GesundheitsboteBonn_0116

Page 1

gesundheitsbote BONN

Deutschlands regionale Gesundheitszeitung

AUSGABE BONN | NR. 16 | 4. JAHRGANG

Sind wir schon neurotisch?

Hunger oder schlechtes Gewissen? Wie uns Ernährungsberatung verrückt macht. »Seite 4/5

IN DIESER AUSGABE» Schlaf Spätaufsteher und Diabetes: Langschläfern droht langfristig die Zuckerkrankheit »13 Sport „Ultra“ schadet nur kurz: Marathons bleiben ohne längeren Schaden »9

Ernährung Mediteran Hirn altert langsamer: Gesunde Mittelmeerkost kommt offenbar unserem Gehirn zugute »10 Buchtipp Dick, doof und arm: Die große Lüge vom Übergewicht und wem sie nützt »15

www.gesundheitsbote.com

Treffpunkt für Fans facebook.com/gesundheitsbote Folgen Sie uns auf Twitter twitter.com/gesundheitsbote Regelmäßig für Sie gesundheitsbote.com/abo Nachrichten an uns info@gesundheitsbote.com


02

www.gesundheitsbote.com

Aktuelles

Gefährlich Lungenkranke sollten unter laufender Sauerstofftherapie das Rauchen vermeiden, da sonst eine Verpuffung droht. Foto: itsmejust - Fotolia.com

MODERNE MEDIZINÂť

Michael Maicher HERAUSGEBER Gesundheitsbote

Epilepsie: Smartwatch warnt Ă‚Smartwatch Ă‚ soll bei Epilepsie-Patienten einen drohenden Anfall erkennen und Alarm senden

D

Editorial

Ehrlichkeit währt immer noch am längsten

A

ufklärung ist in der Medizin ein wichtiger Bestandteil der täglichen Arbeit.Wir mĂźssen häufig genug unangenehme Diagnosen Ăźbermitteln und sind dabei der Wahrheit verpflichtet. Nehmen wir dabei als Beispiel die Ăœbermittlung einer Tumordiagnose. Ein Patient leidet an einem unheilbaren Tumor. Er mĂśchte nun wissen, ob die Ergebnisse darĂźber vorliegen, ob es sich um einen bĂśsartigen Tumor handelt. In diesem Fall ist es wichtig, dem Patienten den gesamten Befund klar und deutlich mit allen Konsequenzen darzustellen.

er Akzelerometer, der in modernen Smartwatches eingebaut ist, kann zusammen mit einer Software epileptische Anfälle erkennen und per Telefon eine Warnung anVerwandte oder Gesundheitsdienstleister abgeben. Der kanadische Spieleentwickler Ryan Clark ausVancouver hat, so ein Bericht im britischen Wissenschaftsmagazin New Scientist, als erster eine Software fßr ein kostengßnstiges Smartphone entworfen und als Open Source-Software im Internet verÜffentlicht. Die Software reagiert auf ruckartige Bewegungen, wie sie fßr epilep-

?

Versucht der Arzt, die Fakten zu beschÜnigen, hält er wichtige Informationen zurßck, auch wenn noch nicht komplett alle Fakten auf dem Tisch liegen, dann lässt er einen extrem verunsicherten Patienten zurßck. Diese Situation fßhrt ganz schnell zu einem gestÜrten Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient, das immer schlimmer ist, als eine umfassende Aufklärung. Das gilt im ßbrigen fßr alle Lebensbereiche. Auch in der Politik und in den Medien. Ihr Michael Maicher

Software ist noch nicht auf ihre klinische Tauglichkeit hin ĂźberprĂźft worden, sie ist aber ein Beispiel fĂźr die vielfältigen neuen medizinischen Anwendungsgebiete, die sich aus den Smartphones ergeben. Vor vier Jahren hatten US-Ingenieure ein Armband entwickelt, das anhand einer SchweiĂ&#x;reaktion einen drohenden Anfall erkennen soll. Sie nutzt eine Technologie, die noch nicht ausgereift ist und wurde bisher nicht vermarktet. Auch wenn die Produkte noch nicht ausgereift sind, gilt die Devise: lieber einen falschen Alarm, als ein Zuspätkommen.

Haben Sie sich das nicht auch schon mal gefragt?

Warum haben wir eigentlich Schnupfen?

W

interzeit ist Erkältungszeit. Schniefende Nasen sind zur Zeit quasi Ăźberall. Der Schnupfen als Erkältungszeichen, weil die Schleimhäute entzĂźndet sind. Aber warum muss der KĂśrper so nervtĂśtend reagieren? Das alles passiert aber nicht, um uns zu schikanieren. Im gesunden Zustand ist die Nase immer feucht und gut durchblutet. So gelingt es, Krankheitserreger rasch zu eliminieren oder zu bekämpfen. Nasenhaare halten grĂśĂ&#x;ere Fremdlinge fern, kleinere Erreger wie Bakterien und Viren bleiben schlichtweg in der Feuchtigkeit der Nase pappen und werden flieĂ&#x;end hinaus begleitet. Im Rahmen einer akuten EntzĂźndung verstärkt sich der ProzeĂ&#x;. Um der Situation Herr zu werden, wird die Durchblutung gesteigert. Daher ist die Nase zum Teil geschwollen und gerĂśtet. Auch die Sekretbildung wird gesteigert. So leicht kommt nun kein Keim mehr vorbei. Dummerweise ist es irgendwann auch zuviel des Guten und wir mĂźssen durch den Mund atmen. Der Rachen trocknet aus und kann daher nur Durchblutung und Sekretion steigern, um der Situation Herr zu werden. Die Schniefnase ist also Teil des Abwehrprozesses und nicht der behandlungsbedĂźrftige Teil.

Patienten, die existenziell bedrohliche Krankheiten haben, achten sehr intensiv darauf, ob der Arzt auch wirklich alles sagt, was wichtig ist. Sie registrieren jedes ZÜgern und werden, sofern ihnen nicht die ganze ungeschminkte Wahrheit mitgeteilt, mit einem Gefßhl der Angst zurßckgelassen. Die Fanatasie malt sich oft schlimmere Dinge aus, als die Realität zu bieten hat. In dieser schwierigen Situation mÜchte der Patient in der Regel nur zwei Dinge: er mÜchte umfassend informiert werden und das Gefßhl haben, der Arzt interessiere sich fßr sein Schicksal.

tische Anfälle typisch sind. Es sendet nach 15 Sekunden, in denen der Patient einen falschen Alarm noch stoppen kann (er kann laut Clark beispielsweise beim Zähneputzen auftreten), per SMS einen Notruf ab, die dem Empfänger die genaue GPS-Position des Patienten mitteilt. Die App enthält auch einen Panik-Knopf, den der Patient drßcken kann, wenn er das Gefßhl hat, dass ein Anfall unmittelbar bevorsteht. Clark hat die Software geschrieben, weil seine Frau an einer Epilepsie leidet. Die Information ßber den Ablauf eines tonisch-klonischen Anfalls hat er ausYouTube bezogen. Die

Stellen Sie uns Ihre medizinische Frage: Glänzt jemand in Ihrem Umkreis mit medizinischen Weisheiten, die Sie nicht so recht glauben wollen? Dann schreiben Sie uns! Wir klären auf. Schreiben Sie an unsere Emailadresse: info@gesundheitsbote.com oder an unsere Postadresse (s. Impressum).

Impressum Herausgeber: Michael Maicher (Arzt) Verlag: Der Gesundheitsbote Verlags-UG (haftungsbeschränkt) Am Heider Kopf 29, 58339 Breckerfeld Telefon 02338 / 872755 Fax 02338 / 872755 info@gesundheitsbote.com Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Michael Maicher Kontakt zur Redaktion: 0211 / 99540439 redaktion@gesundheitsbote.com

Anschrift: Redaktion gesundheitsbote Am Heider Kopf 29, 58339 Breckerfeld Druck: Rheinisch-Bergische Druckerei, ZĂźlpicher StraĂ&#x;e 10, 40549 DĂźsseldorf Telefon: 0211 / 505-0 Vertrieb und Kommunikation: Schranz-Control, Prof.-Oehler-StraĂ&#x;e 7, 40589 DĂźsseldorf 0211 / 99540439 Erscheinungsweise: alle drei Monate kostenlos mit 67.000 Exemplaren in z.B. DĂźsseldorf

ABO: 6,00 Euro inkl. 7% MwSt. fßr ein Jahr (4 Ausgaben) bei Belieferung alle 3 Monate. Die Redaktion ßbernimmt keine Haftung fßr unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Der Gesundheitsbote und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschßtzt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar. Alle Anbieter von Beiträgen, Fotos und Illustrationen stimmen der Nutzung in den Ausgaben des Gesundheitsboten im Internet, auf DVD sowie in Datenbanken zu.


Ihre regionale Gesundheitszeitung

95

Prozent

Vitamin C

Fast alle grippalen Infekte sind Folge einer Virusinfektion und sprechen daher nicht auf eine antibiotische Therapie an.

Großer Ruf, geringe Wirkung. Vitamin C hilft bei Erkältungen nicht, insbesondere als Nahrungsergänzungsmittel ist es unwirksam.

03

Foto: alexlukin - Fotolia.com

Zwillinge: gleiche Krebsart FORSCHUNG» Zwillingsgeschwister erkranken deutlich häufiger als

andere Menschen an der gleichen Krebserkrankung

Boston. Zwillingsgeschwister erkranken häufiger als andere Menschen an der gleichen Krebserkrankung. Dies ergab eine Analyse eines skandinavischen Zwillingsregisters im US-amerikanischen Ärzteblatt, die für 20 von 23 analysierten Krebserkrankungen ein erhöhtes familiäres Risiko nachweist. Die Nordic Twin Study of Cancer ist die weltweit größte Zwillingsstudie zur Erblichkeit von Krebserkrankungen. Das Team um Lorelei Mucci von der Harvard T. H. Chan School in Boston konnte auf die Daten von 80.309 eineiigen und 123.382 gleichgeschlechtlichen zweieiigen Zwillinge aus Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden zurückgreifen. In diesen Ländern haben alle Einwohner eine persönliche Identifikationsnummer, die in allen Patientenregistern verwendet wird. Die Forscher konnten deshalb leicht ermitteln, welche Zwillingsgeschwister an den gleichen Krebstumoren erkrankt sind. Diese Vererblichkeit war erheblich: 38 Prozent der eineiigen und 26 Prozent der zweieiigen Paare erkrankten im Verlauf ihres Lebens an der gleichen Krebsform. Darüber hinaus geht eine Krebserkrankung bei einem Zwilling mit einem insgesamt erhöhten Erkrankungsrisiko an Krebs einher. Dieses Lebenszeitrisiko betrug bei zweieiigen Zwillingen 37 Prozent. Das waren 5 Prozentpunkte mehr

Gesundheit: Deutsche setzen auf das Internet ONLINE» Rund die Hälfte der Befragten wünscht sich mehr Online-Medizin. Berlin. Die Mehrheit der Deutschen setzt laut einer Studie bei Gesundheitsfragen auf das Internet. Das geht aus dem Trendmonitor der Techniker Krankenkasse (TK) hervor, der in Berlin veröffentlicht wurde. Demnach suchen rund zwei Drittel der Deutschen Informationen zu Gesundheitsthemen in erster Linie im Netz.

