ÖKK Magazin 2/2010

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Nr. 2

Juni 2010

Magazin

Titelgeschichte: Blutspuren

Wenn Unfälle ins Geld gehen _ (K)ein Babyboom _ Hightech aus dem Tessin



Inhaltsverzeichnis

Editorial

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Es geht um Leben und Tod

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06 Titelgeschichte

Blutspuren _ Blut lesen 16 ÖKK

Der Club ist «in Fahrt» _ Schreibwettbewerb _ Kindersprechstunde _ UVG und KVG 30 Familie

Die Mär vom Babyboom 38 kundenPorträt

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Ganz gross im Zerkleinern – Jetpharma

Blut vereint Gegensätze, denn Blut steht für das Leben und für den Tod gleichermassen. Spenden Sie Blut, retten Sie Leben. Zahlen Sie Blutzoll, sterben Sie. Natürlich gehören Leben und Tod zusammen – aber dennoch markieren die beiden Begriffe zwei Seiten einer Medaille, die wertvoller, gegensätzlicher und gleichzeitig gefährlicher nicht sein könnten. Das stärkste Bild dafür ist eben das Blut. Haben Sie zum Beispiel gewusst, dass das Rot in vielen Staatsflaggen als Farbsymbol für Blut steht? In der kuwaitischen Flagge finden Sie nebst Schwarz (fürs Öl), Weiss (für den Frieden) und Grün (für das fruchtbare Land) auch Rot. Rot steht für das vergossene Blut auf der Seite der Feinde – aber Rot steht auch für das Leben im eigenen Land. Und genau so wird Blut zum Symbol für Leben und Tod, für Krieg und Frieden, für Feind und Freund. Das gilt nicht nur für die Farbsymbolik Kuwaits: Rot ist in vielen Flaggen zu sehen. Natürlich markiert die Farbe Rot in den Flaggen auch einen Besitzanspruch, militärische Bereitschaft und damit auch eine gewisse Aggressivität: Achtung! Stopp! – wie bei den entsprechenden Verkehrszeichen. Rot ist eben auch eine Warnfarbe, so wie Blut ein überdeutliches Zeichen des Körpers ist. Fliesst es zur rechten Zeit am rechten Ort, bringt und erhält es Leben – in unserem Körper oder in einem Beutel bei einer Transfusion. Andernfalls kündigt das Blut unser Ende an und zeigt unsere Verletzlichkeit. Das sind genug Gründe, unsere Titelgeschichte dem Thema Blut zu opfern. Peter Werder

Impressum ÖKK Magazin / ÖKK Magazine _ vierteljährliche Publikation für die ÖKK Kunden _ 22. Jahrgang _ 2/2010  Auflage 84’000  Herausgeber ÖKK _ Bahnhofstrasse 9 _  7302 Landquart _ Telefonnummer 058 456 10 10 _  magazin@oekk.ch  Chefredaktor Peter Werder  CHEF VOM DIENST Manja Liesch  Redaktion Brand Affairs AG _ Christoph Kohler _ Bernhard Widmer  Redaktionelle Mitarbeit Fadrina Arpagaus _ Michael Krobath _ Florian Leu _ Virginia Nolan  Fotos Daniel Winkler  Art Direction  Advico Young & Rubicam _ Sandra Hofacker  Korrektorat Lektorama Cadonau und Cavegn  Druck gdz AG

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Frisch  ÖKK Magazin

Frisch gelesen _ _ Haben Sie auch schon davon geträumt, in einem

prunkvollen venezianischen Palazzo mit Blick auf die Lagune zu nächtigen? Eine solche Unterkunft findet sich in Claus Schweitzers Handbuch «Ferienwohnungen und Ferienhäuser zum Träumen». Allerdings wird dieses Angebot bei einem Preis von 15’000 Franken pro Nacht wohl für die meisten ein Traum bleiben. Doch es gibt auch günstige, nicht weniger reizvolle Angebote in diesem Führer: ein nostalgisches Chalet im Wallis, eine ehemalige Sennerei im Engadin, ein Schloss am Bodensee oder ein abgelegenes Weingut in der Toskana. Dabei ist schon der Blick ins Buch ein bisschen wie Ferien.

> Claus Schweitzer. «Ferienwohnungen und Ferienhäuser zum Träumen. 100 Geheimtipps vom Chalet bis zur Loft im Herzen Europas». Werd Verlag,   Zürich 2009. 39.90 Franken. Wir verlosen drei Bücher unter den Teilnehmenden des Gesundheits-Kreuzworträtsels   auf Seite 23. Viel Glück!

Frisch gekocht _ _ Wenn die Ente den

Teig schneidet, das Krokodil die Plätzchen aus dem Ofen holt und der Storch schwungvoll den Rahm rührt, dann wird die Küchenarbeit kinderleicht. Die Küchengeräte der «Kinderkitchen» sind ganz speziell auf Kinderhände zugeschnitten und ungefährlich. Riechen, schmecken und – wenn Mama und Papa gerade nicht hinschauen – naschen: Gemeinsames Kochen bringt nicht nur die Familie zusammen, sondern fördert bei den Kleinen auch schon früh die Motorik und die Lust auf gesundes Essen.

> «Kinderkitchen» von Kuhn Rikon. Händlerverzeichnis und Infos zu den verschiedenen Geräten  wie etwa der Zange «Krokodil» (7.90 Franken)  unter www.kinderkitchen.ch Wir verlosen fünf 6-teilige Sets unter den Teilnehmenden des Schreibwettbewerbs auf Seite 18. Viel Glück!


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Frisch geschnüffelt _ _ Der Volksmund hat gewiss nicht immer recht

(siehe «Populäre medizinische Irrtümer», S. 35). Wer aber davon spricht, dass er einen bestimmten Menschen nicht riechen oder im Gegenteil gut riechen kann, der macht eine wissenschaftlich fundierte Aussage. Grund für unsere Geruchspräferenzen sind die Eiweissstoffe unseres Immunsystems, die so genannten MHC-Moleküle. Dabei haben Geruchstests – z.B. mit getragenen T-Shirts – gezeigt: Gegensätze ziehen sich an. Wir riechen den gern, der anders riecht als wir. Drei Jungwissenschaftler aus Bern haben nun einen Geruchsschnelltest (66 Franken) auf den Markt gebracht. Ein bisschen Speichel reicht, schon hat man sein individuelles Geruchsprofil. Der Test soll in Zukunft vor allem die Online-Partnersuche präzisieren: Es lassen sich dann solche Kandidatinnen bzw. Kandidaten herausfiltern, die man gut riechen kann.

> www.basisnote.ch

Frisch verheiratet _ _ Der Mai ist und bleibt der Wonnemonat von

heiratswilligen Paaren. Damit die Liebe nicht schon im Juni wieder endet, hat nun ein Forschungsteam der Fachhochschule für Wirtschaft in Genf und der Universitäten Genf und Lausanne die Formel fürs helvetische Eheglück berechnet. Die Chancen stehen am besten, wenn beide Schweizer sind, keine Scheidungen hinter sich haben, der Mann mindestens fünf Jahre älter ist und – das ist interessant – wenn die Frau gebildeter ist als er. Würden sich mehr Heiratswillige daran halten, gäbe es auch weniger Scheidungen, sind die Forscher sicher. Nur: Die Liebe lässt sich zum Glück bis heute nicht berechnen.


Titelgeschichte  ÖKK Magazin

Blutspuren

Die Mythen strotzen davon, die Zeitungen kämen ohne kaum aus: Blut. Eine Kurzgeschichte des Körpersafts, halb Krimi, halb Drama.

text: Florian Leu

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Bluttransfusion fand der erste dokumentierte Versuch einer Bluttherapie statt. Als Papst Innozenz VIII. im Sterben lag, gab man ihm das Blut von drei zehnjährigen Knaben zu trinken. Die Knaben starben, der Papst blieb krank wie zuvor. Nach der Entdeckung des Blutkreislaufes 1628 dauerte es noch fast zwei Jahrhunderte bis zur ersten Bluttransfusion von Mensch zu Mensch. Sie fand 1818 im Londoner St. Guy’s Hospital statt. Der Patient erhielt eine Infusion mit Blut von verschiedenen Spendern – und überlebte nicht. Erst als der Österreicher Karl Landsteiner 1901 das AB0-Blutgruppensystem entdeckte, wurde klar, welche Blutarten miteinander kompatibel sind.

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Titelgeschichte  ÖKK Magazin

Bangkok, März 2010. Demonstranten nehmen sich Blut ab und füllen es in Flaschen. Als kilometerlanger Menschenzug laufen sie durch Thailands Hauptstadt, bis sie vor dem Haus des Premiers ihr Blut auf die Strasse giessen. Ein Blutopfer für die Demokratie, sagen die Demonstranten. Ein hygienischer Unsinn, sagt das Rote Kreuz. Wenn Blut fliesst, löst es einen Bilderschwall in unseren Köpfen aus. Wohl deshalb, weil es so vieldeutig ist. Blut, das sind vier Buchstaben, die auf Leben und Tod verweisen, auf Liebe und Hass, Reinheit und Unreinheit. Leben, wenn es bei der Menstruation zum Vorschein kommt und Fruchtbarkeit verheisst. Tod, wenn es aus einer Wunde fliesst und dem Körper die Kraft nimmt. Liebe, wenn es zum Siegel von Freundschaft wird. Hass, wenn ein Racheakt einen Blutzoll fordert und Leute in Blutlachen liegen. Reinheit, wenn Priester es als trinkbares Symbol einsetzen. Unreinheit, wenn es ein Laken besudelt und das Ende der Keuschheit verkündet. Blut ist ein Verwandlungskünstler. Urgeschichten des Blutes

Welche Macht dem Blut nicht schon zugesprochen wurde: In den Sagen der Germanen trat der Mensch als Wesen auf, das die Götter aus ihrem Blut geschaffen haben. Die Gallier tranken das Blut von Tieren, um sich so deren Kraft einzuverleiben. Die Griechen meinten, sie könnten Epileptiker heilen, indem sie ihnen Blut einf lössten. Die Gladiatoren stachen im Kolosseum ihre Gegner nieder und tranken deren Blut. Die Ägypter badeten darin und glaubten, sich so gegen Krankheit zu schützen. Siegfried, der Held der Nibelungensage, tat es ihnen gleich und nahm ein Bad im Blut eines Drachen, doch fiel ihm dabei ein Blatt auf die Schulter. An dieser Stelle wurde er später verletzt und ging daran zugrunde.

