FIVE #175

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BASKETBALL FOR LIFE

ALLES WIRD GUT! GUT !

I M L S

02/2021

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R E P A E R K C Ü R ZU

T S I D K UND R A S I E R T

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ISAIAH HARTENSTEIN

"DENVER IST FAMILIE, HOUSTON WAR BUSINESS"

I FACUNDO CAMPAZZO // CROWDER VS. COVINGTON HAMBURG TOWERS // PATRICK WILLIAMS // DEVIN VASSELL ORLANDO MAGIC // NCAA 2020/21 // SASA OBRADOVIC PEYTON SIVA // ELIAS HARRIS // SEBASTIAN MACHOWSKI

ISSUE 175 ISSN 1614-9297

WWW.FIVEMAG.DE

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DARYL MOREY


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editorial

FIVE

IMPRESSUM

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Dieses Jahr wird niemand diese Trophäe in die Höhe stemmen …

TOTAL NORMAL UNNORMAL

Fotos: David Sherman/Brian Babineau/NBAE via Getty Images

LIEBE FIVE-GEMEINDE, die NBA-Saison 2020/21 läuft bereits seit einigen Wochen wieder, und sie sorgt bei den Fans für etwas Normalität in einer unnormalen Welt. Endlich wieder allmorgendlich Boxscores checken, die Primetime-Games am Wochenende genießen, über Trades spekulieren etc. pp. Eine Sache werden wir aber in dieser Saison nicht sehen: das All-Star-Weekend. Geplant waren die NBAFestspiele für den 16. bis 18. Februar in Indianapolis. Im wohl basketballverrücktesten Bundesstaat der USA wäre es ein großes Spektakel geworden. Doch aufgrund der Pandemie müssen die Verantwortlichen im „Hoosier State“ warten … bis 2024. Dabei hatte das AllStar-Game 2020 so viel Lust auf mehr gemacht. Das Wochenende hatte ganz im Zeichen des tragischen Todes von Kobe Bryant und seiner Tochter Gianna gestanden – es war emotional, aber auch spannend. Für letzteres hatte das „Elam Ending“ gesorgt, welches erstmals in der NBA zum Einsatz kam. Die ersten drei Viertel des All-Star-Games wurden normal gespielt. Dann wurden auf die

Verlag: KICKZ.COM GmbH Landwehrstr. 60 80336 München Tel.: +49-89-324 781 70 Fax: +49-89-324 781 99 Chefredakteur: André Voigt (verantw.) Grafik: Patrick „Mochokla“ Ortega Fotos: Getty Images Lektorat: Thomas Brill

bis dahin erzielten Punkte des führenden Teams 24 Zähler aufaddiert – welches Team zuerst diese Anzahl von Punkten erreichte, war der Sieger. Die Spieluhr wurde abgeschaltet, und es entbrannte ein ungewohnt hart umkämpftes Schlussviertel in Chicago. Eine Fortsetzung wird es dieses Jahr nicht geben – und auch nicht den „NBA All-Star Game Kobe Bryant Most Valuable Player Award“. Vom 05. bis 10. März wird ein Loch im Spielplan klaffen, das sich zwar AllStar-Break nennen, aber bis auf etwaige coronabedingte Nachholspiele keinen NBABasketball bieten wird. Die NBA hatte bis zum Redaktionsschluss zudem noch nicht verlautbaren lassen, ob auch ohne das Wochenende selbst zumindest All-Star-Teams gewählt werden würden. Schlimm wäre es ehrlich gesagt nicht, wenn die Auszeichnung pausieren würde. Das Label „All Star“ wird seit Jahren überhöht und rangiert in der Wahrnehmung vieler Fans über einer Berufung in eines der drei All-NBA-Teams nach der Saison – dabei ist letzteres eine ungleich größere Ehrung. Vielleicht ist eine Saison ohne All Stars eine exzellente

BESTEN DUNK

nächste aUSGABE

Dré dunkt allen unter euch, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, damit das Leben in diesen unwirklichen Zeiten funktioniert.

Die FIVE #176 erscheint am 19. Februar 2021 oder liegt schon bis zu vier Tage vorher bei allen Abonnenten im Briefkasten. Dann im Heft: Jaylen Brown, Collin Sexton, NBA-Trades und vieles, vieles mehr …

Ausgabe verpasst? Kein Thema. Scannt den nebenstehenden Code mit eurem Smartphone ein oder

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Redaktion: redaktion@fivemag.de

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Chance, diese Diskrepanz auszugleichen. Vielleicht hilft das Fehlen der All Stars, die All-NBATeamer prominenter zu machen. Aber bis es so weit ist, dass die 15 besten Spieler der Association nach der regulären Saison gekürt werden, dauert es ja noch etwas. Bis dahin steht uns allen noch eine Saison ins Haus, die sicher eine Menge Überraschungen parat haben wird … wie zum Beispiel den Trade von James Harden. Genießen wir diese halbwegs normale NBA-Spielzeit in unnormalen Zeiten. Ein Tipp noch zum Schluss: Wenn ihr Bedenken habt, FIVE am Kiosk eurer Wahl zu kaufen, bestellt sie doch einfach online unter https://www.kickz. com/de/shop/five. Oder gönnt euch unter http://bit.ly/FIVE_ABO ein Abo und lasst euch bequem zu Hause von der Post beliefern. Was immer ihr macht, denkt bitte daran: Bleibt gesund und bleibt stabil!

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Christian Orban Marcel Nadim Aburakia Manuel Baraniak Peter Bieg Torben Adelhardt Ole Frerks Ivan Beslic Torben Rosenbohm Jens Leutenecker Robbin Barberan Aboservice: KICKZ.COM GmbH E-Mail: abo@fivemag.de Tel.: +49-89-324 781 70 Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 34121 Kassel Vertrieb: MZV GmbH & Co. KG Ohmstr. 1 85716 Unterschleißheim Für unverlangt eingesandtes und nicht mit einem Urhebervermerk gekennzeichnetes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Beiträge, die namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung sowie Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages. Gerichtsstand ist München.

ISSN 1614-9297

Viel Spaß mit FIVE #175!

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André Voigt

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FIVE

175

inhalt

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Prospect, Einwurf, NBA-Gossip, Mixtape, Kollisionskurs etc.

Devin Vassell und Patrick Williams sind bereit für die NBA.

Das Interview über seine Karriere und den Wechsel in die ACB.

24 SECONDS

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50

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Jae Crowder gegen Robert Covington.

Chaos, Covid, NBATalente – die schwerste NCAA-Saison ever.

Wie ist das so als Assistant Coach in China, Hr. Machowski?

ONE-ON-ONE

22

KEVIN DURANT

Der streitbarste Superstar ist zurück.

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Wie er den Traum seines Vaters lebt.

34

DARYL MOREY

Versager oder Genie? Wer ist Daryl Morey?

40

ISAIAH HARTENSTEIN

Der deutsche Big Man im Interview.

80

ELIAS HARRIS

20

DEVIN BOOKER

34

VASSELL & WILLIAMS

NCAA 2020/21

SEBASTIAN MACHOWSKI

58

88

Als Stan Van Gundy die NBA revolutionierte und keiner es merkte.

Covid, Aito, sein Podcast und mehr.

ORLANDO MAGIC

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FOTOSTRECKE

PEYTON SIVA

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IN-DRÉ-SSANT

How it started, how it’s going …

Der James-HardenTrade, Lukas Bauch und die Bubble 2.0.

72

96

Interview mit einem, der loszulassen lernt.

KICKZ hat die Styles, die ihr wollt! Holt sie euch!

SASA OBRADOVIC

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BBL-TAKTIK-CHECK

Pedro Calles krempelt die Hamburg Towers um … an beiden Enden.

WARENKORB

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IVAN BESLIC

Ein Jahr danach – ein Gedicht für Kobe.

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NBA-Gossip DIE BESTEN MULTISPORTATHLETEN DER NBA 2 Text: Marcel Nadim Aburakia

020 brachte schon eine reichlich seltsame NBA-Saison inklusive Orlando-Bubble mit sich. Dass im restlichen Jahr noch etwas Kurioseres in der Basketball-Bubble passieren würde, hätte wohl keiner gedacht, bis der ehemalige NBA-Spieler Nate Robinson im Boxring gegen den YouTuber Jake Paul antrat und verlor. „Ich kämpfe für meine Brüder in der NBA, Sportler auf der ganzen Welt und vor allem für meine Kinder“, hatte der

mehrfache Dunk-Champ zuversichtlich gesagt, bis sein Gesicht den Boden küsste. So besonders er im Basketball gewesen sein mag, die Athletik half ihm offenbar beim Boxen wenig weiter. Dabei sind die Chancen groß, als guter Athlet in einer Sportart auch in anderen Disziplinen Talent zu besitzen. Bei manchen geht es sogar über bloßes Talent hinaus, sie hätten wohl auch im Alternativsport durchaus Starpotenzial gehabt.

LEBRON JAMES

TIM DUNCAN Bevor Tim Duncan ein NBA-All-Star, Champ und MVP wurde, war seine erste Liebe tatsächlich nicht Basketball! Duncan wuchs auf den Jungferninseln auf und war ein talentierter Schwimmer. Duncan sagte einst, er sei „5.000 bis 8.000 Meter pro Tag, sechs Tage die Woche“ geschwommen. Als 13-Jähriger war es sein Ziel, die olympische Schwimmmannschaft von 1992 anzuführen, doch Mutter Natur hatte andere Pläne. Ein Hurrikan zerstörte den einzigen olympischen Pool in seiner Heimatstadt, was dazu führte, dass er im Meer trainieren musste. Blöd, dass er eine riesige Angst vor Haien hatte. Noch blöder: Wir werden nie erfahren, wie gut er tatsächlich war, denn zusammen mit dem Pool wurden viele der Rekorde und seine Zeiten zerstört. Es bleibt also spekulativ. Duncan wird’s recht sein, immerhin verdiente er bei den Spurs ungefähr 242 Millionen Dollar.

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Bron vs. MJ, die „G.O.A.T.“-Debatte geht mit James’ viertem Ring in eine neue Runde. Bewährtes Argument vieler LeBron-Fans: Er ist größer, schneller und stärker als Jordan. Stimmt, und für Doc Rivers ist „LBJ“ sogar so besonders, dass er ihm zugetraut hätte, Ähnliches in der NFL abzuliefern: „Ich glaube wirklich, wenn LeBron James Football gespielt hätte, wäre er vielleicht der größte Footballspieler aller Zeiten geworden, egal auf welcher Position.“ James selbst reagierte mit einem Instagram-Post, einem alten Jahrbuch-Bild aus Highschool-Zeiten. Der Laker galt in seinem JuniorJahr als kommender Star im US-Bundesstaat Ohio und verzeichnete 1.200 Yards und 16 Touchdowns als Receiver. Quarterback, Tight End, Receiver – LeBron ist ein Überathlet mit einem brillanten IQ für Sport. Er hätte wohl tatsächlich das Zeug zum NFL-„G.O.A.T.“ gehabt. Ganz abgesehen vom deutlich höheren Verletzungsrisiko hat sich jedoch die Wahl sportlich wie finanziell für ihn mehr als ausgezahlt. Und auch wir sind froh über 17 Jahre NBA mit LeBron.

WILT CHAMBERLAIN 72 NBA-Rekorde, das 100-Punkte-Spiel und der ewige Kampf mit Bill Russell. Nicht umsonst wird er regelmäßig auf den Mount Rushmore der „G.O.A.T.s“ beschworen. „Es besteht kein Zweifel, dass Wilt einer der größten Spieler war, die jemals Basketball gespielt haben. Er war der einzige Spieler, für den die Regeln geändert wurden. Seine Dominanz war überwältigend“, sagte einst Jerry West. Wilt war größer, schneller, sprang höher – einfach eine Naturgewalt. Der „Big Dipper“ war ein Überathlet, und das nicht nur im Basketball. Schon an der Highschool in West Philadelphia brillierte er in der Leichtathletik, lief im College die 100 Meter unter 11 Sekunden und kam beim Kugelstoßen über 17 Meter weit. Besonders bei Sprungwettbewerben dominierte er die Konkurrenz, egal ob Drei- oder Hochsprung. Nach dem Ende seiner Basketballkarriere nutzte Chamberlain seine Athletik noch beim Volleyball in der kurzlebigen International Volleyball Association, war Präsident dieser Organisation und wurde für seine Leistungen in die IVA Hall of Fame berufen.


mixtape

DAS FIVEMIXTAPE DES MONATS!

FIVE #175 A Döll – 5 S ekunden Jorja Smit h & OG Ke emo – Blu Snakehips e Lights x – Forever 216 (Pt. II) Monsune – Outta M y Mind DANGERD OOM feat . CeeLo G reen – Ben MF Doom zi Box – Rapp Sni tch Knish MF Doom es – That’s T hat RZA & M F Doom – Biochemic al Equatio n

„Bball is Jazz“, sagt Holger Geschwindner, und da hat der Mann recht! Trotzdem gibt es an dieser Stelle in loser Reihenfolge das FIVE-Mixtape des Monats, damit ihr euch beim nächsten Heimspiel nicht zu den Greatest Hits von The Police warmmachen müsst, nur weil „der Anschreiber die so gerne hört“. Einfach den QR-Code einscannen, und schon landet ihr bei den FIVE-Playlists auf Spotify.

5 A FIVE #17

B wing #175 ood S Up FIVE M s – e ion weli laxat – Tim ic Re alib K O.C. r T t . c t e a – El ru fe uest Ashe led Q l a C e ibe d t Lov A Tr olyar I Go – g Scho g e o t D e r e c Nat – Con tside ins sic 5 Cour – n enjam Juras o hogo The B S t u & o Ab Pimf s All – It’ y d id D

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einwurf

EINWURF

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Fotos: Stephen Gosling/NBAE via Getty Images

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FREE AGENCY IN DER WNBA

In seiner Kolumne „Einwurf“ schaut Christian Orban über den Spielfeldrand hinaus und schreibt über die weniger beachteten Aspekte der Basketballkultur. Text: Christian Orban

itte Januar beginnt in der WNBA die heiße Verhandlungsphase der Free Agency. Wie im Vorjahr verspricht diese viel Spannung und Spielerinnenbewegung. So sind nicht zuletzt die Maximalgehälter mit dem bahnbrechenden Tarifvertrag 2020 um satte 82 Prozent auf 215.000 US-Dollar angestiegen, während die Gehaltsobergrenze (derzeit bei 1,3 Millionen Dollar pro Team) nicht proportional angepasst wurde. Einige namhafte vertragsfreie Leistungsträgerinnen dürften daher nur schwer zu halten sein und anderswo in der „W“ einträgliche Kontrakte unterschreiben. Es lohnt sonach, hier einen ersten Blick auf die eigenen Free Agents der zwölf WNBA-Franchises zu werfen, die für das jeweilige Team oberste Priorität haben sollten. Bei den im Neuaufbau begriffenen Atlanta Dream ist dies Flügel Betnijah Laney. Als vielseitig effektive Angreiferin und fähige Verteidigerin wird die meistverbesserte Spielerin der „Wubble-Saison“ ligaweit Interesse hervorrufen. Gemeinsam mit Chennedy Carter, Tiffany Hayes und Courtney Williams könnte die 27-Jährige in Atlanta ein beachtliches PerimeterQuartett bilden – oder aber andernorts ein etabliertes Playoffteam verstärken. Die ambitionierten Chicago Sky werden ihrem Meisterschaftsziel ohne Cheyenne Parker (28 Jahre) derweil kaum näher kommen. So besticht sie als defensiv-, spiel- und abschlussstarke Stretch-Big. Um Parker nach einem Karrierejahr adäquat bezahlen zu können, müssen die Sky allerdings erst noch mehr Cap Space generieren. Davon haben die VorjahresHalbfinalistinnen der Connecticut Sun heuer genug. Mit ziemlicher Sicherheit werden sie Alyssa und Jasmine Thomas mit lukrativen Neuverträgen ausstatten. Schließlich sind die beiden Defensivasse seit 2014 bzw. 2015 als tragende Säulen bei den Sun gesetzt. Besonders gilt das für Point Forward Alyssa Thomas (28 Jahre), die zu den Unterschiedsspielerinnen der „W“ zählt.

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Unterdessen wäre das junge Team der Dallas Wings gut beraten, weiterhin auf Allisha Gray zu setzen. Die 26-jährige Flügelspielerin ist eine versierte und verlässliche KomplementärScorerin (mitunter als „Sixth Woman“), die auch am defensiven Ende beiträgt. An der Seite von Arike Ogunbowale und Satou Sabally stellt sie demnach eine bewährte Ergänzung dar. Drei Veteraninnen der zuletzt enttäuschenden Indiana Fever sind vertragsfrei. Candice Dupree und Natalie Achonwa sind smarte Führungsspielerinnen, die jedem Team weiterhelfen, aber im Frontcourt dem Zukunftsduo Teaira McCowan/Lauren Cox Minuten nehmen. Erica Wheeler ist eine dynamische Spielmacherin, die 2020 nicht zur Verfügung stand, als Rookie Julie Allemand an ihrer Stelle als Starting Point Guard brillierte. Die Fever müssen folglich entscheiden, ob sie ihren Youngsterinnen nachhaltig noch mehr Verantwortung übertragen. Nach einem erneut herben Playoffaus sind die sechs wichtigsten Spielerinnen der Los Angeles Sparks nun allesamt Free Agents. Also auch die „Big Three“ aus Candace Parker, Chelsea Gray und Nneka Ogwumike – die man wohl nicht komplett zusammenhalten kann. Der Fokus sollte auf „Superstar Glue Gal“ Ogwumike (30 Jahre) liegen, die all die kleinen Dinge erledigt sowie als Anführerin, Defensivanker und hocheffiziente Finisherin unverzichtbar scheint. Die Vorjahresfinalistinnen der Las Vegas Aces haben ebenso zukunftsträchtige Personalentscheidungen zu treffen. Halten sie an Zonen-Dominatorin Liz Cambage (2020 nicht im Einsatz), Flügel Kayla McBride und Ersatz-Einserin Danielle Robinson fest? Während Cambage dank der Leistungen von MVP A’ja Wilson und „Sixth Woman“ Dearica Hamby entbehrlicher erscheint, ergibt eine Weiterverpflichtung von McBride (Schützin) und Robinson (defensivstarke Impulsgeberin) wohl mehr Sinn. Das trifft auf Drittjahresprofi Bridget Carleton definitiv zu – die in der „Wubble“ wie

ihr Team der Minnesota Lynx (Halbfinaleinzug) sehr positiv überraschte. So fügt sich die vielseitige Flügelspielerin mit ihrem guten Wurf, Spielverständnis und Einsatzfreude perfekt in den austarierten Teamverbund ein. Einen solchen müssen die New York Liberty um Sabrina Ionescu zukünftig erst noch formen. Sehr gut zum „5-out-Stil“ der jungen, unfertigen Truppe passt in jedem Fall Centerin Amanda Zahui B. Die 27-Jährige ist eine überaus fähige Dreierschützin, Ringbeschützerin und dominante Rebounderin. Auch wie sich die Phoenix Mercury in Zukunft aufstellen werden, bleibt abzuwarten. Etwa scheint der Verbleib von Brittney Griner (trotz eines gültigen Vertrages bis 2022) noch ungewiss. Zählen können die Mercury indes wohl weiterhin auf Liga-Legende Diana Taurasi, die sich mit 38 Jahren in der „Wubble“ in AllWNBA-Form präsentierte. Die Seattle Storm wollen derweil ihr imposantes Meisterinnenteam zusammenhalten, das in den vergangenen drei Jahren in dominanter Manier zwei Titel einfuhr. Es ist kein einfaches Unterfangen, da mit Sue Bird, Natasha Howard sowie „Three-and-D“-Ass Alysha Clark drei eigentlich unersetzliche Starterinnen neue Verträge benötigen – wobei signifikante Gehaltssteigerungen ins Haus stehen. In der kommenden Saison werden auch die 2019er Champs der Washington Mystics wieder angreifen. Grundvoraussetzung ist gewiss die Verlängerung mit einigen Leistungsträgerinnen. Neben Emma Meesseman, Tina Charles und Aerial Powers ist hierbei zuvorderst Point Guard Natasha Cloud zu nennen, die dem Team 2020 aus gesellschaftspolitischen Gründen fehlte. So fungiert die 28-Jährige als vokale Anführerin, beste Spielmacherin und Außenverteidigerin der Mystics. Bei den Personalplanungen dürfte ihr Name also durchaus an erster Stelle stehen. Wie hingegen ihr Team als auch alle elf weiteren in Gänze aussehen werden, wird spannend zu beobachten sein.


DAZN DAZN X FIVE:

JAMES HARDEN LUKAS SCHÖNMÜLLER Es wächst zusammen, was zusammengehört! Ab sofort findet ihr an dieser Stelle DAZN x FIVE. Hier kommen die Kommentatoren und Experten eures LieblingsSport-Streamingdienstes zu Wort, um Themen rund um die NBA zu diskutieren. In diesem Monat geht es um die Frage: Was passiert mit James Harden und den Rockets?

IMMER WEITER ROLLT DER BALL!

www.dazn.com

Was es in den nächsten Wochen auf DAZN zu sehen gibt? Hier ein paar der absoluten NBA-Highlights im Programm: 22.01. 23.01. 26.01. 06.02. 07.02. 14.02. 18.02.

01:00 01:30 02:30 19:00 20:00 21:30 01:30

Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr

Bucks vs. Lakers Celtics vs. 76ers Nuggets vs. Mavericks Knicks vs. Blazers Suns vs. Celtics Blazers vs. Mavericks Rockets vs. 76ers

„Fear the beard!“ Dieses Motto hat in der NBA jetzt schon seit mindestens drei Jahren Bestand, denn in den vergangenen drei Jahren hieß der Topscorer dieser Liga jedes einzelne Mal James Harden! Aktuell hat aber wohl seine (noch) eigene Franchise vermutlich am allermeisten Angst vor dem „Bärtigen“. Party in Vegas und Stripclubaction ohne Maske statt Trainingsauftakt bei den Rockets: Harden hat auf echt unschöne und unmögliche Weise klargemacht, dass das Kapitel Houston Rockets für ihn beendet ist. Über sein Verhalten brauchen wir an dieser Stelle auch gar nicht zu diskutieren. Aber warum dann für Harden traden? Ganz einfach: Harden kann „ballen“, und Harden wird weiter „ballen“ (und in ein paar Wochen sind dann vermutlich auch die etwas speckigen Hüftchen wieder „in shape“). Seine basketballbiologische Uhr tickt mit 31 Jahren langsam immer heftiger, und viele Chancen wird er nicht mehr bekommen, um diesen gottver*****en Ring noch zu holen. Das weiß er selbst. Und sind wir mal ganz ehrlich, sportlich gesehen hilft er doch fast jedem Team weiter: MVP 2018, achtfacher All Star, er hat Finals mit OKC gespielt und war so nah dran wie sonst keiner im Westen, die (gesunde) WarriorsDynastie zu schlagen. Wir sprechen bei Harden vermutlich vom elitärsten Scorer der Liga, der trotzdem ganz genau weiß, wo seine Nebenleute stehen … und der sie auch besser macht. Fragt nach bei Austin Rivers oder Jeff Green oder James Ennis III oder Ben McLemore oder, oder, oder … 8,8 Assists pro Spiel in den vergangenen vier Saisons und dazu saftige 32,4 Punkte. Halleluja! Mittlerweile spielt der gute Herr ja sogar auch noch akzeptable Defense … also, wenn er will (Grüße gehen raus an Luguentz Dort). Und Harden wird wollen! Ich halte es am Ende mit einem der vermutlich größten Dichter unserer Neuzeit, und zwar mit Jürgen Marcus: „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben.“ Könnte für seine neue Franchise und auch für James Harden selbst ein ziemlich schönes Leben werden.

MARTIN GRÄFE

In Houston hat man in den vergangenen Jahren viel probiert, um erfolgreich zu sein. In Houston hat man in den vergangenen Jahren viel probiert, um Harden glücklich zu machen. James Edward Harden Jr. ist mehr als nur ein (begnadeter) Basketballspieler. Der 31-Jährige ist ein eigenes System. Oder anders ausgedrückt: Es gibt wohl keinen NBA-Superstar, der schwerer in ein bestehendes Team zu integrieren ist als James Harden. Anthony Davis zu den Lakers? Ja, konnte man sich sofort vorstellen. „AD“ bei den Celtics, Raptors oder Mavs … warum nicht? Diese Vorstellungskraft fehlt mir bei „The Beard“. Beispiel Nets: Kyrie Irving, Kevin Durant und James Harden. Wow! 170 Punkte pro Spiel, da kann man mal auf Defense verzichten. Aber was ist mit den vielen Köchen und dem Brei? Und was müsste Brooklyn alles abgeben? LeVert, Dinwiddie, Allen, Prince und wahrscheinlich unveröffentlichte Biggie-Tracks. Harden ist teuer. Zu Recht! Aber für wen lohnt sich der Trade? Der MVP von 2018 ist kein Kandidat für einen Drei- oder VierJahres-Plan. „Win now“ muss das Motto lauten. Bedeutet: Das neue Harden-Team sollte gute Chancen haben, den amtierenden Champion aus L.A. zu schlagen. Blick nach Miami: Harden ist es gewohnt, Schützen um sich herum zu haben. Ein Trade würde wohl auch Tyler Herro und Duncan Robinson beinhalten. Butler und Adebayo sind keine Schützen. Jeder potenzielle neue Arbeitgeber von Harden hat sicherlich ein paar Fragezeichen. Am ehesten sehe ich einen Trade nach Philadelphia. Ben Simmons und Mike Scott gegen den Rockets-Guard. Harden-Fan und 76ers-Manager Daryl Morey hat mit den Verpflichtungen von Seth Curry und Danny Green schon Vorarbeit geleistet. Ja, es könnte passen. Aber irgendwie glaube ich nicht, dass eine Starting Five um Harden, Embiid, Harris, Curry und Green im Juli 2021 die „Larry O’Brien Trophy“ in die Höhe stemmt. Am Ende entscheiden die Houston Rockets, wo die Karriere von Harden erst mal weitergeht. Die Franchise, die in den vergangenen Jahren viel probiert hat, um Harden glücklich zu machen, darf und sollte jetzt endlich auch mal egoistisch handeln!

