher viel zu geringe Ausstellungsfläche zu erweitern – derzeit ist jedoch noch nicht absehbar, welche Form dieser annehmen wird.3 Ende April diesen Jahres äußerte der Journalist Martin Stankowski im Namen weiterer Initiatoren die Idee eines „Hauses der Kölner Geschichte“, in welchem die Bauvorhaben für den Rathausplatz, also die Archäologische Zone, das Jüdische Museum und auch das Kölnische Stadtmuseum – bisher in der Zeughausstraße gelegen – in einem Haus gebündelt werden und fordert die Politik dazu auf, „über ein Konzept für das Ganze nachzudenken“ und eine Debatte in Gang zu setzen. Derzeit würde an zwei Orten geplant, am Rathausplatz und in der Zeughausstraße, wobei die Kosten für das Jüdische Museum umstritten seien und „gleichzeitig befürwortet eine große Mehrheit, dass der Raum vor dem Historischen Rathaus wieder geschlossen wird“.4 1 2 3 4

Umräumen reicht hier nicht aus, in: Kölner Stadt-Anzeiger vom 10. Oktober 2010 Stadtmuseum soll zügig saniert werden, in: Kölner Stadt-Anzeiger vom 12. April 2013 http://www.koelnarchitektur.de/pages/de/home/aktuell/2805.htm?action=print Ein Konzept für das Ganze, in: Kölner Stadt-Anzeiger vom 24.04.2013 & http://www.koelnerrathausplatz.de/index.html

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HAUPT TEIL

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„Im Kern geht es um das Vermögen der Institution Museum, in der Gegenwart neue soziale Räume zu schaffen.“ Beat Hächler, ehemaliger Leiter des Stapferhauses Lenzburg – 2012

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Museen und ihr Publikum

MUSEEN UND IHR PUBLIKUM Partizipation ist heute in der Museumswelt ein viel diskutierter Begriff. Im Fokus steht dabei das Verhältnis zwischen Museen und ihrem Publikum. Manche, wie der österreichische Kunsthistoriker Gottfried Fliedl, setzen dem Aufheben, das um die Praxis der Partizipation innerhalb der aktuellen Museumsdebatten gemacht wird, nahezu einer Mode gleich.5 Die Beziehung zwischen Museen und ihren Besuchern hat sich im Laufe der Nachkriegszeit stets verändert. Beginnend mit dem Museum als verstaubtem Aufbewahrungsort „abgestorbener“ Dinge in den 1950er und 1960er Jahren, den Theodor W. Adorno nicht nur phonetisch in die Nähe des Mausoleums6 reihte und an dem Vermittlungsarbeit vom Museum zum Besucher im heutigen Verständnis gar nicht statt fand. Gefolgt vom Konzept des Museums als Lernort7, als Ort der Wissensvermittlung in den frühen 1970er Jahren, wobei „Kultur für alle“ gefordert wurde und entsprechend energisch Museumsdidaktik betrieben wurde, die es auch den nicht bildungsbürgerlich geprägten Museumsbesuchern ermöglichen sollte, sich Wissen im Museum anzueignen. Ab den 1980er Jahren kam es zu einer Entwicklung hin zu einer dem aufstrebenden Bereich des Marketings entlehnten Kundenorientierung – in diesem Falle jedoch Besucherorientierung, in der die Ausprägung der Event- und Erlebnisgesellschaft auch den Museumsbesuch zu einem Erlebnis für den Besucher werden lassen sollte: die sogenannte Blockbustermuseologie war auf den Plan getreten und die entsprechenden Ausstellungen erreichten Besucherzahlen in Rekordhöhe.8 Dass das Museum als einst ausschließlicher Ort der Hochkultur nun Überschneidungen zum Feld der Unterhaltung betrieb, sorgt ungefähr seit den 1990er Jahren für ein Spannungsverhältnis zwischen Kritikern und Befürwortern dieser Entwicklung. Erstere wollen nicht, dass öffentliche Aufgaben einer 5 6 7 8

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http://museologien.blogspot.de/search/label/Partizipation Adorno 1955 Spickernagel und Walbe 1976 Als legendäres Beispiel gilt die Stauffer-Ausstellung in Stuttgart 1977, die nach nur 72 Tagen bereits rund 675.000 Besucher zählte – ein Ergebnis, dass die kühnsten Erwartungen der Organisatoren übertraf.


Museen und ihr Publikum | Begriff Partizipation

Nachfragepolitik unterworfen werden, letztere sehen hierin die einzige Möglichkeit, das Museum als attraktiven Ort für ein möglichst breit gefächertes Publikum zu erhalten.9 In den letzten Jahren häufen sich die Diskussionen um die Rolle der Museumsbesucher innerhalb der Museumsarbeit. War der bisherige Kommunikationsverlauf zwischen Museum und Publikum so gerichtet, dass die Institution unidirektional mit ihren Besuchern kommunizierte und diese höchstens im Gästebuch während oder nach dem Besuch Kommentare und ein gewisses Feedback hinterlassen konnten, bilden sich neue Ansätze heraus, welche die Kommunikation zwischen dem Museum und seinen Besuchern verändern wollen: hin zu einem bidirektionalen Verhältnis. Dies bezieht sich sowohl auf die Kommunikation zwischen Museum und Besuchern, als auch auf die Kommunikation zwischen den Besuchern untereinander. Partizipative Projekte sind hierbei das Stichwort. Durch den Ansatz der Teilhabe von Besuchern an der inhaltlichen Arbeit von Museen steht der Bereich der musealen Vermittlungsarbeit, aber auch weitere Kernkompetenzen10 von Museen – wie Sammeln, Bewahren und Forschen – gewissermaßen vor einem Paradigmenwechsel.

Partizipation – ein unscharfer Begriff Partizipation als wissenschaftlicher Begriff findet sich in verschiedenen Bereichen, sei es Politikwissenschaft, Pädagogik oder Soziologie. Bei letzterer bezeichnet er die Teilhabe oder Teilnahme an politischen und sozialen Planungs- und Entscheidungsprozessen. Dabei reicht der Umfang von Partizipation vom „Informieren der Stakeholder“, ihrer „Anhörung und Mitberatung“, bis zur „faktischen Mitwirkung“.11 Partizipation im Museum ist ebenso vielseitig gestaltet. Man kann argumentieren, dass der Besucher bereits partizipiert, wenn er ein Museum betritt und sich die entsprechenden Ausstellungen, möglicherweise sogar im Rahmen einer Führung, zu Gemüte führt. Auch somit nimmt er bereits teil am kulturellen Angebot der Institution. Eine andere, intensivere Form stellt das ehrenamtliche Engagement von Bürgern im Museum dar. 9 Reussner 2010 10 Vgl. Standards für Museen, herausgegeben vom deutschen Museumsbund 11 Schäfers 2000, S.267

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Museen und ihr Publikum | Begriff Partizipation | Ehrenamt in Deutschland

EHRENAMTLICHES ENGAGEMENT IN DEUTSCHLAND Seit 1999 erhebt die Bundesregierung alle fünf Jahre das umfangreiche Freiwilligensurvey12, in welchem ehrenamtliches Engagement statistisch erhoben wird. Dazu wurden letztmalig 2009 über 20.000 Personen verschiedenen Alters aus allen Bundesländern stichprobenartig zu ihren (teils potentiellen) ehrenamtlichen Aktivitäten befragt. In Deutschland sind 71% der Bevölkerung in Vereinen, Organisationen, Gruppen oder öffentlichen Einrichtungen aktiv – Tendenz steigend. Innerhalb dessen liegt der Anteil an öffentlich aktivem Engagement, also bestimmten Aufgaben, Arbeiten oder Funktionen in der Zivilgesellschaft bei 36%, wobei auch hier die Zahlen im Vergleich zu 1999 steigen. Ein erhöhtes Engagement findet sich hierzu bei Männern, bei Erwerbstätigen, bei jungen Leuten in der (verlängerten) Ausbildungsphase, bei höher gebildeten Menschen und bei Menschen mit einem sogenannten gehobenen Berufsprofil. Deutlich weniger freiwillige Tätigkeiten als im Durchschnitt üben Arbeitslose, Menschen mit einfachem Sozial- und Bildungsstatus und Menschen mit Migrationshintergrund aus. Der größte Bereich, auf den sich ehrenamtliches Engagement bezieht, ist die Kategorie „Sport und Bewegung“, weitere große Bereich sind beispielsweise „Kindergarten| Schule“ oder „Kultur | Musik“, ins Mittelfeld fallen „Politik | Interessenvertretung“, sowie „Jugendarbeit | Bildung“ oder „Lokales Bürgerengagement“ und den kleinsten Bereich bilden „Justiz | Kriminalitätsprobleme“. Die bisher nicht aktiven Personen weisen eine um 13% gesteigerte Bereitschaft auf, ein freiwilliges Engagement aufzunehmen. Im Aufkommen einer erhöhten räumlichen Mobilität in Verbindung mit dem gesellschaftlichen Wandel sind Menschen darauf angewiesen, sich in neue Umgebungen einzufinden und neue soziale Netzwerke aufzubauen. Menschen und darunter besonders Familien, mit Eltern im Altersbereich zwischen 30 und 49 Jahren, welche sich auf Dauer an einem neuen Wohnort einrichten wollen, engagieren sich verstärkt im neuen Wohnumfeld – 12

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Hauptbericht des Freiwilligesurveys 2009


Museen und ihr Publikum | Begriff Partizipation | Ehrenamt in Deutschland

meist in Kindergärten und Schulen, aber auch in Sport-, Kultur- und Freizeitvereinen. Bei jüngeren Menschen bis ungefähr 30 Jahren mit einer gesteigerten Mobilität gleicht ein neuer Wohnort häufig eher einer „Durchgangsphase“, weshalb sich ehrenamtliches Engagement in dieser Gruppe oft reduziert. Die Hauptbeweggründe sich zu engagieren liegen für die Freiwilligen im Bestreben „die Gesellschaft zumindest im Kleinen mitzugestalten“ und „durch das Engagement vor allem mit anderen Menschen zusammenzukommen“. Ein „berufliches Vorankommen“ spielt hierbei nur eine untergeordnete Rolle. Die Erwartungen von freiwillig Engagierten an ihre Arbeit sind dabei insbesondere Aspekte wie, „dass die Tätigkeit Spaß macht“ oder „dass man etwas für das Gemeinwohl tun kann“. Bei den Orientierungen innerhalb von freiwilligem Engagement lassen sich drei Hauptfaktoren erkennen: jener nach Interessen-, nach Geselligkeits- oder nach der Gemeinwohlorientierung der Engagierten. Erstere hat in den letzten Jahren vermehrt bei jungen Leuten zugenommen, während die Geselligkeitsorientierung besonders bei älteren Menschen zunimmt. Bei einer Orientierung zum Gemeinwohl lässt sich eine prozentuale Steigerung bei jungen Menschen feststellen, während sie bei älteren Menschen abnimmt. Im Zuge des gesellschaftlichen Wandels und der erhöhten Mobilität nimmt der Austausch zwischen den Generationen stetig ab – dieser soll im freiwilligen Engagement befördert werden. Regional betrachtet ergab die Untersuchung, dass freiwillige Tätigkeiten im ländlichen Raum stärker vertreten sind als in Kernstädten, was mit einer geringeren Verfügbarkeit an kommerziellen und institutionellen Angeboten auf dem Land in Verbindung gebracht wird. An Organisationsformen von ehrenamtlichem Engagement überwiegen Vereine mit 47%, gefolgt von kirchlichen oder religiösen Einrichtungen mit 14%, Gruppen und Initiativen mit 13%, staatlichen/kommunalen Einrichtungen mit 9% und weiteren Formen, wie Verbänden, privaten Einrichtungen oder Parteien und Gewerkschaften. Ein Drittel aller Engagierten verwendet zwei bis fünf Stunden pro Woche auf die freiwillige Arbeit und knapp 17% der Menschen verwenden wöchentlich sechs bis zehn Stunden auf ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten. Was die Inhalte ehrenamtlicher Arbeit betrifft, so war bei zwei Dritteln der Engagierten, besonders im Bereich „Kultur/ Musik“ die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen.

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Museen und ihr Publikum | Begriff Partizipation | Ehrenamt in Köln

Seitens der Freiwilligen bestehen auch Verbesserungswünsche, die sich sowohl an die entsprechenden Organisationen, als auch an den Staat/ die Öffentlichkeit richten. Im Hinblick auf erstere hätte man hauptsächlich gern „mehr Finanzmittel für die Realisierung bestimmter Projekte“ und eine „bessere Bereitstellung von Räumen, Sachmitteln und ähnlichem“, sowie „bessere Weiterbildungsmöglichkeiten“, während man sich vom Staat „bessere Information und Beratung über Möglichkeiten des freiwilligen Engagements“ oder eine „bessere steuerliche Absetzbarkeit von Unkosten/Aufwandsentschädigungen“ wünscht. An Leistungen von den Engagierten werden vornehmlich Fähigkeiten verlangt wie „gut mit Menschen umgehen können“, „hohe Einsatzbereitschaft aufweisen“, „Ideenreichtum und Kreativität“ oder „Organisationstalent“.

EHRENAMT IN KÖLN Die Stadt Köln hat im Rahmen in ihrer Bürgerumfrage „Demografischer Wandel in Köln 2009“ auch statistische Daten zum bürgerschaftlichen Engagement ihrer Einwohner erhoben.13 Aus den 13.300 beantworteten Fragebögen geht hervor, dass jede/r fünfte Kölnerin/ Kölner, die/der die Volljährigkeit erreicht hat, bürgerschaftlich engagiert ist, was rund 178.000 Bürgern entspricht – zuzüglich der 10.000 minderjährigen Aktiven. Davon sind 22% regelmäßig ehrenamtlich tätig und 14% sind hin und wieder ehrenamtlich aktiv. Vor allem junge Menschen bis 25 Jahre und ältere Menschen ab 60 Jahre bilden hierbei den überdurchschnittlich aktiven Bevölkerungsanteil. Während Kölner Männer stärker in Bereichen der Freizeit, Politik und beruflichen Interessenvertretung engagiert sind, machen die ehrenamtlich aktiven Frauen Kölns einen überdurchschnittlich hohen Anteil bei der Altenhilfe und im Bereich von Schule/Kindergarten aus. Der Tendenz der Ergebnisse des Freiwilligensurveys folgend, nimmt der Anteil engagierter Bürger mit höheren Bildungsgrad und steigenden Einkommen zu. Aus der Befragung geht hervor, dass die Identifika13

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Kölner Statistische Nachrichten – 1/2012


Museen und ihr Publikum | Begriff Partizipation | Ehrenamt in Köln

Rettungsdienst Freiwillige Feuerwehr

Politik

Engagement für Frauen

Lokale Bürgerinitiativen & Arbeitskreise

Außerschulische Jugendarbeit

Sozialer Bereich

Freizeit Geselligkeit

Unbezahlte Familienarbeit

Schule Kindergarten

Finanzielles Engagement kirchlicher | religiöser Bereich Unterstützung älterer Menschen Sport Bewegung Kultur Musik Naturschutz Umweltschutz

Sonstiges ehrenamtliches Engagement

Beruf liche Interessenvertretung Gesundheitsbereich Justiz & Kriminalitätsprobleme

Prozentuale Verteilung der ehrenamtlichen Tätigkeitsfelder in Köln

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Museen und ihr Publikum | Begriff Partizipation | Ehrenamt in Museum

ENGAGEMENTQUOTE NACH GRAD DER IDENTIFIKATION MIT KÖLN (IN %)

eher mit Stadtviertel verbunden

9

eher mit Stadtteil verbunden

9

Fühle mich in erster Linie als Kölner/in

8

9 8

weder noch

0

10

Ja, regelmäßig ehrenamtlich tätig

16 14

Nein, aber ich war früher ehrenamtlich tätig

61

16

Ja, hin und wieder ehrenamtlich tätig

13

Nein, ich bin nicht ehrenamtlich tätig

62

13 15

64

15

20

61 30

40

50

60

67 70

80

90

100 %

Auszug aus der Analyse der Bürgerumfrage zum demografischen Wandel in Köln 2009

tion mit dem Lebensumfeld sehr wahrscheinlich bürgerschaftliches Engagement fördert und umgekehrt freiwillige Tätigkeiten eine Identifikation mit dem „unmittelbaren oder mittelbaren“ Umfeld stärken. Die Engagementquote steigt mit der Identifikation mit Köln – in auffallendem Maße mit zunehmender Unmittelbarkeit der Umgebung und besonders bei den regelmäßig Aktiven. Die Stadt sieht laut Eigenaussage Potential darin, die älteren Bevölkerungsgruppen im höherem Maße für ehrenamtliche Aktivitäten zu motivieren und das bürgerliche Engagement von Kölnern mit Migrationshintergrund zu stärken.

