HIGHLIGHTS AUS KUNST UND KULTUR
Im Sommer wird St.Moritz zum Hotspot
SCHWERPUNKT | NZZ AM SONNTAG, 16 MÄRZ 2025

Im Sommer wird St.Moritz zum Hotspot
SCHWERPUNKT | NZZ AM SONNTAG, 16 MÄRZ 2025
KraftvolleOrchesterund talentierte Solisten berühren unsere Herzen undentführen unsinandere Welten.Besonders unterfreiemHimmel werden Musikerlebnissezum unvergesslichen Fest fürdie Sinne. BesuchenSie im Sommer dieschönstenFreiluftarenen: die Seebühne in Bregenz, den SteinbruchinSt.Margarethen, die Burg Olavinlinna in Finnland und viele mehr.
Juli 2025 |Buchungscode: imfsavo
DieSavonlinna Opernfestspiele, 1912 vonder finnischenOpernsängerin Aino Ackté gegründet,ziehenjedes Jahr Klassikfans ausder ganzen Welt an.Die mittelalterliche Olavinlinna-Burg, malerisch auf einerInsel im Saimaa-SeeinFinnland gelegen, bieteteine beeindruckendeKulisse für die Aufführungen.
Juli–August2025 |Buchungscode: imbreg
DieBregenzer Festspiele2025 versprechen einspektakuläres Kulturerlebnis: Auf derweltberühmtenSeebühne wird Carl Maria vonWebers«DerFreischütz» in einer imposanten Inszenierung vonPhilipp Stölzlgezeigt. Vom17. Juli bis18. August 2025 erwartet dieBesucher ein einzigartigesZusammenspielaus Musik, Kunstund Natur vorder Kulisse desBodensees
Juli–August2025 |Buchungscode: immace
Ganz neuinunserem Programm:das MacerataOpera Festival! ErlebenSie unvergessliche AufführungenimeinzigartigenFreilufttheater Sferisterio.2025 erwarten SieVerdis «Rigoletto» und«Macbeth» sowie Lehars charmante Operette «LaVedovaAllegra». DieKombination auserstklassigerAkustik,innovativer Inszenierung und italienischemFlair wird Siebegeistern.
August 2025 |Buchungscode: immuge
So berühmtÖsterreichfür seine Komponistenist,sobekannt istÖsterreich auch für seine Festspiele.Inder imposantenSzeneriedes Steinbruchs vonSt. Margarethen im Burgenland erschallen Opernklänge. Nur einen Steinwurfentferntanden SeefestspielenMörbischberührtdie romantische Naturkulisse desNationalparks Neusiedlerseegenauso wie die kunstvollenInszenierungen aufdem Wasser
twerenbold.ch oder 056 4848484 www.twerenbold.ch/musikreisen
Teammitglieder von NZZ Content Creation verraten einen Tipp auf ihrer Kulturagenda.
Eigentlich bin ich kein Fan vom «Ausgang», da mir um 22.00 Uhr meistens die Augen zufallen Aber für die Lange Nacht der Museen jeweils im September finde ich jedes Jahr Energie – die 25 Ausgabe steht am 6. September an. Mehr als 40 Zürcher Museen öffnen bis spät in die Nacht ihre Türen und bieten Kunst, Geschichte und Wissenschaft in einer besonderen Atmosphäre. Neben faszinierenden Ausstellungen und inter-
aktiven Programmen – letztes Jahr konnte ich zum Beispiel Brot backen – sorgt auch die Wanderung zusammen mit Freunden von Museum zu Museum in der spätsommerlichen Nacht für Magie. Ein unvergesslicher Abend für Kulturinteressierte, Nachteulen und solche, die es werden wollen. langenacht-zuerich.ch
«Wir sind Familie Claudia, Uwe und Justine Hagen und möchten Euch die Welt der Eulen zeigen mit den Waldohreulen Luna, Frodo und den Steinkäuzen Nadua und Aureus», so steht es bei meinem Fundstück namens Eulenglück geschrieben. Lust auf einen Erlebnisspaziergang mit Eulen? In Stein im St. Galler Toggenburg ist
dies möglich. Ein solcher Trip durch die Natur dauert 60 bis 90 Minuten und kostet mit Eule 80 Franken als Erwachsener und 55 Franken als Kind; Begleitpersonen ohne Eule schlagen je mit 30 Franken zu Buche. eulenglueck.ch
Klein und fein – und dies in einem malerischen
Setting: Wer sich für Literatur interessiert, sollte am verlängerten Pfingstwochenende vom 6. bis 8. Juni nach Appenzell fahren! Dann nämlich findet dort zum sechsten Mal das Literaturfestival KleinerFrühlingstatt. Der Event ist eine Hommage an die (zeitgenössische) Literatur; auf
dem Programm stehen aber auch musikalische Intermezzi wie Barmusikabende oder ein sonntägliches Matinee-Konzert Die Lesungen finden in der Kunsthalle sowie an verschiedenen Orten im Dorf statt. kleiner-fruehling.ch
Reunions von Bands der 1990er Jahre sind angesagt: Take That, Spice Girls, Oasis Obwohl ich kein Fan von Boy- oder Girlgroups war, hatte ich zu der Zeit eine (mir etwas peinliche) Schwäche für die Sugababes – den treibenden Groove und die lässigen Harmonien von Mutya Buena, Keisha Buchanan und Siobhán Donaghy, die an ihren Hits selber mitschrieben. Doch der Kommerzdruck machte den Schulfreundinnen zu schaffen und sie
verliessen die Gruppe eine nach der anderen und wurden ersetzt. Jahre später finden sie als erwachsene Frauen und Mütter wieder zusammen und erhaltennacheinemRechtsstreitauchihrenBandnamen zurück Jetzt machen sie Musik, weil sie es wollen. Nicht, weil sie müssen. Deshalb bin ich am 30 April in Zürich gerne beim Konzert dabei. sugababes.komi.io
Lange Zeit trifft sich die kulturelle Deutschschweiz nur an einem Ort im Tessin: in Locarno, an den Filmfestspielen. Das ändert sich im September 2015 mit der Eröffnung des Kunstund Kulturzentrums Lugano Arte e Cultura (LAC). Zum zehnjährigen Jubiläum organisiert das LAC am 12 September eine grosse Party für
alle. Tags darauf verweilen Familien bei unzähligen Performances. Um 16.00 Uhr gibt es eine Preview der Opernprojekte «La voix humaine» und «Cavalleria rusticana», die dann montags Premiere feiern. luganolac.ch
Die World Cheese Awards sind das globale Käseereignis: Vom 13 bis 15 November werden sie erstmals in der Schweiz ausgetragen, und zwar in Bern. Dazu wird die Bundeshauptstadt zur «Capital of Cheese». Neben dem Wettbewerb bei dem unter mehr als 5000 Käsen aus rund 50 Ländern die besten der Welt gekürt werden,
erwartet die Zaungäste ein vielfältiges Rahmenprogramm; unter anderem Einblicke in die Welt des Schweizer Käses, ein Swiss Fine Food Market sowie abwechslungsreiche Side-Events für Gross und Klein.
capitalofcheese.com
Kompositionsauftragvon OpernhausZürich gefördertdurch die Oper vonBeat Furrer opernhaus.ch/feuer
PREMIERE 23 MÄRZ 2O25
Die aktuelle Installation der international gefeierten Textilkünstlerin Claudia Caviezel im Kunsthaus St.Gallen wirft grundlegende Fragen zu Kreativität in Zeiten künstlicher Intelligenz auf – und findet eine triumphale Antwort. Von Silvia Tschui
Ein Computerspiel stürzt ab und eine Endlosbewegung flackert in Fehlfarben. Ein Bild wurde nicht ganz richtig kopiert, es entstehen Farbabstufungen, die verfremden, was man scharf und klar hätte haben wollen. Ein Fleck auf der Linse verwischt die Fotografie. Die meisten Menschen behandeln solche Fehler sogenannte «Glitches» als Ärgernis, starten den Computer neu, zerreissen die fehlerhafte Kopie, löschen das Bild. Claudia Caviezel, Trägerin des Schweizerischen Grand Prix für Design, schaut hingegen genau dann richtig hin. Wer bis zum 4. Januar 2026 die breite Treppe vom Foyer des Kunstmuseums St.Gallen zur Sammlung hochsteigt, den empfängt ihre grosse Installation «Glitch». Die eigentliche Hymne auf den Fehler ist ein Rausch, eine ungewöhnlich rhythmisierte Farbexplosion Der eigens für das Kunstmuseum St. Gallen entwickelte Wandbehang, sagt die vielfach preisgekrönte Künstlerin in ihrem lichtdurchfluteten Atelier in St.Gallen, solle die Bewegung und den Übergang von einer Welt in eine andere, vom Aussenraum ins Museumsinnere aufnehmen Gelingt, keine Frage Wer vor «Glitch» steht, weiss: fertig Alltag, ab hier Kunst! Die Installation erreicht aber viel mehr denn wie jede gute Kunst berührt sie den Betrachter nicht nur emotional oder visuell. Sie erlaubt ihm vielmehr zusätzlichen Interpretationsspielraum, fordert ihn spielerisch dazu auf nachzudenken eigene Fragestellungen zu entwickeln. Bei näherer Betrachtung ist «Glitch» politisch «Glitch» ist entstanden, indem Caviezel auf einer Mexiko-Reise erworbene Stickereien und einen historischen Siebdruck einscannt und diese dabei während des Scanvorgangs von Hand bewegt. Und so manuell die ursprüngliche Bedeutung des Wortes «Glitch» nachvollzieht Der Begriff, der heutzutage für eine kurzfristige Entgleisung in einem Computerspiel oder einem Programm steht, stammt aus dem deutschen «glitschen». Er erfährt einen sanften Bedeutungswandel übers Jiddische «gletschn», wo er eher für Ausrutschen steht, und wird erst via englische Programmier- und Gamersprache zur Beschreibung eines digitalen Fehlers umgemünzt. In «Glitch» wird dieser Fehler zum Programm. Mit dem manuellen Rutschen des Gewebes auf dem Scanner stört Caviezel die digitale «Kopie» des Gewebes bereits in der Entstehung. Sie schafft so gezielt visuelle Fehler, die sie in weiteren manuellen Arbeitsschritten zusätzlich verfremdet und neu rhythmisiert. Um sie schliesslich mit horizontal geschwungenen dunklen Elementen zu ergänzen. Diese nehmen bei näherer BetrachtungdenSchwungdesschmiedeeisernen Treppengeländers des Kunstmuseums St.Gallen auf. «Glitch» verbindet so gutschweizerische alte Schmiedekunst visuell mit lateinamerikanischen Textiltechniken und erhebt diese Kombination durch moderne digitale Mittel zu einem überraschend eigenständigen Sinneserlebnis.
