2023 Waldzeitung 2

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Die kleine

WALD

Z e i t u n g Nr. 2/23 Nov. 2023

Klimaschutz mit Wald und Holz Teil der Lösung - CO2-Speicherung und Substitutionsleistung - Fußabdruckstapel zeigt anschaulich die enorme Leistung

„Futuregates“ Bundesjagdgesetz Klimacent-Fonds „Wald und Holz“


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Editorial Gedruckt bei der Druckerei VIGL-DRUCK GmbH auf PEFC zertifiziertem Papier. Mit PEFC wird sichergestellt, dass das Holz zur Papierherstellung aus nachhaltiger und verantwortungsvoller Waldwirtschaft stammt. Der Vorarlberger Wald ist seit 2001 PEFC-zertifiziert (www.pefc.at).

Impressum: Herausgeber und Verleger: Vorarlberger Waldverein, Geschäftsstelle Rathaus Dornbirn, Rathausplatz 2, 6850 Dornbirn, Österreich, +43 676/4085860, ZVR-Zahl 751949925, info@waldverein.at, www.waldverein.at, Abo als Mitglied (Nichtwaldbesitzer 20.- Euro/Jahr, Waldbesitzer bis 20 ha 25.- Euro/Jahr, größere Waldbesitzer bitte Nachfragen); Verantwortlicher Redakteur: DI Thomas Ölz, Druck: VIGL-DRUCK GmbH, Dornbirn; namentlich gekennzeichnete Artikel müssen sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken. Titelbild: Holzstapel vor dem Haupteingang der Dornbirner Messe im September 2023.

Was bedeutet das für uns in Vorarlberg? Wenn wir derzeit ins Osttirol schauen, dann wissen wir, was Auswirkungen des Klimawandels für den Wald bedeuten können. Zuerst wurde der Wald durch einen Windwurf und zwei aufeinanderfolgende flächige Schneebruchereignisse geschädigt, die zu einem riesigen Anfall von für den Borkenkäfer bruttauglichem Material führte. Mit allen forstlich gesetzten Maßnahmen konnte eine Borkenkäferkalamität in einem unvorstellbaren Ausmaß, mit der jetzt ganze Bergflanken kahl werden, nicht verhindert werden. Große Sorgen verleiht mir der Umstand, dass mit der Klimaänderung die Zunahme dieser Ereignisse prognostiziert wird. Im Osttirol ergeben sich dadurch massive Probleme für die Waldwirkungen der nächsten Jahre. Was bedeutet das für uns in Vorarlberg? Sind wir davor geschützt? Mit einem sehr hohen natürlichen Anteil von Fichte in unserem Bergwaldgürtel, leider nein. Das wichtigste sind Holznutzungen, Holznutzungen und Holnutzungen. Diese bringen Struktur in der Bestandesaufbau und in die Baumartenmischungen. Was ist das Hauptproblem dabei? Aus jagdlichen Interessen zu hoch gewordene Wildbestände verhindern auf vielen Flächen eine Waldverjüngung mit allen klimatauglichen Baumarten. Der Waldverein setzt sich immer schon für eine Anpassung der Wildbestände ein. Wir müssen gerade jetzt mit dem Klimawandel unbedingt eine Verbesserung zustande bringen! Thomas Ölz

Adresse Redakteur „Die kleine Waldzeitung“: DI Thomas Ölz, Landwirtschaftskammer Vorarlberg, Montfortstr. 9, 6900 Bregenz, Österreich, T +43(0)5574/400460, E thomas.oelz@lk-vbg.at.

Inhalt 3-4

Forsttag 2023 und Sonderschau „der Wald ruft“

DI Thomas Ölz, Landwirtschaftskammer Vorarlberg 5-6

Offener Brief: Klimapositiv mit Wald und Holz

Redaktion 7-8

Hohe Biodiversität und „Futuregates“ - Would 2050

DI Thomas Ölz, Landwirtschaftskammer Vorarlberg 10-11 Auerwild braucht lichte Waldstrukturen - Studie Vorarlberg

DI Thomas Ölz, Landwirtschaftskammer Vorarlberg 12

Volksbegehren für ein Bundesjagdgesetz

Redaktion 13

Vorarlberger Waldpreis: Schutzwald, CO2 Speicherung und ….

Redaktion 14-15 Kluges Bauen - Vorarlberger Holzbaupreis 2023

DI Thomas Ölz, Landwirtschaftskammer Vorarlberg 16-17 Klimacent: Auszeichnung und Vergütung

DI Thomas Ölz, Landwirtschaftskammer Vorarlberg Rubriken 9 Obmann 13 Aktuell 18-20 Aktuell/Holzmarkt


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„Der Wald ruft“

Klimaschutz durch Wald und Holz Am Forsttag 2023, der im Rahmen der Sonderschau „Der Wald ruft“ abgehalten wurde, standen Klimaschutzleistungen von Wald und Holz im Mittelpunkt. Die Leistungen sind enorm! Als erstes gibt es die Speicherleistung im Wald selber. Diese ist in unseren Wäldern mit den sehr hohen durchschnittlichen Holzvorräten bereits sehr hoch. Ein weiterer Aufbau ist waldökologisch nur sehr eingeschränkt möglich und aus Gründen der Verschlechterung von Bestandesstabilitäten und Schutzwaldwirkungen komplett kontraproduktiv. Mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung können aber zusätzliche CO2 Speicher- und Minderungseffekte generiert werden. Einerseits wird in den Holzprodukten selber wie in einem zweiten Wald CO2 gespeichert und andererseits kann ein Vielfaches durch den Ersatz klimaschädlicher Baustoffe und fossiler Energien eingespart werden. Prof. Roland Irslinger aus Deutschland betonte bei seinem Vortrag am Forsttag diese hohe CO2 Minderungsleistung von Holz durch die Substitution von klimaschädlichen Energien und Baustoffen. Die Substitutionsleistung pro Jahr ist nach seinen Berechnungen im derzeitigen Energiemix um über 20 mal höher als die Holzproduktespeicherleistung.

Der Arbeitsplatz Wald sorgte mit einer Vielzahl von forstlichen Geräten der heimischen Holzakkordanten im Freigelände für einen großen Besucherandrang. Bewirtschafteter Wald bringt die Klimaschutzleistung Damit konnte Prof. Roland Irslinger sehr eindrücklich die Klimaschutzleistung eines

bewirtschafteten Waldes darstellen. Voraussetzung ist natürlich eine nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung, wie sie bei uns betrieben wird. Ein Wald der nicht bewirtschaftet wird, kann Vorräte nur bis zu einer natürlichen Grenze aufbauen. Danach gehen diese wieder in den Kreislauf und die Klimaschutzleistung kann nicht erhöht werden. Ein besonders Problem stellt bei nicht bewirtschafteten Wäldern die Stabilität dar. Diese ist um einiges schlechter und es ist zu befürchten, dass mit der Zunahme von Schadereignissen, diese Wälder dann gegenteilig zu einer größeren CO2 Quelle werden. Bewirtschaftete Wälder haben vielfältigere Strukturen und Baumartenmischungen. Sie sind damit stabiler und können Schadereignisse besser verkraften. Die sogenannte Resilienz ist wesentlich besser. Fortführung Waldfonds Bund

Groß und Klein spielte beim CO2 Holzgewinnspiel am Stand von Landwirtschaftskammer, Vorarlberger Waldverein und Biomasseverband auf der Sonderschau „Der Wald ruft“ mit.

Präsident Josef Moosbrugger betonte auf der Vollversammlung des Waldverbandes die Notwendigkeit der Fortführung des Österreichischen Waldfonds: „Wir brauchen dringend einen raschen Umbau in eine klimafitte Waldbewirtschaftung. Wir brauchen mehr Baumartenmischung und


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„Der Wald ruft“

Fußabdruck auf einem Holzstapel vor dem Haupteingang der Messe Dornbirn: 40 Kubikmeter, in 40 Sekunden gewachsen, der 40 Tonnen CO2 speichert, sind klare Ansagen im Klimaschutz! Die Landjugend Unterland hat den Holzstapel der Sägerinnung/Holzindustrie und der Landwirtschaftskammer aufgestellt. Auf den Instagram Postings der Landjugend konnte man dann den „besten Beitrag fürs Klima“ teilen und eine Motorsäge gewinnen (im Bild Thomas Ölz von der Landwirtschaftskammer und Andreas Staudacher von Vorarlberger Holzindustrie). Struktur mit Vorverjüngungen. Voraussetzung dazu sind natürliche lebensraumangepasste Wildbestände und da haben wir leider in einigen Regionen noch einiges an Nachholbedarf! Im Waldfonds können für die Waldbesitzer Anreize gesetzt werden. Die gesamte Gesellschaft profitiert davon mit Schutzwaldwirkungen, Erholungswirkungen und optimalen Klimaschutzwirkungen. Arbeitsplatz Wald Die Idee zur Sonderschau kam dieses mal von der Seite der Wirtschaftskammer von den gewerblichen Holzakkordanten. Sie stellten im Freigelände mit einer großartigen Show den Arbeitsplatz im Wald in den Mittelpunkt. Es wird in der Natur mit der Natur eine nachhaltige und sehr zukunftsfähige Ressource genutzt. Die Ausbildungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig und attraktiv für viele Jugendliche. Von der Forstfacharbeiterlehre bei Forstbetrieben über die forstliche Anschlusslehre im Bäuerlichen Bildungszentrum bis zum Forsttechniker bei den gewerblichen Holzakkordanten gibt es ein breites Ausbildungsspektrum. Und wir brauchen noch viel mehr Arbeitskapazität um die möglichen Zuwächse im Wald zu nutzen. In der Podiumsdiskussion dankte Landesrat Ing. Christian Gantner dem Waldverband Vorarlberg sehr für die Servicearbeit an den vielen kleinen Waldbesitzern und für die anschauliche Informationsarbeit, die auf der Sonderschau „Der Wald ruft“ geleistet wurde.

Im Mittelpunkt der Sonderschau auf der Herbstmesse stand der Arbeitsplatz Wald. Dazu wurde eine eigene Porträtserie von Forstfacharbeitern bei der Arbeit gemacht (Foto Christoph Pallinger).


