Aufmerksames Beobachten von weidenden Pferden, im Wald
Aufmerksames Beobachten von weidenden Pferden, im Wald
Schafe, Schneemann, Schwanz
Paris
Meer im Winter
Aus irgendeinem Grund machen Menschen Bilder.
Ein Klnag der Schritte, wie als ob jemand rennt. Ich dreh mich um – in leicht ausgefranzter Schlaghose ein Mädchen, so witzig, wie ein Streichholz. Eine Sekunde nur: Ein Bild vor Augen, ein klarer Klang dann scharf die Stille, abgelenkt durch den Gedanken darüber, dass Menschen ab einem bestimmten Alter aufhören zu rennen. Dann in die Gasse – wo ist das Mädchen? Drehe mich um – sie rennt irgendwo in der Ferne, nur die Schritte sind nicht mehr zu hören stattdessen Straßenlärm auch das, unerwartet aus der Stille.
Ein Weg entlang der K端ste. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich diesen Baum fotografiert habe. Die Stimmung, was gesprochen wurde, das Davor und das Danach.
Dieses Foto enthält keinerlei Bezug zur Realität – keine Chance, dass jemand diesen Ort erkennt. Was ich damals gefühlt habe kümmert auch niemanden. Das Bild lebt einfach sein eigenes Leben.
Ein Junge und ein Mädchen. Zusammen zur Schule, zusammen aus der Schule, zusammen spazieren, zusammen Hausaufgaben. Dann kommt dieser Moment an dem einer der beiden denkt, es könnte Liebe sein. Und alles verändert sich, sofort, obwohl sich nichts ändert und all das ist längst gewesen und lange ist es her.
bitch
Und wer sich zuerst verletzt f端hlt, der hat recht.
Ich erinnere mich, als ich zum ersten Mal die Stille hรถrte. Es war noch zur Schulzeit. Wir gingen abends im Winter auf halbverlassenen Eisenbahnschienen, im Wald. Ich bin plรถtzlich stehen geblieben und konnte kaum weiter gehen. Und irgendwie war es klar, dass das was mich nicht los lieร die Stille war.
In diesem Buch ist das die 채lteste Fotografie. Abchasien, 2005. Damals bin ich durch Zufall in einem Bergdorf auf einer Familienfeier gelandet.
Schรถnheit der Selbstverneinung
Etwas ist und zeitgleich nicht.
Einem Mädchen auf der Straße eine Blume schenken. Einfach so, weil es gefällt. Anlächeln und weiter gehen.
Ich irre mich so oft, obwohl ich denke. Wozu dann das Denken, wenn ich mich sowieso irre?
Aber Nichtdenken nervt.
Hunde stürmten, hinter der Absperrung auf mich zu. Ich sprang zur Seite und ging weiter. Plötzlich hielt ein Auto an und ich bekam von dem herausgesprungenen Autofahrer einen Faustschlag auf den Kopf verpasst. Fünfzig Meter weiter hielt dasselbe Auto erneut an. Der nicht mehr so aufgebrachte Fahrer entschuldigte sich gestikulierend und bot mir an mich ein Stück mit zu nehmen. Es stellte sich heraus, dass ich ihm direkt vor die Räder sprang als die Hunde auf mich losgingen und er wie durch ein Wunder bei hundert Kilometer die Stunde noch rechtzeitig ausweichen konnte, es hätte locker anders kommen können. Wenn er nicht angehalten wäre, hätte ich es nie erfahren.
Phillip traf ich zufällig an Silvester wieder. Ich war mit seinem älteren Bruder befreundet, wir kannten uns schon seit dreißig Jahren. Es gibt diese Menschen aus der Kindheit, deren helles Gemüt – etwas Gegebenes ist, keine Bestätigung braucht, egal, was mit ihnen später auch geschehen sein mag.
Dieses Pferd im Wald, sprang wie ein Geschoss aus dem Geb端sch. Was hat es da gemacht, dass ich es so erschreckt habe?
Im Nachhinein begriff ich manchmal, an den Augen auf den Fotos, etwas das ich nicht f체hlte oder verstand w채hrend ich sie aufnahm. Oder selbst abgelichtet wurde.
Und man kรถnnte auch Wolken fotografieren.
MuseumsfĂźhrer. Sie sind nur dazu da, um eine Gelegenheit zu bieten vor einem Bild eine gewisse Zeit zu verweilen. In Ruhe, ohne weiter zu rennen, einfach nur schauen. Was gesagt wird ist nicht so wichtig, es gehĂśrt sich einfach nur, dass etwas gesagt werden muss.
Kann man das In – die – Augen – Sehen verlernen?
Sollten Sie in Odessa sein, suchen Sie die Tramlinie 20 und fahren Sie bis zur Endhaltestelle.
Andrei Chekunov 2014, Leipzig