ÖHV Posititionspapier 2012

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Wir agieren. Sie profitieren.

ÖHV-Positionspapier 2012/2013 Vorschläge für Österreichs Tourismus.

Österreichische Hoteliervereinigung Die freie Interessenvertretung

www.oehv.at


Besser gemeinsam: ident Mödlhammer die ÖHV und die Gemeinden, mit Präs

Integrations-Staa tssek tär Sebastian Kurz am ÖHV-Hotelreier Mitarbeiter sin kongress: d das Um und Au f für die Hotellerie .

TourismusministerVolles Engagement : Reinhold Mitterleh ner und die ÖHV

Interessenvertretung auf höchster Ebene: WKÖ-Präsident Christoph Leitl am ÖHV-Hotelierkongress

Österreich darf nicht sitzen bleiben! Die ÖHV-Präsidenten Sepp Schellhorn und Peter Peer unterstützen das Bildungsvolksbegehren.

Ansprechpartner im Hohen Haus: Tourismusausschuss-Obmann Roman Haider

Umweltminister Niki Berlakovich Michaela Reitterer (ÖHV Wien) mit den ÖHV-Staatspreis trägern und Bert Jandl (ÖHV Burgenland ).


Österreichische Hoteliervereinigung Die freie Interessenvertretung

→→ Wir agieren. Sie profitieren. ✓✓ Auflösungsabgabe – das schlimmste verhindert! ✓✓ Online-Plattformen: Parlament beschließt ÖHV-Antrag, Tourismusminister stellt faire Wettbewerbsbedingungen sicher! ✓✓ Keine Erhöhung der Grundsteuer, keine Vermögenssteuer! ✓✓ Kreditvertragsgebühr abgeschafft! ✓✓ Jetzt gibt es sie: die österreichische Tourismusstrategie ✓✓ Österreich Werbung und Landestourismusorganisationen kooperieren ✓✓ Filmstandort Austria forciert Werbeeffekte durch Filme vor österreichischer Kulisse! ✓✓ Eckpunkte fairen Verhaltens von Hotel-Buchungsportalen und Bewertungsplattformen durch die Zusammenarbeit von HOTREC und ÖHV!

→→ Wer wir sind Die Österreichische Hoteliervereinigung vertritt als freiwillige und parteiunabhängige Interessenvertretung mit europäischer Kompetenz die Interessen der führenden Ferien-, Konzern- und Stadthotels. Für mehr als 1.200 Mitglieder verbessern wir im direkten Dialog mit der Landes-, Bundes- und Europapolitik die Rahmenbedingungen. Mit rund 150.000 Betten, also zwei Drittel der Kapazitäten in der 4- bis 5-Sterne-Superior-Hotellerie, und mehr als 40.000 Mitarbeitern erwirtschaften sie mehr als 3 Mrd. Euro pro Jahr.

→→ Was Sache ist Die Tourismus- und Freizeitbetriebe sichern Österreich das Plus in der Leistungsbilanz: Sie erwirtschaften mehr als 15 Prozent des BIP und schaffen mehr als 220.000 Arbeitsplätze.

→→ Wie das Umfeld aussieht Die Banken schreiben wieder Rekordgewinne und setzen doch die Rückzahlung staatlicher Gelder aus. Hierzulande refinanziert der Staat das durch Belastungspakete, während anderswo der Sparstift die Konjunktur abwürgt – eine denkbar ungünstige Kombination für Österreichs Top-Hotellerie.

→→ Was zu tun ist Um in diesem zunehmend schwierigen Umfeld profitabel agieren zu können, ist ein optimales Wettbewerbsumfeld unverzichtbar. Als engagierte Interessenvertretung und Full-Service-Provider kümmern wir uns darum: Unser Tätigkeitsfeld erstreckt sich von Trend- und Umfeld-Analysen bis hin zur Durchsetzung Ihrer Interessen.


Editorial Das größte Belastungspaket der Zweiten Republik ent­hält weder Vermögenssteuern noch eine Erhöhung von Grundsteuer oder Mehrwertsteuer. Wir haben bei der Auflösungsabgabe das Schlimmste verhindert. Nationalrat und Tourismusminister sichern faire Wettbewerbsbedingungen im e-Tourismus. Die Flugabgabe ist entschärft, die lange geforderte Tourismusstrategie durchgesetzt, die Zusammenarbeit von Landestouris­musorganisationen und Österreich Werbung auch. Dennoch kosten uns die Mehrbelastungen Substanz. Das Budget der Österreich Werbung verliert seit Jahren an Wert. Und der Kosten-Anstieg bei den OnlineBuchungen ist auch Ländern und Gemeinden anzulasten, die die Plattformen durch die Integration in ihre Websites noch weiter verstärken. Drei Bundesländer haben die Ortstaxen radikal erhöht. Gegen die Streichung der Energieabgabenvergütung und gegen geplante Verteuerungen durch ein Energie­ effizienzgesetz gehen wir vor. Diese Aufzählung ist unvollständig. Aber sie zeigt, wie viel Überzeugungsarbeit wir bei der Politik noch leisten müssen.

Ihr

Peter Peer, Co-Präsident

Sepp Schellhorn, Co-Präsident


Inhalt

Volkswirtschaftlich betrachtet

6

Betriebswirtschaftlich gesehen

13

Moderne Destinationen

18

Steuern 20

Erreichbarkeit 26

Arbeit 29

E-Commerce 34

Nachhaltigkeit 36

Europa 38


Volkswirtschaftlich betrachtet Wer nach Österreich reist, darf mit dem Besten rechnen: mit unvergleichlichen Naturerlebnissen, mit kulturellen Höchstleistungen, mit unvergleichlicher Gastfreundschaft, einem differenzierten Angebot – Gästeherz, was willst Du mehr? Das bestätigen zahlreichen internationale Vergleiche. Anders sieht es aus Sicht der Unternehmer aus – auch hier schärft ein weiterer Fokus den Blick. Der Blick über die Landesgrenzen ermöglicht auch hier einen objektiven internationalen Vergleich, durchgeführt von renommierten internationalen Unternehmensberatern.

Österreich verliert bei Wettbewerbsfähigkeit Das World Economic Forum erhebt Jahr für Jahr umfassend die Auswirkungen von Lohn­ niveau, der Effizienz in der öffentlichen Verwaltung, Arbeitsgesetzen, Ausbildungsniveau, Finanzierungsmöglichkeiten und mehr. Österreich ist von Rang 18 auf Rang 19 zurückgefallen. Bei der Steuerbelastung wurde Österreich auf Rang 117 von 142 untersuchten Staaten gereiht, beim Lohnsystem sogar auf Platz 140. Im aktuellen Ranking des Schweizer Institute for Management Development (IMD) aus dem Jahr 2011 ist Wien auf Rang 18 zurückgefallen nach dem 14. Rang im Jahr 2010 bzw. Rang 11 im Jahr 2007.

Steuersätze im internationalen Vergleich 70 andere Arbeit Profit

60 50 40 30 20 10

Quelle: PwC, Paying Taxes 2012

Italien

Estland

Frankreich

Belgien

Österreich

Ungarn

Schweden

Slowakei

Tschechien

Deutschland

Rumänien

Griechenland

Polen

Litauen

Portugal

Niederlande

Spanien

Finnland

Lettland

Slowenien

Großbritannien

Bulgarien

Irland

Dänemark

Zypern

Luxemburg

0


ÖHV-Positionspapier 2012/2013

Zu hohe Steuern In einem EU-weiten Vergleich von PriceWaterhouseCoopers zur Steuerlast findet sich Österreich auf dem unrühmlichen 5. Platz.

Stark steigende touristische Wertschöpfung 2011 erwirtschafteten Österreichs Tourismusbetriebe 15,6 Mrd. Euro, inklusive der indirekten Effekte 22,3 Mrd. Euro, um 3,6 % mehr als 2010. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Wertschöpfung durch die Tourismuswirtschaft um 27,7 %. Im Vorjahr machten die direkten und indirekten durch die Tourismuswirtschaft induzierten Effekte 7,4 % des BIP aus nach 7,5 % im Jahr 2010.

Wertschöpfungsbilanz Indirekte Wertschöpfung Direkte Wertschöpfung

25 20 15 10 5 0

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

Quelle: Statistik Austria

Für 2012 wird mit einem weiteren Rückgang des BIP-Beitrags auf 7,3 % gerechnet. 2004/2005 lag der Anteil des Tourismus am BIP – nach einem steten Anstieg – bei 8,0 %.

