Nordis-Magazin 3/19 - Vorschau

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Hinter den Kulissen von Katthult und Bullerbü (S) | Die deutsche Hüterin der dänischen Sprache (DK) | Nordsport: Olav Lundanes (N) | Magischer Kunstwald (S) |

Mai/Juni 3/19 25. Jhrg. Deutschland € 5,- · Österreich € 5,50 Schweiz CHF 9,80 · Luxemburg € 5,80 K 13714 · ISSN 0946-1116

Das Nordeuropa-Magazin

skandinavien.de nordis.de

SCHWEDEN Göta Kanal klassisch gechillt

NORWEGEN Seekajaktour au dem Hardanger jord

FINNLAND

FAMILIENSPEZIAL

Tre punkt Tankstelle

MIT KINDERN

IN DEN HOHEN NORDEN

ABENTEUER- UND WOHLFÜHLURLAUB FÜR DIE GANZE FAMILIE

Nordis 1


2 Nordis



6

20

Mit der Segelyacht durch die nördlichen Stockholmer Schären

Wenn der Vater mit dem Sohne – eine Woche im Südwesten Norwegens

SCHWEDISCHER GEHT NICHT

ACHT MANN IN EINEM BOOT

24

38

Familienurlaub rund um den Ringkøbing Fjord

Wissensvermittlung und Artenschutz im Krokodille Zoo

44

52

Einmal Göta Kanal klassisch gechillt, bitte!

Seekajaktour au dem Hardanger jord

60

70

Mehr als nur volltanken 4 Nordis

Jenseits der gewohnten P ade

MEHR ALS MEER

GESANG ZUM HERING

TREFFPUNKT TANKSTELLE

EINE HERZENSANGELEGENHEIT

PADDELN MIT HOHEM SUCHTFAKTOR

MAGISCHER KUNSTWALD


INHALT 3 Editorial 6

Familienspezial Schwedischer geht nicht

Mit der Segelyacht durch die nördlichen Stockholmer Schären

10

Wildes Schneetreiben aus Zucker und Mehl

14

Reiseservice / SkandinavienWelt au Seite 18

20

Familienspezial Acht Mann in einem Boot

24

Mehr als Meer

30

Familienreport Træna: Musik und Mitternachtssonne

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Kleine Familienauszeit

38

Eine Herzensangelegenheit

Hinter den Kulissen von Katthult und Bullerbü

Wenn der Vater mit dem Sohne – eine Woche im Südwesten Norwegens Familienurlaub rund um den Ringkøbing Fjord Eine Familienreise zu Europas abgelegenstem Musik estival in Nordnorwegen Schatzsucher in Göteborg und in den Westschären Wissensvermittlung und Artenschutz im Krokodille Zoo

Dein Urlaub, dein Vergnügen:

Boote mieten in ganz

Schweden

REISE

40

Die Ostsee umrundet

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Gesang zum Hering

Unterwegs mit dem NORDIS Racing Team Einmal Göta Kanal klassisch gechillt, bitte!

OUTDOOR

48 Neue Outdoorprodukte 50 Glamping

Outdoorpraxis: Luxus unter dem Zeltdach

52

Paddeln mit hohem Sucht aktor

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Über Stock und Stein

Seekajaktour au dem Hardanger jord

Icebug Xperience: Grenzenlos lau en in den Schären

REPORTAGE

60 Tre

punkt Tankstelle

Mehr als nur volltanken

NORDEUROPA AKTUELL

62 Kolumne/Suzannes Wortreich 64 Fün Fragen an …

Tom Arnbom, Pro essor ür Ökologie

WIRTSCHAFT

66 Norwegisches Fisch-Potpourri 68

Made in Norwegen: Appetit ohne Grenzen

Wirtscha tsnews

NORDSPORT

69 Olav Lundanes Flott unterwegs

KULTUR & LEBEN

70 Magischer Kunstwald 72 74 76 77 78 79 80

Jenseits der gewohnten P ade

Die deutsche Hüterin der dänischen Sprache Wörter von Å bis Ø

Kulturszene: Romane, CDs, Sachbücher, DVDs TV-Vorschau Veranstaltungen Kulturszene Leser orum/Rætsel/Nordis präsentiert das NORDEN Festival Zeitzeichen: Dänemarks Nationalfagge Dannebrog eiert Geburtstag 82 Vorschau/Impressum

Titel oto: © Christian Roth Christensen / Visitnorway.com

RTC Båtkontakten Bullandö Marina 139 56 Värmdö • Sweden +46(0) 8 571 459 00 www.rtc.se • info@rtc.se


FAMILIENSPEZIAL

Mit der Segelyacht durch die nördlichen Stockholmer Schären

Schwedischer geht nicht Das Meer schimmert wie rotgoldenes Öl. Behäbig rollen die Wellen zum U er. Manchmal klatscht es leise gegen den Bootsrump . Wir ankern vor einer kleinen Insel im Stockholmer Schärengarten. An der Pier drüben schimmert nur eine einzige Laterne. Später, während meiner Ankerwache an Bord, wird es Dutzende von Sternschnuppen vom nachtblauen Himmel regnen. Wunsch um Wunsch schicke ich nach oben. Einer, ein Lebenstraum, ist bereits in Er üllung gegangen. Ich bin au Norröra. TEXT & FOTOS: CLAUDIA LINZ