Tradierte Handwerkstechnik aus Mexiko und der Schweiz, verfremdet mit digitaler Technik aus den USA – die grosse Wandinstallation kann, insbesondere in Zeiten, in denen in einer Vielzahl von Staaten isolationistische Kräfte dominieren, leicht als Hohelied auf ein multilateralistisches Welt- und Kulturbild gelesen werden.
Derwild-bunteTeppichwirftaberauch Fragen zum Status der Unschärfe zwi-
schen Technik, künstlicher Intelligenz und menschlicher Kreativität auf. KI generiert Bilder, Tondokumente und Videomaterial, die zunehmend nicht mehr von der Realität zu unterscheiden sind. Da rücken die Qualität und die Innovationskraft, die menschlichen Fehlern innewohnen, in scharfen Fokus.
Denn so wie jede biologische Weiterentwicklung auf einer Mutation in der DNA beruht – auf einem Fehler im Kopierprozess – und so wie in dieser Mutation stets die Gefahr des Scheiterns steckt, so entspringt auch jeder biologische Vorteil zunächst einem solchen Fehler
Was für die Biologie gilt, gilt auch für menschliches Fortschrittstreben: Erfolg und Scheitern, den Zwillingsbrüdern mit unterschiedlichen Schicksalen, liegt im Bereich neuer Ideen oft eine Mutation im Denken zugrunde, die man genauso gut Kreativität nennen könnte. Stets replizierte Stagnation führt hingegen zwangsläufig über die Zeit zu Stillstand und
Untergang. Auf künstliche Intelligenzen bezogen formulierten einige Theoretiker bereits vor rund drei Jahren die Theorie des «Modellkollapses». Sie gehen davon aus, dass KI ihren Datensatz zunehmend mit eigenproduzierten Inhalten füttert und sich so selbst bis hin zur Unbrauchbarkeit bastardisiert Diese Gefahr, und darin liegt die tröstliche Aussage von Caviezels «Glitch», besteht für Menschen nicht.
Caviezels Werk sprengt jeden Rahmen
Sie besteht dann nicht, wenn wir uns auf ihre ureigenen Fähigkeiten besinnen. Wie schön ist es, wagemutig Fehler zuzulassen, sie gar heraufzubeschwören, mit ihnen zu spielen und zu Neuem zu formen. Wie schön ist es, überhaupt sinnlich tätig zu sein, sagt denn auch Caviezel, die «immer möglichst lange im Analogen bleiben» will. Das bedeutet: kneten, malen, mit Materialien experimentieren,
fotografieren reisen mit anderen Menschen in unterschiedlichsten Bereichen Kooperationen eingehen, «möglichst selten in den Computer starren». Bei Caviezel werden mit diesem Ansatz zufällige Farbkombinationen aus der Kinderknetmasse Play-Doh zu einer Bekleidungskollektion, die in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Collectif mon Amour im Geschäft BIG an der Bahnhofstrasse zu kaufen war Tropfen aus Wasserfarbenpigmenten, die während des Trocknens einen überraschenden Farbverlauf bilden, finden sich vergrössert auf Bettwäsche bei Möbel Pfister Die fast vergessene japanische Drucktechnik Riso inspiriert die geometrischen Flächen des im Onlineshop ZigZag zu kaufenden Duschvorhangs «Risografia» und, weiter überarbeitet, Kelim-Teppiche, von denen letzte Exemplare aktuell noch bei Möbel Pfister im Ausverkauf sind. Aber nicht nur ins Inland reicht Caviezels lebensfroher Ansatz, ihre Designs sieht man auf
Michelle Obamas Roben oder auf den Laufstegen für Modelabels wie Vivienne Westwood, Louis Vuitton oder Akris. Einziger Wermutstropfen: Einen eigenen Shop, auch online, unterhält Caviezel noch keinen. «Im Moment ist es mir noch wichtiger, neben der nötigen Administration genügend Zeit fürs Ausprobieren, Kreieren eigentlich fürs Spielen offen zu lassen.»
Ausprobieren, kreieren, spielen. Ergänzt durch Offenheit, Neugierde und Kollaboration über geografische und kulturelle Grenzen hinweg – diese Grundlage urmenschlicher Innovationskraft, der zwar immer das Scheitern innewohnt, die aber Neues und Fortschritt überhaupt erst zulässt, dieses unbändige Hoch auf die Kraft des Fehlers ist bei Claudia Caviezel besonders triumphal gelungen.
Kunstmuseum St Gallen: «Glitch», Claudia Caviezel, bis 04.01.2026
Claudia Caviezel (1977) ist Trägerin des Schweizerischen Grand Prix für Design sowie insgesamt fast 20 weiteren nationalen und internationalen Designpreisen. Zuletzt führte ein Stipendium des Zuger Ateliers Flex die Künstlerin für drei Monate nach Japan, eine Reise, die in der Ausstellung «Claudia Caviezel: Colour x Culture x Craft» in Tokio mündete Von September 2023 bis Januar 2024 widmete ihr das Zürcher Museum für Gestaltung eine grosse Ausstellung unter dem Namen «Caleidoscope» International ist und war Caviezels Arbeit von grossen US-Städten wie New
York, Los Angeles oder Massachusetts über europäische Stationen wie Madrid und Paris bis in den asiatischen Raum mit Stationen in Korea, China oder Indien immer wieder in Museen zu sehen. Für den Schweizer Pavillon der World Expo 2017 in der kasachischen Hauptstadt Asana gestaltete sie in Kollaboration mit dem Schweizer Atelier Oi die Fassade Caviezel hatte Positionen bei den Schweizer Haute-CoutureHäusern Jakob Schläpfer und Akris und arbeitet seit 2020 selbständig an eigenen Projekten. Sie lebt und arbeitet mit ihrer Familie in St Gallen.
Die Fondation Beyeler zeigt erstmals die Sammlung Hersaint – 50 der rund 150 Werke. Ihr Gründer, Claude Hersaint, hatte ein bewegtes Leben und war vom Surrealismus fasziniert Von Gerhard Mack
Hausengel»
So einem Monster möchte man in keinem Albtraum begegnen: In grellen Farben tanzt es riesenhaft vor einer Berglandschaft Einen behuften Fuss rammt es mit lachender Fratze in die Erde, der andere schwebt in der Luft und ist mit Nägeln bestückt Aus einem Bein wächst ein zweites Ungetüm. Max Ernst hat dieses Bild 1937, kurz nach dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs, gemalt. Dass er es «Der Hausengel» nannte, kann man wohl nur als Vorahnung der Schrecken von Zweitem Weltkrieg und Holocaust deuten. «Das ist eine Analyse, die erst später vorgenommen wurde», sagt Evangéline Hersaint, «für mich als Kind war es mein Freund, mein Vertrauter und mein Beschützer.» Längst
ist es zu einer Ikone des Surrealismus geworden, damals hing es in der Wohnung ihrer Eltern Claude und Françoise Hersaint
Der Banker war eng mit Max Ernst befreundet und hatte das Werk von ihm direkt erworben Er kam 1904 in einem intellektuellen grossbürgerlichen Haushalt in São Paulo zur Welt. Die Familie stammte aus Elsass-Lothringen und war im 19 Jahrhundert nach Brasilien ausgewandert. Sein Vater war Arzt. Die Kinder schickte man zur Ausbildung nach Frankreich. Claude Hersaint besuchte Gymnasium und Universität in Paris. Und tauchte ins kulturelle Leben der Metropole ein Dem Philosophen Henri Bergson stand er nahe. Mit 17 Jahren kaufte er 1921 bei der ersten Aus-
stellung von Max Ernst ein kleines Bild, das einen Vogelkäfig zeigt. Ein Schulfreund hatte ihn zur Vernissage mitgenommen.
Bald bewegte sich Claude Hersaint in der Surrealistenszene. Er sah 1925 deren erste Ausstellung und entwickelte eine Leidenschaft für den Surrealismus. Max Ernst wurde zum Gravitationszentrum. Dessen Gemälde «Die ganze Stadt» wurde sein lebenslanges Lieblingsbild. Mit Schriftstellern wie Jacques Lacan, Georges Bataille und Paul Éluard war er befreundet. Er schwärmte für Hölderlin und die deutsche Romantik und interessierte sich, wie viele Künstler und Intellektuelle,fürPsychoanalyse.MitSalvador Dalí, René Magritte, Man Ray, Picasso und vielen anderen Künstlern war er bes-
tens bekannt. Als er mit seiner ersten Frau Hélène Anavi 1942 vor den Nazis fliehen musste, tauchte er in New York in die Exilantenszene mit Robert Oppenheimer und Claude Lévi-Strauss ein und traf dort neben vielen Galeristen und Künstlern auch Angelo Giuseppe Roncalli, den späteren Papst Johannes XXIII.