Touristische Eckdaten 2011 Einnahmen aus dem internationalen Reiseverkehr: 15,9 Mrd. Euro Direkte und indirekte Wertschöpfung: 22,3 Mrd. Euro Direkter BIP-Beitrag: 7,4 % Ankünfte: 34,6 Mio. Nächtigungen: 126 Mio. Aufenthaltsdauer: 3,6 Tage

7


8

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Aus jedem Euro Wertschöpfung im Tourismus entstehen in der Gesamtwirtschaft 2,41 Euro an Wertschöpfung. Sowohl was die Beschäftigungseffekte je neu gegründetem Unternehmen (10,1 Mitarbeiter) als auch bundesweit in Summe (30.000) angeht, weist das METIS Institut für ökonomische und politische Forschung für das Beherbergungsund Gaststättenwesen im Branchenvergleich den zweiten Rang auf. Gleichzeitig weist die Österreichische Nationalbank die zunehmende Bedeutung des Tourismus für Österreichs Leistungsbilanz vor Augen, der im direkten Vergleich mit der Handelsbilanz besonders gut sichtbar wird: Der Saldo aus Tourismusimporten und -exporten ist deutlich positiv, nimmt – mit einem deutlichen Dämpfer zum Höhepunkts der Krise – stetig zu und überkompensiert so die Verluste aus der Handelsbilanz. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht muss der Tourismus forciert werden. Der Return on Investment beläuft sich auf ein Vielfaches einerseits des Einsatzes, andererseits im Vergleich zu anderen Branchen. Der Saldo der Leistungsbilanz würde weiter zunehmen. Darüber hinaus würden so langfristig gesicherte, weil stationäre und nicht durch Maschinen zu ersetzende, teils hochqualitative Arbeitsplätze geschaffen.

Leistungsbilanzbeitrag Tourismus und Warenexporte Tourismusexporte

8 6 4 2 0 -2 -4 -6

Warenexporte

-8 -10

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

Quelle: OeNB

Direkte und indirekte Effekte Bereits jetzt, so das Ergebnis einer bundesweiten, repräsentativen Befragung des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung, geben 71 % der Österreicher an, dass in ihrer Region fast jeder Arbeitsplatz vom Tourismus abhängt. Bundesweit, so Institutsleiter Prof. Mag. Peter Zellmann, steht jeder dritte Arbeitsplatz in einem direkten oder indirekten Verhältnis zum Tourismus – eine weitere Dimension, die neben dem BIP-Beitrag den Stellenwert des Tourismus für die heimische Wirtschaft und Gesellschaft von den Zentren bis in die entlegensten Täler veranschaulicht.


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Arbeitsmarkt: Vorbild Tourismus Dass das diesbezügliche Potential noch lange nicht ausgeschöpft ist, zeigt die kontinuierliche Steigerung der Beschäftigtenzahlen im heimischen Tourismus. Eine verstärkte Forcierung der Tourismuswirtschaft wäre daher ein Gebot der Stunde.

Beschäftigtenzuwachs im Vergleich

27,7%

30%

Beherbergungs- und Gaststättenwesen

25% 20% 15%

11,2%

10%

Gesamtwirtschaft

5% 0%

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

Quelle: Hauptverband der Sozialversicherungsträger

Mehr Ankünfte Unverzichtbar ist in dem Zusammenhang die kontinuierliche und ausreichende Steigerung der Ankünfte, die nur durch das optimale Zusammenspiel der betrieblichen und überbetrieblichen Ebenen – zwischen Hotellerie, Destinationen, Landestourismusorganisationen und Österreich Werbung – erreicht werden kann. In den vergangenen Jahren sind die internationalen Ankünfte in relevanten Vergleichsmärkten deutlich stärker gestiegen als in Österreich. Internationale Ankünfte: Österreich wächst unter Weltniveau 160 150

Deutschland

Ankünfte ausländischer Gäste Index 2001 = 100 –

140

Welt

130

Europa

120

Österreich

110 100 90

2001

2002

2003

2004

2005

2006

Quelle: dwif 2012, Daten Statistisches Bundesamt, UNWTO, Statistik Austria

2007

2008

2009

2010

9


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Mehr Zielgruppen ansprechen Wie wichtig Internationalisierung ist, zeigt ein auf der Hand liegender Vergleich: Österreich hat 8,4 Mio. Einwohner, die Weltbevölkerung liegt bei 7,1 Mrd. Auch wenn dieses Potential nur zum Teil abgerufen werden kann uns soll, zeigt der Blick alleine auf den deutschen Markt mit 81,8 Mio. Einwohnern, wo das Potential liegt. Darüber hinaus sinkt mit zunehmender Diversifizierung das Risiko von Nächtigungsrückgängen aus wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder natürlichen Gründen. Durch das Ansprechen von Märkten mit anderen Reisegewohnheiten bzw. Haupturlaubszeiten kann die dringend notwendige Saisonverlängerung forciert werden.

Tourismusexporte: Marktanteil sinkt So wichtig der Beitrag der Dienstleistungsexporte für die österreichische Leistungsbilanz ist, so bedauerlich ist der prognostizierte Rückgang der Marktanteile an den internatio­ nalen Tourismusexporten nach der Krise. Wie eine Analyse des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) zeigt, hat Österreich 2008 infolge der Fußball-EM und 2009 infolge der Krise und der abnehmenden Nachfrage nach Fernreisen profitiert. Nun ist dieser Effekt ins Gegenteil gekehrt: Österreich bewegt sich beim Marktanteil an den EU-15 wieder auf das – niedrige – Vorkrisenniveau zurück.

Marktanteil Österreichs an den EU-15 6,6 6,4 6,2 6,0 5,8 5,6 5,4 5,2

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Quelle: WIFO

Wer weiter fährt, bleibt länger fort Die Aufenthaltsdauer steigt deutlich mit der Dauer der Anreise. Inländische Gäste hatten im Vorjahr eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 3,0 Tagen, internationale Gäste immerhin 3,9 Tage.


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Die Aufenthaltsdauer sinkt – einem weltweiten Trend folgend – stark. Umso mehr muss die Zahl der Ankünfte steigen, damit sich die Investitionen in die überdurchschnittliche Qualität des Angebots bezahlt machen. Entwicklung der Aufenthaltsdauer 4,5

6%

Ankünfte Gesamt

5%

Aufenthaltsdauer

4%

4,25

3% 2%

4

1% 0% -1%

3,75

Nächtigungen Gesamt

-2% 3,5

-3% 2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

Quelle: Statistik Austria

Die Ankünfte in Österreich entwickeln sich – vom Krisenjahr einmal abgesehen – positiv, die Nächtigungen hinken hinterher. Der Grund dafür: Die Nächtigungsdauer sinkt. Im internationalen Vergleich zeigt sich jedoch, dass Österreich bei der Entwicklung der internationalen Ankünfte in jedem Fall sein Potential – wenn man den Mitbewerb als Maßstab nimmt – bei weitem nicht abruft. Seit 1995 haben die Deutschen den Anteil der Reisen in die Alpen, wie die Reiseanalyse zur ITB 2012 festhält, um beinahe ein Drittel reduziert. Der Anteil liegt jetzt nur mehr bei 9 %. Wenn man Wien herausrechnet, wird evident, wie dringend der Handlungsbedarf ist: Ankünfte im Vergleich – Wien und die Bundesländer

10,9%

12% 10%

Wien

8% 6%

3,31%

4% 2% 0%

Österreich ohne Wien

-2% -4% -6% 2002 Quelle: Statistik Austria

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

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In den vergangenen Jahren entwickelte sich Wien – meist deutlich – besser als die anderen Bundesländer, bei den internationalen Ankünften im Durchschnitt um 3,9 Prozentpunkte. Nur zum Höhepunkt der Wirtschaftskrise schnitten die Länder besser ab. Unabhängig davon, dass Städtereisen im Trend liegen, offenbart dies Handlungsbedarf, sei es auf Bundes- oder Landesebene, sei es durch eine Erhöhung der Mittel oder durch eine Steigerung der Effektivität.

WIFO-Prognose: Nächtigungsumsatz sinkt Wie wichtig eine deutliche Zunahme der Ankünfte wäre, zeigt eine WIFO-Prognose: Dieser zufolge wird der Umsatz je Nächtigung 2012 gegenüber dem Vorjahr um etwa 2 % sinken.

Entwicklung des Nächtigungsumsatzes Realer Umsatz je Nacht In Euro (Pr. 2000)

155,0

4,0

Umsatz je Nächtigung absolut

150,0

3,0 2,0

145,0

1,0

140,0

0,0

Veränderung zum Vorjahr

135,0

-1,0 -2,0

130,0

-3,0

125,0 120,0

-4,0 2000

2001

2002

2003

2004

Quelle: Statistik Austria, WIFO. 2011 und 2012: Prognosen.

