Studienprojekte Nicole Hoehna

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POR T FOLIO Nicole Hรถhna


Sommersemester 2012 Gala 2012 | S. 6 - 9 Schloss Türnich | S. 10 - 25 Ansichten und Details | S. 26 - 33

Wintersemester 2011 | 2012 alles neu | S. 36 - 45

Die Seele der Dinge | S. 46 - 53 Störungen | S. 54 - 59 Social Interaction Design | S. 60 - 61

Sommersemester 2011 Praktikum | S. 64 -65 Bezirksregierung Köln | S. 66 - 69

Wintersemester 2010 | 2011 Soundscape Cologne | S. 72 - 73

Experimental Haute Couture | S. 74 - 75 Wahrnehmungsmanagement | S. 76 - 77


Inhaltsverzeichnis Sommersemester 2010 Vorlesung SI | S. 80 - 87 New Talents 2010 | S. 88 - 89 Wissenschaftliches Arbeiten | S. 90 - 93 Zeichen | S. 94 - 97

Wintersemester 2009 | 2010 Texte für Designtheorie | S. 100 - 104

Vom Produkt zum Prozess | S. 106 - 107 Communicating with Signs | S. 108 - 109

Sommersemester 2009 Katastrophen-Design | S. 112 - 113 Toolbox Ökodesign | S. 114 - 115 love me fender | S. 116 - 117

Wintersemester 2008 | 2009 Sweets 2009 | S. 120 - 123

Mit freundlichen Grüßen | S. 124 - 127



2012 Sommersemester Gala 2012 | S. 6 - 9

Schloss T端rnich | S. 10 - 25 Ansichten und Details | S. 26 - 33



KISD Gala 2012 / Eventorganisation / Sommersemester 2012 / 19.04.2012 bis 11.07.2012

KISD Gala 2012 Das Rundum-Projekt der KISD: von Catering, Sponsoring, Raumkonzepten, Corporate Design und Partyorganisation war alles Eventorganisatorische vertreten. Die Planung dieses Events begann Anfang Mai 2012. Drei zusammenhängende Veranstaltungen galt es zu organisieren. Erstens: den Galaabend (die Verleihung der Diplome und das entsprechende Catering und Unterhaltungsprogramm), zweitens: die anschließende Abschlussparty für die Absolventen und drittens: die dreiwöchige Ausstellung der Abschlussarbeiten mit begleitendem Programm aus Vorträgen, Podiumsdiskussionen, sowie Parties zu entsprechenden Themen im Design Quartier Ehrenfeld. Wir bildeten zu Beginn verschiedene Gruppen, welche sich den entsprechenden Events annahmen. Die Kommunikationsgruppe war fürs Corporate Design, die Erstellung des Jahrbuches und alle weiteren kommunikatorischen Mittel (Plakate, Flyer, Website,...) zuständig. Die Finanz- und Sponsorengruppe kümmerte sich um die finanziellen Mittel und die Verwaltung der Sponsoren.Es gab weitere Gruppen für die Gestaltung des Galaabends und des dazugehörigen Programms (unter anderem: das Professoren-Duell und die Ziehung der TombolaLose), der Abschlussparty, der Ausstellung der Diplomarbeiten und die Dekoration der Veranstaltungsräume. Auch das Catering und die Tombola wurden in extra Teams vorbereitet. Wöchentlich fanden Treffen aller Gruppen statt, um jeden Teilnehmer über die Vorgänge und Fortschritte im Prozess zu informieren und gemeinschaftlich über Beschlüsse abzustimmen. Erwartungsgemäß stressig wurde es, je näher das Event rückte. Hierbei erweiterten die Gruppenmitglieder ihre Tätigkeitsfelder und unterstützten sich gegenseitig, wobei jeder Teilnehmer seine organisatorischen Fähigkeiten auf den Prüfstand stellte. Rückblickend war es ein gelungener Abend, an den sich die Absolventen und deren Begleitungen und weitere Gäste hoffentlich gern erinnern werden.

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Impressionen des Galaabends und der Ausstellung der Abschlussarbeiten im Design Quartier Ehrenfeld


KISD Gala 2012 / Eventorganisation / Sommersemester 2012 / 19.04.2012 bis 11.07.2012

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Identität Schloss Türnich / MP / Identität und Design / Sommersemester 2012 / 27.03.2012 bis 25.05.2012

Identität Schloss Türnich Das Schloss Türnich in Kerpen-Türnich ist vielseitig, sowohl in architektonischer, als auch in kultureller Hinsicht: Überraschungen inbegriffen. Das Schloss Türnich in Kerpen (in der Nähe von Köln) ist ein äußerst geschichtsträchtiger Ort. Seine Ursprünge reichen bis ins 9. Jahrhundert zurück, doch seine derzeitige äußere Erscheinung wurde hauptsächlich in der Mitte des 18. Jahrhunderts geprägt. Es befindet sich seit dem 19. Jahrhundert im privaten Besitz der gräflichen Familie von und zu Hoensbroech. Die Schlossanlage setzt sich aus verschiedenen Bereichen zusammen, so gibt es den Aspekt der Architektur: das Herrenhaus, die Schlosskapelle und eine Vorburg mit angeschlossenem Hofcafé; eine Gartenanlage, welche sich aus barockem Schlossgarten im französischen Stil, einem Englischen Landschaftsgarten und einem Waldgebiet zusammensetzt und einen Obstpark, in welchem Obst und Gemüse nach demeter - Vorgaben angebaut und auch Saft gekeltert wird. Durch eine drastische Grundwasserabsenkung in den Siebzigerjahren, bedingt durch Bergabauarbeiten geriet das Schloss in einen sehr schlechten baulichen Zustand: es drohte auseinanderzubre-

chen und die Folgeschäden sind bis heute sichtbar. Der Erhalt der gesamten Anlage ist ohne staatliche finanzielle Unterstützung nicht zu gewährleisten, dementsprechend plant die Familie von Hoensbroech die Gründung einer Stiftung und ist auf der Suche nach Investoren. Schloss Türnich visuell als Ganzes greifbar zu machen und die vielen Einzelaspekte zu vereinen, Menschen über den Ort zu informieren und für die Problematik zu sensibilisieren war Ziel dieses Projektes. Im Zuge der anstehenden Profanisierung des Schlosses und somit eines » Zurücktretens« der gräflichen Familie bezüglich der Belange des Schlosses war es aus unserer Sicht auch notwendig dieses Zurückstellen des Privaten in der neuen Corporate Identity zum Ausdruck zu bringen. Das so geschaffene Erscheinungsbild ist also nicht primär mit Konnotationen des Adels: also Exklusivität, Traditionalität und (teilweise eben auch) Eleganz behaftet, sondern mit Bodenständigkeit, Schlichtheit und einer gewissen Zurückhaltung. Es soll solide, ruhig und stimmig wirken.

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Das derzeitige Erscheinungsbild von Schloss T端rnich wirkt zusammengew端rfelt und unschl端ssig.


Identit채t Schloss T체rnich / MP / Identit채t und Design / Sommersemester 2012 / 27.03.2012 bis 25.05.2012

Mehrere Varianten des Wappens finden Anwendung, wobei die R체cksicht auf heraldische Gesichtspunkte in den Hintergrund tritt.

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Kernbegriffe rund um Schloss T체rnich public heritage

unity

experience

diversity

balance

narration

modernity private

Kernbegriffe, welche gemeinsam mit der Familie von Hoensbroech erarbeitet wurden

Cluster

castle

Events and renting opportunities for individuals & companies

garden

education

farm

hospitality

the various gardens, the Labyrinth and geomantic stones

services for educational facilities and guided tours

the Obstpark with its related services and opportunities

gastronomical services and products for visitors

Die vier Bereiche, in welche sich die Aktivit채ten um Schloss T체rnich aufteilen lassen


Identität Schloss Türnich / MP / Identität und Design / Sommersemester 2012 / 27.03.2012 bis 25.05.2012

Ziel- und Dialoggruppen cyclists

organic food customers families

visitors

colognians weddings

individuals

internationals locals enthusiasts

renters

schools

companies

educational

private investors

culturally interested

kindergardens

investors public institutions

foundations

corporations

Übersicht über die Zielund Dialoggruppen, welche rund um Schloss Türnich involviert sind der sein können

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Identit채t Schloss T체rnich / MP / Identit채t und Design / Sommersemester 2012 / 27.03.2012 bis 25.05.2012

Herleitung des Logos

Im Torbogen des Eingangsbereiches befindet sich diese Ausf체hrung des Wappens

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Logo in zwei Varianten

Schloss Türnich Der limburgische Löwe, das Wappentier der Familie von Hoensbroech und die Typo stehen im Vordergrund

Schloss Türnich


Identität Schloss Türnich / MP / Identität und Design / Sommersemester 2012 / 27.03.2012 bis 25.05.2012

Proportionen

½w

h

½w

Schloss Türnich

½h

w Proportionen des Logos und die Aufteilung in Segmente

Schloss Türnich

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Printanwendungen

Gesch채ftsbrief, Investorenbrosch체re und Informationsflyer


Identit채t Schloss T체rnich / MP / Identit채t und Design / Sommersemester 2012 / 27.03.2012 bis 25.05.2012

Webauftritt

gleichbleibende Darstellbarkeit auf verschiedenen Ger채ten

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Farbschema

hoensbroech

demeter

alcea

es

cts

produ

servi c investor related

Farbschema f체r die unterschiedlichen T채tigkeitsbereiche


Identität Schloss Türnich / MP / Identität und Design / Sommersemester 2012 / 27.03.2012 bis 25.05.2012

Produktpalette

Etikettkonzept für die Produktpalette des Obstparkes Schloss Türnich

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Orientierung auf Schloss Türnich

Zugänge zum Schlospark und öffentliche Wege auf dem Gelände

Herrenhaus

Kapelle

Hofcafé

Englischer Garten

Geomantie

Obstpark

Labyrinth

Hofladen

Lindenkathedrale

Barockgarten Piktogramme für das Orientierungssystem


Identit채t Schloss T체rnich / MP / Identit채t und Design / Sommersemester 2012 / 27.03.2012 bis 25.05.2012

Gel채ndeplan mit Informationsflyern und Infopanel

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Rendering der Kaiser idell mit Cinema 4D


Ansichten und Details / WS / Design for Manufacturing / Sommersemester 2012 / 18.04.2012 bis 27.06.2012

Ansichten und Details In diesem Seminar standen die Wahrnehmung und Untersuchung von Details an Gebrauchsgegenständen im Fokus. Das Objekt meiner Wahl: die Scherenlampe 6718 der Firma Kaiser idell. Das wissenschaftliche Seminar »Ansichten und Details« erstreckte sich über ein Semester. Hierbei wählte sich jeder Teilnehmer einen Gegenstand und untersuchte diesen nach Parametern wie Funktion, Material, Bauteilen und Oberfläche. Es wurde vermessen, zerlegt und fotografiert. Im Anschluss fertigte jeder Teilnehmer eine technische Zeichnung an und erstellte wahlweise ein dreidimensionales Modell des Gegenstandes. Ich wählte die Scherenlampe Modell 6718 der Firma Kaiser idell. Konzipiert wurde sie von Christian Dell (*24.02.1893 in Offenbach am Main; †18.07.1974 in Wiesbaden) welcher unter anderem Meister am Weimarer Bauhaus war. Ab der Mitte der zwanziger Jahre entwarf er zahlreiche Beleuchtungskörper für die Lampenfabrik Gebr. Kaiser & Co in Neheim-Hüsten (Arnsberg). Diese vornehmlich für Arbeitsbereiche und Werkstätten entwickelten Lampen wurden mit dem Slogan »Der Arbeit zu Nutz – den Augen zum Schutz« beworben und erfreuen sich heute wieder großer Beliebtheit in Form von Schreib- und Nachttischlampen, angepriesen von beispielsweise Manufactum, der »fast literarischen Warenkunde«. Die mir vorliegende Lampe beeindruckte einerseits durch ihre ausgewogene Form und ihr Alter von ungefähr achzig Jahren und mehr noch durch ihre volle Funktionsfähigkeit. Alle Gelenke sind leichtgängig und stabil und das Objekt weist in seinen Einzelteilen trotz leichter Rostspuren keine Beschädigungen oder Mängel auf.

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Fotostudioaufnahmen der Kaiser idell


Ansichten und Details / WS / Design for Manufacturing / Sommersemester 2012 / 18.04.2012 bis 27.06.2012

Linke Seite: Aufnahmen aus dem Fotostudio Rechte Seite: Modellierte Lampe ohne Textur Seite 23 unten: Detailrendering der Verbindung zwischen Lampenhals und Schirm

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Rendering der Kaiser idell mit Cinema 4D


Ansichten und Details / WS / Design for Manufacturing / Sommersemester 2012 / 18.04.2012 bis 27.06.2012

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Seite 26 oben: Detailfoto des Lampenschirms Seite 26 untewn: Detailrendering eines Gelenks Seite 27: Rendering des Lampenschirmes


Ansichten und Details / WS / Design for Manufacturing / Sommersemester 2012 / 18.04.2012 bis 27.06.2012

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2011 |


| 2012 Wintersemester alles neu | S. 36 - 45

Die Seele der Dinge | S. 46 - 53 Stรถrungen | S. 54 - 59

Social Interaction Design | S. 60 - 61


alles neu: Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung Die Aufgaben der Deutschen Akademie sind vielfältig: sie vergibt unter anderem den Georg-Büchner-Preis, veranstaltet Tagungen und veröffentlicht Publikationen. Hierbei ist es an der Zeit für ein neues Corporate Design.


In diesem langfristigen Projekt war es unser Ziel, eine neues Corporate Design für die „Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung“ zu erarbeiten. Die Akademie vertritt die Interessen der deutschen Literatur und Sprache im In- und Ausland. Sie hat zahlreiche Betätigungsfelder, unter anderem veranstaltet sie Tagungen, leistet Bildungsarbeit an mehreren deutschen Schulen, in dem sie Schüler und Schriftsteller zusammenführt, vergibt insgesamt fünf Preise, darunter der bedeutendste Literaturpreis Deutschlands, der Georg-Büchner-Preis und veröffentlicht eine Fülle von Publikationen. Die Akademie möchte mehr öffentliche Wahrnehmung und strebt desweiteren an, an jüngeres Publikum für ihre Vielzahl von Tätigkeiten zu interessieren, doch gibt es derzeit keinen klaren grafischen Zusammenhang zwischen ihren unterschiedlichen Aktivitäten, all ihre Publikationen sehen bisher verschieden aus. Über ein Semester hinweg beschäftigten sich etwa 20 Studierende in jeweils fünf Gruppen mit unterschiedlichen konzeptuellen Ansätzen mit einem neues Erscheinungsbild. Im Sommer 2012 entschied sich die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung intern für den Entwurf meiner Gruppe, derzeit arbeiten wir an der Implementierung und an einem Corporate Design Manual.

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DEUT SCHE A KA DE M I E FÜR SPRA CHE UND DICH TUNG

Das neue Logo für die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

Das alte Logo, welches seit über fünfzig Jahren Verwendung findet


Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung / LP / Typografie und Layout / Wintersemester 2011/12 / 18.10.2011 bis jetzt

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DEUTSCHE AKADEMIE FÜR SPRACHE UND DICHTUNG DEUTSCHE AKADEMIE FÜR SPRACHE UND DICHTUNG

D A D A D A

DEUTSCHE AK ADEMIE FÜR SPRACHE UND DICHTUNG

DEUTSCHE AKADEMIE FÜR SPRACHE UND DICHTUNG DEUTSCHE AKADEMIE FÜR SPRACHE UND DICHTUNG

In diesem Konzept wird der Ansatz verfolgt, im Logo selbst mit Sprache und Schrift zu spielen, wobei gängige Seh- und Lesegewohnheiten provoziert beziehungsweise auf die Probe gestellt werden. Über eine konsequente Silbentrennung wird der Name der deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vertikal angeordnet. Die Trennung erfolgt DEUTSCHE AKADEMIEund nicht dabei über auffällig farbige Schrägstriche SPRACHE UND DICHTUNG wie gewohnt überFÜR Trennstriche. Dadurch wird ein zeitgemäßes Erscheinungsbild und Aufmerksamkeit über ein ungewohntes Schriftbild erzielt, das den Blick zugleich auf sich zieht und gewissermaßen zum Innehalten motiviert. Die Schrägstriche haben einen erhöht konstruierten Neigungswinkel, zudem hebt sie die größere Strichstärke optisch von den Lettern ab. Auch die kontrastierende Farbgebung schließt eine Verwechslung mit der Schrift weitgehend aus und ermöglicht so trotz „Störung“ des gewohnten Leseflusses die schnelle Erfassbarkeit aller relevanten Informati-

D A

D A

onen. Die „Gill Sans light“ wird in Versalien verwendet und sorgt für ein deutliches und zugleich elegantes Schriftbild, das auch in kleiner Punktgröße noch gut lesbar ist. Durch die Silbentrennung entsteht Rhythmus und Dynamik. Dieser Rhythmus sowie das Gestaltungselement der Schrägstriche lässt sich auf verschiedene Informationen übertragen und verfügt - auch unabhängig vom Namen der Akademie - über einen hohen Wiedererkennungswert. Um sich harmonisch und ebenso gut lesbar in eine horizontale Logoleiste integrieren zu lassen, wurde zusätzlich eine zweite Variante des Logos gestaltet, die jedoch nur für diesen Fall verwendet wird. Der Rhythmus des Logos lässt sich auf Titel, Veranstaltungen, Preise oder Funktionsbezeichnungen übertragen, um eine Kontinuität und Integrität des Erscheinungsbildes in allen Medien und Formaten zu gewährleisten. Derzeit nehmen wir aktuell Änderungen aufgrund der Implementierung vor.

DEUTSCHE AK ADEMIE FÜR SPRACHE UND DICHTUNG

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Linke Seite: Freier Farbcode für die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, wobei schwarz flächig als Hintergrundfarbe für Plakate, teilweise Publikationen, Einladungen oder Postkarten dienen kann. Rechte Seite: Buchcover für neue und ältere Publikationen der Deutschen Akademie


Deutsche Akademie f端r Sprache und Dichtung / LP / Typografie und Layout / Wintersemester 2011/12 / 18.10.2011 bis jetzt

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DEUT SCHE A KA DE M I E FÜR SPRA CHE UND DICH TUNG

Dr. med. Max Muster mann Wilhelm-Busch Str. 1018 a 51107 Dar mstadt

Darmstadt, den 21. 05. 2012

Ger many

Sehr geehrte Damen und Herren

Glücker t-Haus Alexandraweg 23 D-64287 Darmstadt Tel.: 49- (0)6151-4092-0 Fax.: 49- (0)6151-4092-99 sekretariat@deutscheakademie.de http://www.deutsche akademie.de Generalsekretär : Dr. Bernd Busch Tel.: 49- (0)6151-4092-0 E-Mail: bernd.busch@deutscheakademie.de Assistenz: Dorothea Mar tin, M.A. Tel.: 49- (0)6151-4092-0 E-Mail: dorothea.mar tin@ deutscheakademie.de

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Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bernd Busch

Geschäftsbrief: In Fließtexten von Geschäftspapieren wird die „Gill Sans light“ in korrekter Groß- und Kleinschreibung verwendet.


Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung / LP / Typografie und Layout / Wintersemester 2011/12 / 18.10.2011 bis jetzt

DEUT SCHE A KA DE M I E FÜR SPRA CHE UND DICH TUNG

NER

SE

KRE

AL TÄR

DR. BERND BUSCH

GLÜCKERT

HAUS

A L E X A N D R AW E G 2 3 6 4 2 8 7 D A R M S TA D T T E L 4 9 ( 0 ) 61 51 4 0 92

0

BERND.BUSCH @ DEUTSCHEAKADEMIE . DE

Visitenkarte: Rückseite

DEUT SCHE A KA DE M I E FÜR SPRA CHE UND DICH TUNG

GE

Visitenkarte: Vorderseite

Dr. med. Max Muster mann Wilhelm-Busch Str. 1018 a 51107 Dar mstadt Ger many

Briefumschlag

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DEUT SCHE A

Plakate zu den verschiedenen Preisverleihungen als rein typografische Varianten

KA

DEUT SCHE A

KA

DE M I E FÜR

DE M I E FÜR

SPRA CHE UND

SPRA CHE UND

DICH TUNG

DICH TUNG

GE ORG BÜCH NER PREIS

GE ORG BÜCH NER PREIS

E I N L A D U N G Z U R H E R B S T TA G U N G

E I N L A D U N G Z U R H E R B S T TA G U N G

2 9 . O K T O B E R B I S 0 1. N O V E M B E R

2 9. O K TO B E R B I S 0 1. N O V E M B E R

I N D A R M S TA D T I M S TA AT S T H E AT E R

I N D A R M S TA D T I M S TA AT S T H E AT E R

PREISVERLEIHUNG

PREISVERLEIHUNG

S A M S TA G U M 16. 00 U H R

S A M S TA G U M 16. 00 U H R

W W W. D E U T S C H E A K A D E M I E . D E

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DEUT SCHE

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DE M I E FÜR

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SPRA CHE UND

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DICH TUNG

DICH TUNG

GE ORG BÜCH NER PREIS

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E I N L A D U N G Z U R H E R B S T TA G U N G

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2 9 . O K T O B E R B I S 0 1. N O V E M B E R

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PREISVERLEIHUNG

PREISVERLEIHUNG

S A M S TA G U M 16. 00 U H R

S A M S TA G U M 16. 00 U H R

W W W. D E U T S C H E A K A D E M I E . D E

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Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung / LP / Typografie und Layout / Wintersemester 2011/12 / 18.10.2011 bis jetzt

DEUT SCHE A

KA

DEUT SCHE A

KA

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DE M I E FÜR

SPRA CHE UND

SPRA CHE UND

DICH TUNG

DICH TUNG

GE ORG BÜCH NER PREIS

SIG MUND FREUD PREIS

E I N L A D U N G Z U R H E R B S T TA G U N G 2 9 . O K T O B E R B I S 0 1. N O V E M B E R I N D A R M S TA D T I M S TA AT S T H E AT E R

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PREISVERLEIHUNG S A M S TA G U M 16. 00 U H R

PREISVERLEIHUNG S A M S TA G U M 16. 00 U H R

W W W. D E U T S C H E A K A D E M I E . D E

W W W. D E U T S C H E A K A D E M I E . D E

Namensgeber der Preise in einem Anschnitt, in dem nur die Mundpartie (für Sprache zuständig) des Gesichts sichtbar ist

DEUT SCHE A

KA

DE M I E FÜR SPRA CHE UND DICH TUNG

JO HANN HEIN RICH MERCK PREIS E I N L A D U N G Z U R H E R B S T TA G U N G 2 9. O K TO B E R B I S 0 1. N O V E M B E R I N D A R M S T A D T I M S TA A T S T H E A T E R PREISVERLEIHUNG S A M S TA G U M 16. 00 U H R W W W. D E U T S C H E A K A D E M I E . D E

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Die Frage nach der Seele ist so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst und so weitläufig wie es theologisches und philosophisches Erkenntnisstreben in allen Teilen der Welt nur sein kann. So manch einer hält die Frage nach der Seele von Menschen oder gar von Objekten beziehungsweise die Frage nach dem Verhältnis von Körper und Seele für metaphysische Spekulation, die jeder empirischen Grundlage entbehrt. Andere wiederum identifizieren in der Frage nach der Seele ein reines Scheinproblem, welches nur ein weiterer Beleg für unsere Unfähigkeit sei, die Welt kognitiv und sprachlich zu fassen. Man könnte also die Frage nach einer beseelten Welt in den Sphären religiöser oder philosophischer Wahrheitssuche oder in den Tümpeln sprachlicher Unzulänglichkeiten belassen, würde nicht an Designerinnen und Designer zuweilen die Anforderung herangetragen, sie mögen doch – durch Ihre Gestaltung – den Dingen eine besondere Magie verleihen, ihnen eine Seele einhauchen. Und tatsächlich finden sich immer mal wieder Dinge, welche uns – über ihre Nützlichkeiten und ästhetischen Eigenschaften hinaus – vermuten lassen sie würden über so etwas wie eine Seele verfügen. Genügend Grund also um der Frage nach der Seele nachzuspüren. So wurde im Wintersemester 2011/2012 durch Professor Günter Horntrich eine Projektreihe iniziiert. In dieser sollte – einem Staffellauf gleich – in nahezu allen Lehrgebieten der KISD das Thema »Die Seele der Dinge« bearbeitet werden. Die Integration unterschiedlicher lehrgebietlicher Perspektiven auf die vielfältigen Designthemen ist eine Besonderheit der Köln International School of Design und sollte in dieser Projektreihe voll zum Tragen kommen. Vor dem Beginn der einzelnen Wochenprojekte wurden Interviews durchgeführt, um erste Ausgangspositionen zu bestimmen. Ein Großteil der Befragten stimmte darin überein, dass es sich

bei der Seele der Dinge keineswegs um eine wesenhafte Objekteigenschaft (Ontologie), sondern vielmehr um Projektionen und Interpretationen der Nutzerinnen und Nutzer handeln mag. Inwiefern diese Prozesse durch den Gebrauch oder durch die gestalterische Antizipation von Nutzungsformen bestimmt werden, war dann auch eine der zentralen Fragestellungen für die einzelnen lehrgebietlichen Projekte. Hierin wurden dann ganz unterschiedliche Untersuchungsmethoden erprobt und eine Reihe von Experimenten durchgeführt. Die Bandbreite reichte von morphologoischen Studien zu zerstörten und deformierten Alltagsgegenstände, über Experimente mit Schusswaffen und Kuscheltieren, bis hin zu Interventionen im urbanen Umfeld. Es wurden fotografische, filmische und typografische Beiträge und Installationen gestaltet, es wurde über die Seele der Stadt reflektiert (Prof. Iris Utikal, Prof. Michael Gais), der Seelengehalt von Objekten mittels Umfragen evaluiert (Prof. Birgit Mager), der „Fetischcharakter der Ware“ untersucht (Prof. Dr. Oliver Baron), die symbolischen Gebrauchsformen und sozialen Distinktionspotentiale wie Exklusivität und Individualität analysiert (Prof. Wolfgang Laubersheimer) aber auch humoristische Varianten waren Gegenstand der vielfältigen Ausarbeitungen, wie die Inszenierung einer Verschwörung der besselten Dinge gegen die Menschen (Prof. Dr. Uta Brandes). Tatsächlich wurde so etwas wie eine Seele der Dinge nicht gefunden, allerdings traten bei der Suche immer wieder unerwartete Ergebnisse zutage, sodass oft ein Zusammenhang durch methodisch ähnliche Ansätze entstand. Nun muss man letztendlich die Untersuchung der Frage nach der Seele wieder an ihre herkömmlichen Disziplinen der Philosophie und der Theologie abgeben, und es bei diesem sehr gelungenen Streifzug belassen.