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Klimapositiv

Offener Brief: Klimapositiv mit Wald und Holz In einem offenen Brief an den deutschen Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck werden als Entgegnung zu einem Brief einiger Umweltorganisationen klare Fakten aufgezeigt, die wir hier gerne wiedergeben möchten. Verfasser des offenen Briefes ist Prof. Roland Irslinger aus Tübingen, der auch Initiator des von 550 Fachwissenschaftler:innen unterzeichneter „Scientist Letter“ an die Europäische Kommission mit ähnlichen Inhalten ist. Er war auch als Referent auf dem heurigen Forsttag im Rahmen der Herbstmesse 2023. Im Brief der Naturschutzorganisation an den Minister werden in zahlreichen Punkten Ergebnisse der waldökologischen und wissenschaftlichen Forschung ignoriert. Holzenergie ist CO2-neutral In nachhaltig bewirtschafteten Wäldern ist die Summe aus Nutzung und Kalamitäten dauerhaft kleiner als der Zuwachs, der Holzvorrat steigt trotz Nutzung langsam an. Bei nachhaltiger Waldwirtschaft wird der Kohlenstoff schneller im nachwachsenden Wald gebunden, als er im Zuge des Holzeinschlags freigesetzt wird. Weil Zeit durch Raum ersetzt wird und gepflegte Wälder schneller wachsen, entsteht in der Waldlandschaft keine Kohlenstoffschuld. Die spezifische CO2-Emission der Holzverbrennung belastet die Atmosphäre bei nachhaltiger Waldwirtschaft nicht, weil der Kohlenstoff im Holz ohnehin Teil des biosphärisch-atmosphärischen Kreislaufes ist.

schaftswälder. Der in den letzten Jahren zu beobachtende Rückgang der Waldsenke liegt in den immer älter werdenden Wäldern begründet. Alte Wälder wachsen langsam, Holznutzung und Waldpflege sichert aber die Naturverjüngung. Bei Nutzungsverzicht erreichen Wälder ein Fließgleichgewicht und die Wald-Kohlenstoffsenke geht gegen Null. Bauen mit Holz vermeidet fossile Emissionen Holz aus heimischen Wäldern wird vorrangig zur Herstellung von Holzprodukten verwendet. In Möbeln und Häusern wird Kohlenstoff gespeichert. Eine Stadt aus Holz speichert mehr Kohlenstoff als jeder Wald. Lediglich Waldrestholz und der bei der Herstellung der Holzprodukte entstehende Verschnitt werden energetisch verwertet. Am Ende der Nutzungskaskade werden auch die Holzprodukte energetisch genutzt und es kann sogar mittels CO2-Abscheidung und Speicherungstechnologien Kohlenstoff dauerhaft der Atmosphäre entzogen werden (sogenannte BECCS, negative Emission).

Gepflegte Wälder kühlen besser Bei Nutzungsverzicht wird der Wald dichter, kurzfristig ist es in diesem Wald kühler. Weil aber im dichten Wald viel Regen in den Baumkronen hängen bleibt, steht den Wurzeln weniger Wasser zur Verfügung. Waldpflege verringert die Dichte, erlaubt dem Baum eine bessere Wasserversorgung und steigert seine Vitalität. Beim Aussetzen der Pflege reguliert sich das Waldökosystem selbst, indem Bäume absterben, der Wald wird zur CO2-Quelle und kühlt weniger. Totholz ist wichtig aber für die Artenvielfalt gibt es viele Faktoren 25 Kubikmeter Totholz liegen in deutschen Wäldern auf jedem Hektar Wald, das bedeutet den Verzicht auf die Nutzung von 20 Millionen Kubikmetern Holz, jedes Jahr. Das ist gut so! (in Vorarlberg haben wir einen Totholzanteil von ca. 40 Festmeter pro Hektar). Aber über die Artenvielfalt entscheidet die Vielfalt der Baumarten und Habitate, nicht die Totholzmenge. Mehr Totholz erhöht nicht den Kohlenstoffspeicher im Humus des Waldbo-

Nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv Bioenergie aus nachhaltiger Waldwirtschaft ist klimaneutral. Wenn Totholz verrottet, wird der darin gebundene Kohlenstoff frei und gelangt als CO2 in die Atmosphäre. Wenn wir aus dem Holz stattdessen Energie gewinnen, vermeiden wir fossile Emissionen. Bei Einbeziehung der Vorketten emittieren Wärmepumpen zehnmal mehr CO2, zehnmal mehr Methan und viermal mehr Lachgas als Wärme z. B. aus einem Pelletofen. Verzicht auf Holzenergie würde ein erhebliches Potenzial für den Klimaschutz verschenken! Im Klimaschutz weit überlegen In ihrer Funktion als Klimaschützer sind naturnah bewirtschaftete Waldlandschaften sich selbst überlassenen Wäldern weit überlegen. Naturschutzwälder haben keine höheren Kohlenstoffvorräte als Wirt-

Faktum: Holzenergie ist CO2 neutral. Bei nachhaltiger Waldbewirtschaftung, wie das bei uns seit Jahrhunderten gemacht wird, wird nur soviel CO2 freigegeben wie in einem Waldökosystem gleichzeitig gebunden wird. Zusätzlich können große Mengen CO2 durch den Ersatz fossiler Energien eingespart werden.


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Klimapositiv

Unbewirtschaftete Wälder verlieren bis zu 40 % der Kohlenstoffbindung dens, wie manchmal von Naturschutzseite argumentiert wird. Bemerkenswert ist, dass das Holz der Buche in seiner Bedeutung für den Artenschutz weit hinter dem der Eiche und anderer Baumarten liegt. Erstaunlich ist, dass die Fichte, die mit der Klimaänderung einen schlechten Ruf bekommen hat, im Artenschutz punkten kann. Waldwildnis ist nicht nachhaltig Wälder sind klimagesteuert, der Klimawandel wird dazu führen, dass sich selbst überlassene Wälder in die Zerfallsphase eintreten, Biomasse verlieren und zur Kohlenstoffquelle werden. Wälder nicht mehr zu nutzen, heißt Täuschung der Öffentlichkeit, weil biogene Senken wie vermiedene Emissionen behandelt werden. Das Vortäuschen, das ein weiterer Holzvorratsaufbau möglich ist, würde mangelnde Verantwortung für künftige Generationen darstellen. Skandalöse Vergleiche Die von den Naturschutzorganisationen vorgetragene Begründung, die CO2-Emissionen aus Holzenergie seien pro Energieeinheit nicht geringer als beim Verbrennen von Kohle, ist schlicht skandalös und lässt jedes wissenschaftliche Verständnis von Waldökologie vermissen. Der Einsatz von Holz in Holzheizwerken ist solange unproblematisch, so lange das Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt. Bei Anwendung der BECCS-Technologie (siehe oben) kann Kohlenstoff sogar dauerhaft der Atmosphäre entzogen werden, was wesentlich effektiver ist, als Kohlenstoff in überbevorrateten und zunehmend instabilen Wäldern anzureichern. Holzenergie ist unter der Voraussetzung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, wie dies bei uns der Fall ist, ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Ohne Holzenergie ist die Energiewende nicht zu schaffen! Den Brief von Prof. Roland Irslinger kann mit einigen Literaturangaben auf unserer Hompage nachgeschaut werden. Dort ist auch das Schreiben der Naturschutzorganisationen einsehbar.

Eine neue Studie unter Mitwirkung des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) zeigt jetzt, dass in unbewirtschafteten Waldbeständen 30-40 % der gesamten Holzproduktion durch konkurrenzbedingte Mortalität verloren gehen. Die Studie wurde in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Forest Ecology and Management“ veröffentlicht. Konkurrenz zwischen Bäumen führt zu früherem Absterben Wenn über die Zuwachsleistung und die Kohlenstoffaufnahmekapazität verschiedener Baumarten gesprochen wird, bezieht man sich meist auf Einzelbäume, die sich ohne Konkurrenz frei entwickeln können und so auch im hohen Alter ein gutes Wachstum erzielen und damit viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen. Im Wald jedoch spielt die Interaktion zwischen den Bäumen eine ganz maßgebliche Rolle und sorgt dafür, dass ein Großteil der Bäume frühzeitig stirbt. Wo in der Naturverjüngung noch tausende Sämlinge um einen Platz an der Sonne kämpfen, steht nach einigen Jahrzehnten nur ein einziger Baum. „Immer, wenn während der Bestandesentwicklung die Dichte der wachsenden Bäume auf einem Standort zu hoch wird, sterben einige von ihnen ab. Nach der vorliegenden Studie sind es jährlich zwischen 5 und 20 Prozent aller Bäume. Zuwachsleistung und Kohlenstoffaufnahme nehmen in älteren Wäldern ab Am Anfang der Entwicklung steigt der Zuwachs von Waldbeständen rasch an und es werden große Mengen Kohlenstoff gebunden. Dadurch erhöht sich der Kohlenstoffvorrat dieser Bestände. Je nach Baumart und Standortsqualität erreichen Zuwachs und Kohlenstoffaufnahme mit etwa 40 bis120 Jahren ihren Höhenpunkt. Danach nehmen Zuwachs und Kohlenstoffaufnahme ab, weil der durch das Absterben von älteren Bäumen frei werdende Standraum von den verbliebenen Bäumen nicht mehr so effizient genutzt werden kann. Bis zum Ende seiner Jugendphase hat ein Bestand bereits mehr Kohlenstoff aufgenommen als nach 100 bis 150 Jahren in den stehenden Bäumen gespeichert ist.

In einer neuen Studie wird der Vorteil von bewirtschafteten Wäldern bei der Kohlenstoffbindung eindrücklich bestätigt. Kohlenstoffaufnahme versus -speicherung „Durch die Bewirtschaftung werden die Bäume vor dem natürlichen Absterben entnommen, wodurch die Eingriffe zu einem optimalen Zeitpunkt für den Klimaschutz erfolgen. Das Holz kann zu Holzprodukten verarbeitet werden und diese speichern weiterhin den Kohlenstoff. Oder es werden fossile Brennstoffe ersetzt“, sagt Peter Mayer, Leiter des Bundesamtes für Wald. Gleichzeitig reagieren die verbleibenden Bäume mit einem höheren Zuwachs und einer besseren Vitalität. Verbleiben die Bäume dagegen im Wald, sterben sie ab und ein Teil des aufgenommenen Kohlendioxids wird wieder in die Atmosphäre entlassen. Im Hinblick auf den Klimaschutz sollte die Waldbewirtschaftung für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen jungen und alten Wäldern sorgen, damit die Zuwachsleistung und die Kohlendioxidaufnahme keinen allzu großen Schwankungen unterliegen. Der Wald ist aber auch ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Pilze und diese benötigen eine Mindestmenge an absterbenden und toten Bäumen. Daher sollte auch in einem Wald mit optimierter Kohlenstoffaufnahme eine gewisse Menge Totholz gefördert und erhalten werden.


