Nr. 4
Dezember 2012
Magazin
Mit Dossier für sUnternehmen r kunden in de Heftmitte
TITELTHEMA: FAMILIEN IM SPIEGEL DER STATISTIK Fitness im Arbeitsalltag _ ÖKK kooperiert mit kmu-Krankenversicherung _ Kundenporträt Passugger
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INHALT
EDITORIAL
Die Familie bleibt das Mass der Dinge
06 06 TITELTHEMA
Schweizer Familien im Spiegel der Statistik
30
16 ÖKK CLUB
Winterfreuden statt «Sommervermissitis» 23 GESUNDHEIT
Schulmedizin oder Komplementärmedizin? 26 ÖKK
Partnerschaft mit kmuKrankenversicherung 30 REPORTAGE
Tränen statt Freude nach der Geburt 34 BERNASCONIS & ELTERNPLANET
38
03
Wenn Kinder lügen 38 KUNDENPORTRÄT
Bündner Wasser in Bündner Händen
azin Das nächste ÖKK Mag serhalten Sie ausnahm – weise erst im Mai 2013 dann in neuem Kleid. IMPRESSUM ÖKK Magazin / ÖKK Magazine _ vierteljährliche Publikation für die ÖKK Kunden _ 24. Jahrgang _ 4 / 2012 AUFLAGE 86’000 HERAUSGEBER ÖKK _ Bahnhofstrasse 13 _ 7302 Landquart _ Telefon 058 456 10 10 _ magazin@oekk.ch CHEFREDAKTION Manja Liesch (a.i.) REDAKTION Widmer Kohler AG _ Christoph Kohler _ Bernhard Widmer REDAKTIONELLE MITARBEIT Kathrin Buholzer _ Evelin Hartmann FOTO Gian Marco Castelberg ART DIRECTION Advico Young & Rubicam _ Sandra Hofacker KORREKTORAT Lektorama Cadonau und Cavegn DRUCK gdz AG
Statistiken sind mit Vorsicht zu geniessen. Dabei muss man nicht einmal so weit gehen wie Winston Churchill, der gesagt haben soll: «Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selber gefälscht habe.» Auch Statistiken, welche die Wirklichkeit wahrheitsgetreu abbilden, haben ihre Tücken. Sie beschreiben immer nur winzige Realitätsausschnitte, und nur allzu leicht erliegt man der Versuchung, von ihnen aufs grosse Ganze zu schliessen. Wer relevante Entwicklungen verstehen will, tut deshalb gut daran, seinen Blick auf mehr als nur gerade eine Statistik zu richten. Genau das haben wir in der Titelgeschichte dieses ÖKK Magazins getan. Wir haben uns eine Reihe von Statistiken angeschaut, die zeigen, wie sich die Institution Familie in der Schweiz in den letzten Jahren und Jahrzehnten gewandelt hat. Der Befund ist klar: Auch wenn die Zahl der zeitlebens Kinderlosen und Unverheirateten stetig zunimmt – die Heirat und die Gründung einer Familie bleiben für die meisten Schweizerinnen und Schweizer zentrale Bestandteile ihrer Lebensplanung. Selbst von der hohen Scheidungsrate lassen sie sich nicht abschrecken. Und wer weiss: Vielleicht befinden wir uns sogar am Anfang einer Trendwende. Jedenfalls ist die Scheidungshäufigkeit von Schweizer Ehen im vergangenen Jahr um rekordverdächtige 29,5 Prozent gesunken. Es gehört zum Wesen von Statistiken, dass sie auf Durchschnittswerte abstellen. So wahr solche Durchschnittswerte auch sein mögen, es handelt sich stets um rechnerische Kunstkniffe. Es gibt keine Frau, die 1,54 Kinder hat. So wie jeder Mensch ist auch jede Familie einzigartig. Damit das neben all den Zahlenreihen nicht vergessen geht, stellen wir vier solche einzigartigen Familien vor. Ihr Stefan Schena Vorsitzender der Geschäftsleitung
FRISCH
FRISCH ERFORSCHT: MITFÜHLENDE ÄRZTE _ _ Sie sollen uns zuhören, mit uns
mitfühlen und uns wenn nötig gut zureden. So wünschen wir uns unsere Ärzte. Doch haben einfühlsame Ärzte auch die gesünderen Patienten? Wenn man einer Studie italienischer und amerikanischer Verhaltensforscher glaubt, ja! Die Wissenschaftler untersuchten den Zusammenhang zwischen der Empathie von 242 Ärzten in Parma und dem Krankheitsverlauf von 20’961 Patienten mit Diabetes. Dabei kam heraus, dass die Patienten jener Ärzte, die anhand eines Fragebogens als besonders mitfühlend eingestuft worden waren, seltener unter Komplikationen litten und einen besseren Krankheitsverlauf hatten. Die ganze Studie (auf Englisch) unter www.oekk.ch/magazin
FRISCH GELESEN: EIN BUCH ÜBER KREBS OHNE VIEL TRÄNEN _ _ «Krebsbücher sind doof», sagt die 16-jährige Hazel, Heldin des Jugendromans «Das Schicksal ist ein mieser Verräter». Hazel muss es wissen; sie hat Krebs. Trotzdem will sie nicht bemitleidet werden und kann mit Selbsthilfegruppen nichts anfangen. Bis sie in einer solchen Gruppe auf den attraktiven und umwerfend schlagfertigen Gus trifft … Traurige Geschichten sollten mit Humor erzählt werden, findet der Autor dieser Geschichte, John Green. In den USA hat Green längst Kultstatus erreicht – bei Jugendlichen ebenso wie bei Erwachsenen. Mit Recht. «Das Schicksal ist ein mieser Verräter» ist ein wunderbar tiefgründiges, emotionales und zugleich freches Jugendbuch über Krankheit, Liebe und Tod. > John Green: «Das Schicksal ist ein mieser Verräter», Hanser Verlag, 23.90 Franken.
05
FRISCH GEWICKELT: WICKELTUCH FÜR UNTERWEGS _ _ Jeder, der schon mal
un unvorhergesehen in einem Zug, Restaurant oder Einkaufsladen ein Kind w wickeln musste, kennt die Situation: Der Raum ist eng, die Wickelutensili lien können nirgends hygienisch deponiert werden, die Wickeltasche steht aauf dem Boden. Mit einer Hand hält man das Kind fest, mit der anderen fischt man Tücher, Windel, Salbe aus dem Wickelbeutel … Das muss auch anders gehen, hat sich der Hamburger Produktdesigner und Vater Edzard Kramer gedacht – und «Wickelquick» entwickelt, eine Wickelunterlage und -tasche in einem. Der Clou: Wickelquick passt in jede Handtasche, und die Wickelfläche bleibt immer sauber, da die ha handelsüblichen Einweg-Wickelunterlagen einfach darin ausgetauscht werden können. Zudem sind dank der integrierten Seitentaschen alle Utensilien stets griff b bereit – ganz wie zu Hause. > Wickelquick kann in der Schweiz ab 49.00 Franken bestellt werden unter www.innobaby.ch. Mehr Infos unter www.wickelquick.de
FRISCH VERSCHENKT: LECKEREIEN AUS DER SCHWEIZ _ _ Strassen, Schaufenster – alles erstrahlt im nahenden Licht des Weihnachtssterns. Allerdings erinnert dieses Licht auch daran, dass es noch das eine oder andere Weihnachtsgeschenk zu kaufen gilt. Wem was schenken? Pragmatiker beantworten diese Frage so, wie Gesundheitspolitiker die Verhältnismässigkeit von Therapien beurteilen: nach dem Grundsatz der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit. Kaum ein Geschenk erfüllt diesen Grundsatz besser als Körbe gefüllt mit Leckereien. Wirksam, weil sie von kulinarischer Kennerschaft zeugen, zweckmässig, weil sie unmittelbare Freude bereiten, statt nutzlos rumzustehen, wirtschaftlich, weil es sie für jeden Geldbeutel gibt. Ein ÖKK Mitarbeiter, der es sich zum Hobby gemacht hat, auf Reisen durch die Schweiz Feinkostläden ausfindig zu machen, empfiehlt zum Beispiel Trockenwürste sowie den Raclettekäse von Rond-Point in Arolla VS (www.shop.arolla.org), die Wasserbüffel-Streichleberwurst und die Bitterorangenkonfitüre von Harry Pfändler aus Birmenstorf AG (www.genusshoch10.ch) oder die Alp- und Hobelkäse vom Hoflädeli Stein in Meiringen-Hasliberg BE (www.hoflaedeli-stein.ch).
TITELTHEMA
Schweizer Familien im Spiegel der Statistik Auch wenn viele Menschen die klassische Familie bereits als Auslaufmodell betrachten – die überwiegende Mehrheit der Kinder in der Schweiz wächst auch heute noch bei Eltern auf, die verheiratet sind und mit ihren Kindern unter einem Dach leben. Allerdings existiert neben dem klassischen Familienmodell eine Vielzahl an Alternativen: von Familien mit Kindern, die nur noch von einem Elternteil betreut werden, über Familien mit Kindern, deren Eltern unverheiratet sind, bis hin zu den verschiedenen Formen von Patchworkfamilien. Die folgenden Seiten beleuchten diesen Wandel der Institution Familie anhand von Zahlen und Statistiken. Daneben porträtieren wir vier einzigartige Familien, die bei ÖKK versichert sind.
