Nordis - Winterguide Finnisch Lappland

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Das Nordeuropa-Magazin Winterspaß in Levi und Ylläs Hundeschlittentour durch Lappland Praktische Tipps für die Lapplandreise

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Auf Skiern auf den Spuren des Weihnachtsmanns! Abwechslungsreiche Hänge und Loipen, Whirlpools in Spas, Restaurants und unzählige Abenteuer im Freien – das Skigebiet Levi bietet all das und noch so viel mehr! Willkommen zu einem einmaligen Erlebnis in Lappland.

FAKTEN RUND UM LEVI: NUR 15 MINUTEN VOM FLUGHAFEN KITTILÄ ENTFERNT // 43 SKIHÄNGE 230 KM LANGE LANGLAUFLOIPEN // 900 KM LANGE STRECKEN FÜR SCHNEEMOBILE ÜBER 50 SERVICEHÄUSER MIT PROGRAMMANGEBOTEN // 24.500 BETTEN

Levi Travel & tourist office Ltd. Myllyjoentie 2, FI-99130 Levi, Finland +358 16 639 3300 // levi@levi.fi

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Thomas Krämer Chefredaktion Nordis

Liebe Leserin, lieber Leser, noch nie war es so bequem wie in diesem Winter, nach Nordfinnland zu kommen. Gleich von drei deutschen Flughäfen hebt man ab und landet nach rund drei Stunden Flug in Kittilä im Herzen Finnisch-Lapplands. Mit diesem Winterguide Finnisch-Lappland, den der Nordis Verlag in Zusammenarbeit mit Visit Finland und Partnern vor Ort erstellt hat, wollen wir Ihnen die vielfältigen Möglichkeiten präsentieren, die diese Region für Wintersportler, Naturfreunde und Erholungssuchende bietet. Hunderte Kilometer bestens präparierter Loipen, Skipisten in allen Schwierigkeitsgraden mit Schnee bis weit in das Frühjahr hinein zum Beispiel. Oder wie wäre es mit einer Schneeschuhwanderung? Dazu kommen rasante Ausflüge mit dem Motorschlitten oder ruhige Fahrten mit dem Hundeschlitten durch tief verschneite Wälder. Vielleicht sogar eine Tour mit einem Rentierschlitten? Bereichert werden die Tage in Lappland durch den Besuch auf der Farm eines samischen Rentierzüchters oder in einem Schneehotel. Und natürlich kann man sich bestens in der Sauna oder dem Jacuzzi entspannen – mit etwas Glück sogar mit einem flackernden Nordlicht am Himmel. Viel Spaß im Schnee Finnisch-Lapplands wünscht Ihnen Ihr

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Titelfoto: © Thomas Krämer

Inhalt

6 Ski und mehr in Levi: Winterspaß am Tunturi 10 Wintererlebnisse in Ylläs: Vielfalt als Trumpf 14 Hundeschlittentour: Geräuschlos durch das Winterparadies 18 Spaß im Schnee: Lappland aktiv 22 Zwischen Nordlicht und Sauna: Lappland für Neugierige 26 Richtige Ausrüstung: Gewappnet gegen die Kälte 28 Gut zu wissen: Praktische Reisehinweise 30 Impressum Winterguide Finnisch-Lappland AZ_Nordis_Nordlicht_09_2015.indd 1

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Reise Von den B채umen rieselnder Schnee Umherstreifende Rentiere Lautlos durch die Landschaft gleitende Hundeschlitten Rasante Pisten und Kinderabfahrten Leckeres Essen mit lokalen Zutaten Flackerndes Nordlicht am Sternenhimmel Entspannung in Sauna und Jacuzzi ...

... das ist das

Winterparadies Finnisch-Lappland

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Foto: Š VisitFinland Winterguide Finnisch-Lappland

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Reise

Ski und mehr in Levi

Winterspaß am Tunturi Zwischen dem Gepäckband am Flughafen Kittilä und dem Levitunturi liegen nur ein paar Kilometer. Schneller kommt man nirgends auf die Piste, in den Sattel eines Scooters oder auf die Kufen eines Hundeschlittens.

