Nr. 2
Juni 2011
Magazin
HAUT: VIELSAGENDE OBERFLÄCHE
Nachhaltigkeit bei ÖKK _ Alte Eltern _
Spitzenteppiche aus der Schweiz
Mit Dossier hmen e für Untern 2 S eite 19 bis 2
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www.tierpark.ch
Inhaltsverzeichnis
Editorial
03
Haut und Alterung
06 06 TITELGESCHICHTE
30 38
Haut: Vielsagende Oberfläche 23 GESUNDHEIT
Schneller Rat: Telefonsprechstunde 26 ÖKK
Stefan Schena über Nachhaltigkeit _ Versicherungslücke 30 REPORTAGE
Alte Eltern 38 KUNDENPORTRÄT
Spitzenteppiche aus der Schweiz
Sie werden es in der vorliegenden Ausgabe lesen: Die Haut ist eines unserer wichtigsten Organe. Aber sie ist noch weit mehr. Sie ist auch unser wichtigstes Erkennungsmerkmal. Neben den Haaren und unseren Kleidern macht uns die Haut zu dem, was wir sind – zumindest äusserlich. So lässt unsere Haut nicht nur unsere Herkunft erahnen, sondern wir werden über sie auch auf ein bestimmtes Alter geschätzt. Älter zu werden in Jahren ist dabei das eine, unser biologisches Alter das andere. Im Durchschnitt, das wissen wir aus Umfragen, fühlen sich die meisten von uns rund fünf Jahre jünger, als sie wirklich sind. Und leben wir gesund, ist unser biologisches Alter tatsächlich tiefer als unser wirkliches Alter. Wir sehen dann auch meist jünger aus. Und dafür ist eben vor allem unsere Haut verantwortlich. Das Thema Haut ist also hervorragend geeignet, sich wieder einmal über das Alter Gedanken zu machen. Das habe ich auch getan – und mich deswegen entschieden, auf dieser Seite ein neues Porträtfoto zu verwenden. Ich habe nicht nur mehr Jahre auf dem Buckel, ich sehe auch älter aus – wegen meiner etwas veränderten Haut, aber natürlich auch wegen meiner grauen Haare. Ich bin selber gespannt, wie mein Porträtfoto in weiteren acht Jahren aussehen wird. PS: Auf dem Cover dieser Ausgabe sehen Sie die
faszinierende Struktur einer Schlangenhaut. Lesen Sie dazu die Gewinnergeschichte unseres Schreibwettbewerbs auf Seite 14. Peter Werder
IMPRESSUM ÖKK Magazin / ÖKK Magazine _ vierteljährliche Publikation für die ÖKK Kunden _ 23. Jahrgang _ 2 / 2011 AUFLAGE 84’000 HERAUSGEBER ÖKK _ Bahnhofstrasse 9 _ 7302 Landquart _ Telefon 058 456 10 10 _ magazin@oekk.ch CHEFREDAKTOR Peter Werder CHEF VOM DIENST Manja Liesch REDAKTION Brand Affairs AG _ Christoph Kohler _ Bernhard Widmer REDAKTIONELLE MITARBEIT Fadrina Arpagaus _ Michael Krobath _ Marietta Widmer FOTO Gian Marco Castelberg ART DIRECTION Advico Young & Rubicam _ Sandra Hofacker KORREKTORAT Lektorama Cadonau und Cavegn DRUCK gdz AG
Frisch
ÖKK Magazin
FRISCH ERKUNDET: PRÄTTIGAU _ _ Wussten Sie, dass der Name
Prättigau von «prättig», also deutsch «prächtig» kommt? Nein? Stimmt ja auch nicht, obwohl diese Wortherkunft naheliegen würde. Wer sich von der Schönheit dieser Gegend überzeugen möchte, kann nun eines der ungewöhnlichen Ausf lugsangebote des Kulturbüros Prättigau wahrnehmen. Zum Beispiel wandern wie’s die Bauern taten: von Pany an blühenden Blumenwiesen und urchigen Heuschobern vorbei zur nicht ganzjährig bewohnten Siedlung Bodä. Wer lieber rollt statt wandert, schwingt sich aufs E-Bike und fährt der wilden Landquart entlang bis ins Vorderprättigau. Unterwegs gibt’s leckere Spezialitäten! Die Touren werden von Insidern aus dem Prättigau geleitet. > Tagestouren immer am letzten Samstag des Monats oder nach Vereinbarung ab 2 Personen, 64 Franken pro Person inkl. Führung und Verpf legung. E-Bike-Miete 46 Franken. Anmeldung im Kulturbüro, kultur@praettigau.info, 081 330 58 36. Infos unter www.praettigau.info
FRISCH GETOBT: KINDER _ _ Natürlich verwerfen viele Eltern erst einmal die Hände, wenn ihre Kinder von Kopf bis Fuss verdreckt vom Spielen nach Hause kommen. Doch das passiert immer seltener. Offenbar verletzen sich Kinder heute öfter beim Sturz aus dem Bett als vom Baum. «Mehr Matsch!», fordert darum der Philosoph und Biologe Andreas Weber in seinem gleichnamigen Buch. Er ruft Eltern dazu auf, Kinder wieder in die Natur zu führen, Biotope anzulegen, Bäche zu stauen und Vogelstimmen zu lauschen, damit die Kleinen ihre Fantasie entfalten und Mitgefühl entwickeln können. Übrigens werden durch solcherlei Unternehmungen manchmal sogar auch Eltern wieder zu Kindern. > Wir verlosen «Mehr Matsch! Kinder brauchen Natur» von Andreas Weber (Ullstein Verlag 2011, 29.90 Franken) drei Mal in unserem Schreibwettbewerb auf Seite 14.
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FRISCH GEHÖRT: IM-OHR-KOPFHÖRER _ _ Laut einer
Studie der Suva hören Jugendliche in der Schweiz rund 100 Minuten Musik pro Tag. Nicht wenige von ihnen wählen dabei eine Lautstärke, mit der sie früher oder später einen Gehörschaden riskieren. Damit man die Musik ohne spätere Reue geniessen kann, entwickelte der Schweizer Hörgerätehersteller Phonak hochwertige Im-Ohr-Kopfhörer, die Audéo Perfect Fit Earphones. Ein präziser Klang und das individuelle Einstellen von Bässen und Höhen dank auswechselbarer Filter garantieren ein erstklassiges Musikvergnügen, ohne dass man sein Gehör aufgrund zu hoher Lautstärke schädigt. Und damit die Kopfhörer auch in jedem Ohr perfekt sitzen, gibt es dazu verschiedene Ohrkomfort-Stücke. > Wir verlosen drei Im-Ohr-Kopf hörer Audéo PFE 01x von Phonak in unserem Gesundheitskreuzworträtsel auf Seite 18. Viel Glück!
FRISCH ERFORSCHT: ÜBERGEWICHT _ _ Es gibt bekanntlich
Menschen, die können essen, was sie wollen, und nehmen doch nicht zu. Sie werden von jenen beneidet, denen schon das kleinste Stück Schokolade direkt auf die Hüften schlägt. Amerikanische Wissenschaftler haben nun herausgefunden, inwiefern Übergewicht nicht nur das Ergebnis falscher Ernährung und mangelnder Bewegung, sondern auch der Veranlagung ist. Verantwortlich ist das Gen Crtc3. Seine Funktion besteht darin, die Fettverbrennung zu bremsen. Menschen mit einer besonders aktiven Version dieses Gens neigen deshalb zu Übergewicht. In der Frühgeschichte der Menschheit, als der Hungertod eine ständige Bedrohung war, erwies sich diese Veranlagung als grosser Vorteil: Wer weniger Fett verbrannte, verfügte in Zeiten der Knappheit über mehr körpereigene Reserven.
Titelgeschichte
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Vielsagende Oberfläche Die Haut ist ein Grenzorgan. Sie vermittelt zwischen uns und der Welt. Sie ist Hülle und Schutz, aber auch Leinwand für Schönheit und Krankheit. Eine Oberfläche, die alles andere als oberflächlich ist.
TEXT: Fadrina Arpagaus _ _ FOTO: Bilddatenbank Veer
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Titelgeschichte
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Die Haut ist unser grösstes Organ – und auch unser vielseitigstes. Würde man sie aufspannen wie ein Zelt, ergäbe sich eine Fläche von 1,5 bis 2 Quadratmetern mit einem Gewicht von 3,5 bis 10 Kilogramm. Auf einem Quadratzentimeter Haut versammeln sich 6 Millionen Zellen, 5’000 Nervenenden, 400 Zentimeter Nervenfasern, 200 Schmerzrezeptoren, 100 Zentimeter Blutgefässe, 100 Schweissdrüsen, 15 Talgdrüsen, 12 Kälterezeptoren, 5 Haare und 2 Wärmerezeptoren. Die Haut ist unsere Heizung und unsere Klimaanlage, indem sie die Temperatur des Körpers reguliert; sie ist ein organischer Mantel, der uns vor Ultraviolettstrahlung (UV ), Reizstoffen, Bakterien, Viren und Pilzen schützt. Die Haut ist ein Durchgangsort: Sie gibt Wasser, Salze, CO2 sowie Harnstoff ab und
nimmt umgekehrt Vitamine und Arzneimittel auf. Und schliesslich lässt sie uns spüren. Sie ist ein taktiler Erinnerungsspeicher, unsere sinnlichste Verbindung zur Aussenwelt. Näher als über die Haut können wir einander und der Welt nicht kommen.
DIE HAUT: SPIEGEL DER SEELE?