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

-5,0


Betriebswirtschaftlich gesehen Tourismusbetriebe und ihre Mitarbeiter geraten durch wirtschaftliche, gesell­ schaft­liche und rechtliche Veränderungen zunehmend unter Druck. Zur Veranschaulichung: Das Unternehmensreorganisationsgesetz (URG) schreibt eine Eigen­kapitalquote von 8 % vor – ein Wert, den laut Österreichischer Hotel- und Touris­musbank (ÖHT) gerade die Top-Betriebe erreichen. 2010 gab die ÖHT erstmals mit 8,61 % für die 4- und 5-Sterne-Hotellerie einen Durchschnittswert an, der den vorgesehenen Werten entsprach. Die 3-Sterne-Betriebe liegen bei -1,3 %.

Eigenkapital in % der Bilanzsumme

4/5-Sterne-Kategorie

10% 5% 0% -5% -10%

3-Sterne-Kategorie

-15% -20% -25%

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

Quelle: ÖHT

Aufwand steigt, GOP sinkt Wie sehr die Betriebe unter Druck geraten, zeigt die Gegenüberstellung von GOP und Kostenentwicklung in wichtigen Bereichen.


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Aufwand und GOP in 4- und 5-Sterne-Hotels zwischen 2000 und 2010 25%

18,42% 13,48%

15%

6,83% 5% -5%

4,29%

-5,47% -11,56%

-15% -25%

Wareneinsatz

Personalaufwand

Betriebsaufwand

Energie

Werbung

GOP

Quelle: ÖHT

Ein Grund für die schlechte Einnahmenrelation ist die schwierige Marktsituation: Öster­ reich hat im internationalen Vergleich einen besonders hohen Anteil an gewerblichen Gästebetten – nur in Zypern und Malta liegt er höher.

Hoteldichte – Anzahl Hotelzimmer pro 100 Einwohner 2009

Malta 4,9

Österreich 3,5 Hotelzimmer pro 100 EW

Island 2,8 Zypern 5,6

Spanien 1,9 Italien 1,8

Barbados 2,3

Quelle: WWF, Travel und Tourismus Competitiveness Report, Roland Berger

Griechenland 3,3

Bulgarien 1,8

Schweiz 1,7

DE 1,1 FR 1,0 GB 1,0


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Bei genauerer Betrachtung erweist sich die 4- und 5-Sterne-Hotellerie als Wachstums­ treiber mit hoher Beschäftigungswirkung, da die zunehmenden Kapazitäten in den Service-intensiven Qualitätsbetrieben eine deutliche Zunahme beim Mitarbeiterbedarf zur Folge haben. Gleichzeitig veranschaulicht die Entwicklung eine entstehende Bettenblase mit absehbaren Folgen auf Auslastung und Zimmerpreis.

Beschäftigungsmotor 4- und 5-Sterne-Hotellerie Index, 2001 = 100

190.000 185.000

139%

Beschäftigte Beherbergung & Gastronomie Auslastung 4-/5-Sterne Betriebe 4-/5-Sterne Betten 4-/5-Sterne

180.000 175.000 170.000

132,6%

165.000 160.000 155.000 150.000

106%

145.000 140.000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

Quelle: Statistik Austria, Hauptverband der Sozialversicherungsträger

Die Wettbewerbssituation sowohl auf der volkswirtschaftlichen als auch auf der betriebs­wirtschaftlichen Ebene kann durch eine einzige Maßnahme stark und nachhaltig verbessert werden: Anstatt neue Betten zu forcieren, sollte in das bestehende Angebot investiert werden.

Keine Hilfe in der Krise: die Banken Unterstützt wird die Entwicklung durch eine massive Kapitalverschiebung von der Realwirtschaft zu den Banken: Während der Aufwand für die Geld ausleihenden Banken – erkennbar am Euribor – seit dem Vorkrisenjahr 2007 um zwei Drittel gesunken ist, wurden die Zinsaufschläge mehr als verdreifacht.

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Zinsaufschläge Zinsaufschlag in Basispunkten 3-Monats-Euribor 350

6%

300

5%

250

4%

200

3%

150

2%

100

1%

50 0

2007

2008

2009

2010

2011

0%

Quelle: ÖHT

Verbesserungswürdige Lage Der Lagebericht zur Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich 2010 des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ) zeichnet ein düsteres Bild von der betriebswirtschaftlichen Situation der Branche. Der Bericht hält fest, dass „die operativen Ausgaben in der langfristigen Entwicklung stärker steigen als die Einnahmen, sodass das operative Ergebnis (GOP – Gross Operating Profit) vor allem bei den Unternehmen der 4/5-Sterne-Qualität leicht zurückging.“ Die Preise konnten aufgrund der Wettbewerbssituation nicht angepasst werden, weil sich einige Aufwandspositionen, explizit genannt wird die Energie, überdurchschnittlich verteuert haben. Dies hatte zur Folge, dass der GOP zurückging, was sich letztendlich negativ auf Eigenkapitalbildung und Entschuldungsdauer ausgewirkt hat. Die Preisanpassungen würden nicht ausreichen, um die Aufwandssteigerungen aufzuwiegen. Wie die ÖHT in diesem Bericht anführt, können Umsätze und Erträge mit dem seit einigen Jahren stark anwachsenden Anlagevermögen nicht Schritt halten.

„Dies führt zu einem deutlichen Rückgang des GOP (Gross Operating Profit), der bei allen Unternehmen in den letzten Jahren abgenommen hat (4/5-Sterne-Kategorie von 25,7 % im Jahre 2000 auf 22,2 % im Jahre 2009.“

Diese Aussagen beziehen sich auf Unternehmen, deren Bilanzen der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank zur Verfügung stehen – also die Top-Betriebe.


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„Die Verschuldung ist hoch. Die Unternehmen können im Durchschnitt nicht mehr als wirtschaftlich stabil bezeichnet werden, weil weder die vom URG geforderte Eigenkapital­ ausstattung noch die notwendige Entschuldungsdauer von 15 Jahren erreicht werden können“, so der Bericht zur Lage der Tourismus und Freizeitwirtschaft, herausgegeben vom Tourismusministerium im Jahr 2011.

Keine staatliche Schützenhilfe für die Konkurrenz! Diese kritische Bestandsaufnahme wird durch Aktivitäten einer anderen staatlichen Orga­ nisation, die ebenfalls im BMWFJ angesiedelt ist, konterkariert: Die Austrian Business Agency (ABA) erfüllt im staatlichen Auftrag eine wichtige Funktion für die heimische Volkswirtschaft. Allerdings verkehrt sich dieser Nutzen ins Gegenteil, wenn heimischen Unternehmen in einem hochkompetitiven Marktumfeld zusätzliche Konkurrenz ins Land geholt wird. Ein Blick nach Berlin zeigt eine mögliche Entwicklung auf: Dort wurde infolge einer massiven Ausweitung der Bettenkapazität ein Preisrückgang um 6 % verzeichnet.

→→ Das pauschale und offensive Anpreisen, wie es auf der ABA-Website und in der Broschüre „Investieren beim Tourismusweltmeister“ der Fall ist, muss eingestellt werden. Anzudenken ist im Einzelfall eine gezielte Investorensuche, die zusätzlichen Nutzen bringt.

:

To do

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Moderne Destinationen Die Veränderungen auf dem touristischen Markt erfordern Veränderungen von der Angebotsentwicklung bis hin zur Organisation des Vertriebs. Erste – notwendige, aber nicht ausreichende – Schritte in Richtung einer Professionalisierung wurden bereits umgesetzt, von der engen, auch organisatorisch im Destinationsmanagement abgebildeten Kooperation der Tourismusgemeinden bis hin zur Allianz der 10.

Modernes Konzept der Universität St. Gallen Wie Experten – Prof. Dr. Pietro Beritelli, Rektor Prof. Dr. Thomas Bieger und Prof. Dr. Christian Laesser, alle Universität St. Gallen – bestätigen, stehen hier noch weitere Entwicklungsschritte bevor. Das Angebotsmanagement werde sich von der geographischen Dimension lösen und stattdessen produktorientiert angelegt sein. Damit müsse eine Reduktion der territorialen Verwaltung und der Entwicklung bzw. stärkeren Etablierung des Produktverkaufs einhergehen.