»

Nähme ich Flügel der Morgenröte, machte ich mir eine Wohnung zuäußerst im Meer.« Schwärmerisch deklamiert Melker Melkersson diesen Psalm. Und das genau hier am Gestade des hübschen Schäreninselchens. Au Norröra wurden in den 1960-er-Jahren die »Saltkråkan«-Filme gedreht, in denen Tjorven und ihr Bernhardiner Båtsmann au der Insel umhertollen, au der Melker Melkersson und seine vier Kinder unbeschwerte Sommer erien im Schreinerhaus erleben und Nisse Grankvist seinen Kau mannsladen ührt. Frei er unden von Autorin Astrid Lindgren, die das Drehbuch ür die Fernsehserie geschrieben und den Sto vor 55 Jahren zu einem Roman verarbeitet hat (siehe In okasten). Gut. Ich reise nicht wie Melkerssons mit dem Damp schi . Zusammen mit meinen sportlichen Söhnen und ihrem Vater, einem leidenscha tlichen Segler, starte ich zu einem zweiwöchigen Törn in den Schärengarten. In Navishamn, der Marina des 1922 gegründeten Traditionsclubs Navigationsskällkapet au Djurgården gehen wir an Bord der »Vindros«, einer 14 Meter langen RJ 140, die wir über die schwedische Boot- und Yachtcharteragentur RTC gemietet haben. Ste an, der Eigner dieser Rarität, hat – welch überraschende Einstimmung! – als Junge Astrid Lindgren Gemüse in ihr Sommerhaus in Furusund gelie ert. Er habe die berühmte Kinderbuchautorin tatsächlich persönlich gekannt, erzählt er, studiert mit uns die 6 Nordis

Seekarte, gibt Tipps und erklärt die Handhabung des Petroleum-Herdes. Am nächsten Morgen geht es au Vorwindkurs fott voran. Unser Tagesziel, die selbsternannte Hauptstadt der Stockholmer Schären Vaxholm, ist ein 5.000 Einwohner zählender Ort mit bunten Holzhäusern, Läden, Restaurants und einem sehr lebendigen Treiben rund um die vielen Segel- und Motorboote. Ein charmantes Plätzchen direkt am Wasser ist Vaxholms Hembygdsgårds Ca é am Nordha en mit üppigem Kuchenbu et und herrlicher Aussicht au die Schären. Einige hundert Jahre rüher ließ König Gustav Vasa das Kastell Vaxholm errichten. Heute beherbergt die Festung, die man in wenigen Minuten mit der Fähre erreicht, ein Museum, ein Bistro und ein beliebtes Bed & Break ast. Zu Filmruhm kam das wuchtige Gebäude als Seeräuberburg in »Pippi in Taka-Tuka-Land«. Kapitän Langstrump wurde dort von den Piraten Blut-Svente und Messer-Jocke ge angen gehalten, bis seine unerschrockene und bärenstarke Tochter Pippi ihn dort be reite. FÜNF EURO STATISTENLOHN Am dritten Tag bläst uns der Südwind den Saxar järd hinau bis Furusund. Viele Fährkolosse kommen dort vorbei, denn die Marina liegt direkt am Haupt ahrwasser von Stockholm zu den Åland-Inseln und nach Finnland. Es brist spürbar au . Da nur am Außensteg noch Plätze rei sind, wird es eine unruhige Nacht. Geschützter liegen wir am olgenden

Abend im Gästeha en von Gräddo au der Insel Rådmansö. Wir stocken unseren Proviant au und kochen Spaghetti. Während die untergehende Sonne das Meer in orangerotes Licht taucht, wehen vom gegenüberliegenden »Kvarnudden Ka é & Krog« Gesangs etzen zu uns herüber. Das Sängerduo Annelie und Isabel ist dort zu Gast und unterhält beim Grillbu et mit »Dancing Queen« und »Hotel Caliornia«. Wir bleiben zwei Nächte, ehe es weiter hineingeht in die zehn Seemeilen lange Bucht von Norrtälje. Roten Farbklecksen gleich spitzen Holzhäuschen zwischen dem Grün an beiden U ern hervor. Die allgegenwärtigen blaugelben Nationalfaggen fattern lustig im Wind. Kanus, Kajaks, Motorboote, Jollen und Segelyachten schaukeln an den Stegen. Ein idyllisches Sommerbild. Im Gegenlicht tanzen Refexe der gleißenden Sonne au der Wasseroberfäche wie Tausende von Sternen. Welch zauberha ter Anblick! Später – leider regnet es inzwischen in Strömen – legen wir am sehr emp ehlenswerten Gästeha en vor dem Restaurant Havspiren von Norrtälje an, der Hauptstadt der Schärenregion Roslagen. Der Ort mit seiner gemütlichen Innenstadt, durch den sich der Fluss Norrtäljeån schlängelt, ge ällt durch seine fachen Holzhäuser und das Kop steinpfaster. Vom hoch gelegenen Restaurant »Bergstugan« aus schwei t der Blick weit über die Dächer der Stadt und das ruhige Schärenahrwasser. Der Wind ist spürbar abgefaut. Erst gegen


