ÖGB aktuell - September 2014

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3417 l September 2014 www.oegb.at

DAN KE LOHNSTEUER RUNTER! 50 0.0 00 ZUSTIMMUNG.

Lohnkürzung durch die Hintertür Die Lohnsteuer muss runter – und runter heißt: nicht über irgendein Hintertürl wieder rauf. Also auch nicht über höhere Steuern auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Schon klar, dass das manche gern hätten: die Millionäre, weil sie mit ihren Vermögen wieder einmal aus dem Schneider sind. Aber auch so mancher Unternehmer würde sich wünschen, dass die Sonderzahlungen gleichmäßig auf alle Monatslöhne/-gehälter aufgeteilt werden. Was daran gefährlich ist? Nun, hierzulande kennt man seinen Monatslohn, aber nur die wenigsten können spontan sagen, was sie im Jahr verdienen. Die Folge: Jemand, der, sagen wir, bei einem Arbeitgeber 2.000 Euro verdient hat, wechselt den Job. Und der neue Chef bietet ihm an: 2.100 Euro im Monat. Klingt nach Verbesserung, ist es aber nicht, wenn statt 14-mal nur mehr 12-mal gezahlt wird. Lohnkürzung durch die Hintertür!

❮ Florian Kräftner

Über 500.000 Menschen unterstützen österreichweit die ÖGB-Kampagne „Lohnsteuer runter!“. Das zeigt deutlich, dass die Menschen eine spürbare Entlastung dringend benötigen. Auch die aktuellen Arbeitslosenzahlen sprechen die gleiche Sprache. Ende August waren 356.000 Menschen arbeitssuchend. Um Arbeitsplätze zu schaffen, brauchen wir Wachstum, und das geht am besten über die Stärkung der Massenkaufkraft. Jeder Cent mehr, der

ausgegeben wird, schafft neue Arbeitsplätze.

UNZUFRIEDEN

Dass die Menschen zu wenig Geld im Börsel haben und wie unzufrieden sie sind, zeigen auch aktuelle Zahlen des Arbeitsklima Index – vor allem in der Tourismusbranche. Das Einkommen der ArbeitnehmerInnen im Hotel- und Gastgewerbe liegt etwa 38 Prozent unter dem österreichischen Durchschnittslohn. Mehr auf den Seiten 2, 3, 6 und 16.❮

GEWERKSCHAFT: 500.000 für „Lohnsteuer runter!“; Betriebsrat bei Lidl; Unzufriedenheit im Tourismus. EXTRA: Frauen-Extra plus Interview mit der neuen gf. ÖGB-Bundesfrauenvorsitzenden Renate Anderl. SERVICE: Aktuell, praktisch, einfach – nützliche Informationen für die Arbeit im Betrieb.


Drei Fragen an … ROMAN HEBENSTREIT, VIDA-VERKEHRSSEKTIONSVORSITZENDER

Was läuft also schief? Das derzeit geübte Billigstbieter-Prinzip benachteiligt die etablierten Bus-Unternehmen. Da die Personalkosten bei Busverkehren einen Anteil von mehr als 60 Prozent einnehmen, können etablierte Anbieter wie der ÖBBPostbus kaum mithalten. Das hier ältere und erfahrenere Personal kommt natürlich teurer als neu eingestelltes junges bei neuen Anbietern. Welches Gegenmittel gibt es? Die Bus-Ausschreibungen führen die Länder durch. Wir fordern, dass sie Sozial- und Qualitätskriterien in die Ausschreibungen aufnehmen. Wegen ein paar eingesparten Euros darf man keine unnötigen Risiken bei Qualität und Sicherheit der Transportleis­ tungen eingehen sowie nicht Sozial- und Lohndumping Tür und Tor öffnen. Das ist sparen am falschen Platz und fällt letztlich allen auf den Kopf. 2

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© mauritius images / Westend61

Straßen und Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser werden mit Steuern finanziert.

STEUERN SIND WICHTIG, ABER UNGERECHT VERTEILT

Der ÖGB fordert „Lohnsteuer runter!“. Insgesamt aber sollen die Steuereinnahmen nicht weniger werden, denn damit werden unsere Sozialleistungen finanziert.

MITTLERWEILE HABEN einfach weggenommen wird. Immer wieder wird die Frage

einige hunderttausend Menschen für eine Lohnsteuersenkung unterschrieben. Das zeigt: Die ArbeitnehmerInnen brauchen eine spürbare und schnelle Steuerentlastung. Die Lohnsteuer muss also runter – was aber nicht heißt, dass die gesamten Steuereinnahmen der Republik weniger werden sollen, und nicht, dass Österreich eine niedrigere Steuerquote braucht. „Steuern sind wichtig“, erklärt Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB, „Steuern sind nicht etwas, was jemandem

Die Menschen bekommen für ihre Steuern etwas zurück: Schulen und Straßen, Kindergärten und Krankenhäuser, sozialen Wohnbau und öffentliche Verkehrsmittel.“ Das trägt wesentlich zur Umverteilung bei. Ein hohes Steueraufkommen ist wichtig und notwendig, damit Sozialleis­ tungen nicht gekürzt werden.

KÜRZUNGEN DROHEN

ArbeitnehmerInnen müssen nicht nur Steuern zahlen, sondern auch Sozialversicherungsbeiträge.

aufgeworfen, warum denn der ÖGB die Lohnsteuer senken will und nicht die Sozialversicherungsbeiträge. „Weil die Kassen das Geld brauchen. Wenn man ihnen weniger Beiträge zugesteht, drohen Leistungskürzungen, zum Beispiel bei den Krankenkassen“, sagt Achitz. Und Menschen mit sehr niedrigen Einkommen, die mehr Sozialversicherungsbeiträge zahlen als Lohnsteuer, könnte man auch anders entlasten, zum Beispiel mit einer Steuergutschrift … ❮

ALARMIEREND. Die psychischen Erkrankungen sind seit 2003 auf

das fast Dreifache gestiegen und die Zahl der Muskel-Skelett-Erkrankungen ist seit 20 Jahren konstant hoch. Diese Erkrankungen stellen die schwerwiegendste Krankheitsgruppe dar, fast ein Viertel aller Fehltage wird durch sie verursacht. Maßnahmen im Bereich der Arbeitsergonomie und der Lastenhandhabung haben zwar einiges erleichtert, schweres Heben, eintönige Arbeitsabläufe und Zwangshaltungen prägen jedoch nach wie vor den Arbeitsalltag vieler Beschäftigter. „Sowohl die psychischen Erkrankungen als auch Muskel-Skelett-Erkrankungen müssen durch wirksame Maßnahmen deutlich reduziert werden“, fordert Johann Kalliauer, Vorsitzender des ÖGB Oberösterreich. ❮

© mauritius images / Science Photo Library

Bei den Busstrecken-Ausschreibungen kommen Billigst- statt Bestbieter zum Zug. Sind Qualität und Sicherheit in Gefahr? In Niederösterreich traten nach einer Neuvergabe einer regionalen Busstrecke zahlreiche Mängel auf. Der neue private Anbieter war mit alten Bussen und illegalen Überstellungskennzeichen unterwegs, Schulkinder mussten den Fahrern den Weg zur Schule erklären. Ein Beispiel, das für sich spricht. Manche Missstände sind dort inzwischen behoben, andere aber noch immer vorhanden.