Die Seele der Dinge / Kurs / Identität und Design / Wintersemester 2011/12 / 23.01.2012 bis 27.01.2012

Die Seele der Dinge (ID) Resümee einer ungewöhnlichen Kursreihe Produkte von heute müssen mehr können: Funktion ist selbstverständlich, wichtig wird der Hintergrund. Es geht darum, welche Geschichten Produkte erzählen, also welche „Seele” ihnen innewohnt/ der Gestaltende ihnen einhaucht. Der Kurs zur Thematik „Die Seele der Dinge” wird erstmalig als eine Kursreihe, die alle Lehrgebiete umfasst, abgehalten. Anhand verschiedener Foki wird jeweils einwöchig eine lehrgebietsspezifische Exploration zum einheitlichen Dachthema angeboten. Die Ergebnisse der Vorwoche dienen dabei als Basis des darauffolgenden Kurses. Jede Kursgruppe wechselt in ihrer Zusammensetzung, da jeder der Kurse frei wählbar ist. Am Ende der Kursreihe entsteht durch die Verknüpfung aller einzelnen thematischen Auseinandersetzungen eine Art Patchwork- Konstrukt, das die Seele der Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Der Text auf der linken Seite ist das Resümee dieser Kursreihe.

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Die Seele der Dinge / Kurs / Design Konzepte / Wintersemester 2011/12 / 16.01.2012 bis 20.01.2012

Die Seele der Dinge (DK) Ist Seele messbar? Duncan MacDougall, ein Arzt aus Haverhill in Massachusetts, bestimmte in Experimenten das Gewicht der Seele mit 21 Gramm. Davon berichtete die New York Times am 11. März 1907. MacDougall baute eine Präzisionswaage: ein an einem Gestell aufgehängtes Bett, dessen Gewicht samt Inhalt sich auf fünf Gramm genau bemessen ließ. Die erste von sechs Versuchspersonen zeigte im Moment des Todes einen Gewichtsverlust von 21 Gramm – das Gewicht der Seele. Auch der niederländische Physiker Dr. Zaalberg van Zelst und auch Dr. Malta wollte nachgewiesen haben, dass man den Astralkörper eines Menschen wiegen und damit physikalisch nachweisen kann. In einigen Versuchen in Den Haag wogen sie sterbende Patienten und ermittelten dabei im Moment des klinischen Todes einen nicht zu erklärenden Gewichtsverlust der Personen von 69,5 Gramm. (Quelle: Len Fischer, Der Versuch, die Seele zu wiegen, Frankfurt 2005, S. 29-35). Auf der Fragestllung basierend, ob die Seele ein messbares Gewicht hat, entschlossen wir uns durch die Gewichtsermittlung verschiedener Ob-

jekte die Existenz der Seele zu belegen, beziehungsweise zu widerlegen. Wie verändert sich die Natur des Objekts in Bezug auf Materialität und Ästhetik? Erlangt das Objekt dadurch eine Seele? Ergibt sich zwischen den Zuständen eine vierte Dimension? Zur Beantwortung dieser Fragen entschlossen wir uns an zehn verschiedenen Objekten (Teddybär, Spielzeugauto, Kondom, Snickers, Coca Cola, Tasse, Kochlöffel, Banane, WC Deo und Veranstaltungskalender) sieben methodisch angelegte Untersuchungen zur empirischen Gewinnung von Information durchzuführen, um das Gewicht der Seele des Objektes zu ermitteln. Wir untersuchten jedes einzelne Objekt folgendermaßen: durch Verbrennung, Säurebad, Kochen, Zersägen, Hinunterwerfen, unter Druck setzen und Einfrieren. Die Ergebnisse wurden in einer Tabelle festgehalten. Die Versuchsergebnisse stellten wir in Form einer Matrix aus, welche wir zudem mit den Gewichtsangaben versahen.

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Patina ist 32 Jahre alt, ledig, kinderlos, lebt in Köln Ehrenfeld, studiert Sozialwissenschaft auf Lehramt und schlendert gerne über den Flohmarkt am Südstadion. Dort hat sie auch ihr rotes Fahrrad mit Brookssattel gefunden. Sie arbeitet h¬albtags in einem kleinen Fair-Trade Café im Belgischen Viertel und raucht PuebloTabak. Patina kauft den Großteil ihrer Lebensmittel auf dem Biomarkt um die Ecke.Ihr ist wichtig, dass Ihre Besitztümer eine Geschichte haben. Warum macht sie das? Sie glaubt an die Individualität des Menschen und an seine Einzigartigkeit. Patina setzt sich mit geisteswissenschaftlichen Texten auseinander, weil sie gerne die großen Zusammenhänge verstehen möchte. Für sie ist ihre Kleidung, ihre Wohnung, ihre Umgebung ein Stück ihrer Geschichte, die sie gestaltet und in der sie sich wohlfühlt.

Daisy ist 30 Jahre alt, ledig, glücklich alleinerziehend und wohnt in einer großen Altbauwohnung mit altem Parkettboden. Sie lebt in der Kölner Südstadt weil sie die kleinen Geschäfte dort mag und fährt einen SUV-MINI mit Holzapplikationen. Daisy ist gerade im Stress, weil sie einen Stand auf der Internationalen Möbelmesse vorbereiten muss. Sie trinkt Espresso und geht gerne gut essen. Warum macht sie das? Sie liebt die schönen Dinge des Lebens, das Streben nach Perfektion, nach Qualität ist ihre Leidenschaft und weiß die edlen Dinge zu schätzen. Sie lehnt es – wenn es ihren Prinzipien widerspricht – ab, mit dem Strom zu schwimmen und bildet sich lieber ihre eigene Meinung.

Luxia ist 34 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Sie wohnt in Köln Marienburg in einem freistehenden Einfamilienhaus mit großem Garten. Ihre Kinder besuchen ein renommiertes Internat im Bayerischen Wald. Luxia gibt das Geld, welches ihr Ehemann hart erarbeitet, für Statusobjekte aus. Sommers fährt sie gerne nach Monaco oder winters zum Skifahren nach St. Moritz. Sie fährt einen BMW X5 SUV in weiß. Sie trifft sich gerne mit ihren Freundinnen im Restaurant Hase und schlendert danach über die Pfeilstraße. Warum macht sie das? Für Luxia ist ihre Garderobe und ihr Umfeld Zeichen dessen, was sie erreicht hat. Sie weiß, dass sie es sich verdient hat und stört sich deshalb nicht an Kleinigkeiten wie astronomischen Preisen. Gefällt ihr etwas, kauft sie es sich, denn nichts wäre schlimmer, als könnten die Leute nicht sehen, wer sie ist.


Die Seele der Dinge / Kurs / Produktionstechnologie / Wintersemester 2011/12 / 09.01.2012 bis 13.01.2012

Die Seele der Dinge (PT) Während der Präsentation wurden drei verkleidete Sexpuppen als die drei Personen Patina, Daisy und Luxia vorgestellt und folgender Text wurde vorgetragen: Es gibt scheinbar Gründe dafür, weshalb sich Menschen gewisse Dinge zulegen, beziehungsweise sich nur schwerlich davon trennen können. Warum eigentlich? Das kann unterschiedliche Gründe haben. Dinge erlangen ihre Besonderheit durch beispielsweise: Exklusivität (Dinge werden besonders durch ihren Preis und Marke) Luxia kommuniziert nach außen, dass sie sich teure Dinge leisten kann und zeigt dies auch gern. Sie möchte Gefühle bei anderen auslösen. Individualität (Dinge werden besonders durch ihre Geschichte) Patina ist wichtig, dass sie in Beziehung zu ihren Dingen steht. Dinge lösen bei ihr selbst Gefühle aus. Originalität (Dinge werden besonders durch ihren Träger) Daisy muss Projektionsfläche bieten, sie selbst muss „neutral“ sein (schwarze Kleidung), um beispielsweise Kunden bedienen zu können. All diese Dinge können sich gegenseitig beeinflussen. Dies hier sind Sexpuppen, gekauft bei Mike Hunter am Barbarossaplatz, 19, 95 Euro pro Stück. Ein Ding bleibt ein Ding und auch eine Sexpuppe wird nicht beseelt, indem man ihr eine Geschichte gibt.

50 51


Die Seele der Dinge (GD) Angenommen alles, Menschen und Dinge, seien beseelt. Dazu seien die Seelen unsterblich. Folgt man diesen Annahmen, so führt dies zur Frage: Was geschieht mit all den Seelen, wenn das Leben der Träger/innen endet?

Himmel oder Hölle gibt es nicht mehr, sicher aber ist: Letztlich wird alles irgendwann zu Staub. Davon ausgehend und die Seelenzuschreibungen der vorange- gangenen Kurse der Reihe plakativ auf die Spitze treibend, erarbeiteten wir eine ritualhafte Inszenierung, der die Verlesung folgender Erklärung voranging: Menschen beseelen die Dinge und die Dinge haben Seele. Menschen haben eine Seele. Alles hat Seele. Doch nichts bleibt ewig, alles kommt und

geht, aber die Seele bleibt. Also ist alles, was ist, Seele. Nichts aber, was ist, bleibt und alles, was ist, wird Staub und Staub bleibt, ist unsterblich. Auch die Seele bleibt, sie ist alles, was ist, sie ist unsterblich. Also ist Seele Staub und Staub ist Seele. Alles aber ist Seele und folglich gilt: Alles ist Staub. Indem wir während der Präsentation den auf dem Boden liegenden Staub, die verlorenen und vergessenen Seelen, mit Staubsaugern aufsaugten und

Die Seele der Dinge / Kurs / Geschlechterverhältnis im Design / Wintersemester 2011/12 / 21.11.2011 bis 25.11.2011


in einer rituellen Handlung diesen aufgelesenen Staub, also all die Seelen, durch hohe Dyson-Ventilatoren zurück in die Weite des Raumes beförderten, riefen wir sie so wieder ins Bewusstsein der Menschen, animierten im Wortsinne. Assoziationen zu sakramentalen Handlungen waren durchaus erwünscht, ebenso die Störung durch den Staub. Die Projektion von der Seite beleuchtete den Staub in interessanter Weise und machte die Flüchtigkeit sichtbar.

52 53



Störungen / KP / Geschlechterverhältnis im Design / Wintersemester 2011/12 / 14.11.2011 bis 18.11.2011

Störungen Der Ansatz In diesem kurzfristigen Projekt haben wir uns zum Ziel gesetzt Störungen des Alltags genauer zu untersuchen. Während unserer Recherche fiel uns auf, dass das Thema Privatsphäre ein weites Feld bietet, in welchem wir teilweise Beeinträchtigungen ausgesetzt sind, besonders, wenn es um das eigene Heim geht. Wer kennt es nicht: Dissens mit den Nachbarn. Hierbei reichen die Meinungsverschiedenheiten von zu hoher Lautstärke über unterschiedlich Ansichten zu Verschmutzung bis hin zu Belästigung verschiedener Art. Sei es in Mietwohnungen, Apartments, Eigentumshäusern oder anderen Wohnumgebungen: durch alle sozialen Gefüge hindurch ist nahezu jedem der nachbarschaftliche Streit bekannt. Uneinigkeit ist schnell hergestellt, wenn Ansichten zum Privatleben auseinanderdriften. Da wir jeweils aus eigenen Erfahrungen schöpfen konnten, hatten wir das Bedürfnis, eine Art »virtuellen Nachbarn« zu erschaffen, der auf verschiedenste Weise aufzeigt, wie man sein Umfeld belästigt und stört.

54 55


Das Innere des virtuellen Nachbarn, bestehend aus Werkzeugen und technischen Ger채ten, welche L채rm, Schmutz und weitere Faktoren nachbarschaftlicher Uneinigkeit


Störungen / KP / Geschlechterverhältnis im Design / Wintersemester 2011/12 / 14.11.2011 bis 18.11.2011

Die Umsetzung Im Baumarkt kauften wir Spanholzplatten, um einen Korpus für unseren »Nachbarn« zu erschaffen, den wir in meiner Wohnung unter Geheimhaltung bauten in welchem sich dann die folgenden Störfaktoren verbargen: Belästigung und Verschmutzung: Ein Türspion, durch welchen hindurch man einen aufgebrachten Nachbarn vor einer Wohnungstür beobachten konnte; Ein Drucker, welcher unentwegt seltsame Nachrichten druckte, die Willem vor einiger Zeit von seinem Nachbarn im Rahmen eines permanenten Nachbarschaftsstreites erhielt; Eine Nebelmaschine, die Rauch verbreitete und somit an Qualm von beispielsweise Zigaretten erinnerte; Ein Föhn, der Schmutz durch die Gegend blies. Lärm: Eine Tonspur, welche laustark Hundegebell, Geklingel, Kindergeschrei, korpulierende Menschen und dergleichen verbreitete. Eine in Bild, Ton und Vibration simulierte Waschmaschine.

56 57



Störungen / KP / Geschlechterverhältnis im Design / Wintersemester 2011/12 / 14.11.2011 bis 18.11.2011

Das Resultat Geplant war, diese überraschende Vorführung ähnlich einer Choreografie der Störungen am Freitag an der KISD zu präsentieren, doch während des Transportes unseres “virtuellen Nachbarn” am Freitagmorgen riss aufgrund des hohen Gewichtes unseres Exponates der Unterboden, genauer die daran befindlich Rollen ab. Außerstande, diesen weiterzubewegen entschieden wir uns dafür, die Performance live auf der Straße durchzuführen und diese filmisch zu dokumentieren. Ironischerweise sorgten wir nun bei meinen Nachbarn für Störung und Belästigung, worauf auch unterschiedliche Reaktionen folgten. Von neugierigen Blicken bis hin zu sich beschwerenden älteren Damen war so manches vertreten. Interessant war dabei zu beobachten, dass Menschen höheren Alters sich weniger dafür interessierten, sondern sofort skeptisch waren.

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Social Interaction Design / KP / Interface Design / Wintersemester 2011/12 / 07.11.2011 bis 11.11.2011

Social Interaction Design Gadgets, Gadgets, Gadgets Das einwöchige Projekt „Social Interaction Design“ wurde von Makoto Hosoya, einem Gastprofessor der Nihon University in Tokyo, Japan geleitet und vor Beginn in Köln bereits in Japan mit selbigem Thema durchgeführt. Angestrebt wurde die Auseinandersetzung mit Gadgets (zu deutsch: raffinierte technsische Geräte). Im asiatischen Raum, besonders in Japan, ist der Umgang mit Smartphones, Tablet Computern und dergleichen seit Jahren gesellschaftlich durch nahezu alle Altersklassen etabliert und auch in Deutschland nehmen Gadgets, allen voran das Smartphone, eine wichtige (durchaus auch in wirtschaftlicher Hinsicht) Rolle ein. Doch diese Entwicklung zeigt auch eine hohe Ambivalenz auf: die soziale Interaktion, beispiels-

weise im öffentlichen Raum, ist unnötig geworden. Wer im Besitz eines Smartphones ist, braucht niemanden persönlich nach dem Weg zu fragen, um an sein Ziel zu gelangen, auch in einer unbekannten Stadt. Empfehlungen zu Cafés und Restaurants bietet Google und nicht mehr der einheimische Passant auf der Straße. Die Qualität und Zufälligkeit, die das Gespräch mit einer Person bietet, wird durch die Linearität der Kommunikation zu einem Gadget hin aufgehoben. Und hier beginnt unser Lösungsansatz: ein Gadget, welches eben jene soziale Interaktion bedingt, oder nur dann funktioniert, wenn diese stattfindet. Am Beispiel einer Uhr haben wir verdeutlicht, wie so etwas funktionieren könnte.

60 61



2011 Sommersemester Praktikum | S. 64 -65

Bezirksregierung Kรถln | S. 66 - 69



BMW Group München / Praktikum / 09.05.2011 bis 28.10.2011

Praktikum bei der BMW Group München Sechs Monate bei VB-13, der damaligen Abteilung für Motorshows und Events Nach einem Workshop an der Kölner International School of Design im Wintersemester 2010/2011, wurde ich von Herrn Joachim Blickhäuser, dem damaligen Leiter der Abteilung für internationale Messen und Events zu einem Praktikum bei der BMW Group München in eben jener Abteilung eingeladen. Mir wurden Einblicke in die Welt der Messekonzeption und Messeorganisation gewährt, besonders in Bezug auf die NAIAS Detroit 2012 (North American International Auto Show), für welche Mutabor für das Standkonzept für BMW entwickelten und Meiré & Meiré den MINI Messestand konzipierten. Der Launch des neuen BMW Einsers sowie des MINI Coupés fiel ebenfalls in den Zeitraum meines Praktikums, sodass ich die seltene Gelegenheit hatte, am entsprechenden PBE (Product and Brand Experience, vornehmlich eine umfangreiche Händlerveranstaltung) teilzunehmen. Im weiteren Verlauf meines Praktikums gestaltete ich gemeinsam mit der Berliner Agentur KSV den MAS Band (MAS: Modulares Ausstellungs-System), eine von der Abteilung jährlich herausgegebene, dreihundertseitige Broschüre, welche als internes Handbuch für die Planung von Messen und als Dokumentation der Arbeit der Abteilung (ehemals) VB-13 diente.

64 65



Bezirksregierung Köln / MP / Identität und Design / Sommersemester 2011 / 05.04.2011 bis 19.05.2011

Kommunikationskonzept für die Bezirksregierung Köln Ein aufschlussreicher Ausflug in die Welt der Bürokratie In diesem mittelfristigen Projekt analysierten wir die unterschiedlichen Kommunikationskanäle der Bezirksregierung Köln und ihre Wirkung nach außen. Ergebnis dieser Bestrebungen ist ein 86seitiges Konzeptpapier, welches unsere Beobachtungen und Empfehlungen zu Themen wie Corporate Identity, Printmedien, Bildsprache, Onlineauftritt und weitere Felder beinhaltet. Ein Hauptproblem der Bezirksregierung Köln ist die öffentliche Wahrnehmung. Sie versteht sich selbst als Bündelungsbehörde, in welcher Kompetenzen zu unterschiedlichsten Themen von Schulthematiken oder Naturschutz bis hin zu Giftmüllentsorgung und der Bereitstellung geologischer Spezialsoftware vertreten sind, aber auch als Exekutive – denn schließlich ist es auch die Bezirksregierung Köln, welche Strafzettel verteilt und Bußgeld fordert. Im Alltag ihrer Bürger steht der letztere Aspekt im Vordergrund und selten sind sich die in der Bezirksregierung Köln (als Arbeitstitel liebevoll „BezReg“ genannt) wohnenden Menschen dem Leistungsangebot der Institution bewusst. Leider haben wir bis heute keine Informationen erhalten, inwiefern unsere Vorschläge diskutiert oder gar umgesetzt wurden - vielleicht genau die Reaktion, die man von einer Behörde erwartet.

66 67


Erste Betrachtungen und Analysen zur Kommunikation der Bezirksregierung Köln

1. Vorbemerkungen

Arbeitspapier Stand 26. Mai 2011

1.1.1 Projektziele

1.2.1 Die Bezirksregierung Köln als System

Ziel des Kooperationsprojektes zwischen der Bezirksregierung Köln

Die Bezirksregierung Köln steht als Behörde zwischen Landesregierung und

und der Projektgruppe der Köln International School of Design ist es, die

Kommunalbehörden. Sie versteht sich »als Bündelungs- und Mittelbehörde«

Außenkommunikation der Bezirksregierung Köln zu analysieren und in ersten

(s. Behördenleitbild der Bezirksregierung Köln). Durch »Aufsicht, Beratung

und Bürger, die im Verantwortungsbereich der Bezirksregierung Köln leben,

Empfehlungen Optimierungspotenziale aufzuzeigen. Hierbei gilt es, die

und Entscheidung« ist die Behörde »für die Bevölkerung tätig«.

seien sie nun direkt oder indirekt betroffen. Mehr als eineinhalb Tausend

behördliche Kommunikation daraufhin zu untersuchen, ob und inwieweit die

Menschen arbeiten in der Behörde, die eine enorme Sachkompetenz bündelt

Behörde nicht nur als Exekutive, als Bündelungs- und Mittelbehörde entschei-

Die Aufgaben der Bezirksregierung Köln sind vielfältig und berühren beinahe jede Lebenssituation und Fragestellung der über vier Millionen Bürgerinnen

Die Bezirksregierung Köln kann, trotz ihrer vielfältigen Arbeitsbereiche und

und damit auch äußerst spezifische Fragestellungen zuverlässig bewältigen

dend und weisend, sondern auch als kompetente Partnerin in Problemlö-

Aufgabentiefen, als ein System verstanden werden, welches sich durch

kann. Das setzt einen entsprechend hohen kommunikativen Aufwand voraus,

sungs- und Entscheidungsprozessen gegenüber den betroffenen Umwelt-

wesentliche Operationen wie beispielsweise Aufsicht, Beratung und Entschei-

der letztlich in der Herstellung von Rechtssicherheit für alle Betroffenen

systemen darstellbar ist, beziehungsweise wie die bisherigen behördlichen

dung konstituiert. Hierzu Niklas Luhmann:

mündet und die Übernahme von Verantwortung bedeutet.