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Futuregates

Hohe Biodiversität und „Futuregates“ Viele meinen im nicht bewirtschafteten Wald sei die Biodiversität höher. Das ist nicht so! Die Bewirtschaftung bringt Struktur und Mischung für eine Vielzahl von Arten. In sogenannten „Futurgates“ werden im Land Baumarten für die Zukunft ausprobiert. In der Veranstaltung „Vielfalt im Wald – nicht schlecht Herr Specht!“ des Projektes „Would 2050“ in Zusammenarbeit mit „Landwirtschaft verstehen“ der Bodenseeakademie und dem ORF Vorarlberg wurde zum Thema in verschieden Facetten informiert und diskutiert. Der Vorarlberger Waldverein beteiligte sich als Projektpartner. Flächen können und sollen aus der Nutzung genommen werden. Zum Beispiel zur Forschung der Naturwaldentwicklung, aus der wiederum Tipps und Anleitungen zu einer naturnahen und wirtschaftlichen Waldbewirtschaftung kommen. Auch sogenannte „Trittsteinbiotope“, die Lebensraumvernetzungen verschiedener Arten fördern, sind eine gute Ergänzung zur naturnahen Waldbewirtschaftung. Vom Bundesamt läuft dazu ein interessantes Projekt, bei dem Flächen in der Größe zwischen 0,5 und 1,5 ha gemeldet werden können (weiter Infos unter dem Stichwort Trittsteinbiotope). Kein Biodiversitätsverlust – im Gegenteil! Mit der Waldbewirtschaftung wird aber kein Biodiversitätsverlust ausgelöst, wie dies oft in der Bevölkerung gemeint wird. Mit den in Vorarlberg praktizierten naturnahen Eingriffen in der Waldbewirtschaf-

Mit der Waldbewirtschaftung wird grundsätzlich die Biodiversität gefördert. Im Bild ein Waldstück auf der Exkursion, indem zur Erhöhung der Biodiversität Plentereingriffe empfohlen werden können (Foto Ölz, LK Vbg). tung wird im Gegenteil die vorhandene Biodiversität gefördert. Mit den Holznutzungen und Eingriffen werden die Baumartenmischungen und die Biotopstrukturen gefördert, die die Voraussetzung für die hohe Biodiversität darstellen. Viele wissenschaftliche Studien belegen diese positiven Auswirkungen. Wenn dann gleichzeitig auch noch die Totholzanteile, stehend und liegend vorhanden sind, wird eine optima-

Ing. Christian Natter in einem „Futuregate“ mit dem Tulpenbaum (Bildmitte). Im Bild mit Dr. Christoph Leeb vom Bundesamt für Wald in Wien, Klaus Kramer, Waldbesitzer der Fläche und Waldaufseher Meinrad Gruber (Foto Ölz, LK Vbg).

le Biodiversität gewährleistet. Das ist im Vorarlberger Wald im vorhandenen Mosaik der Fall. Die Totholzanteile liegen mit vergleichsweise sehr hohen Werten bei ca. 40 fm/ha. Das sind in ganz Vorarlberg unglaubliche 3,8 Millionen Festmeter Holz, die laufend verrotten und dauernd neues dazu kommt. Win-win Situation Gleichzeitig bringt eine aktive Waldbewirtschaftung auch bessere Bestandesstabilitäten, eine laufende Waldverjüngung wird gewährleistet und die Widerstandsund Erneuerungskräfte bei Ereignissen (=Resilienz) für die wichtigen Waldwirkungen in unseren Schutzwäldern können erhalten und verbessert werden. Auch der Klimaschutz profitiert von einer aktiven Waldbewirtschaftung. Die nachhaltigen Zuwächse werden hochgehalten, die Speicherkapazität im Wald wird gesichert und die sehr positiven CO2 Effekte von Holz stehen zur Verfügung (CO2-Speicherung im Holz und hohe Substitutionseffekte durch Ersatz fossiler und klimaschädlicher Baustoffe und Energieträger). Mit einer guten Abstimmung und Vernetzung ergibt sich für alle Seiten eine sehr erfreuliche Win-win-Situation! „Futuregates“ Im Projekt „Would 2050“ wurden Flächen


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Aktuell

Poolbar – Wohlfühlen und gut fürs Klima angelegt auf denen über 30 verschiedene Baumarten gesetzt wurden. Eine solche Fläche wurde im Rahmen der Veranstaltung „Vielfalt im Wald – nicht schlecht Herr Specht!“ in Doren besucht. Es geht darum im Hinblick auf die klimatischen Veränderungen verschiedene Baumarten mit unterschiedlichen genetischen Herkünften auch mit ausländischen Baumarten auf ihr Anwachsen und ihre Entwicklungen zu beobachten und zu dokumentieren. Daraus sollen Schlüsse über ihre regionale Eignung und Anwendungen unterstützt werden. Auf der besichtigten Fläche wurden unter anderem Stieleiche, Traubeneiche, Walnuss oder die Douglasie gepflanzt. Es sind aber auch Spezialitäten wie die kalabrische Tanne, die Küstentanne, die Roteiche, die Gelkiefer, der Baumhasel oder der Tulpenbaum dabei. Ing. Christian Natter bezeichnete bei der Exkursion die Flächen als „Futuregates“, weil sie uns zeigen sollen, was in Zukunft an Baumarten in unseren Wäldern verwendet werden kann. Problem Wildverbiss Es ist zwar müßig immer auf das Problem hinzuweisen, aber wir brauchen dringend flächendeckend eine Reduzierung eines übermäßigen Wildverbisses durch zu hohe dem Lebensraum nicht angepasste Wildbestände. In einigen Gebieten funktioniert es bereits beispielhaft gut, aber auf der Fläche gibt es massive Probleme. Mit der Klimaänderung dürfen die ankommenden Mischbaumarten nicht einem überhöhten Wildverbiss zum Opfer fallen. Nicht nur die Mischbaumarten fallen aus, sondern die ganze Biodiversität leidet darunter. Dringend müssen Maßnahmen des Vorarlberger Waldvereines wie die Fütterung des Rehwildes mit Verboten umgesetzt werden (Ausnahme Heufütterung könnte als Übergangslösung bleiben). Oder die langjährige Forderung der Abschaffung der verpflichtenden Hegeschau, die hauptsächlich der Trophäenausrichtung dient. Nicht eine Abschaffung der Jagd ist die Lösung, sondern eine Jagd auf wildökologischer Basis mit tatsächlich dem Lebensraum angepassten Schalenwildbeständen. Mit der Klimaänderung wird die Neuorientierung noch wesentlich dringender.

Mit dem Branding wird verdeutlicht: Wald und Holz ist nicht gut für den Klimaschutz, sondern auch für uns selber. Jedes Jahr findet beim alten Hallenbad in Feldkirch das Poolbarfestival statt. Mit dem Branding „Wald und Holz – Wohlfühlen für Dich und gut fürs Klima“ wurde heuer die wiederum sehr trendige Holzarchitektur des Festivals von den Vorarlberger Waldbesitzer unterstützt. Die Holzarchitektur im Außengelände trägt perfekt zur guten Festivalstimmung bei. Die Landwirtschaftskammer unterstützt aus Mitteln des Holzwerbecents der Vorarlberger Waldbesitzer diese Holzanwendung und transportiert damit in einem speziellen Zielpublikum ein positives Holzimage . Das zur Verfügung gestellte Rundholz wird beim Sägewerk Fritsche am Bürserberg verarbeitet. Insgesamt wurden 1.700 m2 Holzboden mit verschiedenen Sitzgelegenheiten, Aufgängen und Bars

aufgebaut. Wohlfühlen für Dich und gut fürs Klima! Mit dem Sponsoring wird die besondere Klimaschutzleistung einer aktiven Waldbewirtschaftung kommuniziert. Wald und Holz werden mit den CO2-Speicherungsund Substitutionseffekten von CO2-emissionsintensiven Baustoffen zu einem wichtigen Faktor im Kampf gegen die Klimaerwärmung. Und das ganze bei dem „Nebeneffekt“, dass Holz ein nachwachsender natürlicher Baustoff ist, der uns Gut tut. Holz wirkt entstressend und ist gesund für „Körper und Seele“. Und das beim Wohnen, Schlafen oder Arbeiten. Wir sind alle eingeladen, etwas Gutes für sich und dabei gleichzeitig auch fürs Klima zu tun!

Gute Holzstimmung am Poolbarfestival unterstützt mit nachwachsendem Holz aus unserer Waldbewirtschaftung.