Abend erreichen wir unser nächstes Etappenziel, die beschauliche Insel Norröra. Dort stehen zwar 180 Häuser, im Winter leben aber gerade mal ün Menschen au der Insel. Wegen unseres Tie gangs ankern wir rund 300 Meter vom Steg ent ernt. Mit dem Dinghi geht’s an Land. Vorbei an Dutzenden bunter Schärenschubkarren erreiche ich nach wenigen Minuten den »Marktplatz«, an dem die beiden Schotterstraßen der Insel au einandertre en. Ein Hinweisschild au die vermutlich einzige Attraktion »Snickarhuset« sucht man vergebens. Aber die Einheimischen wissen natürlich, wo es zu nden ist. So wende ich mich nach rechts und tre e am Ende des Weges Håkan Eriksson. Ihm und seinen Geschwistern Mats und Gabriella gehört das »Schreinerhaus«, das in Wahrheit den Namen »Skaten« trägt, ein altes schwedisches Wort ür Landspitze. In den 1960ern vermietete Håkans Großvater Henry Sjöblom das etwas heruntergekommene Gebäude mit den losen Dachziegeln – in das es wie im Film tatsächlich hineinregnete – an das Schwedische Fernsehen (SVT). Etwas von dem Rampenlicht el dabei auch au Sjöblom selbst. Er steuert im Film den Schärendamp er Saltkråkan I. Auch Håkans Großmutter Anna und seine Mutter Kerstin sind zu sehen, die den damals einjährigen Mats im Kinderwagen zum Anlegesteg schiebt. Da ür soll Håkans Bruder ün Euro Statistenlohn bekommen haben. »In unserem Wohnzimmer stand im Film Tjorvens Bett, in unserer Küche spielte sie Haushälterin beim alten Södermann«, plaudert Håkan munter weiter, während er mich zum vielleicht kleinsten Museum der Welt ührt.

ES WAR EINE BERNHARDINER-DAME Für die Fans von »Saltkråkan« hat er in einem Schuppen »das vielleicht kleinste Requisitenmuseum der Welt« eingerichtet. Man kann dort Zeitungsartikel über die Dreharbeiten lesen, ein Filmplakat von 1964, Stinas Puppenwagen, Melkers Schreibmaschine und den Leiterwagen betrachten, in dem die Kinder den Seehund Moses zur »Toten Bucht« karrten. »Wir hatten auch mal einen Leihhund«, verrät Håkan und schmunzelt. »Dass Båtsmann in Wahrheit eine BernhardinerDame war, haben wir niemandem erzählt.« Apropos Båtsmann: Wenn der sich zum Schla en hinlegte, soll das alte Haus, in dem auch die Kinderdarsteller untergebracht waren, von 100 Kilogramm Hund spürbar erschüttert worden sein. Stephen Lindholm, der den Pelle spielt, erinnert sich gut daran. Außerdem soll der Filmhund, dessen wirklicher Name Cesar lautete, ein richtiger Faulpelz gewesen sein. Nur mit getrocknetem Fisch, den man Pelle und Tjorven in die Hosentaschen stop te, habe man ihn überhaupt zum Au stehen bewegen können. Wie alle Insulaner, die »Vi på Saltkråkan« berühmt gemacht hat, kennt Håkan alle Szenen in- und auswendig. Er reut sich an Melkers Missgeschicken. Wenn der liebenswerte, aber ho nungslos ungeschickte Städter zum Beispiel die neue Wasserleitung zerteppert oder sich vor dem versehentlich au gescheuchten Wespenschwarm mit einem beherzten Sprung ins Meer rettet – in voller Montur. Die eigentliche Hauptrolle spielt ür Håkan aber die Insel selbst. Deshalb möchte er da ür sorgen, dass der Charme Norröras erhalten bleibt. »Die Besucher sollen das, was sie aus den Filmen kennen, hier wiedernden.« SCHÖNE »SALTKRÅKAN-MALIN« Håkan ist ein echtes Schärenkind. Er weiß, welch große Rolle Wetter und Wind ür den Bootsverkehr zur Insel und zum Festland spielen und dass man nicht immer pünktlich ankommt. Er schwärmt aber auch von der Ruhe, vom Baden im Meer und dem Vogelgezwitscher, das ihn willkommen heißt, sobald

Håkan Eriksson wohnt heute im »Schreinerhaus« au Norröra.