Anstrengungen hierzu weiter vorangetrieben werden können. Thematische Schwerpunkte dieser ersten Betrachtungen und Analysen

Diese Aufgabenvielfalt, Kompetenz und insbesondere die vielfältige

»[…] Eine Verwaltung soll hier verstanden werden als ein soziales System

Kommunikation sind schwerlich in ihrer Tiefe und Breite zu durchdringen

sind das aktuell angewandte Corporate Design, die Sprach-, Bild-, Print- und

organisierten Handelns. Verglichen mit andersartigen Organisationen,

und zu fassen. Im Bewusstsein dieser Komplexität versteht sich vorliegendes

Onlinekommunikation sowie die Inszenierung und Kennzeichnung der Dienst-

z.B. Produktionsbetrieben, Schulen, Banken, liegt ihre Besonderheit darin,

Arbeitspapier als ein Beitrag, die Bezirksregierung Köln in ihrer Bestrebung

gebäude.

dass sie Entscheidungen herstellt, die den Empfänger binden, d.h. von

nach mehr Sichtbarkeit und Positionierung zu unterstützen. Die Ausarbei-

ihm in seiner Situation als Prämisse eigenen Entscheidens und Handelns

tung gliedert sich in grundlegende Erwägungen, in erste Beobachtungen und

übernommen werden müssen.«

Analysen und mündet in Empfehlungen, die Gegenstand weiterer Erörte-

1.1.2 Voraussetzungen und Verlauf

rungen sein könnten. Eine Zusammenfassung dieser Empfehlungen findet sich auf Seite 81.

»[…] Fast allen Organisationen ist heute in Spuren, in Einzelrollen, in mehr oder weniger ausdifferenzierten Teilsystemen eine Verwaltungstätigkeit beigemischt; sie bindet die jeweiligen Mitglieder der Organisation. Legitimation für bindende Entscheidung gegenüber jedermann hat nur die ›öffent-

Das Projekt wurde seitens der Bezirksregierung Köln durch Herrn Oliver

liche Verwaltung‹: die Verwaltung des politischen Systems der Gesellschaft.

Moritz und seitens der Köln International School of Design durch die

Sie ist, unter dem hier gewählten Begriff, Verwaltung par excellence – in

Professoren Andreas Wrede und Phillipp Heidkamp betreut. Bearbeitetet

jedem Fall das größte und folgenreichste, das wir kennen. […] Systeme – und

wurde das Projekt von fünf Studierenden der Köln International School of

darunter soziale Systeme und darunter Verwaltungen – können betrachtet

Design: Colin Joy, Andreas Johannes Katona, Anke Riemer, Vitus Schuhwerk

werden als Einheiten, die sich in einer übermäßig komplexen Umwelt

und Tim Zähres. Die Projektlaufzeit betrug sieben Wochen, vom 5. April bis

identifizieren durch Erhaltung einer ausgewählten Ordnung von gerin-

26. Mai 2011.

gerer Komplexität. Diese ausgewählte Ordnung kann auch als höherwertig

Nach ersten Gesprächen, allgemeiner Grundlagenermittlung und RecherKooperationsprojekt Bezirksregierung Köln – Köln International School of Design

bezeichnet werden – aber nicht einfach deshalb weil sie geringere Entropie

chen im Vorfeld wurden unterschiedliche Workshops und Interviews durchge-

7

Vorbemerkungen

Im Behördenleitbild heißt es dazu: »Aufgabe [sei es], gute Arbeitsergebnisse

nehmende Anforderung. Hierin liegen die kommunikativen Herausforde-

zu erzielen. Das erreichen wir durch […] den Austausch von Informationen

nicht nur als reine Exekutive, sondern als kompetente Partnerin im Prozess

Im »Außenverhältnis« erreiche die Behörde ihre Ziele unter anderem indem

der gesellschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit wahrnehmbar machen

sie ihr »Handeln durch eine abgestimmte Darstellung in der Öffentlichkeit«

könnten.

13

Die Bezirksregierung Köln als System

um das Image nachhaltig zu verbessern. Eine ganzheitliche Corporate Identity

Abb. rechts:

rungen, aber auch die politischen Chancen, welche die Bezirksregierung Köln

nach unten, nach oben und quer […] [und durch] transparentes Handeln.«

hat, sondern wenn und soweit sie eine komplexere Welt dem begrenzten

9

Projektziele / Voraussetzungen und Verlauf

Das Modell der Corporate Identity nach

und ein entsprechendes Image können nur mittels aller CI-Instrumente, also

te Behavio rpora ur Co

K. Birkigt/M. Stadler/H. J. Funck, Corporate Identity,

Erscheinung (CD), Artikulation (CC) und Verhalten (CB), positiv beeinflusst

2000, 11. Aufl.

werden.

begleitet. Ein ganz wesentlicher Schlüssel zum Verständnis von Kommunikations-

a ti o n u nic

De

ig

s

Die Sache wird diskutierbar.

te

lich. Erst sprachlich gefasste Kriterien ermöglichen eine Plausibilisierung einzelner Entscheidungen und eine nachvollziehbare Auseinandersetzung:

Übersetzung bedürfen.

o ra

wird. Dies deutet darauf hin, dass behördliche Operationen nicht einfach unvermittelt gegenüber der Umwelt kommunizierbar sind, sondern einer

Das Modell der Corporate Identity erklärt das Image als eine Art Schattenwurf des Selbstbildes.

mm

Sprache ist für eine bewusste und zielgerichtete Kommunikation unerläss-

Abb.: Corporate Identity und Corporate Image

Die inneren Werte werden nicht im Einzelnen

Co

abgestimmte Darstellung in der Öffentlichkeit« als geeigneter Weg gesehen

Corporate Identity

Cor p

prozessen ist letztlich die Sprache. Der Umgang mit und die Reflexion über

n Co

Was sind nun Merkmale einer derart handlungsbegleitenden und zu

sichtbar, es ist das Gesamtbild, das zählt. Nach

at

e

Im »Innenverhältnis« ist noch von »transparent[em] Handeln« die Rede, wohingegen im »Außenverhältnis« eine Begleitung des Handelns »durch eine

rp

or

K. Birkigt/M. Stadler/H. J. Funck, Corporate Identity, 2000, 11. Aufl.

übersetzenden Kommunikation? Eindeutigkeit ist sicherlich Voraussetzung,

Corporate Image

te Behavio rpora ur Co

um verstanden zu werden. Eindeutigkeit ist allerdings auch vom Kontext abhängig, in dem Kommunikation stattfindet. So mag der Inhalt einer Corporate Design

u nic

Corporate Design nur eine Facette einer körperschaftlichen Identität. Unter

mm

Corporate Design versteht man den visuellen Auftritt eines Unternehmens,

De

zu machen, muss sie »aus sich heraustreten«

ig

s

von dem Logo über die Schrift, Farbgebung und Werbung bis hin zur Archi-

tritt sie in Kontakt mit ihren Umweltsystemen und

Co

(vertikal). Um ihre behördlichen Operationen in den Kommunikationen mit der Umwelt plausibel (horizontal). In den jeweiligen Kommunikationsfeldern

Beispielsweise kann eine sprachlich gefasste Information im Gespräch, in

te

zugewiesen. Kontext heißt hier Umfeld und Struktur, in welcher die Mitteilung eingebettet ist.

Corporate Identity

o ra

von Inhalten gegeben, sondern werden im Gebrauch dem jeweiligen Kontext

Der Begriff Erscheinungsbild (Corporate Design), wird oftmals fälschlicherweise im Sinne des Begriffs Corporate Identity verwendet. Dabei ist das

n

Co

tektur.

bedient sich dabei verschiedener Kanäle.

gedruckter Form oder als digitaler Text im Internetauftritt verortet sein. Ein

System Behörde

einfaches Bildelement kann einerseits innerhalb einer Struktur als Erläute-

at

e

Abb.: Die Behörde als System Dargestellt ist die Behörde als Mittelbehörde

Cor p

Mitteilung an die Umwelt kann die formal identische Mitteilung aber anders verstanden werden. Bedeutungen sind nicht durch eindeutige Zuordnungen

Landesebene

a ti o n

Mitteilung innerhalb der Behörde eine bestimmte Bedeutung haben, in der

rp

or

Corporate Communication

rung fungieren und andererseits durch seine Wiederholung Zusammenhänge

Unter dem Begriff der Corporate Communication wird die »verbalvisuelle […]

nahelegen, die der Orientierung dienen können.

Botschaftsübermittlung« (Birkigt/Stadler/Funck 2000; S. 19) verstanden. Während generell auch die visuelle Gestaltung und das Verhalten als Bereiche

Jenseits des Kontextes, in welche Informationen notwendigerweise eingebettet sind, kommt der empfangenden Seite eine entscheidende Rolle zu. Von dort fließt immer schon ein Vorverständnis und eine Erwartungshaltung

Umweltsysteme

in die Kommunikation mit ein, welche die Bedeutung der Information mitbestimmt. Kommunikation, auch jene der Bezirksregierung Köln, ist also immer

der Kommunikation angesehen werden, wird der Bereich der Sprache in

Ein falsches Verständnis von Corporate Identity, eine Reduktion auf eine rein

diesem Modell noch einmal isoliert betrachtet.

visuelle Attributierung, führt nur zu Uniformität, zu Zwang und möglicherweise zu Subversion. Identität und Identifikation kann aber letztlich nur dort

Corporate Communication umfasst Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,

entstehen, wo der Zwang zur Identifikation, zu Identität, endet. Hiermit sei

aber auch interne und externe Sprachregelungen.

Kommunale Ebene

Grenze und Herausforderung körperschaftlicher Identität, auch jener der

auch eine kontextabhängige, von Erwartungshaltungen und VorverständCorporate Behaviour

nissen bestimmte soziale Interaktion.

Bezirksregierung Köln, angedeutet.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Corporate Identity ist das Verhalten, Hier sehen wir schon, dass Kommunikation wesentlich auch jenseits der

das Corporate Behaviour. Auch wenn Aussehen und Sprache konsistent auf

Sachebene geschieht. Die einschlägigen Kommunikationsmodelle (beispiels-

das Selbstbild abgestimmt sind, so bestimmt doch auch das Verhalten einer

weise von Paul Watzlawick, Karl Bühler und Friedemann Schulz von Thun)

Körperschaft – vermittelt durch ihre Organe – wie sie von außen wahrge-

legen nahe, dass auch der Beziehungs-, der Selbstoffenbarungs- und der

nommen wird. Das Handeln und Verhalten muss also den visuell wie auch

Appellebene entscheidende Bedeutung zukommt. Diese in der Kommuni-

sprachlich vermittelten Werten einer Corporate Identity entsprechen.

kation zu berücksichtigen, setzt allerdings ein hohes Maß an Empathie- und Antizipationsvermögen voraus, welches zwar dem Behördenleitbild der

Corporate Image

Bezirksregierung Köln implizit ist, aber in behördlichen Kommunikationen

Das Corporate Image oder auch Fremdbild ist eine Vorstellung, welche Außenstehende von einer Körperschaft aufgrund ihrer Erscheinung, ihrer

eher selten operationalisiert zu sein scheint.

Artikulation und ihrem Verhalten entwickeln können. Wenn man unter dem

Demnach ist bewusste Kommunikation, die nicht nur die Sach- und

Begriff Corporate Image also versteht, auf welche Art und Weise eine Körper-

Apellebenen, sondern die ebenso relevanten Beziehungs-, und Selbstof-

schaft wahrgenommen werden kann, so ist es sehr leicht nachvollziehbar,

fenbarungsebenen berücksichtigt, für die Bezirksregierung Köln keines-

dass ein Erscheinungsbild/ein Corporate Design alleine nicht ausreichen wird,

wegs Werbeklamauk oder überflüssige Verpackung, sondern eine ernst zu

16

Die Bezirksregierung Köln als Kommunikationen

Die Bezirksregierung Köln als Kommunikationen

17

Die Bezirksregierung Köln zwischen Selbstbild und Fremdbild

19

20

Die Bezirksregierung Köln zwischen Selbstbild und Fremdbild

Das Keyvisual setzt sich aus Farbflächen zusammen und wird in nahezu allen Medien auf die eine oder andere Art eingesetzt.

Bezirksregierung Köln

Abb. rechts:

Bestimmend hierbei sind drei ovale, sich überschneidende grüne Flächen, die

Das Logo der Bezirksregierung Köln.

durch ein blaues, wellenförmiges Farbfeld von links oben nach rechts unten

Bezirksregierung Köln

geteilt werden. Die Flächen ergeben durch die Transparenz der einzelnen Elemente und Überschneidungen weitere Grün- und Blautöne sowie weiße

Presseinformation 004/2011 Abb. rechts:

Das Logo der Bezirksregierung

Das Keyvisual der Bezirksregierung Köln.

Auch wenn in den »Leitlinien zum Regierungspräsident-Köln-Design« vom

Köln, 11.01.2011 Seite 1

Schall und Rauch bei der Bezirksregierung Köln Im Rahmen einer Veranstaltung zur Information der Ordnungsbehörden

neuen »Behördenlogo« gesprochen wurde, muss an dieser Stelle hervorge-

des Regierungsbezirks Köln wurden am 10. und 11.01.2011 zu Schu-

hoben werden, dass es sich bei der Kombination aus abstrahierter Rheinland-

lungszwecken pyrotechnische Effekte abgebrannt.

schaft und Textbalken gerade nicht um das »Behördenlogo« handelt.

Pressestelle presse@brk.nrw.de Telefon: (0221) 147 – 2163

Fax:

– 2164 – 2170 (0221) 147 – 3399

Zeughausstraße 2-10, 50667 Köln www.bezreg-koeln.nrw.de www.bezreg -koeln.nrw.de

Hierbei wurde kontrolliert ein kleines Reihenfeuerwerk gezündet,

Dies existiert bereits, den Leitlinien des Nordrhein-Westfalen-Designs entsprechend, in der Kombination aus hoheitlichem Landeswappen und dem

Schwarzpulver abgebrannt und pyrotechnische Theater-, Film- und

links vorangestellten Schriftzug »Bezirksregierung Köln«. Dieses offizielle

Fernseheffekte

vorgeführt.

Es kam bei dem durch das zuständige Ordnungsamt genehmigte Feu-

Behördenlogo bedeutet die Zugehörigkeit des Trägers zur Exekutive des

erwerk in der Zeit von 12:30 Uhr bis 13:30 Uhr kurzfristig zu Knall- und

Landes Nordrhein-Westfalen und symbolisiert dessen Hoheitsgewalt.

Rauchentwicklungen, wie sie vergleichbar mit einem privaten Silvester-

Die Kombination aus abstrahierter Rheinlandschaft und Textbalken soll

feuerwerk vorkommen.

der Bezirksregierung zwar zu einem unverwechselbaren eigenen Erschei-

Die Anlieger der Stammdienststelle der Bezirksregierung Köln (Private

nungsbild verhelfen, jedoch ist es dem Erscheinungsbild des Landes

und Firmen) wurden vorab schriftlich informiert und um Verständnis ge-

Nordrhein-Westfalen untergeordnet.

beten.

Die Positionierung

Wir hoffen auch bei den drei noch folgenden Terminen (17., 18. und

Bei Durchsicht vorhandener Faltblätter wird deutlich, dass der heterogene

19.01.2011) auf ihr Verständnis!

Einsatz der Grafikelemente nicht nur ein inkonsistentes Erscheinungsbild zur Folge hat, sondern auch die Informationshierarchie beeinflusst. Auf Flächen rechts und links des blauen Bands. Das sogenannte »Farbspiel«

den Faltblättern wird das Keyvisual als Hintergrund verwendet, auf welchen

besteht aus acht unterschiedlichen Grün- und Blauschattierungen.

mitunter Bilder positioniert werden. Im unteren Drittel wird es durch Weißraum beschnitten, der Textbalken liegt oberhalb dieser weißen Kante

In einem Anschreiben des ehemaligen Regierungspräsidenten Hans Peter

und schließt bündig mit den Seiten des Faltblattes ab. Dadurch entsteht

Lindlar zur Einführung des neuen Erscheinungsbildes vom 18.12.2007

folgender Effekt: Optisch wird der Textbalken zu einer Zeile, der Schriftzug

heißt es:

»Die Regierungspräsidentin« wird zur Überschrift und die eigentlichen Überschriften, die im Weißraum liegen, werden durch diese grafische Hierar-

»Die bestimmenden Elemente sind unser neues Logo und unsere neue

chie zu Unterüberschriften. Die Funktion, die dieser Textbalken vermutlich erfüllen sollte, nämlich

›Hausfarbe‹. Das grüne Farbspiel verdeutlicht die vielfältige, schöne Landschaft unseres Regierungsbezirks, die vom blauen Rhein durchflossen

die einer Signatur, kann aufgrund der undefinierten Positionierung nicht

wird. Der graue Balken ist die Brücke, die den Raum über den Fluss hinweg

erfüllt werden. Sie scheint je nach Medium zu wechseln oder variiert sogar

verbindet und uns zugleich mit dem stilisierten Dom klar als Kölner Behörde

innerhalb einer Publikationsform, beispielsweise auf den Vorderseiten der

ausweist.«

Faltblätter.

Abb. oben:

Durch mangelnde Stringenz verliert der Textbalken sein Potenzial als In den Vorgesprächen zu dieser Analyse wurde betont, dass die zurück-

abschließende Signatur, die neben einer gliedernden Funktion auch auf die

haltenden Farben bewusst gewählt wurden, um nicht autoritär zu wirken.

Das Faltblatt der Abteilung 7 im Vergleich zum Faltblatt der Abteilung 5.

Absenderin – Die Regierungspräsidentin – verweist: Es scheint, als würde

Abb. unten:

Auch sollte eine zu große Nähe zu den Landesfarben sowie den Farben der

versucht, die inkonsequente Positionierung durch den um so konsequen-

Die Visitenkarte des Pressesprechers der

Kommunen vermieden werden, um ein unverwechselbares Erscheinungsbild

teren Einsatz auf fast allen Printmedien auszugleichen. Dies führt mitunter

zu schaffen.

zu Anwendungen, die bei genauer Betrachtung verwirrend anmuten können.

30

Beobachtungen: Corporate Design

32

Analyse: Das Corporate Design im Einsatz

Bezirksregierung Köln, Vorder- und Rückseite.

Abb.: Presseinformation zu einer Veranstaltung, in deren Rahmen » […] Fernseheffekte vorgeführt« wurden.

35


Bezirksregierung Köln / MP / Identität und Design / Sommersemester 2011 / 05.04.2011 bis 19.05.2011

mitgedacht, so schwingt hier auch ihre Erfahrung mit. Dieser Claim wird dann

Vier-Seiten-Modell der Kommunikation

Gelingende Kommunikation zeichnet sich durch auf allen Ebenen widerspruchsfreie Signale aus. Jede Nachricht,

Sender

tion und Bürotechnik, das Sprachempfehlungen für

wird, dass die Regeln, mit denen gearbeitet wird, nicht klar gefasst wurden. Bei den vorliegenden Abteilungsfaltblättern übernimmt Abteilung 7 die Zeilen

Verwaltungen zusammenfasst, macht insbesondere den

fast wörtlich: dort wird »Region« durch »Räumlich« ersetzt. Für Abteilung 1,

wenn beim Senden nur eine der Ebenen angesprochen

Aspekt der Selbstoffenbarung anschaulich: »Sprache

Zentrale Dienste, schien der Aspekt der Region nicht zu ihrem Aufgaben-

werden sollte.

ist Ausdruck des Denkens!« und »Das Schreiben einer

feld passen. So heißt es dort: »Prozesse organisieren. Innovativ verwalten.«

Behörde wirkt wie eine Visitenkarte der öffentlichen

Abschließend sei noch die Betitelung des Faltblattes der Abteilung 2 genannt,

regierung immer »Selbstoffenbarung« und immer

Empfänger

beispielsweise auf den Abteilungsfaltblättern variiert, wobei hier erkennbar

Das Arbeitshandbuch »Bürgernahe Verwaltungssprache« (2002) der Bundesstelle für Büroorganisa-

welche die Behörde an eine Person oder ein anderes System sendet, stößt immer auf alle vier Ohren, auch

So geschehen in der Kommunikation der Bezirks-

Nachricht

Apell

Selbstoffenbarung

Sachebene

deren Aussagen weder in eine Reihe mit den anderen Abteilungen zu bringen

Verwaltung«.

»Beziehung«.

sind, noch besonders spezifisch bezüglich ihrer Aufgaben sind: »Ordnung von A bis Z, Die Abteilung 2 stellt sich vor.« Während die eingefügte Abbildung zwar auf das Sachgebiet »Gefahrenab-

Beziehung

2.2.2.1 Beobachtung: Sprache in der Behörde

wehr« verweist – wenn auch nicht in seiner ganzen Breite – so kann sie für

2.2.3 Bild

Außenstehende nur schwer zur Kommunikation der Bereiche »Ordnungsrecht«, »Sozialwesen«, »Verkehr« und »Gesundheit« eingesetzt werden.

Folgen wir dem Vier-Seiten-Modell des Psychologen

Wie bereits zuvor festgestellt, kommt sprachlichen

Friedemann Schulz von Thun, lassen sich vier Ebenen

Zeichen im Gebrauch ihre Bedeutung zu. Folglich sind

Bezirksregierung Köln untersuchen. Hier finden sich tausende Dokumente,

ausmachen: die schon erwähnte »Sachebene«, die Ebene

Kontext und Form immer als bedeutungsentscheidende

welche sich in Art, Umfang und Informationsaufbereitung unterscheiden.

Bilder sind wie Sprache ein essenzieller Bestandteil von Kommunikation.

der »Selbstoffenbarung«, die »Beziehungsebene« und

Größe zu verstehen.

Man findet die Pressemitteilungen, verschiedenste Formulare, die Hausord-

Sprache erzeugt Bilder, aber Bilder selbst sind auch maßgebliche Informati-

Beziehungsebene

jene, auf welcher der »Sender« dem »Empfänger« eine

Das Thema Sprache lässt sich exemplarisch am Internetauftritt der

Bei dem Versuch die Handlungsschwerpunkte der über dreißig Dezernate zu fassen, ergaben sich folgende Themenfelder: Hilfe/Förderung, Schutz/

onsträger. Dieses Bewusstsein ist im Umgang mit Abbildungen wichtig, um

nung, Amtsblätter und Informationen zu den Abteilungen sowie zu sachspezifischen Themen. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Faltblättern und

einerseits gezielt Botschaften zu vermitteln und andererseits auch unbeab-

Dieser Sachverhalt spiegelt sich im Modell durch die

anderen Druckerzeugnissen, die sich der Sprache bedienen und anhand

sichtigte Botschaften zu vermeiden. Neben dem Bildinhalt und der Bildstim-

Dieses, auch Vier-Ohren-Modell genannte Modell,

Beschreibung der »Beziehungsebene« wider. Auf dieser

derer hier die behördliche Sprache in einen ersten Augenschein genommen

beschreibt die Kommunikation zwischen Menschen;

Ebene kommt, willentlich oder unwillentlich, die Bezie-

wurde. Exemplarisch wurden nur einige Beobachtungen zu den Bereichen

wir können es jedoch auch zur Analyse bei der Betrach-

hung zwischen der Behörde und ihrem Gegenüber zum

Rechtschreibung, Zeichensetzung, sowie den Umgang mit Daten und Abkürzungen zusammengetragen, die für weitere Analysen hilfreich sein könnten:

Handlungsaufforderung vermittelt, die »Apellebene«.

mung, spielen auch die Qualität der Abbildungen und der richtige Umgang mit selbigen eine Rolle.

tung der Kommunikation der Bezirksregierung Köln als

Ausdruck, ihre Haltung. Auf dieser Ebene wird erkennbar,

Körperschaft mit Gesicht und Kommunikationspartnerin

ob und in welcher Form die Beziehung beispielsweise von

heranziehen.

