HERBST 2011
#01 KÖLNER KULTUREN MAGAZIN | WWW.NULL22EINS-MAGAZIN.DE
FREIEXEMPLAR | WERT 3 EURO
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EDITORIAL
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RAUM KULTUR PERSPEKTIVE KÖLN
EDITORIAL
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Editorial
null22eins ist die Vorwahl einer Großstadt, die jede Menge Raum für Kultur bietet, ob gemalt, vertont, mitten im Überall, von Menschen mit Visionen, von Menschen mit eigenem Kopf. Dieses neue Kölner Kulturen Magazin ist ein Kaleidoskop und spiegelt die zahlreichen Facetten kultureller Räume wider – von kleinen, bunten Läden, Kneipen und Clubs nebenan über kreative Köpfe bis hin zu richtungsweisenden Entwicklungen in dieser Stadt. Zwischen reiner Nutzung und langfristigem Nutzen beispielsweise stehen zwei Initiativen, die sich bisher noch brach liegenden Räumen in Köln angenommen haben. Während der Name JACK IN THE BOX besonders nachtaktiven Trödelliebhabern schon ein vertrauter Begriff ist, kennt die Arbeit dahinter noch lange nicht jeder. Ab Seite 20 wird das behoben und die Idee des Vereins etwas genauer vorgestellt.
Zwischen Deutz und Mülheim ist etwas Neues eingezogen, das eventuell mehr als ein zeitlich begrenztes Konzept für ungenutzten Raum verkörpert. Das Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste nimmt Räume für Kultur wörtlich und verwandelt das ehemalige Verwaltungsgebäude von Klöckner-Humboldt-Deutz in viele Bühnen für Kunst: raum13, zu lesen ab Seite 26. Hinter null22eins steht der Verein artishocke e.V., der sich als Netzwerk versteht und ein unabhängiges Magazin für Köln anbieten will. Die Mitwirkenden dieser Ausgabe sind Studenten, Journalisten, Kunstschaffende, engagierte Menschen und Medienmacher, die alle durch diese Stadt verbunden sind. Unsere selbstfinanzierte „Nullausgabe“, die wir im Juni in Köln verteilt haben, hatte ein enormes positives Feedback und direkte Effekte. An dieser Ausgabe haben bereits neue Schreiber und neue Gestalter mitgewirkt. Allen Beteiligten gilt ein besonderer Dank! Viel Spaß beim Lesen! null22eins
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INHALT
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KÖLNER KULTUREN MAGAZIN | WWW.NULL22EINS-MAGAZIN.DE
Nr Eins
06 ALT / NEU /// BARMER-VIERTEL – EIN NACHRUF
22 FOTOSTRECKE /// IM VORBEIFAHREN Eric Mirbachs „Incidentals“
08 PORTRAIT /// ANJA MEYER
Der „zweite“ Blick: Farbe und Pinsel auf der Suche nach dem Geheimnisvollen
10 KONSUM /// MINIMALISMUS-ZWEIRAD Ohne Bremsgefühl durch die urbane Welt. Designfahrräder als Kunstobjekte
26 ZWISCHENRAUM /// RAUM13
Aus alt wird bunt und neuer Freiraum für Kultur. Das Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste
12 WISSENSCHAFT /// MENSCH-MASCHINEN
28 BÜHNE /// CARMINA BURANA
14 AUSSTELLUNG /// URBANE GEHEIMNISSE
30 MUSIK /// KÖLLEFORNIA STOMPERS
18 THEATER /// THEATERGEBILDET
32 KONZERTPREVIEWS
Tiefe Einblicke in die menschliche Natur und in menschliches Wirken. Der menschliche Körper als Maschine
Eine „informative Installation“ des Künstlerkollektivs AKV Berlin in den Ausstellungsräumen des SSZ SUED
Zum Jubiläum einer pädagogischen Institution
20 KULTUR /// JACK IN THE BOX
Ein sozialromantischer Ansatz zur kreativen Lebensführung. Der Verein JACK IN THE BOX
Große Bühne trifft auf Bildung oder anders herum. Ein Starchoreograf lässt Schüler tanzen
Bühne: überall. Zielgruppe: alle. Musik: handgemacht und gut. Ein Kessel Buntes präsentiert sich
Diese Musiker sind definitiv noch keine Altrocker, dafür demnächst in Köln: Thees Uhlmann & Band und Elbow
34 SPORT /// BUNTE LIGEN
Warum ist das beliebter als Vereinsfußball? Einblicke in eine ganz eigene, sportliche und offene Szene
36 KÖLN-SZENE /// GREEN MUSIC
Neue Verantwortung in der Club-Szene. Green Club Index und energieeffizientes Feiern
38 MUSEUM /// KÖLNS „UNTERWELT“
Löcher mit Sinn. Ein Streifzug durch Kölns Vergangenheit in der „archäologischen Zone“
INHALT
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Impressum 40 KÖLN-SZENE /// TÜRKISCHE DELIKATESSEN Kultige Musik und authentisches Rahmenprogramm. Eine Odyssee durch Zeit und Raum
Herausgeber
V.i.s.d.P
artishocke e.V. Genovevastr. 65, 51063 Köln redaktion@null22eins-magazin.de Robert Filgner, robert@null22eins-magazin.de Şehnaz Müldür, sehnaz@null22eins-magazin.de
Redaktion u. redaktionelle Mitarbeit
Layout
42 LITERATUR /// KNEIPENROMANE
Fotos
44 KÖLNER PLÄTZE /// WE ARE CITY
Coverfoto
Kneipengäste als Autoren. Mit Kuli, Kölsch und Bierdeckel zum fertigen Roman
Schöne Bilder für Fremde und für Köln. Kölner stellen sich und ihre Lieblingsplätze vor
Druck
Anzeigen http://
Jens Alvermann, Christina Andras, Nicole Ankelmann, Lino Barton, Charlotte Braun, Daniel Deininger, René Denzer, Robert Filgner, Katarina Fritzsche, Karol Herrmann, Janina Lenz, Şehnaz Müldür. Christian Beauvisage, Helena Kasemir, Nathalie Metternich, Leo Pellegrino, Julia Ziolkowski Christian Beauvisage, David Chudiceck, Volker Dennebier, René Denzer, Karol Herrmann, Antje Lepperhoff, Judith Uhlig. Eric Mirbach Druckhaus-Köln, Robert-Bosch-Str. 6, 50181 Bedburg www.druckhaus-köln.de Telefon: 0221. 204322 25 redaktion@null22eins-magazin.de null22eins-magazin.de www.facebook.com/null22eins issuu.com/null22eins-magazin
46 KUNST /// POTTERY ART CAFÉ
„Mit ein paar Tricks ist Kunst ganz einfach.“ Kunstwerke aus Keramik zur Selbsterprobung
48 NETZWERKEN /// NULL22EINS 50 AUSBLICK /// IM DEZEMBER
Redaktions- Ausgabe #01: 03. August 2011 schluss Urheberrechte für Beiträge, Fotos und Illustrationen sowie der gesamten Gestaltung bleiben beim Herausgeber oder den Autoren. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers! Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr.
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FOTOS: VOLKER DENNEBIER, ANTJE LEPPERHOFF
ALT | NEU
BARMER VIERTEL – EIN NACHRUF WO DER IRRSINN METHODE HAT, WIRD DIE NORMALITÄT SCHNELL ZUM STÖRFAKTOR. DURCH KLÜNGELEI UND IGNORANZ WURDE WOHN- UND LEBENSRAUM VON MEHR ALS 300 MENSCHEN VERNICHTET.
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PORTRAIT
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DIE KÜNSTLERIN ANJA MEYER
Auf der Suche nach dem
EHEIMNISVOLLEN ANJA MEYER LIEBT DAS MALEN. MANCHMAL MALT SIE GANZE TAGE DURCH. SIE BRAUCHT DIESE ZEIT, DENN SIE GIBT IHR RUHE UND KRAFT. DAS SPIEGELT SICH AUCH IN IHREN BILDERN WIDER: KUNST MIT GROSSER INTENSITÄT UND DEM VERLANGEN NACH FREIHEIT. Foto: Copyright
KUNST PORTRAIT
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TEXT: CHARLOTTE BRAUN Anja Meyer ist gelernte Grafikdesignerin. Dass sie fast jede freie Minute der Malerei widmet, ist da nicht überraschend. Schon immer sei sie kreativ veranlagt, erzählt die 30-Jährige – an eine Zeit ohne Pinsel und Farben könne sie sich gar nicht mehr erinnern. Das scheint in der Familie zu liegen: „Mein Opa und auch meine Mutter verbrachten viel Zeit mit Malen. Doch niemand hat es bisher öffentlich gemacht.“ Das ist bei Anja anders. Auf einem Blog gewährt sie Interessierten Einblicke in ihre Kunst. Und zeigt dabei eine große Vielfalt: Von Ölgemälden bis hin zu Skizzen und Fotos reichen ihre Werke. Über ihren Internetauftritt sagt die Malerin: „Mir ist wichtig, dass ich mit meiner Kunst niemanden überzeugen will. Ich schreibe nur etwas dazu, um Einblicke zu geben. Jeder soll für sich selbst entdecken, was er in meinen Bildern sieht.” Und so wie es bei der Interpretation eines Gedichtes ist, so ist es auch bei Anjas Werken: Unterschiedliche Menschen deuten auch Werke unterschiedlich. Grund dafür sind ihre individuellen Erfahrungen.
Vielschichtiger Stilmix Das Besondere an Anjas Bildern ist die Vielschichtigkeit. Die Künstlerin erklärt, dass sie ihren eigenen malerischen Stil noch nicht gefunden hat. Zum Einen malt sie gerne realistisch, beispielsweise detailgetreue Portraits. Zum Anderen
mag sie die abstrahierte Darstellung. Anja arbeitet viel mit Linien und baut verschiedene Ebenen in ihre Bilder ein. Ihr Ziel ist es, beide Stile miteinander zu verbinden. Ähnlich wie in der Physik versucht die Malerin Parallelwelten zusammenzubringen. Das pink-rote Bild zeigt auf den ersten Blick eine Frau. Sie schaut zur Seite und ihre Haare wehen im Wind. Sie scheint es eilig zu haben, flüchtet vielleicht vor etwas. Diese, von außen wahrnehmbare Ebene stellt somit die Realität dar. Bei genauerer Betrachtung fällt eine weitere, zweite Ebene auf - die Linienebene. Sie zeigt noch einmal den Kopf der Frau. Doch dieses Mal schaut sie zu Boden, hat ihre Augen geschlossen. Es ist dem Betrachter überlassen, was er in dieser Haltung sieht. Anja selbst sieht in der zweiten Ebene das Innere der Frau. „Mir geht es um die Frage nach dem Warum.“ Die Bilder der Malerin sind somit Ausdruck großer Intensität, lassen aber auch Freiheit zur eigenen Interpretation.
Erlebnissen erzählen. „Ich male ganz viel, wie sich Dinge anfühlen. Oft geht es um einen ganz bestimmten Zustand. Diesen verbinde ich dann mit den Maltechniken, die es mir ermöglichen, das Gewünschte auszudrücken.” Komplexe Themen würden dabei oft durch verschiedene Ebenen ausgedrückt. Es gehe um das Eintauchen in die Geschichte, das Suchen nach dem Geheimnisvollen. Und so wie es aussieht, können sich Interessierte gegen Ende des Jahres selbst auf die Suche nach dem Geheimnis begeben. Denn dann ist Anjas erste Ausstellung geplant.