EHRENAMT IM MUSEUM Mit dem Ehrenamt im Museum sind bereits einige kritische Aspekte verbunden, welche der deutsche Museumsbund in seiner entsprechenden Broschüre14 gleich zu Beginn in einer Pro-Contra-Gegenüberstellung aufführt. Neben die Hauptaspekte der „Contras“ wie: „die ehrenamtlichen, freiwilligen Mitarbeiter verfügen nicht über die 14

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Broschüre: Bürgerschaftliches Engagement im Museum, herausgegeben vom deutschen Museumsbund e.V. – März 2008


Museen und ihr Publikum | Begriff Partizipation | Ehrenamt in Museum

Qualifikationen der Hauptangestellten“ oder „mischen sich in deren Verantwortlichkeiten ein“, „verlangen den Hauptangestellten mehr Zeit ab, als sie dem Museum nützlich sind“ oder „die freiwilligen Mitarbeiter haben gar eine negative Auswirkung auf den Arbeitsmarkt, wenn hauptamtlich geführte Stellen als verzichtbar angesehen und durch Ehrenämter besetzt werden“, fügt sich die gewichtigere „Pro“-Einsicht, wie wertvoll und unentbehrlich freiwillige Mitarbeiter für zahlreiche Museen sind. Der deutsche Museumsbund formuliert in der entsprechenden Broschüre, dass Kernaufgaben vom Stammpersonal zu übernehmen sind und nicht von freiwilligen Mitarbeitern. Gleichzeitig sei die Hauptmotivation freiwilliger Mitarbeit im kulturellen Bereich laut des Freiwilligensurveys 2009 „sich selbst zu entfalten“. In der Museumsdiskussion der letzten Jahre finden sich immer wieder Ansätze und Ideen zu Konzepten einer Partizipation der Besucher an der inhaltlichen Arbeit der Museen. Einer der Hauptimpulse für aktuelle partizipative Projekte im deutschsprachigen Raum, beispielsweise sehr anschaulich am derzeit sanierten Historischen Museum Frankfurt am Main15, ist dabei US-amerikanischen Ursprungs. Nina Simon, unter anderem Direktorin des Museum of Art & History in Santa Cruz, Kalifornien zeigt in ihrem 2010 erschienen und viel beachteten Buch „The Participatory Museum“ die Potentiale verschiedener Partizipationsstrategien des Web 2.0 in Verbindung zu Ausstellungsformaten kulturhistorischer Institutionen auf. Obgleich sich ihre Ausführungen und Beispiele hauptsächlich auf die nordamerikanische Museumslandschaft beziehen und somit nicht deckungsgleich auf den europäischen oder deutschen Museumsbetrieb übertragbar sind, liefert Simon dennoch zahlreiche Ansätze für die Entwicklung partizipativer Konzepte, welche auch in diesem geografischen Raum bedeutsam sind. Im folgenden Kapitel wird ausführlicher auf die von ihr beschriebenen Dimensionen partizipativer Arbeitsformen in kulturhistorischen Institutionen eingegangen. 15

Vgl. Interview mit Susanne Gesser vom Historischen Museum Frankfurt am Main in meinem Bachelor Research Proposal 1 „Museum und Identität“, S.90-99

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Partizipation im Museum

PARTIZIPATION IM MUSEUM Fünf Herausforderungen, beziehungsweise Vorurteile bezogen auf Museen und ihre Relevanz für (potentielle und Mehrfach-) Besucher sollen mithilfe partizipativer Projekte angegangen werden:

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1

Kulturelle Institutionen spielen im Alltagsleben der Bürger keine wichtige Rolle.

2

Das Museum verändert sich nicht, es entwickelt sich nicht weiter. Nach einem Besuch verspürt man nicht den Wunsch, die Institution nochmals in einem absehbaren Zeitraum zu besuchen.

3

Die „Tonart“ des Museums wirkt autoritativ – die Perspektive des Besuchers wird nicht eingenommen, möglicherweise mangelt es in der Ausstellung an Kontextinformationen, die das Verständnis für die Inhalte der Ausstellung erleichtern.

4

Das Museum ist kein kreativer Ort, an welchem man als Besucher der eigenen, persönlichen Perspektive auf Geschichte, Kunst oder Wissenschaft Ausdruck verleihen kann.

5

Das Museum ist kein Ort des sozialen Umgangs, an dem der Austausch mit Freunden oder Fremden gepflegt wird.


Partizipation im Museum | Traditionelle und partizipative Museen

Traditionelle und partizipative Museen Kulturhistorische Institutionen, die einen traditionellen Umgang in Bezug auf den Informationsfluss zwischen der eigenen Einrichtung und ihren Besuchern pflegen, bieten Inhalte, die der Ausstellungsbesucher „konsumieren“ soll. Vorrang bei der Ausstellungsgestaltung hat die Schaffung gut fundierter und qualitativ hochwertiger Inhalte, die jedem Besucher, ungeachtet seiner Interessen oder seiner sozialen Herkunft ein angenehmes Ausstellungserlebnis ermöglichen. Museen, welche sich partizipativ ausrichten, sind laut Simon um „mehrdimensional Erfahrungen“ in Bezug auf die Inhalte der Ausstellungen bestrebt. Folglich fungiert das Museum als Plattform, auf welcher Besucher zu Nutzern werden, die nicht mehr ausschließlich Inhalte konsumieren, sondern sie selbst schaffen, kritisieren und vertreiben und mit anderen Nutzern teilen. Eine Konsequenz dieser Praxis ist, dass die Institution keine konsistenten Ausstellungserlebnisse mehr gewährleisten kann – dafür schafft sie wiederum abwechslungsreiche, mit dem Publikum gemeinsam produzierte Erlebnisse. Dieser Prozess kann sehr unübersichtlich und durcheinander verlaufen, oder aber enorm mitreißend. Demnach gilt es das Balanceverhältnis zwischen „Chaos“ und „Begeisterung“ hin zu letzterem zu verschieben. Das Innovative in partizipatorischen Ansätzen ist nicht nur das Generieren qualitativ anspruchsvoller Inhalte, sondern die Schaffung der Möglichkeit für Besucher – besonders Teilnehmer partizipativer Projekte – die von ihnen produzierten Inhalte sinnvoll und ansprechend an alle interessierten Besucher zu vermitteln. Zudem wird der Museumsbesuch verstärkt zu einem Begegnungsort, einem Ort der sozialen Erfahrung. Der Einsatz partizipativer Elemente ist im Verständnis von Nina Simon nicht als Ablösung aller bisherigen traditionellen und didaktischen Formen der Präsentation im Museum zu verstehen, sondern größtenteils als Ergänzung.

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Partizipation im Museum | Partizipation im Web

Bei manch einer Institution erfährt Partizipation enormen Zuspruch und wird zum institutionellen Leitbild. Bei anderen Museen hingegen wird Partizipation stets eine partielle Vermittlungsform bleiben.16

Partizipation im Web Auch innerhalb partizipatorisch gestalteter Ausstellungen können Partizipationsformen variieren. Nimmt man sich partizipative Strategien des Web 2.0 bei der Entwicklung partizipativer Ausstellungsformate zu Hilfe, gewinnt man unmittelbar die Erkenntnis, dass sich Partizipation nicht nur anhand von User Generated Content äußert. Der dänischstämmige Usability-Experte Jakob Nielsen formulierte 2006 in Bezug auf Online Communities die sogenannte 90-9-1 Regel17, welche besagt, dass 90% der Nutzer „Zuschauer“, sogenannte lurker sind, welche der Community keinerlei Beiträge oder Inhalte zusteuern. Die 9% entsprechen den Nutzern, welche ab und zu Inhalte beisteuern, die meiste Zeit jedoch anderweitig beschäftigt sind und nur 1% der Nutzer, die „Vielnutzer“ beziehungsweise die heavy contributors erstellen den Großteil der Inhalte in Online Communities. Die 2008 veröffentlichte Studie „Groundswell: Winning in a World Transformed by Social Technology“ des Marktforschungsunternehmens Forrester Research (hierbei in Besonderen Charlene Li und Josh Bernhoff), welche sich mit der Analyse von Nutzerverhalten innerhalb sozialer Netzwerke auseinandersetzt, zeigt konkretere Kategorien des Onlinepublikums auf18: Hiernach gehören 16 17 18

Simon, Das partizipative Museum 2012, S.96ff. http://www.nngroup.com/articles/participation-inequality/ Simon, Das partizipative Museum 2012, S.99 – die Prozentwerte liegen in der mehreren Gruppen angehören können.

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Partizipation im Museum | Partizipation im Web

24% 37% 21% 51% 73% 18%

der Nutzer den „Schöpfern und Urhebern“ an, welche Inhalte erstellen, Blogs führen und Videos hochladen gehören der Gruppe der „Kritiker“ an, welche jene Inhalte innerhalb der Social Media Kanäle kommentieren oder kritisieren sind „Sammler“, die Verknüpfungen erstellen, Inhalte gliedern und diese für eigene oder öffentliche Zwecke zusammenstellen machen die „Mitglieder“ aus, welche einen oder mehrere Accounts auf Social Media Kanälen wie beispielsweise Facebook unterhalten bilden die Gruppe der „Zuschauer“, also Blog-Leser, Nutzer, die sich Videos auf Youtube anschauen und Social Media Seiten aufrufen

sind inaktiv und besuchen keine Social Media Seiten

Analyse des Nutzerverhaltens von Online-Publikum innerhalb sozialer Netzwerke

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Partizipation im Museum | Vier partizipatorische Ansätze

VIER PARTIZIPATORISCHE ANSÄTZE

Eine tabellarische Übersicht der vier Partizipationsarten befindet sich auf Seite 30/31

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Eine solche Diversifizierung von Partizipationsmöglichkeiten lässt sich auch auf die Konzeption und Gestaltung von Ausstellungen übertragen. Nina Simon beschreibt vier Arten von Partizipation im Museum: beisteuernde (contributory), kollaborative (collaborative), co-kreative (co-creative) und bereitstellende (hosted) Projekte. Diese sind nicht als ein hierarchisches Stufensystem zur optimalen Umsetzung partizipativer Projekte in Museen zu erachten, sondern beschreiben mögliche konkrete, jedoch nicht zwangsläufig trennscharfe Partizipationsszenarien. So ergeben sich auf unterschiedlichen Stufen die Interaktionsformen der Einzelbesucher von

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dem Konsumieren Konsumieren der Inhalte des Museums auf der ersten Ebene

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Reagieren der Einzelbesucher auf dem Reagieren die Inhalte auf einer zweiten Ebene

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der Verknüpfung Verknüpfung der Reaktionen der Einzelbesucher mit der Gesamtheit aller Besucher auf der dritten Ebene

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Beförderungsozialer sozialerInteraktion Interaktion der Beförderung durch die Reaktionen der Einzelbesucher

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zur Interaktion Interaktion der Einzelbesucher untereinander.


Partizipation im Museum | Vier partizipatorische Ansätze | Beisteuerung

Beisteuerung | Contributory Projects Bei dieser Art von partizipativen Projekten werden Besucher gebeten, bestimmte Ideen, Objekte oder Aktionen innerhalb eines geregelten Prozesses zur Verfügung zu stellen. Dies kann in der Struktur Siehe Fallbeispiele „Meine Sache. Bremens Gegenwart“ auf Seite 44 und „M Shed“ Seite 45

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obligatorischer Beiträge stattfinden, bei welcher Besucher/Teilnehmer Beiträge erbringen müssen, da sonst keine Ausstellung zustande kommt ergänzender Beiträge stattfinden, bei denen Besucherbeiträge nicht unbedingt erforderlich sind, der Ausstellung jedoch ein dynamisches Element verleihen und diese somit beleben bildungsbezogener Beiträge erfolgen, bei denen der Fokus weniger auf der Bereitstellung von Inhalten, sondern auf der

Wissensaneignung durch Teilnahme liegt.

Contributory Projects verkörpern innerhalb der vier Partizipationsmodelle die am schnellsten und am einfachsten umzusetzende Form. Besucher können hierbei Rückmeldung in Form verbaler und geschriebener Kommentare äußern, Persönliche Objekte oder eigene Arbeiten für Crowdsourcing-Ausstellungen bereitstellen oder Erinnerungen und eventuell auch kommentierte Fotos auf der Webpräsenz des Museums hinterlassen.

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What kind of commitment does your institution have to community engagement? How much control do you want over the participatory process and product?

CONTRIBUTORY We’re commited to helping our visitors and members feel like participants with the institution.

COLLABORATIVE We’re commited to deep partnerships with some target communities.

A lot – we want participants to follow our rules of engagement and give us what we request.

Staff will control the process, but participants’ actions will steer the direction nad content of the final product.

The institution requests content and the participants supply it, subject to institutional rules.

The institution sets the project concept and plan, and then staff members work closely with participants to make it happen.

Who do you want to participate and what kind of commitment will you seek from participants?

We want to engage as many visitors as possible, engaging them briefly in the context of a museum or online visit.

We expect some people will opt in casually, but most will come with the explicit intention to participate.

How much staff time will you commit to managing the project and working with participants?

We can manage it lightly, the way we’d maintain an interactive exhibit. But we ideally want to set it up and let it run.

We will manage the process, but we’re going to set the rules of engagement based on our goals and capacity.

What kinds of skills do you want participants to gain from their activities during the project?

Creation of content, collection of data, or sharing of personal expression. Use of zechnological tools to support content creation and sharing.

Everything supported by contributory projects, plus the ability to analyse, curate, design, and deliver completed products.

What goals do you have for how nonparticipating visitors will perceive the project? 30

The project will help visitors see themselves as potential participants and see the institution as interested in their active involvement.

The project will help visitors see the institution as a place dedicated to supporting and connecting with community.

How do you see the institution’s relationship with participants during the project?


CO- CREATIVE

HOSTED

We’re commited to supporting the needs of target communities whose goals align with the institutional mission.

We’re commited to inviting community members to feel comfortable using the istitution for their own purposes.

Some, but participants’ goals and preferred working styles are just as important as those of the staff.

Not much – as long as participants follow our rules, they can produce what they want.

The institution gives participants the tools to lead the project and then supports their activities and helps them move foreward successfully.

The institution gives the participants rules and resources and then lets the participants do their own thing.

We seek participants who are intentionally engaged and are dedicated to seeing the project all the way through.

We’d like to empower people who are ready to manage and implement their project on their own.

We will give much time as it takes to make sure participants are able to accomplish their goals.

As little as possible – we want to set it up and let it run on its own.

Everything supported by collaborative projects, plus project conceptualisation, goal-setting, and evaluation skills.

None that the institution will specifically impart, except perhaps around program promotion and audience engagement.

The project will help visitors see the institution as a community-driven place. It will also bring in new audiences connected to the participants.

The project will attract new audiences who might not see the institution as a comfortable or appealing place for them.

Übersichtstabelle zu den verschiedenen Partizipationsformen aus „The Participatory Museum“ von Nina Simon, 2010, S.190f.

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Partizipation im Museum | Vier partizipatorische Ansätze | Kollaboration

Kollaboration | Collaborative Projects Die Hauptintentionen von institutioneller Seite für kollaborative Projekte sind Siehe Fallbeispiel „Liebe auf den zweiten Blick“ auf Seite 40

# # # #

die Konsultation von Experten eines Fachgebietes, um die „Authentizität“ und wahlweise die inhaltliche/fachliche „Korrektheit“ einer Ausstellung zu wahren die Erprobung der Erfolgswahrscheinlichkeit neuer Formate gemeinsam mit interessierten Ausstellungsbesuchern/Teilnehmern anzugehen Teilnehmern die Option zu bieten, eigene Inhalte zu erstellen die Stärkung des Empfindens der „Mitverantwortung“ der dargestellten Inhalte seitens der Besucher gegenüber der Institution.

Die Partizipationsmöglichkeiten können hierbei einerseits konsultativer Natur sein, bei der die Teilnehmer den Museumsmitarbeitern mit Rat und Unterstützung behilflich sind und die Projektentwicklung fördern oder leiten. Sie können sich auch in einem Mit-Entwicklungsverhältnis äußern, bei dem Teilnehmer und Mitarbeiter neue Projekte gemeinsam erarbeiten und erstere auch Inhalte für diese Projekte erstellen.

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Partizipation im Museum | Vier partizipatorische Ansätze | Co-Kreation

Co-Kreation | Co-Creative Projects Bei co-kreativen Projekten liegt das Hauptaugenmerk des Museums meist Siehe Fallbeispiel „Taking liberties - women’s suffrage in Liverpool“ auf Seite 48

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in der Stärkung der lokalen Community, in dem man dieser „eine Stimme verleiht“ und auf deren Interessen reagiert

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in der Schaffung eines Ortes, wo bürgerschaftliches Engagement gefördert wird

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darin, Individuen dabei zu unterstützen, bestimmte Fähigkeiten zu entwickeln, die ihre persönlichen und gemeinschaftlichen Ziele unterstützen.

Bei dieser ergebnisoffenen Partizipationsart ist die Kommunikation zwischen Museum und Teilnehmern über die Erwartungen, Ziele und Interessen des jeweils anderen von enormer Wichtigkeit, da sich die traditionelle Verfolgung von vorgefertigten Ideen der Institution hierbei besonders kontraproduktiv auf das Projekt auswirkt.

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Partizipation im Museum | Vier partizipatorische Ansätze | Bereitstellung

Bereitstellung | Hosted Projects Siehe Fallbeispiel „Open Museum“ auf Seite 51

Bei Hosted Projects übernimmt das Museum eine untergeordnete Rolle und stellt hauptsächlich seine Ausstattung, beispielsweise seine Räumlichkeiten, zur Verfügung. Dabei sind Museumsmitarbeiter gar nicht oder nur marginal an der Projektentwicklung beteiligt. Häufig sind Hosted Projects an Events gebunden. Die Motivation seitens des Museums liegt in diesem Fall

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in der Ermutigung der Öffentlichkeit, das Museum und seine Inhalte als einen vielfach nutzbaren Ort zu erkennen und zu gebrauchen im Offerieren eines Raumes für unterschiedliche Perspektiven, Ausstellungen oder Performances, welche die Museumsmitarbeiter nicht darstellen können/wollen der Gewinnung eines Publikums, welches die Institution bisher nicht mit seinen eigenen Interessen in Verbindung gebracht hat.

Der österreichische Kunsthistoriker Gottfried Fliedl merkt zu dieser Partizipationsform und im speziellen zum Open Museum in Glasgow an, dass diese im Grunde gar nicht mehr dem Prinzip der Partizipation, sondern der Aktion entspricht. Schließlich handelt es sich bei solchen Projekten nicht mehr um Teilnehmer, sondern um Akteure, die Eigenes mithilfe der Mittel des Museum erschaffen.19 19

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http://museologien.blogspot.de/search/label/Partizipation


Partizipation im Museum | Pro und Contra | Zweck partizipativer Projekte

PARTIZIPATIVE PROJEKTE – PRO UND CONTRA Im Folgenden werden die oftmals kritisierten Aspekte partizipativer Modelle und ihrer möglichen Konsequenzen aufgezeigt.

