Nordis-Magazin 1/2015

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Nordis

Jan./Feb. 1/15 21. Jhrg. € 5,-/sFr 9,80 Österreich € 5,50 Luxemburg € 5,80

K 13714

ISSN 0946-1116

skandinavien.de nordis.de

Schweden

Langlauf in Grövelsjön Grönland

Skitouren im einsamen Osten Norwegen

Geheimnisvoller Gaustatoppen

Sehnsuchtsziel Lappland Island on the rocks Fotowettbewerb Bottnischer Meerbusen Filmtipps 2015 Mikael Bergstrand Sibelius


G R A N D PUBL I C

Winterabenteuer Småland!

Genießen Sie den Winter in Småland! Ganz gleich, ob Sie abenteuerlustig oder Ruhe suchend sind – unsere småländischen Winterlandschaften halten für jeden das Richtige bereit. Wie wäre es mit einer Hundeschlittenfahrt oder fröhlichem Skispaß auf den Pisten von Isaberg? Wer den ultimativen Adrenalinkick sucht, gleitet an der „Little Rock Lakes“-Zipline durch luftige Höhen. Entspannung findet man im Wellnessbereich des Kosta Boda Art Hotels, in dessen Nachbarschaft Designshopping von Weltrang lockt. Dies ist nur eine kleine Auswahl der unzähligen Aktivitäten, die Småland diesen Winter für Sie bereithält. Willkommen, wir sind immer geöffnet! WAS ES ALLES ZU ENTDECKEN GIBT, DARÜBER INFORMIERT

www.visitsmaland.se/de


E D I T o R I A L << Thomas Krämer Chefredaktion Nordis

Liebe Leserin, lieber Leser, ob das wieder ein Winter wird, in dem man auf der Suche nach Schnee in den Norden reisen muss? Wir haben es gerne getan und jede Menge der weißen Pracht gefunden und dabei auch ein paar richtige Geheimtipps entdeckt. Folgen Sie uns auf den kommenden Seiten, die Ihnen hoffentlich Anregung für eigene Entdeckungen liefern. Der nordische Winter ist immer eine Reise wert! Noch ein paar Worte in eigener Sache. Dieser Ausgabe liegt eine

Leserumfrage bei. Wir bitten Sie herzlich, die Fragen zu beantworten und an uns zurückzusenden. Ihre Antworten und Anregungen werden in unsere Arbeit einfließen, um Ihren Wünschen nach Themen und

Reisezielen noch mehr gerecht zu werden. Besten Dank für Ihre Mühe!

Ende Februar 2015 öffnet in Essen außerdem die Reise & Camping ihre Pforten, Nordis beteiligt sich an dieser Messe mit der »SkandinavienWelt«. Wir würden uns freuen, möglichst viele von Ihnen an unserem Stand begrüßen zu können. Zudem verstärkt der Nordis Verlag seine Präsenz im Internet. Seit Ende November können Sie sich auf www.nordis.de von Skandinavien verzaubern lassen. Auch auf Facebook und Twitter sind wir nun aktiv und bieten aktuelle Informationen zu unserem gemeinsamen Lieblingsreiseziel: Europas Norden. Mehr dazu in diesem Heft. Schauen Sie vorbei, wir freuen uns auf Sie – sei es in der virtuellen oder realen Welt.

2015 r e m m So chen u b t z t Je

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Editorial Lichtblick Nordeuropa aktuell/Suzannes Wortreich Kolumne: hitzealarm im norden Fünf Fragen an ... Daniel Knab

© Thomas Krämer (2)

>> I n h a l T

Reise

14 Winterspaß im Land der Samen Jokkmokk in Schwedisch-lappland

14 Eindrucksvoll

>> Schwedisch-Lappland zeichnet sich durch eine großartige Natur aus, die im Winter von Schnee und Eis geformt wird. Umso wichtiger sind warmherzige Begegnungen mit den Menschen in Orten wie Jokkmokk.

20 Slapstick auf glattem Parkett Eiszeit am Bottnischen Meerbusen

24 Highheels und Bergstiefel Island on the rocks

28 Dem Winter verfallen

Frostige Erlebnisse in Finnisch-lappland

32 Gaustatoppen – Gipfel mit Geschichte Skifahren in der Telemark

36 Reiseservice 42 Neues aus dem Nordis Verlag

Skandinavienmesse, Facebook und homepage

44 Fotowettbewerb 45 Leserreise nach Südnorwegen

OutdOOR

46 Weiße Weite

langlaufen in Grövelsjön

52 Weisheiten an der Eiskante 58 Outdoorpraxis: Daunen 60 Neue Outdoorprodukte

WiRtschaft

62 Zwischen Überangebot und Tierschutz Schweinezucht in Dänemark

64 Wirtschaftsnews

RepORtage

© Christoph Schrahe (2)

Skitouren in Ostgrönland

32 Geheimnisvoll

>> Der Gaustatoppen in der Telemark ist eine weithin sichtbare Landmarke. Trotzdem barg der Berg lange Zeit ein Geheimnis. Heute führen etliche Abfahrten über die verschneiten Hänge und eine skurrile Bahn in Richtung Gipfel.