TEXT: Christoph Kohler & Bernhard Widmer _ _ FOTO: Gian Marco Castelberg _ _ INFOGRAFIKEN: Sandra Hofacker
06
DIE FAMILIE ALS LEBENS- UND WIRTSCHAFTSGEMEINSCHAFT Familie Janett-Walser aus Tschlin GR mit Cla, Ursin, Vater Jon, Mutter Marianne und der Schwester von Jon, Mengia Trombetta. Vor 100 Jahren ganz normal, wird die Grossfamilie als Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft heute immer seltener. Typisch bleibt sie in der Landwirtschaft, wo 94 Prozent der Betriebe von einem Familienmitglied gef체hrt werden und 85 Prozent des Gesamtarbeitsvolumens von 320 Millionen Stunden von Familienmitgliedern geleistet werden. Auch auf dem 42-Hektaren-Hof der Janett-Walsers packt die ganze Familie w채hrend der Arbeitsspitzen an. Bald wird Cla Janett den Hof 체bernehmen.
TITELTHEMA
08
Die Vielfalt der Familientypen nimmt zu. Privathaushalte nach Haushaltstyp, 1970 – 2010
Einpersonenhaushalt
Paar mit Kind(ern)
Paar ohne Kind
Einelternhaushalt
1’919’098
2’332’458
2’740’860
3’030’529
3’360’851
1970
1980
1990
2000
2010
Noch vor wenigen Jahrzehnten verbrachte eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer den Grossteil ihres Lebens in klassischen Familien, erst als Kinder, später als verheiratete Eltern. Mittlerweile aber hat die traditionelle Familie ihre Rolle als dominante Lebensform eingebüsst. Zugenommen haben beispielsweise die Einelternhaushalte, in denen Kinder nur bei der Mutter oder dem Vater aufwachsen. Dazu passt, dass sich die Scheidungsrate in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt hat auf über 50 Prozent heute. Ging das Sorgerecht früher meistens
an die Mutter, wird es heute fast in der Hälfte der Fälle geteilt. Nur sehr selten geht es allein an den Vater. Der eigentliche Megatrend sind die kinderlosen Haushalte, die heute über zwei Drittel aller Privathaushalte ausmachen. Grund: Erwachsene werden immer später Eltern, und sie werden immer älter, so dass sie nach dem Auszug der Kinder lange in einem kinderlosen Haushalt leben. Tatsächlich wächst aber auch die Zahl der zeitlebens Kinderlosen. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 war fast ein Viertel der 35- bis 44-jährigen Frauen kinderlos.
Die Familien werden kleiner. Privathaushalte nach Anzahl Personen, 1970 – 2008 1 Person 2 Personen 3 Personen 4 Personen 5 Personen
35 % 30 % 25 % 20 % 15 % 10 % 5% 0% 1970
1980
Früher weit verbreitet, ist die Grossfamilie, bei der mehrere Generationen unter einem Dach wohnen, heute fast verschwunden. Aber auch die Kernfamilien – definiert als Eltern mit Kindern – werden kleiner. Noch 1970 wuchsen fast 10 Prozent der Kinder mit drei und mehr Geschwistern auf. 30 Jahre später waren es bloss noch 3 Prozent. Vier von zehn Kindern sind heute Einzelkinder. Diese Entwicklung hat vor allem zwei Gründe: Erstens werden Frauen immer später zum ersten Mal Mutter: 1981 waren die (verheirateten) Müt-
1990
2000
2008
ter beim ersten Kind im Durchschnitt 26,4 Jahre alt, 2010 waren sie 30,2 Jahre. Es liegt auf der Hand, dass ältere Erstgebärende tendenziell weniger Kinder haben. Zweitens liegt die sinkende Kinderzahl wohl auch an der schlechten Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen, wenn diese sich für eine grosse Kinderschar entscheiden. Allerdings steigt die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau (Geburtenziffer) seit 2001 wieder leicht, nachdem sie davor lange rückläufig gewesen war. 2010 betrug sie 1,54 Kinder pro Frau. >
ERST DIE KINDER, DANN DIE HOCHZEIT Familie Erhard aus Igis GR mit Mutter Marlene Gujan Erhard, den Kindern Emma und Oliver sowie Vater Luzi Erhard. Untypisch für Schweizerinnen und Schweizer sind Marlene Gujan und Luzi Erhard unverheiratet in die Elternschaft gegangen. Erst 2009 haben sie geheiratet. «Es war wunderschön, weil so auch unsere Kinder dieses Liebesfest miterleben konnten», schwärmt Frau Gujan Erhard. Sie arbeitet Vollzeit als Architektin – derweil Luzi Erhard sich auf Spielplätzen, in Schwimmhallen oder an Elternabenden meist allein unter Müttern findet. Hausmänner sind nach wie vor eine Seltenheit in der Schweiz. Neun von zehn Vätern mit Kindern unter 14 Jahren sind vollzeitbeschäftigt.
DER ALLEINERZIEHENDE VATER Familie Müller aus Küssnacht am Rigi SZ mit Luzia, Petra, Vater Otto, Thomas und Beat (fehlend: Martin). Zählte 1970 immerhin noch fast jede zehnte Familie mehr als vier Kinder, sind Grossfamilien wie die Müllers heute selten. Ebenso rar sind alleinerziehende Väter, wie Otto Müller einer ist. Zwar werden Kinder heute bereits in jedem sechsten Haushalt von nur einem Elternteil betreut – in 85 Prozent der Fälle aber von der Mutter. Otto Müller arbeitet im Teilzeitpensum als Greenkeeper auf einem Golfplatz und ist Hausmann. Daheim müssen alle mithelfen: Zur Selbstversorgung bauen die Müllers Obst und Gemüse an. Im Herbst geht’s ans Einmachen und Einfrieren.
TITELTHEMA
11
Eheliche Geburten bleiben die Regel, werden aber seltener. Geburten nach Zivilstand der Mutter in der Schweiz, 1970 – 2011 Verheiratet
Nicht verheiratet
95’470 3’701
1970
70’165 3’417
78’798 5’080
70’069 8’284
65’205 15’504
1980
1990
2000
2011
Im Europavergleich sind nicht eheliche Geburten hierzulande selten. Anteil nicht ehelicher Geburten im europäischen Vergleich, 2011
55 %
47,3 %
40,4 %
33,9 %
33,8 %
19,3 %
7,9 %
Frankreich (2010)
Grossbritannien
Österreich
Deutschland
Spanien
Schweiz
Griechenland
Das Zusammenleben junger Paare ohne Trauschein ist heute ganz normal. Dass die früher als Konkubinat bezeichnete Lebensform im Kanton Zürich bis 1972 und im Kanton Wallis sogar bis 1995 verboten war, kann man sich kaum noch vorstellen. Dennoch: Wenn Familiennachwuchs geplant oder unterwegs ist, wird in der Schweiz nach wie vor meistens geheiratet. Ganz anders präsentiert sich die Situation im europäischen
Ausland. Dort lag der Anteil der nicht ehelichen Geburten im Jahr 2010 durchschnittlich bei 37 Prozent. In Frankreich wird gar mehr als die Hälfte der Kinder von unverheirateten Frauen geboren. Die Schweiz holt allerdings auf: So hat sich der Anteil nicht ehelicher Geburten zwischen 1970 und 2011 hierzulande fast verfünffacht. 2011 wurde eines von fünf Kindern nicht ehelich geboren.
>
TITELTHEMA
12
Immer mehr Mütter sind erwerbstätig. Erwerbsquote von Müttern, 1995 – 2011
Erwerbssituation von Müttern, 1995 – 2011
59,9 %
68 %
71,6 %
76,4 %
25,3 %
1995
2000
2005
2011
Nicht erwerbstätig
Mütter mit Partnern und Kindern unter 15 Jahren.
Der nicht erwerbstätige Hausmann ist unter den Vätern in der Schweiz nach wie vor eine seltene Erscheinung. Von den in Partnerschaft lebenden Vätern waren in den letzten 15 Jahren konstant zwischen 95 und 99 Prozent im Erwerbsleben integriert, wobei der Anteil der erwerbstätigen Väter umso höher war, je jünger die Kinder waren. Bei den Müttern liegt die Erwerbsquote deutlich tiefer; sie ist in den vergangenen 15 Jahren aber stark
33 %
28,7 %
Teilzeit < 50 %
Teilzeit 50 – 89 %
13 %
Vollzeit 90 – 100 %
gestiegen. Die grosse Mehrheit der erwerbstätigen und in Partnerschaft lebenden Mütter von Kindern unter 15 Jahren arbeitet allerdings Teilzeit, und zwar nicht selten in kleinen Pensen unter 50 Prozent. Entsprechend bleibt auch ihr Beitrag an das Haushaltseinkommen bescheiden. 2004 machte er bei fast zwei Dritteln der Paarhaushalte mit Kindern weniger als ein Viertel aus.
Familien müssen mit weniger Einkommen haushalten. Einkommen von Haushalten nach Familientyp in Franken pro Monat, 2006 – 2008
Bruttoeinkommen Obligatorische Abzüge* Verfügbares Einkommen
Einelternhaushalt
Paar ohne Kind
Paar mit 1 Kind
Paar mit 2 Kindern
Paar mit 3 + mehr Kindern
7’009 – 1’455 5’322
11’657 – 3’216 8’120
10’708 – 2’958 7’583
11’083 – 3’014 7’976
11’007 – 2’926 7’975
* Beiträge an Sozialversicherungen, Steuern, Krankenkassen (Grundversorgung) und regelmässige Beiträge an andere Haushalte.
Familien in der Schweiz erhalten Steuererleichterungen, Kinderzulagen und in vielen Fällen verbilligte Krankenkassenprämien. Dennoch zeigt ein Vergleich der verfügbaren Einkommen, dass Paare mit Kindern weniger Geld ausgeben können als kinderlose Paare. Mit zunehmendem Alter der Kinder steigen das Einkommen und die Konsummöglichkeiten der Eltern wieder, weil ihnen mehr Zeit für den Erwerb bleibt.
