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Leben in die bringen
zumindest als Metapher. Denn Müller möchte auf der Betonplatte, die den Domplatz versiegelt, die Originalform des römischen Bauwerks wiedererstehen lassen. Es gehe ihm allerdings nicht darum, die Funktion des Bades wiederzubeleben, erläutert der Künstler: „Ich möchte verschüttete Elemente aus der Geschichte nach oben bringen und die Frage stellen, was das mit dem Heute zu tun hat.“ Die Schlüsselfigur für sein Projekt ist der heilige Florian, ein römischer Beamter, der zum Christentum konvertierte und dann der erste österreichische Märtyrer wurde. Diese Mittlerfigur zwischen dem von Paganismus geprägten Weltbild des Römischen Reiches und der Glaubenslehre des entstehenden Christentums markiert für Müller jenen symbolischen Ort, an dem er die lokalen Verhältnisse zum Tanzen bringen möchte: „Ich möchte aus diesem mit Geschichte vollgesogenen Platz einen Ort der lustvollen Begegnung und des diskursiven Austausches machen und, um auch hier wieder die Metapher des Wassers ins Spiel zu bringen, ein Wechselbad der Gefühle ermöglichen.“
Für Müller zählt im Kontext einer energetischen Aufladung des Platzes vor allem die Vorstellung einer vorchristlichen „joie de vivre“, die er auch durch Umzüge und Rituale ohne religiöse Besetzung zelebrieren möchte. „Es geht mir einfach darum, einen menschlichen Maßstab für diesen Ort zu entwickeln – der aber von den Römer*innen kommt.“
Christoph Gurk, Bettina Masuch und Marie Rötzer leiten die künstlerischen Geschicke dreier unterschiedlicher Einrichtungen: Tangente, Festspielhaus und Landestheater. Für das Festival 2024 ziehen sie an einem Strang: „Die Tangente ist kein Raumschiff, das hier landet, ein Kulturprogramm abfackelt und wieder weiterzieht.“ Margarete Affenzeller stellte die Fragen und protokollierte die Antworten