66 Endlich zu Hause

altersheim für homosexuelle in Stockholm

KultuR & leben

68 Von verlassenen Männern, maroden Krediten und fehlenden Fischen Vorschau auf das Filmjahr 2015

70 »Unglaublich schön und schrecklich zugleich« neuer schwedischer Bestsellerautor Mikael Bergstrand

72 Trauma als Thriller

Das deutsch-schwedische autorenpaar Voosen/Danielsson

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Kulturszene: Romane, CDs, Sachbücher, DVDs TV-Vorschau Veranstaltungen Zeitzeichen: Jean Sibelius Leserforum/Rætsel Kleinanzeigen Vorschau/Impressum

Titelbild: © Thomas Krämer

4 Nordis

skandinavien.de


© Thomas Krämer (2)

28 Fantasievoll

>> Wenn der Schnee auf den Zweigen der Bäume liegen bleibt, entstehen im nordfinnischen Hetta unzählige kleine Kunstwerke. Diese bringt die tief stehende Sonne nördlich des Polarkreises erst so richtig zur Geltung.

© Günter Kast

ENDECKE DIE INSEL VRÅNGÖ IN GÖTEBORGS SCHÄRENGARTEN Nur eine halbe Bootstunde von Göteborg entfernt liegt von der Außenwelt verborgen, aber dennoch in der Nähe zu den Angeboten der Stadt, die autofreie, ursprüngliche Schärenwelt.

52 Gehaltvoll

>> Der einsame Osten Grönlands ist ein tolles Ziel für Skitourengeher, die den Kick außerhalb zerfurchter Hänge suchen. Bei der Begegnung mit dem Polar-Urgestein Robert Peroni erfährt man zudem noch viel Wissenwertes über die Kultur der Inuit.

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© Moreno Bartoletti

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>> R e i s e

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Jokkmokk in Schwedisch-Lappland

Winterspaß im Land der samen Auf schritt und Tritt begegnet man in Jokkmokk der Kultur der samen. Jåhkåmåhkke – so der samische Name, wird damit zum Ziel für Menschen, die sich der winterlichen Natur Lapplands und der spannenden Kultur des Nordens annähern wollen. Te xT & FoTo S : T h o MAs KRäM eR

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Die Reise in die Winterlandschaft Lapplands beginnt mit dem Biss in eine Kanelbulle. »Das ist die beste Bäckerei in Jokkmokk«, erklärt Thomas und fegt ein paar Krümel der Zimtschnecke beiseite. Ich kann einer weiteren süßen Verlockung der City-Konditori nicht widerstehen, die mit 14 Nordis

giftgrüner Marzipanhülle aus der Vitrine zu schreien scheint: »Nimm mich, die Kalorien wirst du in den nächsten Tagen schon noch brauchen«. Am Tag zuvor war ich in Arvidsjaur gelandet und mit dem Auto weiter nach Norden gefahren, nach Jokkmokk. Heute will mir

der Schwede erst einmal die Stadt zeigen, mich davon überzeugen, dass Lappland mehr zu bieten hat als Natur pur. Den ersten süßen Treffer hat er schon gelandet. Der nächste folgt. In einem grüngestrichenen Holzgebäude in der Nähe der Touristeninformation war früher einmal eine Apotheke skandinavien.de


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3 1 Im Zelt des Wildnisdorfes Solberg erzählt 2 Lars von seinem Leben als Rentierzüchter. 3 Bei Jokkmokks Tenn ist Handarbeit angesagt. 4 Für Samen und coole Seelen: Stoorstalka in Jokkmokk.

– daher der Name Gamla Apotek. Heute werden in dem »Kulturhuset« die Arbeiten von Kunsthandwerkern ausgestellt, die man natürlich auch kaufen kann. In den Regalen liegen Leckereien, an den Wänden hängen Bilder und an Kleiderständern Tücher, Jacken und Pullis – alles selbstgemacht. nordis.de

Traditionelle Handwerkskunst Für nordschwedische Verhältnisse ist Jokkmokk ein bedeutender Ort. Bei nicht einmal 3.000 Einwohnern lässt sich das Städtchen jedoch bestens zu Fuß erkunden und bis Jokkmokks Tenn sind es von der »Gamla Apotek« gerade einmal ein paar

Straßenzüge. Leif ist einer der Handwerker, die aus Zinn, Silber oder Gold kleine Kunstwerke schaffen. Vor allem samische Motive spielen in dem Sortiment des viele Jahrzehnte alten Handwerksbetriebs eine Rolle. »Wir halten die alten Traditionen am Leben«, erklärt der Schmiedemeister. Und das betrifft Nordis 15


>> R e i s e Eiszeit am Bottnischen Meerbusen

slapstick auf glattem Parkett Mit dem Ostsee-Winter werden Schweden und Finnen schon warm. Eisschwimmen, Schrei-Therapie, Teerlikör und Schneeradeln bringen den Kreislauf in Schwung. TE xT & FoToS : MaRtin MülleR