Das ist wohl auch der Grund dafür, dass Paare mit zwei Kindern im Durchschnitt ein leicht höheres Einkommen haben als solche mit einem Kind – diese Paare haben im Schnitt ältere Kinder. Wenig erstaunlich ist vor diesem Hintergrund, dass junge Familien überdurchschnittlich häufig von Armut betroffen sind. Das gilt vor allem für Einelternfamilien und Paare mit drei und mehr Kindern. >
DIE GLEICHBERECHTIGTEN ELTERN Familie Perler aus Wünnewil FR: Sandra und Manfred Perler mit ihren Töchtern Laura (12) und Jasmin (10). Über Gleichberechtigung wird viel geredet und gestritten – bei den Perlers wird sie praktiziert. Beide Elternteile arbeiten 60 Prozent und steuern gleichermassen zum Familieneinkommen bei. Ebenso teilen sie sich Haushaltsarbeit und Kinderbetreuung. Deshalb nervt es Manfred Perler, wenn Kollegen mittwochs seinen Abgang aus der bezahlten Arbeitswoche mit den Worten quittieren: «Du hast es gut, du hast ab morgen frei!» Bei zwei 60-Prozent-Stellen war bis vor kurzem ein Tag in der Woche «Grosi-Tag». Typisch! Bei der Fremdbetreuung sind Grossmütter nach wie vor die Nummer 1 in der Schweiz.
TITELTHEMA
14
Externe Kinderbetreuung ist weit verbreitet. Anteile Paarhaushalte mit familienergänzender Kinderbetreuung 2009, nach Betreuungsdauer bis 1 Tag pro Woche
21,1 % 27,1 % 13,8 %
mehr als 1 Tag pro Woche
16,8 % 24,8 %
Total Jüngstes Kind 0 – 6 Jahre Jüngstes Kind 7 – 14 Jahre
Die familienergänzende Kinderbetreuung bedeutet für viele Familien eine grosse Entlastung und schafft damit die Voraussetzung, dass Frauen Familie und Beruf vereinbaren können. Unter den Familien mit Kindern unter 15 Jahren nahmen 2009 37,9 Prozent der Paarhaushalte und 54 Prozent der Alleinerziehenden mit Kindern unter 15 Jahren familienergänzende Kinderbetreuung in Anspruch. Dabei hat die Nutzung von entsprechenden Angeboten in den letzten Jahren deutlich zugenom-
7%
men, zwischen 2001 und 2009 um nicht weniger als ein Drittel. Der Grund für diese Entwicklung liegt in der vermehrten Inanspruchnahme institutionalisierter Angebote wie Kinderkrippen, Tagesschulen und Mittagstische. Als Familienversicherung bietet auch ÖKK mit den KIMI Kinderkrippen ein solches Angebot an. Infos zu den KIMI Kinderkrippen finden Sie unter www.oekk.ch/kimi
Ohne Grossmütter läuft in vielen Familien nichts. Anteile Paarhaushalte mit familienergänzender Kinderbetreuung 2009, nach Betreuungsart Mittagstisch, Nachschulbetreuung
4,2 % Kinderkrippe, Tageskindergarten, Tagesschule
29,4 %
Anderes
1,8 % Verwandte (z. B. Grosseltern)
53,2 %
Tagesmutter, Pflegefamilie
13,4 % Andere Personen (z. B. Kindermädchen)
3,5 %
Bekannte, Nachbarn
7,1 %
Nur Haushalte mit Kindern unter 15 Jahren.
Wenn von familienergänzender Kinderbetreuung die Rede ist, denken viele zuerst an Kinderkrippen. Und in der Tat stellen diese zusammen mit den Horten und Tagesschulen die zweithäufigste Form der Kinderbetreuung dar. Noch häufiger, nämlich in gut der Hälfte aller Fälle, werden die Kinder aber von Verwandten betreut, und das bedeutet in der Regel von den Gross-
müttern. Je höher der zeitliche Betreuungsbedarf pro Woche ausfällt, desto mehr nutzen Eltern allerdings professionelle Betreuungsangebote wie Krippen. Doch trotz des massiven Ausbaus des Krippenangebots in den letzten Jahren haben die Grossmütter nichts von ihrer wichtigen Bedeutung verloren. QUELLEN: Bundesamt für Statistik (BFS), SAKE, Eurostat, HABE
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Zugegeben – der Winter hat seine fiesen Seiten: Hochnebel, Dunkelheit, eisige Winde … Da ist es nicht verwunderlich, dass der eine oder andere Erdenbewohner unter einer unangenehmen Verstimmung leidet: der «Sommervermissitis». Das beste Gegenmittel? Vom Sofa runterhüpfen und die schönen Seiten des Winters geniessen! ÖKK hilft Ihnen dabei mit den Ausflugstipps des ÖKK Clubs. So können Sie beispielsweise im Erlebnisbad Alpamare 1’600 Meter Rutschspass erleben oder beim EarlyBird-Skifahren auf der Lenzerheide die frisch präparierten Pisten geniessen. Das Booklet mit den Vergünstigungen für ÖKK Kunden finden Sie auf Seite 15. Viel Vergnügen!
Erlebnis
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GESUNDHEITS-KREUZWORTRÄTSEL HORIZONTAL 1 Abkürzung des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung 3 Argentinischer Tanz 4 Pseudonym des Emmentaler Schriftstellers und Pfarrers Albert Bitzius (nur Nachname)
18 8 Langsam fortschreitende neurologische Erkrankung des zentralen Nervensystems 11 Chemisches Element, das früher für die Herstellung von Fiebermessern benötigt wurde 12 Vom Arzt eingesetzte oder verschriebene Medikamentenmenge
6 Medizinisches Gerät zur Beendung von Herzrhythmusstörungen mittels Stromstössen
13 Anderes umgangssprachliches Wort für Leberfleck
7 Modernes Wort für das, was früher Lichtspieltheater hiess
16 Gedankenübertragung
15 Verfahren zur Entfernung von Körperhaaren samt der Haarwurzel
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6 Die Angehörigen dieses Berufes übertragen gesprochene Texte mündlich in eine andere Sprache. 9 Fachbegriff für weisse Blutkörperchen
4 Verwandtschaftsbeziehung: Bruder eines Grosselternteils
10 Kunstbutter
5 Grosse Kammer des Parlaments der Schweizerischen Eidgenossenschaft
14 Bezeichnung der fünf Bücher Mose im Judentum
Senden Sie das Lösungswort per Mail an magazin@oekk.ch oder per Post an ÖKK Magazin, Bahnhofstrasse 13, 7302 Landquart, Stichwort «Kreuzworträtsel». Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Mediamarkt-Gutschein im Wert von 200 Franken. Einsendeschluss ist der 17. Januar 2013.
DOSSIER
FÜR UNTERNEHMEN AKTUELL
SunetOnline: Leistungsfälle so früh wie möglich melden Absenzen aufgrund von Krankheiten oder Unfällen kommen in jedem Unternehmen vor. Das Ziel ist, dass der betroffene Mitarbeiter möglichst bald wieder gesund wird und an seinen Arbeitsplatz zurückkehren kann. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Leistungsfälle so rasch wie möglich ÖKK gemeldet werden. Denn nur so ist sichergestellt, dass alle notwendigen Massnahmen frühzeitig geplant und ergriffen werden können. Am einfachsten und sichersten erfolgt eine Meldung über SunetOnline. Auf www.oekk.ch/sunetonline können alle Angaben erfasst und ÖKK elektronisch zugestellt werden.
Prämienreduktion in der Unfallversicherung Der gesetzliche Umlagebeitrag für Teuerungszulagen in der Unfallversicherung (UVG) wird von 9 auf 7 Prozent reduziert. Alle UVG-versicherten Unternehmenskunden von ÖKK haben ein Tarifschreiben mit den reduzierten Prämien erhalten. Bei Kunden, die eine Neuordnungspolice per 1. Januar 2013 erhalten haben, ist die Prämienreduktion bereits enthalten.
EDITORIAL
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Der neue Hauptsitz gebaut von ÖKK Unternehmenskunden Immer noch fühlt sich alles neu an, wenn ich morgens die Eingangshalle des neuen ÖKK Hauptsitzes betrete und über die Natursteintreppe mein «gläsernes» Büro erreiche. Das ist das Tolle am Neuen: dass es unsere Sinne schärft, uns wach hält und wundern macht. Nüchtern betrachtet ist der neue Hauptsitz die logische Folge der Wachstumsstrategie von ÖKK . Aus 90’000 Privatkunden sind in den letzten zwölf Jahren 166’000 geworden, aus 4’000 Unternehmenskunden 14’100. Im Gleichschritt verdoppelte sich die Anzahl unserer Mitarbeitenden. Dabei stellte jeder Arbeitsplatz, der in letzter Zeit geschaffen wurde, unseren Abteilungsleiter Logistik und Liegenschaften vor ein grösseres Problem. Heute kann der gute Hanspeter Bürkli zum Glück wieder besser schlafen. Der neue Hauptsitz ist aber nicht nur grösser. Mir persönlich gefällt vor allem auch das gute Raumklima. Die Rundbögen vermindern die Sonneneinstrahlung auf die Glasfassade, die technologisch ausgeklügelte Rippendecke kühlt im Sommer und wärmt im Winter. Apropos Rundbögen, Glasfassade und Rippendecke – fast jedes Element des neuen Hauptsitzes wurde durch Unternehmenskunden von ÖKK montiert, verlegt, verbaut, installiert. Bei sehr grossen Aufträgen – wie beispielsweise den Baumeisterarbeiten – haben wir sogar Arbeitsgemeinschaften mit mehreren unserer Kunden gebildet. So haben insgesamt rund 70 Unternehmenskunden am Hauptsitz ihres Versicherers mitgebaut. Und bei diesen Unternehmen will ich mich im Namen von ÖKK ganz herzlich bedanken. Für einmal nicht dafür, dass sie uns seit Jahren so treu sind, sondern dafür, dass sie hier an der Bahnhofstrasse 13 so exzellente Arbeit geleistet haben. Herzlichst Reto Giovanoli Leiter Unternehmenskunden
KOLUMNE ÖKK Dossier
472’167 Freizeitunfälle ereignen sich in der Schweiz pro Jahr.