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Fotos: Nikola Krstic/MB Media/Getty Images

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five-prospects P rospects

UROS TRIFUNOVIC

ros Trifunovic gehört zur nicht abreißen wollenden Phalanx von Ballhandlern mit mehr als zwei Meter Körpergröße, in denen manche Scouts und Coaches zukünftig dominierende Aufbauspieler sehen. Der inzwischen 20-jährige Serbe wird seit Jahren als eines der größeren Talente des 2000er Jahrgangs gehandelt. In dieser Saison erhält Trifunovic, der bei Mega Bemax ausgebildet wurde, erstmals einigermaßen konstant Spielanteile beim Eurocup-Klub Partizan Belgrad. Dort agiert er allerdings nicht sonderlich viel mit dem Ball in der Hand – anders als zuvor bei Bemax und in den serbischen Juniorenauswahlen. Trifunovic muss sich seine Minuten bei den Senioren als Flügel verdienen, viel abseits des Balles spielen, verteidigen und versuchen, die offenen Würfe zu verwandeln. Eine Rolle, die seinem Spiel nur bedingt entgegenkommt. Denn aus dem Dribbling ist Trifunovic sowohl ein solider Pick-andRoll-Spieler als auch jemand, der sich regelmäßig gute Abschlüsse aus der Mitteldistanz kreieren kann. Er kann definitiv dribbeln, beherrscht Verzögerungs- und Richtungswechsel, welche er häufig nutzt, um anschließend mit einem feinen Runner oder Floater abzuschließen. Auch auf Profi-Niveau hat Trifunovic definitiv das Zeug zu einem vielseitigen Offensivspieler, der für sich und andere

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Jeden Monat stellt euch Peter Bieg an dieser Stelle die größten Talente Europas und Deutschlands vor. Text: Peter Bieg

kreieren kann. Denn seine Übersicht ist gut, er kann beidhändig präzise Pässe spielen. Auch sein Körperbau ist absolut solide und gut entwickelt. Gleiches gilt für den Sprungwurf des Serben, welcher mit sehr guter Form und konsequentem Follow-Through grundsätzlich überzeugt. Allerdings ist sein Wurf recht langsam und insbesondere aus der Distanz (27,3 3P% im Eurocup) noch weit davon entfernt, tödlich zu sein. Aber nicht nur hinter dem Distanzwurf des Youngsters steht ein Fragezeichen. Er ist offensiv wie defensiv nicht sonderlich dynamisch oder gar explosiv. Auf höchstem Niveau fällt es ihm noch sehr schwer, schnelle Gegenspieler vor sich zu halten, da es an lateraler Geschwindigkeit mangelt. Inwiefern er diese entwickeln oder durch Köpfchen ausgleichen kann, bleibt erst einmal abzuwarten. Erwartungsgemäß benötigt auch seine Entscheidungsfindung noch etwas Zeit. Trifunovic ist kein Ricky Rubio und muss noch viel lernen. Ob er das als Aufbauspieler darf, ist fraglich. Zumindest für einen Klub mit den Ansprüchen und dem Kader von Partizan stellt Trifunovic als Playmaker noch keine ernst zu nehmende Alternative dar. Die NBA ist zum aktuellen Zeitpunkt weit entfernt – unabhängig davon, auf welcher Position die Entscheider Trifunovic dort zukünftig sehen. redaktion@fivemag.de

UROS TRIFUNOVIC Geburtstag: 05.12.2000 Größe: 2,01 Meter Gewicht: 88 Kilogramm Position: Ballhandler Verein: Partizan NIS Belgrad

Stats: 3,2 PPG, 1,3 RPG, 0,5 SPG, 32,8 FG% (Eurocup 2020/21)

QR-code: Aktuelles ScoutingVideo von Trifunovic. https://bit.ly/UroTrifu


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Bei der geburt getrennt

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kollisionskurs

- kollisionskurs Der Königsweg

getrennt Anton EGO

Stephen A. Smith 12

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urch die Corona-Pandemie hat die NBA ersten Schätzungen zufolge im Jahr 2020 knapp 1,5 Milliarden Dollar an Umsätzen verloren. Egal, wann die Liga wieder in den Normalbetrieb übergehen kann, dieses Geld ist futsch. Der Wegfall von Ticketverkäufen und allen sonstigen „Game Day Operations“, angefangen vom Popcorn bis hin zum Parken, stellt auch die beste Basketballliga der Welt vor ungeahnte finanzielle Probleme. Was aber tun, wenn schon jetzt feststeht, dass auch in dieser Saison die NBA-Hallen kaum oder gar nicht mit Fans gefüllt werden können? Wie können Teams aus kleineren Märkten – wie Oklahoma City, Charlotte oder Memphis – sich über Wasser halten, wenn das Leck der Umsatzeinbußen auf absehbare Zeit nicht zu stopfen ist? Die Antwort lautet Expansion. Ich weiß, auf den ersten Blick scheint es nicht den geringsten Sinn zu ergeben, in der jetzigen Lage aufzustocken. Aber Tatsache ist, dass eine Aufstockung auf 31 oder gar 32 Teams allen Franchises in der NBA helfen würde. Jedes Team, das der NBA beitreten möchte, muss nämlich eine Art Beitrittsgebühr an die bestehenden 30 Liga-Mitglieder zahlen. Bei der letzten Expansion durch die Charlotte Bobcats im Jahr 2003 waren das 300 Millionen US-Dollar, basierend auf dem damaligen Wert der Franchise. Aufgeteilt auf die seinerzeit 29 NBATeams waren das etwas mehr als 10 Millionen Dollar, die sich jedes Team einstecken durfte. Zugegeben, das ist nicht gerade viel, wenn man sich die derzeitigen Verluste ansieht. Aber die Zeiten haben sich geändert. Selbst der Wert der „günstigsten“ Franchise – der Memphis Grizzlies – beläuft sich nach aktuellen Schätzungen auf 1,3 Milliarden Dollar. Das wären dann schon 43 Millionen pro Klub. Mark Cuban, der Besitzer der Dallas Mavericks, spricht sich gar für eine Beitrittsgebühr von drei Milliarden Dollar für ein neues Team aus. Das wäre doppelt so viel wie die geschätzten Umsatzverluste der gesamten Saison 2019/20! Gäbe es denn interessierte Kandidaten? Mit Sicherheit! Die Stadt Seattle würde ohne mit der Wimper zu zucken ihr rechtes Bein dafür geben, wieder eine NBA-

Franchise zu haben. Fans lechzen förmlich nach einem NBA-Team, nachdem die Sonics 2008 nach Oklahoma City verkauft wurden. Die legendäre KeyArena (nun Climate Pledge Arena) wird zudem momentan komplett saniert – für das neue NHL-Team, die Seattle Kraken – und wäre nicht die erste Sporthalle, in der parallel Basketball und Eishockey gespielt wird. Dann bräuchte man nur noch einen zahlungskräftigen Investor. Wer hätte das nötige Kleingeld für ein NBA-Team in Seattle? Jeff Bezos. Welches große Unternehmen sitzt in Seattle? Amazon. Las Vegas ist eine weitere basketballbegeisterte Stadt, die schon lange auf eine NBA-Franchise schielt. Die Bürgermeisterin hat bei NBA-Commissioner Adam Silver bereits ihr Interesse bekundet, und die fast brandneue T-Mobile Arena hat mit den Golden Knights (NHL) bereits Big-League-Erfahrung. Zahlungskräftige Investoren vor Ort? „Please. It’s Vegas, baby.“ Wer nun eine Verwässerung des Talents in der Liga und eine Qualitätsminderung befürchtet, den möchte ich daran erinnern, dass wir mittlerweile nicht mehr die Achtziger haben, wo die Expansion durch die Miami Heat, Orlando Magic und Minnesota Timberwolves diese Problematik mit sich brachte. Der Talentpool ist dank der Globalisierung des Sports und nicht zuletzt durch die Euroleague heutzutage um ein Vielfaches größer als damals. Auch die G-League hat längst bewiesen, dass sie mit Spielern wie Pascal Siakam, Josh Richardson und Alex Caruso problemlos NBA-Talente produzieren kann. Also, worauf warten wir noch? Wir wissen alle, dass eine Expansion früher oder später eh kommen wird. Warum also nicht gleich ein Datum setzen? 2023. Zwei neue NBA-Teams schaffen Arbeitsplätze, frische Begeisterung und neue Möglichkeiten. Wenn wir überhaupt etwas klitzekleines Positives aus der gesamten Covid-Misere ziehen können, dann vielleicht das. Robbin Barberan (Editor-in-Chief, KICKZ.com)

Fotos: Aric Crabb/Mitchell Leff/Ronald Martinez/Focus on Sport/Getty Images/Zhifei Zhou

Bei der geburt


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Legenden-Liebling des Monats

LEGENDEN-LIEBLING DES MONATS

MJ, Magic, Larry, Kobe … sie sind die unsterblichen Legenden, die jeder kennt. An dieser Stelle wird aber ab sofort der Baller gedacht, die keine Überstars waren, aber auf die eine oder andere Art einfach Kult – die LegendenLieblinge des Monats!

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treetball-Legende und NBA-Profi? Diese Kombination gab es in der Geschichte der besten Basketballliga der Welt nicht so oft. Eine Ausnahme: Rafer Alston aka „Skip 2 My Lou“. Die „Super Show“ ist so etwas wie die ISPO in München: eine Messe für Sportartikel. 1998 findet sie in Atlanta statt. Damals dabei: eine kleine Firma aus Pennsylvania namens AND1. Damals ist die Basketballmarke vielen im Business bereits ein Begriff, aber weit davon entfernt, die Global Player à la Nike aufzuschrecken. Auf dem Messegelände in Atlanta bilden sich trotzdem große Menschentrauben am AND1-Stand. Der Grund dafür sind die Fernseher, auf denen ein schlecht aufgelöstes Streetball-Video läuft: das „Skip Tape“. Darauf zeigt ein wendiger Guard halsbrecherische Dribblings, spektakuläre Pässe, Flair und eine Leidenschaft für das Spiel, die es so zuvor außerhalb der Parks in New York City nicht zu sehen gab. Als das Tape auf der Messe zum Highlight wird, spielt „Skip 2 My Lou“ am anderen Ende der USA. Als Rafer Alston absolviert er sein letztes College-Jahr an der Fresno State University, nachdem er zwei Jahre für kleine Community Colleges aufgelaufen war. Seine 11,0 Punkte plus 7,3 Assists überzeugen die Milwaukee Bucks,

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sie ziehen Alston anschließend an 39. Stelle der 1998er Draft. Doch seine erste Saison im Profibasketball absolviert er in der CBA für die Idaho Stampede. Erst zur Saison 1999/00 steht er im Bucks-Kader. Mittlerweile ist er unter seinem Spitznamen ein Star. Denn das „Skip Tape“ ist weltweit in aller Munde. AND1 verschenkt Exemplare unter Basketballern und auch in der Musikwelt. Das Video wird zum ersten Mixtape der Marke und tritt einen bis heute beispiellosen Streetball-Hype los, der in der AND1-Mixtape-Tour mündet. Rafer Alston inspiriert eine komplette Generation von Kids, Basketball anders zu spielen … mit Flair, mit Spektakel. Bei den Bucks läuft es längst nicht so gut für Alston: In drei Jahren absolviert er nur 114 Spiele, in denen er 2,8 Punkte in 11,0 Minuten auflegt. Auch seine Bekanntheit und Herkunft helfen ihm nicht. „Was mich früh in meiner Karriere enttäuscht hat, war die Tatsache, dass viele in der NBA meinen Stil nicht akzeptieren wollten“, sagt er Jahre später in einem Interview mit der „SLAM“. Die Bucks wollen ihn nicht mehr. Als Free Agent schließt er sich in der Folge den Golden State Warriors an, nur um vor Beginn der Saison entlassen zu werden. Alston hat lukrative Angebote aus dem Ausland – er ist halt ein Star –, entscheidet sich aber für die damalige

D-League und die Mobile Revelers. In sechs Partien liefert er 15,8 Punkte, 9,7 Assists, trifft sogar 46,2 Prozent seiner Dreier (was davor eine echte Schwäche gewesen war). Dann rufen ihn die verletzungsgeplagten Toronto Raptors. Die haben für ihr Spiel in New Jersey nur acht gesunde Akteure. Alston bekommt nahe der alten Heimat direkt 31 Minuten, in denen er 17 Zähler, fünf Rebounds sowie je drei Assists und Steals auflegt. 46 weitere Einsätze für die Kanadier folgen, durch die sich „Skip“ in der Liga festspielt – er hat es geschafft! Von 2004 bis 2009 läuft er für die Heat, Raptors, Rockets und Magic auf. In dieser Zeit punktet er Jahr für Jahr zweistellig (12,4) und verteilt 5,6 Assists im Schnitt. Sein Höhepunkt sind die NBA-Finals 2009. Mit den Orlando Magic unterliegt Alston zwar den Lakers um Kobe Bryant, doch er startet alle fünf Partien für den zuvor lange verletzten Jameer Nelson. In den Finals erzielt Alston 10,6 Punkte und 3,0 Assists. 2010 ist dann in der NBA Schluss, im Alter von 33 Jahren. Alston versucht es noch mal in China und der G-League, doch die Karriere ist vorbei. Auch wenn sein Style in der NBA nur ganz wenig durchschien: „Skip“ setzte sich dennoch durch und inspirierte eine ganze Generation.

„Ich habe der NBA an der Uni und in der D-League gezeigt, dass ich ein Team anführen kann.

Checkt die Story und Highlights von „Skip“ bei

Viele Kids sehen meine Streetball-Tapes und denken, dass ich auf den Playgrounds entdeckt

YouTube ab – es lohnt sich auch heute noch:

wurde“, blickte Alston gegenüber „SLAM“ einmal zurück.

https://bit.ly/Skip2MyLou.

Fotos: NBA Photos/Bill Baptist/NBAE via Getty Images

RAFER „„SKIP SKIP 2 MY LOU“ LOU“ ALSTON


sneakers

SNEAKER HALL OF FAME: REEBOK PUMP FIVE hat eine eigene Hall of Fame eröffnet! Ab sofort nehmen wir jeden Monat einen herausragenden Sneaker der Basketballschuhgeschichte in unsere Ruhmeshalle auf. Der „Inductee“ in diesem Monat? Der „Reebok Pump“.

Fotos: NBA Photo Library/Andrew D. Bernstein/NBAE via Getty Images

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ines direkt vorweg: In diesem Monat geht es an dieser Stelle nicht um einen einzelnen Schuh, es geht um ein System. Das mag sich auf den ersten Blick falsch anfühlen (und das ist es auch), ergibt aber auf den zweiten Blick durchaus Sinn … Im Jahr 1987 beherrscht eine Marke den Sneaker-Markt in den USA: Reebok. Damals verkauft die Firma, die 1895 im englischen Bolton unter dem Namen „J. W. Foster“ gegründet wurde, 27 Prozent aller Sportschuhe in den Vereinigten Staaten. Reebok hatte mit dem „Freestyle“ den ersten AerobicSchuh auf den Markt gebracht und so den größten Fitnesshype der 80er Jahre voll mitgenommen. Gegen Ende des Jahrzehnts ist der ehemalige Trend nicht mehr der Friend der Marke, es muss eine neue Idee her. Und die hat Paul Litchfield. Er ist studierter Biochemiker und Sportwissenschaftler. Litchfield arbeitet mit Plastik und Gummi für Firmen wie Goodyear und Nike, wird aber in der Forschung nicht so wirklich glücklich. Er bewirbt sich deshalb 1985 bei Reebok in Boston, um bei der Entwicklung neuer Produkte zu helfen. Bei seinem Vorstellungsgespräch wird mit den anderen sechs Angestellten der Forschungs- und Entwicklungsabteilung unter anderem auch Basketball gespielt. Das überzeugt den passionierten Baller Litchfield natürlich. Was ihn nicht sofort überzeugt: die Idee seines Chefs Paul Fireman, der ihm einen Prototyp eines Skischuhs zeigt. Fireman hat gerade mit Reebok die Marke Ellesse gekauft, dort ist ihm dieser Entwurf mit einem Pumpmechanismus außen am Schuh in die Hände gefallen. „Das Teil sah

DID YOU KNOW?

Name: The Pump Hersteller: Reebok Designer: Paul Litchfield Jahr: 1989 Preis: 170 Dollar OG-Farben: weiß/blau, schwarz/grau

Dominique Wilkins war das erste Gesicht des „Pump“. In seinem ersten Werbespot für den Schuh gibt es auch direkt eine Spitze an Konkurrent Nike und dessen Air-System. „Nique“ hält einen Nike sowie einen „Pump“ in den Händen und sagt: „So Michael my man, if you wanna fly first class, pump up and air out!“ Dann wirft er den Nike weg …

aus wie eine Eiserne Lunge“, erinnert sich Litchfield. Seine Aufgabe: ein aufblasbares Polster für die perfekte individuelle Passform in einen ReebokSchuh zu bauen. Fündig wird er bei einer Firma, die Infusionsbeutel herstellt. Das dort verwendete Material ist den Belastungen in einem Sportschuh gewachsen – der Kunde muss keine Angst vor einem Platten haben. Zunächst soll sich das Luftkissen allerdings nicht durch das Pumpen des Besitzers aufblasen. Die Pumpe ist quasi unter dem Hacken in die Sohle eingebaut, jeder Schritt bläst das Luftkissen auf – wie sehr, wird über einen Drehknopf geregelt. Dieser Prototyp fällt bei den Tests an Highschools jedoch durch. Die Kids wollen selbst pumpen und favorisieren die Version mit dem kleinen Basketball am Ende der Zunge des Schuhs. Und sie sind nicht die Einzigen … die verschiedenen „Pump“Modelle spielen bis 1990 krasse 500 Millionen USDollar ein. Die „Pump“Technologie ist noch bis heute im Einsatz. Und wer schon mal einen Reebok am Fuß aufgepumpt und dann die Luft wieder abgelassen hat (pffffffff …), der versteht auch, warum.

Der wichtigste Moment in der Geschichte des „Pump“ kam beim NBA-Slam-Dunk-Contest 1991, als Dee Brown von den Celtics vor jedem Versuch seine Schuhe live im TV aufpumpte und am Ende mit seinem No-Look-Dunk gewann. Nike brachte zur gleichen Zeit ein ähnliches System namens „Air Pressure“ raus. Doch der Schuh war zu klobig, und das Luftkissen musste über eine externe Pumpe an der Rückseite aufgeblasen werden.

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Facundo

Campazzo

FACUNDO CAMPAZZO

Facundo Campazzo wechselt mit 29 Jahren in die NBA. Coach Jens stellt die größten Fragezeichen hinter dem argentinischen Point Guard vor und wagt erste Prognosen. Text: Jens Leutenecker

Position: Point Guard Geburtstag: 23. März 1991 Größe: 1,81 Meter Gewicht: 88 Kilo Verein: Denver Nuggets Erfahrung: 1 Saison

Stats 2019/20*: 13,0 PPG || 3,5 RPG 9,3 APG || 2,8 SPG 1,8 TPG || 57,1 FG% 27,5 3P% || 82,6 FT% (PER 36 MIN.) *Euroleague 2019/20

Z

weifacher Euroleague-Champion mit Real Madrid, dreifacher Meister in Europas stärkster nationaler Liga, der ACB, dazu Vizeweltmeister mit Argentinien – der 29-jährige Facundo Campazzo ist bei Weitem kein Unbekannter im internationalen Basketball. Fast 16 Pick-and-Roll-Punkte pro Partie kreierte der 1,81 Meter kleine Aufbauspieler in der vergangenen EuroleagueSaison, einzig Akteure wie Shane Larkin (Anadolu Efes Istanbul), Alexey Shved (Khimki Moskau) oder Mike James (ZSKA Moskau) sorgten 2019/20 für ein höheres Volumen in dieser Kategorie. Campazzo ist ein klassischer Passfirst-Point-Guard – ein Aufbauspieler, der zuerst an den Pass und dann an das eigene Scoring denkt. Fast 60 Prozent seiner Pick-andRolls enden mit einem Pass zum Mitspieler, und diese kommen servierfertig wie spanische Tapas beim Endverbraucher an! Sieben Korbvorlagen legte er in der Euroleague-Saison 2019/20 für Real Madrid auf, und das liegt nicht zuletzt an der Qualität seiner Anspiele. In den vergangenen drei Spielzeiten verwandelten Edy Tavares, Rudy Fernandez & Co. die Vorlagen von Campazzo mit einer exzellenten Trefferquote von 42 Prozent bei den Dreiern und 63 Prozent im Zweierbereich. Knapp 2,5 Korbvorlagen kamen auf einen Ballverlust, ein sehr guter Wert. Die Denver Nuggets waren also nicht grundlos an seinen Diensten interessiert. Mit Jamal Murray, Monte Morris und Will Barton als Kreativspieler leisteten sich die Nuggets zuletzt nur sehr wenige Ballverluste. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die Trefferquote aus, sondern auch auf die ordentliche Fastbreak-Verteidigung in der heutigen Hochgeschwindigkeits-NBA.

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Campazzo muss sich an die schnelle Gangart erst anpassen, der Kontrast zwischen Euroleague und NBA könnte in dieser Hinsicht nicht größer sein. In Europas höchster Spielklasse geht Kontrolle vor Geschwindigkeit, pro Spiel kommen Euroleague-Teams auf acht bis elf Fastbreak-Abschlüsse. NBA-Klubs nehmen problemlos die doppelte Anzahl an schnellen Würfen. „Pace is King!“ Die Frage muss für Campazzo und die Denver Nuggets lauten: Wo und wie baut Coach Mike Malone dieses Skillset am besten ein – und gegen welche Mannschaften? Die Antwort: nicht gegen Utah, nicht gegen Philadelphia … und schon dreimal nicht gegen die Milwaukee Bucks. Warum? Campazzo ist am besten, wenn er Druck von der Verteidigung bekommt und die freien Mitspieler finden muss (oder darf). Ein aggressives Heraustreten – wie die Chicago Bulls beispielsweise 2019/20 gegen den ballführenden Spieler verteidigt haben –, ist wenig erfolgversprechend gegen den Argentinier. Campazzo ist zu klein, schnell, wendig und passsicher, um gedoppelt und so zu Ballverlusten gezwungen zu werden. Die beste Lösung gegen Campazzo sind passive Pick-and-Roll-Verteidigungen, die ihn zum Scoren zwingen. Wenn der Center in der Zone bleibt, wie zum Beispiel Rudy Gobert, Brook Lopez oder Joel Embiid, bekommt Campazzo Probleme. 76 Punkte auf 100 Angriffe erzielt er, wenn er selbst den Abschluss sucht. Jamal Murray markiert hier fast 20 Punkte mehr. Und dann wäre da noch ein weiterer Faktor: Nikola Jokic ist einer der besten Centerpassgeber in der Geschichte der NBA. Warum sollte der Gegner Campazzo doppeln und Jokic die Verteidigung aushebeln lassen?

Enter: Isaiah Hartenstein. Der deutsche Big Man bringt etwas mit, was die Denver Nuggets richtig gut gebrauchen können: Er kann springen, fangen und dunken. Nur mickrige drei Punkte pro Spiel erzielten die Nuggets 2019/20 nach dem klassischen Pickand-Roll, wenn der Center sich zum Korb abrollt und vom Ballhandler bedient wird. Ohne Mason Plumlee fehlt den Nuggets der „Rolling Big“, der richtig den Block stellt, sich dann schnell zum Korb abrollt und per Alley-Oop den Ball durch die Reuse pfeffert. Und pfeffern kann Hartenstein richtig gut! In NBA und G-League verwertete der 22-Jährige 70 Prozent seiner Wurfversuche, das macht Rudy Gobert nicht besser. Mit Walter „Edy“ Tavares hatte Campazzo in den vergangenen Jahren in Madrid genau diese Art des „Rolling Big“ an seiner Seite, und das endete nur selten gut für die gegnerische Verteidigung. Campazzo kann servieren, Hartenstein pfeffern – und fertig ist das Rezept für die Zweite Fünf der Nuggets. Bleibt nur noch die Defense: Kann Facundo Campazzo auf NBA-Level verteidigen? In der Euroleague beackerte er den gegnerischen Aufbauspieler regelmäßig mit physischem Spiel. Er agiert immer im Grenzbereich zwischen Physis und Foul. Die Frage muss deshalb eher lauten: Darf Campazzo so verteidigen wie in Europa, oder gerät er dann zu schnell in Foulprobleme? Fazit: Es gibt nicht wenige Fragezeichen, ob Facundo Campazzo der Sprung in die Rotation bei einem NBA-PlayoffTeam gelingt. Aber der Argentinier ist topfit, ein exzellenter Playmaker und sehr ehrgeizig – wir denken, dass er einen Weg finden wird! redaktion@fivemag.de


New

Orleans

nba-plays

Pelicans

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A

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Josh Hart (3) wirft ein, J.J. Redick (2) läuft zwischen seinen beiden Big Men Brandon Ingram (4) und Steven Adams (5) hindurch und zum ballfernen Lowpost. In der Zone wartet Lonzo Ball (1), bis Redick den Cut gelaufen ist.

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Ball läuft durch einen Elevator-Screen von Adams und Ingram und wird von Hart angespielt.

2 Ball dribbelt an der Dreierlinie entlang auf die andere Seite des Halbfelds. Hart besetzt den Flügel, während Ingram vom High- in den Lowpost wechselt.

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Ingram tauscht jetzt mit Hart die Positionen. Adams verschiebt zur Aufbauposition und macht sich dort anspielbar für Ball.