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Obmann

Aktuell

Heumilch nicht besser als Wald In TV-Spots zur Heumilchwerbung wird schon länger so getan, als ob die Heumilchbewirtschaftung mehr CO2 speichert oder vermindert als in der Waldwirtschaft. Das stimmt natürlich überhaupt nicht! Man muss schon sehr genau hinhören, dann ist die Rede davon, dass in tieferen Bodenschichten das Grünland 196 Tonnen, der Waldboden 192 Tonnen (also ungefähr gleich viel) und das Ackerland 149 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar speichert. Keine Rede davon, dass im Waldbestand und dann in der Holzverwendung riesige Mengen CO2 gespeichert werden. Geschweige wird nichts davon erwähnt, wieviel CO2 durch den Ersatz klimaschädlicher Baustoffe und Energieträger ersetzt werden könnten. Das Faktum, dass Weidetiere auf dem Grünnland weiden und damit Treibhausgase produzieren werden, passt natürlich auch nicht zur Kommunikationsstrategie der Heumilchstrategen. Aus dem Unterschied in den tieferen Bodenschichten wird dann aber gleich der Schluss gezogen, dass Grünland Grünland bleiben soll und nicht in Ackerland umgebrochen werden soll. Wenn so konsequent gleich Schlüsse gezogen werden, dann müssten eigentlich klar die Forderung nach Umwandlung in Wald aufgestellt werden, weil das die viel bessere und eine „echte“ zusätzliche Klimaschutzmaßnahme wäre. Aber genauso wie es sinnvoll ist, manche Flächen als Ackerland, zum Beispiel für den Gemüseanbau zu verwenden, wäre es sicher nicht sinnvoll alles Grünland in Wald umzuwandeln. Laut den Zahlen des Bundesministeriums Land- und Forstwirtschaft werden auf etwa 4 Millionen Hektar Wald circa 985 Millionen Tonnen Kohlenstoff in der Waldbiomasse und im Waldboden gespeichert. Das entspricht einer Speicherleistung von 3.615 Millionen Tonnen CO2 oder pro Hektar 246 Tonnen Kohlenstoff bzw. 904 Tonnen CO2. Noch nicht mitgerechnet ist hier die Speicherleistung in der Holzverwendung und Substitutionswirkung von klimaschädlichen Baustoffen und Energieträger. Mit der Nutzung des nachhaltigen Zuwachses wird dabei nicht nur eine stati-

Wald Wir alle Leben davon! Egoismus und Verallgemeinerung sind fehl am Platz

Im Vergleich mit dem Wald versucht man mit halben Fakten im Klimaschutz zu punkten.

sche CO2-Speicherung erreicht, wie das bei der CO2 Bodenspeicherung der Fall ist, sondern es werden laufend zusätzlich CO2Mengen gespeichert und CO2-Emissionen verringert. Also eine „echte“ Klimaschutzmaßnahme mit Wirkung und um ein Vielfaches besser als die Heumilchbewirtschaftung. Es ist den Verantwortlichen zu empfehlen, solche „hinkenden“ Vergleiche eher zu lassen und sich mehr auf die wirklichen Vorteile der Heumilchproduktion zu konzentrieren. Was ist Heumilch Bei der Heumilch erfolgt die Fütterung des Viehs wie der Name schon sagt im Wesentlichen mit Gräsern und Kräutern während des Sommers und mit Heu in der Winterfütterungsperiode. Der größte Unterschied ist, dass die Fütterung von Silage (Gärfuttermittel) nicht erlaubt ist. In Bezug auf Biodiversität werden mit der Heuwirtschaft positive Effekte erzielt. Die Vielfalt auf Heumilchwiesen ist größer, da der erste Schnittzeitpunkt später stattfindet und ein stärkeres Mahdmosaik mit wichtigen Rückzugsflächen für Insekten aufweisen (Studie Suske Consulting Wien). Auch die Nutzungsintensität ist geringer und die durchschnittliche Wuchshöhe unterschiedlicher. Alle Sennereien der gesamten Region Bregenzerwald haben sich schon vor vielen Jahren verpflichtet, ausschließlich silofreie Milch (= Heumilch) zu verarbeiten. Die Vorarlbergmilch bietet die „Ländle Heumilch“ an.

Der zwar schon recht alte Slogan „Wald – Wir alle Leben davon“ bewahrheitet sich in jüngster Zeit immer mehr. Mit alle, sind wirklich alle gemeint, nicht nur wir Menschen, sondern alles Leben, welches im oder um den Wald beheimatet ist, und auch darüber hinaus. Damit wir alle, auch wir Menschen (wir sind ein Teil des Ökosystems), vom Wald leben können, müssen wir einen aktiven Beitrag leisten. Und zwar durch Pflege, gefühlvolle und nachhaltige Nutzung (Bereitstellung von Rohstoff Holz), Verjüngung (im Sinne des Klimawandels) und durch Erhaltung. Isolierte Betrachtungsweisen und Einzelinteressen haben gerade in heutiger Zeit keinen Platz. Verallgemeinerungen wie sie durch Regularien auf EU-Ebene passieren (RED II,…) haben zwar häufig den richtigen Ansatz und wollen gegen eine globale Waldzerstörung vorzugehen, sorgen aber gleichzeitig für überbürdende Bürokratisierung. Das strenge österreichische Forstgesetz sowie bereits existierende Zertifizierungen (PEFC) sind für Österreich ausreichend. „So darf aus der Absicht der EU, Probleme in fernen Ländern zu lösen, keine neuen Probleme für heimische Waldbesitzer entstehen!“ (Zitat: Felix Montecuccoli, Präsident Land&Forst Betriebe Österreich). Egoistische, naturschützerisch gemeinte Einzelinteressen, wie es zum Beispiel großflächige Außernutzungsstellungen darstellen, sind aus meiner Sicht ebenso kontraproduktiv und nicht hilfreich. Eine gesamthafte Betrachtung ist dringend notwendig! Deshalb ist allen aktiven Waldbesitzern, welche ihren Wald naturnah nutzen und pflegen ein großes Dankeschön auszusprechen. Denn es ist nicht leicht unter gegebenen Voraussetzungen (schlechter Holzpreis, Klimawandel, Extremereignisse, Bürokratisierung etc.) den Wald im Sinne von uns allen zu betreuen und somit uns allen ein Geschenk zu machen. Und das wäre kurz vor Weihnachten doppelt schön. Meint euer Obmann Walter Amann


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Studie Auerwild

Auerwild braucht lichte Waldstrukturen Die Lebensraumansprüche des Auerwilds setzen lichte Waldstrukturen voraus, die mit einer aktiven Waldbewirtschaftung – für die es wieder eine Grunderschließung braucht – sehr unterstützt werden können. Hauptproblem für die Auerwildbiotope stellt das Zuwachsen der Waldbestände dar, das sich mit der Klimaänderung jetzt sogar noch verstärkt. Beunruhigungseffekte durch Tourismus- und Freizeitnutzung spielen zwar auch eine Rolle, aber ohne lichte Wälder ist das Biotop für Auerwild von vornherein schon nicht besiedelbar. Einerseits bieten Forststraßen für sich schon sehr gute Bestandesöffnungen an, die sich als Flugschneisen, als sonniger Aufenthaltsort, als „Huderstellen“ oder für die Aufnahme von Magensteinchen dienen. Andererseits sind Forststraßen die Voraussetzung für eine aktive Waldbewirtschaftung, um strukturreiche lichte Althölzer zu erreichen. Der Mitautor der neuen Auerwildstudie Thomas Huber bekräftigte bei der Präsentation der neuen Studie die Wichtigkeit der Forststraße mit der Aussage, dass man Auerwild oft in der Nähe von Forststraßen findet. Win-win Situation für Auerwild und Waldwirtschaft Für die Auerwildhabitate sind die Öffnungen in den Waldbeständen zentral wichtig. Es braucht ein Netz von Flugschneisen, um größere Lichtungen wie diese bei Mooren vorherrschen zu erreichen. Hier ergibt sich eine sehr erfreuliche Win-win-Situation: Neben dem Auerwild profitiert auch eine aktive klimafitte Waldbewirtschaftung zur Holznutzung. Der Waldbesitzer muss dazu nur wissen, wo und wie diese gemacht werden müssen. Diese Öffnungen sorgen auch für eine gute Bodenvegetation mit Heidelbeere, die eine sehr beliebte Nahrungspflanze darstellt (Knospen, Blätter, Blüten und Beeren) und gleichzeitig auch als Deckung dienen kann. Hier können sich hohe Schalenwildbestände, die zu einem starken Zurückbeißen der Heidelbeere führen kann, sehr negativ auswirken. Lebensraumgestaltung – Rotierendes Mosaik Als besonders wichtig zur Gestaltung eines guten Auerwildlebensraumes wird ein „rotierendes Mosaik“ gesehen. Lichtungen und Altholzbestände sollen sich auf einer größeren Fläche in zeitlicher Abfolge ab-

Landesrat Daniel Zadra: Eine Lebensraumverbesserung für das Auerwild ergibt eine Win-win-Situation: Neben dem Auerwild profitiert auch eine aktive klimafitte Holznutzung (Bild VLK Land Vorarlberg). wechseln. Der Nadelholzanteil der Wälder soll über Zweidrittel sein und ein lichter Kronenschluss zwischen 50 und 60 Prozent ist ideal. Damit ist der montane bis hochmontane Nadelwaldgürtel ein potentieller Lebensraum für das Auerwild. Wenn Habitate gezielt aufgelichtet werden, nutzen die Vögel normalerweise diese bereits nach kurzer Zeit, selbstverständlich nur dann, wenn noch eine Population im Gebiet vorhanden ist. In Vorarlberg gibt es mehrere relativ gute Teilpopulationen. Die genetische Diversität ist nach den neuen Untersuchungen eigentlich ganz gut, aber der abnehmende Austausch zwischen den Populationen ist bereits erkennbar. Populationen mit weniger Inzucht haben langfristig höhere Überlebenschancen und sind in der Lage mit sich ändernden Umweltbedingungen zurecht zu kommen. In Vorarlberg wurde in der neuen Studie zwischen vier Vorkommenszentren unterschieden: Gebiete im Montafon und Klostertal, am Bürserberg, im Dornbirner Firstgebiet und im Bregenzerwald mit einem Austausch zum Allgäu. Die Lebensraumpflege ist für Gebiete sehr wichtig, in denen Auerwild noch vorhan-

den sind, aber auch zur Vernetzung der Populationen sind geeignete Lebensräume, sogenannte „Trittsteinbiotope“ notwendig. In der Studie wurden dazu auch die potentiell möglichen Lebensräume erhoben und kartiert. Forstliche Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung ▪ Auflichtung von Waldbereichen – Reduzierung des Kronenschlusses (0,5 – 0,7) ▪ Anlegen von Flugschneisen ▪ Schaffung bzw. Vergrößerung von Lücken – Erhöhung des Grenzlinienanteiles ▪ Forststraßen – Entfernung von Böschungsbewuchs (Achtung Haselhuhn!) ▪ Entfernen bzw. Zusammenwerfen von Astmaterial ▪ Sichtbarmachung von Flughindernissen ▪ Optimierung der Bodenvegetation – „Das Spiel mit dem Licht“ ▪ Vorausschauende Planung – das Prinzip des „rotierenden Mosaiks“ Biologie und die Lebensraumansprüche des Auerwildes Der etwa 4 Kilogramm schwere Hahn mit einer Flügelspannweite von 100 cm ist un-