Viele Bilder waren «verschwunden»
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Claude Hersaint nach Frankreich zurück und musste feststellen, dass viele Bilder aus seiner Sammlung «verschwunden» waren, wie seine Tochter erzählt. Sie sucht bis heute nach ihnen. Die Sammlung die sie mit ihrer Mutter bis zu
deren Tod 2023 betreute, umfasst heute rund 150 Werke. Fünfzig davon sind derzeit in der Fondation Beyeler in Riehen (BS) zu sehen. Viele sind Ikonen des Surrealismus und als anonyme Leihgaben aus grossen Ausstellungen bekannt. Dazu zählen René Magrittes «Der Schlüssel der Träume», ein Spiel mit der Bezeichnung und Darstellung von Gegenständen, das die freie Assoziation feiert und ironisch auf Sigmund Freuds Psychoanalyse Bezug nimmt. Oder Salvador Dalís «Das kleine Spiel», das wegen seiner skatologischen Details einen Skandal auslöste. Aber auch Werke von Victor Baumer, Yves Tanguy und André Masson. Picasso ist als bissiger Anreger des Surrealismus präsent. Malerinnen
ist eine eigene Sektion gewidmet mit umwerfenden Bildern von Dorothea Tanning und der tschechischen Künstlerin Toyen, die sich einen geschlechtsneutralen Namen zulegte. Maler wie
Jean Dubuffet weiten das Spektrum vom Surrealismus weg. Sein bezauberndes grünes Gemälde «Die Kuh im Einweckglas» hing im Kinderzimmer von Evangéline Hersaint
Die Werke sind dialogisch mit eigenen Beständen der Fondation Beyeler inszeniert und ergänzen sich dabei aufs Schönste. Picassos Porträt von Paul Éluard in Frauenkleidern von 1937 fügt sich in die Beyeler-Picassos ein. Die schmerzhaften Gemälde von Toyen und Dorothea Tanning öffnen einen Spannungsbogen zu viel späteren Werken von Louise Bourgeois. Im grössten Ausstellungssaal begegnen sich Alberto Giacometti und Balthus in einem ebenso offensiven wie intimen Zwiegespräch. Beide haben sich gekannt und geschätzt
Claude Hersaint hatte Balthus vor dem Zweiten Weltkrieg kennengelernt und nach Kriegsende mit einer Gruppe von Mäzenen finanziell unterstützt. Dafür erhielt er Gemälde. Unter anderem ein Porträt, das den Sammler mit verschattetem Gesicht zeigt und seinem Bedürfnis nach Diskretion Ausdruck gibt, und das epochale Werk «Passage du Commerce-Saint-André». Um es zeigen zu können, musste der Sammler in Paris in eine andere Wohnung umziehen. Da er diesen Aufwand schon viel zu teuer fand, liess er die Wand hinter dem Gemälde nicht tapezieren, wie seine Tochter amüsiert erzählt. Es wurde deshalb nicht oft ausgeliehen. Das riesige Format dürfte auch der Grund sein, warum es sich seit langem als Dauerleihgabe in der Fondation befindet und nicht mehr bei der Familie ist. Aber nicht nur! Dass diese hochkarätigen Werke nun gerade in der Fondation Beyeler zum ersten Mal überhaupt als Sammlung Hersaint ausgestellt werden, hat mit der persönlichen Beziehung des Sammlers zu
Ernst Beyeler zu tun Claude Hersaint kannte den Galeristen schon in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg als der noch ein kleines Antiquariat betrieb Damals kam der Banker oft geschäftlich nach Basel und schaute bei Beyeler vorbei. Es entwickelte sich eine Freundschaft, die bis zum Tod Hersaints 1993 andauerte. Dass der Sammler nie bei Beyeler gekauft hat, trübte dasVerhältnis nicht Er fand dessen Preise einfach zu hoch. «Es war für ihn so, als ob man Butter in der Konditorei kaufen würde, das fand er nicht lustig», erzählte Evangéline Hersaint dem Kurator Raphael Bouvier in einem Gespräch. Der Galerist war in der Zwischenzeit längst selbst zum Sammler geworden und hatte andere Pläne: Als er daranging ein Museum für die eigene Kollektion zu errichten, rief er von der Skipiste in St. Moritz aus an und fragte Claude Hersaint ob er nicht seine Sammlung in eine Stiftung einbringen und in Beyelers Museum zeigen wolle. Man könnte einen eigenen Surrealistenflügel schaffen. Die sind in der Fondation untervertreten. Doch Hersaint wollte nichts festzurren, über seine Sammlung sollten seine Frau und seine Tochter befinden. Die haben nun entschieden, nach vielen anonymen Leihgaben mit dem Namen der Sammlung an die Öffentlichkeit zu gehen, und dafür die Fondation Beyeler gewählt. Zumindest für eine begrenzte Zeit wird sienundochzumZuhausederexquisiten Sammlung. Und vielleicht wird das Jahrhundertwerk von Balthus ja noch die eine oder andere Dauerleihgabe als Gesellschaft bekommen.
Fondation Beyeler: «Der Schlüssel der Träume», Surrealistische Meisterwerke der Collection Hersaint bis 04.05.2025
«Die ganze Stadt» von Max Ernst wurde zum lebenslangen Lieblingsbild von Claude Hersaint
Der Hotelier Felix Schlatter erzählt, wie das 1956 als Genossenschaft gegründete Kulturzentrum Laudinella in St.Moritz die ganze Region veränderte –und zum Hotel wurde. Von Manfred Papst
Niemand weiss über das Kulturleben im Engadin mehr zu erzählen als Felix Schlatter Der gebürtige Zürcher, der in Uetikon am See aufwuchs, hat hier jahrzehntelang als Hotelier gewirkt und bewiesen, dass man zugleich ein Idealist und ein erfolgreicher Unternehmer sein kann. Unter seiner Ägide hat sich das Hotel Laudinella in St. Moritz wie gleichzeitig das Hotel Wedina in Hamburg zu einem Zentrum der Literatur und Musik entwickelt. Der 77-Jährige hat sich inzwischen aus dem operativen Geschäft zurückgezogen; sein Sohn Christoph, der die väterliche Kulturbegeisterung geerbt hat, führt nun zusammen mit seiner Frau Myriam das Familienunternehmen weiter Mit dem «Laudinella», dem «Reine Victoria», dem «Corvatsch» und dem «Lej da Staz» umfasst es vier Häuser von ganz eigenem Charakter
Faktor Jott Jenny
Vater und Sohn teilen die Meinung dass sich der Ferienort St.Moritz mit Christian Jott Jenny (siehe Interview auf Seite 9) als Gemeindepräsident höchst positiv entwickelt hat. Dass ein Künstler, dazu einer aus dem Unterland, als Magistrat zunächst einmal polarisierte, liegt für beide auf der Hand. Doch nach ihrer Überzeugung hat sich der Sänger Entertainer und langjährige Impresario des Festival da
Jazz auch als Amtsperson bewährt. «Mit Jenny gab es eine kulturelle Zeitenwende für St.Moritz», sagt Felix Schlatter «In früheren Jahrzehnten musste die Kultur als Bittstellerin auftreten und stiess mitunter auf Herablassung oder Unverständnis. Jetzt wird ihr auf Augenhöhe begegnet und im Bewusstsein, dass sie nicht nur unterstützt werden will, sondern auch etwas zu bieten hat. Zudem versteht Jenny es, das St Moritz der Einheimischen und das St. Moritz der Gäste zu verbinden. Das ist essenziell für die Entwicklung des Orts.»
Dass Jenny 2022 für eine zweite Amtszeit gewählt wurde, hat die Schlatters nicht überrascht «Er tritt in die Fusstapfen von Hans Peter Danuser, der von 1978 bis 2008 als Kurdirektor von St.Moritz waltete und zu seiner Zeit ein Vorreiter war», sagt Christoph Schlatter «Das Gleiche gilt für Jenny. Er ist unprätentiös, und das passt zu St.Moritz.» Der Vater hofft, dass Jenny noch eine Amtszeit dranhängt und das Präsidium der Kulturstiftung übernimmt.
Felix und Christoph Schlatter haben die Hotelfachschule Lausanne besucht.
Danach zog es sie in die Welt hinaus: den Vater in die USA den Sohn nach Asien. Doch beide kamen nach ihren Wanderjahren wieder zurück; Vater Felix zunächst als Praktikant im Hotel Bad Tarasp Als 24-Jähriger wurde er 1971 Chef de Réception im Hotel Schweizerhof in St. Moritz. Dort machte er eine steile
Karriere: Zwei Jahrzehnte lang blieb er dem Haus treu, 15 Jahre davon als Direktor Dann entschied die Besitzerfamilie, das Hotel fortan selbst zu führen. 1994 übernahm Felix Schlatter das «Laudinella» am gleichen Ort. Für die Kulturwelt war das ein Glücksfall, denn der aufstrebende Hotelier kam aus einer musischen Familie: «Mein Vater war Musiklehrer in Zürich», erzählt er «Er leitete Chöre, gab Geigen- und Klavierunterricht, fuhr mit dem Vélosolex von Schulhaus zu Schulhaus, während die Mutter eine ausgebildete Pilotin, die ihren Beruf um der Familie willen aufgegeben hatte, eine passionierte Leserin war In der Familie sollte jeweils der älteste Sohn eigentlich Pfarrer werden, aber ich brach aus dem Schema aus und wurde Hotelier Gleichwohl trug ich das elterliche Erbe weiter.»
Das «Laudinella», das Felix Schlatter übernahm, war kein eigentliches Hotel, sondern eher ein Freizeitheim für Chöre und ein Tagungszentrum mit christlich-
bildungsbürgerlichem Einschlag, für dessen Aufstieg seit 1955 der Kirchenmusiker undPfarrerHannesReimannverantwortlich war Er leitete Jugendsingwochen und mietete sich dazu in einem Hotel namens Olympia Metropol ein, das heute ein Teil des «Laudinella» ist.
Kultur mit Komfort 1956 gründete er die Genossenschaft Laudinella und kaufte das Gebäude sowie den benachbarten Engadinerhof, ein baufälliges Hotel, das längere Zeit leer gestanden hatte. Von vielen wurde er belächelt, weil er immer mit einem schmalen und wackligen Budget hantierte, aber sein Haus wurde zur Keimzelle des Kulturlebens in St. Moritz. In den 1960er Jahren wurden die beiden Gebäude zu einem verbunden, und der ehemalige Speisesaaldes1895erbauten«Engadinerhofs» wurde zu einem Konzertsaal umfunktioniert.
Gelegentliche Theateraufführungen oder Konzerte hatte es in St.Moritz zwar schon vorher gegeben, aber sie fanden nur in den grossen Hotels und in den Kirchen statt. Im «Suvretta» wirkte der Dirigent Rudolf Baumgartner der Gründer der Lucerne Festival Strings; im «Reine Victoria» trat Herbert von Karajan auf, der in der nahen Chesa Solaris residierte; heute ist der Konzertsaal des Hotels nach ihm benannt. Auch im «Kulm» gab es gelegentlich Gast-
spiele bekannter Ensembles. Doch das «Laudinella» war anders: Da kam die Kultur von innen heraus.
Felix Schlatter erinnert sich an sein erstes Erlebnis dort: «Hannes Reimann dirigierte das ‹Deutsche Requiem› von Brahms. Die Bühne war viel zu klein für den Chor und das Orchester, es war stickig und eng, aber das Konzert war überwältigend.» Im «Laudinella» gab es vor Schlatters Zeit viel Kultur, aber wenig Komfort: Das Restaurant, das erste in St. Moritz mit Selbstbedienung, glich einer Kantine. Die ganze Atmosphäre erinnerte eher an Seminarräume als an Ferienkomfort.
Am Karsamstag, 19 April, um 15.00 Uhr führen das Vokalensemble incantanti unter Leitung von Christian Klucker, unterstützt von Solisten und dem Barockorchester Capriccio, in der Brigitte & Henri B. Meier Concert Hall im Hotel Laudinella die Johannespassion BWV 245 von Johann Sebastian Bach auf. Sie zählt neben seiner Matthäuspassion BWV 244 zu den bedeutendsten sakralen Werken der Musikgeschichte.