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E HO

Laufweg

new orleans pelicans

4 3

Pass Dribbling Block HO Handoff

Fotos: Garrett Ellwood/Chris Graythen/Getty Images

S

Vorlagen liefert er aktuell, in seiner bisherigen Karriere waren es höchstens 4,4. Gleichzeitig verursacht er 0,5 Ballverluste weniger pro Partie. Van Gundy schätzt die Vielseitigkeit Ingrams und bringt ihn immer wieder in Situationen wie die im Spielzug auf dieser Seite. In 35,9 Prozent seiner offensiven Aktionen agiert Ingram als Dribbler aus dem Pick-and-Roll. Dabei schließt er auf hohem Niveau selbst ab, als Passgeber werden seine Anspiele aber nur durchschnittlich verwertet – hier besteht klares Verbesserungspotenzial. Van Gundy nutzt im beschriebenen Play auch Center Steven Adams im Handoff mit Ingram, damit der Big Man mit seinen patentierten Screens Platz für den Playmaker schafft.

2

Adams dribbelt auf Ingram zu, um mit ihm einen Handoff zu spielen. Auf der anderen Seite stellen Hart und Ball jeweils einen Block für Redick, der sich aussuchen kann, welchen er ausnutzt.

F

4

Die New Orleans Pelicans haben einen neuen Coach und ein junges Starduo. Was lässt Stan Van Gundy laufen? Text: André Voigt tan Van Gundy ist zurück in der NBA. Seit 2018 war der Übungsleiter nicht mehr an den Seitenlinien der Association als Headcoach unterwegs gewesen. Jetzt soll er den jungen New Orleans Pelicans Struktur an beiden Enden des Courts geben. Allerdings klappte das in den Anfangswochen der neuen Saison eher schlecht als recht. Die Pelicans rangierten an beiden Enden des Feldes in Sachen Effizienz im unteren Ligadrittel. Im Angriff macht sich das Fehlen von Point Guard Jrue Holiday bemerkbar. Dessen Ersatz Eric Bledsoe ist jedoch nicht der primäre Playmaker seines neuen Teams. Diese Rolle übernimmt Brandon Ingram. Der Forward legt auf 36 Minuten gerechnet die besten Assistwerte seiner Karriere auf. 6,0

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2

In diesem Beispiel läuft Redick an der Grundlinie entlang, wo er nach dem Block von Hart einen weiteren von Adams bekommt, sodass er sich an der Dreierlinie freilaufen kann. Hart bekommt seinerseits einen Screen von Ball gestellt.

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Ingram hat nun alle Möglichkeiten: seine beiden Schützen auf den Flügelpositionen anspielen, selbst zum Korb gehen oder sogar Adams am Korb bedienen.

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Jae

Jae Crowder

Geburtstag: 06. Juli 1990 Größe: 1,98 Meter Gewicht: 106 Kilo Erfahrung: 8 Saisons

Stats 2019/20*: 13,1 PPG || 7,4 RPG 3,1 APG || 1,4 SPG 1,3 TPG || 53,8 FG% 34,3 3P% || 77,6 FT%

Advanced Stats: 12,5 PER || 15,5 USG 55,3 TS% || 11,0 RBR 11,5 AST**

Crowder

vs.

Robert

Covington

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06 Kilogramm auf 1,98 Meter – Jae Crowder ist ein massiver Spieler, der sich seinen Spitznamen „The Beast“ mit physischer Spielweise und verbaler Präsenz verdient hat. Auf der Gehaltsliste der Phoenix Suns rangiert Crowder hinter Chris Paul (41 Millionen), Devin Booker (29 Millionen) und Deandre Ayton (10 Millionen) auf dem vierten Platz, die Erwartungen an den 30-jährigen NBAVeteranen sind entsprechend hoch – auch weil er als Leistungsträger von einem Finals-Finalisten kam. Im Trikot der Miami Heat spielte der Forward seine effizienteste Saison, und das lag zu großen Teilen an der Dreierquote: Starke 44,5 Prozent seiner Distanzwürfe traf er in der regulären Saison bei den Heat, in den Playoffs dann mittelmäßige 34,2 Prozent. Letzterer Wert lag damit in etwa bei seinem persönlichen Karriereschnitt von 34,0 Prozent von Downtown. Ein Problem von Crowder ist unter NBA-Rollenspielern jedoch kein unbekanntes: Wenn er freigespielt wird und einen offenen Dreier nimmt, trifft er diesen mit sehr guten 37,0 Prozent. Aber bei direkten Würfen gegen den Mann fällt die Quote mit lediglich 31,0 Prozent sehr deutlich nach unten ab. In den Bubble-Playoffs in Orlando, als das Spieltempo langsamer wurde und die gegnerische Verteidigungsqualität sich von Runde zu Runde steigerte, traf Crowder also fast zehn Prozent schlechter als in der Regular Season! Wenn der Wurf nicht fällt oder die Qualität des Abschlusses nicht gut genug ist, kann der Veteran jedoch einen Plan B vorweisen: Die Mischung aus Drive zum Korb und Kickout-Pass bei guter Helpside-Verteidigung kann für die Phoenix Suns in dieser Saison ein wertvolles Gut sein. Eine Trefferquote von 57 Prozent in Ringnähe und eine erstaunlich hohe Assistrate von 19 Prozent zeugen von smartem Spielverständnis. Kurzum: Mit Jae Crowder kann man guten Offensivbasketball spielen!

one-on-one

Alle wollen „Three-and-D“-Spieler – Jae Crowder und Robert Covington sind welche. Wer von den beiden ist besser in Sachen Dreier und Defense? Text: Jens Leutenecker 20


Robert Covington

Fotos: Sam Forencich/NBAE via Getty Images

C

enter and Power Forward and Small Forward“ – das steht bei Basketball Reference hinter der Positionsbeschreibung von Robert Covington. Der 2,01 Meter große und 94 Kilogramm leichte Covington steht damit exemplarisch für die Entwicklung des modernen NBA-Basketballs: Shooting und defensive Vielseitigkeit sind heutzutage Trumpf. Fast zwei von drei Covington-Abschlüssen sind Dreierwürfe, in seiner bisherigen Karriere trifft er von Downtown mit mittelmäßigen 35,6 Prozent. Lies: Er ist kein elitärer Dreierschütze. Das bestätigt sich auch bei seinen freien Würfen: Steht ein Verteidiger bei seinem Versuch 1,20 Meter oder mehr von ihm entfernt, verwandelt er nur unter Ligadurchschnitt. In der Zone kann er zwar passabel abschließen, aber zu einem guten Playmaker, der aus dem Zug zum Korb für andere kreiert, ist es noch ein weiter Weg. Und ob Covington diesen mit 30 Jahren noch zurücklegen wird, erscheint mehr als fraglich. Defensiv war die Rolle, die Covington in Houston nach seinem Trade aus Minnesota spielen musste, eine Nummer zu groß für ihn – vor allem in den Playoffs. Zwar zeigte er sich aktiv als Shotblocker, Rebounder sowie Helpverteidiger und sicherte sich auch einige Steals – aber vor allem in der Serie gegen die Lakers war er körperlich einfach überfordert. Das war aber weniger sein Fehler, sondern lag vielmehr am Microballsystem der Rockets.

fazit *Auf 36 Minuten Spielzeit hochgerechnet **PER – Player Efficiency Rating, USG – Usage Rate, TS% – True Shooting Percentage, AST – Assistrate, RBR – Reboundrate

Geburtstag: 14. Dezember 1990 Größe: 2,01 Meter Gewicht: 94 Kilo Erfahrung: 7 Saisons

Stats 2019/20*: 14,7 PPG || 7,8 RPG 1,5 APG || 1,6 BPG 1,9 SPG || 59,3 FG% 33,5 3P% || 79,8 FT%

Advanced Stats: 13,3 PER || 17,0 USG 55,9 TS% || 11,4 RBR 5,9 AST**

Let’s talk about defense!

es nur wenig zu holen für die

gegnerischen Wurf blockt, lässt

Covington und Crowder fallen

NBA-Angreifer: 85 Punkte in 100

Covington die großen Jungs

unter die Spielerkategorie

Angriffen zeugen von exzellenter

regelmäßig schlecht aussehen.

„Three-and-D“, von ihnen wird

Closeout-Verteidigung – zehn

In Houston blockte Covington

eine gute Dreierquote und

Punkte weniger, als Jae Crowder

mehr als zwei Würfe pro Spiel,

Variabilität in der Verteidigung

in derselben Situation erlaubt.

nicht einmal der exzellente

erwartet. In fast allen

„Guard Shotblocker“ Dwyane

Defensivbereichen rangiert der

beide nicht mit herausragenden

Wade kam in seiner Karriere auf

etwas größere Covington vor

Defensivzahlen, werden aufgrund

vergleichbare Werte.

dem bulligen Crowder.

des derzeitigen Spielstils in der

NBA aber nur selten attackiert.

sich Speed gegen Power durch

beim Pick-and-Roll aushelfen

Der größte Unterschied der

– Robert Covington ist trotz

soll und danach wieder

beiden liegt in der Helpside-

größerer Offensivschwankungen

zu seinem ursprünglichen

Verteidigung: Während Crowder

der bessere Dreier-und-Defense-

Gegenspieler zurücksprintet, gibt

nur in jedem dritten Spiel einen

Spezialist als Jae Crowder.

Wenn „RoCo“ kurz

Im Postup glänzen

In diesem Duell setzt

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Kevin

Durant

KEVIN DURANT

DIE RÜCKKEHR DES GETRIEBENEN Nach langer Leidenszeit ist Kevin Durant endlich zurück und will seine Hall-of-Fame-Karriere fortsetzen. Über die Laufbahn eines komplizierten Spielers, dessen Geschichte noch längst nicht zu Ende erzählt ist. Text: Ole Frerks

Fotos: kevin-chinchilla/mariano-werneck/julie-ricard/ivan-mani

W

as ist schon eine weitere Minute, wenn die Wartezeit bereits eine halbe Ewigkeit beträgt? Kevin Durant musste nichts forcieren, das hatte er hinter sich. Und bei 10:49 auf der Uhr im ersten Viertel des Saisonauftakts der Brooklyn Nets gegen die Golden State Warriors war es dann so weit: Nach 560 Tagen ohne NBA-Spiel versenkte Durant seinen ersten Wurf, einen Dreier. Bis zum nächsten Treffer verging keine weitere Minute mehr. Die ersten drei Würfe fielen alle rein, und am Ende lieferte der 32-Jährige bei seinem Comeback – einem 26-Punkte-Blowout gegen das Team, für das er zuletzt auf dem Court gestanden hatte – 22 Punkte in knapp 25 Minuten. Weitaus wichtiger als die schlussendliche Ausbeute war jedoch: Der Spieler mit der Nummer sieben sah an diesem Abend zum Verwechseln dem Spieler mit der Nummer 35 ähnlich, der schon lange vor seinem Achillessehnenriss

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als sicherer Hall of Famer, als absolute Legende des Weltbasketballs feststand. Dieser Spieler ist offensichtlich aber noch lange nicht bereit für seinen Schwanengesang. Im Gegenteil: Für Durant hat gerade erst ein neues Kapitel seiner Karriere begonnen. Einer Karriere, die ihm bereits nahezu jede Auszeichnung, jede formelle Anerkennung verschafft hat und die trotz allem noch merkwürdig unvollendet wirkt – nicht zuletzt deshalb, weil „KD“ selbst diese Ansicht immer wieder vermittelt. Der getriebene Superstar seiner Ära ist zurück. Im Rampenlicht einerseits, natürlich. Und andererseits auf der Suche nach seinem Nirwana – einem Zustand, den es vielleicht gar nicht gibt, den Durant ziemlich sicher allerdings noch nicht erreicht hat.

Nette Scoring-Maschine von nebenan

Eine kurze Begriffsklärung: Um es mit Nyanatiloka Mahathera, dem ersten

deutschen buddhistischen Mönch, auszudrücken: „Ein Buddha lebt sanftmütig in einer Welt des Kampfes. Er verweilt suchtlos in einer Welt der Süchte. Er ruht leidbefreit in einer Welt des Leidens. Nirwana ist das höchste Glück.“ Nirwana beschreibt vereinfacht gesagt also einen Zustand bedingungsloser Zufriedenheit. Bedingungslose Zufriedenheit? Kein Begriff, der mit Kevin Durant in Verbindung gebracht werden kann. Bevor die Verletzung seine Karriere jäh unterbrach, wurden schier unendlich viele Adjektive in Bezug auf „KD“ verwendet, „zufrieden“ gehörte jedoch nur in den wenigsten Fällen dazu, „sanftmütig“, „suchtlos“ oder „leidbefreit“ passten ebenfalls eher schlecht. Durant begann mal seine Karriere als nette Seven-Foot-Scoring-Maschine von nebenan, mit der Zeit veränderte sich dieses Bild aber immer weiter bis hin zu einer Reizfigur. Auch weil „KD“ permanent selbst gereizt wirkte und auftrat. Er diskutierte unter Pseudonym mit seinen


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cover

Kevin

Burner-Accounts auf Twitter, stritt sich öffentlich mit Journalisten und auch Mitspielern, schien sich in einem Zustand ständiger Irritation zu befinden. Immer wieder erweckte Durant den Eindruck, dass er sich ungerecht behandelt fühlte. Er wandelte sportlich in kaum gekannten Sphären und war über jeden Zweifel erhaben, trotzdem flogen ihm die Sympathien nicht so zu wie anderen Stars seiner Klasse – oder auch Stars einer deutlich geringeren Klasse. Es ist Ansichtssache, inwieweit er selbst dafür verantwortlich ist, da andere Stars das „Spiel rund um das Spiel“ eben bereitwilliger mitmachen, oder ob er einfach das Opfer dieser Umstände ist –

Durant

Er hat die Länge eines Centers (die lange offiziell angegebenen 2,08 Meter sind eine Lüge, wie selbst „KD“ mittlerweile zugegeben hat … er ist 2,11 Meter lang ohne Schuhe) und das Skillset eines der besten Shooting Guards der NBA-Historie. Sein Jumper ist todsicher und dank seiner Größe sowie einer etwas ungewöhnlichen Wurfform nicht zu blocken. Er gleitet geschmeidig durch Defensivreihen, ist schnell und wendig, hat ein starkes Ballhandling. Seine Statur ist schmal, trotzdem wurde er über die Jahre zu einem der besten Postscorer der Liga. Ach, und verteidigen, passen, rebounden – all das kann er auch noch.

sein. Ich bin fertig damit“, sagte Durant schon im Jahr 2013 zur „Sports Illustrated“ und wollte damit ausdrücken, dass er die Nummer eins der NBA, LeBron James, vom Podest verdrängen wollte. Dieser Wille definierte fortan lange jeden Karriereschritt von „KD“, auf und teilweise auch neben dem Court. Im Guten wie im Schlechten. James kam vier Jahre vor Durant in die Liga und wurde früh zu dessen Maßstab, zumal beide dieselbe Position spielten (wenngleich das bei beiden nur ein Label ist). LeBron fuhr die MVP-Awards ein und war das junge Gesicht der Liga, der designierte Nachfolger von Kobe Bryant, der spätestens ab 2012 als bester Spieler der NBA akzeptiert wurde.

„Ein Buddha lebt sanftmütig in einer Welt des Kampfes. Er verweilt suchtlos in einer Welt der Süchte. Er ruht leidbefreit in einer Welt des Leidens.“ Nyanatiloka Mahathera

Fotos: Jim McIsaac/Omar Rawlings/Getty Images

----------eigentlich könnte es ja schließlich wirklich nur um den Basketball selbst gehen. Fakt ist jedoch, dass die Anerkennung und Wertschätzung für „KD“ seiner Exzellenz bisher nahezu nie gerecht wurde.

Die Suche nach Respekt

Vielleicht liegt es auch daran, dass er so schwer zu begreifen ist. Das fing schon zum Start seiner Karriere an, als er vor allem deshalb hinter Greg Oden an zweiter Stelle gedraftet wurde, weil dieser eine feste Position hatte und Durant eben nicht. „KD“ ist ein Prototyp, den es vor ihm nicht gab und der noch immer keinen Sinn zu ergeben scheint, obwohl ihn bereits eine komplette Generation nachzuahmen versucht.

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Bei Durant findet sich keine offensichtliche Schwachstelle im Spiel. Er kann von jeder Position des Courts aus effizient scoren – in der Saison 2018/19 etwa traf er über 55 Prozent seiner Mitteldistanzwürfe – und lässt es einfacher aussehen als jeder andere Spieler der Liga. Durant ist nicht weniger als ein Genie, der unvermeidbare Scorer seiner Ära, der schon in seiner dritten Saison (und dann noch dreimal in den nächsten vier Jahren) Topscorer der Liga wurde. In den Finals stand er in Jahr fünf, MVP wurde er in Jahr sieben. Und trotzdem – ganz oben war er nicht.

Die designierte Nummer zwei

„Ich bin es leid, nur die Nummer zwei zu

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Durant war seine designierte Nummer zwei – in drei von LeBrons vier MVP-Jahren bekam „KD“ die zweitmeisten Stimmen, bei LeBrons erster Meisterschaft waren die OKC Thunder mit Durant der Finalgegner der Miami Heat. Es reichte ihm zwar nicht, aber Durant besaß in diesen Jahren immerhin den Status als bester NBA-Spieler, der nicht James hieß. Auch die Tatsache, dass OKC nach 2012 nicht mehr die Finals erreichte, wurde üblicherweise nicht ihm angelastet, sondern eher seinem unberechenbaren Spielpartner Russell Westbrook, der Thunder-Organisation, dem Trade von James Harden, Verletzungen oder all diesen Dingen zusammen.


Durant war zu OKC-Zeiten beliebt, auch weil er im Gegensatz zu James eben in seinem kleinen Markt blieb und es dort Jahr für Jahr wieder versuchte. Nicht nur medial wurde aus ihm eine Art Antithese zu LeBron gemacht, der große (und doch stets unterlegene) Rivale, obwohl sich beide durchaus freundlich gesinnt waren. „Das ist mein Kumpel. Ich habe zu ihm aufgesehen, und jetzt kämpfen wir miteinander“, sagte Durant 2013 über James und das Duell, das er bis dahin anscheinend nicht gewinnen konnte. Doch innerhalb der nächsten drei Jahre sollte sich diese Dynamik verändern – nicht zuletzt deshalb, weil ein neues Team und ein neuer Spieler, der so gar nicht zu den übermenschlichen James und Durant passen wollte, auf der Bühne erschienen.

Curry sprengt die Party

Durant arbeitete Jahr für Jahr daran, „The Chosen One“ irgendwie vom Thron zu verdrängen. Stattdessen kamen ihm andere zuvor: 2014 verloren die Heat in den Finals gegen San Antonio, die Ära der „Heatles“ war beendet, und LeBron ging zurück nach Cleveland. Auch die Cavs führte James fortan in die Finals, dort begegneten ihm dann aber weder die Spurs noch Durant – stattdessen sprengten Stephen Curry und die Golden State Warriors die Party. Die 2015er Playoffs, in denen Golden State Cleveland in den Finals besiegte, verpasste Durant aufgrund einer Verletzung komplett. Im Jahr darauf wiederum, seinem letzten Vertragsjahr, sah er zu, wie der frischgebackene Meister zur größten Attraktion seit den ShaKobeLakers wurde und 73 Spiele in der Regular Season gewann. Bereits im November dieses Jahres kamen erste Gerüchte auf, dass „KD“ mit einem Abschied liebäugelte und dass ausgerechnet Golden State ein neues Zuhause für ihn sein könnte. Das hielten die allermeisten Beobachter allerdings für zu absurd, schlichtweg undenkbar in der überkompetitiven NBA-Welt, um sich ernsthaft deswegen Sorgen zu machen. Bis es dann Realität wurde. Golden State pflügte 2016 durch die Saison, fand in den Finals jedoch seinen Meister – und dies wäre beinahe schon eine Runde früher passiert. In den Conference-Finals führten die Thunder mit 3-1 gegen das vermeintliche Überteam, schlugen dieses mit den eigenen Waffen, weil Durant den ultimativen Matchup-Albtraum für das Team voller Matchup-Albträume darstellte. Für einige Tage waren die Thunder das beste Team auf der Welt und Durant auf Kurs, vielleicht endlich der beste Spieler ebendieser zu werden. Dann verlor OKC den kollektiven Faden, Klay Thompson ballerte Golden State im sechsten Aufeinandertreffen mit einer Performance für die Ewigkeit zum Gleichstand, und in Spiel sieben war es Curry, nicht Durant, der sein Team mit 36 Punkten ins Finale führte.

Dieses Spiel fand am 30. Mai 2016 statt. Einen Monat und vier Tage später ließ Durant auf „The Players’ Tribune“ einen Essay namens „The Next Chapter“ veröffentlichen, der seinen Wechsel zu den Warriors verkündete.

Die Liga schachmatt gesetzt

Bis heute ist es schwer in Worte zu fassen, wie sehr dieser Wechsel die NBA auf den Kopf stellte. Den besten Versuch unternahm einer, der davon ziemlich direkt betroffen war. „Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen. Es war einer der schlimmsten Momente meiner professionellen Karriere“, sagt David Griffin, damals Manager der gerade erst gekürten Champions aus Cleveland, im Buch „The Victory Machine“ über die „KD“-Warriors. „Ich war in unserem BasketballOperations-Büro mit unserem gesamten Stab, der sich mit der Free Agency beschäftigte. Unsere Analytics-Jungs waren auch dabei. Sie haben den Raum verlassen, um zu berechnen, was ,KD‘ diesem Team geben könnte. Wir haben viel darüber gesprochen. Dann kam unser Analytics-Chef Jon Nichols rein und sagte: ‚Nach unserer groben Rechnung müssten die Warriors dieses Jahr 83 Spiele gewinnen. Es kann aber auch etwas Streuung in den Zahlen geben.‘“ Das liest sich sehr fatalistisch, trifft die Stimmung dieser Tage allerdings ziemlich gut. Und es beschreibt auch die Qualität dieser Warriors: Dieses Team war bereits das beste der regulären Saison gewesen, nun kam einer der drei besten Spieler der Liga hinzu und verbündete sich mit einem anderen, um den besten der drei endgültig zu übertrumpfen. Es war eine Situation, in der Durant nicht verlieren konnte, so schien es zumindest.

Und sportlich war das tatsächlich so. Wenn fit, war dieses Team eigentlich unschlagbar. Es gab keinen Move, den Cleveland oder jemand sonst hätte tätigen können, auch wenn es in Houston und Cleveland immerhin versucht wurde. Das 2017er Warriors-Team war das vielleicht talentierteste der Geschichte und räumte auch die wohl beste Version der LeBron-Cavs fast mühelos in fünf Spielen aus dem Weg. Durant war erstmals Champion und Finals-MVP, und im Jahr darauf wiederholte er das Ganze. Sein Plan war also aufgegangen. Oder doch nicht?

Das Verständnis fehlt

Es ist schon paradox, wie sehr Sportler von Fans und Medien abhängig sind und wie oft sich doch alle Beteiligten nur bedingt gegenseitig verstehen. Nur so ist es zu erklären, dass LeBron James im Jahr 2010 schockiert von all dem Hass war, der ihm nach der „Decision“ entgegenflog, und nur so ist es zu erklären, dass auch Durant von der Reaktion auf seinen Wechsel überrascht wurde. Längst nicht nur in Oklahoma City nahmen ihm Leute seinen Wechsel übel. Er hatte schließlich auf LeBrons Blaupause noch einen draufgesetzt, indem er kein neues Superteam gründete, sondern sich einfach einem anderen anschloss, das ihn zu allem Überfluss gerade erst in den Playoffs besiegt hatte. Fair oder nicht (eher nicht) – das Recht, sich jedem beliebigen Arbeitgeber anzuschließen, wurde Durant nicht gewährt respektive gegönnt. Und damit hörte es nicht auf. 2017 war Durant der beste Spieler der Finals, 2018 ebenso. Er gewann jeweils das Duell gegen den „King“ und intern auch das gegen Curry. Trotzdem wollte ihn kaum jemand als besten Spieler seiner Sportart

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akzeptieren, und Fans der Warriors wurden nicht müde zu betonen, dass Curry der wahre Chef ihres Teams war. Durant hatte sich das anders vorgestellt. Er konnte mit den Warriors nicht verlieren, aber gewinnen konnte er auch nicht, zumindest nicht richtig. „Er hatte keinen großartigen Sommer“, sagte sein heutiger Coach Steve Nash, der damals als Berater für die Warriors arbeitete, über Durants ersten Sommer als Champion bei ESPN. „Er war auf der Suche danach, was das alles bedeutet. Er dachte, dass eine Meisterschaft alles verändert, und hat herausgefunden, dass das nicht stimmt. Er war nicht erfüllt.“ Durant wirkte irritiert davon, dass ihm – wie LeBron vor ihm – nach einer Phase wilder Abneigung nicht doch wieder die großen Sympathien zuflogen. Vermutlich war das naiv. LeBrons Heat mussten trotz allem Talent hart für ihre beiden Meisterschaften arbeiten und mehrere siebte Spiele überstehen, während Golden State im ersten Jahr mit „KD“ nur eine einzige Playoff-Partie verlor – um nur einen Unterschied zu nennen. In jedem Fall sorgte es für Unzufriedenheit, die bereits in den 2018er Playoffs teilweise an die Oberfläche kam und dann die gesamte WarriorsSpielzeit 2018/19 definieren sollte. Schon die Meisterfeier 2018 verlief ein wenig unbeholfen, als Warriors-Manager Bob Myers darüber witzelte, dass Durant sich seinen Vertrag nicht aussuchen könne, weil er es im Gegensatz zu Curry „nicht verdient“ habe. Es sollte nicht der letzte Moment dieser Art bleiben …

Fotos: Omar Rawlings/Getty Images

Es geht bergab

Die Zeit verändert fast alles, auch die Sicht auf bestimmte Situationen in den Karrieren der größten Spieler. Die letzte WarriorsSaison von „KD“ ist ein perfektes Beispiel dafür, denn sie ist von riesiger Ironie und auch Traurigkeit geprägt: Im Rückblick ist es die Saison, in der Durant sich in den Playoffs endlich den Titel als bester Spieler der Welt sicherte und sich wenig später die Achillessehne riss. Währenddessen wiederum war allein der Weg dorthin unheimlich zehrend und mühsam. Ein paar Highlights dieser Spielzeit: Durant und Draymond Green gerieten im November während einer Partie gegen die Clippers aneinander, wobei Green ihn als „Bitch“ bezeichnete und ihm vorwarf, seine kommende Free Agency über das Wohl des Teams zu stellen. Im Januar und Februar attackierte Durant den Warriors-Beatwriter Ethan Strauss, weil dieser unter Berufung auf Quellen in Golden State berichtete, dass „KD“ am Ende der Saison aus der Bay Area verschwinden könnte. Durant ermahnte Strauss, er solle „erwachsen werden“. Seine Schlusssätze während dieser Pressekonferenz, nachdem er zuvor

gut eine Woche die Medien im Allgemeinen boykottiert hatte, ließen tief in seinen Ärger und sein Unverständnis für die Situation blicken: „Ich komme jeden Tag zur Arbeit und verursache keinen Ärger. Ich versuche jeden Tag der bestmögliche Spieler zu sein. Was ist das Problem daran? Was tue ich euch an?“ Erneut wirkte „KD“ wie jemand, der die Maschinerien seiner Profession nicht verstand oder akzeptieren wollte. Den Warriors, die auch in dieser Saison übrigens den ersten Platz der Western Conference holten, ging die Freude früherer Jahre verloren, zumal das Team immer wieder versuchte, den werdenden Free Agent (und besten Spieler) Durant zurück ins Boot zu holen. Es gelang nicht, zumindest nicht dauerhaft. Gerüchte über eine Allianz von Durant und Kyrie Irving in New York begleiteten das gesamte Jahr, ähnlich

„Ich bin es leid, nur die Nummer zwei zu sein. Ich bin fertig damit.“ -----------

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wie gelegentliche Durant-Sticheleien in Richtung von Steve Kerr. Für alle Seiten schien ein Ende dieser Partnerschaft unausweichlich, die zwar riesigen Erfolg, aber eben keine Erfüllung gebracht hatte.