Online zum Hausarzt

In guten wie in schlechten Zeiten: Zwillingen erkranken offenbar auch häufiger an der gleichen Krebsart. Foto: Fotolia.com

als in der gesamten Allgemeinbevölkerung. Bei eineiigen Zwillingen betrug das Lebenszeitrisiko 46 Prozent oder 14 Prozentpunkte mehr als in der Allgemeinbevölkerung. Am stärksten ausgeprägt war die Vererblichkeit bei Hodentumoren. Der Tumor ist selten. In der gesamten Gruppe erkrankten nur 0,5 Prozent. Unter den zweieigen Brüdern der Patienten sind es 6 Prozent und unter den eineiigen Brüdern sogar 14 Prozent. Auch ein Melanom hat ei-

GEZUCKERT» Ein bisschen Winter

ne deutliche familiäre Häufung: Die Rate stieg von 1,2 Prozent in der Gesamtkohorte auf 6 Prozent unter zweieiigen Zwillingsgeschwistern und auf 20 Prozent unter eineiigen Zwillingsgeschwistern. Mucci schätzt die Vererblichkeit von Krebserkrankungen insgesamt auf 33 Prozent. Beim Hautmelanom sind es sogar 58 Prozent, beim Prostatakrebs 57 Prozent. Die Krebserkrankungen treten häufig in der gleichen Lebensphase auf.

Laut Umfrage will rund die Hälfte der Befragten online mit dem Hausarzt oder Facharzt in Kontakt treten. Am häufigsten wünschen sie sich, online Termine vereinbaren zu können, die Zusendung regelmäßiger Rezepte über das Internet und die Weiterleitung von Messwerten an den Arzt. Die TK fordert, das sogenannte EHealth-Gesetz weiterzuentwickeln. „Denn die Gesetzgebung muss Schritt halten mit dem Bedürfnis der Menschen, auch digital zu kommunizieren, wenn es um ihre Gesundheit geht.”Dabei müsse vor allem der Datenschutz gewährleistet werden. Laut Studie fordern etwa zwei Drittel, dass die Kommunikation mit dem Arzt nur über eine besonders geschützte Plattform erfolgen soll. Für den Trendmonitor befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa rund 1.000 für die deutsche Bevölkerung repräsentativ ausgewählte Bundesbürger.


04

www.gesundheitsbote.com

Thema

Händedesinfektion ...bedeutet nicht, die Hände anzufeuchten. Um Bakterien abzutöten muss man schon 30 Sekunden Wirkzeit einkalkulieren. Foto: contrastwerkstatt - Fotolia.com

Ist das noch

gesund

ERNÄHRUNGSNEUROSE» Wenn viele Nahrungs-

mittel aus dem Supermarkt Gift sind, warum werden wir dann immer älter? Ein Plädoyer dafür, sich wieder instinktiv zu ernähren und auch mal Fünfe gerade sein zu lassen.

B

oder schon

neurotisch?

enzin macht unsere Autos kaputt. Je mehr wir tanken, desto öfter zeigen sich Schäden. Das wäre die Sichtweise von Ernährungsexperten. Doch in der Realität sind wir einfach mehr gefahren. Dadurch sind der Verbrauch und auch der Verschleiß gestiegen. Beim Menschen gibt es ebenso einen linearen Zusammenhang zwischen Energiebedarf und Energieaufnahme. Der statistisch errechnete Zuckerbedarf der WHO

ist bei allem Respekt für ernsthafte Ernährungsempfehlungen hanebüchener Unfug. Würden sich Radprofis daran halten, dann hätte die Tour de France sicher nur eine Etappe. Für weitere hätten die Profis nicht mehr genügend Energie. Doch auch ein belastetes Gehirn treibt den Energiebedarf erheblich nach oben. Sollen wir diesen Bedarf einfach ignorieren, weil wir sonst dick werden könnten? Dabei gibt es zwischen der Kalorienaufnahme und dem Körpergewicht keinen linearen Zusammenhang.Viele erinnern sich noch daran, dass sie als jugendliche Unmengen essen könnten ohne zuzunehmen. Heute Joggen sie täglich durch den Wald, gefühlt setzt jede Kalorie aber trotzdem an. Der Grund ist aber nicht die falsche Ernährung, sondern ein ineffektives Stresssystem. Die Mobilisierung unserer Reserven klappt nicht mehr so wie früher. Wir können unsere gespeicherte Energie nicht mehr so gut liquide machen. Beispielhaft hatten wir als jugendliche fast unser ganzes Geld in der Tasche und konnte es folglich sofort locker machen. Inzwischen ist unser Vermögen aber z.B. in Immobilien angelegt. Da können wir ein Millionenvermögen auf dem Papier haben, unser Konto kann aber trotzdem leer sein. In Analogie zu unserem Körper heißt das, wir können viel Fett und damit viel Energie gespeichert haben, aber wir kommen in Laufe unseres Lebens schlechter ran. Unter diesem Aspekt wird schnell klar, dass Menschen mit einem hohen Kohlenhydratkonsum eher übergewichtig sind und mehr zu Krankheiten neigen, als Menschen, die wenig Zucker konsumieren. Zucker ist hier quasi ein Medikament, das allerdings auch Nebenwirkungen haben kann. Die Ernährungswissenschaften beobachten zwei zeitgleich auftretende Phänomene, die zwar zusammenhängen, wo aber Ursache und Wirkung nicht klar verteilt sind. Haben wir schlichtweg zu viel Zucker konsumiert und sind dadurch krank geworden, haben zum Beispiel einen Diabetes entwickelt? Oder lässt uns die Stoffwechselstörung nach Zucker gieren, weil er nicht dahin gelangt, wo er benötigt wird? Ernährungswissenschaftler sind sich meist einig darin, dass unsere Gesundheit davon abhängt, was wir essen und wir nicht mit unserer Nahrungsaufnahme Störungen in un-


Ihre regionale Gesundheitszeitung

serem Körper kompensieren oder schlichtweg einem höheren Energiebedarf zum Beispiel unseres Gehirns nachgeben. Viele Menschen treibt das aber in regelrechte Ernährungsneurosen. Vegan, vegetarisch, Paleo, Low carb, Stoffwechselkuren usw. Allen Konzepten gemein ist die Tatsache, dass sie wissenschaftlich auf extrem dünnen Eis stehen. Nur weil man etwas regelmäßig wiederholt, wird es dadurch nicht wahr. Doch es verunsichert viele Menschen. Letzten Endes leitet es uns an, unsere Instinkte zu ignorieren. Hunger? Am besten was essen, das den Magen füllt, aber möglichst keine Kalorien enthält. Zucker? Am besten durch Süßgeschmack ersetzen. Das ist eine besorgniserregende Entwicklung, die mehr an eine Religion erinnert, als an wissenschaftlich fundierte Fakten. Immer mehr bekämpfen wir unsere Instinkte, unseren Appetit, versuchen zu täuschen, wo es nur geht. Doch ist das nicht viel eher Teil des Problems? Wenn wir in jugendlichen Jahren essen konnten, was wir wollten, jetzt aber kontinuierlich zunehmen, die Nahrung aber quasi die gleiche geblieben ist, wird es wahrscheinlich nicht am Essen liegen. Vielmehr drängt sich doch die Frage auf, was in der Zwischenzeit mit uns passiert ist. Was wäre, wenn unserem gesteigerten Appetit tatsächlich ein echter Bedarf gegenübersteht? Weil wir zum Beispiel unsere Reserven schlechter anzapfen können, weil wir die Nahrungsmittel schlechter aufnehmen und die entsprechenden Substrate nicht dort ankommen, wo sie benötigt werden. Dann könnte Verzicht einen größeren Schaden anrichten. Dieser Schaden wird zwar sichtbar, aber dem Lebensstil zugeschrieben. Macht beispielsweise ein Diabetiker eine Diät und stirbt einige Zeit später an einem Herzinfarkt, dann wird die Schuld dem Lebensstil zugeordnet. Der Patient habe quasi zu spät angefangen, sein Leben umzustellen. Doch war es nicht vielleicht die Diät? Möglich wäre es. Wir haben immer mehr das Problem, unserem Körper und Gehirn zu vertrauen, weil uns „Ernährungsexperten“ einreden, dass alles falsch ist.

Doch unser Körper hat sich in Millionen von Jahren entwickelt. Der Mensch wurde lange Zeit nur etwa 30 Jahre alt. Erst mit der modernen Ernährung schafften wir es, wirklich alt zu werden. Kohlenhydraten sei Dank. Sie müssen nicht mehr unter Aktivierung unseres Stresssystems aufwendig hergestellt werden. Wir können sie direkt verzehren. Allerdings haben sich unsere Lebensmittel in den letzten Jahren deutlich verändert, sie schmecken nicht mehr nachdem, was sie enthalten. Cola schmeckt viel süßer als früher, enthält aber die gleiche Menge Zucker. Light- und Zeroprodukte gaukeln uns vollen Geschmack vor, fast ohne Kalorien. Unser Organismus wird nur noch getäuscht. Und das soll gesund sein? Aus einer Cola, die genauso süß schmeckt wie sie Zucker enthält, lernt unser Gehirn, dass einer bestimmten Geschmacksintensität eine definierte Energiemenge zugeordnet werden kann. Schmeckt süß, enthält Kohlenhydrate. Cola light schmeckt süß, es kommt aber wenig bis gar kein Zucker. Der Kohlenhydrathunger steigt teilweise deutlich an. Das Gehirn lässt sich nicht täuschen. Sie vertrauen dem Braten nicht? Vergleichen Sie mal Ihren Kohlenhydrathunger unter der Woche und an einem erholsamen Wochenende! Sie werden überrascht sein. Unser Körper will nicht permanent mit Zucker überflutet werden. Wir müssen wieder lernen, unseren Instinkten zu vertrauen, denn sie haben mehr Ahnung von dem, was in unserem Körper abgeht und benötigt wird, als alle Ernährungsexperten der Welt. Die Ernährungsmedizin wird umdenken müssen. Wenn ein Konzept vorsieht, dass sich zig Millionen Menschen falsch verhalten, ist dann das Konzept falsch oder die Menschen? Vielmehr muss die Ernährungsmedizin in Zukunft herausfinden, warum wir unsere Energiereserven nicht mehr mobilisieren können, wie wir unter Stressbelastungen Energie aufnehmen und verteilen. Dabei sollten Millionen von Menschen nicht verrückt gemacht werden. Sonst muss in Zukunft auch untersucht werden, wie sich Schuldgefühle auf die Gesundheit auswirken.

Die Ernährung ist nicht das Hauptproblem

Die Ernährungsmedizin muss in Zukunft umdenken

05


06

www.gesundheitsbote.com

Ăœbergewicht

Nervenzellen stimulieren Fettabbau Lissabon. Das Fettgewebe ist von sympathischen Nervenfasern durchdrungen, deren Aktivierung den Abbau von Fetten fĂśrdert. Dies zeigen tierexperimentelle Studien, die neue Ansatzpunkte fĂźr die Behandlung von Ăœbergewicht liefern kĂśnnten. Nervenzellen sind bereits frĂźher im Fettgewebe entdeckt worden. Es war jedoch nicht klar, ob sie tatsächlich die Fettzellen oder nur die BlutgefäĂ&#x;e befehligen. Vor nunmehr 21 Jahren hatte der US-Forscher Jeffrey Friedman das Hormon Leptin entdeckt. Es wird von Fettzellen freigesetzt, um das Gehirn Ăźber die Fettvorräte zu informieren. Wie diese Meldungen vom Gehirn zu den Fettzellen gelangen, war bislang unbekannt. Eine Rolle des sympathischen Nervensystems wurde vermutet, doch der Beweis stand noch aus. Der Neurobiologin Ana Domingos vom Instituto Gulbenkian de CiĂŞncia in Oeiras bei Lissabon gelang es jetzt mit ihrem Team als erste, die sympathischen Nerven sichtbar zu machen. Die einzelnen Nervenfasern verlie-

fen zu den Fettzellen und umwickelten sie fÜrmlich, wie die Forscher mit einem weiterenVerfahren, der Multiphotonenmikroskopie, zeigen konnten. In den Nervenfasern fanden sie Marker, die sie den sympathischen Nervenfasern zuordneten. Die Funktion der einzelnen Nervenfasern untersuchten die Forscher dann mit der Methode der Optogenetik. Domingos konnte zeigen, dass das Licht im Fettgewebe die gleiche Wirkung erzielt wie die Injektion von Leptin, nämlich eine vermehrte Fettverbrennung. Die Experimente belegen zweifelsfrei, dass sympathische Nervenfasern an der Regulation des Fettgewebes beteiligt sind. Ein Wirkstoff, der diese Fasern selektiv aktiviert, kÜnnte als Abmagerungsmittel eingesetzt werden. Fßr eine Reihe von stimulierenden Wirkstoffen konnte eine anorektische Wirkung gezeigt werden. Der Wirkungsort wurde allerdings bisher im Gehirn vermutet und die meisten Mittel mussten aufgrund von schweren Nebenwirkungen wieder vom Markt genommen werden.