Foto: © VisitFinland

Text: Thomas Krämer

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Modus Geschwindigkeit machen will. 28 Loipenkilometer sind sogar beleuchtet! Kommt man mit den langen Latten nicht zurecht, kann man sich auch Schneeschuhe unter die Winterstiefel schnallen und nach Trappermanier durch den Wald streifen. Vielleicht erblickt man dabei sogar das eine oder andere Rentier! Wer einen größeren Kick will, steigt in die Bindung seines Snowboards oder seiner Skier, schnappt sich ein Segel oder einen Schirm und lässt sich vom Wind über einen der zugefrorenen See blasen.

Seit 2004 macht der Ski-Weltcup alljährlich in Levi Station. Mittlerweile wird hier sogar die Saison eröffnet! Wo die Profis fahren, wird auch der Hobbyskiläufer die passende Piste finden. Vom Zentrum aus kann man zu Fuß die Skilifte erreichen, die Snowboarder und Alpinskifahrer auf den kahlen Gipfel des 531 Meter hohen Levitunturi bringen, der weit aus der Umgebung herausragt. Insgesamt 43 Abfahrten stehen rund um den gesamten Berg zur Auswahl. So werden in einem der größten Skigebiete Finnlands weder das Skifahren noch die Aussicht langweilig! Die Spanne reicht dabei zwischen schwarzen Pisten für Könner bis hin zu flachen Hängen für Anfänger und den Skinachwuchs. Der kann sich übrigens in eigenen Bereichen tummeln. Und wem es nicht genügt, die Hänge hinunterzuschwingen, kann sich in den Snow Parks austoben.

Griff, den Fuß von der Bremse, ein Ruck, und schon ist man unterwegs durch die verschneite Winterlandschaft, hört nur noch das Knirschen der Kufen im Schnee, sieht den heißen Atem der Tiere und die vorbeirauschenden Bäume. Den Weg finden die Huskys alleine. Schon nach wenigen Metern kommen sie in ihren gleichmäßigen Trott, platzieren vielleicht noch ein Häufchen im Schnee. Blicken nach hinten – gerade so, als ob sie fragen wollten: »Machen wir alles richtig?« Wobei der Blick an einer Steigung auch bedeuten kann: »Jetzt hilf gefälligst mit!« Dann schiebt man das Gefährt hinauf, springt wieder auf die Kufen und lässt die Hunde arbeiten.

Vielfalt in Schnee und Eis Man würde Levi jedoch unrecht tun, würde man den Ort auf das Alpinskigebiet reduzieren. Auf insgesamt 230 Kilometer Loipen gleitet man durch die Winterlandschaft, passiert lauschige Kiefern- und Birkenwäldchen, überquert tief verschneite Moore, hört Bäche glucksen und kommt bei Anstiegen auf die Tunturis ins Schwitzen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man im klassischen Stil unterwegs ist oder im Skating-

Bequemer ist’s natürlich auf einem Hundeschlitten. Das Abenteuer fängt schon beim Kraulen der zutraulichen Tiere mit den stahlblauen Augen an. Unruhig werden die Vierbeiner, wenn das Geschirr angelegt wird und sie spüren: Jetzt geht’s los! Die Hände fest am

Schneller ist man auf dem Motorschlitten unterwegs. In jedem Winter wird in und um Levi ein Netz von 250 Kilometern für die schnellen Flitzer präpariert. Für die Finnen ist es Alltag, für Touristen ein unbeschreibliches Vergnügen. Doch Vorsicht mit dem Gasgriff: der reagiert beim ersten Ziehen ein wenig träge, doch dann nimmt der Scooter schnell Fahrt auf. Die Kufen bahnen sich ihren Weg über den gespurten Scootertrack. Ein wenig in die Kurve lehnen, dann ist auch diese erste Klippe genommen. Rasch wird man vertraut mit dem ungewohnten Gefährt. Ein Ausflug mit dem Schlitten kann beispielsweise zur Luvattumaa Ice Gallery führen, einem Gesamtkunstwerk. Winterguide Finnisch-Lappland