Ende mit Schrecken

Nicht, dass Kerr und Co. es nicht weiterhin versucht hätten. Während der 2019er Playoffs betonte der Headcoach immer wieder, dass Durant „der beste Spieler der Welt“ sei, und dieser rechtfertigte das: Den Clippers brannte er in Runde eins nacheinander 45 und 50 Punkte in den Korb, in der nächsten Runde gegen Houston folgte ein 46-Punkte-Spiel. Mit 30 Jahren war der „Slim Reaper“ auf der Höhe seines Schaffens, ob zufrieden oder nicht. „Ich bin Kevin Durant. Ihr wisst, wer ich bin“, sagte „KD“ während der ersten Runde, nur um tags darauf 38 Punkte in drei Vierteln aufzulegen und den Clippers mit einem absurden Wurf nach dem anderen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dann kam der 08. Mai und die fünfte Partie gegen Houston. Durant musste mit Problemen an der rechten Wade runter und sollte die nächsten neun Spiele allesamt verpassen. In die Finals kam Golden State auch ohne ihn, gegen Toronto zeigte sich aber, dass die

Warriors ohne „KD“ ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit verloren hatten, zumal dort mit Kawhi Leonard der zu dem Zeitpunkt stärkste Mitbewerber Durants um den „Best Player Alive“-Award sein Unwesen trieb (Neu-Laker LeBron James war damals verletzt). Durant kam zum fünften Spiel zurück und empfing für zwölf magische Minuten gefühlt all die Sympathien, die ihm zuvor so oft verweigert wurden. Die Golden State Warriors lagen mit 1-3 in den Finals zurück. Es war klar, dass nur Durant sie aus dieser Misere führen könnte – und was für eine Erfüllung am Ende warten könnte. Elf Punkte erzielte „KD“ in dieser Zeit, dann riss er sich die Achillessehne …

My Next Chapter

Mehr als ein Jahr blieb Durant nun lediglich die Rolle des Zuschauers, abgesehen von seinem eigenen Wechsel nach New York zusammen mit Kyrie Irving und diversen Business-Moves. In dieser Zeit sah er, wie Kawhi Leonard und die Raptors den Titel holten, wie Golden State seinen dynastischen Status verlor – und nicht zuletzt auch, wie LeBron James sich nach einem Jahr „Pause“ zurückmeldete, seine vierte Meisterschaft gewann und sich den Status als bester Spieler der Welt zurückholte. Durant kann dieses Duell nun wieder aufnehmen, aber es ist nicht das einzige. Er duelliert sich mit einer Verletzung, die für NBA-Spieler noch immer als kaum bezwingbarer Endgegner fungiert. Dominique Wilkins kam davon mit voller Kraft zurück, aber bei allem Respekt vor „Nique“: „KD“ wandelt in anderen Sphären. Er könnte morgen aufhören und wäre einer der 20 besten Basketballer der Geschichte. Führt Durant die Nets zu einem Titel, könnte er in dieser Hinsicht sogar endlich mal die Nummer eins sein – nach so einer Verletzung hat das vor ihm noch niemand als bester Spieler seines Teams geschafft. Die Situation ist aber grundsätzlich eine andere. Durant hat eine Allianz mit dem womöglich einzigen NBA-Spieler gebildet, der streitbarer ist als er selbst, der gleichzeitig aber auch ein guter Freund ist. Und er hat einen Punkt erreicht, an dem ihm tatsächlich Sympathien zufliegen: Die NBA-Welt freut sich darüber, diesen Ausnahmespieler zurückzuhaben, selbst wenn er nach wie vor jeden gegnerischen Headcoach und vielleicht auch mal den eigenen zur Weißglut treiben kann. Manchmal weiß man erst dann zu schätzen, was man hat, wenn es nicht mehr da ist. Jetzt können Kevin Durant, aber auch die Fans und Medien einen neuen Versuch starten – vielleicht klappt es diesmal besser mit der Wertschätzung. Das wäre doch mal ein „Next Chapter“, wie es im Buche steht. Und eben kein Epilog. redaktion@fivemag.de

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WIE DER VATER, SO DER SOHN

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Devin Booker ist 24 Jahre alt, All Star und einer der unvermeidbarsten Scorer der NBA. Vor allem aber ist er der Sohn seines

Fotos: Al Bello /Elsa Hasch /Allsport/Ezra Shaw/Barry Gossage/NBAE via Getty Images

Vaters … Text: André Voigt

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er 29. Juni 1994. NBA-Draft. Grant Hill, Glenn Robinson, Jason Kidd sind die begehrtesten Spieler an diesem Tag. Milwaukee an eins, Dallas dahinter und Detroit mit dem dritten Pick – dort werden die Stars der NCAA landen. „Consensus NCAA All-Americans“ sind sie alle. Es ist die höchste Ehre für College-Basketballer. Wenn auch eine etwas komplizierte. Es gibt vier offizielle NCAA-All-American-Teams – drei werden von Journalisten gewählt, eines von der Vereinigung der Uni-Coaches. Aus diesen vier Mannschaften wird ein Querschnitt gebildet: die „Consensus NCAA AllAmericans“. Die zehn Akteure, auf die sich alle einigen können. Hill (Duke University), Kidd (California), Robinson (Purdue), Donyell Marshall (UConn) und Clifford Rozier (Louisville) stehen im First Team, Eric Montross (North Carolina), Lamond Murray

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(California), Khalid Reeves (Arizona), Jalen Rose (Michigan) und Melvin Booker (Missouri) im Second Team. Alle werden sie eine Karriere in der NBA haben, alle werden gedraftet werden … alle bis auf einen. „Mein Draft-Tag war einer der schlimmsten meines Lebens. Ich war zu Hause bei meiner Familie. Ich dachte, ich würde gezogen“, erinnert sich Melvin Booker fast zwanzig Jahre später bei theundefeated.com. Der Point Guard der University of Missouri hat an diesem Tag allen Grund, zuversichtlich zu sein. 18,1 Punkte, 3,8 Rebounds, 4,5 Assists, 50,4 Prozent aus dem Feld nebst 40,5 Prozent von der Dreierlinie legte er als Senior auf. Er dominierte. Die Big-8-Conference wählte ihn zum „Spieler des Jahres“. Seine Tigers erreichen einige Wochen zuvor das Final Four des NCAATournaments, verlieren dort aber gegen Arizona. 14 Zähler erzielt der 1,85 Meter

lange Guard in seinem letzten Collegespiel … einer herben 72:92-Klatsche. Die schmerzt in der Folge aber nicht allzu lange. Es gilt fortan, sich auf das nächste Level vorzubereiten. Booker ist ein Guard mit Scoring-Instinkt, der vielleicht etwas klein ist für den damals prototypischen NBA-Aufbau, aber einen seidigen Dreier sein Eigen nennt. Ein Star dürfte er nicht werden in der Association, aber sein Wurf und sein Spielverständnis sollten ihm nichtsdestotrotz eine solide Karriere bescheren … „Wenn du ,Spieler des Jahres‘ deiner Conference warst und auch noch ,Consensus All-American‘, dann wurdest du damals einfach gedraftet … ich nicht … und ich weiß bis heute nicht, warum“, klagt Booker. Vielleicht ist er einfach seiner Zeit voraus. In der heutigen NBA wäre seine Kombination an Fähigkeiten heiß begehrt. Damals ist der Dreier indes nicht der wichtigste aller Würfe, kleine Guards


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werden kritisch beäugt, weil sie defensiv zu leicht in schwierig zu lösende Isolationen gezwungen werden können. Die beste Basketballliga der Welt ist damals eine andere, ohne defensive Drei-SekundenRegel, mit vielen Eins-gegen-eins-Duellen. Doch Melvin Booker ist keiner, der schnell aufgibt. Die bekanntesten Basketballunis aus seiner Heimat hatten ihn nicht rekrutiert. Während Missouri (damals ein absolutes Topteam der NCAA) ein Stipendium bot, hielten sich die Unis seines Heimatstaates Mississippi zurück. Dabei war er ein Star, der über die Grenzen der 13.500 Einwohner kleinen Stadt Moss Point aus dem tiefsten Süden Mississippis hinaus bekannt war.

Der Traum des Vaters

Die Grand Rapids Mackers sind keine Hausnummer im Weltbasketball. Kein Wunder. Die Continental Basketball Association (CBA) war eine Liga ohne

große Namen, dafür mit umso größeren Träumen. Bevor die D-League (heute G-League) gegründet wurde, gab es eine Reihe Farmligen wie die CBA, in denen College-Absolventen in US-Kleinstädten ihren NBA-Traum zu verwirklichen versuchten. Die CBA war die stärkste unter ihnen und von 1980 bis zur Gründung der D-League 2001 die offizielle Entwicklungsliga der großen Show. In Grand Rapids, Michigan, gingen die Grand Rapids Hoops von 1989 bis 2003 an den Start. 1995/96 jedoch liefen sie unter dem Namen Grand Rapids Mackers auf, als Melvin Booker genau dort seine Reise in die NBA fortsetzte. Nach der Draft hatte er bei den Hartford Hellcats sowie den Pittsburgh Piranhas der CBA unterschrieben, anschließend ging es für ihn nach Michigan. Booker lernt dort Veronica Gutierrez kennen. Beide verlieben sich. Am 30. Oktober 1996 wird der kleine

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Devin Armani Booker geboren. Zur selben Zeit bekommt Vater Melvin endlich seine Chance in der NBA. Am Ende der Saison 1995/96 sieht er 11,9 Minuten bei den Houston Rockets. 4,0 Punkte legt er in Texas auf. 1996/97 geht es zu den Denver Nuggets und Golden State Warriors, wo er 21 Partien spielen darf, sogar viermal startet. 5,8 Zähler liefert er, doch der Dreier fällt mit 32,4 Prozent nicht … er ist auf höchstem Niveau durchgefallen. Warum und wer daran vielleicht schuld ist, ist jetzt egal … Melvin Booker steht mit 25 Jahren vor einer Entscheidung. Er ist Vater, nicht mit der Mutter seines Sohnes zusammen, will aber für beide da sein. Gleichzeitig unterstützt er seine Familie im heimischen Mississippi. Er kann nur Basketball. Also entscheidet sich Booker zum Schritt nach Übersee. Leicht fällt ihm das nicht, denn er will eigentlich eine Rolle

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im Leben seines Sohnes einnehmen, kein „absentee father“ sein. Booker verdient von 1998 bis 2008 sein Geld in Europa. Von Sony Milano geht es zu Scavolini Pesaro. Über Ülkerspor zu Khimki Moskau, bevor die Karriere in Italien bei Armani Jeans Milano endet. Kontakt zum kleinen Devin zu halten, ist schwer. Das Internet steckt zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen. E-Mails sind möglich, an Videotelefonie à la FaceTime oder Zoom ist noch nicht zu denken. Die Zeitverschiebung tut ihr Übriges. Sein Kind sieht er persönlich in dieser Zeit nur im Sommer … im tiefsten Süden Mississippis. „Es war hart. Die einzigen echten Gespräche hatte ich mit ihm damals in den ein, zwei Monaten, in denen ich im Sommer zu ihm nach Mississippi kam“, erinnert sich Devin Booker. „Es war hart für mich zu verstehen, warum wir nicht mehr Kontakt hatten.“

Fotos: Elsa/Christian Petersen/Getty Images

Sommer in der Provinz

Wenn Devin Booker bei seinem Vater ist, dreht sich fast alles um Basketball. Der Junge will seinem Dad nacheifern, Profi werden. Der Alte bringt sein Wissen ein, versucht den Youngster im Sommer auf den richtigen Weg zu führen. „Er warf immer mit der korrekten Technik. Ich hätte nicht zugelassen, dass er sich etwas anderes antrainiert. Egal ob er mit einem kleinen oder einem großen Ball auf einen hohen oder niedrigen Korb warf: Ich ließ ihn immer die richtige Technik benutzen“, so Melvin Booker gegenüber „The Undefeated“. Devins Mutter lässt ihren Sohn bereitwillig jeden Sommer zu seinem Vater. „Sie machte all das möglich. Ich stehe in ihrer Schuld, weil sie das getan hat. Seit er acht Monate alt war, kam Devin im Sommer zu mir“, erinnert sich Melvin Booker. „Es war etwas Besonderes. Ich versuchte immer die Zeit gutzumachen, in der ich nicht für ihn da sein konnte.“ Es ist Veronica Gutierrez wichtig, dass die Verbindung zwischen den beiden stark bleibt. Vielleicht will sie auch, dass Devin eine andere Seite der USA sieht und an dieser Erfahrung wächst. Grand Rapids liegt im Norden der USA. Knapp eine Million Einwohner leben in der Metropolregion. Die Stadt ist als „Furniture City“ bekannt, obwohl heute das Gesundheitsunternehmen Spectrum Health der größte Arbeitgeber der Stadt ist. 1.652 Kilometer südlich in Moss Point gibt es … ja, was eigentlich? Die L.N. Dantzler Lumber Company, die sich 1870 in Moss Point ansiedelte, wurde vor Jahrzehnten aufgelöst. Heute gibt es Hotels, Fastfood-Restaurants, viel Wasser und das Marschland des Pascagoula River. Circa 13.500 Menschen leben in der Stadt, Tendenz rückläufig. 2005 traf die Ostflanke von Hurrikan „Katrina“ die Region hart. Moss Point wurde überflutet und weitgehend zerstört. Aus New York fahren seit

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„ICH HATTE TRÄNEN IN DEN AUGEN, ES IST SCHWER ZU BESCHREIBEN.“ MELVIN BOOKER -----------

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Weihnachten 2005 Feuerwehrmänner nach Moss Point, um unterprivilegierten Kindern Geschenke zu bringen. Für Melvin Booker ist es trotzdem Heimat. Wenn Devin Booker in den Sommermonaten in Mississippi ist, arbeitet er mit seinem Vater an seinem Spiel. Der wohlbehütete Vorort von Grand Rapids, in dem er sonst lebt, ist dann weit weg. Der Magnolia State ist im Sommer schwül, heiß, feucht, unangenehm. In den Hallen – die meisten haben keine Klimaanlage – ist es extrem stickig. Zu Hause ist seine Mutter Kosmetikerin, er geht wie knapp 1.800 andere Schüler auf die Grandville Highschool. Die Schule hat ein eigenes Footballstadion, eine Basketballhalle, einen Fußballplatz, drei Baseballfelder, zwölf Tennisplätze und eine Schwimmhalle. Devin Booker spielt dort Basketball, es ist sein Traum, Profi zu werden … den amerikanischen Traum lebt er schon. In Moss Point ist die Arbeitslosenquote doppelt so hoch wie

im US-Durchschnitt, es gibt kaum gut bezahlte Jobs. 23,1 Prozent der Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze, 70,6 Prozent der Einwohner sind Afroamerikaner. Die Moss Point High ist ein Abbild der Stadt. Sie ist zweckmäßig, ihr Arthur-Haynes-Gymnasium wirkt wie ein Übergangsbau. An einer Seite sind zwei Löcher in die Wand gefräst worden, wo zwei kleine Klimaanlagen zumindest für erträgliche Luft in den Kabinen sorgen. Zwei Piktogramme aus den 70er Jahren prangen an einer Seite und zeigen: Hier wird Basketball gespielt. Es ist eine komplett andere Welt. Melvin Booker beendet seine Karriere 2008, obwohl er noch Angebote aus Europa hat. Er macht mit 36 Jahren Schluss und geht zurück … von Mailand über Istanbul, Moskau und wieder Mailand nach Moss Point. Er wird Assistenztrainer an seiner alten Highschool. Jetzt ist es leichter, mit seinem Sohn in Kontakt zu bleiben, am liebsten hätte er ihn aber bei sich in Mississippi. Denn Melvin Booker ahnt, dass sein jetzt zwölfjähriger Sohn wohl größer werden wird, als er es war. Devin dürfte eine echte Chance auf die NBA haben. Immer wieder bläut er ihm ein, dass er athletische Defizite ausgleichen kann, wenn er das Spiel besser versteht als die anderen und sein Wurf technisch sauber ist. Booker coacht aus der Distanz während des Schuljahrs und bittet im Sommer zum Präsenzunterricht im Süden. Sobald sein


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Sohn aber zurück in Michigan ist, spürt der Vater, dass dessen Hunger verfliegt … „Manchmal rief ich Devin an, als er noch in Michigan war. Ich fragte ihn: ‚Woran hast du nach dem Training noch gearbeitet? Hast du noch geworfen? Warst du noch im Kraftraum?‘“, beschreibt er. „Er verstand damals nicht, was es braucht. Er fragte mich: ‚Du willst also, dass ich nach zwei Stunden Training noch weitermache?‘ Ich sagte nur: ‚Das ist es, was du machen musst, wenn du großartig werden willst.‘ Ich hatte das Gefühl, dass er das nicht verinnerlicht hatte.“ Also schlägt der Vater vor, dass sein Sohn doch komplett zu ihm nach Mississippi ziehen soll. So würde er die bestmögliche basketballerische Ausbildung bekommen, seinen Traum am ehesten verwirklichen.

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diese Umgebung, um zu sehen, wie gut er es hatte. Er traf dort Kids, die die typische Geschichte hatten: Ihr Vater war überhaupt nicht präsent in ihrem Leben. Diese Dinge musste er einfach sehen, denn bis dahin hatte er es nicht.“ Devin Booker sieht all das und einiges mehr. Die Liebe, die ihm von der väterlichen Seite seiner Familie entgegenschlägt, gibt ihm ein zweites Zuhause. Die Beziehung zu seinem Vater wird tiefer. Sie spielen Eins-gegen-eins, „NBA 2K“, Poolbillard … alles, was sie machen, wird zum Wettbewerb. Devin will in die NBA, den Traum seines Vaters für sich verwirklichen. Und

ein anderer, die Skills, die sein Vater ihm weitergibt, sind wichtiger. „Wir schauten damals Spiele, bei denen ich noch nicht mal auf dem Feld stand, und es war wie eine Filmsession“, beschreibt Devin bei cronkitenews.com. „Er stoppte das Video, spulte zurück, wir schauten die Szene noch mal an. Damals wurde gegessen, geschlafen und Basketball geatmet.“ Kein Wunder, dass die besten Unis des Landes Schlange stehen – Booker wird vom „Recruiting Services Consensus Index“ an 23. Stelle seines Jahrgangs geführt. Unter anderem Kentucky, North Carolina, Florida, Michigan, Michigan State, Missouri und die heimische Mississippi

in Mississippi kann er mit seinem Dad tagtäglich arbeiten. „Ich hatte den Vorteil, dass mein Vater quasi die Blaupause für mein Spiel war“, weiß er. „Er kennt alle Tricks. Heutzutage gibt es viele talentierte Kids, die keine Führung haben. Bei ihnen versuchen eine Reihe AAU-Trainer zu landen, Agenten wollen ihre Unterschrift … die Tatsache, dass ich einen Vater hatte, der das Geschäft kannte, hielt all diese Dinge von mir fern.“ Und so wird Devin Booker über seine drei Highschool-Jahre in Mississippi eine längere Version seines Vaters. Er ist 1,98 Meter statt 1,85 Meter, und es ist 2014 statt 1990, als Devin an die University of Kentucky geht. Der Basketball ist jetzt

State wollen ihm ein Stipendium geben … Kentuckys Coach John Calipari bekommt den Zuschlag.

Neuanfang und neue Heimat

Nach seinem Freshman-Jahr willigt Devin Booker ein. Er ist 14 Jahre alt und lässt alles hinter sich. Seine Mutter, seine neunjährige Halbschwester Mya, seine Freunde, sein Leben. Vor allem der Abschied von Mya fällt schwer. Erschwerend kommt hinzu, dass bei ihr nach seinem Weggang das Mikrodeletionssyndrom 22q11 – eine Chromosomenmutation, die ihre Entwicklung beeinträchtigt – diagnostiziert wird. Da sein älterer Bruder Devon zur gleichen Zeit ans College geht, lässt Devin seine Mutter und Schwester allein in Michigan zurück. Dabei ist die Umstellung für ihn selbst schon groß genug … „Er kam aus einer hauptsächlich weißen Vorstadt. Die Stadt, in der ich aufwuchs, und meine Highschool sind zum Großteil schwarz“, blickt Melvin Booker zurück. „Ich weiß noch, wie ich ihn am ersten Schultag absetzte und noch eine Stunde dort blieb, damit er wusste, wo er wann hin musste. Ich holte ihn nach der Schule ab, und er sagte nur zu mir: ‚Ich weiß nicht, Dad …‘“ Der Sohn zweifelt stark an seiner Entscheidung. „Ich mochte es überhaupt nicht. Ich verriet es meinem Vater nicht, aber an diesem ersten Abend rief ich meine Mutter an und sagte ihr, dass ich vielleicht bald wieder bei ihr wäre“, verrät Devin Booker. „Natürlich antwortete sie, dass ich einfach sagen solle, wenn ich nach Hause wollte. Aber ich blieb, weil mein Mindset schon immer war, dass ich nicht aufgebe. Ich gab der ganzen Sache erst mal Zeit.“ Alles ist anders für die beiden Bookers. Sie führten bisher nur eine Teilzeit-Vater-Sohn-Beziehung. Jetzt müssen sie unter Umständen funktionieren, die komplett andere sind und von denen Devins basketballerische Zukunft abhängt. Gleichzeitig gilt es, verlorene Zeit aufzuholen. „Als ich meinen Sohn zum ersten Mal selbst zur Schule brachte, war er 15 Jahre alt“, sagt Melvin Booker, der damals überzeugt davon war, dass die Erfahrungen, die sein Sohn machte, extrem wichtig sein würden. „Er brauchte genau

Einer unter vielen

Am Campus ist er beileibe nicht das einzige NBA-Talent im Kader. Tyler Ulis, Trey Lyles und Karl-Anthony Towns kommen mit ihm als Freshmen nach Lexington. Begrüßt werden sie zur Saison 2014/15 von Andrew Harrison, Aaron Harrison, Dakari Johnson, Alex Poythress und Willie Cauley-Stein. Alle werden sie es in die Association schaffen. Poythress und Ulis spielen noch eine weitere Saison für „Coach Cal“, alle anderen werden bereits 2015 gedraftet.