Achtung und Anerkennung oder Mangel an Anteilnahme

Rechtschreibung und Zeichensetzung

unterschiedlichen Ursprungs und in variierender

bestimmt ist. Hier zeigt sich – auf die Behörde bezogen –

Bei einer Informationsmenge, wie sie die Bezirksregierung Köln verarbeitet,

Qualität eingesetzt.

Sachebene

wie hoch die Bereitschaft und Kompetenz ist, sich

ist es nicht verwunderlich, dass sich Rechtschreib- und Zeichensetzungs-

wirklich auf die Bürgerinnen und Bürger einzulassen.

fehler finden lassen. Da viele Dokumente archiviert werden (müssen), finden

Teilt die Behörde der Umwelt eine »Nachricht« mit, so übermittelt sie auf der »Sachebene« Sachverhalte wie

Im Behördenleitbild soll in verschiedenen Formu-

beispielsweise die Zuständigkeitsbereiche einzelner

lierungen der Wille der Beschäftigten zum Ausdruck

Dezernate, Angaben über Geschehnisse oder Telefon-

gebracht werden, den Bürgerinnen und Bürgern anerken-

nummern.

nend gegenüberzutreten: Sie wollen »die individuellen

Collage aus den Medienerzeugnissen der Bezirksregierung Köln. Dort werden Bilder

sich Texte, die in der alten Rechtschreibung verfasst sind. Die überwiegende Mehrheit der Rechtschreibfehler sind sogenannte Tippfehler, die sich beim Maschineschreiben leicht einstellen können.

Anliegen [ihrer] Ansprechpartner/innen ernst nehmen

Die folgenden Beispiele sind als Anstoß für weitergehende Betrachtung zu

Selbstoffenbarung

und ihnen gerecht werden, […] Vertrauen und Akzeptanz

verstehen, die weit mehr über die Kommunikation der Behörde aussagen,

In jeder Mitteilung geschieht aber auch »Selbstoffenba-

stärken, […] hilfsbereit, aufrichtig und höflich […] « sein.

als es auf den ersten Blick scheinen mag, wie schon in der Einführung unter

rung«. Der Sender, hier also die Behörde, teilt immer auch

(s. Behördenleitbild)

Sprache angeklungen ist und in der folgenden Analyse deutlich wird:

Sicherheit und Ordnung/Beratung. Hierbei ist zu beachten, dass sich diese Abb.: Die Faltblätter mit denen sich die Behörde

etwas über sich selbst mit, offenbart also sich selbst gegenüber dem Empfänger. Wenn dies auch unbewusst

Abb.:

und die Abteilungen vorstellen: Behörde,

Bei den Druckerzeugnissen wird überwiegend die Schreibweise »eMail«

Apellebene

Kategorisierung auf die Handlungsfelder der Behörde, nicht auf die existierende, organisatorische Struktur der Behörde bezieht.

Abteilungen 1, 2, und 7 (von links nach rechts).

geschieht, so wird – im Modell gesprochen – das

Auf einer vierten Ebene, der »Apellebene«, werden

der empfohlenen Schreibweise »E-Mail« vorgezogen. Dies könnte zunächst

Wie schon deutlich wurde, sind durchgehend Kompetenz, Effektivität und

»Selbstoffenbarungsohr« des Empfängers immer auf die

Signale gesendet, die in die Handlung des Gegenübers

vermuten lassen, dass es eine behördeninterne Vereinbarung über die

Vielseitigkeit wesensbestimmende Größen der Behörde. Diese drei Größen

Sprecherin rückschließen, in unserem Fall: sich ein Bild

eingreifen. Hier geschieht Bitten, Auffordern und

Schreibweise gibt. Im Internetauftritt wird dagegen »E-Mail« verwendet. In

von der Behörde machen.

Befehlen, etwas zu tun oder zu lassen.

42

Sprache

liegen, bildlich gesprochen, hinter jeder Außendarstellung der Behörde. Bei

den Abteilungsfaltblättern, die im Internetaufritt einsehbar sind, wird mit

Durchsicht der Textinhalte der Bezirksregierung Köln fällt jedoch auf, dass

Ausnahme des Blattes von Abteilung 5 die E-Mail-Adresse nicht zusätzlich als

versucht wird, behördeninterne Operationen, die durch Zuständigkeiten

solche gekennzeichnet, sondern nur genannt, also »poststelle@brk.nrw.de«.

und Entscheidungsstrukturen bestimmt sind, sichtbar und »transparent« zu

Beobachtung: Sprache in der Behörde

43

Analyse: Sprache in Form und als Werkzeug

51

55

Bild

2.2.3.1 Beobachtungen: Bildkommunikation In der Kommunikation der Bezirksregierung Köln treten Bilder an verschiedenen Stellen und in unterschiedlichem Umfang auf. Neben dem eher sparsam bebilderten Internetauftritt, in dem kaum illustrative Abbildungen zu finden sind, die den Textinhalt auflockern, lässt sich die Verwendung von Bildmaterial vor allem an den Faltblättern untersuchen.

Nutzer kann durch Überprüfung der Anliegen und Bedürfnisse verbessert

würde sicherlich auch eine nähere Untersuchung der jeweiligen Zielgruppen

werden. Das Potenzial, das in Ausbau von Reichweite und Interaktionsmög-

mit einschließen.

lichkeiten der Onlinekommunikation liegt, kann stärker genutzt werden. Orientierung für externe Nutzerinnen und Nutzer verbessern

Auf den Titelseiten der Faltblättern sollen Abbildungen unterstützend und verdeutlichend wirken. Hier lässt sich noch am ehesten eine Konsistenz in Größe und Platzierung feststellen. Die Abbildungen werden in der Regel an den rechten Seitenrand gesetzt und mit einem, in der ursprünglichen Gestaltungsdirektive des »RP Design« und im Nordrhein-Westfalen-Design nicht

Form und Aktualität der Inhalte stärker gewichten

Ein weiteres Potenzial zur Verbesserung der Onlinekommunikation liegt

So wie ein Schreibtisch, auf dem sich alte Akten und Schmierzettel

im Bereich der Navigation. Wie im vorangegangenen Analyseteil bereits

auftürmen, ein Bild beim Betrachter vermittelt, kann auch eine mangelnde

beschrieben, folgt das Navigationskonzept dem organisatorischen Aufbau

Sorgfalt bei den Inhalten der Onlinepräsenz negativ auf die Nutzer und

der Behörde, also der internen, hierarchisch gegliederten Struktur. Für

Nutzerinnen wirken. Der negative Eindruck, der durch nicht aktualisierte oder

vorgesehenen, Transparenzverlauf zur Seitenmitte hin versehen. eine inhaltliche Funktion übernehmen, also klare Aussagen treffen, zum

Die mobile Version des Internetauftritts sollte inhaltlich neu gefasst

2.3 Kommunikationskanäle/Medien

auf die im Textteil Bezug genommen wird. Eine andere Form der Bildnutzung liegt im Einsatz als Lückenfüller: Hier werden atmosphärische Abbildungen ohne konkrete Aussage und inhaltlichen Mehrwert platziert. Die Platzierung

werden. Hier ist die Frage zu stellen, in welchem Kontext dieses Angebot genutzt wird und welche Informationen für die Benutzer und Benutzerinnen in diesem Kontext von Relevanz sind. Eine vollständige Übertragung der regulären Seiteninhalte in eine für mobile Lesegeräte optimierte Fassung ist daher nicht zielführend und würde vermutlich den leistbaren Arbeitsaufwand,

selbst scheint im Innenteil keiner feststehenden Systematik zu folgen.

auch in Bezug auf die zukünftige Pflege, übersteigen. Wichtiger sind die

Gleiches gilt für die Anzahl, Auswahl und Qualität der Abbildungen.

Punkte »Lokalisierung der Bezirksregierung Köln«, »Kontaktmöglichkeiten« und gegebenenfalls aktuellste Informationen, die aus der regulären Version

Aussage. Die untere Abbildung aus dem Faltblatt »Schwangerschaft und Arbeit« wirft die Frage auf,

Arnsberg zu finden. Ähnliche Lösungsansätze finden sich auch auf dem Inter-

der Dropdown bzw. Flyout Menüs. Diese haben

netauftritt der Bezirksregierung Düsseldorf. In beiden Fällen wird mithilfe von

neben dem erleichterten Zugriff auf tiefer liegende

Dropdown- und Flyout-Navigation ein schnellerer Zugriff auf tieferliegende

Menüpunkte den entscheidenden Vorteil, dass sie

Ebenen der Navigation ermöglicht. Über den Aspekt der Benutzerfreund-

auch Information zur Organisationsstruktur der Behörde und dem Spektrum der Themen vermitteln.

lichkeit (Usability) hinausgehend, ist dieses Navigationskonzept auch für das

Eventuell unklare Menüpunkte der ersten Ebene

Vermitteln von Strukturen hilfreich. Man schafft ein leichteres Verständnis

erschließen sich leichter im Kontext der unmittelbar

für die Hierarchie der Themenfelder, wie auch für die behördlichen Struk-

sichtbaren Unterpunkte.

turen.

Für die einzelnen Bereiche des Internetauftritts sollte gelten, dass Umfang, Form und Inhalt in Hinblick auf die Außensicht zu gestalten sind. Grundsätzlich ist zu beobachten, dass der zu leistende Aufwand für redaktionelle Pflege und Aktualisierung des Internetauftritts mit den zur Verfügung stehenden

Bildern beobachten.

Ressourcen bei der aktuellen Form des Internetauftritts quantitativ nur

Dies ist insofern keine Überraschung, als dass die Bildsprache ein zu

inwiefern hier die Inhaltsebene unterstützt wird.

Umsetzung dieses Ansatzes ist auf dem Internetauftritt der Bezirksregierung

Die Bezirksregierungen Arnsberg und Düsseldorf

chen Arbeitsaufwand zu vermeiden.

Ein bewusster Umgang mit dem Thema Bildsprache ist derzeit nicht ersichtlich. Bei Auswahl, Qualität und Einsatz von Bildern lässt sich eine große

felder der Behörde zu vermitteln. Ein Beispiel für die – leider nur partielle – Abb.: nutzen für ihre Hauptnavigation(en) das Prinzip

aggregiert, also automatisch zusammengeführt werden können, um zusätzli-

2.2.3.2 Analyse: Bildkommunikation

Heterogenität bis hin zum unbestimmten, beliebig anmutenden Einsatz von

über die Navigation ein schnelles und besseres Verständnis für die Tätigkeits-

unter anderem für die ungenutzten RSS-Feeds eine sinnvolle Option.

Dazu zählen Informationsgrafiken und die Darstellung von Gegenständen,

Nicht alle Bilder transportieren eine klare inhaltliche

gewünschten Inhalt erschwert. Dabei bleibt auch die Möglichkeit ungenutzt,

Entfernen oder Ausblenden der betreffenden Links vermeiden. Dies wäre

Beispiel über den korrekten Umgang mit Gefahrgut ( A: richtig, B: falsch ).

Abb.:

nicht eingeweihte Nutzerinnen und Nutzer wird dadurch der Zugang zum

stark veraltete Bereiche und Angebote entsteht, lässt sich durch einfaches

Im Innenteil der Faltblätter finden sich teilweise Abbildungen, die auch

schwer zu bewerkstelligen ist. Das bei der qualitativen Aufbereitung der

Unrecht häufig vernachlässigter Aspekt der Kommunikation ist. Dabei

Inhalte in diesem Kontext nicht die gebotene Sorgfalt eingebracht werden

gehören fotografische Abbildungen – neben der Sprache – zu den aussage-

kann, liegt auf der Hand. Für eine zukünftige Ausrichtung des Internetauf-

kräftigsten Grundelementen eines Corporate Design. Fotografien sprechen

tritts empfiehlt sich daher eine Analyse der Inhalte hinsichtlich von Nutzung,

emotional an und können das Selbstverständnis der Bezirksregierung Köln

Nutzen und Notwendigkeit.

auf einer nonverbalen Kommunikationsebene zum Ausdruck bringen. Dies gilt gleichermaßen für die Art der Anwendung von Bildern in der Kommunika-

Verschlankung des Informationsangebotes und Nutzungsevaluation

tion, also für Einsatzrahmen, Platzierung und Umfang derselben.

Ziel der Überarbeitung sollte primär eine Verschlankung des Angebots sein, ohne dass wesentliche Inhalte dem Rotstift zum Opfer fallen. Um diese

Positive Ansätze, die einen bewussten Umgang mit Bildmaterial aufzeigen,

Anpassungen an Struktur und inhaltlicher Ausgestaltung sinnvoll durch-

lassen sich in der Darstellung der Dienststellen auf dem Internetauftritt der

führen zu können, wird eine vorausgehende Evaluation notwendig sein.

Bezirksregierung Köln finden. So wie hier darauf geachtet wurde, dass die

Wichtig ist dabei, dass diese Analyse sich nicht auf quantitative Erhebungen

Bilder hinsichtlich des Wetters selektiert wurden – alle Fotografien zeigen

beschränkt. Die bereits umfassend erfolgende quantitative Auswertung der

die Gebäude unter blauem Himmel – kann dies auch auf andere Anwen-

Nutzungsstatistiken kann jedoch sinnvoll eingebunden werden, um potenzielle Bereiche für eine tiefergehende, qualitative Evaluation zu identifizieren. Konkret ließe sich so beispielsweise eine Aussage über Umfang und Häufig-

56

keit der Nutzung für einzelne Themenbereiche und Segmente des Internet-

Beobachtungen: Bildkommunikation / Analyse: Bildkommunikation

auftritts machen und in einem zweiten Schritt qualitativ evaluieren worin die Ursachen für eventuell abweichende Ergebnisse begründet sind. Letzteres

60

Kommunikationkanäle/Medien

64

Empfehlungen zum Umgang mit Onlinemedien

65

Empfehlungen zum Umgang mit Onlinemedien

Abb.:

Quantität

Qualität

Das Dreieck zeigt die wechselseitige Abhängigkeit der Parameter, die für die Ziele der behördlichen Kommunikation bestimmend sind. Dabei gilt es zu beachten, dass jeweils nur zwei der Parameter zusammengebracht werden können. Bei gleichbleibendem Ressourceneinsatz bedingt eine Steigerung der Qualität den Rückgang der Quantität (und umgekehrt). Eine Steigerung der Qualität bei gleichbleibender Quantität erfordert also eine Steigerung im Bereich des Ressourceneinsatzes. Die angedeutete Verschiebung des Punktes entspricht einer Empfehlung für den zukünftigen Umgang mit der behördlichen Kommunikation.

geringer Ressourceneinsatz

2.3.2 Printkommunikation

Selbstverständnis herausarbeiten und reflektieren Voraussetzung für die erfolgreiche Außenkommunikation ist ein reflek-

Neben den Onlineinhalten kommuniziert die Bezirksregierung Köln auch über

tiertes Selbstverständnis. Allen Kommunikationsbestrebungen der

ein breites Angebot an Printprodukten.

Bezirksregierung Köln – in welcher Ausdrucksform auch immer – sollte daher zunächst ein klares Selbstverständnis zugrunde liegen (siehe auch Behördenleitbild). Erst wenn die eigenen Kommunikationsformen und systembe-

2.3.2.1 Betrachtung der Printkommunikation

wahrscheinlich große Industriebetriebe ansprechen soll, sowie das für

Der Begriff Printkommunikation impliziert nicht, dass die Dokumente auch

Ladungssicherung« mit der Unterüberschrift »Für Verlader und Fahrper-

wirklich in gedruckter Form vorliegen müssen. Er schließt vielmehr auch

sonal« die angesprochene Zielgruppe konkret genannt.

dingten Operationen in der gesamten Behörde reflektiert und verstanden

Lehrkräfte angebotene Faltblatt »Eine Fortbildung für Kollegien am Berufs-

werden, können diese auch für Außenstehende (Umweltsysteme) in gelin-

kolleg«. Teilweise wird, wie im Fall der Publikation »Wissenswertes zur

die für den Druck vorgesehenen Dokumente mit ein, die beispielsweise als

gende Kommunikation transformiert werden. Aus dem eigenen Selbstverständnis lassen sich Kriterien zur Qualitätsbewertung von Kommunikation entwickeln, um behördliche Operationen »durch eine abgestimmte DarstelAuf den topografischen Karten der Plattform tim-online.nrw.de kommen

Download bereitgestellt werden. Exemplarisch sollen hier drei unterschiedliche Elemente der Printkommunikation näher betrachtet werden. Faltblätter

Printkommunikation mittels Formularen

lung in der Öffentlichkeit begleiten« zu können.

unter anderem die Bezeichnungen »Verwaltung« und »Museum« vor, auf

Für fünf Abteilungen werden auf dem Internetauftritt unter dem Navigations-

der Liegenschaftskarte hingegen lediglich die Bezeichnung »Regierung«.

In diesem Arbeitsprozess gilt es, ein vorhandenes Selbstverständnis der

punkt Service diverse Formulare und Anträge zum Herunterladen angeboten.

Auf dem Cityplan Köln von Falk lautet die Bezeichnung ebenfalls kurz

Behörde zu fassen, was den Dialog mit den Angehörigen der Behörde

Eine konkrete Zielgruppenansprache gibt es hier – wie auch bei den meisten

»Regierung«, auf wieder anderen Karten »Regierungspräsidium«.

notwendig einschließt. Im Behördenleitbild sind wichtige Bedingungen

Ein Teil des in gedruckter Form vorliegenden, öffentlichen Informationsma-

Faltblättern – nicht. Zum einen findet man Formulare zur Aus- und Fortbil-

terials der Bezirksregierung Köln besteht in den mehr als 40 Faltblättern. Mit

dung für Pädagoginnen und Pädagogen oder zur Approbationserteilung

Die an den Haltestellen der Kölner Verkehrsbetriebe angebrachten

eines wertvollen Diskurses angelegt. Wesentlich sind hierbei »Aufrichtig-

Karten nennen den Gebäudekomplex »Reg.-Präs«, auf dem Umgebungs-

keit, gegenseitige Wertschätzung und ein verantwortungsvoller Umgang

diesen wird versucht, unterschiedliche Adressaten – von Privatleuten, über

von Ärztinnen und Ärzten, zum anderen findet man die »Genehmigung zur

plan findet sich die Bezeichnung »Bezirksregierung« und wer einen Blick

über alle Ebenen hinweg«. Diese interne Phase der Kommunikation muss

Selbstständige bis hin zur Großindustrie – zu erreichen.

Einrichtung eines Internationalen Linienverkehrs« für Busunternehmen.

auf den Haltestellenlageplan des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg wirft, liest

derart moderiert sein, dass jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter als ein

Abteilung 1 bietet im Gegensatz zu den anderen gelisteten Abteilungen,

»RP Bezirksregierung Köln«. Im offiziellen Innenstadt-Plan der Stadt Köln

wichtiger Teil des Systems Behörde ernst genommen wird und in einem

findet sich die Bezeichnung »Bezirksregierung«.

Bei genauer Betrachtung lässt sich unter den Faltblättern eine Hierarchie mit drei Ebenen erkennen: Auf der obersten Ebene steht das Behördenfalt-

keinerlei Formulare an; hier findet sich eine leere Seite ohne die in dieser

blatt. Es existiert in genau einer Ausführung und beschreibt die Bezirks-

Rubrik zu erwartenden Formulare. Gleiches gilt für einzelne Dezernate der

regierung Köln. Es folgen die Abteilungsfaltblätter, welche die Aufgaben

Abteilungen 2, 3 und 4.

und Bereiche der Abteilungen sowie deren Dezernate darstellen. Darunter

Die Zuordnungen von Suchbegriffen und tatsächlicher Position, aber auch die Bezeichnungen von Orten in analogen und digitalen Karten, sind alles andere als einheitlich.

angesiedelt sind die Themenfaltblätter, welche über spezifische Sachthemen

Printkommunikation mittels Bekanntmachungen

geschützten Rahmen Gehör findet. Auch Unbehagen und Kritik muss offen formuliert werden können. Jede imagebildende Unternehmung, die nicht das Selbstverständnis der Menschen als Behördenangehörige ernst nimmt, ist letztlich unnötig ressourcenzehrend und kann nicht dauerhaft erfolgreich sein.

informieren und von einem oder mehreren Dezernaten verfasst und heraus-

Unter dem Navigationspunkt Presse findet man auf dem Internetauftritt alle

Passantenbefragung

gegeben werden.

Pressemeldungen der letzten fünf Jahre als druckbare Dokumente in einem

Bei einer stichprobenartigen Passantenbefragung in Köln ergab sich

verstanden zu werden und lediglich der erste Schritt einer zielgerichteten

Archiv. Stellen- und Ausbildungsangebote sowie das Amtsblatt befinden sich

folgendes Bild: Im Stadthaus Deutz, in der Stadtbibliothek und bei Befra-

Kommunikation.

Als Beispiele wären zu nennen: das Faltblatt »Landkarten verstehen und

unter dem Navigationspunkt Service.

richtig nutzen« der GEObasis.nrw, das vermutlich auf den Privatanwender

Printkommunikation / Beschreibung der Printkommunikation

69

Selbstverständnis ist jedoch nur Bedingung der Möglichkeit,

gung mehrerer Passanten im Innenstadtbereich konnten wir keine hilfreichen Auskünfte und Wegbeschreibungen erhalten, obwohl die Befragten

So ist es beispielsweise im Umgang mit Sprache in der Kommunikation der

Köln, der die Anschrift der Pressestelle, das Behördenlogo und das Keyvisual

sich mehrheitlich als Kölner bezeichneten. Die überwiegende Mehrheit

Behörde von Bedeutung, die behördeninterne Sprache der Zuständigkeiten

70

76

Die Pressemeldungen stehen auf dem Briefbogen der Bezirksregierung

zielt. Das Faltblatt »Region schützen. Emissionen verringern.«, welches

Beschreibung der Printkommunikation

Beobachtungen: Sichtbarkeit und Gebäudekennung

Zusammenfassung der Empfehlungen

83

Auszüge aus dem 86seitigen Kommunikationspapier für die Bezirksregierung Köln mit Betrachtungen, Analysen und Empfehlungen zu ihren verschiedenen Kommunikationskanälen

68 69


2010 |


| 2011 Wintersemester Soundscape Cologne | S. 72 - 73

Experimental Haute Couture | S. 74 - 75 Wahrnehmungsmanagement | S. 76 - 77



Soundscape Cologne / MP / Designtheorie und -geschichte / Wintersemester 2010/11 / 07.12.2010 bis 04.02.2011

Soundscape Cologne Eine Landschaft aus Klängen Das Wesen einer Stadt wird maßgeblich von vielen verschiedenartigen Komponenten, unter anderem den einzelnen Stadteteilen und den unterschiedlichen in ihr lebenden Menschen beeinflusst. In Köln hat jedes Veedel seine eigene Geschichte, seinen eigenen Charakter, eine eigene Atmosphäre und ein eigenes Umfeld. Die Einzigartigkeit der Stadt wird weder außschließlich von touristischen Attraktionen oder einem gewissen „Getümmel“ geschafft, sondern auch von vielen unscheinbaren und unterbewusst vernommenen Faktoren, wie dem Sound. Murray Schaeffer, ein kanadischer Komponist und Schriftsteller, schrieb im Jahre 1977 das Buch „The Tuning of the World (The Soundscape)“ und entwickelte später für die Stadt Toronto eine solche Soundscape. Die Wahrnehmung einer „soundscape“ einer Stadt ist immer abhängig von der Perspektive des Betrachters.. Ein Tourists nimmt die Stadt ganz anders wahr als ein Einheimischer oder ein Zugezogener. Es gibt demnach keine einzig gültige soundscape, da sie immer unterschiedlich wahrgenommen wird. Wir verfolgten den Ansatz, die Vielseitigkeit der Stadt Köln zu zeigen, die Raum für eigene Interpretationen lässt und somit alle Beteiligten, wie Bürger, Touristen, und viele weitere einschließt. Dementsprechend starteten wir einige detailierte ResearchTrips durch verschiedene Veedel (Südstadt, Chorweiler, Mülheim, Junkersdorf und Weiden) und zeichneten Klänge natürlichen Ursprungs auf, sowie Klänge in Einkaufszentren, öffentlichen Verkehrsmitteln und öffentlichen Plätzen auf. Mit Fortschreiten des Projektes wurde somit ein kleines Archiv an Klängen geschaffen und eine entsprechende Kategorisierung dieser Klänge erlaubte uns, Vergleiche und Rückschlüsse zwischen den Vierteln zu ziehen. Die Klänge in Verbindung mit ihrer geographischen Lage auf einer Karte von Köln bietet einen Vorteil gegenüber bestehenden reinen Sound-Archiven oder Sammlungen. Zusätzlich besteht die Option, live streams zu verfolgen und Nutzer können die Soundmap nach Belieben vervollständigen und erweitern.

