ÖKK Dossier 2/2009 d

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Nr. 2

November 2009

DOSSIER

FÜR UNTERNEHMEN

THEMA: WERBUNG

Brauchen KMU Werbung? _ Werben für die Gesundheit _ Günstige Werbung


Anonymitis Eine Krankheit, die’s bei uns nicht gibt.

Mit unserer Krankenversicherung hat Ihr Unternehmen einen persĂśnlichen und engagierten Berater. www.oekk.ch


Editorial

ÖKK Dossier

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Braucht ein KMU Werbung? Ärgern Sie sich auch über die vielen Werbeblöcke inmitten eines spannenden Films? Verwunderlich ist das nicht: Schliesslich werden wir nicht nur im Fernsehen mit Werbung überf lutet. Es herrscht ein regelrechter Kampf um die Aufmerksamkeit der Konsumenten – fast immer und überall. Dass dabei gerade kleine und mittlere Unternehmen resignieren und meinen, Werbung mache für ein KMU keinen Sinn, ist ein fataler Trugschluss. In Wahrheit funktioniert kaum ein KMU ohne Werbung. Sie muss nicht teuer sein und keinem klimatisierten Agenturbüro entspringen: Nur kurz und prägnant muss sie sein; sie muss zeigen, was Ihr Produkt im Vergleich zur Konkurrenz auszeichnet. Alleinstellungsmerkmale sind zentral für die Wettbewerbsfähigkeit jeder Firma – egal welcher Grösse. Formulieren Sie in einem Satz, was Sie von Ihren Mitbewerbern unterscheidet. Zeigen Sie in Bildern, worin Ihre Kernkompetenz liegt. Kommen Sie auf den Punkt. So geben Sie Kundinnen und Kunden – und denen, die es werden könnten – eine Entscheidungshilfe mit. Wenn Sie überzeugen, werden Sie erfolgreich sein. In der Werbesprache hiesse das: Sie sind klar positioniert. Würde sich jedes Unternehmen gegenüber den Kunden klarer positionieren, gäbe es mehr gute Werbung. Dann müssten Sie sich auch nicht immer über die vielen Werbeblöcke ärgern. Vielleicht würden Sie sich dann sogar fragen, wieso all die spannende Werbung andauernd von Filmblöcken unterbrochen wird.

Peter Werder

IMPRESSUM ÖKK Dossier _ halbjährliche Publikation für die ÖKK Unternehmenskunden _ 1. Jahrgang _ 2/2009 AUFLAGE 14’500 HERAUSGEBER ÖKK, Bahnhofstrasse 9, 7302 Landquart, Tel. 058 456 10 10, dossier@oekk.ch CHEFREDAKTOR Peter Werder CHEF VOM DIENST Manja Liesch REDAKTION Brand Affairs AG _ Bernhard Widmer _ Christoph Kohler REDAKTIONELLE MITARBEIT Fadrina Arpagaus _ Virginia Nolan FOTOS Gian Marco Castelberg _ Daniel Winkler _ Stöh Grünig ART DIRECTION Advico Young & Rubicam _ Sandra Hofacker KORREKTORAT Lektorama Cadonau und Cavegn DRUCK gdz AG


Inhaltsverzeichnis

ÖKK Dossier

06 THEMA: WERBUNG 06

Die Marke mit dem Max Dass Werbung keine Millionen kosten muss, zeigt das KMU RohrMax.

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Wie KMU gross rauskommen Vier Beispiele innovativer Werbung mit schmalem Budget.

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Wenn Werbung Köpfe spaltet Gute Werbung entsteht nicht an einem Tag. Sie entspringt einem kreativen Prozess.

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Werben für die Gesundheit Um das Volk gesünder zu machen, wirbt der Staat mit hohen Budgets für die Gesundheit. Gelingt das? Zwei Werber kritisieren.


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30 ÖKK 30

Interview

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Fallstudie Wie die Firma Jansen ihre Angestellten fit hält.

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Über Angststörungen in der Krise.

Kundenporträt Das Grand Hotel Kronenhof war Hotel des Jahres 2008.

36 SERVICE 36

Wussten Sie, dass …

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Für Sie gelesen «Es kommt nicht darauf an, wer Du bist …» von Paul Arden.

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Nachgefragt Arbeit und Alter(n).

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Gesund am Arbeitsplatz Im Spiraldynamik Med Center lernen auch Mitarbeitende, sich gesund zu bewegen.

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Die genaue Zahl



Thema

Ă–KK Dossier

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Die Marke mit dem Max Gute Werbung muss nicht Millionen kosten. Das zeigt das Beispiel RohrMax. Die Werbeikone entsprang einer Bierrunde. Heute kennt sie die halbe Schweiz.

TEXT: Christoph Kohler __ FOTO: Daniel Winkler


Thema

ÖKK Dossier

> Wenn der Abfluss verstopft oder die Toilette am Überlaufen ist, wenn reinliche Schweizer in peinliche Not geraten, wenn also rasche Abhilfe gefragt ist, dann denken viele Menschen: «RohrMax!» Und das ist kein Zufall. Effiziente Werbung ist, im richtigen Moment im Kopf der richtigen Menschen zu sein. Und das hat Kurt Schmidt, der heute pensionierte Gründer der RohrMax AG, mit seiner Firma geschafft. Viel gekostet hat das übrigens nicht, denn zu jener Zeit, in der das bis heute erfolgreiche Firmenlogo entstand, hiess Schmidts Firma noch Rohr-Reinigungs-Service RRS AG und war fern von den zweistelligen Millionenumsätzen, die das KMU heute mit 200 Mitarbeitern macht. Doch wie schreibt der Werbefachmann und Buchautor Bernd Röthlingshöfer (siehe Literaturtipps) so schön? «Ein kleines Budget ist die ideale Voraussetzung für eine gute Werbung.»

KREATIVE BIERRUNDE

Die Figur des RohrMax – heute eine Ikone der Schweizer Werbefiguren – entstand während einer Bierrunde im Zürcher Oberland. Zwei Jahre nach der Firmengründung 1973 sollte endlich ein Logo her, fand Schmidt, eine Figur mit einer Baseballmütze sollte es sein, ein wenig amerikanisch und modern. Und … ja natürlich: Ein Logo ist doch umrandet, da bietet sich ein Rohr im Durchmesser an. Die Figur könnte im Rohr stehen, wo das Kerngeschäft der Firma liegt. Kurt könnte sie heissen, aber das wollte der Firmengründer dann wohl doch nicht. Ein Grafiker entwarf auf Basis der Ideen das Firmenlogo mit dem RohrMax. Mehr als wenige Hundert Franken und ein paar Runden Bier hat das nicht gekostet. Logischerweise entstehen Firmenlogos meist am Anfang der Firmengeschichte – und sind daher mangels Cash oft erstaunlich günstig. Vom Nike-Logo wird behauptet, es habe 150 Dollar gekostet. Es gibt eine Werberegel, die besagt: «Einfach und klar.» Firmenlogos

sind Erkennungsmerkmale, sie müssen sympathisch und für jeden verständlich sein. Wie der RohrMax, das bewegliche Kerlchen im Rohr.

ZWEIDEUTIGE SLOGANS

Ebenso berühmt wie der RohrMax selbst sind die Werbeslogans, mit denen er fortan hausieren ging. Getextet wurden diese nicht von einer Agentur, sondern von Angestellten. Der erste, naheliegende Spruch lautete «Max geht für Sie durchs Rohr»; später kamen die zweideutigen «Max hält Dein Rohr sauber» und 1988 «Max schaut in jede Ritze» hinzu – passend zur damals neuen Technologie, per Videosonde das Innenleben eines Abflussrohrs zu erforschen. Und weil Verfügbarkeit für ein

Literaturtipps: 1 Bernd Röthlingshöfer. Werbung mit kleinem Budget. dtv 2008. 2 Michael Böhm. Wie Sie mit schmalem Budget erfolgreich werben. Cornelsen 2006. 3 Philip Kotler. Die 10 Todsünden im Marketing. Fehler vermeiden, Lösungen finden. Econ 2005. 4 Jean Etienne Aebi. Einfall oder Abfall: Was Werbung warum erfolgreich macht. 2003.

Dienstleistungsunternehmen, das jährlich mit 20’000 Notfällen zu tun hat, entscheidend ist, macht auch dieser Slogan Sinn: «Ich komme immer.» Die Werbesprüche erfüllen eine zweite Profiregel: «Geh so weit an die Grenze, bis es gerade noch akzeptabel ist.» Oft geht Werbung an die Grenze des Zumutbaren, weil sie Aufmerksamkeit schaffen muss – mit Humor (siehe Interview-Box) wie RohrMax oder mit


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Interview

mit Michael Waldvogel, Präsident der Allianz Schweizer Werbeagenturen und Geschäftsführer der Werbeagentur idfx, mit der er vor allem KMU betreut. Was ist gute Werbung? Gute Werbung ist einfach. Sie spiegelt nicht nur die Phantasie eines Kreativen wider, sondern erreicht schnell und direkt das Zielpublikum. Sie schafft Aufmerksamkeit und ist oft humorvoll. Denn Humor bleibt haften.

schockierenden Bildern, wie es der Textilriese Benetton in den 1990ern tat. Benetton überschritt diese Grenze sogar, indem es unter dem Slogan «United Colors of Benetton» zum Beispiel Werbefotos von blutdurchtränkten Armeeuniformen zeigte. Gleichzeitig wirkt die Firma RohrMax authentisch – von der Figur im Arbeiterlook bis zu den einfachen, derben Slogans. Es mag widersprüchlich anmuten, aber gute Werbung muss echt sein, den Kern der Marke und ihr Zielpublikum treffen. Die Fischer Bettwaren AG in Wädenswil zum Beispiel spricht in ihren Werbespots auf TeleZüri die Zuschauer direkt und mit einfachsten Mitteln an. Ohne Kunstlicht, ohne Make-up führt ein Angestellter durch die Firma und sieht zu, wie Daunen gewaschen und Duvets zugeschnitten werden. «Wir wollen direkt und ehrlich wirken, weil wir auch direkt an unsere Kunden verkaufen», erklärt Michael Seibert, Geschäftsführer des 10-Mann-Betriebs. Kostenpunkt der Produktion: rund 5000 Franken.