Ein Schweizer versucht im Land aller Glücksritter, in Kalifornien, künstliches Blut herzustellen und dadurch reich zu werden wie Dagobert Duck. Doch der Reihe nach. Heilig nennt die Bibel das Blut, setzt es mit dem Leben gleich, macht den Menschen zu einem Wesen aus Fleisch und Blut, erwähnt allein das Wort mehr als

Warum wir erröten In der Schule hiess Bettina einfach nur «die Erdbeere», weil sie im Englischunterricht jedes mal rot anlief, wenn der Lehrer sie ansprach. Sie hatte das zweifelhafte Glück, in den Englischlehrer verliebt zu sein. Warum errötete Bettina? Warum erröten wir? Klar, wir werden rot aus Scham oder Wut oder wenn wir überrumpelt werden. Aber was passiert da physiologisch? In Stresssituationen erwärmt sich unser Körper. Um dem zu begegnen und die Temperatur konstant zu halten, dehnen sich die Blutgefässe aus. Das Blutvolumen im Gesicht und am Hals nimmt zu und kann so unter der Hautoberfläche leichter abkühlen. Das Erröten dient also der Wärmeregulation. Leider haben wir auf diesen Vorgang keinen Einfluss: Er wird vom vegetativen Nervensystem gesteuert, das wir nicht unter Kontrolle haben. Wer rot wird, zeigt Schwäche. Deshalb haben viele Menschen eine übersteigerte Angst vor dem Rotwerden. Diese so genannte «Erythrophobie» geht meistens mit hoher Empfindsamkeit, mangelndem Selbstvertrauen oder anderen sozialen Ängsten einher. Auf jeden Fall ist sie kontraproduktiv: Denn je mehr Angst wir vor dem Rotwerden haben, desto schneller werden wir rot. Da hilft dann nur noch eines: vergessen, was die anderen denken!


400 Mal. Sie schreibt vor, dass Blut beim Opfern in den Altar f liessen, beim Schlachten in den Boden sickern müsse. Und beim Fleischverzehr müsse dieses frei von Blut sein – eine Lehre, die in den Essgewohnheiten gläubiger Juden ebenso fortlebt wie in einigen Sekten: Blutiges Fleisch verschmähen sie, Transfusionen lehnen Sekten wie die Zeugen Jehovas ab. Entzauberung unter dem Mikroskop

Zwei Jahrtausende liegen zwischen dem demonstrativen Blutvergiessen unter römischen Gladiatoren und dem genauen Blick darauf, was Blut eigentlich ist. Mit ihren Mikroskopen sahen Mediziner im 17. Jahrhundert erstmals Blutkörperchen, bestimmten grob die Bestandteile des Blutes, schätzten die Blutmenge, die durch den Körper f liesst. In England fand zu dieser Zeit die Premiere der Bluttransfusion statt. Ein Arzt nahm einen Federkiel, stach ihn in die Halsvene eines Hundes, schloss eine Blase an, verband sie mit einem zweiten Kiel und steckte diesen in die Nackenarterie eines anderen Hundes. Resultat: Der kranke Hund wurde wieder munter. Einige Jahre später fand die erste Bluttransfusion für einen Menschen statt. Ein kranker Kleriker in London erhielt Besuch von einem Arzt mit einem Schaf an der Leine. Der Arzt stach eine Vene des Schafes an und verband sie mit einer Arterie des Geistlichen. Ergebnis: Der Gottesmann genas. Nach heutigem Wissen ist das zwar möglich, jedoch als glücklich zu betrachten. Tier-Mensch-Transfusionen bergen enorme Komplikationsrisiken in sich. Trotzdem trugen preussische Truppen noch während des Deutsch-Französischen Kriegs 1870 ein paar Lämmer mit sich, nicht zum Braten, sondern als Blutspender für alle Fälle. Ein paar Jahre später schrieb ein Chirurg, zur Übertragung von Schafsblut auf Menschen gehörten drei Schafe:

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«[…]eines, dem man das Blut entnimmt, ein zweites, das es sich übertragen lässt, und dazu ein drittes, das die Übertragung durchführt.» Bereits 1825 war einem englischen Arzt bei einer fast verbluteten Wöchnerin erstmals eine Transfusion von Menschenblut geglückt. Doch blieb bis zur Entdeckung der Blutgruppen auch hier das Komplikationsrisiko bei rund 50 Prozent. Während die Wissenschaftler die Mythen rund um das Blut abbauten, schrieben andere sie weiter: Goethe etwa liess Mephisto im «Faust» sagen: «Blut ist ein ganz besondrer Saft.» Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erschien ein Buch, das sich als Einführung in die Kunst des Blutsaugens lesen lässt: Bram Stokers «Dracula», basierend auf Berichten aus Rumänien, weitergesponnen in der Fantasie des Schreibers. Die Blutsaugerlegende fährt in Osteuropa immer wieder aus der Gruft, zuletzt vor fünf Jahren: In Marotinu de Sus, einem Dorf in Südrumänien, wurde die Leiche eines Mannes ausgegraben, der zwei Jahre zuvor verstorben war.

«Eine Träne zu trocknen, ist ehrenvoller, als Blut zu vergiessen.» George Lord Byron

Im Dorf war das Gerücht umgegangen, er schleiche nach Sonnenuntergang als Untoter durch die Gassen und falle von Blutdurst getrieben über Spaziergänger >


Blutkörperchen

30’000’000’000’000 (30 Billionen) rote Blutkörperchen besitzt ein Mensch. Aneinandergereiht gäbe das eine Kette, die mit rund 190’000 Kilometer Länge fünf Mal um den Erdball reichen würde. Die roten Blutkörperchen machen mit 42,8 Prozent fast die Hälfte des Blutes aus und sind für den Sauerstofftransport zuständig. Was sie rot macht, ist der eisenhaltige Farbstoff Häm b.

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Titelgeschichte  ÖKK Magazin

her. Verwandte schnitten das Herz der Leiche heraus und verbrannten es. Die Asche mischten sie mit Wasser und tranken die Lösung. Dies ist eine Anekdote, die in leicht veränderter Form immer wieder durch die Vermischten Meldungen geistert und zeigt, wie wenig die Märchenhaftigkeit des Blutes totzukriegen ist, trotz aller Wissenschaft.

Weisses und schwarzes Blut

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckte der Wiener Arzt Karl Landsteiner die Blutgruppen. Ein Schritt, der augenblicklich die tödlichen Komplikationen bei Transfusionen senkte, der Transfusionen in grossem Stil möglich machte – der Startschuss zur industriellen Bluttransfusion. 1930 bewies ein Mediziner in Moskau, dass man auch das Blut von Verstorbenen brauchen kann: Ein Mann war von einem Tram totgefahren worden, der

«Geben Sie das Geschenk des Lebens, spenden Sie Blut.» Das Rote Kreuz

Arzt entnahm ihm Blut und gab es einem Selbstmörder, der sich die Adern am Handgelenk aufgeschlitzt hatte. Bald führten die Russen Sammelorte und Lagerstätten für Blut ein. In Spanien brach der Bürgerkrieg aus und

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die Blutlager begannen sich zu bewegen: Fahrzeuge mit Kühlschränken im Kofferraum brachten Blut an die Front. Zeitgleich verkündeten die Nationalsozialisten ihre Rassenlehre, nannten Beziehungen zwischen Deutschen und Juden eine Blutschande und sperrten mit dieser Begründung mehr als 2’000 Menschen ein. Während des Zweiten Weltkrieges entwickelten die Amerikaner die Blutsterilisierung weiter und konnten so ihre Truppen, die in England stationiert waren, mit Blut versorgen. Tausende von Blutbeuteln f logen sie über den Atlantik, wobei sie im Kampf gegen die rassistischen Nazis zwei Sorten von Blutkonserven verwendeten: solche für Weisse und solche für Schwarze. Ein Grund dafür war, dass die Truppen oft nach Hautfarben getrennt wurden und dass die Regierung befürchtete, einige Soldaten würden Anstoss daran nehmen, mit «schwarzem» Blut versorgt zu werden. 50 Jahre später verfrachteten die USA ihr Blut erneut hektoliterweise um die Welt; der erste Golfkrieg stand bevor. Die Armee Amerikas rechnete damit, Tausende von Soldaten mit Konserven versorgen zu müssen. Eine Annahme, die sich als Irrtum herausstellte – das Blut wurde vor allem auf der anderen Seite vergossen.

Blut und Geld

«Geben Sie das Geschenk des Lebens, spenden Sie Blut.» Mit diesem Slogan wirbt das Rote Kreuz fern der Kriegsschauplätze. Fand die Bluttransfusion der Antike symbolisch zwischen Priestern und Göttern statt, geschieht sie heute ganz praktisch im Beisein einer Krankenschwester und mit der Aussicht auf Gratiskaffee und Schinkenbrötchen – zumindest in der Schweiz. Woanders geht es weniger gemütlich zu, denn längst ist das Blutspenden kommerzialisiert worden. Viele >


Titelgeschichte  ÖKK Magazin

Pharmafirmen unterhalten in Südamerika so genannte Plasmafabriken. Gegen ein kleines Entgelt nehmen sie den Leuten ihr Blut ab und schicken es in die USA . Durch die Möglichkeiten der Transfusion und der Lagerung von Blut ist der Lebenssaft zu einem Han-

«Um sein Blut aufs Spiel zu setzen, muss man welches haben.» Honoré de Balzac

delsgut und Geschäft geworden. Kein Wunder: Bringt ein Barrel Rohöl heute rund 80 Dollar ein, lässt sich dieselbe Menge unbehandelten Blutes für rund 20’000 Dollar verkaufen. Weil dies auch dem Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) aufgefallen ist, gelangte im Januar die Meldung in die Zeitungen, das SRK habe Schweizer Blut nach Griechenland verkauft und damit 6 Millionen Franken verdient, allerdings ohne die Spender zu informieren, jene knapp 400’000 Leute, die in diesem Land und im letzten Jahr einen ihrer Unterarme freigemacht haben.