Rauchen wirkt sich ganz akut auf die Fruchtbarkeit aus. Bei Kinderwunsch sollte bereits pausiert werden.

Foto: Fotolia.com

Rauchen stĂśrt Fruchtbarkeit KINDERWUNSCHÂť Wer sich Kinder wĂźnscht, sollte rasch mit dem

Rauchen aufhĂśren. Dann steigt die Erfolgswahrscheinlichkeit.

Buffalo. Aktives, aber auch passives Rauchen kann die Fruchtbarkeit von Frauen herabsetzen. Dies zeigen die Ergebnisse einer Studie in Tabacco Control im vergangenen Jahr. Frauen, die frĂźh zu rauchen angefangen hatten, kamen bis zu zwei Jahre frĂźher in die Wechseljahre. Die etwa 4.000 Inhaltsstoffe des Tabakrauchs erreichen nach der Inhalation Ăźber die Blutbahn auch die EierstĂścke. Sie kĂśnnen dort die Entwicklung der Eizellen, die Reifung der Follikel und die Hormonbildung stĂśren. Bei Raucherinnen ist nach der Befruchtung auch der Transport des Embryos in die Gebärmutter und die dortige Implantation gestĂśrt. Rauchen kann auch zu DurchblutungsstĂśrungen in der Gebärmutter fĂźhren. Dies alles kann den Erfolg einer Schwangerschaft gefährden. Wie hoch das Risiko auf eine Unfruchtbarkeit ist, hat ein Team um Danielle Smith vom Roswell Park Cancer Institute in Buffalo im USBundestaat New York jetzt an den Daten der Women‘s Health Initiative

Observational Study untersucht, die mehr als 93.000 Frauen nach der Menopause begleitet. Diese Frauen waren zu Beginn der Studie ausfßhrlich nach ihren Lebensumständen befragt worden. Dazu zählten auch Probleme beim Kinderwunsch. Fast jede sechste Frau hatte angegeben, trotz intensiver Bemßhungen ßber 12 Monate keine Schwangerschaft erreicht zu haben (ohne dass es Hinweise auf eine Unfruchtbarkeit des Mannes gab). Beinahe jede zweite Teilnehmerin hatte ihre letzte Monatsblutung vor dem 50. Lebensjahr.

Wirkung hält lange an Die Analyse ergab, dass aktive frßhere Raucherinnen zu 14 Prozent häufiger unter einer StÜrung der Fruchtbarkeit litten als Frauen, die niemals geraucht hatten. Und ihre Wechseljahre hatten zu 26 Prozent häufiger vor dem 50. Lebensjahr begonnen. Der Einfluss auf die Fruchtbarkeit stieg mit der Zahl der täglich gerauchten Zigaretten an.

Der Zeitpunkt der Menopause hing wesentlich davon ab, wann die Frau mit dem Rauchen begonnen hatte. Frauen mit dem hÜchsten Tabakkonsum (25 Zigaretten am Tag) kamen im Durchschnitt fast 22 Monate frßher in die Wechseljahre, wenn sie die ersten Zigaretten vor dem 15. Lebensjahr geraucht hatten. Bei einem Beginn vor dem 25. Lebensjahr trat die Menopause 18 Monate frßher ein als bei Nichtraucherinnen. Nach den Ergebnissen der Studie kann auch Passivrauchen die Fruchtbarkeit herabsetzen. Frauen, die als Kind zehn Jahre oder länger mit einem stark rauchenden Elternteil zusammenlebten oder später 20 Jahre oder länger mit einem starken Raucher verheiratet waren oder zehn Jahre oder länger ihren Arbeitsplatz mit einem starken Raucher teilten, hatten zu 18 Prozent häufiger Probleme mit dem Kinderwunsch angegeben. Die hÜchste Passivrauch-Exposition war auch mit einer um 13 Monate frßher eintretenden Menopause assoziiert.

PlĂśtzlicher Herztod: Warnsignale beachten BEWEGUNGÂť Beim zu frĂźhen Wiedereinstieg drohen vermeidbare RĂźckfälle Los Angeles. Ein plĂśtzlicher Herzstillstand, der meist die Folge einer HerzrhythmusstĂśrung ist, kĂźndigt sich bei jedem zweiten Patienten in den Tagen und Wochen zuvor durch Symptome wie Brustschmerzen oder Atemnot an, deren Beachtung laut einer Studie die Ăœberlebenschancen erhĂśht. Seit 2002 geht Sumeet Chugh vom Cedars-Sinai Heart Institute in

Los Angeles den Ursachen von plĂśtzlichen Herzstillständen nach. Seine jĂźngste Analyse basiert auf 839 Patienten. Chugh kann zeigen, dass 430 Patienten, also etwa die Hälfte, in den Tagen vor dem Ereignis Warnsymptome hatten. Am häufigsten waren dies Brustschmerzen und Atemnot, die auf eine vorĂźbergehende StĂśrung der Herzfunktion schlieĂ&#x;en lassen.

Fast alle Patienten hatten die Symptome auch am Tag vor ihrem plĂśtzlichen Herzstillstand erlebt. Die meisten Patienten ignorierten sie. Nur jeder fĂźnfte Patient alarmierte einen Notarzt.Von diesen Patienten sollten 32,1 Prozent später den plĂśtzlichen Herzstillstand Ăźberleben, wer die Beschwerden ignorierte, hatte nur eine Ăœberlebenschance von 6 Prozent.


Ihre regionale Gesundheitszeitung

Bewegung

In Bewegung bleiben Lungenkranke meiden oft Anstrengungen. Ein Fehler, sagen Experten. Das passende Sportprogramm kann helfen. Foto: Jürgen Fälchle - Fotolia.com

Computerspiele verändern Hirn VERNETZUNG» Spielsucht führt zu Veränderungen im Gehirn, die dauerhaft

unsere Konzentration beeinflussen können.

Seoul. Das exzessive Spielen von Computerspielen könnte die sogenannte neuronale Konnektivität des Gehirns maßgeblich verstärken. Das dies nicht nur von Vorteil ist, berichten Wissenschaftler der University of Utah und der Chung-Ang University in Südkorea in einer Studie, die sie unter Leitautor Doug Hyun Han veröffentlichten. Computerspielsüchte sind im Gegensatz zu Süchten nach Glücksspielen oder Substanzen eine relativ neue Erscheinung. Seitdem Computerspiele im weit überwiegenden Fall online und somit im Verbund mit anderen Spielern gespielt werden, erlangt das Problem jedoch zunehmende Bedeutung. Die soziale Komponente und ein stetiges Belohnungssystem in den Spielen haben eine wichtige Rolle in der Suchtentwicklung. In schweren Fällen werden von süchtigen Spielern nicht nur reale soziale und berufliche Verpflichtungen vernachlässigt, sondern es kann auch zur völligen Verwahrlosung kommen. Am häufigsten findet sich dieses suchtartige Verhalten bei jungen Spielern in Asien. In Südkorea könnten laut einer Regierungsstudie rund 2,4 Prozent der Neun- bis 39-Jährigen an der Störung leiden, sowie weitere 10,2 Prozent ein problematisches Spielverhalten zeigen. Exzessives „Internet Gaming“ ist allerdings keine offizielle Erkrankung. Sie wird jedoch als Störung beschrieben, die weiterer Erforschung bedarf. Die Forscher untersuchten mit Hilfe von MRT-Aufnahmen die Gehirne von 78 exzessiven Spielern. Als Vergleichsgruppe dienten 72 Probanden, unter denen sich psychiatrisch Gesunde und Patienten mit einer schweren Depression oder ADHS befanden. Im Gegensatz zu den Kon-

07

Impfkampagnen erfolgreich PRÄVENTION» Motivation zur Masernimpfung ist deutlich gestiegen. Köln. Mittlerweile stufen mehr als drei Viertel der Deutschen (77 Prozent) die Masern-Impfung als „besonders wichtig“ oder „wichtig“ ein.Vor zwei Jahren waren es noch fünf Prozentpunkte weniger. Das berichtet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf Basis einer bundesweiten Repräsentativbefragung „Einstellungen,Wissen undVerhalten der Allgemeinbevölkerung zum Infektionsschutz (Impfen und Hygiene) 2014“. „Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass wir grundsätzlich auf einem guten Weg sind, jedoch auch weiterhin eine konsequente und zielgerichtete Impfaufklä-

Onlinespiele sind schon lange Mode. Inzwischen steigen aber die Fälle von Spielsucht deutlich an. Die ständigen Reize führen zu Veränderungen im Gehirn. Foto: Fotolia.com

trollpersonen zeigten die süchtigen Spieler in sieben unterschiedlichen Regionen eine neuronale Hyperkonnektivität, also eine verstärkte Verbindung zwischen den Hirnregionen. Dies betraf Hirnregionen, die Teil des sogenannten „Salienz-Netzwerks“ sind. Dieses Netzwerk ist für die Aufmerksamkeit und die Erfassung von akustischen und visuellen Stimuli zuständig. Es hilft, wichtige von unwichtigen Reizen zu trennen und so beispielsweise Gefahren schneller zu erfassen. Bei den Spielern waren verstärkte Verbindungen des visuellen, auditorischen und des cingulären Kortex nachweisbar. Als möglicherweise nachteilig zeigte sich jedoch eine Hyper-

konnektivität zwischen dem dorsolateralen präfrontalen Kortex und dem temporoparietalen Übergang. Die Forscher berichten, dass ein verstärktes Bindungsmuster hier zu einer stärkeren Ablenkbarkeit führen kann. Dies könnte die möglichenVorteile der geschärften Wahrnehmung aufheben. Die Forscher gehen davon aus, dass das Spielverhalten ein plausibler Auslöser für die beobachteten Veränderungen des Gehirns sein kann. Ob dies jedoch tatsächlich der Fall ist, oder ob die Hyperkonnektivität bereits vorher besteht und nur ein Risikofaktor für die Spielsucht ist, sei im Rahmen der Studie nicht zu beantworten.

rung notwendig ist, um alle Zielgruppen zur Masernimpfung zu motivieren“, sagte die Leiterin der BZgA, Heidrun Thaiss. Die Mehrheit der Befragten, die nicht ausreichend gegen Masern geschützt sind oder deren Schutz unklar ist, geben an, dass sie nicht auf die Notwendigkeit der Masern-Impfung hingewiesen wurden (70 Prozent). Angst vor Nebenwirkungen hindert einViertel (25 Prozent) der Befragten, sich impfen zu lassen, und knapp jeder Fünfte (19 Prozent) zählt sich nicht zur betroffenen Gruppe für diese Impfung. Die BZgA hat 2012 die Kampagne zur Masernimpfung „Deutschland sucht den Impfpass“ gestartet. Sie richtet sich vor allem an Jugendliche und junge Erwachsene.