Die Haut macht uns zum Chamäleon, weil sie unsere Emotionen spiegelt, wenn wir vor Scham erröten oder vor Angst erblassen. Sie wird aber auch zur Leinwand, auf die der Körper seinen Zustand projiziert oder auf der er die Erkrankung eines Organs oder des Immunsystems anzeigt. Verschiedene Hautkrankheiten stehen, trotz
Ewige Eitelkeit Heute, wo Männer sich nicht mehr heimlich an den Crèmes ihrer Frauen und Freundinnen bedienen, sondern von der Kosmetikindustrie mit eigenen Linien verwöhnt werden und allein in Europa 70 Milliarden Franken für Kosmetika ausgegeben werden, könnte man meinen, wir seien auf dem Gipfel des Schönheitskults angelangt. Doch ein Faible für Kosmetika hatte die Menschheit durch alle Zeitalter hindurch. Schon die alten Ägypter entwickelten für ihre Königin Nofretete glänzenden Eyeshadow, schwarzen Kajal und roten Nagellack. Im antiken Rom rieben sich die Damen Gesicht und Brüste mit Schafswollfett ein und badeten in Eselsmilch, die Herren rasierten sich die
Achselhaare und schminkten sich sogar die Wangen. Das heute beliebte, verjüngende Fruchtsäuren-Peeling findet seinen Ursprung in den Schälkuren des 16. Jahrhunderts. Andere Traditionen haben sich zum Glück überlebt: Zu Zeiten des Barocks war man überzeugt, dass Wasser und Seife für die Haut schädlich seien. Stattdessen rieb man sich mit Wein und Essig ab, machte mit Unmengen von Puder «trockene Toilette», um die Poren gegen aussen zu verriegeln und Krankheitserreger (Pest, Cholera und Typhus) fernzuhalten. Man darf gespannt sein, was von den heutigen Produkten in 100 Jahren noch im Regal zu finden sein wird.
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begünstigender Gene, in direktem Zusammenhang mit Umwelteinflüssen und unserer Lebensweise: Allergien, Hautkrebs, Neurodermitis und Spätakne zum Beispiel. «Spätakne hat sehr viel mit unserem Lifestyle zu tun», sagt Dr. Severin Läuchli, Hautarzt in der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich. «Sie tritt erst nach dem 25. Lebensjahr auf, oft bei Frauen, die die Antibabypille absetzen, oder bei Rauchern.» Studien zeigen, dass auch die Ernährung mit der Akne in Zusammenhang steht, allerdings anders als gemeinhin angenommen: «Was Akne begünstigt, sind nicht etwa Schokolade und Erdnüsse, sondern eine Ernährung mit hohem glykämischem Index (d. h. Lebensmittel mit starker blutzuckersteigernder Wirkung wie zum Beispiel Weissbrot) und wenig Omega-3-Fettsäuren.» Falsche Ernährung, Rauchen und Hormonpräparate beeinflussen die Haut – aber auch anhaltender Stress. Wie Hautzustand und Psyche zusammenhängen, ist erst in den letzten zehn Jahren in den Fokus der Forschung geraten und bis heute nur in Ansätzen verstanden. Unzweifelhaft ist, dass sich ein schlechter Hautzustand negativ auf die menschliche Psyche auswirkt. «Gerade bei Jugendlichen mit Akne sind Depressionen weitaus häufiger als bei solchen ohne», sagt Läuchli. Umgekehrt scheinen psychische Belastungszustände und traumatische Erlebnisse das Auslösen einer Hautkrankheit zu begünstigen.
GESCHECKTE MENSCHEN
Wie vielleicht bei Ruth Aebi*. Von weitem wirkt die 66-Jährige, als käme sie direkt aus dem Urlaub. Doch die vermeintliche Bräune und die Sommersprossen sind
versprengte Pigmente, welche die grossen weissen Flecken an ihrem ganzen Körper nur schlecht kaschieren. Ruth Aebi leidet unter Vitiligo, der so genannten «Weissf leckenkrankheit». Sie war 30 Jahre alt, als ihr Körper nach und nach stellenweise die Farbe verlor.
Umwelteinflüsse und Lifestyle beeinträchtigen die Gesundheit unserer Haut. Bis heute wandern die Flecken auf ihrer Haut. Wie es zur Hemmung und Zerstörung der Pigmentzellen im Körper kommt, ist noch unklar. Eine genetische Veranlagung kann die Krankheit fördern, doch oft sind wohl psychische Traumata, Stress oder starke Sonneneinwirkungen der Auslöser. «Meine Mutter litt ebenfalls unter Vitiligo. Als bei mir die ersten Flecken auftraten, hatte ich gerade zwei Schwangerschaften und die operative Entfernung eines Teratoms, eines gutartigen Tumors am Eierstock, hinter mir», berichtet sie von einer belastenden Erfahrung. Im Laufe der Jahre versuchte Ruth Aebi mehrere Behandlungen. Drei vierwöchige Aufenthalte am Toten Meer brachten vorübergehenden Erfolg, waren aber für regelmässige Wiederholungen zu teuer und zu zeitaufwendig. Mit einer Lichttherapie mit UV-Strahlen «bis nahe vor dem Sonnenbrand» musste sie nun auf hören: >
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Erste Anzeichen von Hautkrebs erlaubten keine Fortführung. Sie verzichtet heute meistens auf ein dickes Make-up oder Selbstbräuner, geht schwimmen und in die Sauna. «Ein Kind sagte einmal zu mir: Du musst nicht traurig sein, es gibt doch auch gef leckte Kühe! Eine solche Bemerkung ist immer noch besser, als einfach angestarrt zu werden.» Der wohl bekannteste Vitiligo-Patient ist tot: Michael Jackson litt fast sein ganzes Leben lang unter der Krankheit. Doch statt auf Aktivierung der Pigmentierung zu setzen, liess er sich immer wieder an den nicht betroffenen Hautstellen das Pigment entfernen. Seine vielkommentierte Krankheitsgeschichte ist ein grosses Missverständnis: Immer wieder wurde ihm nachgesagt, dass ihn seine Sehnsucht, weiss zu werden, in die eigene Zerstörung getrieben habe. Dabei war er einfach nur krank. Doch die Geschichte um Michael Jacksons Haut erinnert daran, dass unsere Haut uns nicht nur schön oder hässlich macht, sondern uns auch klassifiziert und uns unseren Platz in der Welt zuweist. Die Hautfarbe ist neben dem Geschlecht das wohl am wenigsten neutrale Merkmal des Menschen – verantwortlich für Abwertung, Ausgrenzung und Völkermord.
WAS SIND EIGENTLICH HAUTFARBEN?
Heute gehen Evolutionsbiologen davon aus, dass die Pigmentierung das Resultat der Anpassung an die Ultraviolettstrahlung eines Lebensraums ist. Während Primaten dank ihrer dichten Behaarung vor der Sonne geschützt sind und unter dem Fell eine weisse Haut haben, entwickelten die ersten haarlosen Menschen auf dem afrikanischen Kontinent wegen der starken Sonne eine
dunkle Pigmentierung. Der menschliche Körper benötigt eine gewisse Dosis UV, zum Beispiel zur Aufnahme von Vitamin D, gleichzeitig darf die Strahlenintensität aber nicht zu hoch ausfallen. Die menschliche Haut reagiert darum mit Pigmenteinlagerungen auf die vorherrschende UV-Belastung. So stellt sie ein Gleichgewicht zwischen den Vor- und Nachteilen der Bestrahlung her. Auch zu Zeiten der Globalisierung legt die weltweite Pigmentverteilung noch Zeugnis über Völkerwanderungen in allen Teilen der Erde ab. Die Inuits Kanadas und Grönlands besitzen zum Beispiel eine eigentlich viel zu dunkle Hautfarbe – sie sind erst vor weniger als 5’000 Jahren aus Asien eingewandert und noch nicht optimal an ihre «neue» Umwelt angepasst. Ihnen kommt allerdings ihre tierische, Vitamin-Dreiche Ernährung entgegen. Sie müssen deshalb nicht zwingenderweise rasch eine helle Haut annehmen.
WENN DIE HAUT FEUER FÄNGT
Was es heisst, seine Haut zu verlieren und sein Leben im wahrsten Sinne mit Haut und Haar zu gefährden, hat Alex Gasser erlebt. Vor fast 15 Jahren war er an einem Samstagabend mit Freunden unterwegs, jung und in Feierlaune. Ohne sich viel dabei zu denken, kletterte er auf einen Eisenbahnwagen – direkt neben einer Starkstromleitung. Es brauchte nicht einmal den direkten Körperkontakt, bis es knallte: Alex Gasser fing Feuer. Der Strom hinterliess auf dem Weg durch seinen Körper ein Trümmerfeld: bis in die Muskelschicht eingefräste Verbrennungen und Sehnenrisse. Das Polyester-Shirt, das er an diesem Abend trug, verschmolz mit >
Titelgeschichte
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der Haut. Die Haut kann 52 Grad ertragen, bei mehr nimmt sie Schaden. Alex Gassers Haut war zu 65 Prozent zweiten und dritten Grades verbrannt. Es blieben ihm 35 Prozent seiner eigenen Haut zur Transplantation, unversehrte Stellen am Gesäss, am rechten Arm und am linken Bein. Mittels so genannten «Meshens» wird die Haut fein perforiert und im Verhältnis 1:3 oder 1:6 gestreckt, bevor sie transplantiert wird und dann innerhalb von fünf Tagen anwächst. 24 Mal wurde Alex Gasser operiert, und nach der ersten Heilungsphase von neun Monaten musste er anderthalb Jahre einen Kompressionsanzug tragen.