Das Blut aus dem Labor

Bis zur völligen Entzauberung des Blutes fehlt noch ein wichtiger Schritt: Noch ist es niemandem gelungen, Blut künstlich herzustellen. Die Suche nach der Formel

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gleicht der Jagd nach dem heiligen Gral, ähnelt den Anstrengungen der Alchemisten, Gold in ihrer Werkstatt herzustellen. Vor zwei Jahren zog der Schweizer Unternehmer Chris Stern nach Kalifornien, um die Firma Oxygen Biotherapeutics aufzubauen, die Blut im Labor herstellen will. 60 Millionen Dollar war das den Geldgebern bereits wert – mit bislang bescheidenen Ergebnissen. Ein potenziell hervorragender Kunde zeigt jedoch weiterhin Interesse: die US-Armee. Künstliches Blut könnte nicht nur die Überlebenschance von Verletzten steigern, sondern auch die Kriegskassen entlasten. Das derzeit in Experimenten getestete Gemisch besteht aus Fluor und Kohlenstoff und führt bei Herzund Hirnschlägen Organen Sauerstoff zu. Bald soll ein Prototyp des künstlichen Blutes in Israel getestet werden. Bis das Produkt marktfähig sein dürfte, wird es aber wohl noch Jahre dauern und immense Investitionen brauchen. Doch dass das Blut, wenn es einmal auf dem Markt ist, die Kassen füllen wird, daran bestehen kaum Zweifel. Zurück zu den Demonstranten auf Bangkoks Strassen. Die Meldung ging um die Welt, interpretiert wurde sie kaum. Was bedeutet es, wenn Tausende von Menschen ihr Blut in Flaschen füllen und auf Strassen giessen? Drücken sie damit ihre Kriegsbereitschaft aus? Vergleichen sie die Machthaber mit Egeln, die das Volk aussaugen? Blut trägt viele Bedeutungen. Als würde man es mit der Hand zu fassen versuchen, f liesst es ständig davon und bleibt ungreif bar. Zeigen lässt sich lediglich, wie sehr der Saft sich verändert hat: nicht das Blut an sich, sondern seine religiöse, politische, wirtschaftliche, medizinische Bedeutung. Doch sosehr Wissenschaftler die tausend Geschichten und Legenden auch aus dem Blut zu filtern versuchen, völlig gelingen wird es ihnen wohl nie.


Blutspende Mal hat der 60-jährige Rolf Baumann im Leben Blut gespendet. Seit seiner ersten Spende mit 18 Jahren lässt er sich alle drei Monate vom Blutspendezentrum St. Gallen aufbieten. Die Pausen sind zwischen den Vollblutspenden nötig, weil der Körper sechs bis acht Wochen braucht, um das gespendete Blut vollständig zu ersetzen. Der Flüssigkeitsverlust und die Anzahl weisser Blutkörperchen, die für die Immunabwehr besonders wichtig sind, werden hingegen schon innerhalb eines Tages wieder ausgeglichen.

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Titelgeschichte  ÖKK Magazin

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Blut lesen Blut ist voller Informationen über Krankheiten, Veranlagungen und Lebensgewohnheiten der Menschen. In Deutschland verlangen die ersten Betriebe Blutproben von Jobbewerbern. Und in Japan verdienen sich professionelle Blutleser mit Bluthoroskopen eine goldene Nase. text: Florian Leu

Kleider verstecken Speckringe, Schminke überdeckt Pickel, Kaugummis verbannen Mundgeruch. Lebensläufe kann man frisieren, Zeugnisse fälschen. Doch wenn nach dem Vorstellungsgespräch ein Mann im Medizinerkittel den Raum betritt und beim Bewerber eine Blutprobe nimmt, helfen keine Tricks mehr. Was sich wie eine Passage aus Orwells «1984» anhört, ist in einigen Firmen Deutschlands Wirklichkeit geworden. Wie der Spiegel kürzlich berichtet hat, verlangen deutsche Firmen wie Bayer und Daimler bereits Blutproben von ihren Bewerbern. Je nach Analyse lässt sich in den Proben lesen, ob der Bewerber schon die Syphilis hatte, wie viel Alkohol er trinkt, ob eine Bewerberin schwanger ist, welche Krankheiten sie hat und ob sie Drogen nimmt. Mittels einer DNA-Analyse liesse sich auch in die Zukunft blicken: erhöhtes Herzinfarktrisiko hier, gesteigerte Krebsgefahr dort. Die Blutproben sind ein kleiner Schritt für die Betriebe, aber ein grosser Schritt Richtung gläserner Arbeitnehmer. Die Folgen davon hat vor 13 Jahren ein ScienceFiction-Film aus Amerika umrissen. In «Gattaca» sind die Gene das Anstellungskriterium und die Triebfeder einer Apartheid der Zukunft. Die Hauptfigur will Astronaut werden, seine Gene sprechen aber dagegen. Er sucht einen Helfer und findet einen Mann, der im

Rollstuhl sitzt, doch Gene nach Mass hat und an ihnen verdienen will. Unser Held kauft Blutproben und Urinbeutel und schwindelt sich ins Innere der Weltraumbehörde. Weniger wissenschaftlich fundiert ist der Blick in die Zukunft, den Woche für Woche japanische Esoteriker vor allem in Frauenzeitschriften wagen. Statt die Stellung der Sterne als Code der Zukunft zu nehmen, stützen sie ihre Deutungen auf die Blutgruppen, die der verdiente Österreicher Karl Landsteiner zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt hat. Ein Arzt aus Japan versuchte während des Ersten Weltkriegs zu zeigen, wie Blutgruppe und Charakter zusammenhängen – mit wissenschaftlich unbrauchbaren Ergebnissen, was 40 Jahre später den Journalisten Masahiko Nomi nicht davon abhielt, das erste von 30 Esoterikbüchern über Blutgruppen und Charakter zu schreiben. Zehn seiner Bücher wurden in Japan zu Bestsellern. Der Glaube an blutgruppenspezifische Charaktereigenschaften ist in Japan weit verbreitet. So ist es zum Beispiel üblich, dass Kindergärten die Kleinen nach Blutgruppen einteilen, Partnerbörsen die Blutgruppe als Auswahlkriterium anbieten und Personalverantwortliche bei der Besetzung von Stellen darauf achten, dass die Blutgruppen in der Firma gleichmässig vertreten sind.


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Kundenseite  ÖKK Magazin

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ÖKK Schreibwettbewerb – der Siegertext

Ein Tag im Blut Alles in allem begann der Tag im Blut ruhig. Die Erythrozyten waren unterwegs in die Lunge, um Sauerstoff zu tanken und ihn an die verschiedenen Orte des Körpers zu bringen. Die Leukozyten schwärmten aus, um irgendwelche Eindringlinge aufzuspüren. Thrombozyten waren vereinzelt oder in Gruppen unterwegs, um Wunden zu versorgen. Alle arbeiteten gemächlich, als plötzlich der Alarm losging. Der Körper hatte eine Schnittwunde! Jene Erythrozyten, die am nächsten an der Wunde waren, konnten nicht mehr gerettet werden. Sie wurden aus dem Körper geschwemmt! Sofort machte sich das Thrombo-Team daran, die Wunde bestmöglich zu verkleben. Die Leukozyten, die es bis dahin ruhig angegangen waren, hörten das Gerücht, dass Keime in die Wunde gelangt seien. Sofort rückten sie aus und begannen, Antikörper zu produzieren. Diese vernichteten die Bakterien, die durch die Wunde eingetreten waren. So konnte eine Infektion abgewendet werden! Die Hektik im Blut war nun gross. Da der Körper schon seit Tagen mit einem Grippevirus befallen war, hatten die Leukozyten schon genug zu tun. Um dem ganzen Ansturm gerecht zu werden, forderten die Leukozyten beim Knochenmark Unterstützung an. Das Knochenmark begann sofort, mehr Leukozyten zu produzieren, es würde jedoch noch ein paar Tage dauern, bis die neuen ausgereift seien. Und die Erythrozyten? Sie waren natürlich traurig über den Verlust ihrer Kollegen – zum Glück waren es nicht viele! Auch sie würden bald Nachschub aus dem Knochenmark erhalten. Und sie hofften, dass dem Körper genügend Nährstoffe geliefert würden, um auch in Zukunft gut zu funktionieren! Sabina Caminada (38), Effretikon

ÖKK gratuliert der ersten Siegerin des ÖKK Schreibwettbewerbs! Und wir bedanken uns für die vielen tollen Geschichten, die von Jung und Alt eingeschickt wurden. Alle Texte können gelesen werden unter www.oekk.ch/magazin

Neuer Schreibwettbewerb: «Angst» Wer hat nicht schon einmal Angst gehabt in seinem Leben? Also los: Schreiben Sie Ihr Erlebnis in maximal 1’500 Zeichen auf, und schicken Sie den Text sowie Ihr Alter und Ihre Anschrift bis zum 15. Juli 2010 mit dem Betreff «Schreibwettbewerb» an manja.liesch@oekk.ch. Der Siegertext wird an dieser Stelle abgedruckt werden. Die Autorin oder der Autor erhält einen Gutschein für: 1 Übernachtung inklusive Frühstück für zwei Personen im idyllischen Gasthaus Crestasee (siehe Seite 37) bei Flims GR. Unter allen anderen Teilnehmenden verlost ÖKK: 5 x 1 sechsteiliges Set der «Kinderkitchen» von Kuhn Rikon (siehe Seite 4) sowie 5 x 1 CD «Kinderkonzerte Live» mit Stars wie Andrew Bond und Linard Bardill (siehe Seite 26).


Dossier

Für unternehmen

Aktuell

Editorial

Schadenmeldung leicht gemacht

9,5 Tage krank pro Jahr

Absenzen durch Krankheit, Militär, Ferien, Mutterschaft oder Weiterbildung lassen sich in einem Betrieb nicht vermeiden. Hingegen lassen sich durch ein effizientes Absenz Management Kosten sparen (siehe auch den Artikel auf der nächsten Doppelseite). Dabei hilft eine leistungsstarke AbsenzManagement-Software wie «Sunet». Mit «Sunet» erfassen ÖKK Unternehmenskunden sämtliche Absenzen online mit wenigen Mausklicks. Die Übermittlung an ÖKK ist automatisiert. Ach ja: ÖKK stellt Unternehmenskunden die Software gratis zur Verfügung. Das Programm ist in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch verfügbar. Immer mehr Kunden vertrauen der Software – Unternehmen mit Ausblick brauchen Überblick.