Doppelgleisigkeiten Rückblickend gesehen wurden mit der Schaffung der Destinationen zwar schlagkräftigere Organisationen geschaffen, die überholten teuren Strukturen jedoch beibehalten. Dafür gibt es eine Vielzahl von Gründen, so die Experten: • Fata Morganas sind nicht zu schlagen: Lokale Tourismusorganisationen – die nach wie vor bestehen – binden immer noch viele Mittel. Hier bestehen offensichtlich zu viele Anreize für die betroffenen Vorstände und touristischen Kreise dieser Institutio­ nen für den Erhalt des eigenen Einflusses, um diese Institutionen weiter zu betreiben. • Komplexitätsfalle: Allenfalls wurden neue regionale Organisationen mit zusätzlicher Mittelbindung und hohen Transaktionskosten gegründet. • Lieber Subventionstropf als Kommerz: Die meisten Tourismusorganisationen haben sich noch nicht zu kommerzialisierten Verkaufsorganisationen gewandelt. Sie konzentrieren sich immer noch stark auf das nach innen prestigeträchtige Image und die Markenwerbung.


ÖHV-Positionspapier 2012/2013

• Lieber reaktive, nicht messbare Instrumente statt Verkauf: Praktisch alle Tourismus­ organisationen produzieren eigene Prospekte und setzen auf Markenstrategien, ohne den Erfolg dieser Maßnahmen wirksam zu kontrollieren. Neben der Erfolgskontrolle der eingesetzten Maßnahmen müssen aber auch neue Instrumente eingesetzt werden. Beispielsweise ist der direkte Verkauf immer noch unterrepräsentiert.

Beritelli, Bieger und Laesser sehen die Zukunft in aggressiverem, angebots- und zielgruppenspezifischem Marketing, Direktbuchungen, All-inclusive-Angeboten, zentral organisierten Destinationen – also Verkaufsorientierung und koordinierte Leistungserbringung und – vielfach bereits gängige – preisflexible integrierte Buchungssysteme. Der Gemeindebund schlägt in seiner Tourismusstrategie die Reduktion auf etwa 40 Destinationen vor, die – bei optimaler Angebotsentwicklung, Markenführung und Bewerbung – international als Marke wahrgenommen werden könnten.

→→ Politik und Unternehmer sollten aus einem gemeinsamen Interesse heraus die Wahrnehmbarkeit und die Leistungen der Destinationen hinterfragen und gegebenenfalls unter Einbindung von Experten eine Neuorientierung anstreben. Dabei ist Bedacht darauf zu nehmen, dass die Destinationsgesellschaften ohne politischen Zwang, aber gleichwohl in enger Abstimmung mit den Entscheidungsträgern agieren können. →→ Aus einer überregionalen Sicht können auch Infrastrukturmaßnahmen objektiver bewertet werden, was infolge zunehmend knapper Kassen an Bedeutung gewinnen wird. Kooperationen sind anzustreben. →→ Maßnahmen zur Saisonverlängerung mit erwiesenermaßen positiven Auswirkungen auf die Beschäftigung sind, mit Unterstützung von Bund und Ländern, aus den Destinationen heraus zu forcieren. →→ Notwendig ist ein entschiedenes Auftreten gegen künstliche Bettenkonkurrenz aus Steuergeldern. Diese Projekte kosten nicht nur bei der Errichtung Steuergeld, sondern stören infolge nicht zu refinanzierender Investitionskosten das Preisgefüge in der gesamten Region.

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To do

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Steuern Österreichs Unternehmen müssen, wie internationale Vergleiche zeigen, ganz klare Wettbewerbsnachteile aufholen: Die fünfthöchste Steuerquote der EU erschwert Investitionen in die Betriebe. Besonders hoch ist der Druck, der auf den Tourismusbetrieben lastet – und er steigt ständig, während sich Belastungen auf andere Branchen weit weniger auswirken und diesen darüber hinaus auch noch immer höhere Förderungen zu Gute kommen.

Dienstleister-Strafe Zwar konnten die fatalen Folgen der Auflösungsabgabe – einer Strafsteuer auf Dienstverhältnisse bis 6 Monate, die mit der Beendigung fällig wird – dank des intensiven Einsatzes von Wirtschaftskammer und ÖHV abgemildert werden, dennoch werden mitarbeiterintensive, lokal gebundene Unternehmen – wie die Hotellerie – davon klar benachteiligt: Unternehmen mit einem hohen Automatisationsgrad oder solche, die mitarbeiterintensive Bereiche wie etwa die Produktion auslagern können, sind davon weniger betroffen als Hotels, Gastronomiebetriebe, Bäder oder Seilbahnen.

Passagiere werden zur Kasse gebeten – Frächter nicht Die Flugabgabe, eine weitere Belastung, die insbesondere die Städte sowie Destinationen mit einem hohen Anteil an Gästen aus Übersee-Märkten zu spüren bekommen, zielt explizit auf Passagiere ab. Fracht ist ausgenommen.

Schluss mit der Ungleichbehandlung Die Energieabgabenvergütung – quasi das offizielle Eingeständnis für überteuerte Energiepreise mit besonders hoher Steuertangente – wurde für Dienstleistungsbetriebe abgeschafft, während Produktionsbetriebe weiter davon profitieren. Begründet wird das mit der vollkommen falschen Annahme, Österreichs Hotellerie stehe nicht im internationalen Wettbewerb. Die ÖHV geht gegen diese sachlich nicht gerechtfertigte Ungleichbehandlung vor den Verfassungsgerichtshof (VfGH).


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ÖW-Budget erhöhen, nicht nur die Exportförderung Und während die Förderung für Güterexporte für 2012 und 2013 um jeweils 35 Mio. Euro erhöht wurde, wurden die Mitgliedsbeiträge für die Österreich Werbung seit dem Austritt der Bundesländer 2001 nicht einmal der Inflation angepasst. Der Kaufkraftverlust seither ist mit etwa einem Viertel zu beziffern.

Tourismus ist nicht der Retter der Gemeindekassen Darüber hinaus belasten Niederösterreich, das Burgenland und Wien durch massive Erhöhungen der Ortstaxen die Tourismusbetriebe und gefährden so ernsthaft die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen. Die Kosten für Online-Buchungen sind stark gestiegen. Plattform-Betreiber nutzen ihre Marktposition aus. Unterstützt werden sie dabei durch die flächendeckende Einbindung in regionale und überregionale, von der Hotellerie und aus Steuergeldern finanzierte Websites.

→→ Ein ausgeglichener Haushalt ist durch Bürokratieabbau und Ausgabenreduktionen anzustreben, die Steuer- und Abgabenlast zu reduzieren. Neue Ausgaben sollen erst ins Auge gefasst werden, wenn die Steuerbelastung im internationalen Vergleich auf einem Niveau ist, das dies ohne Gefährdung der Wettbewerbssituation zulässt. →→ Die Flugabgabe ist bezüglich der gesamtwirtschaftlichen Kosten-NutzenRelation im besonderen Hinblick auf die Auswirkungen auf den Tourismus zu evaluieren. →→ Die Streichung Energieabgabenvergütung ist zurückzunehmen. →→ Das Budget der Österreich Werbung ist auf den realen Wert des Jahres 2000 zu erhöhen, die Budgetierung für die kommenden Jahre, insbesondere im Hinblick auf die Teuerung einerseits und die Entwicklung beim Mitbewerb andererseits, sicherzustellen. →→ Ortstaxen und Gebühren etwa für Wasser, Abwasser, Müll etc. sind im Hinblick auf die Leistungen, die die Tourismusbetriebe von Gemeinden bzw. Ländern in Anspruch nehmen, auf die erbrachten Steuerleistungen und auf die wirtschaftliche Situation der Betriebe abzustimmen. Die Erhöhungen in Niederösterreich, dem Burgenland und Wien sind wirtschaftsschädlich und daher zurückzunehmen.

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To do

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→→ Der steigende Anteil von Online-Buchungen ist zum größten Teil auf Verschiebungen aus dem Offline- in den Online-Bereich und nur zum geringsten Teil auf zusätzliche Nächtigungen zurückzuführen. Daher haben Bund, Länder und Gemeinden dafür Sorge zu tragen, dass die zunehmende Marktmacht von Online-Plattformen nicht durch die Einbindung in überbetriebliche, teils öffentlich, teils durch die Betriebe finanzierte Websites künstlich und unnötig erhöht wird. →→ Wir brauchen eine ausgewogene Wirtschafts- und Steuerpolitik. →→ Die betriebliche Substanz darf nicht besteuert werden.

Nicht noch höhere Energiepreise! Weitere Belastungen schaden, wie bereits aufgezeigt, den Betrieben und gefährden Arbeitsplätze. Einer der größten Preistreiber im heimischen Tourismus sind die Energie­ kosten. Eine weitere Steigerung ist in höchstem Maße schädlich und daher abzulehnen. Das geplante Energieeffizienzgesetz sieht weitere Kostensteigerungen vor – gerade in dem Bereich, der in den vergangenen Jahren die Hotellerie unverhältnismäßig belastete. Diese Tendenz wurde durch die ungerechtfertigte Streichung der Energieabgabenvergütung noch weiter verschärft. Das Gesetz regelt, wie vorgeschriebene Maßnahmen zur Energieeffizienz gefördert und wie die Förderungen finanziert werden sollen. Sowohl was die Belastungen angeht als auch im Hinblick auf die zu setzenden Maßnahmen benachteiligt auch dieses Gesetz in der geplanten Form Tourismusbetriebe massiv.