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Kunstwerk daraus machen. Ich hatte die Idee, mich im Sommer von einem Künstler bemalen zu lassen.» Alex Gassers Haut ist nicht glatt, nicht harmonisch, aber sie erzählt seine Geschichte. Sein Körper ist eine wilde Landschaft, nicht immer schön, aber immer faszinierend anzuschauen, weil sie an keiner Stelle gleich ist. Und so ist es eigentlich bei allen Menschen, wenn auch weniger deutlich sichtbar als bei Alex Gasser: Unsere Haut erzählt von unserem Leben, mit kleinen Narben und Falten als Spuren der Zeit. Sie erinnert uns an Berührungen, an Schmerz und an Zärtlichkeit. Unsere Haut spricht für uns und von uns, bis ins hohe Alter. * Name von der Redaktion geändert.
Unsere Haut erzählt von unserem Leben. Mit der langwierigen Rehabilitation der Haut begann der noch längere Prozess der Selbstakzeptanz und der Versuch, mit sich selber als neu geformtem Menschen zu leben. Heute arbeitet Alex Gasser als Landschaftsgärtner für die Stadt Zürich. Er kann sich fast uneingeschränkt frei bewegen und Sport treiben. «Aber ich kann nicht mehr richtig schwitzen, und mancherorts fehlen Muskeln und Härchen.» Grösser sind die seelischen Wunden, die auch mit Psychotherapie nicht einfach zu schliessen sind. «Manchmal überkommt mich der Selbsthass. Ich kann mich nicht auf Fotos sehen. Und wenn ich dann Fotos von früher anschaue ...» Doch dann blickt er beinahe verwundert auf seinen linken Arm, streichelt sanft darüber und sagt: «Manchmal denke ich, ich müsste meine Haut doch zeigen, ein
> Weitere Infos: Schweizerische Psoriasis und Vitiligo Gesellschaft (SPVG) Scheibenstrasse 20, 3000 Bern 22 Tel. 031 359 90 99 www.spvg.ch
Kundenseite
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ÖKK Schreibwettbewerb – der Siegertext
Ich bin eine Schlange! Tag 1: Was ist denn nur los mit mir? Seit ein paar Tagen fühle ich mich unglaublich schlapp und müde, teilweise sogar aggressiv und nervös. Okay, ich bin voll in der Pubertät; aber trotzdem habe ich mich noch nie so sonderbar gefühlt. Wenn ich mein Spiegelbild betrachte, sehen meine Augen milchig trüb aus, und meine Haut spannt überall. Apropos Haut: Manchmal befürchte ich, sie wird jeden Augenblick platzen! Ehrlich, ich bin nicht fett, aber es juckt, reisst und zwickt mich überall! Tag 2: Seit heute morgen ist meine Haut so trocken wie ägyptischer Papyrus und schlabbert an meinem ganzen Körper herum – wie ein zu grosser Damenstrumpf. Ich habe null Appetit und würde das Frühstück am liebsten wieder hinauswürgen. Dazu kommt noch dieser schreckliche, unlöschbare Durst! Meine Hormone spielen total verrückt. Mir ist zum Heulen zu Mute. Tag 3: Es ist der blanke Horror! Jeden Augenblick drohe ich aus meiner Haut zu schlüpfen! Das ewige Prickeln, Jucken und Kribbeln ist kaum mehr auszuhalten; ständig muss ich mich irgendwo kratzen oder reiben. Oh nein, was passiert denn jetzt? Ich bin an einem Ast hängen geblieben und beginne mich zu schälen! Hilfeeeee! Ich bin doch keine Banane! Tag 4: Nanu, was ist denn das? Da kommt ja noch eine zweite Haut zum Vorschein! Meine alte Hülle liegt schrumpelig, vertrocknet und umgestülpt neben mir. Ich fühle mich erschöpft, aber irgendwie auch befreit. Von nun an wird sich mein Leiden jeden Monat wiederholen: Ich bin ein Schlange!
Gourmetessen mit Übernachtung für 2 Personen im Wert von 310 Franken zu gewinnen!
Neuer Schreibwettbewerb: «Hormone» «Hormone» sind das Thema des nächsten Schreibwettbewerbs. Und da Hormone ja manchmal verrückt spielen, sollte es dazu auch einige lustige und spannende Geschichten geben. Also auf! Ihre Geschichte (max. 1’500 Zeichen) schicken Sie bitte unter Angabe Ihres Alters und Wohnorts bis 15. Juli 2011 mit dem Betreff «Schreibwettbewerb» an manja.liesch@oekk.ch. Der Siegertext wird im nächsten Magazin mit Ihrem Namen abgedruckt werden, eine Auswahl der eingesandten Texte publizieren wir ebenfalls mit Namen unter www.oekk.ch/magazin
Stefanie Martinelli (16), Kaltbrunn SG
Wir gratulieren Stefanie zum Gewinn eines iPads. Gefreut haben wir uns auch über die Geschichten einer Schulkasse aus dem Prättigau! Als Dankeschön schicken wir Euch nach Churwalden zum Rodeln, viel Spass! Eine Auswahl an Texten finden Sie unter www.oekk.ch/magazin
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VERTIKAL 2 Eine überzogene Furcht vor eigentlich harmlosen Dingen oder Situationen 3 Zucker, dienen als Energielieferanten und Baustoffe im Körper 4 Netzhaut des Auges 5 Roter Blutfarbstoff 6 Entnahme von Gewebeproben für die mikroskopische Untersuchung 9 Anderes Wort für Eiweiss 10 Weibliche Geschlechtshormone, werden vor allem in den Eierstöcken gebildet 11 Gewebs- und Gefässstrang, verbindet während der Schwangerschaft Plazenta und Embryo 13 Schlauch, der in ein Hohlorgan eingeführt wird 15 Die Ausdehnung von Krebs von seinem Entstehungsort in einen anderen Körperteil 16 Anfallsartig auftretender, meist einseitiger Kopfschmerz, der regelmässig wiederkehrt
HORIZONTAL 1 Heilmethode, bei der Nadeln an bestimmten Hautstellen eingestochen werden 7 Anderes Wort für Geschlechtstrieb 8 Übergang von der Brusternährung (Stillen) eines Säuglings zu Babynahrung 12 Anderes Wort für Bauchspeicheldrüse 14 Medikamentöse Behandlung von Krebserkrankungen 17 Befragung des Patienten durch den Arzt, um mehr über die Krankheit und ihre Vorgeschichte zu erfahren 18 Durch mechanischen Verschleiss verursachte Gelenkerkrankung, beginnt im Bereich des Gelenkknorpels 19 Zellen, die die Fähigkeit haben, sich zu allen Gewebetypen des Körpers zu entwickeln 20 Entzündung der Schleimhäute der Bronchien 21 Körpereigene Substanzen, die natürliche chemische Prozesse regulieren
Wir gratulieren den Gewinnerinnen und Gewinnern des letzten Gesundheits-Kreuzworträtsels.
Senden Sie das Lösungswort per Mail an magazin@oekk.ch oder per Post an ÖKK Magazin, Bahnhofstrasse 9, 7302 Landquart, Stichwort «Kreuzworträtsel». Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir drei Im-Ohr-Kopfhörer Audéo PFE 01x von Phonak im Wert von je 89 Franken sowie zwei Familieneintritte in den Tierpark Goldau. Einsendeschluss ist der 15. Juli 2011.