Geheimnisvolle Spurensuche Woher nimmt die Malerin ihre Ideen? Welche Inspirationsquellen nutzt sie? „Meine Bilder sind eine Mischung aus Naturbeobachtungen und der Wahrnehmung von zwischenmenschlichen Beziehungen”, erzählt Anja. Häufig kämen Menschen zu ihr und würden von
WEITERE INFOS www.anjameyer.net
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KONSUM
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VOM SPORT AUF DIE STRASSE
TEXT: NICOLE ANKELMANN FOTOS: JUDITH UHLIG
ES HEISST: MINIMALISMUS IN DER KUNST STREBT NACH OBJEKTIVITÄT, SCHEMATISCHER KLARHEIT UND ENTPERSÖNLICHUNG. BEI STREICHUNG DES LETZTEN SUBSTANTIVS TRIFFT DIESE BESCHREIBUNG AUCH AUF CUSTOM-MADE SINGLESPEED UND FIXED GEAR BIKES ZU. Letztere verzichten bei starrer Achse auf eine Gangschaltung und damit auf den Freilauf. Das sieht zwar im Sinne des Minimalismus gut aus, doch ganz ungefährlich ist es nicht. Zum Einen ist diese Art der Fortbewegung für Anfänger ungewohnt, zum Anderen kommen die auch das Kölner Stadtbild mehr und mehr infiltrierenden Fortbewegungsmittel in diesem Fall
ohne die obligatorischen zwei Bremsen aus. Stattdessen dienen die Pedalen per Gegendruck dem im besten Fall geübten bis akrobatisch veranlagten Fahrer zum Anhalten seines Gefährts. Ursprünglich bei Bahn-, Kunstradsport und Radball aka Bike-Polo in Gebrauch, gilt es heute als hip, sich auf den deutlich leichteren und so auch schnelleren Rädern durch die Großstadt zu bewegen. Mittlerweile haben sich in Köln gleich mehrere Anhänger dem Bau dieser Leichtgewichte verschrieben. Auf der Seite von indiebikes (www.indiebikes.com) beispielsweise lässt sich gleich per Konfigurator das personalisierte Superrad zusammenstellen, einen Laden gibt es allerdings nicht. SORE Bikes dagegen verfügt über einen nach Absprache geöffneten Showroom in Ehrenfeld, nimmt Bestellungen und Sonderwünsche persönlich entgegen und berät hinsichtlich dessen, was möglich und empfehlenswert ist.
KONSUM
Lebensmüde Masochisten nennen „Fixies“-Gegner deren Fahrer. Nicht völlig zu unrecht, sollten Fitnessgrad und fahrtechnisches Geschick doch einigermaßen ausgeprägt sein, um nicht früher oder später an der Inneren Kanalstraße unter einem LKW zu enden. Doch im Grunde wird mal wieder nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Markus Wieneke von SORE Bikes erklärt, warum. Er hat seine Leidenschaft für Eingangräder zum Nebenberuf gemacht und baut und verkauft sie in der Venloer Straße 502. Entstanden ist diese Idee aus einem sehr persönlichen Bedürfnis heraus: „Nachdem ich lange mein schweres Mountainbike in den vierten Stock geschleppt hatte, wollte ich gern ein leichteres Rad und habe mir einfach selbst eins aufgebaut. Das kam bei vielen Leuten so gut an, dass ich das seit 2009 nebenbei betreibe.“ Dass am Ende bezüglich Straßenverkehrsordnung und Sicherheit alles halb so wild ist, wie es zunächst scheint, ist schnell erklärt: „Ich verkaufe ausschließlich Räder mit FlipFlop-Nabe, sprich mit Freilauf und Bremsen. Doch mit etwas Übung hat man sein Rad ganz schnell von einem Freewheel zu einem Fixed Gear umgebaut, sofern man das denn möchte.“ Empfohlen wird dieser Umbau allerdings nur den ganz geübten Rad-Nerds. Der Freilauf und die Verwendung zweier klassischer Bremsen für vorn und hinten vereinfacht das Handling im Alltag dagegen ungemein. Wünschen und Vorstellungen bei der Bestellung des eigenen Rads sind kaum Beschränkungen unterworfen, doch sollte man bereit sein, trotz aller Konzentration auf das Wesentliche ein paar Euro mehr für vernünftiges Equipment auszugeben. Nach oben sind dem natürlich wie so oft keine Grenzen gesetzt. Der Vorteil: Singlespeeds sind äußerst wartungsarm, sodass später kaum weitere Kosten auf den Besitzer zukommen. Eine konkrete Zielgruppe für diese Räder gibt es nicht, und eigentlich auch keine Erklärung dafür, wie der Hype um die minimalistische Kunst zur Fortbewegung entstand. Sicher ist, dass jeder, der ein Faible fürs Radfahren hat und lieber umweltschonend auf zwei Rädern durch die Stadt fährt als auf vier Rädern CO2 produzierend im Stau zu stehen, hier das zu ihm passende, individualisierte Bike finden dürfte.
WEITERE INFOS www.sorebikes.de
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DER MENSCHLICHE KÖRPER ALS MASCHINE TEXT: CHRISTINA ANDRAS
SAUERSTOFF VOM FLIESSBAND STUDIEN- UND EXAMENSARBEITEN ALLER FACHRICHTUNGEN VERDIENEN EINEN RAUM, SICH UND IHREN FACETTENREICHTUM ZU PRÄSENTIEREN. Christina Andras studiert Geschichte in Heidelberg und steht kurz vor ihrer Magisterarbeit zum Thema Fritz Kahn und die Mensch-Maschine. Ein Bereich mit vielen Facetten, zum Beispiel Medizingeschichte, Kulturgeschichte und auch Philosophie. 2011 verfasste sie die Seminararbeit „Fritz Kahns Darstellungen der Mensch-Maschine im ideengeschichtlichen Kontext: Vorbilder und Nachwirkungen.“, aus der nun einige Auszüge vorgestellt werden. Vorhang auf für die Wissenschaft!
Von Körpermaschinen und mechanischen Enten Die Darstellungen des Arztes und Autoren Fritz Kahn faszinierten die Gesellschaft in den 1920er Jahren und darüber hinaus. Doch auch noch in der heutigen Zeit sieht man immer mal wieder die bekannteste Abbildung „Der Mensch als Industriepalast“, auf der ein Querschnitt des menschlichen Körpers zu sehen ist, in dem die Organe durch verschiedene Maschinen ersetzt wurden. Doch Kahn hatte diese Idee nicht als Erster. René Descartes verglich schon 1637 in seinem „Discours de la Méthode“ den Körper mit einer Maschine. 100 Jahre später griff Julien Offray de La Mettrie mit seinem damals anonym erschienenen Werk „L‘homme machine“ diesen Gedanken kritisch auf und führte ihn weiter aus. Auch im Automatenbau war die „Körpermaschine“ ein Thema: Der französische Ingenieur Jacques de Vaucanson fertigte in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts die berühmte aus über 1.000 Teilen gefertigte mechanische Ente an, die auf ihrem Podest watscheln, Fisch essen, verdauen und wieder ausscheiden konnte.
Das Gehirn ist eine Telefonschaltzentrale Insgesamt sind auf Kahns Schaubild 57 Körperfunktionen bzw. Organe als Maschinen dargestellt: Einige von ihnen laufen selbsttätig, andere werden von Homunkuli (kleinen Männchen) bedient. Schaut man genau hin, erinnert der Körper an eine große Chemiefabrik. An zahlreichen Stellen sieht man kleine Arbeiter, die die Organ-Maschinen bedienen oder Werte kontrollieren. So ist das Gehirn z.B. komplett menschlich besetzt. Die Gehirnfunktionen sind demzufolge so komplex, dass sie von Menschen gesteuert werden müssen. Die Atmung hinge-
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WEITERE INFOS bürgie Illustration & Grafik gen läuft sehr automatisiert hab. Nur an einigen Aderrohren finden sich Arbeiter, die Fließbänder bedienen. Ähnlich sieht es in der Verarbeitung der Nahrung aus, wo aber einige Arbeiter mehr zu finden sind als bei der Atmung. Hier werden unter anderem Pumpen, Drüsen und Fließbänder von menschlicher Hand bedient. In fünf Bänden „Das Leben des Menschen“ gibt es auf 1.602 Seiten genau 1.052 Abbildungen und 147 Tafeln.
Maschinenmetaphern und Fantasiewelten sorgen für Distanz Es ist zu vermuten, dass Kahn in den meisten Fällen nicht der Künstler, aber der Auftraggeber hinter den Bildern war. Der Großteil der Bilder ist grob der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen, aber es finden sich auch Anleihen aus Art Déco oder Surrealismus sowie fotorealistische und collagenhafte Darstellungen. Kahns Ziel war die Veranschaulichung organischer und medizinischer Themen und Phänomene, die dem Laien bisher verborgen geblieben waren. Deswegen wählte er Referenzobjekte als Metaphern, die den Menschen bekannt waren: Maschinen, fabrikartige Zustände, doch auch Beispiele aus der Architektur oder anderen alltäglichen Bereichen, bis hin zu märchenhaften Fantasielandschaften. Die abstrakten Maschinenmetaphern sorgten für genug Distanz, um auch heikle Dinge augenscheinlich sachlich darzustellen. So wird die männliche Erektion zur hydraulischen Maschinerie, während die weibliche Gebärmutter ein monströses Gebilde ist, in dem man interessanterweise keinerlei Technik findet. Da lässt sich viel zwischen den Zeilen herauslesen und es gibt der Forschung aus kultur-, medizin-, technik-, kunst- und mediengeschichtlichen, sowie philosophischen und auch anthropologischen Bereichen einiges an Futter. Doch auch in anderen Medien begegnet man gelegentlich Kahns Bildsprache. Dieses Motiv findet sich in der WerbeÄsthetik, sowohl im Dritten Reich als auch in der Nachrkiegszeit und in der Kunst des Medienzeitalters wieder. So sind zahlreiche Printwerbungen ebenso von Kahn beeinflusst worden wie ein Video-Trailer für die Sendung „Vamos falar de musica“ auf MTV Brasil, in dem ein Querschnitt des
menschlichen Kopfes in mehreren Kammern unterschiedliche Musikstile visualisierte. Ebenso hat sich unsere Illustratorin Birgit Jansen inspirieren lassen und etwas eigenes aus Kahns Vision kreiert.
Birgit Jansen c/o Kleine Ursache Kurfürstenstr. 3 • 50678 Köln
DER MENSCH ALS SPASSPALAST DAS ARBEITERBILD DER 1920ER JAHRE IST ÜBERHOLT. WIR LEBEN HEUTE IN DER SPASSGESELLSCHAFT – EINE INTERPRETATION VON BIRGIT JANSEN.
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AUSSTELLUNG
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urbane geheimnisse,
ins
REGAL
GEPACKT
DIE AUSSTELLUNG „ROOM RUMOR“ DES KÜNSTLERKOLLEKTIVS AKV BERLIN IM SSZ SUED
TEXT: Ş EHNAZ MÜLDÜR FOTOS: SSZ SUED
DAS BERLINER KÜNSTLERKOL- „Mich selbst haben die Künstler von AKV beeinflusst. Deshalb habe ich sie einLEKTIV AKV SIEHT IRRWEGE ALS auch geladen“, erklärt Alexander Basile, Kölner MÖGLICHKEIT ZUR WISSENS- Künstler und Begründer des Projekts SSZ ERWEITERUNG: DIE STADT MIT SUED die Wahl der Eröffnungsausstellung in den neuen Räumlichkeiten am IHREN GEHEIMNISSEN WIRD IN Bahnhof Süd. Das vierköpfige Berliner EIN NETZ AUS WISSENSCHAFT Kollektiv baute für „ROOM RUMOR“ eine weitläufige Regallandschaft, die, wie der UND ERZÄHLUNG, FAKT UND Titel schon verlauten lässt, mit zahlreiPHANTASIE EINGEWOBEN. FÜR chen Verweisen auf die Geheimnisse des großstädtischen Raums gefüllt wurde. DAS INTERDISZIPLINÄRE KÖLNER KUNSTPROJEKT SSZ Vom Suchen und Finden: SUED GESTALTETEN DIE VIER Urbane Geheimwege KÜNSTLER JÜNGST IHRE AUSwichtigen Hinweis auf die Arbeit STELLUNG „ROOM RUMOR“. Einen des AKV Berlin im Allgemeinen und die
Installation im SSZ SUED im Besonderen liefert die Romangattung Krimi: Gerade in den frühen Ausprägungen dieses Genres gibt es die Faustregel, in die Erzählung ein zentrales Geheimnis einzubauen. Das Verbrechen, um das sich dann alles dreht, wird zumeist mithilfe eines geheimen Schleichwegs oder verborgenen Ortes in die Tat umgesetzt. Eine Erzählweise, die mit Vertretern wie „TKKG“ und „Die Drei ???“ auch in Kinder- und Jugendkrimis gerne aufgegriffen wird. Die Vermutung liegt nahe, dass die Künstler des AKV selbst auch von dieser Literatur geprägt worden sind. So haben sie der Thematik auch in „ROOM RUMOR“ ein Fach gewidmet – in dessen Rückwand konsequenterweise eine Geheimtür eingebaut wurde. Das Kollektiv erkundet immer wieder
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KÖLN SZENE
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die Geheimgänge und dunklen Winkel des urbanen Dschungels. Dabei geht es dann natürlich nicht um die Lösung eines mysteriösen Mordfalls, sondern ein Stück weit um das Ausleben einer Form von Freiheit, die stark an die Hobo-Subkultur erinnert und später den roten Faden der Printproduktionen des AKV, das sich letztlich auch als Verlagshaus versteht, darstellt. Die Künstler setzen sich zu diesem Zweck einen thematischen Rahmen – wie beispielsweise die Erkundung von Hohlräumen zwischen zwei Häusern oder die Erforschung der Berliner Kanalisation. Für letzteres Projekt wurde sogar eigens ein fahrradähnliches Fuhrwerk gebaut, um die Erkundungstour nicht in gebückter Haltung ableisten zu müssen, sondern „bequem“ hindurch fahren zu können. Und so wie das Wörtchen „bequem“ hier in eine neue semiotische Bahn gelenkt wird und auf den sehr eigenen Umgang
WEITERE INFOS SSZ SUED Otto-Fischer-Straße 5 50674 Köln www.ssz-sued.de AKV Berlin Ackerstrstraße 80 13355 Berlin www.akvberlin.com
mit dem Stadt-Raum verweist, entwickelt das Kollektiv auch in seinen Publikationen eine bestimmte Form der Freiheit: die Anonymität des Autors.