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Experimental Haute Couture / KP / Produktionstechnologie / Wintersemester 2010/11 / 22.11.2010 bis 26.11.2010

Experimental Haute Couture Darf man eigentlich Pelz tragen? Wie wird er hergestellt? Eine deutsch-dänische Kooperation sorgte für Furore In diesem Wochenprojekt wurde mit der Firma Copenhagen Fur kooperiert, einem der größten Pelzhersteller weltweit. Unter der Leitung von Grit Seymour, Professorin für Modedesign an der Universität der Künste Berlin wurden unterschiedliche Konzepte erarbeitet. Das Projekt begann mit einer hochinteressanten Diskussion über die Verwendung von Pelz und den daraus resultierenden ethischen Fragen, vor die sich jeder, der mit Pelz arbeitet, oder der ihn trägt, gestellt sieht. Darf man ein Tier töten, um sich damit einzukleiden oder sollten wir dieses atavistische Denken ablegen? Sind Tiere Objekte, können wir nach Belieben über sie verfügen? Ist das Tragen von Pelz moralisch verwerflich, das Tragen von Leder jedoch legitim? Interessanterweise wird beim Thema Leder kaum so heftig debattiert, doch wo die bizarren Gegensätze »flauschig, kuschelig« und »bedrohlich, todbringend« aufeinandertreffen, bezieht man

schnell Position. Es scheint folglich eine irrationale Unterscheidung in der Verteilung unseres Mitleids zu geben. Pelz ist auch wiederum bei richtiger Pflege ein sehr beständiges Material, welches über ein Leben lang halten kann: eine Eigenschaft, die nur wenige neuartige Textilien bieten. Auch seine isolierenden Eigenschaften sind fast unübertroffen. Es fällt auf, dass trotz aller Kontroversen um dieses Thema noch immer fast jedes große Modelabel auf echten Pelz setzt, sodass sich dieses Material in vielen Winterkollektionen wiederfinden lässt, sei es als Stola, Innenfutter oder ähnliches. Zeil des Projektes war es, sich mit Pelz in Verbindung zu (Wohn-) Accessiores zu befassen, doch einen Großteil der finalen Präsentation beanspruchten Fragen und Diskussionen rund um das Themenfeld Pelz, seine Herstellung und Weiterverarbeitung, seine Fans und Gegner.

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Wahrnehmungsmanagement | Stand von Oben | Lösung |

Innovative Fahrzeuge, neuartige Exponate und Highlights auf Ausstellungen, Besucherströme, Aufenthaltsdauer, nur vier Tage Zeit. Joachim Blickhäuser, damaliger Leiter der Abteilung Internationale Ausstellungen undOrientierung Events bei der weiteres Mittel zur Schaffung von bietet der Blick von o BMW Group gab Einblicke in das Messegeschehen.

Ein der Besucher jederzeit nachvollziehen, wo er bereits war und was ihn was er noch erkunden möchte.


Wahrnehmungsmanagement / KP / Ökologie und Design / Wintersemester 2010/11 / 03.11.2010 bis 05.11.2010

In dem einwöchigen Workshop zum Thema Messen und Ausstellungen in Automobilbereich, mit Fokus auf die BMW Group, erarbeiteten vier Gruppen verschiedene Konzepte. Meine Gruppe widmete sich dem Themenfeld Orientierung und Besucherströme auf (großen) Messeständen und suchte nach Lösungen, die auf die intuitive Wahrnehmung der Besucher setzten und sie anhand unterbewusst wirkender Maßnahmen, wie dem gezielten und von der Besucherzahl abhängigen Steuern von Licht und „Dunkelheit“ oder dem Einsatz von speziellen Materialien, wie

oben auf den Stand. So kann n noch interessieren könnte,

beispielsweise Formgedächtnismaterial, steuerten. Dabei war das Ziel, die Aufenthaltsqualität und -dauer auf einem Messestand so hoch wie möglich zu halten und dem Besucher Abwechselung zu bieten in Form von klarer Orientierung durch eine Art von landmarks (wie sie Highlights darstellen), aber auch die Option zu bieten, den Stand zu erkunden, den Entdeckergeist der Besucher zu wecken, sodass sie man nahezu labyrinthartig und weniger offenkundig das Areal begutachten kann. Anhand dieses Workshops ergab sich für mich dann einige Monate später mein Praktikum.

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2010 Sommersemester Vorlesung SI | S. 80 - 87

New Talents 2010 | S. 88 - 89 Wissenschaftliches Arbeiten | S. 90 - 93 Zeichen | S. 94 - 97


Vorlesung über die Situationistische Internationale Im Mai 2010 fragte Prof. Dr. Michael Erlhoff mich, ob ich eine Vorlesung über die Situationistische Internationale (kurz: SI) halten würde, da dies in Bezug zum Nebenthema meines Intermediate Project stand und zeitlich genau in den damaligen Kontext seiner Vorlesungen passte. Die Situationistische Internationale (abgekürzt wird sie im Folgenden mit SI) wurde am 28. Juli 1957 in Cosio d‘Arroscia von Pinot Gallizio, Piero Simondo, Elena Verrone, Michéle Bernstein, Guy Debord, Asger Jorn und Walter Olmo als eine internationale Vereinigung von linken Intellektuellen und Künstlern zur Revolutionierung der Gesellschaft und Kultur gegründet. Sie umfasste insgesamt mehr als 70 Mitglieder zur Zeit ihres Bestehens. Ihre offizielle Auflösung wurde im April 1972 bekannt gegeben. Für das Verstehen der Philosophie und Tätigkeit der SI ist es von Bedeutung, ihre Herkunft in Bezug zur Gruppe CoBrA , zur Bewegung für ein Imaginäres Bauhaus und zur Lettristischen Internationale zu erläutern.

CoBrA Asger Jorn, (Asger Oluf Jörgensen) 1914 geboren in Vejrum in Westjütland, studierte Kunst in Paris bei dem Maler Ferdinand Léger und war Mitglied der kommunistischen Widerstandsbewegung in Dänemark während des 2. Weltkriegs. Danach schloss er sich der Gruppe revolutionärer Surrealisten an, welche sich bewusst von Andrè Breton abgrenzten,

nachdem dieser zunehmend seine Abneigung der Kommunistischen Partei gegenüber verlauten lies. Nach dem Auseinanderbrechen dieser Gruppe, wurde er neben Karel Appel, Guillaume Corneille, Christian Dotremont, Constant Nieuwenhuis und Joseph Noiret Gründungsmitglied der Künstlergruppe CoBrA (Copenhagen, Brüssel, Amsterdam). Der Name kam durch die Verbindung der Hauptpersonen zustande: Jorn in Kopenhagen, Corneille und Dortemont in Brüssel und Constant und Appel in Amsterdam. Heftiger, expressionister Pinselstrich, die Behandlung mythologischer und folkloristischer Thematiken und das Interesse an Kunst von Kindern und Geisteskranken, auch „Aussenseiterkunst“ genannt, sowie ein allgemeiner marxistischer Standpunkt waren die Erkennungsmerkmale der CoBrA. Asger Jorn praktizierte eine gewollt naive Malerei. Seine geistige Grundposition war durch die Studien der skandinavischen Romantiker Swedenborg und Kierkegaard in Bezug auf Anarchismus und Marxismus gekennzeichnet. Die CoBrA-Gruppe war so vielfältig, dass es nie zu einem theoretischen Fundament für ihre Aktivitäten reichte. 1951 löste sich die Gruppe aufgrund persönlicher und politischer Verschiedenheiten auf.


Vorlesung / Designtheorie und -geschichte / Sommersemester 2010 / gehalten am 23.06.2010

Imaginäres Bauhaus Nach 18 monatiger Krankheit (Tuberkulose), suchte er Mitglieder für seine neue Kunstbewegung: Die Internationale Bewegung für ein Imaginistisches Bauhaus (kurz M.I.B.I.). 1954 wurde die Gruppe in der Schweiz gegründet. Alte CoBrA Künstler, wie Appel und Corneille, aber auch neue ital. Künstler, wie Enrico Baj und Sergio Dangelo der ein Jahr zuvor gegründeten „arte nucleare“ kamen hinzu. Dem Schweizer Künstler Max Bill, ehemaliger Student am Bauhaus, wurde die Aufgabe überrtagen, die Hochschule für Gestaltung (kurz HfG) Ulm aufzubauen als eine Art „neues Bauhaus“. Bill wandte sich an Jorn, welcher anfangs begeistert war von der Idee. Es kam aber schnell zu großen Meinungsverschiedenheiten: Bill wollte ein auf Rationalismus und Funktionalismus ausgerichtetes Bauhaus, Jorn war für ein Bauhaus, in dem Subjektivität, Experiment, Automatismus und Zufall beachtet werden sollten. Jorn wollte den Künstler nicht versklavt wissen unter einer primären Ästhetisierung der Technik, sondern wollte durch das neue Bauhaus die berechtigte Rolle des Künstlers im Maschinenzeitalter finden. Er schlug vor, künstlerische Forschung genauso zu behandeln wie die Humanwissenschaften und wollte eine Zusammenarbeit von Künstlern und Wissenschaftlern fördern. Als Gegenreaktion auf das technologische Denken von Bill begann Jorn sich auf theoretische Art mit allgemeiner Ästhetik und Stadtplanung zu befassen, was ihn Constant und der LI näher brachte. 1954 ließ sich Jorn mit Bill auf der Triennale für Industrielles Design in Mailand auf eine öffentliche Debatte über das Thema „Industrielles Design in der Gesellschaft“ ein. Jorn erklärte, dass das Bauhaus und Le Corbusier zu ihrer Zeit revolutionär waren, doch die Unterordnung der Ästhetik unter die Technologie und die Funktion führe zu Standardisierung, Automatisierung und stärker regulierter Gesellschaft. Jorn reiste 1955 nach Alba im italienischen Piemont zu Pinot Gallizio, um mit ihm gemeinsam ein Werkstatt-Laboratorium als Prototyp des imaginistischen Bauhauses in Gallizions Atelier, einem 30

Meter tiefen Raum innerhalb eines im 17. Jahrhunderts erbauten Klosters, einzurichten. Im folgenden Jahr wurde der „Erste Weltkongress freier Künstler“ in Alba von Jorn und Gallizio organisiert, zu der Künstler aus ganz Europa kamen. Wolman vertat die LI, Jorn, Gallizio und Simondo de Verrone den M.I.B.I. Weitere Künstler und nicht Mitglieder waren Constant, Baj, Jacques Callone, Ettore Sottsass jr., Walter Olmo, Franco Garelli, Sandro Cherchi, Franco Assetto, sowie die tschechischen Künstler Pravoslav Rada und Jan Kotik. Die erste Beziehung von Jorn und der LI war hergestellt, man wollte sich gegenseitig unterstützen. So wurde Wolman in die Redaktion der Eristica, die Zeitschrift des M.I.B.I. aufgenommen und Jorn in das Leitungskommitee der LI.

Die Beziehung von Guy Debord zu den Lettristen und die Gründung der LI Guy Debord, wurde am 28.12.1931 in Paris geboren. Nach Kriegsende 1945, folgte zu Beginn der 1950er Jahre der wirtschaftliche Aufschwung Frankreichs. Eine Veränderung im alltäglichen Lebensstils wurde spürbar, der Massenkonsum wurde vorangetrieben. Fernsehen hielt Einzug in die privaten Haushalte, serienmäßig hergestellte Autos wurden erschwinglich und erste große Wohnanlagen entstanden. Die Surrealisten waren in den 1950ern reiche und berühmte Künstler geworden, was problematisch war hinsichtilich ihrer Rolle als Avantgardebewegung und so kam es, dass der an literarischen Aussenseitern und Rebellen interessierte Debord seine Aufmerksamkeit auf eine neue avantgardistische Gruppierung, die Lettristen, richtete. Im April 1950 wird die Ostermesse in Notre Dame von den Lettristen (Berna, Michel Mourre, Ghislain Desnoyres de Marbiax und Jean Rullier) gestört, in Form eines als Dominikanermönch verkleideten Mourre, der eine blasphemische Rede hielt, welche von Berna geschrieben wurde. Den Teilnehmern der Aktion war es nur durch „Rettung“ durch die

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Polizei gelungen, dem wütenden Mob zu entrinnen - die Lettristen waren in aller Munde. Während den Filmfestspielen in Cannes im April 1951 begegnet Debord den aus Paris stammenden extremistischen Lettristen, welchen er sich noch im selben Jahr anschließt. Isidore Isou (Allitaraion zu Tristan Tzara) (mit wahrem Namen Jean-Isidore Goldstein) wurde 1925 in Botosani im rumänischen Moldawien geboren und gründete 1946 mit Gabriel Pomerand in Paris die lettristische Bewegung, welche Worte und Sätze auf ihre Buchstaben zurückführte, um Gefühle gegen die Sprache zu erzeugen, (Manifest der lettristischen Dichtung: Introduction á une Nouvelle Póesie et une Nouvelle Musique, Paris 1947). In sogenannten Hypergraphiken wurde die Zusammenfügung von Dichtung und Malerei erforscht, ähnlich dadaistischen und futuristischen Wortcollagen, in welchen Maurice Lemaitre, ebenfalls Theoretiker der lettristischen Bewegung, eine Synthese aus vielen Kommunikationsformen erkannte. Isou machte in seinem Text „Abhandlung über die Nuklearökonomie: der Aufstand der Jugend“ darauf aufmerksam, dass rebellische Jugendliche sich nicht ihrer gesellschaftlich untergeordneten Rolle fügen sollten, er bezeichnete sie als „das neue Proletariat“, eine Klasse mit revolutionärem Potential, welche „... nichts zu verlieren habe“. Im Anschluss an Debords Umzug nach Paris im Oktober 1951, vorgeblich um an der Sorbonne Jura zu studieren, kam dieser schnell in Kontakt mit einer Gruppe Jugendlicher im Pariser Saint-Germain-des Prés, welche das Bürgertum in höchs- tem Maße ablehnten, Kleinkriminalität verübten und sich dem Nichtstun hingaben. Debord umschreib ihr wichtigstes Gebot mit einer Parole an der Rue de Seine: „Ne travaillez jemais!“ (Arbeitet nie!), worauf später noch eingegangen wird. Im Juni 1952 hat Debord genug von Isou und bildet eine neue Gruppe (die LI) mit Berna, Brau und Wolman. Debords erster Film „Geheul für Sade“ (Hurlements en faveur de Sade), wird am 30.6.1952 zum ersten Mal in Armand J. Cauliez „Filmclub der Avantgarde“ aufgeführt. Es war ein Film, der nicht

nur darauf aus war, Situationen zu zeigen, sondern sie auch zu erschaffen, in dem die abwertenden Reaktionen, Beschimpfungen des Publikums bewusst erschaffenener Teil dieser Situation sind. Als die LI am 29.10.1952 eine Pressekonferenz Charlie Chaplins im Pariser Ritz durch Verteilung von Flugblättern unterbrach, welche Chaplin beleidigen und die ablehnende Haltung der LI seiner Arbeit und ihm gegenüber aufzeigen sollten, kam es zum Bruch mit Isidore Isou, da Isou diesen Vorfall nicht billigte. Persönliche Differenzen von Isou und Debord, wie zum Beispiel Isous Personenkult, welchen Debord vollkommen ablehnte, waren bereits zuvor zu Tage getreten. Nach diesem Bruch kommt es am 7.12.1952 in der Konferenz von Aubersville zur formellen Gründung der LI. Dieser gehörten neben Debord, Wolman, Berna, Mension und Brau auch Michèle Bernstein, Barbara Rosenthal, Sarah Abouaf, Vali Meyers (Australierin), Paulette Vielhomme und Elaine Brau (damals Papai) und weitere an, es bestand eine lockere Besetzung. Die LI hat große Pläne, ihr Ziel ist „der bewusste und kollektive Aufbau einer neuen Zivilisation“. (Jean-Francois Martos, Paris 1989) Sie wollen nicht nur die Ästhetik verändern, sondern auch das Verhalten der Menschen. Deren Leben und Sehnsüchte sind von diesem Umsturz nicht trennbar, darum lehnen sie die traditionelle Politik oder die soziale Revolution ab. Sie stellen ihre Idee von Glück einem revolutionären Programm voran. Die Ideen der Psychogeographie, des Dérive und des Détournement, welche wichtige Bestandteile in der Theorie der späteren SI waren, wurden bereits in der LI durch Ivan Chtcheglovs Schlüsseltext „Formular für eine neue Stadt“ entwickelt. Dérive ist im Deutschen wohl am verständlichsten mit „Umherschweifen“ zu übersetzen. Eine orientierungslose Bewegung durch die Stadt, ein absichtliches und forschendes Verirren, das flüchtige Durchstreifen verschiedener Umgebungen und der dabei entstehende Einfluss der Architektur. Ein solches Umherschweifen konnte Stunden oder auch Monate dauern und wurde nicht grundlos von den Lettristen betrieben.


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Sie nutzten dérive als Mittel für die Psychogeographie, eine „Erforschung der unmittelbaren Wirkung der geographischen Umwelt auf das Gefühlsleben“, zur Herstellung neuer emotional begründeter Stadtpläne, welche eine Konstruktion neuer, utopischer Umgebungen, wie der Aufhebung einer Teilung der Freizeit und Arbeitszeit, dienen sollte. Nach Michèle Bernstein: „Keine neue Lehre der Stadtplanung, sondern eine Kritik der Stadtplanung.“ Ein „unitären Urbanismus“, eine ganzheitliche Stadtentwicklung wurde angestrebt. Die LI problematisierte auch als eine der ersten politischen Gruppen die Freizeit. Ein weiterer Aspekt ist die Theorie des détournement, der Zweckenentfremdung. 1958, als die SI bereits gegründet ist, findet sich hierzu eine situationistische Definition:„Zweckentfremdung von ästhetischen Fertigteilen. Integration aktueller oder vergangener Kunstproduktionen in eine höhere Konstruktion des Milieus. In diesem Sinne kann es weder eine situationistische Kunst, noch eine situationistische Musik, wohl aber eine situationistische Anwendung dieser Mittel geben. In einem ursprünglicheren Sinne ist die Zweckentfremdung innerhalb der alten kulturellen Gebiete eine Propagandamethode, die die Abnutzung und den Bedeutungsverlust dieser Gebiete aufzeigt.“

Potlach Potlatch war ab dem 22. Juni 1954 die Zeitschrift der LI, welche das vorherige Mitteilungsblatt, schlicht Internationale Lettriste genannt, ablöste. Getippt von Michèle Bernstein und zeitweise von unterschiedlichen Mitgliedern der LI herausgegeben, wurden von Potlatch in dern ersten Ausgabe noch 50 Exemplare hergestellt, stieg die Auflage schon im zweiten Heft auf 400 an. Käuflich war es nicht zu erwerben, es wurde verschenkt. Hier tauchten auch zum ersten Mal die Begriffe dérive, détournement und Psychogeographie auf. Es beinhaltete die künstlerischen Werke der LI und revolutionäre Gesellschaftskritik, sprach sich für antikolonialistische und antiimperialistische Revolten aus und unterstützte Arbeiterstreiks.

Die SI 1957 - 1965 Debord schreibt den Rapport über die Konstruktion von Situationen und die Organisations- und Aktionsbedingungen der Internationalen Situationistischen Tendenz. Der zentrale Begriff „Situation“ hat mit dem Existentialismus von Jean-Paul Sartre zu tun, doch wo Sartre das Empfinden des Selbstbewusstseins der Existenz innerhalb eines gegebenen Milieus oder einer gegebenen Atmosphäre beschreibt, fordert Debord eben nicht nur das passive Hinnehmen, sondern das aktive Schaffen solcher Situationen. Der Hauptgedanke des Rapports war „die konkrete Konstruktion kurzfristiger Lebensumgebungen und ihre Umgestaltung in eine höhere Qualität der Leidenschaft“. Der weitere Hauptbestandteil des Rapports ist die Kritik der Rolle der historischen Avantgarden und die Forderung Debords nach neuen Avantgarden mit einem zusammenhängenden revolutionären Programm und Methoden der Organisation aus dem revolutionären Untergrund. Nach dieser Feststellung und der umfangreichen Kritik ihrer Vorgänger fühlte die SI sich in der Lage, ihren Platz an der Spitze der Avantgarden einzunehmen. Die Gründungskonferenz fand am 27. und 28. Juli 1957 in Cosio d‘Arroscia statt, dem Geburtsort des Künstlers Pierro Simondo statt, in dessen Familienhaus die Delegierten Debord, Bernstein, Gallizio, Simondo, Verrone, Olmo und Jorn unter- gebracht wurden. Nur wenige Monate später, im Oktober 1957 wurden Olmo, Simondo und Verrone ausgeschlossen. Die erste Nummer der IS mit einer Auflage von 200 Exemplaren und einem goldfarbenen Chromoluxumschlag erschien im Juni 1958 mit Debord als Herausgeber. Ihr Stil blieb in den elf Jahren ihres Bestehens nahezu gleich. Sie war als Ideenplattform von großer Bedeutung für die IS und enthielt in ihrer ersten Ausgabe unter anderem den Artikel „Formular für einen neuen Urbanismus“ von Ivan Chtcheglov, welcher in den folgenden Jahren auf Constant und sein New Babylon auswirkte. In Anbetracht der Tatsache, dass Jorn sich zum international rennomierten Künslter entwickelte, und stets

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unter Zeitdruck stand, fand er Zeit für das Engagement in der IS. 1957 arbeitet er mit Debord am Buch „Fin de Copenhague“, welches aus vorgefundenen Bildern und Texten besteht, angeblich zufällig beim Besuch eines Zeitungskiosk gefunden und aufgesammelt und im Hintergrund durch Jorns Farbtropfen getragen wird. Aus Jorns und Debords Sicht enthält es einen satirischen Angriff auf die technologische Konsumgesellschaft. Ein Jahr später arbeiten Debord und Jorn an den Memoires, einem in Sandpapier gebundenen Buch über die Frühgeschichte der LI. Der wohl nachhaltigste Beitrag Jorns zur SI sind die zwei Serien zweckentfremdeter Gemälde Jorns, die Modifikationen, in welchen besonders in der zweiten Ausstellung mit Modifikationen „Nouvelles défigurations“, ein Mädchen im blassen Kleid, dem Jorn Schurr- und Ziegenbart angemalt hat - eine Verbindung zu Marcel Duchamps L.H.O.O.Q. ist offensichtlich, wobei das Aussergewöhnliche der herausfordernde Blick des Mädchens ist, welcher an eine Warnung an alle erinnert, die glauben, die Avantgarde sei tot. Im April 1963 verließ Jorn die SI, stand aber weiterhin in Kontakt mit ihr, um mit Bildern oder Geld auszuhelfen. Er starb am 1. Mai 1973 vermutlich an Lungenkrebs.

der LI als verhasst. 1959 gründete Constant mit seinem Freund Armando und den Architekten Har Oudejans und A. Alberts das Forschungsbüro für unitären Urbanismus. Nach einem Streit mit Debord über seinen Umgang mit der Galerie van de Loo und Oudejans und Albers tritt Constant 1960 aus der SI aus.