FelixSchlatterspürtesofort,dasserdas ändern musste, und er tat es in kleinen Schritten, dafür nachhaltig Er baute das kulturelle Angebot aus, nahm aber auch Rücksicht auf die anderen Bedürfnisse der Gäste: «Sie kommen ja nicht in erster Linie nach St.Moritz, um sich weiterzubilden», sagt er «St.Moritz ist nicht Sils mit seiner Nietzsche-Tradition und dem ‹Waldhaus›. Beim literarischen Angebot muss man auch berücksichtigen, dass mehr als die Hälfte der Gäste nicht deutschsprachig ist Mit musikalischen Darbietungen im Konzertsaal mit seinen 450 Plätzen hatte man es da leichter.» Erstseit1992wurdedasKulturzentrum Laudinella als Hotel bezeichnet, und nach wie vor hatte die Genossenschaft das Sagen. Da die Gemeinde dem Haus ein Darlehen gewährt hatte, durfte sie dessen Saal für ihre Zwecke nutzen, und als das Darlehen in Anteilscheine umgewandelt wurde, war sie plötzlich der grösste Genossenschafter Das machte die Sache nicht einfacher doch Schlatter gelang es, nach und nach den Hotelgedanken umzusetzen und den Betrieb in eine Aktiengesellschaft zu verwandeln. Er versprach den Genossenschaftern, den Kulturauftrag nicht zu verraten. Er hat Wort gehalten, und auch unter der Leitung von Christoph und Myriam Schlatter ist das «Laudinella» ein Synonym für die Verbindung von authentischer gehobener Gastronomie und einem vielfältigen Kulturangebot geblieben.
Christian Jott Jenny ist seit 2019 Gemeindepräsident von St Moritz In dieser Zeit hat er schon viel bewegt
Herr Jenny, Sie waren vor allem als Sänger, Entertainer und Impresario des Festival da Jazz bekannt, als Sie als Zürcher 2019 überraschend zum Gemeindepräsidenten von St Moritz gewählt und 2022 im Amt bestätigt wurden Ist in Ihrer politischen Funktion Kultur ein Dossier unter vielen?
CHRISTIAN JOTT JENNY: Die Kultur ist natürlich wichtig. Sie käme für mich immer an erster Stelle. Zuvor muss ich mich aber um Kläranlagen, Beerdigungen und andere Dinge kümmern Konkret: Als Gemeindepräsident muss man irgendwo Generalist sein. Am besten hat man Freude und Interesse an ganz vielen Dingen. Aber vor allem an all den mannigfaltigen Menschen, die irgendetwas von einem wollen.
Wo stand das Kulturleben im Engadin, als Sie Ihr Amt antraten? Kultur und Kunst hatten bis vor rund zehn Jahren einen schweren Stand neben dem grossen Bruder Sport. Bei Sportanlässen wurde meist mit der grossen Kelle angerichtet – Bundesbeiträge, Militär, TV-Übertragungen, der ganze Zirkus. Kulturanlässe hatten es nicht immer einfach, daneben zu bestehen. Unterdessen haben Kunst und Kultur einen grossen Sprung gemacht und sind in den Köpfen der Gäste und der Einheimischen angekommen.
Was hat sich seither verändert?
Endlich scheint man zu verstehen, dass Kultur nicht «nice to have» ist, sondern auch ein wirtschaftlicher Faktor Nicht umsonst verfolgt St.Moritz Tourismus «Kultur, Kunst, Genuss» als verankerte Verkaufsstrategie. Ich finde es grossartig, dass wir heute mehr auf unsere Diversität setzen statt nur auf Wintersport. Den ich übrigens sehr liebe.
Worauf sind Sie besonders stolz – und wo sehen Sie noch Baustellen?
Auf die neue Kulturstiftung St.Moritz. Mit ihr ist Kultur definitiv in der DNA von St.Moritz verankert und ermöglicht es uns nachhaltig neuartige und innovative Kulturprojekte mit internationaler Ausstrahlung zu fördern. Wenn wir es noch schaffen, all unsere phantastischen Infrastrukturen zu bündeln und besser zu bespielen, sehe ich hier ein riesiges Potenzial für die Zukunft.
Vertreten Sie in Ihrem Amt vor allem die Anliegen der Gemeinde St Moritz oder sind Sie auch eine Art Kulturminister für das ganze Engadin?
In einer Randregion ist der Blick über die Gemeindegrenzen unausweichlich. Ich sehe mich aber nicht als der Oberbefehlshaber für die Region. Ich versuche, Dinge zu ermöglichen, und bin gut vernetzt. Möglicherweise kann ich da und dort Menschen mit Ideen unterstützen.
Muss sich der St Moritzer Kulturbetrieb vor allem auf die Feriengäste ausrichten – oder sind die Einheimischen auch ein wichtiger Faktor? Man sollte grundsätzlich an beide Komponenten denken. Die Feriengäste sind natürlich unglaublich wichtig. Demgegenüber sind die Zeitfenster, in denen wirklich viele Gäste in St.Moritz sind, eher klein. Ein Kulturangebot, das auch den Einheimischen etwas bietet, ist am Ende für alle ein Gewinn.
Dass die Musik und die Bühne Ihnen besonders am Herzen liegen, darf man voraussetzen Wie halten Sie es mit den bildenden Künsten und der Literatur? «Ja, das Schreiben und das Lesen ist nie mein Fach gewesen», heisst es im «Zigeunerbaron». Man sollte wissen,
was man so richtig gut kann. Und vor allem auch, was weniger Gerne suche ich jeweils Leute, die besser sind als ich.
Der Kulturbetrieb ist immer auf Förderung der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft angewiesen Bringt das Sie als Magistrat in eine heikle Position?
Man sollte als Magistrat immer wissen, wann man in den Ausstand zu treten hat Dies ist mir bisher ganz gut gelungen. Sie sind im Kulturbetrieb bestens vernetzt Schafft das auch Begehrlichkeiten, gegen die Sie sich wehren müssen? Klar wollen oft viele etwas von mir Aber ich will ja auch oft von vielen etwas. Solche Begehrlichkeiten könnten vielleicht kurzfristig mühsam sein, sie sind aber auch ein Zeichen dafür, dass man auf meine Meinung zählt
Sponsoren erwarten für Ihr Engagement Gegenleistungen
Gibt es überhaupt noch Mäzene im klassischen Sinn?
Ja, die gibt es. Es gibt Menschen, die ihren Namen nicht überall lesen wollen. Ich finde den anderen Fall aber auch okay. Wie bei vielen subventionierten Anlässen wird bei uns jeder Sitzplatz mit ein paar Hundert Franken unterstützt. Sonst wären Tickets astronomisch teuer Folglich geben uns Sponsoren und Mäzene immer mehr, als sie rein rechnerisch bekommen.
Ludwig XIV war 72 Jahre König von Frankreich. Auch für den Gemeindepräsidenten von St Moritz gilt keine Amtszeitbeschränkung Das heisst St.Moritz hätte ihm sicher auch gepasst. Wir haben die Sonne schliesslich auf jedem Emblem. Ernsthaft: Ich habe nie sehr weit im Voraus geplant und fange im hohen Alter von 46 Lenzen auch nicht mehr damit an. Möglich, dass ich noch eine Runde dranhänge oder es zumindest versuche. Auch möglich, dass mich ein anderer Schicksalswink anlächelt und ich die Weiche in eine neue Richtung stelle. Von der Bühne her weiss ich: Timing ist alles.
Interview: Manfred Papst
Wie der Unternehmer
Henri B. Meier die Kultur im Engadin unterstützt.
Als langjähriger Finanzchef von Hoffmann-La Roche hat Henri B. Meier einen beträchtlichen Teil seines Lebens in Basel verbracht. Seinen Wohnsitz hat der 1936 im französischen Lourdes geborene Unternehmer am Zugersee. Mit dem Engadin fühlt er sich jedoch seit seiner Studienzeit an der Universität St.Gallen (HSG) verbunden. «Der Studentenverband entschied 1965», erzählt er, «ein internationales Skilager für Studenten aus der ganzen Welt im Engadin zu eröffnen. Drei Jahre lang fuhr ich jede Woche nach St Moritz ins Hotel Laudinella um die Neuankommenden zu empfangen. Während des Doktorandenseminars an der HSG war ich zudem ein halbes Jahr zur Aushilfe als Lehrer an der Mittelschule in Samedan tätig. In späteren Jahren verbrachte ich als Präsident der von mir gegründeten Firma HBM Bioventures ungezählte Wochenenden mit Kunden in St.Moritz.» Henri B. Meier gilt als Experte für Kapitalmarktfragen Von der Universität Basel wurde er 1999 als Ehrendoktor der Staatswissenschaften ausgezeichnet. Mit steigendem Wohlstand konnte er sich vermehrt auch seinen kulturellen Interessen widmen. Beethovens Sinfonien liebt er besonders Er wollte die Kultur jedoch nicht nur geniessen, sondern sie auch fördern. Aufgrund seiner Verbundenheit mit St.Moritz im Allgemeinen und dem Hotel Laudinella im Besonderen entschloss er sich die Renovation des dortigen Musiksaals zu einem qualifizierten Konzertsaal zu finanzieren. Er erstrahlt nun in neuem Glanz und ist mit seinerFlächevon300Quadratmeternder grösste Veranstaltungsraum des Hotels. Die Brigitte & Henri B. Meier Concert Hall, wie sie nun heisst, eignet sich mit ihrer integrierten Bühne für die verschiedensten Anlässe. «Ein besonders eindrückliches Erlebnis war für mich das Eröffnungskonzert im renovierten Saal mit dem Luzerner Sinfonieorchester», sagt der Stifter, «es zeigte das Bedürfnis der Engadiner nach mehr als nur Sport.» Im Weiteren unterstützt Henri B. Meier die Ausbildung auf allen Stufen –von der Primarschule (Pestalozzi-Schulcamp) über die Mittelschule (HBM Fondation) bis zur Hochschule (Professur für finanzielle Unternehmensführung Basel, Unternehmerschule an der Universität St.Gallen, Professur für Schweizer Wirtschaft am Babson College bei Boston). Sprich: Nicht nur in St.Moritz wird er als Grandseigneur und Mäzen alter Schule geschätzt. (pap.)