Vermengung von Fakt und Narration Die gedruckten Werke des AKV Berlin, teils selbst verfasst, teils von externen Autoren geschrieben, sind Ausdruck einer Neustrukturierung des Mediums Buch. Es wird viel mit Pseudonymen gearbeitet, um von der klassischen Verbindung Autor-Text wegzukommen und der damit einhergehenden Klassifizierung entgegenzuwirken. So ist es auch nicht immer der Autor, der den Text führt – mitunter verhält es sich genau umgekehrt. Das Buch „Helen Major: A Documentary Account“ entwickelte sich beispielsweise
auf Basis einer Zeitungsannonce: Die Autorin suchte nach Leuten, die ihr gegen ein Honorar Geheimnisse der Stadt erzählen sollten. Helen Major war eine Person, die auf diese Anzeige reagierte, doch es kam nie zu einem Treffen der Beiden. So machte sich die Autorin auf die Suche nach ihr – und schrieb eine Geschichte nieder, die eher zu ihr kam denn umgekehrt. Indes bildet sich beim Leser dieser „Dokumentation“ eine Frage heraus: Ist das Geschriebene tatsächlich so passiert oder wurde es frei erdichtet? Die Antwort, die AKV uns darauf liefert, fügt sich ihrerseits in die Zeichenkette der Irrwege ein: „Einige von uns interessieren sich stärker für das Fiktive, andere eher für das tatsächlich Geschehene. Aber eigentlich geht beides immer zusammen, denn es kreist sich ja um das gleiche Thema. Wir spielen einfach die ganze Zeit damit.“ Auf diese Weise erreicht das Kollektiv –
KÖLN SZENE
gerade auch mit „ROOM RUMOR“ – die Vermittlung eines emotiven Wissens. Es ist nicht weiter erstaunlich, wenn der Gastgeber Alexander Basile sagt, dass sicherlich gerade Kinder sehr viel Spaß an der Erkundung von „ROOM RUMOR“ haben könnten. Und das, obwohl „es stellenweise sehr abstrakt ist“, wie der Inhaber des SSZ SUED es formuliert. Die Fähigkeit zur Imagination (die Kindern weit präsenter ist als Erwachsenen) wird hier geradezu vom Rezipienten eingefordert. Die Vermengung von Fakt und Narration, das Rätsel darum, was denn nun im strengen Sinne wissenschaftlich belegbar ist und was dazugedichtet wurde, soll nicht zu einer babylonischen Verwirrung, sondern zu einer Form von Erkenntnisgewinnung führen. Diese Haltung, die die Frage, ob etwas real ist oder nicht, wiederum infrage stellt, floss auch in „ROOM RUMOR“ ein. In das Regal wurde eine Videoaufzeichnung
eingebaut, in der ein kanadischer Wissenschaftler von Funden über die Kultur der Native Americans spricht, ohne auch nur ein einziges dieser Relikte zu zeigen. Dem Gegenüber bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu glauben – wäre eine kategorische Verneinung doch gerade das, was dem Wissen den Riegel vorschöbe. Noch deutlicher wird dieses Konzept eines nicht greif- und so auch nicht beschreibbaren Wissens, wenn man sich auf den Gedanken einer primär von Bildern getragenen Welt einlässt: Das Bild als Symbol, als Repräsentant einer Sache suggeriert dem Betrachter unmittelbar eine bestimmte Stimmung, ein Wiedererkennen, ein Verlangen nach mehr. In diesem Sinne lässt sich „ROOM RUMOR“ auch als Bild begreifen. Die Herausforderung liegt im Schließen der Lücke zwischen Text und Bild, zwischen Gesagtem und Gesehenem, Belegbarem und nicht Belegbarem.
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Diese Aufgabe stellen die Berliner Künstler sich selbst, aber auch den Rezipienten ihrer Kunst. Sie setzen Rahmen und brechen diese gleichzeitig auf, führen uns in ein Labyrinth und überlassen es uns selbst, darin zu verweilen oder den Weg hinaus zu finden.
Das SSZ SUED am Bahnhof Süd präsentiert Künstler, die sich überwiegend mit der Vermittlung von Informationen in der Stadt beschäftigen. Vor jeder Ausstellung gibt es die Möglichkeit, mit den Künstlern bei einem Preview Dinner ins Gespräch zu kommen. Im September ist die Leipziger Künstlerin Antje Günther mit ihrer Ausstellung „Zum Prinzip des Selbstwiderspruchs“ zu Gast.
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TEXT: RENÉ DENZER FOTO: TPZ
30 JAHRE TPZ
DAS THEATERPÄDAGOGISCHE ZENTRUM KÖLN BRINGT THEATERKUNST UND BILDUNG AUF EINEN NENNER: BÜHNE, BERUF UND LERNSPASS SEIT DREI JAHRZEHNTEN.
Tagtäglich strömen etliche Kinder in die angebotenen Kurse. Abends sind es Erwachsene, die sich in den Bereichen Regie, Tanz, Rhythmik und Stimme ausbilden lassen. Ohne jede Frage, das Theaterpädagogische Zentrum (TPZ) im Belgischen Viertel ist eine feste Größe innerhalb der freien Theaterszene Kölns. In diesem Jahr kann das TPZ auf seine 30-jährige Geschichte zurückblicken, in der weit über 1.000 Theaterpädagogen an der Genter Straße ausgebildet wurden. Die meisten von ihnen arbeiten heute weit verstreut im gesamten Bundesgebiet. Angefangen hat alles 1981, als das TPZ von Philologen ins Leben gerufen wurde, die vor allem eins wollten: selbst auf einer Bühne spielen. Doch diese Zeiten gehören der Vergangenheit an. Heute bietet man eine vom Bundesverband der Theaterpädagogen genauestens geprüfte Ausbildung an. Die gleiche nutzte einst ein Polizist, um ein Training zur Gewaltprävention zu entwickeln. Das Wissen darum erlernte er im TPZ. 30 Jahre TPZ heißt nicht nur drei Jahrzehnte (eigene) Theaterproduktionen und -pädagogik, sondern auch Projekte in sozialen, schulischen und rehabilitativen Bereichen. „Vor 20 Jahren wurde ich noch gefragt, was Theaterpädagogik sei und wofür man sie überhaupt brauche. Heute liegt die Antwort klar auf der Hand: Wir vermitteln Kunst, Theaterkunst, und können somit
auf vielfältige Weise auf sozialer Ebene viel erreichen“, sagt Geschäftsführer Uwe Schäfer-Remmele. So geht das Team des TPZ beispielsweise auch in die Schulen und bietet Kindern die Chance, sich neu zu erfinden und Fähigkeiten zu zeigen, die niemand in ihnen vermutet hat. „Das verblüfft dann auch so manchen Lehrer“, so Schäfer-Remmele.
WEITERE INFOS Theaterpädagogisches Zentrum e.V. Köln Genterstraße 23 50672 Köln www.tpz-koeln.de
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www.salon-verlag.de
editionen & publikationen zur kunst unserer zeit
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KÖLN SZENE
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TEXT: ROBERT FILGNER FOTOS: DAVID CHUDICECK
WEITERE INFOS koelnerbox.de
KULTUR
JACK
IN THE
BOX
EIN SOZIALROMANTISCHER ANSATZ ZUR KREATIVEN LEBENSFÜHRUNG. „Kern unserer Arbeit bleibt das Soziale“, läutet Martin Schmittseifer seine Erklärungen zur Funktionsweise des „Projekts“ JACK IN THE BOX ein. Der Verein unterstützt seit fünf Jahren Menschen, die in Zeiten der Arbeitslosigkeit häufig den „festen Boden unter den Füßen“ verloren haben. JACK IN THE BOX ist eben nicht nur die Veranstaltungshalle für den mittlerweile kultigen Trödelmarkt „Nachtkonsum“ oder für Kunst und Kultur auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände in Ehrenfeld. Mit der innovativen Idee, seinen ehemals arbeitslosen Mitstreitern über das Thema Seecontainerausbau eine echte Herausforderung und über „Upcycling“ einen echten Freiraum zu geben, begann die Erfolgsgeschichte des „Vereins für Entwicklung innovativer Modelle der Beschäftigungsförderung“. Für den gelernten Sozialarbeiter Martin Schmittseifer steht die Arbeit am Menschen im Vordergrund. Diese aber deutlich attraktiver zu gestalten, war von Beginn an das Ziel des Initiators von JACK IN THE BOX. „Maßnahmen zur Beschäftigungsförderung finden – symbolisch ausgedrückt – meist im „Keller“, also außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung statt. Das wollte ich ändern. Warum sollten die Stadt und der öffentliche Raum nicht auch etwas von unserer Arbeit haben? Es ist uns wichtig, dass die geleistete Arbeit einen Mehrwert für andere darstellt“, erklärt Martin. Dieses „Mehrwertprinzip“ verwirklichte sich z.B. im Ausbau von Seecontainern für die Jugendsozialar-
beit in einem Kölner Problemviertel oder in der Herstellung von Kunstwerken und Designprodukten nach dem Upcyclingprinzip, zielgerichtet hergestellt für die Präsentation auf gut besuchten Ausstellungen, wie z.B. den „Passagen“. Mit der Umsetzung der Idee, die Seecontainer auch als mobile Orte für Ausstellungen und andere Kunstaktionen zu nutzen, begann dann auch schon früh der Weg in die Kölner Kulturlandschaft. Von Beginn an stellten die Container – zum Teil selbst als Kunstwerk oder architektonische Skulptur inszeniert – neue Möglichkeiten zur Verfügung, jungen Künstlern eine Ausstellungsplattform zu geben. Dahinter steht aber handfeste Arbeit. Menschen wie Viktor (großes Foto) waren es, die in der Werkstatt anpackten und somit die Ausstattung der Container bauten oder die Hallen für die Ausstellungen her-
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richteten. „Durch das breite Spektrum an Betätigungsfeldern und über die Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen auf der einen und sich Freiraum zu gestalten auf der anderen Seite, haben sich über die Jahre ganz neue Perspektiven für die Mitarbeiter ergeben“, erläutert Martin. Mit etwas Stolz erklärt Martin, was JACK IN THE BOX in Köln und Ehrenfeld wirklich besonders macht: „Es sind die persönlichen Geschichten, die den Geist unserer Gemeinschaft hier ausmachen. Wir haben unseren irgendwie romantischen Ansatz immer weiter verfolgt. In unseren Werkstatträumen wird nicht einfach nur ‚beschäftigt.‘ Viele finden hier wieder echte Stabilität im Leben, knüpfen Kontakte und verwirklichen eigene Ideen.“ Dieser Weg führt häufig zur Kunst, zu Erfindungen, Kreativität und Gestaltung. Nicht wenige der ehemals Arbeitssuchenden haben ihre Werke – von Fotografien bis zu Designobjekten – auf Ausstellungen in den eigenen Hallen präsentiert und sogar den Weg in andere Ausstellungsräume in Köln, Aachen oder sogar Barcelona geschafft. In fast allen Projekten ist die Vernetzung mit der Umwelt, sind Kooperationen ein entscheidender Faktor, um einen wirklichen Mehrwert zu erzielen und die Vereinsarbeit lebhaft zu gestalten. Somit hat auch die Förderung von und die Kooperation mit Künstlern und Kreativen, die an den Verein andocken, ohne selbst von Arbeitslosigkeit betroffen zu sein, einen hohen Stellenwert. Aktuellstes Beispiel dafür: David, der für diesen Artikel Bilder gemacht hat und seinen Platz im null22eins-Team finden wird. Er hat eindrucksvoll bewiesen, dass Kreativität und Ideen nur gefördert werden müssen, um etwas richtig Gutes zu leisten. Danke für die wundervollen Aufnahmen.