08

www.gesundheitsbote.com

Bewegung Markus Friesdorf

B9! FITNESS Bonn

Ihr Ansprechpartner

S

ie erreichen ihn im Studio B9! Fitness unter der Rufnummer 0228 / 2421424 oder unter bonn@gesundheitsbote.com.

Gesunde Kurse MONTAG, 17.00 UHR

RÜCKENFIT

Präventive Kurse unterstützen bei chronischen Rückenbeschwerden und verbessern Ihre Körperhaltung und Kondition.

Laufen ist gesund, extreme Läufe gefährden aber dauerhaft die Gesundheit.

MITTWOCH, 09.30 UHR

RÜCKENFIT

Unser Rückenkurs unterstützt Sie bei Rückenbeschwerden auch morgens schon und verbessert Ihre Körperhaltung und Kondition.

DONNERSTAG, 19.00 UHR

GERÄTEZIRKEL

Der Kurs umfasst 60 Minuten Ganzkörpertraining an den Kraftgeräten zum Muskelaufbau oder zur Ausdauersteigerung. Mehr Kurse finden Sie im Internet unter www.b9-fitness.de

Kaffeegenuss kann Schlaganfälle verhindern Berlin. Fünf Tassen Kaffee pro Tag sind kein Problem – zumindest aus neurologischer Sicht. Die Angst, dass Kaffeegenuss das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen könnte, sei unbegründet, gab die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) Entwarnung. Im Gegenteil: Forscher hätten sogar festgestellt, dass Menschen, die nicht mehr als fünf Tassen Kaffee pro Tag trinken, seltener einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt erlei­den als diejenigen, die gar keinen Kaffee trinken. „Nach jahrzehntelanger Diskussion undVerunsicherung ist dies sicher eine gute Nachricht für unsere Patienten“, sagte Hans-Christoph Diener, Direktor der Klinik für Neurologie am Uniklinikum Essen und Sprecher der DGN. Die Fachgesellschaft wertet mit dieser Stellungnahme eine der größten Studien über einen möglichen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Foto: Fotolia.com

Bis zu Herzrhythmusstörungen SPORTSUCHT» Manchmal bremsen den Sportsüchtigen nur Herzprobleme Berlin. Die junge Frau konnte es nicht fassen: Die Blasen an den Füßen wollten einfach nicht verschwinden, dabei rannte sie kaum noch, ja machte fast gar keinen Sport mehr, nur noch etwas Radfahren. Aber das belaste den Fuß doch kaum, sagte sie ihrem Arzt. Der fragte, wie viel sie mit dem Rad täglich unterwegs sei. „Nicht viel, nur drei bis vier Stunden am Tag. Und wenn es nicht regnet, auch in der Mittagspause.“ Mit diesem Beispiel machte Professor Karl-Jürgen Bär vom Uniklinikum Jena beim DGPPN-Kongress auf ein Problem aufmerksam, das immer noch unterschätzt wird: Sport als Suchtmittel. Wie viele Menschen davon betroffen sind, lasse sich nur schwer feststellen, so der Leiter der sportpsychiatrischen Sprechstunde am Klinikum in Jena. Zuverlässige epidemiologische Untersuchungen gebe es kaum, auch sei es auf den ersten Blick nicht einfach, die Sportsucht von anderen pathologischen Erscheinungen beim Sport abzugrenzen - etwa Anorexie bei exzessivem Ausdauersport und Körperschemastörungen, die häufig bei Bodybuildern zu beobachten sind. Charakteristisch für eine Sportsucht seien jedoch Merkmale, wie sie auch bei anderen Suchterkrankungen auftreten - Toleranzentwicklung, Entzugserscheinungen mit erhöhter Reizbarkeit, Depressivität oder Ängstlichkeit sowie ein Gefühl der Fremdbestimmtheit und des zwanghaften Handelns bis hin zum kompletten Kontrollverlust: Hier besteht dann zwar der Wunsch, die sportliche Aktivität zu reduzieren, solche Versuche scheitern aber regel-

mäßig. Andere Aktivitäten als Sport geraten zunehmend in den Hintergrund, Freizeit und Urlaub stehen nur noch im Zeichen des Trainings.

„Positive Addiction“ oder körperlicher Ruin? Ein Problem für die Suchtentwicklung ist die hohe gesellschaftliche Akzeptanz von Sport. Wer viel Sport treibt, wird oft bewundert, erhält ein positives Feedback. Selbst die Sportsucht wurde in den 1970erJahren noch glorifiziert. Der US-Psychiater William Glasser sprach von einer „positive addiction“.Er sah darin einen „wichtigen und neuen Weg

100km Laufen pro Woche sind nicht normal für Sportler, mental noch stärker zu werden“,zitierte ihn Bär. Dass jedoch in der Regel das Gegenteil der Fall ist, erläuterte der Jenaer Psychiater auf dem Kongress an einem konkreten Beispiel: Eine Frau erinnert sich daran, schon als Jugendliche „auf Bewegung fixiert“ gewesen zu sein. Sie hat Basketball gespielt und an Crossläufen teilgenommen, wobei das Trainingspensum mit der Zeit immer mehr zunahm. Irgendwann stand sie bereits morgens um vier Uhr auf, damit sie das viele Laufen, Schwimmen und Fitnesstraining überhaupt noch in ihren Tagesablauf integrieren konnte. Um sieben Uhr musste schließlich der Sohn zur Schule, sie dann später zur Arbeit. Morgens die erste, in der Mittagspause die zweite und abends die dritte Trainingsrunde. „Ich bin auf vier

bis fünf Stunden Training gekommen, und zwar sieben Tage die Woche. Einmal habe ich 91 Tage ohne Pause durchtrainiert.“ Die harte Arbeit zahlte sich aus: Sie wurde gut im Schwimmen und nahm an Weltcups teil, belegte dabei vordere Plätze. Genießen konnte sie es aber nicht. „Es war eine Art Hassliebe, ich war ständig gehetzt und getrieben, der Sport hat mich völlig absorbiert.“ Sie ignorierte Schmerzen, trainierte trotz Sehnenscheidenentzündung weiter, brach einmal nach dem Training zusammen. Ihre Stimmungsschwankungen nahmen drastisch zu. Irgendwann sagten ihre Freunde, sie sei sportsüchtig. Letztlich half aber keine Einsicht, sondern ein medizinischer Befund, der ihre Karriere beendete: Sie hatte Arrhythmien entwickelt und war zunächst zur Bewegungslosigkeit verurteilt. Inzwischen kann sie wieder schwimmen, aber mit hartem Training ist nun Schluss, stattdessen studiert sie Medizin. Nicht immer kriegen die Betroffenen noch die Kurve. Bär konnte auch von Sportsüchtigen berichten, die nach einem Unfall Suizid begingen - weil sie nicht mehr trainieren konnten. Auch wenn solche Beispiele sehr anschaulich sind - eine einheitliche Diagnose existiert bislang nicht. Typische Zeichen einer Sportsucht: Sie erzählen ihrem Umfeld nicht, dass Sie so viel Sport treiben. Sie ignorieren Warnzeichen des Körpers wie Schmerzen, Erschöpfung, Fieber und Stressfrakturen. Sie halten 100 km Laufen oder 400 km Radfahren pro Woche für normal und steigerungswürdig.


Ihre regionale Gesundheitszeitung

09

Bewegung

„Ultra“ schadet nur kurzzeitig EXTREMSPORTÂť Extremläufe belasten die Gelenke. Die FĂźĂ&#x;e kommen

aber sehr gut mit der Belastung klar. Viele Veränderungen haben sich nach Monaten wieder normalisiert.

Ulm. Der menschliche FuĂ&#x; ist auf extreme Laufstrecken besser vorbereitet als das Gehirn. Dies zeigen die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Begleitforschung zum Transeuropa-Lauf von 2009, die auf der Jahrestagung der Radiological Society of North America in Chicago vorgestellt wurden. 67 Extremsportler trafen sich im April 2009 in der sĂźditalienischen Hafenstadt Bari, um in den folgenden 64 Tagen zum Nordkap zu reisen, nicht mit einem Kreuzfahrtschiff, sondern zu FuĂ&#x;. Mit dabei war ein Team der Universität Ulm, das die Extremsportler mit einem LKW begleitete, der mit einem mobilen Kernspintomographen (MRT) ausgerĂźstet war. Die Mediziner untersuchten die Teilnehmer, von denen 45 das Ziel erreichten, alle drei bis vier Tage, um die Auswirkungen des Extremsports auf den KĂśrper zu untersuchen. Ein Schwerpunkt bildeten die Gelenke der Beine und hier vor allem im Bereich von KnĂśchel und HinterfuĂ&#x;, die auf den 4.487,7 Kilometern das Gewicht der Läufer und vor allem die regelmäĂ&#x;igen ErschĂźtterungen beim Laufen ertragen mussten. Wie das Team um Uwe SchĂźtz von der Ulmer Universitätsklinik fĂźr diagnostische und interventionelle Radiologie jetzt mitteilt, waren die Strapazen den Gelenken schon bald anzumerken. Auf den ersten 1.500 Kilometern kam es in allen Gelenken (mit Ausnahme der Kniescheibe) zu einer Zunahme der T2-gewichteten Signale. Sie zeigen an, dass es infolge der wiederholten Belastungen zu einer StĂśrung im Knorpel gekommen ist. Der Verlauf der oberflächlichen Kollagenfasern ist gestĂśrt und der Wassergehalt des Knorpels nimmt ab, vermutete SchĂźtz kĂźrzlich in einer Publikation. Das AusmaĂ&#x; war keineswegs banal. Im KnĂśchel stieg das T2-Signal um 25,6 Prozent an, im Kniegelenk wurde sogar eine Zunahme um bis zu 44,0 Prozent registriert. Im weiteren Verlauf des „Trans-

Rehasport wird vom Arzt verordnet

Extremläufe kÜnnen sicherlich nicht als gesund betrachtet werden. Doch viele Schäden bilden sich wieder zurßck. Foto: Fotolia.com

europe-Footrace“ erholten sich dann jedoch die Gelenke im FuĂ&#x;bereich. Im Sprunggelenk kam es zu einem RĂźckgang der T2-gewichteten Signale um 30,6 Prozent und in den HinterfuĂ&#x;gelenken um 28,5 Prozent.

Laufen angelegt, meint Schßtz. Das Laufen belastet jedoch nicht nur die Gelenke. Auch im Gehirn kam es zu deutlichenVeränderungen. Die MRT-Aufnahmen zeigten, dass die graue Hirnsubstanz am Ende des Rennens um 6,1 Prozent zurßckgegangen war, was die Forscher anfangs beunruhigte. Im Verlauf des Alterns kommt es in der Regel um einen Rßckgang der grauen Hirnsubstanz um 0,2 Prozent pro Jahr. Das Gehirn der Läufer war jedoch nicht vorzeitig gealtert. Während die altersbedingte Atrophie des Gehirns nicht reversibel ist, hatten sich die MRT-Aufnahmen aller untersuchten Teilnehmer nach acht Monaten wieder vollkommen erholt. Ein Ultramarathon fßhrt bei durchtrainierten Sportlern zu keinen dauerhaften Hirnschädigungen, erklärte Schßtz.