To do

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→→ Das Gesetz ist daher unter Beachtung der speziellen Anforderungen von Tourismusbetrieben zu überarbeiten und der im Energie-Control-Gesetz vorgeschriebene Energie-Beirat um ein Mitglied aus der Hotellerie zu erweitern, um künftig schädliche Auswirkungen auf diese für Österreich so wichtige Branche von vornherein zu vermeiden.


ÖHV-Positionspapier 2012/2013

Niemand will 33 Jahre alte Bäder! Auch die Abschreibungsmodalitäten entsprechen nicht im Geringsten den Gegebenheiten der Hotellerie: Die Nutzung von Gebäuden und Gebäudeteilen in der Hotellerie ist nicht vergleichbar mit anderen Branchen.

→→ Um die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Hotellerie zu sichern, müssen die Abschreibungsmodalitäten den Anforderungen der Branche angepasst werden.

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To do

• Die Anwendung der gesetzlich erlaubten, von Finanzämtern in der Praxis aber ausnahmslos abgelehnten Abschreibung auf die nachgewiesene Nutzungsdauer ist sicherzustellen. • Bei der vorzeitigen Abschreibung für Abnutzung in der Höhe von 30 Prozent für Investitionen sollten Hotels als körperliche Wirtschaftsgüter erlaubt werden. • Alternativ zur vorzeitigen Abschreibung soll eine steuerfreie Investitionsprämie in Höhe von 5 % des Nettoinvestitionsbetrages geschaffen werden. Davon würden auch Betriebe profitieren, die Verluste schreiben. →→ Dies würde auch Arbeitsplätze in lokalen Gewerbebetrieben schaffen und sichern.

Bilanzen optimieren Viele Hotelbetriebe haben aufgrund geringer Buchwerte (und erheblicher stiller Reserven) niedrigere Eigenkapitalquoten in der Bilanz als das dem realen Wert entspricht. Das verteuert Kredite. Eine Aufwertung auf tatsächliche Verkehrswerte ist nur bei unentgeltlichen Übertragungen bzw. Umgründungen möglich.

→→ Eine Aufwertungsbilanz soll eingeführt werden.

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To do

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Packages ermöglichen Die Nachfrage nach All-inclusive-Angeboten steigt. Der zusätzliche Bürokratieaufwand durch unterschiedliche Steuersätze wird durch nichts gerechtfertigt, vor allem zumal das Umsatzsteuergesetz die Anwendung eines einheitlichen Steuersatzes auf Packages ermöglichen würde.

To do

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→→ Es ist klarzustellen, dass Dienstleistungen, die ein Hotel für seinen Gast erbringt, als „regelmäßig verbundenen Nebenleistungen“ deklariert werden können, soweit sie eine untergeordnete Bedeutung zur Hauptleistung haben, dennoch in einem engen konkreten Zusammen­hang damit stehen und als üblich angesehen werden können.

Schluss mit Bagatellsteuern! Was mit der Kreditvertragsgebühr begonnen hat, soll mit weiteren Bagatellsteuern fortgeführt werden: deren Abschaffung. Die Vergnügungssteuer bzw. Lustbarkeitsabgabe etwa verteuert Pay-TV soweit, dass sich dies in den meisten Fällen als unrentabel herausstellt. Davon hat die öffentliche Hand keine Vorteil, für das Hotel ist es ebenso nachteilig wie für System- und Geräteanbieter.

To do

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→→ Vergnügungssteuern und Lustbarkeitsabgabe sind ersatzlos zu streichen.

Betriebsaufgaben ermöglichen Dem Erhalt von Leitbetrieben mit zahlreichen Arbeitsplätzen und Aufträgen für zahlreiche andere Tourismus-, Handels-, Verkehrs- und Gewerbebetriebe sollte höchste Priorität eingeräumt werden. Regionale Preisniveaus sollten daher insofern geschützt werden, als die Aufgabe von Betrieben, die nicht mehr wettbewerbsfähig sind und nur aufgrund zu hoher Kosten für eine Stilllegung weitergeführt werden, ermöglicht werden muss.

To do

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→→ Um die Überführung nicht mehr marktkonformer Betriebe in eine alternative Nutzung (Altersheime, Mitarbeiterunterkünfte) zu forcieren, sollten Betriebsaufgeber generell den Hälftesteuersatz anwenden können. Die Erfassung der Stillen Reserven sollte unterbleiben.


ÖHV-Positionspapier 2012/2013

Einer der größten Kostenfaktoren in der Hotellerie sind infolge des hohen Bedarfs an Mitarbeitern die Lohn- und insbesondere die Lohnnebenkosten: Jede weitere Steigerung – wie die Auflösungsabgabe – erschwert die Wettbewerbsposition der heimischen Betriebe sowohl im Wettlauf um den Gast als auch im Wettlauf um den Mitarbeiter.

Mehr netto, weniger brutto Eine wünschenswerte Erhöhung der Nettolöhne wird durch Kostensteigerungen, von denen der Mitarbeiter nicht profitiert, erschwert. Die ÖHV setzt sich daher für eine Reduktion der Lohnnebenkosten ein, um die Löhne und Gehälter erhöhen zu können, ohne notwendige Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit kürzen zu müssen.

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→→ Der Insolvenz-Entgeltsicherungsbeitrag-Fonds sollte von 0,55 Prozent auf 0,3 Prozent gesenkt werden, nachdem die Übernahme von Abfertigungen durch den Insolvenz-Entgeltsicherungsfonds infolge der Abfertigung neu stark zurückgegangen sind. Von der laut Gesetz ausdrücklich ermöglichten Erhöhung des Insolvenz-Entgeltsicherungsbeitrags für 2013 soll aufgrund der erfolgten Mehrbelastungen Abstand genommen werden. →→ Der Beitrag zur Unfallversicherung sollte von 1,4 auf 1,2 Prozentpunkte sowie der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung für alle Einkommen um 0,5 Prozentpunkte gesenkt werden. Überschüsse dürfen nicht – wie das in der Vergangenheit oft der Fall war – zu Leistungsausweitungen oder für andere Zwecke verwendet werden. Dies gilt insbesondere für den Familienlastenausgleichsfonds. →→ Bei der Kommunalsteuer ist zu hinterfragen, ob ein Anknüpfen an eine arbeitskostenwirksame Abgabe volkswirtschaftlich ein Optimum darstellt. →→ Eine Senkung der Lohnnebenkosten muss mit der Vereinfachung der Lohnverrechnung einhergehen. Statt wie bisher Abgaben an die unter­schiedlichsten Behörden (Krankenkasse, Finanzamt, Stadtkasse) zu entrichten, sollte eine einheitliche Einhebungsbehörde (z. B. das Finanzamt) installiert werden und jedes Unternehmen über ein einziges Abgabenkonto verfügen, auf das sämtliche lohnabhängige Abgaben eingezahlt werden können (One-Stop-Shop-Prinzip). →→ Geringfügig Beschäftigte sollten pauschal – inklusive Sozialversicherung und andere Lohnnebenkosten – mit Endbesteuerungswirkung abgerechnet werden. Der Beschäftigungszeitraum sollte, bis zum jährlichen Maximum für eine geringfügige Beschäftigung, flexibel auf ein Jahr verteilt werden können.

To do

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Erreichbarkeit In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der weltweiten Flugbewegungen von 293.500 auf beinahe 410.000 gestiegen – eine Zunahme um 40 %. Davon profitieren Beherberger immens. Ein gegenteiliger Effekt könnte allerdings bei einer merklichen und nachhaltigen Verteuerung von Flügen eintreten – eine Gefahr, die angesichts des steigenden Ölpreises sowie teils angedachter, teils bereits realisierter Belastungen wie die Flugabgabe oder die Besteuerung von Kerosin nicht von der Hand zu weisen ist. Auf die Hotellerie würde sich das umso stärker auswirken, als bei sinkender Aufenthaltsdauer mehr Ankünfte notwendig sind, um die Auslastung halten zu können. Aus Sicht der Hotellerie wäre daher eine weitere Forcierung der Mobilität wünschenswert – also eine Senkung der Flugpreise. Ohne Mobilität kein Tourismus. Was so logisch klingt, muss auf übergeordneten Ebenen noch lange nicht zu logischen Reaktionen führen. Denn ganz offensichtlich kann die Entwicklung der Landungen auf Österreichs Flughäfen nicht mit der Zahl der neuen Hotelbetten mithalten. Umso wichtiger erscheint daher – insbesondere angesichts der Bettenexplosion in Wien – die Realisierung der dritten Piste am Vienna International Airport. Das Skylink-Desaster und innerbetriebliche Konfrontationen in Österreichs wichtigster Fluglinie sowie die dem zugrunde liegenden finanziellen Schwierigkeiten sollten rasch behoben werden, um Schaden von Österreichs Tourismus abzuwenden.