Premiere: Das Festival da Jazz St.Moritz präsentiert im Hotel Walther vom 17. bis 20. April erstmals Osterfestspiele – mit vier grossartigen Klavierabenden Von Manfred Papst
Dass das Festival da Jazz St. Moritz und das Hotel Walther in Pontresina für einzelne Anlässe zusammenspannen, ist nicht neu. Dass sie aber gleich viertägige Osterfestspiele gemeinsam veranstalten, ist eine Premiere. Am Gründonnerstag beginnt ein Reigen von vier Konzerten, mit dem das Festival, unterstützt vom Kanton Graubünden, seine «tour de charme»
fortsetzt und beiläufig seinen 18. Geburtstag einläutet. Im Zentrum der Darbietungen steht diesmal das Klavier; die Konzerttickets können mit oder ohne Dinner-Special gebucht werden. Das Hotel Walther zählt seit 1907 zu den ersten Adressen am Platz. Unter dem Namen Palace Hotel gehörte es zu jenen Alpenpalästen der Belle Époque, die mit einer Mischung aus Jugend- und Heimatstil aufwarteten Seit 2017 er-
strahlt das in dritter Generation von der Familie Walther geführte Vier-SterneSuperior-Haus, aufwendig renoviert und unter der Ägide der Designerin Virginia Maissen umgestaltet, in frischem Glanz. Der gravitätische Prunk von einst ist zeitloser Eleganz gewichen Doch in den Gesellschaftsräumen pulsiert nach wie vor das Hotelleben. Seit 1997 wirken Thomas und Anne-Rose Walther hier als umsichtige, aufgeschlossene Gastgeber
Der deutsche Entertainer und Musiker improvisiert zum Stummfilmklassiker «The Kid» auf dem Klavier. Von Manfred Papst
Der guten Beziehung zu Christian Jott Jenny ist es zu verdanken, dass der Musiker und Komiker Helge Schneider, der in Deutschland Hallen füllt, Jahr für Jahr ans Festival da Jazz kommt, um im DraculaClubvoreinemkleinen,erlesenen Publikum den Schlussabend zu bestreiten. Nun haben die beiden noch einen zusätzlichen Streich ausgeheckt: Am Ostersonntag (20 April) wird im Hotel WaltherCharlieChaplinsStummfilmklassiker «The Kid» (1921) gezeigt – mit Livemusik von Helge Schneider am Klavier «In dem Metier habe ich Erfahrung», erzählt der Entertainer dazu aufgeräumt:
«Schon als Zwanzigjähriger, als ich als Komiker noch gar nicht bekannt war, habe ich mir mein Geld verdient, indem ich Stummfilme von Klassikern wie Ernst Lubitsch begleitete. Im Carsch-Haus in Düsseldorf betrieb das Filminstitut ein Kino mit einer grossen Orgel, auf der ich oft spielte, auch in Frankfurt im Filmmuseum habe ich das gern getan.»
Auch Charlie Chaplins «The Kid» hat er schon mehrfach begleitet, zuletzt in Essen im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr Mit dessen langjährigem Intendanten Franz Xaver Ohnesorg, der 2023 überraschend starb hatte er sogar noch mehr Pläne für Chaplin-Begleitmusiken.
Helge Schneider hat in seinen Bewegungen und in seinem ganzen Humor etwas Chaplineskes: Deshalb war Christian Jott Jenny richtig glücklich, als er von der Idee hörte – zumal der Musiker kein im Voraus bestimmtes Programm abspult, etwa Ragtime-Stücke von Scott Joplin, wie man vielleicht erwarten
würde, sondern ganz aus dem Moment heraus agiert. «Ich sitze so dass ich die Leinwand sehen kann», sagt Schneider «Ich habe keine Noten bei mir und zitiere auch keine bekannten Melodien, sondern improvisiere ganz frei und lasse mich dabeivondenBilderninspirieren.Esisteine reine Illustrationsmusik Sie verstärkt die Gefühle die im Film gezeigt werden, oder nimmt Ereignisse wie Unwetter oder Missgeschicke tonmalerisch auf.»
Der Multiinstrumentalist hat sich auch schon überlegt, «The Kid» auf der Hammondorgel zu begleiten: Auf seiner gegenwärtigen Tournee führt er sogar eines dieser monströsen Instrumente aus seinem Fundus mit – ebenso wie seinen eigenen Flügel: «Damit ich mit ihm machen kann, was ich will.» Charlie Chaplins «The Kid» mit Helge Schneider am Ostersonntag: Mehr Lebensfreude und heitere Weisheit kann man sich kaum wünschen.
Sie sind stolz darauf, zur renommierten Vereinigung Relais & Châteaux zu zählen, und legen besonderen Wert auf hochwertige Kulinarik und ausgezeichneten Service.
Anke Helfrich
Ihr Hotel ist deshalb ein idealer Ort für die ersten Osterfestspiele des Festival da Jazz Diese umfassen vier Solokonzerte sowie die Vorführung eines Filmklassikers mit Livemusik Für den Auftakt am 17 April sorgt die Pianistin und Komponistin Anke Helfrich. Sie ist teils im badischen Weinheim, teils in Windhoek (Namibia) aufgewachsen und zählt heute zu den namhaften Vertreterinnen der europäischen Jazzszene. Studiert hat sie in Freiburg und Hilversum; dank ihres vorzüglichen Abschlusses gewann sie ein Stipendium, das sie nach New York führte. Dort erhielt sie Unterricht von Koryphäen wie Kenny Barron und Larry Goldings. Nach ihrer Rückkehr gründete Anke Helfrich 1996 ihr erstes Trio; auf ihrem Debütalbum mit dem zukunftsträchtigen Titel «You’ll See», das 2000 erschien, tat kein Geringerer als der Saxofonist Mark Turner als Gastsolist mit. Seither hat sie etliche Alben eingespielt, weltweite Tourneen absolviert und mit einem «who is who»derJazzszenezusammengearbeitet. Ihr jüngstes Album, «We’ll Rise», erschien 2023 bei Enja. In ihrer Musik, für die sie schon mit zahlreichen Preisen bedacht wurde, verbindet sie Eleganz und Temperament, Traditionsbewusstsein und Neugier Kantige Bebop-Stücke gehören ebenso zu ihrem Repertoire wie Blues und Balladen.
Clara Haberkamp
Aus dem Ruhrgebiet stammt Clara Haberkamp die den Abend am 18. April bestreitet. Die Pianistin ist in einem musikalischen Haushalt aufgewachsen: Ihre Eltern Thomas und Ilona Haberkamp sind bekannte Jazzmusiker Als Mitglied des Jugendjazzorchesters NRW und des Bundesjazzorchesters kam sie schon in jungen Jahren weit in der Welt herum. Neben ihrem Klavierstudium
liess sie sich auch in Gesang und Komposition ausbilden. 2012 legte sie sowohl ihr erstes Soloalbum als auch ihr erstes Trioalbum vor Sie tourte mit der Liedermacherin Susanne Betancor und dem Schauspieler/Sänger Gustav-Peter Wöhler und nahm auch eigene Songs auf, bevor sie sich wieder vermehrt aufs Klavierspielen konzentrierte Obwohl sie als intellektuelle Musikerin gilt, verlässt sie sich auf der Bühne am liebsten auf ihre Intuition: Die Reflexion solle ihrer Spontaneität nicht im Weg stehen, sagt sie.
Der jüngste Gast an den Osterfestspielen in Pontresina hat den weitesten Weg: Jesus Molina wurde 1996 in Sincelejo im Norden Kolumbien geboren. Mit zwölf Jahrenbeganner Saxofonzuspielen,drei Jahre später entdeckte er das Klavier als sein eigentliches Instrument Für einen Virtuosen seines Kalibers ist das relativ spät. Aber schon als Zwanzigjähriger gewann er eines der begehrten Stipendien der Latin Grammy Cultural Foundation, das in der Finanzierung eines Studiums an der weltbekannten Berklee College of Music in Boston bestand. Dort wuchs er zu einer der grossen Hoffnungen in der jungen Jazzszene heran. Er entwickelte einen Stil, der die Einflüsse von Oscar Peterson, Art Tatum, Erroll Garner und Bill Evans keineswegs leugnet, aber doch frisch und geradezu frech klingt. Er hat sichtlich Spass an halsbrecherischen Läufen, ist aber kein blosser Schnellspieler: Seine Solos sind durchdacht, seine Interpretationen haben Substanz. Im Rahmen des Festival da Jazz im vergangenen Sommer gab er im Dracula Club mit seinem Quartett ein atemberaubendes Konzert. Nun darf man doppelt gespannt darauf sein, wie der junge Mann, der schon mit Grössen wie dem Trompeter Arturo Sandoval, dem Gitarristen Mike Stern, dem Bassisten John Patitucci und dem Schlagzeuger Dave Weckl zusammengearbeitet hat, sich am 19 April solo präsentiert.
Infos und Tickets unter festivaldajazz.ch
Auf dem schönsten Platz der Limmatstadt ist am 13. und 14. Juni ein zweitägiges Live-Konzertprogramm mit dem Tonhalle-Orchester und dem Zurich Jazz Orchestra zu erleben: Eintritt frei, Qualität garantiert Von Manfred Papst
Es gibt in der Zürcher Altstadt wohl keinen schöneren und geschichtsträchtigeren Platz als den Münsterhof. Prachtbauten wie das Zunfthaus zur Waag oder das als barockes Stadtpalais konzipierte Zunfthaus zur Meisen sowie das Fraumünster mit seinen ChagallFenstern ziehen jährlich Hunderttausende von Besuchern an. Seit dem Mittelalter diente der Münsterhof immer wieder als Bühne für politische Auftritte aber auch für kulturelle Anlässe.
Diese Tradition führt die Tonhalle-Gesellschaft Zürich mit «tonhalleAIR» weiter: Am 13 und 14 Juni 2025 präsentiert sie erstmals ein zweitägiges Live-Konzertprogramm auf dem Münsterhof; künftig soll der Grossanlass alle zwei Jahre stattfinden. Das Konzept der vom Kanton Zürich unterstützten Veranstaltung ist bestechend: Der Eintritt ist frei, das Angebot richtet sich an alle Altersgruppen. Das Tonhalle-Orchester fungiert als Gastgeber es treten aber auch andere Ensembles auf Nachwuchsförderung und Vermittlung waren Leitbegriffe des Planungsteams.
Der Auftakt am Freitag, dem Dreizehnten, der tatsächlich kein Unglückstag sein soll, steht ganz im Zeichen von Superar Suisse und umfasst ein Mitsingkonzert mit Chören und Schulklassen, an dem insgesamt etwa 200 Kinder beteiligt sein werden, dazu ein Konzert mit den jüngsten Mitgliedern von Superar sowie eines mit seinem Orchester Superar ist ein gemeinnütziger, unabhängiger Verein, der kostenfreie Musikund Tanzausbildungen für Kinder und Jugendliche anbietet. Er will damit ihre persönliche Entwicklung unterstützen, aber auch das Zusammenleben in der Gesellschaft über soziale, sprachliche, kulturelle und religiöse Schranken hinweg verbessern. Der Unterricht findet ausschliesslich in Gruppen statt. Dank Superar können derzeit etwa 3200 Kinder in sieben Ländern (Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Bosnien und Herzegowina Slowakei, Rumänien, Ungarn), die sonst keinen oder nur geringen Zugang zu kultureller Förderung hätten, unterrichtet werden, rund 300 davon in der Schweiz. Im Namen des Vereins steckt das lateinische Verb superare, das überwinden bedeutet. Zum Patronatskomitee des von etlichen renommierten Stiftungen alimentierten Vereins gehören unter anderen Michael Häfliger Intendant des Lucerne Festival, oder Ilona Schmiel, Intendantin der Tonhalle-Gesellschaft Zürich
Am Abend des 13 Juni ist sodann ein spektakuläres Orchesterkonzert angesagt: Unter seinem Chefdirigenten Paavo Järvi spielt das Orchester die CarmenOuvertüre und Suite Nr 1 von Georges Bizet, das Klavierkonzert von Aram Khatchaturian und die Tänze aus «Galanta» von Zoltán Kodály Solist ist der Pianist Jean-Yves Thibaudet. Dass diese Spitzenbesetzung bei freiem Eintritt spielt, ist in der Tat ein besonderes Ereignis.