35 % der Nichtbetriebsunfälle (NBU) ereignen sich bei «Sport und Spiel».
Vital-Zeichen:
Unfit und ehrgeizig – eine gefährliche Kombination
Fit mit ÖKK Verletzungen sind oft eine Frage der Fitness. Das gilt auch für die Regenerationszeit: «Nicht aktive» Personen brauchen im Schnitt drei Mal länger als «aktive Personen», um nach einem schweren Sportunfall wieder arbeitsfähig zu werden. Will ein Unternehmen langfristig erfolgreich sein, braucht es motivierte und leistungsfähige Mitarbeitende. Das individuelle Gesundheitsverhalten ist hierfür eine Voraussetzung. ÖKK bietet ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement an. Ob Workshops oder Referate, ob zum Thema Bewegung oder Ernährung – mit unseren Zusatzdienstleistungen unterstützen wir Sie auf dem Weg zu einem nachhaltigen, gesunden Unternehmen. Rufen Sie uns an: 0800 822 022.
Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Ich fahre nicht Ski – und das als Bündner. Hatte einfach nie Lust dazu. Als Kind nicht, als Jugendlicher nicht, als Erwachsener nicht. Immerhin einen Vorteil hat das: Ich werde auch diesen Winter nicht auf der Skipiste verunfallen, so wie es jährlich rund 67’000 Schweizerinnen und Schweizer tun. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich verzichte nicht deshalb aufs Skifahren, weil ich es zu gefährlich finde. Sport macht Spass, Sport ist gesund, und ein gewisses Risiko gehört dazu. Skifahren verbieten, weil es zu gefährlich ist? Fussballplätze schliessen, weil keine Sportart mehr Verletzte produziert? Nein. Allerdings erinnert mich das Beispiel Fussball an einen älteren Kollegen, der sich kürzlich beim Fussballspielen sein Kniegelenk ruiniert hat. Der Kollege spielt in einer Altherrenmannschaft. Und das ist bezeichnend: Alte Herren, die Fussball spielen, sind wirklich gefährdet, weil sie oft untrainiert sind und trotzdem noch einen Ehrgeiz haben wie Gennaro Gattuso.
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Fussgewölbe aufrichten. Grosse Zehe in Boden «krallen». 3-mal während 30 Sekunden halten und von Mal zu Mal verlängern.
Gefährlich ist also nicht der Fussball an sich, sondern es sind die Spieler, die nicht mehr fit genug sind für spektakuläre Grätschen oder Fallrückzieher. Aus demselben Grund ist auch das Skifahren wirklich gefährlich, wenn untrainierte Erwachsene sich ohne Aufwärmen die Skipiste hinunterstürzen, als wären sie Didier Cuche. Was sich dagegen tun lässt? Vor allem sollte jeder seine eigene Fitness realistisch und ehrlich einschätzen. Dabei gilt die Regel: Wer im Alltag etwas für seine Fitness tut, kann sich auch im Sport besser austoben. Also los! Fitness lässt sich ganz einfach im Alltag fördern.
«Wer etwas für seine Fitness tut, kann sich auch im Sport besser austoben.» Unsere Spezialistin Kerstin Metzler kennt viele einfache Übungen, die weder Geräte noch Sporthallen brauchen. Ich selbst war begeistert von der Aktion «bike to work», an der auch ÖKK jedes Jahr teilnimmt. Da habe ich mal wieder gemerkt, wie schön ein Arbeitstag auf dem Velo statt im Auto beginnt: Vogelzwitschern statt Autohupen! Und gedauert hat die Velofahrt von Chur nach Landquart eine halbe Stunde, eine Viertelstunde länger als mit dem Auto. Grätschen wie Gattuso werde ich trotzdem nie – ich bin einfach nicht der Typ dafür.
Übung: Einbeinstand Empfohlen von Kerstin Metzler, Bewegungswissenschaftlerin ETH Zürich und eine der Spezialisten, mit denen das ÖKK Gesundheitsmanagement zusammenarbeitet. Die Übung lässt sich auch beim Zähneputzen durchführen. Mehr Übungen für den Alltag finden Sie unter www.oekk.ch/magazin
WETTBEWERB ÖKK Dossier
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Der Blick von aussen Im Frühling lancierte ÖKK den Wettbewerb «Coaching für KMU». Den Hauptpreis – eine dreitägige Unternehmensberatung – hat das IT-Unternehmen Exanic AG aus Zug gewonnen. Was hat das Unternehmen zu erwarten?
Übersicht-Verlieritis – Eine Krankheit, die’s bei uns nicht gibt Die grosse Mehrheit der 14’000 Unternehmenskunden von ÖKK sind KMU. ÖKK selbst ist übrigens auch ein KMU. Wir wissen also von den Herausforderungen, die sich einem KMU stellen. Manchmal fehlt der Blick von aussen, um die eigenen Stärken zu erkennen. Aus diesem Grund hat ÖKK im Frühling 2012 den Wettbewerb «Coaching für KMU» lanciert. Die eigentliche Unterstützung von KMU leistet ÖKK aber natürlich dadurch, dass wir diese bei Fragen bezüglich Versicherungen, Vorsorge und Gesundheitsmanagement kompetent und individuell beraten. Neugierig? Rufen Sie uns an unter 0800 822 022 oder schreiben Sie uns eine Mail an unternehmen@oekk.ch
Der Exanic AG aus Zug geht’s gut. Gegründet am 11. 11.1999 ist das IT- Unternehmen zwar ein Kind der Fasnacht, gewiss aber keine Schnapsidee. Ihre bekannteste Lösung ist das Webportal newhome. ch, das von 15 Kantonalbanken getragen wird und mittlerweile rund 50’000 Interessenten täglich anzieht. Mit der Spezialisierung auf die Entwicklung und den Betrieb von Webportalen mit mobiler Anbindung ist die Firma in den letzten Jahren stetig gewachsen und zählt heute zwölf Mitarbeitende. Und doch sagt Victor Wismer, einer der beiden Geschäftsführer der Exanic AG: «Wir stehen an einem Scheidepunkt: Wir sind zu gross für Kleinaufträge und zu klein für Grossaufträge.» Exanic steht zunehmend in Konkurrenz zu freier Software (Open Source), standardisierten IT-Lösungen und Outsourcing in Billiglohnländer, welche vermehrt auf die Margen drücken. Wie soll Exanic darauf reagieren? Wismer gibt zu, sich manchmal betriebsblind zu fühlen, weil er so sehr ins operative Geschäft eingebunden sei. «Ein typisches KMU-Problem», sagt Heinz O. Nater, Dozent und Unternehmensberater mit dem Spezialgebiet KMU. Kleinen und mittleren Unternehmen fehle es oft an Zeit und Ressourcen für die strategische Unternehmensentwicklung. Nater wird demnächst die beiden Geschäftsführer der Exanic AG in einem dreitägigen Workshop coachen: Das war der Preis des KMU-Wettbewerbs von ÖKK , den die Exanic AG gewonnen hat. Was haben die beiden Unternehmer zu erwarten? Am ersten Tag wird Nater das Unternehmen durchleuchten, als würde er es Kaufen oder Verkaufen wollen. Nur, wo am Anfang ein Wert festgestellt wird, kann am Ende auch eine Wertsteigerung erfolgen. Der Clou ist, dass Nater mit dem so genannten KMU-Rating ein Werkzeug zur Hand hat, das aufgrund der Unternehmenszahlen und -fakten eine standardisierte Bewertung abgibt. Am zweiten Tag werden die Schlussfolgerungen gezogen und Handlungsempfehlungen gegeben, die am dritten Tag in Workshops konkretisiert werden sollen. Nater ist überzeugt: Der Erfolg seines Coachings ist messbar.
GESUNDHEIT
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«Es ist wichtig, dass es beide Arten von Medizin gibt» Dr. med. Daniel Zöllig ist Facharzt für innere Medizin sowie für Traditionelle Chinesische Medizin und Akupunktur. In seiner Praxis in Rorschach übt er erfolgreich beides aus: Schul- und Komplementärmedizin. Wie geht das? INTERVIEW: Christoph Kohler
CHRISTOPH KOHLER __ Herr Dr. Zöllig, Sie sind Facharzt für innere Medizin und haben sich Ende der Neunzigerjahre in Akupunktur und Traditioneller Chinesischer Medizin weitergebildet. Warum? DR. MED. DANIEL ZÖLLIG __ Ich fand, dass die Schul-
medizin in einigen Fällen mehr einschränkt als ermöglicht. Und ich bin ein neugieriger und offener Mensch. Ich hatte einfach Lust, neue Diagnose- und Therapieverfahren kennenzulernen, die mir eine umfassendere Behandlung meiner Patienten erlauben als die Schulmedizin allein.
Sie arbeiten heute in Ihrer Praxis schul- und komplementärmedizinisch. Wann macht für Ihre Patienten welche Behandlung Sinn?
Das ist abhängig vom Patienten. Ist er bereit, sich alternativen Therapieverfahren gegenüber zu öffnen? Diese Bereitschaft ist ebenso entscheidend wie der Wille des Patienten, im Alltag Zeit in sich zu investieren. Zum Beispiel kam ein Patient zu mir mit einer Erschöpfungsdepression, einem so genannten «Burn-out». Ich habe ihn akupunktiert und ihm eine chinesische Kräutertherapie und Ernährungs- sowie Verhaltenstherapie verordnet. Dadurch lernte er, trotz Erschöpfungsanzeichen wieder auf die eigenen, lange vernachlässigten Bedürfnisse zu achten. Mit solchen Ansätzen lassen sich häufig monatelange Klinikaufenthalte vermeiden oder zumindest verkürzen.