DOSSIER FÜR UNTERNEHMEN
Editorial
Fürs Schwa rze Brett:
Der Sommer ist da und mit ihm auch die Ferienzeit. Ihre Mitarbeitenden haben ihren Urlaub bestimmt schon bestens geplant. Aber wie sieht es mit dem Versicherungsschutz im Ausland aus? Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind bei Unfällen im Ausland über die obligatorische Unfallversicherung (gemäss Unfallversicherungsgesetz UVG) ihres Arbeitgebers versichert. Voraussetzung ist, dass sie mindestens acht Arbeitsstunden in der Woche im Betrieb tätig sind. Damit sind sie auch für Nichtbe triebsunfälle, das heisst für Unfälle in der Freizeit, versichert. Bei einem Unfall im Ausland ist die Kostenübernahme allerdings begrenzt. So übernimmt die Unfallversicherung lediglich die gesetzlichen Leistungen der allgemeinen Abteilung bis zum maximal doppelten Betrag der entsprechenden Behandlungskosten in der Schweiz. In gewissen Ländern sind bestimmte medizinische Behandlungen aber mehr als doppelt so teuer wie in der Schweiz. Diese Lücke kann mit einer Reiseversicherung geschlossen werden, zum Beispiel mit ÖKK TOURIST. Diese Reiseversicherung kann bereits ab 1 Franken pro Monat unkompliziert und online abgeschlossen werden. > Infos zu ÖKK TOURIST finden Sie unter www.o ekk.ch/tourist
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Case Management als Teamwork Von einer raschen und dauerhaften Wiedereingliederung eines verunfallten oder erkrankten Mitarbeitenden profitieren alle: an erster Stelle natürlich der betroffene Mitarbeitende selbst, dann aber auch sein Arbeitgeber, die Taggeld- und die Invalidenversicherung sowie die Pensionskasse, die dadurch vor hohen Kosten bewahrt werden. Deshalb bietet ÖKK ihren Kunden das Case Management als kostenlose Dienstleistung an. Es fördert aktiv die Reintegration von arbeitsunfähigen Personen in den Berufsalltag, indem es beratend zur Seite steht und das komplexe Zusammenspiel zwischen allen involvierten Parteien koordiniert: dem Mitarbeitenden, seinem persönlichen Umfeld, seinem Arbeitgeber, den behandelnden Ärzten und den involvierten Versicherungen. Während die Arbeitsunfähigkeit bei einem Unfall von heute auf morgen eintritt, ist sie in Krankheitsfällen oft das Ergebnis eines schleichenden Prozesses. Von grosser Bedeutung ist dabei die Früherkennung. Denn Studien zeigen, dass das Risiko der Arbeitsunfähigkeit mit der Dauer der Erkrankung erheblich steigt. Hier ist der Arbeitgeber gefordert. Unterstützung bietet ihm dabei das Absenz Management von ÖKK . Es gibt ihm Instrumente in die Hand, die es ihm ermöglichen, bei Leistungsschwankungen, Krisenmerkmalen oder häufigen Absenzen eines Mitarbeitenden frühzeitig richtig zu reagieren und so etwas gegen dessen drohende Arbeitsunfähigkeit zu unternehmen. Aber auch dann, wenn ein Mitarbeiter tatsächlich arbeitsunfähig geworden ist, kommt dem Arbeitgeber eine Schlüsselrolle zu. Denn oft gelingt eine Wiedereingliederung nur, wenn dieser bereit und in der Lage ist, mit grosser Flexibilität zu reagieren. Beispielhaft zeigen das die drei wahren, aber aus Datenschutzgründen anonymisierten Fälle, die wir Ihnen auf den folgenden Seiten schildern. Reto Giovanoli Leiter Unternehmenskunden
Fallstudie
ÖKK Dossier
Erfolgreiche Wiedereingliederung ist keine Glückssache Die Vorteile des Case Managements für alle Beteiligten liegen auf der Hand: Arbeitsplätze und Know-how können erhalten und hohe Kosten gespart werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass alle involvierten Parteien bereit sind, eng miteinander zu kooperieren. Das illustrieren die folgenden drei Fallbeispiele. TEXT: Bernhard Widmer
FALL 1: EIN STEHPULT ERMÖGLICHT DEN WIEDEREINSTIEG
Ein Büroangestellter (36) leidet seit Jahren unter starken Rückenbeschwerden. Als die Schmerzen immer unerträglicher werden, entschliesst er sich auf den Rat seines Arztes hin zu einer Rückenoperation. Obwohl diese gut verläuft, ist er im Anschluss an den Eingriff bis auf Weiteres zu 100 % arbeitsunfähig. Der Case Manager von ÖKK nimmt mit ihm nach Absprache mit dem Arbeitgeber Kontakt auf und erfährt im persönlichen Gespräch, dass der Mitarbeiter so schnell wie möglich wieder arbeiten möchte. Das kommt dem Arbeitgeber mehr als entgegen. Denn bei einem längerfristigen Ausfall des Mitarbeiters müsste er dessen Stelle rasch neu besetzen. Ein sofortiger Wiedereinstieg zu 100 % ist aus medizinischen Gründen allerdings nicht möglich. Deshalb unterstützt der Case Manager den Mitarbeiter bei der IV-Anmeldung und setzt sich gleichzeitig für die Fortsetzung der Therapie ein. Der Case Manager sucht überdies den Kontakt mit der Invalidenversicherung, um gemeinsam so genannte Frühinterventionsmassnahmen einzuleiten. Diese zielen darauf ab, eine rasche Wiedereingliederung zu ermöglichen und damit eine dauerhafte Invalidität abzuwenden.
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Vom behandelnden Arzt erfährt der Case Manager, dass sitzende Tätigkeiten wie bisher für den Mitarbeiter vorderhand nicht möglich sind. Aus medizinischer Sicht seien vielmehr wechselbelastende Positionen, zum Beispiel durch Einführung eines Stehpults, zu fördern. Eine Arbeitsplatzabklärung zusammen mit dem Arbeitgeber ergibt, dass die Infrastruktur dafür vorhanden ist. Gleichzeitig bespricht der Case Manager mit dem Arbeitgeber, welche Tätigkeiten es dem Mitarbeiter erlauben würden, sich zwischendurch zu bewegen, um die Rückenbelastung etwas zu mindern. Die regelmässige Ausübung von solchen Tätigkeiten sowie die Einrichtung eines (von der IV finanzierten) Stehpults ermöglichen es dem Mitarbeiter, ab sofort wieder zu 50 % zu arbeiten. In den darauf folgenden Monaten kann seine Arbeitsfähigkeit sogar kontinuierlich bis auf 100 % gesteigert werden.
FALL 2: 100 % ARBEITSFÄHIG DANK INTERNEM WECHSEL
Ein 49-jähriger Bauarbeiter leidet unter Beschwerden am Bewegungsapparat. Nach einer medizinischen Abklärung wird er ohne zeitliche Begrenzung zu 100 % arbeitsunfähig geschrieben. Die Case Managerin von ÖKK wird beigezogen. Ihre erste Aufgabe ist es, die notwendigen Behandlungen und Therapien einzuleiten und zu koordinieren. Nach zwei Monaten tritt eine deutliche Besserung ein. In der Zwischenzeit hat die Case Managerin zusammen mit dem Arbeitgeber detaillierte Abklärungen am Arbeitsplatz vorgenommen. Zu diesem Zweck hat sie den Arbeitsplatz auch fotografisch dokumentiert und die Bilder dem Hausarzt geschickt. Dieser gibt kurz darauf sein Einverständnis für einen Arbeitsversuch. Dabei werden die Tätigkeiten den Möglichkeiten des Mitarbeiters und den Gegebenheiten am Arbeitsplatz angepasst. Insbesondere wird vereinbart, dass der Bauarbeiter einstweilen von stark belastenden Arbeiten verschont bleiben soll. Ausserdem soll er vermehrt Pausen machen können. Der Versuch läuft gut an. Bereits nach zwei Wochen kann der Mitarbeiter wieder zu 50 % arbeiten. Inzwischen hat die Case Managerin vom Arbeitgeber erfahren, dass im Magazin eine weitere Person für die La>
Fallstudie
ÖKK Dossier
gerbewirtschaftung gesucht wird. Angesichts der nach wie vor eingeschränkten körperlichen Belastbarkeit des Bauarbeiters wird eine interne Umplatzierung dorthin in Erwägung gezogen. Nachdem sich dieser für einen solchen Wechsel bereit erklärt hat, nimmt er nach zwei weiteren Monaten die Arbeit im Magazin auf, und zwar mit einer vollen Arbeitsfähigkeit. Der Arbeitgeber ist froh, den guten Mitarbeiter und sein Know-how halten zu können.
FALL 3: UNTERSTÜTZUNG DURCH DEN ARBEITGEBER ALS ERFOLGSFAKTOR
Eine 38-jährige Büroangestellte zieht sich in einem fremdverschuldeten Motorradunfall Kopfverletzungen zu. Während des Heilungsprozesses macht sie immer öfter die Erfahrung, dass ihr Kurzzeitgedächtnis sie im Stich lässt und sie Mühe mit der Konzentration hat. Trotzdem wird unter Begleitung des Case Managers von ÖKK ein Arbeitsversuch unternommen. Um den Weg in die berufliche Wiedereingliederung zu ebnen, hat ÖKK dabei bereits frühzeitig die Invalidenversicherung einbezogen, worauf diese eine Reihe von Massnahmen zur Arbeitsplatzanpassung vorgeschlagen hat. Der Arbeitsversuch gelingt und wird schrittweise ausgebaut. Parallel dazu koordiniert der Case Manager die weiteren therapeutischen Massnahmen. Als zentral für den Erfolg der Wiedereingliederung erweist sich die Unterstützung durch den Arbeitgeber. Er bemüht sich darum, die Mitarbeiterin mit möglichst für sie geeigneten Aufgaben zu betrauen. Ausserdem vereinbart er mit ihr und ihrer Ärztin, in monatlichen Treffen die Situation zu analysieren und das weitere Vorgehen zu besprechen – dies stets mit dem Ziel der Wiederintegration vor Augen. Nach einem Jahr kann eine 50 %ige Arbeitsfähigkeit an einem Arbeitsplatz, der den Beschwerden gerecht wird, erzielt werden. Der Case Manager von ÖKK steht weiterhin in engem Kontakt mit
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dem Arbeitgeber, der Mitarbeiterin und den behandelnden Ärzten. Wie weit sich die Arbeitsfähigkeit weiter steigern lässt, ist derzeit noch offen. So oder so hat der Case Manager die Koordination mit allen notwendigen Sozialversicherungspartnern sichergestellt, so dass man auf jeden möglichen Verlauf vorbereitet ist.
Gesundheit
ÖKK Magazin
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Sprechstunde zu jeder Stunde Wer ÖKK CASAMED 24 versichert ist und damit von tieferen Prämien profitiert, ruft bei Gesundheitsfragen oder gesundheitlichen Problemen immer zuerst beim Ärzteteam von Medgate an. Was auf den ersten Blick als Einschränkung erscheint, erweist sich bei genauerer Betrachtung als ein äusserst praktisches und kundenfreundliches Angebot. Aus diesem Grund können auch alle anderen ÖKK Versicherten die Dienstleistung von Medgate kostenlos in Anspruch nehmen. TEXT: Marietta Widmer
Andreas P. (30) geniesst mit seinen Freunden ein hausgemachtes, äusserst scharfes Chili con Carne. Das dazugehörige Bier lindert etwas das Brennen auf der Zunge, doch bald spürt Andreas auch ein Jucken an den Armen und Beinen. Kurze Zeit später bilden sich am ganzen Körper grosse rote Pusteln, die Andreas nun doch etwas beunruhigen. Als ÖKK CLASSIC FLEX Versicherter könnte Andreas direkt einen Arzt aufsuchen. Doch wo erreicht man gegen Mitternacht einen Arzt – ausser im Krankenhaus? Zuerst etwas skeptisch, ruft Andreas schliesslich bei Medgate an, nennt seinen Namen sowie sein Geburtsdatum und erklärt kurz sein akutes Leiden. Wenig später wird er mit einem Arzt verbunden, der ihn genau befragt und sich seinen Zustand exakt beschreiben lässt. Dank der Bildbefundung kann Andreas sogar via E-Mail dem Arzt ein Foto seines Hautausschlags schicken. Die Diagnose erfolgt sogleich: akute allergische Reaktion, wahrscheinlich auf das Chili. Zur raschen Linderung der Symptome
faxt Medgate ein Rezept für Kortisontabletten an die nächste Notfallapotheke, wo Andreas das Medikament umgehend beziehen kann.