MEHR ALS 500.000 UNTERSTÜTZEN

LOHNSTEUER RUNTER!

Gut für alle – Menschen haben mehr Geld im Börsel, und die Wirtschaft wird angekurbelt. ZWEI MONATE nach dem

offiziellen Startschuss der ÖGB-Kampagne „Lohnsteuer runter!“ haben bereits mehr als 500.000 Menschen für eine rasche Lohnsteuersenkung unterschrieben. Mehr als 78.000 unterstützen die Kampagne auf Facebook (Stand vom 3. September). „Die enorme Zustimmung zeigt deutlich, dass den ArbeitnehmerInnen und PensionistInnen die hohe Belastung unter den Nägeln brennt“, betont ÖGB-Präsident Erich Foglar.

500.000ste UNTERSCHRIFT: Markus Strini, Gleitschleif- und Waschtechniker bei der Firma Fertinger und PRO-GE Mitglied, ist der 500.000ste Unterzeichner der ÖGB-Kampagne „Lohnsteuer runter!“. Der Schichtarbeiter möchte seine Tochter finanziell unterstützen. „Ich würde die 60 Euro mehr im Monat für meine Tochter ansparen und damit später für sie den Führerschein und ein Auto finanzieren“, sagt Strini.

MEHR GELD ZUM AUSGEBEN schaft anzukurbeln, denn beiten müssen,

Den ArbeitnehmerInnen mit niedrigen und mittleren Einkommen mehr Geld in die Hand zu geben, ist die beste Möglichkeit die Wirt-

sie geben den größten Teil ihres Einkommens wieder aus. „Im Gegensatz zu den Top-VerdienerInnen und den Reichen, die nicht mehr ar-

fließt ihr Einkommen in die Realwirtschaft und nicht in die Finanzwirtschaft“, sagt Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB. ❮

Das ÖGB/AK-Modell gibt’s am 18. September! LR-Postkarte-V01.indd 1

ARBEITNEHMERiNNEN und

PensionistInnen entlasten, Lohnsteuer senken, kalte Progression verhindern – aber wie? ExpertInnen aus ÖGB, Gewerkschaften und AK erarbeiten ein Modell, das diese Forderungen enthält.

14.07.14 12:41

In einer großen BelegschaftsvertreterInnen-Konferenz wird das ÖGB/AK-Steuermodell vorgestellt. Mehr Informationen und Anmeldemöglichkeiten unter www.lohnsteuer-runter.at/anmelden

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›› Wo: Wien, Austria Center Vienna ❮❮ 3417 l September 2014

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NEUER BETRIEBSRAT

Erfolgreiche Betriebsratsgründung bei Lidl Österreich.

© wildbild

Gerald Forcher (rechts oben) mit sechs der neu gewählten Lidl-BetriebsrätInnen.

RUND 4.500 BESCHÄFTIGTE ein gemeinsames Schreiben nehmerInnen bei Lidl Ös-

von Lidl Österreich haben jetzt einen neuen Ansprechpartner: Beim heimischen Lebensmittelhändler mit Sitz in Salzburg wurde ein Betriebsrat gegründet, der für die Anliegen aller Beschäftigten in 202 Filialen und in den Regionalgesellschaften zur Verfügung steht. Lidl Österreich hat das Angebot der Gewerkschaften, einen Betriebsrat zu gründen, aktiv mitgetragen, berichtet Gerald Forcher, Regionalgeschäftsführer der GPA-djp Salzburg: „Nach ersten konstruktiven Gesprächen gab es

von Lidl Österreich, der Gewerkschaft vida und der GPAdjp, in dem die Belegschaft über die geplante Betriebsratswahl informiert wurde.“ Für die Angestellten sind nun 21 BetriebsrätInnen und zehn ErsatzbetriebsrätInnen unter dem Vorsitz von Michael Wörthner tätig, für die ArbeiterInnen acht BetriebsrätInnen und acht Ersatzmitglieder unter dem Vorsitz von Manuel Pospisil.

FÜR DIE BESCHÄFTIGTEN

Das ist bereits der zweite Schritt zum Wohl der Arbeit-

WECHSEL. Die ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzen-

de Sabine Oberhauser legte mit ihrer Angelobung zur Gesundheitsministerin Anfang September ihre Funktionen im ÖGB zurück. „Wo immer Sabine Oberhauser tätig war, hat sie mit einer Kombination aus Fachwissen und Gespür für die Menschen gearbeitet“, würdigte ÖGB-Präsident Erich ­Foglar ihr Wirken. „Ich bin überzeugt davon, dass ihre fachliche Kompetenz und ihre langjährige Kenntnis des heimischen Gesundheitswesens sie zu einer ausgezeichneten Gesundheitsministerin machen.“ Oberhauser war seit 2009 ÖGB-Vizepräsidentin und seit April 2013 ÖGB-Frauenvorsitzende. ❮ 4

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terreich. Das Unternehmen erhöhte mit Jahresanfang die Mindestlöhne und -gehälter für alle Beschäftigten auf mindestens 10 bzw. 11 Euro pro Stunde – das sind 15 Prozent über dem Kollektivvertrag. Auch die Löhne und Gehälter jener Beschäftigten, die bereits über dem neuen Mindestlohn und -gehalt lagen, wurden freiwillig mit einem Bonus von fünf Prozent auf den jeweiligen Kollektivvertrag erhöht. „Diese Entscheidungen unterstreichen, dass die Beschäftigten bei Lidl Österreich einen hohen

Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit und stehen mit Rat und Tat zur Verfügung. WOLFGANG KATZIAN, GPA-djp-Vorsitzender

Stellenwert haben. Das Unternehmen hat erkannt, dass eine Investition in die eigenen Beschäftigten langfristig gesehen die beste Investition ist“, freut sich GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian. ❮

„EXPERTiNNENGRUPPEN“,

die die EU-Kommission beraten, sind bis zu 90 Prozent mit LobbyistInnen von der Finanzindustrie besetzt, in vielen Gruppen sind Gewerkschaften gar nicht vertreten. „Europa ist mehr als ein paar Großkonzerne. Die Kommission muss das berücksichtigen und GewerkschafterInnen den gleichen Stellenwert geben“, fordert Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB. ❮


IM GESPRÄCH Ingrid Reifinger, ÖGB-Expertin für gesunde Arbeit

© ÖGB

Burn-out kann alle treffen.