Hirnsubstanz verändert sich nur vorĂźbergehend Im Kniegelenk blieben die Werte jedoch erhĂśht. Eigentlich hatten die Medizinern erwartet, dass die FuĂ&#x;gelenke anfälliger sind, da ihre Gelenkfläche kleiner und damit die Belastung pro Flächeneinheit grĂśĂ&#x;er ist. Eine weitereVeränderung war ein Anstieg im Durchmesser der Achillesferse. Die Knochenstruktur wurde durch die extremen Belastungen dagegen nicht in Mitleidenschaft gezogen. Der FuĂ&#x; des Menschen ist auf

Sport auch bei Kälte empfehlenswert ABHĂ„RTUNGÂť Sport bei Kälte sinnvoll, mit präventivem Effekt. Remscheid. Die Deutsche Gesellschaft fĂźr Sportmedizin und Prävention (DGSP) empfiehlt, den gewohnten Ausdauersport wie Joggen oder Nordic Walking auch in der kalten Jahreszeit weiter zu betreiben. „Wichtig ist, die Sportart vom Sommer und Herbst bis in den Winter kontinuierlich zu betreiben“, hieĂ&#x; es aus der Fachgesellschaft.

REHA-Sport

Notwendig sei die entsprechende Kleidung, zum Beispiel mehrere Sporthemden oder T-Shirts Ăźbereinander, eine winddichte Jacke und eine lange warme Sporthose. Die Laufschuhe sollten Profil haben, da die Rutschgefahr bei Schnee und Glätte grĂśĂ&#x;er sei. „Man sollte sich sorgfältig aufwärmen, etwa fĂźnf bis zehn Minuten langsames lockeres Laufen,

dann erst im gewohnten Tempo weiterlaufen“, empfiehlt die DGSP. AuĂ&#x;erdem sei es sinnvoll, etwas langsamer zu laufen. Die Sportmediziner empfehlen fĂźr Breitensportler, täglich maximal 45 bis 60 Minuten zu trainieren. „Grundsätzlich ist Sport im Freien auch im Winter gesund, da die Abhärtung sehr effektiv ist und Erkältungen eher seltener sind.“

„„Viele Menschen mit chronischen Krankheiten oder anderen kĂśrperlichen Funktions-stĂśrungen, z.B. der Muskeln und Gelenke, entscheiden sich fĂźr Rehasport im Verein, um den Erfolg ihrer Behandlung zu stĂźtzen. „„Rehasport wird auf Ihre individuellen kĂśrperlichen und gesundheitlichen BedĂźrfnisse abgestimmt. Die Qualität wird durch den Behindertensportverband, die betreuenden Ă„rzte und die qualifizierten Ăœbungsleiter sichergestellt. Art und Intensität des Rehabilitationssports wird anhand der Verordnung in enger Abstimmung zwischen den Ă„rzten und den zertifizierten Ăœbungsleitern bestimmt. „„Die Erfahrung zeigt, dass durch eine langfristig angelegte und aktiv ausgerichtete Betreuung eine deutliche Verbesserung der Beschwerden zu erzielen ist. „„Die Leistungen des RehaVitalisPlus e.V. sind von allen Kostenträgern anerkannt und die KostenĂźbernahme nach Bewilligung gesichert.


10

www.gesundheitsbote.com

Aus der Praxis

Händedesinfektion ...bedeutet nicht, die Hände anzufeuchten. Um Bakterien abzutÜten muss man schon 30 Sekunden Wirkzeit einkalkulieren. Foto: contrastwerkstatt - Fotolia.com

Harnwegsinfekte

Antibiotika sind oft entbehrlich GĂśttingen. Viele BlasenentzĂźndungen heilen ohne Antibiotika aus. Das berichten Wissenschaftler um IldikĂł GĂĄgyor und Eva Hummers-Pradier vom Institut fĂźr Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin GĂśttingen im British Medical Journal. An der Studie waren auch Forscher aus dem Institut fĂźr AllgemeinÂŹmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sowie der Abteilung fĂźrVersorgungsforschung am Institut fĂźr Public Health und Pflegeforschung an der Universität Bremen beteiligt. „Ziel der Studie war es zu prĂźfen, ob bei unkomplizierten Harnwegsinfekten die Beschwerden allein mit einem Schmerzmittel behandelt werden kĂśnnen, während die Infektion von selbst abheilt. Damit wollten wir auch zu einem rationalen Einsatz von Antibiotika beitragen“,so GĂĄgyor. An der Studie nahmen von 2012 bis 2014 494 Patientinnen in 42 Hausarztpraxen in Norddeutschland teil. BerĂźcksichtigt wurden ansonsten gesunde Frauen, die mit typischen Anzeichen eines Harnwegsinfekts wie Brennen beim Wasserlassen und/oder häufigem Wasserlassen ihren Hausarzt aufsuchten. Sie wurden per Zufall einer von zwei Behandlungsgruppen zuge-

teilt. Eine Gruppe erhielt sofort ein Antibiotikum. Die andere Gruppe bekam ein Medikament, das Schmerzen lindert und die EntzĂźndung hemmt. Die Frauen wurden gebeten, sich bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden wieder in der Praxis vorzustellen. Insgesamt wurden zwei Drittel der Patientinnen, die mit einem Schmerzmittel behandelt wurden, ohne Antibiotikatherapie gesund. Allerdings tragen bei einzelnen Frauen aus beiden Gruppen NierenbeckenentzĂźndungen auf. „Wir kĂśnnen belegen: FĂźr sonst gesunde Frauen mit leichten bis mittelschweren Symptomen ist die symptomatische Behandlung häufig ausreichend und das Risiko von Komplikationen gering“,sagte Jutta Bleidorn, vom Institut fĂźr Allgemeinmedizin der MHH. Die Ergebnisse unserer Studie seien eine Grundlage, um mit Patientinnen bei einem unkomplizierten Harnwegsinfekt zu Ăźberlegen, ob sie zunächst auf Antibiotika verzichten mĂśchten.

Typisch mediteranes Essen: mit dabei ist immer OlivenĂśl.

Foto: Fotolia.com

Mediteran: Hirn altert langsamer ERNĂ„HRUNGÂť Studie unterstreicht die protektive Wirkung der Mittelmeerkost New York. Zahlt sich die Vorliebe fĂźr eine mediterrane KĂźche intellektuell aus? Eine neue Studie zeigt: Ă„ltere Menschen, die gerne Fisch, GemĂźse und NĂźsse essen und wenig rotes Fleisch, haben ein grĂśĂ&#x;eres Hirnvolumen und mehr graue Zellen als ungesund essende Altersgenossen. Immer wieder deuten Ernährungsstudien auf eine bessere kognitive Leistung und eine geringere Demenzrate bei Menschen, die sich an eine mediterrane Ernährung halten und viel Obst, GemĂźse, Fisch, PflanzenĂśl und NĂźsse konsumieren. Auch wenn sich aus epidemiologischen Studien nicht klar herausarbeiten lässt, ob die bessere Hirnleistung tatsächlich auf der gesĂźnderen Ernährung beruht oder eher auf einem insgesamt gesĂźnderen Lebensstil - die Idee, das Demenzrisiko Ăźber eine gesunde Diät in Schach zu halten, ist zumindest verlockend.

Weniger Zeichen von Verfall Wenn nun eine gesunde Kost tatsächlich das Demenzrisiko senkt, dann mßssten ältere Menschen mit einer Vorliebe fßr eine solche Diät in den Untersuchungen deutlich weniger Zeichen vonVerfall und Neurodegeneration zeigen. Das ist in der Tat der Fall, haben Alzheimer-Forscher um Dr. Yan Gu

von der Columbia University in New York herausgefunden. Im Schnitt scheinen die Gehirne dieser Menschen bei gleichem Alter deutlich jĂźnger zu sein als die der Schweinefleisch- und Buttertorten-Fraktion. FĂźr ihre Analyse schoben die

Mediterane Kost hat sehr viele Vorteile Forscher 674 demenzfreie Senioren im Alter von im Mittel 80 Jahren ins MRT und unterzogen sie diversen Volumenmessungen des Gehirns. Gleichzeitig befragten sie die Teilnehmer nach ihren Ernährungsgewohnheiten. Mittels einer Zehn-Punkte-Skala legten sie fest, wie gut die Ernährungsweise mit der mediterranen Diät Ăźbereinstimmte, und bildeten dann grob zwei Gruppen: Solche mit schlechter und solche mit guter Diättreue (0-4 versus 5-9 Punkte). Erstere waren leicht in der Ăœberzahl (370 versus 304 Teilnehmer).

Kausalität nicht bewiesen Es zeigte sich, dass das Hirnvolumen bei Teilnehmern mit Ăźberwiegend mediterraner Kost insgesamt um 13,1 ml grĂśĂ&#x;er war. Die Differenz bei der grauen Substanz betrug 5,0 ml und bei der wei-

Ă&#x;en Substanz 6,4 ml zugunsten der mediterranen Kost. BerĂźcksichtigt wurden zudem Alter, BMI, Diabetes, Bildungsgrad und Ergebnisse in geistigen Leistungstests. Die Differenz bei den Volumina entspreche einer normalen Hirnalterung Ăźber fĂźnf Jahre hinweg, berichten die Forscher um Gu. Wurden Patienten ausgeschlossen, die bereits leichte Einschränkungen hatten, dann waren die Unterschiede noch grĂśĂ&#x;er. In einem weiteren Schritt schaute das Team um Gu nach Zusammenhängen zwischen Hirnvolumina und den einzelnen Bestandteilen der mediterranen Diät. Danach sind fĂźr die Unterschiede vor allem ein hoher Fisch- und ein niedriger Fleischkonsum entscheidend. Senioren mit diesen Eigenschaften hatten auch eine deutlich erhĂśhte Dicke der Hirnrinde. NatĂźrlich kĂśnnen die MRT-Daten dieser Querschnittsuntersuchung nicht beweisen, dass eine gesunde Ernährung das Gehirn langsamer altern lässt und eine Demenz hinauszĂśgert. Sie liefen aber eine Erklärung auf struktureller Ebene, weshalb Menschen mit einer gesunden Ernährung ein geringeres Demenzrisiko haben - unabhängig davon, ob dies nun an der Ernährung liegt oder nicht.


Ihre regionale Gesundheitszeitung

STRESSFAKTOR Dauerlärm durch Straßenverkehr kann Ursache von depressiven Verstimmungen sein, zeigt eine Essener Untersuchung.

Strassenlärm macht depressiv Essen. Dauerlärm durch Straßenverkehr könnte depressiveVerstimmungen auslösen. Das berichten Wissenschaftler vom Zentrum für urbane Epidemiologie (CUE) der medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen. Die Arbeit erfolgte im Rahmen der sogenannten Heinz Nixdorf Recall Studie am Universitätsklinikum Essen und ist im Wissenschaftsmagazin Environmental Health Perspectives erschienen. Die Forscher untersuchten die Daten von 3.300 Teilnehmern im Alter zwischen 45 und 75 Jahren. Dafür setzten sie sogenannte Lärmkarten der Städte Bochum, Essen und Mülheim ein. Die Studienteilnehmer, die an Straßen mit vielVerkehrslärm wohnen, entwickelten im Zeitraum von fünf Jahren häufiger depressive Symptome, als solche, die in vergleichsweise ruhigen Straßen wohnen. Die Studie ergab, dass das Risiko um rund 25 Prozent

steigt und zwar sowohl für gemittelte 24-Stunden- als auch für Nachtlärmwerte über 55 beziehungsweise 50 Dezibel. Auffällig ist zudem, dass insbesondere Menschen mit geringerer Bildung empfindlicher auf Lärm reagieren. „Es könnte damit zusammenhängen, dass Menschen mit niedriger Bildung in der Regel häufiger Stressoren ausgesetzt sind. Durch die Vielzahl der belastenden Faktoren könnte die Widerstandsfähigkeit verringert sein. Dies müssen aber zukünftige Studien gezielt untersuchen“,sagte Ester Orban vom CUE. Sie betonte, „dass die Erkenntnisse erneut bestätigen, wie wichtig der Lärmschutz für die Gesundheit der Bevölkerung ist.“ Die Studie belegt zwar den Zusammenhang zwischen der Lärmbelastung und depressiver Symptomatik, beweist aber nicht, was zuerst da war: das Huhn oder das Ei.