Pinot Gallizio, der ebenfalls Gründungsmitglied der SI war praktizierte die „industrielle Malerei“. Seine erste Ausstellung fand in der Turiner Gallerie Notizie 1958 statt. Er bearbeitete lange Leinwandrollen mit selbst gebauten Malmaschinen und beabsichtigte, seine Leinwände als Meterware zu verkaufen. Es folgten eine weitere Ausstellung in Paris der Galerie René Drouin und sein Manifest der industriellen Malerei. Am 31. Mai 1960 schloss Debord Pinot Gallizio und seinen Sohn Melanotte aus der SI aus, mit der Erklärung, sie hätten zunehmende Verbindunge zur kommerziellen Kunstwelt. Pinot Gallizio verstarb plötzlich 1964. Constant befasste sich während seiner Zeit in der SI mit dem unitärem Urbanismus und seinem Projekt „New Babylon“, einem Architekturkonzept, wobei nicht Funktionalismus im Vordergrund steht, sondern eine künftige spielerische Gesellschaft. Le Corbusiers Architektur galt auch schon

Die deutsche Sektion brachte ihren Zweifel an den revolutionären Fähigkeiten des Proletariats hervor und empfahl die Mobilisierung der Avantgardekünstler. Debord kritisierte sie dafür scharf und die SPUR-Gruppe war bereit, sich der Meinung der Mehrheit der SI anzuschließen. Diese Debatte war jedoch noch nicht abgeschlossen. Ein Jahr später, im August 1961 in Göteborg bei der 5. Konferenz der SI, der ersten ohne Jorn, verdeutlichte sich der Konflikt. Wieder war es die deutsche Sektion, welche die Behandlung der Künstler durch die SI- Mehrheit kritisierte: Gewinnt ein Künstler an Macht in der SI, wird er rausgeworfen. Diese Verschiedenheiten zur Auffassung des Status der Kunst führten im Februar 1962 zum Ausschluss der SPUR-Gruppe und einen Monat später zum Ausschluss von Jörgen Nash, Ansgar Elde und Jaqueline de Jong. Diese verfassten ein Flugblatt, in dem sie ihren Ausschluss anprangerten und verdeutlichten, dass eine Organisation,

Durch die Bekanntschaft mit Jorn kam die deutsche Künstlergruppe SPUR, bestehend aus Lothar Fischer, Heimrad Prem, Helmut Sturm und Hans Peter Zimmer 1959 zur SI. Sie beschäftigte sich mit Kitsch und war im besonderen hervorgehoben duch ihren kollektiven und gemeinsamen Arbeitsprozess. Mithilfe von Jorn btrachten sie ihre Zeitschrift SPUR heraus, anders als die franz. Zeitschrift der SI, erinnerte ihre äußere Erscheinung an ein chaotisches Sammelalbum. Weitere neue Mitglieder der SI kamen aus Skandinavien hinzu, wie Jörgen Nash, der jüngere Bruder von Jorn, sowie Ansgar Elde und JeppesenVictor Martin. Im September 1960 nahmen neue Vertreter der deutschen und der skandinavischen Sektion an der vierten Konferenz der SI in London teil. Hierbei kam eine Debatte zustande, in wie weit die SI eine politische Bewegung sei.


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welche die Möglichkeit zur Debatte ausschließt, totalitär sei. Von der skandinavischen Sektion blieb nur noch JV Martin übrig, welcher mit offiziellem Segen noch drei Ausgaben der Zeitschrift „Situationisk Revolution“ herausgab und ungewöhnlicher Weise bis zum Ende der SI 1973 Mitglied blieb. Die ausgeschlossenen Mitglieder der skandinavischen Sektion gründeten die Zweite SI und ließen sich im schwedischen Örkelljunga auf einem Hof namens Drakabygget nieder. Ihre bekanntesten Aktionen waren die Besetzung des schwedischen Pavillons auf der Bienale 1968 in Venedig und das Errichten einer „Kunstbarrikade“ vor der Kasseler Kunsthalle Fridericanum während der docuenta 1972.

1966 - 1968 Die Gesellschaft des Spektakels Am 14. November 1967 erschien das erste Buch zur situationistischen Theorie: Die Gesellschaft des Spektakels von Guy Debord. In 211 Thesen wird auf die wesentliche Rolle des Spektakels eingeganen, den unitären Urbanismus und die revolutionäre Rolle der Arbeiterräte. Es finden sich Einflüsse von Lukacs, der Hegelschen Philosophie, dem jungen Marx und dem niederländischen Marxisten Pannekoek.

Das Handbuch der Lebenskunst Nur zwei Wochen nach der Veröffentlichung von „Die Gesellschaft des Spektakels“ folgt „Das Handbuch zur Lebenskunst für die jungen Generationen“ von Raoul Vaneigem. In einem leidenschaftlichen Stil verfasst, ist seine Schrift in 25 Kapitel und zwei Hauptteile gefasst: „Die Perspekive der Macht“ und „Die Umkehrung der Perspektive“. Der erste Teil untersucht den Gegenwärtigen Stand der Auflösung der bestehenden Gesellschaft, der zweite empfiehlt einige Mittel zur abschließenden Heilung. Ab 1965 nahm der Einfluss der SI zu (höhere Auflage von Potlatch) und sie übte internationalen Einfluss aus, umgekehrt wurde aber auch Einfluss auf die SI ausgeübt in Form der Unabhängigkeitsbe-

wegung in Algerien. 1960 wurde von Debord, Bernstein und anderen Linken aus dem Kulturbereich die Erklärung über das Recht zum Ungehorsam in Algerienkrieg unterzeichnet. Einen weiteren Einfluss übte die Erhebung der schwarzen Bevölkerung im Viertel von Watts in Los Angelges auf die SI aus, sie verstanden diese Rebellion nicht als einen Rassenaufruhr, sondern einen Klassenaufruhr und drückten ihre Unterstützung 1965 durch das Pamphlet Niedergang und Fall der spektakulären Warenökonomie aus. In der direkten französischen Umgebung wurden Studenten um André Schneider, ihrerseits Befürworter der SI, am 14. Mai 1966 an der Strasbourger Universität in die Leitung der AFGES (die Studentenvereinigung) gewählt. Sie wollten die Geldmittel der Vereinigung möglichst sinnvoll verwenden, trafen sich mit Debord und Mustapha Khayati und machten folgenden Vorschlag: das Pamphlet wurde von Khayati geschrieben und von Debord überwacht. Es folgten Aktionen gegen den Kybernetiker Abraham Moles, darunter das berühmte Plakat über Die Rückkehr der Kolonne Durruti (humoristische Darstellung zweier Cowboys, die sich über Verdinglichung unterhalten). Dies diente der Werbung für das Pamphlet Kayatis: Über das Elend im Studentenmilieu, betrachtet unter seinen ökonimischen, politischen, psychologischen, sexuellen und besonders intellektuellen Aspekten und über einige Mittel, diesem abzuhelfen. Die Auflage betrug 10.000 Stück und umfasst unter anderem Aussagen über die Rolle des Studenten im modernen Kapitalismus (meist verachtetes Wesen), die Notwendigkeit der Ausweitungen studentischer Kämpfe (auf die Gesellschaft), die revolutionäre Organisation in Arbeiterräten und die Rolle der Poesie der Zukunft. Die Flugschrift wurde zu Vorlesungsbeginn, am 22.11.1966 an der Uni Strasburg verbreitet, die Störung des studentischen Lebens nahm zu und zog das Interesse der Pressewelt auf sich. Am 13.12. übertrugen die Universitätsbehörden dem Gericht die Beaufsichtigung der AFGES. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht offensichtlich,

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dass sich die Bewegung über die Grenzen der Uni ausbreiten würde. Die nächste Entwicklung zeichnete sich an der Universität von Nanterre ab, wo die Studenten in überfüllten und schäbigen Quartieren wohnten und veraltete Hausordnungen den Kontakt von Männern und Frauen untersagten.

Mai 1968 Die Unruhen entwickelten sich, waren es anfangs noch Streiks und Vorlesungsstörungen, kam es im Januar 1968 zu Zusammenstößen mit der Polizei. Eine besonders unerschrockene Studentengruppe um René Riesel, die Wütenden (enragés) teilte den Standpunkt der SI und verteilte ihre Schriften und Flugblätter in der Universtät Nanterre. Am 22. März 1968 besetze eine Gruppe verschiedener Linker das Verwaltungsgebäude, die enragés verließen die Versammlung jedoch, da der von ihnen geforderte Rausschmiss der Stalinisten und Beobachter der Verwaltung nicht erfolgte. Die enragés erklärten der Universitätsverwaltung den Krieg, im Gegenzug drohte die Universität mit der Relegation der Gruppe „Bewegung 22. März“ um Riesel, darunter auch Daniel Cohn- Bendit. Nach den Vorkommnissen an der Uni Nanterre wurde die SI in der Presse als gefährliche Agitatoren bezeichnet und man war verwundert über den Einfluss einer kleinen Gruppe von ca. 40 Personen auf mehrere tausend Studenten. Am 6. Mai 1968 fiel die Entscheidung über die Relegation von Cohn-Bendit und Riesel. Am 3. Maifand die UNEF (Nationale Union franz. Studenten) statt und man wollte über Kampfmaßnahmen gegen die Relegation beraten, es gab eine riesige Polizeipräsenz. Die Ankunft einiger Faschisten und Einsatzkommandos zur Aufstandsbekämpfung schufen eine höchst angespannte Atmosphäre. Die enragés empfiehlen, sich mit allem möglichen zu bewaffnen, es folgten Festnahmen, allerorts waren Studenten auf den Straßen, die die Freilassung ihrer Kommilitonen forderten, Behörden kündigten Schließung der Sorbonne an, darauf forderten Hochschul- und Studentenvereinigungen zum Protest auf. Cohn-Bendit und Riesel erscheinen vor dem Rat der Uni Paris zu ihrer Anhörung, es

herrschte eine Explosive Mischung aus Polizeikommandos, politischen Aktivisten und Studenten und die SI verteilte das Flugblatt „Wut im Bauch“. An diesem Tag kam es zur massiven Ausweitung der Ausschreitungen, 10.000 Demonstranten verteidigten den Platz um Sant-Germain-de-Prés, Autos umgeworfen als Barrikaden, einige Läden geplundert. Nicht nur Studenten waren beteiligt, sondern auch Arbeiter, Arbeitslose und Rocker. Mit Pflastersteinen und Molow-Cocktails wurde gegen Tränengas und Schlagstöcke angekämpft. Eine Woche später, am 13.Mai gab es dann die Massendemonstration von 1 Mio. Studenten und Arbeitern. Nach Ende des Zuges beschlossen einige Demonstranten, die Sorbonne zu besetzen, darunter enragés und Situationisten. In der ersten Generalversammlung der Besetzer wurde diskutiert über die Perspektive der Bewegung und darüber hinaus - ob sie eine totale soziale Revolution beinhalten sollte. Die SI nutzte die Gelegenheit und machte Propaganda für Arbeiterräte. Gewissermaßen liegt darin eine Ironie: „Arbeitet nie!“ kombiniert mir der Forderung der Organisation einer Gesellschaft in Arbeiterräten. Es folgte die Besetzung der Flugzeugwerke „SudAviation“ in Nantes und noch am selben Tag die Besetzung einer der größten Fabriken Frankreichs, den Renaultwerken. Das Besetzungskommitee der Sorbonne schuf eine Flugschrift mit zu verbreitenden Parolen, wie „Alle Macht den Arbeiterräten“, „Nieder mit der spektakulären Warengesellschaft“ usw. Dies war auch gleichzeizig der Moment, an dem die SI an Einfluss im Besetzungskommitee verlor. Es entfachte ein Streit über die Rolle des Kommitees, was am 17.Mai den Rückzug der SI und der enragés zur Folge hatte. Sie gründeten im Keller einer Kunstgewerbeschule den CMDO - den 40 Personen umfassenden Rat zur Aufrechterhaltung der Besetzungen und verfassten mehrere Flugschriften und Aufrufe. Sie sahen den Moment gekommen, an dem die Arbeiter die Revolution selbst weiterführen und ausweiten mussten. Entweder würde sie jetzt gelingen, oder scheitern. Am 24. Mai trat Präsident De Gaulle im Fernsehen auf, worauf sich die Lage jedoch nicht

Literaturquellen: • Roberto Ohrt: Phantom Avantgarde: Eine Geschichte der Situationistischen Internationale und der modernen Kunst • Simon Ford: Die Situationistische Internationale: Eine Gebrauchsanleitung • Wolfgang Dreßen, Dieter Kunzelmann, Eckhard Siepmann: Nilpferd des höllischen Urwalds. Situationisten, Gruppe Spur, Kommune I


Vorlesung / Designtheorie und -geschichte / Sommersemester 2010 / gehalten am 23.06.2010

beruhigte, sondern ein Ansturm auf die Pariser Börse und neue Straßenkämpfe entfacht wurden. Mit seinem zweiten Fernsehauftritt am 30. Mai wurde die Rückkehr zur Ordnung eingeleitet. De Gaulle argumentierte, dass diese junge Generation Rebellierender keinen Ersatz für die bisherige Gesellschaft haben außer Versprechen von Lohnerhöhungen. Mit dem Beginn der Sommerferien wurden einige Studentengruppen verboten, sodass die Bewegung ohne Führerschaft und gemeinsame Ziele verblieb. Am 16. Juni kam es zur Rückeroberung der Sorbonne durch die Polizei und am 15. Juni wurde die Auflösung des CMDO bekannt gegeben.

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New Talents 2010 / MP / Audiovisuelle Medien / Sommersemester 2010 / 15.04.2010 bis 21.05.2010w

New Talents 2010 Erstellung audiovisueller Portraits der Akteure und deren Arbeiten im Kontext der Veranstaltung „New Talents 2010“. Im Rahmen der Veranstaltung “New Talents 2010” wurden vom 12. Juni bis 20 Juni 2010 zahlreiche Nachwuchs-Kreative einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Junge Designer, Künstler und andere Medien Schaffende zeigten ihre Projekte vielerorts in Köln, unter anderem im Kölner Rheinhaufen. Hierfür entwickelten und produzierten wir in einem mittelfristigen Projekt audiovisuelle Portraits der Akteure und deren Arbeiten – diese wurden auf der Site prominent plaziert.

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Wissenschaftliches Arbeiten In diesem Seminar stand das wissenschaftliche Arbeiten im Vordergrund. Hierzu wurden Diskussionen gef端hrt und Referate gehalten.


Wissenschaftliches Arbeiten / WS / Geschlechterverhältnis im Design / Sommersemester 2010 / 14.04.2010 bis 12.07.2010

Umberto Eco und „Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt“ Im Jahre 1977 verfasse Umberto Eco, geboren am 5. Januar 1932 in Alessandria, Italien und bekannt als Semiotiker, Professor an der Universität Bologna, Kolumnist, Philosoph, Medienwissenschaftler und Romanautor, das Buch „Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt“. Es ist gedacht als eine Hilfestellung für verzweifelte Studenten, welche erstmalig eine Abschlussarbeit verfassen. Trotz des nunmehr hohen Alters des Buches ist es doch sehr aktuell und wird ambivalent betrachtet. Einerseits gilt es als nützliche Hilfestellung: amüsant zu lesen und einfach zu verstehen. Andererseits wird die Verwendung von Schreibmaschinen und die mediale Rückständigkeit (noch in der 13. Auflage!) sowie der ausschließliche Bezug auf das italienische Hochschulsystem kritisiert. Schon in der Einleitung wird ersichtlich, dass Eco nicht bestrebt ist, wissenschaftliches Arbeiten oder gar einen Wissenschaftsbegriff zu definieren. Mit viel Sympathie für die Studenten erläutert er vielmehr, wie man schnellstmöglich eine Abschlussarbeit hervorbringt, welche „...den Doktorvater in einen nicht allzu traurigen Zustand versetzt.“ (S.3) Fast schon ironischer Weise erklärt er dann zusätzlich auf Seite sechs: „Eine wissenschaftliche Abschlußarbeit ist eine maschinenschriftliche Ausarbeitung, deren durchschnittliche Länge zwischen einhundert und vierhundert Seiten schwankt und in der der Student ein Problem abhandelt, das aus demjenigen Studienfach stammt, in dem er den Abschluß erwerben will.“ Im gesamten Hauptteil bezieht er sich auf Themenfindung, Materialsuche und die Auswertung des Gefundenen. Ein gutes Drittel nimmt allein die Anleitung über das Maschinenschreiben ein. Viele Ratgeber über das Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten beziehen sich noch heute auf Eco - ob hierbei der Erkenntnisgehalt des Buches oder der weltbekannte Name „Eco“ eine vorrangige Rolle spielt, sei dahingestellt. In einem Ratgeber wird eine wichtige These Ecos aufgefasst: „...Der Bekanntheitsgrad ist dabei nicht unbedingt ausschlaggebend, denn es ist nicht gesagt, dass die besten Gedanken auch von den bekanntesten Autoren kommen.“ Genau hier liegt der Bezugspunkt eines weiteren Aspektes unseres Referates: der Wandel innerhalb des wissenschaftlichen Arbeitens oder des Lehrbuchsystems. Die Erstausgabe Ecos Buches im Jahre 1977 stellt ein „altes Modell“ dar, der Einfluss der Zeit ist unübersehbar. Das Buch gilt aber, da es von einer anerkannten Autorität in Wissenschaftskreisen: Umberto Eco stammt, daher nicht als irrelevant oder nunmehr unbedeutend. Die Entwicklung der Technik ist im

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Laufe der Zeit einfach vorangeschritten. Im Jahre 2010 ist eine neue Generation von Forschern, Wissenschaftlern und denen, die er werden wollen: Studenten, vorhanden. Diese nutzen völlig neue Präsentationsund Kommunikationsformen. War bei Eco in den Siebzigern die Vorstellung von Internet und der Vereinfachung der Zugänglichkeit von Büchern und Arbeitsmaterial in diesem heutigen Ausmaße noch nicht bekannt, hat ein Wechsel, oder eine Transformation stattgefunden. An diesem Punkt nehmen wir einen weiteren Aspekt hinzu, welcher für diese Veränderung von großer Bedeutung ist:

Die Theorie des Thomas Samuel Kuhn

Thomas S. Kuhn, geboren 1922 in Cincinatti, lehrte als Professor für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte in Princton, Berkeley und am MIT. Er starb 1996 an Krebs in Massachusetts.

In seinem 1967 erschienenen Werk „The Structure of Scientific Revolutions“ stellt er die These auf, Fortschritte in der Wissenschaft vollzögen sich durch revolutionäre Prozesse, nicht durch kontinuierliche Veränderung. Eine wissenschaftliche Revolution meint den Ablösungsprozess von bestehenden Erklärungsmodellen, an denen und mit denen die wissenschaftliche Welt bis dahin gearbeitet hat, um durch andere Modelle ersetzt zu werden. Er nennt dies Paradigmenwechsel, wobei der Ausdruck Paradigma „für die ganze Konstellation von Meinungen, Werten, Methoden usw. [steht], die von den Mitgliedern einer gegebenen Gesellschaft geteilt werden.“ (Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, S. 186) Als eines von vielen Beispielen aus der Wissenschaftsgeschichte führt Kuhn für einen Paradigmenwechsel die Kopernikanische Wende an: „Sehen wir uns zuerst einen besonders berühmten Fall von Paradigmawechsel an, das Auftauchen der kopernikanischen Astronomie. Als ihr Vorläufer, das Ptolemäische System [...] entwickelt wurde, war es bewundernswert erfolgreich in der Voraussage der veränderlichen Positionen von Fixsternen und Planeten. Kein anderes System des Altertums hatte so gut funktioniert. [...] Am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts begann eine wachsende Zahl der besten Astronomen Europas zu erkennen, daß das astronomische Paradigma bei Anwendungen auf seine eigenen traditionellen Probleme versagte. Diese Erkenntnis war die Voraussetzung für die Ablehnung des ptolemäischen Paradigmas durch Kopernikus und für dessen Suche nach einem neuen.“ (S. 80 ff.) Die Entwicklung hin zum Paradigmenwechsel vollzöge sich von der Phase der Normalwissenschaft über die der außerordentlichen Wissenschaft. „In diesem Essay bedeutet »normale Wissenschaft« eine Forschung, die fest auf einer oder mehreren wissenschaftlichen Leistungen der

Literaturquellen: • Umberto Eco: Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt • Thomas Samuel Kuhn: The Structure of Scientific Revolutions


Wissenschaftliches Arbeiten / WS / Geschlechterverhältnis im Design / Sommersemester 2010 / 14.04.2010 bis 12.07.2010

Vergangenheit beruht, Leistungen, die von einer bestimmten wissenschaftlichen Gemeinschaft eine Zeitlang als Grundlagen für ihre weitere Arbeit anerkannt werden. Heute werden solche Leistungen in wissenschaftlichen Lehrbüchern, für Anfänger und für Fortgeschrittene, im einzelnen geschildert, wenn auch selten in ihrer ursprünglichen Form.“ (S. 25) Für die „normale Wissenschaft“ gilt also, dass sich viele Einzeluntersuchungen und Aussagen ergänzen und stützen, bestehende Paradigmen werden anerkannt. Durch Anfechtungen und Anomalien tritt die Wissenschaft in eine Phase des Streits von Autoritäten, Lagern und Schulen, bestimmende Faktoren sind in dieser Phase der „außerordentlichen Wissenschaft“ Macht, Mehrheit und der Generationenwechsel, bis es zum Paradigmenwechsel kommt.

Was hat das mit Design zu tun? Mit dieser Sicht und Begrifflichkeit stellen sich Fragen an die DesignDisziplin: ◊ Finden wir im Design Paradigmen und wo gab es Paradigmenwechsel? Gewiss ist hier das Modell Bauhaus oder der Übergang der Moderne in die Postmoderne ein guter Ansatz. ◊ Ist die Entwicklung von der Einzelanfertigung hin zu industriellen Fertigung ein Paradigmenwechsel? ◊ Ist die Betrachtungsweise von Design als Bereich der Praxis und des Handwerks hin zu Design als Forschungsgebiet ein Paradigmenwechsel? ◊ Eine weitreichende und bleibend spannende Frage ist die, ob und wenn ja inwieweit der Wissenschaftsbegriff im Design Potential für einen Paradigmenwechsel innerhalb der anderen Wissenschaften aufweist.

Bildquellen: http://www.italymag.co.uk/sites/mainfiles/umberto-eco1.jpg http://filosofiadacienciaufabc.files.wordpress.com/2011/03/kuhn-110273-050-f968add7.jpg

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Zeichen Ein Referat zur Einf端hrung in die Bildsemiotik


Zeichen / WS / Identität und Design / Sommersemester 2010 / 07.04.2010 bis 14.07.2010

Was sind Bilder? Bilder finden laut Mitchell zahlreich Verwendung in verschiedenen Bereichen: in der Kunstgeschichte in Form von grafischen Bildern, wie Gemälde, Zeichnungen, Fotos, Statuen, usw. Auch in der Physik als optische Bilder, wie Spiegelungen und Prejektionen, sowie auch perzeptuelle Bilder, also Bilder der Wahrnehmungen und Erscheinugen in Physiologie, Neurologie, Psychologie, Kunstgeschichte, Physik und Philosophie. Weitere wären geistige Bilder, wie Träume, Erinnerungen und Ideen in Psychologie und Erkenntnistheorie und es gibt sprachliche Bilder in der Literaturwissenschaft. Bildsemiotik versteht Bilder als Zeichensysteme, sie haben also eine Struktur, unterliegen bestimmten Codes. Diese Codes sind aber anders als Alphabete, Zahlensysteme oder Notensysteme. Sie sind offener als die Entsprechung von Werten und Zahlen oder Buchstaben und Lauten.