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FOTOSTRECKE
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FOTOGRAFIE
IM VORBEIFAHREN
Lucas Fiederling | Viersen, Deutschland
Tom Kleinschmidt, Louis Taubert, Norbert Szombati, Vladik Scholz | Izmir, T端rkei
Louis Taubert | Kiel, Deutschland
FOTOSTRECKE
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Danny Sommerfeld | Valencia, Spanien
IN SEINEM ERSTEN BILDBAND ZEIGT ERIC MIRBACH DIE ANSTRENGUNG, DEN SCHMUTZ DIE VERLETZUNGEN, DIE GLÜCKSGEFÜHLE, DIE SKATEBOARDING AUSMACHEN. „Incidentals“ heißt der Erstling des Kölner Fotodesigners: eine Sammlung von ungewöhnlichen Aufnahmen, die über vier Jahre hinweg an den unterschiedlichsten Orten entstanden. So hat die Subkultur, der Eric sich verschrieben hat, ihn bereits nach New York und Miami, von Polen in die Türkei, durch halb Spanien und natürlich ganz Deutschland getrieben. Neben dem Skateboard immer dabei: der Fotoapparat und die Fähigkeit, nicht nur die Sprünge und Tricks der Skater einzufangen, sondern auch ihre Stimmungen. Und das ebenso, wie es der Titel suggeriert: fast beiläufig, aber immer gekonnt.
Fabian Lang | Brooklyn, New York, USA
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FOTOSTRECKE
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Marty Murawski | Berlin, Deutschland
FOTOSTRECKE
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WEITERE INFOS „Incidentals“ ist hier erhältlich: www.ericmirbach.com
Links: Danny Sommerfeld | Breslau, Polen Rechts: Max Beinhofer | Köln, Deutschland
Norbert Szombati, Ingo Bremmes | Jerez de la Frontera, Spanien
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ZWISCHENRAUM
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ICH GEBE DIR PLATZ, DU MACHST WAS DRAUS
Raum fUr Kultur
ZWISCHENNUTZUNG IST NUR TEMPORÄR, QUASI VERGÄNGLICH. RAUM13 IST DAS EGAL. VERGANGENES WIRD ZUR BÜHNE: DAS DEUTZER ZENTRALWERK DER SCHÖNEN KÜNSTE. TEXT: ROBERT FILGNER FOTOS: RAUM13
Eins ist bei raum13 schon immer klar: „Wir wollen Berührungspunkte schaffen – Orte an denen sich die Akteure direkt über den Weg laufen.“ Das sagt Anja Kolacek inmitten von Baumaterial im neuen „Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“. Eins an dem Namen ist auch sofort klar: „Deutzer Zentralwerk“ steht nicht etwa für einen rechtsrheinischen Höhenflug angehaucht von sozialistischer Planwirtschaft. Vielmehr nimmt dieser protzige Name konkret Bezug auf die neuen Räumlichkeiten, die die beiden Gesichter hinter „raum13“ seit diesem Jahr „zwischennutzen“. Immerhin haben Anja Kolacek und ihr langjähriger Mitstreiter Marc Leßle den gesamten ehemaligen Hauptverwaltungskomplex der KHD zur Verfügung bekommen, um den ungenutzten Orten neues Leben einzuhauchen. KHD heißt Klöckner-Humboldt-Deutz, wird auch heute noch als die „Wiege der Weltmotorisierung“ bezeichnet und umfasst im Endeffekt alle alten Gebäude zwischen
Deutz und Mülheim, parallel zu Rhein, Jugendpark und Mülheimer Hafen. Kurz: Ein riesiges Gelände, das Anfang 2007 endgültig zum wirtschaftlichen Erliegen kam und auf weiten Flächen schon längere Zeit auf seine Wiederauferstehung wartet. Diese beeindruckende größte Brachlandschaft in Köln mit ihren zahlreichen Baudenkmälern erlebt nun in ihrem ehemaligen Herzstück mit dem Engagement von raum13 eine neue Blüte. Anja und Marc sind bereits erprobt darin, einen großen Gebäudekomplex für eine bestimmte Zeit „zwischenzunutzen“. Das „Kölner Tanzhaus“ in Mülheim war ihr Interimsprojekt bis Mitte 2010 und bis dahin ein großer Erfolg. Im Auftrag der Stadt bespielten die beiden und viele Unterstützer ein Jahr lang zwei Hallen an der Schanzenstraße und hatten nicht nur beim Tanzgipfel „alles was tanzt“ ein beachtliches Publikum. Mit dem neuen Projekt besinnen sich die beiden nun zurück auf ihre Ursprünge.
Lange Flure, helle Aufgänge, Büroräume im 60er JahreStil, ein Hinterhof und riesige Hallen, die sich die Natur zurückerobert hat – alles Orte der Kunst
ZWISCHENRAUM
„Wir bringen junge Kunst an ungewöhnliche Orte, bringen kreative Menschen zusammen und kreieren so nicht selten etwas ganz Neues“, fasst die ausgebildete Tänzerin und Tanzpädagogin, Choreographin und Theaterregisseurin zusammen. Dabei ist gerade das Interdisziplinäre, „alles in einen Einklang zu bringen“, ihr ehrgeiziges Anliegen. Marc, der als Bühnenbildner und Bühnenbauer, Lichtgestalter und Beleuchter nicht nur das technische Wissen einbringt, hält dagegen auch stets neue Konzepte und Perspektiven für raum13 parat. Die vielfältigen Räumlichkeiten des Deutz-Mülheimer „Gebäudemonsters“ (streng genommen gehört das Gebäude schon zum Stadtteil Mülheim) lassen gerade viel Spielraum für neue Ansätze. „Experimentelle, aber auch politische Kunst, jenseits jeglicher Grenzen bieten sich hier geradezu an. Wir werden unsere Idee, hier eine echte Plattform und Schnittstelle für Kultur aller Arten zu etablieren, weiter vorantreiben.“ Ab dem 17. September wird sich „Das Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“ einer noch breiteren Öffentlichkeit präsentieren. Dann beginnt mit dem insgesamt schon dritten Kölner Tanzgipfel „alles was tanzt“ die Spielzeit 2011/2012. Und auch hier gilt: „Ich gebe dir Platz, du machst was draus.“ Aus einem ehemaligen Verwaltungsschlauch wird beispielsweise eine Spielwiese so ziemlich aller
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Tanzarten der Welt. Auf einem riesigen Konferenztisch – aus Holz und von solcher Dimension, dass man die Bonsen des ehemaligen Weltkonzerns noch förmlich ihren Kaffee aus hochwertigen Porzellan-Bechern schlürfen sehen kann – wird neben Plattentellern weiteres DJ-Equipment ausgebreitet. Ein anderer Raum besticht nur noch durch „Leere“ und ein oder zwei Spinte. „Dort noch einen Spiegel hin und dort drüben die Lichtinstallation und fertig ist die nächste Bühne“, grinst Marc. Warum er grinst? raum 13 und null22eins haben etwas gemeinsam: Wir schaffen die Bühne für Dinge, die zum größten Teil eh schon existieren, nur noch nicht wahrgenommen werden. null22eins versteht sich selbst als Bühne dafür – in gedruckter Form, für eine breite Masse Kölner. raum13 nimmt das Ganze, zumindest vom Namen her, etwas wörtlicher: Anja und Marc machen „Raum“ zur Bühne.
WEITERE INFOS www.raum13.com
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BÜHNE
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CARMINA BURANA
STARCHOREOGRAF LÄSST SCHÜLER TANZEN
TEXT: LINO BARTON FOTOS: MICHAEL BAUSE / PROMO
MITTEL ZUR SELBSTVERWIRKLICHUNG, ABER AUCH ZUR GEMEINSCHAFT UND SOMIT ZUR VERSTÄNDIGUNG – EIN SCHUL-TANZ-PROJEKT.
Eine perfekte Inszenierung – Das sich ewig drehende Schicksalsrad
Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 18 Jahren verbringen freiwillig und voller Enthusiasmus wochenlang ihre Freizeit bei klassischer Musik im Opernhaus – gibt’s nicht? Gibt’s doch! Das Ganze nennt sich „Carmina Burana“ – ein Tanzprojekt nach der gleichnamigen Oper von Carl Orff und unter Leitung des Starchoreografen Royston Maldoom. Seit nunmehr über 30 Jahren engagiert sich Maldoom weltweit für Tanzprojekte solcher Art, unabhängig von Talent, Erfahrung, sozialer Herkunft oder Religion der Tänzer. „Rhythm Is It“, ein Film, der ein ähnliches Tanzprojekt in Kooperation mit den Berliner Philharmonikern zeigt, machte den Briten 2003 berühmt. Nun wirkt er in Köln: Maldooms Choreografie erzählt die Geschichte des sich unermüdlich drehenden Schicksalsrads und wie sich jeder Einzelne davon lenken und bestimmen lässt. Um aus eben diesem Schicksalsrad auszubrechen, bedarf es Freundschaft, Liebe, Sex, Zusammenhalt. Wochenlang lernten 128 jugendliche Amateurtänzer unter professioneller Leitung Tänze, die vor allem Jazz und Modern Dance-Bewegungen, aber auch alltägliche Gestiken enthalten. Aus fünf verschiedenen Schulen des Großraums Köln stammen die Schüler, die extra vom Unterricht freigestellt wurden und sich täglich mehrere Stunden zum Üben trafen. Unterstützt werden sie vom Chor der Oper Köln und dem Gürzenich-Orchester. Die Zusammenarbeit zwischen professionellen Berufsmusikern und Laien mache den besonderen Reiz aus. Es seien
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Ahmet - Vom Ruhestörer zum Hauptakteur
die „emotional aufregendsten Momente“, wenn man mit Jugendlichen arbeite, sagte Maldoom, sie agieren „ungeheuer motiviert und enthusiastisch“. Dabei sieht er den Tanz als Mittel zur Selbstverwirklichung: „Tanz bietet enorme Möglichkeiten, sich selbst zu erforschen und darzustellen – aber dafür muss das Potenzial eines Menschen freigesetzt, müssen Kommunikationsfähigkeiten erweitert werden.“ Diese „Kommunikationsfähigkeiten“ spielen eine entscheidende Rolle. Loredana Moraru, Schülerin des Rhein-Gymnasiums und eine der Tänzerinnen, berichtet von einem ganz anderen Umgang zwischen den Jugendlichen untereinander, als man es beispielsweise aus der Schule gewohnt ist: „Zuerst standen alle in kleinen Grüppchen, bei den eigenen Freunden. Royston sprengte diese Gruppen jedoch direkt auf und bildete viele ‚Kreise‘, in denen jeder etwas von sich erzählen musste. Mit der Zeit veränderte sich so die Stimmung: Aus anfänglicher Skepsis und Distanz entstand ein Team, ja eine große
Gruppendynamik. Mittlerweile gehen wir aufeinander zu und helfen uns ganz selbstverständlich. Und tatsächlich spielt es keine Rolle mehr mit wem man sich unterhält; am Schluss zählt das Ergebnis!“ Doch nicht nur der Teamgeist veränderte sich: „Natürlich gab es immer noch Störenfriede, die einfach nicht zuhören wollten. Also packte sich Royston kurzerhand die größten Störer und übertrug ihnen Verantwortung, indem sie zum Beispiel Tanzsolos zugeteilt bekamen. Mittlerweile haben sich so einstige Störenfriede zu konzentrierten und hoch engagierten Tänzern entwickelt.“ Das beste Beispiel sei Ahmet, ein Junge, „der oft unkonzentriert war, kaum Willen zeigte und damit andere Kinder sogar ansteckte. Nun ist er zu einer der Hauptprotagonisten des Stücks geworden, ist vor lauter Leidenschaft und Eifer gar nicht mehr zu bremsen, und maßregelt jetzt seinerseits die Anderen.“ Kritik, die Jugendlichen seien zu jung, um klassische Musik richtig zu interpretieren, weißt Maldoom von sich:
»Kunst erlaubt es uns, über stereotype Bilder der Gemeinschaft und die Begrenzungen des Selbst hinauszugehen. Man muss mit aller Leidenschaft danach streben, etwas Einzigartiges auf die Bühne zu bringen. «
MUSIK
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TEXT: DANIEL DEININGER FOTOS: KÖLLEFORNIA STOMPERS
Es ist ein wolkenverhangener Spätnachmittag, als mich Thilo, der Sänger und Gitarrist des Musik-Kollektivs in einem Ehrenfelder Café begrüßt. Und er legt auch gleich los: So erfahre ich, dass alle regelmäßigen Mitglieder der Stompers nicht zwangsläufig darauf angewiesen sind, Geld zu verdienen mit dem, was sie in mehr oder minder regelmäßigen Abständen veranstalten. Jedoch gab es durchaus auch Zeiten, als zumindest ein Teil der Truppe seinen Unterhalt mit damals noch schwer Rock’n‘Roll-lastigen Auftritten verdienen musste. Doch diese Zeiten sind passé – genauso wie die Geschichte mit dem Rock’n‘Roll. Darauf besteht zumindest Thilo. „Bei uns steht jede Art von Rock gänzlich außen vor“, sagt er mit einem schelmischen Grinsen, „wir
haben uns weiterentwickelt und spielen nun ausschließlich Jazz und Blues – die wahre Musik.“
Wer sie sind… Auf die Frage, wie es denn dazu kam, dass sich so völlig unterschiedliche Charaktere zu einem solch wilden Haufen zusammengerauft haben, holt Thilo etwas weiter aus. „Den Anfang nahm das Ganze 2008 mit einer Band namens Hot Lips & The Corner Bros. Damals hab‘ ich auch die Leute kennengelernt, die zum festen Kern der Truppe gehören, wenn man von so etwas sprechen möchte“, verrät mir Thilo, während er an seinem Weizen nippt. Diese sind: Florian am Bass, neben ihm selbst ein Mann der ersten Stunde und fester
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Wohlfühlmusik quer durch Köln – die Köllefornia Stompers bespielen die Stadt mit Jazz und Blues, wann und wo es ihnen passt.