Immer mehr ArbeitnehmerInnen sind vom Burn-out-Syndrom betroffen. Was ist das genau? Ingrid Reifinger: Burn-out wird als Ausgebrannt-Sein – als Zustand der totalen Erschöpfung – definiert und bezeichnet einen besonderen Fall zumeist berufsbezogener chronischer Erschöpfung. Drei wesentliche Elemente, die ein Burn-out-Syndrom charakterisieren, sind: emotionale Erschöpfung, Zynismus und reduzierte berufliche Leis­tungsfähigkeit. Was sind die Ursachen? Ingrid Reifinger: Sehr oft liegen die Ursachen in belastenden Rahmenbedingungen im Betrieb, aber die Auswirkungen zeigen sich dann an der Person. Ständiger Zeitdruck, eine hohe Arbeitsmenge, kurzfristig gesetzte Termine, eine dünne Personaldecke, Ressourcenmangel bei der Bewältigung der Aufgaben sind nur einige der häufigen Stress-Verursacher in der Arbeitswelt.

Wie genau macht sich der Zustand des „AusgebranntSeins“ bemerkbar? Ingrid Reifinger: Er geht unter anderem einher mit Kraftlosigkeit und dem Verlust der Fähigkeit, mit anderen Menschen mitfühlen zu können. Betroffene ziehen sich zum Schutz vor weiteren Belas­ tungen zurück, sie haben eine negative Einstellung gegenüber der Arbeit und den Menschen, mit denen sie beruflich zu tun haben. Das Besondere an Burn-out ist, dass Betroffene früher an ihrem Arbeitsplatz sehr motiviert und engagiert waren, in Folge verlieren sie aber die Begeisterung und das Interesse an der Arbeit.

Welche Branchen und/oder Menschen sind besonders betroffen? Ingrid Reifinger: Mittlerweile werden Anzeichen von Burnout in einer Vielzahl von Berufen beobachtet, wie zum Beispiel beim Servicepersonal, bei Bankangestellten, FlugbegleiterInnen, KundenbetreuerInnen, im Handel, bei Versicherungen und in der IT-Branche. Burn-out kann alle treffen: ältere ArbeitnehmerInnen mit langer Berufserfahrung, aber auch Jüngere oder BerufseinsteigerInnen. Wie kann betroffenen KollegInnen geholfen werden? Ingrid Reifinger: Es kommt immer wieder vor, dass Kol-

legInnen sich beklagen, sie wären total erschöpft. Besonders wichtig in diesen Fällen ist, dass BetriebsrätInnen Betroffenen gut zuhören und ihnen Mut machen, über ihre persönlichen Probleme offen zu sprechen. Das ist der erste Schritt, um zu einer Verbesserung der belastenden Situation zu kommen. Ein weiterer Schritt kann sein, KollegInnen davon zu überzeugen, dass eine Betreuung und Beratung durch ExpertInnen dringend notwendig ist – hier kann etwa der/die ArbeitsmedizinerIn des Betriebs eine ganz wichtige Funktion erfüllen, aber auch der Verweis an eine externe Beratungsstelle kann betroffenen KollegInnen weiterhelfen. ❮

Die ÖGB-Broschüre „Burn-out an der Wurzel packen. Burn-out-Prävention im Betrieb“ enthält u. a. eine Auflistung mit kostenlosen Beratungsstellen für Burn-out-Betroffene. Weiters gibt es Folder zum Thema „Burn-out-Prävention“, die auch in größerer Stückzahl abgegeben werden, um KollegInnen im Betrieb über Burn-out zu informieren. Beides ist im ÖGB zu bestellen per E-Mail über service@oegb.at oder telefonisch unter 01/534 44-39100. Das Internetportal www.gesundearbeit.at von ÖGB und Arbeiterkammer führt alle relevanten Informationen zum Thema Gesundheit und Sicherheit in der Arbeitswelt zusammen, auch zum Thema psychische Belastungen und Burn-out. Auf dieser Website können auch alle ÖGB- und AK-Broschüren zum Thema heruntergeladen bzw. bestellt werden. ❮ 3417 l September 2014

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© mauritius images / United Archives

KEIN JOBGARANT

© Harold Naajer

Stehende Tätigkeiten auf lange Dauer – ohne Ruhephasen – führen zu gesundheitlichen Problemen.

Tourismusbranche: Unzufriedenheit der Beschäftigten wächst. Die Zufriedenheit in der Tourismusbranche ist im Sinken. Das geht aus dem aktuellen Arbeitsklima Index (AI) hervor. Beschäftigte beklagen vor allem die unzureichenden Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, auch bringen sie gesundheitliche Beeinträchtigungen unmittelbar mit ihrer Berufstätigkeit in Zusammenhang. Demnach treten in der Gastronomie und Hotellerie am häufigsten Beeinträchtigungen des Bewegungs- und Stützapparates auf, gefolgt von Kopfschmerzen, Migräne sowie Erschöpfung und Schlafstörungen. Hauptursachen dafür sind gehende und stehende Tätigkeiten ohne Erholungsphasen und Schichtarbeit. Hinzu kommt, dass der Berufsweg von Beschäftigten in der Branche gekennzeichnet ist durch häufige Berufs-

unterbrechungen und kürzere Beschäftigungsdauer beim selben Betrieb.

JOBMOTOR STOTTERT

„Haben wir in den letzten Jahren den Tourismus als Garant für das Beschäftigungswachstum gesehen, so müssen wir jetzt feststellen, dass dieser Jobmotor ins Stottern gekommen ist“, betonen AK-Präsident Rudi Kaske und der Vorsitzende der vida-Bundesfachgruppe Tourismus, Rudolf Komaromy. Die Ergebnisdetails zeigen, dass der Tourismus mittlerweile eine „Fluchtbranche“ ist.