Komplementärmedizin und Krankenversicherung Seit 2012 werden in der Schweiz fünf komplementärmedizinische Behandlungsmethoden im Rahmen der obligatorischen Krankenpflegeversicherung vergütet, sofern sie von einem Arzt (Dr. med. FMH) mit Zusatzausbildung durchgeführt werden. Die fünf Behandlungsmethoden sind die anthroposophische Medizin, die Homöopathie, die Neuraltherapie, die Phytotherapie und die Traditionelle Chinesische Medizin. Da bis heute der Nachweis fehlt, dass diese Behandlungsmethoden die gesetzlichen Kriterien der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit (WZW) erfüllen, gilt dieser Entscheid des
Eidgenössischen Departements des Inneren (EDI) provisorisch bis 2017. Bis dahin will das EDI durch Kommissionen und Institutionen abklären lassen, wie wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich die komplementärmedizinischen Methoden sind. Einer Revision bedarf auch das Heilmittelgesetz. Schon heute enthält die Spezialitätenliste zahlreiche komplementärmedizinische Arzneimittel, zum Beispiel aus der Homöopathie. Auch in der Akupunktur werden 180 Minuten pro Halbjahr vergütet, sofern diese von Ärzten ausgeübt wird. >
GESUNDHEIT
Besonders bei chronischen Erkrankungen steigt die Nachfrage nach alternativen Behandlungsarten. Warum?
Auch bei einer chronischen Erkrankung wie Krebs oder Rheuma hat der Mensch den Wunsch nach Heilung. Viele Patienten sind nicht bereit, auf Dauer einfach nur Pillen zu schlucken, die häufig auch noch starke Nebenwirkungen haben. Also suchen sie nach Ursachen und Zusammenhängen. Ich sage nicht, dass diese Patienten keine Medikamente mehr nehmen sollen, aber ich helfe ihnen darüber hinaus, die Wurzeln der Erkrankung zu finden und zu behandeln.
Gegner der Komplementärmedizin behaupten, ihre Wirksamkeit sei nicht erwiesen. Wie steht es heute mit der Akzeptanz der Komplementärmedizin?
Die Akzeptanz steigt, was sich auch an der Nachfrage nach komplementärmedizinischen Behandlungen in meiner Praxis zeigt. Ein positives Zeichen war auch die deutliche Annahme des Volksbegehrens «Ja zur Komplementärmedizin» 2009. Wichtig ist, dass die
Komplementärmedizin in den letzten Jahren vermehrt forscht. Die Universität Graz beispielsweise betreibt Grundlagenforschung in Akupunktur, in der auch Doppelblindstudien durchgeführt werden, bei denen weder die Versuchspersonen noch die Versuchsleiter wissen, welche Behandlung komplementärmedizinisch ist oder eben nicht. Bildgebende Verfahren beweisen mittlerweile, wie Akupunktur im Gehirn wirkt und dass sie wirklich hilft.
Ein Blick in die Zukunft: Die moderne Medizin wird immer technischer und feinstofflicher, Stichwort Genomanalysen. Die Komplementärmedizin dagegen verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Hat es für beides Platz?
Ja, es ist wichtig, dass es beide Arten der Medizin gibt. In beiden Gebieten muss Grundlagenforschung betrieben und zusammengearbeitet werden. Wo keine Forschung stattfindet und wo nicht zusammengearbeitet wird, kommt es zum Stillstand.
POPULÄRE MEDIZINISCHE IRRTÜMER
Frische Tomaten sind gesünder als Tomaten aus der Dose Tomaten gelten als gesund. Sie enthalten Nährstoffe gegen Krebs, Arteriosklerose und Hauterkrankungen. Und natürlich weisen frische Tomaten mehr von diesen Nährstoffen auf als Dosentomaten. Dachte man lange Zeit. Stimmt aber nicht unbedingt. Besondere Beachtung fand in den letzten Jahren das Antioxidans Lycopin, das Teil des roten Farbstoffes der Tomaten ist und Zellschädigungen vorbeugt, die wiederum zu Herzinfarkt und Krebs führen können. Allerdings ist dieser Stoff beim Verzehr frischer Tomaten nur schwer verdaulich und wird deshalb vom Körper meist unverarbeitet ausgeschieden. Bei Dosentomaten ist das anders: Durch das Vorkochen der Tomaten, bevor sie in die Dose kommen, werden die Farb- und sekundären
Pf lanzenstoffe bereits «vorverdaut». Dadurch können sie später vom Körper viel leichter aufgenommen werden und entfalten ihre ganze entzündungshemmende und blutdrucksenkende Wirkung. Will man diesen Gesundheitseffekt auch bei frischen Tomaten auskosten, müssen diese erst klein geschnitten und erhitzt werden. Allerdings haben auch frische Tomaten ihre Vorteile: Sie enthalten rund doppelt so viel Kalium und ein Drittel mehr Ballaststoffe als Dosentomaten. Kalium reguliert unseren Wasserhaushalt, Ballaststoffe fördern die Verdauung. Fazit: Wer eine Extraportion Lycopin haben möchte, nimmt Dosentomaten. Wer hingegen einen Zustupf an Kalium oder Ballaststoffe brauchen kann, isst frische, gut gereifte Tomaten.
NAHAUFNAHME
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Stammzellen Es gibt kaum ein Gebiet der Medizin, das umstrittener ist als die embryonale Stammzellenforschung. Gegner führen vor allem ethische Gründe ins Feld. Schliesslich werden Stammzellen aus Embryonen gewonnen, die bei einer künstlichen Befruchtung «überzählig» geworden sind. Wer also der Auffassung ist, dass das Leben mit der Befruchtung beginnt, für den bedeutet Stammzellenforschung die ethisch unzulässige Forschung mit menschlichem Leben. Ihre Befürworter hingegen versprechen sich von der Stammzellenforschung revolutionäre Therapien für Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson oder Diabetes. Sie berufen sich dabei auf die Fähigkeit von embryonalen Stammzellen, sich in alle 200 Zelltypen des Menschen entwickeln zu können, in Nervenzellen genauso wie in Leberzellen oder Blutzellen. Also könnten Stammzellen dereinst perfekte «Ersatzteile» für verschlissene Zellen liefern. Vielleicht aber gehört der Zwist um die Stammzellen bald der Vergangenheit an. Die beiden Forscher Shinya Yamanaka und John Gurdon konnten zeigen, wie sich gewöhnliche Körperzellen in Stammzellen umprogrammieren lassen, deren Verwendung dann ethisch unbedenklich wäre. Für ihre Erkenntnis wurden die Forscher dieses Jahr mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. FOTO: iStockphoto.com
ÖKK
Die älteste Krankenkasse der Schweiz kooperiert mit ÖKK Die kmu-Krankenversicherung geht mit ÖKK eine Partnerschaft im Zusatzversicherungsgeschäft ein. Im Interview erläutert Walter Bigler, Stiftungsratspräsident der in Winterthur ansässigen kmuKrankenversicherung, was diese Zusammenarbeit auszeichnet. INTERVIEW: Bernhard Widmer
BERNHARD WIDMER __ Herr Bigler, warum hat die kmu-Krankenversicherung für das Zusatzversicherungsgeschäft einen Partner gesucht? WALTER BIGLER __ Aus zwei Gründen: Erstens sind die gesetzlichen Anforderungen in den letzten Jahren stark gestiegen. Wir unterliegen als kleinerer Versi-
kmu-Krankenversicherung Die kmu-Krankenversicherung ist die älteste Krankenkasse der Schweiz. Sie wurde im Jahr 1836 von Gewerbetreibenden in Winterthur gegründet, wo sie heute noch ihren Sitz hat. Sie zählt rund 7’200 Versicherte, die von 13 Mitarbeitenden betreut werden. Die kmu-Krankenversicherung ist wie ÖKK Mitglied im Verband der kleineren und mittleren Krankenkassen (RVK), die rund 700’000 Versicherte aufweisen.
cherer denselben strengen Auf lagen der Finma (Finanzmarktaufsicht, die Redaktion) wie ein Grosskonzern. Deshalb sind wir heute mehr am Rapportieren, als uns persönlich unseren Kunden zu widmen. Das ist langfristig nicht gut. Zweitens wollten wir durch eine Partnerschaft unser Zusatzversicherungsgeschäft auf eine breitere Kundenbasis stellen und dadurch das finanzielle Risiko bei einer plötzlichen Häufung von Schadenfällen auf eine grössere Anzahl Versicherte verteilen.
Was gab den Ausschlag für eine Partnerschaft mit ÖKK?
In einem umfangreichen Auswahlverfahren haben wir mehrere mögliche Partner evaluiert. Unsere Wahl fiel auf ÖKK , weil sie uns eine flexible, massgeschneiderte Lösung anbieten konnte, die unseren Anforderungen genau entsprach. Mit ÖKK als Partner können wir unsere Selbständigkeit erhalten und die Art der Zusammenarbeit zukünftigen Entwicklungen anpassen.
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Überzeugt haben uns aber auch die gefestigte Marktposition von ÖKK und ihre Werte wie Beständigkeit und Nachhaltigkeit. Das passt gut zu uns als ältester Krankenkasse der Schweiz.
Was ändert sich durch die Zusammenarbeit für die kmu-Krankenversicherung?