SCHNELLER RAT
Auch Patricia W. (35) ist bei ÖKK versichert, doch im Gegensatz zu Andreas hat sie für ihre Familie die günstigere Versicherungsvariante ÖKK CASAMED 24 gewählt. Damit ist sie verpf lichtet, vor einem allfälligen Arztbesuch jeweils bei Medgate anzurufen. Das mag etwas beschwerlich tönen, doch im konkreten Fall erweist es sich als sehr hilfreich: Der Gesundheitszustand ihrer Tochter Gloria (4) verunsichert Patricia. Schon am Vormittag hatte das kleine Mädchen glasige Augen und war die ganze Zeit über sehr still. Die anfänglich leicht erhöhte Temperatur ist einem hohen Fieber gewichen, >
Gesundheit
ÖKK Magazin
begleitet von einem kratzigen Reizhusten. Die Mutter macht sich Sorgen und fragt sich, ob ein Besuch beim Hausarzt nötig sei. Ein Anruf bei Medgate bringt Klarheit und auch Sicherheit. Der Medgate-Arzt beantwortet alle Fragen von Patricia ausführlich und verständlich. Er gibt ihr wirksame Tipps, wie sie das Fieber ihrer Tochter rasch senken und den Hustenreiz beruhigen kann. Ein Besuch beim Hausarzt erübrigt sich.
Einschränkung rund 10 Prozent Prämien in der Grundversicherung. Beiden stehen Ärzte verschiedener Fachrichtungen sowie Telemedizinische Assistentinnen und Assistenten zur Verfügung. Diese geben kompetent Auskunft bei Beschwerden und Unsicherheiten bezüglich eines Arztbesuchs, leiten zur Selbstbehandlung an oder beantworten allgemeine Gesundheitsfragen. So ist medizinische Hilfe nur einen Anruf weit entfernt.
EINFACH, PRAKTISCH UND KOSTENLOS – FÜR ALLE
> Die Medgate-Ärzte sind rund um die Uhr unter 0844 655 655 für Sie da und helfen Ihnen auch bei allgemeinen Krankheitsfragen oder akuten Gesundheitsproblemen weiter.
Obwohl Andreas und Patricia verschiedene Versicherungsmodelle bei ÖKK abgeschlossen haben und auch mit unterschiedlichen gesundheitlichen Problemen konfrontiert sind, können beide die Dienstleistung von Medgate in Anspruch nehmen. Einziger Unterschied: Patricia spart mit ihrem Versicherungsmodell und der
Populäre medizinische Irrtümer
Wunden heilen am besten, wenn sie an der Luft trocknen Sommer heisst auch: Kinder in kurzen Hosen und Röcken, die draussen spielen und toben – und sich immer wieder die Knie aufschlagen. Ein dickes Pf laster ist nicht immer gleich zur Hand. Und überhaupt: Heilen Wunden nicht besser, wenn sie ohne Pf laster an der frischen Luft trocknen? Nein. Die so genannte «feuchte Wundheilung» funktioniert besser, wobei die Wunde mit einem Pf laster eben länger feucht bleibt. Dadurch gelangt viel mehr vom gelblichen Wundsekret in die Wunde, das die für
die Heilung verantwortlichen Enzyme, Antikörper und Hormone beinhaltet und so die Bildung von neuem Gewebe vorantreibt. Deshalb gilt: Je weniger Wundsekret abgetupft oder weggeschwemmt wird, desto schneller heilt die Wunde. Noch einen zweiten Vorteil hat das Pf laster: Die sich bildende Kruste ist mit einem Pf laster besser gegen Stösse und Keime geschützt. Das Pf laster ist also ein guter Helfer, nur sollte vorgängig die Wunde sanft gereinigt und desinfiziert werden.
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Pollen – 5000fach vergrössert Der süsse Nektar, welcher den griechischen Göttern auf dem Olymp Unsterblichkeit verlieh, hiess Ambrosia. Genau so lautet auch der wissenschaftliche Namen des «Aufrechten Traubenkrauts», vielleicht weil es nicht mehr wegzukriegen ist. Schon seit fünf Jahren versuchen die Schweizer Behörden das Unkraut auszurotten. Doch die aus Nordamerika stammende Pflanze breitet sich unaufhaltsam aus – zum Leidwesen der Allergiker, die in der Blütezeit zwischen Juli und Oktober unter Heuschnupfen und Asthmaanfällen leiden. Schuld daran sind Ambrosias Pollenkörner, die fünfmal kleiner sind als der Durchmesser eines Haares und die deshalb tief in unsere Lungen gelangen. Das wirksamste Mittel gegen das bis zu 180 Zentimeter grosse Unkraut: Mitsamt der Wurzel ausreissen! FOTO:
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ZMB / UNI Basel
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Nachhaltigkeit
« gibt es nicht nur im Umweltschutz und in der Energiewirtschaft» Der Geschäftsbericht 2010 von ÖKK liegt vor. Er widmet sich dem Thema «Nachhaltigkeit». Was Nachhaltigkeit mit einem Versicherungsunternehmen zu tun hat, erklärt Stefan Schena, Vorsitzender der Geschäftsleitung von ÖKK, im Interview. FOTO: Hugo Raeber
Stefan Schena, ist Nachhaltigkeit nicht einfach ein politischer Umwelt-Modebegriff?
Keinesfalls! Nachhaltigkeit gibt es nicht nur im Umweltschutz und in der Energiewirtschaft, sie ist auch für die privatwirtschaftlichen Versicherungsunternehmen wichtig. Die Finanzkrise 2008 hat gezeigt, wie wichtig es ist, gerade bei Investitionen und in Bezug auf Finanzen nachhaltig und vorausschauend zu planen. Aber nicht nur das. Bei ÖKK zieht sich die Nachhaltigkeit durch alle Geschäftsfelder. Können Sie das etwas konkreter machen?
Nachhaltigkeit ist einer unserer Kernwerte, den wir in der täglichen Arbeit und vor allem im Kundenkontakt leben. Es liegt uns am Herzen, dass sich unsere Kunden nicht nur heute, sondern auch morgen bei uns gut und sicher aufgehoben fühlen. Wir investieren in Kundenbindung und nicht einfach nur in die Kundengewinnung. Wir kämpfen gegen «Berater-Distanzitis», indem wir Fragen ernst nehmen und auf individuelle Bedürfnisse eingehen. Und wir planen unsere Prämien langfristig: Wir sind nicht einmal Billigkasse und warten dann wieder mit überdurchschnittlichen Erhöhungen auf. Billigkassen führen wir ohnehin keine und werden auch in Zukunft keine führen. Billigkassen sind nicht nachhaltig! ÖKK hat das vergangene Geschäftsjahr mit einem sehr positiven Ergebnis abgeschlossen. Ihre Unternehmensstrategie geht auf.
Auf jeden Fall. Mit unserer Wachstumsstrategie verfolgen wir langfristige Ziele. Ein grosser Schritt war zum Beispiel die Übernahme des Grundversicherungsgeschäfts der HOTELA , welche uns rund 4’500 Neukunden brachte. 2011 zählten wir zudem 13’600 Firmen und öffentliche Institutionen zu unseren Kunden.
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ÖKK ist finanziell gesund und erfüllt alle aufsichts-
rechtlichen Vorgaben. Auch der Bau unseres neuen Hauptsitzes in Landquart – welchen wir aufgrund des erfreulichen Kundenwachstums brauchen – schreitet planmässig voran. Welche Herausforderungen stehen an?
Allem voran bereiten uns die weiterhin stark steigenden Gesundheitskosten Sorgen. Die Prämien sind ein Spiegel der Kosten – steigen die Kosten, steigen auch die Prämien. Und das darf nicht in diesem Ausmass sein. Allein mit der Einführung der Fallpauschalen (SwissDRG) und mit der neuen Spitalfinanzierung wird im kommenden Jahr branchenweit leider ein Prämienschub erwartet. Wir brauchen endlich wirksame Massnahmen aus der Politik, keine Pflästerli.
Wäre eine Einheitskasse keine Lösung, um den Prämienanstieg zu bremsen?
Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil: Bei einer Einheitskasse beschleunigt sich die Kostenentwicklung. Denn eine Einheitskasse hat keine Konkurrenz. So muss sich eine Einheitskasse nicht durch Dienstleistungen, Qualität oder tiefere Prämien von Mitbewerbern differenzieren. Auch die Studie der Ostschweizer Kantone kommt zum Schluss, dass kantonale Einheitskassen nichts bringen – dabei sind die Kosten für die Systemumstellung nicht einmal eingerechnet. Unter dem Strich wäre sie also teurer.
CEO Forum Haben Sie Fragen an Stefan Schena? Er beantwortet sie Ihnen gerne unter www.oekk.ch/forum. Denn der Dialog steht im Zentrum unserer täglichen Arbeit.