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Foto (2): © Thomas Krämer

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rei Stunden Flug, dann liegt die trübe Novemberbrühe Mitteleuropas hinter einem. Winterweiß ersetzt in Kittilä Einheitsgrau. Nun noch den Kragen der Jacke beim Aussteigen aus dem Flieger hochschlagen – an Minusgrade und Schnee in Finnisch-Lappland muss man sich erst einmal gewöhnen. Ein paar Minuten sind es vom Flughafen mit dem Auto zum Wintersportzentrum Levi. Flutlicht hebt die Skipisten am Tunturi oberhalb des Ortes aus der dunklen Landschaft heraus wie eine illuminierte Skulptur bei einer Künstler-Performance. Ameisengleich schwingen die Skifahrer die Hänge hinunter. Und das schon im November. »Bis Mai haben wir hier Schnee und beste Pistenverhältnisse«, sagt Jussi, der sich um die Vermarktung seines Ortes kümmert. Und das dürfte nicht schwerfallen.


Reise

Wintererlebnisse in Ylläs

Vielfalt als Trumpf Alpin-Ski oder Wald-Ski? Saunagondel oder Eislochschwimmen? Rentiergeschnetzeltes am Lagerfeuer oder Mehrgängemenü in einer urigen Holzhütte? Stille in der Natur oder Jazzmusik bei einem Festival? Rund um den Yllästunturi hat man die angenehme Qual der Wahl.

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auchend verwandelt sich das Wasser auf den heißen Steinen in Wasserdampf. Eine Wolke steigt auf, treibt uns die Schweißperlen auf die Stirn, während unter uns ein Pistenbully eine der Abfahrten im Skigebiet von Ylläs einebnet. Wir sitzen in der Saunagondel, drinnen 85 Grad plus, draußen 15 Grad minus, leicht böiger Wind: Größer könnten die Kontraste kaum sein. Eine halbe Stunde dauert es, bis das Unikum – es gibt in der ganzen Welt keine zweite Saunagondel – aufgeheizt ist. In Badekleidung und Bademantel schlüpft man dann von der Umkleide in die holzverkleidete Gondel, auf der eine Brauerei für das »Gold Lapplands« wirbt. Dann wird die schwebende Sauna eingefädelt, gleitet man nach unten, nippt, wenn man mag, an einem Bier. Eine knappe Viertel10 Nordis

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stunde dauert ein Umlauf, man erreicht wieder die Bergstation, wälzt sich im Schnee oder springt unter die kalte Dusche, dreht eine weitere Runde oder nimmt den Wellnessbereich auf dem Gipfel in Beschlag, blickt aus dem Jacuzzi in den Himmel oder in einer weiteren Sauna auf den hitzespendenden Ofen. So kann ein Tag enden! Wobei: Da wäre auch noch das Jazzfestival im Nachbarort ... Natürlich gibt es auch ganz normale Gondeln, die am nächsten Tag die Skifahrer auf den Yllästunturi bringen. Genau 718 Meter ragt der kahle, ungemein aussichtsreiche Gipfel des Berges auf. Das klingt im Vergleich zu den Alpen nach nicht viel – und ist doch eine ganze Menge. Schließlich sind wir hier ein ganzes Stück nördlich des Polarkreises! Und das heißt:


Mit den robusten Wald-Skiern kommt man fast überall durch.

Auf der Jagd nach dem Nordlicht: nächtliche Motorschlittenfahrt.

Schneesicherheit von Oktober bis Mai! 29 Skilifte gibt es hier, auf 63 Pisten kann man ins Tal carven, boarden oder pflügen. Und hinter dem nur mit ein wenig Übung unfallfrei auszusprechenden Wort »Jättipitkä« verbirgt sich die mit drei Kilometern längste Piste Finnlands. Zwei Stationen liegen dem Gipfel zu Füßen: das Sport Resort Ylläs auf der südlichen Seite und Ylläs Ski auf der Nordseite des Berges in der Nähe des nächsten Ortes Akäslompolo. Auf Brettern durch den Wald Doch Skifahren und Saunagondeln sind nur ein Teil des Wintervergnügens in Ylläs. Langläufer gleiten und skaten über ein 330 Kilometer langes Loipennetz und können ihrem Hobby dank Flutlicht auch in der

Foto (3): © Thomas Krämer

Ein heißgeliebtes Unikat: die Saunagondel am Yllästunturi.