er vom Boot an Land geht. Für ihn ist Norröra eine »Oase zum Durchatmen in unserer stressigen Welt« und vieles von dem, was die Kinderdarsteller spielen, haben er und seine Geschwister tatsächlich erlebt. Sie hätten wohl nicht wie Lillemor Österlund (sie spielt Teddy) und Bitte Ulvsklog (Freddy) erst einmal lernen müssen, wie man richtig rudert. Und Håkans Schwester Gabriella wäre wohl auch nicht wie die junge Schauspielerin Louise Edlind bei ihrer Ankun t in High Heels über die Wiesen gestöckelt. Die Rolle der Malin, sagte Louise Edlind anlässlich des 50-jährigen Drehjubiläums au Norröra, sei ür sie ein Hauptgewinn gewesen. Dabei hätte sie sie ast nicht bekommen, denn Astrid Lindgren hielt die damals 16-Jährige zunächst ür zu jung und ihre Haare ür zu dunkel. Für Regisseur Olle Hellbom jedoch war sie die Idealbesetzung. Ihre Haare wurden blondiert und die Serie über das Idealbild eines Sommerurlaubs in Schweden machte »SaltkråkanMalin« berühmt. »Malin ist kinderlieb und mütterlich, aber auch mutig und keck. Damit verkörperte ich das Frauenideal der 1960erJahre«, glaubt Louise Edlind, die lange Zeit als eine der schönsten Schwedinnen galt. Als 24-Jährige drehte sie zusammen mit Steve McQueen »24 Stunden in Le Mans«. Eine Karriere in Hollywood schlug die Schwedin, die sich heute politisch engagiert, aber aus. Auch Kristina Jämtmark war zu jung. Ihre Eltern hatten sie ür die Rolle der Tjorven vorgeschlagen. Weil die Filmleute trotzdem nicht au sie verzichten wollten, baten sie Astrid Lindgren, das Drehbuch um ein lustiges, kleines Mädchen mit zahnlückigem Kinderlächeln zu ergänzen. »Stina«, die Enkelin des alten Södermans und nimmermüde Märchenerzählerin wurde geboren. Ein ach machte sie es dem Regisseur wohl aber nicht immer. 18 Mal habe eine Szene gedreht werden müssen, weil das Mädchen partout keine Kokosbällchen essen wollte, erinnerte sich die Erwachsene anlässlich des Drehjubiläums. Später habe sie diese Süßigkeit dann geliebt. Unsere größte Heraus orderung liegt am nächsten Tag knapp unter der Wasseroberfäche.

VI PÅ SALTKRÅKAN »Ferien au Saltkrokan« ist eine schwedische Filmreihe aus dem Jahr 1964, die au den Fernsehserien »Ferien au der Kräheninsel« (im Original »Vi på Saltkråkan«, wörtlich: Wir au Saltkrokan) und »Ferien au Saltkrokan« (»Så går det till på Saltkråkan«, wörtlich: So geht es weiter au Saltkråkan) basiert. Kinderbuchautorin Astrid Lindgren schrieb das Drehbuch und verarbeitete den Sto zu einem Roman. Gedreht wurde vorwiegend au Norröra. Haupt guren sind der etwas unpraktisch veranlagte verwitwete Stockholmer Schri tsteller Melker Melkersson, seine 19-jährige Tochter Malin und seine drei Söhne Johan, Niklas und Pelle. Die Familie mietet ür den Sommerurlaub ein Haus au der ktiven Insel Saltkråkan. Dort lernen sie die einheimische Nachbar amilie Grankvist kennen; Märta, Nisse und ihre drei Töchter Teddy, Freddy und Tjorven sowie den Bernhardiner Båtsmann. Auch der alte Söderman und seine Enkelin Stina wohnen dort. In der Idylle der Schäreninsel erleben die Kinder abenteuerliche Ferien.

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FAMILIENSPEZIAL

Wenn der Vater mit dem Sohne – eine Woche im Südwesten Norwegens

Acht Mann in einem Boot Norwegen, das Land der Trolle und El en. Mystische Fabelwesen, deren Existenz inmitten von nebelverhangenen Fjordlandscha ten während langer, dunkler Nächte in der Fantasie der skandinavischen Bevölkerung über die Jahrhunderte hinweg Gestalt annahm. Hier, wo der Mensch inmitten von gewaltiger, zauberha ter Natur zu sich selbst und tie er Erholung finden kann, haben wir drei Trolle mit unseren ün Zwergen im Alter von 10 bis 12 Jahren einen Platz ge unden, von dem aus wir die Reize dieser Gegend im Südwesten Norwegens ergründen wollen. TEXT: NIKOLAS WEHNER, MARK LANGOHR FOTOS: KLAUS SCHILLING

D

as Anglerparadies mit Namen Farsund Resort liegt am Ende einer malerischen Bucht des Bjørnevågen. Diese ist zu beiden Seiten von steil ab allenden Felshängen eingerahmt, an denen sich ein im Oktober in wunderbaren Farben leuchtender Herbstwald zeigt. Ihr vorgelagert be ndet sich ein Schärenareal, welches da ür sorgt, dass die Meeresbrandung unseren kleinen Ha en nicht erreichen kann. In diesem gibt uns Inga Marie, die gute Seele der Anlage, am ersten Morgen eine Einweisung in unser Boot, damit uns unterwegs keine bösen Überraschungen erwarten. Auch au unsere Pficht, eine der zur Ver ügung gestellten Schwimmwesten zu tragen, werden wir hingewiesen. Sicherheit wird hier großgeschrieben, denn das Meer mit seinen schnell wechselnden Wetterverhältnissen sollte nie unterschätzt werden. Aber heute verheißen uns die stets aktuell am Ha en aushängenden Wetterinormationen eine ruhige Aus ahrt. Der Bootstank ist voll, alle Systeme unktionieren und die Angeln sind präpariert. Kurz gesagt: Unserer ersten Aus ahrt steht nichts mehr im Wege ... Im Farsund Resort kann man mit dem Boot direkt vor das Haus ahren und bequem ein- und ausladen.

