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3428 l Oktober 2015 www.oegb.at
INTELLIGENTE
ROBOTER KOMMEN Seite 3
DIE DIGITALISIERUNG ver- Zukunftsthema beim diesjähri-
Ein Ultimatum ist keine Lösung
Ein Bonus-Malus-System soll kommen, das dafür sorgt, dass mehr Ältere einen Arbeitsplatz haben. Darauf hat sich die Regierung geeinigt, und so steht es im Koalitionsabkommen – seit fast zwei Jahren. Umgesetzt wurde noch nichts, denn Vertreter der Wirtschaft stehen auf der Bremse. Finanzminister Hans Jörg Schelling ist nun der Meinung, dass man den Sozialpartnern in solchen Fällen eine Frist setzen sollte: Sind sie sich nach einem halben Jahr nicht einig, dann sollte die Regierung das jeweilige Thema selbst erledigen. Nun – daran kann sie niemand hindern. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit: Statt Ultimaten zu setzen, könnte die Exekutive erst einmal umsetzen, worauf sich die ArbeitgeberInnen- und ArbeitnehmerInnenvertreter ganz ohne Ultimatum geeinigt haben. Beispiel Schulreform: Das Sozialpartnerpapier „Chance Bildung“ wartet seit 2007 darauf, realisiert zu werden.
❮ Florian Kräftner
ändert die Arbeitswelt. Viele ArbeitnehmerInnen verlieren ihre Arbeitsplätze an Roboter. Davon sind jedoch nicht nur Beschäftigte in niedrig qualifizierten Jobs betroffen, sondern vermehrt auch ArbeitnehmerInnen in Führungspositionen. Die Sozialpartner sind sich einig, dass die tief greifenden Veränderungen ernst genommen werden und neue Rahmenbedingungen definiert werden müssen. Die Digitalisierung von Arbeit und Wirtschaft war daher auch das
gen Bad Ischler Dialog. Seite 3
NEUE FÜHRUNG
Anfang Oktober fand der Europäische Gewerkschaftskongress in Paris statt. Der Belgier Rudy De Leeuw wurde zum neuen EGBPräsidenten gewählt. In den EGB-Vorstand wurden auch der ÖGB-Präsident Erich Foglar und Oliver Röpke, Leiter des ÖGBEuropabüros, gewählt. Mehr Informationen zum EGB-Kongress und ein Interview mit KongressTeilnehmer Andreas Gjecaj finden Sie auf den Seiten 6 und 7. ❮
GEWERKSCHAFT: Die Arbeit der FlüchtlingsbetreuerInnen; Arbeitszeitentwicklung. SERVICE: Aktuell, praktisch, einfach – nützliche Informationen für die Arbeit im Betrieb.
Seiten 4 und 5 Seiten 8 bis 11
"EIN VIERTEL © ÖGB-Verlag/Michael Mazohl
WENIGER"
Einkommensberichte sind ein wichtiges Instrument, um die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu schließen. SEIT DEM 11. OKTOBER zepräsidentin und Frauenvor- Verbesserungsbedarf und destgehalts zusammen mit
VERBESSERUNGSBEDARF
„Das, was wir unseren Kindern niemals zumuten würden, das ist nach wie vor für viele Frauen bittere Realität“, sagt Renate Anderl, ÖGB-Vi-
sitzende, und fordert einen Mindestlohn von 1.700 Euro: „Gerade weil mehr Frauen im Niedriglohnsektor arbeiten, würde ein Mindestlohn von 1.700 Euro in allen Kollektivverträgen die Lohnsituation der Frauen bereits beim Berufseinstieg verbessern.“ Dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger Geld als Männer bekommen, ist für Isabella Guzi, ÖGB-Frauensekretärin, schlicht und einfach eine Diskriminierung. Ein wichtiges Instrument, um diese Ungerechtigkeit zu bekämpfen, sehen die ÖGB-Frauen in den Einkommensberichten. Hier orten sie jedoch
FORDERUNGEN ZU EINKOMMENSGERECHTIGKEIT › verpflichtende Einkommensberichte in Unternehmen ab 100 Beschäftigten sowie die Ausweitung auf alle Dienstgeber (z. B. auch die öffentlichen Dienste in Ländern und Gemeinden) › verpflichtender Fortschrittsbericht in Unternehmen zur Verringerung der Einkommensschere und zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen › verpflichtende betriebsinterne Jobausschreibungen RENATE ANDERL, ÖGB-Vizepräsidentin
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Mehr Infos unter: www.oegb.at/frauen
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fordern eine bessere Lesbarkeit, eine Differenzierung der Gehaltsbestandteile sowie Beratungen über die Ergebnisse des Einkommensberichts, die zumindest einmal im Jahr stattfinden sollen.