Am nördlichsten Busen der europäischen Natur beklagt man den Verlust der Weidenammer. Über hundert Zugvogelarten haben die Feuchtgebiete an der finnischen Bucht Liminganlahti als Brutgebiet auf dem Radar. Aber beim Besuch des exzellenten Naturschutzzentrums am Bottnischen Meerbusen müssen wir feststellen, dass die Weidenammer, die sich sonst von Südostasien bis ins Land der Finnen müht, nicht mehr kommt. Seit Jahren hat man im hohen Norden keine Ankunft mehr registriert. Der Grund dafür ist, dass der kleine Sänger in China und einigen Nachbarländern vermehrt auf dem Teller landet. Wüssten die Weidenammer-Esser, dass das Sperlingsvöglein mit der gelben Brust ein so herausragender Athlet ist, würde ihm vielleicht weniger nachgestellt. Manche Reporter sind, ähnlich den Zugvögeln, ständig für jede Reise um die Welt bereit. Kein Weg ist ihnen zu weit, kein Ziel zu abgelegen. Sie kommen sogar im Winter, wenn an der nördlichen Ostsee der Winter brütet. Um auf die Region aufmerksam zu machen, luden die Touristiker des Meerbusens eine kleine Schar internationaler Journalisten ein. Damit die dreitägige Reise so recht verrückt wurde – so empfand das zumindest der spanische Kollege – wählte man den Februar als idealen Zeitpunkt. Zum Start unserer Reise um den nördlichsten Teil des Meerbusens sind wir im schwedischen Skellefteå gelandet, wo die Verrücktheiten sofort ihren Lauf nehmen. Skurrile Sangestruppe Zwei Dutzend finnische Kerle, die im feinen schwarzen Anzug wie am falschen Ort gestrandete Pinguine anmuten, stehen stocksteif im Eismatsch und brüllen eine dick vermummte Zuschauerschar an. Der skurrile Männerchor Mieskuoro Huutajat, international wirklich als echter Brüller bekannt, schreit ein paar Hymnen, was Kehlen und Zwerchfell hergeben. »Wir singen nicht, wir schreien«, bestätigt Chorleiter Petri Sirviö nachher im Interview. »Unser Auftritt lebt besonders von unserer Haltung«, erklärt der Chorgründer und meint damit auch die stoi1 weit gesche Buster-Keaton-Mimik seines 20 Nordis

reisten Männerbundes. »Jeder Text erreicht ein neues Niveau, wenn man ihn brüllt«, führt Petri weiter aus. Therapeutische Qualität hätte das besonders für die erste Strophe der deutschen Nationalhymne. Der Auftritt am winterlichen Skellefteå-Fluss gerät zu einer ernsthaft komischen Nummer. Dieser Prolog stimmt perfekt auf die nachfolgende Inszenierung ein. Abtritt der Anzugträger, Startschuss zu den schwedischen Meisterschaften im Winterschwimmen. Gut zehn Dutzend Athleten ziehen fast blank und stürzen sich im Badedress in einen aus dem vereisten Fluss herausgeschnittenen Pool. Der Start für die fünfundzwanzig Meter in 0,4 Grad warmem Wasser erfolgt von unten, danach sieht man für 15 bis 45 Sekunden nur Mützen, Hüte und gehörnte Wikingerhelme durch abgeleinte Bahnen ziehen. Mit dem schon bekannten Buster-Keaton-Gesicht zwischen eisiger Wasseroberfläche und Mützenrand. Nur die Schwimmbewegungen halten den Pool eisfrei. Gedämpft wummert Applaus von behandschuhten Händen, wenn Athletin und Athlet über eine zusammengezimmerte Treppe aus dem Wasser klettern. Interviews am Beckenrand werden mit krebsrotem nacktem Oberkörper gegeben, bedeckt nur von wüsten Tätowierungen. Angeblich ist niemandem kalt. Ich lasse mich deshalb zum Äußersten hinreißen und springe ins abschreckendste Bad meines Lebens. In die Saunahütte darf ich erst nach dem obligatorischen Interview. Meine unauffällige Tätowierung ist allerdings für die Veranstaltung nicht das passende Outfit. Schwarz auf weiß Skellefteå ist der südlichste Küstenort auf der 400-km-Reise bis ins finnische Oulu. Nächstes natürliches Ziel für Winterschwimmer ist Piteå. Hier strömt der Fluss Piteälven in die Ostsee. Im Winter unter viel Eis. Wir nehmen den Eisbrecher »Arctic Explorer«, der den Seeweg für die ansässige Papierfabrik passierbar hält. Eisbrecher sind wichtig in diesem Teil der Ostsee, denn der Bottenwiek genannte Zipfel ist bis nach Umeå herunter maximal fünfundzwanzig Meter tief und