Dreh- und Angelpunkt des kongenialen Chaoskollektivs, Guido an der Slidegitarre, die er gekonnt upside-down spielt und laut Thilo ein großer Elmore James-Fan ist, „wenn nicht gar der einzig wahre“, wie er noch hinzufügt und zu guter Letzt Paul an der Posaune, der auch ebenfalls schon seit Hot Lips-Zeiten mit von der Partie ist. Der Rest der Truppe wird kurzerhand per SMS rekrutiert und hört auch schon einmal auf so exotische Namen wie Oleg, „das Phantom“ aus Novosibirsk, den Thilo auch auf diesem Wege grüßen (und wiederfinden) möchte.
… und was sie wollen Doch nun zum Wesentlichen: Okay, die Jungs sind durchgeknallt, spielen keinen
Rock und haben mit Leuten wie dem allseits gefürchteten „Hochzeits-Saxophonisten“, der vor dem alten Rathaus sein Unwesen treibt und dessen Repertoire sich über ganze drei Stücke erstreckt, nichts zu tun. Aber was spielen sie denn dann? Hierzu liefert Thilo eine aussagekräftige Erläuterung: „Wenn du mit deiner 5-Watt-batteriebetriebenen MiniAmp am Rhein stehst und dir einen abkasperst, kommst du dir anfangs schon komisch vor. Aber wenn plötzlich bildhübsche Mädels zu deiner Musik abgehen, weißt du, dass du etwas richtig gemacht haben musst.“ In diesem Sinne: Sehen! – Hingehen! – Abgehen!
WEITERE INFOS Gegründet 2009; vier feste Mitglieder und zahlreiche Andere; Zu sehen: überall dort, wo sich viele Menschen rumtreiben www.facebook.com/köllefornia-Stompers www.myspace.com/kolleforniastompers
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MUSIK
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KONZERTPREVIEWS
THEES UHLMANN & BAND 25.10. /// BÜRGERHAUS STOLLWERCK Für viele ist der Name Thees Uhlmann untrennbar mit der Hamburger Band Tomte verbunden. Da mag es viele erstaunen, dass er auch solo durch die Lande tourt. Im Gepäck: sein brandneues Album. Am 20. Oktober können sich auch die Kölner Fans des Multitalents von dessen Alleingänger-Fähigkeiten im Stollwerck überzeugen.
www.theesuhlmann.de
Seine Vorab-Single „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ schallt landauf, landab schon durchs Radio und man darf gespannt sein, welche Tracks noch darauf warten, erlebt zu werden; Album-Release war der 26. August, zuvor kamen die Besucher der Festivals Area4 sowie Highfield in den Genuss des ersten Solo-Longplayers von Uhlmann, der schon vor seinem Alleingang neben Tomte auch bei anderen Bands und
Projekten beteiligt war. So steuerte er den Track „XOXO“ zum kürzlich erschienenen Casper-Album mit dem gleichnamigen Titel bei und war auch schon mit Jochen Vogler als Hansen Band unterwegs. Diese war ursprünglich nur fiktiv und Teil eines Films namens „Keine Lieder über Liebe“, in dem Vogler die Hauptrolle spielte. Kurzerhand wurde nach dem Erfolg des Films eine echte Deutschlandtour organisiert. Mit seiner aktuellen Tourband stehen insgesamt 15 Konzerte an, plus einige Auftritte auf Festivals, neben den bereits genannten u.a. auch das Rolling Stone Weekender zum Abschluss der Tournee am 11. November. Es sind also reichlich Gelegenheiten für den gewillten Hörer gegeben, um herauszufinden, ob Uhlmann auch ohne seine Stammtruppe Tomte zu überzeugen weiß.
ELBOW 07.11. /// LIVE MUSIC HALL Mitte April 2011 veröffentlichten Elbow mit „Build a Rocket Boys!“ ihr fünftes Album und schafften es damit einmal mehr wie keine andere Band, die Verzweiflung über das Leben mit der Liebe zu selbigem zu paaren und Gefühle im Hörer zu wecken, die sämtliche Stationen auf der Himmelhochjauchzend/Zutodebetrübt-Skala durchlaufen. Nach einer längeren Phase des Unterschätzwerdens markierte bereits der Vorgänger „The Seldom Seen Kid“ im Jahr 2008 den Durchbruch der Band bei Fans und Kritikern. Dem schließt sich „Build a Rocket Boys!“ nahtlos an. Guy Garvey und seine Männer sind wahre Meister packender Melodien von fragiler, strahlender Schönheit, gehen mit dieser Veröffentlichung wieder über die Erwartungen ihrer Fans hinaus und müssen sich dabei nicht einmal neu erfinden. Gefühlvolle Songs und große Gesten, ohne jemals kitschig zu werden – das gelingt tatsächlich nur wenigen Musikern. Elbow gehören dazu, wenn sie nicht gar die Besten in dieser Disziplin sind. Man mag sich kaum vorstellen, wie diese Band ihre Musik live auf der Bühne umsetzt, doch kann man davon ausgehen, dass hier und da einige Tränen der Begeisterung und/oder Rührung fließen werden. Zumindest bei den Mädchen, und ganz sicher ein wenig verstohlener auch bei dem einen oder anderen „echten“ Kerl.
www.elbow.co.uk www.prime-entertainment.de
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ZU BESUCH BEI DER COLOGNE CHAMPIONS LEAGUE
BELIEBTER ALS VEREINSFUSSBALL BUNTE LIGEN SIND EINE BELIEBTE ALTERNATIVE, WENN MAN DEM STRENG ORGANISIERTEN FUSSBALL AUF VEREINSEBENE ABGESCHWOREN HAT. DAS MOTTO: MEHR SPASS, WENIGER DISZIPLIN. NUL22EINS WAR VOR ORT UND HAT EINE MANNSCHAFT DER COLOGNE CHAMPIONS LEAGUE BEGLEITET. TEXT UND FOTOS: KAROL HERRMANN
Die Poller Wiesen an einem Samstagnach mittag im Sommer: Auf dem gemähten Grün nahe der Südbrücke soll in wenigen Minuten ein Fußballspiel angepfiffen werden. Am Spielfeldrand haben sich fünf Zuschauer und ein Hund eingefunden. Die Spieler der Veedel Fighters Ihrefeld 03 warten, doch der Anpfiff verzögert sich um einige Minuten. Der Schiedsrichter trifft erst verspätet ein. Wenn die Veedel Fighters Ihrefeld auf den AS Coma treffen, lässt sich bereits vermuten, dass es sich hier nicht um ein handelsübliches Verbandsspiel des Deutschen Fußball Bundes handelt. Wir befinden uns hier inmitten eines Spieltags der Cologne Champions League, einer Kölner Hobbyliga, die im Frühjahr 2003 von fünf größtenteils studentisch organisierten Teams gegründet wurde. Untereinander kannte man sich, so war das Motiv dieser Kicker denkbar einfach: Der Spaß am Fußball steht im Vordergrund. Mühselige Bürokratie und anstrengende Waldläufe sollen dagegen tunlichst vermieden werden. Heute besteht die Liga aus neun Teams und sie ist für viele zu einer wirklichen Alternative zum Vereinsfußball geworden. Man steht nicht in der Pflicht, ständig im Training anwesend zu sein und kann auch mal ein Spiel ausfallen lassen, wenn der Kater vom Vortag mal wieder zu groß war. Damit die wöchentlichen Partien aber nicht ständig abgesagt werden müssen, sollten die Teams erfahrungsgemäß aus einem Stamm von 20 bis 25 Spielern bestehen. Die Veedel Fighters haben damit kein Problem. Während normale Vereinsmannschaften immer öfter um den eigenen Nachwuchs bangen, kommen zum Training der Fighters am Bolzplatz am Bahnhof Ehrenfeld ständig neue Leute. „Man erzählt seinen Kumpels davon, die bringen wiederum andere Kollegen mit. Vor kurzem waren wir 36 Spieler. Da
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mussten wir einen Aufnahmestop machen, weil die alle nicht mehr auf den Platz gepasst haben“, sagt Guido, der bereits seit Jahren für die Veedel Fighters seine Stiefel schnürt.
Prominenz: Tuchel und Broich Mitmachen kann grundsätzlich jeder. Torsten wurde auf einer Party im Gebäude 9 angesprochen, ob er sich nicht den Veedel Fighters anschließen wolle. Seine Fähigkeiten als gnadenloser Verteidiger waren schon vom Kick auf dem Grüngürtel berüchtigt. Doch im Laufe der Jahre kam man um eine Einschränkung nicht herum: Als eines Tages der ehemalige Kölner Bundesligaprofi Thomas Broich beim Konkurrenten Standard 04 auflief und seine Gegner im Alleingang in Grund und Boden spielte, musste das Spiel wegen Protesten wiederholt werden. „Alle haben gesagt, das ist der Broich, aber ich habe ihn die ganze Zeit nur von hinten gesehen“, erinnert sich Torsten. Fortan waren keine Vereinsspieler mehr erlaubt. Doch auch die Veedel Fighters selbst bedienten sich schon an prominenten Namen. Bereits zwei Mal trug der Mainzer Bundesligatrainer Thomas Tuchel das schwarz-ro-
te Leibchen, allerdings noch bevor er durch seine Trainertätigkeit Prominenz erlangte. Dabei steht Professionalität bei der Cologne Champions League nicht unbedingt an erster Stelle. „Es kommt auch schon mal vor, dass bei einem Spiel am Sonntagmorgen mehr Promille als Spieler auf dem Rasen stehen“, sagt Guido. Auch die Auswechselspieler sitzen auf dem Rasen und halten sich eher mit dem Drehen von Kippen als mit gymnastischen Übungen warm. Dem Ehrgeiz soll das aber keinen Abbruch tun. Auf dem Platz kam es vermehrt zu Diskussionen unter den Mannschaften, weshalb nach einiger Zeit Schiedsrichter angeheuert werden mussten. Gewinnen will ja schließlich jeder. Deshalb haben die Fighters seit einiger Zeit auch ganz modern auf Viererkette umgestellt, auch wenn diese komplexe taktische Maßnahme in der Praxis bisweilen noch scheitert.
Neue Teams werden gecastet Auch nach all den Jahren ist den Veedel Fighters der große Coup mit dem Titel noch nicht gelungen. Viel wichtiger ist allerdings, sich möglichst weit vom letzten Tabellenplatz fernzuhalten. Dann nämlich
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droht der vorübergehende Ausschluss aus der Hobbyliga und der Startplatz wird an einen Neubewerber vergeben. Diese müssen vor allem charakterlich in die Liga passen. „Man sollte seinem Gegenspieler nach dem Spiel schon mal ein Kölsch aufmachen und das ein oder andere Wort mit ihm wechseln“, steht in den Statuten geschrieben. Der Neueinsteiger wird in einem alljährlichen Castingturnier ermittelt. Mit dem Abstieg werden die Veedel Fighters in diesem Jahr nichts zu tun haben. Auch, weil die Partie gegen den AS Coma mit 1:0 gewonnen wird. Die Fighters machen ihrem Namen an diesem Nachmittag alle Ehre. Obwohl der Schiedsrichter seine Uhr vergessen hat und fast zehn Minuten länger spielen lässt, kann die Mannschaft durch großen Kampfgeist den drohenden Ausgleich verhindern. Da kann auch der vorabendliche Besuch in der Kneipe nichts dran ändern.