RECHT AUF KLARHEIT
Ebenso wichtig ist es für die ÖGB-Frauen, dass bei Stellenausschreibungen der Kollektivvertrag bzw. jene Rechtsgrundlage, die zum Tragen kommt, angegeben wird. „Die Angabe des Min-
der ‚Bereitschaft zur Überzahlung‘ ist einfach zu wenig“, kritisiert Anderl. Angesichts der Tatsache, dass die Zahl der prekären Beschäftigungsverhältnisse immer größer wird, können sich die ÖGB-Frauen auch konkrete Gehaltsangaben für freie Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer vorstellen. „Gerade jene, die ohne die Sicherheit eines geregelten Arbeitsverhältnisses beschäftigt sind, haben ein Recht auf Information zum erwartbaren Einkommen.“ ❮
IM KLEINKINDALTER ANSETZEN Dass es besonders wichtig ist, im Kleinkindalter anzusetzen, zeigt ein Bild, das allen bekannt ist: Mädchen spielen mit Puppen, Buben mit einem Fußball oder dem Werkzeugkasten. Kinder werden bereits von klein auf im Kindergarten, in der Schule und auch der Gesellschaft geprägt. Studien belegen, dass nach wie vor der Mädchen anteil in technischen Schulen unter 15 Prozent und der Frauenanteil in Fachrichtungen wie Maschinenbau und Elektrotechnik sogar unter der 10-Prozent-Marke liegt. Für eine Veränderung der klischeehaften Vorstellungen braucht es dringend ein Umdenken in der Gesellschaft, damit Mädchen und Buben ein gleichberechtigter Start in ihr Leben ermöglicht wird. ❮
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arbeiten Frauen in Österreich bis Jahresende – also 82 Tage – gratis. Laut aktueller Statistik verdienen sie um 22,4 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Unter dem Motto „Würden Sie Ihrer Tochter weniger Taschengeld geben als Ihrem Sohn?“ machten die ÖGB-Frauen anlässlich des heurigen Equal Pay Day auf diese Einkommensungerechtigkeit aufmerksam.
ROBOTER AUF DEM VORMARSCH
Bisher haben vor allem Niedrigqualifizierte ihre Jobs verloren, doch zunehmend müssen auch EntscheidungsträgerInnen bangen.
Durch neue Technologien verändert sich die Arbeitswelt, und neue Arbeitsplätze entstehen. Aber auch das Gegenteil ist der Fall: Viele Jobs werden in Zukunft verschwinden oder von Robotern übernommen werden.
„WIR BEFINDEN uns mitten den: „Zu 80 Prozent trifft der
NEUE ROBOTER-ARTEN
„Der derzeit stattfindende Wandel ist einschneidender als alle vorherigen Innovationsstufen. Die Roboter der Zukunft werden ganz anders sein als zum Beispiel die gegenwärtig bekannten Schweißroboter. Stattdessen wird es eine völlig neue Art intelligenter Roboter geben“, betonte der ÖGB-Präsident. Und diese würden immer mehr Menschen von ihren Arbeitsplätzen verdrängen. Verena Spitz, Betriebsrätin bei der BAWAG P.S.K., fürchtet, dass nach den niedrig qualifizierten Arbeitsplätzen künftig auch höher qualifizierte Jobs zunehmend betroffen sind: „Es gab in den Banken früher Tätigkeiten, die sehr papierbehaftet waren – dieser Bereich ist ohnehin schon weggefallen. Aber jetzt wird auch die Arbeit von EntscheidungsträgerInnen digitalisiert, die sich bisher sehr sicher gefühlt haben.“ Das betreffe zum Beispiel jene, die über Kredite entschei-
Computer die Entscheidung, ob jemand einen Kredit bekommt, nur zu 20 Prozent entscheidet noch der Mensch.“ Der Mensch mache eigentlich nur mehr die „Übersetzungsarbeit“ zwischen Maschine und Kundinnen/Kunden. Und die Betriebsrätin erklärt weiter: „Sobald sich die Kundin oder der Kunde daran gewöhnt hat, werden vielleicht auch diese letzten 20 Prozent wegfallen.“
WENIGER JOBS
„Zwar werden durch neue Technologien auch neue Arbeitsplätze geschaffen, aber auf Dauer wird es weniger Arbeitsplätze geben, nicht nur in der Transformationsphase, sondern nachhaltig“, so Foglar. An der Erwerbsarbeit hängen aber direkt 62 Prozent der gesamten Staatseinnahmen Österreichs (102 von 164 Milliarden Euro!).
© mauritius images / imageBROKER / Jochen Tack
im größten technologischen Wandel, den es je gab, mit allen seinen Facetten wie Robotik, künstlicher Intelligenz, Internet der Dinge, Internet der Dienste, Industrie 4.0“, sagte ÖGB-Präsident Erich Foglar beim Bad Ischler Dialog der Sozialpartner Anfang Oktober. Heuer widmete sich die zentrale Großveranstaltung von ÖGB, Arbeiterkammer, Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer dem Themenkomplex „Digitale Wirtschaft und Arbeitswelt“.