Wald 11 Studie Auerwild

Eine aktive Waldbewirtschaftung für lichte Waldstrukturen mit Flugschneisen sind eine Grundvoraussetzung für das Vorkommen von Auerwild (Bild Ölz LK Vbg).

ser größter Bodenvogel (die Henne ist etwa halb so groß, zweitgrößter Waldvogel ist das Haselhuhn). Das tagaktive Auerwild ist als Bodenvogel im Sommer am Waldboden und im Winter im Kronendach zu finden. Die Nächte werden auf sogenannten „Schlafbäumen“ verbracht. Etwa 5 bis 8 Eier sind in einem Gelege. Die Küken sind, wie bei allen Hühnervögeln, Nestflüchter und verlassen bereits nach einem Tag das Nest. Besonders die ersten zwei Wochen sind kritisch, da die Küken in dieser Zeit ihre Körpertemperatur noch nicht selbst regulieren können und deshalb von der Henne immer wieder „gehudert“ werden müssen (Sandbad). Unter „hudern“ versteht man, wenn die Henne ihre Küken zum Wärmen unter ihre Schwingen nimmt. Davon leitet sich auch die Redewendung „Jemanden unter seine Fittiche nehmen“ ab. In dieser Zeit spielt auch das tierische Eiweiß in Form von Insekten oder Ameisen

in der Nahrungsaufnahme eine große Rolle. Bereits mit etwa 10 Tagen können die Jungvögel kurze Strecken fliegen und auch schon „aufbaumen“, also auf Bäume fliegen. Im September lösen sich schließlich die „Gesperre“ auf (Einheit von Mutterund Jungtieren). Im Winter lebt das Auerwild in den Kronen und ernährt sich von den Nadeln von Kiefer, Lärche, Tanne oder Fichte (Reihenfolge ist auch Beliebtheit der Nadeln, je nach Vorkommen der Baumarten). Hier spielt der spezielle Verdauungsaufschluss im Blinddarm mit Bakterien eine wichtige Rolle. Das Auerwild ist grundsätzlich kein schlechter Flieger. Der dominierende schöne Stoß bei der Balz ermöglicht im Alltag eine gute Flugsteuerung, aber der Start stellt mit 4 Kilogramm ein gewisses Problem dar. Hier braucht es entsprechende Bestandesöffnungen. Ein Netz von Flugschneisen sind sehr wichtig, um auch dem Hauptfeind, dem Adler, zu

entkommen. Ein Hahn hat etwa ein Streifgebiet von 600 Hektar. Junghennen können etwa Strecken von etwa 10 bis 15 km zurücklegen. Das Wechseln der Talseiten stellt überhaupt kein Problem dar. Zur Vernetzung von Populationen müssen diese Grenzen allerdings berücksichtigt werden. Infos Auerwildstudie Vorarlberg 2023: Im Auftrag des Landes Vorarlberg und in Kooperation mit der Vorarlberger Jägerschaft, BirdLife Vorarlberg und der Stiftung Gamsfreiheit; Einen kurzen Leitfaden zur Erkennung von Auerhühner kann auf der Homepage des Waldvereins herunter geladen werden. Ebefalls gibt es dort ein Formular mit dem Auerwildnachweise an die Steuerungsgruppe „Auerhuhn in Vorarlberg“ gemeldet werden können;


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Bundesjagdgesetz

Volksbegehren für ein Bundesjagdgesetz Derzeit können Unterstützungserklärungen zu einem Volksbegehren für ein Bundesjagdgesetz abgegeben werden. Der Vorarlberger Waldverein kann sich mit einigen Punkten des Volksbegehrens gut identifizieren, entsprechen diese auch langjährigen Forderungen des Vereins. Allerdings wird die Lösung nicht in einem Bundesjagdgesetz gesehen, sondern es braucht eine Umsetzung von einigen wichtigen Punkte auf Landesebene. Unseren Mitgliedern stellen wir eine Unterstützung natürlich völlig frei. Dazu wurde das Gespräch auf Landesebene mit Landesrat Christian Gantner gesucht. Folgende Forderung auf Änderung des Vorarlberger Jagdgesetzes wurden dazu vorgebracht: • Abschaffung der gesetzlich verpflichtenden Hegeschau: Noch immer findet eine Selektion nach Geweih- und Körpermerkmalen statt, das bedeutet, eine Auslese erfolgt vorrangig nur nach den gewünschten Merkmalen der Trophäe und nicht nach ökologischen bzw. biologischen Prämissen. Die Verpflichtung solcher „Trophäenschauen“ soll gestrichen werden. Nur noch auf freiwilliger Basis sollen solche durchgeführt werden können. • Bestimmungen zur Winterfütterung müssen grundsätzlich überarbeitet werden. Rehwild braucht wildbiologisch und wildökologisch keine Fütterung. Daher sollte wie in vielen Nachbarländern ein Rehwild-Fütterungsverbot eingeführt werden. Eine Notfütterung mit Heu könnte erlaubt bleiben. • Bewilligung von Rotwildfütterung: Bisher gibt es hier nur Bestimmungen zur Auflösung von Rotwildfütterungen. Für alle Rotwildfütterungen muss generell eine Bewilligung beantragt werden. • Überbetriebliche Eigenjagd: Die Möglichkeit der Eigenbewirtschaftung gibt es im Vorarlberger Jagdgesetz, es sollte aber auch die Möglichkeit geschaffen werden, dass mehrere Grundbesitzer sich zu einer Eigenbewirtschaftung mit einer ökologischen Ausrichtung zusammenschließen können. • Abschaffung der Jagdabgabe bei der Eigenbewirtschaftung von Genossenschaftsjagdgebieten besonders wichtig. Bei diesen Modellen steht ein ausgeglichenes WaldWild-Verhältnis im Vordergrund. Auf hohe Jagdpachteinnahmen wird bewusst verzichtet. Es müssen nur die Kosten aus Verwaltung und Organisation abgedeckt wer-

Sehr ernüchternde Wildschadensituation in vielen Gebieten. Neben einigen anderen Forderungen zur Jagd sind jetzt in einem Volksbegehren zu einem Bundesjagdgesetz langjährige Forderungen des Vorarlberger Waldvereins beinhaltet (im Bild Weißtannenverbiss des Terminaltriebes und einiger Seitentriebe). den. Die Bewertung dieser Jagdmodelle mit fiktiven Jagdeinnahmen behindert diese Modelle, die sehr im öffentlichen Interesse der Erhaltung und Verbesserung der Waldwirkungen stehen, unnötig. Die Abschaffung bei der Eigenbewirtschaftung bzw. zumindest die Reduzierung auf die tatsächlichen Jagdeinnahmen wird gefordert umgesetzt zu werden. Kompromisse Beim Forderungspunkt der Notwendigkeit der Bewilligung der Rotwildfütterungsstandorte wird sich der Landesrat entsprechend stark machen. Aber auch in den anderen Punkten brauchen wir eine Umsetzung. Beim Verbot der Rehwildfütterung ist ein Kompromiss mit der Notfütterung mit Heu möglich. Bei der verpflichtenden Hegeschau könnte zumindest als erster Schritt Rehwild herausgenommen werden. Bei der Jagdabgabe bei der Eigenbewirtschaftung muss die Bewertungsbasis zumindest auf die tatsächlichen Einnahmen reduziert werden. Und die überbetriebliche

Eigenjagd soll nur bei einer ökologischen Ausrichtung ermöglicht werden. Österreichweit ist die Evaluierung der Mariazeller Erklärung nach 12 Jahren sehr ernüchternd. Nach wie vor haben wir in Österreich aber auch in Vorarlberg in einigen Gebieten sehr unbefriedigende Wildschadenssituationen. Wir setzen uns im Vorarlberger Waldverein für eine klimafitte naturnahe Waldbewirtschaftung mit hoher Resilienz und klaren Maßnahmen zu einer Neuausrichtung der Jagd mit dem Lebensraum angepassten Schalenwildbeständen ein. Dazu braucht es auch die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen. Info Volksbegehren Weitere Informationen zu den Forderungen im Volksbegehren für ein Bundesjagdgesetz finden sie unter www.bundesjagdgesetz.at. Die Unterstützung kann online mit der Handysignatur oder bei jedem Gemeindeamt erfolgen.


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Waldpreis

Vorarlberger Waldpreis: Schutzwald, CO2 Speicherung und …. Nicht nur die Schutzfunktion sondern auch alle anderen Waldfunktionen nehmen an Bedeutung zu. Der Vorarlberger Schutzwaldpreis wurde daher heuer zum Vorarlberger Waldpreis erweitert. Fast 100.000 Hektar Wald bedecken mehr als ein Drittel der Vorarlberger Landesfläche. Neben der Schutzfunktion sind Wälder auch Lieferant des nachhaltigen Rohstoffes Holz, der nicht nur regional erzeugt wird, sondern auch wie in einem zweiten Wald aktiv CO2 speichert. Außerdem können sehr viele CO2-Emissionen durch den Ersatz von klimaschädlichen Baustoffen vermieden werden. Vorarlberg hat eine sehr naturnahe Waldbewirtschaftung, zahlreiche Tier- und Pflanzenarten profitieren davon. Der Wald reinigt Wasser und Luft. Seine Erholungswirkung wird zunehmend in Anspruch genommen, was einerseits positiv zu sehen ist, aber auch zu Problemen in der Beunruhigung der Lebensräume führen kann. Chancenreichen Lebensraum vorfinden „Mit der Vorarlberger Waldstrategie 2030+ haben wir eine Richtschnur für Waldbewirtschafter:innen und Behörden, die darauf abzielt, all die wichtigen Funktionen des Waldes nachhaltig zu erhalten, sodass auch kommende Generationen einen chancenreichen Lebensraum vorfinden“, betonte Landesrat Christian Gantner Ende Juni in Sibratsgfäll bei der Verleihung des Waldpreises. Die Preisträger und ihre Projekte: 1. Kategorie Wirtschaft: Schulerhaltungs-

verband Hittisau, „Holz macht Schule“: In Hittisau wurde 880 fm von 12 Waldbesitzern aus der Region im neuen Schulcampus verbaut. Dazu kommen noch 600 fm Holz für Decken, Innentäfer und Außenschalungen dazu. Ein absolut vorbildliches Beispiel wie gegen den Klimawandel gehandelt werden kann. Im Holz wird CO2 wie in einem zweiten Wald gespeichert. Außerdem werden sehr hohe CO2-Emissionen durch den Ersatz von klimaschädlichen Baustoffen vermieden. Das Beste ist aber, dass Holz eine angenehme und lernfreudige Atmosphäre bringt. 2. Kategorie Klima: Musik Mittelschule Thüringen, „Wald-Klima App“: Die Smartphone App zum Thema wurde von den Schüler:innen der Mittelschule Thürigen entwickelt und deckt unterschiedliche Themen im Bereich Klima, Wirtschaft, Schutzwald, Biodiversität und Gesellschaft ab. Ein besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, dass die vorgegebenen Inhalte für Kinder verständlich und leicht umsetzbar sind. Die App ist noch nicht abrufbar, steht aber kurz vor der Veröffentlichung. 3. Kategorie Biodiversität: Gemeinden Sulz und Röthis, „Klimafitter Wald“: Das Gemeinschaftsprojekt der Gemeinden Sulz und Röthis läuft bereits seit mehr als 30 Jahren. Die heimischen Wälder mit hoher Er-

Das Engagement der Mittelschule mit einem „Wald-Klima-App“ wurde von LR Christian Gantner ebenfalls mit einem Vorarlberger Waldpreis ausgezeichnet (Land Vorarlberg/B. Hofmeister).