FAIRE CHANCEN

Ein klares Nein gibt es von der Gewerkschaft für die geforderte Verkürzung der Nachtruhezeit von elf auf acht Stunden. „Ein Kellner kann nicht bis spät in die Nacht im Einsatz sein

und am nächsten Tag zum Frühstück auch. Hier geht es um Menschen und nicht um Maschinen“, findet Komaromy klare Worte. „Die Betriebe sind gefordert, für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen und ihre Beschäftigten laufend weiterzubilden. Dadurch wird die Qualität im Betrieb und die Zufriedenheit der MitarbeiterInnen gesteigert“, sagt Kaske und appelliert an die Arbeitgeberseite, endlich einen neuen Kollektivvertrag mit der Gewerkschaft abzuschließen, denn das führt auch zu mehr Zufriedenheit. „Die Beschäftigten haben sich eine faire Entlohnung mehr als verdient“, sagt Kaske. Laut der Statistik Austria liegt der Bruttostundenlohn für das Hotelund Gastgewerbe 38 Prozent unter dem österreichischen Durchschnittslohn. ❮

356.000 ARBEITSLOSE Ende August waren in Österreich fast 356.000 Menschen auf Arbeitssuche, um 10,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor. „Um Arbeitsplätze zu schaffen, brauchen wir Wachstum, und das geht am besten über die Stärkung der Massenkaufkraft“, sagt Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB. Auch die Kaufkraft der Menschen ohne Arbeitsplatz sollte ge­ stärkt werden – durch höheres Arbeitslosengeld. Der ÖGB fordert die Anhebung der Nettoersatzrate auf EU-Niveau. Eine aktuelle AK-Studie zeigt, dass die Arbeitslosen kaum über die Runden kommen, somit auch kein Geld zum Ausgeben haben. Sofortmaßnahmen braucht es allerdings für die über 50-Jährigen – 15,8 Prozent mehr waren als arbeitslos vorgemerkt. Achitz: „Die Betriebe beschäftigen viel zu wenig Ältere. Abhilfe würde das Bonus-Malus-System schaffen, das nun schleunigst umgesetzt werden muss.“ ❮

1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977

ZEITGESCHICHTE

AM 26. SEPTEMBER 1969 unterzeichneten ÖGB-Präsident Anton Benya und Bundeswirtschaftskammerpräsident Rudolf Sallinger den Generalkollektivvertrag zur Einführung der 40-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich in Etappen: ab Jänner 1970 43 Stunden, ab Jänner 1972 42 Stunden und ab Jänner 1975 40 Stunden. Durch das

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am 11. Dezember 1969 beschlossene neue Arbeitszeitgesetz galt die Arbeitszeitverkürzung auch für ArbeitnehmerInnen ohne Kollektivvertrag. Unterstützt wurde die Gewerkschaftsforderung durch das im Mai 1969 von der SPÖ initiierte Volksbegehren mit ca. 890.000 Unterschriften. ❮


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KOMMENTAR

„GEWINN MIT UNS!“

Wir freuen uns für unsere Bundesfrauenvorsitzende Sabine Oberhauser anlässlich ihres Aufstiegs zur Ministerin. Wir möchten uns auf diesem Weg herzlich für deine Arbeit und dein Engagement als Bundesfrauenvorsitzende und Vizepräsidentin bedanken! Wir freuen uns auch über unsere geschäftsführende Bundesfrauenvorsitzende Renate Anderl, die schon in ihrer Gewerkschaft gezeigt hat, dass frauenpolitisch viel erreicht werden kann, wenn starke Frauen dahinter sind. Mit dazu gehört der Kampf für die Umsetzung „Gleicher Lohn für gleich(wertig)e Arbeit“, um den Equal Pay Day am 31.12. Realität werden zu lassen!

❮ Isabella Guzi ÖGB-Bundesfrauensekretärin

GLEICHER LOHN für gleich(wertig)e Arbeit!: Eine Forderung, die die ÖGB-Frauen seit Anbeginn begleitet, kommt der Umsetzung näher. Wenn auch nur langsam, sind die ÖGB-Frauen fest davon überzeugt, dass viele von uns Einkommensgerechtigkeit noch erleben werden. Der Equal Pay Day (EPD) bezeichnet den Stichtag, an dem Frauen Vollzeit im Vergleich zu den Einkommen ihrer männlichen Kollegen anfangen, gratis zu arbeiten.

Lag der ö­ sterreichweite EPD 2004 noch am 23. September, so liegt er zehn Jahre später am 10. Oktober. Anders ausgedrückt, bedeutet das eine österreichweite Verbesserung um 5,2 Prozent. Es gibt dabei ein Ost-West-Gefälle, denn traditionellerweise startet der EPD in Österreich zuerst in Vorarlberg (2004: 28. August – 2014: 10. September) und endet in Wien (2004: 3. Oktober – 2014: 25. Oktober). Lesen Sie weiter auf Seite 8. ❮ 3417 l September 2014

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EQUAL PAY DAY Fortsetzung von Seite 7. Der 10-Jahres-Vergleich zeigt trotzdem eine deutliche Handschrift: Zu kämpfen zahlt sich immer aus. Lagen im Jahr 2004 noch fast alle Länder-EPDs im September und nur Wien mit dem 3. Oktober beim Thema Einkommensgerechtigkeit voran, so gibt es nur noch drei Bundesländer (Vorarlberg,

Oberösterreich und Tirol), die 2014 im September den EPD begehen. Das ist ein kleiner Gewinn, der zeigt, dass die ÖGB-Frauen nicht lockerlassen dürfen und weiterhin nicht nur jährlich bei den EPDs, sondern immer den Blick für die Einkommensgerechtigkeit geöffnet zu lassen – auf Gesetzes-, Kollektivvertrags- und

Betriebsebene. Nur so kann das Ziel der Einkommensgerechtigkeit möglichst früh erreicht werden, denn Einkommen dürfen nicht vom Geschlecht und auch nicht von einem anderen körperlichen Merkmal abhängig gemacht werden. ❮

SO VIELE TAGE ARBEITEN FRAUEN GRATIS – VERBESSERUNGEN GIBT ES, ABER IMMER NOCH NICHT SCHNELL GENUG. VORARLBERG

OBERÖSTERREICH

TIROL

SALZBURG

NIEDERÖSTERREICH

STEIERMARK

ÖSTERREICH

BURGENLAND

KÄRNTEN

WIEN

10. September 2014

113 Tage / –30,8 Prozent

28. August 2004

126 Tage / –34,3 Prozent

24. September 2014

99 Tage / –27,1 Prozent

7. September 2004

116 Tage / –31,6 Prozent

29. September 2014

94 Tage / –25,8 Prozent

16. September 2004

107 Tage / –29,3 Prozent

1. Oktober 2014

92 Tage / –25,1 Prozent

15. September 2004

108 Tage / –29,4 Prozent

6. Oktober 2014

87 Tage / –23,7 Prozent

19. September 2004

104 Tage / –28,5 Prozent

7. Oktober 2014

86 Tage / –23,5 Prozent

25. September 2004

98 Tage / –26,8 Prozent

10. Oktober 2014

83 Tage / –22,7 Prozent

23. September 2004

100 Tage / –27,3 Prozent

12. Oktober 2014

81 Tage / –22,0 Prozent

20. September 2004

103 Tage / –28 Prozent

12. Oktober 2014

81 Tage / –21,9 Prozent

26. September 2004

97 Tage / –26,5 Prozent

25. Oktober 2014

68 Tage / –18,4 Prozent

3. Oktober 2004

90 Tage / –24,6 Prozent

Quelle: Statistik Austria, Lohnsteuerstatistik 2012; AK OÖ; Datenbasis: Durchschnittliche Jahres-Bruttobezüge der ArbeitnehmerInnen mit ganzjährigen Bezügen und Vollzeitbeschäftigung 2012 - wohnsitzbezogen: Basis für die regionale Zuordnung ist der Wohnort der/des Lohnsteuerpflichtigen, nicht der Arbeitsort. Auf volle Tage aufgerundet (für Tirol und für Österreich abgerundet). * Erforderlich, um Niveau des Männereinkommens zu erreichen (in % der Fraueneinkommen) ** Ö ohne unbekannter Wohnort, und ohne Ausland