SOZIALSTAAT ERHALTEN
„Die Frage lautet: Wie bauen wir die Gesellschaft um, sodass wir keinen Rückschritt in die Vergangenheit machen? Wie schaffen wir es, dass die gesellschaftspolitische Entwicklung mit der Rasanz der technologischen Entwicklung Schritt hält? Wir Sozialpartner müssen dafür ein gemeinsames Verständnis entwickeln, wenn wir wollen, dass Österreich auch in Zukunft wirtschaftlich leistungsfähig und als Sozialund Wohlfahrtsstaat erhalten bleibt.“ ❮
LESETIPP Wer sein Wissen zu dem Thema weiter vertiefen will, sollte die Septemberausgabe der „Arbeit&Wirtschaft“ lesen. Themenschwerpunkt ist „Digitale Datenwirtschaft“: Von der Veränderung der Arbeitswelt bis hin zur Veränderung der Gesellschaft gibt es zahlreiche spannende Beiträge – auch online unter: www.arbeit-wirtschaft.at
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© ÖGB-Verlag/Michael Mazohl
HELFERiNNEN IN NOT
Flüchtlingsbetreuung: enormes Engagement, aber auch psychische Belastung.
SEIT MONATEN erbringen Wilhelm Zeichmann, Arbeiter- Tages- und Wochendienst-
die hauptamtlichen MitarbeiterInnen der verschiedenen Hilfsorganisationen, die Beschäftigten von Einsatzorganisationen wie der Polizei oder dem Bundesheer sowie MitarbeiterInnen der ÖBB und der Stadt- und Gemeindeverwaltungen Höchstleistungen, wenn es darum geht, gemeinsam mit den freiwilligen HelferInnen die Flüchtlinge in Österreich zu betreuen. Dabei gehen viele bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit.
Auch bei der Volkshilfe wurde zusätzliches Personal eingestellt, um die Beschäftigten zu entlasten, erzählt Angestelltenbetriebsrat Martin Fröhner.
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Betriebsratsvorsitzender und Vorsitzender des Betriebsratsausschusses des Samariterbundes, bringt die aktuelle Situation der Beschäftigten auf den Punkt: „Sie sind müde und sehnen sich nach einem Ende der Belastungen. Trotzdem will jeder weiter helfen.“
LANGE DIENSTZEITEN
Bis Ende Oktober gilt die Flüchtlingsbetreuung noch als Katastrophendienst nach dem Arbeitszeitgesetz – was nichts anderes heißt, als dass längere
zeiten gelten. Zeichmann:„Unser Arbeitgeber schaut darauf, dass nicht allzu lange gearbeitet wird. Aber manchmal geht es trotz zusätzlichen Personals nicht anders.“
AUSNAHMESITUATION
Zeichmann sieht es wie Martin Fröhner, Vorsitzender des Angestelltenbetriebsrates der Volkshilfe, als dringendste Aufgabe der BelegschaftsvertreterInnen, darauf zu achten, dass „die KollegInnen durch ihr enormes Engagement nicht ausbrennen. Davon hätte niemand etwas.“ Auch bei der Volkshilfe gehe, so Fröhner, den Beschäftigten schön langsam die Energie aus. Dazu komme, dass diese Arbeit psychisch belastend sei. Dafür können bei Bedarf bei beiden Organisationen ArbeitspsychologInnen für Supervisionen in Anspruch genommen werden. Zusätzliches Personal wurde auch bei der Volkshilfe eingestellt. Langfristige Lösungen stehen aber
“
Trotz starker Belastung und Müdigkeit wollen die KollegInnen helfen. WILHELM ZEICHMANN, Arbeiter-Betriebsratsvorsitzender des Samariterbundes
noch aus. Dazu sei, so der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft vida, Willibald Steinkellner, eine langfristige Finanzierungszusicherung durch die Bundesregierung notwendig. Steinkellner: „Ausnahmesituationen dürfen nicht zur Dauerregelung werden. Und das Engagement der KollegInnen darf auch nicht ausgenutzt werden. Daher muss rasch gehandelt werden.“ ❮
ARBEITSZEIT – EIN DAUERBRENNER
Die Geschichte zeigt, dass eine Verkürzung der Arbeitszeit der Wirtschaft nie geschadet hat. „EINE Arbeitszeitverkürzung bedeutet auf jeden Fall einen Verzicht auf ein optimales Wirtschaftswachstum. (…) Die Entscheidung spitzt sich auf die Fragestellung zu: Weniger arbeiten oder höherer Lebensstandard?“ – Dieses Zitat vom ehemaligen Präsidenten der Industriellenvereinigung (IV), Franz Josef Meyer-Gunthof, stammt aus dem Jahr 1969, getätigt aus Anlass der schrittweisen Einführung der 40-Stunden-Woche bis 1975. Jetzt, 45 Jahre später, wird vonseiten der Industrie noch immer ähnlich argumentiert. „Mit Rezepten aus der Vergangenheit, wie Arbeitszeitverkürzung, einer Maschinensteuer oder überproportional steigenden Löhnen, werden Arbeitsplätze gefährdet und wird Wohlstand vernichtet“, hielt
noch Ende September der Generalsekretär der IV, Christoph Neumayer, fest.