MARKENPFLEGE

Für den dauernden Erfolg einer Marke reichen Logos und Slogans jedoch nicht. Eine Marke muss gepflegt und unter die Leute gebracht werden, in der klassischen Werbung durch teure Plakate, Inserate, Werbefilme. Ums Marketing kümmert sich bei RohrMax seit ein paar Jahren Eve Schmidt, die Tochter des Firmengründers. In den letzten Jahren steckte sie 2 bis 3 Prozent des Umsatzes in Marketing und Werbung – 750’000 Franken werden es dieses Jahr sein. In einem Holzverschlag am Hauptsitz in Grüningen befindet sich das Lager mit Drucksachen, Porzellantassen, Biergläsern, Westen, Polohemden, Baseballmützen und Gummibärchen, alles beklebt mit RohrMax-Logos und bereit zum Versand an Kunden oder solche, die es werden sollen. Der Aufwand sei in den letzten Jahren gestiegen, betont Schmidt. Mit dem Reinigungskonzern ISS sei ein mächtiger Konkurrent auf den Schweizer Markt gekommen. Noch eine Werberegel: Je

Braucht jede Firma Werbung? Ja. Und je grösser die Konkurrenz, desto wichtiger Werbung. Wie hat Henry Ford gesagt? Wenn Sie einen Dollar in Ihr Unternehmen stecken wollen, so müssen Sie einen weiteren bereithalten, um das bekannt zu machen. Der Punkt ist: Man braucht nicht immer den Extradollar. Manchmal tut’s auch eine tolle Idee oder Mund-zu-Mund-Propaganda: Geh zu ÖKK ! Ich und meine Familie sind da auch versichert und zufrieden! Das ist effiziente Werbung, weil sie vertrauenswürdig ist. Kurz: Jede Firma braucht Werbung, aber nicht jede Firma braucht so genannte klassische Werbung: TV- oder Radio-Spots, Zeitungsinserate, Plakatwerbung, Mailings. Das kann sich ein KMU auch kaum leisten … Richtig. Interessanterweise haben sich in der Wirtschaftskrise der 90er Jahre neue, effizientere Formen des Marketings entwickelt. Was heute mit dem modischen Namen Guerilla-Marketing daherkommt, machen kleine Firmen schon lange. Bauern beispielsweise sind recht erfinderisch im Nützen ihrer Flächen und Maschinen als Werbeträger – zum Beispiel für SVP-Werbung. Das fällt auf! Und darum geht’s letztlich bei Werbung: um Aufmerksamkeit. Nur der Weg dahin ist unterschiedlich und unterschiedlich teuer. Worauf muss ein KMU achten, wenn es werben will? Es muss sein Produkt kennen mit Stärken und Schwächen. Es muss sein Zielpublikum im Auge behalten und Aufwand und Ertrag abwägen. Ein Bäcker im Prättigau muss keine nationale TV-Kampagne starten. Aber er könnte Bärentatzen backen, falls ein Bär in der Nähe wäre. So würde er auf einen Medienzug aufspringen – als Trittbrettfahrer. Und Touristen würden Bärentatzen kaufen. Eine Werbeagentur mit einem Rundumkonzept zu beauftragen, ist für viele Einzelfirmen zu teuer. Hingegen kann es Sinn machen, als Verband aufzutreten. Zum Beispiel als Gewerbeverein Prättigau. Dadurch würde die Region gestärkt und durch die Region vielleicht auch der einzelne Bäcker.


Thema  ÖKK Dossier

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Werbung in Zahlen Die Schweiz ist Werbe-Europameister!

> grösser die Konkurrenz, desto wichtiger die Werbung. Die besten Beispiele: Benzin, Waschmittel, Autos. Trotz des Aufwands gibt Schmidt zu: «Ich bin geizig.» Nie würde sie in der «NZZ» inserieren, um gut dazustehen. Die Streuverluste wären zu gross. Dagegen bereitet sie Kampagnen des Call-Centers durch kostengünstige Inserate in Regional- und Amtsblättern vor. Oder sie macht Bandenwerbung auf Fussballplätzen. Eine externe Agentur braucht sie dafür nicht. «Ich höre auf Mitarbeiter und Kunden, nicht auf Agenturen», sagt sie. Das Texten der Drucksachen, der Wurfsendungen, Inserate und EMails besorgt eine 70-Prozent-Marketing-Beauftragte.

Kaum ein Land in Europa gibt pro Einwohner mehr Geld für Werbung aus als die Schweiz. Das zeigt eine Erhebung aus dem Jahr 2006 zu den Pro-KopfWerbeausgaben von sechs europäischen Ländern (in US-Dollar, Kurs 2006): Schweiz

392

England

362

Österreich

341

Deutschland 260 Frankreich

199

Italien

186

Quelle: Western Europe Market & Mediafact 2007

Fahrende Werbeträger

Wichtigste Botschafter von RohrMax sind die 100 orangefarbenen Kleintransporter und die 30 Smart, die durch die Schweiz düsen – fahrende Werbeflächen zum Nulltarif. «Nicht ganz», betont Schmidt, «die Beschriftungen kosten pro Fahrzeug 2000 Franken.» Es kommt nicht oft vor, dass eine Werbefigur zum Namensgeber der Firma wird, die sie repräsentiert. 2000 taufte Kurt Schmidt seine Firma um auf den Namen «RohrMax AG». Von dieser Ehre hätte Max, der unsichtbar unsere Abflussrohre reinigt, sicher nicht geträumt, als er 1975 das Licht der Werbewelt erblickte. Take away

1 Jede Firma braucht Werbung. 2 Ein kleines Budget ist die ideale Voraussetzung für gute Werbung, denn es garantiert Effizienz. 3 Voraussetzung guter Werbung ist, dass Sie Ihre Produkte gut kennen. Dazu hilft der Vergleich mit der Konkurrenz. Was Ihre Firma auszeichnet, verdient Werbung. 4 Eine Faustregel: Dienstleistungsunternehmen in vestieren 3 bis 5 Prozent Ihres Umsatzes in Marketing und Werbung, Produktfirmen bis zu 20 Prozent.

42’000 Franken kostet eine ganzseitige Anzeige in der täglich erscheinenden Gratiszeitung «20 Minuten». Keine Zeitung und keine Zeitschrift der Schweiz verkauft ihr Papier teurer. Zum Vergleich: Eine ganze Seite in der ehrwürdigen «Neuen Zürcher Zeitung» kostet zwischen 14’390 und 17’820 Franken (und ist erst noch grösser). Die durchschnittliche TV-Sehdauer pro Tag (Erwachsene ab 15 Jahren) beträgt 165 Minuten. Gemäss einem Artikel im «Magazin» des «Tages-Anzeigers» prasseln täglich 2500 Werbebotschaften auf einen Menschen ein. Im Fernsehen richten sich die Werbepreise nach den Einschaltquoten. Auf SF 1 kostet ein 30-Sekunden-TV-Spot zur besten Sendezeit – zwischen Tagesschau und Meteo – 39’250 Franken. Dagegen ist eine Werbesekunde beim Musiksender Viva mit 7.90 Franken günstig. 97’700 Plakatstellen gibt es in der Schweiz. Am teuersten sind Plakate (119 x 170 cm) an der Bahnhofstrasse Zürich: Sie kosten 1029 Franken pro Woche und generieren dabei mehr als 150’000 Kontakte. Zum Vergleich: An der Bahnhofstrasse von Cazis GR kostet der gleiche Spass 176 Franken pro Woche.


«DER KONSUMENT IST KEIN VOLLIDIOT. DER KONSUMENT IST DEINE FRAU.» David Ogilvy (1911 – 1999) war Koch, Vertreter, Diplomat und Farmer, bevor er sich im Alter von 39 Jahren der Werbung zuwandte. Mit Erfolg: Er wurde der weltweit berühmteste Werbetexter und gilt heute als «Vater der Werbung».


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Wie KMU gross rauskommen Fakt ist: KMU haben keine grossen Werbebudgets zur Verfügung. Daraus kann man zwei mögliche Handlungsweisen ableiten: Entweder ein KMU wirbt gar nicht und überlässt das Feld der Konkurrenz. Oder aber es kommuniziert so, dass es auch mit kleinen, kostengünstigen Werbekampagnen mächtig auffällt. Hier ein paar Beispiele – viel Spass!

NJP NJP ist ein Tonstudio, das hauptsächlich für Werbefilme arbeitet. Unter dem Claim «Der Ton macht den Film» wurde in Inseraten in der Werbefachpresse aufgezeigt, wie entscheidend der richtige Ton für eine Story ist.


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SPORTPLAUSCH WIDER Ist die Figur nicht fit f체r den Badestrand? Einfach bei Sportplausch Wider ein Bike aussuchen und kr채ftig in die Pedale treten. Auf Plakaten sah man, wie Problemzonen wie Bauch und H체fte mit Bikes von SPW bezwungen werden.


Wettbewerb

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Wächst Ihr Konkurrent, obwohl Sie besser sind? Wissen die Leute nicht, dass es Sie gibt? Braucht Ihr Auftritt mal wieder eine Auffrischung? Haben Sie ein Kommunikationsproblem?

ÖKK verlost eine professionelle Kommunikationsberatung bei Advico Young & Rubicam!