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PETRI HEIL Bis zum Angelsteg, der das Ha engebiet einrahmt und vor dem uns eine Miniaturausgabe der Kopenhagener Skulptur von Hans Christian Andersens Meerjung rau sehnsüchtig entgegenblickt, müssen wir unsere Geschwindigkeit noch gedrosselt halten. Danach haben wir reie Fahrt, wodurch wir das o ene Meer in etwa 40 Minuten erreichen könnten. Konjunktiv deshalb, weil wir unterwegs immer wieder anhalten, um unsere Angeln an verheißungsvollen Stellen auszuwer en. Die Jungs können ohnehin nicht solange warten und brennen darau , die Ruten endlich auszuprobieren. So lassen wir die Pilker immer wieder au den Grund hinabsinken und ho en, dass die Ruten sich biegen. Jedes Zucken wird stürmisch beäugt, entpuppt sich jedoch meist als Hänger oder Schnursalat mit dem Nachbarn. Daher angen wir, abgesehen von ein paar Makrelen und einem kleinen Dorsch, den wir schonend wieder zurück ins Meer setzen, eher wenig. Auch au dem o enen Meer bleibt uns an diesem Tag das Anglerglück verwehrt, und die Fahrt verläu t, begleitet von

ein wenig Seekrankheit, eher ereignisarm (das Meer gibt und das Meer nimmt). Aber wir lassen uns dadurch nicht die gute Laune verderben und genießen die wundervolle Insellandscha t. Dabei erblicken wir einen Seeadler, der majestätisch über unser Boot segelt. Au der Rück ahrt dar dann jeder einmal eine Zeit lang Kapitän spielen und das Ruder übernehmen. So manövrieren uns die Zwergenkapitäne zielsicher zurück in den Ha en und verabschieden sich am Steg, um von dort aus noch ein wenig ihre Angeltechnik zu verbessern. Schon beim ersten Halt der nächsten Ausahrt stürzen sich drei Makrelen au einmal an die Haken einer unserer Ruten. Die können wir direkt als Köder benutzen, um damit größere Exemplare zu angen. Und denen scheinen die Makrelenhappen äußerst gut zu schmecken! Denn jetzt ertönt in regelmäßigen Abständen aus den Kindermündern ein begeistertes »Ich hab einen!«, und nachdem die Angelschnüre schweißtreibend eingekurbelt sind, können wir Dorsch, Leng und Köhler aus dem Wasser hieven.


FAMILIENSPEZIAL

Familienurlaub rund um den Ringkøbing Fjord

Mehr als Meer

Viele verbinden mit Familienurlaub in Dänemark vor allem die ausgedehnten Sandstrände an der Nordseeküste. Doch gerade in Westjütland gibt es mehr als Wellen, Sand und Meer: eine tolle Landscha t rund um den Ringkøbing Fjord, in der man als Familie unglaublich viel entdecken kann. Und das haben wir mit unseren Küstenkindern, die im letzten Sommer drei und vier Jahre alt waren, alles erlebt. TEXT & FOTOS: KATJA JOSTEIT Bunte Fischkutter im malerischen Ha en von Lyngvig.

»

Mami, es riecht nach Urlaub!«, ru t unser Junge von der Rückbank, als wir in Nymindegab durch »die Kurve« ahren und au die 181, den Holmsland Klitvej, einschwenken. Und tatsächlich: Wir können den Salzgeruch der Küste erschnuppern, der wilden Nordsee, die hier im Westen an Dänemarks Strände brandet und den Geruch von Weite und vielen Sonnentagen mit sich bringt. Doch es liegt noch mehr in der Lu t: Rechts von uns rauscht ein Vogelschwarm aus dem Naturschutzgebiet Tipperne vorbei, und es riecht nach Algen und dem Fang der Fischer vom Ringkøbing Fjord. Und natürlich nach Kanelsnegler, Ferienhaus und der Hygge abends vorm Kamin. Ganz viel Urlaubsdu t weht uns um die Nase mit dieser besonders rischen Lu t, die wir einatmen und wieder ausatmen, tie und langsam, und die uns glücklich macht. Ebenso wie das So tis im Ha en von Hvide Sande, das Sandburgenbauen am Strand von Søndervig und die Sonnenuntergänge in den Dünen von Houvig, denn das alles gehört ür uns zu einem Urlaub mit unseren beiden Kindern an der dänischen Nordseeküste dazu. Aber nicht nur, denn das ist noch lange nicht alles, was die Region in Westjütland 24 Nordis

zu bieten hat: Au der anderen Seite vom Holmsland Klitvej, gegenüber von Dünen und Meer, liegt noch eine Wasserfäche, glitzernd, ausgedehnt, mal ruhig, mal bewegt und o t geheimnisvoll: Der Ringkøbing Fjord, der mindestens ebenso schön, aber zugleich ganz anders ist als die Nordsee. DER RINGKØBING FJORD In diesem Urlaub wollen wir ihn näher kennenlernen, den ca. 300 km2 großen Küstensee, der im Süden und Osten zudem