LANGER WEG
Bis zur jetzt geltenden 40-Stunden-Woche war es ein langer Weg. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs galt in Österreich eine Wochenarbeitszeit von 48 Stunden, 1959 wurde die Arbeitszeit auf 45 Stunden verkürzt. Seit 1975 verharren wir auf dem Status quo. Zwar gibt es seit Mitte der 80er-Jahre in manchen Branchen weniger Wochenstunden, das aber nur auf Basis von KV-Verhandlungen. Wie die Geschichte zeigt, hat die Verkürzung der Arbeitszeit zu keinerlei Einbrüchen beim Wirtschaftswachstum geführt, Österreich hat sich zu einem der reichsten Staaten Europas entwickelt. Derzeit
sind wir von einer steigenden Arbeitslosigkeit betroffen, mehr als 390.000 Menschen sind beim Arbeitsmarktservice vorgemerkt. Dabei leisten die ÖsterreicherInnen rund 300 Millionen Überstunden pro Jahr, ein Fünftel davon unbezahlt. Für Wolfgang Katzian, Vorsitzender der Gewerkschaft GPA-djp, ist das „nichts anderes als ein milliardenschweres Geschenk an die Unternehmer“. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 42 Stunden sei der Spitzenwert in Europa. Würde man die vorhandene Arbeit besser aufteilen, könnten damit neue Arbeitsplätze geschaffen werden, ist Katzian überzeugt. Auch die Forderung nach einer 6. Urlaubswoche für alle, die 25 Jahre gearbeitet haben, bleibt vonseiten der Gewerkschaften aufrecht. Eine 6. Urlaubswoche
hätte nicht nur positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, sondern die Menschen würden länger arbeitsfähig bleiben (siehe Seite 12).
BLOCKADEHALTUNG
Doch die Wirtschaft blockt jede Forderung ab, und es gibt kaum Unterschiede zur Debatte von 1969. Damals bemerkte ÖGB-Präsident Anton Benya in Richtung Unternehmer:„In der Hochkonjunktur kann man die Arbeitszeit nicht verkürzen, weil Arbeitskräftemangel herrscht. Während der Konjunkturflaute vertragen die Unternehmer keine zusätzlichen Belastungen, und bei einem Konjunkturaufschwung kann es erst recht keine Arbeitszeitverkürzung geben, weil sonst dieser Aufschwung gefährdet wäre.“ ❮
1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996
ZEITGESCHICHTE
VOR 30 JAHREN: 6. URLAUBSWOCHE NACH 25 DIENSTJAHREN
Im Ringen der Gewerkschaften um eine weitere Arbeitszeitverkürzung rückte Anfang der 1980er-Jahre mit der steigenden Arbeitslosigkeit der Aspekt der Umverteilung von Arbeit in den Vordergrund. 1982 einigten sich die Sozialpartner auf eine schrittweise
Anhebung des Mindesturlaubs von vier auf fünf Wochen für alle und von fünf auf sechs Wochen für Beschäftigte mit 25 Dienstjahren in ein und derselben Firma. Das Gesetz wurde erst 1983 verabschiedet. 1984 und 1985 wurde der Mindesturlaub um je zwei Tage angehoben, ab 1986 galt das volle Ausmaß. ❮ 3428 l Oktober 2015
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VERHANDLUNGSMACHT
DER GEWERKSCHAFTEN STÄRKEN
Kämpferisch gab sich der neue EGB-Generalsekretär Luca Visentini beim Kongress in Paris.
© EGB (2)
Der Kongress des Europäischen Gewerkschaftsbundes tagte Anfang Oktober in Paris. Dabei wurde unter anderem auch die neue EGB-Führung gewählt.
„DER EUROPÄISCHE Gewerkschaftsbund (EGB) muss stärker werden. Die Gewerkschaftsbewegung muss wieder wachsen. Unsere Stärke kommt von den Mitgliedern“, sagte Luca Visentini, der beim EGB-Kongress zum neuen Generalsekretär gewählt wurde. In Paris waren Delegierte aus ganz Europa zusammengekommen: VertreterInnen nationaler Gewerkschaftsbünde, aber auch der europäischen Branchengewerkschaftsverbände. Sie wählten nicht nur das neue Führungsteam des Europäischen Gewerkschaftsbundes, sondern verabschiedeten auch das „Pariser Manifest“, ein Aktionsprogramm für hochwertige Arbeit, Arbeitsrechte und für eine gerechte Gesellschaft, sowie einige Dringlichkeitsanträge. WECHSEL AN DER SPITZE
Luca Visentini, der auf Bernadette Ségol folgt, kommt aus dem italienischen UIL 6
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und war zuletzt politischer Sekretär des EGB. „Es kann weder qualitativ hochwertige Beschäftigung noch einen hoch entwickelten Wohlfahrts- und Sozialstaat geben, wenn es uns nicht gelingt, die Wirtschaft anzukurbeln und für nachhaltiges Wachstum zu sorgen. Dafür braucht es Investitionen, und wir müssen die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften stärken“, sagte er nach seiner Wahl.