Registrieren Sie jetzt Ihr Unternehmen auf www.oekk.ch/kommunikation und gewinnen Sie eine kostenlose Kommunikationsberatung im Wert von 3000 Franken. Ein Kommunikationsteam von Spezialisten der Agentur wird mit Ihnen zusammen mögliche Massnahmen erarbeiten, um Ihr Unternehmen für die Zukunft zu wappnen. Sie werden zu einem Beratungsgespräch in die Agentur eingeladen und erhalten danach Empfehlungen für Ihre zukünftige Kommunikation. Advico Young & Rubicam ist eine der grössten und kreativsten Werbeagenturen der Schweiz und bietet Dienstleistungen im Bereich der integrierten Kommunikation mit Fokus auf klassische Werbung an.

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WALLWURZ «Original Dr. Andres Wallwurz Salbe», hausgemacht von der Apotheke Stadelhofen, hilft bei Sportverletzungen – und warb auf Schaufensterplakaten mit äusserst ungleichen Wettkampf-Paarungen.


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NAGELSTUDIO Es müssen nicht immer klassische Medien sein: Tragtasche für das Nagelstudio House of Nails.

THAT SUITS That Suits bietet erstklassige Massanzüge so günstig an, dass sie sich jedermann leisten kann: Auf Anzeigen waren Müllmänner, Fischer und Automechaniker in passenden Anzügen zu sehen.

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«WERBUNG IST TOTAL UNNÖTIG. AUSSER, MAN WILL GELD MACHEN.» Jef I. Richards ist Kommunikationswissenschaftler und Autor mehrerer Bücher über Werbung. Richards war Präsident des Advertising Department an der Universität von Texas sowie der American Academy of Advertising.


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Wenn Werbung Köpfe spaltet

Wie entsteht erfolgreiche Werbung? Für die aktuelle Kampagne der «SonntagsZeitung» haben sich zwei Werber von der russischen Babuschka-Puppe inspirieren lassen und damit eine Kampagne geschaffen, die tief blicken lässt.

TEXT: Virginia Nolan


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C?J :;H IEDDJ7=IP;?JKD= ?IJ ;?D FHuI?:;DJ C;>H 7BI DKH ;?D FHuI?:;DJ0 Die SonntagsZeitung bietet Woche f端r Woche neun Themenb端nde voller Ansichten, Einsichten und Hintergr端nde f端r ein vielschichtigeres Bild. Probe-Abo unter www.sonntagszeitung.ch/abonnement


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> George W. Bush lacht von der Anzeige. Seinem gespaltenen Schädel entspringt die Figur der Condoleezza Rice. Und aus dieser lugt ein kleiner Donald Rumsfeld hervor, wiederum gestülpt über einen mickrigen George Bush Senior. Erstaunlich, was im Kopf eines Bush alles Platz hat. Der ehemalige US-Präsident ist nicht der einzige Protagonist, den Martin Stulz und Christian Bobst in ihrer Arbeit wortwörtlich auseinandergenommen haben. Die Werber der Agentur Advico, Young & Rubicam in Zürich entblätterten Figuren von der Schale bis zum Kern. Sie enthüllten, was auf den ersten Blick verborgen bleibt: den Rambo im russischen Staatsmann Putin, missglückte Schönheitsoperationen, die sich hinter dem makellosen Antlitz einer Hollywooddiva verstecken; das sind einige der Sujets von Babuschka, der aktuellen Kampagne für die «SonntagsZeitung».

80 PROZENT DER IDEEN LANDEN IM PAPIERKORB

Stulz ist Werbetexter, er ist verantwortlich für die sprachliche Gestaltung von Kampagnen. Dagegen liegt Bobsts Stärke im bildnerischen Gestalten. Art Director nennt man seine Position in der Werbung. Gemeinsam ist es Stulz’ und Bobsts Aufgabe, in Worten und Bildern die Einzigartigkeit einer Marke auszudrücken. Dabei verfahren sie immer nach derselben Methode: «Man setzt zwei Leute in einen Raum und lässt sie einander mit Ideen bewerfen.» Zwei bis drei Wochen hat das Duo Zeit, bis dem Kunden via Werbeberater die ersten Arbeiten präsentiert werden. Dazwischen halten die Beraterinnen und Berater den Kunden auf dem Laufenden und regeln die Finanzfragen, während ein so genannter Art Buyer die für die Umsetzung nötigen Bilder einkauft oder fotografieren lässt. Bevor die Werbung jedoch produziert, gedruckt oder gefilmt wird, geht sie

ständig auch durch die Hände des Creative Director: Er verantwortet den kreativen Prozess und muss die Übersicht behalten, wenn es in der Kammer der Kampagnenmacher mal drunter und drüber geht. Übrigens: Die vielen englischen Begriffe der Werbebranche widerspiegeln die Internationalität des Marktes (oder zumindest den Wunsch der Branche nach Internationalität, wie ein Kritiker unlängst spöttelte). Bei Babuschka waren sich die Verantwortlichen anfangs nur in einem Punkt einig: «Die Kampagne sollte in die Tiefe gehen.» Das heisst: einen Überraschungseffekt haben, der erst bei genauerem Hinsehen eintritt. «Zeit zum Entdecken» hiess der Slogan, mit dem die Agentur die «SonntagsZeitung» schon einmal beworben hatte;

DIE KREATIVSTEN WERBEAGENTUREN DER SCHWEIZ 2009:

1 Young & Rubicam Gruppe Schweiz: 1 x Gold, 2 x Silber, 3 x Bronze, 10 x Shortlist 2 walker Werbeagentur: 1 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze, 6 x Shortlist 3 Spillmann / Felser / Leo Burnett: 2 x Silber, 9 x Bronze, 17 x Shortlist 4 Studio Achermann: 2 x Silber, 4 x Bronze, 4 x Shortlist 5 Ruf Lanz: 1 x Silber, 7 x Bronze, 24 x Shortlist QUELLE: Art Directors Club ( ADC) Schweiz. Der ADC ist ge-

mäss eigenen Angaben eine «Vereinigung führender Kreativer, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Qualität der Werbung zu verbessern».


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Thema

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> dieser Leitspruch sollte Stulz und Bobst als Gedankenstütze dienen. Bald brachten die Kreativen verschiedene Kampagnenansätze zu Papier, von denen sie aber keiner wirklich überzeugte. «80 Prozent unserer Arbeit landen im Müll», sagt Stulz. Die Produktion für den Papierkorb ist unter Werbern nichts Ungewöhnliches, weil für eine Kampagne immer mehrere, manchmal gar bis zu zehn Konzepte erarbeitet werden. Allerdings verfügen grosse Agenturen dank gewichtiger Auftraggeber auch meist über Budgets, die Kleinunternehmer kaum auf bringen könnten.

ZWIEBELSCHALENPRINZIP EINER HOLZPUPPE

Erst kurz vor der entscheidenden Präsentation kam Stulz und Bobst die zündende Idee: Warum nicht das Zwiebelschalenprinzip der russischen Holzpuppe Babuschka übernehmen und mehrere Personen in einer einzigen verschachteln? Dennoch hatten die beiden Lampenfieber, als sie bei der Präsentation dem Kunden den geöffneten Kopf eines Kleinkinds präsentierten, der unter anderem ein Schaf in sich barg. Aber die Idee Babuschka fand beim Verlagsleiter der «SonntagsZeitung» Anklang. Stulz und Bobst loben ihn als mutigen Kunden. Der Mut hat sich gelohnt: Von der führenden Vereinigung der Werber, dem Art Directors Club (ADC), wurde Babuschka dieses Jahr mit Gold ausgezeichnet.

«ES FÜHLT SICH EINFACH GUT AN»

Ziel einer jeden Werbekampagne ist es, einen Typ von Konsumenten, genannt Zielgruppe, anzusprechen. Allerdings bezweifelt Bobst, dass man mit der Werbung einfach einen Hebel betätigen könne, der dann bestimm-

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te Bedürfnisse auslöse. «Die Realität sieht anders aus», sagt er. Es seien weniger soziale Merkmale, die eine bestimmte Konsumentengruppe vereinten, als eine gewisse Art, das Leben wahrzunehmen. Man versuche als Werber, einen Ton zu treffen, der einen Banker ebenso wie eine junge Mutter ansprechen könne. In einer Kampagne für die «NZZ», ergänzt Bobst, hätte der Rambo in Putin vielleicht eine Prise zu viel Humor bedeutet, müsste Babuschka dagegen den «Blick» bewerben, wäre der Abstraktionsgrad der Bilder zu hoch. Auf die Frage, wann ein Kreativer selbst merkt, dass seine Arbeit sitzt, hat Stulz eine prägnante Antwort. Es sei, wie wenn man den richtigen Partner gefunden habe: «Man kann nicht genau sagen wieso – aber es fühlt sich einfach gut an.»

TAKE AWAY

1 Werbung drückt in Wort und Bild die Einzigartigkeit einer Marke aus. 2 Ein Produkt sucht sich seine Zielgruppe, nicht umgekehrt. 3 Für grosse Firmen mit entsprechenden Budgets entwerfen Werber meist mehrere Konzepte, von denen die Mehrheit im Papierkorb landet. Im Rahmen kleiner Budgets muss ein KMU auf grössere Effizienz achten.


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«TATSACHE IST, DASS DIE LEUTE KEINE ANZEIGEN LESEN. SIE LESEN WAS SIE INTERESSIERT, UND MANCHMAL IST ES HALT EINE ANZEIGE.» Howard Luck Gossage (1917 – 1969) war ein einflussreicher US-Werbetexter und Buchautor. Sein werbekritisches Buch «Is There Any Hope For Advertising?» («Gibt es Hoffnung für die Werbung?») gilt als Klassiker.


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Werben für die Gesundheit Immer häufiger setzt der Staat auf die Präventionswirkung der Werbung, um seine Bürger für einen gesunden Lebensstil zu gewinnen. Kommt die Botschaft an? Zwei Werbeprofis äussern sich zu drei aktuellen Gesundheitskampagnen.