Die Frage nach dem Sinn und Zweck partizipativer Projekte Wer die Praxis sozialer Netzwerke – und die damit verbundenen Partizipationsformen des Teilens, Kommentierens und Erstellens von Inhalten – als Modeerscheinung und als triviales Unterhaltungsformat erachtet, wird schwerlich dem Argument zustimmen können, dass Museen, die sich diesen Partizipationsformen gänzlich entziehen, Gefahr laufen, irrelevant zu werden. Gerade das Argument „das macht jetzt jeder“ baut Druck auf und verstärkt den Zweifel der Skeptiker in Bezug auf den Nutzen partizipativer Projekte. Der Hauptzweck partizipativer Projekte liegt nicht allein in der Stärkung der Selbstbestimmung oder gar Selbstermächtigung der Besucher – sie soll auch für das Museum nutzbringend sein. Ein Mehrwert ist nur dann gegeben, wenn die Ziele aller beteiligten Gruppen – also der Institution selbst als Initiator und/oder Organisator partizipativer Projekte – der Teilnehmer partizipativer Projekte – und des Publikums, welches sich aus weiteren Museumsbesuchern oder museumsexternen Kooperationspartnern, wie Verbänden oder Unternehmen zusammensetzt innerhalb der partizipativen Projektarbeit erreicht werden. Und genau dieser Mehrwert kommt nur dann vollständig zum Tragen, wenn durch partizipative Projekte erreicht wird, was durch klassische Arbeitsmethoden des Ausstellungsmachens nicht zustande kommen kann. Nur wenn die in partizipativen Projekten entstandenen Resultate tatsächlich relevant für die Institution sind und auch dementsprechend wertgeschätzt werden und auch für Nichtteilnehmer zugänglich und attraktiv sind, sind partizipative Projekte fruchtbar.20 20

Simon, The Participatory Museum 2010

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Partizipation im Museum | Pro und Contra | Kontrollverlust und Deutungshoheit

Der Aspekt des Kontrollverlustes und der Deutungshoheit Dass eben jene Ziele aller oben genannten Beteiligten bei partizipativen Ausstellungsprojekten erreicht werden, kann im Vorfeld eines Projektes nicht garantiert werden, da sich hierbei die Funktion des Museums vom „Inhalts-Managements“ zum „Plattform-Management“ wandelt. Diese Form des Kontrollverlustes stellt einen wesentlichen Aspekt der Kritiker dar, denn sie wirkt sich auf das Image und die Gestalt des Museums aus, schließlich können partizipative Projekte auch scheitern. Entsprechen die Ergebnisse aus dem Projekt nicht den Vorstellungen aller Beteiligten, sorgt dies für Frustration. So berichten beispielsweise die freischaffenden Ausstellungsmacher Claudia Glass und Beat Gugger von einem partizipativen Ausstellungsprojekt eines lokalen Museums und eines Energiekonzerns als Sponsor, in welchem Kinder und Jugendliche unter der Betreuung einer Ausstellungsgestalterin und Lehrpersonal interdisziplinäre Inhalte über die Bedeutung des Flusses ihres Wohnortes anfertigen sollten. Die Teilnehmer befassten sich intensiv mit der Thematik und erstellten die entsprechenden Inhalte. Als die Ausstellungseröffnung näher rückte, kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Museum, Sponsor und Betreuern – dem Sponsor genügte die Qualität der Arbeiten einer bestimmten Gruppe der Teilnehmer nicht und man habe sich „etwas anderes“ vorgestellt und das Projekt scheiterte.21 Diesen Kontrollverlust seitens des Museums gilt es nicht als „entfesseltes Chaos“ zu verstehen, denn schließlich ist auch die Steuerung von Plattformen stark an Autorität geknüpft. So ist es letztendlich das Museum, welches die Art der partizipativen Interaktion festlegt und auch die entsprechenden Verhaltensregeln der Teilnehmer aufsetzt, sowie die Arbeiten/Ergebnisse der Teilnehmer einbehält und schließlich größtenteils seine bevorzugten Inhalte unterstützt und öffentlich 21

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Glass und Gugger 2012, S. 174f.


Partizipation im Museum | Pro und Contra | Verschobenes Autoritätsverhältnis

präsentiert.22 Um der Option des Scheiterns vorzubeugen, bedarf es des intensiven Dialogs bezogen auf positive und negative Aspekte des partizipativen Projektes zwischen allen Beteiligten, besonders mit Blick auf die Sorgen oder Zweifel, die mit seiner Ausführung verbunden sind. Es gilt dabei nicht zuletzt die Frage eindeutig zu klären, wem bei sponsorbasierten Projekten die Deutungshoheit der Qualität der Inhalte obliegt.

Verschiebung des Autoritätsverhältnisses von Museen und Besuchern Die Zusammenarbeit von Museumsmitarbeitern und Besuchern bewirkt eine grundlegende Veränderung der Wahrnehmung der Besucher seitens des Museums. Die Perspektive eines „anonymen“ Publikums kann bei partizipativen Projekten nicht aufrecht erhalten werden, denn Mitarbeiter und Teilnehmer treten in persönlichen Kontakt und die „Stimme“ der Besucher erhält eine bedeutend höhere Gewichtung beim Besuchserlebnis, als dies bei traditionell ausgerichteten Institutionen der Fall ist. Dies erfordert die Bereitschaft der Institution Laien, wie sie die meisten Teilnehmer partizipativer Projekte darstellen, „auf Augenhöhe“ zu begegnen. Ein solcher Ansatz setzt einen offenen und persönlichen Umgang von Museumsmitarbeitern mit Besuchern voraus, ohne den kein Dialog und keine fruchtbaren und partizipativen Projekte zustande kommen können.23

22

23

Nora Sternfeld vertritt hierbei eine konträre Position, bei der Partizipation im demokratischen Kontext als „Teilhabe an der Entscheidung über die Bedingungen des Teilnehmens“ zu verstehen ist, was der Rolle des Museums als Autorität reduziert. Vgl. Sternfeld 2012 S.122 Simon, The Participatory Museum 2010

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Partizipation im Museum | Pro und Contra | Messbarkeit des Erfolges

Die Messbarkeit des Erfolges partizipativer Projekte Inwiefern partizipative Projekte erfolgreich und zufriedenstellend verlaufen – und beispielsweise bürgerschaftlicher Dialog und Selbstbestimmung der Teilnehmer befördert wird – lässt sich nur schwerlich mit herkömmlichen Evaluationsmethoden ermitteln. Demnach müssen laut Simon bereits vor dem Projektbeginn alternative Evaluationsmethoden erarbeitet werden, die im Verlauf des Projektes Rückschlüsse über ein Gelingen ermöglichen.24

Der erhöhte zeitliche und mögliche Partizipative Projekte erfordern meist mehr Zeit und finanzielle Mittel bei der Konzeption und Durchführung. Während traditionelle Herangehensweisen des Ausstellungsmachens Ergebnisse schaffen, die „fertig“ präsentiert werden und für die Dauer eines bestimmten Zeitraumes laufen, haben partizipative Projekte einen „Anfang“, im Anschluss dessen sie sich entwickeln und „wachsen“. Was beispielsweise nach Projektende mit den Arbeiten oder Ergebnissen der Teilnehmer geschieht oder inwiefern der Kontakt zwischen Teilnehmern und Institution aufrecht erhalten wird, birgt einen anfangs nicht zwangsläufig abschätzbaren Mehraufwand. Oft argumentieren Kritiker, dass der Zeitaufwand, den partizipative Projekte mit sich bringen, den Nutzen für die Institution weit übersteigen – ein möglicherweise qualitativ höheres Ergebnis könne in der Hälfte der benötigten Zeit entstehen, wenn ausschließlich professionelle Ausstellungsmacher beteiligt sind. Dabei sollte jedoch nicht übersehen werden, dass der Wert, der durch ein gemeinsam von Laien und Mitarbeitern erarbeitetes Projekt entsteht, anders – sozialintegrativer – gewichtet ist, 24

38

Munro 2012


Partizipation im Museum | Jede/r kann mitmachen?

als jener, der bei ausschließlich museumsintern erarbeiteten Projekten entsteht.25 Kirsten Baumann, die ehemalige Museumsdirektorin des Hamburger Museums für Arbeit sieht im finanziellen und zeitlichen Mehraufwand das Hauptproblem der Durchführung partizipativer Projekte. So forderte der Hamburger Senat Anfang 2013 zwar mehr Bürgerbeteiligung in Form partizipativer Projekte bei den historischen Museen der Stadt, machte aber gleichzeitig weder zeitliche Vorgaben, noch sicherte er finanzielle Mittel zu.26

Partizipation im Museum = Jede/r kann mitmachen? Sibylle Lichtensteiger – Leiterin des Stapferhauses Lenzburg und ihre Projektleiter für Ausstellung und Vermittlung, Martin Handschin und Detlef Vögeli vertreten die Position, dass man innerhalb partizipativer Ausstellungen unumstritten ein äußerst breit gefächertes Publikum erreichen will und demnach Ausstellungsthemen wählt, die für möglichst alle Besucher relevant sind. Von einer Position des „Jede/r kann mitmachen“ hingegen distanzieren sie sich, da sie in der Essenz des Ausstellungsmachens eben die „thematische Reduktion, das Aufzeigen von Zusammenhängen [...] und der Erarbeitung eines szenografischen Settings“ unter Einbeziehung weiterer Experten sehen, um wünschenswerterweise „unvergessliche Momente und eindrückliche (Selbst-)Erkenntnisse [beim Publikum]“ zu produzieren. Somit entscheiden sie sich bewusst gegen den Einbezug des Publikums im allen Projektphasen und legen ihr Hauptaugenmerk darauf, zu definieren, in welchem Maße und in welcher Form ein Einbezug des Ausstellungspublikums sinnvoll ist.27 25 26 27

Simon, The Participatory Museum 2010 http://www.taz.de/KIRSTEN-BAUMANN-ueber-Buerger-und-Museen/!109489/ Handschin, Lichtensteiger und Vögeli 2012, S.40

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Partizipation im Museum | Fallbeispiele | Stadtmuseum Stuttgart

FALLBEISPIELE DER PARTIZIPATION IM MUSEUM Nachdem der aktuelle Diskurs um Partizipation im Museum beleuchtet wurde und auf die kritischen Aspekte der dazugehörigen Entwicklungen und Konsequenzen hingewiesen wurde, werden im Folgenden jeweils drei Fallbeispiele aus dem deutschsprachigen und englischsprachigen Raum vorgestellt, die verschiedene Formen der Partizipation von Museumsbesuchern praktizieren.

FALLBEISPIEL 1 „LIEBE AUF DEN ZWEITEN BLICK“ IM STADTMUSEUM STUTTGART Das Stadtmuseum Stuttgart ist seit 2007 in Planung und soll 2016 im Wilhelmspalais, welches bisher die städtische Bücherei beherbergte, eröffnet werden. Bisher gab es keine Einrichtung, welche die Stadtgeschichte präsentierte und mit dem deutschlandweit höchsten Anteil – von 40% – an Bürgern mit Migrationshintergrund hat sich die Stadt dazu entschlossen, ein Museum zu gründen, bei welchem „die Menschen in den Mittelpunkt des Museums [gestellt werden], inhaltlich als Handelnde im Sinne der historischen Stadtentwicklung und ebenso als Besucher, die heute und zukünftig die Stadt gestalten“ so Anja Dauschek, Leiterin des Planungsstabes Stadtmuseum Stuttgart und Markus Speidel, Kurator und Mitglied des Planungsstabes Stadtmuseum Stuttgart.28 Eine besondere Rolle im neuen Museum soll die Migrationsgeschichte der Stadt spielen und so wurde mit Hinblick auf die Museumsentwicklung im Jahr 2010 eine Sonderausstellung im Stuttgarter Rathaus konzipiert, die im Kontext des 50. Jahrestages des Anwerberabkommens mit Griechenland und Spanien stand. Der Titel der Ausstellung lautete Liebe auf den zweiten Blick und diese befasste sich besonders mit den ersten Jahren der Einwanderung ausländischer 28

40

Dauschek und Speidel 2012, S.41


Impressionen der Ausstellung „Liebe auf den zweiten Blick“

Arbeitskräfte und deren anfangs nicht immer positiven Erfahrungen in Stuttgart. Es wurden 30 explorative Interviews mit Stuttgartern aus der ersten Generation der „Gastarbeiter“ geführt, in denen die Interviewten unter anderem gefragt wurden, was sie in der Ausstellung sehen wollen würden. Diese – nach Simon kollaborative, beziehungsweise co-kreative – Form der Partizipation – der Verbindung individueller Biographien und der Geschichte der Stadt – sorgte dafür, dass die Interviewten nicht nur Auskunft gaben,

sondern auch an der Konzeption der Ausstellung teilnahmen und als „wichtiges Korrektiv“ fungierten. Die Ausstellung war ein Erfolg in mehrfacher Hinsicht, denn sie erhielt nicht nur großen Zuspruch vom Publikum, sie brachte dem Stadtmuseum auch das „Ansehen als Kompetenz im Bereich der Arbeitsmigration“ seitens migrantischer Kulturvereine. Zudem erweiterte sich die Sammlung um einige Stücke.29 29

Dauschek und Speidel 2012, S.43

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Partizipation im Museum | Fallbeispiele | Stapferhaus Lenzburg

FALLBEISPIEL 2 „HOME. WILLKOMMEN IM DIGITALEN LEBEN“ IM STAPFERHAUS LENZBURG Das Stapferhaus Lenzburg in der Schweiz ist in seinem Selbstverständnis kein klassisches Museum, es gibt weder eine Sammlung, noch festgelegte Ausstellungsräume. Die Institution ist hingegen für ihre thematisch ausgerichteten Ausstellungen bekannt, die sich auf die Gegenwart beziehen, beispielsweise auf „Mobilitätsfragen, Sterben und Tod, Strafkultur, Zeitkultur oder Digitalisierung“. Der Fokus liegt dabei nicht auf dem Vermitteln von Gewissheiten – im Stapferhaus soll ausdrücklich der Diskurs über die Gegenwart befördert werden indem diese aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wird. Gegenwart wird aktiv gemeinsam mit den Besuchern verhandelt. Die Selbsterkenntnis der Besucher soll angeregt werden und „zur Auseinandersetzung mit eignen und konträren Positionen“ führen.30 Seitens der Ausstellungsmacher sucht man Themenbereiche, die „alle etwas angehen“. In der Ausstellung „HOME. Willkommen im digitalen Leben“, die von Oktober 2010 bis November 2011 lief, wurde ein breites Publikum angesprochen, welches vom „klassischen, älteren Kulturpublikum“ mit wenig Berührungspunkten wie etwa Social Media bis zu den Digital Natives, dem „jungen Fachpublikum“ reicht, das sich hierin bestens auskennt. Im Rahmen dieser Ausstellung wurde im Dachgeschoss des Stapferhauses das „HOME 2.0“ eingerichtet, ein Ausstellungsbereich, in welchem digitaler User Generated Content im Form multimedialer Clips zur Verfügung stand, den Besucher zu Hause erstellen und diesen von dort aus in die Ausstellung einpflegen konnten. Die Teilnehmer erfuhren, wann ihre Arbeiten in der Ausstellung zu sehen sind. Im Netz wurden diese anschließend vollständig dokumentiert.31 30 31

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Handschin, Lichtensteiger und Vögeli 2012, S. 34ff. Hächler 2012, S.143


Partizipation im Museum | Fallbeispiele | Stapferhaus Lenzburg

Webpräsenz der Ausstellung „HOME. Willkommen im digitalen Leben“

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Partizipation im Museum | Fallbeispiele | Focke-Museum Bremen

FALLBEISPIEL 3 „MEINE SACHE. BREMENS GEGENWART“ IM FOCKE-MUSEUM BREMEN Von Juli bis Oktober 2006 wurde im Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, dem Focke-Museum, das Projekt Meine Sache. Bremens Gegenwart ausgestellt. Hierbei wurden Bremer Bürger eingeladen, für sie bedeutsame Objekte für einen Jahresrückblick von 2005 vorzuschlagen und zu begründen. Durch diese partizipative Sammlungsstrategie kam eine Ausstellung zustande, die ein „Sammelsurium alltäglicher Dinge“ war.32 Anja Piontek, Kuratorin dieses Ausstellungsprojektes, schildert die anfangs schwache Resonanz auf die Motivation zur Einreichung von Vorschlägen mittels Flyern und Medienaufrufen. Erst nachdem sich Museumsmitarbeiter außerhalb der Museumsmauern begaben, um durch unkonventionelle Maßnahmen, wie einem inszenierten Flohmarktstand oder einem öffentlichen Einsatz eines museumseigenen Oldtimers als „optisches Lockmittel“ in Kontakt zu ihren potentiellen Projektteilnehmern zu treten, konnten sie zahlreiche partizipierende Bürger für die Ausstellung begeistern. In Gesprächen mussten jedoch auch „enorme Hemmschwellen“ überbrückt werden, da die Menschen nicht der Ansicht waren, etwas „Museumswürdiges“ zu besitzen, zusätzlich sahen viele Gesprächspartner kaum Überschneidungen zwischen ihrer Lebenswelt und der Interessensgewichtung des Museums. Letztendlich wurden ungefähr 200 Einsendungen getätigt von Menschen zwischen 12 und 83 Jahren, von denen 63 in die Ausstellung kamen. Im Verlauf der Ausstellung konnten weitere Einreichungen abgegeben werden, sodass diese noch weiter „wuchs“. Den Objekten wurden auch die handschriftlichen – und der Lesbarkeit halber maschinell transkribierten – Kommentare ihrer Leihgeber beigefügt. Waren die Museumsmitarbeiter zu Beginn des Projektes „Mediatoren“, die eine Verbindung zwischen Projekt und Bremer Bürgern herstellen wollten, so wurden sie im weiteren Verlauf „gewissermaßen zu Anwälte[n] des Museums und Anwälte[n] der Museumslaien“ gleichermaßen, so Piontek.33 32 33

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http://www.focke-museum.de/de/sonderausstellungen/rueckblick/meine_sache_ bremens_gegenwart Piontek 2012, S.241ff.