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KÖLN-SZENE
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ENERGIEEFFIZIENT FEIERN
TEXT UND INTERVIEW: NICOLE ANKELMANN
Was hat euch als Club bewogen, an diesem Projekt teilzunehmen? Torge: 1. Wir können Geld sparen und gleichzeitig etwas für die Umwelt tun. 2. Weniger Geld für Strom bedeutet mehr Geld für unser Programm. 3. Wir sind ein junges Unternehmen, das möglichst nachhaltig agieren möchte. 4. Wir können aus den Erfahrungen des Pilotprojekts sicherlich eine Menge für die Zukunft lernen, gleichzeitig aber auch eine Menge in dem Projekt beeinflussen.
WEITERE INFOS www.greenclubindex.de
KÖLN-SZENE
TEXT UND INTERVIEW: NICOLE ANKELMANN FOTO: TOBIAS FREYTAG / PROMO
Wie genau sieht Energiesparen bei euch nun aus? Torge: Vom Gesellschafter über den Mitarbeiter bis zum DJ – alle sind mittlerweile für das Thema sensibilisiert. Wir haben das Projekt offen diskutiert, und jeder versucht mitzudenken. Was vorher abstrakt war, wird durch die Green Club Initiative für uns konkretes Handeln. Wann und wie befülle ich die Kühlschränke? Wann mache ich sie aus? Wann geht die Lüftung an, etc. Alles Fragen, die nun öfter gestellt werden.
IM FRÜHJAHR STARTETE MIT DEM „GREEN CLUB INDEX“ IN NORDRHEIN-WESTFALEN EIN PILOTPROJEKT, AN DEM SICH NEBEN DEM UFER 8 IN DÜSSELDORF, DEM BOCHUMER BAHNHOF LANGENDREER, DEM BUTAN IN WUPPERTAL UND DEM BIELEFELDER STUDIO MIT DEM GLORIA THEATER UND DEM CLUB BAHNHOF EHRENFELD GLEICH ZWEI KÖLNER LOCATIONS BETEILIGEN.
Bekommt der Gast selbst von diesen Massnahmen an irgendeiner Stelle etwas mit? Torge: Bis jetzt noch nicht. Wir sind noch in der Anfangsphase und analysieren momentan viel. In einem zweiten Schritt geht es dann darum, die möglichen Sparmaßnahmen zu implementieren. Dabei soll aber nicht das Cluberlebnis leiden – wir wollen zeigen, dass man feiern kann wie bisher, ohne dabei die gleiche Energie zu verbrauchen. Des Weiteren halten wir uns zurück, das Ganze zu einem Marketing-Gag zu machen. Wir wollen erst mal sehen, wie viel Energie wir wirklich einsparen und erst mittelfristig auch unsere Besucher für energieeffizientes Feiern sensibilisieren.
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Ziel des von der Green Music Initiative – kurz GMI – ins Leben gerufenen Konzepts ist es, in den besagten Spots den jährlichen Stromverbrauch durch eine höhere Energieeffizienz zu senken und so schädliche Klimagase zu reduzieren. Hat man sich zuvor eher wenig Gedanken zum Thema „Energiesparendes Clubbing“ gemacht, so leuchtet eine solche Idee bei näherer Betrachtung der Situation durchaus ein. Immerhin kommen bei einem Laden durchschnittlicher Größe jährlich ca. 150.000 kWh Strom und 90 Tonnen CO2-Ausstoß zusammen. Bei rund 5.500 Clubs im gesamten Bundesgebiet ist das eine nicht länger zu verachtende Zahl, und so möchte man in der logischen Konsequenz nach ersten Erfahrungen in NRW bald auch weitere Clubs in anderen Bundesländern hierfür sensibilisieren. Der Green Club Index der teilnehmenden Locations ergibt sich aus dem Quotienten des Jahresenergieverbrauchs und der Jahresbesucherzahl. Das ermöglicht dem jeweiligen Inhaber, den Energiebedarf seines eigenen Clubs mit dem anderer zu vergleichen, ohne zu viele Interna preis zu geben. Überprüft wurde dies von der EnergieAgentur.NRW, die entsprechende Lösungsvorschläge unterbreitete, welche es nun seit einigen Monaten für die Betreiber umzusetzen gilt. Wie das genau aussieht und welchen Erfolg man bisher verzeichnen kann, wollten wir von Torge Dräger vom CBE dann doch einmal etwas genauer wissen.
Japan und die USA bekommen es bis heute nicht hin. Wie sieht es aber mit dir persönlich aus? Achtest du auch privat darauf, Energie zu sparen? Torge: Definitiv. Von der Energiesparlampe bis zum energieeffizienten Kühlschrank. Außerdem beziehe ich Ökostrom, und zwar nicht erst seit Fukushima. Im Privathaushalt ist das Ganze aber wesentlich einfacher umzusetzen. In einem Club kann einen der „falsche“ Stromtarif teuer zu stehen kommen. Ebenso sind viel mehr Leute für den Energieverbrauch verantwortlich als bei mir zu Hause. Und: Perfekt läuft auch da alles nicht, ich habe immer noch einige Geräte auf Stand-By.
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MUSEUM
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DIE ARCHÄOLOGISCHE ZONE
TEXT: JENS ALVERMANN, KATARINA FRITZSCHE FOTOS: ARCHÄOLOGISCHE ZONE
GEGRABEN WIRD BEKANNTLICH VIEL IN KÖLN, MAL MEHR, MAL WENIGER TIEF. DAS ZURZEIT INTERESSANTESTE „LOCH“ DER STADT STELLT ABER SICHERLICH DIE AUSGRABUNG IN DER ARCHÄOLOGISCHEN ZONE ZWISCHEN RATHAUS UND WALLRAF-RICHARTZ MUSEUM DAR. ARCHÄOLOGEN GRABEN SICH HIER QUER DURCH KÖLNS VERGANGENHEIT. DOCH WOHER WEISS MAN, WAS VIELE HUNDERT JAHRE IN DER ERDE GELEGEN HAT UND WAS GERADE EINMAL WENIGE JAHRE ALT IST? „Wenn man so will, leben wir heute auf einem Berg von Hinterlassenschaften der Menschen, die vor uns gelebt haben.“ Je weiter man in den Untergrund vorstößt, umso älter werden die Dinge, die man findet. Warum das so ist, wird deutlich, stellt man sich einem Papierkorb vor – Dinge, die man bereits vor Wochen weggeworfen hat, liegen ganz unten und die, die man erst gestern entsorgt hat, eben ganz oben. Mit den Dingen aus der Vergangenheit verhält es sich fast genauso, nur ist die Zeitspanne wesentlich größer. Römische Fundamente liegen da über steinzeitlichen Keramikscherben und weiter oben finden sich mittelalterliche Glasfunde. Wenn man so will, leben wir heute auf einem Berg von Hinterlassenschaften der Menschen, die vor uns gelebt haben. Doch welche Dinge findet man in Köln? Immerhin blicken wir Kölner ja auf eine über 2.000-jährige Stadtgeschichte zurück. Einen guten Einblick bietet hier die Archäologische Zone.
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Das GRABUNGSAREAL der Archäologischen Zone Führungen: Jeden Freitag um 14.00 Uhr. Treffpunkt: Grabungszelt Nordseite, gegenüber dem Spanischen Bau am Rathausplatz. Teilnehmerzahl: ca. 25 Personen
Das Rathaus und dessen Umgebung bilden einen zentralen Brennpunkt der Kölner Stadtgeschichte – hier finden sich archäologische Zeugnisse aus der Römerzeit, dem Mittelalter, der Neuzeit und dem jüdischen Köln. Folglich wird man als Besucher hier mit Funden aus zwei Jahrtausenden konfrontiert. Die seit 2007 durchgeführten Ausgrabungen auf dem Rathausplatz brachten eines der bedeutendsten jüdischen Stadtviertel Europas ans Licht. Daneben fanden sich Belege großer romanischer und gotischer Bürgerhäuser. Von den aktuellen Grabungsarbeiten erhofft man sich die Freilegung des Südteils des bereits bekannten römischen Praetoriums. Nach Abschluss der Ausgrabungen ist an dieser Stelle ein jüdisches Museum geplant, das die bisherigen Denkmäler der archäologischen Zone ergänzt. null22eins stellt ausgewählte Stationen der archäologischen Zone vor und lädt zu einem Ausflug in die Kölner Unterwelt ein.
PRAETORIUM und RÖMISCHER ABWASSERKANAL Kleine Budengasse 2; 50667 Köln Öffnungszeiten: Di – So 10.00–17.00 Uhr & jeden ersten Donnerstag im Monat 10.00– 22.00 Uhr; Eintritt: 3,00 e, ermäßigt: 2,50 e
In den 1950er Jahren entdeckten Bauarbeiter bei Arbeiten zum Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Spanischen Baus die Überreste eines römischen Statthalterpalastes (Praetorium) im Erdboden. Die Ruinen des monumentalen Palastes belegen eindrucksvoll die Vormachtstell ung der Römer am Rhein vor rund 2.000 Jahren, als das heutige Köln Sitz des Statthalters der römischen Provinz Germania inferior (Niedergermanien) wurde. Das Praetorium erlebte im Laufe der Geschichte der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA, Claudische Kolonie und Opferstätte der Agrippinensier) mehrere Aus- und Umbauten. Heute kann man vor allem die Mauern aus dem 4. Jahrhundert unterirdisch bewundern. Die Palastmauern werden im Halbdunkel des Kellergewölbes durch Scheinwerfer gekonnt in
Szene gesetzt. Die Monumentalität des Baus lässt sich anhand seiner politischen Funktion erklären: Die gegenüberliegende Seite des Rheins war Siedlungsgebiet der Germanen. Diese sollten durch den großen Bau am linken Rheinufer von der Überlegenheit und Macht der Römer überzeugt werden. Ein Erdbeben beendete gegen Ende des 8. Jahrhunderts schließlich die Geschichte der Residenz. Der Besuch des Praetoriums lässt sich gut mit der Besichtigung des römischen Abwasserkanals verbinden, den man vom Vorraum des Praetoriums aus erreicht. Der begehbare Kanal liegt ca. 10 Meter unter der Erde und ist mit seiner engen Bauweise wohl eher kein Ort für Klaustrophobiker. Für diejenigen, die das Tageslicht bevorzugen, befindet sich ein Teil des Kanals auch auf dem Theo-Burauen-Platz.
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derbauten nördlich der Alpen und eines der ältesten steinernen Gebäude Kölns. Die Denkmäler der archäologischen Zone bieten einen einmaligen Querschnitt durch die Stadtgeschichte Kölns von der Römerzeit bis in die Neuzeit und laden zu einem Streifzug durch Kölns Stadtgeschichte ein. Komplettiert wird diese einzigartige Präsentation archäologischer Denkmäler künftig durch das jüdische Museum auf dem Rathausplatz, das dem jüdischen Kulturerbe Kölns als wichtiger Bestandteil der archäologischen Zone gewidmet sein wird. null22eins wird zu Besuch sein… und berichten.