INTERVIEW MIT:

Philipp Skrabal (1969), Executive Creative Director der Werbeagentur Advico, Young & Rubicam in Zürich. Michael Waldvogel (1968), Geschäftsführer der Werbeagentur idfx in Wädenswil.


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«EIGENTLICH LOGISCH»: TV-SPOTS ZUR TABAKPRÄVENTION

Philipp Skrabal: Statt an Suchtbetroffene selbst richtet sich diese TabakPräventionskampagne für einmal an Nichtraucher; sie sollen für die Schaffung rauchfreier Räume sensibilisiert werden. Das ist ein durchaus cleverer Ansatz, von dem man im Spot leider nicht viel merkt. Stattdessen geben zurückgerichtete Gedanken wie «Zum Glück rauche ich nicht mehr – oder habe es nie getan» den Ton an. Das bringt meiner Meinung nach nicht viel – ausser vielleicht die Zustimmung derjenigen, die nicht mehr rauchen.

Michael Waldvogel: Diese Kampagne ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass eine gute Idee auch mit kleinem Budget realisierbar ist. Die TV-Spots greifen alltägliche Situationen auf, dadurch wirken sie authentisch und erreichen mich als Betrachter. Ihre Wirkung hätte man wahrscheinlich noch verstärken können, wenn die Protagonisten aus den Plakatkampagnen auch in die Rollen der Spot-Darsteller geschlüpft wären – eigentlich logisch!

Auftraggeber: Bundesamt für Gesundheit

Eigentlich logisch

Weniger Rauch, mehr Leben.

Werbeagenturen: CR Kommunikation (Bern), By Heart (Zürich) Gesamtbudget Kampagne: CHF 3 Mio. www.bravo.ch


Thema

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In Zusammenarbeit mit den Kantonen, den Versicherern und der FMH.

Just do it. FĂźr ein gesundes KĂśrpergewicht: www.gesundheitsfoerderung.ch

ÂŤFĂœR EIN GESUNDES KĂ–RPERGEWICHTÂť: PLAKATE ZUR RICHTIGEN ERNĂ„HRUNG

Philipp Skrabal:

Michael Waldvogel:

Das ist eine sehr plakative Kampagne mit klaren Bildern und Botschaften. Leider geht die Plakativität in diesem Fall auf Kosten der Attraktivität, sieht das Ganze doch eher fad aus. Ich frage mich auch, ob es ausreicht, Allgemeinwissen wie ÂŤNaschen kann auch gesund seinÂť zu wiederholen, wenn bei der Zielgruppe tatsächlich etwas bewirkt werden soll. Mich haben die Bildmanipulationen aus der Vorgängerkampagne – etwa das Sujet des Dreirads mit dem Ăźbergrossen Sattel fĂźr dicke Kinder – wesentlich mehr zum Nachdenken angeregt.

Das ist eine sehr schĂśne und frische Kampagne – optisch ist sie zweifellos ein Hingucker. Durch die Schlichtheit ihrer Motive verfĂźgt sie zudem Ăźber einen grossen Wiedererkennungswert. Dass ihre Botschaft den Betrachter erreicht, wage ich zu bezweifeln, weil die Kampagne eine gewisse Abstraktionsfähigkeit voraussetzt und damit eine eher anspruchsvolle Werbung darstellt. Die Zielgruppe mĂźsste direkter angesprochen werden.

Auftraggeber: GesundheitsfĂśrderung Schweiz Werbeagentur: Jung von Matt / Limmat (ZĂźrich) Gesamtbudget Kampagne: CHF 2,5 Mio. www.gesundheitsfoerderung.ch


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«CHECK YOUR LOVE LIFE»: TV-SPOTS ZUR BEKÄMPFUNG VON AIDS

Philipp Skrabal: Diese 7-Sekunden-Spots thematisieren das Problem des schnellen Urlaubabenteuers sehr treffend. Ich glaube zwar nicht, dass die Kampagne den Betrachter emotional wirklich bewegt – aber ein Mahnruf für den fälligen Einkauf beim Apotheker oder Drogisten ist sie allemal. Nicht zu vergessen, dass die Kurzfilme im Kontext einer hervorragend gemachten Internetseite stehen, deren Besuch sich überaus lohnt.

Michael Waldvogel: Das Positive vorweg: Dank ihrer kurzen Dauer belasten diese TV-Spots das Budget marginal. Auch gefällt mir, dass die Kampagne mit Alltagssituationen arbeitet, sie hält einem damit den Spiegel vor Augen. Meiner Meinung nach haben die Spots allerdings eine Prise zu viel Humor. Um der Ernsthaftigkeit des Themas gerecht zu werden, fehlt den Filmen die nötige Dramaturgie. Ich glaube nicht, dass die Zahl der HIV-Ansteckungen durch solche Kampagnen sinken wird. Dazu braucht es härtere Kost – leider!

Auftraggeber: Bundesamt für Gesundheit Werbeagentur: Euro RSCG (Zürich, Basel, Genf) Gesamtbudget Kampagne: CHF 2 Mio. www.lovelife.ch


Thema

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Ausgezeichnete Werbung Die kreativste und effizienteste Werbung aus der Schweiz 2006–2008, «Gold»

SCHWEIZER BERGSOMMER

Auftraggeber: Schweiz Tourismus Werbeagentur: Spillmann / Felser / Leo Burnett Während der Fussball-WM 2006 macht Schweiz Tourismus eine Kampagne, die auf die Zielgruppe Frauen fokussiert, und schafft es dadurch, die Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr um 6,3 Prozent zu steigern. Die kostengünstige Kampagne generierte einen Werbewert von mindestens 11 Millionen Franken und 730 Millionen Kontakte.

COOP-MARKENKAMPAGNE «FÜR MICH UND DICH»

Auftraggeber: Coop Werbeagentur: Krieg, Schlupp, Bürge / Springer & Jacoby

Für 9 Monate.

Für immer.

«Für mich und dich» wird rasch und nachhaltig erinnert, die Botschaft «Vielfalt» wird richtig verstanden, die Marke Coop ist auf Anhieb auf hohem Niveau sympathisch, der Coop-Umsatz wächst stärker als derjenige der direkten Konkurrentin Migros und es gelingt, die Marktanteilslücke zur Migros um fast die Hälfte zu schliessen.

LOVE LIFE, STOP AIDS – HIER SCHÜTZT MAN SICH JA AUCH.

www.lovelife.ch

Auftraggeber: Bundesamt für Gesundheit BAG Werbeagentur: Euro RSCG Zürich Die breit angelegte Kampagne 2006 mit dem Thema Selbstschutz erreichte hohe Beachtungswerte bei der sexuell aktiven Bevölkerung; das Ziel, die Bekanntheit der Safer-Sex-Regeln zu erhöhen, konnte bereits nach kürzester Zeit realisiert werden; die Kampagne schaffte überproportional hohe Sympathiewerte und erzielte eine überaus hohe und positive Medienresonanz – nicht zuletzt auch in der internationalen Presse.

Hier schützt man sich ja auch. 1. Eindringen immer mit Gummi. 2. Sperma und Blut nicht in den Mund.

Das Bundesamt für Gesundheit und die Aids-Hilfe Schweiz: Safer Sex ist der beste Schutz gegen HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten.

QUELLE: bsw leading swiss agencies. Der bsw ist der führende

Branchenverband der Werber in der Schweiz und vergibt alle zwei Jahre den EFFIE , der Werbung gemessen an der ermittlebaren Marktleistung und der kreativen Leistung prämiert.


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«ICH GLAUBE, EINE DER GRÖSSTEN GEFAHREN DER WERBUNG IST NICHT, DAS PUBLIKUM ZU TÄUSCHEN, SONDERN ES ZU TODE ZU LANGWEILEN.» Leo Burnett (1891 – 1971), US -amerikanischer Werber, hat unter anderem Tony, den Tiger von Kellogg’s erfunden. Er wurde vom «Time Magazine» in die Liste der 100 einflussreichsten Menschen des 20. Jahrhunderts aufgenommen.


Interview

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Angststörungen statt Burnout Die Wirtschaftskrise schlägt besonders jungen Arbeitnehmern aufs Gemüt. Betroffen seien vor allem Pflegepersonal und Mitarbeiter der Gastronomieund der Verkaufsbranche, sagt Natascha Manfré, Leiterin der Abteilung «Leistungen Taggeld» bei ÖKK. TEXT: Virginia Nolan

Frau Manfré, erkrankt ein durch ÖKK versicherter Arbeitnehmer, gelangt sein Antrag auf Krankentaggeld zu Ihnen. Stellen Sie eine Häufung dieser Forderungen aufgrund der Wirtschaftskrise fest? Seit Jahresbeginn 2009 haben sich die Anträge auf Krankentaggeld um fast 5 Prozent erhöht. Besonders auffällig ist, dass immer mehr Forderungen auf psychische Erkrankungen zurückgehen, die junge Menschen unter 30 Jahren betreffen – Schweizer gleichermassen wie Ausländer. Handelt es sich dabei um das viel diskutierte Burnout-Syndrom? «Burnout» ist ein sehr weitläufiger Begriff. Versteht man darunter Erkrankungen, die durch Überarbeitung entstehen, so hat die Krise darauf bislang kaum Einfluss. Zugenommen haben indes Angststörungen, deren Ursachen durchaus in der Krise liegen dürften: Mitarbeiter fürchten um ihre Stelle oder werden mit Lohneinbussen konfrontiert. Die schlechte Stimmung führt zu familiären Konflikten und zu Differenzen am Arbeitsplatz.