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IM GESPRÄCH Renate Anderl, gf. Bundesfrauenvorsitzende im ÖGB

“ Als jahrelange Frauenvorsitzende der PRO-GE sind für dich auch Einkommensberichte ein Thema. Welche ­Erwartungen hattest du bei der Einführung und was ­wurde daraus? Renate Anderl: Ich habe erwartet, dass die Einkom­ mensberichte von den SozialpartnerInnen, Unternehmensverantwortlichen und BetriebsrätInnen (BR) als zusätzlicher Hebel genutzt werden, um die Einkommensgerechtigkeit zwischen Männern und Frauen zu verbessern. Die Richtung stimmt, das Tempo ist zu langsam. Jedes Jahr verschiebt sich der Equal Pay Day (EPD) zugunsten der Frau­ eneinkommen. Wir setzen uns dafür ein, dass gleich(wertig)e Arbeit gleich entlohnt wird. Das ist eine der Grundforderungen der ÖGB-Frauen, die wir schon seit Jahren konsequent verfolgen. Das erfordert nicht nur Einkommensberichte, sondern das Bekenntnis zum Anliegen, die Übernahme von Verantwortung und die Ableitung von konkreten Verbesserungsmaßnahmen.

Heuer ist der EPD österreichweit am 10. Oktober – eine Verbesserung um zwei Tage. Geht da nicht mehr? Renate Anderl: 2004 lag der EPD noch am 23. September. In Österreich startet der EPD traditionell mit Vorarlberg (2014: 10. September) und endet mit Wien (25. Oktober). Hochgerechnet bedeutet das, dass eine Frau in Vollzeit zwischen 15.000 und rund 9.200 Euro pro Jahr Einkommensnachteil hat – ein gewaltiger Unterschied, der zu einem guten Teil auf konkrete Benachteiligung zurückzuführen ist. Systemische Probleme können auf Gesetzesebene geregelt oder auf der Kollektivvertragsebene verhandelt werden, z. B: die Anrechnung der Elternkarenzzeiten – da ist gerade in den letzten beiden Jahren sehr viel weitergegangen. Auf Betriebsebene verhandeln engagierte BetriebsrätInnen Frauenförderpläne und Verbesserungsmaßnahmen. Auch die Einkommensangaben in Stelleninseraten sind ein wichtiger Beitrag für faire Gehaltsgestaltung.

Die Richtung stimmt!

Was tragen Einkommensberichte zur Gerechtigkeit bei? Renate Anderl: Sie liefern uns wichtige Zahlen, Daten, Fakten über die Gehaltssituation von Frauen und Männern im Unternehmen. Wir wissen von unserer heurigen BRUmfrage, dass ein gutes Drittel angegeben hat, dass der Einkommensbericht belegt, dass Frauen entweder schlechter eingestuft und/oder in der gleichen Stufe schlechter entlohnt werden. Die Umfrage hat auch ergeben, dass unsere BetriebsrätInnen die Einkommensberichte großteils als aussagekräftig und auch überwiegend als nützlich einschätzen. Auf die Berichte müssen Taten folgen, nämlich konkrete Verbesserungsmaßnahmen. Wie können uns Einkommensberichte helfen, den EPD am 31. Dezember zu begehen? Renate Anderl: Die Umfrage der ÖGB-Frauen und der AK zeigt, dass schon viele BetriebsrätInnen in die Erstellung der Berichte miteinbezogen werden und sie zu positiven Effekten

führen. Die Betriebsratskörperschaft erhält damit zusätzliche Informationen, befasst sich stärker mit dem Thema und die Berichte sind bei Einzelfällen sehr hilfreich. Wir haben auch die Rückmeldungen erhalten, dass sich in 23 Prozent der Fälle die ArbeitgeberInnen mit der Thematik auseinandersetzen und mit konkreten Maßnahmen reagieren. Wichtig ist, dass BetriebsrätInnen die Einkommensberichte bewusst aufgreifen und daraus auf allen Ebenen konkrete Verbesserungsmaßnahmen ableiten. In den letzten Jahren wurden von den Gewerkschaften die hauptamtlichen MitarbeiterInnen geschult, sodass sie die BetriebsrätInnen für Analysen und Verhandlungen konkret unterstützen können. Auch auf Kollektivvertragsebene gibt es noch Möglichkeiten, die wir konsequent weiterverfolgen. Unternehmen tun gut daran, die Potenziale von weiblichen Beschäftigten zu nutzen – das wird ihnen nur gelingen, wenn sie Frauen gleiche Chancen am Arbeitsplatz, beim Aufstieg und beim Einkommen bieten! ❮ 3417 l September 2014

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UMFRAGE EINKOMMENSBERICHTE Heuer verdienen Frauen in Vollzeitbeschäftigung um 22,7 Prozent weniger als ihre Kollegen. IN KOOPERATION mit der zu haben. Die Ergebnisse der und in 48 Prozent auch nach Dass die Einkommensbe-

Arbeiterkammer haben die ÖGB-Frauen mit einer OnlineUmfrage zahlreiche BetriebsrätInnen erreicht, die ihre Erfahrungen zu den Einkommensberichten anonymisiert mitteilen konnten. Die Einkommensberichte sind für die Betriebsratskörperschaft nicht nur aussagekräftig (71 Prozent), sondern auch nützlich (63 Prozent). Bestätigt wird auch, dass die Thematik der Einkommensschere ernst genommen wird. 54 Prozent der befragten BetriebsrätInnen gaben an, diese bei der Erstellung miteinbezogen

Umfrage zeigen auch, dass die gesetzlich vorgesehenen Mindestvorgaben großteils eingehalten werden. Teilweise gibt es zwar noch kleinere Lücken, vor allem bei Unternehmen, bei denen kein Kollektivvertrag greift.