Dunkelheit frönen, da insgesamt 38 Loipenkilometer beleuchtet werden. Zudem kann man noch eine ganz andere Langlauferfahrung machen. Wald-Skier sind das genaue Gegenteil dessen, womit man heute normalerweise in der Loipe unterwegs ist. Es geht nicht darum, zügig unterwegs zu sein, im klassischen Stil oder in der Skatingtechnik Kilometer zu machen. Es geht nur darum, unterwegs zu sein. »Aber nicht in der schmalen Spur, denn damit würdet ihr die Loipe zerstören«, sagt Guide Markus. Denn Wald-Skier sind breiter als normale Langlauf-Skier, aus Holz gefertigt und von der Funktion eher mit Schneeschuhen zu vergleichen. Es gibt keine Gleitphase, man geht. Und geht. Und geht. Durch den tief verschneiten Wald, hinauf auf einen kleinen Hügel, der auf der anderen Seite ein wenig Winterguide Finnisch-Lappland

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Reise

Hundeschlittentour in Finnisch-Lappland

Geräuschlos durch das Winterparadies

TEXT & FOTOS: Thomas Krämer

Die Landschaft rund um Muonio ist ideal für ausgiebige Hundeschlittentouren. Das Terrain ist flach, die Gegend einsam und Schnee gibt es im Winter genug. Wenn dann das Wetter zwischen Schneegestöber und Sonnenschein alle Nuancen des nordischen Winters abdeckt, sind Hund und Herrchen glücklich.

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as für ein Flockenwirbel! Die Sicht schrumpft auf 50 Meter. Das Camp mit den Hunden ist eher zu hören als zu sehen. Mit ihrem Bellen und Jaulen machen die Vierbeiner unmissverständlich klar: Wir wollen los! Kaapo und Silja, die in der Front meines Gespannes laufen werden, heben willig ihre Pfoten. Die beiden Huskys sind froh, endlich aus ihrer Hütte hinauszukommen. Für sie gibt es jetzt nur noch eins: laufen, laufen, laufen. Zwei weitere Hunde werden vor den Schlitten gespannt – Novizen, die von ihren älteren Kollegen noch etwas lernen sollen. Im Schlitten werden unter eine Plane Feuerholz und Lebensmittel, dazu ein paar persönliche Dinge verstaut. Nun steht jeder in unserer kleinen Gruppe auf der Bremse seines Schlittens. »Haltet euch gut fest und bremst ein wenig«, schärft uns Musher Marko ein. »Die Hunde sind kräftig und schnell«. Und das sind sie. Kurz darauf gleite ich durch das Gatter, welches das Aktiv-Zentrum Harriniva in der Nähe von Muonio von der Wildnis trennt.

Die vermummten Gestalten vor mir sind im dichten Schneetreiben kaum zu erkennen. Spielt aber auch keine Rolle. Die Hunde wissen, wo es langgeht. Kilometer für Kilometer gleiten wir lautlos an Bäumen vorbei, auf deren Zweigen der Schnee inzwischen zentimeterhoch liegt. Von den Hunden ist nicht mehr zu hören außer einem Hecheln. Kaffee nach Trapperart Ein erster Stopp. Die schwitzenden Hunde werfen sich in den Schnee, wälzen sich im weichen Weiß, knabbern das gefrorene Wasser. Wir freuen uns auf die wohlige Wärme, die das Feuer im Zelt verbreitet. Heißer Tee, Fischfrikadellen. Kaffee nach Trapperart. Bald mahnt Marko zum Aufbruch. Noch haben wir etliche Kilometer vor uns. »Und bei diesem bedeckten Himmel wird es bald dunkel«, sagt er. So gleiten wir weiter durch den Schnee, überqueren einen Fluss und ein Moor, in dem einzelne Bäume dem Auge Orientierung geben.

Die Hunde kennen den Weg: immer hinter dem Leitgespann her!