Unser Ferienhaus mit Aussicht in Houvig.

von Salzwasserwiesen umgeben ist. Große Teile stehen unter Naturschutz und beherbergen eine reiche Tier- und Pfanzenwelt. Der Brackwassersee ist o t nur bis zu 1,5

Meter tie – ideal zum Baden mit kleinen Kindern. Bei Hvide Sande gibt es eine Verbindung zur Nordsee; dort können kleinere Schi e über eine Schleuse ein- und aus ahren. Im Osten fießt das Flüsschen Skjerne Å hinein, ür dessen Renaturierung seit den 2000er-Jahren viel getan wurde. Überhaupt ist in den letzten Jahren einiges passiert, um die Region rund um den Fjord ökologisch und touristisch stärker zu beleben, auch wenn viele der »kleinen« Ziele weiterhin nur den Einheimischen bekannt sind. URLAUB IN ZWEI FERIENHÄUSERN Um die Region zu erkunden, haben wir ür unseren dreiwöchigen Urlaub gleich zwei Ferienhäuser gebucht, mit einem Wechsel nach der zweiten Woche: eins in Houvig an der Nordseeküste etwas oberhalb des Ringkøbing Fjords und eins in der Nähe von Stauning, an der östlichen Seite des Fjords. So ein Wechsel bedeutet etwas Au wand, doch wir lernen dadurch noch mal eine neue Gegend und weitere spannende Ausfugsziele kennen – das ist es allemal wert! Außerdem haben beide Häuser ihren ganz eigenen Charme, denn in Dänemark ist jedes Ferienhaus anders. Mit unseren Ausfügen bewegen wir uns ast einmal um den Fjord – aber natürlich nicht



FAMILIENSPEZIAL

Schatzsucher in Göteborg und in den Westschären

Kleine Familienauszeit Bald beginnt ür meinen Jüngsten die Schulzeit, und das heißt auch: Wir können nur noch reisen, wenn Ferien sind. Deshalb nutze ich in diesem Frühling eine vierwöchige Auszeit und reise mit ihm ganz entspannt nach Südschweden. Unsere erste Station ist Göteborg. Hier werden wir von warmen Sonnenstrahlen und leckerem Wa eleis emp angen. TEXT & FOTOS: GEERTJE MARQUARDT

G

öteborg ist mit einer halben Million Einwohner viel größer als unsere Heimatstadt Potsdam, trotzdem ühlen wir uns au unserem Ausfug gleich pudelwohl. Einerseits du tet es nach Meer, andererseits entdecken wir viele historische Gebäude und amilien reundliche Orte in der südschwedischen Stadt.

ENTDECKUNGSREISE IM UNIVERSEUM Zunächst geht’s ins Universeum, das größte Science Center Nordeuropas. Au mehreren Etagen sind Technik, Natur, Tiere und Experimente ür Groß und Klein versammelt. Die Tageskarte ist zwar nicht ganz billig, aber ich verspreche mir einen Regenwaldausfug, eine Wanderung durch schwedische Wildnisgebiete, eine Fahrt zum Mond und einen Tie seetauchgang an einem Tag. Ich kann gar nicht so schnell gucken, da ist mir mein kleiner Begleiter schon vorausgeeilt, und ich nde ihn mit plattgedrückter Nase vor einem Aquarium wieder. Au der anderen Seite der Scheibe glotzt ein Lachs in seine Richtung. Die üppige Unterwasserwelt mit viel ältigen Fischen ist mit in ormativen Erklärungen au Schwedisch und Englisch gepaart. In einem der großen Aquarien arbeitet eine Taucherin im Trockenanzug. Sie erklärt später, dass sie hier neue Wasserpfanzen setzt. Beim Betreten eines gewaltigen Glastunnels bleibt dem kleinen Morten der Mund vor Staunen o en stehen, als ein Mantarochen über unseren Köp en schwebt. Noch aszinierter ist er von einem Sägezahn sch, der ür ihn eine Erinnerung bleiben wird. Weiter geht unser Rundgang durch das Universeum über schwankende Hängebrücken durch einen Dschungel. Ich bin erschrocken, als direkt über meinem Kop ein knallroter Paradiesvogel fattert, wobei er lustig vor sich hin schnattert. Und schließlich au einem Ast vor meinen Augen landet.

Die Unterwasserwelt Schwedens lebendig au Augenhöhe.

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Imposante Exponate im Universeum Science Center Göteborg.

»Mamaaaa, hier ooooben!«, tönt es da plötzlich in einer anderen Etage von über mir. Da hängt der kleine Morten an einer Kletterwand und tobt sich mit hochroten Wangen aus. Außerdem kann man in diesem Stockwerk virtuell in den Weltraum fiegen und jede Menge physikalische Experimente machen, was sicher ür Schulkinder eine große Bereicherung ist. Ein Tag ist viel zu kurz ür das Universeum.