Die MIKWE als Zeugin der Jüdischen Geschichte Kölns Eine Mikwe, also ein rituelles Tauchbad, entstammt dem traditionellen Judentum. Die Bezeichnung lässt sich vom hebräischen Wort Mikwa ableiten, das sich mit „Ansammlung von Wasser“ übersetzen lässt. Das Untertauchen in der Mikwe dient der spirituellen Reinigung, wobei das Tauchbad geschlechtsspezifischen Regeln folgt. Das Wasser einer Mikwe muss lebendiges Wasser, also Quell-, Grundoder Regenwasser sein. Häufig wurden Mikwoat (so heißt die Mehrzahl davon) gebaut, die sich unter der Erde auf der Höhe des lokalen Grundwasserspiegels befanden. Dies geschah auch im Falle der Kölner Mikwe, deren erste Bauphasen in das 8. Jahrhundert nach Christus datiert werden: Vom Rathhausplatz vor dem Wallraf-Richartz Museum führen Treppen einen 17 Meter tiefen Schacht hinab. Nach der Vertreibung der jüdischen Gemeinde im 15. Jahrhundert wurde die Mikwe zu einem großen Teil verfüllt, zeitweise als Abort genutzt und schließlich bei Ausgrabungen im 20. Jahrhundert wiederentdeckt. Für Einzelbesucher und Gruppen ist die Mikwe während der Öffnungszeiten des Praetoriums zugänglich – gegen Hinterlegung des Personalausweises erhält man den Schlüssel an der Kasse des Praetoriums. Eine telefonische Anmeldung wird empfohlen (0221. 221 - 22394). Neben dem Praetorium und der Mikwe sind auch Portikus und Ubiermonument (ältester Teil der römischen Stadtbefestigung) definitiv einen Besuch wert. Letzteres ist einer der ältesten erhaltenen Qua-
WEITERE INFOS www.museenkoeln.de/ archaeologische-zone
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TÜRKISCHE DELIKATESSEN VON DJ BURAKETE
TEXT: Ş EHNAZ MÜLDÜR FOTOS: CHRISTIAN BEAUVISAGE
EINMAL IM MONAT WERDEN DIE GÄSTE DES SCHEUEN REHS ZU REISENDEN IN DIE TÜRKEI DER 60ER BIS 80ER JAHRE – WENN AUCH NUR MUSIKALISCH. DJ BURAKETE UND MEHRERE KARTONS VOLL ANATOLISCHER PSYCHEDELIC-, GARAGEUND FOLKPLATTEN MACHEN ES MÖGLICH. Ein verregneter Abend in diesem mehr als durchwachsenen Sommer. Köln ist heute nass, kalt, deprimierend wie eine nicht abgespülte Tasse mit Kaffeeresten vom Vortag. So liebenswert diese unsere Stadt auch sein mag – ein anderer Ort oder wenigstens eine andere Form sommerlicher Melancholie wäre jetzt gar nicht schlecht. Doch Rettung naht – auf einem Fahrrad. Wie jeden dritten Dienstagabend im Monat kommt Burak Içer, seines Zeichens DJ, in die Kneipe Zum Scheuen Reh und hat riesige Taschen dabei, prall gefüllt mit auf Vinyl gepresstem türkischen Kulturgut. Es stehen wieder die „Türkischen Delikatessen“ an, eine Veranstaltungsreihe, die ein Stück türkische Feierkultur nach Köln bringt. Abseits von den berüchtigten tarkanesischen „şıkıdım, şıkıdım“-Klischees, hat sich Burakete den in Deutschland weit weniger bekannten Künstlern der stark psychedelisch gefärbten Musikszene einer Türkei der 60er und 70er Jahre verschrieben.
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WEITERE INFOS www.facebook.com/ pages/T%C3%BCrkische-Delikatessen/290814165534 www.zum-scheuen-reh.de
Türkpop, wie man ihn samstagmorgens beim obligatorischen Post-Clubbing-Döner auf dem Bildschirm der Imbissbude sieht, sucht man hier vergeblich. Stattdessen gibt es die Größen zu hören, die die türkische Musik durch wilde Kombinationen von arabesken und rockigen Elementen und der Vertonung Jahrhunderte alter Volkssagen mit E-Gitarren nachhaltig beeinflusst haben: Barış Manço, Zeki Müren, Selda Bağcan und die Kombo Moğollar sind nur einige solcher Namen.
Mann mit Mission „Manchmal weiß ich gar nicht, welchen Titel ich zuerst spielen soll. Es gibt schon so einige Lieblingssongs in meiner Sammlung“, erklärt Burak, während so langsam, aber sicher eine zarte Rakı-Note durch die Räume des Scheuen Rehs weht. Angefangen hat seine Leidenschaft für diese Musik vor einigen Jahren, als er während einer Geburtstagsfeier in Stuttgart mit dem DJ ins Gespräch kam, der zwischen
HipHop und Funk immer wieder auch türkische Klassiker auflegte: „Der erzählte mir dann, dass er die Platten aus Istanbul hat. Eigentlich bekommst du die Dinger auch nur dort.“ Gesagt, getan. Burak, der selbst Verwandtschaft in der halb asiatischen, halb europäischen Metropole hat, machte sich nun auch daran, in Istanbuler Plattenläden nach den alten Schätzen zu graben. Und stellte dabei fest: „Viele verkaufen die Musik und haben aber selber überhaupt keine Ahnung. Da sind die Preise auch oft willkürlich und wenn ich dann mal ein Schnäppchen mache, muss ich mich mit meiner Freude zusammenreißen, bis ich wieder draußen vor dem Laden bin.“ Als Mann mit einer Mission bestellt Burak eine Platte durchaus auch mal zweifach, um wirklich eine gute Aufnahme zu erwischen. Schließlich, so erzählt er, sei es sehr schwer, an die Sachen heranzukommen, man müsse sehr lange suchen und wenn dann auch noch die Qualität stimmt, komme das quasi einem Jackpot gleich.
Zum Geniessen gemacht Den eigentlichen Gewinn, ob eine Schallplatte nun 25 oder 60 Euro kostet, verbucht aber eindeutig immer der Hörer. Deswegen steht Burak während der „Türkischen Delikatessen“ nicht nur am Mischpult, sondern auch an der Küchentheke und zaubert Meze. Die Gazino-Mentalität, die türkische Art des Feierns möchte er seinen Gästen zeigen: „In der Türkei geht man aus, es gibt immer Musik im Hintergrund, Rakı, gutes Essen und irgendwann fängt man eben an zu tanzen.“ Und das Genießen ebendieser Lebenskultur kann auch funktionieren, wenn man nicht am Bosporus, sondern am Rhein wohnt – da verblassen sogar halbgare Kaffeetassenmetaphern.
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LITERATUR
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Kuli, Kölsch und Bierdeckel
IM K41 ENTSTEHT KÖLNS ERSTER KNEIPENROMAN
TEXT & FOTOS: RENÉ DENZER
KNEIPE UND KÖLSCH ERGIBT HÄUFIG GANZ NEUE IDEEN: EIN BISHER UNGENUTZTES KREATIV-POTENZIAL FÜLLT IM K41 EINE KOMPLETTE GESCHICHTE.
Noch eben hatte sich Stefan in der Kneipe mit ein paar Leuten unterhalten. Nun befindet er sich im Schlepptau von Monika, Mike und Rosi. Stefan heißt mit Nachnamen Schulz, ist 44 Jahre alt, stammt aus dem münsterländischen Lüdinghausen und arbeitet in Köln als freier Übersetzer aus dem Niederländischen, obwohl ihm die Sprache nicht gefällt.
Kreuzzug wider die Tierquälerei Zusammen mit seiner Schwester Monika, der Kleintierärztin aus dem Agnesviertel und den beiden Bekannten ist er auf dem Weg, Tiere aus einem Versuchslabor zu befreien. Das Vorhaben scheitert jedoch nach dem Besuch in einem 24-StundenKiosk. Das letzte Bier, der letzte Schnaps
und das immer wieder, waren einfach zu viel gewesen. Was sich anhört wie eine nette Geschichte, ist auch eine. Stefan ist eine fiktive Figur in einem Roman, jedoch nicht in irgendeinem, sondern in Kölns ersten Kneipenroman. Den hat Ulli Horn, seit sechs Jahren Wirt des K41 am Sülzer De Noel-Platz, ins Leben gerufen. Der Clou: Die Gäste entscheiden über den Fortgang der Geschichte. Die Idee für das Projekt hatte der gelernte Hörfunkjournalist schon seit einigen Jahren. Nun hat er sie in Angriff genommen. „Viele Gespräche von und mit den Menschen vor der Theke haben gezeigt, dass nicht nur albernes Zeug geredet wird, sondern dass da auch kreatives Potenzial dahinter steckt“, begründet Horn seinen Beweggrund. Zu-
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Denise Prüfer und Ulli Horn schnappen sich die BierdeckelIdeen ihrer Gäste, um den ersten Kölschen Kneipenroman zu veröffentlichen
sammen mit der studierten Anglistin und Historikerin Denise Prüfer will er dieses Potenzial bei seinen Gästen hervorlocken. Zu Beginn haben beide ein Szenario entwickelt. So ist es nicht verwunderlich, dass die Geschichte in einer Kneipe beginnt. Bei der es sich, wie Horn betont, aber nicht um das K41 handelt. Auch die handelnden Personen in der Geschichte würden nicht den Gästen in der Realität entsprechen, fügt Prüfer hinzu. „Allerdings“, so betont sie lächelnd, „lassen sich Überschneidungen nicht vermeiden.“
Kreative Masse Alle zwei Wochen donnerstags ab 20 Uhr wird die Geschichte weiter gesponnen und über den Fortgang diskutiert. Zuerst geben Horn und Prüfer einen kleinen Rückblick, was bisher geschah, damit alle auf dem Laufenden sind. Dann haben die Gäste 30 Minuten Zeit auf Bierdeckeln ihre Ideen aufzuschreiben. Die werden im Anschluss diskutiert und sollte eine Anregung bei der Mehrheit der Gäste großen
Anklang finden, wird sie in die fortlaufende Geschichte integriert. Die soll allerdings irgendwann auch einen Abschluss finden, „denn wir würden den Roman gerne veröffentlichen“. An diesem Donnerstag geht es darum, wer denn Ann-Kathrin sei. „Kommt sie aus einem guten Haus oder ist sie nur eine dahergelaufene Schnepfe?“ Denise Prüfer liefert erste Ansätze. Klar ist nur: Ann-Kathrin war der Schwarm der Schule und auch Stefan stand auf sie. Vielleicht ist sie der Grund gewesen, dass er sich mit dem Niederländischen beschäftigt, denn Ann-Kathrin findet diese Sprache sehr melodisch. Ob es sich bei ihr letztlich um Stefans große Liebe handelt, sie ihn ausgenutzt hat oder abstoßend findet, das entscheiden nun die Gäste. Der Wecker wird auf 30 Minuten gestellt, alle zücken Kugelschreiber und Bierdeckel, tauschen sich bei einem Kölsch aus und fangen an aufzuschreiben. Einer von ihnen hat sich gar seinen eigenen Block mitgebracht, wer weiß, welche Ideen darin für den Fortgang der Geschichte noch schlummern...
WEITERE INFOS Das K41 befindet sich in Sülz am De-Noel-Platz, grob Weyertal/Ecke Nikolausstraße www.k-41.de
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KÖLNER PLÄTZE
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REISEFÜHRER LESEN SICH IMMER GLEICH: HOTELS FINDEN, RESTAURANTS TESTEN, FESTE UND EVENTS SUCHEN. ERMÜDEND, SAGEN DIE GRÜNDER DES ONLINEREISEFÜHRERS „WE ARE CITY“. TEXT: JANINA LENZ FOTOS: WE ARE CITY
„Der beste Reiseleiter ist derjenige, der in der jeweiligen Stadt wohnt, der über seine Stadt Bescheid weiß, der stolz auf seine Stadt ist und der nicht für ein Reisebüro arbeitet.“ Paulo Coelho, seines Zeichens Schriftsteller und Bestseller-Autor, hat das Prinzip von „WE ARE CITY“ schon verstanden: Einheimische stellen die Stadt vor und geben individuelle Tipps an die breite Masse weiter. Athenea Diapoulis und Simon Hariman sind beide waschechte Kölner. Die klassischen Reiseführer, meist schön kompakt herausgegeben als Clubedition zum Verstauben im Bücherregal, sind sie leid. Sie, studierte Grafikdesignerin, und er, Mode-
designer, wollen zeitgemäß online durch Köln führen. „WE ARE CITY“ heißt ihr Konzept: Nach dem Prinzip „Freunde führen durch die Stadt“ Köln entdecken. Und dass die beiden überzeugt sind von ihrer Idee, macht Athenea detailreich deutlich: „Der Mensch steht ganz klar im Vordergrund. Welche Persönlichkeit hat er? Wieso gibt er gerade diesen Tipp über Köln? Gespickt mit einem Zitat liegt der Fokus auf Bildern der Person und der präsentierten Location.“ Sie könnte stundenlang über das Konzept referieren. „Unser Anspruch liegt in drei Bereichen: Reisen, Design und Mode“, fasst Simon zusammen. Die beiden lieben
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Wohin gehst du, Stadtfreund? „WE ARE CITY“ ist eine neue Art, Fremde durch die Stadt zu führen – online und vor allem mit schönen Bildern. Und mit vielen Tipps auch für Einheimische
die Fotografie, entdecken gerne immer wieder Neues. So wie Simons neues Designerbier, das er beim Treffen bestellt. Doch zurück zu den Stadtfreunden. Ihre Auswahl erfolgt nach keiner strikten Formel: Das Paar zieht mit seinen Kameras durch die Stadt, sucht nach interessanten Menschen und ihren Reisetipps: Authentizität heißt das Zauberwort. „Uns kann ein Outfit begeistern oder aber eine Frisur. Vielleicht aber auch die Ausstrahlung einer Person.“ Bisher haben sie mehr als 50 Stadtfreunde gefunden, ihre Zielgruppe sei jung, aber nicht strikt festgelegt: „Wir möchten gerne auch etwas ältere Menschen ansprechen. Wenn sie aber
bemerken, dass sie mit Foto ins Internet sollen, ist die Lust weg.“ Dieses Hemmnis möchten die beiden überwinden. „Unser Ziel ist es, Köln in einem anderen Licht zu präsentieren. Köln ist nicht nur Altstadt, Kölsch und Karneval.“ Wenn der Reiseführer für Köln tatsächlich angelaufen ist, wird ganz Deutschland erobert. Nächstes erklärtes Ziel ist Berlin; Hamburg und München sollen folgen: „Wir möchten den modernen Onlinereiseführer entwickeln.“ Fragt man die beiden nach ihren eigenen Lieblingsorten in Köln, kommt zumindest Simons Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Der Vietnamese Kim Van.