FÜR SOZIALUNION
ÖGB-Präsident Erich Foglar sprach sich „für eine Sozialund gegen eine Dumpingunion“ aus: „Soziale Rechte in der EU dürfen den wirtschaftlichen Marktfreiheiten nicht länger untergeordnet sein. Darum fordern wir, dass das soziale Fortschrittsprotokoll im Primärrecht der EU verankert wird. ‚Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort‘ muss endlich auch in der
EINHEITLICHE STEUERN
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Die Gewerkschaftsbewegung muss wieder wachsen. LUCA VISENTINI, EGB-Generalsekretär
Praxis umgesetzt werden, und wir verwehren uns dagegen, dass die Troika in die Kollektivvertragshoheit der Sozialpartner eingreift.“
Jedes Jahr verzeichnen die EU-Staaten einen Schaden von mehr als 1.000 Milliarden Euro, der ihnen durch Steuervermeidung, Steuerparadiese und Steuerhinterziehung entsteht. Der EGB fordert daher einen EU-weiten Mindeststeuersatz von 25 Prozent bei Unternehmenssteuern. Ein entsprechender ÖGBAntrag wurde beim Kongress beschlossen. Auch weitere ÖGB-Anträge fanden eine Mehrheit, etwa einer zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB: „Die ‚Jugendgarantie‘, die derzeit nur eine Empfehlung ist, soll nun auch von den Mitgliedsstaaten in die Praxis umgesetzt werden müssen.“❮ Mehr: www.oegb-eu.at und www.etuc.org
© FCG/Madleine Alizadeh
IM GESPRÄCH Andreas Gjecaj Generalsekretär der Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG)
dürfen nicht “ Wir lockerlassen.
Was ist die größte Herausforderung für den Europäischen Gewerkschaftsbund? Mit dem Begriff „Druck auf die Gewerkschaften“ haben wir bisher eher die schwierigen Bedingungen von KollegInnen auf anderen Kontinenten, in Afrika, Asien oder Lateinamerika beschrieben. Aber spätestens seit den Berichten bei diesem EGB-Kongress in Paris ist klar: Auch in Europa weht uns ein scharfer Wind ins Gesicht. Einige Länder wie zum Beispiel England oder Ungarn spielen dabei die Vorreiter und sind im Begriff, Arbeitsgesetze so zu ändern, dass Gewerkschaftsarbeit deutlich erschwert wird. Was in den letzten 150 Jahren erkämpft wurde, wie zum Beispiel das Streikrecht oder die Tarifautonomie, darf nicht über Gesetze ausgehebelt oder in die Illegalität gedrängt werden. Hier dürfen wir die nationalen Gewerkschaften nicht alleinlassen, sondern müssen als EGB zusammen-
stehen und diesen Bestrebungen den Kampf ansagen. Wie kann man den „sozialen Dialog“, den auch EU-Kommissionspräsident Juncker als wesentlich ansieht, in Europa stärken? Während wir in Österreich ja gar nicht mehr„Dialog“ sagen, sondern nur mehr von „Sozialpartnerschaft“ sprechen – gerade dieser Tage fand ja das jährliche Treffen der Sozialpartner in Bad Ischl zum spannenden Thema „Digitalisierung“ statt –, berichten vor allem die Länder Mittel- und Osteuropas von der Schwierigkeit, überhaupt noch einen „sozialen Dialog“ zustande zu bringen. Dabei ist es sowohl mit manchen Regierungen schwierig als auch überhaupt mit Unternehmern, die sich in einigen Ländern kaum noch in Verbänden organisieren wollen und daher auch kein Verhandlungsgegenüber darstellen. Hier hat Juncker, der ja einer der Gastredner
beim Kongress war, wieder ein klares Bekenntnis abgegeben. Der „soziale Dialog“ wird gestärkt, wenn wir ihn ständig einfordern, nicht lockerlassen und so auch auf EU-Ebene genügend Druck aufbauen. Wurden beim Kongress auch ganz tagesaktuelle Themen behandelt? Natürlich braucht ein so großer Kongress eine gute Vorbereitung, und die Texte, wie das „Pariser Manifest“, wurden ja innerhalb der teilnehmenden Gewerkschaften ebenso abgestimmt wie das Aktionsprogramm. Aber es gab auch zahlreiche Dringlichkeitsanträge – selbstverständlich war die aktuelle Flüchtlingskrise in Europa ein Thema und führte zu einem klaren Bekenntnis des EGB zu mehr Solidarität und Verantwortung. Sind solche Kongresse – in Zeiten des Internets und der