Codes Nach Eco gibt es eine Vielzahl verschiedener Codes: solche der Wahrnehmung, des Erkennens, der Übertragung, Tonale Codes, Ikonische Codes, welche sich wiederum gliedern in Figuren, Zeichen und Ikonische Aussagen. Des Weiteren gibt es noch Ikonographische Codes, Codes des Gechmacks und der Sensibilität, Rhetorische Codes, Stilistische Codes und Codes des Unbewussten. Bildsysteme sind vieldeutig: Um sie zu verstehen, ist es wichtig, diese Veränderlichkeit zu berücksichtigen und sie auf der anderen Seite doch als geordnete Zeichensysteme zu begreifen.

Wie erkennen wir Zeichen eigentlich? Laut Charles Sanders Pierce gibt es drei Unterteilungen des Zeichens zum Objekt in Icon, Index und Symbol. Beim Icon herrscht eine Analogie zum Gegenstand vor, beipielhaft in dem Wort „Kuckuck” oder einem Stadtplan. Das indexikalische Zeichen hat eine reale, kausale Beziehung zum Gegenstand.

Es ist „Anzeichen” für etwas, so wie Rauch ein Anzeichen für Feuer ist. Symbole hingegen können nur verstanden werden, wenn festgelegte Konventionen zum Verständnis dieser Zeichen vorhanden sind, wie bei den Symbolen „%” für „Prozent” oder „&” für „und”. Nun sind aber nicht nur die symbolischen Zeichen an Konventionen gebunden. Indexikalische Zeichen, die „Anzeichen”, sind ebenfalls an Konventionen gebunden. Ein Beipiel: Ein Tier hinterlässt Spuren im Schnee oder Sand. Dies kann als Index erachtet werden, wenn ich mir vorstellen kann, was für eine Art von Tier die Spuren hinterlassen hat. Nimmt man aber fiktiver Weise an, dass ein isoliertes Naturvolk in Zentralafrika Spuren eines Seelöwen fände, könnte diese Tierspur aufgrund der Tatsache, dass kein Tier in seiner (des Volkes) Umgebung solche Spuren hinterlässt, nicht als Tierspuren gedeutet werden. Also unterliegt unser Deutungsvermögen den Konventionen, mit denen wir aufwachsen. Indexikalische Zeichen können aber auch erlernt werden. Durch die immer wiederkehrende Rotfärbung des Himmels beispielsweise kann man erlernen, dass dies an Anzeichen für einen Sonnenauf- oder Untergang ist. Schwieriger wird es bei den ikonsichen Zeichen. Hier geht man von einer Ähnlichkeitsbeziehung oder Analogie zu dem aus, was das Zeichen darstellt. Nun besteht aber das Problem, dass graphische oder fotographische Zeichen, von denen man ja die größtmögliche Ähnlichkeit annehmen könnte, aus materieller Sicht nichts mit dem, was sie darstellen zu tun haben.

Queen Elizabeth Beispiel hierfür wäre ein Porträt der Queen Elizabeth. Zwar erkennt man, um wen es sich handelt, oder für wen das ikonische Zeichen steht, aber aus materieller Sicht hat das Bild nichts mit der Person Queen Elizabeth gemein: im Porträt sind die Nasenlöcher nur dunkle Farbflächen und nicht dreidimensional ausgeformt. Die Haut auf dem Porträt hat keine Poren, wie die Haut der „echten” Queen, usw. Es bestehen beim Icon also keine Ähn-

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lichkeiten zum Gegenstand, sondern zum Wahrnehmungsmodell des Gegenstandes, hier wird also kodifiziert. Ein weiteres Beispiel für diese Problematik: Der Umriss eines Pferdes. Eine zusammenhängende Linie schwarze Linie, welche der Kontur des Pferdekörpers folgt ist aber genau genommen die einzige Eigenschaft, die ein echtes Pferd eben nicht hat. Daraus schlussfolgert Umberto Eco in seiner „Einführung in die Semiotik” (S. 197): „Die ikonischen Zeichen geben einige Bedingungen der Wahrnehmungen des Gegenstandes wieder, aber erst nachdem diese auf Grund von Erkennungscodes selektioniert und aufgrund von graphischen Konventionen erläutert worden sind.” Daraus ergibt sich ein weiterer Aspekt: „Aber die relevanten Züge müssen kommuniziert werden. Es gibt also einen ikonischen Code, der die Aquivalenz zwischen einem bestimmten graphischen Zeichen und einem relevanten Zug des Erkennungscodes festlegt.“ Auch hierfür lässt sich eine Veranschaulichung finden: Ein vierjähriges Kind ist in der Lage mit seinem Körper einen Hubschrauber zu reproduzieren, in dem es sich auf den Boden setzt und Arme und Beine wie Rotorblätter dreht. Wird es jedoch aufgefordert, einen Hubschrauber zu malen, dann kann wird es Kreise und Zacken zeichnen, welche dann noch verbaler Erklärung bedürfen, weil man aus dem gemalten Bild nicht die für einen Hubschrauber so relevanten Rotorblätter in Verbindung mit der Achse des Hubschraubers selbst nicht feststellen kann.

Sehen oder Kennen? Durch diese Feststellung ergibt sich eine neue Frage: Wenn das ikonische Zeichen also Eigenschaften des dargestellten Gegenstandes besitzt, sind es dann jene, die man sieht oder Eigenschaften, die man kennt? In einer Kinderzeichnung eines Autoprofils hat das Auto noch vier Räder (Eigenschaft, die man kennt) und erst im späteren Alter entwickelt es sich zu einem Profil mit zwei Rädern (Eigenschaft, die man sieht). Anhand von Ecos vierteiliger Gliederung in • Denotationen („einfache“ Bedeutung) der linguis-

tischen Nachricht • Konnotationen (Begleitvorstellungen, die kulturell bedingt sind) der linguistischen Nachricht • Denotationen der ikonischen Nachricht • Konnotationen der ikonischen Nachricht sei folgendes Beispiel analysiert.

Wayne Rooney und Nike Zu Beginn der Fussball WM 2006 startete Nike eine Werbekampagne mit dem englischen Fußballstar Wayne Rooney. Sie wurde in überregionalen englischen Zeitungen abgedruckt und auf einer riesigen Leinwand in London am Picadilly Circus präsentiert. Auch durch das Internet wurde sie schnell verbreitet. Zur Person: Wayne Rooney hat den Ruf des Machers, eines rücksichtslosen Kämpfers. Er kommt aus der Unterschicht und kokettiert auch damit, sich hochgearbeitet zu haben.

Denotationen der linguistischen Nachricht Der “Just do it” Slogan unten rechts ist versal in Serifenschrift gesetzt. Farblich ist es graue Serifenschrift auf weißem Hintergrund. Man findet keinen Punkt als Satzende, sondern den „swoosh“ von Nike in rot, welcher mit der ikonischen Botschaft korrespondiert. Es ist kein Firmenname von Nike vorhanden, nur der „swoosh” –dieser wird als bekannt vorausgesetzt– sowie das Wissen, dass “Just do it” der Werbeslogan von Nike ist.

Konnotationen der linguistischen Nachricht Der Slogan ist einfach, aber ambivalent: er konnotiert Ehrgeiz, Wucht und sportlichen Eifer. „Tu es einfach“ passt zu Rooneys zielorientiertem Handeln als Macher, ebendiese Macher sind angesagt, auch außerhalb des Sports. Sie sind erfolgreich und wissen, was sie wollen. Eine gewisse Intellektuellenfeindlichkeit wird durch den Slogan ebenfalls

Literaturquellen: • Umberto Eco: Einführung in die Semiotik • Thomas Friedrich,Gerhard Schweppenhäuser: Bildsemiotik: Grundlagen und exemplarische Analysen visueller Kommunikation


Zeichen / WS / Identität und Design / Sommersemester 2010 / 07.04.2010 bis 14.07.2010

impliziert : „Nicht denken, sondern handeln!“ Folglich sind Denker also Zauderer. Die „Praxis“ wird dadaurch emporgehoben, während reflektieren als altmodisch abgetan wird. Nicht nur im Sport, auch in der Gesellschaft geht es darum, zu Siegen und Erfolg zu haben, so bildet sich eine Kette: „Fußball ist Leben, Leben ist überleben, überleben ist Kampf, unser Kampf ist Fußball”. Der Slogan passt zur martialischen ikonischen Botschaft, man denkt sofort an Kampf und aktive Gewalt. Gleichzeitig aber auch an passive Gewalt, an die Opferrolle. Die Konnotation von Sport als einem lustbetonten, gemeinsamen Spiel würde nicht zu Rooneys Image passen. Ebenso wenig, wie alle Zivilisationskonnotationen, welche nicht (mehr) auf blutige Kämpfe und Auseinandersetzungen aus sind.

Hintergründe Die Kampagne wurde zu Beginn der WM 2006 geschaltet, als noch unklar war, ob es zu gewalttätigen Aktionen kommen würde. Könnte diese Kampagne nicht als Aufforderung an Hooligans gesehen werden, besonders gewalttätig zu agieren? Zwar ist es nicht zu größeren Gewaltausschreitungen gekommen, aber es scheint, als hätten die Werber dazu beigetragen, eine Stimmung der Aggression mitzukommunizieren. Der Slogan hat auch eine sehr profane Bedeutungsebene von “Just do it”: Wir produzieren Sportartikel – kauft sie! Der „swoosh” als Haken, erinnert an „etwas abhaken”, oder als gut befinden. Kommuniziert wird: man kann alles schaffen, wenn man nur will. (Der Verweis zur liberalistischen Einstellung liegt auf der Hand.)

Denotationen der ikonischen Nachricht

Kopf und Körper bilden die Mittelachse des symmetrischen Bildaufbaus. Die Oberkante der Arme liegt fast im Goldenen Schnitt. Der Hintergrund ist weiß, das Format horizontal.

Konnotationen der ikonischen Nachricht Die Pose Rooneys in Verbindung mit seiner Körperbemalung ist sehr auffällig: Sein Gesichtsausdruck vermittelt Brutalität, Rohheit, Aktivität, aber auch Schmerz, Leid und Passivität. Somit steckt er also voller Täter- und gleichzeitig auch Opferkonnotationen. Man denkt an Kreuzigung: das Kreuz ist Rooneys Körperstellung, sowie die rote Farbe auf seinem Oberkörper. Dies kann gedeutet werden als Täter im Blutrausch, oder aber als Märtyrer, welcher sich für das Gute opfert. Eine weitere Konnotation ist die Englandflagge: Rooney wird also zum Nationalsymbol erhöht. Er „opfert” sich für England. Diese christusähnliche Opferrolle passt aber in Sachen Versöhnung nicht auf Rooney, denn er steht ganz deutlich für Kampf. Er leidet für den Sieg und unterwirft seine Feinde. Seine Nacktheit vermittelt Wildheit, aber auch Verletzlichkeit, besonders in Kombination mit dem roten Kreuz, dass Blut konnotiert. Rooneys Körper ist somit also gezeichnet. Die weiße Farbe konnotiert Schamanismus oder den Ritus: „Asche aufs Haupt“ (cinis caput spargere). Ob Nationalheld, Schamane oder Jesus: Rooney wird als Heiliger präsentiert, er wird in die göttliche Ebene gehoben. Diese Heiligkeit überträgt sich auch auf die Firma Nike, welche nichteinmal mehr verweisen muss auf eine Internetadresse oder eine Schriftmarke, denn sie ist überall, sowie Gott überall ist und jeder weiß, wie und wo er sie (die Firma Nike) und ihre Konsumgüter findet.

Die Denotationen der ikonischen Nachricht: Zu sehen ist ein Foto von Wayne Rooney, welcher rot und weiß bemalt ist und mit freiem Oberkörper posiert. Seine Arme sind vom Körper abgespreizt, beide Hände zu Fäusten geballt. Sein Gesicht ist stark angespannt, der Mund zum Schreien geöffnet. Bildquelle: www.football-wallpapers.com/wallpapers/rooney_2_1600x1200.jpg

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2009 |


|2010 Wintersemester Texte f端r Designtheorie | S. 100 - 104

Vom Produkt zum Prozess | S. 106 - 107 Communicating with Signs | S. 108 - 109


Texte f端r Design-Theorie In diesem Seminar wurden designtheoretisch relevante Texte analysiert. Beispiel: Otl Aicher, die Welt als Entwurf


Texte für Design-Theorie / WS / Designtheorie und -geschichte / Wintersemester 2009/10 / 14.10.2009 bis 10.02.2010

Mitte der 1970er Jahre reist Otl Aicher nach Moskau um Fragen für die Olympischen Spiele mit den Verantwortlichen zu besprechen. Aicher schlägt vor, die Pionierbauten des russischen Konstruktivismus zu renovieren, da der Westen großes Interesse daran hat. Dafür erntet er jedoch großes Unverständnis, obschon Chruschtschow den Zuckerbäckerstil Stalins als verschwenderisch, pompös und überladen kritisierte, blieb man dennoch dem Realismus und Naturalismus verhaftet und weiterhin blieb die konstruktivistische Archiketur nahezu versteckt. Wie war es denn in der Stalinära möglich, diesen seltsamen Gegensatz herzustellen: Den aufgeblähten, schwülstigen Zuckerbäckerstil zu verherrlichen und zur gleichen Zeit die konsturktivistische Architektur, welche sich an Technik und industrieller Fertigung orientiert hatte, was den Grundwerten des Sozialismus in Bezug auf Humanisierung der Technik und Industrie nahekam, zu verbieten? Obwohl Moskau als eine der Metropolen, neben Berlin und New York, die Entwicklung des Konstruktivismus massgeblich prägte, waren es die russischen Architekten selbst, die ihre modern ausge- richteten Ansätze vergaßen: (Zitat S.16 und 17: „Was war geschehen? ... dessen man sich bediente.“) Die Zeit der russischen Revolution hat die russische Bevölkerung anscheinend so sehr belastet, dass der Staat es für sinnvoll hielt, eine Kunst anzubieten, welche Gefallen finden würde bei einem breiten Spektrum der Menschen - eine Kunst des Prunkes, Goldes, des Glanzes, des Überflusses und der Übermacht (des Staates). (Zitat S. 18: „Das Volk braucht, glaubt man, Anbetung.“) Dieses Verhältnis des Überflusses lässt sich auch auf die heutige Zeit übertragen, in der Nachkriegszeit, die Studentenbewegung der 1960er Jahre und die Sozialbewegungen vorüber scheinen und wir in einer Welt Leben, in der die einzige Sorge der Menschen, die Sorge um das Styling und die Schönheit, die äu- ßere Erscheinung, vorrangig ins alltägliche Bewusstsein der Menschen tritt. Als einer der Gründe für diese Auffassung könnte die Tatsache dienen, dass es, ganz im Gegensatz zur Kunst, welche zu Zeiten der Naturschönheit, ergo

der Romantik, den Begriff des Kunsthistorikers erfand, keinen Beruf des Theoretikers und Historikers in Bezug auf Design oder Technik gibt, welcher die Thematik Design und Technik analytisch begleitet. (1991 wohl gemerkt). (Zitat S.19:„Es erweist sich ... etwas anderes als Religion.“) Aicher erklärt hier seinen Ansatz des Design nach Gebrauch. Design bezieht sich seiner Sicht nach auf Sachverhalte, welche sich stets ändern und somit immer einer dynamischen und dem Sachverhalt entsprechenden und optimal angepassten Gestaltung bedürfen. Anbei: hier wäre interessant den Begriff des non intentional design zu erläutern. Legt allein der Gestalter den Gebrauch fest? Er erklärt weiterhin, dass Design heutzutage (1991) zur angewandten Kunst abgedriftet ist und sieht in der Postmoderne eine religionsartige Mythosorientierung (in der Architektur: weg von den Zielen der Moderne hin zu Erinnerung, Tradition und geschichtlichen Verweisen). (Zitat S. 19: „Der Rückfall Mussolinis vom Futurismus in die Architektur des alten Rom ist der Weg des Mythos...“) Aicher erläutert weiterführend, dass Design zu begründen ist, im Gegensatz zum Mythos. Ein Stuhl, auf dem man nicht sitzen kann ist schlechtes Design, obschon er als Kunstwerk gelten könnte. Er spricht sich ganz klar gegen die Vermischung von Kunst und Design aus und erwähnt an späterer Stelle (Zitat S. 23: „Kunst in untauglich ür zweckgerchtete Entwurfsarbeit. Sie stört sie nur.“ S. 131:„Kunst ist wertfrei. Kunst ist sinn- los.“ S. 24:„Kunst ist Syntax ohne ... von postmoderner Qualität.“) In zahlreichen Beispielen erläutert Aicher, wie die fälschliche Vermischung von Kunst und Design in ihren Ergebnissen nichts weiter bietet als nahezu unbrauchbare Gegenstände für eine angeblich elitäre Gesell- schaftsklasse. Bildhaft wird dies anhand von dem Eßbesteck von Ferruccio Laviani (1987) und dem von Aldo Rossi entworfenen Wasserkessel (1984) beschrieben. (Zitat S. 116: „Dieser Tage ist wohl das erste Essbesteck ... das ist jetzt drin im Gehirn.“) Aus der Sicht Aichers hat besonders der Staat großes Interesse daran, Design nicht mit der Lösung men-

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schgemachter Probleme, wie der Umweltverseuchung (FCKW, Waldsterben, Ozonloch, Giftmüll,...) zu betreuen, sondern ihm anstelle dessen nur die Verschnörkelung und das Styling von (nutzlosen) Produkten mit dem einzigen Ziel der Profitsteigerung und erhöhtem Konsum zu überlassen. Auch in Hinsicht auf das Subventionsprinzip des Staates für Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik sieht Aicher eine enorme Ungerechtigkeit, da man zwar nicht von Einschränkung durch den Staat im direkt repressiven Weg sprechen kann, der Staat jedoch über die Finanzierungsverteilung entscheidet und somit in der höchsten Position des Lenkens und Planens ist. (Zitat S. 26: „Der Staat hat ... durch noch schöneren Konsum.“) Es werden heute mehr Museen als jemals sonst gebaut, erklärt Aicher und setzt dies in Bezug auf die der Postmoderne so willkommenen Verweise auf Tradition, Historismus, Klassizismus und des gewollten Bewusstwerdens der Bevölkerung - bewusst in der Hinsicht, dass es etwas Höheres, etwas Unfassbares, gar etwas Symbolhaftes gibt. Der Begriff des Symbols wird erläutert, als eine Bezeichnung für alles Irrationale, alles Metaphysische. Also für alles, das sich dem bloßen Verständis entzieht und auf eine höhere Idee, jenseits von Wahrheit verweist. Die Römer begannen, Dinge symbolträchtig zu beladen, nachdem sie Tempel und Säulen bei den Griechen abgeschaut hatten, um sich ein Gefühl der Erhabenheit zu schaffen, da man sich gern als gebildet gab. Tempel, welche nach griechischer Betrachtung an religionsrelevanten Orten stehen sollten und sei es mitten im Gebirge fanden nun bei den Römern ihren Weg in die Städte, ans Ende einer zentralen Strasse oder Allee, um auf die römische Allmacht zu verweisen. Symbole verwischen nach Aichers Auffassung den Blick auf die Wahrheit - da alles emporgehoben werden muss und glorifiziert wird, ist es nicht möglich das Tatsächliche afuzuzeigen. (Zitat S. 28: „Jeder Herrscher kann bei einem Denkmal nur auf einem Pferd sitzen. Es gibt keinen, der auf einem Esel säße.“) Das Symbol versucht, das Wirkliche zu tarnen und von Missständen abzukenken:

(Zitat S. 30:„Der Klassenkampf ... einer neoklassizistischen Architektur.“) Er erwähnt, dass die großen Kon- zerne, Unternehmen, Banken und Verischerungsgesellschaften sich opulente Kunstsammlungen zulegen - wiedrum als Symbol für Wohlstand. (Zitat S. 31: „Religion war einmal ... des nicht Abzubildenden.“) Symbolik ist an die Stelle der Herrschaft getreten, sie diktiert den Menschen, was man zu kaufen und zu haben hat. (Zitat S. 33: „Wir kaufen die Dinge nicht mehr wegen ihres Aussehens, wegen ihrer Form, wir kaufen sie als Symbol.“) Hierbei grenzt er jedoch sehr strikt das Zeichen als Äquivalent zu einem Sachverhalt ab, im Gegensatz zum glorifizierenden Symbol. Gegensätzlich dazu tritt die Zerstörung der Symbole (laut Aicher seit Woodstock - S.33). Dabei erläutert Aicher anhand einer Metapher eines Bühnenaufbaus von Gestänge und Scheinwerfern, bei denen das Licht nicht mehr symbolträchtiger Schein ist, sondern technisch erzeugt und man jede Schraube und jedes Detail sehen darf- nichts ist versteckt. (Zitat S. 34:„ Seit es den Strahler gibt ... davongetragen.“) Laut Aicher stehen wir auf der schwierigsten Ebende aller Existenzen: wir brauchen nicht mehr zu arbei- ten, nicht mehr zu denken, nichts mehr zu machen (im Sinne von herstellen), wir sind frei (S. 35). Jedoch wollen wir uns ein Stück der Selbstbestimmung erhalten und beziehen diese auf unsere äußere Erscheinung. (Zitat S. 36:„ Die Ästhetik heute ist der Ausweis, zu welcher Klasse man gehört.“) Am Beispiel eines Fußballtrainers und dessen Kleidung (Sakko, Bügelfaltenhose, Halbschuhe, also der vollkomme Gegensatz zu den Spielertrikots und Sportsachen), erläutert Aicher die Ähnlichkeit zu barocken Perücken, und der Verdammnis zur Untätigkeit durch diese nahezu funktionslose Kleidungsart. (Zitat S. 38: „Früher hieß es ... Begründung erhaben ist.“) Die erste Moderne stellt für Aicher die Mitte des 19 Jh. dar, als Joseph Paxton seinen Kristallpalast für die erste Weltausstellung in London 1851errichtete. Bei dieser Art von Architektur bestimmte das Mate-