Entwicklung Passagiere VIA 22.000.000 20.000.000 18.000.000 16.000.000 14.000.000 12.000.000 2003 Quelle: VIA

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011* *Prognose +5%


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Zur Verbesserung der Verkehrsströme würde in jedem Fall eine bessere Koordinierung der Ferienzeiten beitragen. Der von der EU-Kommission angedachte freiwillige Informationsaustausch ist zu forcieren, um eine intelligente Steuerung der Reiseströme zu ermöglichen. Support in Form des bilateralen Austauschs von Staudaten zwischen Radiosendern, die Darstellung des Verkehrsflusses an Raststätten bzw. über Apps und andere Online-Dienste, Informationen über die optimale An- und Abreisezeiten sowie Prognosemodelle für Verkehrs- und Nächtigungsspitzen in wichtigen Urlaubsregionen sollten dazu beitragen.

Mehr öffentlicher Verkehr Darüber hinaus ist der Schienenverkehr zu forcieren: Während in der Schweiz jeder dritte Gast mit der Bahn anreist, sind es in Österreich gerade einmal 8 %, und das bei einer grundlegend ähnlichen Gästestruktur. Dass die Gäste mit der privaten Westbahn nun eine weiter Option haben, ist zu begrüßen.

→→ Die Fahrpläne der ÖBB sind zu optimieren, der Haus-zu-Haus-Verkehr in Form eines Haus-zu-Hotel-Service zu forcieren. →→ Autoreisezüge sind zu forcieren: Sie verbinden die Vorteile des umweltfreundlichen öffentlichen Verkehrs mit denen der uneingeschränkten Mobilität und hoher Reisegeschwindigkeit insbesondere in Stauzeiten. →→ Unsere Gäste verdienen einen schöneren Empfang: In Wien war es in den vergangenen Jahren nicht möglich, ohne Behinderungen öffentlich anzureisen. Das reichte vom Westbahnhof über den Süd- und den Nordbahnhof bis hin zum CAT und Wien Mitte. Auch der Flughafen lässt im internationalen Vergleich zu wünschen übrig.

Mehr Wettbewerb Die ÖHV hat sich schon für eine Zusammenführung von AUA und Lufthansa ausgesprochen, um den Erhalt des National Carrier zu gewährleisten, als dieses Szenario für andere noch undenkbar war. Nachdem dies nun – mit staatlicher Unterstützung – gelungen ist, darf jetzt aber Mitbewerbern der Zugang zum österreichischen Markt nicht erschwert werden.

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To do

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To do

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→→ An touristisch und verkehrstechnisch relevanten Standorten wie Einkaufsstraßen und Einkaufscentern sowie bei internationalen Großveranstaltungen sollen Geschäfte sonntags von 13 bis 19 Uhr geöffnet werden können, ebenso an den Adventsonntagen. In Wien soll eine Tourismuszone eingerichtet werden. Auch für Salzburg stellen die bestehenden Ladenöffnungszeiten einen Wettbewerbsnachteil dar.


Arbeit Der touristische Arbeitsmarkt bleibt von einer hohen Nachfrage nach Mitarbeitern und einer hohen Mobilität geprägt. Die Zahl der Mitarbeiter steigt kräftig und ständig weiter. Die Arbeitsmarktöffnung kam – auch angesichts der Erholung der Weltwirtschaft – im letztmöglichen Moment.

Mehr Geld für weniger Arbeit Die Bezahlung steigt trotz leicht rückläufiger Arbeitszeit, wie der Lohnbenchmark von dp personal software in Kooperation mit Kohl & Partner zeigt. Mit 1.832 Euro liegt die Bezahlung in der gehobenen Hotellerie um 17 % über dem Niveau der gesamten Freizeitund Tourismuswirtschaft, für die die Gewerkschaft vida das Durchschnittsgehalt mit 1.565 Euro beziffert. Hilfskräfte werden im Durchschnitt um 6,7 % über Kollektivvertrag bezahlt, bei einer Steigerung von 2,3 % gegenüber dem Vorjahr. Fachkräfte werden eben­ falls um 6,7 % über KV bezahlt, die Steigerung gegenüber dem Vorjahr lag bei 1,3 %.

Von Lohndumping keine Spur Diese Entwicklung zeigt, dass die von der Gewerkschaft plakativ ausgemalten Katastrophenszenarien von der Arbeitsmarktöffnung weitab jeglicher Realität sind. Vielmehr war die Arbeitsmarktkampagne der ÖHV in Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Polen von Erfolg gekrönt.

Weniger Lehranfänger Der österreichischen Wirtschaft werden bis 2023 aufgrund der sinkenden Geburtenrate deutlich weniger Lehranfänger zur Verfügung stehen. Es muss mit einem Rückgang um bis zu einem Viertel gerechnet werden. Alleine mit der Öffnung des Arbeitsmarktes wird es aber nicht gelingen, die notwendige Dienstleistungsqualität zu halten. Um den Fachkräftebedarf sichern zu können, sind weitere Schritte notwendig.

Fachkräftezuzug neu regeln Das AMS teilt Arbeitslose nach dem Beruf ein, den sie direkt vor dem Eintritt in die Arbeitslosigkeit ausgeübt haben. Das beeinflusst auch arbeitsmarktpolitische Prozesse


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wie die Zuteilung von Berufen für die Fachkräfteverordnung: Diese bestimmt, für welche Berufe der Arbeitsmarkt auch für Drittstaatsangehörige geöffnet wird. Die letzte Anstellung vor der Arbeitslosigkeit – in zu vielen, leider oft auch erfolglosen und daher ebenso oft von durch eine rasche Trennung beendeten Fällen eine Anstellung im Tourismus – darf dafür nicht ausschlaggebend sein. Vielmehr sollten der erlernte Beruf bzw. der im bisherigen Berufsleben überwiegend ausgeübte Beruf den Ausschlag für die Zuordnung zu einer Branche geben.

To do

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→→ Der Arbeitsmarktzugang für langjährige Saisoniers soll ausgeweitet und vereinfacht werden. →→ Die Liste der Mangelberufe soll ausgeweitet werden. →→ Die Branchenzuordnung von Arbeitslosen durch das AMS soll neu definiert werden.

Die Kosten für die Arbeitslosigkeit sind in den vergangenen Jahren – und zwar schon vor Beginn der Wirtschaftskrise – deutlich gestiegen. Diese setzen sich aus Unterstützungsleistungen, Sozialversicherungsbeiträgen, Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik, Betriebsausgaben des Arbeitsmarktservice sowie entgangenen Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen zusammen.

To do

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→→ Der Anstieg der Arbeitslosenkosten pro Fall ist zu hinterfragen. →→ Die Zumutbarkeitsbestimmungen müssen neu definiert werden. Berufsund Gehaltsschutz sowie die zumutbare Wegstrecke sind zu überdenken.

Neue Zielgruppen erschließen Um HAK- und AHS-Maturanten aus den geburtenschwachen Jahrgängen an die Branche heranzuführen, hat die ÖHV ein 22 Monate dauerndes Trainee-Programm entwickelt, das in Kooperation mit den Tourismusschulen Semmering junge Menschen punktgenau an die Praxis heranführt. Der Trainee durchläuft in einem strukturierten und standardisierten Ausbildungsprogramm verschiedene Abteilungen des Ausbildungsbetriebs. Neben diesem Training on the Job beinhaltet es ein Kolleg der Tourismusschulen Semmering mit vier 8-wöchigen Unterrichtsblöcken. Während dieses Trainings wird der Trainee als Praktikant beschäftigt. Derartige Kurse sollen in ganz Österreich angeboten werden.


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Weltoffenheit – eine Selbstverständlichkeit im Tourismus Doppelt wertvoll wäre die Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund: einerseits, aus Sicht der Hotellerie, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken: Gerade in einer internationalen Branche wie dem Tourismus schadet interkulturelles Teamwork nicht. Andererseits ist auch gesamtgesellschaftlich einem Auseinanderdriften der Kulturen aktiv entgegenzuwirken.