ÖKK – neu auch in Aarau ÖKK wächst weiter: Am 1. Juli 2011 eröffnen wir eine neue Agentur in Aarau. Damit zählt das schweizweite Agenturnetz von ÖKK insge-
samt 41 Standorte. Die Agentur in Aarau wird von einem dreiköpfigen Team betreut. Somit werden Privatpersonen wie Unternehmen jederzeit eine kompetente Ansprechperson antreffen. Die Agentur befindet sich im Zentrum von Aarau an der Kasinostrasse 32. Sie ist von Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 12 Uhr sowie von 13.30 bis 17 Uhr geöffnet. Alle Kundinnen und Kunden, die neu von der Agentur Aarau betreut werden, werden wir mit einem persönlichen Schreiben darüber informieren.
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Versicherungslücke:
Unfälle bei Hausfrauen und Kindern Schwere Unfälle können zu dauerhafter Invalidität und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Personen, die nicht über einen Arbeitgeber gegen Unfall versichert sind – zum Beispiel Hausfrauen und Kinder –, sind vor den finanziellen Folgen nur minimal geschützt. Mit einer zusätzlichen Versicherung können finanzielle Engpässe vermieden werden. TEXT: Manja Liesch, ÖKK
Man soll den Teufel nicht an die Wand malen. Dennoch: Ein schwerer Unfall mit Invaliditätsfolge kann jeden treffen. Ein solcher Schicksalsschlag bedeutet nicht nur eine enorme psychische Belastung, sondern ist oft auch mit grossen finanziellen Konsequenzen verbunden. Wer etwa aufgrund seiner Invalidität auf einen Rollstuhl angewiesen ist, muss das gesamte Umfeld den neuen Umständen anpassen: Umbauarbeiten im Haus, Spezialtherapien, Betreuung für die Kinder und Unterstützung im Haushalt. Um den Lebensstandard zu sichern, steht nicht jeder Familie in einer solchen Situation genügend Geld zur Verfügung. Denn die IV deckt diese Kosten nur in einfacher und zweckmässiger Form. Das Vorsorgesystem der Schweiz basiert auf dem 3-Säulen-Prinzip: auf der obligatorischen staatlichen, der beruflichen und der freiwilligen privaten Vorsorge. Mit diesem dreifachen sozialen Netz werden die finanziellen Auswirkungen bei Invalidität, Alter und Tod aufgefangen. Personen, die über einen Arbeitgeber un-
fallversichert sind, erhalten im Invaliditätsfall eine Invalidenrente der Invaliden- und Unfallversicherung sowie allenfalls eine Rente der beruflichen Vorsorge. Sie betragen zusammen bei Vollinvalidität höchstens 90 Prozent des versicherten Verdienstes. Wer dagegen nicht über einen Arbeitgeber, sondern nur über die obligatorische Krankenversicherung gegen Unfall versichert ist, erhält bei Invalidität lediglich eine Rente aus der Invalidenversicherung (IV), und zwar frühestens nach einem Jahr. Hinzu kommt, dass die IV in der Regel nur jene Behandlungen finanziert, die dringend nötig sind. Aus diesem Grund bietet ÖKK das Produkt ÖKK RISIKOKAPITAL UNFALL an. Die damit versicherte Person erhält bei Invalidität durch Unfall zwar keine Rente, dafür aber eine hohe und existenzsichernde Kapitalzahlung, die von dem Invaliditätsgrad abhängt. Sie kann dafür eingesetzt werden, all die oben erwähnten
Einige Vorteile von ÖKK RISIKOKAPITAL UNFALL – Sicherheit bei Tod oder Invalidität durch Unfall für die ganze Familie – Finanzierung notwendiger Behandlungen, Hilfsmittel, Umbauarbeiten etc., die nicht über die Kranken- oder Invalidenversicherung gedeckt sind – Doppelte Todesfallsumme beim Tod beider Eltern – Abschluss während der ersten 90 Lebenstage ohne Gesundheitsfragen – Im 1. Lebensjahr gratis
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Aufwendungen zu finanzieren. (Bei einem Unfalltod erhalten die Hinterbliebenen eine Todesfallsumme.) Damit kommen zum Leid nicht auch noch finanzielle Sorgen dazu. Die Kapitalsumme ist bei dem Versicherungsabschluss wählbar und somit den persönlichen Bedürfnissen anpassbar. > Unsere Kundenberaterinnen und Kundenberater beraten Sie gerne persönlich auf Ihrer ÖKK Agentur oder unter 0800 838 000.
Für wen empfiehlt sich ÖKK RISIKOKAPITAL UNFALL? – – – – –
Hausfrauen und Hausmänner Kinder, Schülerinnen und Schüler Studierende Selbständigerwerbende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (als Ergänzung)
Telefonische Gratissprechstunde mit dem Kinderarzt: Schwerpunkt «Schlafstörungen» «Schlafen» ist ein sehr weitläufiges Thema – wir haben ihm schon mal ein ganzes ÖKK Magazin gewidmet (Ausgabe 4 / 2008). Eltern befassen sich nicht nur mit ihrem eigenen Schlaf, sondern auch mit dem des Kindes. Doch was ist zu tun, wenn ein Kind den Schlaf nicht findet? Oder wenn das Gegenteil der Fall ist und ein Kind zu grossen Schlaf bedarf hat und an der so genannten Hypersomnie leidet? Für Eltern ist es schwierig, die Schlafqualität und das Schlaf bedürfnis ihres Kindes abzuschätzen und somit den Schweregrad von Schlafstörungen zu beurteilen. Hier helfen die Spezialisten von Medgate vom 1. Juni bis 1. September 2011 weiter. Sie widmen ihre kostenlose Sondersprechstunde mit dem Kinderarzt dem Thema «Schlafstörungen». Unter 0844 655 655 können Sie einen Termin für eine telefonische Sprechstunde vereinbaren. In einer solchen Sprechstunde erhalten Sie auch Tipps, wie Sie reagieren können, wenn Ihr Kind schlafwandelt oder von Alpträumen geplagt wird. > Die Medgate-Ärzte sind rund um die Uhr unter 0844 655 655 für Sie da und helfen Ihnen auch bei allgemeinen Krankheitsfragen oder akuten Gesundheitsproblemen weiter. Erfahren Sie mehr dazu auf Seite 23.
«Ältere Eltern sind verlässlicher», findet David C.
Reportage
ÖKK Magazin
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Alte Eltern Während Männer, die in hohem Alter noch Väter werden, Glückwünsche erhalten, ernten spät gebärende Frauen häufig Kopfschütteln. Das liegt auch in der Natur der Sache. TEXT: Christoph Kohler _ _ FOTO: Gian Marco Castelberg
Reportage
ÖKK Magazin
Gianna Nannini liebt die Provokation. Vor 30 Jahren posierte die italienische Rockröhre auf einem Plattencover mit einem Vibrator in der Hand, diesen Frühling zeigte sie sich mit nacktem Schwangerschaftsbauch auf der Hülle ihres aktuellen Albums. Dass sie damit den medialen Aufschrei von 1981 noch übertraf, liegt an ihrem Alter: 54 Jahre – und schwanger! Seitdem erhitzen sich die Gemüter auch in der Schweiz, wo die älteste Mutter kürzlich mit 64 ein Kind gebar. Den «Geriatriemüttern» wird Egoismus vorgeworfen. Der Natur werde
Hat sich selbst nie als «alte Mutter» empfunden: Margret C.
da ins Handwerk gepfuscht. Kinder hätten das Recht auf Mütter – anstelle von Grossmüttern.
SCHWANGERSCHAFT IM REAGENZGLAS
Doch wer ist eine alte Mutter? Richtig ist, dass auch in der Schweiz Erstgebärende generell immer älter werden. Mit durchschnittlich 30 ½ Jahren sind sie im Schnitt vier Lenze älter als noch vor 30 Jahren. Schweizer Paare vertagen die Kinderfrage zunehmend auf später, und genau dieser gesellschaftliche Trend spielt der Reproduktionsmedizin in die Hände. Denn es ist kein Geheimnis, dass die natürliche Fruchtbarkeit der Frau ab 30 langsam und ab 38 markant abnimmt. Bleibt der späte Kinderwunsch einen Moment unerfüllt, steigt die Nervosität in Anbetracht der tickenden biologischen Uhr, und die Frau sucht eher früher als später Hilfe in der hormonellen Stimulation der Eizellenreifung oder in der Befruchtung im Reagenzglas. Sollte sich gar herausstellen, dass die Frau nur noch sehr wenige oder gar keine Eizellen mehr hat, bleibt als letzte Möglichkeit die Reise ins Ausland. In Dänemark beispielsweise ist es anders als in der Schweiz erlaubt, sich fremde Eizellen einpflanzen zu lassen. Dank all dieser Möglichkeiten hat sich die Zahl der so genannten «Spätgebärenden» in der Schweiz innerhalb der letzten 15 Jahre verdreifacht: 2009 hatten 4’500 der 78’286 frisch geborenen Säuglinge Mütter im Alter von 40 plus.
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DER NATÜRLICHE WEG
Allerdings lohnt es sich, nicht alle Spätgebärenden über einen Kamm zu scheren. Gerade im reiferen Alter macht es einen Unterschied, ob eine Frau mit 40, 50 oder 60 Mutter wird. Margret C.* zum Beispiel könnte rein rechnerisch auch die Grossmutter ihres Sohnes sein. 45 Jahre war sie alt bei Davids Geburt. Bei seiner Maturafeier war sie 64 – ein gewaltiger Unterschied zu einer dann 70- oder gar 80-jährigen Mutter. Auch die häufige Kritik, Spätgebärende handelten verantwortungslos, weil sie das Risiko einer frühen Verwaisung ihrer Kinder in Kauf nähmen, ist bei der heutigen Lebenserwartung zumindest in der Schweiz und im Fall von Margret C. nicht haltbar. Weil sie stets gesund gelebt hat, noch nie schwer krank war und nicht erblich vorbelastet ist, wird sie – so will es zumindest die Statistik – auch noch weitere 28 Jahre Davids Mutter sein. Neben dem Alter ist der Weg zur Schwangerschaft ein Zankapfel. Heute stehen Spätgebärende unter dem Generalverdacht, bei der Schwangerschaft medizinisch nachgeholfen zu haben. Doch auch das trifft bei Margret C. nicht zu. «Mein zweiter Mann und ich hatten ja schon je eine Ehe mit je drei Kindern hinter uns», sagt sie. «Wir hatten zwar Lust, aber keinen Stress, noch einmal Kinder zu haben.» Margret C. ist selbst Medizinerin und kennt die Studien, die den negativen Einfluss von Stress auf eine Schwangerschaft aufzeigen.