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Nach einem Tag mit Neuschnee ist die Landschaft umso prächtiger. Schnell entwickelt man zu seinen Hunden ein persönliches Verhältnis Kaffee nach Trapperart am Lagerfeuer gehört in Finnland einfach dazu. Winterguide Finnisch-Lappland

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Foto: © Thomas Krämer

Reise

Gut zu wissen:

Lappland für Neugierige Nordlicht Für viele Lapplandbesucher ist das Nordlicht ein wichtiger Grund für ihre Reise. In der Tat ist es ein unvergessliches Erlebnis, die meist grünlichen, manchmal auch rötlichen oder bläulichen Lichtschleier über das Firmament ziehen zu sehen. Nüchtern betrachtet entsteht die Aurora borealis, wenn die kleinen Teilchen des Sonnenwinds auf Moleküle in der Erdatmosphäre treffen und diese zum Leuchten anregen. Das geschieht in rund 100 bis 200 Kilometern Höhe in einem Ring rund um die beiden Pole. Mindestens ebenso spannend sind jedoch die volkstümlichen Erklärungen für das Lichtphänomen. So soll ein Fuchs so stark mit seinem Schwanz im Schnee gewedelt haben, dass er das Firmament zum Leuchten brachte, was einem kleinen Jungen den Weg zurück zu seinem Zuhause wies. Theoretisch kann man das Nordlicht in jeder klaren Nacht sehen, wenn es nur dunkel genug ist – also auch schon im Herbst beziehungsweise im Frühjahr. Praktisch eröffnet natürlich eine lange Nacht auch größere Chancen für das himmlische Schauspiel. Die Temperatur hat übrigens keinen Einfluss, allerdings sind klare Nächte meist auch kalte Nächte. Wer das Nordlicht fotografieren will, sollte die Kamera auf ein Stativ schrauben oder zumindest irgendwo sicher hinlegen, da Belichtungszeiten von mehreren Sekunden notwendig sind. Wenn möglich sollte die Empfindlichkeit hochgestellt und die Blende weit geöffnet werden. Der Blitz ist nutzlos. 

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»Im Winter ist es dort oben immer dunkel.« Das ist zumindest die landläufige Meinung, wenn man über den Winter in Lappland spricht.

Wahr ist, dass am Polarkreis die Sonne im Dezember um die Wintersonnenwende herum nicht mehr zu sehen ist. Je weiter nördlich man kommt, desto mehr Tage ohne direkte Sonne gibt es in dieser Zeit. In Inari – ein Stück weiter im Norden – geht sie letztmalig am 1. Dezember um 11:38 Uhr auf und ist dann für eine knappe Dreiviertelstunde zu sehen. Erst am 10. Januar lugt sie wieder für eine halbe Stunde über den Horizont. Dazwischen liegt die Zeit der Polarnacht, wo man jedoch um die Mittagszeit den Himmel in allen Schattierungen zwischen Gelb und Tiefblau erleben kann, zudem nachts einen Sternenhimmel, wie man ihn in Mitteleuropa schon lange nicht sieht. Anfang März steht die Sonne im nördlichen Lappland schon wieder zehn Stunden am Himmel, die Tage werden schnell länger – bis zu knapp neun Minuten täglich! Bereits Ende Mai geht sie gar nicht mehr unter – die Mitternachtssonne strahlt dann auf eine oft noch schneebedeckte Landschaft. 

Rentiere Obwohl sie in Freiheit leben, sind die finnischen Rentiere keine Wildtiere, sondern gehören einem Züchter und werden wegen ihres Fleisches gehalten. Je nach Jahres- und damit Schlachtzeit sind es rund 150.000 Tiere, die in Gruppen durch die Wälder streifen. Auseinandergehalten werden können sie an den in die Ohren geschnittenen, für jeden Eigentümer einzigartigen Markierungen und in neuerer Zeit auch an den bunten Halsbändern. Rentiere sind wahre Überlebenskünstler. Ihr Fell isoliert so gut, dass sie auch tiefste Temperaturen überstehen. Futter – zumeist Rentierflechten – wittern sie bis zu etwa einem halben Meter unter dem Schnee. Lebensgefährlich wird es für die bestens an das Klima angepassten Tiere, wenn es mitten im Winter zu

einem Wärmeeinbruch kommt und sich auf der Schneedecke eine Eisschicht bildet. Dann kommen sie nicht mehr an das Futter heran und müssen gefüttert werden, um ihr Überleben zu sichern. 

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Foto: © Thomas Krämer

Foto: © VisitFinland

Polarnacht


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