„Holz macht Schule“ in Hittisau wurde mit einem Waldpreis ausgezeichnet. Perfekt: Regionales Holz speichert CO2 und kann sehr viele CO2-Emissionen durch Ersatz klimaschädlicher Baustoffe ersetzen. Gleichzeitig gibt es eine angenehme und lernfreudige Atmosphäre (Foto Ölz Lk). holungswirkung werden langfristig umgebaut und fit für den Klimawandel gemacht. 4. Kategorie Gesellschaft: Vorarlberger Landestheater und Volksschule Lustenau Kirchdorf, „Theaterproduktion mit Baumpflanzaktion im Mehrerauer Wald“: „Who cares? Welche Krise?“ ist ein Klimastück, das humorvoll Denkanstöße gibt, Betroffenheit auslöst und auch ordentlich nachhallt. Das Stück endete damit, dass eine Liste herum gereicht wird, in der sich die Zuschauer eintragen können, um bei einer Baumpflanzaktion mitzumachen. Mit 70 Personen haben dann die Lehrer:innen der Volksschule Kirchdorf in Lustenau an der Aufforstungsaktion im Mehrerauer Wald in Bregenz mitgemacht. Alle genossen die Arbeit im Wald sehr und lernten ganz nebenbei, wie wichtig intakte Wälder sind 5. Kategorie Schutzwald: Waldschule Montafon und Bibliothek Montafon, „Waldbücherei“: Die Zusammenarbeit der Bibliothek und der Waldschule Montafon bringt eine neue Dimension der Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Wald. Während im Sommer eine Woche die Bücherei in die Waldschule übersiedelt und durch tägliche Waldaktionen beworben wird, ist der Wald über das Waldregal der Bibliothek ganzjährig ein sichtbares Thema an einem zentralen, vielfrequentierten öffentlichen Ort des Montafons.


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Kluges Bauen

Vorarlberger Holzbau Plus In der neuen Kategorie „Kluges Bauen mit Holz Plus“ wurde das Mehrfamilienhaus in Wertvollholzhaus-Bauweise am Schwarzenberg bei der Holzbaupreisverleihung 2023 mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Einhellig wurde auf der Veranstaltung auch bestätigt, dass der Holzbau von der Abnahme im Bau kaum betroffen sei. Kluges Bauen im Fokus Der heurige Holzbaupreis wurde unter das Motto „Kluges Bauen mit Holz Plus“ gestellt. Es werden die Kennwerte Ressourcenschonung, Umnutzung, Wiedernutzung und Weiternutzung in den Mittelpunkt gestellt. Es ist sehr erfreulich, dass jetzt ein Holzbau in alter Tradition mit neuer Interpretation, dass ausschließlich aus der ganz regionalen Wertschöpfungskette stammt, ausgezeichnet wurde. Im heutigen Holzbau werden oft Halbfertigprodukte in Kombination mit großflächigen Plattenwerkstoffen von internationalen Holzhändlern verwendet. Nicht so beim „Wert-VollholzHaus“ von der Zimmerei Berchtold vom Schwarzenberg. Die 30 Zentimeter Weißtannen-Balken, die von Vorarlberger Waldbesitzern über den Waldverband geliefert werden und vom regionalen Säger eingeschnitten werden, bilden die Grundkonstruktion. Die mit Holzdübel und Holzfeder verbundene Konstruktion kommt ohne Plastikfolien, Schrauben oder Kleber aus. Massivholz hat nachweislich beste Dämmwerte und lange Auskühlzeiten und bietet dadurch angenehme warme Oberflächen. Das Holz stammt aus einem Umkreis von 30 km von Schwarzenberg. Die CO2-Speichereffekte bei gleichzeitig sehr geringem Anfall in der Verarbeitungskette und im Transport sind enorm. Die Jury war erfreut, dass das Wertvollholzhaus wahrscheinlich 200 Jahre am gleichen Ort verweilen kann, ohne an Substanz und Wohnqualität zu verlieren. Oder es wird am Ende der Nutzungsdauer zurückgebaut und kann an anderer Stelle wieder verwendet werden. So kann Kreislaufwirtschaft im Holzbau aussehen. Das ist „kluges“ Bauen, zeigte sich die Jury überzeugt.

Wertvollholzhaus in Schwarzenberg: Kluges Bauen mit regionalem Holz wurde mit einem Sonderpreis ausgezeichnet (MFH HOF 30, Schwarzenberg, Foto Gabriele Metzler).

Auch klug: Viel Weißtanne Insgesamt wurden beim 15 Holzbaupreis 26 Objekte in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet. Es gibt ein breites Spektrum im Holzbau von Revitalisierungen, Sanierungen, gewerbliche Bauten, Parkhäuser, öffentliche Bauten, Wohnanlagen bis zu Einfamilienhäuser. Sehr erfreulich ist, dass auch heuer wieder sehr viel Weißtannen-

Holzatmosphäre mit genialer CO2-Speicherwirkung und Wiederverwendbarkeit (MFH Hof 30, Foto Zimmerei Berchtold Schwarzenberg).


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Kluges Bauen

Weißtanne weiter im Trend: Viele Bauherren:innen und Architekten:innen mögen die Haptik und Atmosphäre von unserem Weißtannenholz (Auszeichnung Haus Iglasee, Perchtoldsdorf, Foto Hertha Hurnaus).

Broschüre «Der Weg zum Erfolg» Im Spannungsfeld «Wald-Wild- Lebensraum» konnten im Kanton St. Gallen in den letzten Jahren deutliche Verbesserungen und eine Entschärfung der Konflikte erreicht werden. Eine Kommission hat die Erfolgsfaktoren analysiert und im heurigen Jahr in einer Broschüre «Der Weg zum Erfolg» zusammengefasst.

Holzwohnbau in Frankreich. Es geht noch einiges! (Anerkennung Holzbau außer Landes, Wood'Art, Toulouse (FR), Foto Aldo Amoretti). holz bei den ausgezeichneten Projekten dabei ist. Die Weißtanne spielt als schattenertragende Baumart mit sehr gutem Bodenaufschluss für eine klimafitte Waldentwicklung eine wichtige Rolle. Die Atmosphäre und Haptik des Holzes ist bei Bauherren:innen und Planern sehr beliebt. Holzbau nicht vom Rückgang betroffen Sehr erfreulich waren auch die Aussagen bei der Verleihung am Holzbaupreis, dass die derzeitige Abnahme am Bausektor den

Holzbau nicht oder nur sehr wenig betrifft. Zurückgeführt wird diese Entwicklung auf die hervorragenden Eigenschaften von Holz in der CO2-Speicherung und den riesigen CO2-Minderungseffekten durch den möglichen Ersatz von CO2 intensiven Baustoffen. Das führt nicht nur in Österreich, sondern in der ganzen EU insbesondere in Deutschland zu einem neuen HolzbauBoom. Und damit werden riesige Mengen Holz benötigt.

Um alles nebeneinander zu gewährleisten, braucht es ein Ziel und fachorientiertes Management von Wald und Wild. Im Detail führt dies immer wieder zu Spannungen und Diskussionen. Viele Fragen dazu gehen nie aus, solange der Wald und die Wildtiere bewirtschaftet werden. Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass sich die WaldWild-Situation im Kanton St.Gallen in den letzten Jahrzehnten vielerorts positiv entwickelt hat. Die Broschüre soll darüber berichten, wie es dazu gekommen ist, als Zeitdokument und ebenso als Dankeschön für alle Beteiligten, welche dazu beigetragen haben. Schauen Sie hinein. Die Broschüre können Sie entweder direkt auf der Hompage des Kantons St. Gallen oder bei uns auf der Homepage herunterladen.


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Klimaneutralität

Auszeichnung und Vergütung: Wegbereiter der Klimaneutralität Der Klimaschutz braucht aktiv bewirtschaftete Wälder. In einem neuen Fonds wird genau diese „Klimaschutzleistung“ honoriert. Nur bei einer optimalen Waldbewirtschaftung und einem Einschlag, der annähernd der maximalen Wuchsleistung vom jeweiligen Standort entspricht, werden auch die maximal möglichen CO2-Minderungsleistungen sichergestellt . Die Agrar Bludesch bekommt für ihr diesbezügliches Engagement zum Klimaschutz aus dem „Klimacent-Fonds „Wald und Holz“ jetzt eine Vergütung pro Festmeter ausbezahlt. Die Verwendung von Holz aus der nachhaltigen Waldbewirtschaftung leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Zum einen wird CO2 im Holz über den Zeitraum der Verwendung als Werk- und Baustoff gespeichert und entzieht damit das CO2 aus der Atmosphäre. Andererseits wird durch den verminderten Ersatz von klimaschädlichen Baustoffen und fossiler Energieträger auch jede Menge CO2 substituiert. Zusätzlich wird durch die vermehrte Energieproduktion mit Holzbiomasse die Kaufkraft in der Region und damit die Wertschöpfung vor Ort gesteigert.