GLÜCK UND UNGLÜCK DER SPÄTGEBORENEN
Bei älteren Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch aber steigt die Verzweiflung rasch, wobei bei den Frauen häufig neben dem seelischen Stress auch noch der körperliche dazukommt, wenn sie beispielsweise Hormone einnehmen. Verständlich, dass einige Frauen auf Kritik von Aussenstehenden mitunter empfindlich reagieren. «Niemand sagt mir, was ich zu tun habe!», findet Gianna Nannini. Und die amerikanische Frauenrechtlerin Shere Hite ärgert sich, dass alten Müttern Selbstsucht vorgeworfen werde, während man alten Vätern zur Geburt ihres Nachwuchses die Zigarre reiche. Tatsächlich war über die Vaterschaft Rod Stewarts mit 66 Jahren weit weniger zu lesen als über die Mutterschaft Nanninis – und wenn, nur Positives. Doch den entschei-
denden Unterschied übersieht die Frauenrechtlerin: Ein Mann kann bis ins hohe Alter fruchtbar sein, auch wenn die Spermienqualität abnimmt, während die natürliche Fruchtbarkeit der Frau schneller versiegt und das Risiko für Fehlgeburten und Chromosomendefekte zunimmt. So hat es die Natur eingerichtet, und diese schwingt als Argument gegen die Reproduktionsmedizin immer mit.
DIE VIELEN MÖGLICHKEITEN
Die erhöhten Risiken, die eine späte Schwangerschaft mit sich bringt, lassen sich aber zumindest teilweise durch eine konsequente Vorsorge – die pränatale Diagnostik – verkleinern. Und ist ein Kind erst einmal gesund geboren worden, ist sein zukünftiger Gesundheitszustand unabhängig vom Alter der Mutter. David C. auf jeden Fall ist kerngesund, erfolgreich und freut sich, dass seine Eltern trotz ihres Alters eine Schwangerschaft nicht kategorisch ausgeschlossen hatten. Klar hat auch er sich früher manchmal einen Vater gewünscht, der in den Sommerferien in Shorts mit ihm surfen geht. Er gibt auch zu, dass er mehr als Gleichaltrige manchmal an die Gesundheit seiner Eltern denkt. Doch für ihn überwiegen die Vorteile: Er habe seine Eltern stets als absolut verlässlich empfunden, sagt er. «Wenn ich die Inkonsequenz und das Hin und Her anderer Eltern gesehen habe, dachte ich oft, meine Eltern seien die einzigen echten Erwachsenen unter den Eltern.» Studien zeigen: Ältere Eltern sind gelassener und – wenn sie schon Kinder hatten – erfahrener bei der Erziehung, abgesehen davon, dass sie häufig finanziell besser dastehen als jüngere Eltern. Dank der Reproduktionsmedizin können wir es uns heute leisten, lange nur an uns zu denken und erst spät ans Kinderkriegen. Für diesen Trend hat Gianna Nannini mit ihren beiden Plattenhüllen 1981 und 2011 zwei passende Bilder gefunden: Der Vibrator in ihrer Hand war das Sinnbild für eine Gesellschaft, die lernen sollte, Lust und Liebe von der Biologie und vom Kinderkriegen abzukoppeln. Der schwangere Bauch 30 Jahre später ist der Beweis, dass ein Leben, das 54 Jahre keinen Raum für eine Familie liess, auch spät durch ein Kind gekrönt werden kann. * Nachname der Redaktion bekannt.
Die Bernasconis
ÖKK Magazin
Haben Eltern kein Recht auf Privatsphäre?
Kinder im Elternbett Kommen Kinder ins Spiel, wird’s manchmal eng im Ehebett. ILLUSTRATION: Bianca Litscher
HERR BERNASCONI:
Es gab mal eine Zeit, da verstand ich das Bett als Jagdrevier. Nicht, dass ich gleich jede Nacht einen Hasen erlegt hätte. Aber wie sagt ein afrikanisches Sprichwort? «Nur mit Geduld lässt sich im Busch ein Affe fangen.» Heute hingegen ist mein Bett ein Ehebett und als solches eher ein Schongebiet für Jungtiere: unsere Kinder. Damit könnte ich mich vielleicht sogar arrangieren, wenn ich, anstatt zu jagen, wenigstens in Ruhe schlafen könnte. Doch man lässt mich nicht. Angefangen hat alles mit dem ersten Kind. Aus purer Bequemlichkeit stand meine Frau fürs Stillen nicht auf, sondern verköstigte den Kleinen im Liegen, bis sie an der Tränke einschliefen, Mutter und Kind. Nach einer Viertelstunde wäre auch ich wieder eingeschlafen, wäre da nicht dieses Görpsli gewesen, das herauszumassieren mein Job war. Also federte ich gefühlte Ewigkeiten lang mit dem Baby auf und ab und wartete, bis es mir ins Ohr rülpste. Danach war ich so wach, dass an ein Einschlafen nicht mehr zu denken war. Mittlerweile kommt die Milch in unserem Haushalt aus dem Tetrapack, die Kinder aber kehren noch immer regelmässig zum alten «Futterplatz» zurück. Nicht, dass
ich kein Herz hätte für alptraumgeplagte Kinder. Aber müssen die Kleinen bei jedem Anf lug von Einsamkeit unsere wohlige Zweisamkeit stören? Haben Eltern kein Recht auf Privatsphäre? Und als wäre das Stören der Zweisamkeit nicht genug, stecken sie mir ihre Zehen in die Nase oder erheben Hoheitsansprüche, indem die Kleine zum Beispiel stets pünktlich zur Geisterstunde in die Windeln pfundet. Dass es sich schlecht schläft mit einem Nasenloch auf einem gefüllten RobidogSäckchen, brauche ich wohl nicht zu betonen.
Die Bernasconis ... gibt es wirklich, nur heissen sie in Wirklichkeit anders. Sie sind eine Familie mit zwei Kindern, einem Jungen (7) und einer Tochter (3). Die Kinderbetreuung teilen sich die Bernasconis. Sie (34) arbeitet als Grafikerin, er (34) ist Journalist. Leben tun die Bernasconis in der Stadt – die Ferien verbringen sie auf dem Land.
… eine Familie, die es bei uns gibt
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Warum so ein Aufwand, wenn es auch gemütlich geht?
FRAU BERNASCONI:
Zugegeben: Dass die Kinder ab und zu im Elternbett schlafen, hat vor allem mit Bequemlichkeit zu tun. Bereits während der Stillzeit konnte ich den Aktionismus einiger Mütter nicht nachvollziehen, die sich mehrmals in der Nacht zu den Bettchen ihrer schreienden Babys mühten, um dann in einem Sessel ihrer Stillaufgabe nachzugehen. Warum solch einen Aufwand betreiben, dachte ich mir, wenn es doch auch gemütlich geht? Also stillte ich meine Kinder bei uns im Elternbett, wo sie dann meist auch schliefen. Meinen Mann hat das schon damals genervt: Zu unruhig sei der Schlaf des Babys, zu stinkig der Windelinhalt und zudem müsse man später den Kindern die schlechte Angewohnheit, bei den Eltern zu schlafen, mühsam wieder abgewöhnen. «Was daran ist, bitte schön, eine schlechte Angewohnheit?», entgegnete ich ihm. «Ich habe die Kinder neun Monate in meinem Bauch herumgetragen, und kaum sind sie auf der Welt, müssen sie in ihrem eigenen Bett schlafen? Das ist doch abartig!»
Manchmal schlief mein Mann dann entnervt ein, manchmal trug er kopfschüttelnd das schlafende Kind ins Kinderzimmer zurück. Bis heute haben wir uns auf kein einheitliches Schlafmodell geeinigt. Ich aber halte am finnischen Modell fest. In Finnland schlafen zwei Drittel der Kinder bis ins Kindergartenalter bei den Eltern - und das kann offenbar nicht schaden: Immerhin sind die finnischen Kinder PISA-Gewinner 2010! Und sein wir ehrlich: Nur wer clever ist, fängt den wirklich fetten Hasen. > Schlafstörungen bei Kindern sind Thema der Telefonsprechstunde (Seite 29).
Statistik: Wie Kinder schlafen Mit 5 Monaten schlafen 90 Prozent der Kinder nachts durch. Ab dem 3. Lebensjahr häufen sich jedoch nächtliche Ängste, die mit der Autonomieentwicklung des Kindes zu tun haben; die Geburt eines Geschwisters kann z.B. Verlassenheitsängste hervorrufen. Im 4. und 5. Lebensjahr mehrt sich der so genannte Angstschrecken. Folglich nehmen die Nachtbesuche der Kinder im Elternbett zu. 40 Prozent der vierjährigen Kinder in der Schweiz schlafen unregelmässig bei ihren Eltern, 15 Prozent regelmässig. Danach nimmt das Schlafen im Elternbett ab.