Initiativen für Ganzjahresarbeit Zwischensaisonen und die damit verbundenen höheren Arbeitslosenraten belasten Österreichs Arbeitsmarkt: Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer im österreichischen Tourismus liegt bei 200 Tagen. Eine Verlängerung der Offenhaltezeit würde dem entgegenwirken und damit sowohl die Lohnnebenkosten als auch die Kosten für die Fluktuation senken. Dass nun Dienstverhältnisse ab 6 Monaten mit der neuen Auflösungsabgabe in Höhe von 110 Euro noch stärker belastet werden, ist kontraproduktiv. Die Situation am Arbeitsmarkt und der internationale Trend zum Ganzjahrestourismus verlangen nach alternativen Strategien zur Nutzung neuer Zukunftsmärkte. Bei einer Befragung unter ÖHV-Mitgliedern im Jahr 2005 haben 79 % der Zweisaison-Betriebe dem Modell zugestimmt.

→→ Mit dem ÖHV-Ganzjahresarbeitszeitmodell wird ein branchenspezifisches Kombilohnsystem, wie es das WIFO empfiehlt, realisiert. Dieses Modell sieht vor, dass das AMS die Verlängerung von Beschäftigungszeiten unterstützt. Die Unterstützung soll maximal drei Jahre lang in Anspruch genommen werden dürfen und ist an die Mitarbeiter auszuzahlen. →→ Die Durchrechnungszeiträume für Ganzjahresbetriebe sollten auf zumindest ein Jahr ausgeweitet werden. Ganzjahresbetriebe sollen, angelehnt an Saisonbetriebe, den Durchrechnungszeitraum für Überstunden auf 12 Monate bei einer Verfallsfrist von 6 Monaten verlängern können.

Lehrlinge motivieren Die Mitarbeiter in der Hotellerie, ihr Know-how und ihre Entwicklung spielen eine zentrale Rolle bei der Sicherstellung der hohen Qualitätsstandards. In den Tourismus- und Freizeitbetrieben wurden 2011 insgesamt 11.840 Lehrlinge ausgebildet. Der Rückgang in den vergangenen Jahren zeigt Handlungsbedarf auf. Aktivitäten, die junge Menschen dazu motivieren, einen Tourismusberuf zu ergreifen, sind daher zu begrüßen und zu forcieren. Die Lehrlingskarte der ÖHV zielt genau darauf ab.

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To do

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Lehrlinge in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft 16.000

Lehrlinge in der Tourismusund Freizeitwirtschaft

15.000 14.000 13.000 12.000 11.000 10.000

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

Zeitgemäße Inhalte Vielfach kritisiert wurde in den vergangenen Jahren die fehlende Praxisnähe in der dua­len Ausbildung. Die ÖHV hat daher die Initiative ergriffen und aufgezeigt, wie notwendig die Aktualisierung der Lehrinhalte ist. Infolge dessen forderte der Nationalrat den Tourismusminister auf, zusammen mit der Bildungsministerin zeitgemäße Lerninhalte sicherzustellen. Bereits davor wurde im gängigen Berufsschul-Lehrbuch für Auszubildende im Tourismus das Kapitel über das Internet ausgebaut und das über das Fax entsprechend gekürzt.

Moderne Berufsbilder Darüber hinaus bedarf es einer weitergehenden Reform der Lehrberufe. Die Arbeitgeberverbände im heimischen Tourismus befürworten ein im Auftrag des Tourismusministers vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) entwickeltes Konzept für eine modulare Lehrlingsausbildung, die auch zeitgemäße Inhalte vorsieht und moderne Berufsbilder wie einen Rezeptionisten mit dem Schwerpunkt Online inkludiert.

Drop out-Rate senken Die meisten Praktika fallen in die Zeit zwischen Juni und September – wenn in den meisten Betrieben Hochsaison herrscht. Das erschwert die Ausbildung der Praktikanten und ist maßgeblich für die hohe Drop-Out-Rate im Tourismus. Um Praktikumszeiten flexibler zu gestalten, soll die Schulautonomie aktiv und gemeinsam zum Vorteil aller Beteiligten genutzt werden. Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrer sollen intensiviert werden.


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Wissensdurst fördern Das Engagement der Hotellerie in der Fachkräfteausbildung lässt sich nicht nur am überdurchschnittlich hohen Lehrlingsanteil ablesen, sondern auch an der starken Nachfrage nach begleitenden Weiterbildungsangeboten wie der Lehrlingsakademie von ÖHV und Gewerkschaft vida, die mit bereits fünf Zyklen und mittlerweile bundesweit erfolgreich läuft.

Voller Begeisterung: die Teilnehmer der Lehrlingsak ademie IV.

→→ Maßnahmen wie die Lehrlingskarte der ÖHV, aber auch ähnliche Initiativen, sollen unterstützt werden. →→ Die modulare duale Ausbildung soll umgesetzt werden. →→ Die Inhalte der dualen Ausbildung müssen ständig und unter Einbindung von Praktikern überprüft und laufend adaptiert werden. Moderne Medien sind in den Unterricht einzubinden und als Lehrinstrumente einzusetzen. →→ Die „Lehre und Matura“ soll forciert werden. →→ Die Praxiszeiten in Tourismusschulen sollen ausgeweitet werden. →→ Die Höherqualifikation von Lehrlingen soll forciert werden. →→ Bei der Öffnung des Arbeitsmarktes für Rumänen und Bulgaren darf nicht der gleiche Fehler gemacht werden wie bei den die anderen osteuropäischen Mitgliedsstaaten: Die Übergangsfristen zur Arbeitsmarktöffnung sind zu verkürzen.

Die Lehre darf keine Sackgasse sein Um die Attraktivität der Lehre zu steigern, muss die Durchlässigkeit im Bildungssystem erhöht werden: Der Weg auf die Uni muss erleichtert werden. Wer eine Lehre absolviert, soll seinen persönlichen Horizont erweitern können: Der Lehrlingsaustausch soll forciert, Rechtssicherheit geschaffen werden. Der internationale Lehrlingsaustausch soll leichter werden.

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To do

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SOFORT BUCHEN

E-Commerce Online-Buchungen gewinnen mehr und mehr an Bedeutung, andere Vertriebskanäle verlieren ihren Stellenwert zusehends. Nur noch die Kommissionen steigen so schnell wie die Zahl der Online-Buchungen. Im Wissen, dass die Hoteliers auf die Gäste angewiesen sind, diktiert eine sinkende Zahl von Betreibern die Bedingungen, unter denen sie den Kontakt zwischen Gast und Hotelier ermöglichen.

Noch Verbesserungspotential im e-Tourismus Laut ADAC haben auf dem wichtigen deutschen Markt 2011 bereits 46,8 % schon online eine Reise gebucht – ein Markt also, in dem der Vertrieb, nicht zuletzt aufgrund der absehbar zunehmenden Bedeutung, optimiert werden sollte, wie ein internationaler Vergleich von ÖHV, Hotelverband Deutschland und hotellleriesuisse zeigt. In Österreich liegt der Anteil der Echtzeitbuchungen über die Hotel-eigene Website bei bescheidenen 6,6 %. In Summe zahlen Hoteliers in den drei Ländern knapp 800 Mio. Euro an Kommissionen an Online-Dienstleister.

Deals, Facebook, Apps Ca. 20 % der Hotels nutzen sogenannte Deals. Hoch ist mit 66 % der Anteil der heimischen Hotels mit eigener Facebook-Unternehmensseite. Knapp ein Drittel ist auch für mobile Endgeräte erreichbar, häufiger mit einer adaptierten Website, eher selten mit einer spezifischen App.

Mehr Kostenbewusstsein – nicht nur beim Gast! Die ÖHV forciert daher seit Jahren – günstigere, aber genauso effektive – Direktbuchun­ gen. Wichtige Partner zur Steigerung des Anteils von Direktbuchungen sind die teils öffentlichen, teils durch die Hoteliers selbst finanzierten Landestourismusgesellschaften, Destinationen und die Österreich Werbung mit ihren Websites. Doch derzeit verstärken sie die Marktmacht der Online-Plattformen, anstatt ihren Stakeholdern eine Alternative dazu anzubieten.


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Vollpreiszahler für halbe Leistung Dies hat zur Folge, dass Gäste an den Plattformbetreibern in strategisch relevanten Be­ reichen – im b2b-Bereich ebenso wie auf den Websites von Ländern und Gemeinden – nicht vorbei kommen, wenn sie zu ihrem Reiseziel wollen. Abgesehen davon, dass dadurch die Marktmacht der Online-Buchungsplattformen noch weiter künstlich und unnötig gestärkt wird, bezahlt die Hotellerie das noch dazu sehr teuer: Denn die Kommissionssätze beinhalten nicht nur die Abwicklung der Buchung, sondern auch die Bewerbung des Portals. Eine Leistung, die in dem Fall aber nicht die Online-Plattform übernommen hat, sondern die LTO oder die Destination. Bei der Verrechnung zeichnet sich das allerdings nicht ab: Da zahlt der Hotelier – in zu vielen Fällen im Gegen­satz zum Gast – den vollen Preis.