Tonhalle-Orchester
Das 1868 gegründete Tonhalle-Orchester ist ein Klangkörper mit einer reichen
Tradition: Unter Chefdirigenten wie Friedrich Hegar, Volkmar Andreae, Hans
Rosbaud, Rudolf Kempe und David Zinman hat es in den vergangenen anderthalb Jahrhunderten Geschichte geschrieben.
Unter dem Dirigat des gebürtigen Esten Paavo Järvi, der in den USA, Deutschland, Frankreich und Japan namhafte Orchester leitete, bevor er für die Saison 2019/20 nach Zürich berufen wurde, hat es nochmals entscheidende neue Impulse erhalten und begeistert nicht nur das Stammpublikum mit jedem Auftritt aufs Neue. Für die Zugabe, die auf dem Münsterhof zweifellos gefordert werden wird, hat der Maestro sich etwas Besonderes überlegt: Durch Social Media Voting kann sie vom Publikum schon im Vorfeld bestimmt werden. «Was Musik als Kunst kann», hat Järvi einmal festgehalten, «ist subtil, aber mächtig. Sie berührt unser ganzes Sein –in einer Welt in der es um effiziente Produktion geht, um Strukturen, die uns viel abverlangen. Wir müssen in dieser Welt ein Gegengewicht schaffen, ihr mit Menschlichkeit begegnen, zum Beispiel eben mit Musik.» Dieses Credo wird er zweifellos auch bei seinem Open-AirAuftritt umsetzen.
Am Samstag, dem 14 Juni, betritt eine ganz andere Zürcher Spitzenformation die Bühne auf dem Münsterhof: das Zurich Jazz Orchestra. Unter der Leitung von Ed Partyka und verstärkt durch 17 Musikerinnen und Musiker des Tonhalle-Orchesters,spieltesinzweiSetsvon je einer Stunde Werke von George Russell, Charlie Parker und Duke Ellington. Damit ist eine Begegnung auf Augenhöhe angesagt, auf die man sich beson-
Das JugendSinfonieorchester bestreitet den Schlusspunkt des Musikfests.
ders freuen darf Denn das Zurich Jazz Orchestra, kurz ZJO, hat sich in den drei Jahrzehnten seines Bestehens zur führenden Big Band des Landes entwickelt Es besteht aus professionellen Musikerinnen und Musikern – viele von ihnen sind in der Lehre sowie in anderen Formationen engagiert –, die sich aus purer Begeisterung zusammengetan haben Regelmässig tritt das ZJO im Jazzclub Moods, im Theater Rigiblick und in etlichen anderen Lokalitäten auf; allein oder mit prominenten Gastsolisten. Seit vergangenem Jahr verfügt das ZJO an der Heinrichstrasse in Zürich, keine fünf Gehminuten vom Limmatplatz, über ein eigenes Gebäude, das der Dr Stephan à la Porta-Stiftung gehört und ihm als Proberaum, Unterrichtslokal, Aufnahmestudio und Begegnungszentrum dient Unter der Co-Leitung von Ed Partyka, der sich in erster Linie als Arrangeur versteht, und dem erfahrenen Trompeter Daniel Schenker hat die Big Band nochmals einen grossen Sprung nach vorne gemacht. Ihre Geschichte liest sich fast wie ein Märchen. Bettina Uhlmann, die seit 25 Jahren Geschäftsführerin des Orchesters ist, hat wesentlichen Anteil daran.
Freitag, 13 Juni
14.00–16.00 Uhr: Sing-along mit Chören von Superar Suisse, Konzerte mit den jüngsten Mitgliedern sowie dem Orchester von Superar Suisse
20.30–22.30 Uhr: TonhalleOrchester Zürich, Jean-Yves Thibaudet, Klavier, Paavo Järvi, Leitung; Werke von Bizet, Khatchaturian und Kodály
Samstag, 14 Juni
15.00–16.00 und 17.00–18.00 Uhr: Zürich Jazz Orchestra und Mitglieder des TonhalleOrchesters, Leitung Ed Partyka; Werke von George Russell, Charlie Parker und Duke Ellington
Das Schlussfeuerwerk am Samstagabend bestreitet das Jugend-Sinfonieorchester Zürich, verstärkt durch 20 Musikerinnen und Musiker des Tonhalle-Orchesters; die Leitung da liegt wiederum bei Paavo Järvi. Auf dem Programm stehen Ausschnitte aus Edward Griegs «Peer Gynt» und Antonín Dvořáks 1893 uraufgeführte Sinfonie Nr 9. Sie trägt den Titel «Aus der Neuen Welt», weil der Komponist durch seinen dreijährigen Aufenthalt in Amerika zu ihr inspiriert wurde und zählt bis heute zu seinen meistgespielten Werken. Mit ihrer genialen Kombination von Eingängigkeit und Anspruch, Tradition und Innovation bildet sie den perfekten Schlusspunkt des zweitägigen, von Sandra Studer moderierten TonhalleMusikfestes auf dem Münsterhof
20.30–22.30 Uhr: JugendSinfonieorchester Zürich und Mitglieder des TonhalleOrchesters, Leitung Paavo Järvi; Werke von Grieg und Dvořák
DerErfurterRapperund Sänger Clueso fülltmit seiner Bühnenpräsenzund seinen authentischwirkenden SongsStadien Beim diesjährigen AkustikfestivalZermatt Unpluggedkannman ihnaus derNäheerleben.
Alle lachen über denPariser Polizeiinspektor Clouseau. Demlinkischen Ermittleraus derFilmreihe «Der rosarote Panther»gelingt es,selbstbei densimpelstenFällen ein Chaosanzurichten.Ausgerechnet ihm verdankt derdeutsche Sänger undRapperClueso(«Klüso»gesprochen) seinen Künstlernamen. Als Teenager wurdeervon seinen Kumpels so gerufen, weil er als Tollpatschgalt. «Irgendwerkommt auf so einen Spitznamen, unddann bleibter an einemkleben», erzählt der Musiker ausErfurt, der eigentlich Thomas Hübner heisst.«Vielleichthaben sich dieToten Hosenauch schon mal gefragt, ob das jetztfür immer ihrNameseinsoll. Ichhabemichjedenfalls an meinen gewöhnt, undirgendwie passterjaauchzumir.InmeinerNähe sollte nieeinevolle Kaffeetasse stehen, denn dieschmeisse ichgarantiertum.»
Clueso gibtsich auch mit44nochgern alsLausbub.Erverstehtsichauf Understatement und Selbstironie;nie isterum einen Spruchverlegen. Dabeiist er ein höchsternsthafter,perfektionistischer Songwriter undPerformer.Nirgendserkennt man das besserals an seinem triumphalen Konzertauf derBerliner Waldbühne im Sommer2024, vondem es auch einenFilmgibt. Ganz allein an der Gitarresteht Clueso da zu Beginnvor den 22 000 Fans im steil ansteigenden Halbrund, das an ein Amphitheater erinnert.Erstimmt seinen Hit«Chicago» an undhat das Publikum schonimSack, bevorder bemalte Vorhang hinter ihm zu Bodensaust unddie Band loslegt.
Zurück in Zermatt
Seit seinem Durchbruch vorbald zwanzig Jahren istClueso grosse Bühnengewöhnt. Aber er liebtauch Konzerte im kleinerenRahmen, weil er da wenigerin diestarren Abläufeder Licht- undTonregieeingebunden istund spontaneragierenkann. «Da hängeich mir auch gern maldie Gitarreumund spiele aufZuruf», sagt er.«Ich habesosechs oder sieben Songsdrauf,dakannstdumichnachts wecken, undich singesie sofort.» AufseinenAuftrittbei ZermattUnplugged freut er sich ganz besonders. «Ich warschon malda, 2012», erinnert er sich,«mitdem Triovon Christoph Bernewitz, demGitarristen meiner früheren Band,die ichüber fünfzehn Jahrelanghatte.Damalsspieltenwir in einem Clubnamens Vernissage Diesmalgeht’sauf dieZeltbühne;dapassenjaganzschön vieleLeute rein!» Skifahren hat Clueso im Gegensatz zumSkatennie richtiggelernt;dafür warendie BergeinThüringen schlicht zu weit weg. «Ich mussauch ganz ehrlich sagen»,fügteran, «dassman alsFrontsänger auf so einer grossenTournee wirklich aufpassenmuss. Mandarfsich aufkeinenFallverletzen.» So,wie er auf der Bühneherumhüpft, istman schon froh,wenndortnichtspassiert.
Die Walliser Berglandschaft begeistert Clueso aber auchohne Wintersport: «Zermatt isteine unglaubliche Gegend», sagt er;«wenn mandaankommt,ist das schonmal so,als würdeman in Narnia einreiten, wieinsoeinem Fantasy-Ort, wo man durch eine Schrankwand klettert,eine neue Welt betrittund völlig baff auf diesenZipfel guckt.»Obvor ihm schoneinmaljemand das Matterhorn als Zipfel titulierthat?
Spontane Einlagen
Über die SetlistseinesZermatter KonzertswillCluesonochnicht zu viel verraten. Aber vermutlich werden Hitswie «Cello», «AndereWelt», «Flugmodus»,
«Gewinner» sowienatürlich «Chicago» dabeisein, undvor allemseine weiblichen Fans werden jede Zeile mitsingen. Auch aufseine munteren, bald poetischen, bald witzigen Anmoderationen darf mangespannt sein.Dasssie bloss perfekteinstudiertseien,bestreiteter: «Wasbei mir auf derBühne spontan wirkt,ist es auch. Da musst du mal meine Band fragen. ZumLeidwesen der Techniker weicheich immer wieder vomDrehbuch ab.Und manchmal zähltTim NeuhausamSchlagzeugeinfach dennächstenSongein.‘Genuggelabert,Alter’, heisst dasdannanmeine Adresse.»