Ein super Schnellrestaurant und dazu noch recht günstig.“ Athenea muss etwas länger überlegen und meint dann: „Die Kunstbar am Dom ist total schön, weil die Bar jährlich von einem renommierten Künstler neu gestaltet wird. Aber ich mag ziemlich viel hier in der Stadt.“
WEITERE INFOS www.wearecity.de
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KUNST
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POTTERY ART CAFÉ
„MIT EIN PAAR TRICKS IST KUNST GANZ EINFACH“ KERAMIK IST ETWAS FÜR HAUSFRAUEN ÜBER 40 ODER ALLENFALLS FÜR DEN KINDERGARTEN? DIESES DENKEN IST MEHR ALS VON GESTERN. DENN EIN TREND AUS LONDON ZEIGT, DASS IN KERAMIK DURCHAUS INSPIRATION STECKEN KANN.
TEXT: JANINA LENZ FOTOS: POTTERY ART CAFÉ
Mit Schrecken entdeckt so mancher seine ersten Kunsterzeugnisse aus Schultagen wieder. Da wurde genäht, geklebt und natürlich auch getöpfert. Alles uncool, könnte man meinen. Aber gerade die oft nicht ganz ernst genommene Keramik kann zu so mancher Freude führen. Es ist eine Stimmung, ein Traum oder eine Erinnerung, die auf dem zunächst weißen, gebrannten Ton verewigt wird. Nach Köln gebracht hat ihn Marina St. Jupane. Die studierte Juristin und Japanologin lebte für einige Jahre in London, besuchte nach Feierabend immer Kunstkurse in den Werkstätten der britischen Hauptstadt. Marina ist eine vielseitig interessierte junge Frau, sie hat wache Augen und man merkt ihr die Freude an ihrer Arbeit an: „Ich war sofort begeistert von der Vielfältigkeit der Keramik. Jeder kann so zum Beispiel sein ganz persönliches und individuelles Geschenk erstellen.“ Doch den Londoner Werkstätten fehlte die gemütliche Note. In Köln entschied sich Marina deshalb, ihren lange gehegten Traum wahrzumachen und ein eigenes Keramikcafé zu eröffnen. Mit dem besonderen Blick auf Kunst und die Möglichkeit zum Kaffeegenuss entstand das Pottery Art Café in der Arndtstraße in der Nähe der Mauritiuskirche.
Kunst können alle Als Erstes sucht man sich ein Rohkeramikstück aus – von Tassen über Teller, Vasen oder Teekannen ist fast alles zu finden. Der Kunde bezahlt nur für das ausgesuch-
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te Stück, alles andere kostet nichts, ganz gleich, ob es sich um Farben und Pinsel oder Glasieren und Brennen handelt. „Ich finde es immer wieder süß, wenn neue Kunden kommen und denken, sie können mit Kunst nicht umgehen. Aber mit ein paar Tricks ist Kunst ganz einfach“, sagt Marina. Wer schon eine Idee hat, kann frei von Hand malen oder Schablonen, Vorlagen und Pauspapier benutzen. Marina steht mit Tricks und Hilfsmitteln zur Seite. Nach fast acht Jahren läuft das Café so gut, dass Marina seit einiger Zeit Workshops und Veranstaltungen organisiert, um die Liebe zur Keramik noch weiter zu verbreiten: „Es ist einfach nicht so bekannt wie beispielsweise in London. In München und Berlin gibt es noch jeweils eine Keramikwerkstatt. Die Form des Keramikcafés ist hier in Köln aber einzigartig für Deutschland.“
Inspiration und Begeisterung Marina ist es wichtig, immer wieder neue Inspirationen zu schaffen und diese auch ihren Kunden zu vermitteln. So wurden eine Müslischale und Tasse kurzerhand umfunktioniert und nach dem Brennen als Lampe genutzt. Oder die Fotografien japanischer Stoffe dienen als neue Mustervorlage. Inspirieren kann alles, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Und bisher war noch niemand im Pottery Art Café, der nicht wiedergekommen ist. Vielleicht ist es der „Wow-Effekt“ beim ersten Betreten des Cafés. Vielleicht ist es aber auch einfach die Einzigartigkeit eines
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kleinen gemütlichen Örtchens in der hektischen Großstadt, an dem sich Menschen immer wieder freiwillig und mit Begeisterung mit 160 Farben und über 200 verschiedenen Rohkeramiken beschäftigen.
WEITERE INFOS Workshops und Programm unter www.pottery-art-cafe.de
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RAUM KULTUR PERSPEKTIVE KÖLN
NETZWERKEN
DAS NETZWERK FÜR
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TEXT: NULL22EINS FOTOS: CHRISTIAN BEAUVISAGE, LEO PELLEGRINO
EIN KALEIDOSKOP FÜR KÖLNER KULTUREN, URBANE THEMEN, KÖLNER TALENTE UND NEUE PERSPEKTIVEN.
Ein neues Netzwerk entsteht – null22eins ist sein Bote… und nebenbei die Vorwahl einer Stadt, die ein richtiges Kulturmagazin braucht. null22eins ist das neue Kölner Kulturen Magazin und ein ehrenamtliches Projekt, das Unterstützer sucht. Der gemeinnützige Verein artishocke e.V. sammelt motivierte Macher, die etwas Neues geschaffen haben und weiterhin schaffen wollen. Unsere selbst finanzierte „Nullausgabe“ erschien im Juni und hatte ein enormes Feedback. Unsere Ansätze unterscheiden sich von anderen Magazinen: Wir wollen keine werbegesteuerte Beilage sein, sondern alleine durch Qualität überzeugen. Das Magazin selbst
NETZWERKEN
soll als kleines Kunstwerk Menschen begeistern und bisher noch unbekannten Künstlern einen Weg in die Öffentlichkeit ebnen. Dabei beleuchten wir alle kulturellen Facetten der Stadt – für ein breites Publikum.
Eine einfache Idee null22eins verkörpert eine einfache Idee: Köln ist ein kultureller Ameisenhaufen. Soll heißen: Hier wuselt unwahrscheinlich viel, quer durcheinander, mit – eigentlich – einem gemeinsamen Ziel. Die ganzen Arbeiterameisen zu bündeln, ihnen eine Stimme und damit wieder einen sicheren
Platz im öffentlichen Bewusstsein dieser Stadt zu geben, ist im Interesse aller Beteiligten – ob nun selbst Kunst Schaffender, engagierter Bürger oder professioneller Medien- und Öffentlichkeitsarbeiter. Durch die Veröffentlichungen in diesem Magazin soll eines gewahrt bleiben: ein realitätsnaher Blick auf Kölner Themen. Dass dieser nicht allumfassend oder abschließend sein kann, ist wohl verständlich. Die Macher dieses Magazins sind sich darüber im Klaren, dass ihre Beiträge auch kritisch angenommen werden können. Das ist auch gut so. Journalismus braucht Reaktionen. Wir laden hierzu sehr neugierig ein. null22eins ist eine of-
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fene Plattform und lädt auch weiterhin Menschen ein, sich für ein neues Magazin und eine schöne Idee einzusetzen.
WEITERE INFOS null22eins-magazin.de www.facebook.com/null22eins issuu.com/null22eins-magazin
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AUSBLICK
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im Dezember BILDERKUNST
ZURÜCKGELASSEN Entleerte Räume, weite Flächen, mitunter rätselhafte Portraitaufnahmen – der Fotograf Jens Pussel versteht es, den Betrachter mit seinen Motiven anzustacheln, ihn gleichzeitig neugierig und mit einer Illusion von gestilltem Wissensdurst sich selbst zu überlassen. Der Bildausschnitt, so der Künstler, gebe ihm die Möglichkeit, „Dinge auszublenden und dadurch andere, zumeist als bildunwürdig geltende zu betonen.“ Für null22eins lässt der Künstler sich nun selbst portraitieren: In der nächsten Ausgabe stellt er seine auf Fotografien gebannten Ausschnitte größerer narrativer Zusammenhänge und weitere Projekte vor.
RECHTSRHEINISCH MUSIKALISCH
GO MÜLHEIM Sieben kreative Köpfe haben sich zusammengetan, um zu zeigen, dass ein schwer vernachlässigter Stadtteil so einiges zu bieten hat – herausgekommen ist der Online-Radiosender Mülgrime Radio, der sich seit seinem Start enormer Beliebtheit erfreut. Gesendet wird aus den eigenen vier Wänden der DJ‘s, die sich alle von Berufs wegen bestens mit der Auflegerei auskennen. Ein zukunftsgerichteter Blick nach Mülheim.
AUSBLICK
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SYNERGIE-MOTOR
DER BLOOOM AWARD BY WARSTEINER Als „weltweit erste interdisziplinäre Messe für Kunstschaffende aus der Kreativwirtschaft“ bezeichnet sich die BLOOOM – the creative industries art show – im Rahmen der ART.FAIR Ende Oktober. Und sie beweist den dahinter stehenden Austausch-, Kooperations- oder, noch kürzer, Synergie-Gedanken: unter anderem durch den BLOOOM Award by Warsteiner, der zum zweiten Mal Künstlern und Kreativschaffenden jeglicher Art einen Platz auf der Messe und eine Chance zum Durchbruch gibt. Neues aus den Bereichen bildende und darstellende Kunst, Design, Musik, Mode, Literatur, Film, Rundfunk,
Architektur, Presse, Werbung, Software und Games – genauer betrachtet von null22eins.
DIE KLASSE DER MASSE
CROWDSOURCING UND CROWDFUNDING FÜR DIE KREATIVITÄT VON MORGEN Innovative Ideen und Projekte sind schon lange nicht mehr nur in hochbezahlten „Kreativ“-Abteilungen exklusiver DesignerLabels zu finden. Kreativität findet in vielen Köpfen statt. Das erkennt auch zunehmend die Arbeitswelt. Mit „Crowdsourcing“ hat sich hierfür ein neuer Begriff etabliert, der seinen Einzug in die Wirtschaft von morgen hält. Getragen wird dieses Prinzip der Arbeitsteilung durch einfachere, virtuelle Austauschwege des Kommunikationszeitalters und durch die Einstellung vieler Menschen, sich nicht in ein festes Berufsbild pressen zu lassen. Die Hintergründe von Crowdsourcing sind vielfältig und komplex und gerade für die Kreativwirtschaft hochspannend. Während über Crowdsourcing ganz konkret die Kreativität und die Ideen einer breiten Masse genutzt werden, ist in Deutschland in den vergangenen Jahren Schwung in eine weitere „Massenbewegung“ gekommmen. Quasi als Spiegelung der Innovationskraft von Crowdsourcing entstehen im Internet immer pro-
fessionellere Plattformen, um Projekte aus der Ideenwelt in die Realität zu führen. Das so genannte Crowdfunding lässt die Masse entscheiden, ob etwas Neues und Kreatives seine Umsetzung in die Wirklichkeit findet. „Massen-Spenden-Sammeln“ für Musik- und Filmprojekte, für Publikationen und einmalige Events, für Spiele oder neue Produkte… null22eins stellt die neuen Ansätze für die Kreativwirtschaft vor und zeigt neue Wege zur Verwirklichung von Kunst- und Kultur-Projekten, auch in Köln.
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