Texte für Design-Theorie / WS / Designtheorie und -geschichte / Wintersemester 2009/10 / 14.10.2009 bis 10.02.2010

rial (hier Glas und Eisenskelettkonstruktionen) die Form des Baus. Es gab keine übergeordnete Ästhetik, der es zu folgen galt, das Bauen war ingeniös und somit technisch orientiert und entwickelte dadurch eine eigene Ästhetik. Es gab jedoch bereits 1824 in Paris reine Eisenkonstruktionen, reine Ingenieurbauten (S. 43), wie die Markthalle bei der Madeleine oder der Hungerford Fischmarkt in London von 1835. Eine Fülle von weiteren weiteren herausragenden Eisenbauten reiht sich ein in die Architekturgeschichte der Mitte des 19.Jh.Annäherd kritiklos wurde der Kristallpalast Paxtons bestaunt - ganz im Gegensatz zum 1889 für die Weltausstellung erbauten Eiffelturm. Wie war dies möglich? Denn schließlich schien die Architektur der Eisenkonstruktion nicht allgemein auf Ablehnung zu stoßen. Die Erklärung ist denkbar einfach: Markt- und Messehallen, Brücken sowie jedwede weitere Form von Profangebäuden hatte nichts Kulturelles inne, sie waren zweckgerichtet und funktional. (Zitat S. 44„Die Kunst und Kultur war im Geistigen angesiedelt. Erst durch diese Ablenkung war die Geburt einer neuen Archtektur möglich.“) Doch laut verbreiteter Lehrmeinung ist es erst mit Peter Behrens‘ und Walter Gropius‘ Schaffen der Beginn der Moderne gegeben. Aicher klärt dieses Missverständnis auf, indem er erläutert, dass Behrens und Gropius es waren, welche die Bauprinzipien des ingeniösen Bauens in die Welt der Kunst und Kultur übertragen haben. Rückschrittlicher Weise stand nun wieder die Kunst, bzw. die Ästhetik am Anfang des Bauens. Es sind nicht mehr Technik und Material, welche die Form aus ihrem Gebrauch entwickeln,sondern die Überordnung des künstlerischen Ansatzes. (Zitat S. 49„Ästhetische Werte ... Winkel zu gelb.“) Es wurde nicht mehr nach Funktion gebaut, sondern nach künstlerischem Ideal. Kreis, Dreieick und Quadrat, als grundlegende Vorgabe der Konstruktion in der Maschinenwelt wurden formgebend, auch wenn der Gebrauch darunter zu leiden hatte. Es gab jedoch auch Architekten, welche der Arbeiterbewegung nahestanden und soziale, sowie ökonomische und funktionale Aspekte in den Vor- dergrund stellten, wie zum Beispiel El Lissitzky (Frankfurter Küche), Mart Stam oder Han-

nes Mayer (Zitat S. 92 „Hannes Mayer musste ... der gesellschaftlichen Organisation.“) Den Beginn der dritten Moderne bereitet nach Aicher das Wohnhaus von Ray und Charles Eames. Seiner Auffassung nach ist dieses 1949 errichtete, gebrauchsorientierte Wohnhaus, welches einem Atlier ähnelt und keinerlei Unterscheidung von Kultur und Alltag duldet, der Anfang einer durchdachten Architektur. Aicher verehrt Eames als ersten nicht ideologischen Designer der Moderne und dessen Gestaltungsansatz aus der Ergonomie heraus für Eames‘ Sessel und Stühle. An späterer Stelle erwähnt Aicher, dass Ergonomie zum ersten Ansatz der Gestaltung gehören sollte und widerspricht seines vorangegangenen Textes im Sinne des Taylorismus, welcher die Ergonomie als reine Profitsteigerung durch Arbeitszeitoptimieurng versteht. Aicher wollte Ergonomie mit Sicherheit nicht als diese verstanden wissen. Aicher zeichnet ein Bild des Aufsichtsstaates (Zitat S. 101:„Noch nie ... Bewohner seiner Straße.“), prangert Bürokratie an und verweist aber auch auf die Aufgabe (im Sinne von aufgeben) der persönlichen Freiheit um einen Platz im Versorgungsstaat zu ergattern, der alle Risiken des Lebens absichert. Er erläutert anhand der Laufbahn eines Lehrlings, dass dieser bei Beginn seiner Ausblidung bereits fragen darf, wie der Staat im Krankheitsfall, im Alter, Urlaub, bei Invalidität oder Arbeitslosigkeit die volle Versorgung für ihn übernehmen wird. Dies wiederum bedingt, dass der Staat alle Vorgaben des Berufes bestimmt: Sicher- heitsbestimmungen, Arbeitszeit und sogar die Qualität der Ausbildung, bzw. des Berufes. Besonders missfällt ihm die Entwicklung der Architekten von eigenständigen Büros hin zu Beamten, die er als Schergen des Staates bezeichnet und die er als nahezu unmündlig ansieht, da sie jedwedes Risiko des Lebens durch den Staat abgesichert wissen und das eigenständige Denken ebenso gut aufgeben können. Er bezieht Architektur auf den Zustand des Staates und stellt fest, dass es ein großes heutiges Ziel scheint, den Funktionalismus zu überwinden und sich an dem rein symbolträchtigen und somit von ihm verabscheuten Historismus zu

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orientieren. Als Beispiel liefert er dafür einen Behördenkomplex in Berlin von James Stirling, welcher in seinen Gebäuden die Grundrisse von einer Burg, einem Schloss, einer Kirche, einer griechischen Säulenhalle und eines Amphitheaters beherbergt. (Zitat S. 99:„Die sogenannte ... wenn es Erfolg haben kann.“) An letzer Stelle setzt Aicher seinen Text„die welt als entwurf“ und erläutert seinen Eindruck der Welt. Für ihn ist die Welt weder ein vorgegebener, statischer Kosmos, so wie die Antike es sie sah, oder nur als kine- tisches und dynamisches System wie der Verhaltensforschung auf Grundlagen von Darwin und Lamarck. Er sieht die Welt als Entwurf - (Zitat S. 185: „Als Entwurf, das heißt ... sich ihr fügen.“) Aicher betrachtet den Menschen als nicht mehr direkt naturabhängig, der Mensch ist aus der Natur herausgetreten und muss sich der Verantwortung stellen, mit der er die Welt entwirf. Er erläutert weiterhin, dass Kant ein zusätzliches Prinzip einführte, die Urteilskraft. Diese bezeichnet er als reflektierend, als ein Prinzip, welches nicht mehr auf kausalen Schlussfolgerungen beruht. (Zitat S. 189:„Die„reflektierende Urteilskraft“ will nicht die Ursachen der Dinge erfassen, sondern ihren Zweck, das, wozu sie gut sind.“) Nicht mehr das Vernunftprinzip ist vorherrschend, sondern die Zweckmäßigkeit der Dinge. Als Kriterium für diese stellt Kant noch nicht den Gebrauch, sondern eine Idee, auf die hin eine Sache angelegt ist - ihre Finalität. Aicher verdeutlicht, dass erst im 20.Jh. der Begriff des Gebrauchs als einer der zentralen Begriffe der Philosophie erhoben wird. (heute wird er fälschlicher Weise ersetzt durch „Verbrauch“).

Literaturquelle: Otl Aicher: die welt als entwurf Bildquelle: http://www.ulm.de/sixcms/media.php/123/Otl%20Aicher.jpg


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Detergent Service Concept

cts towards Processes • Service Design • Prof. Birgit Mager

a, André Sheydin, Géraldine Limbach, Jaco Rygulla, Ziv Feldman

Products towards Processes • Service Design • Prof. Birgit Mager

Nicole Höhna, André Sheydin, Géraldine Limbach, Jaco Rygulla


a, Ziv Feldman

Vom Produkt zum Prozess / KP / Service Design / Wintersemester 2009/10 / 16.11.2009 bis 20.11.2009

Vom Produkt zum Prozess Miele ist tradionell ein Hersteller vonhochwertigen Produkten im Bereich der „weissen Ware“. Jedoch ist das Produkt immer nur ein Teil der idealen Lösung für den Nutzer - der Prozess ist von entscheidender Bedeutung. So beim Wäschewaschen. In dem kurzfristigen Projekt „Vom Produkt zum Prozess“ wurde mit der Firma Miele kooperiert. Angestrebtes Ziel war ein innovativer Service für das Unternehmen, welcher eine verstärkte Kundenbindung bieten sollte. Der Projektwoche war ein umfassendes Researchprogramm des sedes research Forschungszentrum für Service Design vorangegangen. Es wurden „Waschtagebücher“ von Mielemitarbeitern geführt, deren Auswertungen maßgeblich in die Projektarbeit einbezogen wurden. Die Aufbewahrung der Wäsche und der allgemeine Umgang der Wäschepflege wurde analysiert und Personas wurden zusammengestellt. Wir begannen, unterschiedliche Konzepte zu entwicklen und unterteilten diese in verschiedene Bereiche, wie: die Aufbewahrung von Wäsche, Waschmittel, Interfaces Waschmaschinen, Waschsalons, und den point of sale. Meine Projektgruppe befasste sich mit Waschmittel, dem Produkt Waschmaschine an sich und dem möglichen Interface an der Waschmaschine.

Wir erweiterten die ersten Konzepte in diesem Themenfeld und entwickelten einen Service, welcher das Waschmittel in größeren Mengen direkt zum Kunden nach Hause liefert. Die Besonderheit des Service liegt darin, dass das Interface auf der Waschmaschine mit einem WLAN- Router verbunden ist, und die Maschine somit stets den Kunden informiert über den derzeitgen Waschgang, wieviel Waschmittel sich noch in der Maschine befindet und was die Maschine an Strom und Wasser verbraucht. Nach unserem Konzept befindet sich in der Maschine ein Tank für Waschmittel, welcher nicht wie üblich bei jeder Wäsche befüllt werden muss. Er fasst ein größeres Volumen und muss im Vergleich zur konventionellen Art nur selten (je nach Anzahl der Waschgänge) wiederaufgefüllt werden. Zusätzlich kann man auch den Duft der Wäsche bei Bedarf individuell zusammenstellen durch ein Ampullensystem. Die Maschine reguliert den Waschmittelund Wasserverbauch durch das Gewicht der in der Trommel befindlichen Wäsche.

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Communicating with Signs / KP / Identität und Design / Wintersemester 2009/10 / 19.10.2009 bis 30.10.2009

Communicating with Signs My generation, my heritage? In dem kurzfristigen Projekt „Communicating with Signs“ wurde bildliche Zeichensprache thematisiert. Aufgabe war es, eine oder mehrere Seiten DIN A4 ohne Typografie oder Zahlen in schwarz/weiß so zu gestaten, dass es einem Außenstehenden möglich ist, die Botschaft dieses Plakates nachzuvollziehen. Die Ergebnisse des Projektes werden an die australische Partnerhochschule der KISD gefaxt und von den Studierenden interpretiert- ein Kooperationsprojekt. Zwei Themen standen jedem Projektteilnehmer zur Wahl: my generation, my heritage oder how I spend my money during the week. Ich entschied mich für ersteres und begann mich mit diesen Begriffen „Generation“ und „Erbe“ auf unterschiedliche Weise auseinanderzusetzen. Da dieses Thema eine Vielfalt an Interpretationspotential besitzt, versuchte ich etwas Spezifisches für „meine Generation“ herauszufinden. Über einige Umwege entschied ich mich, mein „Erbe“ in Form meines familiären Ursprunges zu visualisieren, doch ganz eindeutig wurde dies auf australischer Seite nicht interpretiert.

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2009 Sommersemester Katastrophen-Design | S. 112 - 113 Toolbox Ă–kodesign | S. 114 - 115 love me fender | S. 116 - 117


Katastrophen-Design Gegenstand der Pr채sentation war, im Gegensatz zu den meisten anderen Vortr채gen, weniger die Kommunikation um ein bestimmtes Katastrophen-Bild, sondern vielmehr die Klima-Katastrophe an sich. Der Grund hierf체r ist, dass die Klima-Katastrophe kein punktuelles Ereignis ist, das in einem Bild eingefangen werden konnte, sondern sich vielmehr 체ber einen langen Prozess hinzieht.


Katastrophen -Design / WS / Geschlechterverhältnis im Design / Sommersemester 2009 / 22.04.2009 bis 15.07.2009

Die Klima-Katastrophe

Manipulation

Der Ausdruck„Klima-Katastrophe“ kam erst in den 70er Jahren durch verschiedene Ökologie-Bewegungen auf. Das Thema an sich allerdings bestand schon seit der Industrialisierung. Mit der Globalisierung wuchs auch das Verständnis der KlimaKatastrophe, da diese nun ganzheitlich betrachtet werden konnte, und weniger als lokales Problem. Hier wurde auch das Thema Verantwortlichkeit und Nachhaltigkeit im Kontext der Umwelt in armen und reichen Ländern diskutiert. Aus wirtschaftlichen Gründen heraus ist es für finanzstärkere Menschen einfacher, sich umweltbewusst zu verhalten, da sie nicht auf bestimmte Ressourcen angewiesen sind. Um die Klima-Katastrophe zu kontrollieren, wäre somit ein aufsteigen der Menschen in der Schicht notwendig.

Ein Punkt, der stark zur Diskussion führte, war die Manipulation – nicht nur durch Bilder, sondern auch durch Statistiken und Diagramme. Ein fotografisches Beispiel ist der Eisbär auf einer schmelzenden Eisscholle, der beim Menschen starke, beschützende Emotionen auslöst – allerdings hierbei unterschlagen wird, dass Eisbären in der Lage sind, über mehrere Kilometer zu schwimmen. Ein grafisches Beispiel für Manipulation ist eine Informationsgrafik, in der die Klimaerwärmung in einem kurzen Zeitabschnitt dargestellt wird.

Wissenschaftlichkeit Da die Klima-Katastrophe kein bereits eingetretenes Ereignis ist, sondern vielmehr ein Zukunftsszenario, lassen sich nur grobe Prognosen aufstellen, deren Glaubwürdigkeit stark umstritten ist. Es gibt keine klaren Beweise für oder gegen die bevorstehende Klima-Katastrophe, da die Aufzeichnungen über Klimaveränderungen erst recht spät in Relation zur Weltgeschichte begannen. Dieser Umstand sorgte für rege Diskussionen, was Wissenschaftlichkeit bedeutet. Zentrale Frage hierbei war, ob es sinnvoller ist, ohne Beweise von der These oder der Antithese auszugehen. Obwohl oder gerade weil die Katastrophe nicht beweisbar ist, ist sie in unserer Gesellschaft ständig ein Thema – oder auch eine Bedrohung.

Ethik und Egozentrik Wichtiger Diskussionspunkt war, ob der Mensch die Klima-Katastrophe verursacht hat. Einige Ethiker sind der Meinung, dass der Mensch, genau wie alle anderen Lebensformen, eine Daseinsberechtigung hat und keine Schuld am Lauf der Welt trägt. Viele Menschen gehen allerdings davon aus, dass sie die Klimaveränderungen verursachen – was den Menschen als schuldhaft darstellt. Das Bedürfnis des Menschen nach Kontrolle und Sicherheit könnte Ursache dafür sein, dass er von der Schuld an der Katastrophe – und somit der daraus resultierenden Kontrollierbarkeit – ausgeht. Statistiken stellen Werte häufig so dar, dass sie einen Normalwert suggerieren. Hier stellte sich allerdings die Frage, ob es etwas wie einen Normalwert gibt und woran sich dieser festmachen würde. Dieser Aspekt spiegelt die Tatsache wider, dass sich der Mensch als Mittelpunkt versteht und sich die Welt unterordnen will.

Bildquelle: http://klimagipfel.greenpeace.de/wp-content/uploads/2009/11/neuer-gletscher.jpg

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But here we go again. There are leftovers and no garbage incineration plant can get rid of them. Because it is not their fault that there are toxic left overs, but the fault of those that created the former products regarding the need for a fitting into the ordinary system. At this point the designer comes back into this story. He or she should be the person that uses materials that do not turn into toxics after usage, who is able to convince companies to work cradle to cradle to gain better reputation, save money that is normally used for problematic waste disposal an e.g. sustainable customer loyalty. I know that this sounds utopistic. But it is about designing new processes instead of dull patches, an ideal of working as a designer to create a great and seriously innovative product, not a product that is less bad than others.


Toolbox Ökodesign / KP / Ökologie und Design / Sommersemester 2009 / 15.06.2009 bis 26.06.2009

Toolbox Ökodesign Eine toolbox, einen Werkzeugkasten mit Hilfestellungen zum Thema nachhaltiges Design für weitere Bereiche des Design zu entwicklen, war Inhalt dieses kurzfristigen Projektes. Die Reichweite von nachhaltigem Design zu vergrößern, es auf unterschiedliche Bereiche der Gestaltung hin auszudehnen und dem/ der DesignerIn eine Hilfestellung geben, wenn nachhaltig gestaltet werden soll, wurde im kurzfristigen Projekt „toolbox Ökodesign“ zum Ziel gesetzt. Zwar gibt es auch heute schon ein großes Angebot an nachhaltig gestalteten Produkten, doch sind diese oft sehr teuer oder wenig äußerlich ansprechend. Um diesem Missstand entgegenzuwirken und auf spielerische, aber effektive Weise den Designer stets an die Aspekte zu erinnern, welche zu nachhaltiger Gestaltung gehören, befasste ich mich mit meiner Projektgruppenpartnerin ausführlich mit dem Thema Nachhaltigkeit. Dieser Begriff setzt sich wiederum zusammen aus den Begriffen Ökonomie, Ökologie und soziale Gerechtigkeit. In Anbetracht der Tatsache, dass fast kein Produkt absolut nachhaltig gestaltet werden kann, da die Erfüllung aller Nachhaltigkeitskriterien nicht nur ausschließlich vom Designer, sondern vom gesamten Unternehmen abhängt, legten wir unser Hauptaugenmerk auf Produkte des täglichen Bedarfs. Nahezu jeder hat schon einmal auf einem Bürostuhl gesessen, sich die Hände gewaschen, sich Gedanken bei der allmorgentlichen Wahl seiner Kleidung gemacht. Doch was sich dahinter alles verbirgt, welche Produktions- und Recyclingprozesse diese Alltagsgegenstände hinter und vor sich haben, bevor, oder nachdem wir sie gebrauchen bleibt uns meistens

verborgen. Woher stammen all die Kunststoffe, Metalle und Hölzer dafür? Was wird aus ihnen, wenn wir „mit einem Produkt fertig sind“? Dies ist den Produkten kaum oder gar nicht anzusehen. Und so halten sich Schadstoffe, gesundheitsgefährdende Chemikalien und giftige Emissionen im Verborgenen, welche bei der Produktion und des Recyclings (wenn es denn stattfindet) entstehen. Um dies zu ändern und in den Köpfen der Menschen (sowohl der Gestalter, aber nicht ausschließlich) ein Bewusstsein für diese Problematik entstehen zu lassen, gestalteten wir „shift“. Ob sie in Designmagazinen oder wissenschaftlicher Lektüre, vielleicht aber auch in der Kneipe nebenan oder im Wartezimmer der Arztpraxis ausliegen: Interesse sollen sie wecken. Von der Vorderseite erweckt diese Kleinserie von Postkarten einen gewöhnlichen Eindruck - sobald man jedoch die überstehende Lasche aufreißt, stellt man fest, dass diese obsoleten Produkte nun bei aufgeklappter Lasche einer Grabsteininschrift ähneln. Auf der Rückseite ist die nachhaltig designte Alternative zu sehen und weitere Informationen zum Produkt und dem Thema Nachhaltigkeit werden angeboten. Durch das beidseite, jedoch gegensätzliche Layout soll der Unterschied beider Produkte hier zusätzlichverdeutlicht werden. Im Rahmen des Projektes unternahmen wir eine Exkursion zur Müllverbrennungsanlage AVG Köln Niehl, was spannende Ansatzpunkte für „tool- box Ökodesign“ lieferte.

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love me fender Das mittelfrsitige Projekt „love me fender“ war sehr experimentell ausgerichtet. Es galt, die unterschiedlichen Funktionsprizipien von Klang, Harmonie, Resonanz und Stimmfähigkeit im Bezug auf den Bau eines einfachen Instrumentes anzuwenden.


love me fender / MP / Produktionstechnologie / Sommersemester 2009 / 21.04.2009 bis 28.05.2009

Saiteninstrumente sollten hergestellt werden, welche stimmbar sind und laut genug, um„unplugged“ auch hörbar zu sein. Da Experimentieren mit dem Baumaterial und dem daraus resultierenden Klang gefordert wurden, war es unerwünscht, eine Gitarre oder ähnliche Saiteninstrumente zu kopieren in einfacher Bauart. Neue Wege der Ton- und Klangerzeugung sollten beschritten werden: Man musste das Prizip verschiedener Saiteninstrumente erst nachvollziehen können, um danach selbst ein Saiteninstrument zu bauen. Nach der Fertigstellung des/ der Instrumente/s wurden ebendiese auch innerhalb des Projektzeitraumens im Rahmen von Proben bespielt, um am Ende des Projektes ein experimentelles „Konzert“ aufzuführen. Recht schnell wurde jedoch deutlich, dass ein solches Instrument, selbst auf einem simplen Niveau, schwierig zu konzipieren ist. Die Voraussetzungen: Stimmbarkeit, deutlich hörbare Lautstärke (also Resonanz) und die Möglichkeit, verschiedene Töne zu erzeugen, welche sich in Harmonien zusammenfügen sollen. Um all dies zu erfüllen, musste eine Menge experimentiert werden – mit Material für die Resonanzkörper und Befestigungssystemen, mit

Saiten, mit Stimmmechanismen, also: Klangerzeugung. Wie würde der optimale Klangkörper aussehen? Welche Stabilität muss er besitzen? Wieviele Töne werden darauf spielbar sein? Wie funktioniert Resonanz? Wodurch genau entstehen Töne eigentlich? Was bedeutet Harmonie? Ist diese immer fortwährend gleich, oder gibt es kulturelle Unterschiede der Auffassung von Harmonien? Zu Beginn des Projektes sammelte ich Ideen für mein Instrument: insgesamt zwölf ganze und halbe Töne spielen zu können, was ich erreichen wollte, da dies auch die gängige Tonalität eines Klavieres (hierbei in mehrfacher Ausführung aufgrund der vielen Oktaven) ist und ich das Klavierspielen beherrsche. Im großen Maße ist auch das Klavier (und auch der Flügel) ein Saiteninstrument, da die Tonerzeugung durch das Anschlagen von Saiten mit filzbezogenen Hämmerchen, welche durch Tastenanschlag betätigt werden, hervorgerufen wird. Durch diesen Ansatz baute ich aus einer Fahrradfelge, Bremsleitungsschrauben, Metallsaiten und einer parabolisch gebogenen Polystyrolscheibe ein Instrument, welches klanglich enorm einer Gitarre gleicht.

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| 2009 Wintersemester Sweets 2009 | S. 120 - 123

Mit freundlichen GrĂźĂ&#x;en | S. 124 - 127



Sweets 2009 / MP / Design Konzepte / Wintersemester 2008/09 / 09.12.2008 bis 12.02.2009

Sweets 2009 Für die Internationale Süßwarenmesse (ISM) wurden verschiedene Konzepte rund um das Thema „Neue Darreichungsformen im Süßwarensektor“ im Rahmen eines Kooperationsprojektes der Kölner International School of Design und der koelnmesse entwickelt. Eines davon sind die „sweet sheep“. In diesem Projekt wurden Süßwaren im Hinblick auf Darreichung, Verpackung, sowie Konzepte rund um den Bio -Süßwarenmarkt der Zukunft thematisiert. Die realistische Serienproduktion für industrielle und weitere kommerzielle Zwecke nach diesem Projekt waren nicht die Hauptkriterien während der Konzeptgestaltung der verschiedenen Produkte. Dadurch ergaben sich Freiräume der Gestaltung der Produkte. Ziel war es, möglichst realistische Mock-Ups zu erarbeiten, welche auf der ISM auf einem separaten Stand der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Dieser Stand sollte Anregungen bieten, das Thema Süßwaren aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, jenseits der Einschränkungen von Produktionsmöglichkeiten. Die Idee hinter „sweet sheep“ ist ein spielerischer Umgang beim Verzehr durch alle Altersstufen. Man beißt in Zuckerwatte gehüllten Weingummischafen den Kopf ab und im Anschluss fließt eine sirupartige Füllung aus dem kleinen Körper. Ein kleiner Einfluss von animalischer Handlung im sonst so braven und niedlichen Süßwaren-Milieu.

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Linkes Bild: Modell auf dem Messestand

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Mit freundlichen Grüßen / MP / Design Konzepte / Wintersemester 2008/09 / 14.10.2008 bis 04.12.2008

Mit freundlichen Grüßen Giveaways für die Köln International School of Design! In diesem mittelfristigen Projekt war es Ziel, in verschiedenen Gruppen giveaways für die Köln International School of Design zu konzipieren. Die drei Kerzen beziehen sich mit ihrer unterschiedlichen Größe auf die Projekte – kurz-, mittel- und langfristig – an der KISD und sind in einer Präsentationsbox verpackt. Da Kerzenlicht oft eine sanfte und warme Atmosphäre schafft, betont es somit auch die warme und familiäre Atmosphäre an der KISD, welche man unter den Studenten und den Professoren vorfindet. Aus einer Vielzahl von Skizzen und Ideen entwickelte sich das Konzept von KISDlight schrittweise: Die erste Idee der Kerze als Symbolik der Veränderung und Erleuchtung im Rahmen des Semesterthemas „Timemaschine“ entstand am 30. Oktober 2008 als Skizze einer Kerze, welche als vollkommen ungenaue Zeitmaschine zu verstehen ist. Die Aufteilung in drei Kerzen im Zusammenhang mit der Projektlänge bot sich daher idealerweise an.

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Mit freundlichen GrĂźĂ&#x;en / MP / Design Konzepte / Wintersemester 2008/09 / 14.10.2008 bis 04.12.2008

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Stand: November 2012


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