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Werden Angestellte in krisengebeutelten Branchen häufiger krank? Nein. Bei Bankangestellten beispielsweise stellen wir keine Häufung fest. Dagegen fallen Angestellte der Pflege-, der Gastronomie- und der Verkaufsbranche psychischen Erkrankungen häufiger zum Opfer als andere Arbeitnehmer. Die Gründe dafür sind vielfältig: In Spitälern zum Beispiel ist der Personalbestand oft zu tief. Die meisten – auch nicht psychisch bedingten – Krankheitsfälle kommen aus dem Gastronomiegewerbe, wo Mitarbeiter oft nur für kurze Zeit beschäftigt werden. Die Krise führt offensichtlich zu mehr Krankheitsfällen aller Art. Welchen Einfluss hat sie auf die Chance zur Reintegration erkrankter Mitarbeiter am Arbeitsplatz? Es wird zusehends schwieriger, Betroffene ins Berufsleben zurückzuführen. Man könnte annehmen, das liege am Unwillen der Betroffenen, doch das Problem sieht anders aus: Die Reintegration eines Angestellten kostet Geld, das derzeit viele Unternehmen nicht aufbringen können. Das führt dazu, dass Arbeitnehmer länger krank bleiben und die Summe der Schadenzahlungen steigt. Experten zufolge hat die Wirtschaftskrise die Talsohle erreicht. Wird sich damit auch die Zahl der Krankentaggeld-Bezüger verringern? Wir rechnen eher mit einem Anstieg der Forderungen gegen Ende Jahr. Dann werden viele Betriebe sehen, ob Massnahmen wie Kurzarbeit gefruchtet haben. Wenn nicht, kommt es zu weiteren Entlassungen – und damit zu mehr psychischen Beschwerden unter Arbeitnehmern. Was raten Sie Arbeitgebern, die mit längerfristigen krankheitsbedingten Absenzen konfrontiert werden? Wichtig ist, dass sie innert 30 Tagen mit uns in Kontakt treten. Unser Team engagiert sich dafür, dass Kosten gespart und die Chancen auf Reintegration des betroffenen Angestellten erhöht werden können. Es gibt Unternehmen, die sich erst ein halbes Jahr nach Erkrankung des Mitarbeiters bei uns melden – leider vermindert dies die Chance auf eine befriedigende Lösung.

TAKE AWAY

1 Mitarbeiter sind in der Wirtschaftskrise häufiger krank. Besonders auffällig ist dabei die steigende Anzahl psychisch Erkrankter, die jünger als 30 Jahre sind. 2 Wird ein Mitarbeiter längere Zeit krankgeschrieben, soll sich der Arbeitgeber umgehend mit ÖKK in Verbindung setzen. Dies erhöht die Chance auf Kosteneinsparungen und eine gelungene Rückführung des Betroffenen in die Firma. 3 Ein gutes Betriebsklima senkt die Zahl der Erkrankungen.

Unfallversicherung: ERHÖHUNG DES UMLAGEBEITRAGS LÄSST PRÄMIEN STEIGEN

Die Unfallversicherung (UVG) ist verpflichtet, auf Invaliden-, Witwen- und Waisenrenten gesetzlich vorgeschriebene Teuerungszulagen auszurichten, die in der Regel durch Zinsüberschüsse finanziert werden. Reichen diese nicht aus, müssen Zuschläge auf Prämien, so genannte Umlagebeiträge, erhoben werden. Dies war erstmals per 1. Januar 2007 der Fall. Die anhaltend tiefen Zinssätze haben bei den Unfallversicherern zu niedrigeren Zinseinkünften geführt. Weiter hat die Zahl der UVG-Rentenbezüger zugenommen und die Ausgaben für Teuerungszulagen auf bestehende Renten sind gestiegen. Deshalb werden die Unfallversicherer ab dem 1. Januar 2010 in der Berufsunfall- und in der Nichtberufsunfall-Versicherung den Umlagebeitrag von 3 auf 9 Prozent erhöhen. Diese Umlagebeiträge werden von den Unfallversicherern einem Fonds zugewiesen. Gemäss dem Fonds zur Sicherung künftiger Renten hätte ein Verzicht auf Erhöhung des Umlagebeitrags die höhere Belastung künftiger Prämienzahler zur Folge.



Fallstudie

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Gold für Gesunde Das St. Galler Industrieunternehmen Jansen beschäftigt 750 Mitarbeiter. Die Hälfte davon fehlen während eines Jahres an keinem einzigen Arbeitstag. Wie kommt’s dazu? TEXT: Virginia Nolan __ FOTO: Gian Marco Castelberg

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Fallstudie

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> Was einst nur internationale Grosskonzerne betraf, hat mittlerweile für alle Unternehmen Gültigkeit: Kosteneffizienz, Flexibilität und Schnelligkeit sind zum obersten Gebot in jedem Wirtschaftszweig geworden. Die Anforderungen an Unternehmen sind gewachsen, und auch bei der Belegschaft wird die Messlatte höhergelegt. Ein guter Arbeitnehmer ist anpassungsfähig, dynamisch und vielseitig einsetzbar. Diesem Leistungsdruck hält nicht jeder stand: Man klinkt sich aus, macht blau oder wird wirklich krank. Der raue Wind der globalen Wirtschaft hat auch vor der Firma Jansen im sankt-gallischen Oberriet nicht Halt gemacht: Im Frühling hatte der Stahlröhren- und Kunststoffproduzent Kurzarbeit angeordnet, weil der Welthandel lahmte. Als krisenresistent erwies sich indes

Zum Unternehmen: Das Familienunternehmen Jansen wurde 1923 in Oberriet gegründet und beschäftigt 750 Mitarbeitende. An den Produktionsstandorten Oberriet (CH) und Dingelstädt (D) werden jährlich 80’000 Tonnen Stahl und Kunststoff verarbeitet. Die Jansen AG ist seit 2004 Unternehmenskunde von ÖKK.

die Einsatzbereitschaft der 750 Mitarbeiter, welche die Firma im Branchenvergleich einzigartig macht. Während in vergleichbaren Industriezweigen die jährliche Ausfallquote landesweit 4 bis 5 Prozent beträgt, wird bei Jansen die Zahl der Absenzen immer kleiner. Ende 2009 wird sie voraussichtlich unter 3 Prozent fallen. Geht man beim Rheintaler Familienunternehmen lieber zur Arbeit? Vielleicht. Eindeutig belegen lassen sich

allerdings die Bemühungen des Unternehmens, seine Mitarbeiter für ihre Gesundheit zu sensibilisieren und zu belohnen.

RISIKO FREIZEIT

Angestellte der Firma Jansen, die während des Jahres nie gefehlt haben – in der Regel ist das die halbe Belegschaft –, werden zu Weihnachten mit einem Goldvreneli beschenkt. Das Goldvreneli, sagt Personalleiter und Vizedirektor Albert Koller, sei neben dem Dank auch zu einer Auszeichnung für korrekte Unfallverhütung geworden. Denn mehr als etwa grippebedingte Absenzen belasten das Unternehmen Unfälle während der Freizeit der Mitarbeitenden: Gegenüber den Berufsunfällen hat ihre Zahl in den letzten Jahren zugenommen. Während der Arbeitsplatz immer sicherer wird, birgt die Freizeit zusehends grössere Risiken. «Was bringt es», fragt Albert Koller, «wenn ein Arbeiter bei uns Sicherheitsschuhe trägt, zu Hause aber die Baumsäge in Flipflops bedient?»

AUFKLÄRUNG, DIE SICH AUSZAHLT

Deshalb hat die Firma Jansen die ständige Arbeitsgruppe «Gesundheit und Sicherheit» eingerichtet, um an Sportanlässen, Frühstückstreffen und in Workshops die Angestellten zu ermuntern, verantwortliches Handeln vom Berufs- ins Privatleben zu übertragen. Den Kostenaufwand für diese Veranstaltungen beziffert Koller auf einige Tausend Franken im Jahr. Er versteht sie als Investition. Bei einer gelungenen Investition übersteigt der Nutzen die Kosten: Von 2004 bis 2008 hat die Ausfallquote bei Jansen um etwas mehr als 1 Prozent abgenommen – das entspricht, in direkten Lohnkosten ausgedrückt, einer Einsparung von 600’000 Franken. Zur Prävention


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von Ausfällen gehört auch, die Mitarbeiter bei Laune zu halten. Dafür ruft die genannte Arbeitsgruppe Projekte ins Leben, die sich der Gestaltung der Aufenthaltsräume widmen oder die Sozialkompetenz der Führungskräfte stärken sollen.

Präventionsgesetz: Mit dem geplanten Präventionsgesetz will der Bundesrat die Vorbeugung und Früherkennung von nicht übertragbaren und psychischen Krankheiten auf eine gesetzliche Grundlage stellen. Ein neu gegründetes Schweizerisches Institut für Prävention und Gesundheitsförderung soll – anstelle der Kantone und einzelner Organisationen – landesweit Projekte koordinieren. Die Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte der Schweiz sowie die Konferenz der Gesundheitsdirektoren befürworten das Gesetz, weil damit Doppelspurigkeiten vermieden und die Gesundheitskosten gesenkt werden könnten. Sie warnen aber vor einem Interessenkonflikt, wenn das Präventionsinstitut sich gleichzeitig um die Verwaltung und Verteilung der Gelder kümmert. Die Botschaft des Bundesrates zum geplanten Präventionsgesetz wird im Herbst erwartet.

temporäre Reduktion des Pensums oder ein Funktionswechsel für eine gelungene Rückführung. Fälle, bei welchen die Reintegration scheitert, gibt es einen bis zwei pro Jahr. Eine intensive Mitarbeiterbetreuung führt zweifellos zu weniger Absenzen. Bleibt die Frage, ob all die betriebliche Zuwendung nicht auch als Kontrolle empfunden wird und ob Geschenke für ganzjährig gesunde Mitarbeiter nicht dazu verführen, krank am Arbeitsplatz zu erscheinen. Koller gibt zu: Es gebe Angestellte, die statt des Betts, wo sie hingehörten, den Arbeitsplatz aufsuchen würden, um sich das Goldvreneli zu sichern. Es sei Sache des Vorgesetzten, diese Leute nach Hause zu schicken. Andererseits wäre es geheuchelt, einem Angestellten zu sagen: «Uns ist es egal, ob du da bist oder nicht.» Es stimme nicht, dass das Privatleben eines Angestellten die Firma nicht tangiere: «Wenn jemand unverantwortlich handelt und darum ausfällt, tragen Arbeitgeber und Kollegen die Kosten.» Positiv formuliert gehe es darum, den Mitarbeitern ihren Stellenwert in der Firma aufzuzeigen, sagt Koller.