Dassermit Mittezwanzig einStar werden würde, wurdeCluesonicht an derWiege gesungen.Die Schulzeit war schwierig,nach dem Hauptschulabschlussbegann er eine Friseurlehre, die er aber abbrach, um sich ganz aufs Rap-
Ob vorihm schon einmal jemand dasMatterhornals Zipfel tituliert hat?
penund Singen zu verlegen. Er schlug sichinder ErfurterSzene durch, zog nach Köln,bekam einen Plattenvertrag Sein zweites Album,«GuteMusik», brachte2004 den Durchbruch. Jahre desErfolgs schlossensich an,Alben, Hits,Tourneen, Wettbewerbe, Auszeichnungen,ein eigenes Label, Zusammenarbeiten mit Cracks wieUdo Lindenbergund WolfgangNiedecken.Doch die ganzeSache drohte Clueso über den Kopf zu wachsen. Im Herbst 2015 zoger denStecker:Ertrenntesichvon seiner Band,löste sein Labelauf,zog aus der WG aus, sortiertesichneu undschrieb dieSongs fürseinsiebtes Album: «Neuanfang».
DerRestart glückte. 2018 erschien das akustische Album«Handgepäck»mit 18 Songs, die seineReisen reflektierten, 2021 das schlicht «Album» betitelte Opus 9. Derzeitarbeitetder Sängermit seiner
Vom8.bis 12.April findet das AkustikfestivalZermatt Unplugged bereitszum 16.Mal stattund verwandelt dasDorfamFussdes Matterhornsineinen Ortder Musik– mitrund 125Shows von66verschiedenenActs auf17Bühnen. Nebstden Hauptkonzerten voninternational bekannten Künstlerinnen und Künstlernstehen auchzahlreiche Newcomer-Konzertesowie Discovery-Acts und DJsauf dem Programm.Das Konzertvon Cluesozählt zu denHighlightsund istamSamstag,12. April, um 20.30Uhr aufder Zeltbühne angesetzt zermatt-unplugged.ch
aktuellenBandinden Hansa-Studios Berlin, wo schon David Bowieund U2 Aufnahmenmachten,anneuem Material.«MeineEnergie isttatsächlich eine ArtGottesgeschenk», sagt er,«dafür kann ichnichts. VieleLeute,die mitmir im Studio sind,sagen:‘Du bist nichttotzukriegen, wiegehtdas?’ EinGrundrezept vonmir ist: Immermit demneuen Albumdas alte torpedieren. Unddieses wird definitiv ganz anders alsdas letzte Ichwill, dassesrumpelt. Keine sterile Sache, wo jede Stimme einzelneingespielt wird.»
DiverseAltersgruppen
Seit dem Triumphauf der Waldbühne weissClueso definitiv, dassdas Publikumihm dieStangehält. «Eskommen ganz Junge»,sagter, «aberauchsolche, die sich in letztenJahrengesettelthaben, eineFamiliegegründet, einen Ladenaufgemacht oder so,die sehnen sich nachder Musik vonvorher undkommen wieder.Ich binextremdankbar,dass meineKonzerteoffenbardreiGenerationenansprechen. Dasist nichtselbstverständlich. Wirbringen ja nichtsmit als die Songs. Wederhaben wirdie grosse Feuershow, noch zieheich mich zwanzigmal um.Was wir bieten, isteinfach aber ehrlich.»
Mit demSchreiben vonSongs muss Clueso sich nichtgross quälen; siefliegenihm zu.«Ich kommesehrschnellauf Melodien und die entsprechenden Lyrics», sagt er,«auch fürandereLeute Mich kann jederanrufen undsagen ‘He Clueso,hierklemmt’sgrade, hastemal ne Zeile?’, und mirfällt sofort wasein Alsehemaliger Rapper hat manda Übung.»
Wenn Clueso nichtauf Tourneeoder im Studio ist, lebt er wieder in seiner Heimatstadt Erfurt.SeinPrivatleben geht niemandenetwas an,dakönnen dieBoulevardmedien sich abstrampeln, wiesie wollen. Vorgrossen Auftritten isterimmer noch aufgeregt. «Ich schlafedann nächtelang nicht»,sagt er,«doch aufder Bühne lässtmichmeinGedächtnisseltenimStich. Undwennschon! Mich freutesnicht,wennich mich verhasple, aber dieLeute schon.»Das wird auch in Zermattnicht anders sein
Dieser Inhalt wurdevon NZZContentCreation im Auftragvon Zermatt Unpluggederstellt.
Die Schweizbirgt noch immerstilleWunder: malerische Alpweiler, visionäreWohnkomplexeund historischeGrandhotels. Schweiz TourismusstelltfünfOrtevor,andenen Architektur, Landschaft undGeschichtebesonders schönmiteinander verschmelzen.
Gegenwart undVergangenheit liegen in derSchweiz oftdichter beieinander, als man es im ersten Momentvermutet. Wer je im Schatten einesbarockenHospizes standund nureinen Steinwurfentfernt dieSpurenrömischer Fundamente entdeckte,kennt dieses Gefühl:Mit jedem Schrittoffenbaren sich neue,vielschichtigeKapitel einesbis heutelebendigen Geschichtsbüchleins. Hier setztdas Bundesinventar der schützenswertenOrtsbilder der Schweiz vonnationalerBedeutung(ISOS)an. Im Fokusstehenjene Siedlungen,Weilerund Städte,die trotz mancher Modernisierung ihre gewachsene Identitätbewahrt habenund eine besonders reizvolle Kombinationaus Landschaft,Baukunstund Historie bieten. Derfolgende Streifzugstellteine kleineAuswahl vorund soll Lustmachen,diese Orte selbst zu entdecken.
Wasserkraft wird kaum mitpoetischer Leichtigkeitassoziiert. Dasändertsich schlagartig, sobald man dasKraftwerk Birsfelden im Kanton Basel-Landschaft erblickt hat: DerArchitekt Hans Hofmann zeigteAnfang der1950erJahre dassein Kraftwerknicht zwangsläufig wie ein wuchtiger Betonkörperden Fluss durchschneiden muss.Stattdessen erscheintdie vonihm gebaute, 120Meter langeund vollverglasteMaschinenhalle filigran und luftig. Wieeine feine Linie überquertsie denRhein undlässt dank der Verglasung die Naturdurch dieHalle blicken.
Einen stimmungsvollen Zugangbietetder Dreilandwanderweg, dersich über dieKraftwerksinsel ziehtund entlang desRheinsbis nachBasel oder in die benachbartenRegionen führt. Wer hier schlendert, nimmt sich unweigerlich Zeit,die feinen Nuancenvon Architektur undNatur zu entdecken.
Zeit entrückt in Taveyanne
Ganz anders präsentiertsichder Weiler Taveyanne in denWaadtländer Alpen. Rund dreissig einheitliche Holzchalets mit Schindeldächern verteilen sich auf einer weiträumigen Weidefläche, die einstBauernund Hirten alsSommerresidenz diente.Erste Hinweise aufdiese Alp stammenaus demJahr1270. Die heutigen Chaletssindnicht ganz so alt. Sie entstandennach 1719,als die Siedlungdurch einen Brand zerstört undwiederaufgebaut wurde.
Einstwie heutegibteshierfür diezeitweisen Bewohnerinnen und Bewohner keinen Strom. Werdie Ursprünglichkeit hautnah erleben möchte,steigtinGryon in die Gondel RichtungLes Chaux und spaziert vondortinetwa40Minuten hinab nach Taveyanne.Das lohnt sich ganz besondersamerstenAugustwochenende.Dannfindet nämlichdas Fest «Miété» statt, das bis heutedie Mitteder Alpsaison markiert
VisionäreWeite in Le Lignon
Wervon alpinenChalets aufeinemonumentaleWohnsiedlung schaltet, erlebt einenKultursprung. Le Lignon beiGenf wurdezwischen1963und 1971 errichtet, um derakutenWohnungsnot in derRe-
gion zu begegnen.Über6500Menschen lebenhier, verteilt aufzweiWohntürmen undeinen kilometerlangenWohnriegel, dersichimZickzackdurch dasGelände schlängelt.Die Cité du Lignon wirktaus derFerne, als hätteman ein StückmoderneKunst in denHorizontgezeichnet. Erst beim Flanierenauf demGelände offenbart sich die durchdachte Struktur: Spielplätze, Schulen, Parks, Einkaufsgelegenheiten– eine «Satellitenstadt»mit eigenem Pulsschlag. DenbestenBlick aufdas Bauwerkgibtesvom nahenWeilerLoëxaus.Mit demFluss im Vordergrundwirdklar, dass auch einBetonkoloss behutsam in dieLandschafteingebettet sein kann
Grandhotel-Flair in Tarasp
EineArchitektur,die nicht kontrastreicher sein könnte, befindetsichinTarasp nahe Scuol. Mankannsichkaumvorstellen, dass Zarenund Könige einstden beschwerlichen Wegindieses entlegene Hochtalauf sich nahmen.Dochein Blick aufdas Kurhausgenügt, um seineglanzvolle Vergangenheit zu erahnen.Erbaut im Jahr 1864 und inspiriert vonhöfischer
Palastarchitektur,entführteinen das Hauptgebäude sofort in diegoldene Ära der Grandhotels,als der europäische Adel hier Linderungund Luxussuchte. Im Laufeder Jahrzehnte wuchsdas Ensemble, undsogesellten sich 1875 dieTrinkhalle«Büvetta» mitihren elegantenBogenfensternund1912einBadehaushinzu.
Im Fokusstehen Orte,die trotz Modernisierung ihre Identität bewahrthaben.
Im ehemaligenBadehaus befindet sich heutedie Kunsthalle Nairs. Wechselausstellungen feiernhier nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler–ein spannenderKontrastzum historischen Mauerwerk. DasKurhaus Tarasp eröffnete Ende 2023 neuals HotelScuol Palace.Eine gute Adressefür alle,die dieunverfälschteBergidylleund denhistorischenKurpark geniessen möchten.
EinAbstecher insSchaffhauserKlettgau führt in dasStädtchenNeunkirch, das mitseinerrechteckigenGrundrissstruktureinemittelalterlichePlanstadt in Reinform verkörpert. Fünfparallele Häuserzeilen durchziehenden Ort, des-
senBautenbis ins16. Jahrhundertzurückreichen.Auf den ersten Blick mögen dieordentlichenFassaden, Gassen und Tore an eine Bühne erinnern, die auf den Vorhangwartet.