POSITIVE SIGNALE

Besonders erfreulich waren die Antworten auf die Frage, ob zusätzliche Informationen in den Einkommensberichten angegeben wurden. So wurde in 58 Prozent der Fälle die Unterscheidung zwischen Voll- und Teilzeit ausgewiesen

richte ein gutes Instrument für die Frauen und somit zur Einkommensgerechtigkeit geworden sind, zeigt auch die Tatsache, dass sich bereits 23 Prozent der ArbeitgeberInnen mit der Einkommensschere auseinandersetzen und 21 Prozent konkrete Maßnahmen setzen.

Funktionsbereichen gegliedert. Bei jeweils 45 Prozent wurden Über-/Mehrstunden und Karenzzeiten ausgewiesen. Besonders positiv zu bewerten ist, dass viele ArbeitgeberInnen die Zusatzinformationen bereits einarbeiten sowie dass unsere BetriebsrätInnen diese Daten direkt einfordern und auch in den meisten Fällen geliefert bekommen. In durchschnittlich nur zwei Prozent der Fälle wurden Zusatzinformationen, die die Betriebsratskörperschaft gefordert hatte, seitens der ArbeitgeberInnen abgelehnt.

GUTES INSTRUMENT

Die ÖGB-Frauen werden weiterhin nicht lockerlassen und sich auch in Zukunft dafür einsetzen, dass die (Einkommens-)Gerechtigkeit gewinnt! ❮

FACTS: Die Einkommensberichte wurden 2011 als Instrument eingeführt, um Einkommensunterschiede transparent in anonymisierter Form offenzulegen. Die Einführung ist stufenweise nach Unternehmensgröße erfolgt und fand heuer mit der Betriebsgröße von über 150 MitarbeiterInnen ihren Abschluss. Im Gleichbehandlungsgesetz ist verankert, dass alle zwei Jahre ein Einkommensbericht vorzulegen ist. Verpflichtend muss dieser die Anzahl der Männer und Frauen in den jeweiligen kollektivvertraglichen oder – wenn verfügbar – betrieblichen Verwendungsgruppen ausweisen sowie die Anzahl der Frauen und Männer in den einzelnen Verwendungsgruppenjahren und das Durchschnitts- oder Mediangehalt in den jeweiligen Verwendungsgruppen und -jahren.

Positive Reaktionen des Arbeitgebers AG setzt sich mit Einkommensschere auseinander

23 % 21 %

AG zeigt Bereitschaft zu konkreten Maßnahmen, und zwar ... Schulungen

19 %

Maßnahmen für bessere Vereinbarkeit

17 % 16 %

Frauenförderpläne Veränderung bei der Neubesetzung von Stellen

14 %

Unterstützung Väter bei Inanspruchnahme Elternrechte

14 % 13 %

Karriereplanung Ausgewogenere Besetzung von Führungspositonen Gehaltsverhandlungen Anderes ... 10

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13 % 10 % 6%


© mauritius images / imageBROKER / Kreutzer

Das Wachstum in der EU ist auf einem Tiefpunkt, die Arbeitslosigkeit steigt auf Rekordwerte und vor allem Jugendliche haben keine Perspektive mehr.

KRISENPOLITIK UNTER MISSACHTUNG

SOZIALER GRUNDRECHTE Die EU-Troika scheut sich nicht vor Eingriffen in Kollektivverträge und Gewerkschaftsrechte.

ALS EURO-Länder in Zahlungsschwierigkeiten gerieten, mobilisierte die EU gemeinsam mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) Kredite in Milliardenhöhe. Im Gegenzug verpflichteten sich die Krisenländer zu Sparmaßnahmen. Ausgestaltet und überwacht werden die Hilfsprogramme durch die Troika aus EU-Kommission, IWF und Europäischer Zentralbank. Der ÖGB hat die Politik der Troika immer wieder kritisiert – als grundrechtswidrig und unsozial. Auf der Plattform www.publixphere.de hat das ÖGB-Europabüro nun die Eingriffe der Troika in bestehende Kollektivverträge in die Diskussion eingebracht. MASSIVE EINGRIFFE

Die Troika hat in den Krisenstaaten, die die Finanzhilfe

der europäischen Rettungsschirme in Anspruch nehmen mussten, einen harten Liberalisierungskurs durchgesetzt. Dies geschah nicht nur durch massive Einschnitte in die Sozialsysteme und vor allem Pensionen, sondern auch durch direkte Eingriffe in die Lohnpolitik und die Kollektivvertragssysteme. Kollektivverträge sollten dezentral verhandelt, ihre Deckungsrate reduziert werden. Insbesondere die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften sollte gebrochen werden.

SOZIALE KATASTROPHE

Die Troika hat diese Pläne auch weitgehend umgesetzt: Seit 2012 haben 80 Prozent der Betriebskollektivverträge in Griechenland Lohnkürzungen enthalten.

Besonders dramatisch war die Entwicklung in Portugal. Die Allgemeinverbindlichkeit von Kollektivverträgen wurde stark eingeschränkt. Die Anzahl der Beschäftigten, die diesen unterliegt, ist daher zwischen 2011 und 2012 von 1,2 Millionen auf 300.000 gesunken. Auch in Irland und Zypern ist das Kollektivvertragssystem de facto zusammengebrochen. Der soziale Dialog und die von der Kommission in offiziellen Dokumenten gepriesene Sozialpartnerschaft wurden geschwächt und teilweise völlig ausgehebelt. Eingriffe in souveräne Entscheidungsrechte dieser Länder haben das Vertrauen vieler Menschen in die Demokratie stark erschüttert. Dabei sind auch die wirtschaftlichen Erfolge ausge­

blieben: Das Wachstum in der EU ist auf einem Tiefpunkt angelangt, die Arbeitslosigkeit steigt auf nie gekannte Rekordwerte, vor allem die Jugendlichen haben in weiten Teilen der Union keine Perspektive mehr. Die wirtschaftliche und soziale Katastrophe in einigen Mitgliedsstaaten wird auch Folgen für die übrigen Länder der EU nach sich ziehen. Die negativen Auswirkungen der einseitigen Sparpolitik auf das Wachstum in der EU wurden sys­tematisch unterschätzt. Die sozialpolitischen Ziele der EU-2020-Strategie (Steigerung der Beschäftigung, Armutsbekämpfung) werden durch diese Politik konterkariert und geraten zunehmend in weite Ferne. www.oegb-eu.at ❮ 3417 l September 2014

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blog.arbeit-wirtschaft.at leuchtet Hintergründe aus, stößt Debatten an und hält mit Fakten dem Mainstream kritisch gegen. Der A&W Blog bezieht klar Position: Auf Seiten der arbeitenden Menschen. Dazu bringen engagierte Leute aus Wissenschaft, interessierter Öffentlichkeit und ArbeitnehmerInnenvertretung kurze Analysen und klare Argumente auf den Blog.