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Im letzten Jahr haben wir Sie mit dem ÖKK Dossier auf dem Laufenden gehalten. Auch in diesem Jahr möchten wir nicht darauf verzichten, Sie über Neuheiten zu informieren und mit Geschichten zu versorgen – allerdings in einem etwas kleineren Rahmen. Das ÖKK Magazin ist dafür der richtige Ort. Es ist das Heft für unsere Privatkunden und bietet bestimmt auch Ihnen spannenden und unterhaltenden Lesestoff, dieses Mal zum Thema Blut. Die Heftmitte richtet sich neu zweimal jährlich direkt an die Unternehmenskunden von ÖKK wie Sie. Unser Hauptaugenmerk setzen wir in dieser Nummer aufs Thema Gesundheitsmanagement in Betrieben. Klar ist: Um erfolgreich zu sein, braucht ein Unternehmen – egal welcher Grösse – motivierte, gesunde und leistungsfähige Mitarbeitende. Das ist bestimmt keine neue Erkenntnis. Trotzdem ist es so, dass ein Schweizer Vollzeitarbeitnehmer im Schnitt 9,5 Tage pro Jahr krankheits- und unfallbedingt abwesend ist. Genau hier setzen wir mit unseren unterschiedlichen Dienstleistungen im Bereich des Gesundheitsmanagements an. Wir wollen Ihnen helfen, den sich wandelnden Ansprüchen und Möglichkeiten der Arbeitswelt gerecht zu werden, damit Sie den steigenden Erfolgsdruck und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden unter einen Hut bringen. Auf den nächsten Seiten erfahren Sie mehr über unser Gesundheitsmanagement. Das Beispiel der Firma Trox Hesco zeigt Ihnen, wie es funktionieren kann. Und ganz am Ende dieses Heftes wartet noch das Porträt eines Unternehmenskunden auf Sie, der ganz gross im Zerkleinern ist. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre. Reto Giovanoli Leiter Unternehmenskunden


Fallstudie  ÖKK Dossier

Reden ist Gold Absenzen kosten ein Unternehmen viel Geld. Deshalb wandte sich das Zürcher KMU Trox Hesco an ÖKK. Gemeinsam entwickelte man ein Konzept, das die Zahl der Arbeitsausfälle senken soll. Entscheidend ist dabei die Früherkennung. Text: Virginia Nolan __ foto: Trox Hesco

Die Trox Hesco Schweiz AG ist Spezialistin für Lüftungs- und Klimatechnik und beschäftigt 120 Mitarbeitende. Fehlt mal einer, dürfte das nicht so ins Gewicht fallen – könnte man meinen. Dieser Gedanke scheint auch manchem Angestellten durch den Kopf gegangen zu sein. Es kommt nämlich vor, dass die Firma aus dem Zürcher Oberland am Ende eines Monats bis zu 600 Arbeitsstunden auszahlen muss, die gar nicht geleistet wurden: wegen Krankheit, Unfall oder aus anderen Gründen. «Die Leute sind sich nicht bewusst, was ein Ausfall kostet», stellt Ursula Ryser vom Personalwesen fest. Die Angestellten dafür zu sensibilisieren, ist indessen ein heikles Unterfangen. Vorgesetzte sehen sich nicht gern in der Rolle des Polizisten, der bei jeder Gelegenheit den Mahnfinger hebt. Und in medizinische Angelegenheiten traut man sich erst recht nicht sich einzumischen, zumal viele kranke Mitarbeitende signalisieren, dass sie nicht über ihre Krankheiten sprechen möchten. Deshalb hat die Trox Hesco Schweiz AG nach einem Partner gesucht, der als neutrale Instanz die Brücke zwischen Betrieb und Mitarbeitenden schlagen sollte.

Mit dem Bestreben, die Ausfallquote in den Griff zu bekommen, wandte sich Manuel Weber, Leiter Finanzen, Personal und IT, 2009 an ÖKK . Noch vor dem Versicherungsbeginn am 1. Januar 2010 erarbeitete die ÖKK Gesundheitsmanagerin Susanne Mattmann zusammen mit dem Industriebetrieb ein Konzept, das die Absenzen um bis zu 15 Prozent senken soll.

Führen bedeutet Handeln

«Absenz Management» lautet der im Personalwesen gängige Begriff. Doch was heisst das genau? Fakt ist: Ein Unternehmen ist auf eine einfache Sprache angewiesen, auf Richtlinien, die umsetzbar sind. Sie sollen nicht den Betrieb auf den Kopf stellen, sondern die Verständigung zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten verbessern. Letztere müssten erkennen, dass Führen Handeln bedeute, sagt Susanne Mattmann. Das KMU aus Rüti beherzigt diese Maxime, indem es seinen Führungskräften den Auftrag gegeben hat, sich


öfter mit ihren Mitarbeitenden zu unterhalten: in regelmässigen «Gesundheitsgesprächen», die im Normalfall informell abgehalten und bei Bedarf als Unterstützungsmassnahme angeboten werden. So folgt künftig jeder Abwesenheit ein kurzes «Willkommensgespräch» – nicht etwa im Sitzungszimmer, eher beim Kaffeeautomaten. Dabei soll der Angestellte merken: Wir sind froh, dass du wieder da bist. Fehlt jemand mehrmals oder macht einen unzufriedenen Eindruck, ist es die Pf licht des Vorgesetzten, die Person zum «Unterstützungsgespräch» einzuladen. «Niemand soll Privatangelegenheiten offenbaren müssen», sagt Ursula Ryser, «aber wir wollen wissen, wie es um die Befindlichkeit der Belegschaft steht.»

ÖKK als neutraler Vermittler

Die wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreiches Gesundheitsmanagement ist die Fähigkeit zur Früherkennung auf Seiten der Führungskräfte. Die Kommunikation im Dreieck zwischen Arzt, Betrieb und

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Mitarbeitendem betrifft indes den Bereich, wo die Spezialisten von ÖKK ins Spiel kommen. Diese Aufgabe bereitete Ursula Ryser früher denn auch am meisten Mühe. Aus Gründen der Planung erkundigte sie sich mitunter bei Mitarbeitenden über den weiteren Verlauf ihrer Absenz. Das sei ihr unangenehm gewesen und überdies nicht immer gut angekommen. «Bei längeren Absenzen übernimmt das jetzt ein Case Manager der ÖKK », sagt Ryser, «und seither ist die Lösung schneller gefunden.»

Die Trox Hesco Schweiz AG entwickelt, produziert und vertreibt Komponenten und Systeme im Segment der Lüftungs- und Klimatechnik. Das KMU beschäftigt 120 Mitarbeitende und ist seit 1863 in Rüti ZH beheimatet. Es gehört zur international tätigen Trox-Gruppe, die 1998 den Schweizer Industriebetrieb Hesco (Schweiz) AG übernahm. Die Trox Hesco Schweiz AG ist seit Januar 2010 Unternehmenskunde von ÖKK.


Fünf Fragen  ÖKK Dossier

Fünf Fragen an Luzi Gees, ÖKK Fachspezialist für berufliche Vorsorge

Schlanke Kasse, tiefe Kosten Gegenüber grossen Pensionskassen bietet die Stiftung Loyalis ihren Versicherten Vorteile. Eine transparente Vermögensverwaltung und tiefe Beratungskosten zum Beispiel. Interview: Virginia Nolan

Herr Gees, die Schweizer Pensionskassen belasten ihre Versicherten mit Verwaltungskosten von durchschnittlich 770 Franken pro Person und Jahr. Der ehemalige Preisüberwacher Rudolf Strahm wirft den Kassen undurchsichtiges Geschäftsgebaren vor und bezeichnet sie als «Selbstbedienungsladen der Vermögensverwalter». Wie garantiert die Stiftung Loyalis Versicherten, dass ihr Geld verantwortungsvoll verwaltet wird?

Die Stiftung Loyalis ist mit 2’800 Versicherten eine kleine Vorsorgeeinrichtung, die sich weder eine aufgeblähte Bürokratie noch überhöhte Managerlöhne leisten kann. Zudem müssen wir als Stiftung am Ende des Jahres keine Dividenden an Aktionäre zahlen. So kommen wir durchschnittlich auf 370 Franken Verwaltungskosten pro Jahr und Versicherten. Mit der Betreuung der Vermögenswerte hat Loyalis drei Banken beauftragt. Dort helfen uns mehrere Referenzwerte, die Arbeit der Vermögensverwalter zu beurteilen. Die Börse ist unberechenbar. Was tun Sie, um Vermögen vor hohen Wertverlusten zu schützen?

Über die Anlagestrategien entscheidet der Stiftungsrat. Weil Aktien schwankungsanfälliger sind als Obligationen und Immobilien, darf ihr Anteil im AnlagenPortefeuille 50 Prozent nicht überschreiten. So verlangt es der Bund.

Angenommen, der Markt spielt verrückt. Wie schnell können Sie darauf reagieren?

In langfristigen Anlagen sollte man sich in seiner Strategie nicht zu schnell beirren lassen. Auch im Krisenjahr 2008 hat die Stiftung Loyalis ihr Aktien-Portefeuille behalten. Das hat sich gelohnt: Dank der starken Aufwärtsbewegung genau dieser Papiere verzeichneten wir Ende 2009 wieder eine Überdeckung. Heisst das, die Berufsvorsorge steht wieder auf einem festen Sockel?

Mittlerweile haben die meisten Kassen ihre Unterdeckung wettgemacht. 2010 dürften sich die Renditen wieder erhöhen. Doch es bleiben Probleme. So wurde die Senkung des Umwandlungssatzes von 6,8 auf 6,4 Prozent an der Urne abgelehnt. Ein Umwandlungssatz von 6,8 Prozent bedeutet, dass die Pensionskasse pro 100’000 Franken Sparkapital 6’800 Franken Jahresrente garantiert. Angesichts unserer steigenden Lebenserwartung müssten diese 100’000 Franken eine Rendite von 4,8 Prozent abwerfen. Die üblichen Renditen einer risikoarmen Anlage bewegen sich aber zwischen 2 und 3 Prozent. Das Kapital, welches die Kassen zur Finanzierung der Renten benötigen, übersteigt das vorhandene Sparkapital.

Aktien bringen aber höhere Renditen. Darauf sind die Kassen doch angewiesen?

In guten Zeiten rentieren Aktien besser. Wir bevorzugen jedoch eine verantwortungsvolle Anlagestrategie. Mit gut 30 bis 40 Prozent Aktienanteil liegt Loyalis deutlich unter der gesetzlich festgelegten Grenze.

Die Stiftung Loyalis ist ein Gemeinschaftswerk von Sympany und ÖKK und leistet die berufliche Vorsorge für 600 KMU mit 2’800 versicherten Mitarbeitenden.


Gesundheits-Kreuzworträtsel  ÖKK Magazin arglos, Heil- arglos, kindlich pflanze kindlich unbeHeilfangen pflanze unbefangen

BewegungsBeweübungungsgen übungen

GesundheitsGesundpflege, heits-lehre pflege, -lehre

23 entzündliche entzündlicheRötung der Haut Rötung der Haut

übertragen; übertragen; sich ansich anstecken stecken

eigeneigensinnig, sinnig, harthartnäckig näckig

das das AugebebeAuge treffend treffend

55

Leber- ein ein Leberabson- LebeLebeabsonderung derung wesen wesen

netznetzartiges artiges VerbandVerbandmaterial material

Stadt Stadtam am Rhein, Rhein,imim Kt. Kt.SchaffSchaffhausen hausen

aufauffallend fallend schnell schnell

Frucht-, Frucht-, GemüseGemüseflüssigflüssigkeit keit sichinin sich einen einen TextververText tiefen tiefen

GemütsGemütsart, art, VeranVeranlagung lagung

WahrnehWahrnehmungsmungsstärke d. stärke d. Auges Auges

blutstillendes blutstilMittel lendes Mittel

22

10 10

hinterer hinterer Teil des Teil des Fusses, Fusses, Hacke Hacke

wohlseitliche genährt,seitliche Körperwohlkorpulent partie genährt, Körperkorpulent partie Vorderfläche Vorderdes Augfläche desapfels Augapfels

NahNahrungsrungsbestandbestandteil teil

3 3

HeilHeilkundiger kundiger (Gebiss) (Gebiss) rückrücksichtslosichtslose Ausse Ausnutzung nutzung

8 8

BlutBlutarmut armut

Ab-Abschlagschlagstiftstift (Golf) (Golf)

frz.: Ausfrz.: Aussehen, sehen, Haltung; Haltung; Fluidum Fluidum

RätselRätselfreund freund

Schlafstätte, Schlafstätte, NachtNachtlager lager

Lücke zw. Lückeden zw. mittl. Schneideden mittl. Schneidezähnen zähnen

HeilHeil- pastenpastenbehälter behälter

Schutz Schutz für für Wunden Wunden

Ver-Verdickung dickung

MittelMittel ge- gegen Körgen Körpergeruch pergeruch (Kurzwort) (Kurzwort)

9 9

4 4

HandelsHandelsbrauch brauch

scherzh.: scherzh.: menschmenschlicherlicher Körper Körper

Abk. Abk. für für KnockKnockout out

schwach, schwach, zer- zerschlagen schlagen

stehenstehendes des BinnenBinnengewässer gewässer

belgibelgischerscher Kurort Kurort

77

unaufunaufmerkmerksam, absam, abgelenkt gelenkt

Körperbau, Körperbau, Wuchs Wuchs

seeliseeli-scher scher Schock Schock

1 1

Sinnesorgan Sinnesorgan

6 6

1 1

2 2

3 3

4 4

Wir gratulieren den Gewinnerinnen und Gewinnern des letzten Gesundheits-Kreuzworträtsels.