kaum salzhaltig. Früh friert die Ostsee zu. Genau daraus machen die Anrainer ein Abenteuer. Nach einer eisbrechenden Flussfahrt parken wir halb im Wasser, halb auf dem Eis und gehen erneut schwimmen. In unglaublich dick gepolsterten, knallroten Trockenanzügen schlüpfen wir wie Robben vom Eis ins dunkle kalte Wasser. Danach fühle ich mich wie eine Boje. Nur nicht abtreiben, ist der erste Gedanke, aber ein paar Momente später schlägt er um in ein verrücktes Hochgefühl. Den irrwitzigsten Spaß aber haben die beiden schwarzen Johns. Die jungen Afrikaner sind tatsächlich aus Uganda angereist und unterwegs auf einer unglaublichen Mission. Eis könnten sie doch höchstens von den über 5.000 Metern hohen Gipfeln des ugandischen Ruwenzoris-Gebirges kennen, will ich von John Lule wissen, von dem ich nur sein rotgerahmtes pechschwarzes Gesicht sehen kann. Doch John erzählt eine unerhörte Geschichte: Eines Tages seien ein paar Schweden in seine Heimatstadt Jinja gekommen und hätten tonnenweise Eis geordert, was bis dato nur zum Kühlen von frischem Fisch verwendet wurde. Mit dem Eis wurde das Wasser in einem Schwimmbad bis auf sechs Grad herunter gekühlt. Das erste Winterschwimmchampionat Afrikas war geboren und der junge John Lule gewann. Sein Preis war die Einladung nach Skellefteå. John brachte seinen Landsmann John mit, einen Nichtschwimmer. Das fiel allerdings erst auf, als er im Eispool von Skellefteå fast ertrunken wäre. Die Tage zu Beginn des Februars sind hier kurz und es herrscht bereits eine fahle Dämmerung, als wir bei Luleå die denkmalgeschützte Gammelstad erreichen. Der steinerne Turm der Nederluleå-Kirche aus dem 15. Jahrhundert überragt 408 hölzerne Reihenhäuschen. Wie ein Märchendorf in einer dieser kitschigen Schneekugeln sieht Luleå Gammelstad aus, gerade so, als hätte hier jemand die Zeit eingefroren. In einem Häuschen brennt Licht und wir werden ins kuschlig warme Innere gebeten. Es riecht warm und holzig, unsere Gastgeber Per und Sonja servieren uns Tee und Gebäck. Ihr Cottage ist kuschlig und alles ist am rechten Platz: das skandinavien.de


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1 Zum Brüllen: der Männerchor Mieskuoro Huutajat. 2 Schwimmzüge in 0,4 Grad kaltem Wasser. 3 Poesie auf nackter Haut. 4 Mitglied des Schreichores. 5 Mütze aufziehen, sonst wird´s kalt! 6 John aus Uganda in ungewohnter Umgebung. 7 Harter Kerl: Teilnehmer der schwedischen Winterschwimmmeisterschaften in Skellefteå. 4

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Island on the rocks

Highheels und Bergstiefel Hier die Hauptstadt Reykjavík mit Restaurants, Bars und jeder Menge Nachtleben, dor t einsame Natur mit gefrorenen Wasserfällen und Eiswürfeln. Im isländischen Winter feiern die Glückshormone regelmäßig ein überschwängliches Wikingergelage. Te xT & FoTo s : N o R BeRt ei s ele- HeiN

»Im Winter nach Island? Hast du sie noch alle? Da frierst du dir nur den Hintern ab und außerdem ist es doch dauernd finster.« Oh je, all die Unkenrufe scheinen sich schon auf den ersten Kilometern zu bestätigen. Bei der Landung in Keflavík war der Himmel wenigstens noch bleigrau. Doch jetzt lastet auf der nahen Hauptstadt Reykjavík eine Wolke so schwarz wie eine Tarantel. Schon peitschen apokalyptische Böen über die Au­ tobahn. Klatschen riesige Regentropfen nach waagrechter Flugbahn lautstark auf die Frontscheibe. Urplötzlich, als würde Thor der Kriegsgott höchstpersönlich mit seinem Streithammer auf das Firmament einprügeln, löst sich der Spuk auf. Schwarz weicht Lila, betonfarbene Wolken verflüchtigen sich im Zeitraffer, hinterlassen intensives Stahlblau. Beethovens Neunte gespielt vom Himmels­ orchester der Wikinger – was für ein Auftakt! Mit eingezogenen Schultern und hochge­ schlagenem Kragen arbeite ich mich gegen einen fiesen Wind hoch zur berühmten Hall­ grims­Kirche. Vor der Kirche thront Leifur Eriksson auf einem stilisierten Schiffsbug. Hand am Schwert, den Blick in die Ferne ge­ richtet, so segelte der Entdecker schon um das Jahr 1000 nach Nordamerika. Er hatte 24 Nordis

