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TEXT JUTTA PERSON
Stefanie Hetze: »Die Kunden, die diesen Laden betreten, erwarten eine persönliche Auswahl«
Kreuzberg Connection Stefanie Hetze ist eine Quereinsteigerin im Buchhandel. Und betreibt mit der Dante Connection eine italienische Wunderkammer in der Berliner Oranienstraße, der vielleicht spannendsten Lesemeile der Republik.
D
er Weinladen heißt hier »Suff«, ein paar Häuser weiter steht die Boutique »Verrutschi«, die Eisdiele mit dem klingenden Namen »Leck mich« hat wieder zugemacht. Dazwischen türkische Friseursalons, internationale Imbisskultur, Touri-Kneipen, Import-Export-Läden. Manche Straßen wirken wie gepflastert mit den Bildern – oder besser: den Klischees – ihrer eigenen Geschichte. Die Kreuzberger Oranienstraße, Hauptschlagader des alten Berliner Postleitzahlenbezirks »SO 36«, ist
börsenblatt 31 | 2011
so ein Fall von starker Überfrachtung. In den 70ern und 80ern war sie ein Zentrum alternativer Bewegungen; Hausbesetzer und Straßenschlachten machten sie bundesweit bekannt. Heute präsentiert sich die Alternativkultur konsumfreundlich aufbereitet, aber die Traumreste vom schöneren und gerechteren Leben hängen immer noch zwischen den Häusern. Dass die Oranienstraße eine spannende Schlenderzone ist, liegt ganz entscheidend an den so üppig vertretenen wie gut spezialisierten
Buchhandlungen und Antiquariaten. Mittendrin, in einem schönen, dezent orangen Gründerzeitbau an der Ecke zum Oranienplatz: die Buchhandlung Dante Connection, die »Literatur aus Italien und anderen Kulturen« präsentiert, wie man an der Fensterscheibe ablesen kann. Die Dante Connection ist gewissermaßen ein Oranienstraßen-Urgestein; gegründet wurde sie in den 80er Jahren von der Italienerin Giuliana Giuliani. »Die Buchhandlung entstand im Umfeld der ersten Migrationswelle jüngerer Italiener,