INNENSTADT VON GÖTEBORG MIT KIND Unsere Mägen knurren, und wir suchen uns eines der typischen schwedischen Lunchangebote in der Göteborger Innenstadt. Zu einem annehmbaren Preis schlemmen wir

Vorsuppe, Salat mit Brot samt einer Lasagne und Kuchendessert. Im Gespräch mit unserem Freund Kalle, einem Ur-Göteborger, er ahre ich beim Ka ee noch einiges über die wunderbare Schärenwelt an der Westküste Schwedens und bekomme einige Tipps, was man hier mit Kindern noch unbedingt sehen muss. Nämlich den Spielplatz Plikta. Wir machen uns zum Schlosspark Göteborg au , an dessen Rande dieser Spielplatz liegt. Den Weg nutzen wir ür einen kurzen Fahrradausfug in die Haga Nygata, die sich wunderbar zum Shoppen und Stöbern eignet. SPIELPLATZ SCHATZ PLIKTA PARKLEK Und schon wieder ist mir mein kleiner Begleiter vorausgeeilt. Ich nde ihn an einer hohen und langen Megarutsche aus Metall wieder. Nach kurzer Überredung lau e ich den Berg mit ihm hoch und überwinde die letzten Stu en einer Holzleiter, um zum Startpunkt der Rutsche zu gelangen. Und gleich habe ich Schmetterlinge im Bauch und ein hohes Juchzen im Ohr, als wir die lange Bahn hinuntersausen. An einer Pinnwand, die an einem der typisch roten Holzhäuser angebracht ist, studiere ich die Ö nungszeiten und die Angebote des Plikta Parklek. Der Kleine klettert derweil in den beweglichen Barten eines Blauwals herum. Dieser steht aus hellblau-



REISE

Gesang zum Hering

Einmal Göta Kanal klassisch gechillt, bitte!

Er manipuliert das Zeitge ühl. Er weckt romantische Ge ühle und ördert die Magie majestätischer Ruhe zutage. Wer sich ür eine Kreuz ahrt au Schwedens Göta Kanal mit einem der drei Boote M/S Juno, M/S Wilhelm Tham oder M/S Diana entscheidet, lässt sich au einen genussvollen Zeitsprung ein. An vier Tagen im August soll es Juno sein, die mir Raum und Zeit ür Entschleunigung schenkt. Und mich lehrt, dass der Weg wichtiger ist als das Ziel … TEXT & FOTOS: SUSANNE SCHERNEWSKI

A

ls am Mittwochmittag die Schnapsgläser im sonnendurchfuteten Speisesaal gehoben werden und lautstarker Gesang zum servierten Hering erklingt, sind die Passagiere der M/S Juno »total gechillt«. Mein Blick ällt durchs Fenster nach draußen: Kleine mit Teichrosen bewachsene Seen tauchen au und kündigen zwei der engsten Passagen des Göta Kanals an … Es ist ein besonderer Moment dieser Reise: In diesen Minuten bin ich dem Charme der Tour erlegen und genieße riedliche Unbeschwertheit. Noch 24 Stunden zuvor hätte ich es kaum ür möglich gehalten, diesen Zustand zu erreichen. VERTRAUEN IST GUT Der rote Teppich, der ür die Gäste der M/S Juno am Dienstagmorgen in Göteborg ausliegt, schaut traurig drein. Regen prasselt au ihn herab, beschirmte Passagiere steigen eilig über ihn hinweg. Zügig schnappen sich die Crewmitglieder unsere Ko er, klettern mit uns an Bord und ühren uns zu unseren Kabinen. Zum trostlosen Wetter gesellt sich mein verdatterter Blick in das »Schla wagenabteil«. Für unsere kleine Reisegruppe, Gäste der Ka44 Nordis

tegorie-A-Kabinen au dem Brückendeck, stehen zwar Erdbeeren und Champagner bereit, doch dieser Luxus ist gerade zweitrangig: Die Enge des winzigen Raumes, in dem ein Etagenbett, ein au klappbarer Waschtisch und ein »Kleiderschrank« von 15 cm Tie e untergebracht sind, löst bei mir einen Anfug von Klaustrophobie aus. »Manchmal ühlt sich das Leben an Bord ein kleines bisschen eng an. Dies gehört jedoch zum Charme dieser Reise, die man bereits im 19. Jahrhundert unternahm«, begrüßt ein Willkommensschreiben seine Reisenden aus dem 21. Jahrhundert. Abwarten, ob der Zeitsprung gelingen wird … Das erste In otre en im Schi ssalon mit Mini-Bibliothek – die nden täglich hintereinander au Schwedisch, Englisch und Deutsch statt – startet hingegen locker: »Mein Deutsch ist schrecklich«, entschuldigt sich Kapitän Albert Håkansson. Und scherzt im gleichen Zug über » ehlende« Rettungswesten, Rauchen im Speisesaal, den Regen und das kanaleigene Bier »Kanölen«. Dem Mann ist augenblicklich mein Vertrauen geschenkt. Und das ist gut so: Er wird in den kommenden vier Tagen ein gutes Auge ürs Stilvoll und gesellig speisen.