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Fotos: Bart Young/NBAE via Getty Images

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In seiner einzigen CollegeSaison verliert Booker eine Partie. Es ist die letzte der Saison, das Halbfinale des NCAA-Tournaments gegen den späteren Vizemeister Wisconsin. Und er überzeugt nicht. Gerade einmal sechs Punkte und einen Rebound legt er beim 64:71 auf – der Shooter versucht keinen einzigen Dreier. Trotzdem meldet er sich zur Draft an. Dabei ist er kein „Consensus AllAmerican“, kein „Spieler des Jahres“ seiner Conference. Er hat einfach gezeigt, was er auf dem nächsten Level anbietet. Seine 10,0 Punkte, 2,0 Rebounds und 1,0 Assists pro Partie bei 41,1 Prozent von Downtown sind nur (nicht allzu) schmückendes Beiwerk. Aber es geht um das, was er kann … Zeiten ändern sich. Sein Scouting Report auf der auch von NBA-Teams frequentierten Seite draftexpress.com liest sich wie folgt: Besitzt eine solide Länge für einen Shooting Guard, einen kräftigen Körper, aber keine große Spannweite oder außergewöhnliche Explosivität. Er hat eine herrliche Wurftechnik, einen schnellen, kompakten und immer wieder gleich aussehenden Abwurf mit einem Follow-Through aus dem Lehrbuch. Seine Fußarbeit und Balance sind herausragend, sodass er nicht nur aus dem Catchand-Shoot erfolgreich ist, sondern auch Closeouts attackieren kann sowie aus dem Dribbling zum Wurf hochgehen sollte. Booker ist ein sehr intelligentes Talent, das eine eindrucksvolle Reife und Fundamentals zeigt, obwohl er der jüngste Spieler seines Draft-Jahrgangs ist. Er bewegt den Ball oft uneigennützig weiter und schneidet dann clever, wenn die Defensive rotiert. Er wird sich nicht spektakulär viele eigene Wurfchancen oder für andere kreieren, aber er wird seine

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Mitspieler definitiv besser machen und für Spacing sorgen. Gleichzeitig sehen die DraftExperten die fehlende Athletik in der Defensive kritisch, genau wie Bookers Dribbling und seine Fähigkeit zum Finish in der Zone. Fazit: Während Booker vielleicht kein Superstar-Potenzial besitzt, so birgt er doch kein großes Risiko. Er dürfte wenigstens ein solider NBA-Akteur werden, und mit 18 Jahren gibt es noch eine Menge Potenzial bei ihm. Genau das sehen auch die Phoenix Suns, die den Shooting Guard an 13. Stelle ziehen. „Wir dachten, dass er eine Menge Potenzial besaß. Wir liebten seinen Charakter und seine Einstellung. Seine Länge und sein Wurf waren überragend“, erklärt der damalige General Manager Ryan McDonough 2016. „Ich denke, wenn du in einem Team mit so viel Talent spielst wie Devin in Kentucky, dann können zwei Dinge passieren: Das Zusammenspiel mit den anderen kann deine eigenen Schwächen kaschieren. Oder – und ich denke, das war bei Devin der Fall – genau das Gegenteil tritt ein: Deine Stärken treten dann nicht klar hervor.“

Der Traum des Sohnes

Am Tag der Draft wird für Devin Booker aus einem Traum Realität. Für Melvin Booker endet ein Trauma. „Ich konnte spüren, dass ihm das immer noch wehtut“, sagt der Sohn und meint die Tatsache, dass sein Vater seinen Namen am Draft-Tag nicht hörte. „Mein Dad meinte: ‚Gott hatte einen Plan‘, und der sah vor, dass ich es in die NBA schaffe. Er lebt nicht durch mich seinen Traum. Aber er sagte mir, dass es ihm mehr bedeutet, dass ich gedraftet wurde, als wenn er selbst damals gedraftet worden wäre.“

K „Ich hatte Tränen in den Augen, es ist schwer zu beschreiben“, ergänzt Melvin Booker. „Es war ein einzigartiges Gefühl, das ich nicht beschreiben kann. Es war ein Abend, den ich nie vergessen werde.“ All das, was der Vater an jenen schwülheißen Sommertagen Mississippis an den Sohn weitergegeben hat, macht diesen heute zu einem der Superstars der Liga, einem der besten Scorer der Welt. „Was den Leuten bei Devin auffällt, ist die Tatsache, dass er all diese anderen Dinge jetzt auch kann“, beschreibt Ryan McDonough 2017 die Entwicklung seines Draftpicks. „Er hat sein Dribbling wirklich weiterentwickelt, genau wie sein Spiel im Pick-and-Roll. Devin denkt das Spiel auf einem hohen Level. Aber ich will ehrlich sein: Wir hätten nicht gedacht, dass er so schnell so viel leisten können würde. Devin hat sich unheimlich gut gemacht. Nicht nur auf dem Parkett, sondern auch abseits davon.“ Es war ein langer Weg von Moss Point, Mississippi, zu 70 Punkten gegen die Celtics, zum jüngsten Spieler der NBAGeschichte, der jemals mindestens 60 Zähler in einer Partie auflegte. 2020 war Devin Booker zum ersten Mal All Star, legte 26,6 Punkte pro Partie auf, verteilte 6,5 Assists. Er lebt seinen Traum … „Es bedeutet mir eine Menge. Ich bin ein sehr stolzer Vater, und ich weiß, dass mein Sohn seinen Traum lebt. Ich erinnere mich daran, wie er als kleiner Junge nur davon sprach, dass er Basketballprofi werden wollte“, verrät Melvin Booker. „Jetzt zu sehen, wie sich alles entwickelt hat, dass der Prozess viel schneller ging, als er es selbst glaubte … seinen Erfolg auf diesem Level zu sehen, ist unfassbar.“ Und die Reise ist noch nicht zu Ende … dre@fivemag.de


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DARYL MOREY

Fotos:Bill Baptist/NBAE via Getty Images/Freepik

Scheitern geht anders

Daryl Morey konnte in 13 Jahren als Chefstratege der Houston Rockets keinen Titel gewinnen, nun hat der streitbare Manager das Team gewechselt. Wie ist seine Rockets-Ă„ra im Nachhinein zu bewerten? Text: Ole Frerks

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ehr als ein paar Wochen musste Daryl Morey nicht nach einem neuen Job suchen. Nach dem selbst gewählten Aus bei den Houston Rockets einigte sich der 48-Jährige noch im Oktober mit den Philadelphia 76ers auf eine neue Stelle. Von nun an leitet Morey an der Ostküste als President of Basketball Operations eines der spannenderen Projekte der Liga, hat wieder einen sehr herausfordernden, aber auch sehr attraktiven Job bekommen. Verwundern sollte das niemanden – zumindest niemanden, der sich seriös mit Moreys Wirken bei den Rockets auseinandergesetzt hat. Beziehungsweise: Es sollte niemanden verwundern, der Erfolg nicht ausschließlich mit der Anzahl der gewonnenen Meisterschaften alias „Ringzzzz“ misst. Houston gewann mit Morey keinen, also prasselte wie so oft eine gewisse Häme auf ihn ein. Dieser Effekt wurde auch dadurch verstärkt, dass Morey eine Art Posterchild für einen Bereich der NBA ist, den viele Beobachter noch immer nicht oder nur ganz rudimentär verstehen wollen: „Analytics“, was immer das genau sein mag. Selbst von Experten wird dieser Ausdruck zeitweise immer noch wie ein Kampfbegriff benutzt, der jeden Versuch einer etwas breiteren Diskussion im Keim ersticken soll. Beim wichtigsten BroadcastTeam von ESPN sind regelmäßig Sätze wie „Mir egal, was die Analytics sagen, wenn ich Chris Paul bin, dann nehme ich jetzt diesen Wurf aus der Mitteldistanz“ zu hören, die suggerieren, dass die Analytics dagegen wären (das sind sie nicht!) – und die eigentlich nur aufzeigen, dass der Urheber solcher Aussagen sich nie eingehend mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Morey steht sozusagen sinnbildlich für eine Sparte, die sich anmaßt, den Basketball über mehr als schnöde „Counting Stats“ (das Aufaddieren von Punkten, Rebounds, Assists etc.) zu messen und zu verstehen, was eigentlich – Spoiler Alert – jeder Coach, jedes Front Office und eigentlich auch jeder Spieler anstreben sollte. Die wichtigste Metrik hat er aber nun mal „vernachlässigt“, sein Titelkonto steht noch bei null. Geschieht euch recht, Analytics! Nach diesem einen – wohl auch aus Sicht von Morey – alles entscheidenden Argument darf dessen Ära in Houston als Misserfolg gesehen werden. Aber nach allem anderen nicht. In vielerlei Hinsicht war Morey sogar bahnbrechend erfolgreich. Und das geht weit darüber hinaus, dass in den gut 14 Jahren seiner Amtszeit (13 als Chefpersonaler) nur die San Antonio Spurs mehr Siege einfuhren als der Staatsrivale. Morey hat die Liga verändert, ganz einfach. Das vergangene Jahrzehnt

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Daryl

Morey

haben nur wenige Figuren so stark geprägt wie der General Manager, den Bill Simmons einst so treffend „Dork Elvis“ taufte. Und auch hier wird der etwas faule Oberbegriff Analytics dem Ganzen nicht so richtig gerecht.

Fotos: Jonathan Daniel/Bill Baptist/NBAE via Getty Images/Freepik

„Moneyball“ meets NBA

Morey landete im Zuge der „Moneyball“isierung der US-Sportarten in Houston: Autor Michael Lewis hatte mit seinem 2003 erschienenen Buch über BaseballManager Billy Beane ein Beispiel dafür gezeigt, wie im Sport mit dem Fokus auf weniger beachtete Bereiche – gewissermaßen Marktlücken – Vorteile kreiert werden sollten. Dies rief Organisationen in allen möglichen anderen Sportarten ebenfalls auf den Plan. Morey hatte zuvor im Management der Celtics gearbeitet und sich einen gewissen Namen als Vorwärtsdenker gemacht, was dem früheren Rockets-Besitzer Leslie Alexander imponierte. Gleichzeitig machte der damals erst 33-Jährige mit der Gründung der MIT Sloan Sports Analytics Conference (wieder Simmons, wieder treffend: Dorkapalooza) auf sich aufmerksam, die sich vor allem der tieferen, progressiveren Analyse von Sport widmet und mittlerweile größtes Renommee genießt. Die Rockets verpflichteten ihn im April 2006 zunächst als Assistant General Manager, ein Jahr später übernahm er endgültig die Kontrolle von Vorgänger Carroll Dawson. „Wir haben jetzt all diese Daten“, sagte Alexander später zu Lewis in einem Artikel des „New York Times Magazine“. „Wir haben Computer, die diese Daten alle analysieren können. Ich wollte diese Daten auf eine progressive Art nutzen. Als ich Daryl eingestellt habe, tat ich das, weil ich jemanden wollte, der sich Spieler nicht nur auf die normale Art ansieht. Ich meine, ich bin nicht einmal sicher, dass wir das Spiel richtig spielen.“ Morey übernahm ein Team, dessen Spielraum aufgrund der Verträge seiner zwei (verletzungsanfälligen) Superstars Tracy McGrady und Yao Ming sehr eingeschränkt war, das Verstärkungen also auf anderen Wegen suchen musste. Er suchte nach günstigen, unterbewerteten Spielern und nutzte dafür andere Metriken als andere Teams, etwa ein adjustiertes Plus-Minus. Counting Stats waren seine Sache nicht. „Jemand hat irgendwann mal den Boxscore kreiert. Und er sollte erschossen werden“, sagte Morey 2009 bewusst plakativ zum „New York Times Magazine“ – dabei kam es ihm zu Beginn durchaus zugute, dass die Rockets hier etwas früher ihren Horizont erweiterten als die meisten Teams.

Battier als perfekter Morey-Spieler

Einer der ersten wichtigen Trades, an denen Morey beteiligt war, war der Deal für Shane Battier in der 2006er Offseason.

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Dabei gaben die Rockets in Rudy Gay (und Stromile Swift) den achten Pick der Draft und ein riesiges Scoring-Talent für einen Spieler ab, der nach einem AusreißerRookie-Jahr (mit über 14 Punkten pro Spiel) nur noch einmal wenigstens 10,1 Zähler erreicht hatte. Sein Spiel war in Sachen Counting Stats zu vernachlässigen. Doch er tat alles, was außerhalb des Boxscores ablief, auf einem sehr hohen Niveau, weshalb seine Teams fast immer deutlich besser waren, wenn Battier auf dem Court stand. Er war der Prototyp eines Spielers, dessen Einfluss nicht mit klassischen Zahlen zu beschreiben ist, weshalb er gewissermaßen der perfekte Morey-Spieler war. Nicht aus Zufall diente der bereits erwähnte Lewis-Artikel im „NYT Magazine“ 2009 nicht nur seinem Hauptauftrag, einem Porträt von Battier – er machte auch Morey selbst zu einem (größeren) Star, da dieser seine Philosophie ein Stück weit erklären konnte. Lewis widmete Morey später die inoffizielle Fortsetzung von „Moneyball“, im 2016er Buch „The Undoing Project“ war Morey der Protagonist. Zwischen Moreys Rockets der frühen Jahre und Beanes Oakland

Athletics gab es durchaus einige Parallelen: Beide Teams feierten beeindruckende Siegesserien, die 20 Siege am Stück der A’s in der 2002/03er Saison überboten die Rockets 2007/08 sogar mit 22, dem damals zweitlängsten Streak der NBA-Historie. Beide profitierten dabei von unerwarteten Beiträgen: Den Rockets fehlten während der Serie in der Hälfte der Spiele entweder Ming oder McGrady, die meisten Minuten riss tatsächlich Battier ab, der während der Saison nur auf 9,3 Punkte kam, sowohl bei den Win Shares (0,1 Punkte hinter Ming) als auch beim Value Over Replacement Player (0,2 Punkte hinter „T-Mac“) aber Rockets-intern den zweiten Platz belegte. Auch in Oakland trugen teils anderswo aussortierte Spieler zu den Siegen bei. Beide Teams erreichten zudem keinen großen Playoff-Erfolg – aus unterschiedlichen Gründen. Oakland hatte finanziell so wenig Möglichkeiten, dass der analytische Vorteil allein nicht ausreichte (und nicht lange hielt), Houston gehörte fast immer zu den Big Spendern und ohnehin größten Märkten der USA. Die Hauptprobleme der Rockets waren die Verletzungen ihrer Stars, die


sich nach 2007 immer stärker häuften. Nach 2007 (Erstrundenaus in sieben Partien gegen die Utah Jazz) absolvierten „T-Mac“ und Yao gemeinsam kein Playoff-Spiel mehr. Es begann die MoreyVersion eines Neuaufbaus, und erst dadurch offenbarte der Manager sein komplettes Arsenal an Moves.

Die Suche nach solchen Stars prägte seine Arbeit mehr als alles andere. Im Dezember 2011 schien es zum ersten Mal so weit zu sein, als Houston sich am Chris-PaulTrade zu den Lakers beteiligte und Kevin Martin, Goran Dragic sowie Luis Scola für Pau Gasol eintauschte, einen absoluten Wunschspieler Moreys. David Stern legte jedoch bekanntlich sein Veto ein, womit er den Rockets de facto aber einen Gefallen tat. Denn: Eine (Lockout-gekürzte) Saison später kam der Spieler auf den Markt, der für die Rockets alles verändern sollte, der Homerun – und in dem Paket, das Houston dafür nach Oklahoma City schickte, war mit Martin ein Spieler, den die Rockets ohne das Veto nicht mehr hätten anbieten können. Zumindest bei den Rockets dürfte die kontroverse Entscheidung des Alt-Commissioners insofern mittlerweile gefeiert werden, denn der zweite Trade validierte all ihre Bemühungen der vorangegangenen Jahre. „James Harden hat mein Leben verändert“, sagte Morey im Rahmen seines Abschieds aus Houston im Oktober. Das war keine Untertreibung.

Kein Stein bleibt auf dem anderen

Morey etablierte sich früh als sehr aktiver Macher, der selten Steine auf den anderen stehen ließ und der auch bei seinen Trades oft etwas anders vorging als seine Kollegen. Die Häufigkeit von PickSwaps in Trades etwa hat sich seit seiner Ankunft auf der Bühne vervielfacht, er hat „Reverse-Protections“ von Draftpicks „groß gemacht“. Beim Trade von Kyle Lowry nach Toronto 2012 war der aus Kanada nach Texas kommende Erstrundenpick über Jahre so geschützt, dass er nur zu den Rockets kam, wenn er zwischen dem 4. und 14. Wahlrecht lag. Würden die Kanadier davor oder danach picken können, würden sie den Pick behalten, und beide Teams würden im Folgejahr noch mal schauen, wo die Raptors draften dürften. 2013 war es so weit, die Raptors hätten an 13. Stelle wählen können, der Pick ging jedoch im Trade für James Harden über Houston nach Oklahoma City. Morey suchte immer wieder nach versteckten Schlupflöchern im Collective Bargaining Agreement, um jeden noch so kleinen Vorteil irgendwie auszunutzen. Längst nicht jeder Move war ein Volltreffer: Die Poison-Pill-Verträge für Ömer Asik und Jeremy Lin etwa brachten den Rockets zwar die erhofften Spieler, im letzten Vertragsjahr waren sie aber wahrhaftig giftig, weil ob ihrer erbrachten Leistungen viel zu teuer. Morey hat nicht jeden Trade, jede Transaktion gewonnen. Er unterschätzte Lowry und den jungen Goran Dragic, er gab eine Rekordsumme für die Rechte an Sergio Llull aus, der – trotz seines Flehens – nie in die NBA wechselte. Auch dies war andererseits ein Beispiel für Moreys Denkweise: Es gab ein gewisses Risiko, aber vielleicht hätte Llull in der NBA der neue Manu Ginobili werden können? Er agierte mutig und aggressiv, schaffte es nach dem Abschied von Yao und „T-Mac“, die Rockets konkurrenzfähig zu halten, obwohl er den Kader in Sachen Personal und Picks permanent durcheinanderwirbelte, in der Hoffnung auf den nächsten großen Move. Denn – und das ist eine zentrale Falschwahrnehmung in Sachen Morey – nicht einzelne Würfe oder Metriken sind der Kernpunkt seiner Philosophie. Es sind Superstars. Morey bewertet Spieler zwar auf seine eigene Art und Weise, die Annahme, dass man mindestens einen und eigentlich eher zwei Superstars braucht, um Meister zu werden, teilt er jedoch mit wohl jedem seiner Amtskollegen.

Harden und die Revolution

„Als ich Daryl eingestellt habe, tat ich das, weil ich jemanden wollte, der sich Spieler nicht nur auf die normale Art ansieht. Ich meine, ich bin nicht einmal sicher, dass wir das Spiel richtig spielen.“ leslie alexander -----------

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Genug wurde in den letzten Jahren über den Trade geschrieben und gesprochen, der Harden nach Houston brachte – es war ein Paradebeispiel für gelungenen Opportunismus, für den ständigen Standby-Modus in Sachen SuperstarTrades. Wenn jemand auf den Markt kommt, will man handlungsfähig sein. Es war auch ein Paradebeispiel für einen einseitigen Trade zwischen zwei der anerkanntermaßen besten Vertreter ihres Fachs (Morey und Sam Presti). Für Houston war der Trade vor allem aber der Schlüssel für die inhaltliche Revolution. Kommen wir an dieser Stelle mal wieder zu einer Begriffsklärung. Im Zuge der Jahre reichte „Analytics“ bei Morey nicht mehr, stattdessen tauchte vermehrt der Begriff „Moreyball“ auf, grob gesagt die Vision eines effizienten Offensivbasketballs, bei dem die Punkte idealerweise an der Dreierlinie oder direkt am Korb (oder eben an der Freiwurflinie) erzielt werden. Wichtig ist dabei anzumerken, dass Morey-Teams über die Jahre keineswegs immer den gleichen Stil spielten. Auch nicht mit Harden. In frühen Iterationen liefen die Rockets jede Menge Pick-and-Rolls, ganz zu Beginn seiner Rockets-Zeit spielten neben dem 2018er MVP regelmäßig Point Guards, die selbst den Ball dribbeln und verteilen durften. Dwight Howard wurde als Big Man ganz anders genutzt als beispielsweise später Clint Capela oder Yao Ming vor ihm. Morey präferiert sicherlich Dreier und Freiwürfe, nicht aus Zufall sind die Rockets seit der Ankunft von Harden sowohl bei der Dreier- als auch der Freiwurfrate immer jeweils mindestens

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unter den ersten drei gelandet. Allerdings wäre all dies ohne einen Spieler wie Harden eben auch nicht möglich gewesen. Moreyball besteht auch darin, das Maximum aus den größten Stärken seiner Superstars herauszuholen. Deswegen warf Chris Paul in Houston aus der Mitteldistanz, und deswegen wird Ben Simmons in Philadelphia nicht auf einmal wie Harden zuletzt 40 Isolationen pro Spiel ansagen und acht Dreier pro Partie nehmen. Die Verbindung von Morey und Harden dürfte dennoch für immer speziell bleiben – gewissermaßen scheint dessen Spielweise nämlich die Manifestation des Morey-Gedankens zu sein. Harden hat die NBA insofern revolutioniert, als seine Spielweise im Alleingang eine Top-10-Offense garantiert

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Das ist noch moderat, zuvor hatte er Harden auch bereits als besten Offensivspieler aller Zeiten bezeichnet. Die Wertschätzung ist real.

Herausforderung angenommen

Wie erwähnt: Harden spielte nicht von Anfang an so, aber seit seiner Ankunft in Houston war er der Superstar, den Morey gesucht hatte. Folglich drehte sich in den Jahren danach alles darum, um diesen offensiv unheimlich begabten Spieler einen Contender aufzubauen – mit Gastspielen etlicher Co-Stars, mehrerer Coaches und noch mehr Gerüchten, was noch alles möglich gewesen wäre. Auch so war einiges möglich. 2015 erreichte Harden mit Howard die Conference-Finals, drei Jahre später hätte es mit einer völlig anderen

Die gleichen Qualitäten, die ihm dieses Prädikat verliehen, wurden nach nur einem gemeinsamen Jahr bereits zum Problem – und damit leiteten sie gleichzeitig das Ende ein. Das Ende dieser Zusammenarbeit, aber auch das Ende der Ära Morey in Houston.

Das Ende einer Ära

Lange bevor Morey mit einem (nicht wirklich kontroversen) Tweet einen Konflikt zwischen China und der NBA startete und damit die finanzielle Situation der Rockets verkomplizierte, änderte sich sein Standing in der Organisation ein wenig. Leslie Alexander, der ihn einst nach Houston gelotst und immer wieder bestärkt hatte, verkaufte die Rockets Ende 2017 an Tilman Fertitta (seines Zeichens gefeierter Autor von

„James Harden hat nicht nur mein Leben transformiert, sondern auch den Basketball revolutioniert, wie es fast noch niemand vor ihm getan hat.“

Fotos: Jennifer Pottheiser/Scott Halleran/Getty Images/Freepik

----------und er für seine präferierten Abschlüsse nicht einmal Mitspieler braucht. Noch in der Saison 2016/17 waren die Rockets in Sachen Pick-andRoll-Häufigkeit auf dem zehnten Platz angesiedelt, 2019/20 lief kein Team weniger dieser Plays als Houston. Dafür stiegen die Isolationen in ungeahnte Höhen. Hardens Go-to-Moves waren zu diesem Zeitpunkt entweder der Drive oder eben der Stepback-Dreier, den er als erster Spieler in einer Häufigkeit nahm und traf, dass eine ganze Offense darum aufgebaut werden konnte. „James Harden hat nicht nur mein Leben transformiert, sondern auch den Basketball revolutioniert, wie es fast noch niemand vor ihm getan hat“, bedankte sich Morey bei seinem Abschied aus Houston bei Harden.

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Teamzusammensetzung und Spielweise beinahe für mehr gereicht. In sieben Spielen unterlagen die Rockets in den Conference-Finals den Golden State Warriors in der Version mit Kevin Durant. In den letzten beiden Spielen der Serie fehlte Paul mit einer Oberschenkelverletzung. Houston kassierte damals vielerorts jede Menge Respekt – das damalige Warriors-Team war schließlich so dominant, dass viele andere Franchises gewissermaßen auf „Win now“-Moves verzichteten – in dem Wissen, dass es für diese Höhen ohnehin nicht reichen sollte. Morey hingegen tradete vor der Saison 2017/18 für Paul, der in dieser Spielzeit zwar nicht mal All Star wurde, sich aber trotzdem als bester Partner in Hardens Houston-Karriere entpuppte. Für eine kurze Zeit zumindest.

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„Shut Up and Listen!“), der sich weitaus mehr in das operative Geschäft der Rockets einmischte bzw. einmischt als sein Vorgänger. Und der außerdem, trotz etlicher anderslautender Bekundungen, mehrfach Moves verhinderte bzw. forcierte, weil er um keinen Preis Luxussteuer zahlen wollte. Harden genoss beim neuen Besitzer zwar ein unverändert hohes Standing – kein Wunder, in dessen erster Saison wurde er MVP –, Morey jedoch lernte fortan ein paar Einschränkungen kennen. Ab einem gewissen Punkt war bei den Rockets nicht mehr allzu leicht zu erkennen, was noch die Ideen von Morey und Headcoach Mike D’Antoni waren oder was eher nach der Vorstellung Hardens passierte. So gut seine Leistungen Jahr für Jahr waren, eine gewisse Vorhersehbarkeit


der Rockets-Offensive holte sie mehr als einmal ein – gerade in den Playoffs, wenn weniger Freiwürfe gepfiffen wurden und die Abhängigkeit vom Stepback-Dreier noch mehr wuchs. Das machte Paul zu so einem guten Partner: Der „Point God“ nutzte die Mitteldistanz, er konnte zu Beginn ähnlich effizient isolieren wie Harden, er bezog den Rest des Teams mit ein und war ein echter Leader des Lockerrooms. Auch ihm ging es aber mit der Zeit gegen den Strich, Harden beim Kochen zuzusehen. Und da er dies kundtat, gab es Probleme. Also mussten die Rockets nach nur zwei gemeinsamen Jahren handeln. Das taten sie … allerdings nicht nach Moreys Vorstellungen. Der Trade von Paul für Russell Westbrook roch schon verdächtig – wenn es einen „Moreyball“ gibt, ist Westbrook wohl der Superstar, der dieser Vorstellung am wenigsten entspricht. Noch dazu gab Houston dabei bis zu VIER Erstrundenpicks ab. Der Manager, der mit Opportunismus groß geworden war, nahm sich mit einem Move fast sämtliche zukünftige Flexibilität? Nein. Wie ESPN mittlerweile berichtete und wie schon damals offensichtlich war, waren Fertitta und Harden die treibenden Kräfte hinter dem Trade. Die Hoffnung war, dass der

jüngere und gesündere Westbrook die Titelchancen steigern würde, dafür wurde die Zukunft verpfändet. Also der Teil, der nicht ohnehin schon verpfändet war. Während der Saison sollte ein letzter Move – der Trade des besten jungen Spielers Clint Capela für Robert Covington – die Weichen auf kompletten Smallball (Microball) stellen, um den nicht guten Fit von Westbrook und Harden irgendwie zu reparieren. Es war das letzte Ass im Ärmel eines Managers, der da vielleicht schon ahnte, dass er im Falle des Scheiterns seinen Hut nehmen würde. Der Versuch scheiterte.

Gescheitert?