keine Ahnung, was kommen würde ... Ich weiß zumindest, dass das hier kein Rimini­ Urlaub wird. Von der Kirche führt die Skolavördustigur bergab in ein wahres Bermudadreieck aus schicken und schrägen Cafés, Kneipen und Designershops. Schon am frühen Abend kla­ ckern die ersten Highheels über das Kopf­ steinpflaster. Der Damenwelt scheint die Tem­ peratur schnurz zu sein. Kurze Röckchen und Abendgarderobe – von wegen Daunenjacken und Moonboots. Heute ist Freitag und da steppt in Reykjavík der Bär. Bereits ange­ schlagen laufe ich zurück zum Hotel Marina. In der hauseigenen »Slippbarinn« kesselt es immer noch. Der Dresscode ist gehoben. Mit Goretex­Jacke und festem Schuhwerk fühle ich mich wie Falschgeld aus dem Farbkopie­ rer, aber der DJ hat die Beats im Griff. Ein Ab­ sacker geht noch. Schon hakt sich eine Schö­ ne der Nacht unter. »Wo bist du her? Komm setz dich zu uns.« Direkt nach der Verhaftung werden die Gläser gefüllt. Nicht schlecht. Von wegen frostiger Außenposten am Polarkreis. Die Preise für Alkohol schrammen zwar an der Schmerzgrenze, aber die Mädels lassen or­ dentlich die Korken knallen. Die Finanzkrise scheint überwunden zu sein.

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Unwirklich – Feuerwerk auf schwimmenden Eisbergen. Unschlagbar – Blick aus dem Whiskyglas bei Jökulsarlon. Ungewöhnlich – Zaunschmuck bei Hveragerdi. Ungestüm – der Wasserfall Godafoss in der Dämmerung.

Nordlicht für süße Babys Leicht verkatert dümple ich tags darauf im wohltuenden Heißwasser der »Blauen Lagu­ ne«. Inmitten von schwarzen Lavabergen und dunkelgrünen Moosteppichen sorgt der hellblaue Milchsee des noblen Designerbads für einen bizarren Kontrast. Auf der Ringstra­ ße, der Hauptverkehrsader Islands, tingele ich weiter entlang der Südküste. Hinter dem Speckgürtel der Hauptstadt eröffnet sich schlagartig die Wildnis Islands. Nach kilo­ meterlangem Nichts bei diffuser Polarnacht­ Funzel strahlen die Scheinwerfer unvermit­ telt auf gelbe Körbchen in DD. Kurz vor Hella hat ein zünftiger Farmer mit seiner Tro­ skandinavien.de


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Frostige Erlebnisse in Finnisch-Lappland

Dem Winter verfallen Hetta ist eine kleine Kommune ganz oben in Finnisch-Lappland zwischen der schwedischen und norwegischen Grenze. Doch wenn es um die Natur geht, kommt der Or t ganz groß raus – besonders im Winter, wenn der Schnee aus Trollen Bäume macht. T E x T & F oTo s: T h o mas KRämeR

Erst einmal rein zum Aufwärmen. Schön warm ist es hier: nur 5 Grad unter null. Das ist deutlich mehr als das, was das Thermometer draußen anzeigt. Da sind es 20 Grad – minus wohlgemerkt. Dieses »wohlig warme« Gebäude steht ein paar Kilometer von Levi entfernt direkt am Ufer des Ounasjoki. Der Fluss hat auch das Baumaterial für die »Levi Ice Gallery Luvattumaa « geliefert, ein Hotel mit Bar, das komplett aus Schnee und Eis gebaut worden ist. Schön ausgestaltet mit unzähligen Eisskulpturen, einer Rutsche und einer Kapelle, »in der man natürlich auch heiraten kann«, sagt Pekka, der in einem der Zimmer gerade mit einem Meißel ein Bett schnitzt – das natürlich komplett aus Eis besteht und am Ende mit einer gut isolierenden Matratze eine weiche Liegefläche bekommt. Kilometer für Kilometer nähern wir uns wenig später nach einem Zwischenstopp in Toras-Sieppi und dem dortigen Heimatmuseum 28 Nordis

skandinavien.de


1 Kapelle in der Levi Ice Gallery, 2 wo Pekka an einem Bett arbeitet. 3 Ivy aus Australien hat sich an die tiefen Temperaturen gewöhnt. 4 Dank für die Laufarbeit: Ulli mit einem Husky.

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dem Ziel unserer Reise. Die Spikes an den Rädern des Autos geben auf der festgefahrenen Schneedecke besten Halt, feine Schneeflocken rieseln mittlerweile vom Himmel. Orientierung geben die Schneestangen am Straßenrand und die Hinweisschilder, denen wir nach Hetta folgen. Lichter brennen am Eingang zum Hotel »Hetan Majatalo«, mit einem strahlenden Lächeln und einem Tervetuola (Herzlich willkommen) empfängt uns Tiina, die das 1924 eröffnete Gasthaus nun in vierter Generation betreibt. Den Absacker gibt es schon als Begrüßungscocktail, gefolgt von einem deftigen Abendessen. Auch mit vollem Bauch schläft man gut ... Eisige Wimperntusche Der Himmel färbt sich rötlich, als wir uns zum Frühstück treffen. »Das wird ein sonniger Tag«, sagt Tiina, die sich mit einem Kaffee an unseren Tisch setzt. Und ein eiskalter nordis.de