Elternplanet
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Daumenlutschen Meine Tochter ist jetzt bald 5 Jahre alt und lutscht immer noch am Daumen. Es ist mir langsam peinlich. Wie kann ich ihr das Daumenlutschen abgewöhnen? Frau P. aus W.
KATHRIN BUHOLZER: Ob Kinder Daumen lutschen, Fingernägel kauen oder Pulliärmel in den Mund stecken – sie haben sich solche Ticks über längere Zeit angewöhnt. Deshalb ist es wichtig, dass Sie beobachten, in welchen Situationen Ihre Tochter Daumen lutscht: Wenn sie müde ist, wenn ihr langweilig wird, wenn sie überfordert, unsicher oder ängstlich ist? Sobald Sie herausgefunden haben, wann Ihr Kind den Daumen in den Mund nimmt, können Sie jeweils frühzeitig versuchen, Ihre Tochter abzulenken oder ihr einen anderen «Tröster» anzubieten. Sie können mit Ihrem Kind auch ein spezielles Zeichen abmachen, das Geräusch einer Sirene etwa oder das Miauen einer Katze. Das Geräusch machen Sie immer dann, wenn Ihre Tochter wieder am Daumen lutscht. Das ist viel besser, als ständig zu schimpfen, zu drohen oder das Kind mit Worten zu ermahnen. Sie können auch eine Geschichte erfi nden und dem Kind ein kleines Gesichtchen auf den Daumennagel malen. Dabei erhält der Daumen selbstverständlich auch einen Namen. Lutscht Ihre Tochter wieder am Daumen, können Sie mit einer lustigen Stimme den Daumen
sprechen lassen und zum Beispiel rufen: «Iiih, nein, ich will nicht wieder nass werden. Nimm mich bitte aus dem Mund, ich will wieder an die frische Luft.» Wenn Sie sich entscheiden, Ihrem Kind eine dieser bitteren Spezialtinkturen gegen das Nägelkauen und Daumenlutschen auf die Daumen zu streichen, sollte das nicht nach einer Strafe aussehen. Besprechen Sie das Mittel im Vorfeld mit Ihrem Kind, damit es merkt, dass der bittere Geschmack keine Strafe, sondern eine Erinnerung ist. Grundsätzlich sind spielerische Massnahmen gegen das Daumenlutschen besser als Strafen, Druck oder Drohungen. Diese könnten sogar das Gegenteil bewirken. Dann nämlich, wenn das Kind aus Unsicherheit Daumen lutscht, und durch die Drohungen noch stärker verunsichert wird. Den Link zur Internetplattform Elternplanet von Kathrin Buholzer mit mehr Antworten auf Erziehungsfragen fi nden Sie unter www.oekk.ch/magazin
Familienausf lug
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Brutal beliebt TEXT & FOTO: Michael Krobath
Neulich beim Frühstück. «Sieht aus wie ein Dino», sagt Paul (3) und streckt begeistert sein angebissenes Konfibrot in die Höhe. «Wie ein Stegosaurier», korrigiert ihn Luis (7). Heute wissen Kindergartenkinder mehr über die Urzeitwesen, als ihre Eltern je gelernt haben. Sie lieben diese Monster und nehmen sie sogar als Kuscheltiere mit ins Bett. Profiteur dieser «Dinomania» ist das Sauriermuseum im zürcherischen Aathal, das wahrscheinlich einzige Museum, in welches die Kinder ihre Eltern zwingen und nicht umgekehrt. Rund 200 Exponate sind in der ehemaligen Textilfabrik zu besichtigen, darunter echte Saurierskelette, aber auch Rekonstruktionen von Flugund Meeressauriern, von der grössten Schildkröte der Welt oder von einem 23 Meter langen Brachiosaurus. Bei der Ausstellungskonzeption triumphierte sichtlich die Leidenschaft über den museumspädagogischen Verstand. Bärbeissige Aufseher gibt es keine, dafür darf man die Furcht erregenden Monster teilweise gar berühren. Im Untergeschoss werden gruselige Urechsenfilme gezeigt, und draussen, im Dino Giardino, können
Jung und Alt selbst nach Knochen graben, klettern und die mitgebrachten Cervelats im offenen Feuer braten. Für Pädagogen und Psychologen bleibt die «Dinomania» ein Mysterium. Erklärungsversuche enden meist in der kindlichen Faszination für alles Geheimnisvolle. Da wusste es Michael Crichton, Bestsellerautor des Dinosaurierbibel «Jurassic Park», besser: «Kinder mögen Saurier, weil diese gigantischen Wesen die unkontrollierbare Macht einer allgegenwärtigen Autorität repräsentieren», heisst es dort. «Sie sind symbolische Eltern. Und die Kinder lieben sie, wie sie ihre Eltern lieben.» Einfach sympathisch, die Viecher. > www.sauriermuseum.ch
Familientickets für das Sauriermuseum Aathal gibt’s für 29 Franken statt 49 Franken im ÖKK Club Booklet vom März 2011. Gratis zu bestellen unter www.oekk.ch/club
Kraftintensive Arbeit: das Kontrollieren der Kettf채den.
Kundenporträt
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Bodenschätze Bei der Teppichfabrik Ruckstuhl in Langenthal hat das Webzeitalter bereits vor 130 Jahren begonnen. Ihre Webstühle bringen wahre Kunstwerke hervor. TEXT: Christoph Kohler _ _ FOTO: Ruckstuhl AG
«Es bewegt sich alles. Stillstand gibt es nicht», begann der Schweizer Künstler Jean Tinguely vor über 50 Jahren sein künstlerisches Manifest. An der Teppichfabrik Ruckstuhl in Langenthal hätte er seine Freude gehabt. Hier rumsen die Webmaschinen, rattern die Spulen, zischen die Nadeln, als habe das Maschinenzeitalter eben erst begonnen. Was dabei rauskommt? Teppiche, die einen Designpreis nach dem anderen gewinnen, die in Showrooms von Mailand bis New York ausgestellt werden und in den Geschäftszentralen und Verkaufsläden von Unternehmen wie Mercedes, Novartis, Omega oder Armani liegen. Und natürlich beim Chef selbst. «Calicut» heisst Peter Ruckstuhls Lieblingsteppich, ein Kokosteppich hergestellt auf einem alten Webstuhl aus den 1960er Jahren. Die Arbeitsstunden, die in einem solchen Stück stecken, schlagen auf den Preis: knapp 200 Franken pro Quadratmeter. Dafür schmeichelt der Teppich jedem Raum, kann’s mit Antik ebenso wie mit Postmodern und passt sich sogar dem Klima an: Kokos speichert die Luftfeuchtigkeit und gibt sie bei Trockenheit wieder ab – eine Gratisklimaanlage. Und weil Peter Ruckstuhl daheim gerne barfuss geht, erhält er beim Betreten seines «Calicut» noch eine Fussref lexzonenmassage.
VOM FUSSABTRETER ZUM DESIGNTEPPICH
300’000 Quadratmeter Bodenbeläge stellen die 80 Angestellten der Ruckstuhl AG jährlich her – eine Fläche von 50 Fussballfeldern. Damit erwirtschaftete die Firma 2010 einen Umsatz von 17 Millionen Franken. Seit 130 Jahren befindet sich das Unternehmen in Familienbesitz, und auch Peter Ruckstuhls drei Kinder arbeiten in unterschiedlichen Positionen im Betrieb. «Tradition verpflichtet», sagt Peter Ruckstuhl. Vielleicht schätzt er auch deshalb seine Kokosteppiche so sehr. Denn mit Kokos ging alles los. 1881 begann sein Urgrossvater in Lan-
genthal Kokosmatten aus Sri Lanka zu importieren und zu verweben – zu Fussabtretern, nicht Designteppichen. Seitdem verarbeitet das Unternehmen viele weitere natürliche Garne: Sisal etwa oder Leinen und Schurwolle, wie beim Teppich «Zand», der bei Misir Billali im Wohnzimmer liegt. Wie sein Onkel und andere Verwandte aus dem Kosovo arbeitet Billali bei Ruckstuhl als Weber. Die Arbeit sei vielseitig, sagt er, jeder Webstuhl, jedes Garn etwas anders. Und selbst wenn er als Mitarbeiter einen grosszügigen Rabatt auf seinen «Zand» erhalten hat – für ihn war die Teppichwahl eine Frage des Stolzes, nicht der Geldbörse.
ERFOLGREICHES DESIGNER-NETZWERK
Acht Sprachen werden im Unternehmen Ruckstuhl gesprochen. Für Peter Ruckstuhl gehört Offenheit gegenüber anderen Kulturen genauso zur viel beschworenen Swissness wie Innovationskraft und Qualitätsbewusstsein. Das mag erstaunen, schliesslich ist «Multikulti» keine Geisteshaltung, die man typischerweise im Mittelland vermuten würde. Dabei leben gerade in und rund um Langenthal zahlreiche kleinere und mittlere Unternehmen diese Offenheit mit grossem Erfolg. Indem sie stets über den Tellerrand der Schweiz hinausschauen, erobern sie fortlaufend die Nischen des Weltmarkts. Einige dieser Unternehmen – wie Girsberger Sitzmöbel, Glas Trösch und Ruckstuhl – haben vor fast 25 Jahren den «Designers’ Saturday» gegründet. Idee: Statt mit den Produkten auf Messen hausieren zu gehen, die Menschen an den Werkplatz Langenthal holen, wo es zischt und rattert. 17’000 Besucherinnen und Besucher kamen zum letztjährigen Anlass. Von wegen Mittelland – das ist Spitze!
> Die Ruckstuhl AG ist ein Unternehmenskunde von ÖKK.
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