Die kmu-Krankenversicherung bleibt eine eigenständige Kasse und ein unabhängiger Anbieter im Grundversicherungsgeschäft (KVG). Auch das Zusatzversi-
Partnerschaften mit ÖKK Zu den Kunden von ÖKK zählen neben Privatpersonen und Unternehmen auch kleinere und mittlere Krankenversicherer. Letzteren bietet ÖKK Kooperationen an wie zum Beispiel die Zusammenarbeit im Zusatzversicherungsgeschäft, in der Produktgestaltung, im Leistungseinkauf, im Umgang mit den Aufsichtsbehörden und in der Administration. Solche Partnerschaften erlauben es kleinen und mittleren Krankenversicherern, sich auf ihre Stärken zu konzentrieren und gleichzeitig vom Know-how und von den Kapazitäten von ÖKK zu profitieren. Die Formen der Zusammenarbeit reichen von einer lockeren Kooperation über eine Beteiligung durch ÖKK bis hin zu einer vollständigen Integration in ÖKK, sei es als Tochtergesellschaft mit einem eigenen Markenauftritt oder als ÖKK Agentur.
cherungsgeschäft führen wir operativ weiter, weil wir weiterhin wollen, dass unsere Kunden einen Ansprechpartner haben für alle ihre Anliegen. Neu ist, dass die Risikoträgerschaft im Zusatzversicherungsgeschäft bei ÖKK liegt. Dazu gehört auch die Erfüllung aller gesetzlichen Auflagen. Und schliesslich erweitert sich durch die Partnerschaft unsere Produktpalette.
Inwiefern?
In Zukunft werden wir unseren Kunden neben unseren eigenen Produkten auch die gesamte Palette an Zusatzversicherungen von ÖKK anbieten, zum Beispiel die Erwerbsausfallversicherungen, Unfallversicherungen oder die berufliche Vorsorge von ÖKK . So erhalten unsere Kunden Zugang zu einem viel breiteren Angebot an attraktiven und modernen Versicherungsprodukten. Mittelfristig werden wir sogar nur noch ÖKK Produkte im Zusatzversicherungsgeschäft führen. Und trotzdem werden unsere Kunden weiterhin und wie gewohnt von unserer guten Serviceleistung und kompetenten Betreuung profitieren.
Gibt es auch Vorteile für ÖKK Kunden?
ÖKK wächst mit der Übernahme des kmu-Zusatz-
versicherungsgeschäftes und stärkt damit ihre Marktposition. Davon profitieren letztendlich auch die ÖKK Kunden.
ÖKK
So lesen Sie Ihren Steuernachweis Jeweils im Januar erhalten Sie als Versicherter den Steuernachweis automatisch zugestellt. Er listet alle Kosten auf, die Sie im Steuerjahr für die Krankenversicherung aufgewendet haben. Sind zwei oder mehr Personen in einer Police zusammen versichert, werden auf einer Familienübersicht alle zugehörigen Personen aufgelistet.
Der Steuernachweis gliedert sich in die beiden Abschnitte Grundversicherung und Zusatzversicherungen. Die folgenden Erläuterungen gelten für beide Abschnitte. 1. Ihre Agentur: Sie hilft Ihnen bei Fragen gerne weiter. 2. Unter «Rechnungsbetrag» sind alle Rechnungen (zum Beispiel Arztrechnungen) enthalten, die bei ÖKK vom 1. Januar bis zum 31. Dezember verarbeitet wurden. 3. Unter «nicht an Steuern anrechenbar» sind alle Leistungen aufgelistet, die von ÖKK bezahlt wurden. Sie können nicht von den Steuern abgezogen werden. Das gilt auch für «übrige Präventionskosten» (zum Beispiel Stillgeld oder die Kosten für ein Fitnessabonnement). 4. «Selbstkosten»: Wenn Kosten für Arzt, Spital oder Medikamente anfallen, müssen Sie in jedem Kalen-
Taggeldprodukte: Änderungen per 2012 Neu sind die Prämien von ÖKK TAGGELD im Punkt «Grundversicherungsprämien» enthalten. Die Prämien der Taggeldprodukte ÖKK COMPENSA und ÖKK BLV TAGGELD werden im Steuernachweis unter den Zusatzversicherungsprämien aufgelistet. Haben Sie im Jahr 2012 aus diesen Produkten Leistungen bezogen? Wenn ja, dann erhalten Sie im Februar zusätzlich einen Nachweis über bezogene Taggeldleistungen.
derjahr einen bestimmten Teil dieser Kosten übernehmen: die Franchise, den Selbstbehalt sowie den Spitalbeitrag, der Ihnen bei einem Spitalaufenthalt verrechnet wird. Weitere Informationen zu Franchise und Selbstbehalt finden Sie unter www.oekk/faq. 5. Hier werden alle Selbstkosten zusammengezählt, die Sie im Jahr 2012 bezahlt haben. 6. «Prämien für die Grundversicherung» und «Prämien für die Zusatzversicherungen» fassen alle Prämien zusammen, die Sie 2012 bezahlt haben. 7. Unter «Nicht versicherte Kosten» werden alle Kosten aufgelistet, die nicht durch ÖKK übernommen werden und nicht zu den Selbstkosten gehören (siehe Punkt 4). Dazu gehören zum Beispiel Ausgaben für Brillenfassungen oder Nahrungsergänzungsmittel. 8. Unter «Total Selbstkosten» werden die Selbstkosten aus der Grundversicherung und den Zusatzversicherungen sowie die nicht versicherten Kosten zusammengezählt – diesen Totalbetrag übertragen Sie in Ihre Steuererklärung (beachten Sie dazu bitte die kantonalen Richtlinien). 9. Unter «Total Prämien» werden die Prämien für die Grundversicherung und für die Zusatzversicherungen zusammengezählt – diesen Totalbetrag übertragen Sie in Ihre Steuererklärung (beachten Sie dazu bitte die kantonalen Richtlinien).
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REPORTAGE
Tr채nen, wenn alle ein L채cheln erwarten. Umso einsamer sind M체tter mit postnataler Depression.
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Nur die Liebe fehlt
Bianca Spescha* (28) liebt Kinder. Die Geburt ihrer eigenen Tochter stürzte sie jedoch in eine tiefe Krise. Wie es ist, wenn das Mutterglück einfach nicht kommen will, erzählt sie in diesem Protokoll. TEXT: Evelin Hartmann _ _ FOTO: veer.com _ iStockphoto.com
Ich wollte immer vier Kinder haben, ein Vollzeitmami sein mit Herz und Seele und einem schönen Zuhause. Als ich schwanger wurde, war ich 25 und arbeitete als Kinderkrankenschwester in einem Spital. Geplant war die Schwangerschaft nicht – aber gewünscht. Es waren wunderbare neun Monate. Ich dachte, mir passiert das Schönste im Leben. Dann kam die Geburt. Nach 24 Stunden Wehen, davon 2 1/2 Stunden Presswehen, kam Celia zur Welt. Per Kaiserschnitt. Die Entscheidung, meine Tochter durch die Bauchdecke zu holen, trafen die Ärzte. Ich fühlte mich ausgeliefert. Eigentlich war für mich nur eine Spontangeburt in Frage gekommen. Der natürliche Weg. Danach sah ich Celia nur kurz, weil die Schwestern sie mir sofort wegnahmen zum Wiegen. Mir fehlte dieser Moment, die Nähe meines Kindes zu spüren. Nur zum Stillen wurde Celia mir kurz gegeben. Zwei Tage später schaute ich meinem Kind das erste Mal richtig in die
Augen. Auf dem Weg von der Klinik nach Hause weinte ich ununterbrochen. Keine Freude – nur Leere.
«ICH FÜHLTE MICH ALLEIN UND UNENDLICH TRAURIG.»
Wenige Wochen vor der Geburt waren wir umgezogen. In eine Wohnung mit Garten in einem kleinen Dorf. Hier kannte ich niemanden. Meine Freunde, die Familie, meine Kolleginnen – alle lebten einige Kilometer entfernt. Mein Mann Mario* arbeitete viel. Celia war ein Schreibaby. Ständiges Schreien, Windelnwechseln, Stillen – ich war mit alldem allein. Und unendlich traurig. Trotzdem schaffte ich es, Celia die Nähe zu schenken, die sie brauchte, und sie, wenn sie schrie, im Tragetuch in den Schlaf zu wippen. Wenigstens das. Meine Tage wurden nicht besser. Babyspucke wegwischen, Windeln wechseln, Brei kochen. Das Leben >
REPORTAGE
als Mami kam mir sinnlos vor und unproduktiv. Wenn ich früher von einem Arbeitstag auf dem Kindernotfall nach Hause kam, hatte ich das Gefühl, etwas Sinnvolles geleistet zu haben. Jetzt war ich den ganzen Tag auf den Beinen und kam doch zu nichts. So empfand ich das jedenfalls. Also begann ich, gegen mein Gefühl der Nutzlosigkeit anzuputzen. Blitzeblank hielt ich unsere Wohnung. Alles lag an seinem Platz, war akkurat gefaltet, gestapelt, einsortiert. «Schau, was ich heute alles geschafft habe», sagte ich abends zu Mario. «Für mich musst du das nicht tun», hat er dann einmal geantwortet. Was von ihm eigentlich gut gemeint war, riss in Wirklichkeit den Boden unter meinen Füssen noch ein Stück weiter auf. Mir war klar, dass ich kurz vor einer postnatalen Depression stand. Ich verheimlichte es auch vor niemandem, log nicht, wenn mich jemand fragte, wie es mir gehe. Trotzdem nahm ich keine Hilfe an. Ich wollte es allein schaffen. So, wie ich alles in meinem Leben allein geschafft hatte.