dazu. Steckdosen vor den Häusern sind Standard hier oben in Lappland. Und das nicht ohne Grund: 27 Grad minus zeigt das Thermometer an diesem Morgen und der Motor des Autos freut sich über vorgewärmtes »Kühlwasser«, das nun zur Heizung wird. Die Kälte ist an diesem Morgen ein Künstler, zaubert feinste Skulpturen an die Augenbrauen und Wimpern von Doris und Ivy. Erstere, eine Schweizerin, ist diese Temperaturen gewöhnt. Auch für Ivy sind Temperaturen von um die 30 Grad Alltag. Allerdings eher über der Null auf der Quecksilbersäule und nicht unter: Sie kommt nämlich aus Australien, wo sie noch vor wenigen Wochen in der Sommersonne schwitzen durfte. »Aber man gewöhnt sich schnell an die niedrigen Temperaturen.« Falls sie bei diesen Worten geschmunzelt hat, wurde dieses Lächeln vom Schal vor ihrem Gesicht verborgen.

Den 150 Hunden von »Hetta Huskies« jedenfalls macht die Kälte nichts aus. Im Gegenteil: Sie ist wie ein Lebenselixier, bei der die Vierbeiner erst so richtig aktiv werden – weshalb wir nicht sofort in die bereits angespannten Hundeschlitten steigen, sondern die ersten Meter zu Fuß gehen. »Gleich nach dem Tor kommt eine enge Linkskurve, die die anfangs noch wild drauflos stürmenden Hunde mit ziemlichem Tempo nehmen«, sagt Doris und macht den letzten Schlitten fertig. Wir stapfen zu Fuß durch den Schnee, nehmen die Foto-Position ein und hoffen auf spektakuläre Bilder. In der Tat driften die Schlitten rasant um die Ecke, bevor Doris und Ivy die Bremsen in den Schnee rammen. Dann dürfen wir aufspringen, immer zwei Personen auf einem Schlitten, die ihren Platz nach halber Strecke durch die Wald- und Moorlandschaft tauschen: Jeder darf einmal fahren und einmal Gedanken und Blicken im Schlitten sitzend freien Lauf lassen. Nordis 29


>> i n s i d e

Internet, Facebook und Skandinavienmesse

Neues vom Nordis Verlag Eine neue Homepage, die Messe SkandinavienWelt im neuen Gewand, endlich eine eigene Facebook-Präsenz … Es tut sich einiges beim Nordis Verlag.

Unter alter Adresse, aber völlig überarbeitet und umgestaltet ging Ende November nach längerer Umbauphase der neue Internetauftritt www. nordis.de ans Netz. Das umgestaltete Informationsportal bietet mit moderner Benutzeroberfläche neben stets aktualisierten Meldungen und Neuigkeiten aus Nordeuropa auch weitere Informationen zu Artikeln im Heft. Dazu kommen Bildstrecken ausgesuchter Fotografen sowie Reisereportagen. Auf dem »Marktplatz« finden sich Service-Adressen und Reisetipps auf einen Klick. Außerdem liefert ein Kalender in Ergänzung zur Printausgabe aktuelle Veranstaltungen und Ausstellungstipps. Nordis auf Facebook Eine interaktive Plattform bietet auch unsere seit September dieses Jahres bestehende Facebook-Seite facebook.com/dasnordismagazin, auf der vor allem aktuellen Informationen aus Skandinavien Raum gegeben wird. Verlosungen, TV-Tipps, Veranstaltungen und

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Rätsel runden diese Seite ab. Zusätzlich kann man Nordis auch bei Twitter (twitter.com/NordisMag) folgen. Natürlich ist diese Seite auch für den regen Austausch zwischen dem Nordis-Team und den Leserinnen und Lesern gedacht.

Verlosung

schaften sowie Veranstalter von Sprachkursen stellen dort ihr Angebot rund um das Thema Skandinavien-Reisen und nordische Lebensart vor. Ganz neu auf der SkandinavienWelt ist in diesem Jahr ein attraktives Bühnenprogramm. Hier berichtet der Reisejournalist Thomas Kliem eindrucksvoll von seinen Wohnmobilreisen durch Skandinavien und der Fotograf und Radtouren-Experte Reinhard Pantke wird von seiner spannenden Radreise quer durch Nordeuropa erzählen. Zudem präsentiert das norwegische Outdoor-College sein außerge-

nordis verlost 5x2 Eintrittskarten für die Messe Reise + Camping (inklusive der skandinavienWelt). eine kurze e-Mail mit dem Betreff »skandinavienWelt« an die Adresse: raetsel@nordis.com genügt. einsendeschluss ist der 31.01.2015.