TAKE AWAY REINTEGRATION DURCH ARBEITGEBER UND ÖKK

Fünf bis zehn Mitarbeitende pro Jahr sind es, die wegen Krankheit oder Unfall über längere Zeit fehlen. Gemeinsam mit ÖKK, bei der die Mitarbeiter von Jansen versichert sind, sucht das Unternehmen nach Möglichkeiten zur Reintegration der Betroffenen ins Arbeitsleben. Oftmals genügt eine Umstellung des Arbeitsplatzes, die

1 Zufriedene und gesunde Mitarbeiter sind effizienter und öfter präsent. 2 Nichtberufsunfälle sind eine Herausforderung für Unternehmen: Ihre Zahl ist gegenüber den Berufs unfällen in den letzten Jahren markant angestiegen. 3 Durch Informationsveranstaltungen können Mitarbeiter ermuntert werden, auch im Privatleben verantwortungsvoll mit der eigenen Gesundheit umzugehen.


Wussten Sie, dass …

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Nützen versteckte Werbebotschaften? Können unsichtbare Botschaften in einem Film unser Unterbewusstsein manipulieren? Das zumindest schien der Werber James Vicary 1957 in seinem berühmtberüchtigten Experiment bewiesen zu haben. Es war aber eine Fälschung. TEXT: Fadrina Arpagaus

Seien wir ehrlich: Wir alle hatten schon einmal Angst davor, beim abendlichen Fernsehen von unsichtbaren Botschaften manipuliert zu werden. Plötzlich würden wir masslos Schokolade essen oder Coca-Cola trinken … Verursacher dieser Angst ist der amerikanische Werbestratege und Marktforscher James Vicary. 1957 präsentierte er bei einer Pressekonferenz in New York Journalisten einen unspektakulären Film über Fische. Der Clou blieb unsichtbar: Während der Vorführung warf ein Spezialprojektor alle fünf Sekunden die Botschaften «Trink Coca-Cola!» oder «Iss Popcorn!» auf die Leinwand, insgesamt 169 Mal. Allerdings flammten die Befehle nur 1/3000 -Sekunde lang auf – zu kurz, um von den Zuschauern bewusst wahrgenommen zu werden. Deutlich wahrnehmbar war laut Vicary aber die Steigerung des Umsatzes in einem Kino in New Jersey, in dem der Film während sechs Wochen gezeigt worden war. Seinen Angaben zufolge stieg das Verlangen nach CocaCola an der Kinokasse um 18,1 Prozent, das nach Popcorn gar um 57,5 Prozent.

UNTERSCHWELLIGE BEEINFLUSSUNG?

Der Schrecken in der Öffentlichkeit war gross: Dass uns unsichtbare Botschaften unterbewusst in Bestien verwandeln oder zu wilden Sexmonstern umpolen könnten, schien auf einmal keine düstere Zukunftsvision mehr. Doch hatte Vicarys Experiment einen Haken: Wissenschaftliche Folgestudien konnten seine Ergebnisse nicht bestätigen. Auch wer später bei seinen Präsentationen

darauf wartete, als Popcorn-Süchtiger aus dem Kino entlassen zu werden, wurde enttäuscht. Bei einer Vorführung vor Politikern in Washington bemerkte ein anwesender Senator hämisch, dass er unbändige Lust auf einen Hot Dog verspüre, nicht aber auf Popcorn. 1962 flog alles auf: Vicary gab in einem Interview zu, das Experiment nie in dieser Form durchgeführt zu haben. Die Studie war nichts als ein Marketing-Gag für seine neu gegründete Werbeagentur gewesen. Mit zweifelhaftem Erfolg: Die Idee, dass mit bewusst unterschwelligen Botschaften unser Bewusstsein beeinflusst werden kann, hält sich bis heute hartnäckig.

EIN FALSCHER MYTHOS

Auch neuere Studien zeigen, dass Werbebotschaften, die unter der Bewusstseinsschwelle liegen, unser Verhalten weder beeinflussen noch manipulieren können. Es sei unmöglich, ganze Werbebotschaften unbemerkt in Köpfe einzuschleusen, meint etwa die Psychologin Andrea Kiesel von der Universität Würzburg. Nach dem Skandal um sein «Experiment» verschwand James Vicary übrigens spurlos von der Bildfläche. Ein letztes Revival erlebte seine Hypothese im US-Wahlkampf 2000: Wahlhelfer von Al Gore hatten in einem Fernsehspot für George W. Bush das Wort RATS (Ratten) entdeckt, das im Zusammenhang mit den Demokraten eingeblendet wurde. So fand Vicarys Experiment späte Nachahmer – auch wenn es nie stattgefunden hatte.


Für Sie gelesen

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Mehr Sein dank Schein Im «erfolgreichsten Buch der Welt» beschreibt der verstorbene Werbeguru Paul Arden, worauf es in der Werbung ankommt. TEXT: Christoph Kohler

Was nicht Platz hat in einem einprägsamen Slogan, landet bei Werbern normalerweise im Müll. Ein Buch über Werbung ist also ein Widerspruch in sich. Immerhin bemüht sich das Kultbuch des 2006 verstorbenen Werbegurus Paul Arden um Kurzweiligkeit. Es ist ein kleines Buch mit grosser Klappe. Und was steht drin? Dass wir vieles schaffen können, wenn wir unserem Glauben nur eine passende Hülle verpassen: «Es kommt nicht darauf an, wer du bist, sondern wer du sein willst», lautet der Titel des «erfolgreichsten Buchs der Welt von Paul Arden». Der Untertitel ist natürlich Quatsch, weil das erfolgreichste Buch der Welt mit einer Auflage von 20 Millionen Büchern pro Jahr die Bibel ist. Doch ist die Bibel nicht von Paul Arden. Also hat er doch recht. Vor allem aber hat er eines: Aufmerksamkeit. Und darum geht es schliesslich in erster Linie bei Werbung: um positive Aufmerksamkeit. Doch wie weit sollen wir dabei gehen? Dürfen wir lügen? Ardens Beispiel: «Wenn ein Pferd über einen Graben springen kann, lass es über den Grand Canyon springen […]. Solange ein Fünkchen Wahrheit in deiner Idee steckt, kannst du sie bis ins Unendliche übersteigern.» Gute Werbung lügt also nicht, sie übertreibt nur. Bei so viel Werbung noch ein wenig Wahrheit: ÖKK ist bei Weitem die beste Versicherung der Welt! Paul Arden. Es kommt nicht darauf an, wer Du bist, sondern wer Du sein willst. Das erfolgreichste Buch der Welt von Paul Arden. Phaidon Verlag. 128 Seiten. CHF 14.90.


Nachgefragt

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Arbeit und Alter(n) Der Anteil älterer Mitarbeiter steigt aufgrund der demographischen Entwicklung laufend an. Ralph Steinmann von Gesundheitsförderung Schweiz äussert sich im Interview zu den Herausforderungen, die damit für Unternehmen verbunden sind. INTERVIEW: Bernhard Widmer

Aufgrund der demographischen Entwicklung wird das Rentenalter früher oder später erhöht werden müssen. Gibt es Zahlen darüber, wie viel Prozent der heute 65-Jährigen gesundheitlich noch gut in der Lage wären, ein paar Jahre länger zu arbeiten? Solche Zahlen sind mir nicht bekannt. Ein indirekter Indikator dafür sind aber die Zahlen der Schweizerischen Gesunheitsbefragung 2007: Von den 65- bis 74-Jährigen nehmen rund 80 Prozent der Männer und 75 Prozent der Frauen ihren Gesundheitszustand als gut bis sehr gut wahr. Von den älteren Erwerbstätigen, also von den 55- bis 64-Jährigen, fühlen sich 88 Prozent bei guter oder sehr guter Gesundheit. Daraus lässt sich schliessen, dass viele der heute 65-Jährigen von ihrer Gesundheit her durchaus noch arbeiten könnten. Vor 50 Jahren wäre dies noch nicht möglich gewesen. Doch in den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Alterungsprozess deutlich verlangsamt. Ältere Arbeitnehmende verfügen naturgemäss über mehr Erfahrung als jüngere. Gibt es noch andere Bereiche, in denen die Älteren den Jüngeren überlegen sind? Ja, auf jeden Fall! Der Alterungsprozess ist als Entwicklungsund Reifeprozess zu verstehen, er ist viel mehr ein Umbauals ein Abbauprozess. So nehmen mit dem Alter die für jeden Betrieb zentralen Sozialkompetenzen zu. Führen, Verhandeln, Vermitteln, Coachen – das sind alles Fähigkeiten, über die ältere Mitarbeitende in einem höheren Ausmass verfügen als jüngere. Ausserdem besitzen ältere Arbeitnehmende oft ein höheres Qualitätsbewusstsein und können besser vernetzt denken und selbständig arbeiten.