5 5

6

6

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ÜbrigÜbriggebliegebliebenes benes

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8

9

9

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Senden Sie das Lösungswort per E-Mail an magazin@oekk.ch oder per Post an ÖKK Magazin, Bahnhofstrasse 9, 7302 Landquart, Stichwort «Kreuzworträtsel». Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir 2x zwei Tageskarten für «Bad & Sauna» der Tamina Therme in Bad Ragaz im Wert von je 43 Franken (www.taminatherme.ch) sowie drei Bücher «Ferienwohnungen und Ferienhäuser zum Träumen» (siehe Seite 4). Einsendeschluss ist der 15. Juli 2010.


Unternehmen  ÖKK Magazin

Neu: Telefonische Sprechstunde mit dem Kinderarzt Kranke Kinder sorgen bei Eltern oft für Ratlosigkeit. Deshalb bietet Medgate neu telefonische Sprechstunden mit dem Kinderarzt an – exklusiv für ÖKK Versicherte! Eine wechselnde Sondersprechstunde bietet derzeit Rat zum Thema Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Syndrom ADHS. Text: Virginia Nolan

Unbehagen kommt unter Eltern auf, wenn das Kind nicht auf hört zu husten oder sein Fieber nicht abklingt. Handelt es sich um eine harmlose Grippe – oder steckt eine ernsthafte Erkrankung dahinter? Die vielen Ursachen, die als Grund für ein Kinderleiden in Frage kommen, verunsichern. Antworten zur Kindergesundheit

Die meisten Eltern wollen nicht wegen jeder Kleinigkeit den Arzt aufsuchen, noch weniger aber wollen sie Ungewissheit. So sind es vor allem Familien, die das telemedizinische Angebot nutzen, welches ÖKK seit drei Jahren in Partnerschaft mit Medgate bereitstellt. Im Basler Unternehmen leisten über 100 Ärzte und Pf legefachpersonen medizinische Beratung per Telefon, und das rund um die Uhr. Sie klären über Krankheitssymptome auf, leiten Betroffene zur Behandlung an oder verweisen sie,

wenn nötig, an Spezialisten. Medgate bietet zwar nicht immer einen Ersatz für den Arzt, aber eine Antwort auf die Frage, ob und wann der Gang zu diesem nötig ist. In 50 Prozent aller Fälle ist nach einer MedgateKonsultation keine weitere Behandlung mehr nötig. Gerade im Fall der Kinder sind es jedoch nicht immer akute Beschwerden, die den Eltern Sorgen bereiten. Aus diesem Grund haben ÖKK und Medgate ein neues Angebot entwickelt, das Familien seit dem 1. April kostenlos in Anspruch nehmen können: die telefonische Sprechstunde mit dem Kinderarzt. «In der Sprechstun-

Sprechstunde mit dem Kinderarzt: So funktionierts Die telefonische Sprechstunde mit dem Kinderarzt sowie die Sonderberatung zu den vierteljährlichen Schwerpunktthemen bietet Medgate exklusiv ÖKK Kunden an. Um ihr Anliegen mit einem Spezialisten zu besprechen, vereinbaren Eltern über die reguläre MedgateTelefonnummer (0844 655 655) einen Termin für die Kindersprechstunde. Für das Beratungsgespräch ruft der Kinderarzt zurück – bei akuten Problemen innert Kürze. Medgate-Ärzte können ÖKK Kunden in bestimmten Fällen ihr medizinisches Rezept in die nächstgelegene Apotheke schicken und ihnen bei Bedarf weitere Spezialisten vermitteln.


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Die Schweinegrippe in den Medien

de sollen alle Fragen zum Thema Kindergesundheit beantwortet werden, seien sie allgemeiner oder spezifischer Art», sagt Kerstin Rauch, Kommunikationsverantwortliche bei Medgate. Sondersprechstunde für Eltern hyperaktiver Kinder

Eltern, deren Kind an einer Krankheit leidet, bietet die Sprechstunde überdies die Möglichkeit, bei einem Spezialisten eine Zweitmeinung einzuholen. Zusätzlich zur regulären Kindersprechstunde wird Medgate für ÖKK Kunden alle drei Monate telefonische Beratungen mit Schwerpunktthemen durchführen. Sie behandeln auch Entwicklungs-, Verhaltens- oder Ernährungsfragen. «Welches Thema aktuell ist, erfahren die Familien jeweils im ÖKK Magazin», sagt Kerstin Rauch. Die aktuelle Sondersprechstunde widmet sich einer Störung, die in den letzten Jahren viel von sich reden gemacht hat: das Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Syndrom ADHS. Obwohl die Störung unter Kindern relativ häufig ist, wird sie gemäss Studien immer noch häufig fachlich unzureichend behandelt. Bei Medgate sind die Leitungen zu diesem und anderen Gesundheitsthemen ab sofort offen. Weitere Infos gibt’s unter www.oekk.ch/aerztlicherRat und Telefon 0844 655 655

Über 8000 Zeitungsartikel zum Thema Schweinegrippe sind im vergangenen Jahr in der Schweiz erschienen. Sechs Monate lang dominierte sie die Medienlandschaft. Dass sich die Menschen für die drohende Pandemie interessierten, kann man ihnen nicht verübeln. Man halte sich nur die damaligen Schlagzeilen nochmals vor Augen: Vom «Todesvirus» war die Rede und von «Millionen von Grippekranken». Ob das Verhalten der Gesundheitsbehörden angemessen war oder ob sie überreagiert haben, wird derzeit offiziell abgeklärt. Das Ergebnis lag bei Redaktionsschluss des ÖKK Magazins noch nicht vor. Viele Journalisten hingegen haben sich ihre neue Meinung zur Schweinegrippe bereits gebildet. Sie sprechen im Rückblick von «Panikmache» und «irrationaler Hysterie», obwohl sie ebendiese selbst geschürt haben. Journalisten wissen: Die Zeitung von heute ist das Altpapier von morgen.


Unternehmen  ÖKK Magazin

Aus vollen Kinderkehlen text: Virginia Nolan

«Wer tuet gern singe?», fragt der Musiker Andrew Bond wie beiläufig in die Kindermenge, die vor seiner Bühne gespannt auf den ersten Song wartet. «Iiiiiiiiiich!», schallt es vielstimmig aus allen Ecken zurück. Und schon geht’s los. Kinderkonzerte, das sind nicht nur Konzerte für Kinder, sondern auch ein bisschen Konzerte von Kindern. Denn still sitzen tut niemand: mitsingen, tanzen, hüpfen und lachen, das gehört zu den Kinderkonzerten einfach dazu, wenn Stars wie Linard Bardill, Andrew Bond oder Schtärneföifi den Ton angeben und den Kindern mit melodiösen Texten und fetzigen Rhythmen einheizen. Auch die Eltern wippen im Hintergrund mit Händen und Füssen mit und freuen sich über die glücklichen Gesichter ihrer Schützlinge. Denn keiner ist zu klein, ein Konzertbesucher zu sein! Dass es die Kinderkonzerte, den grössten Schweizer Live-Musikanlass für Kinder und Familien, überhaupt gibt, verdanken Eltern und Kinder erstens dem Bündner Liedermacher Linard Bardill, zweitens dem Organisator Michael Furler und drittens auch ein bisschen dem Zufall. Ursprünglich war nämlich alles ganz anders geplant: Zum siebten Geburtstag seiner Zwillinge vor zwölf Jahren lud Michael Furler den Musiker Bardill zu einem kleinen Privatgeburtstagskonzert zu sich nach Hause in Grüningen ein, damit dieser auf dem zugedeckten Dorf-

brunnen mit seinen Liedern für Stimmung sorge. Doch die kleine Feier entwickelte sich in Kürze zu einem veritablen Dorffest: Statt der 30 geladenen Gäste feierten 300 mit. Michael Furler erkannte, dass ein ausgelassenes Livekonzert nicht nur etwas für Erwachsene sein muss, und organisierte bald darauf das erste Kinderkonzert – zur Freude aller Kinder, die sich jetzt Jahr für Jahr auf das musikalische Bad in der Menge freuen dürfen. ÖKK unterstützt seit vielen Jahren die Kinderkonzerte, weil ÖKK glückliche Stunden im Familienkreis für et-

was vom Wichtigsten hält, was heranwachsenden Kindern und ihren Eltern mit auf den Weg gegeben werden kann. Sorglosigkeit lässt sich nicht kaufen, aber an den Kinderkonzerten immer wieder erleben. Auch in diesem Sommer! Gewinnen und abtanzen Für die Kinderkonzerte können Sie Tickets gewinnen! Versuchen Sie Ihr Glück unter www.oekk.ch/kinderkonzerte Wer sich die Kinderkonzerte nach Hause in die Stube holen möchte, macht am besten beim Schreibwettbewerb auf Seite 18 mit. Dort gibt es die Kinderkonzerte-Live-CD mit Stars der Schweizer Kindermusikszene zu gewinnen.


24.+25. Juli 11. Kinderfest

LAAX 42 Attraktionen 2010 rund um den Laaxersee ausprobieren und erleben

www.kinderfest-laax.ch

Eintritt Fr. 5.–

Patronat: Vischnaunca Laax Fundaziun Pro Laax


Wissen & Gesundheit  ÖKK Magazin

Wenn Unfälle ins Geld gehen Während Arbeitnehmer über den Arbeitgeber gegen Unfall versichert sind, müssen sich Selbständige, Hausfrauen und -männer oder Studenten selbst um ihre Unfallversicherung kümmern – über ihre Krankenversicherung. Im Ernstfall kann das zu grossen Unterschieden führen, was Versicherungsleistungen und die Höhe der Kostenbeteiligung betrifft.