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KARTENSTELLE WIENER METROPOL GO WEST AGAIN

us und Peter Iljitsch Tschaikowski Freitag, 5.12.2014

8. und 29. Oktober – 20 Uhr GO WEST, das Country-Rock-Musical aus dem Jahr 2010, feiert im Oktober 2014 seine Wiederauferstehung als: GO WEST AGAIN. Mit Andy Lee Lang und neu im Team: Eva Maria Marold und Adi Hirschal. 15 % Ermäßigung, Preise von 19,50 bis 33 Euro

Philippe Jordan, Dirigent

Werke von Anton Webern, Franz ­Schubert und Richard Strauss Freitag, 6.3.2015

Philippe Jordan, Dirigent

Camilla Tilling, Sopran Werke von Franz Schubert und Gustav Mahler Freitag, 12.6.2015

Juraj Valcuha, Dirigent

WIENER MUSIKVEREIN Großer Musikvereinssaal – Beginn immer 19.30 Uhr GROSSE SYMPHONIE „Wiener Symphoniker“ – ABO 2014/2015

Jasminka Stancul, Klavier Werke von Joseph Haydn, Felix Mendelssohn ­Bartholdy, Claude Debussy und Maurice Ravel Montag, 22.6.2015

Freitag, 7.11.2014

David Afkham, Dirigent

Herbert Blomstedt, Dirigent

Leonidas Kavakos, Violine Werke von György Ligeti, Jean Sibeli-

Werke von Ludwig van Beethoven und Carl August Nielsen

Mehr kulturelle Angebote unter: http://kartenstelle.oegb.at Tel.: 01/534 44-39675, 39677, 39679, 39681 – Öffnungszeiten: Mo, Di, Mi: 9 bis 16 Uhr; Do: 9 bis 18 Uhr; Fr: 9 bis 13 Uhr. Adresse: Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien, E-Mail: ticketservice@oegb.at Bei der Kartenbestellung bitte Ihre Gewerkschaftsmitgliedschaft nachweisen.

AM WORT

MICHELLE MÜLLER

Jugendvertrauensrätin A1 Telekom

Herausgegeben von AK und ÖGB

www.arbeit-wirtschaft.at

© ÖGB-Verlag/Paul Sturm

BELEGSCHAFTSVERTRETERiN

No 06 ı 2014 ı 68. Jahrgang ı � 2,50

„Österreich gehört zu den Verteilungsk(r)ampf europäischen Ländern mit der größten Ungleichheit bei der Verteilung des Vermögens.“ Mit diesen Worten stellt Jörg Flecker in der neuen Ausgabe der Arbeit&Wirtschaft das positive Bild Österreichs als einer relativ gleichen Gesellschaft infrage. Umverteilung wirft eine Reihe von Fragen auf, denen nachgegangen wird: Wie gerecht sind Einkommen, Vermögen, Arbeit, Zeit oder Aufstiegschancen in unserer Gesellschaft verteilt? Warum braucht es Umverteilung? Online lesen: www. arbeit-wirtschaft.at ❮ ab Seite 22

Interview:

Schwerpunkt:

Mit Ohropax gegen Alarmglocken Soziologe Flecker über die wachsende Ungleichheit und mögliche Alternativen

Lehrlinge haben an ihren Lehrstellen immer wieder Probleme mit ihren Vorgesetzten. Da kann der Jugendvertrau-

Ich habe mich dann selbst engagiert.

MICHELLE MÜLLER

ensrat sehr gut helfen. So ähnlich ist es auch mir ergangen. Mir wurde geholfen und daraufhin habe ich mich selbst engagiert und schließlich im vergangenen Oktober für den Jugendvertrauensrat kandidiert. Ich wurde gewählt und nun versuche ich meinen KollegInnen – wir haben rund 300 Lehrlinge bei A1 Telekom – zu vermitteln, dass es besser ist, bei Problemen den Mund aufzumachen, zum Jugendvertrauensrat zu gehen und nicht alles runterzuschlucken. Mit meinem eigenen Beispiel versuche ich die Jugendlichen zu motivieren, sich mit uns JugendvertrauensrätInnen

WWW.BETRIEBSRAETE.AT

für ihre Anliegen zu engagieren. ❮

Schwerpunkt:

Reichtum sticht Moral

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Zentrale Thesen aus Thomas Pikettys viel diskutiertem Buch „Das Kapital“

Stamm und Apfel

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Welche Hürden einen Aufstieg ohne Erbe erschweren

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IHR GUTES RECHT BAGS-KV 2014/15

Das Angebot des ÖGB Chancen Nutzen Büros kann individuell gestaltet werden.

Reihe: Kommentierte Kollektivverträge Band 5 Hrsg.: Günther Löschnigg, Reinhard Resch 384 Seiten, ÖGB-Verlag, 9. Auflage 2014 ISBN: 978-3-99046-041-2 Preis: 29,90 Euro, inklusive E-Book

Psychische Erkrankungen und Invalidität Endbericht der 2. Arbeitsgruppe zur Neugestaltung des Invaliditätsrechts September 2012 bis Juni 2013 Sozialpolitische Studienreihe Band 16 ÖGB-Verlag 2014, 328 Seiten Preis: 24,00 Euro, ISBN: 978-3-99046-094-8

Sammlung der Verordnungen zum ArbeitnehmerInnenschutzgesetz Lose-Blatt-Ausgabe. Grundwerk inklusive aller Austauschlieferungen Reihe: Gesetze und Kommentare Nr. 162 Hrsg.: Wolfgang Adametz, Eva-Elisabeth Szymanski Rechtsstand: 1. Juni 2014, 2.816 Seiten Preis: 145,00 Euro, ISBN: 978-3-7035-1104-2

Bestellmöglichkeit Versandkostenfrei bestellen: www.arbeit-recht-soziales.at www.oegbverlag.at Telefon: 01/405 49 98-132, Fax: 01/405 49 98-136

ZUM FÜHRERSCHEIN. Als Service

bietet die ÖGJ allen Mitgliedern ein kostenloses Lernmodul „FührerscheinPrüfung“ an. Mit diesem Lernmodul kann man die Führerschein-Prüfung (Klasse A, B und A+B) mit sämtlichen Fragen und im Original-Ablauf online über oder im „Lernmodus“ Fragen mit richtigen Antworten abrufen, dein Wissen testen. Mehr Informationen findest du unter www.oegj.at. ❮ 14

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CHANCEN NUTZEN

Hilfestellung zum Thema Behinderung und Erkrankung.