Außenansicht auf das M Shed Bristol

FALLBEISPIEL 4 M SHED BRISTOL Das Museum der Stadt Bristol – das M Shed – verankerte einen grundsätzlichen Ansatz zur bürgerschaftlichen Partizipation in der Museumsarbeit bereits in seinem 2007 veröffentlichten Masterplan, bevor die fünfjährigen Umbauarbeiten des ehemaligen Industriemuseums 2011 abgeschlossen waren und das Museum wieder öffnete. Hierbei wurde die Zusammenarbeit mit den Bewohnern Bristols im Leitbild des Museums verankert und der Stadtbevölkerung die Möglichkeit geboten, sich vorab über wesentliche Inhalte der Ausstellung zu äußern und Erwartungen an das neue Museum zu artikulieren.34 Die Erkenntnisse aus den entsprechenden vorangegangenen Bürgerbefragungen hatten Auswirkungen auf die zukünftige Orientierung des Museums. Im Anschluss daran wurde konkretisiert, welche speziellen partizipativen Ausstellungsformate sich für die Institution eignen, wobei der Gedanke der Mitbestimmung der Stadtbewohner jedoch immer im Vordergrund stand, so Julie Finch, Head of Museums, 34

Finch 2012, S.46ff.

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Partizipation im Museum | Fallbeispiele | M Shed Bristol

Web-Pendant der Dauerausstellung mit privat bereitgestellten Objekten

Galleries and Archives for Bristol. Der Anspruch war, ein Museum zu schaffen, welches auch für ein zukünftiges Publikum interessant und attraktiv war, darum mussten – und müssen – die Inhalte und ihre entsprechenden Präsentationsformen so gestaltet werden, dass diese sehr veränderbar und flexibel sein können – demnach ist die Ordnung im Museum thematisch und nicht chronologisch. Laut Eigeninserat35 35

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http://mshed.org/about-us/history-of-m-shed/


Partizipation im Museum | Fallbeispiele | M Shed Bristol

Option für Besucher zu aktiven Teilnehmern zu werden und eigene Inhalte beizutragen

wurde das M Shed konzipiert, um sowohl einen öffentlichen Diskussionsraum zu bieten als auch ein Ort zu sein, an dem über verschiedene Zeitspannen refektiert wird, wie es ist, in Bristol zu leben oder die Stadt zu besuchen. Im M Shed kommen verschiedene Partizipationsformen zum Einsatz: Der Sammlungsbestand des Museums enthält zahlreiche Objekte, die durch partizipatives Sammeln, beziehungsweise Zur-Verfügung-Stellen von Bürgern zusammengetragen werden

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Partizipation im Museum | Fallbeispiele | Museum of Liverpool

konnten/können. Des Weiteren wird Besuchern sowohl in den Ausstellungsräumen des Museums an sogenannten ICT kiosks als auch auf der museumseigenen Webseite die Möglichkeit geboten, ihre eigene Geschichte zu erzählen oder ihre Meinungen zu äußern – diese werden dann anschließend auf dem entgegengesetzten Eingabemedium abgebildet. Hat man online einen Beitrag erstellt, erscheint dieser an den ICT kiosks im Museum und anders herum: Beiträge, die im Museum eingepflegt wurden, sind online ersichtlich.36

FALLBEIPIEL 5 „OUR CITY, OUR STORIES“ IM MUSEUM OF LIVERPOOL Auch das im Jahr 2011 rundum sanierte und Museum der Stadt Liverpool organisiert partizipative Projekte und fördert bürgerschaftliches Engagement innerhalb der Museumsarbeit, in dem es das Partnerschaftsproramm Our City, Our Stories mit lokalen bürgerschaftlichen Gruppen erarbeitet hat und in seinen Räumlichkeiten sogenannte community displays verortet. Hierbei werden Ausstellungen von partizipierenden Bürgern oder Vereinen und Museumsmitarbeitern geschaffen, welche die Interpretationen der Bürger in Bezug auf die Themen des Museums wiederspiegeln.37 So gestaltete unter anderem der 1918 Club – ein Diskussionsforum für Frauen, welches zur Einführung des Frauenwahlrechtes im Vereinten Königreich gegründet wurde – ein solches community display mit Objekten aus der Sammlung des Museums, die im Zusammenhang mit dem Frauenwahlrecht standen unter dem Titel Taking liberties – women’s suffrage in Liverpool. Nachdem die Teilnehmer/-innen verschiedene Objekte gesichtet und eine entsprechende Auswahl getroffen hatten, verfassten sie Themenund Objekttexte, weshalb diese Objekte wichtig und relevant für die Frauenwahlrechtskampagne in Liverpool waren. Den Besuchern 36 37

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http://mshed.org/explore-contribute/ http://www.liverpoolmuseums.org.uk/mol/get-involved/our-city.aspx


Partizipation im Museum | Fallbeispiele | Museum of Liverpool

Außenansicht des Liverpool Museum und „community display“ zum Ausstellungsbereich „Taking liberties – women’s suffrage in Liverpool“

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Partizipation im Museum | Fallbeispiele | Museum of Liverpool

der Ausstellung stehen ferner oral history-Aufnahmen von damals beteiligten Stimmrechtlerinnen zur Verfügung. Diese partizipative Ausstellung ist die erste einer entsprechenden Serie, welche das Hauptaugenmerk auf Politik und bürgerschaftlichen Aktivismus in Liverpool legt.38 Lizzy Rogers, Curator of Community Content im neuen Museum of Liverpool und unter anderem zuständig für das Format Our City, Our Stories, berichtet jedoch auch von Hindernissen, welche mit der Konzeption partizipativer Ausstellungen verbunden sind. Im Falle der Taking liberties – women’s suffrage in Liverpool-Ausstellung führte die Gruppe der teilnehmenden Frauen fruchtbare Gespräche über aktuelle Probleme von Frauen in Liverpool. Als die Teilnehmerinnen aufgefordert wurden, die Ergebnisse aus den Gesprächen für eine kleine Ausstellung zusammenzufassen, wendete sich ihr Interesse in leichte Skepsis, mit dem Ansatz: die vorgeschlagenen Themen und ausgewählten Objekte könnten möglicherweise nicht „interessant oder dekorativ“ genug sein. In Liverpool ist die hohe Dichte an sozial benachteiligten Gruppen – vergleichsweise die höchste aller Städte Englands – einer der Hauptaspekte um partizipative Projekte und Ausstellungsformate in der Museumsarbeit stark voranzutreiben und somit „[...] aus dem Museum einen Ort für die (Selbst-)Präsentation der verschiedenen städtischen Communities [...] zu machen.“, so Rogers.39 Die partizipative Herangehensweise an Ausstellungskonzeption mit den Bewohnern Liverpools „[garantiere] eine Vielfalt an Perspektiven sowie die Präsenz spannender und außergewöhnlicher Erzählungen.“40 Zudem befördere die Identifikation mit den partizipativ ausgestellten Objekten das Gefühl bei den Teilnehmern „Mitinhaber des Museums“ zu sein. 38 39 40

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http://www.liverpoolmuseums.org.uk/mol/visit/galleries/peoples/taking-liberties.aspx Rogers 2012, S.57 ebenda


Partizipation im Museum | Fallbeispiele | Open Museum Glasgow

Verschiedene sogennante „Kits“ im Open Museum

FALLBEISPIEL 6 OPEN MUSEUM GLASGOW Das Open Museum in Glasgow stellt eine andere Partizipationsstrategie in den Vordergrund. Hierbei können Ausstellungsobjekte oder verschiedene sogenannte Reminiscence Kits, wie beispielsweise der ’50s Kit oder der Tenement Kit aus dem rund 4.000 Exponate zählenden Bestand auf Anfrage an community groups kostenlos entliehen werden, um eigene, primär öffentlich ausgerichtete Ausstellungen bestücken zu können.41 Kuratorisches Vor- oder Fachwissen ist dabei nicht obligatorisch – das Museumspersonal stellt Rat und Unterstützung zur Durchführung von öffentlichen Projekten zur Verfügung. Das Bestreben des Open Museums ist es, Museumsarbeit auch über die eigenen Mauern hinaus zu betreiben und die Sammlung des Hauses so öffentlich zugänglich wie nur möglich zu machen.42

41 42

http://www.glasgowlife.org.uk/museums/our-museums/open-museum/about-theOpen%20Museum/Pages/home.aspx http://www.glasgowlife.org.uk/museums/our-museums/open-museum/about-theOpen%20Museum/Pages/Frequently-Asked-Questions-about-the-Open-Museum.aspx

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Thematischer Bezug | Soziologischer Abriss

THEMATISCHER BEZUG DES AUSSTELLUNGSKONZEPTES Ein stadtsoziologischer Abriss Die Spezifik einer Stadt äußert sich auf zahlreiche Arten, unter anderem durch eine bestimmte »physische Geografie, ein spezielle[s] Klima, eine charakteristische Bevölkerungszusammensetzung und eine eigene Geschichte«.43 So spielt für Köln seine Lage am Rhein sowie das hiermit verbundene verhältnismäßig milde Klima eine ausschlaggebende Rolle für die Charakteristik der Stadt – ebenso wie seine vielbesagte „bunte“44 und multikulturelle Bevölkerung oder seine 2000jährige Stadtgeschichte. Diese Parameter zeichnen keinesfalls ein scharfes Bild einer Stadtspezifik, schließlich teilen weitere deutsche Städte ähnliche Eigenschaften. Das besonders Typische einer Stadt wird in Anbetracht der heutigen, globalisierungsbedingten Entwicklung hin zu sogenannten „Patchwork-Städten“45, wie es der deutsche Soziologe Markus Schroer formuliert, immer schwerer zu finden, denn die „einzelnen Teile [der Stadt] streben auseinander.“46 Im Falle Kölns gibt es jedoch ein national und teils auch international bekanntes Phänomen, dass der Stadt neben „Domstadt“ und „Messestadt“ ein Image als „Spaßstadt“ verschafft: der Kölner Karneval.47

43 44 45 46 47

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Löw 2008 & Vgl. Research Proposal „Museum und Identität. Identitätskonstruktion im Stadtmuseum“ S.69ff. http://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf01/leitbild/leitbild-broschuere.pdf Vgl. hierzu auch das Konzept der „Patchwork-Identität“ des Sozialpsychologen Heiner Keupp 2008 Schroer 2006, S. 237 http://www.dradio.de/dlf/sendungen/studiozeit-ks/1571895/


Thematischer Bezug | Der Kölner Karneval

Der Kölner Karneval Köln ist die deutsche Hochburg des Karnevals – im nationalen Vergleich nehmen die Feierlichkeiten rund um dieses ursprünglich christliche Kalenderfest kaum ein solches Ausmaß an, wie in dieser Stadt. Im Bereich des Tourismus lockt der Karneval rund 1,5 Millionen Besucher aus aller Welt nach Köln und die gesamte Stadt erwirtschaftet mit diesem Fest jährlich rund 330 Millionen Euro, von denen 8 Millionen Euro zurück in die Stadtkassen fließen.48 In Köln blickt man auf eine lange Geschichte des Karnevals zurück und die damit verbundenen und auch heute noch enorm relevanten Traditionen, welche sich besonders bei den organisierten Formen des Karnevals ausdrücken – allen voran das „Festkomitee von 1823“ und die Karnevalsvereine und -gesellschaften. Eine Woche lang ist die Stadt im Ausnahmezustand und gespickt von Karnevalsparaden. Kritiker könnten bezweifeln, dass der Kölner Karneval tatsächlich so relevant ist, sodass sich hierzu eine – weitere – Ausstellung lohnt. Die Einen mögen anmerken, dass es bereits ein Karnevalsmuseum in Köln gibt, den Anderen mag das Thema trivial vorkommen. Weshalb diese Argumente nicht „greifen“, wird im weiteren Verlauf des Textes erläutert. Zudem bleibt unbestritten, dass diese Großveranstaltung sehr eng mit der Kölnischen Stadtkultur verwoben ist. Jede Kölnerin und jeder Kölner ist jedes Jahr aufs Neue vom Karneval „betroffen“, ungeachtet ihres/seines Alters oder ihrer/seiner Herkunft – geografisch oder milieubezogen. Die Allgegenwart dieses Phänomens zur Karnevalswoche drängt jeden Bewohner Kölns in ein Verhältnis zum Karneval – sei es positiver, negativer oder differenzierter Natur. Karneval geht „alle etwas an“ und somit bietet dieses Thema eine optimale Grundlage für ein partizipatives Ausstellungskonzept. 48

http://www.dw.de/wirtschaftsfaktor-karneval/a-2356631

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Thematischer Bezug | Was macht Karneval aus? | Recherche

RECHERCHE ZU BISHERIGEN FORMATEN Es gibt bereits einige Ausstellungen zum Kölner Karneval und seinen Facetten – sowohl dauerhafte als auch Sonderausstellungen. So existiert im Kölner Stadtteil Braunsfeld ein Karnevalsmuseum mit entsprechender Dauerausstellung, getragen vom „Festkomitee Kölner Karneval von 1823“. Auch das Kölnische Stadtmuseum widmet dem Karneval einen Teilbereich seiner Dauerausstellung. Jüngere Sonderausstellungen in Bezug auf dieses Thema waren Kölle Alaaf unterm Hakenkreuz im NS-Dokumentationszentrum im Jahr 2011 oder Karneval instandbesetzt? Politik, Protest, Provokation und Persiflage – 25 Jahre Stunksitzung im Kölnischen Stadtmuseum von 2010.

DARSTELLUNG DES KARNEVALS IM KÖLNISCHEN STADTMUSEUM In einer Vitrine werden vier unterschiedliche karnevalistische Kopfbedeckungen, sowie zwei Musikinstrumente präsentiert.

Ausstellungsbereich zu Karneval im Kölnischen Stadtmuseum

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Thematischer Bezug | Was macht Karneval aus? | Recherche

DARSTELLUNG DES KARNEVALS IM KÖLNER KARNEVALSMUSEUM Das Eigeninserat49 zum Kölner Karnevalsmuseum lautet: „Kulturgut Kölner Karneval erleben! Exklusive Einblicke und individuelle Führungen. Tauchen Sie ein in die einzigartige Erlebniswelt des Kölner Karnevals von seinen Anfängen bis heute. Warum wird Karneval überhaupt gefeiert? Wieso gibt es in Köln ein Dreigestirn? Karneval, wie geht das eigentlich? Selbst wenn Sie auf diese Fragen die Antworten bereits kennen, erfahren Sie im Kölner Karnevalsmuseum mehr als nur Daten und Fakten. Erleben Sie prunkvolle Orden, betrachten Sie traditionelle Uniformen und Mützen und hören Sie hinein in die Musikwelt des Kölner Karnevals. Die zahlreichen Exponate im Kölner Karnevalsmuseum erzählen ihre eigenen Geschichten und an den Multimediaspots können Begeisterte ihren Wissensdurst stillen. Als das größte im deutschsprachigen Raum präsentiert das Museum mit Event-Location nicht nur die bunte Vielfalt des karnevalistischen Treibens im Rheinland, sondern zeichnet auch ein Stück Lebensgefühl der kölschen Jecken nach. Lassen Sie sich vom unverwechselbaren Ambiente des Kölner Karnevalsmuseums faszinieren!“ Die Ausstellung folgt einer chronologischen Ordnung und beginnt mit der Geschichte des Karnevals von der römischen Antike über das Mittelalter hin zur Zeit der französischen und preußischen Besetzung Kölns. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der geschichtlichen Entwicklung von Gesellschaften und Vereinen rund um den Kölner Karneval, wie etwa dem Festkomitee. Unter anderem prägen Ölgemälde mit Portraits verschiedener Vereinsvorsitzender und Unmengen von Karnevalsorden den Ausstellungsraum. Auch szenografisch wird 49

http://www.koelnerkarneval.de/museum/ letzter Zugriff am 2. Juni 2013

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Thematischer Bezug | Was macht Karneval aus? | Recherche

Die Vitrinengestaltung lehnt sich an die Wagen auf den Festzügen an

das Thema „Karnevalsparade“ in Form als Festwagen konzipierter Vitrinen wieder aufgegriffen. Einen äußerst geringen Anteil machen Exponate zum nicht durch Vereine organisierten Karneval aus. So findet sich zum sogenannten „Alternativen Karneval“ eine Texttafel und die mit einer Videostation ausgestattete Bütt der „Rosa Sitzung“. Der 56

„Geisterzug“ wird mit einigen kleinformatigen Fotos und Textinformationen an einer wenig prominenten Stelle im Ausstellungsraum präsentiert. Wo genau der Ausstellungsbereich oder die Ausstellungsinhalte zum „Lebensgefühl der kölschen Jecken“ in Anbetracht von so viel Karnevalshistorie und Organisationsgeschichte vorzufinden sind, bleibt unklar.


Thematischer Bezug | Was macht Karneval aus? | Recherche

Das Ölgemälde von F. Koenen von 1926 zeigt Fritz Maaß, den damaligen Präsidenten der „Großen Kölner K.G.“

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Die Präsentation unzähliger Karnevalsorden ist sehr prominent, während sich die Darstellung der Karnevalisten auf der Straße enorm zurückhält

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Thematischer Bezug | Was ist Karneval eigentlich?