Globalisierung – überhaupt noch zeitgemäß? Vielleicht für manche überraschend sage ich Ja – und ich kann das auch begründen: Wer jemals auf einem Segelboot war oder auf einen Berg geklettert ist, der weiß, dass dort Seile eine wichtige Rolle spielen. Worauf ich hinauswill: Wenn es wirklich um etwas geht, ist es völlig belanglos, ob das Seil modisch oder zeitgemäß ist oder nicht, es muss nur halten! Denn vielleicht hängt ein Menschenleben davon ab. Und eine große Organisation wie der EGB braucht eine Struktur, die hält. Deswegen – und weil wir als Menschen auch das Gespräch von Angesicht zu Angesicht mit unseren KollegInnen aus anderen Ländern brauchen – sind solche Kongresse immer notwendig, ja vielleicht sogar ein Gegenpol zu einer Kommunikation, die nur mehr über elektronische Medien erfolgt. Ein Lächeln ist der kürzeste Dialog! ❮ 7
ÜBER SOCIAL MEDIA VERNETZEN SOCIAL MEDIA dominieren den Alltag der Menschen. Der regelmäßige Griff in der Früh zum Smartphone, um Meldungen und Fotos auf Twitter, Instagram und Facebook zu checken, ist mittlerweile für fast alle Routine. Auch der ÖGB ist auf Social Media vertreten. ❮ FAN AUF FACEBOOK
Im sozialen Netzwerk Facebook kann man sich mit anderen austauschen, Interessengruppen bilden und Informationen über bestimmte Inhalte einholen. Der ÖGB nutzt Facebook, um seine Mitglieder bzw. Follower unter anderem über aktuelle Themen, Ereignisse und Veranstaltungen auf dem Laufenden zu halten. In regelmäßigen Abständen werden Videos, Fotos, aber auch Infografiken geteilt. Mit einem Like auf www.facebook.com/oegb.at ist es möglich, ÖGB-Postings mitzuverfolgen und vor allem auch zu diskutieren.
GEZWITSCHER AUF TWITTER
Neben Facebook, WhatsApp & Co. ist auch der Onlinedienst Twitter nicht mehr aus den Köpfen der Menschen wegzudenken. Twitter ermöglicht Kurzmeldungen, die öffentlich sind und mehrere Hundert oder Tausende Empfänger erreichen können. Das Tool wird auch etwa für Werbung und Angebote genutzt. Besonders beliebt sind die Tweets von diversen Nachrichtenagenturen und Prominenten. Wer sich für die Beiträge des ÖGB interessiert und diese verfolgen möchte, kann unter www.twitter.com/oegb_at „Follower“ werden.
DURCHBLÄTTERN AUF FLICKR
Flickr ist ein Fotodienst, über den Fotos mit anderen geteilt und ausgetauscht werden können. Auf dem ÖGB-Account www.flickr.com/photos/oegb finden Sie zahlreiche Fotos von verschiedensten Veranstaltungen, wie etwa „70 Jahre ÖGB“, Diskussionsrunden, aber auch Pressekonferenzen.
ÖGB GOES INSTAGRAM
Der ÖGB und die Mitgliederzeitschrift „Solidarität“ sind seit Kurzem auch auf Instagram. Die App ermöglicht es, Fotos und Videos zu teilen, zu „liken“ und zu kommentieren. Eine interessante, lustige und bunte Bilder- und Arbeitswelt erwartet Sie in Zukunft auf dem neuen Account soli.oegb. Porträts, (Straßen-)Aktionen (zum Teil in Echtzeit) und Errungenschaften aus der Vergangenheit sind ein fixer Bestandteil, ebenso wie die Leckereien der Soli-Rubrik „Mahlzeit“. Auf diesem Channel wird zum ersten Mal auch ein Blick hinter die Kulissen der Redaktion geboten – von der Redaktionssitzung über das Verfassen der Beiträge bis hin zu Lektorat und Freigabe. Folgen Sie uns auf: www.instagram.com/soli.oegb 8
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KARTENSTELLE Bis zu 20 % Ermäßigung
VOLKSTHEATER Der Marienthaler Dachs
Zuletzt stirbt endlich die Hoffnung von Ulf Schmidt 23. November – 19 Uhr In dem Gewinnerstück des Heidelberger Stückemarkts 2014 analysiert Ulf Schmidt in einer vielschichtigen Parabel die Zusammenhänge von Arbeits-, Wirtschafts- und Finanzwelt im Mikrokosmos eines fiktiven Marienthals. Zwischen dem Haus Bank-Rott, dem Marktplatz und der Nord- und Südbank lungern Arbeitslose aller Altersgruppen. Vater Staat ist konzeptionslos, denn Mutter Konzern schafft es nicht mehr, die Wirtschaft anzukurbeln. Beider konsumversessene Tochter Gesellschaft kommt ihren Verpflichtungen nicht nach, der kleine Mann bleibt auf der Strecke. Während die Haustiere so mancher braver BürgerInnen in fremden Suppentöpfen verschwinden, macht das Milchmädchen mit dem Herrn Knecht ihre eigene Rechnung. Es gibt keine Arbeit mehr, dabei haben doch alle im einstmals so glücklichen Marienthal ihren Selbstwert daraus bezogen.