GEMEINSAM mit den Ko- Information sowie Hilfestel-

operationspartnern (u. a. das Arbeitsmarktservice, die Pensionsversicherungsanstalt, die AUVA und diverse Integrationsfachdienste) führt das „ÖGB Chancen nutzen“-Büro Beratungen, Seminare und Workshops für BelegschaftsvertreterInnen, Behindertenvertrauenspersonen, ArbeitnehmerInnen und Arbeitgeber durch. Das Ziel ist die Verbesserung der Beschäftigungssituation älterer Personen und Menschen mit Behinderung bzw. chronischen und/oder psychischen Erkrankungen. Dabei sind Prävention, Gesundheitsförderung, Sensibilisierung, Unterstützung,

L

lung die Hauptziele.

BERATUNGSINHALTE

Von Sensibilisierung und einem individuellen Zugang zu den Themen Behinderung und Erkrankung über Unterstützung bei Förderungen und Antragstellungen bis zu Hilfestellungen in Form von Konfliktmanagement und Mediation reichen die Beratungs- und Seminarinhalte des „ÖGB Chancen nutzen“Büros. Das kostenlose Beratungsangebot bzw. die Seminarpalette kann individuell gestaltet werden. Bestellung möglich unter 01/534 44-39590. ❮

ZUR HERBERGE. Der Jugendher­

bergsausweis ist ein gratis Goodie für Gewerkschaftsmitglieder, der vom Öster­ reichischen Jugendherbergsverband zur Verfügung gestellt wird. Damit kann man kostengünstig und sicher in über 4.000 Jugendherbergen in 90 Ländern auf allen fünf Kontinenten nächtigen. Mehr In­ formationen unter www.oegj.at oder unter der ÖGJ-Hotline 01/534 4439062. ❮


RICHTIG AUSBILDEN Was Lehrberechtigte unbedingt beachten müssen.

Was sind die wichtigsten Pflichten der/des Lehrberechtigten? Die AusbildnerInnen vermitteln die Fertigkeiten und Kenntnisse des Lehrberufs. Das Berufsbild ist eine Art Lehrplan für den Betrieb. Die Lehrlinge dürfen nur Tätigkeiten aus­ üben, die mit der Ausbildung vereinbar sind. Auch dürfen keine Aufgaben zugewiesen werden, die die Kräfte der Jugendlichen übersteigen. Für den Berufsschulbesuch, für Teilprüfungen und auch für die Lehrabschlussprüfung muss dem Lehrling freigegeben werden. Wenn die Internatskosten die Lehrlingsentschädi-

gung übersteigen, hat die/der Lehrberechtigte die Mehrkos­ ten zu ersetzen. Hierbei sind unbedingt die Regelungen im Kollektivvertrag zu beachten. Was muss noch beachtet werden? Jugendliche müssen vor Lehrbeginn über die im Betrieb bestehenden Gefahren sowie über die getroffenen Gegenmaßnahmen informiert werden. Die Unterweisungen

müssen mindestens einmal jährlich wiederholt werden. Die/der Lehrberechtigte hat die jungen ArbeitnehmerInnen auch rechtzeitig über die Jugendlichenuntersuchung zu informieren und ihnen die notwendige Zeit unter Fortzahlung des Entgelts zu geben. Wie gehe ich mit Lehrlingen richtig um? Lehrberechtigte haben eine große Vorbildwirkung für die

Jugendlichen. Das erwartete Verhalten sollte daher von ihnen vorgelebt werden. Lehrlinge sollen Spaß an der Ausbildung haben. Wichtig ist daher, auch auf das zu schauen, was gut gemacht wird, und nicht nur auf die Fehler. Loben kann viel bewirken. Ohrfeigen oder andere Formen der Misshandlung sind verboten. Die Lehrlinge müssen vor Misshandlungen durch andere Personen geschützt werden. ❮

© mauritius images / alamy

AM 1. SEPTEMBER hat für viele Jugendliche das erste Lehrjahr begonnen. Jene Menschen im Betrieb, die ihre Ausbildung übernehmen, tragen eine große Verantwortung. ÖGB aktuell beantwortet einige wichtige Fragen zur Lehrausbildung.

Lehrberechtigte haben eine große Vorbildwirkung für die Jugendlichen.

GESUND DURCH ALLTAG UND BERUF Die Gewerkschaftsjugend lädt die JugendvertrauensrätInnen gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium zur Konferenz „Gesund durch Alltag und Beruf“ ein. Aus dem Programm: Vortrag von und Diskussion mit Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser, Workshops, Besuch des Parlaments und der Demokratiewerkstatt. Wann: 6. bis 7. Oktober 2014 Ort: Veranstaltungshaus „Catamaran“ des ÖGB, Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien Anmeldung und Ablauf: www.oegj.at

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INFOGRAFIK OeNB kappt BIP-Prognose 2014 von 1,6 auf nur 0,9 Prozent BIP zum Vorjahr in Prozent, Prognose 2014 Ende August

2,9

Prognose im Juni lag noch bei 1,6

1,6

0,3 2011

2012

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat ihre Wachstumsprognose für Österreich für das laufende Jahr um 0,7 Prozentpunkte auf 0,9 Prozent kräftig gesenkt. Ein Grund: schwache Konjunkturimpulse von der Inlandsnachfrage. Für den ÖGB ist klar, wie die Antwort darauf lauten muss:

2013

2014

Lohnsteuer runter! Dieser Meinung sind auch wesentliche Wirtschaftsforscher: Christian Keuschnigg vom IHS ist ebenso wie WIFO-Chef Karl Aiginger für eine Steuerentlastung vor allem der niedrigen Einkommen. "Hier ist die Ungeduld sehr groß", fasst er die Stimmung in Österreich zusammen. ❮

NACHRICHTENDIENST ZVR-Nummer: 576439352

Herausgeber: ÖGB, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Leitung: Christoph Höllriegl Redaktion: Amela Muratović, Florian Kräftner, Katja Dämmrich, Franz Fischill, Friederike Scherr Alle: 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1 Tel.: 01/534 44-39263, Fax: 01/534 44-39916, E-Mail: presse@oegb.at Medieninhaber und Hersteller: Verlag des ÖGB GmbH 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1

© Quelle & Grafik : APA

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Bildredaktion und Layout: Isabelle Carhoun Jahres-Abo: € 21,80 (Einzelnummer € 1,05 + Versand) Zu bestellen unter Tel. 01/534 44-39738 Verlags- und Herstellungsort: Wien Adressänderungen: Tel.: 01/534 44-39100, E-Mail: service@oegb.at, Mo bis Do: 8.00–16.30, Fr: 8.00–12.00 Uhr Offenlegung gemäß Mediengesetz, § 25: www.oegb.at/offenlegung


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