11

STATISTIK»

Die häufigsten OPs in Krankenhäusern Wiesbaden. Mehr als jeder dritte Patient, der 2014 auf einer Krankenhausstation lag, ist operiert worden, berichtet das Statistische Bundesamt. Die häufigsten Eingriffe variieren je nach Altersgruppe. Im vergangenen Jahr sind 18,5 Millionen Menschen in deutschen Krankenhäusern vollstationär behandelt worden. Bei 38 Prozent von ihnen wurde eine Operation durchgeführt. Das berichtet das Statistische Bundesamt. Demnach war gut jeder Zweite, der operiert wurde, 60 Jahre und älter. Am häufigsten fanden in dieser Altersgruppe Eingriffe am Darm statt: Das Bundesamt weist 239.788 „andere Optionen am Darm“ aus - darunter hat die Behörde Eingriffe zum Lösen von Verwachsungen und Op zur Ausdehnung von Darmabschnitten zusammengefasst. Es folgen endoskopische Eingriffe an den Gallengängen (192.306) und die Implantation eines neuen Hüftgelenks (183.940). Patienten zwischen 45 bis 59 Jahren legten sich für folgende Eingriffe am häufigsten unter das Messer: Arthroskopie am Gelenkknorpel und an den Menisken (104.059), andere Operationen am Darm (85.234) und chirurgischer Zugang zur Lendenwirbelsäule, zum Kreuzbein und Steißbein (79.406). In der Altersklasse von 15 bis 44 Jahren dominierten Operationen, die im Zusammenhang mit Entbindungen stehen. Auf Platz 1: Rekonstruktion weiblicher Geschlechtsorgane nach Riss bei der Geburt (295.424.). Dahinter kommen Kaiserschnitt (225.883) und Operationen an der unteren Nasenmuschel (94.967), vorwiegend bei Männern.

Smartphones: Stören Schlaf und Konzentration SCHLAFSTÖRUNGEN» Bei schlechtem Schlaf kann der abendliche Gebrauch des Smartphones schuld sein Frankfurt. Wer abends vor dem Schlafengehen Smartphones, Tablets oder auch Laptops nutzt, läuft Gefahr, seine innere Uhr aus dem Takt zu bringen. Die Folgen können Schlaf- und Konzentrationsstörungen sein, aber auch depressive Verstimmungen und Veränderungen des Immunsystems. Das berichtet der Neurobiologe HorstWerner Korf in einer Ausgabe des Wissenschaftsmagazins der Goethe-Universität Forschung Frankfurt. Während die bekannten Photorezeptoren der Netzhaut, die Stäbchen und Zapfen, die Orientierung im Raum ermöglichen, dienen die sogenannten circadianen Photorezeptoren der Orientierung in der Zeit. Diese Rezeptoren – erst von rund 20 Jahren entdeckt – enthalten den Sehfarbstoff Melanopsin. Sie liegen in der Tiefe der Netzhaut

und vermitteln Informationen über die Umgebungshelligkeit an die Hauptuhr im Gehirn, die in den bilateral angeordneten suprachiasmatischen Kernen, kurz „SCN“,verortet ist.

3.000 Gene betroffen

Smartphones und Laptops gehören nicht ins Bett, sie stören den Schlaf. Fotolia.com

„Im Zentrum steht ein Ensemble von Uhrengenen, die in sogenannten Rückkopplungsschleifen interagieren. Ihre Proteinprodukte sind hemmende oder aktivierende Faktoren, die Gene an- oder abschalten“,erläutert Korf, Direktor des Dr. Senckenbergischen chronomedizinischen Instituts. Inzwischen konnten mehr als 3.000 Gene identifiziert werden, die unter Kontrolle dieses Uhrwerks stehen. Die circadianen Photorezeptoren reagieren besonders sensibel auf das Licht im blauen Bereich des sichtbaren

Spektrums. „Deshalb können Menschen, die spät am Abend vor Smartphone, Tablet oder Laptop sitzen, häufig schlecht schlafen“, erläutert der Neurobiologe. Besonders nachteilig sei der Gebrauch dieser Geräte am Abend bei Menschen, die unter dem Aufmerksamkeits-Defizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) leiden. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Patienten eine genetische Veranlagung zu einer leicht veränderten molekularen Uhr haben. „Wird diese dann noch zusätzlich durch Beleuchtungsmuster – wie das blaue Licht – desynchronisiert, führt dies über noch unbekannte Mechanismen zur Erkrankung,“ sagt Andreas Reif, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Uniklinikums.


12

www.gesundheitsbote.com

Leben

Postkartenmotive Schwimmen im Wolfgangsee mit Blick auf das Weisse RĂśssl in St. Wolfgang. Foto: M.Maicher

Demenz

Rotwein hilft Patienten mit Alzheimer Washington. Resveratrol, ein antioxidativ wirksames Polyphenol, welches in Rotwein enthalten ist, kĂśnnte Patienten mit Morbus Alzheimer helfen. Forscher des Georgetown University Medical Center untersuchten in einer Studie mĂśgliche Effekte der Substanz auf Symptome und Hirnvolumen der Patienten. Raymond Scott Turner und Kollegen verĂśffentlichten die Ergebnisse in der Zeitschrift Neurology. Resveratrol ist nicht nur ein Inhaltsstoff von Weintrauben, sondern findet sich auch in ErdnĂźssen, Himbeeren oder Pflaumen. Es hat wie viele andere Substanzen, die gegen altersbedingte Erkrankungen wie Krebs, Diabetes oder Alzheimer wirken sollen, antioxidative Eigenschaften. Die Wirkung des Stoffs kĂśnnte jedoch Ăźber die Funktion eines bloĂ&#x;en Radikalfängers hinausgehen. Die Forscher berichten, dass Resveratrol Gene aktiviert, welche die Zellalterung teilweise verhindern. Im Mausmodell kĂśnne der Stoff das Fortschreiten von Alzheimer verlangsamen. Bei Alzheimer kommt es zu einem Abfall des Beta-Amyloids im Liquor. Die Forscher untersuchten unter ande-

rem diesen Biomarker der Erkrankung. In der von den Forschern angelegten Studie, untersuchten sie den Effekt einer hochdosierten Gabe des Polyphenols. Die 119 Studienteilnehmer wurden entweder mit einem Placebo scheinbehandelt oder nahmen Resveratrol zunächst in einer Dosierung von 500mg ein und steigerten die Dosis alle 13 Wochen bis auf 2000mg. ZumVergleich: Ein Liter Rotwein enthält etwa zwei bis zwÜlf Milligramm des Stoffs. Die Arbeitsgruppe verglich den Gehalt von Tau-Proteinen und Beta-Amyloid im Liquor vor und nach der einjährigen Behandlung und machte MRT-Aufnahmen vom Gehirn der Probanden. Sie ßberprßften auch den Zustand der Patienten.Während Tauproteine und Beta-Amyloid 42 durch die Behandlung nicht beeinflusst wurden, hatten Teilnehmer in der Resveratrol-Gruppe nach einer einjährigen Behandlung unveränderte Spiegel von Beta-Amyloid 40 im Liquor. Demgegenßber fielen sie in der Placebo-Gruppe um fast 15 Prozent ab.

Nahrungsergänzungen sind auch im Alter nicht hilfreich. Das Geld kann man sich getrost sparen.

Foto: Fotolia.com

Vitamin D erhĂśht Sturzrisiko NAHRUNGSERGĂ„NZUNGÂť Vitamin-D-Substitution tendenziell eher schädlich ZĂźrich. Der Versuch, die kĂśrperliche Fitness älterer Menschen durch eine hochdosierte Behandlung mit Vitamin D zu verbessern, ist in einer klinischen Studie gescheitert. Die koĚˆrperliche LeistungsfaĚˆhigkeit wurde durch hohe Dosierungen tendenziell verschlechtert und es kam sogar vermehrt zu StĂźrzen. Weil Vitamine lebensnotwendig sind, wird ihnen häufig eine lebensverlängernde Wirkung zugeschrieben. Da die Aufnahme aus unterschiedlichen GrĂźnden im Alter nachlässt, gelten Senioren als Zielgruppe fĂźr eine Substitution. Das Beispiel der antioxidativen Vitamine zeigt, dass die Erwartungen, die sich auf PlausibilitätsĂźberlegungen und epidemiologischen Studien grĂźnden, nicht der klinischen Realität entsprechen mĂźssen. Klinische Studien haben gezeigt, dass Beta-Carotin, Vitamin E und auch das Spurenelement Selen nicht vor Krebs schĂźtzen, sondern unter Umständen das Erkrankungsrisiko sogar erhĂśhen. Jetzt kĂśnnten sich die Erfahrungen mit Vitamin D wiederholen. Beobachtungsstudien zeigen, dass viele ältere Menschen eine niedrigeVitamin D-Konzentration haben und dass dieser Mangel mit einer verminderten kĂśrperlichen Leistungsfähigkeit einher geht. Eine Folge ist ein erhĂśhtes Knochenbruchrisiko. Der „Zurich Disability Prevention Trial“ (ZDPT) hat untersucht, ob eine aggressive Vitamin D-Substitution eine beschleunigte Gebrechlichkeit im Alter verhindern kann. Insgesamt 200 Senioren im Alter von Ăźber 70 Jahren, die in den zwĂślf Monaten vor Studienbeginn mindestens einmal gestĂźrzt waren, aber noch selbstständig zu Hause lebten, wur-

den nach dem Zufallsprinzip drei Behandlungsgruppen zugeordnet: Eine Gruppe erhielt einmal pro Monat die Standarddosis von 24.000 IE Vitamin D, die zweite Gruppe erhielt einmal pro Monat 60.000 IE Vitamin D, und die dritte Gruppe erhielt einmal pro Monat 24.000 IE Vitamin D plus 300 Âľg Calcifediol, eine Vorstufe vonVitamin D. Bei Beginn der Studie lag das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei 78 Jahren, und 58 Prozent hatten einenVitamin-D-Mangel. Untersucht wurde eine Verbesserung der kĂśrperlichen Leistungsfähigkeit in den Beinen, die mit der „Short Physical Performance Battery“, einem Standardtest der Physiotherapie, bestimmt wurde. Auch wurde die Zahl der StĂźrze untersucht. Wie das Team um Heike Bischoff-Ferrari vom Universitätsspital ZĂźrich berichtet, erreichten unter der niedrigen Dosierung 54 Prozent der Teilnehmer die angestrebten Vitamin D-Spiegel von 30 ng/ml oder mehr, unter der hĂśheren Dosierung waren es 81 Prozent und unter der Kombination sogar 84 Prozent.