Schockierend war es nicht, dass Morey im Anschluss sein am Ende nur zweiwöchiges Sabbatical antrat. Wer im Laufe seiner Karriere Manövrierfähigkeit gepredigt hat und diese nun fast komplett aufbrauchen musste, dazu nicht zwingend auf eigenen Wunsch, kann sich ein anderes Zuhause suchen. Zumal alle weiteren Geschehnisse bei den Rockets in der 2020er Offseason andeuteten, dass längst nicht nur Morey die Franchise als sinkendes Schiff gesehen hat. Ein Kapitän mag auf einem solchen vielleicht bleiben – ein Manager, der gemäß seiner Organisation nur noch bedingt

managen kann, muss diese Skrupel nicht haben. Morey hat es 13 Jahre lang probiert. Am Ende wird die Frage überdauern, ob die Rockets im Zuge dieser Jahre ein bisschen zu engstirnig wurden. Das wäre nicht der Fall, wenn Houston 2018 diesen einen Titel geholt hätte, so funktioniert es in der NBA und im begleitenden Diskurs. Die einzelnen „Schlachten“, so unpassend diese Kriegsrhetorik in Bezug auf Sport auch ist, hat Houston am Ende eben verloren. Die größere Entwicklung jedoch … es lohnt sich, durchschnittliche Shotcharts von vor zehn Jahren mit den heutigen zu vergleichen. Oder auf die Anzahl von Personal in Führungspositionen zu blicken, das sich nicht durch eine eigene Vergangenheit in der NBA qualifiziert, sondern einen neuen Ansatz mit einbringt. Oder, ganz einfach, auf den BasketballDiskurs im Wandel dieser Zeit. Morey hat den Basketball mit Houston nicht perfektioniert, aber er und einige andere haben den Sport intelligenter und transparenter gemacht. So ähnlich wie Analytics den Diskurs nicht perfektioniert, aber doch um etliche Perspektiven erweitert haben. Diese Perspektiven sind, vielleicht mehr als alles andere, bisher sein Vermächtnis. Daran kann er nun weiterarbeiten. redaktion@fivemag.de

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Isaiah Hartenstein brennt darauf, bei den Denver Nuggets endlich eine echte Chance in der NBA zu bekommen. Wenige Tage vor dem Saisonstart hat sich FIVE mit dem deutschen Big

Man über die Titelchancen der Nuggets, die Kochkünste seines Vaters und die Schuhschränke von P.J. Tucker unterhalten. Heraus kam ein Gespräch mit einem fokussierten jungen Mann, der mittelfristig nur schwer aufzuhalten sein sollte. Interview: Peter Bieg

Fotos: Garrett Ellwood/NBAE via Getty Images

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IVE: Willkommen in Denver, Isaiah! Wie geht’s dir? Isaiah Hartenstein: Alles gut, gerade war Training. Bisher wohne ich immer noch im Hotel, erst in ein paar Tagen ziehe ich in meine eigene Wohnung. Das ist in der NBA genau das Gegenteil zu europäischen Klubs: Klar helfen sie dir dabei, eine Wohnung zu suchen. Aber du musst im Endeffekt alles selbst finden und auch bezahlen. Ich wohne dann erst mal zur Miete, in einem Townhouse in der Nähe unserer Halle. Ich habe jetzt ein Jahr Vertrag, dann eine Spieleroption, und wir müssen sehen, was nächste Saison passiert. Das war mir wichtig. In Houston wurde ich nie richtig genutzt. Wenn ich gespielt habe, habe ich sehr gute Zahlen abgeliefert, sehr gut gespielt, wir haben Spiele gewonnen. Deswegen wollte ich erst mal

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eine Situation haben, wo ich spiele, mich zeigen kann. Aber zugleich bleibe ich flexibel. Sollte ich hier für mehrere Jahre verlängern, mehr Geld verdienen, werde ich mir wahrscheinlich irgendwann ein Haus kaufen. Hast du dich schon an die Höhenluft in Colorado gewöhnt? Ja, ich habe es ein bisschen gemerkt. In den ersten zwei Wochen war alles ein bisschen anstrengender (lacht). Die Zeit davor, in Houston, wo ich mich vorbereitet habe, da war es genau das Gegenteil: Houston liegt auf Höhe des Meeresspiegels, und hier in Denver sind wir in der „Mile High City“ (eine Meile sind 1.600 Meter, Anm. d. Red.). Warst du schon in der Stadt unterwegs? Ein bisschen. Ich bleibe viel zu Hause,

ruhe mich aus, kümmere mich um meinen Körper. Ich bin keiner, der immer rausgeht und unterwegs ist. Ich war bisher viel im Hotel. Aber es ist alles gut, es ist sehr schön, und es gibt alles, was man braucht. Aber seien wir ehrlich … ob die Stadt besonders schön ist, spielt bei der Entscheidung für ein Team keine Rolle. Stimmt. Aber für mich ist das auch speziell. Wenn ich eine Familie hätte, ein paar Kinder, dann schaut man da garantiert mit einem anderen Blick drauf. Für mich ging es nur darum, wo ich die beste Chance bekomme, mich zu zeigen. Deshalb wurde es Denver? Ich habe viel mit Tim Connelly (dem President of Basketball Operations, Anm. d. Red.) und Mike Malone (Headcoach, Anm. d. Red.) gesprochen. Es ging nicht so


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sehr um Geld, sondern um eine Situation mit viel Spielzeit und zugleich in einer sehr guten Mannschaft, die um den Titel spielt. Das war wichtig für mich. Sie waren schon vergangenes Jahr ein sehr gutes Team, und das hat für mich gezählt. Ich hatte viele andere Angebote, von anderen Franchises, die vielleicht mehr Geld gezahlt hätten. Wie lange bist du schon in Denver? Ich bin inzwischen seit drei Wochen hier. Ich habe zunächst gar nicht viele Leute treffen und mit ihnen trainieren können. Aufgrund der Pandemie ist das alles deutlich strikter als sonst. Ich musste mir selbst eine Halle suchen, habe dort gearbeitet. Und vor zwei Wochen ging es dann mit dem Team zusammen los. Eine Woche Individual- und dann das Teamtraining, seit einer Woche. Jeder Tag beginnt aktuell mit einem Covid-Test. Wir müssen entsprechend früher reinkommen, machen den Test und müssen dann 45 Minuten im Auto warten, bis der Test zurückkommt. Dann bekomme ich eine Behandlung, gehe in den Kraftraum, mache ein bisschen Individualtraining, und dann geht auch schon die eigentliche Einheit los. Wir trainieren nur einmal am Tag, und weil wir viele neue Spieler sind, mussten wir erst mal nur die Systeme reinbekommen. Ich gehe gegen 9:00 Uhr aus dem Haus und bin dann gegen 15:00 Uhr zurück, aber das eigentliche Teamtraining dauert nur anderthalb bis zwei Stunden.

Fotos: Garrett Ellwood/Matthew Stockman/Bart Young/NBAE via Getty Images

Was hat die Pandemie noch verändert? Das ganze Training Camp ist dadurch anders. In den vergangenen Jahren war ich es gewohnt, schon vorher ein bisschen zusammen zu trainieren. Man hat diese Mini-Camps gehabt, zusammen Pickup-Games gespielt. Dieses Jahr ist es eigentlich nur eine vollgepackte Woche, in der man dann auch versuchen muss, eine Teamchemie zu entwickeln. Das ist etwas ungewöhnlich. Ihr habt die ersten Preseason-Spiele gemacht, was ist dein Eindruck? Wir lernen gerade, als Team zusammenzuspielen. Gestern (Denver gewann mit 126:95 gegen Portland, Anm. d. Red.) war eine sehr gute Partie von uns allen. Wir haben gut zusammengespielt, Will Barton ist zurück, das hat uns gepusht. Unsere Starting Five war sehr gut, aber wir sind eben auch sehr tief besetzt. Wir können eine der besten Bänke der Liga haben. Nikola Jokic ist der beste Center der Liga, Jamal Murray gehört zu den besten Guards, und wir haben viele weitere sehr gute Spieler. Es ist schwer, gegen uns zu spielen. Was ist Mike Malone für ein Typ? Ein super Typ! Er ist ein Coach … (überlegt) Wie soll ich das beschreiben? Ein Coach, der will, dass es dir auch abseits des Feldes gut geht. Es geht nicht nur darum, zur Arbeit zu gehen und dann zu spielen.

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Was will Mike Malone speziell von dir? Ich soll die Rolle von Mason Plumlee übernehmen, der jetzt in Detroit unter Vertrag steht. Ich soll reinkommen, hart spielen, mein Spiel zeigen: passen, abrollen, Energie bringen. Das ist das Wichtigste. Gehört zu deinem Spiel auch noch der Distanzwurf? Speziell in der Jugend hast du auch viel von der Dreierlinie agiert. In unseren ersten Spielen jetzt hatte ich viel den Ball oben, an der Birne und im Highpost. Ich habe viel gepasst und war in diesen Situationen. Bevor ich diese Rückenverletzung (im Jahr 2016, Anm. d. Red.) hatte, war ich eher ein Dreier, Vierer. Danach habe ich mehr die Fünf gespielt. Und ich glaube auch, dass ich auf der Fünf sehr gut aufgehoben bin. Aber es ist egal, was der Trainer will: Ich kann von außen spielen, ich kann von innen spielen. Und ich glaube, das ist für ihn auch sehr wichtig. Du hast Nikola Jokic eben schon angesprochen. Was ist er für ein Teamkollege für dich? Er ist ein sehr bescheidener Kerl. Ich glaube, er weiß gar nicht, wie groß er in der NBA ist. Er ist für mich der beste Center der Liga. Aber wenn man mit ihm redet, kommt das nicht rüber. Das ist sehr gut. Unsere Mannschaft ist generell mehr eine Familie, nicht in irgendwelche Gruppen aufgeteilt, mit einzelnen Spielern, die alleine sind. Jeder redet mit jedem, sehr familiär. Das passt sehr gut zusammen, und es macht Freude, jeden Tag zur Arbeit zu gehen. Einfach weil wir wissen, dass wir zusammengehören, diesen Vibe haben. Für

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Was will er von euch als Team? Defensiv geht es bei der Spielweise in der NBA einfach darum, die Dreierquote des Gegners so niedrig wie möglich zu halten. Das ist eine Sache der Team-Defense. In der Offense fängt auch wieder alles mit dem Zusammenspiel als Mannschaft an. Man hat das ja vergangenes Jahr bei den Denver Nuggets gesehen: viel Ballbewegung und Teambasketball.

"Unsere Geschichten sind alle anders, aber irgendwie auch gleich: Alle haben etwas zu beweisen, wurden spat gedraftet, haben zunachst nicht so viel gespielt." :

Sondern um mehr. Er ist schlau, weiß, was er will. Wenn man sieht, wie wir zusammenspielen, merkt man das.

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mich geht es darum, die kleinen Sachen von Jokic zu lernen. Das macht er sehr gut. Ich habe mein Passspiel schon sehr verbessert, einfach weil ich mit ihm darüber reden konnte. Und auch wie er abschließt … er ist nicht der Typ, der viel springen muss, um zu finishen (grinst), sondern nutzt dafür andere Dinge. Dinge, an die man nicht sofort denkt, Fußarbeit zum Beispiel. Von ihm lernen zu können, war auch ein Grund, warum ich hierhergekommen bin. Beansprucht Jokic trotzdem eine LeaderRolle und spricht entsprechend viel? Er spricht nicht so viel. Nicht über sich und auch nicht von sich aus. Aber wenn er etwas sieht, dann spricht er das an. Er geht nicht rum und sagt: „Du machst das falsch, du machst das falsch …“ Er versucht dir

zu helfen und macht da echt einen guten Job. Wenn im Spiel etwas richtig schlecht läuft, fängt er natürlich doch an zu reden. Aber es ist nicht so, dass er die ganze Zeit rumschreit. Eher nimmt er dich einzeln zur Seite und redet dann mit dir. Wie ist dein Eindruck von Jamal Murray? Sehr gut. Ich habe schon mit einigen Elite-Guards gespielt: Chris Paul, Russell Westbrook, James Harden. Für mich ist auch Jamal einer der besten Guards der Liga. Er wird dieses Jahr den „Most Improved Player“-Award gewinnen, glaube ich. Auch er ist ein bescheidener Typ, der sehr offen ist. Keiner, wo man denkt, dass er ein Star ist. Bei manchen Spielern merkt man ziemlich schnell, dass sie Stars sind, wenn man mit ihnen spricht, bei unseren Jungs ist es genau das Gegenteil. Jamal kann seine Leistungen aus der Bubble auf jeden Fall bestätigen. Natürlich müssen wir jetzt alle erst wieder reinkommen, in Form kommen. Aber wenn die Saison losgeht, dann wird er wieder diese BubbleLeistungen bringen. Michael Porter Jr. hatte in der Bubble ebenfalls einige beachtliche Auftritte … Mit ihm ist es das Gleiche, auch er ist demütig und Teil der Familie. Mit ihm kann man jederzeit reden. Sein Potenzial ist extrem groß, „the sky is the limit“ für ihn. Er ist sehr talentiert, kann werfen, ist groß. Ich habe sehr viele Spiele aus der Bubble gesehen, und ich glaube, er hat sich in der Defense seitdem nochmal klar verbessert. Das war das Wichtigste für ihn. Denn vergangenes Jahr haben ihn sich noch viele Teams ausgeguckt und dann versucht, Eins-gegen-einsSituationen gegen ihn zu spielen. Da ist er viel besser geworden. Einer der Neuzugänge ist Facundo Campazzo von Real Madrid. Coach Malone hat ihn direkt nach seiner Ankunft als „einen der besten Pick-andRoll-Spieler der Welt“ geadelt … Er kann wirklich sehr gut passen. Außerdem spielt er immer sehr hart und ist wirklich sehr gut im Pick-and-Roll. Eins bis zwölf, wir haben viele gute Spieler. Gestern gegen Portland bestand die Zweite Fünf

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aus Monte Morris, P.J. Dozier, Will Barton, JaMychal Green und mir. Das ist eine sehr gute Zweite Fünf. Und dann kommen da immer noch Leute wie Facu, unsere Rookies, Bol Bol. Auch diese dritte Unit hat sehr gut gespielt. Unser Kader ist sehr tief besetzt. Es wird nicht einfach für Mike Malone, alle spielen zu lassen. Bol Bol könnte dem teilweise auch zum Opfer fallen … Auch er ist sehr talentiert, muss aber besonders defensiv noch arbeiten. Es wird schwer, auch für ihn die Minuten zu finden. Auch für ihn gilt: „The sky is the limit.“ Aber bei einem Team wie unserem wird es nicht leicht, die Spielzeit zu finden. Du hast JaMychal Green, Will Barton, Monte Morris, Paul Millsap, Michael Porter, mich. In der NBA gibt es natürlich immer Verletzungen, und dann weiß man nie. Da könnte er seine Chance bekommen, aber vorher wird es schwierig. Wenn du dir die Bedingungen anschaust, erkennst du Unterschiede zu den Houston Rockets, wo du zuvor gespielt hast? Es ist hier allgemein mehr eine Familie. Das geht von oben bis unten. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so viel mit einem Trainer und dem General Manager gesprochen habe (lacht). Obwohl ich lange in Houston war, habe ich kaum mit dem Trainer gesprochen, kaum mit dem Manager gesprochen. Das war ein bisschen anders. Hier fühlt man sich besser, wenn man reinkommt. In Houston … die Spieler, die waren alle toll. James Harden war ein guter Teammate, Russell war einer der besten Mitspieler, die ich je hatte. Das war aber ein anderes Umfeld. Hier ist es eine große Familie, von allen – Spieler, Stab, Management. Dort war es eher … Business (lacht).

Fotos: Bart Young/NBAE via Getty Images

Ein Mitspieler in Houston war P.J. Tucker, der Sneakerkönig der NBA. Du hast auch mal Sneakers gesammelt. Ist das noch so? Und wie verrückt ist die Sammlung von P.J. Tucker wirklich? Das wird bei mir gerade etwas weniger, aber früher war ich sehr tief im Thema Sneakers drin. Aber er ist auf einem anderen Level! Er hatte zwei Spinde, nur mit Schuhen. Und da drin waren immer neue Boxen! Es gab ein Spiel, in dem er vier verschiedene Paar Schuhe getragen hat, glaube ich. Was er anhat, das ist schon etwas anderes. Kannst du das persönlich nachvollziehen? Oder ist das nur noch Zirkus, vier Paar Schuhe in einem Spiel? Ich kann das nicht. Einfach weil ich mit diesen Retros nicht spielen kann. Wenn ich es könnte, würde ich es machen (lacht). Aber meine Füße können das nicht, deshalb überlasse ich das lieber ihm. Was ist das Wichtigste, das du in der ganzen Zeit in Houston gelernt hast?

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(überlegt) Ich hatte mit „CP3“, Nenê, Tyson Chandler, Russell Westbrook und James Harden sehr erfahrene Veteranen um mich herum. Von ihnen allen habe ich sehr viel gelernt. Für mich selbst war es aber wichtig, immer noch weiter zu gehen, trotz all der Höhen und Tiefen. Besonders im vergangenen Jahr, als ich nicht in der NBA sein sollte. Das war lächerlich für mich. Ich bin runtergegangen, in die G-League, obwohl ich sehr gut gespielt hatte. Da weiterzumachen und besser und besser zu werden – das war die wichtigste Lernerfahrung für mich. Ich habe im letzten und auch schon im Jahr davor immer gut gespielt, wenn ich in der NBA eine Chance bekommen habe. Es gab letztes Jahr zwei Monate, in denen ich im Durchschnitt 14 Punkte und 12 Rebounds gebracht habe. Und dann musste ich in die G-League …

er hat gekocht und alles. Er hat mir sehr viel beim Training geholfen. Mit Kontakt, als Gegenspieler im Eins-gegen-eins. Denn auch wenn er schon ein bisschen älter ist (Florian Hartenstein, 2,05 Meter langer Ex-Profi u.a. der Giessen 46ers, ist inzwischen 43 Jahre alt, Anm. d. Red.), kann er sich immer noch ein bisschen bewegen (lacht) und ist sehr stark. Bei den Trainingssituationen in der NBA geht es überwiegend um In-Game-Action. Es ist nicht so, dass man da ein paar Hütchen aufstellt und von Seite zu Seite dribbelt (grinst). Es sind mehr Spielsituationen, und dann braucht man andere Leute, die gegen dich spielen können, die mit dir spielen können. Es ist nicht einfach, immer einen 2,05-Meter-Mann zu finden, der stark ist, sich halbwegs bewegen kann und noch ein bisschen rollt.

Das dürfte nicht leicht gewesen sein … Das war das Schwerste für mich. Was sollte ich denn sonst noch machen? Als ich dann unten war, habe ich 27 und 15 im Schnitt gemacht … was mache ich hier? Da muss man sich durchkämpfen, und ich habe Sachen daraus gelernt. Damit kann ich dann auch denjenigen, die nach mir kommen, der Jugend aus Deutschland, ein bisschen helfen. Nicht jeder Deutsche hat eine Familie wie meine, mit einem Vater, der Profibasketballer war. Und mit vielen anderen um mich herum, die ich fragen kann und die helfen können. Für mich – und für alle anderen deutschen NBA-Spieler – sollte es wichtig sein, Jugendspielern zu helfen, wenn sie irgendwelche Fragen haben.

Zwischendurch gab es Gerüchte, du würdest zurück nach Europa kommen. Du hast das direkt dementiert. Gab es diese Angebote überhaupt? Es gab Angebote. Von Barcelona, aus China, Deutschland? Keine Ahnung. Mein Agent hat mich darüber nicht informiert. Denn zu der Zeit waren auch schon 15 Teams aus der NBA interessiert. Ich sollte eigentlich in die Bubble reingehen, wurde aber irgendwie zu spät entlassen und durfte nicht rein. Es ist nicht daran gescheitert, dass keine Teams interessiert gewesen wären. Ich war bloß vorher bei einer Mannschaft, die das Gegenteil dessen wollte, was meinem Spiel entspricht (lacht).

Dafür hast du ja auch ein Camp ins Leben gerufen, in Deutschland. Dem hat Corona im Jahr 2020 auch einen Strich durch die Rechnung gemacht, richtig? Ich wollte zwei Camps machen im Jahr 2020. Aber die sind wegen Covid ausgefallen. Für mich ist das wichtig, der Jugend etwas zurückzugeben. Wenn ich daran zurückdenke, wie ich in Quakenbrück war und was die Kollmanns (damit sind der ehemalige Quakenbrücker Bundesligaspieler und zwischenzeitliche Mäzen Günter Kollmann und dessen Familie gemeint, Anm. d. Red.) mir alles gegeben haben: Sie haben mir eine Halle zur Verfügung gestellt, ich konnte in der BBL-Mannschaft lernen. Für mich ist es wichtig, da etwas an die Jugend zurückzugeben. Damit sie auch eine Chance haben, in die NBA zu kommen. Du hast nicht in der Bubble gespielt. Wo warst du in den Monaten vor der Unterschrift des neuen Vertrages bei den Denver Nuggets? Immer in Houston. Ich konnte nicht nach Deutschland und habe mit einem privaten Basketballtrainer gearbeitet, auch mein Vater war sehr oft dabei. Mein Vater war mit einem Visum drei volle Monate hier, und wir haben viel individuell gearbeitet,

Zuletzt warst du also im Sommer 2019 in Deutschland. Kennst du so etwas wie Heimweh überhaupt noch, obwohl du inzwischen schon recht lange in den USA lebst? Wo Basketball ist, da ist immer meine Heimat. Ich bin immer sehr zufrieden, wenn ich für ein paar Wochen zurück bin. Aber ich habe in den USA den ersten Teil meiner Kindheit verbracht, bin jetzt schon wieder lange hier. Deutschland bleibt aber etwas Besonderes, wegen der Nationalmannschaft und weil ich dort den größten Teil meiner Entwicklung gemacht habe. Aber Heimweh gibt es nicht so wirklich. Es sind mehr einzelne Personen, die ich vermisse. Besonders die Menschen in Quakenbrück. Zumal es dort nicht so gut läuft, wie ich dachte. Ich weiß nicht, was sie da mit der Jugend gerade machen (lacht). Da gibt es keine JBBL mehr, keine NBBL, glaube ich. Das ist ein bisschen traurig, was da abläuft. Ein- bis zweimal im Jahr kommt meine komplette Familie in die USA, und auch FaceTime hilft mir da ein bisschen. Dein Vater Florian ist dein Sparringspartner, dein Koch, er hat auch dieses Gespräch organisiert. Er hat mal gesagt, dass ihr „gute Freunde“ seid. Ist das noch so? Auf jeden Fall! Ich kann bei ihm immer

ich selbst sein. Wenn ich Fragen oder Probleme habe, kann ich immer zu ihm gehen. Unser Altersunterschied ist eben auch nicht riesig – zwar immer noch 21 Jahre, aber mein Vater ist eben keine 40 Jahre älter als ich. Er weiß, was ich durchmache, und er versucht, immer für mich da zu sein. Hast du auch Skills in der Küche? Nein (lacht). Mein Vater kommt wohl im Januar nach Denver runter. Und schon in Houston hat er immer für mich gekocht. Er wird die ganze Saison hier sein. Mir ist die Ernährung sehr wichtig. Meine Ernährungsberaterin und mein Vater tauschen sich dann aus – und er kann schon ganz gut kochen (lacht). Bolognese ist sein bestes Gericht. Aber ich versuche schon immer, sehr, sehr gesund zu essen. Wenn es ungesund sein darf, dann wären es wohl seine Pancakes (lacht). Die letzten Monate in den USA waren ziemlich verrückt, mit der Pandemie einerseits und natürlich der Wahl des neuen Präsidenten andererseits. Hast du viel davon mitbekommen? Ich war ja eigentlich nur in der Halle! (lacht) Aber ja, Covid bekomme ich jeden Tag mit. Aber bei den amerikanischen Medien weiß man nie, was stimmt und was nicht stimmt. Deshalb schaue ich da auch gar nicht so genau hin. Für mich ist das Wichtigste, dass jeder gleich behandelt wird. Das ist zentral. Wie heiß bist du auf den Beginn der Regular Season? Und wie viele Minuten würdest du gern im ersten Saisonspiel auf dem Feld stehen? Ich bin sehr heiß. Es ist immer etwas Besonderes, wenn es dann wieder anfängt. Ich weiß noch nicht, wie die Rotation genau aussieht. Aber 15 Minuten Spielzeit, das wäre gut und sollte in die Rotation passen. Sind die Denver Nuggets ein Meisterschaftskandidat in diesem Jahr? Ja, auf jeden Fall. Wir sind tief, haben so viele Spieler … Jokic wird noch besser, Jamal ist gerade mal 23 Jahre alt. Unsere Geschichten sind alle anders, aber irgendwie auch gleich: Alle haben etwas zu beweisen, wurden spät gedraftet, haben zunächst nicht so viel gespielt. So gut wie jeder von uns hat etwas zu beweisen, und das ist gut. Letzte Frage: Was trägst du da eigentlich für ein T-Shirt? „Hustlestein“ – in Houston haben sie damit angefangen. Der Name gefiel mir, und jetzt nehme ich ihn mit. Das ist ein sehr guter Spitzname für mich. Ich kann mir vorstellen, da früher oder später Merchandise mit zu verkaufen. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich da viel Zeit mit verbringe. Es ist eine kleine Sache, die ich für die Fans mache. redaktion@fivemag.de

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AUS DER TALENTSCHMIEDE VON TALLAHASSEE

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Fotos: Kamil Krzaczynski/Logan Riely/Randy Belice/Logan Riely/Don Juan Moore/Getty Images

Malik Beasley, Jonathan Isaac, Dwayne Bacon, Mfiondu Kabengele und Terrance Mann: In den vergangenen vier Jahren gelang fünf Spielern der Florida State University der Sprung in die NBA. Abseits der legendären Ausbildungsstätten von Kentucky und Duke hat sich FSU-Headcoach Leonard Hamilton zuletzt einen Namen als Top-Rekrutierer und Talententwickler gemacht. Mit Devin Vassell und Patrick Williams schicken sich nun zwei weitere Florida-StateAbsolventen an, in der NBA einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Text: Torben Adelhardt

I

n der Welt des College-Basketballs gehört die Anzahl an eigenen Spielern, die von einem NBA-Team in der Draft gepickt wurden, zum wichtigsten Faustpfand aller NCAA-Headcoaches. Denn beim alljährlichen Wettstreit um die größten Highschool-Talente des Landes schauen viele Top-Rekruten auf genau diesen Aspekt: Wie vielen Spielern hat mein potenzieller Trainer dabei geholfen, es in die NBA zu schaffen? Bei den besten Highschool-Stars ist es ohnehin offensichtlich, dass sie ihre NCAA-Zeit nur als Zwischenschritt und Sprungbrett erachten. Den Traum von einer Profikarriere in der besten Basketballliga der Welt hegen insgeheim jedoch alle ambitionierten College-Basketballer. In der jüngeren Vergangenheit dominierten die üblichen Verdächtigen die RecruitingRanglisten und sicherten sich die meisten Fünf- und Vier-Sterne-Rekruten aus den jeweiligen Highschool-Jahrgängen: Kentucky, Duke, Arizona, North Carolina, Kansas, UCLA, Florida und Texas. Trainer wie John Calipari (Kentucky), Mike Krzyzewski (Duke), Sean

Miller (Arizona) und Bill Self (Kansas) haben das Rekrutieren von „One-andDone“-Talenten zum zentralen Ansatzpunkt ihrer Kaderzusammenstellungen gemacht. Während Calipari und „Coach K“ jedes Jahr aufs Neue mit ihrer Strategie Erfolge auf College- und NBA-Draft-Ebene feiern, hatten Trainer wie Mike White (Florida) und Shaka Smart (Texas) zuletzt Probleme, mit ihren Talenten zu gewinnen und sie als potenzielle Draftees bei den NBAFranchises zu vermarkten. Dass es aber auch anders gehen kann, beweist aktuell Leonard Hamilton. Der Headcoach der Florida State Seminoles rekrutierte mit Ausnahme von Scottie Barnes, der in der aktuellen NCAA-Saison für FSU aufläuft, in den vergangenen 15 Jahren keinen einzigen ESPN-Top-TenHighschooler. Nichtsdestotrotz gehören die Seminoles seit einigen Jahren zu den absoluten Top-Teams im CollegeBasketball. Seit 2016 wurden zudem fünf Absolventen der Florida State University gedraftet – von den Powerhouses Arizona Wildcats, Texas Longhorns und Florida Gators waren es insgesamt sechs. „Als Trainer rekrutieren wir nur diejenigen Spieler, von denen wir denken, dass sie zu uns passen. Unabhängig davon, wo manche Experten sie auf ihren Recruiting-Portalen ranken. So habe ich es schon immer gehandhabt, und so werde ich auch weiterhin vorgehen“, erklärt Hamilton in einem Interview mit Noles247.com. „Wir drehen einfach jeden Stein um, wenn es darum geht, die passenden Spieler für uns zu finden. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal auf ein Recruiting-Ranking geschaut habe.“ Ob bewusst oder unbewusst: Der Trainer liefert in seinen Ausführungen die Antwort darauf, wieso seine Spieler in der Gunst der NBA-Manager und -Scouts in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Denn Hamilton setzt auf athletische, multifunktionale Basketballer. In der Defensive müssen sie verschiedene Positionen verteidigen können, im Angriff gleichermaßen mit dem Ball in der Hand und abseits des Spielgeräts effektiv sein. In Florida State stehen Spieler auf dem Feld, deren Stärken auch in der modernen NBA gefragt sind. So wie im Fall von Devin Vassell und Patrick Williams, den beiden jüngsten NBA-Draftees aus der Tallahassee-Talentschmiede.