Der Norden kommt nach Essen Im Februar 2015 steht ein erster Höhepunkt des Jahres auf der Agenda, der allen Nordeurowöhnliches Auspareisenden ans Herz gelegt landsprogramm für sei: die SkandinavienWelt. Sie Jugendliche. Mit daist seit 2013 Teil der Reise + SkandinavienWelt 20 14 bei ist auch die Camping in Essen (NRW), der deutsch-nor we gigrößten Frühjahrsmesse für sche FreundschaftsReise, Touristik, Camping und gesellschaft mit norwegischen FolkloretänCaravaning in Westdeutschland. Auch 2015 zen. Lichtbild-Shows mit Impressionen aus holt der Nordis Verlag in ZusammenarSkandinavien machen zudem Lust auf die beit mit der Messe Essen nächste Nordeuropareise. Kulinarische Levom 25. Febckerbissen u.a. vom Schwedenshop Onfos ruar bis 1. und Musik aus dem Norden Europas runden März den das Messeangebot ab. Das genaue Programm hohen Norwird Anfang Januar auf den Internetden in das Ruhrseiten von Nordis (www.nordis.de) veröfgebiet. Reiseanbieter, Campingplatzbetreiber und Fährgesellfentlicht. n skandinavien.de


Folgende Aussteller werden auf der SkandinavienWelt 2015 vertreten sein (Stand November 2014) Assimil Sprachverlag

Sprachkurse für Selbstlerner, unter anderem auch mit nordischen Sprachen. Fjord Line GmbH

Verschiedene Fährverbindungen mit Zielen in Dänemark, Norwegen und Schweden. Globetrotter Akademie/ Outdoor-College

Mini-Stipendium für Schule in Norwegen in Zusammenarbeit mit dem Outdoor-College stiftet nordis für eine/n schüler/in einen Monat den norwegenaufenthalt im sirdal. insgesamt verbringen die neuntklässler sieben Monate im hohen norden und lernen nicht nur den üblichen schulstoff, sondern auch das Outdoorleben mit all seinen Facetten kennen. das Mini-stipendium wird unter allen Anmeldungen verlost. Allgemeine infos zum spannenden Programm des Outdoor-Colleges bekommt man unter www.outdoor-college.de und telefonisch unter +49 (0)4644-973 71 70. Anmeldeschluss für den Aufenthalt vom 1. August 2015 bis zum 29. Februar 2016 ist der 15. April 2015.

Skandinavientrips/Sausewind Reisen

Schule für Neuntklässler im norwegischen Sirdal mit zahlreichen Outdooraktivitäten.

Reiseveranstalter mit umfangreichem Skandinavienangebot für den Sommerund Winterurlaub.

Kria Tours

Skiveren Camping

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Fantastisch an der Nordspitze Jütlands gelegener Campingplatz mit zahlreichen Freizeitmöglichkeiten.

Nordis Verlag GmbH

Die Skandinavienspezialisten von Nordis helfen gerne mit Tipps zum Nordlandurlaub und informieren über die Produkte des Verlags. Randsverk Camping

Idealer Ausgangspunkt im Herzen Norwegens für Natur- und Outdoorfreunde, z.B. für Touren im Jotunheimen-Gebirge.

Tallink Silja GmbH

Fährverbindungen über die Ostsee zwischen Schweden, Finnland und dem Baltikum. Visit Sognefjord

Mehr als 200 km zieht sich der Sognefjord vom Meer bis ins Gebirge – eine Naturregion, die ihresgleichen sucht.

Traditionsreiches Hotel inmitten der berühmten Fjordwelt Westnorwegens.

Unsere Gäste genießen eine herrliche Aussicht über das atemberaubende Nærøy Tal.

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© Günter Kast

© Moreno Bartoletti

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1 Robert Peroni mit Inuit-Kinder in 2 seinem berühmten »Roten Haus«. 3 Eisiger Hausschmuck. 4 Von den Bergen rund um Tasiilaq hat man einen fantastischen Blick auf das Inlandeis.

Skitouren in Ostgrönland

Weisheiten an der Eiskante In der Abgeschiedenheit Ostgrönlands Skitouren zu unternehmen, ist an sich schon spannend. Fast noch spannender ist es, dabei im »roten Haus« von rober t Peroni zu wohnen. der charismatische, aber auch als schwierig geltende Südtiroler (70) hat einst die wohl spektakulärste Expedition über Grönlands Eispanzer unternommen. Von einer schweren Krankheit gezeichnet, scheint er – zumindest ein wenig – ruhiger und weiser zu werden. Jetzt möchte er noch schnell die entwurzelten Inuit retten.

© Moreno Bartoletti

Te x T: G ü nt Er KAS t

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skandinavien.de


© Moreno Bartoletti

An Bord der Propellermaschine von Reykjavík nach Kulusuk sitzt Markus Lanz, die Pelzkapuze tief im Gesicht, gedankenversunken, die schwere Fotoausrüstung auf dem Schoß. Vor wenigen Tagen musste, (durfte?) er das Aus für »Wetten, dass ..?« verkünden. Jetzt reist er in sein geliebtes Grönland, gönnt sich hier, wie so oft in den Jahren zuvor, eine Auszeit vom TV-Irrsinn. Lanz hat ein schönes Buch über Grönland herausgebracht, mit starken Fotos und einfühlsamen, aber nicht kitschigen Texten, die man dem Talkshow-Plauderer nicht unbedingt zugetraut hätte. Wir hingegen reisen zu Robert Peroni, wollen mit seiner »Roten Haus« genannten Herberge als Stützpunkt die Berge rund um Tasiilaq mit Tourenskiern erkunden. Von Kulusuk geht es mit dem Hubschrauber weiter nach Tasiilaq, Peronis Wahlheimat. Er kommt persönlich zum kleinen Heli-Landeplatz, um die Gruppe abzuholen. Aber er ist kurz angebunden, ein kurzer Gruß an den Reiseleiter, das muss genügen. Sein weißer Land Rover wirkt wie ein Ufo in diesem 2.000-Seelen- und 1.000-Schlittenhunde-Ort, in dem es zwar Straßen gibt, die aber allesamt am Ortsschild enden. Tasiilaq ist im Winter nur per Helikopter zu erreichen, im Sommer auch mit dem Boot. An der fast 2.000 Kilometer langen Ostküste fahren die Inuit mit