«ICH HIELT ES KAUM NOCH AUS IN MEINEM KÖRPER»
Acht Monate nach der Geburt feierten Mario und ich Hochzeit. Es war ein schönes Fest. Trotz allem. Und ich hoffte, dass es nun besser würde. Aber die Trauer blieb – und wurde noch schlimmer. Nach unseren Flitterwochen bekam ich eine Augenentzündung. Ich hielt es kaum noch aus in meinem Körper. Um 5 Uhr morgens war ich hellwach, um den Rest des Tages völlig antriebslos zu sein. Jede Minute des Tages war ein Kampf. Wie einfach wäre es stattdessen, nicht mehr zu leben, dachte ich in den schlimmsten Momenten. Ich weiss, wie schwer das alles für Mario war und wie wenig nachvollziehbar. «Du bist krank, aber du wirst wieder gesund», hat er zu mir gesagt. Mein Mann hielt zu mir, machte mir nie Vorwürfe. Er war neben meiner Familie für mich die grösste Unterstützung.
Einen Monat später meldete ich mich im Spital. Es ging nicht mehr. Drei Wochen konnte ich dort zusammen mit Celia auf der Mutter-und-Kind-Station verbringen. Fünf Stunden am Tag wurde die Kleine in der MukiKrippe bestens betreut. So hatte ich Zeit, um endlich zu entspannen, bei Massagen, Spaziergängen, Sport. Ich musste nicht kochen, sah nicht jeden Fleck, nicht jedes Staubkorn. Ich redete mit anderen Frauen und Psychologen und lernte viel über mich selbst. Wie sehr mein ganzes Leben geprägt ist vom ständigen Gefühl, etwas leisten zu müssen und einen Plan zu haben.
«LANGSAM ENTDECKTE ICH MEINE EIGENTLICHEN BEDÜRFNISSE WIEDER»
Aber mit einem Baby läuft nichts mehr nach Plan. «Das ist kein Weltuntergang», sagte meine Psychologin. Langsam entdeckte ich meine eigentlichen Bedürfnisse wieder und merkte, wie gut es tut, zwischendurch einmal ohne Baby zu sein. Ich nähe gerne, bin gesellig und gehe gerne unter Menschen. So kam ich zur Ruhe. Die Stunden mit Celia genoss
Postnatale Depression Schätzungen zufolge sind 10 – 20 Prozent der Mütter von einer leichten bis schweren postnatalen Depression (lat. post = nach; natio = Geburt) betroffen – und rund 4 Prozent der Väter. Eine postnatale oder postpartale Depression ist eine schleichende Entwicklung. Kennzeichen sind Energiemangel, Traurigkeit, Leere- und Schuldgefühle, ambivalente Gefühle dem Kind gegenüber, Teilnahmsund Hoffnungslosigkeit, Tötungsgedanken (auf sich, das Kind und/oder andere Familienmitglieder bezogen), sexuelle Unlust. Die postnatale Depression ist wegen der Selbstmordgefahr dringend behandlungsbedürftig.
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Schreibabys stellen Eltern auf eine harte Probe – vor allem die Mutter.
ich umso mehr. An ihrem ersten Geburtstag durfte ich sogar mit ihr in die Gebärbadewanne, um unseren gemeinsamen Moment nach der Geburt nachzuholen, der mir so gefehlt hatte. Nach dem Klinikaufenthalt war nicht plötzlich alles super, aber doch viel besser. Ich spürte mich wieder und akzeptierte endlich auch die Hilfe besser, die mir ja schon immer angeboten worden war: von meinem Mann, von meiner Mutter und meiner Familie, von den Freundinnen und Freunden, die mittags für mich kochten oder mir auch mal Celia abnahmen, wenn ich Zeit für mich brauchte. Freunde gaben mir auch den gut gemeinten Rat, wieder arbeiten zu gehen. Schliesslich hatte mir mein Job immer Freude bereitet. Doch ich habe mich für den vielleicht schwierigeren Weg entschieden: zu Hause bei meinem Kind zu sein und mich dabei vollwertig und glücklich zu fühlen. Ich weiss, dass ich das lernen kann. Mittlerweile geniesse ich die kleinen Dinge: mit Celia zu singen, zu schaukeln, Konfitüre zu kochen. Dinge, für die man kein Geld bekommt und wenig Anerkennung, die aber trotzdem Spass machen.
Zudem habe ich mich entschieden, mit Müttern, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich, eine Selbsthilfegruppe aufzubauen. Meinen Traum, einmal Mutter von vier Kindern zu sein, habe ich übrigens nicht aufgegeben. Denn ich weiss jetzt: Eine gute und starke Mutter muss auch Hilfe annehmen können. * Alle Namen sind der Redaktion bekannt, werden aber zum Schutz der Persönlichkeiten anonym gehalten.
> Selbsthilfegruppe Postnatale Depression Chur Auskunft und Anmeldung bei: Kontaktstelle Team Selbsthilfe Graubünden Telefon 081 353 65 15 kontakt@teamselbsthilfe.ch
DIE BERNASCONIS … eine Familie, die es bei uns gibt
Lügen sind ein Zeichen blühender Fantasie!
Wenn Kinder lügen Frau Bernasconi findet, Lügen machten das Leben oftmals schöner. Für ihren Mann hingegen ist gerade die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Lüge und zwischen Wirklichkeit und Fantasie für die Entwicklung eines Kindes wichtig. ILLUSTRATION: Bianca Litscher
FRAU BERNASCONI:
Kürzlich am Müttertreff erhitzten sich die Gemüter. Eva brachte die Kugel ins Rollen, als sie sich darüber wunderte, dass der Rest der Runde seine Kinder regelmässig anschwindelt: «Ihr tischt euren Kindern dieses alte Märchen vom Samichlaus auf? Und das Christkind f liegt zum Fenster rein, schmückt den Baum und schmeisst mal eben eine komplette Skiausrüstung unter die Tanne? Hat es vielleicht ein Abo im Fitnessstudio? Also bitte! Ich werde meine Tochter nie anlügen!» So etwa ging die Rede. Ich hingegen finde, dass Lügengeschichten zum Leben gehören, zum Elternsein ebenso wie zum Kindsein. Ich pf lege da einen spielerischen Umgang. Sind die Zähne geputzt? Wirklich? Die Kleinen sind ja meist leicht zu überführen. Ein scharfer Blick genügt, schon zotteln sie leicht beschämt zurück ins Badezimmer. Meine Kinder sollen selbst lernen, wie weit sie ihre Lügenbeine tragen. Und wie sehr es schmerzen kann, wenn man als Lügner entlarvt oder selber gemein angelogen wird. Und schliesslich gibt es auch schöne Lügen, Lügen, die uns und unseren Kindern eine kleine
Wunschwelt eröffnen. Wenn meine Tochter wünscht, dass ihr imaginärer Freund Jimmy mit uns zu Abend isst, dann nenne ich sie doch keine Lügnerin, nur weil es in Wirklichkeit keinen Jimmy gibt! Nein, dann lege ich ein weiteres Gedeck auf und frage Jimmy, ob er die Spaghetti lieber mit oder ohne Sauce mag. Gute Lügengeschichten sind letztlich auch ein Zeichen blühender Fantasie. Lügen sind das Salz in der Suppe. Zu viel ist nicht gut, aber zu wenig macht das Leben fad.
Die Bernasconis gibt es wirklich … nur heissen sie in Wirklichkeit anders. Sie sind eine Familie mit zwei Kindern, einem Jungen (9) und einer Tochter (5). Die Kinderbetreuung teilen sich die Bernasconis. Sie (36) arbeitet als Grafikerin, er (36) ist Journalist. Leben tun die Bernasconis in der Stadt – die Ferien verbringen sie auf dem Land.
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Kinder müssen unterscheiden lernen: Lüge oder Wahrheit?
HERR BERNASCONI:
Da macht es sich meine Frau mal wieder einfach. Natürlich darf Jimmy mit uns zu Abend essen, und das Christkind soll ruhig Geschenke bringen. Aber nur so lange, bis die Kinder an den irren Geschichten zu zweifeln beginnen, die wir Erwachsenen ihnen da ständig erzählen. Wie soll ich meiner Tochter denn abends verständlich machen, dass es keine Geister gibt, wenn ich ihr noch zum Frühstück aufgetischt habe, dass der Weihnachtsmann mit einem Rentiergespann durch die Dunkelheit f litzt? Zudem sind das ja eher Fantasiegeschichten als Lügen. Ich selbst habe viel gelogen als Kind. Hausaufgaben gemacht? Klaro! Dabei war ich stinkfaul, habe immer nur abgeschrieben, ein Dutzend blaue Briefe erhalten und diese dann oberdreist mit dem Namen meiner Mutter unterschrieben. Nach einem halben Jahr f log das Lügenkonstrukt auf. Meine Mutter hat geweint! Und das sieht man dann nicht gerne als neunjähriger Sohn. Kinder müssen lernen, dass Lügen früher oder später Konsequenzen haben können. Wohin es führt, wenn Fantasie und Wirklichkeit, Wahrheit
und Lüge vermischt werden, sieht man im Kleinen: Da schmeisst meine Tochter meinen Schlüsselbund vom Balkon, und wer ist es gewesen? Der Jimmy. Und man sieht es später im Grossen: Da geistert allsonntäglich eine Madame Etoile durch den Äther und quasselt von einem Jupiter, der jetzt leider rückwärtslaufe, was den Erdenbürgern auf die Stimmung schlage, deshalb sollten – liebe Zuhörerinnen und Zuhörer – Mami und Papi heute besser getrennte Wege gehen. Nein, Kinder müssen unterscheiden lernen zwischen Lüge und Wahrheit, zwischen Fantasie und Wirklichkeit. Zum Glück verlangen sie selbst mit fortschreitendem Alter nach vernünftigen Erklärungen. Mein Sohn jedenfalls glaubt nicht mehr an den Weihnachtsmann.
> Was Kathrin Buholzer vom Elternplanet dazu meint, erfahren Sie auf der nächsten Seite.