Mit dem Volkstheater-Ensemble und einem Chor von Arbeitslosen aus Wien. Mehr kulturelle Angebote unter: http://kartenstelle.oegb.at Tel.: 01/534 44-39675, -39677, -39679, -39681 – Öffnungszeiten: Mo, Di, Mi: 9 bis 16 Uhr; Do: 9 bis 18 Uhr; Fr: 9 bis 13 Uhr. Adresse: Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien, E-Mail: ticketservice@oegb.at Bei der Kartenbestellung bitte Ihre Gewerkschaftsmitgliedschaft nachweisen.
BELEGSCHAFTSVERTRETERiN © mauritius images / Wavebreakmedia
AM WORT
KARIN MEDITS-STEINER
Personalvertreterin Wiener LandeslehrerInnen an der Allgemeinen Pflichtschule
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Meine wichtigste Aufgabe als Personalvertreterin sehe ich
Immer ein offenes Ohr für die KollegInnen haben.
KARIN MEDITS-STEINER
darin, immer ein offenes Ohr für alle KollegInnen zu haben. In vielen Schulen und auch an unserer Schule gibt es beispielsweise Integrationsklassen mit Kindern, die eine sonderpädagogische Förderung benötigen. Daher haben wir viele KollegInnen mit unterschiedlichen Ausbildungen. Wir arbeiten im Team, es bedarf immer wieder einer guten Abstimmung, um die beste Arbeit für alle Kinder leisten zu können. Wenn es um das zwischenmenschliche Miteinander geht, ist die Personalvertretung oft gefragt. Eine Aufgabe kann sein, bei der Teambildung zu unterstützen und mit un-
WWW.BETRIEBSRAETE.AT
serer Expertise zu beraten. Es lässt sich eben nicht alles mit Gesetzen und Vorschriften regeln. ❮
FREIER SONNTAG
Die Allianz für den freien Sonntag möchte mit einer Fotoausstellung jene Menschen in den Mittelpunkt rücken, die auch am Sonntag arbeiten müssen und zu einem guten Leben für alle beitragen. Besuchen Sie die Ausstellung bis zum 6. November im ÖGB-Catamaran, JohannBöhm-Platz 1, 1020 Wien. Mehr Infos unter: www.voegb.at oder facebook.com/voegb.❮ 3428 l Oktober 2015
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IHR GUTES RECHT Ein neues Werkzeug: Die Europäische Bürgerinitiative am Fallbeispiel von „right2water“
© mauritius images / Ulrich Schiel
Jakob Luger 160 Seiten, ÖGB-Verlag 2015 Reihe: Studien und Berichte ISBN: 978-3-99046-168-6 24,90 Euro
Datennutzung im Betrieb Reinhard Resch (Hrsg.) 118 Seiten, ÖGB-Verlag 2015 Reihe: Schriften zum Arbeitsrecht und Sozialrecht ISBN: 978-3-99046-144-0 29,90 Euro
JVR-KONFERENZ
Motto: „Gebildet mehr erreichen“ Betriebsrat – deine Rechte Manfred Staufer 208 Seiten, ÖGB-Verlag 2015 Reihe: Betriebsratsarbeit kompakt ISBN: 978-3-99046-026-9 29,90 Euro
Bestellmöglichkeit Versandkostenfrei bestellen: www.arbeit-recht-soziales.at www.oegbverlag.at Telefon: 01/405 49 98-132, Fax: 01/405 49 98-136
BILDUNG ist ein Grundstein für das Leben. Um als Jugendvertrauensrat (JVR) den jungen KollegInnen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können, ist es wichtig, rundum gut informiert zu sein. Aus diesem Grund lädt die Österreichische Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium vom 16. bis 17. November zur JVRKonferenz unter dem Motto „Gebildet mehr erreichen“ ein. Als Ehrengast ist unter anderem Bundespräsident Heinz Fischer geladen.
LESETIPP: "SOLIDARITÄT" Frisch gedruckt liegt die neue Ausgabe der „Solidarität“ in den Postkästen. Die Topstory beschäftigt sich mit dem Thema „Kinderarbeit“, die in vielen Ländern noch immer an der Tagesordnung ist. Die HelferInnen im Hintergrund von #refugeeswelcome sind die Stars der Reportage. Diese und zahlreiche weitere spannende Geschichten laden zum Lesen ein – auch online unter: www.soli.at ❮ 10
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RASCH ANMELDEN
JVR, die Interesse und Zeit haben, an der Veranstaltung teilzunehmen, sollte schnell sein und sich anmelden. Denn die TeilnehmerInnenzahl ist begrenzt. Die Konferenz findet in der ÖGB-Zentrale am JohannBöhm-Platz 1, 1020 Wien, statt. Auf www.oegj.at finden Sie alle weiteren Informationen zum Programm und zu den Workshops, die auch als Download bereitliegen, ebenso wie die Anmeldemöglichkeit. ❮
DIE LOHNSTEUERSENKUNG kommt fix ab Jänner 2016. Mit dem Online-Rechner auf www.oegb.at/rechner können Sie berechnen, wie viel Geld ab 2016 mehr im Börsel bleibt. Mehr Informationen zur Lohnsteuersenkung finden Sie in den kommenden Ausgaben von ÖGB Aktuell. ❮
ALTERNSGERECHTES ARBEITEN,
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Tipps und Lösungen für jede Betriebsgröße und Branche – praktische Beispiele helfen. DIE WEBSITE www.arbeitundalter.at erweitert ihr Online- Zusätzlich gibt es auf der Website zehn Erfolgsfaktoren für
gutes Arbeiten aller Generationen sowie zehn Stolpersteine, die es zu vermeiden gilt, wenn alle Generationen in den Arbeitsprozess integriert werden sollen. Ein Glossar der wichtigsten Begriffe in diesem Zusammenhang findet sich ebenso wie zahlreiche weiterführende Quellen und Linktipps. Wer möchte, kann sich alle Tipps und Lösungen als PDF downloaden und ausdrucken. ❮
© mauritius images / Image Source
angebot: Speziell für Klein- und Mittelbetriebe bietet sie jetzt Tipps und Lösungen für die alternsgerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen. Die Themen Führung, Weiterbildung, Gesundheit und Arbeitsorganisation sind so aufbereitet, dass eine Umsetzung im Betrieb möglichst leicht erfolgen kann. Praktische Beispiele helfen bei der Realisierung einzelner Schritte, ohne gleich externe BeraterInnen einbinden zu müssen.