Unter welchen arbeitsbedingten Gesundheitsproblemen leiden ältere Arbeitnehmende besonders häufig? Ältere Mitarbeitende sind generell nicht weniger leistungsfähig als jüngere, wobei man allerdings zwischen physischen und psychischen Belastungen unterscheiden muss. Viele arbeitsbedingte Gesundheitsprobleme sind in erster Linie auf physische Belastungen zurückzuführen. Viele der 55bis 64-Jährigen klagen über Rücken- oder Kreuzschmerzen sowie über Gelenk- oder Gliederschmerzen. Das gilt für alle Berufsgruppen, aber natürlich besonders stark für jene, in denen körperlich anstrengende Arbeit gefordert ist, wie auf

Dr. phil. Ralph Marc Steinmann ist Senior Manager bei Gesundheitsförderung Schweiz und mitverantwortlich für den Aufbau des Programms «Aktives Altern im Betrieb». Gesundheitsförderung Schweiz ist eine nationale Stiftung mit dem gesetzlichen Auftrag, Aktivitäten für die Gesundheit aller Menschen in der Schweiz anzustossen, zu fördern und durchzuführen. Dabei vereint sie Vertreter von Bund und Kantonen, Versicherern, der Suva, der Ärzteschaft, der Wissenschaft, der auf dem Gebiet der Krankheitsverhütung tätigen Fachverbände und weiterer Organisationen: www.gesundheitsfoerderung.ch

dem Bau, in der Landwirtschaft oder im Gastgewerbe. Wie auch die IV-Statistik zeigt, sind jedoch vor allem psychische Gesundheitsprobleme im Vormarsch, von denen ältere Arbeitnehmer stärker betroffen sind als jüngere. Besonders häufi g sind Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Sie treten


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Altersmanagement-Tool für KMU Um den Herausforderungen des demographischen Wandels (Stichwort «Alterung der Gesellschaft») rechtzeitig begegnen zu können, müssen sich Unternehmen mit der Altersstruktur ihrer Belegschaft auseinandersetzen. Zu diesem Zweck hat die Firma fairness at work unter anderem mit Unterstützung von Gesundheitsförderung Schweiz das auf KMU zugeschnittene OnlineAnalysetool «demografix» entwickelt. Unternehmen können eine einfache Altersstrukturanalyse durchführen, die mögliche Problemsituationen in ihrem Unternehmen beschreibt und entsprechende Handlungshinweise gibt. Unter www.demografix.ch steht die Testversion zur Verfügung. Während der Testphase wird das Tool von verschiedenen Stellen geprüft. Die definitive Version wird voraussichtlich Mitte Oktober 2009 zur Verfügung stehen.

vor allem dann auf, wenn zu körperlich stark belastenden Tätigkeiten noch ein hoher Zeitdruck und/oder Schichtarbeit hinzukommen. Welche Arbeitsbedingungen sind der Gesundheit von älteren Arbeitnehmenden und damit auch ihrer Leistungsfähigkeit besonders zuträglich? Grundsätzlich gilt: Was für die Gesundheit von Älteren zuträglich ist, ist es auch für die Gesundheit von Jüngeren. Zu den wichtigsten Faktoren gehört die Arbeitsplatzsicherheit. Arbeitslosigkeit ist verheerend für die Gesundheit, und auch

die Gefährdung des Arbeitsplatzes ist für die Gesundheit der betroffenen Mitarbeiter ein erheblicher Risikofaktor. Für das Wohlbefi nden und die Gesundheit von älteren Arbeitnehmenden speziell von Bedeutung ist die Führung, d.h. das Verhalten von Vorgesetzten. Studien haben gezeigt, dass die Führung der wichtigste Grund dafür ist, ob und wie lange ältere Arbeitskräfte im Erwerbsleben verbleiben oder sich – sofern möglich – frühpensionieren lassen. Alterssensible Vorgesetzte anerkennen und schätzen die Stärken und Kompetenzen von älteren Mitarbeitenden und wissen sie optimal einzusetzen. Sie geben ihnen zu spüren, dass sie auch in Zukunft – und eventuell sogar über das offizielle Pensionierungsalter hinaus – gebraucht werden. Aus diesem Grund fördern sie auch deren Weiterbildung. Welche Arbeitszeitmodelle sind für ältere Menschen besonders geeignet? Für die Gesundheit von älteren Arbeitnehmenden von grosser Bedeutung ist, dass sie genügend Erholungszeit haben. Ältere brauchen nicht nur häufi gere, sondern auch längere Pausen, um sich zu regenerieren. Überlange Arbeitszeiten beeinträchtigen ihre Gesundheit besonders stark. Vor diesem Hintergrund ideal wäre die Möglichkeit der Altersteilzeit. Um die damit verbundenen fi nanziellen Einbussen zu kompensieren, müsste allerdings über das gesetzliche Rentenalter hinaus gearbeitet werden können. Wünschenswert wäre deshalb ein fl exibles Arbeitszeitmodell, das einen etappenweisen Rücktritt mit individuell abnehmendem Pensum über fünf bis zehn Jahre hinweg und über das heutige Pensionierungsalter hinaus ermöglichte.


Gesund am Arbeitsplatz

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Auf die Haltung kommt es an - auch bei den Mitarbeitern des Spiraldynamik Med Centers in ZĂźrich.


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Sich gegenseitig den Rücken stärken Im Spiraldynamik Med Center lernen nicht nur Patienten, sich gesund zu bewegen, sondern auch Mitarbeitende. Dafür hat die Firma den «Zürcher Preis 2008 für Gesundheitsförderung im Betrieb» gewonnen. TEXT: Fadrina Arpagaus __ FOTO: Daniel Winkler

«Bea, du machst ein Buggeli!», ruft’s ins Büro, und schon huscht die Physiotherapeutin hinein und rückt mit ein paar geübten Handgriffen Bea Mieschers Rücken gerade. Eine Kurzmassage während der Arbeitszeit. «Für diesen Service muss ich mir auch mal einen Rüffel gefallen lassen», lacht Miescher, Kursleiterin und Kommunikationsverantwortliche am Spiraldynamik Med Center in der Zürcher Privatklinik Bethanien. Selbst Ärzten kann es passieren, dass eine Therapeutin vor dem Kaffeeautomaten sie zu einer besseren Körperhaltung mahnt. Die Erarbeitung von «intelligenten Bewegungsmustern» mit Patienten ist neben der nichtoperativen therapeutischen Orthopädie das Kerngeschäft des 28-köpfigen Spiraldynamik-Teams. Und hier wird gelebt, was gepredigt wird.

EINE GEBRAUCHSANWEISUNG FÜR DEN KÖRPER

Die Spiraldynamik ist ein Bewegungskonzept, das auf anatomischen Spiralformen auf baut. In der Natur gibt’s Spiralen schliesslich nicht, weil sie schön aussehen, sondern weil sie belastbar, flexibel und Platz sparend sind. Einer kleinen Schnecke etwa bietet das spiralförmige Schneckenhaus einen erstaunlich robusten Schutz. Ebenso lässt sich der menschliche Körper mit bestimmten Rotationen wie eine stabile, wendige Spirale bewegen. Aus dieser Grundidee hat der Mediziner Christian Larsen zusammen mit seinem Team eine Gebrauchsanweisung für den Körper entwickelt, die bleibenden Haltungsschäden nicht nur vorbeugt, sondern diese auch langfristig korrigiert. Dank spiraldynamischer Therapien können ein Hohlkreuz, chronische Rückenschmerzen oder Bandscheibenprobleme auch dann verschwinden, wenn nicht spiraldynamischorientierte Orthopäden eine Operation für unumgänglich halten. Allein im letzten Jahr konnte das Spiraldynamik Med Center bei 179 Patienten eine fest geplante Operation verhindern.


Gesund am Arbeitsplatz

ÖKK Dossier

> FÜR RECHTSHÄNDER: TELEFON LINKS! Von der spiraldynamischen Praxis profitieren auch die Mitarbeitenden des Unternehmens. In Kursen und Therapiesitzungen lernen sie gratis, die eigenen Bewegungsmuster zu überprüfen und zu verbessern. Ein Beispiel: Wenn eine Rechtshänderin ihr Telefon links statt rechts neben sich stellt, dreht sich automatisch ihr oberer Brustwirbel, wenn sie zum Hörer greift. «Die Brustwirbelsäule ist äusserst drehfreudig. Jede zusätzliche Rotationsbewegung ist Balsam für den Körper», erklärt Miescher. So lässt sich späteren Bandscheibenproblemen vorbeugen. Auch beim Händeschütteln, beim Anschnallen im Auto und beim Sitzen vor dem Computer fehlt oft nur das Wissen um gesunde Bewegungsmuster. Um das Erlernte im Arbeitsalltag zu festigen, haben die Mitarbeitenden so genannte Tandems gebildet: Man beobachtet und hilft sich gegenseitig. Wer Bea Miescher an den krummen Rücken erinnert, erhält im Gegenzug Hilfestunden im Verfassen von spritzigen Texten. Es ist ein Geben und Nehmen, Lehren und Lernen, das ohne Hierarchien funktioniert. Dafür hat das Unternehmen den «Zürcher Preis 2008 für Gesundheitsförderung im Betrieb» erhalten.