Was ist Karneval eigentlich? Auch nach dem Besuch der oben genannten Museen bleibt diese Frage offen. Eine grobe Unterscheidung bietet sich an zwischen jenen, die den Karneval „machen“ – und dieses Ereignis planen, die Paraden organisieren und Sitzungen und Konzerte veranstalten – und jenen, die an ihm teilnehmen, die ihn feiern und kostümiert durch die Straßen und Kneipen ziehen und jene Paraden, Konzerte, und dergleichen „konsumieren“. Eine interessante Perspektive auf die letztgenannte Gruppe hat die Soziologin Yvonne Niekrenz von der Universität Rostock in ihrer auf Feldforschung basierenden Studie Rauschhafte Vergemeinschaftungen. Eine Studie zum rheinischen Straßenkarneval eingenommen und den Straßenkarneval aus soziologischer Sicht untersucht. Dabei kommt sie zu der Erkenntnis, dass Karneval vor allem eines ist: „Karneval is e Jeföhl“. Die emotionalen Dimensionen des Straßenkarnevals umfassen dabei die „ausschweifende, kollektive Lebensfreude“, „gute Laune, gute Stimmung“, es geht um den „Rausch“, um ein „Überfallenwerden von Gefühlen“, sowie das „Erleben von Unmittelbarkeit“ im „Hier und Jetzt“, um „Euphorie“, aber auch um „Melancholie“. Es wird darauf verwiesen, dass es gerade die „zeitliche, örtliche und rituelle Rahmung“ ist, die im Straßenkarneval einen „Ausbruch aus dem Alltag“ überhaupt erst ermöglicht und gerade dieser „begrenzte Ausbruch aus dem Alltag bestätigt die Notwendig von Ordnung und führt diese erst vor Augen“.50 In ihrer Studie geht sie von zwei Vermutungen aus: so bilden einerseits im gesellschaftlichen Kontext die sogenannten „rauschhaften Vergesellschaftungen“ und somit auch der Kölner Straßenkarneval „einen 50

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Vortrag von Yvonne Niekrenz auf der Tagung „Zum Fest. Heyday of Emotions.“ des Einstein Forums in Potsdam als Rundfunkbeitrag von Dradio Wissen aus der Reihe „Hörsaal“ vom 07.02.2013


Thematischer Bezug | Legitimation einer weiteren Ausstellung

Kitt für das soziale Gefüge“.51 Der Verlust eben dieses sozialen Kittes wurde bereits im Research Proposal „Museum und Identität. Identitätskonstruktion im Stadtmuseum“ unter anderem in Bezug auf den Ansatz eines „Patchworks der Identitäten“ thematisiert.52 Andererseits spielen sich bezüglich des Individuums zwei „Bewältigungsstrategien“ ab: so stellen diese rauschhaften Vergesellschaftungen „eine Reaktion des Individuums auf die vielfältigen Anforderungen und Transformationsprozesse in der Gegenwart“ dar, indem sie die „Teilhabe an Gemeinschaft mit alternativen Regelmäßigkeiten“ ermöglichen. Weiterhin „bieten sie eine Möglichkeit zum Umgang mit der existentiellen Tragik – also der Endlichkeit – des menschlichen Lebens.“53

Weshalb eine weitere Ausstellung zum Kölner Karneval? In den bisherigen Ausstellungen kommt im Grunde nur die Perspektive der Organisatoren des Kölner Karnevals zum Tragen. Gewiss spielen sie eine entscheidende Rolle – was wäre der Karneval ohne all seine Umzüge und Veranstaltungen. In der vorliegenden Arbeit soll hingegen thematisiert werden, was besonders den Straßenkarneval ausmacht: Eben dieses „Jeföhl“ aus der Sicht der Teilnehmer. Wie wird er erlebt von denen, die an ihm teilhaben, die ihn feiern? Oder jenen, die ihn gänzlich meiden? Im folgenden Konzept geht es nicht darum, bereits bestehende Ansätze zum Thema Kölner Karneval zu wiederholen, sondern die Vermittlung individueller Erfahrungen und persönlicher Geschichten, die Menschen mit diesem Ereignis verbinden in Kombination mit Informationen rund um die Rituale und Auswirkungen, die mit dem Straßenkarneval in Zusammenhang stehen. 51 52 53

Niekrenz 2011, S.14 Vgl. Research Proposal Museum und Identität. Identitätskonstruktion im Stadtmuseum, S. 15f. Niekrenz 2011, S.15

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Staunen

Geschichte Kollektiv

Dreigestirn

Funkengarde

unpersönlich Sitzungskarneval

Strikte Abläufe

Indoor

Aufwändige Wagen

an Regeln & Top-Down Konventionen gebunden

»Fußvolk« steht Vereinsquartiere

Tribünenplätze

lange Vorbereitung

Festkommitee mit guter Sicht

Exklusivität

für Mitglieder

Vergangenheitsbezug

Großer Maßstab

Event

Karnevalsvereine

Tickets

Riesige Menschenmassen

Rosenmontagszug

Große Planung im Voraus Privilegierte Festzüge

Tradition

sitzen

Zugehörigkeit

»ORGANISIERTER« Ordnung KARNEVAL

Hierarchie kontrolliert

Anciennität

Große Bühnen

Militaria

große Bälle

Paraden Autorität

überregional & national bekannt Büttenreden

Kölnarena einseitig 62 Orden

Karnevalsbands

Von der Bühne/Festwagen zum Publikum

Kostüme

Prunksitzungen

Elitäre Kreise

passiv

Ernst

Spaß auf Kommando

»Medienrummel« Outdoor Einladungen

Uniformität von Individualität

Präsentation Befehle befolgen

Prinzenproklamation Preußentum

Protokoll/ Prozedere

»Karnevalsklüngel« Jedes Jahr das Gleiche

teuer


inklusiv

zufällig unvorhergesehen

nicht an Konventionen gebunden

Gegenbewegung

öffentlich

augenblicklich

Protest

Geisterzug

Kostüme

alternativ

kleiner Maßstab

auf der Straße

jeck

Stunksitzung

Nubbelverbrennung

im »Hier und Jetzt«

gegenwärtig

spontan selbst gestalten im Veedel Subversion

offen

»UNORGANISIERTER« Chaos KARNEVAL

in der Kneipe

Kamelle StraßenKarneval

gesellig

vor der Haustür

unkontrolliert

enthemmt

einfallsreich

offen

für alle

Bottom-Up

zufällige Begegnungen

unvorhergesehen

wahlweise Überraschung gemeinschaftlich gleichberechtigt

ungezwungen

nicht erdrückend

Phantasie

Fremde feiern gemeinsam

improvisieren gemeinschaftlich

zufällig individuell

frei zugänglich

in der Nachbarschaft

Dinge zweckentfremdet aktiv

ungeplant auf gut Glück

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Ausstellungskonzept | Rahmenbedingungen

AUSSTELLUNGSKONZEPT WAS Die Ausstellung thematisiert den Kölner Straßenkarneval. Auf den vorigen zwei Seiten ist eine Gegenüberstellung in Form einer Mindmap zu sehen, welche zwischen dem „organisierten“ und dem „unorganisierten“ Karneval differenziert. Innerhalb dieser Ausstellung soll vermittelt werden, wie es sich in etwa „anfühlt“, wenn man am „Fastelovend“ in Köln ist und welchen Ritualen und Phänomenen man hierbei begegnet.

PARTIZIPATION UND VARIABILITÄT Dieses Thema wird unter Einsatz verschiedener partizipativer Elemente präsentiert, die ausschlaggebend sind für ein positives Ausstellungserlebnis. So finden sich partizipativ gesammelte Objekte und ihre dazugehörigen Geschichten, die Kölner Bürger und weitere Menschen mit Bezug zum Kölner Karneval der Ausstellung als Leihgabe oder Schenkung zur Verfügung stellen. Des Weiteren kommen Stimmen in Form von Textbeiträgen von unterschiedlichen Teilnehmern zutage, die eine vielschichtige Sicht auf das Thema ermöglichen sollen. Darüber hinaus soll Ausstellungsbesuchern die Gelegenheit geboten werden, selbst Inhalte in die Ausstellung einpflegen zu können. Ferner soll die Möglichkeit gegeben sein, dass die Ausstellung in Teilen wachsen kann, was einen Anreiz für Mehrfachbesuche schaffen soll.

GEGENWARTSBEZUG Wie anfangs genannte Beispiele aus der Praxis aufzeigen, haben Menschen oft eine Hemmschwelle Objekte für eine Ausstellung beizusteuern, da sie nicht der Ansicht sind, etwas „Museumswürdiges“ zu besitzen. Um zu vermeiden, dass allzu „alte“ Objekte in dieser Ausstellung präsentiert werden, sollten die bereitgestellten Exponate und ihre Geschichten nicht älter als 10 oder 15 Jahre sein, da der Bezug zur Gegenwart und zum aktuellen Straßenkarneval – heute – und nicht dem der 1970er oder 1980er Jahre aufgezeigt werden soll.

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Ausstellungskonzept | Rahmenbedingungen

ORT DER AUSSTELLUNG Das Ausstellungskonzept orientiert sich an der Ausstellungsfläche des Erdgeschosses der „Alten Wache“, welche das Kölnische Stadtmuseum derzeit für Sonderausstellungen nutzt. Die Grundfläche entspricht dabei in etwa 20 mal 15 Metern, woraus sich eine Ausstellungsfläche von rund 300 Quadratmetern ergibt. Im Rahmen des Sanierungsprogrammes soll auch die Alte Wache grundsaniert werden und demnach weiterhin als Fläche für Sonderausstellungen dienen. Der derzeitige Ausstellungsraum ist kaum verwinkelt, sehr offen und einsichtig und hat hohe Wände.

ZIELPUBLIKUM Die Ausstellung wendet sich an alle Kölnerinnen und Kölner, alle Besucher der Stadt und Menschen jeden Alters und jeder Herkunft. Gerade aus diesem Grund ist es enorm wichtig, die Inhalte möglichst jedem Menschen zugänglich zu machen und die Texte auf den Texttafeln sowohl in deutscher und auch englischer Sprache anzubieten. Ferner werden weitere Sprachen in einer am Eingang ausliegenden Begleitbroschüre berücksichtigt. Geht die Ausstellung auf Wanderschaft, so soll auch hierbei die Variabilität der Texte mitbedacht sein, sodass Info- und Fließtexte in den jeweiligen Landessprachen verfasst und nachträglich eingefügt werden können.

MODULARITÄT Die Ausstellung ist modular konzipiert. Diese Gestalt ergibt sich aus dem Ansatz heraus, die Ausstellung nach ihrer Präsentation im Kölnischen Stadtmuseum auf Wanderschaft zu schicken – beispielsweise zu den zahlreichen Partnerstädten Kölns. Aus diesem Grund sind die Ausstellungswände freitragend und bedürfen keiner zusätzlichen Wandmontage.

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Ausstellungskonzept | Hintergründe zur Umsetzung | Raummetapher

WIE In diesem Abschnitt werden die Grundlagen der Inszenierung von Räumen mittels Szenografie aus dem Research Proposal „Museum und Identitätskonstruktion“ zugrunde gelegt. Straßenkarneval ist vielseitig und chaotisch. Enthemmter gemeinschaftlicher Rausch, der draußen, im öffentlichen Raum stattfindet. Spontan, ungezwungen, und offen für alle. Um den Besuchern eine Vorstellung des Straßenkarnevals zu ermöglichen, soll seine „Essenz“ in abstrahierter Weise zutage kommen. Die Ausstellung ist der Verweis auf das Phänomen Straßenkarneval, nicht das Phänomen selbst. Deshalb bieten sich die Aspekte „Chaos“ oder „Rausch“ nur bedingt an, um sie zur „Leitlinie“ der Ausstellung zu erheben. Auch Karneval als „Gefühl“ lässt sich nicht unmittelbar szenografisch darstellen.

RAUMMETAPHER Auf der Suche nach der Raummetapher für die Ausstellung überzeugte die Idee der „Straße“ und des „draußen“ am meisten und somit ist der gestalterische Grundsatz das Thema Straßenkarneval wörtlich zu nehmen und „die Straße“, auf der all jenes närrische Treiben stattfindet – vom Mittag bis zum Abend, dann wenn die meisten Menschen auf der Straße sind – „in“ die Ausstellung zu holen.

LOOK AND FEEL Aus diesen Überlegungen und Assoziationen rund um „die Straße“ ergibt sich eine bestimmte Anmutung, welche die Ausstellungsgestaltung hervorrufen soll. Auf der rechten Seite verweist die Übersicht auf den „Look and Feel“ der Ausstellung und gibt einen Einblick in Formen, Materialbezüge und Farbtemperaturen, mit denen „Straße“ assoziiert wird. Gemäß dem Thema soll die gesamte Ausstellung zwar modern, zeitgemäß und dynamisch wirken, aber nicht zu technoid oder zu „herausgeputzt“ oder museal distanziert. Außerdem soll die Ausstellungsgestaltung eine gewisse „Unkompliziertheit“ vermitteln und möglichst robust sein – wie „die Straße“.

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Ausstellungskonzept | Hintergr端nde zur Umsetzung | Look and Feel

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Ausstellungskonzept | Hintergr端nde zur Umsetzung | Entwicklungsprozess

Impressionen zum Entwicklungsprozess des Konzeptes

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Ausstellungskonzept | Hintergr端nde zur Umsetzung | Arbeitsmodelle

Arbeitsmodelle f端r den Parcour

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Ausstellungskonzept | Umsetzung | Dramaturgie

UMSETZUNG DRAMATURGIE Zur Erleichterung der Übersicht befindet sich eine tabellarische Ausfstellung dieses Kapitels auf der letzten Seite dieser Arbeit

Innerhalb der Ausstellung wird ein Spannungsbogen aufgebaut um den Besuch zu einem abwechslungsreichen Erlebnis werden zu lassen – wie es der Straßenkarneval selbst auch ist. Daher werden verschiedene Themenbereiche abgewickelt, die sich auf eine unscharfe, aber erkennbare chronologische Struktur des Straßenkarnevals beziehen. So steht am Anfang der Aspekt wie der Straßenkarneval „so richtig“ beginnt, was man als Karnevalsteilnehmer macht und erlebt und wie er ausklingt. Diese „Etappen“ des Straßenkarnevals sollen in den einzelnen Bereichen auch in abstrahierter Weise räumlich wiedergespiegelt werden.

EINGESETZTE INSTRUMENTE RAUM – GESTE UND PARCOUR Der zur Verfügung stehende Ausstellungsraum ist sehr einsichtig – was den Aufbau einer spannenden und abwechslungsreichen räumlichen Dramaturgie erschwert. Aus diesem Grund werden durch die Konzeption der Ausstellung „neue Räume“ geschaffen, welche die verschiedenen Teilbereiche der Ausstellung verdeutlichen. „Räume können Gesten vollziehen, die einladen, ablehnen, beschützen oder einschüchtern.“54 Der Kölner Architekt und Ausstellungsgestalter Klaus Hollenbeck spricht von „Raumgesten“. Für das vorliegende Ausstellungskonzept wurde das Prinzip einer einladenden Raumgeste zu Grunde gelegt, die Besuchern und somit auch potentiellen Teilnehmern ein Gefühl des „einfachen Zugangs“ vermittelt und zur aktiven Teilnahme anregen soll. Einladend wirkt, was offen ist. Ist der Ausstellungsraum jedoch zu einsichtig, verlieren Besucher schnell die Motivation, die Ausstellung zu entdecken und der Anreiz zur Exploration geht verloren. Deshalb wurde ein Kompromiss gefunden zwischen den Prinzipien der einladenden „offenen Arme“, und der Schaffung 54

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Hollenbeck 2011, S.136


Ausstellungskonzept | Umsetzung | Instrumente | Raum

des „Raumes im Raum“ durch Trennwände und Sichtbarrieren. Die looping-artigen modularen Stellwände sind so angeordnet, dass sie beim Betreten des Ausstellungsraumes die Sicht der Besucher auf die Ausstellung dahingehend „verbauen“, dass verschiedene Bereiche sich nicht sofort präsentieren und dennoch die Möglichkeit geboten wird, durch den Versatz der geneigten Stellwände Einblicke auf die dahinter liegenden Ausstellungsbereiche zu gewähren und anzudeuten, dass sich „dahinten“ noch etwas „Entdeckendswertes“ befindet. Im thematischen Bezug auf Straßenkarneval entspricht diese Idee einem „Mal schauen, was hinter der nächsten Straßenecke passiert.“ Der Ausstellungsraum besitzt nur einen Ein-, beziehungsweise Ausgang, woraus sich die Idee ergab, diesen in zwei nebeneinander liegende Bereiche aufzuteilen. Da die Ausstellungsfläche verhältnismäßig überschaubar ist, werden die Besucher mittels „Rundweg“ durch die Ausstellung geführt. Dieser Rundweg oder Parcour ist an die Raummetapher der Straße angelehnt, er ist die Straße selbst. Seine Breite liegt bei 130 cm und ist damit auch in den „Loopings“ für Rollstuhlfahrer bequem zugänglich.55 Um den Aspekt des „Chaos“ aufzugreifen, der in Verbindung mit dem Thema Straßenkarneval steht, wurde der Parcour im Raum geneigt. Dies lässt einerseits eine „attraktive Asymmetrie“ entstehen, die den Parcour dynamisiert und verhindert die Konstruktion rechter (und somit geordneter) Winkel im Ausstellungsraum. Letztendlich bildet der Parcour eine Art „Empfehlung“ die Ausstellung auf diese Weise zu erkunden. Auch wenn ihm nicht gefolgt wird, müssen die einzelnen Ausstellungsbereiche für sich genommen schlüssig sein und ein attraktives Ausstellungserlebnis bieten.