ELTERNPLANET
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Die kleinen Lügenbarone Obwohl auch Erwachsene tagtäglich lügen, erschrecken Eltern oft über die Lügen ihrer Kleinen. Dabei ist vor allem Humor gefragt, wenn Kleinkinder lügen. TEXT: Kathrin Buholzer
Auf Fragen wie: «Hast du die Zähne geputzt? Ist das Zimmer aufgeräumt? Sind die Hände gewaschen?», belieben kleine Kinder immer dieselbe Antwort zu geben: «Ja!» Sie tun dies selbst dann, wenn das hinten und vorne nicht stimmt. Den Kleinen selbst gehen die Flunkereien ohne grössere Gewissensbisse über die Lippen; die Eltern hingegen sind häufig schockiert über die unverfrorenen Lügen ihrer Kinder. Dabei sollten Eltern wissen, dass Kinder bis ins Schulalter noch nicht so gut zwischen Wahrheit, Wunschdenken und Wirklichkeit unterscheiden können. Zudem haben sie eine beneidenswerte Fantasie und lernen, diese für sich einzusetzen. Dass der Erfolg von Lügen ein kurzfristiger ist, dass «Lügen kurze Beine haben», das erkennen Kleinkinder noch nicht. Wie also reagieren? Flunkereien – etwa wenn Kinder sich vor unangenehmen Aufgaben drücken wollen – begegnet man am besten mit Gelassenheit und Humor. Zum Beispiel kann man die «gewaschenen» Hände ja mal fragen, wie ihnen die Dusche unter dem Wasserhahn gefallen und wonach die Seife gerochen habe. Sind die Kinder älter, ist ein ernsterer Umgang mit Lügen gefordert. Schliesslich lügen sie zunehmend be-
wusst und willentlich. Dann ist es wichtig, dass Eltern genau beobachten, in welchen Situationen Kinder lügen. Oft lügen Kinder nämlich aus Angst vor Strafe, weil sie beispielsweise etwas kaputt gemacht oder vergessen haben. Hier kann es nützlich sein, zusammen Regeln zu definieren. Am besten bespricht man direkt mit den Kindern, welche Konsequenzen ein Regelverstoss haben könnte. Sind die Konsequenzen logisch und fürs Kind nachvollziehbar, helfen sie ihm im besten Fall, aus einer Situation zu lernen. Und darum geht es schliesslich: Kinder sollen lernen, nicht einfach bestraft werden. Zum Schluss bleibt anzumerken. Erwachsene lügen selbst tagtäglich, dass sich die Balken biegen. Bis zu 200 Lügen am Tag sollen es sein. Im Sinne der Glaubwürdigkeit gegenüber unseren Kindern wäre es also gut, wenn sich Erwachsene ab und an selbst bei der Pinocchionase nehmen würden.
Den Link zur Internetplattform Elternplanet von Kathrin Buholzer mit mehr Hinweisen zu Erziehungsfragen finden Sie unter www.oekk.ch/magazin
KINDERPOST
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Aufgepasst beim Wintersport 43’000 Skifahrer, 24’000 Snowboarder und 10’000 Schlittler verunfallten letztes Jahr. Wenigstens tragen mittlerweile 97 Prozent der Kinder Helme auf der Piste. Generell gilt für Erwachsene wie für Kinder: Fitness ist wichtig. Wer das gesamte Jahr über Sport treibt, ist auch fürs winterliche Pistenvergnügen gut gerüstet. Zudem hier ein paar Tipps.
SICHER SKI FAHREN UND SNOWBOARDEN!
SO SCHLITTELN SIE RICHTIG!
– Lassen Sie sich beim Kauf von Schuhen, Skis und Snowboards im Fachgeschäft beraten. – Lassen Sie Skibindungen regelmässig im Fachgeschäft kontrollieren. Die bfu-Skivignette bestätigt, dass die Skibindung von einer Fachperson korrekt eingestellt und mit einem Prüfgerät kontrolliert worden ist. Sie erinnert auch an die nächste Kontrolle. – Skifahrer sollten einen Schneesporthelm (europäische Norm EN 1077) tragen, Snowboarder zusätzlich einen Handgelenkschutz. – Kinder mit warmer und wasserfester Bekleidung ausstatten sowie mit einer Sonnenbrille. – Vor der ersten Abfahrt und nach längeren Pausen aufwärmen. – Gehen Sie mit Ihrem Kind die zehn FIS-Regeln (www.fis-ski.com) bzw. die drei SKUS-Regeln für Snowboarder (www.skus.ch) durch.
– Für steile und mittelsteile Pisten sind Rodel und Schlitten am sichersten; Bobs nur für f lache bis mittelsteile Pisten. – Pisten ohne Hindernisse, Fussgänger oder Motorfahrzeuge wählen. Skipisten sind in der Regel für Schlitten verboten. – Bei Kleinkindern Hänge mit freiem Auslauf wählen. – Wasserfeste Kleidung, Handschuhe, hohe Schuhe mit Profilsohlen (keine Skischuhe) und Helm tragen. – Aufrecht sitzen (nicht auf dem Bauch liegen!), Füsse auf die Kufen! Bei gemeinsamer Fahrt sitzen Kinder vor den Erwachsenen. – Schlitten nicht zusammenbinden. – Abstand halten, auch beim Überholen. Schlittelfilm unter www.oekk.ch/magazin
Unter www.oekk.ch/magazin können Eltern gratis die bfu-Kinderpost abonnieren. So erhalten sie alle sechs Monate Tipps zur Unfallprävention – immer abgestimmt aufs Alter des Kindes. Die bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung setzt sich im öffentlichen Auftrag für die Unfallprävention ein.
KUNDENPORTRÄT
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Der Wassermann Wasser ist Wasser? Wie man aus Wasser ein Premiumprodukt macht, weiss Urs Schmid, CEO und Mitinhaber der Allegra Passugger Mineralquellen AG. TEXT: Christoph Kohler _ _ FOTO: Gian Marco Castelberg
Als der Vertrag unterschrieben war, der Deal unter Dach und Fach, ging Urs Schmid erst mal eine Woche ins Kloster. Nicht weil er übermässig gläubig ist, sondern um in sich zu gehen, um zu begreifen, was geschehen war: Auf einen Schlag war er zum Chef und Mitinhaber zweier traditionsreicher Mineralwasserquellen geworden: den Quellen Passugger und Allegra. Die Tür zu seinem Büro steht offen. Transparent und klar ist nicht nur das Wasser, das Urs Schmid aus den Tiefen der Rabiosaschlucht holt, Transparenz und Klarheit gehören auch zu seiner Firmenphilosophie. Dazu passt, dass alle 30 Mitarbeiter der Allegra Passugger Mineralquellen AG per Du sind – vom Lagerist bis zum CEO. Dieser lädt heute zur Blinddegustation ein. Drei Gläser stehen auf dem Tisch, gefüllt mit Hahnenburger, Allegra-Wasser sowie einem stillen Wasser der Konkurrenz. Es gurgelt, es gluckst – dann bahnt sich eine verblüffende Erkenntnis den Weg durch den Gaumen: Wasser ist nicht gleich Wasser. Ohne diese Erkenntnis hätte der Familienvater 2005 kaum den Mut gehabt, der grossen Feldschlösschen AG und deren Besitzerin Carlsberg ein Kaufangebot für die beiden Quellen zu unterbreiten. Er hatte auch kaum das notwendige Geld dafür. Doch er überzeugte sich und vier Investoren, dass diesem Wasser, das Millionen Jahre alter Bündner Schiefer gebiert, nur eines fehlt für den grossen Auftritt: Aufmerksamkeit. Und erhöhte Aufmerksamkeit erhielt es gleich nach dem Besitzerwechsel. «Passugger zurück in Bündner Händen» oder «Einheimische kaufen Bündner Traditionsquelle zurück» lauteten die Schlagzeilen. Mit Bedacht hatte Urs Schmid, der Churer, als Investoren vier weitere Bündner an Bord geholt. Das war für ihn naheliegend – einerseits. Andererseits setzte er damit ei-
nen Gegentrend zur voranschreitenden Globalisierung im Getränkemarkt.
HEIMAT ALS MARKENWERT
Aber eben: Regionalität ist für Schmid kein Marketinggag. Er lebt sie permanent. Am Nachmittag wird er mit Kollegen eine Etappe der Tour Grischa mitradeln, am Wochenende zieht’s ihn zur Entspannung ins Hamam auf die Lenzerheide, Inspirationen im kulinarischen Bereich findet er auf Besuch bei seinen Gastronomiekunden, zu denen auch Bündner Spitzenköche wie Andreas Caminada gehören. Selbstredend, dass auch Schmids neuer Coup, die 77-cl-Glasflasche für Allegra, von einem Bündner kreiert wurde: dem Architekten Valerio Olgiati. Nur ein Problem stellt sich Schmid seit der Markteinführung: Die Pfandflaschen finden kaum noch den Weg zurück in die Abfüllhalle. Dafür zieren sie nun – oft mit Blumen bestückt – unzählige Privathaushalte. Ein schmeichelhaftes Problem, das weiss auch Schmid. «Passugger Nr. 1» steht auf dem Plakat vor dem Firmensitz in Passugg. Schlicht und selbstbewusst – und nicht ohne Grund. 11 Mitarbeiter hat Schmid 2005 übernommen, heute sind es 30. Den Turnaround hat er 2010 geschafft, seitdem steigen die Umsätze. Auch dank ihm. Schmid vermag seinen Blick zu weiten, wenn es um Trends und Märkte geht, und er kann seinen Blick fokussieren, wenn es um die Kernwerte seiner Marke geht. Als würde er selbst in einer Mineralwasserf lasche sitzen und mal hinausschauen in die weite Welt, mal hineinschauen in die Tiefen des Flaschenhalses. > Die Allegra Passugger Mineralquellen AG ist Unternehmenskunde von ÖKK.
Ein Meister des Marketings, weil es ihm immer auch um Wahrheit geht: Urs Schmid, CEO der Allegra Passugger Mineralquellen AG.
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