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Hunde- oder Motorschlitten übers Meereis zu den wenigen anderen Siedlungen hier. Ankunft im Roten Haus: auf dem Regalbord eine beeindruckende Sammlung an traditionellen Inuit-Schuhen, an der Wand ein Eisbärenfell mit Einschussloch, an der Garderobe Hosen und Jacken aus Robbenfell, im Lesezimmer alte Bücher und Expeditionsberichte. Peroni bittet darum, im Haus kein Bier zu konsumieren. Er hasst »das Zeug«, mit ihm betrinken sich viele Inuit am Wochenende bis zur Besinnungslosigkeit. Wein scheinen sie nicht zu mögen, weshalb die Flaschen im Speiseraum während des Abendessens freizügig zur Schau gestellt werden. Am ersten Abend gibt es Finnwal mit Polenta. Peroni hat zu jedem Dinner eine Geschichte parat. Lektion 1: Wale essen ist okay, weil das die Inuit schon immer so gemacht haben. Eisbären essen übrigens auch. Moschusochsen ebenfalls und Robben sowieso. Wer länger im Roten Haus bleibt, muss alles einmal kosten. »Grönland muss man spüren« Erlebt man schon das richtige, das authentische Grönland, wenn man in einem warmen, kuscheligen Gästehaus Eisbärenfleisch kaut? Warum suchen Touristen – die aus Deutschland anscheinend besonders dringend – überhaupt immer nach authentischen Erlebnissen

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im Urlaub? Beim Blick durchs Fenster sieht man zumindest ein anderes Grönland: Eine Müllhalde am Fjord, Sozialwohnungen in bunt gestrichenen Container-Häusern, müde dreinschauende Inuit, die aus dem Supermarkt Plastiktüten nach Hause schleppen. Heute gibt es dort »Bounty«-Riegel im Sonderangebot für fünf Dänenkronen. Eine Tomate kostet zehn Kronen, etwa 1,40 Euro. Ohne die dänischen Subventionen wäre sie noch viel teurer. Welches ist denn nun das echte, das richtige Grönland? Die Käseglocke »Rotes Haus«, der soziale Treff- und Brennpunkt Supermarkt? Die Fischer an der Eiskante auf dem Fjord? Die Inuit-Kinder, die mit Schlittengespannen und jungen Hunden das Anfahren üben? Markus Lanz schreibt in seinem Buch: »Grönland ist für mich mehr als eine Landschaft, eher eine Sehnsucht. Man kann dort eine Menge reindenken und projizieren. Sie müssen sich allerdings mit Haut und Haar auf das Land einlassen, die Landschaft erobern. Sie müssen sie spüren.« Genau das tun aber die wenigsten Touristen. Und ja, leider auch die wenigsten Journalisten. Sie schauen sich Grönland bei einer bequemen Kreuzfahrt an, die sich wichtigtuerisch »Expedition« nennt. Oder sie blicken zwei Wochen lang im Roten Haus beim Fenster hinaus und warten, bis endlich ein Sturm, der berüchtigte Piteraq, aufzieht. Dann

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Die schwedische Westküste ist von Deutschland aus nicht nur schnell erreichbar, sondern gehört zu den schönsten Gegenden Skandinaviens und bietet neben spannender Kultur auch reizvolle Natur, die sich bis hinüber nach Norwegen erstreckt.

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Auf den Spuren der Milchbauern

Fernab der großen Städte breitet sich Valdres mit seinen weitläufigen Bergpanoramen aus. Hier finden Radfahrer neben dem neu ausgeschilderten Mjølkevegen (Milchroute) weitere Traumtouren auf ruhigen Almstraßen.

Außerdem: Bornholm . Inselhopping vor Bergen . Kunstrunde

Österlen . Finnlands Sieben-Brücken-Küste . Natur im Nationalpark Stora Sjöfallet . Outdoor-Praxis Navigation . Rad-Reportage Vätternrundan . Ludvig Andersson über ABBA . Zwist um Bergbau in Lappland 82 Nordis

Im Jahr 2013 kompensierte der Nordis Verlag 5,31 t CO2 durch GOGREEN Produkte und Services. Das Carbon Management von Deutsche Post DHL gleicht die beim Transport entstehenden Emissionen durch Klimaschutzprojekte aus. Nordis Verlag GmbH 2014 ISSN 0946-1116 Deutsch-Norwegische Freundschaftsgesellschaft e.V. www.dnfev.de

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