OUTDOOR

Seekajaktour au dem Hardanger jord

Paddeln mit hohem Suchtfaktor Eine Seekajaktour au dem Hardanger jord und seinen Nebenarmen ist ein unvergessliches Naturerlebnis. Und beileibe nicht nur etwas ür Extremsportler: Unter achkundiger Anleitung ist ein solches Urlaubsabenteuer auch ür An änger ohne Vorkenntnisse machbar. TEXT & FOTOS: VOLKER WARTMANN

D

Paddelpause: Beim Anlegen hel en sich die Teilnehmer gegenseitig.

Am Ende des Fyksesunds schlägt die Paddelgruppe ihr Nachtlager in reier Natur au .

Die meiste Zeit während der Tour übernachten die Teilnehmer im Zelt.

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ie Möwen au dem Dach lachen doch nicht etwa über uns? Mit den um den Bauch gebundenen Spritzdecken geben wir ihnen zumindest allen Anlass dazu. Darin sehen Paddler an Land immer so aus, als hätten sie einen un örmigen, übergroßen Minirock aus Lkw-Plastikplane an. Aber Eitelkeit wäre hier ehl am Platz. Denn mit der Spritzdecke wird die Einstiegsluke im Kajak wasserdicht verschlossen, und die Hose bleibt trocken, während man drin sitzt. Bestmöglicher Schutz vor Nässe ist an diesem Tag ziemlich nützlich. Das Wetter ist typisch norwegisch, sprich wechselha t mit Schauerneigung. WASSERFÄLLE IM MINUTENTAKT Ausgangspunkt unserer Premierenetappe ist das Dör chen Porsmyr. Am örtlichen Schi sanleger laden wir die Kajaks vom Hänger. Nachdem Verpfegung, Zelte, Schla säcke und Wechselwäsche in wasserdichten Packsäcken in und au den Booten verstaut sind, geht es los. Gemeinsam setzen wir die Seekajaks in den Fyksesund ein. Das ist einer der Nebenarme des mächtigen Hardanger jords, au dem wir in den olgenden Tagen unterwegs sein werden. Nach der aus ührlichen Einweisung in die Paddel- und Sicherheitstechnik am Vortag nden die gemischten Teams aus An ängern und Routiniers in ihren Zweierkajaks schon nach wenigen Minuten einen gemeinsamen Rhythmus. Mit zunehmend besser au einander abgestimmten Paddelschlägen können wir vermehrt unsere Blicke schwei en lassen. Gebannt von der ursprünglichen Landscha t, gleiten wir tie er in den kleinen Fjord hinein, meist nahe des steilen, unzugänglichen U ers. Grauerlen und Kie ern krallen sich mit scheinbar magischen Krä ten an den stellenweise nahezu senkrechten Felswänden est. Daran sind o t die Schlei spuren und Rie en zu sehen, die der Gletscher einst hinterlassen

hat. Ge ühlt im Minutentakt ergießen sich Wasser älle in den kleinen Fjord. Mit au gesetzter Kapuze paddeln die Wagemutigen der Gruppe sogar direkt unter einigen hindurch, ohne nennenswert nass zu werden – den Spritzdecken sei Dank. Ihre Eindrücke von der Fjordlandscha t aus der Perspektive von einem knappen Meter über Normalnull mit konkreten Worten zu beschreiben, ällt den Teilnehmern schwer. Einige versuchen es mit Begri en wie grandios, überwältigend oder unbeschreiblich. Anderen steht vor Ehr urcht ein ach nur der Mund o en. ÜBERNACHTEN IN FREIER NATUR An seinem Ende läu t der kleine Fjord san t aus. In dem Talkessel hinter einer wilden Wiese stehen verstreut einige Holzhäuser, zu sehen ist niemand. Botnen heißt dieses romantische Stückchen Erde – ein idealer Platz ür unser Nachtlager. In der Wildnis zu campen ist in Norwegen ausdrücklich erlaubt, das besagt das traditionelle Jedermannsrecht. Nach dem Anlanden ist Teamwork angesagt, beim Zelte au stellen ebenso wie beim anschließenden Kochen. Es gibt Spaghetti mit einer krä tigen Soße aus rischen Tomaten, dazu knackigen Salat. Und zur Krönung einen Ka ee vom Benzinkocher – au geschäumte Milch inklusive. In den kommenden Nächten werden wir o t draußen in Zelten schla en, dann meist au Campingplätzen – und einmal auch in luxuriösen Holzjurten. NORWEGISCHE HEIMATVERBUNDENHEIT Botnen ist schon lange nicht mehr bewohnt, die Häuser sind Feriendomizile, unter anderem von Nach ahren der ehemaligen Bewohner. »1907 wanderte die gesamte Dor gemeinscha t – bis au einen Einzigen – in der Ho nung au ein besseres Leben gemeinsam nach Amerika aus.« Das erzählt uns am olgenden Abend Geirmund Nes, der nicht nur



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