Bessere Laborwerte helfen nicht Doch der biochemische Erfolg wurde nicht durch eine verbesserte kÜrperliche Fitness der Senioren belohnt. Die Unterschiede im Leistungsniveau waren gering und eine erhÜhtes Vitamin D-Konzentration war keineswegs mit einem verbesserten Ergebnis in dem Test verbunden, der Balance, GehvermÜgen und das Aufrichten auf einem Stuhl misst. Tatsächlich erzielte die Gruppe mit der Standardtherapie aus 24.000 IE pro Monat die tendenziell besten Ergebnisse (die Unterschiede

waren jedoch statistisch nicht deutlich). Auch der Anteil der Senioren, die mindestens einen Sturz erlitten hatten, war in dieser Gruppe mit 47,9 Prozent niedriger als nach einer Substitution mit monatlich 60,000 IE Vitamin D, wo 66,9 Prozent der Senioren im Verlauf der 12-monatigen Studie stĂźrzten, oder in der Kombinationstherapie aus 24,000 IE Vitamin D plus Calcifediol), wo es 66,1 Prozent waren. Dies ist ein Ergebnis, das die Autoren nicht erwartet hatten. Ihr Fazit lautet, dass eineVitamin D-Substitution Ăźber die Grenze zum Mangel hinaus vermutlich keinen Vorteil hat. Den Ă„rzten rät Bischoff-Ferrari, sich an die gängigen Empfehlungen zu halten, die eine tägliche Einnahme von 800 IEVitamin D oder von 24.000 IE im Monat vorsehen. Allerdings wurde in der Studie der Placebo-Effekt nicht aussgeschlossen, so dass offen bleibt, ob eine Substitution Ăźberhaupt Vorteile bringt. Steven Cummings vom California Pacific Medical Center Research Institute in San Francisco weist auf zwei Negativstudien zu dieser Frage hin: In der ersten hatten Kirsti Uusi-Rasi von der Universität Tampere in Finnland durch die Gabe von 800 IE Vitamin D pro Tag weder die kĂśrperliche Funktion noch das Sturzrisiko senken kĂśnnen, während ein Balance-Training der Senioren sich als effektiv erwies. In der zweiten Studie hatten Karen Hansen von der University of Wisconsin in Madison und Mitarbeiter vergeblich versucht, mit einer täglichen Substitution von 800 IE Vitamin D die kĂśrperliche Funktion von postmenopausalen Frauen unter 75 Jahren zu verbessern und ihr Sturzrisiko zu vermindern.


Ihre regionale Gesundheitszeitung

76

Seen

Karibische Farben

gibt es im Salzkammergut. Die meisten haben Trinkwasserqualität und sind zum Baden geeignet.

Die Badeseen im Salzkammergut fallen durch ihre karibischen Farben auf. Teilweise haben sie Trinkwasserqualität.

13

Foto: M.Maicher

Spätaufsteher diabetesgefährdet BIOLOGISCHE UHR» Wer sich morgens aus dem Bett quält, leidet

offenbar auch häufiger unter einem Diabetes

Pittsburgh. Menschen, die sich morgens aus dem Bett quälen, weil ihr biologischer Chronotyp nicht mit den gesellschaftlich vorgegebenen Arbeitszeiten harmoniert, haben einer zufolge häufig Risikofaktoren, die langfristig zu einem Typ 2-Diabetes führen können. Die Schlafforschung hat akzeptiert, dass es unterschiedliche Chronotypen gibt. Die Frühaufsteher („Lerchen“) sind auch an freien Tagen morgens schon vor 7 Uhr hellwach, für die Nachtmenschen („Eulen“) ist der Montagmorgen der schwierigste Moment der gesamten Woche. Chronobiologen vermuten seit längerem, dass die regelmäßige Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus für die Eulen gesundheitliche Nachteile hat. Patricia Wong von der Universität Pittsburgh und Mitarbeiter hat dies jetzt in einer Studie wissenschaftlich untersucht. An der Studie nahmen 447 gesunde Männer und Frauen im Alter zwischen 30 und 54 Jahren teil, die mindestens 25 Stunden pro Woche außerhalb des Hauses arbeiteten. Alle Teilnehmer wurden mit einem Aktigraphen ausgerüstet, den sie beständig am Arm trugen und der ihre Bewegungen über eine ganze Woche aufzeichnete. Bei Eulen kommt es dabei zwischen Arbeitstagen und Wochenende zu einer Verschiebung der Schlafzeiten, die die Forscher als „sozialen Jetlag“ bezeichnen. Die Eulen erleiden wöchentlich die gleichen Symptome, denen Menschen nach Flügen über mehrere Zeitzonen hinweg ausgesetzt sind. Die Eulen waren in der Studie in der Mehrheit: Bei 85 Prozent der Teilnehmer verschoben sich die Schlafzeiten an den Wochenenden auf einen späteren Punkt. Die anderen 15 Prozent waren am Wochenende frü-

BLUTDRUCK» Mittagsschlaf und Kaffee haben gegenteilige Effekte.

Wer sich morgens aus dem Bett quält, ist im Alter diabetesgefährdet.

her wach als unter der Woche. Zur Bestimmung des sozialen Jetlags wurde die Verschiebung im Mittelpunkt der Schlafzeit herangezogen.

„Sozialer Jetlag“ Die Ergebnisse zeigen, dass der „soziale Jetlag“ sich ungünstig auf einige Herz-Kreislauf-Parameter auswirkt, die als Risikofaktoren für den Typ 2-Diabetes bekannt sind. Die wiederholte Verschiebung der Schlafzeiten ging laut Wong mit einem niedrigeren HDL-Cholesterin und einem höheren Nüchtern-Insulin einher. Die Insulinempfindlichkeit war vermindert. Teilnehmer mit sozialem Jetlag waren häufiger übergewichtig und sie hatten einen grö-

Foto: Fotolia.com

ßeren Taillenumfang. Die Assoziationen hatten auch Bestand, nachdem Wong andere bekannte Risikofaktoren wie körperliche Aktivität und Kalorienzufuhr in ihren Berechnungen berücksichtigte. Die Querschnittstudie ist sicher kein abschließender Beweis, dass die Risikofaktoren langfristig das Diabetesrisiko erhöhen. Da die Erfassung des Chronotyps mittels Aktigraphen einfach möglich ist, dürfte die Frage schon bald Gegenstand von Beobachtungsstudien sein. Epidemiologische Studien könnten untersuchen, ob Menschen mit Gleitzeit im Alter seltener an einem Typ 2-Diabetes erkranken.

Schlafwandler haben keine Schmerzen SCHLAFSTÖRUNG» Schmerzen treten erst nach dem Aufwachen auf. Montpellier. Zu den kuriosen Eigenschaften des Schlafwandelns gehört, dass bei vielen Schlafwandlern die Schmerzempfindung bei den nächtlichen Exkursionen stark vermindert ist, wie eine Studie zeigt. Ein Patient erlitt nach dem Sprung aus einem Fenster im dritten Stockwerk schwere Knochenbrüche, der andere brach sich ein Bein, als er vom Dach des Hauses stürzte. Für beide war dies sehr schmerzhaft, doch der Schmerz setzte erst ein, als die Schlafwandler erwachten. Von

Mittagsschlaf senkt den Blutdruck

den hundert Patienten, die Régis Lopez vom Gui-de-Chauliac Hospital in Montpellier und Mitarbeiter befragten, konnten sich 47 an wenigstens eine Verletzung während des Schlafwandelns erinnern. Nur zehn gaben an, dass sie unmittelbar von den Schmerzen erwacht seien. Die anderen 37 bemerkten den Schmerz erst, als sie später in der Nacht oder am Morgen aufwachten. Die Ursache für die Schmerzfreiheit ist unklar. Lopez vermutet, dass es während des Schlafwandelns zu einer kompletten

Dissoziation zwischen dem Wachzustand und dem Bewusstsein kommt, das auch die Schmerzempfindung umfasst. Im Schlaflabor zeigten die schmerzfreien Schlafwandler gegenüber anderen, deren Schmerzempfinden während der nächtlichen Exkursionen erhalten bleibt, keine Unterschiede. Insgesamt leiden Schlafwandler tagsüber häufiger unter Schmerzen. Sie klagten fast viermal öfter über Kopfschmerzen als eine Kontrollgruppe von gesunden Vergleichspersonen.

London. Regelmäßiger Mittagsschlaf wirkt sich günstig auf den LangzeitBlutdruck aus, Kaffee hat bei jüngeren Bluthochdruck-Patienten dagegen einen ungünstigen Effekt auf die Herzgesundheit. Das berichten Wissenschaftler auf dem Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) in London. Für die Studie zum Mittagsschlaf untersuchte ein griechisches Forscherteam vom Asclepion Voulas Krankenhaus in Athen 386 Bluthochdruck-Patienten. Wer sich einen Mittagsschlaf gönnte, hatte einen um fünf Prozent (sechs mmHg) niedrigeren mittleren 24-Stunden-Blutdruckwert als die Kontrollgruppe. Der durchschnittliche systolische Blutdruckwert tagsüber war um vier Prozent (fünf mmHg) niedriger, in der Nacht sogar um sechs Prozent (sieben mmHg). Dies sei schon angesichts der Tatsache beträchtlich, als bereits eine Senkung des systolischen Blutdrucks um zwei mmHg das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um zehn Prozent reduzieren kann, so der Studienautor Manolis Kallistratos.

Die Kaffee-Studie stammt dagegen aus Italien: Danach sind ein starker Kaffeekonsum mit mehr als drei Tassen täglich und ein moderater Konsum von bis zu drei Tassen am Tag unabhängig von anderen Risikofaktoren Prognosefaktoren für ein Ereignis wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. In die Studie eingeschlossen waren 1.201 Personen zwischen 18 und 45 Jahren aus der sogenannten Harvest-Studie mit nachgewiesener Bluthochdruck-Erhöhung im Stadium eins. „Kaffeekonsum ist bereits bei milder Hypertonie mit einem erhöhten HerzKreislaufrisiko assoziiert“, fasste Studienautor Lucio Mos vom San Daniele Krankenhaus in Udine ein zentrales Studienergebnis zusammen. Er empfiehlt Menschen mit Bluthochdruck jüngeren oder mittleren Alters, ihren Kaffeekonsum einzuschränken. „Es gibt bisher widersprüchliche Forschungsergebnisse zur Frage, welchen Einfluss Kaffeekonsum auf die Herzgesundheit hat“,kommentierte der Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Eckart Fleck.


14

www.gesundheitsbote.com

Erkältung

Paracetamol bringt bei Grippe nichts Wellington. Wie wirkt sich die Behandlung mit Paracetamol auf Virusfreisetzung, die Krankheitsdauer und die Symptome bei Grippe aus? Das haben neuseeländische Forscher bei 80 erwachsenen Patienten im Alter von 18 bis 65 Jahre mit labordiagnostisch bestätigter Influenza geprßft. Nach zwei Wintern konnten sie Daten von 22 (Placebo) und 24 Patienten (Paracetamol) auswerten. Alle Patienten hatten typische Symptome ßber weniger als 48 Stunden gehabt: Fieber sowie mindestens eines der Symptome Husten, Halsweh, Schnupfen, Kopf- und Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit oder ein unspezifisches Krankheitsgefßhl. Binnen fßnf Tagen mussten sie viermal täglich 1000 mg Paracetamol oder ein Placebo einnehmen. Alle Studienteilnehmer erhielten in der Zeit zudem zweimal täglich 75 mg Oseltamivir alsVirusstatikum. Innerhalb der ersten 48 Stunden wurden die Patienten dabei im Wellington Regional Hospital behandelt und untersucht, ebenfalls am fßnften Tag.