Erfolg auf höchster politischer Ebene Die ÖHV hat sich deshalb intensiv dafür eingesetzt, dass die Marktmacht der Reiseplatt­ formen eingedämmt wird. Der Tourismusausschuss im Nationalrat hat diese Initiative aufgegriffen und den Tourismusminister „ersucht, die Entwicklungen auf dem Gebiet des E-Tourismus, insbesondere die Konzentration am Online Markt, – unter allfälliger Einbindung von auf diesem Bereich spezialisierten Lehrstühlen – genau zu beobachten und allenfalls erforderliche Maßnahmen zu setzen, um faire Wettbewerbsbedingungen sicherzustellen.“

Neue Herausforderung: Smartphones Immer wichtiger werden internetfähige Smartphones mit Wachstumsraten von 30 bis 40 %. Diese werden auch immer häufiger für Reisebuchungen genutzt. 74 % der iPhone Nutzer sind über 24, das Durchschnittsalter liegt bei 37 – ein Markt mit speziellen Herausforderungen.

→→ Unter www.oehv.at finden Sie das ÖHV-Whitepaper „e-commerce – Analysen, Thesen, Aufgaben“!

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Nachhaltigkeit Energieeffizienz ist für die Hotellerie eine Notwendigkeit. Das wird umso deutlicher, als 50.000 österreichische Beherbergungsbetriebe zwischen 1955 und 1975 entstanden sind – mit den damals üblichen Heizeinrichtungen und Wärmedämmungsstandards. Eine effiziente Förderung zum Umstieg auf Energie-schonende bzw. erneuerbare Energieträger für Hotels könnte in diesem Bereich viel bewegen. Österreichs gewerbliche Beherbergungsbetriebe stoßen pro Jahr 1,8 Mio. Tonnen CO2 aus. Das mit vertretbaren baulichen Maßnahmen erzielbare Einsparungspotenzial kann mit mindestens 20 %, realistisch eher 30 % des derzeitigen Energieeinsatzes angenommen werden; also zwischen 360.000 t und 540.000 t CO2 p.a..

Schluss mit realitätsfremden Fördervorschriften Dass dieses Einsparpotential – und die damit verbundene Reduktion der Zahlungen gemäß dem Vertrag von Kyoto – nicht genutzt wird, ist insbesondere im Hinblick darauf zu bedauern, dass Österreich seine Einsparziele Jahr für Jahr nicht erreicht. Jede Investition in die thermische Sanierung von Hotels wäre so betrachtet eine doppelte Investition in die Zukunft. Fehlleistungen wie die Mustersanierungsoffensive des Klimaund Energiefonds (KLI.EN) dürfen da nicht passieren: Von 5 Mio. Euro, die für Tourismusprojekte gewidmet waren, wurde nur ein Bruchteil ausgezahlt, da nur einer von 80 interessierten Betrieben als förderwürdig erachtet wurde. Die Förderkriterien erwiesen sich als unpraktikabel und waren mit den Gegebenheiten in der Branche nicht vereinbar.

To do

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→→ Eine Überarbeitung der Vergabekriterien unter Einbindung von Branchen­experten und eine Fortsetzung der Offensive ist anzustreben.


ÖHV-Positionspapier 2012/2013

Lücke zu Leuchtturmprojekten schließen Bei Umweltfördermaßnahmen besteht eine Lücke zwischen „Leuchtturmprojekten“, die durch den Klima- und Energiefonds gefördert werden und den deutlich abgrenzbaren Teilprojekten, die im Rahmen der Umweltförderung Inland gefördert werden. Diese Lücke ist zu schließen, um Energieeffizienzpotentiale auf breiter Basis zu heben.

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→→ Das Energieeffizienzgesetz des Bundes soll weniger eine weitere Kostensteigerung für Energieverbrauch zur Folge haben als vielmehr sinkende Energiekosten. Dazu ist allerdings – um Fehler wie bei der Mustersanierungsoffensive zu vermeiden – die Einbindung von Branchen­experten in den Beirat notwendig.

To do

Klare Strukturen Hoteliers, die Maßnahmen zur Senkung der Energieeffizienz umsetzen wollen, beklagen mangelnde Überschaubarkeit. Notwendig wäre eine Restrukturierung der zuständigen Stellen, im Optimalfall eine Reduktion auf eine.

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→→ Ein One-Stop-Shop für Förderungen soll eingeführt werden.

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Europa Wie wichtig die EU – und Engagement auf europäischer Ebene – sein können, hat die ÖHV als Interessenvertretung ihre europäische Kompetenz bereits vor Jahren aufgezeigt, als sie maßgeblich daran mitgewirkt hat, dass die Kreditkartendisagios in Österreich aufgrund ihrer Vorsprache vorder EU-Wettbewerbskommission massiv gesenkt wurden. Bis heute haben sich insbesondere Tourismus- und Handelsbetriebe dadurch viele Millionen Euro erspart.

Europäische Kompetenz Europa wird in seiner Gesamtheit enorm davon profitieren, dass es mit der Kommission einen zentralen Ansprechpartner für zahlreiche Querschnittmaterien gibt. Die ÖHV begrüßt diesen Kompetenzzuwachs, von dem eine besser koordinierte Vorgangsweise zu erwarten ist, und unterstützt die Europäische Kommission bei ihrer Arbeit. Aus österreichischer Sicht ist die Mitteilung der Europäischen Kommission unter dem aussagekräftigen Titel „Europe, the world‘s No. 1 tourist destination – a new political framework for tourism in Europe” zu unterstreichen. Zahlreiche Inhalte wie etwa die Saisonierrichtlinie oder aber auch die Konsumentenschutzrichtlinie werden in Brüssel behandelt und werden gravierende Auswirkungen auf Österreichs Tourismus haben.

Konkurrenz profitiert von Einreise-Hindernissen Die positiven Erfahrungen mit Märkten, in denen Visa-Erleichterungen bereits umgesetzt wurden, wie Serbien, führen deren Nutzen vor Augen. Von den strengen Visabestimmungen der Europäischen Union gegenüber anderen Herkunftsmärkten profitieren Konkurrenzdestinationen, wie etwa die Türkei, die ihre Position im Skitourismus stark ausbaut.

To do

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→→ Im Bereich der Visabestimmungen sollten Kommission und Rat so schnell wie möglich Erleichterungen schaffen und als langfristiges Ziel ein gemeinsames EU-Visabüro zur einheitlichen Vergabe aufbauen.


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Reiseströme entzerren Abgestimmte Ferientermine würden Staus und Schadstoff-Emissionen verhindern und die Auslastung besser auf die vorhandenen Kapazitäten verteilen. Dies reduziert einer­ seits den Investitionsbedarf, da die Nachfragespitzen geringer ausfallen, und senkt die saisonale Arbeitslosigkeit in der Branche. Andererseits verbessern koordinierte Ferientermine auch das Urlaubserlebnis und senken die Preise durch eine bessere Verteilung der Nachfrage und niedrigere Kosten für die Tourismusbetriebe. Die ÖHV fordert die Regierung auf, diese Thematik aktiv anzusprechen, da Österreich davon besonders stark betroffen ist.

→→ Das langfristige Ziel bei der Entzerrung der Reiseströme muss letztlich die europaweite Koordination der Ferienzeiten sein. Dass die Thematik in die EU-Tourismusstrategie aufgenommen wurde, zeigt, dass der Handlungsbedarf erkannt wurde. Als europäische Lösung sollte der freiwillige Informationsaustausch über Ferienzeiten durch eine aktive Koordination durch die Europäische Kommission ergänzt werden.

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Lobbying

Produkte & Services

Informa on & Recht

Weiterbildung

Impressum Österreichische Hoteliervereinigung, Hofburg, 1010 Wien; Tel.: +43 0(1) 533 09 52; Fax: +43 0(1) 533 70 71; office@oehv.at; www.oehv.at Für den Inhalt verantwortlich: Thomas Reisenzahn, Generalsekretär Redaktion: Martin Stanits Grafik: www.br-design.at Druck: Samson Druck GmbH, 5581 St. Margarethen. Stand: März 2012 © Österreichische Hoteliervereinigung Sprachliche Gleichstellung: In diesem Dokument werden nur die männlichen Formen angeführt, die weiblichen sind darin enthalten.

Österreichische Hoteliervereinigung Österreichische Hoteliervereinigung Die freie Interessenvertretung Die freie Interessenvertretung


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