Auszeichnung als Wegbereiter der Klimaneutralität – Einladung an alle Unternehmen und Firmen! Alle Unternehmen und Firmen sind eingeladen einen Schritt zur Kostenwahrheit vorauszugehen und beim Klimacent mitzumachen. Gerne auch Forstunternehmen und Holzbaufirmen. Sie werden als „Wegbereiter der Klimaneutralität“ ausgezeichnet. Sie reduzieren laufend ihre CO2 Emissio-

„Wir sind keine Plattform für den Handel von CO2-Zertifikaten. Wir wollen Investitionen in eine klimaneutrale Infrastruktur beschleunigen und klimaverträgliches Leben und Wirtschaften möglich machen.“ Hans Punzenberger, Geschäftsführer ARGE Erneuerbare Energie Vorarlberg und Vorstandsmitglied der Plattform Klimacent Austria

nen und leisten einen freiwilligen CO2-Kostenbeitrag. Um den Zielzustand „CO2freies Wirtschaften“ Realität werden zulassen, braucht es Menschen und Betriebe, welche für ihre verursachten CO2-Emissionen Verantwortung übernehmen. Mit diesem Schritt zur Kostenwahrheit wird nicht nur die Umsetzung von KlimaschutzPilotprojekten beschleunigt, sondern auch der erforderliche wirtschaftspolitische Rahmen für die Klimaneutralität vorangetrieben. Mit dem Klimacent-Fonds „Wald und Holz“, der vom Vorarlberger Waldverein betreut wird, werden gezielt die CO2-Minderungsleistung der nachhaltigen und aktiven Waldbewirtschaftung und Holznutzung unterstützt. Info Unterschied zu Speicherwirkung im Tree.ly-System Im Tree.ly-System wird grundsätzlich „nur“ der CO2-Speichereffekt im Wald abgegolten. Die Vergütung wird ähnlich wie bei Mooren nicht für eine zusätzliche CO2 Speicherleistung gewährt, sondern für die Erhaltung und Sicherung des vorhandenen Speichers.

Vergütung von echter Klimaschutzleistung für die Agrar Bludesch. Im Bild v.l.n.r. Walter Amann, Obmann Waldverein und Betriebsleiter FBG Jagdberg, Thomas Ölz, Betreuer Klimacentfonds Wald und Holz, Wolfgang Hartmann, Obmann Agrar Bludesch, Hans Punzenberger Geschäftsführer ARGE Erneuerbare Energie.

Über den Klimacent-Projektfonds „Wald und Holz“ hingegen wird der optimale Holzeinschlag forciert und damit eine „echte“ CO2-Minderungsleistung generiert. Ziel ist es, damit nicht nur einen hohen Ertrag zu erwirtschaften, sondern auch den Einsatz von regionalem Bau- und Brennstoff Holz zu erhöhen. Im Gegensatz zum Tree.ly-System werden die Gelder aus einer klimafitten und aktiven Waldbewirtschaftung generiert. Die Anpassung und Widerstandskraft der Wälder wird verbessert.


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Klimaneutralität

Hohe CO2 Minderungsleistung mit der Holznutzung wird jetzt aus dem Klimacentfonds „Wald und Holz“ unterstützt. Info Berechnung In Vorarlberg nutzen wir vom nachhaltigen Zuwachs nur etwa 70 Prozent. Eine wesentliche Steigerung wäre damit möglich. Und hier setzt die neue Vergütung des Klimacent-Fonds „Wald und Holz“ der ARGE Erneuerbare Energie an. Auf Basis eines CO2-Preises von 50.- Euro pro Tonne mit einem Substitutionsfaktor von 1,131 je m3 Holz (gesamt Baustoff und Energie, IRSLINGER, R., 2019 Holzzentralblatt) ergibt sich ein Vergütungspreis von 56.Euro pro genutztem Festmeter Holz. Jetzt wird die Hälfte dem/der Waldbesitzer:in zugerechnet. Daraus ergibt sich dann ein Betrag von 23.- Euro pro genutztem Festmeter. Die Vergütung gibt es für die Menge über dem Vorarlberger Durchschnittseinschlag bis zur Grenze des nachhaltigen Zuwachses. Die Vergütung erfolgt nur solange, wie im Projektfonds auch Klimacent-Förderungen einbezahlt wurden. Eigene Verantwortung und Transformation zur klimaneutralen Gesellschaft Darum muss jeder Forstbetrieb oder Waldbesitzer:in,die beim Klimacent eine Vergütung beantragt, auch selber Teil des Netzwerkes wer-

den. Dazu werden in einem „Statusbericht Klimaneutralität“ die eigenen CO2 Emissionen erhoben, auf deren Basis der CO2Kostenbeitrag ermittelt wird. Gleichzeitig verpflichtet sich jeder, die eigenen CO2Emissionen im eigenen Wirkungsbereich zu verringern. Jedes Jahr werden die Preise für die CO2-Tonne erhöht. Ziel ist es damit, ein klimaneutrales Handeln und Wirtschaften zu beschleunigen. Bei der Agrargemeinaschaft Bludesch wurden einerseits die Anteile des Dienstautos des Geschäftsführers und des gemeinsamen Büros und andererseits die graue Energie für die Holzaufarbeitung bis zur Forststraße angesetzt. Nach einer neuen Studie fallen für die Motorsägenarbeit 0,26 kg und für die Holzaufarbeitung mit Traktor 3,07 kg CO2 pro Festmeter Holz an (Klimafreundliche Holzbereitstellung, Kühmaier, M. Forstzeitung 2021). Durch die Holzaufarbeitung im Forst sind daher dem Baustoff Holz nur 0,3% an „grauer Energie“ bzw. CO2-Emissionen anzurechnen. „Wir gehen einen Schritt zur Kostenwahrheit für fossile Energien voraus und sind Teil eines Netzwerkes für den dringend notwendigen Wandel zur CO2-neutralen Wirtschaft“, ist die Haltung hinter dem Klimacent-Platt-

form der ARGE Erneuerbare Energie. Je mehr sich beteiligen, umso breiter wird das Netzwerk und der Druck auf die Politik für die erforderlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen steigt. Neben zahlreichen Gemeinden beteiligen sich auch immer mehr Firmen an diesem Modell einer gelebten Eigen- und Mitverantwortung (Details siehe auf kimacent.at). Aber auch Haushalte, Vereine, Pfarren sowie Einzelpersonen sind beim Klimacent herzlich eingeladen, mitzumachen Es gilt, die Spielregeln des nachhaltigen Lebens mitzugestalten und nicht mehr auf andere zu warten, sondern im Eigeninteresse aktiv zu werden (Infos auf der www.klimacent.at). Info Waldbesitzer:innen: Für die nachhaltige Holzeinschlagsmenge, welche über dem Landesdurchschnitt liegt, können beim Klimacent-Projektfonds „Wald und Holz“ Vergütungsanträge gestellt werden (Kontakt Waldverein Vorarlberg, Thomas Ölz, thomas.oelz@lkvbg.at, 05574/400-460). Nachdem im Fonds nur begrenzte Mittel zur Verfügung stehen, können auch nur begrenzt Vergütungen gewährt werden. Je mehr mitmachen, desto besser!


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Aktuell

RED II: Energetische Verwendung von Waldholz Über die Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED II, 2018/2001) soll der Anteil der erneuerbaren Energie in der Europäischen Union auf 32% erhöht werden. Bei der Holzbiomasse müssen dazu bei Lieferungen an große Anlagen über 20 Megawatt neue administrative Vorgaben berücksichtigt werden. Von den Bundesministerien Landwirtschaft und Klimaschutz wurden dazu Verordnungen herausgegeben. Für die Forstwirtschaft ist die „Nachhaltige forstwirtschaftliche Biomasse-Verordnung – NFBioV“ relevant (03. April 2023). Nachdem in Österreich die Vorgaben durch Forstgesetze und die Naturschutzgesetze gesichert sind, kann eine relativ einfache Regelung mittels Selbsterklärung erfolgen. Selbsterklärung Die Selbsterklärung, vorausgefüllt für das von der Europäischen Kommission anerkannte SURE-System, ist online abrufbar (siehe Info). Mit ihr bestätigt der Erzeuger des Holzes, dass: • die Holz-Biomasse in Österreich geerntet wurde und • das Einverständnis zu einer allfälligen Kontrolle durch eine bestimmte Zertifizierungsstelle erteilt wird.

Die Verordnung verpflichtet den Lieferanten, die mit Adresse von Verkäufer und Käufer sowie mit Datum versehene und unterschriebene Selbsterklärung mit jeder einzelnen Lieferung als Begleitdokument mitzusenden. Dies kann auch auf elektronischem Wege per E-Mail mit einer elektronischen Signatur erfolgen. Im Falle von Rahmenverträgen genügt es, die Selbsterklärung bei der ersten Lieferung beizufügen. Ein Duplikat der Selbsterklärung/der Selbsterklärungen ist/sind fünf Jahre aufzubewahren. Am besten erfolgt dies bei den Aufzeichnungen über die gelieferten Holzmengen und dem Ort der Ernte, die bereits durch das Holzhandelsüberwachungsgesetz vorgeschrieben sind. Bei Lieferungen an Anlagen mit weniger als 20 Megawatt kommt es zu keinen Änderungen. Diese gesetzlichen Vorgaben gelten nur für Holz zur energetischen Verwertung. Für alle anderen Holzsortimente, wie Sägerundholz, braucht es diese Sorgfaltserklärung nicht. Info: Weitere Informationen und ein Muster für eine Selbsterklärung finden Sie auf der Homepage der Landwirtschaftskammer Österreich (www.lko.at/forst)

Bei Lieferungen von Energieholz an Großheizwerke mit über 20 Megawatt Leistung braucht es aus der sogenannten RED II Richtlinie, damit das Holz als erneuerbare Energie anerkannt wird, eine Selbsterklärung der Waldbesitzer:innen.