55 laut DIN 18024-2.

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Aufsicht auf die Ausstellung

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Ausstellungskonzept | Umsetzung | Instrumente | Raum | Übersicht

Übersicht über den Großteil der Ausstellung aus der Perspektive des Highlights

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Ausstellungskonzept | Umsetzung | Instrumente | Raum | Ăœbersicht

Ăœbersicht verschiedener Ausstellungsbereiche aus der Ausgangsperspektive

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Ausstellungskonzept | Umsetzung | Instrumente | Raum | Übersicht

Seiten- und Vorderansicht 900 mm

400 mm

Größenverhältnis 900 mm

190 cm groß

2150 mm

175 cm groß 22,5°

1300 mm

60 mm

2190 mm

Aufsicht

Seiten- und Vorderansicht

Größenverhältnis

2150 mm 1250 mm 1300 mm

1030 mm

3630 mm

1300 mm

1500 mm

Aufsicht

Größenverhältnisse der Ausstellungsmodule zu den Besuchern

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Ausstellungskonzept | Umsetzung | Instrumente | Raum | Übersicht

Größenverhältnisse

400 mm 1200 mm 400 mm

DIN A Formate, die in entsprechender und beschnittener Form zum Einsatz kommen

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Ausstellungskonzept | Umsetzung | Instrumente | Digitale Medien

DIGITALE MEDIEN Straßenkarneval ist eher ein „analoges“ und kein allzu technoides Thema, weshalb sich der Einsatz digitaler Medien in der Ausstellung zweckdienlich verhält. Dort, wo Projektionen und filmische Beiträge die Vermittlung des Inhaltes ideal unterstützen, werden sie eingesetzt. Auf Personal Digital Assistants wird jedoch in diesem Konzept verzichtet. Je weniger Interfacedesign und Programmierung in der Ausstellung vor Ort notwendig ist, desto wartungsärmer ist sie. Auch Anpassungen im Bereich der Mehrsprachigkeit für den Ansatz als Wanderausstellung entfallen somit. Mit der heutigen massenhaften Verbreitung von Smartphones und mobilem Internetzugang hingegen kann das virtuelle Pendant des primär analogen Ausstellungskonzeptes nicht unberücksichtigt bleiben. Ansätze zu sinnvollen Verknüpfungen finden sich in den Ausstellungsbereichen „Kölle Alaaf!“, „Explizites“ und „Jecke individuell“.

GRAFIK UND TEXT Da es sich in der Ausstellung um die Menschen handelt, die am Straßenkarneval teilnehmen, sollen sich diese auch grafisch in der Ausstellungsgestaltung wiederspiegeln – da Karneval jedoch so „verschwenderisch“ bunt und verschiedenartig ist, dürfen sie dennoch nicht sofort ins Auge stechen. In der Hierarchie der Wahrnehmung stehen zuerst die Inhalte, deshalb soll das Karnevalspublikum zwar sichtbar und präsent sein, jedoch nicht im Vordergrund stehen. Aus diesem Grund werden bei der grafischen Gestaltung Silhouetten von Menschen verwendet, die zwar in direktem Zusammenhang mit den Inhalten stehen, jedoch letztlich nur angedeutet werden. Die verwendeten Farben sollen leuchtend und auffällig, grell und lebendig sein und einen Kontrast zur „Straße“ mit ihren zurückhaltenden Grau- und Anthrazittönen setzen. Bei aller Buntheit sollen die Farben dennoch zueinander passen.

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Ausstellungskonzept | Umsetzung | Instrumente | Grafik und Text

C: 0 M: 0 Y: 0 K: 80

C: 64 M: 100 Y: 17 K: 6

C: 45 M: 100 Y: 7 K: 0

C: 77 M: 30 Y: 90 K: 15

C: 63 M: 0 Y: 80 K: 0

C: 0 M: 97 Y: 42 K: 0

C: 60 M: 0 Y: 30 K: 0

C: 66 M: 23 Y: 0 K: 0

C: 86 M: 76 Y: 0 K: 0

Farbcode der Ausstellung

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Ausstellungskonzept | Umsetzung | Instrumente | Grafik und Text

A BCDEFGHIJKLMNOPQRSTU V W XYZ abcdefghijklmnopqrstuvwxyz 1234567890 ?! ABCDEFGHIJKL MNOPQRSTUV WX YZ abcdefghijklmnopqrstuvwxyz 1234567890 ?! Die Schriften Schriften „Rockwell“ und „TheSans“ der Ausstellung

EINGESETZTE TYPOGRAPHIE Für Überschriften wird die 1934 entwickelte Egyptienne-Schriftart „Rockwell“ mit ihren markanten Serifen eingesetzt, um den „Look and Feel“ der Raummetapher Straße und der damit verbundenen gewissen „Robustheit“ und „Rauhheit“ wieder aufzugreifen. Für Fließtexte wird die serifenlose Linear-Antiqua der Schriftfamilie „TheSans“ von Lucas de Groots „Thesis“ verwendet, welche für ihre gute Lesbarkeit und ihre moderne, zeitgemäße Anmutung bekannt ist und die sich dennoch etwas „zurückhält“.

NAMING DER AUSSTELLUNG Straßenkarneval, der | is e Jeföhl Oftmals wird in gedruckten Beiträgen rund um den Kölner Karneval im Sinne eines Wörterbuches ein kleiner Glossar angehängt welcher die „fachspezifischen“ kölschen Begriffe auch dem „Unwissenden“ erklärt. Dieser Ansatz soll im Naming für die Ausstellung auch in Anlehnung an die soziologische Studie Yvonne Niekrenz’ persifliert werden. Zum einen, da Straßenkarneval einem Gefühl entspricht und damit kaum in eine Definition oder Übersetzung zu formulieren ist. Zum anderen, da der eigentliche Übersetzungstext auf Kölsch verfasst ist und somit die lokale Erdung des Ausstellungssujets verdeutlichen soll.

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l Kölner

Karneva

Kölner

Karneva

EINGANG „KÖLLE AL AAF!“

l

Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Eingang | „Kölle Alaaf!“

ABSICHT In diesem Ausstellungsbereich werden die Besucher auf die Ausstellung eingestimmt – ihre Neugier für das Thema soll verstärkt werden. Sie erhalten einen groben Überblick darüber, welche Inhalte sie erwarten, können sich orientieren und werden darauf aufmerksam gemacht, dass sie Zugang zu vertiefenden Inhalte mit ihren Smartphones haben – für den Fall, dass sie ihre Jacken und Taschen an der Garderobe abgegeben oder sie eingeschlossen haben. Auch soll hier bereits angedeutet werden, dass manche Ausstellungsbereiche „Hands On“-Elemente besitzen. Möglicherweise gibt es an dieser Stelle auch Hintergrundinformationen, was die Motivation zu dieser Ausstellung war, wie sie zustande gekommen ist und wer daran beteiligt ist/war.

DRAMATURGIE Wann fängt Straßenkarneval „so richtig“ an? Mit dem Kostüm. Vielleicht schon mit der Überlegung, als „was man gehen wird“. Oder der Beschaffung. Der unmittelbarste Moment, „bevor es losgeht“ ist jener an dem man sich kostümiert bevor man das Haus verlässt, um auf die Straße zu gehen. Die Raummetapher des Eingangsbereiches bezieht sich folglich auf einen privaten Raum, ein „Innen“, einen Durchgangsraum nach „draußen“. Hierfür bietet sich „der Flur“ an. Der Flur wird inszeniert durch eine Deckenlampe, durch Tapete an den Wänden und Garderobenständer. Zwei offen stehende Flügeltüren verweisen nach „draußen“ und laden ein, rauszugehen und am Straßenkarneval „teilzunehmen“. 83


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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Eingang | „Kölle Alaaf!“

Ansicht des Eingangsbereiches „Kölle Alaaf!“ der Ausstellung

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Eingang | „Kölle Alaaf!“

Perspektive beim Betreten der Ausstellung

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Eingang | „Kölle Alaaf!“

Blickrichtung in den ersten „Looping“ mit Wandbespielungen, welche auf die kommenden Inhalte verweisen

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Eingang | „Kölle Alaaf!“

Wandbespielung zur Thematik „Öffentlicher Verkehr an Karneval“ und „Arbeiten an Karneval“

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Eingang | „Kölle Alaaf!“

INSTRUMENTE Grafik und Text Texttafeln in Form von Silhouetten von Karnevalskostümen greifen grafisch den thematischen Bezug zum Verkleiden auf. Klang Beim Betreten der „Straße“ wird eine Klanginstallation hörbar, welche auf Ansammlungen von Menschen und Gesprächigkeit, sowie leicht „dumpfe“ Karnevalsmusik aus den Innenräumen von Kneipen verweist.

ORGANISATION Die Inhalte für diesen Ausstellungsbereich werden von Mitarbeitern des Museums gestellt und sie müssen vor der Ausstellungseröffnung zur Verfügung stehen. Sie sind zwar statisch, doch ermöglichen einen Austausch der Texte zugunsten der Mehrsprachigkeit.

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SELBSTBEFRAGUNG & MULTIPERSPEKTIVE „KARNEVAL – AUSBRUCH AUS DEM ALLTAG“

l l Kölner

Karneva

Kölner

Karneva

Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Vertiefung | „Ausbruch aus dem Alltag“

ABSICHT In diesem Ausstellungsbereich soll durch Selbstbefragung und die Konfrontation mit verschiedenen teils konträren Positionen zum Sujet bei den Besuchern eine Auseinandersetzung mit dem Thema Straßenkarneval in Gang gesetzt werden. Zum konkreten inhaltlichen Einstieg in die Ausstellung werden die Rahmungen des Straßenkarnevals erläutert, beispielsweise die Struktur der Karnevalswoche, oder die Bedeutung des 11.11. oder die räumlichen Bezüge des Straßenkarnevals aufgegriffen – was wann wo passiert. Ferner was es mit den „Bützje“ auf sich hat oder weshalb Männern Krawatten abgeschnitten werden. Danach werden Fragen gestellt, inwiefern Karneval den Alltag beeinflusst, beispielsweise wie es sich mit der Arbeit oder dem Weg zum Arbeitsplatz/Schule und dergleichen gestaltet.

DRAMATURGIE Man hat das Haus verlassen und befindet sich auf der Straße. Auf dem Weg irgendwohin – vielleicht hat man sich mit anderen verabredet. Jedenfalls wird die Straße immer voller, bis sich ein „Getümmel“ an Menschen ansammelt. Draußen ist man „auf dem Weg“. Die Straße verläuft wie eine Flucht und man bleibt in Bewegung. Schließlich nähert man sich einer Gruppe von Menschen. 93


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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Vertiefung | „Ausbruch aus dem Alltag“

Übergang der Ausstellungsbereiche „Kölle Alaaf!“ und „Ausbruch aus dem Alltag“

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Vertiefung | „Ausbruch aus dem Alltag“

Übersicht über den Ausstellungsbereich zur Einbindung verschiedener Perspektiven auf das Thema „Straßenkarneval“ in Köln

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Vertiefung | „Ausbruch aus dem Alltag“

Detailansicht zu den „Stimmen“ der Teilnehmer und Kommentar

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Vertiefung | „Ausbruch aus dem Alltag“

INSTRUMENTE Grafik und Text Auch hier kommen Silhouetten von Menschen zum Einsatz um eine Ansammlung von Personen anzudeuten. Neben den textlichen Sachinformationen, welche im Bereich des Eingangs und der Selbstbefragung angeboten werden findet der Besucher im Bereich der multiperspektivischen Sicht auf das Thema Kommentare verschiedener Personengruppen zum Straßenkarneval. So kommen beispielsweise Kinder zu Wort, die in kurzen Aussagen ausdrücken, was sie mit Straßenkarneval verbinden, aber auch die Gruppe der Eltern, die möglicherweise vor dem „Elternstatus“ gar nichts mit Karneval anfangen konnten und jetzt durch die Einbindung ihrer Kinder in Kindergarten oder Schule am Karneval teilhaben „müssen“. Und „Jecke“, die von ihrer Passion zum Karneval erzählen und – dem entgegengesetzt – jene Karnevalskritiker welche mit diesem Spektakel rein gar nichts zu tun haben wollen. Und „Immis“, also Nicht-Kölner, alle Besucher, alle Zugezogenen aus Deutschland und international formulieren knapp ihre prägendsten Eindrücke, die sie mit dem Straßenkarneval verbinden.

ORGANISATION Die Inhalte werden sowohl von Museumsseite aus geliefert, als auch von den Teilnehmern, die ihre Statements zum Straßenkarneval der Praktikabilität halber im Web zum zur Verfügung stellen. Museumsmitarbeiter kuratieren die eingereichten Beiträge, bevor sie in die Ausstellung kommen. Wahlweise könnte man auch ein öffentliches Rating-System im Netz anbieten, bei dem Teilnehmer Statements auch bewerten können, sodass für die Museumsmitarbeiter bereits eine Art Vorauswahl der aussagekräftigsten Statements ersichtlich ist. Es bedarf einer Zeichenvorgabe, um möglichst viele abwechslungsreiche und nicht allzu „textlastige“ Stimmen zu präsentieren. Aus diesem Grund liegt die Zeichenvorgabe für die Kommentare bei rund 70 Wörtern, beziehungsweise 350 Zeichen. Wahlweise bietet sich auch hier wieder eine Verknüpfung zum virtuellen Pendant der Ausstellung an, da hier alle eingereichten Stimmen – vorausgesetzt sie beachten gewisse Umgangsformen – zutage treten können.

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l l Kölner

Karneva

Kölner

Karneva

Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Exponatbereich | „Explizites“

PARTIZIPATIV GESAMMELTE OBJEKTE EXPLIZITES ABSICHT Hier wird die individuelle Komponente der Ausstellung präsentiert und die persönlichen Geschichten rund um den Straßenkarneval „manifestieren“ sich anhand der partizipativ gesammelten Objekte. Da dieser Bereich „nah“ und „persönlich“ wirken soll, darf die Präsentation der Objekte nicht zu distanziert und museal wirken. Dennoch sollen die Objekte in ansprechender Weise gezeigt werden. Das Podest soll die Objekte zur Geltung bringen, von möglichst vielen Seiten zugänglich sein, auch für Rollstuhlfahrer und die Metapher der Straße aufgreifen und sie noch zusätzlich ästhetisieren.

DRAMATURGIE Man trifft Menschen, die – vielleicht beim ein oder anderen Kölsch – persönliche Geschichten von sich preisgeben. Der Besucher taucht immer tiefer in die Welt des Straßenkarnevals ein. Noch immer ist man draußen auf der Straße, die sich „schlängelt“ – das Podest dieses Ausstellungsbereiches zitiert diesen „Straßenverlauf“ formal und bietet Betrachtern die Möglichkeit, die Exponate von mehreren Seiten zu betrachten.

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Exponatbereich | „Explizites“

Übersicht über den Ausstellungsbereich „Explizites“, in welchem partizipativ gesammelte Ausstellungsobjekte präsentiert werden. Im Hintergrund: Wandbespielung, welche auf den Hands-OnCharakter der Beschilderung verweist.

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Exponatbereich | „Explizites“

Ansicht von dem dramaturgisch vorausgegangenen Bereich zur Multiperspektive

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Exponatbereich | „Explizites“

Detailansicht der Podeste zu den partizipativ gesammelten Objekten mit entsprechend abnehmbarer, magnetischer Beschilderung. Das „Eselsohr“ soll eine Assoziation mit Papier wecken, dient als Teaser und schafft Aufmerksamkeit für die Rückseite des Schildes, auf der sich der Übersetzungstext der Geschichten befindet. Die Würfel und Quader sind mit 40cm x 40cm x 40cm und 80cm x 40 x 40cm bemessen und innen mit Magneten ausgestattet, sodass die Schilder an fast beliebiger Stelle zurückgefügt werden können.

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Exponatbereich | „Explizites“

Grafik und Text Im Thementext soll erläutert werden, wie die ausgestellte Auswahl an partizipativ gesammelten Exponaten zustande gekommen ist, sowie Verweise zu den „Hands On“-Elementen, also den abnehmbaren, magnetischen Schildern, auf denen sich die Exponattexte in zwei Spachen befinden. Die grafische Gestaltung der Beschilderung soll durch das „Eselsohr“ an die Materialität von Papier erinnern und durch den Farbeinsatz ein „Aufblitzen“ implizieren und die Sprachübersetzungen auf der verdeckten Rückseite andeuten. Zu den Exponattexten: die Geschichten zu den Objekten sollen diese nicht überlagern, der gesamte Bereich darf nicht von Texten dominiert sein. Im Vordergrund sollen die Objekte und ihre Betrachtung stehen, danach soll sich ein Wechselspiel zwischen Exponaten und Exponattexten ergeben. Die Beschilderung zu den Exponattexten hat ein beschnittenes DIN A5-Format, welches gut in der Hand liegt, im Verhältnis zum Kubus oder Quader nicht zu viel Platz einnimmt und einfach in der Fertigung ist. Das Layout berücksichtigt, dass der Text nicht von Fingern, die das Schild halten, verdeckt wird. Da die Geschichten zu den Objekten auf der Beschilderung im Fließtext auf rund 200 Wörter pro Sprache begrenzt sind, bietet sich an, QR-Codes im Layout zu berücksichtigen, mit denen eine Geschichte im virtuellen Raum der Ausstellung weiterverfolgt werden kann – für den Fall, dass der Platz auf der Beschilderung nicht ausreichend sein sollte. Verweise, wie beispielsweise „erfahren Sie, wie die Geschichte weiterging unter ...“. Dies befördert auch eine weitere Beschäftigung mit den Inhalten außerhalb der Ausstellung vor Ort. Da die Stahlbeschilderung mit Folien beklebt ist, auf welche die Texte gedruckt werden, ist auch hier eine Austauschbarkeit gegeben.