Platz 200

„Devin Vassell ist der beste Beweis dafür, wie gut Leonard Hamilton darin ist, Highschool-Spieler zu evaluieren und Talente zu entwickeln“, jubiliert Kevin Little in seinem jüngsten Artikel für den SBNation-Blog „Tomahawknation“. Für den Redakteur steht fest: Vassell ist das „Masterpiece“ von Coach Hamilton. Ein Spieler, dem bis zum Start seiner letzten Highschool-Saison nur zwei College-Stipendien vorlagen. Lediglich Stetson und North Florida zeigten

gesteigertes Interesse an dem Shooting Guard der Peachtree Ridge Highschool. Mit den Texas Tech Raiders aus der Big-12Conference gab es abschließend nur noch eine weitere High-Major-Universität, die 2018 mit Coach Hamilton um die Dienste von Vassell konkurrierte. Der Guard aus Georgia entschied sich jedoch relativ schnell für Florida State. „Es war definitiv das attraktivste Angebot, das mir vorlag. Gleichzeitig hatte ich aber auch das Gefühl, dass sie wirklich daran interessiert sind, wer ich bin und was ich für ein Spieler sein kann“, kommentierte Vassell damals seine FSU-Zusage. Mit 13,0 Punkten pro Spiel war Vassell als Junior zwar der Topscorer seines Teams, aber dass er auch auf höchstem NCAANiveau bestehen könnte, sahen zu diesem Zeitpunkt nur die wenigsten. In seiner letzten HighschoolSaison steigerte Vassell seinen Punkteschnitt auf 21,6 und schnappte sich darüber hinaus 8,9 Rebounds pro Partie. Hype wollte trotzdem nicht so recht entstehen. Das Recruiting-Portal 247Sports listete ihn als Drei-SterneRekruten an 200. Position seines Jahrgangs. Unter den Shooting Guards rangierte er auf dem 46. Platz … „Ja, ich fliege unter dem Radar. Andere Spieler haben zig Offerten und vermutlich noch nie von mir gehört. Aber das wird sich noch ändern“, erklärte Vassell damals. Charlton Young, ein Assistenztrainer von Hamilton, erinnert sich im Interview mit Chris Dortch von NBA.com an seine frühesten LiveEindrücke von Vassell: „Ich war bei einem Training seiner Highschool-Mannschaft zu Gast. Es war die erste Spielsituation, der Gegner zieht über die Baseline zum Korb. Devin rotiert von der Weakside herüber und pinnt den Ball gegen das Brett. Es geht jetzt nach vorne, Devin zieht mit dem Ball in der Hand in die Zone, nimmt einen Mitteldistanzwurf und trifft. Zurück in der Defensive fängt er einen Pass ab und dribbelt direkt nach vorne. Doch er nimmt nicht selbst den Korbleger, sondern legt für einen Teamkollegen auf.“ Dribbeln, passen, werfen. Rebounden, blocken und Bälle klauen. Vassell überzeugte seinen zukünftigen Trainer mit einem veritablen AllroundSpiel von sich. Diese Variabilität auf dem Spielfeld zeichnete ihn dann auch in den folgenden zwei Jahren bei Florida State aus. Bereits als Freshman knackte er zur Überraschung vieler FSU-Experten frühzeitig die Rotation und sah über zehn Minuten Einsatzzeit pro Partie. Am Ende der Saison kam der College-Neuling auf Zahlen von 4,5 Punkten, 1,5 Rebounds, 0,6 Assists und 0,5 Steals bei einer True-Shooting-Quote von 56,3 Prozent. Was diese Zahlen jedoch nur bedingt zum Ausdruck bringen: den defensiven Mehrwert, den Vassell seinem Team lieferte, wann immer er auf dem Court stand. Mit seiner Körpergröße von

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über zwei Metern, langen Armen und explosiven Bewegungen überzeugte er auf Anhieb in der Fullcourt-Defense von Florida State. Dass Vassell nicht nur ein guter College-Spieler, sondern ein valides NBA-Talent ist, wurde dann in seiner Sophomore-Saison überdeutlich. Zusammen mit Freshman Patrick Williams bildete er ein spannendes Forward-Duo, das die Seminoles zu 26 Saisonsiegen und zur Meisterschaft in der ACC trug.

Fotos: Don Juan Moore/Harry How/Michael Reaves/Getty Images

Multifunktionale Prototypen

Im Gegensatz zu Vassell betrat „P-Will“ die Bühne des College-Basketballs als bekannter Name. Williams gehörte zu den Top 25 seines Highschool-Jahrgangs, lief im Jordan Brand Classic auf und hatte Angebote von Universitäten wie Arizona, Louisville, Ohio State und Texas. Dass er sich schließlich für Florida State entschied, hing mit einem Namen zusammen: Leonard Hamilton. „Coach Hamilton ist dafür bekannt, dass er groß gewachsene Guards auf die NBA vorbereiten kann. Zusammen mit seinen Trainern wird er mir dabei helfen, dorthin zu kommen, wo ich hinwill – in die NBA“, berichtete der bullige Flügelspieler damals im ESPN-Interview. „Sie hatten Erfolg bei Malik Beasley, Jonathan Isaac und Dwayne Bacon. Das war mir wichtig.“ Hamilton und sein Trainerstab sammelten somit die Früchte ihrer Arbeit ein. Sie entwickelten in ihrem offensiven und defensiven Spielsystem die Talente und halfen ihnen dabei, ihr Potenzial abzurufen. Ein Erfolg, der sich in der Saison 2019/20 wiederholte. Mit ihrem Uptempo-Spielstil und erstickender Defensivarbeit kletterten die Seminoles bis auf den 5. Platz im Ranking der CollegeBasketball-Pressevertreter. Hätte das große NCAA-Turnier im vergangenen März regulär stattgefunden, wäre Florida State vermutlich in seiner Region an Nummer zwei gesetzt ins Rennen gegangen. Für viele Experten waren sie bereits im Februar ein ganz heißer Titelkandidat. Neben Topscorer Vassell (12,7 PPG, 41,5 3P%) stand vor allem Freshman-Flügelspieler Williams im Fokus der Medien und galt als Erfolgsgarant. Obwohl er in seinen 29 Partien für FSU nur von der Bank kam, stand er durchschnittlich 22,5 Minuten pro Partie auf dem Feld. Dabei präsentierte sich Williams, der aufgrund eines späten Wachstumsschubs zu Beginn seiner Highschool-Karriere noch als Aufbauspieler auflief, als variabler Flügelspieler. Trotz einer bereits stark ausgeprägten Physis sowie breiter Schultern bewegte sich Williams sehr geschmeidig und schnell über den Court und fügte sich so perfekt in das defensive Teamkonstrukt der Seminoles ein. Hamilton instruierte seine Spieler, in der Halbfeld-Defensive jeden Block am Ball zu switchen und schnelle Help-Rotationen von der ballfernen

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Seite zu liefern. Für Williams eine hervorragende Taktik, um seine Stärken als Ringbeschützer und Flügelverteidiger einzubringen. Mit auf 40 Minuten gerechnet 1,8 Steals und ebenso vielen Blocks war der defensive Einfluss von Williams auch an den Zahlen abzulesen. In der Offensive vertraut der 72-jährige Trainer seit einigen Jahren auf einen positionslosen Spielstil,

„Coach Hamilton ist dafür bekannt, dass er groß gewachsene Guards auf die NBA vorbereiten kann. Zusammen mit seinen Trainern wird er mir dabei helfen, dorthin zu kommen, wo ich hinwill – in die NBA.“ patrick williams -----------

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bei dem alle Akteure verschiedene Rollen ausfüllen müssen: Ballhandler, Dreierschütze, Blocksteller und Cutter. Diese egalitäre Strategie verlangt nach Spielern mit einer breit gefächerten Palette an basketballerischen Fähigkeiten. Williams mag zwar den Körperbau eines NFL-Linebackers haben, doch mit seiner Spielübersicht, seinen Passfähigkeiten und einem guten Wurfgefühl fungierte er für Florida State auch problemlos als TeilzeitSpielgestalter, der das Pick-and-Roll als Dribbler laufen kann. Insgesamt legte Williams für die Seminoles eine Statline von 9,2 Punkten, 4,0 Rebounds und 1,0 Assists auf. Der 19-Jährige kam dabei auf eine effektive Feldwurfquote von knapp 50 Prozent und agierte trotz seiner Jugend im Angriff überdurchschnittlich effizient

Williams

(Offensivrating von 106,7). Wer nur auf die nackten Zahlen schaut, sieht hier keinen zukünftigen NBA-Spieler mit StarterPotenzial. Doch auf Statistiken kommt es bei den Spielern von Coach Hamilton ohnehin nicht an.

Das, was die NBA sucht

„Der Fokus liegt heutzutage auf ‚Oneand-Done‘ oder ‚Two-and-Out‘. Jeder kümmert sich nur noch um seine eigenen individuellen Statistiken. Diese Jungs haben sich aber zu einer selbstlosen Gemeinschaft verschworen, weshalb sie erfolgreich waren. Ich bin so stolz auf sie“, erklärte Hamilton zum Ende der abgelaufenen Saison. Als Malik Beasley 2016 die Seminoles nach seiner Freshman-Saison zugunsten einer NBA-Karriere vorzeitig verließ, wurde er zum ersten „One-andDone“-Spieler in der Geschichte von Florida State. Ein Jahr später wechselte Jonathan Isaac ebenfalls nach seinem ersten UniJahr in die NBA, nun tut es ihnen Patrick Williams gleich. Für Hamilton ist es so etwas wie der Fluch der guten Tat: Er rekrutiert keine designierten Top-Picks, sondern entwickelt talentierte Basketballer in seinem System zu Spielern, die das Interesse von NBA-Teams wecken. „P-Will“ nahm pro Spiel knapp sieben Würfe aus dem Feld, Vassell 9,8. Die Spieler von Florida State agieren im Fluss der Offensive, sie nutzen ihre Abschlusschancen opportun und verteidigen im Teamverbund 40 Minuten lang mit unermüdlichem Einsatz. In Kentucky und Durham werden noch immer die meisten potenziellen NBA-All-Stars geschult, in Tallahassee ist dank eines Pace-and-Space-Spielstils unter der Regentschaft von Coach Hamilton eine moderne NBA-Kaderschmiede entstanden. „Ich wollte schon immer schnell spielen, aber die Herausforderung ist, diese Intensität auch in der Defense aufrechtzuerhalten“, erklärte Hamilton in einem Interview vor drei Jahren. Er benötigt für seinen präferierten Stil spielintelligente Athleten wie Vassell und Williams. Keine engstirnigen 20-Punkte-Scorer mit lockerer Wurfhand, sondern Teamspieler, die an beiden Enden des Feldes ihrer Mannschaft auf verschiedene Arten weiterhelfen. Als die Chicago Bulls Williams in der vergangenen Draft an vierter Position selektierten und sich die San Antonio Spurs die Rechte an Vassell mit ihrem elften Pick sicherten, wurden zum ersten Mal in der Schulhistorie von Florida State zwei Absolventen im selben Jahr in der Lottery gezogen. Und auch der jüngste Erfolg in der eigenen Conference gibt Coach Hamilton recht. Eine positive Nebenwirkung der sportlichen Errungenschaften: Florida State steht im Recruiting-Ranking für die Saison 2021/22 momentan auf der Position zwei – noch vor Kentucky, Duke und Co. redaktion@fivemag.de


FSU LEONARD HAMILTON

DEVIN VASSELL & PATRICK WILLIAMS

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NCAA-Saison

2020/21

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Fotos: Douglas P. DeFelice/Getty Images

KEINE SAISON WIE JEDE ANDERE 50


COREY KISPERT GONZAGA BULLDOGS

Wo sonst kreischende Kommilitonen auf den Zuschauerrängen stehen, herrscht momentan gähnende Leere. Statt emotionsgeladener Spitzenduelle erleben wir in der NCAA regelmäßig Spielabsagen. Das Frustrationslevel ist vielerorts hoch. Es steht außer Frage: Die Welt des CollegeBasketballs sieht aktuell anders aus als gewohnt. Nichtsdestotrotz schielen auch in diesem Jahr die besten Universitäten auf die prestigeträchtige NCAA-Krone und liefern sich ein spannendes Rennen um die Meisterschaft. Dazu gesellt sich eine gehypte Freshman-Klasse um Superstar-Talent Cade Cunningham. FIVE analysiert für euch das Geschehen der ersten Monate. Text: Torben Adelhardt

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NCAA-Saison

m Vormittag des 05. Dezember veröffentlichten Mark Few und Scott Drew ihre gemeinsame Pressemitteilung zur kurzfristigen Absage der Partie zwischen den Gonzaga Bulldogs und Baylor Bears: „Wir sind enttäuscht darüber, dass wir eines der am meisten erwarteten Spiele der Saison nicht austragen können. Mit dieser Entscheidung folgen wir jedoch dem Rat der Gesundheitsbehörden.“ Tatsächlich proklamierten viele NCAA-Experten das Aufeinandertreffen der Universitäten aus Spokane und Waco als das größte Highlight im Non-ConferenceSpielplan der NCAA-Saison 2020/21. In den jeweiligen Preseason-Rankings der nationalen Pressevertreter und CollegeTrainer standen die Bulldogs und Bears auf den ersten beiden Plätzen. Gonzaga schlug in den ersten Saisonpartien mit den Kansas Jayhawks (102:90), Auburn Tigers (90:67) und West Virginia Mountaineers (87:82) drei hochklassige Mannschaften aus den Power-Five-Ligen und zementierte so seinen Ruf als heißer Titelanwärter. Und auch die Baylor Bears legten mit drei Siegen aus ebenso vielen Spielen einen tadellosen Saisonstart hin. Es war also alles angerichtet für ein spannendes Match zwischen den beiden anvisierten Top-Teams der neuen Saison … ehe

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bekannt wurde, dass es im Kader sowie Betreuerstab der Gonzaga Bulldogs positive Befunde nach den jüngsten Corona-Tests gab. Eine kurzfristige Spielabsage war da nur folgerichtig. Und sie war am Ende des Tages auch lediglich nur eine weitere Notiz im Statistikbogen, der den SpielplanWahnsinn in dieser coronageplagten Saison widerspiegelt. Denn in den ersten elf Tagen der NCAA-Saison 2020/21, die am 25. November 2020 offiziell begann, fielen direkt 21 Prozent aller angesetzten Partien aus. Die Auswirkungen der grassierenden Corona-Pandemie auf die Welt des College-Basketballsports sind seit Monaten allgegenwärtig. Noch vor dem Saisonstart gab die Ivy League bekannt, dass sie in diesem Wintersemester keine Sportwettbewerbe ausrichten wird. Die Universitäten von Maryland-Eastern Shore und Chicago State zogen ihre Teams noch in den ersten Saisonmonaten komplett vom Spielbetrieb zurück. Unzählige Mannschaften mussten für mehrere Wochen pausieren und sich aufgrund von positiven Corona-Tests in Quarantäne begeben. Die Folge: ein verzerrter Spielplan, der einem Flickenteppich gleicht und einen Quervergleich zwischen den einzelnen Mannschaften unmöglich macht.

Wie asynchron und bizarr die NCAA-Saison 2020/21 vonstattengeht, beweist ein Blick auf die Tabelle der BigEast-Conference. Dort stehen die DePaul Blue Demons mit einer Gesamtbilanz von einem Sieg und zwei Niederlagen auf dem letzten Platz. Aufgrund von coronabedingten Spielabsagen trugen sie am 27. Dezember gegen die Providence Friars jedoch auch erst ihr zweites Saisonspiel aus – der Ligarivale aus Rhode Island hatte zu diesem Zeitpunkt bereits sieben Partien hinter sich. Und während die Seton Hall Pirates nach der ersten Januarwoche sechsmal gegen die Big-East-Konkurrenz angetreten waren und mit fünf Siegen von der Tabellenspitze grüßten, hatten die Spieler der UConn Huskies insgesamt erst fünfmal ihre Sneaker geschnürt. Dass dieses Chaos zu hitzigen Debatten führt, offenbart die Kontroverse um die Duke Blue Devils und ihren Headocach Mike Krzyzewski. Nachdem seine Mannschaft gegen Illinois verlor, die zweite Pleite im vierten Saisonspiel, verkündete „Coach K“ nach der Partie gegenüber den Pressevertretern, dass die Blue Devils keine weiteren Spiele außerhalb ihres Conference-Spielplans austragen würden. „Ich denke, dass sich das hier für jeden falsch anfühlt. Wir sind alle besorgt“, sprach der Trainer den sprichwörtlichen Elefanten an, der seit jeher im Raum steht: Ist es moralisch vertretbar, dass in Zeiten einer nationalen Gesundheitskrise Basketballspiele ausgetragen werden und Studenten quer durchs Land reisen? „Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass es aktuell nur darum geht, so viele Spiele wie möglich auszutragen. Ich sorge mich aber um die mentale und physische Gesundheit unserer Spieler und Mitarbeiter. Aus diesem Grund sagen wir die kommenden Partien ab, und ich schicke sie über die Winterferien nach Hause zu ihren Familien“, erläuterte Krzyzewski seinen Standpunkt. Eine Aussage, die nicht überall auf Zustimmung traf. „Glaubt ihr ernsthaft, dass Coach K diese Spiele auch absagt, wenn sie ihre beiden bisherigen Non-Conference-Partien nicht verloren hätten?“, kommentierte Nate Oats, Headcoach der Alabama Crimson Tide, die spontanen Spielabsagen der Blue Devils. Oats erntete wiederum harsche Kritik für seine Unterstellungen, die er umgehend revidierte und denen er eine öffentliche Entschuldigung folgen ließ. Was diese Geschichte aber deutlich darlegt: Es ist eine angespannte Situation in der NCAA. Konsens herrscht nur bei einem Thema: Es ist eine außergewöhnliche Saison. Die ersten zwei Saisonmonate lieferten auch auf dem Spielfeld für genügend Gesprächsstoff. Welche Teams zeigten gute Leistungen? Wer überrascht? Und wie machen sich die NBA-Talente in ihren Teams? Höchste Zeit für einen Rundum-Check.


DIE TITELFAVORITEN: DAS KOPF-AN-KOPF-RENNEN UM DIE VORHERRSCHAFT BAYLOR BEARS

O F F E N S I V R AT I N G : 1 1 9 ,1 ( 3 . ) D E F E N S I V R AT I N G : 8 8 , 5 ( 7. )

GONZAGA BULLDOGS

Fotos: Douglas P. DeFelice/David Becker/Streeter Lecka/Getty Images

O F F E N S I V R AT I N G : 1 2 1 , 8 ( 2 . P L AT Z ) D E F E N S I V R AT I N G : 9 0 , 3 ( 1 7. )

Als die Bulldogs zum Saisonstart den Kansas Jayhawks in 40 Minuten Spielzeit ganze 102 Punkte einschenkten, schrieben sie Geschichte: Unter Headcoach Bill Self, der seit 18 Jahren in Kansas tätig ist, kassierten die Jayhawks in regulärer Spielzeit noch nie mehr als 100 Zähler. Vier Wochen später deklassierten die Mannen von Trainer Few die Virginia Cavaliers mit 98:75 – mehr als 90 Punkte gestattete der NCAA-Champion von 2019 seit sieben Jahren nicht mehr. Es sind Rekorde, die die offensive Feuerkraft und Dominanz der Bulldogs eindrucksvoll unterstreichen. Das Team aus Spokane rollt bislang über die Konkurrenz hinweg. Das Erfolgsrezept: Tempo. Die Bulldogs drücken bei jeder Gelegenheit auf das Gaspedal und forcieren den schnellen Korbabschluss. Fast die Hälfte ihrer Punkte erzielt die Truppe von Coach Few in der Transition- und Early-Offense. Hier kommt positiv zum Tragen, dass jeder Spieler den Fastbreak als Dribbler oder Passgeber einleiten kann

– inklusive der Big Men Drew Timme und Anton Watson. Es wird nach jedem Defensivrebound und Ballgewinn versucht, direkt den Korb zu attackieren. Freshman-Ballhandler Jalen Suggs beweist in diesen Situationen immer wieder seine Passqualitäten, indem er seine cuttenden Mitspieler mit perfekt getimten Anspielen bedient. Die „Zags“ punkten höchst effizient (60,9 eFG%, 3. Platz in der NCAA), erlauben sich kaum unnötige Ballverluste und verteilen die Scoringlast auf mehrere Schultern. Der teaminterne MVP des ersten Saisondrittels hört auf den Namen Corey Kispert. Der Senior legt im Durchschnitt 21,6 Punkte pro Partie auf und trifft dabei absurde 50,8 Prozent seiner Distanzwürfe. Stellt Few die drei Guards Andrew Nembhard, Suggs und Joel Ayayi zusammen auf den Platz, schlüpft Kispert in die Rolle des Smallball-Vierers. Zusammen mit Center Timme kommt dieses Lineup auf ein Offensivrating von 141 und ein Net-Rating von plus 54! Es ist die NCAA-Version des berüchtigten „Lineup of Death“ der Golden State Warriors …

Wenn eine Mannschaft den Gonzaga Bulldogs gefährlich werden kann, dann sind es die Baylor Bears. Das Team aus Waco, Texas, wäre vermutlich an Nummer eins gesetzt in das abgesagte NCAATurnier 2020 gegangen. Die Universität schielte bereits im vergangenen Jahr auf die erste Final-Four-Teilnahme seit 1950 … bis zum Saisonabbruch. Headcoach Drew unternimmt mit seinen Spielern in diesem Jahr den nächsten Anlauf. Auch wenn ihr bisheriger Spielplan einem Pflichtprogramm und lockeren Aufgalopp gleichkam, wirken die Bears wie ein ernst zu nehmender Titelkandidat. Die Abgänge der Big Men Freddie Gillespie und Tristan Clarke fallen kaum ins Gewicht: UNLV-Transfer Jonathan Tchamwa Tchatchoua sorgt mit seiner Länge und Athletik für Rebounds sowie einfache Punkte in Korbnähe (9,9 PPG und 8,0 RPG), und Senior Mark Vital ist ohnehin die personifizierte Allzweckwaffe in der Defensive in Sachen Steals plus Blocks. Eine erfreuliche Entwicklung zeigt Aufbauspieler Davion Mitchell. Als herausragender Guard-Verteidiger und Ballverteiler überzeugte der Junior bereits in der vergangenen Saison, nun trifft Mitchell auch den Dreier bei hohem Volumen (50,0 3P%, 4,0 Versuche pro Partie) und geht weiterhin bei der Verteidigung des ballführenden Spielers aggressiv zu Werke (2,7 SPG). Die Guard-Riege um NBA-Talent Jared Butler (16,0 PPG, 5,8 APG), MaCio Teague (15,9 PPG) sowie Neuzugang Adam Flagler (10,9 PPG) fackelte in den ersten zehn Saisonspielen ein Feuerwerk von jenseits der Dreierlinie ab. Als Mannschaft treffen die Baylor Bears 43,8 Prozent ihrer Distanzwürfe (2.) und paaren ihre offensive Effizienz mit erstickender Verteidigungsarbeit im Teamverbund.