Ein Beispiel: Es ist wieder Motorradsaison. Marco Bühler (35) und seine Frau Martina (33) aus dem sankt-gallischen Bad Ragaz freuen sich umso mehr auf die gemeinsame Töfftour, als sie wegen Martinas Schwangerschaft im letzten Jahr eine Pause hatten einlegen müssen. Die Route, die sie ausgeheckt haben, soll über den Flüelapass ins Engadin und zurück über den Julier führen. Ihre 6 Monate alte Tochter werden sie derweil in Obhut geben.

Doch das luftige Fahrvergnügen der Bühlers währt nicht lange. Kaum haben sie die Kantonsgrenze zu Graubünden passiert, übersieht ein Auto ein Stoppsignal und fährt seitlich in sie hinein. Marco und Martina brechen sich beide das linke Schienbein. Mit der Ambulanz werden sie ins Kantonsspital Chur transportiert, wo beide operiert werden. Damit der Knochenbruch sauber verheilt, setzen die Ärzte bei beiden je eine Metallplatte ein. Unterschiedlich versichert __ Marco und Martina Bühler erholen sich gut. Die Freude über den Genesungsprozess wird jedoch durch die hohen Rechnungen getrübt, die ihnen ins Haus f lattern. Der Grund dafür liegt in der Versicherungsdeckung von Martina. Sie ist Mutter und Hausfrau. Bei ihr läuft die Unfalldeckung über die Krankenversicherung (KVG), die sie mit einer Franchise von 1’500 Franken abgeschlossen hat. Zusatzversicherungen hat sie keine. Marco arbeitet dagegen bei einer Speditionsfirma und ist über seinen Arbeitgeber gegen Unfall versichert (UVG), und zwar in der allgemeinen Spitalabteilung. Obwohl Martina gegen Unfall versichert ist, zeigt der folgende Vergleich, dass sie mit ihrer Versicherungsdeckung erheblich schlechter gestellt ist als ihr Mann. Bei Marco sind nicht nur mehr Leistungen gedeckt, er muss sich auch nicht an den Kosten beteiligen. Mit einer anderen Versicherungsdeckung würde Martina in den Genuss derselben Leistungen wie Marco kommen. Von der Kostenbeteiligung kann sie sich zwar nicht befreien, mit einer tieferen Franchise würde jene aber tiefer ausfallen. Aufgrund der vergleichsweise hohen Franchise von 1’500 Franken und der hohen Kosten für den Ambulanztransport müssen die Bühlers also mehr als die Hälfte der Kosten von Martinas Unfall selber bezahlen. Mit der Versicherungsdeckung ÖKK FAMILY und einer tieferen Franchise von beispielsweise nur 500 Franken hätte die Rechnung anders ausgesehen: Statt 4’450 Franken hätten die Bühlers nur noch 1’750 Franken selber bezahlen müssen.


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Leistung

Kosten pro Person in CHF

Marco Bühler (UVG)

Martina Bühler (KVG)

Optimierung

Versichert

Versichert

Davon Franchise / Selbstbehalt

Transport mit der Ambulanz ins Kantonsspital Chur

1’500

1’500

500

500 Franchise

Höherer Beitrag an Ambulanz mit ÖKK FAMILY

Operation Schienbeinbruch in der allgemeinen Spitalabteilung

4’000

4’000

4’000

1’000 Franchise plus 300 Selbstbehalt (1. Jahr)

Mit ÖKK PRIVAT UNFALL wäre für beide die private Spi­talabteilung gedeckt

Entfernung der Metallplatte ein Jahr später (2 Tage im Spital) Marco Bühler: Kantonsspital Chur Martina Bühler: Kantonsspital St. Gallen

3’000

3’000

3’000

1’500 Franchise plus 150 Selbstbehalt (2. Jahr)

ÖKK FAMILY ermöglicht die freie Spital­wahl schweizweit in der allg. Abteilung

So viel bezahlt die Versicherung

8’500

4’050

So viel bezahlen die Bühlers

0

4’450 (inkl. 1’000 Ambulanz)

Grosser Unterschied bei schweren Unfällen

Das Beispiel von Marco und Martina Bühler zeigt, dass schon ein verhältnismässig kleiner Unfall bei einer ungenügenden Versicherungsdeckung ins Geld gehen kann. Das gilt erst recht für schwere Unfälle, die zu einer längeren oder sogar dauerhaften Arbeitsunfähigkeit führen. Doch auch hier gibt es Versicherungslösungen, die davor schützen: Rente bei Invalidität Marco: Lebenslängliche UVG-Rente in Ergänzung zur IV-Rente Martina: Nur IV-Rente Optimierung: ÖKK Risikokapital Unfall oder eine Erwerbsunfähigkeits-Rente würden ihre IV-Rente ergänzen. Kosten für bauliche Massnahmen bei Invalidität Marco: Keine Deckung Martina: Keine Deckung Optimierung: Invaliditätskapital bei raschem Kapitalbedarf wäre gedeckt durch ÖKK Risikokapital Unfall. Lohn bzw. Taggeld Marco: 80% des versicherten Lohnes Martina: Kein Taggeld, mit dem die zusätzlichen Kosten für Kinderbetreuung und Haushalthilfe bezahlt werden könnten Optimierung: Mit ÖKK COMPENSA erhielte Martina Bühler ein Taggeld für maximal 2 Jahre.

Wünschen Sie eine persönliche Beratung zu diesem Thema oder möchten Sie weitere Unterlagen dazu erhalten? Dann schneiden Sie diesen Talon aus und senden Sie ihn an ÖKK, Kundenservice, Bahnhofstrasse 9, 7302 Landquart oder schreiben Sie uns ein E-Mail an kundenservice@oekk.ch mit dem Betreff «ÖKK Magazin». Bitte rufen Sie mich an. Bitte senden Sie mir weitere Unterlagen zu den Produkten: ÖKK FAMILY ÖKK PRIVAT UNFALL

ÖKK COMPENSA

Name:

Vorname:

Strasse:

Ort:

Telefonnummer: E-Mail:

ÖKK Risikokapital UNFALL


Geburtenzahl 1950 – 2008 Kanton Zürich 20 Pillenknick

Lebendgeborene in 1’000

15

10

5

0 1950

1960

1970

1980

1990

2000

2010


Familie  ÖKK Magazin

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Die Mär vom Babyboom Erlebt die Schweiz einen Babyboom? Ein vordergründiger Blick auf die Zahlen sagt ja, eine Deutung der Statistik sagt nein. Text: Christoph Kohler _ _ Quellen: Bundesamt für Statistik (BFS)

7 Neugeborene täglich, 2’506 in einem Jahr, in einem Spital, und das in der notorisch geburtenschwachen Schweiz! Stolz notierte die Klinik für Geburtshilfe des Universitätsspitals Zürich in Sachen Entbindungen für 2009 das zweite Rekordjahr in Folge. Ein Rekordjahr, das von Journalisten gerne zitiert wurde, weil es bildhaft bestätigte, was die trockene Statistik bereits für 2008 zu zeigen schien: «Ein Babyboom zeichnet sich ab» (Zürichsee-Zeitung), «Babyboom wie seit neun Jahren nicht mehr» (Sonntag), «Die Schweiz erlebt einen Babyboom» (News). Ist also alles wieder in Ordnung in der Schweiz? Können sich Familienpolitikerinnen und Schwarzmaler der Rentenfinanzierung wieder anderen Themen zuwenden, weil es der Schweiz gar nicht mehr an Nachwuchs fehlt? Die Tatsachen hinter den Zahlen

Es dauerte nicht lange, da titelten weniger voreilige Journalisten «Der Babyboom, der keiner ist» (Landbote) oder «Rekordzahl an Geburten und doch kein Babyboom» (NZZ ). Vorausgegangen war eine Klarstellung des Statistischen Amts des Kantons Zürich, die vor allem eines zeigte: Bei Statistiken lohnt es sich, genauer hinzuschauen. So können die Geburtenzahlen einfach steigen, weil die Bevölkerungszahl steigt: mehr Frauen, mehr Kinder. Allerdings wächst im Kanton Zürich tatsächlich seit 2001 nicht nur die absolute Zahl der Geburten, sondern auch die so genannte «rohe Geburtenziffer», die Anzahl Geburten pro 1’000 Einwohner. Das ist ein Trend, der im Durchschnitt auch schweizweit

gilt und zur Freude Anlass gäbe, wäre er nur nachhaltig. Doch er ist es nicht. Den Grund für die steigende Geburtenziffer sieht das Statistische Amt des Kantons Zürich nicht in einem gesellschaftlichen Wertewandel bezüglich Kinderkriegens; vielmehr liege der Anstieg der Geburten in einem so genannten «Tempo-Effekt»: So sanken die Geburtenzahlen in den 1990er Jahren deshalb auf niedriges Niveau, weil viele Frauen mit der Familiengründung zugewartet hatten. In diesem Jahrtausend haben sie das Kinderkriegen nachgeholt. Lag noch in den 1990er Jahren das Durchschnittsalter von Frauen bei der Erstgeburt unter 30 Jahren, ist heute die Gruppe der 30- bis 34-jährigen Erstgebärenden in Zürich am stärksten vertreten, und bei keiner Gruppe ist der Anstieg der Geburtenrate steiler als bei den 35- bis 39-jährigen, die in Zürich heute etwa gleich häufig Kinder gebären wie die 25bis 29-jährigen Frauen. Bevölkerungsforscher mahnen, dass der statistische «Tempo-Effekt» bald zum Stillstand kommen wird: Die Frauen haben nicht grundsätzlich mehr Kinder als früher, sie sind nur deutlich älter, wenn sie zum ersten Mal Mutter werden. Warum überhaupt Kinder?