Wie die Ă„rzte um Dr. Sarah Jefferies berichten, konnten sie wider Erwarten keinen Effekt der Paracetamoltherapie auf dieVirusfreisetzung, die KĂśrpertemperatur, die klinischen Symptome und die Gesundung feststellen. Allerdings lasse sich auf Basis dieser Studiendaten kein klarer Nutzen oder Nachteil der Behandlung ausmachen und somit auch keine Empfehlung fĂźr die Anwendung von Paracetamol bei einer echten Grippe geben. In der Studie hatte Paracetamol offenbar keinen fiebersenkenden Effekt. Somit lieĂ&#x; sich nach Angaben der Ă„rzte auch nicht die Hypothese ĂźberprĂźfen, dass das UnterdrĂźcken von Fieber bei einer Infektion mit Influenzaviren schädlich ist. Influenzaviren vermehren sich nämlich in den oberen Atemwegen am besten bei einer Temperatur zwischen 33 °C und 37 °C. DieVermehrung derViren wird dagegen bei einer Temperatur zwischen 38 °C und 41 °C gehemmt.

Sport mit Asthma: Nicht nur sinnvoll, sondern auch wirksam. Sport bessert den Krankheitsverlauf.

Foto: Fotolia.com

Krafttraining gegen Asthma ASTHMAÂť Gezieltes Krafttraining kann Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Berchtesgaden. Asthmakranke Kinder und Jugendliche kĂśnnen von Ăœbungen zum Muskelaufbau profitieren, vor allem durch Stärkung der Atemhilfsmuskulatur, teilt das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJD) Berchtesgaden Asthmazentrum mit. „Die Kräftigung der Atemhilfsmuskulatur ist fĂźr Asthmatiker von groĂ&#x;er Bedeutung, weil diese die Atmung unterstĂźtzt“, wird Dr. Gerd Schauerte, Pädiatrischer Pneumologe im CJD Berchtesgaden - Asthmazentrum, in der Mitteilung zitiert. Eine Kräftigung der RĂźckenmuskulatur unterstĂźtzt die aufrechte KĂśrperhaltung. Das erleichtert die Atmung. AuĂ&#x;erdem fĂźhrt gezieltes Muskeltraining zu einer besseren Brustwirbelsäulenrotation und erhält so die Mobilität, was fĂźr ein physiologisches Atemmuster notwendig ist. Ein weiterer positiver Effekt ergibt sich, wenn eine systemische Kortison-Therapie nĂśtig wird. Eine Nebenwirkung dieser Therapie ist die Mineralsalzverarmung der Knochen, was zu Osteoporose fĂźhrt, so das CJD. Krafttraining kann dem entgegenwirken. Durch Steigerung der allgemeinen Fitness sinkt auch das Risiko fĂźr Anstrengungsasthma.

Fehlbeanspruchungen vermeiden Wichtig ist eine fachkundige Anleitung mit RĂźcksicht auf den indivi-

duellen Entwicklungsstand der Kinderund Jugendlichen. Besonders ist auf die korrekte DurchfĂźhrung der Ăœbungen zu achten, um Fehlbeanspruchungen zu vermeiden, so das CJD. Auch die richtige Atemtechnik ist zu beachten, um eine Pressatmung zu vermeiden. Bei Belastung wird gezielt durch den Mund ausgeatmet, bei Entlastung durch die Nase eingeatmet. Durch die kontrollierte und vertiefte Atmung erreicht man zusätzlich eine Reinigung der Atemwege von Schleim.

Verhaltenstraining in zweiwĂśchigen Camps Vor dem Krafttraining ist ein Aufwärmprogramm durchzufĂźhren, um die Wahrscheinlichkeit einer asthmatischen Reaktion zu vermindern. Bei schwerem Asthma sollte vor dem Training eine Prämedikation mit einem kurzwirksamen Betamimetikum zusätzlich zur bestehenden Dauertherapie durchgefĂźhrt werden. Und wie oft sollten Asthmatiker Krafttraining machen? Angelika Biberger, die seit 30 Jahren als Sportwissenschaftlerin asthmakranke Kinder im CJD Berchtesgaden - Asthmazentrum betreut, kennt die richtige Dosierung: „Bei uns werden die Kinder und Jugendliche mit chro-

nischen Lungenerkrankungen regelmäĂ&#x;ig sporttherapeutisch betreut. In der Regel wird darauf geachtet, zweibis dreimal wĂśchentlich neben Ausdauersport auch ein individuelles Krafttraining durchzufĂźhren. Damit beeinflussen wir frĂźhzeitig den Krankheitsverlauf sehr positiv.“

Schulung in den bayerischen Bergen Schulungen kÜnnen ambulant oder als zweiwÜchiges Camp in den bayerischen Bergen absolviert werden. Während des zweiwÜchigen Asthma-Camps legt das Asthma-Verhaltenstraining die Basis, damit ein junger Asthmatiker mit dem Atemwegsleiden optimal umgeht. Die Krankenkassen ßbernehmen die Kosten fßr die Schulung nach den Richtlinien der Arbeitsgemeinschaft Asthmaschulung im Kindes- und Jugendalter. Durchgefßhrt werden die Camps in Berchtesgaden im Rehazentrum des CJD, in dem seit 25 Jahren chronisch kranke Kinder und Jugendliche betreut und geschult werden. 2016 finden drei Asthma-Camps statt: zu Ostern vom 19. März bis zum 2. April sowie zweimal im Sommer vom 6. bis zum 20. August und vom 20. August bis zum 3. September. (eb) Weitere Infos: www.cjd-akademiebayern.de,Tel. 08652 6000-141


Ihre regionale Gesundheitszeitung

Zum Abschluss

Durchschlafen Niemand schläft wirklich durch. Wir machen häufiger auf, als wir denken. Das ist allerdings völlig normal. Foto: javier brosch - Fotolia.com

Schlafmittel mindert Folgeschäden SCHLAGANFALL» Bei Mäusen hilft ein klassisches Schlafmittel,

die Regeneration nach einem Schlaganfall zu verbessern.

Palo Alto. Das Schlafmittel Zolpidem, das seine hypnotische Wirkung durch eine Stimulierung sogenannter GABA-Neuronen im Gehirn erzielt, hat in Studien die Erholung von Mäusen nach einem Schlaganfall beschleunigt. Die Wirkung wurde bereits bei niedrigen Dosierungen beobachtet. Für einen klinischen Einsatz ist es nach Ansicht der Autoren jedoch zu früh. Mäuse erholen sich besser von einem Schlaganfall als Menschen. Ihre Hirnzellen verfügen über eine hohe Plastizität, mit der überlebende Neuronen aus den Randzonen des Hirninfarktes die Funktion der untergegangenen Hirnzellen übernehmen. Bei der Erforschung der Nervenzellen in einer Randzone haben Gary Steinberg von der Stanford University School of Medicine in Palo Alto und Mitarbeiter entdeckt, dass die Nervenzellen wenige Wochen nach dem Infarkt vermehrt Rezeptoren für den Neurotransmitter GABA bilden und dies in einer Zone der Großhirnrinde, die dafür bekannt ist, dass sie neue Nervenverbindungen herstellen kann. Diese Beobachtung brachten die Forscher auf die Idee, die Tiere in der Erholungsphase nach einem Schlaganfall mit Zolpidem zu behandeln. Zolpidem ist ein GABA-Stimulator, der selektiv auf die Rezeptoren an den Synapsen wirkt. Die Forscher testeten Zolpidem in zwei Versuchen. Beim ersten Versuch bestimmte Steinberg die Zeit, die die Tiere benötigten, um ein Klebeband von ihren Pfoten zu entfernen. Dieser natürliche Reflex der Tiere war nach einem Schlaganfall, der die somatomotorische Rin-

15

Stammzellen reagieren auf Schlafmangel ERHOLUNG» Ausreichende Erholung ist wichtig für die Stammzellen. Stanford. Der Erfolg einer Stammzelltherapie könnte davon abhängen, ob der Spender bei der Entnahme seiner Stammzellen ausgeschlafen ist. Darauf deuten Studien hin. Forscher der Stanford Universität ließen einige Mäuse in den letzten vier Stunden vor einer geplanten Stammzelltransplantation nicht zur

Zolpidem hilft Mäusen, nach einem Schlaganfall besser zu regenerieren. Ob die Wirkung auch beim Menschen eintritt, müssen weitere Studien zeigen. Foto: Fotolia.com

de der Großhirnrinde geschädigt hatte, verlangsamt. Die Behandlung mit Zolpidem beschleunigte die Er-

Schlafmittel macht Mäuse wieder fitter holungszeit. In dem anderen Versuch mussten die Tiere auf einem sich drehenden Glasstab balancieren. Dies lernten die Tiere nach einem Infarkt, der ihre sensorischen Fähigkeiten herabgesetzt hatte, schneller, wenn

sie mit Zolpidem behandelt wurden. Steinberg nutzte bei den Versuchen eine Zolpidem-Dosis, die keine Müdigkeit verursacht. Die Versuchung, die Behandlung in der Rehabilitation von Schlaganfall-Patienten einzusetzen, dürfte deshalb groß sein. Der Forscher rät derzeit davon ab. Das Gehirn von Mäusen und Menschen unterscheidet sich stark und eine Übertragbarkeit ist nicht gewährleistet. Daher kann es beim Menschen ganz anders aussehen.

Ruhe kommen. Immer wenn die Tiere sich zum Schlafen hinlegten, wurden sie geweckt. Der vergleichsweise kurze Schlafentzug wirkte sich auf die Effektivität aus, mit der die entnommenen Stammzellen sich später im Knochenmark der Empfänger ansiedelten. Wenn die Spender ausgeschlafen waren, hatten zwölf Stunden nach der Infusion bereits 3,3 Prozent der Stammzellen den Weg ins Knochenmark gefunden. Bei den über¬müdeten Tieren waren es nur 1,7 Prozent. Die Stammzellen der ausgeruhten Tiere hatten acht bis 16 Wochen nach der Transplantation 26 Prozent des Knochenmarks besiedelt. Bei den übermüdeten Tieren betrug der Anteil nur 12 Prozent.

BUCHTIPP

BUCHTIPP

MEDIKAMENT

Ernährung

Alternativmedizin

Beta-Blocker

Dick, doof und arm

Homöopathie neu gedacht

Von Friedrich Schorb

Von Natalie Grams

B

D

D

ie Dicken sind schuld: Sie sind zu oft und zu lange krank, sie leisten zu wenig, sie haben sich nicht im Griff. Sie kosten die Gesellschaft Geld – und sie tun es mit Absicht. Das ist das herrschende Vorurteil. Politik, Krankenkassen und Pharmaindustrie haben die Übergewichtigen zu Sündenböcken erklärt, weil die Kosten explodieren und das Gesundheitssystem zu kollabieren droht. Das Buch ist im Droemer-Verlag erschienen und kostet 9,99 Euro.

ie Homöopathie ist über 200 Jahre alt und erfährt auch heute noch einen ungebrochenen Zustrom. Viele Patienten und Therapeuten schwören auf die „alternative Heilmethode“. Kritikern erscheint dies völlig unverständlich – ist für sie doch längst klar, dass die Homöopathie hoffnungslos unwissenschaftlich ist und allenfalls einen Placebo-Effekt zu bieten hat. Das Buch ist im Springer-Spektrum-Verlag erschienen und kostet 14,99 Euro.

eta-Blocker senken den Blutdruck und ökonomisieren die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels. Wegen der gut belegten Wirksamkeit bei einem günstigen Nebenwirkungsprofil und der großen Verbreitung der Krankheiten, bei denen Betablocker zum Einsatz kommen, zählen sie zu den am häufigsten verschriebenen Arzneimitteln: 2006 wurden in Deutschland 1,98 Milliarden definierte Tagesdosen Betablocker verschrieben. Der bekannteste und mit Abstand am meisten verschriebene Wirkstoff ist Metoprolol, daneben kommt auch Bisoprolol häufig zum Einsatz.



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.