Tatsächlich bühnt hier täglich das Leben: DieVordergasse besticht durch repräsentative Bürgerhäuser, während hinterden Häuserzeilen noch die bäuerlichen Hinterhöfe an damalige Arbeitswelten erinnern.Soerhält Neunkirch seinendörflichen Charme im urbanen Kleid.Ganznah locken Weinberge und Wanderwege im Regionalen Naturpark Schaffhausen.Weinliebhaberinnenund Weinliebhaberkönnenauf demPferderücken, mit dem Velo oder einfach zu Fuss dasKlettgau erkundenund in einer dergemütlichen Landbeizeneinkehren
Reisefieberund
Staunen
All diese Orte sind nur fünf voninsgesamt 80 schützenswertenOrtsbildern in derSchweiz,die SchweizTourismus als Reiseziele ausgewähltund aufbereitet hat. Sieführen vorAugen,wie vielfältig dieSchweiz istund wie kreativMenschenüberJahrhundertemit ihrerUmwelt umgegangensind.Geschichtenvon Aufbruch,Erneuerung undBewahrung lassensichimdirekten Vergleich erleben –etwa, wenn manmit derBahnvon der Romandie insTessinreist oder sich auf derGrand Tour of Switzerlandper Auto voneinem Aha-Moment zumnächsten bewegt
ISOS– einInventar fürWertvolles
ISOS steht fürdas Bundesinventar derschützenswerten Ortsbilder derSchweiz vonnationaler Bedeutung.Vom Bund insLeben gerufen, erfasstund bewertet es rund 1200 Siedlungen –vom Winzling-Weilerbis zurGrossstadt. DasInventar beleuchtet die jeweiligeLage, denCharakter der Siedlung undihrearchitekturhistorischen Qualitäten. So wird sichtbar,wie wertvoll manche Ortsbilder sind,die nicht in jedem Reiseführer stehen. DieAnalysen helfenzudem Planenden und Behörden, dieseOrtenachhaltig zu entwickelnund ihren historischen Wert zu bewahren. Schöne Dörfer und Städte sind für unsalle wichtig.
WeitereInfos: MySwitzerland.com/isos
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Das Jahr 2025 steht ganz im Zeichen von sportlichen Grossanlässen, die zum ersten Mal in der Schweiz durchgeführt werden oder nach einer – oftmals obligaten – Pause wieder stattfinden. Von Sophie Zellweger
Als letzter Höhepunkt im prall gefüllten Wintersport-Kalender findet vom 17 bis 30 März die FIS Freestyle WM 2025 in St.Moritz (Engadin) statt. Die insgesamt 30 Entscheidungen in 17 Wettbewerben werden auf dem Corvatsch, auf der Corviglia sowie bei der ehemaligen Olympiaschanze ausgetragen. Zu dieser Weltmeisterschaft werden rund 1500 Athletinnen und Athleten aus 40 Nationen erwartet – sie kämpfen in den Disziplinen Slopestyle, Halfpipe, Big Air, Cross, Parallelriesenslalom, Parallelslalom, Aerials und Moguls um Gold, Silber und Bronze. Neben atemberaubenden sportlichen Höchstleistungen erwartet die Besucher und Besucherinnen ein spektakuläres musikalisches Rahmenprogramm mit renommierten Acts.
Vom 12 bis 22 Juni wird Lausanne Gastgeber des 77 Eidgenössischen Turnfests – ein unvergessliches Turnfest, das nur alle sechs Jahre stattfindet und nach 74 Jahren wieder in den Kanton Waadt zurückkehrt. Das Hauptziel der grössten Sportveranstaltung des Landes ist es, die Sportlerinnen und Sportler, die Mitglieder des Schweizerischen Turnverbandes (STV) sind, unabhängig von ihrem Alter oder ihrem Leistungsniveau zu emotionalen Momenten zusammenzubringen. Dies nach dem Motto: «Lasst uns gemeinsam in Bewegung kommen!» Das Turnfest wird in vier verschiedenen Bereichen von Lausanne durchgeführt, «Quartiers» genannt. Sie sind alle leicht zu Fuss oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Vom 2. bis 27 Juli steht das sportliche Highlight des Jahres auf dem Programm: die UEFA Women’s EURO in der Schweiz. In der Gruppe A trifft Gastgeber Schweiz auf Norwegen, Island und Finnland. Die Gruppe B bilden Spanien, Portugal, Belgien und Italien In der Gruppe C spielen Deutschland, Polen, Dänemark und Schweden. In der Gruppe D – last, but not least – messen sich Frankreich, England (Titelverteidiger), Wales und die Niederlande. Die Austragungsorte der Fussball-Europameisterschaft der Frauen sind: St.Jakob-
Park Basel; Stadion Wankdorf Bern; Stade de Genève, Genf; Stadion Letzigrund, Zürich; Arena St. Gallen, St.Gallen; Allmendstadion, Luzern; Arena Thun, Thun; Stade de Tourbillon, Sion.
Ebenfalls die Weltmeisterschaft der Islandpferde findet dieses Jahr in der Schweiz statt – dies bereits zum dritten Mal. Nach 1995 in Fehraltorf und 2009 in Brunnadern wird der internationale Grossanlass vom 3. bis 10. August im aargauischen Birmenstorf durchgeführt. Und zwar auf dem zentral gelegenen Hardwinkelhof der Familie Huwiler Islandpferdefans und Pferdebegeisterte können sich auf die Weltspitze aus Sport und Zucht freuen. Mehr als 20 Nationen messen sich in verschiedenen Prüfungen, um einen der 24 begehrten WM-Titel zu gewinnen. Doch damit nicht genug: Ein Unterhaltungsprogramm in der sogenannten Event Town soll Gross und Klein begeistern. Bis zu 30000 Besucherinnen und Besucher werden erwartet.
Alle Jahre wieder heisst es Weltklasse Zürich Doch diesmal gibt es wieder einen externen Austragungsort beziehungsweise einen zweiten Veranstaltungstag: Das Leichtathletikmeeting kehrt am 27 August zurück auf den Sechseläutenplatz Zum dritten Mal nach 2021 und 2022 bilden das Opernhaus und der NZZ-Hauptsitz die spektakuläre Kulisse für die erste Tranche des zweitägigen Finals der Wanda Diamond League. Das erklärte Ziel ist es, die Leichtathletik raus aus dem Stadion, hin zu den Menschen zu bringen. Am 28 August folgt die Fortsetzung wie gewohnt im Letzigrund. In der Wanda Diamond League treten die grössten Stars der Welt auf vier Kontinenten bei vierzehn der prestigeträchtigsten eintägigen Meetings an.
Alle drei Jahre findet eines der grössten und bekanntesten Volksfeste der Schweiz statt: das Eidgenössische Schwing-undÄlplerfest – das nächste Mal vom 29. bis 31. August in Mollis. Ein unscheinbarer Name eines noch unscheinbareren Ortes. Doch – wie sich das für das Glarnerland gehört – der
Schweiz–Deutschland
In der Schweiz finden dieses Jahr mehrere Sportwettbewerbe statt, die sonst nicht auf der Agenda stehen.
Schein trügt. Denn Mollis hat nicht nur 3500 Einwohnerinnen und Einwohner sondern auch einen Flugplatz. Und genau dort ist das Herz des ESAF 2025 Glarnerland+. Hier wird geschwungen und es werden Steine gestossen, hier wird mitgefiebert und gefeiert, hier wird geschlafen und gegessen, gelacht und geweint. In der temporären Arena treffen sich bis zu 56500 Zuschauerinnen und Zuschauer zum Stelldichein der Bösen.
Zu guter Letzt zurück zum Wintersport: Der Spengler Cup – das nächste Mal vom 26. bis 31. Dezember – gilt als das älteste internationale Eishockeyturnier für Vereinsmannschaften das noch heute ausgetragen wird Die gleichnamige Siegertrophäe wurde 1923 erstmals vergeben. Die teilnehmenden Mannschaften aus der ganzen Welt werden vom Gastgeber HC Davos eingeladen. Seit 1984 spielt auch das Team Canada in einer Formation mit, die nicht der kanadischen Nationalmannschaft entspricht, sondern kanadische Spieler aus europäischen Klubs umfasst. Das Turnier findet jährlich zwischen dem Stephanstag und Silvester im EisstadionvonDavosstatt.DerHCFribourgGottéron will bei der 97 Durchführung den Titel verteidigen.
Vom 30 August bis 14 September ist die Reihe an der UCI MountainbikeWeltmeisterschaft im Wallis. Zum ersten Mal können alle acht Disziplinen des MBT-Sports in einer einzigen Region ausgetragen werden. In acht Walliser Destinationen findet je einer der Wettbewerbe statt: Enduro und E-Enduro (Aletsch Arena und Bellwald); E-Mountainbike (Aletsch Arena und Bellwald); Cross-Country Short Track (Zermatt); Marathon (Verbier und Val d’Anniviers); Cross-Country Olympic (Crans-Montana); Pump Track (Monthey); Downhill (Champéry). Zur Eröffnungszeremonie laden die Veranstalter nach Sion. Swiss Cycling, Valais/Wallis Promotion, der Walliser Radsportverband sowie die lokalen Partner erwarten mehr als 250000 Zuschauerinnen und Zuschauer
2025 wird in der Schweiz ein Eventjahr der Superlative –insgesamt stehen über 1400 Veranstaltungen auf dem Programm Das fordert auch den öffentlichen Verkehr
Mit dem Eurovision Song Contest (ESC) in Basel sowie der UEFA Women’s EURO finden dieses Jahr in der Schweiz zwei internationale Grossanlässe statt, die sonstnichtaufderAgendazufindensind. Allein an diesen beiden Veranstaltungen werden knapp 900000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Dazu kommt eine Reihe von nationalen Happenings, die es ebenfalls in sich haben.
Der öffentliche Verkehr (öV) steht vor der Herkulesaufgabe, eine enorme Anzahl Menschen sicher und effizient zu transportieren. Die SBB begegnen den mehr als 1400 Events im Jahr 2025 unter anderem mit rund 1600 Extrazügen. Zum Vergleich: 2024 waren es rund 650 Extrazüge. Die SBB und der gesamte Schweizer öV leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Erfolg dieser Veranstaltungen. Zahlreiche Lokführerinnen und Lokführer sowie Kundenbegleiter und Kundenbetreuerinnen werden Sondereinsätze leisten. Die SBB setzen alles daran, dass die Besucherinnen und Besucher der Events nicht nur bequem, sondern auch mit preislich attraktiven Angeboten ihre Ziele erreichen. So ist etwa beim Matchticket für die Fussball-Europameisterschaft der Frauen der Transport zu den
Stadien und zurück inbegriffen. Für Fans wird es für das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) in Mollis ein sogenanntes Schwingbillett geben. Dadurch reisen Passagiere mit Halbtax für 49 Franken und Passagiere ohne Halbtax für 72 Franken während vier Tagen vom Wohn- beziehungsweise Übernachtungsort nach Weesen oder Näfels-Mollis und zurück
Auch der Transport an jährlich wiederkehrende Anlässe wie die Street Parade in Zürich, verschiedene Open Airs, Stadionkonzerte oder Volksfeste wird mit Extrazügen sichergestellt Eine Herausforderung stellt hingegen die Kombination aus der hohen Anzahl von Events und den laufenden Grossbaustellen dar, etwa die achtwöchige Totalsperre zwischen Freiburg und Bern vom 28. Juni bis 24. August. (sze.)
25.Januar 28. Februar1974