Also muss die Frage weiterdiskutiert werden, ob die Schweiz mehr Babys braucht und ob es überhaupt Sache des Staates ist, sich in familiäre Angelegenheiten einzumischen. Die familienpolitisch entscheidende >


Familie  ÖKK Magazin

Frage diesbezüglich ist, welche Faktoren Erwachsene dazu bringen, ein Kind oder kein Kind oder ganz viele Kinder in die Welt zu setzen. Zum Beispiel die Religiosität. Eine Studie im Marburger Journal für Religion hat gezeigt, dass unter den 35- bis 49-jährigen Deutschen diejenigen, die täglich beten, im Schnitt 2,06 Kinder haben, die Unreligiösen dagegen nur 1,39 Kinder. Auf diese Tatsache weisen beispielsweise die hohen Geburtenraten im katholischen Irland hin. Dass auch Länder mit einer Bevölkerung, die nicht für ihre Frömmigkeit bekannt ist, hohe Geburtenraten aufweisen können, verdeutlicht ein Blick über die Grenze nach Frankreich, das in Europa gleich zwei Statistiken anführt: Nirgends gebären Frauen mehr Kinder (2,07 pro Frau), und nirgends tun sie dies öfter ausserehelich (jede zweite Geburt). Anders ausgedrückt: Französinnen haben im Schnitt mehr Kinder als selbst religiöse Deutsche – und selbstverständlich mehr als Schweizerinnen (1,48 Kinder pro Frau). Den wichtigsten Faktor für den französischen Babyboom sieht der Soziologe François de Singly in der guten staatlichen Infrastruktur, die in Frankreich beiden Elternteilen den Verbleib im Erwerbsleben ermöglicht. Dazu trägt insbesondere die École Maternelle bei, die kostenlose staatliche Vorschule für Kinder zwischen 2 und 6 Jahren. Staat oder Religion?

Kein Staat kann seinen Bürgerinnen und Bürgern vorschreiben, Kinder zu gebären. Doch der Staat kann Bedingungen schaffen, die den Entscheid, eine Familie zu gründen, begünstigen oder erschweren. Ein Blick auf die europäische Geburtenstatistik legt nahe, dass Länder mit griffigen Gleichstellungsgesetzen zwischen Mann und Frau und guten staatlichen Kinderbetreuungsprogrammen hohe Geburtenraten aufweisen: Frankreich, Island und die skandinavischen Länder.

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Deshalb wettert die Ökonomin und Präsidentin der Gleichstellungskommission des Kantons Zürich, Barbara Littmann-Wernli, die niedrige Geburtenrate in der Schweiz sei ein Spiegelbild mangelnder Gleichstellung. Das zeige sich vor allem bei gut ausgebildeten Frauen, die in der Schweiz überdurchschnittlich oft kinderlos sind. In Deutschland, heisst es, bleiben vier von zehn studierten Frauen kinderlos. Ökonomisch gesehen liegt das wohl daran, dass Frauen mit hoher Bildung und guten Berufschancen besonders viel zu verlieren haben, wenn sie ihre Karriere für die Familie an den Nagel hängen müssten. Eines aber ist (fast) unbestritten: Will die Schweiz die Zuspitzung der Alterspyramide stoppen, braucht sie in Zukunft mehr Junge, die für die Alten arbeiten. Sollen diese Jungen nicht immer mehr aus dem Ausland «importiert» werden, muss der eigene Nachwuchs gefördert werden. 2,1 Kinder pro Frau müsste die Geburtenziffer betragen, wenn die Kindergeneration dereinst die Elterngeneration zahlenmässig ersetzen sollte. In aller Deutlichkeit schreibt das Statistische Amt des Kantons Zürich am Schluss der Studie: «Nur wenn die Bedingungen zur Familiengründung günstig sind, entscheiden sich wieder mehr Paare für Kinder – und dies zu einem früheren Zeitpunkt.» Das Gegenmodell wäre eine Stärkung der Religionen. Mehr im Scherz als im Ernst titelte die Wochenzeitung Die Zeit mit Blick aufs notorisch geburtenschwache Deutschland kürzlich: «Religiöser werden für mehr Kinder?» >

Die Studie «Steigende Geburtenzahlen – ein neuer Babyboom» des Statistischen Amts des Kantons Zürich kann unter www.statistik.zh.ch heruntergeladen werden.

Witzige Babyvideos finden Sie auf www.oekk.ch/magazin


Geburtenzahl nach Alter der Mütter 1987 – 2007 Kanton Zürich

45 – 49 Jahre 40 – 44 Jahre 35 – 39 Jahre 30 – 34 Jahre 25 – 29 Jahre

6’000

20 – 24 Jahre 15 – 19 Jahre

Anzahl

5’000

4’000

3’000

2’000

1’000

0 1987

1989

1991

1993

1995

1997

1999

2001

2003

2005

2007


Elternplanet  ÖKK Magazin

Wer putzt schon gerne die Zähne? Wie kann ich meinen Sohn (2½ Jahre) dazu bringen, dass er ohne Geschrei die Zähne putzt? Frau P. aus R.

Kathrin Buholzer: Kein Kind putzt freiwillig gerne die Zähne. Zähneputzen ödet Kinder an. Also ist Ablenkung gefragt. Vielleicht funktioniert der Trick mit dem «fliegenden Teppich»: «Alles einsteigen, meine Damen und Herren, es geht los. Der fliegende Teppich bringt Sie direkt und sicher ins Badezimmer zum Zähneputzen.» (Mit einer nasalen, gleichmässigen Stimme tönt das Ganze dann wie auf einem indischen Basar oder im Flugzeug.) Im Badezimmer wird der Passagier abgeladen. Wer schnell und ohne zu murren die Zähne putzt, darf dann auch wieder zurückfliegen. Wichtig ist, dass Sie dem Kind schon vorher sagen, was Sie von ihm erwarten. «Wir fliegen zum Zähneputzen und ich möchte, dass du dabei ruhig bleibst.» Am Anfang lieber nur ganz kurz putzen – und dann mit der Zeit steigern. Auch eine elektrische Zahnbürste kann Wunder wirken, weil viele Kinder von solchen Geräten fasziniert sind. Das Zähneputzen geht dann oft wie von alleine. Anderen Kindern freilich machen solche Geräte Angst. Auch ein erfundener Spezial-Zahnputzstuhl kann Ablenkung bringen. Auf den Schoss setzen und den Stuhl einschalten (auf die Nase drücken). Der imaginäre

Stuhl beginnt zu ruckeln und zu wackeln. Zieht man sanft am linken Ohr, geht der Stuhl nach hinten, zieht man am rechten, richtet er sich wieder auf. Da es leider ein altes Modell ist, funktioniert er nicht mehr ganz einwandfrei. Manchmal geht es gleichzeitig nach hinten und richtet sich auf, manchmal gibt es auch einen lauten Alarm oder der Stuhl fängt an zu singen. Ist er richtig eingestellt, kann man ihn aber arretieren (zum Beispiel durch Druck auf die Stirn), und er bleibt während des Putzens einigermassen ruhig. Oder haben Sie schon einmal probiert, das Zahnteufelchen zu suchen? «Hier ist eines vom Mittagessen, hier hat sich eines vom Zvieri versteckt.» Dann drehen Sie den Wasserhahn auf und man hört, wie die Zahnteufelchen auf der Zahnbürste mit ganz hoher, feiner Stimme rufen: «Nein, bitte nicht runterspülen. Neiiin, bitte ni...» Die Stimmen werden immer leiser, bis sie ganz verstummen, da die Zahnteufelchen jetzt im Lavabo verschwunden sind. Sie können auch zusammen den Mund aufmachen – wie ein Löwe, ein Elefant oder ein Krokodil. Oder ein Lied anhören und so lange putzen, bis das Lied zu Ende ist. Auch eine Puppe oder das Lieblingsplüschtier kann Ihrem Sohn einmal die Zähne putzen. Nur fantasievoll und kreativ müssen Sie sein. Denn eines ist klar: Zähneputzen macht keinem Kind Spass. Es braucht Ablenkung. Den Link zur Internetplattform Elternplanet von Kathrin Buholzer mit mehr Antworten auf Erziehungsfragen finden Sie unter www.oekk.ch/magazin


Die Zahl  ÖKK Magazin

5’960 Frauen haben sich im Jahr 2008 einer medizinisch unterstützten Fortpflanzungstherapie unterzogen. Das sind 479 mehr als im Vorjahr und 990 mehr als noch 2006. Bei 22,4 % der Frauen wurde eine In-vitro-Fertilisation versucht, d.h. eine Befruchtung der Eizellen im Glas. Dabei werden die Eizellen mit einer bestimmten Menge gut beweglicher Samenzellen in eine besondere Nährlösung gegeben. Bei 76,8 % der Frauen wurde eine so genannte Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) durchgeführt, bei der ein einzelnes Spermium unter dem Mikroskop in die vorbereitete Eizelle injiziert wird. 36,5 % der Frauen wurden nach der Therapie schwanger – oft allerdings nicht beim ersten Versuch. Interessant ist das Alter der Paare: Die älteste Frau war bei der Behandlung 49 (Durchschnittsalter 35,9), der älteste Mann 73 (Durchschnittsalter 39,1) Jahre alt. > Quelle: Bundesamt für Statistik, www.bfs.admin.ch

Populäre medizinische Irrtümer

Beine übereinanderschlagen verursacht Krampfadern Es gibt mahnende Sätze unserer Eltern, die vergessen wir nie. «Mach nicht so einen krummen Rücken!» ist einer davon. Ein zweiter betrifft vor allem Mädchen: «Schlag die Beine nicht übereinander, das gibt Krampfadern!» Daran erinnern sich jene Frauen schmerzlich, die nun zu Sommerbeginn nicht nur käsig weisse Beine präsentieren, sondern auch hier und dort bläulich aufschimmernde Venennetze. Hätten wir doch auf unsere Eltern gehört! Hätten wir bei der ersten Verabredung mit dem Traummann die Beine plump nebeneinandergestellt und unsere Oberschenkel platt gedrückt präsentiert! Doch wo wäre da die Eleganz geblieben? Die Dame in uns? Für alle stilvollen Damen gibt es jetzt Entwarnung: Ursache für die Krampfadern ist nicht die Art, wie jemand dasitzt, sondern das Sitzen an sich. Krampfadern entstehen schneller, wenn die Wadenmuskulatur zu wenig aktiviert wird. Das Blut wird dann nicht genügend aus den Waden gepumpt, und der Druck in den Venen steigt. Darum gilt: Laufen und Liegen sind gut, langes, beispielsweise berufsbedingtes Sitzen und Stehen hingegen

sind schädlich für die Beine. Die Veranlagung zu Krampfadern wird zudem vererbt. Mit einer ballaststoffreichen Ernährung, viel Sport und einem gelegentlichen kalten Beinguss unter der Dusche kann Krampfadern jedoch vorgebeugt werden. Am besten eignen sich Sportarten, die die Muskel- und Gelenkpumpenfunktion beeinflussen und so den venösen Rückstrom fördern: Schwimmen, Tanzen, Nordic Walking oder Velofahren. Zu meiden sind Zigaretten und Alkohol sowie allzu grosse Hitze in der Sauna oder an der prallen Sonne. So lässt das ungeliebte blaue Wunder auf sich warten.