ZEHN ERFOLGSFAKTOREN
ZEHN STOLPERSTEINE
Wichtige Kriterien für gutes Arbeiten aller Generationen:
Was es im Interesse aller Generationen zu vermeiden gilt:
› Gestaltung von Entwicklungsperspektiven, besonders für Ältere › Vorurteile abbauen › Qualifizierung von PersonalistInnen, Vorgesetzten, BetriebsrätInnen › stärkeres Augenmerk auf Fachlaufbahnen neben klassischen hierarchischen Karrieren › Veränderungs- und Lernfähigkeit fördern durch Aufgaben- und Positionswechsel › Weiterbildung unter Berücksichtigung von altersgerechter Didaktik › altersgemischte Teams – Stärken von Jüngeren und Älteren nützen › Vermeidung von einseitigen Tätigkeiten und Belastungen › gezielter Einsatz diverser ergonomischer Hilfsmittel › Wahlmöglichkeiten bei Arbeitszeiten
› indirekte oder direkte „Ausgrenzung“ von Älteren › mangelnde Wertschätzung (wie interessante Aufgaben nur für Jüngere) › Nichtberücksichtigung des körperlichen Abbaus › Schonarbeitsplätze statt qualitätsvoller Alternativtätigkeiten › Ältere isolieren und allein arbeiten lassen › starre Arbeitszeiten ohne selbst regulierbare Pausen › das Wissen Älterer nicht abholen und nicht für Jüngere nützen › Weiterbildung so gestalten, dass Ältere Angst haben, daran teilzunehmen › Mythen „generieren“ (z. B.: Ältere produzieren mehr Krankenstände und sind unflexibel) › die verschiedenen Generationen in eine Konkurrenzsituation bringen 3428 l Oktober 2015
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©ÖGB/Katja Dämmrich
INFOGRAFIK
DERZEIT GIBT ES SECHS WOCHEN URLAUB für ArbeitnehmerInnen, die 25 Jahre oder länger bei demselben Arbeitgeber beschäftigt sind. Aufgrund des Wandels in der Arbeitswelt mit kurzfristigen und wechselnden Jobs erreichen immer weniger Beschäftigte diesen Anspruch. ÖGB und Gewerkschaften fordern daher, dass alle Menschen, die 25 Jahre lang gearbeitet haben, einen Anspruch auf sechs Wochen Urlaub haben sollen, und nicht nur diejenigen, die das immer seltenere Glück haben, durchgehend in derselben Firma beschäftigt gewesen zu sein. „Wenn wir wollen, dass Beschäftigte länger und gesund im Arbeitsleben verbleiben, brauchen wir auch mehr Erholungsphasen“, sagt Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB.❮ NACHRICHTENDIENST ZVR-Nummer: 576439352
Herausgeber: ÖGB, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Leitung: Alexa Jirez, Christoph Höllriegl Redaktion: Amela Muratović, Florian Kräftner, Sabine Weinberger, Franz Fischill, Anneliese Rothleitner-Reinisch, Friederike Scherr Alle: 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1 Tel.: 01/534 44-39263, Fax: 01/534 44-39916, E-Mail: presse@oegb.at Medieninhaber und Hersteller: Verlag des ÖGB GmbH 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1
Bildredaktion und Layout: Isabelle Carhoun Jahres-Abo: € 21,80 (Einzelnummer € 1,05 + Versand) Zu bestellen unter Tel. 01/534 44-39738 Verlags- und Herstellungsort: Wien Adressänderungen: Tel.: 01/534 44-39100, E-Mail: service@oegb.at, Mo bis Do: 8.00–16.30, Fr: 8.00–12.00 Uhr Offenlegung gemäß Mediengesetz, § 25: www.oegb.at/offenlegung