ORGANISATION Die Inhalte für diesen Ausstellungsbereich werden von den Teilnehmern bereitgestellt – sowohl in Objekt-, als auch in Textform. Im Web können Teilnehmer ihre Objekte und die dazugehörigen Geschichten einreichen, wonach sie vom Museumsteam kuratiert werden. Wahlweise kann man ein den Teilnehmern zugängliches Rating-System anbieten, um eine Vorauswahl zu treffen und die Selektion der Objekte partizipativer zu gestalten. Dieser Ausstellungsbereich kann auch nach der Eröffnung noch wachsen, insofern bei Ausstellungsbeginn Platz gelassen wird für Objekte, die erst nach und nach hinzukommen. 108


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HIGHLIGHT “D’R ZOCH KÜT T!”

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Highlight | „D‘r Zoch kütt!“

ABSICHT Hier findet der Höhepunkt der Ausstellung statt, den Besuchern soll das Gefühl vermittelt werden, „dabei“ zu sein, aktiv teilzuhaben.

DRAMATURGIE Der Höhepunkt des Straßenkarnevals ist der Festzug, welcher durch die Straßen zieht. Die Stimmung ist super, die Leute gut gelaunt und es fliegen Kamelle und Strüßjer. All dies findet auf einer breiten Straße statt, die gesäumt ist von Karnevalspublikum. Die Atmosphäre ist dynamisch, der Zug ist in Bewegung. Da es sich in dieser Ausstellung um die Sicht der Feiernden handelt sieht man nicht den Festzug selbst, sondern die weiteren „Straßenkarnevalisten“, die „neben einem“ stehen. Gemeinsam mit ihnen kann man Kamelle fangen.

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Highlight | „D‘r Zoch kütt!“

Blick auf den Highlight-Bereich der Ausstellung: Ein reaktives Element, welches nach EInwurf des beim Ticketkauf erworbenen Bons Kamelle wirft.

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Highlight | „D‘r Zoch kütt!“

Raumfilm des Festzuges mit Perspektive auf das Publikum am Straßenrand Ausstellungsbereich zum Themenfeld Alkohol – Kölsch im Speziellen – und den Folgen dessen übermäßigen Konsums, wie beispielsweise „Fremdknutschen“ und Seitensprüngen.

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Highlight | „D‘r Zoch kütt!“

INSTRUMENTE Raumbildende Projektion Dieses Ausstellungselement eines rund 20 minütigen Film-Loops verkörpert das „Dabeisein“ beim Straßenkarneval und wird eventuell noch von einer Klanginstallation begleitet. Die Karnevalisten am Straßenrand haben die ungefähre Körpergröße der Ausstellungsbesucher. Wo Filmbeiträge laufen, sollen die Besucher sich setzen und bei Bedarf den gesamten Filmloop anschauen können. Aufgrund der thematischen Nähe werden die Sitzgelegenheiten jedoch in den nachfolgenden Ausstellungsbereich verlagert. Grafik und Text Die Silhouetten der nach Kamelle greifenden Straßenkarnevalisten machen im interaktiven Teil dieser Ausstellung einen wichtigen Teil aus, da sie Hinweise zur Bedienung der „Kamelle-Maschine“ geben. Der Thementext stellt Informationen rund um die verschiedenen Züge, Kamelle und Strüßjer zur Verfügung, beispielsweise was es damit auf sich hat, wo welche Züge ziehen, wie viele Tonnen Wurfmaterial jährlich verteilt werden, welche Strategien und Methoden die Jecken sich bereitlegen, um an welche Kamelle zu gelangen. In welcher Reihe man welche Kamelle fängt, oder wie mit dem Einsatz von Fair-Trade-Kamelle aussieht. Und warum die Karnevalisten so versessen darauf sind, Kamelle zu ergattern auch wenn ein Großteil dieses Wurfmaterials letztendlich nicht verzehrt wird.

ORGANISATION Die Inhalte dieses Bereiches werden von Museumsmitarbeitern gestellt. Für die interaktive Kamelle-Maschine wird beim Kauf des Eintrittstickets zur Ausstellung ein Bon verteilt, welchen die Besucher in einen Slot an der Stellwand des abstrahierten Festwagens stecken können – mit dem Ergebnis, dass prompt Kamelle „von oben geflogen“ kommt.

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WENDEPUNKT KÖLSCH UND KONSEQUENZEN

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Wendepunkt | Kölsch und Konsequenzen

ABSICHT Nachdem der Grundton der Ausstellung bisher primär positiver Natur war, sollen hier auch die „Schattenseiten“ des Straßenkarnevals beleuchtet werden.

DRAMATURGIE Nachdem der Zug vorbei ist und die Menschen allmählich von der Straße in die Kneipe ziehen, wird auch das negative Ausmaß des Kamelle-Verteilens sichtbar: die Berge von Abfall und Scherben, welche die feiernde „Meute“ häufig achtlos auf der Straße hinterlässt. Und zu späterer Stunde – nunmehr in der Kneipe angelangt und nicht mehr auf der Straße – steigt der Alkohol-„Pegel“ immer weiter. Da wird geflirtet „was das Zeug“ hält und möglicherweise kommt es in Extremfällen auch zu Schlägereien oder Alkoholvergiftungen. Die Raummetapher dieses Bereiches ist einerseits der Innenraum der Kneipe, in der die Karnevalsmusik dröhnt, wo Menschen „mitgrölen“ und schunkeln und wo das Kölsch in Strömen fließt. Andererseits soll aber auch die Notaufnahme angedeutet werden, in welcher jene Karnevalisten landen, die sich in Sachen „Feierei“ selbstüberschätzt haben.

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Wendepunkt | Kรถlsch und Konsequenzen

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Wendepunkt | Kölsch und Konsequenzen

Ausstellungsbereich über Kölsch und seine Konsequenzen, wie der gesteigerten Agressivität Betrunkener und Notaufnahmeaufenthalten aufgrund von Alkoholvergiftungen. Dahinter wird die Thematik der enormen Mengen an Müll thematisiert, welche durch die Menschenmassen auf den Straßen produziert werden.

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Wendepunkt | Kölsch und Konsequenzen

INSTRUMENTE Klang Als Klanginstallation würden sich die meistbekannten Refrains berühmter Karnevalsliedern anbieten, möglicherweise in abgewandelter Form. Was ebenfalls thematisiert werden kann, ist die Eingängigkeit und häufige Wiederholung der Refrains, die es nach kürzester Zeit auch jenen ermöglicht mitzusingen, die vielleicht das erste Mal beim Kölner Karneval dabei sind. Grafik und Text Die verschiedenen Räume, die dieser Ausstellungsbereich schaffen will, sollen durch den Einsatz von Grafik zustande kommen. So wird die Kneipe durch eine Theke dargestellt und die Notaufnahme durch eine Krankentrage, auf welcher eine Person liegt. Die Thementexte geben konkrete Informationen zu den Konsequenzen des Straßenkarnevals: den hinterlassenen Müllbergen, den Seitensprüngen oder Ehebrüchen und den Rettungseinsätzen.

ORGANISATION Die Inhalte dieses Themenbereiches werden von Mitarbeitern des Museums vor Eröffnung der Ausstellung erstellt – die Infotexte sind austauschbar.

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ABSCHLUSS JECKE INDIVIDUELL

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Abschluss | Jecke individuell

ABSICHT Hier klingt die Ausstellung aus. Den Besuchern soll die Relevanz des Themas „Kostümierung im Straßenkarneval“ nahegebracht werden und ihnen soll die Möglichkeit geboten werden, selbst Inhalte beizusteuern nachdem sie die Ausstellung besucht haben.

DRAMATURGIE Der Straßenkarneval neigt sich seinem Ende. Mit der „Nubbelverbrennung“ werden alle „Sünden“, die an Karneval begangen wurden, verziehen und es wird Abschied genommen von den „jecken“ Tagen. Man geht Heim. Das Kostüm wird wieder abgelegt. Man kommt zur Ruhe und schaut sich rückblickend auf die letzten Tage die Fotos an, die man gemacht hat. Versucht vergebens, sich an jeden Umstand zu erinnern, unter dem das ein oder andere Bild entstanden ist. Man ist vielleicht erstaunt oder verwundert – aber hoffentlich auf jeden Fall amüsiert. Bis zum nächsten Jahr. Oder zum 11.11. Man begibt sich auf den Heimweg, nachdem man im Trauermarsch den Nubbel möglicherweise in seiner Stammkneipe verbrannt hat. Letztlich steht man im gemütlichen Wohnzimmer. Man kommt zur Ruhe, schaut sich Fotos an, die dann schon fertig gerahmt sind und als Andenken an der Wand hängen. Und denkt vielleicht schon ans nächste Jahr. Hier endet die Ausstellung.

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Abschluss | Jecke individuell

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Abschluss | Jecke individuell

Ausgangsbereich der Ausstellung, in welcher das Ritual der Nubbelverbrennung und der Individualit채tsaspekt der Karnevalisten mittels Kost체men thematisiert wird.

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Abschluss | Jecke individuell

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Abschluss | Jecke individuell

Monitore zeigen das vom Web aus eingespielte Material der Teilnehmer

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Umsetzung | Ausstellungsbereiche | Abschluss | Jecke individuell

INSTRUMENTE Bildbeiträge auf Screens Die Inhalte, welche auf den Monitoren gezeigt werden, sind weitestgehend selbsterklärend. Es sind Fotos von Teilnehmern, die in Bezug zum Straßenkarneval stehen. Grafik und Text In einem überschaubaren Thementext kann die Bedeutung der Kostümierungen im Straßenkarneval erläutert werden, zum Beispiel durch das Aufzeigen von Zusammengehörigkeit, wenn ein Kollektiv von Menschen sich gleiche oder ähnliche Kostüme anzieht, wie eine Familie oder eine Gruppe von Freunden. Auch kann die Kontaktaufnahme zwischen Fremden mit ähnlichen Kostümen thematisiert werden. Auf den jeweiligen Fotos finden sich kurze Textinfos, wie der Name des Teilnehmers, das Datum und der Ort, an dem das Bild entstanden ist. Zusätzlich könnte man den Teilnehmern virtuell die Möglichkeit bieten, bei Bedarf mehr Zusatzinformationen oder die Hintergründe zu den Fotos zu erläutern.

ORGANISATION Der Thementext wird von den Museumsmitarbeitern gestellt, die konkreten bildlichen Inhalte werden von den Teilnehmern zur Verfügung gestellt, indem das Material muss von zu Hause aus über das Web einspielbar ist. Nach einer Prüfung der Inhalte werden dann wahlweise Fotos partizipativ gemeinsam mit Teilnehmern und Besuchern der Webseite ausgesucht oder von Museumsseite aus kuratiert. Alle Teilnehmer, deren Material in die Ausstellung eingespielt wird, erhalten eine Benachrichtigung, von wann bis wann ihr Material zu sehen sein wird, sodass die Teilnehmer Gelegenheit haben, die Ausstellung eventuell mit Familie oder Freunden in diesen Zeiträumen zu besuchen.

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Prozess | Planung und Dauer

PROZESS WODURCH PLANUNG UND DAUER Geht man von einer Ausstellungszeit von rund vier Monaten aus, die diese Sonderausstellung zu sehen wäre, bietet sich bezugnehmend auf Praxisbeispiele der Vergangenheit56 zu Ausstellungen mit partizipativ gesammelten Objekten eine Planungszeit von rund eineinhalb Jahren an mit knapp einem Jahr Vorlaufzeit und vier Monaten Durchführung in Köln, sowie rund drei Monaten Nacharbeit für die Dokumentation und dergleichen. Je nachdem, wohin die Ausstellung dann überall hin auf Wanderschaft geht, ergibt sich eine bisher kaum zu kalkulierende Gesamtdauer, denn die Ausstellung könnte einige Jahre in der Welt unterwegs sein. Hierbei würde sich bei jeden Standort die Vorlaufzeit der Planung verkürzen, da die Bauteile und die Vorlagen für Beschilderungen vorhanden sind. Für den Fall, dass die Ausstellung direkt im Anschluss an Köln „weiterreist“, müsste man dies im Verlauf der Ausstellungsplanung mitberücksichtigen, sodass in den Partnerstädten bereits ein Team und ein passender Ausstellungsstandort zu Verfügung seht und die jeweiligen Texte für die Beschilderungen in der Landessprache angefertigt werden können.

DATUM DER ERÖFFNUNG IN KÖLN Die Ausstellung sollte bezogen auf den Zeitpunkt ihrer Eröffnung um Karneval herum gelagert sein, möglicherweise wird sie sogar als Auftakt zum Start der Karnevalswoche eröffnet. 56

Vgl. Kapitel Fallbeispiel Nr.3 “Meine Sache. Bremens Gegenwart”

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Prozess | Ansätze zum Marketing

ANSÄTZE ZUM MARKETING ANALOGE MEDIEN Der klassische Flyer soll auch bei dieser Ausstellung zum Einsatz kommen. Dabei soll der Flyer den Aspekt des Verkleidens wiederspiegeln und einen visuellen Vorgeschmack auf die Ausstellung geben, beispielsweise in dem in den Flyer eine Karnevalsmaske integriert ist, die durch eine perforierte Linie einfach herausgetrennt werden kann. Einen zusätzlichen Anreiz könnte man schaffen, indem man den Eintrittspreis beim Vorzeigen oder Tragen der Maske beim Ausstellungsbesuch reduziert.

SOCIAL MEDIA Man könnte durch verschiedene Kanäle Aufmerksamkeit in der Bevölkerung für diese Ausstellung generieren. Wie bisher könnte Social Media im Sinne von Facebook zum Einsatz kommen – dieser Kanal würde sich besonders für die virale Verbreitung der Partizipationsmöglichkeiten anbieten. Auch könnte das Voting und die Einreichung der Inhalte der Teilnehmer über diese Plattform stattfinden – vorausgesetzt, die Teilnehmer haben einen Facebook-Account. Etwas „eigenständiger“ wäre die Einrichtung eines Ausstellungsblogs, in dem über das Projekt informiert und zur Partizipation eingeladen wird. Dieser Blog könnte prominent auf der bisherigen Museumswebseite beworben werden, sowie auf allen Plattformen und Foren, die sich in Deutschland mit Karneval befassen.

EIGENE WEBPRÄSENZ Eine Alternative zur Bindung an Social Media wäre die Einrichtung einer Mikrosite für die Ausstellung, auf welche von der bisherigen Hauptseite verwiesen wird, was jedoch den Aufwand bezogen auf das Content Management der Seite der Museumsmitarbeiter erhöht.

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Prozess | Modulcharakter der Ausstellung

MODULCHARAKTER DER AUSSTELLUNGSGESTALT UNG Durch die modulare Ausstellungsgestaltung, passt das gesamte Material in auseinandergebautem und verpacktem Zustand platzsparend in einen 20-Fuß-langen ISO-Container, welcher auf LKWs, Güterzügen oder Schiffen in die ganze Welt transportiert werden kann.

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Prozess | Kostenkalkulation

Hauptbauteile f端r die Ausstellung

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Produktion: Kamelle-Maschine rund 1.000€

Textsatz und Photomontage durch Grafiker: 30h bei 70€/h = 2.100€ ; Schneidplotter schneidet rund 30h an Grafiken für 70€/Maschinenstunde = 2.100€ macht gesamt: 4.200€ Gesamttext von rund k.A. 50.000 Wörtern bei 1,10€ / 55 Zeichen = gesamt 5000€ Abbau und Transportsicherung durch Messebauunternehmen: 1 Tag/8h bei 60€/h = 480€

ELEKTRONIK ELEKTROTECHNIK

GRAFIK DRUCK PLOT

Gesamtsumme

LOGISTIK

TEXT ÜBERSETZUNG

inkl. Bearbeitungskosten

METALLBAU

kA.

Aufbau/Inbetriebnahme: 1 Tag / 8h bei 70€/h = 560€ k.A.