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Familienausf lug  ÖKK Magazin

Eltern sind Eltern sind Eltern Text & Foto: Michael Krobath

«Du sollst es einmal besser haben als ich», f lüstern wir unseren Erstgeborenen zärtlich ins Ohr. Doch ehe wir uns versehen, kopieren wir die Erziehung unserer Eltern. Wir mäkeln an den Tischmanieren unserer Kleinen und verdonnern sie zum einst so verhassten Klavierunterricht. Nicht einmal das öde Wandern in den Bergen ersparen wir ihnen, und damit meine ich nicht die Lightversion, wo man lediglich vom Parkplatz zur Rodelbahn oder zum Erlebnisspielplatz spaziert. Als Luis sechs wurde, war es so weit. An einem heissen Julitag führt uns die Reise ins Grenzgebiet der Kantone Uri und Schwyz. Mit der Seilbahn fahren wir von Flüelen hoch zur Eggberge-Bergstation (1’440 m ü. M.), wo wir die Route nach Riemenstalden wählen. Die Lieblingswanderung von «Mister Uri», FDP-Politiker a. D. Franz Steinegger, übrigens. Es beginnt harmlos auf einem Feldweg, danach geht’s hoch durch ein leicht bewaldetes Naturschutzgebiet zum Hüenderegg (1’874 m ü. M.), wo sich eine erste wunderbare Rundsicht präsentiert. Bei der Chalberweid steigt der Weg zur Waldgrenze, während die Laune von Luis im Gleich-

schritt sinkt. Glücklicherweise funktionieren die althergebrachten Motivationstricks unserer Eltern noch heute: Dank Schokolade, dem Marschlied «Un kilomètre à pieds» und dem Loki-Spiel (Vater zieht Sohn) schaffen wir es den steilen Bergweg hinauf zur Schön Chulm und erreichen schliesslich mit dem Hagelstock (2’181 m ü. M.) den höchsten Punkt der Wanderung. Spektakulär der Blick auf den steil aufragenden Rossstock und die sanften Voralpen. Nach einem ausgiebigen Picknick wandern wir über sattgrüne Alpweiden hinunter zum Spilauersee, in dem wir uns abkühlen. Nach 5 ½ Stunden bringt uns schliesslich die wunderschöne Seilbahn Chäppeliberg, die aussieht wie ein schwebender Einkaufskorb, hinunter an unser Ziel: das Restaurant Kaiserstock in Riemenstalden. Äusserlich unscheinbar, ist diese Landbeiz ein Gourmettempel für Rotsocken und leider kein Geheimtipp mehr, also unbedingt reservieren. «Na, wie war der Tag?», frage ich Luis nach einer Weltklasse-Gänseleber und Premium-Älplermagronen. «Mittel», meint er trocken. Seinen Kindern wird es dereinst nicht besser ergehen.


Bewegung & Erholung

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Märchenhafter Crestasee Zweimal versuchten Bauern im 19. Jahrhundert, den Crestasee (GR) zu entwässern. Zum Glück erfolglos. text: Christoph Kohler

Grün oder blau? Das ist nicht einfach zu entscheiden. Betrachtet man das üppige Grün rund um den Crestasee, so wirkt das Wasser eher blau. Schaut man hingegen in den blauen Himmel, so schimmert der See eher grün. Das Wanderpaar einigt sich auf blaugrün. Oder grünblau? Fraglos ist die Schönheit des Crestasees, der seine Existenz dem grössten Bergsturz der Alpen verdankt. Die Erschütterung vor rund 15’000 Jahren muss enorm gewesen sein, mittlerweile aber hat sich die 51 Quadratkilometer grosse Ablagerungsf läche in eine Märchenlandschaft verwandelt, gespickt mit quellklaren Seen und Bächlein, ausgehöhlten Felsen und Schluchten, finsteren Mooren und üppigen Wäldern. Nur Elfen und Hobbits fehlen. Doch vielleicht schauen sie uns insgeheim beim Bade zu? Geheimnisse gibt es auf jeden Fall viele hier. Ein Junge hat sich einmal gefragt, wie das Wasser in den Crestasee kommt. Auf einem Boot hat er mit dem Vater das ganze Ufer abgepaddelt und nur abgehende Bächlein gefunden. Mit dem gleichen Phänomen sahen sich im 19. Jahrhundert Trinser Bauern konfrontiert, als sie 1860 und 1890 zweimal versuchten, durch einen Tunnel den See zu entwässern. Sie scheiterten kläglich. Der See füllte sich immer wieder selber. Immerhin fanden die drei Seeeigentümer nach der gescheiterten Trockenlegung, es lohne sich, das Seeufer mit einem Ferienhaus zu bestücken – die Geburtsstunde des heutigen Gasthauses Crestasee und der touristischen Erschliessung des Ortes. Fortan lernte die Trinser Jugend hier das Schwimmen, und später führten die Buben am Crestasee ihre erste Liebe aus. Noch heute versucht manch einer, die

Mädchen mit einem Wettschwimmen zum Floss in der Mitte des Sees zu beeindrucken. Vor fünf Jahren wurde das ehrwürdige Gasthaus sanft renoviert. In den vier charmanten historischen Gästezimmern – Felsbach-, Bachrausch-, Erker- und Seeblickzimmer mit Namen – knarren die alten Dielenböden seither nicht minder. Kein Wunder, wurde das Haus zu den schönsten Hotels der Schweiz gewählt. Auf jedem Stock mündet der Mittelgang in einen Balkon mit Seesicht. Hier deckt Barbara Caprez, die gemeinsam mit ihrem Mann seit 14 Jahren das Haus führt, für «Romeos und Julias» den Abendtisch. Es sind bekennende Romantiker, die das Gasthaus immer wieder besuchen. Davon zeugt auch ein Blick ins Gästebuch. Da bedanken sich die einen Hochzeitsgäste «für das subergenialschöne Fest», andere «für das wunderbare Wuchenend a dem lauschige Plätzli» oder auch «für de wunderbare Öpfelchuche». Auch der Junge, der nie herausfand, woher das Wasser des Crestasees kommt, kehrte noch einmal hierher zurück. Er musste eine Vertiefungsarbeit für die Schule schreiben und wählte den Crestasee als Thema. So fand er das eigentlich Naheliegende bestätigt: Es muss Quellwasser sein, das den See unerschöpf lich mit glasklarem Wasser füllt. Machen Sie mit beim ÖKK Schreibwettbewerb auf Seite 18 und gewinnen Sie eine Übernachtung für zwei Personen inkl. Frühstück im Gasthaus Crestasee bei Flims GR. > Das Gasthaus Crestasee ist Unternehmenskunde von ÖKK.


Unternehmer, Inter-Mailand-Fan und Ă–KK Kunde: Stefano Martinoli.


Kundenporträt  ÖKK Magazin

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Ganz gross im Zerkleinern Stefano Martinoli führt in zweiter Generation die Jetpharma AG in Balerna TI. Spezialität des Unternehmens ist das Zerkleinern von Wirkstoffen für Medikamente. Text: Christoph Kohler _ _ Foto: Daniel Winkler

Von aussen wirkt das Gebäude 42 a im Industriegebiet von Balerna in etwa so spektakulär wie ein Opel des gleichen Jahrgangs (1986). Die Betonfassade geizt mit Fenstern, eine einsame Tür führt ins Innere. Stefano Martinoli begrüsst die Empfangsdame und schlendert an alten Blumenstichen vorbei ins Innere des Gebäudes, bis er vor einer Schleuse steht und sagt: «Jetzt betreten wir das Herz des Unternehmens.» Das Herz des Unternehmens ist die Produktionshalle der Jetpharma AG, deren Geschicke Martinoli vor allem in finanziellen Angelegenheiten lenkt. In der Halle sieht es aus wie in einem Raumschiff. Mit raschen Schritten durchqueren Laboranten, Chemiker und Putzpersonal in weissen Kitteln und mit Haarnetzen den Raum. Zwei mächtige Lüftungsschläuche halten die Temperatur bei exakt 20 Grad, im Zentrum stehen die fünf HightechMikronisierungskammern mit ihren Luftstrahlmühlen, den MC JETMILLS®. Mikronisierung? Luftstrahlmühlen? Willkommen bei einem Nischenproduzenten, einem für die Schweiz so typischen KMU. KLEIN, KLEINER, MIKRO __ «Nehmen wir ein Schmerzmittel», beginnt Martinoli zu erklären. Das Medikament bestehe aus Tausenden kleinster Partikel, dem Wirkstoff, wobei das Kleinmahlen der Partikel bis zu einer Grösse von wenigen Mikrometern die Spezialität seines Unternehmens sei. Übrigens ist ein Mikrometer wirklich sehr klein: ein Tausendstel Millimeter oder, haarspalterisch ausgedrückt, ein Siebzigstel vom Durchmesser eines Haars. Nicht ohne Stolz erzählt Martinoli, wie sein Vater Alberto als Pionier dieses Verfahrens in den 1960er Jahren die Mikronisierung der pharmazeutischen Wirkstoffe durch die Luftstrahlmühlen auf den europäischen

Markt brachte. Derartige Mühlen ermöglichen es, ein pharmazeutisches Pulver nur mit Hilfe von Luft oder komprimiertem Stickstoff zu mahlen. Die einzelnen Partikel prallen mit so hoher Geschwindigkeit aufeinander, dass sie sich gleichsam selbst zermahlen – ein rein mechanischer Vorgang. «Ich will nicht arrogant sein», sagt Martinoli junior, «aber in Europa gibt es nur eine Handvoll Firmen, die das können, was wir können.» Inter Mailand und das Kollektiv __ Durch die Verkleinerung eines Wirkstoffes verbessert sich vor allem dessen so genannte Bioverfügbarkeit: Der menschliche Körper kann kleine Wirkstoffe leichter aufnehmen als grosse. Die Wirkstoffe gelangen dadurch einerseits rascher durchs Blut dorthin, wo sie helfen sollen, andererseits erlaubt die effiziente Aufnahmefähigkeit eine tiefere Dosierung des Wirkstoffes, was Nebenwirkungen minimiert. Es liegt auf der Hand, wer die Kunden von Jetpharma sind: «Big Pharma», die Pharmariesen Europas. Apropos Riesen. Fussballgiganten treffen sich heute Abend im nahen Mailand zu einem Champions-LeagueSpiel, weshalb Stefano Martinoli schon einigermassen nervös ist. Seit er denken kann, ist er mit Leib und Seele Fan von Inter Mailand. Jedes Detail kennt er aus der Vereinsgeschichte. Für Stürmerstar Mario Balotelli – 20 Jahre jung und eine Diva auf dem Platz – hat er wenig übrig. «Für mich steht das Kollektiv im Vordergrund, ein Einzelner kann nicht gewinnen, nicht im Sport und nicht im Leben», findet Martinoli. Um 17 Uhr kommen ihn seine Kumpel abholen. Männerabend für den dreifachen Familienvater. Es ist Zeit, wieder die Schleuse zu passieren und das Raumschiff zu verlassen. > Die Jetpharma AG ist ein Unternehmenskunde von ÖKK.



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