Nachruf DI Hubert Grabher Nach einem ereignisreichen und erfüllten Leben ist der frühere Landesforstdirektor Hubert Grabher, Jahrgang 1922, am 10. September 2023 im stolzen Alter von über 100 Jahre verstorben. Gleich nach der Matura war er im Kriegseinsatz. Nach zweimaliger Verwundung kehrte er 1946 aus französischer Kriegsgefangenschaft zurück. Nach dem Studium der Forstwirtschaft in Wien war es in der Nachkriegszeit schwierig eine entsprechende Stelle zu bekommen. Nach verschiedenen Tätigkeiten als Lagerverwalter, Vermessungsgehilfe und Aushelfer in Sägewerken kam er nach einem Jahr bei der Wildbach- und Lawinenverbauung zum Land Vorarlberg. Zuerst bei der Agrarbezirksbehörde und dann im Landesforstdienst und schlussendlich als Landesforstdirektor bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1982. Er war bei der Gründung des Vorarlberger Waldvereins dabei. Gleich 13 Jahre war er der erste Geschäftsführer. Für seine Verdienste wurde er auch als Ehrenmitglied im Waldverein geehrt. In seine Zeit fallen zum Beispiel die Novellierung des Landesforstgesetzes mit der Neuorientierung der Aufsichtsgebiete, die Übernahme der Waldaufseher in den Landesdienst mit möglicher Vollbeschäftigung und die Trennung von Aufsichtsdienst und Betriebsdienst. Herausheben möchten wir auch, dass ihm, als „Taufpate“ und langjähriger Redakteur der kleinen Waldzeitung des Vorarlberger Waldvereines, vom Ökosozialen Forum Österreich der „Hans Kudlich-Preis“ für seine hervorragende forstliche Öffentlichkeitsarbeit für besondere Verdienste im Ländlichen Raum verliehen wurde. Wir bedanken uns posthum für die sehr engagierte Arbeit für die Waldwirtschaft in Vorarlberg und speziell natürlich für die Aufbauarbeit im Waldverein. Unser Mitgefühl ist bei der Familie. Ruhe in Frieden!


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Holz MARKT

Aktuell

Nachruf Ing. Siegfried Fulterer Nach längerer Krankheit ist Ing. Siegfried Fulterer, Jahrgang 1939, am 3. November in Hohenems verstorben. Nach Ablegung der Försterstaatsprüfung im Jahr 1960 war er zuerst an der damaligen Försterschule in Gmunden, wo er auch seine Frau Elisabeth kennenlernte. Anschließend war er als Forstlehrer und Leiter des Forstgartens in der Ausbildungsstätte Pichl in der Steiermark. Ab 1967 kam er dann als Förster zur Gemeinde Hohenems und war gleichzeitig zuständig für die Waldungen von Waldburg-Zeil und der Gemeinde Lustenau bis zu seiner Pensionierung tätig. Sein besonderer Einsatz galt der Berufsgruppe der Förster. Er war Mitbegründer des Försterbundes und dessen Obmann er über 30 Jahre lang ausübte. Er setzte sich für Ausbildungsplätze und für Stellen seiner Berufsgruppe im Landesdienst ein. Er war lange Kammerrat in der Dienstnehmersektion und die letzte Periode bis 2005 als Vorsitzender der Sektion Dienstnehmer auch Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Vorarlberg. Als Forstbetriebsleiter brachten die Windwürfe in Hohenems mit riesigen Mengen an Windwurfholz mit einer anschließenden großen Borkenkäferkalamität große Herausforderungen mit sich. Die abgestorbenen Fichtenbestände am Schwarzenberg in Hohenems waren weithin sichtbar und brachten eine entsprechende gesellschaftliche und politische Unterstützung in der schwierigen Situation. Ein besonderes Anliegen war ihm stets die Laubholzbewirtschaftung und Pflege der Laubmischwälder der Stadt und des Forstbetriebes Waldburg-Zeil. Dafür wurde er auch mit dem „Staatspreis für beispielhafte Waldwirtschaft“ ausgezeichnet. Im privaten Bereich war er ein leidenschaftlicher Schnitzer. Viele Werke und Statuen in Hohenems zeigen von seiner Professionalität auch in diesem Bereich. Sein Verhältnis zu den Behörden war etwas Zwiegespalten. Bei Begehungen mit ihm hat sich immer wieder sein Wachtelhund davongemacht und hat die Anweisungen des Herrn völlig missachtet. Sein passender Kommentar dazu: „Sein Hund muss sein Herrchen als Vorbild haben!“ Wir verlieren mit Siegfried Fulterer einen besonderen Menschen und traditionsbewussten Förster. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie. Ruhe in Frieden!

Kaum ein Holzeinschlag im ruhigen Winterwald.

Unbefriedigende Rundholzpreise! Der konjunkturelle Einbruch in der Gesamtwirtschaft hinterlässt auch Spuren beim Holzmarkt. Obwohl der Holzbau wesentlich weniger betroffen ist, gibt es nach wie vor sehr unbefriedigende Rundholzpreise. Inflationsbereinigt liegen wir bei einem Minus von über 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr! Und das bei eigentlich wenig Schadholz: Bis auf wenige Hotspots wie Osttirol oder Oberkärnten ist der Schadholzanfall in ganz Europa verhältnismäßig gering. Aus Russland und der Ukraine kommt kein Holz mehr nach Europa. Vom anfallenden Borkenkäferholz aus Mitteldeutschland geht viel nach China. Und Kanada hat extrem viele Waldbrände, welche sicher auch das Exportpotential nach Amerika verringern. Der Frischholzeinschlag ist jetzt fast zum Erliegen gekommen. In höheren Lagen ist der Schnee bereits da, aber auch mittlere Lagen können jederzeit eingeschneit werden. Rundholz fehlt bereits jetzt am Markt. Für Anfang nächsten Jahr dürften größere Men-

gen fehlen. Eine Erholung könnte dann schnell kommen. Empfehlungen Wir empfehlen derzeit Frischholznutzung nur auf Bestellung mit entsprechenden Preisen durchzuführen. Nehmen Sie dazu gerne mit dem Waldverband Vorarlberg Kontakt auf. Gleichzeitig sollen unbedingt die eigenen Wälder auf Borkenkäferbefall überprüft werden. Eine Vermehrung und Ausbreitung muss bereits im Hinblick auf die nächste Saison dringend vermieden werden. Der Brennholzmarkt ist dagegen relativ stabil. Mit der Zurücknahme des Holzeinschlages fehlen auch Brennholzmengen. Der Rückgang des Sägererstholzes führt ebenfalls zu einem sehr geringen Angebot für Heizwerke. Die Durchführung von Pflegenutzungen mit einem hohen Brennholzanfall kann empfohlen werden. Dabei können auch die aktuell guten Förderungen in Anspruch genommen werden.

Kontakt Waldverband Vorarlberg: Ing. Edgar Häfele, 0664/60 259 19 461, edgar.haefele@lk-vbg.at, DI Peter Nenning, 0664/60 259 19 462, peter.nenning@lk-vbg.at und Daniel Flatz, 0664/6025919463, daniel. flatz@lk-vbg.at.


Wald 20

Aktuell

P.b.b. Verlagspostamt 6850 Dornbirn 02Z030537 M

Infos und Newsletter Viele aktuelle Infos gibt es auf unserer Website waldverein.at. Dazu gibt es einen Newsletter. Sie werden schneller und laufend über aktuelle Themen und Veranstaltungen informiert. Einfach Ihre EMail-Adresse an info@waldverein.at bekannt geben.

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Waldspaziergänge für Frauen: Klimawandel, Baumartenwahl und Wild Eine andere Sichtweise: Erstmals wurden in Vorarlberg vom Ländlichen Fortbildungsinstitut spezielle Waldspaziergänge für Frauen angeboten. Dabei wurden viele Themen angesprochen, Hauptthema war der Klimawandel und die Baumartenwahl. Bei sonst angebotenen Weiterbildungsveranstaltungen kommt in der männerdominierten Forstwelt die Sichtweise von Frauen viel zu kurz. Deshalb wurde jetzt eine spezielle Veranstaltung „Waldspaziergänge für Frauen“ angeboten. Dazu konnte die ausgebildete Forstwirtin DI Dagmar Karisch-Gierer von der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl gewonnen werden, die auch Obfrau des Vereins der Forstfrauen in Österreich ist und solche Spaziergänge in der Steiermark bereits über zehn Jahren anbietet.

Ein weiterer Termin wird im Frühjahr 2024 angeboten.

Die Frauen kommen zu Wort. Erstmals wurden spezielle Frauenspaziergänge angeboten. In den ersten zwei Veranstaltungen in generationsfähigkeit, wenn Schäden verkrafDornbirn und in Möggers konnten einige tet werden müssen“, erläutert die Waldspeforstliche Themen angesprochen werden. zialisten Dagmar Karisch-Gierer und ergänzt Hochaktuell für Waldbesitzer:innen ist die Notwendigkeit der Anpassung und Redunatürlich das Thema der Baumartenwahl in zierung von zu hohen Wildbeständen von der Klimaänderung. Hier gibt es Grundla- Reh-, Rot- und Gamswildbeständen. Gerade gen, wie eine Waldgesellschaftskartierung, die Mischbaumarten, die jetzt im Klimawandie in Vorarlberg über die „Waldfinder- del auch in höheren Lagen ankommen, werApp“ für den eigenen Wald abgefragt wer- den momentan in ganz Österreich viel zu stark den kann. Es steht auch die Fachberatung herausgebissen. der Landes-Waldaufseher in allen Waldge- Termin vormerken bieten zur Verfügung (jeweiliger kontakt Ein weiterer Termin mit Frau Karisch-Gierer kann auch über die Waldfinder-App abge- ist am 5. April 2024 im Raum Walgau festfragt werden). Grundsätzlich ist es am be- gelegt. Grund-, Waldbesitzerinnen, Jägerinsten, wenn auch eine möglichst hohe Viel- nen, Frauen von Waldbesitzern oder Jägern falt in der Mischung gesetzt wird. „Das er- und alle sonst interessierten Frauen sind dazu gibt Struktur und Stabilität, die Bestände eingeladen. Gerne können auch Kinder mithaben eine hohe Widerstandskraft gegen- genommen werden (Anmelden unter über Schadereignisse wie Stürme oder Kä- www.lfi.at/vbg, lfi@lk-vbg.at, 05574/400ferkalamitäten und besitzen eine hohe Re- 191; Link zum Thema: forstfrauen.at).


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