5.000 €

5.540 €

3.560 €

200 €

9.645 €

Zwischensumme

28.675 €

LKW-Transport nach Hamburg 4.730 € Hafen ab Köln ca. 750€ + Verschiffung von ISO 20ft. Container nach bspw. China macht gesamt 4250€

Druck für austauschbare Beschilderung = 300€

3 Tage je 8h bei a) 50€/h Kanten, Höhenverstellbare und b) 15€/h und c) Füße, Verpackungsmaterial für 15€/h = 1920€ Container = 2.000€

90m Beschichtete Leichtbaupaltten je 1200mm Breite und 60mm Stärke (rund 35€/m) UND 20qm MDF Platte in 16mm Stärke für Würfel/Quader (8,75€/qm) = 3.150€ + 175€ = 3325€ 20 Schilder Stahlschilder 1mm stark im Maß 210x200mm bei rund 10€/Stück = 200€ 1 Beamer für rund 1000€, 2 Monitore je 500€ = 2000€ 60m Bodenfolie 120cm breit für 12€/m = 720€ und 40m Folie für Wandbespielung Breite 120cm, 8€/m =320€ macht gesamt 1040€/Plotfolie

MESSEBAU SCHREINEREI

SONSTIGE POSTEN

MONTAGE

MATERIAL

ZEITAUFWAND FERTIGUNG 1 Woche / 40h Produktionszeit für Stellwände, Sockel und Würfel/Quader bei 60€/h =gesamt 2.400€

GEWERKE

TABELLE ZUR KOSTENKALKULATION

Prozess | Kostenkalkulation

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AUSBLICK

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Ausblick | Wie es weitergeht

Wie es weitergeht In diesem Ausstellungskonzept wurden einige der zahlreichen partizipativen Elemente eingebunden, die in Kapiteln zu „Partizipation und Museum“ vorgestellt wurden. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf dem Bereich der „beisteuernden“ Zusammenarbeit (Vgl. Kapitel „Beisteuerung/Contributory Projects“) von Teilnehmern und Museumsmitarbeitern: Die Inhalte, welche die Teilnehmer liefern, machen den Kern des Ausstellungserlebnisses aus, indem sie Zugang zu ganz persönlichen Perspektiven rund um den Kölner Straßenkarneval bieten. Ein Konzept für die Inszenierung besteht, jetzt fehlen nur noch die konkreten Inhalte. Weitere, offenere Partizipationsformate, wie die kollaborativen und co-kreativen Ansätze, sind äußerst spannend, aufgrund ihrer nahezu „Unplanbarkeit“ für diese Final Thesis hingegen schwer greifbar, da diese Projekte sich erst sozusagen „im Geschehen“ entwickeln. Solche Ansätze sollten nicht nur als Gedankenexperiment durchgeführt werden, sondern konkret umgesetzt werden – eben mit unsicherem, mit offenem Ausgang. Auch seitens des Kölnischen Stadtmuseums ist die inhaltliche Mitarbeit von Museumsexternen Neuland wie mir Dr. Wibke Becker – zuständig für das Museumsmarketing des Kölnischen Stadtmuseums – im Februar diesen Jahres in einem Interview für das bereits erwähnte Research Proposal schilderte. In diesem Sinne ist soll die vorliegende Arbeit einen Anknüpfungspunkt für diese Institution sein, sich besonders im Rahmen der Sanierung und Umstrukturierung des Stadtmuseums mit partizipativen Ausstellungsformaten auseinanderzusetzen und zu reflektieren, in welchem Maße und zu welchen Themen man sich im Museum hierzu positionieren möchte und welcher Gruppe von Menschen man Gehör verschaffen wird.

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Ausblick | Wie es weitergeht

Ein weiterer Aspekt, welcher in diesem Konzept zwar in Teilbereichen skizziert wird, jedoch noch weiterentwickelt werden muss, ist ein erweitertes, konkreteres museumspädagogisches Konzept speziell für Kinder, in Anlehnung an eine – in die Ausstellung integrierte – Kinderspur. Innerhalb dieser Final Thesis wurden einige Bereiche nur kurz erwähnt, aus zeitlichen Gründen konnte leider bis zu diesem Moment nicht näher darauf eingegangen werden. So bleibt bisher der Aspekt der Ausstellungsevaluation, der in „Die Messbarkeit des Erfolges partizipativer Objekte“ erwähnt wird, für diese Arbeit fast unberührt. In Sachen Ausstellungsevaluation steckt großes Potential in der verstärkten Nutzung des Webs. Auch die Verbindung dieses Ausstellungskonzeptes in situ und im Netz wurden in dieser Final Thesis nur gestreift, wenn es um den Inhaltsaustausch und die „Deutungshoheit“ der Museumsinternen und der museumsexternen Teilnehmer geht – ein Potential, welches in naher Zukunft nicht ungenutzt bleiben darf. Dieser Aspekt gehört für weitere Entwicklungen dieses Konzeptes weit vorn auf den Plan. Besonders unter der Prämisse einer Wanderausstellung über den Kölner Straßenkarneval, die möglicherweise für Jahre in der Welt unterwegs ist, bildet das Internet die größten Stärken, um hier für Vernetzung und Austausch zu sorgen und nicht zuletzt auch für eine lebhafte Dokumentation. Auch könnte hier noch fruchtbar weiterkonzipiert werden, wie man die Menschen in den Partnerstädten auch inhaltlich in die Ausstellung miteinbeziehen könnte, sodass dieser ausdrücklich partizipative Ansatz nicht verwirkt, sobald die Ausstellung die Stadt- oder Landesgrenze verlässt.

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Hächler, Beat. „Gegenwartsräume. Ansätze einer sozialen Szenografie im Museum.“ In Das partizipative Museum. Zwischen Teilhabe und User Generated Content. Neue Anforderungen an kulturhistorische Ausstellungen., Hg. Susanne Gesser, Martin Handschin, Angela Jannelli und Sibylle Lichtensteiger, S.136-145. Bielefeld: transcript Verlag, 2012. Löw, Martina. Soziologie der Städte. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2008. Metzger, Petra, Georg Bungarten, Manfred Linke und Nadja Fernandes. Karneval instandbesetzt? 25 Jahre Stunksitzung - Eine kritische Hommage. Edition Arge Kulturidee, 2009. Munro, Patricia. „Den ganzen Eisberg wahrnehmen. Die Förderung einer »partizipativen Kultur« in Museen und welche Rolle Evaluation dabei spielen kann.“ In Das partizipative Museum. Zwischen Teilhabe und User Generated Content. Neue Anforderungen an kulturhistorische Ausstellungen., Hg. Susanne Gesser, Martin Handschin, Angela Jannelli und Sibylle Lichtensteiger, S.213-220. Bielefeld: transcript Verlag, 2012. Niekrenz, Yvonne. Rauschhafte Vergesellschaftungen. Eine Studie zum rheinischen Straßenkarneval. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften , 2011. Piontek, Anja. „Stadtgeschichte(n). Das partizipative Ausstellungsprojekt „Meine Sache. Bremens Gegenwart“.“ In Das partizipative Museum. Zwischen Teilhabe und User Generated Content. Neue Anforderungen an kulturhistorische Ausstellungen., Hg. Susanne Gesser, Martin Handschin, Angela Jannelli und Sibylle Lichtensteiger, S.241245. Bielefeld: transcript Verlag, 2012. Reussner, Eva M. Publikumsforschung für Museen. Internationale Efolgsbeispiele. Bielefeld: transcript Verlag, 2010.

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http://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf32/wahlen/kurzanalyse.pdf Zuletzt aufgerufen am 17. Juni 2013 http://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf-dezernat5/interkulturelles-referat/k__ln_100_prozent.pdf Zuletzt aufgerufen am 17. Juni 2013 http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=ku&dig=2006%2F07%2F15%2Fa0292&cHash=59c0abd5d4/ Zuletzt aufgerufen am 31. Mai 2013 http://www.taz.de/KIRSTEN-BAUMANN-ueber-Buerger-und-Museen/!109489/. Zuletzt aufgerufen am 23. Mai 2013 http://wissen.dradio.de/soziologie-karneval-is-e-jefoehl.88.de.html?dram:article_ id=236706 Zuletzt aufgerufen am 29. Juni 2013 http://www.zeit.de/1977/25/die-lust-nach-herkunft Zuletzt aufgerufen am 17. Mai 2013 http://www.welt.de/regionales/koeln/article115634343/Haus-der-Koelner-Geschichte-statt-Juedisches-Museum.html Zuletzt aufgerufen am 6. Juni 2013

141


BILDQUELLEN

Letztmaliger Zugriff bei allen Angaben: 1. Juli 2013

Stadtmuseum Kรถln - S. 14 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/44/K%C3%B6ln%2C_Zeughaus%2C_168.jpg Stadtmuseum Stuttgart - S. 43 http://www.migrationsgeschichte.de/uploads/media/Liebe_auf_den_zweiten_ Blick_01.pdf Bildrechte: Stadtmuseum Stuttgart | Arge LoLa Stapferhaus Lenzburg (Screenshots der Webseite) - S. 45 http://www.stapferhaus.ch/stapferhaus/projektarchiv/archiv-ausstellungen/home/ http://home.stapferhaus.ch/de/home-20/ M Shed - S. 47 http://www.blottr.com/sites/default/files/imagefield/m-shed-evening-fc-19833.jpg M Shed (Screenshots der Webseite) - S. 48/49 http://mshed.org/explore-contribute/themes/in-our-city/at-a-gig/metalheads/ http://mshed.org/explore-contribute/your-stories/ Museum of Liverpool - S. 51 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/68/Museum_of_Liverpool%2C_ October_24.jpg 2013 http://www.liverpoolmuseums.org.uk/mol/visit/graphics/large/peoples-republic-mark-mcnulty.jpg Open Museum Glasgow - S. 53 http://3.bp.blogspot.com/-YeMZqxvnYFE/URYHA3R00nI/AAAAAAAAHZ0/ Y6e5ySAFGww/s1600/koffer.jpg Fotomaterial aus dem Kรถlnischen Stadtmuseum und dem Kรถlner Karnevalsmuseum - S. 56-61 Bildrechte: Nicole Hรถhna

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Selbst채ndigkeitserkl채rung und Versicherung Hiermit versichere ich, dass ich die Arbeit selbstst채ndig angefertigt habe und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel genutzt habe. Zitate habe ich als solche kenntlich gemacht.

Ort, Datum

Unterschrift

143


Tabellarische Ăœbersicht zur Ausstellungsdramaturgie

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AUSSTELLUNGSBEREICHE KÖLLE ALAAF!

AUSBRUCH AUS DEM ALLTAG

EXPLIZITES

DR’ ZOCH KÜTT!

KÖLSCH UND KONSEQUENZEN

JECKE INDIVIDUELL

Den Besucher »abholen« und auf die Ausstellung einstimmen. Neugier wecken. Überblick über die Ausstellung und ihre Bereiche geben.

Personalisierung des Themas durch die Schaffung verschiedener Figuren. Selbstbefragung der Besucher durch Gegenüberstellung teils konträrer Positionen evozieren.

Partizipation durch die Bereitstellung von Objektenund dazugehörigen Geschichten für die Ausstellung.

Den Ausstellungsbesucher das Gefühl vermitteln »dabei zu sein«

Die Besucher für die “Schattenseiten” des Themas sensibilisieren.

Relevanz des Themas Kostümierung im Straßenkarneval zutage bringen und Besuchern die Option bieten, nach dem Ausstellungsbesuch eigene Ihnalte beiszusteuern.

Einführung in die Ausstellung

Einführung ins konkrete Thema

Eintauchen ins Ausstellungsthema – Vertiefungsebene

Höhepunkt

Wendung zu Problemen

Ausklang

Wie fängt Straßenkarneval an? Zu Hause mit der Kostümierung, gefolgt vom »Rausauf-die-Straße-Gehen«

Draußen angekommen und unterwegs. Mit Leuten verabreden. Menschen treffen. »Getümmel«

Menschen treffen sich, es wird persönlich. Man erzählt sich nach beim ein oder anderen Bier private Geschichten.

Höhepunkt des Karnevals ist der Zug – mit Kamelle und Strüßjer. Zum Selberfangen.

Massenweise Abfall. Konflikte durch zu hohen Alkoholkosum, Gewalttätigkeit und Gesundheitsgefährdung durch Alkoholrausch.

»Schön wars«. »Rückblick«. Fotos anschauen. Zur Ruhe kommen.

Innen(raum). »zu Hause«, privat, Wohnung. Flur. Durchgangsraum. Auf dem Weg nach »draußen«.

Außen. Auf der Straße. »Straßenflucht« flüchtig. Im Vorbeigehen. öffentlich. Auf dem Weg zum Treffpunkt. Straße, die sich mit Menschen »füllt«.

Außen. Auf der Straße. Das Ausstellungspodest greift die “Schlängelung” der Straße nochmals auf.

Einsichtiger, breiter öffentlicher Straßenzug mit Festwagen, von dem aus Kamelle geworfen wird.

Innenraum angedeutet. Kneipe und Notaufnahme.

Innenraum. Wohnzimmer. Bilderrahmen.

Atmosphäre

Aufbruchstimmung. Diele, Garderobenständer, offene Tür, die nach »draußen« verweist.

Unterwegs sein. »Durchgangsstraße.« Wird immer belebter. »dicht gedrängt«

Persönlich. Nah.

Voll mit Menschen, die am Straßenrand Bequem. Sitzen können. Mitschunkeln. stehen. Gute Laune, super Stimmung. Mitsingen. Danach “Schock”, “Befremdung”

Gemütlich.

Inszenierungslicht

Leicht abgedunkelt. Deckenleuchte.

Helles, kaltes Licht. Tag. Mittag.

Helles, kaltes Licht. Tag. Mittag.

Helles, kaltes Licht. Tag. Mittag/Nachmittag.

Leicht abgedunkelt – Referenz zum Innenraum/später Nachmittag oder Abend

Leicht abgedunkelt. Wandleuchten.

Raumbildende Projektionen

zu wenig Platz

lenken ab

lenken zu sehr von Exponaten ab

ausschlaggebend

kein Platz

zu wenig Platz

Beiträge auf Screens/Bild & Bewegtbild

vorwegnehmend

zu wartungsintensiv

lenken zu sehr von Exponaten ab

Unterstützen die Absicht nicht.

eventuell

ausschlaggebend

Hörstationen

vorwegnehmend

Mehrsprachigkeit?

Unterstützen die Absicht nicht.

Mehrsprachigkeit?

Mehrsprachigkeit?

Mehrsprachigkeit?

Klanginstallationen

Beim Betreten der »Straße« Klangkulisse: Menschen im Gespräch, »dumpfe« Karnevalsmusik (wie aus Kneipen)

Unterstützen die Absicht nicht.

Unterstützen die Absicht nicht.

eventuell

eventuell - individuelle Interpretationen oder bekannsteste Refrains aus den gängigen Karnevalssongs

Unterstützen die Absicht nicht.

Raumbildende Grafik

eventuell

wichtig: Andeutung von vielen Personen durch Einsatz von Silhouetten

Lenkt zu sehr von den Exponaten ab.

lenken ab

Andeutung verschiedener Räume durch Grafik - Theke, Bahre

Unterstützen die Absicht nicht.

Bilder/Illustrationen

vorwegnehmend

Illustrationen von Menschen/ Silhouetten

lenken ab

ausschlaggebend beim Kamelle-Bereich

Illustrationen von Menschen/ Silhouetten in Kneipen, auf der Krankentrage

Unterstützen die Absicht nicht.

Text

ausschlaggebend

ausschlaggebend

ausschlaggebend

nur Im Kamelle-Bereich, die Projektion ist selbsterklärend

ausschlaggebend

eventuell

Thementext

Mehrere: Am augenfälligsten soll der Allgemeine sein. Gefolgt von Übersichtstexten zu den Einzelbereichen und vielleicht Making Of - Text.

Thementexte erläutern Informa- Thementext erläutert, wie tionen und verweisen auf die die Auswahl an Exponaten verschiedenen “Stimmen” zustande gekommen ist und verweist auf die Hands On Elemente in diesem Bereich.

Texte zu Kamelle, Strüßjer und den verschiedenen Zügen, wie Rosenmontagszug, Schul- und Veedelszüge, ...

Verschwendung von Kamelle, Müllberge, Alkoholexzesse und -vergiftungen

Bedeutung der Kostümieurng im Straßenkarneval-vereinfachte Kontaktaufnahme durch gleiche Kostüme, Aufzeigen von Zusammengehörigkeit durch gleiche Kostüme, Verwendung gleicher Materialien, Farben ..

Exponattext

keine Exponate

keine räumlichen Exponate

ausschlaggebend und genauso bedeutend wie die Exponate selbst.

keine Exponate, aber Einladung zur Interaktion

keine Exponate

Fotos als Exponate, kurze Erklärung: wer auf dem Bild zu sehen ist, wo das Bild entstanden ist und von wann es stammt

die Museumsmitarbeiter

Für den ersten Teilbereich: die Museumsmitarbeiter. Für den zweiten Teilbereich liefern Teilnehmer die Inhalte.

die Teilnehmer

die Museumsmitarbeiter

die Museumsmitarbeiter

Thementext: die Museumsmitarbeiter. Inhalte für die Screens: Teilnehmer

Wann und wie werden die Inhalte Die Inhalte werden vor für die Ausstellung geliefert? der Ausstellungseröffnung msueumsintern erstellt.

Die Inhalte werden teilweise von Museumsmitarbeitern erstellt. Teilnehmergenerierte Inhalte werden nochmals museumsintern kuratiert. Es bietet sich an, im Web hierfür eine Plattform zu schaffen, in der die Kommentare “eingereicht werden können”.

Inhalte werden teils vor Ausstel- Die Inhalte werden vor der AusstelDie Inhalte werden vor der Ausstellungseröffnung und während lungseröffnung msueumsintern erstellt. lungseröffnung msueumsintern erstellt. der Ausstellung bereitgestellt. Im Web können Teilnehmer ihre Objekte und die dazugehörigen Geschichten einreichen, wonach sie vom Museumsteam kuratiert werden. Wahlweise kann man ein den Teilnehmern zugängliches Rating-System anbieten, um eine Vorauswahl zu treffen.

Die Inhalte werden vor und während der Dauer der Ausstellung geliefert. Teilnehmer können Bildmaterial mit kurzem Textzusatz online einreichen, Museumsmitarbeiter prüfen die Inhalte auf Zulässigkeit.

Kann der Bereich wachsen/ist er Statisch, aber austauschbare erweiterbar oder ist er statisch? Texte

Optional: statisch, wenn Kommentare der Teilnehmer unverändert bleiben sollen. erweiterbar, wenn sie während der Dauer ausgetauscht werden.

Erweiterbar. kann mit fortschrei- Statisch, aber austauschbare Texte tender Dauer der Ausstellung wachsen und somit Mehrfachbesuche motivieren. Fördert aktive Teilnahme an der Ausstellung.

Erweiterbar, kann wachsen

PARTIZIPATION & ABSICHT

DRAMATURGIE – Allgemein –

– Bezogen auf die Thematik – Thema

– Bezogen auf den Raum – Raummetapher

INSTRUMENTE – Raum –

– Digitale Medien & Klang –

– Grafik –

ORGANISATION Wie kommt der Bereich zustande? Wer liefert Inhalte für diesen Ausstellungsbereich?

Statisch, aber austauschbare Texte




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