Zürcher Preis für Gesundheitsförderung im Betrieb Der nächste «Zürcher Preis für Gesundheitsförderung im Betrieb» wird im März 2010 verliehen. > www.gesundheitsfoerderung-zh.ch Das Spiraldynamik Med Center bietet unter dem Label «Ergodynamik» für Betriebe In-house-Trainings und Coaching on the Job mit computergestützten Bewegungsanalysen an. > T 0878 886 888, www.spiraldynamik.com Betriebe, die sich allgemein für gesundheitsfördernde Massnahmen interessieren, können sich beim Beratungszentrum für Betriebliches Gesundheitsmanagement BGM in Zürich informieren. > T 044 632 94 25, www.bgm-zh.ch

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Die genaue Zahl

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Euro würden die im Frühjahr 2009 entlassenen Mitarbeiter der französischen Textilfirma Carreman im Monat verdienen, wenn sie auf das Angebot ihres Konzerns einsteigen würden. Die Firma aus dem südwestfranzösischen Castres schlug den Entlassenen vor, für monatlich 69 Euro brutto in einem Carreman-Werk in Indien zu arbeiten. Die Arbeitnehmer und Gewerkschaften reagierten mit Empörung, doch das Angebot des Konzerns ist nicht widerrechtlich: Firmenchef François Morel gab zu Kommentar, er habe sich mit seinem Vorschlag lediglich an den Sozialplan gehalten. In der Tat ist es in Frankreich vorgeschrieben, entlassenen Arbeitnehmern schriftlich eine Neuanstellung im selben Unternehmen anzubieten, wenn dieses Niederlassungen im Ausland hat, selbst wenn diese zum Beispiel in Indien liegen. So absurd können Gesetze sein – oder ausgelegt werden.

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Rund Touristen erkranken jährlich auf Reisen nach Jerusalem am so genannten Jerusalem-Syndrom. Psychologen bezeichnen damit eine wenig erforschte Störung, die Reisende kurz nach der Ankunft in der Heiligen Stadt befällt. Sie werden von einer panischen Angst ergriffen oder leiden unter unerklärlicher Nervosität, haben Erscheinungen oder halten sich für Gott. Das zeigt eine Studie des Jerusalemer Krankenhauses Kfar Shaul. Doch auch in anderen Städten zeigen Reisende kurz nach ihrer Ankunft oft psychotisches Verhalten: Sie fühlen sich verfolgt, vergiftet oder gar hypnotisiert. Fachleute wie der Psychologe Jens Clausen vermuten, dass auch seelisch gesunde Menschen auf Reisen in die Fremde vorübergehend die innere Balance verlieren, wenn sie plötzlich ihre Entwurzelung und Schutzlosigkeit spüren. Gerade wenn eine Reise mit religiöser Erlösung und Erfüllung verbunden wird, sind psychotische Zustände keine Seltenheit. Die gute Nachricht: Nach drei Tagen fühlten sich alle Reisenden wieder komplett gesund. > http://miami.uni-muenster.de


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300’000’000’000

US-Dollar fliessen pro Jahr via Geldtransfer um den Globus – und zwar in bar. Das ist dreimal so viel Geld, wie weltweit jährlich für Entwicklungshilfe ausgegeben wird. Bargeldüberweisungen mit Western Union, MoneyGram oder Coinstar Money Transfer sind für Emigranten noch immer der schnellste und zuverlässigste Weg, Geld nach Hause zu schicken. Denn nach Schätzungen von Claus Jousten, dem Chef der deutschen Niederlassung von Western Union, besitzen mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung gar kein Bankkonto. Obwohl oft nur Minibeträge vom einen Ende der Welt zum anderen transferiert werden, sind Überweisungen aus dem Ausland gerade für die Volkswirtschaften von Drittweltländern nicht unbedeutend: In Staaten wie Tadschikistan, Moldau oder Tonga machen die eintreffenden Beträge rund einen Drittel des Bruttosozialprodukts aus. 2006 sind nach Simbabwe rund 361 Millionen Dollar, nach Kuba 983 Millionen und nach Nordkorea sogar 1,8 Milliarden Dollar via Transfers geflossen. > www.westernunion.com

1 Millimeter

pro Monat sinkt die chinesische Handelsmetropole Shanghai ab. Auch Lissabon, Bangkok, Athen und Jakarta bewegen sich langsam dem Meer entgegen. Im Rahmen des internationalen Forschungsprojekts Terrafirma wurden zahlreiche Metropolen mit einem Radarsatelliten-Höhen vermessen. Schuld am Bodenverlust ist vielerorts die unkontrollierte Förderung von Grundwasser. Die Wasserentnahme lässt den Untergrund langsam absacken und führt dazu, dass die Tonschichten austrocknen. Die Last schwerer Gebäude, besonders von Wolkenkratzern, beschleunigt zusätzlich den Untergang. Besonders schlimm steht es um die indonesische Hafenstadt Semarang: 15 Zentimeter pro Jahr sinkt dort der Boden ab, und schon jetzt fliesst bei Flut Wasser durch die Strassen. Die Einwohner von Semarang helfen sich dann, indem sie Ziegelsteine auf die Strassen legen, um noch trockenen Fusses an ihr Ziel zu kommen. > www.terrafirma.eu.com


Unternehmenskunde

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Wie wird man zum Hotel des Jahres? Mit einem perfekten Mix aus Frische und Tradition, wie er im Grand Hotel Kronenhof zelebriert wird. TEXT: Christoph Kohler __ FOTO: Stöh Grünig

Leben zwischen den Sternen 130 Gäste wollen verwöhnt, 80 Angestellte geführt, Dutzende Firmen beauftragt werden. Für sich selbst findet Hoteldirektor Heinz E. Hunkeler nur frühmorgens Zeit. Dann schwingt er sich aufs Mountainbike, stärkt sich an einem Brunnen mit Quellwasser und radelt hinauf ins Val Roseg. Das Einzige, was er dann zwischen den Lärchen- und Arvenbäumen hört, ist das Knirschen der Kieselsteine unter seinen Reifen. Ringsherum leuchtet das Morgenrot, eine Gams springt davon und ständig grüsst ein Murmeltier. Als Hunkeler eine knappe Stunde später frisch geduscht und pomadisiert den Frühstückssaal des Grand Hotel Kronenhof betritt, ist für ihn die Ruhe vorbei. Ein «Guten Morgen» hier, ein Wandertipp dort, ein Birchermüsli auf die Schnelle, Telefon: Ein Herr von der Swisscom wartet in der Lobby. Dazwischen besorgt Hunkeler den Zimmerservice für einen besonders heiklen Gast.

VOM BADEMEISTER ZUM HOTELDIREKTOR

An der Selbstverständlichkeit seiner Gesten merkt man: Hunkeler kennt die Welt der Luxushotellerie. Aufgewachsen ist er im Kulm Hotel St. Moritz. Dort waren seine Eltern Hoteldirektoren, dort lernte er schon als Bademeister, dass es fürs Reichen eines Badetuchs, für einen Extraschritt auch einen Extrabatzen gibt, dass Luxus – kurz gesagt – nichts anderes ist als die Extraschritte anderer. Oder Extraschichten: Einmal musste er an einem Nachmittag 200 Wolfsbarsche schuppen und ausnehmen. Später vertiefte er sich im New Yorker The Pierre in die Kunst des Zimmerservice, nahm sich im Pariser Hôtel George V der Reinlichkeit des Hauses an, bis er im Münchener Kempinski ins Hotelmanagement aufstieg. Wo anders hätte Hunkeler also seine Frau kennenlernen können als in einem Hotel? In einer Hotelfachschule! Oder genauer: in der berühmten Ecole hôtelière

de Lausanne. Dort fand der Bündner den Anker, den er gerade in dieser flüchtigen Welt des Ein- und Auscheckens brauchte: seine Jenny. 2006 heirateten die beiden, traditionell katholisch und doch unkonventionell auf einer Lichtung im Taiswald, was einer Sondererlaubnis des Bischofs von Chur bedurfte. Heute ist Jenny Hunkeler für die Sauberkeit, die Dekoration und den Hotelkindergarten verantwortlich sowie für die Hauptattraktion des Hauses: das 2000 Quadratmeter grosse Spa, in dem Hotelgäste seit Ende 2007 ihre Seele auf Reise schicken.

DER LUXUS DER ANDEREN

Verstärkung erhält das junge Direktionspaar vom 39-jährigen Küchenchef Bernd Schützelhofer, der gemäss Gastroführer GaultMillau «locker für 16 Punkte kocht» (von 20 Punkten, die Gott allein vorbehalten sind). Tatsächlich vollbringt der Österreicher mit seiner Equipe Beachtliches. Das Menü, das an diesem Abend für Gäste mit Halbpension serviert wird, ist so sorgfältig zubereitet, dass es den Vergleich mit dem À-la-carte-Angebot eines Spitzenrestaurants nicht scheuen braucht. Schützelhofer bringt die Hotelphilosophie auf den Teller: Tradition, neu interpretiert. Oder in den Worten der Speisekarte: «Sülze aus Kalbstafelspitz und Gemüse als Mille-Feuille, serviert mit Topinambur-Lauch-Salat an Vinaigrette aus Pommes Violettes und Gartenkräutern». Hunkelers leben im Luxus, vor allem aber leben sie für den Luxus der anderen, der Gäste. Haben sie selbst mal frei, dann freuen sie sich aufs Einkaufen in einem Supermarkt oder aufs Anrühren einer Spaghettisauce, auf ein Leben weit unterhalb der Sterne. > www.kronenhof.com Das Grand Hotel Kronenhof ist Unternehmenskunde von ÖKK.


Alltag im 5-Sterne-Hotel und Spaghettikochen in der Freizeit – die Hunkelers.


präsentiert

"Wunderbar - es ist ja so!" ist ein wortreicher, magischer Abend, der sein Publikum in kalten Zeiten mit einem warmen Herzen entlässt. Denn Ingo hat eine Botschaft: „Lachen ohne Reue“.

19.10.09 20.10.09 24.10.09 27./28.10.09 3./4.11.09

Comedy-Festival Züri lacht * Restaurant L'AQ, Pfäffikon ZH Kulturtreff Rotfarb, Uznach SG Theater am Käfigturm, Bern * Fauteuil, Basel

Infos: www.comedy.ch

5.11.09 7.11.09 10.12.09 11./12.12.09

Würth-Aula, Chur Comedy-Festival Lozärn lacht * Saalbau, Reinach AG Casinotheater, Winterthur

* Vorverkauf für diese Vorstellungen


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