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ncaa DIE VERFOLGER: TITELASPIRANTEN IN LAUERSTELLUNG NCAA-Saison

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VILLANOVA WILDCATS

WISCONSIN BADGERS

IOWA HAWKEYES

Die Villanova Wildcats operieren im Angriff unter der Leitung von Headcoach Jay Wright seit Jahren wie eine gut geölte Maschine: Unabhängig vom Personal wird in Pennsylvania ein positionsloser Offensivstil gelebt, bei dem alle Spieler werfen, passen und zum Korb ziehen sollen – so wie auch in dieser Saison. Sophomore-Big-Man Jeremiah Robinson-Earl ist gut in die Spielzeit gekommen (16,2 PPG, 7,6 RPG und 2,0 APG) und bildet zusammen mit den Guards Collin Gillespie (15,3 PPG, 44,0 3P%) und Justin Moore (13,4 PPG und 2,9 APG) die zentrale Achse in der Villanova-Offensive. Die Wildcats treffen in gewohnter Effizienz und verlieren den Ball so selten wie kein anderes NCAATeam. Grundsätzlich verschleppt die Mannschaft gerne das Tempo, um ihre defensiven Defizite zu verschleiern. In der Vergangenheit wusste Headcoach Wright athletische Flügelverteidiger in seinen Reihen, die eine switchintensive Verteidigung ermöglichten und verschiedene Spielertypen in Schach halten konnten – Spieler wie Saddiq Bey, Eric Paschall oder Mikal Bridges. Diese Verteidigungsspezialisten auf dem Flügel fehlen, weshalb die Wildcats kaum Steals generieren und dem Gegner hohe Trefferquoten in der Halbfeldoffensive gestatten. Die Niederlage gegen die Virginia Tech Hokies (73:81 nach Verlängerung) war ein erster Fingerzeig, wie den Wildcats in dieser Spielzeit beizukommen ist.

Die Badgers sind zusammen mit den Baylor Bears die einzige Mannschaft, die eine Top-Ten-Platzierung im Offensivund Defensivrating aufweist. Bei der Mannschaft von Headcoach Greg Gard ist Erfahrung Trumpf: In der Startaufstellung stehen fünf Seniors, von denen jeder mindestens zehn Punkte pro Partie auflegt. Die Badgers bewegen im Angriff den Ball hervorragend, lassen die Defensive bis zur Ermüdung rotieren und erspielen sich dadurch gute Wurfoptionen. Bei dem triumphalen Blowout-Sieg über die Louisville Cardinals (85:48) bewiesen sie, dass sie eine gegnerische Defensive durch ihre Distanzschützen unter Druck setzen können (16/25 Dreier) und zudem clever im Teamverbund verteidigen. In den ersten Partien der BigTen-Saison schlugen die Badgers mit den Michigan State Spartans und Minnesota Golden Gophers zwei weitere Teams aus den Top 50.

Im Frontcourt der Iowa Hawkeyes steht mit Luka Garza der produktivste Punktesammler der gesamten NCAA. Nach den ersten elf Saisonspielen kommt der Big Man auf einen Punkteschnitt von 27,5 und pflückt sich darüber hinaus rund neun Rebounds pro Spiel. Garza ist als gefährlicher Inside-Out-Scorer ein wandelndes Mismatch und kann vor allem im Post nur durch effektives Doppeln von den Defensiven im Zaum gehalten werden. Mit Jordan Bohannon, Joe Wieskamp und CJ Fredrick stehen jedoch drei gefährliche Schützen auf dem Flügel parat, um die Doppelbewachung von Garza zu bestrafen. In den ersten sechs Spielen brachten die Hawkeyes immer mehr als 90 Punkte auf das Scoreboard, bei der angepassten Offensiveffizienz rangieren sie mit 122,1 Punkten auf dem ersten Platz. So gefährlich ihre Offensive ist, so verwundbar sind die Hawkeyes am eigenen Korb. Garza ist kein guter Pick-and-RollVerteidiger und entspricht nicht dem Bild des klassischen Ringbeschützers. Wenn Iowa im Titelrennen kräftig mitmischen möchte, muss Trainer Fran McCaffery ein effektiveres Verteidigungskonzept entwickeln.

O F F E N S I V R AT I N G : 1 1 9 ,1 ( 4 . ) D E F E N S I V R AT I N G : 9 2 , 2 ( 3 4 . )

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O F F E N S I V R AT I N G : 1 1 3 , 9 ( 9 . ) D E F E N S I V R AT I N G : 8 8 , 3 ( 5 . )

O F F E N S I V R AT I N G : 1 2 2 ,1 ( 1 . ) D E F E N S I V R AT I N G : 9 6 , 8 ( 9 2 . )


DIE POSITIVEN ÜBERRASCHUNGEN: V O R S I C H T, G E FÄ H R L I C H ! TEXAS LONGHORNS

Fotos: Aaron J. Thornton/Peter G. Aiken/Matthew Holst/Stacy Revere/Rich Schultz/Getty Images

O F F E N S I V R AT I N G : 1 1 2 , 2 ( 1 5 . ) D E F E N S I V R AT I N G : 8 7, 0 ( 4 . )

Es ist mehr als fünf Jahre her, dass Shaka Smart als gefeierter Jung-Headcoach bei den Texas Longhorns anheuerte und einen Siebenjahresvertrag über 22 Millionen Dollar unterzeichnete. Unter der Führung von Smart tanzten die Longhorns zweimal in der March Madness – ein Sieg sprang dabei jedoch nicht heraus. In diesem Jahr scheint Smart jedoch die hohen Erwartungen in Texas zu erfüllen. Mit Siegen über die North Carolina Tar Heels, Indiana Hoosiers, Oklahoma State und Kansas Jayhawks ließen die Longhorns nicht nur aufhorchen, sondern kletterten auch kontinuierlich im Ranking der nationalen Pressevertreter empor. Die Teams von Smart zeichnen sich seit jeher durch eine rasante, aggressive Verteidigungsart aus, bei der die gegnerischen Ballhandler früh unter Druck gesetzt werden. Die athletischen Big Men Jericho Sims, Greg Brown und Kai Jones liefern zudem effektive HelpDefense und Ringschutz. In den vergangenen Jahren drückte der Schuh jedoch in der Offensive, unter Smart rangierten die Longhorns bei der angepassten Offensiveffizienz von KenPom.com noch nie unter den 25 besten Teams der Nation. Aktuell überzeugt die Mannschaft jedoch auch am offensiven Ende des Courts, wo die Guards Matt Coleman (13,8 PPG), Courtney Ramey (13,7) und Andrew Jones (11,9) mit ihren Penetrations und Würfen aus dem Dribbling effektiv sind. Spätestens seit dem 25-Punkte-Sieg über die Kansas Jayhawks sind die Longhorns mehr als „nur“ ein Geheimtipp für den März.

MICHIGAN WOLVERINES O F F E N S I V R AT I N G : 1 1 5 ,4 ( 7. ) D E F E N S I V R AT I N G : 9 2 ,1 ( 2 9 . )

Eigentlich ist es jedes Jahr das gleiche Spiel mit den Wolverines: Zum Saisonstart fliegen sie unter dem Radar, im Laufe der Big-Ten-Saison erhalten sie verstärkt mediale Aufmerksamkeit und werden als Titelkandidat in spe proklamiert. Da macht die Spielzeit 2020/21 keine Ausnahme. Die Mannschaft von Trainer Juwan Howard flog in den ersten Saisonwochen aus dem Top-25-Ranking der Associated Press, da sie ihre Siege über Mid-Major-Teams einfuhr. Nach den Erfolgen über Penn State, Maryland und Northwestern sind die Wolverines indes wieder zurück in der Konversation um die besten Mannschaften des Landes. Freshman-Center Hunter Dickinson ist ein hocheffizienter Punktelieferant (16,9 PPG, 71,8 eFG%). Der Hüne (2,16 Meter) paart eine gute

Fußarbeit mit einem weichen Handgelenk und legte in jeder Partie mindestens zehn Punkte auf. Während Dickinson mit seinen guten Leistungen den Verlust von Center Jon Teske abfedert, liefern die Rückkehrer Eli Brooks (9,9 PPG und 3,9 APG), Isaiah Livers (13,9 PPG und 5,2 RPG) sowie Franz Wagner (12,2 PPG, 7,0 RPG und 3,1 APG) in ihren gewohnten Rollen ab. Insbesondere der 19-jährige Deutsche ist seit dem Start der BigTen-Saison kaum zu bremsen. Beim Sieg über Northwestern füllte Wagner den Statistikbogen mit 14 Punkten, zehn Rebounds, fünf Assists sowie Blocks und zwei Steals. Der variable Flügelspieler ist ein intelligenter Verteidiger, er kann das Pick-and-Roll als Dribbler laufen und sich seine eigenen Abschlüsse kreieren. Dass sein Distanzwurf noch nicht konstant fällt (10/31), ist ein kleiner Wermutstropfen, der sich im weiteren Verlauf der Saison marginalisieren sollte.

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ncaa DIE TOP-FRESHMEN IM SCHNELLCHECK NCAA-Saison

2020/21

CADE CUNNINGHAM

FLÜGEL/PLAYMAKER, 2,03 METER, OKLAHOMA STATE STATS: 33,8 MPG, 18,7 PPG, 5,8 RPG, 3,7 APG, 48,5 EFG% Dass die Oklahoma State Cowboys mit sieben Siegen aus den ersten neun Partien erfolgreich in die Saison gekommen sind, ist wahrscheinlich bis dato die größte Errungenschaft von Cunningham. Der potenzielle Nummer-einsPick der diesjährigen Draft spielt in einem Team, das ihm das Leben schwer macht: Es gibt kaum fähige Distanzwerfer, die ihm Räume eröffnen, und mit Ausnahme von Guard Isaac Likekele kann auch kein anderer Spieler neben Cunningham eine Verteidigung attackieren. Dadurch konzentrieren sich die NCAA-Verteidigungen primär darauf, die Kreise des groß gewachsenen Ballhandlers einzuengen. Die Mid-Major-Teams von Texas-Arlington und Texas Southern setzten Cunningham mit Double-Teams unter Druck und schickten frühzeitig die Hilfe, wenn der Freshman zum Korb zog. Nichtsdestotrotz liefert Cunningham ab: Er zeigt, dass er den Pullup-Wurf auch aus der Dreierdistanz treffen kann, kreiert für seine Teamkollegen einfache Korbchancen und verteidigt auf gutem Niveau.

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EVAN MOBLEY JALEN SUGGS

BIG MAN, 2,13 METER, USC STATS: 32,8 MPG, 15,0 PPG, 8,0 RPG, 2,9 BPG, 62,0 EFG%

Vor dieser Saison galt die Freshman-Klasse als eine der besten der vergangenen Jahre. Nach zwei Saisonmonaten haben sich die Lobeshymnen abgekühlt, der Hype um Suggs nimmt jedoch weiter Fahrt auf. ESPN hatte den Guard aus Minnesota auf dem sechsten Platz seines Jahrgangs gelistet, mittlerweile steht der 19-Jährige auf den vorderen Rängen der populärsten Mockdrafts. Suggs sticht mit seiner Abgeklärtheit als Passgeber und Scorer aus einem sehr guten GonzagaTeam noch einmal heraus. Im Topspiel gegen die Iowa Hawkeyes traf er sieben seiner zehn Distanzwürfe, die Abwehrreihe der Kansas Jayhawks sezierte er mit acht Assists. Suggs war in seiner Highschool-Zeit auch auf dem Footballfeld als Quarterback ein Top-Talent und auf dem Scouting-Radar diverser Universitäten. Diese LeadershipMentalität ist auch auf dem Basketballcourt spürbar. Suggs hält stets seinen Kopf oben und scannt die Defensiven nach Lücken.

Mobley zeigte in seinen ersten NCAAPartien vieles von dem, was sich NBATeams von einem modernen Big Man wünschen: ein solides Ballhandling, Qualitäten als Werfer und Passgeber sowie gute Instinkte in der Defensive, wo er als Help-Verteidiger und Shotblocker in Erscheinung trat. An seinen guten Tagen sieht Mobley wie der kommende FranchisePlayer eines NBA-Teams aus. Aber an den schlechten Tagen … Gegen die Utah Utes vollbrachte Mobley das Kunststück, in 31 Minuten Einsatzzeit nicht ein einziges Mal auf den Korb zu werfen. Er beendete die Partie mit drei Zählern (drei Freiwürfe), fünf Rebounds und jeweils drei Blocks sowie Ballverlusten. Natürlich sind Big Men auch auf die Anspiele ihrer Teamkollegen angewiesen – und dass sie in aussichtsreiche Positionen gebracht werden. Bei Mobley schwingt jedoch auch immer eine gehörige Portion Passivität mit, und es ist fraglich, ob er als Offensivspieler aggressiv genug ist, um die erste Scoring-Option einer NBAMannschaft zu sein.

PLAYMAKER, 1,91 METER, GONZAGA STATS: 26,6 MPG, 13,9 PPG, 5,5 RPG, 5,4 APG, 61,5 EFG%


ZIAIRE WILLIAMS

FLÜGEL, 2,03 METER, STANFORD STATS: 30,3 MPG, 11,8 PPG, 5,8 RPG, 2,1 APG, 39,2 EFG%

FLÜGEL, 2,01 METER, KENTUCKY STATS: 31,6 MPG, 13,6 PPG, 5,9 RPG, 1,3 APG, 1,3 SPG, 38,3 EFG% Kein anderer College-Neuling bereitet den NBA-Scouts momentan so viele Sorgen wie B.J. Boston. Die Kentucky Wildcats sind mit sechs Pleiten am Stück verheerend in die Saison gekommen, und auch Boston zeigt nur sehr selten, warum viele RecruitingExperten in ihm den besten Flügelspieler dieser Freshman-Klasse gesehen haben. Er trifft seine Distanzwürfe nicht (15,2 3P%), kreiert mit dem Ball in seinen Händen keine Abschlüsse für die Mitspieler – seinen zehn Assists stehen 17 Ballverluste gegenüber – und wirkt in der Defensive wie auf verlorenem Posten. Das NBA-Potenzial von Boston ist noch immer offensichtlich, und Spiele wie gegen die Richmond Spiders (20 Punkte und zehn Rebounds), als der Freshman immer wieder die Zone attackierte, lassen die Scouts und Draft-Experten weiterhin von seinem Potenzial schwärmen.

SCOTTIE BARNES

FLÜGEL, 2,06 METER, FLORIDA STATE STATS: 26,4 MPG, 11,1 PPG, 3,9 RPG, 4,3 APG, 50,8 EFG% Unorthodox – kein anderes Adjektiv ist passender, um den Basketballer Scottie Barnes zu beschreiben. Der Freshman von Florida State hat den Körperbau eines Big Man, die Agilität eines Flügelspielers und die Spielübersicht sowie die Passfähigkeiten eines Guards. Es fällt schwer, passende Spielervergleiche für das NBA-Talent zu finden, aber Barnes weckt zuweilen tatsächlich Erinnerungen an den jungen Draymond Green – mitsamt seinen (Wurf-)Defiziten und Qualitäten als multifunktionaler Verteidiger. Bei den Seminoles übernimmt Barnes als Dribbler den Spielaufbau und initiiert den Angriff. Aktuell hadert er mit dem Sprungwurf, den er weder von der Dreier- (27,8 3P%) noch von der Freiwurflinie trifft (42,3 FT%). Dass Barnes trotz dieser Lücken in seinem Spiel als potenzieller Top-TenPick gilt, liegt in seiner Defensivarbeit begründet. Er setzt gegnerische Guards in der Ganzfeldpresse unter Druck, verteidigt effektiv auf den Flügelpositionen und steht auch im Post seinen Mann. Barnes ist bei Florida State an der richtigen Adresse, um sein einzigartiges Skillset weiterzuentwickeln. redaktion@fivemag.de

Fotos: Douglas P. DeFelice/John McCoy/Hannah Foslien/Andy Lyons/Steven Ryan/Getty Images

Ein besseres Debüt ist kaum möglich: In seiner ersten NCAA-Partie legte Williams 19 Punkte, acht Rebounds sowie drei Assists auf und traf dabei drei seiner fünf Distanzwürfe – darunter spektakuläre Dreier aus dem Dribbling mit der Hand des Verteidigers in seinem Gesicht. Leider kühlte der schlaksige Flügelspieler in den folgenden Wochen schnell ab. Im Monat Dezember fanden nur fünf seiner 22 Dreipunktewürfe ihr Ziel. Problematischer als seine negative Konstanz von Downtown ist jedoch seine Eindimensionalität: Williams hat Schwierigkeiten, bei seinen Drives bis zum Korb zu gelangen. Zu oft vertraut er stattdessen auf schwierige Würfe aus der Mitteldistanz, die er auch nur unterdurchschnittlich trifft. In der Defensive von Stanford ist Williams mit seinen langen Armen und schnellen lateralen Bewegungen ein disruptiver Verteidiger am Mann. Auch im Teamverbund agiert der Freshman sehr aufmerksam, sodass das prominente „Three-and-D“-Label für ihn passend wirkt.

BRANDON BOSTON JR.

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Orlando

Magic


M

ORLANDO

R WILLEN

Fotos: Jonathan Daniel/Fernando Medina/NBAE via Getty Images

ID E

G E N I E S C I W G A

Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt brachten die Orlando Magic unter Coach Stan Van Gundy den Dreier auf ein neues Level und schlugen dabei die Brücke zwischen den Nash-ÄraSuns und den Warriors oder Rockets der Neuzeit. Trotzdem werden diese Pioniere im Rückblick immer wieder vergessen. Warum eigentlich? Text: Ole Frerks 59


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Orlando

Magic

Fotos: Streeter Lecka/Allen Einstein/NBAE via Getty Images

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4 NBA-Saisons hat es mittlerweile gegeben. Also auch 74 Champions – von denen sich 40 allein auf die Celtics und Lakers sowie Michael Jordans Bulls verteilen. Logischerweise gibt es wesentlich mehr Teams, die die Championship jeweils nicht geholt haben. Manche Franchises warten bis heute auf den ersten Titel. Und manche haben dennoch über die Jahre Teams zusammengestellt, die die NBA auf eine gewisse Art und Weise verändert haben. Viele dieser titellosen Teams werden bis heute verehrt: die Suns der Steve-Nash-Jahre etwa, die Kings mit Chris Webber oder die SuperSonics um Gary Payton, Shawn Kemp und Detlef Schrempf. Eines Tages vielleicht die Rockets der James-Harden-Ära. Definitiv die Magic um Penny Hardaway und Shaquille O’Neal. Diese Teams sind „critically acclaimed“, auch ohne gewonnene Meisterschaft haben sie einen Platz oder sogar einen eigenen Flügel in der imaginären Team-Ruhmeshalle. Orlando hatte dabei auch in der jüngeren Vergangenheit ein Team, das eigentlich prädestiniert für einen solchen Platz war – der Erfolg war gegeben, bei der zweiten Finals-Teilnahme der FranchiseGeschichte wurde im Gegensatz zum Debüt sogar ein Spiel gewonnen. Stilprägend war die Mannschaft auch allemal, Elemente ihrer Spielweise finden sich heutzutage nahezu überall. Trotzdem sind die Beobachter eher zögerlich, wenn es darum geht, den Magic der späten Nullerjahre ihre Lorbeeren zu überreichen. Woran das liegt? Einerseits ist vielleicht noch nicht genug Zeit vergangen, andererseits ist es definitiv so, dass das schmutzige Ende dieser Teams beinahe alles zuvor Erreichte überstrahlt hat. Nicht zuletzt hat der wichtigste Protagonist des 2009er Finals-Teams der Magic danach ein solides Jahrzehnt damit verbracht, alle zuvor eingesammelten Sympathien doppelt und dreifach zu verspielen. Vielleicht ist es aufgrund dessen schlichtweg zu schwierig, sich wohlwollend an ein Team zu erinnern, das allein im Jahr 2009 zwei von den Fans herbeigesehnte Finals-Paarungen (Lakers vs. Celtics und Kobe vs. LeBron) verhinderte. Versuchen können wir es ja trotzdem.

Billy wollte nicht

Zu der Geschichte jedes im Rückblick spannenden Teams gehört mindestens eine Anekdote, wie selbiges beinahe überhaupt nicht entstanden wäre. Bei diesen Magic dauert die Suche danach nicht lange: Ihr Architekt war eigentlich nicht die Wunschlösung. Stan Van Gundy bewarb sich in der 2007er Offseason zwar um den Posten des Cheftrainers in Zentralflorida, die Zusage erhielt jedoch Billy Donovan, der nach zwei College-Meisterschaften in Serie mit der University of Florida das heißeste Eisen im Coaching-Zirkus war und sein

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„Da war kein Genie dahinter. Uns war der Dreier sehr wichtig, wir wollten dadurch Platz schaffen.“ Stan Van Gundy -----------

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Glück nun auch bei den Profis versuchen wollte. Oder … eben doch nicht. Die Geschichte ist aus heutiger Sicht kaum zu glauben: Am 01. Juni wurde Donovan auf einer Pressekonferenz in Orlando vorgestellt, noch am selben Tag verabschiedete er sich emotional von seiner Uni in Gainesville. Am nächsten Morgen begannen die Zweifel, und am 06. Juni lösten Orlando und Donovan nach einigem Hin und Her den gerade erst geschlossenen Fünfjahresvertrag auf. Billy D. ging zurück nach Gainesville, Orlando entschied sich für Plan B. „Die erste Reaktion war natürlich Überraschung, als ich am Wochenende angerufen wurde – ich war etwas geschockt“, sagte Van Gundy bei seiner Vorstellung, die genau eine Woche nach der von Donovan stattfand. „Es wirkte so, als würde sich jede Stunde etwas ändern. Wir waren da eine ganze Zeit auf einer emotionalen Achterbahnfahrt.“ Dass „SVG“, der zuvor bei den Miami Heat erst als Coach und dann als Berater fungiert hatte, sich trotz anderer

Angebote aus Sacramento und Charlotte für Orlando entschied, war jedoch kein Zufall. Unter dem vorigen Coach Brian Hill waren die Magic zwar gerade in der ersten Runde gesweept worden, das Talent des Teams – speziell auf einer Position – war allerdings offenkundig. Und Van Gundy hatte eine Vision für den damals erst 21-jährigen Dwight Howard. Wie maximiert man den wohl besten Athleten der NBA, der gebaut ist wie ein Kühlschrank und über jeden herkömmlichen Kleinwagen springen kann, in Korbnähe also von absolut niemandem zu halten ist? Die heute sehr offensichtliche, aber damals durchaus neue Antwort (im Vorjahr startete der arg limitierte Power Forward Tony Battie in 66 Spielen neben Howard): Man verschafft ihm so viel Platz wie möglich!

Stretch-Four

Genau das taten die Magic von nun an. Einen recht großen Teil des Teams hatten sie ohnehin schon versammelt, neben Howard gehörten beispielsweise Jameer Nelson und Hedo Türkoglu schon 2006/07 zum Kader. Ein weiterer langer, variabler und wurfstarker Forward fehlte aber noch. Wie praktisch, dass in Seattle nach dem Trade von Ray Allen nach Boston auch der zweite Star entbehrlich wurde. Im Juli kam Rashard Lewis für den Gegenwert einer Trade-Exception sowie eines Zweitrundenpicks nach Orange County und wurde mit einem 107-Millionen-DollarVertrag ausgestattet. Nun hatte Van Gundy endgültig, was er brauchte – und ein Team, das in der Form so fast völlig neu wirkte. Mit Türkoglu, Lewis und Howard starteten drei Spieler, die mindestens 2,08 Meter groß


waren, von denen aber nur Howard wie ein Big Man agierte. Der schmale Lewis startete auf der Vier und war ein elitärer Schütze, Türkoglu war ähnlich präzise und dazu ein legitimer Point Forward, der das Spiel gleichberechtigt mit dem nominellen Aufbau Nelson anleitete. Dass die drei Großen allesamt nebeneinander starteten, war dabei wiederum einem Zufall geschuldet. Vorjahresstarter Battie riss sich vor Beginn der Spielzeit die Rotatorenmanschette in der Schulter, es musste Ersatz her. Herkömmliche Vierer hatten die Magic ansonsten allerdings nicht mehr im Repertoire. „Wenn Tony Battie sich nicht verletzt hätte, hätten wir wie alle anderen zu dieser Zeit gespielt und nur manchmal eine Stretch-Four genutzt“, sagte „SVG“ später zu „The Athletic“. „Da war kein Genie dahinter. Uns war der Dreier sehr wichtig, wir wollten dadurch Platz schaffen. Aber dass wir auf diese Art und Weise einen weiteren Shooter installiert haben, lag an unserem Bedarf. Es war notwendig.“ Es ist nachträglich schwer zu sagen, ob Van Gundy seinen Erfolg einfach kleinreden wollte – Lewis und Türkoglu waren zwei der drei besten Spieler des Teams, so oder so hätten beide wohl ziemlich viel gemeinsam auf dem Court gestanden. Es spielt aber auch keine Rolle: Die Art und Weise, wie Orlando nun spielte, kreierte Matchup-Albträume en masse.

Orlando kreierte eine SpreadOffense, auf die viele andere Teams schlichtweg noch nicht vorbereitet waren, mit grünem Licht von der Dreierlinie für alle beteiligten Akteure, abgesehen natürlich von Howard.

Ihrer Zeit voraus

„Es gab noch immer einige Teams, bei denen es egal war, wo oder wer der Power Forward war – dieser Spieler musste immer den Roll verteidigen“, blickte J.J. Redick, damals Sophomore, 2020 in seinem Podcast zurück. „Wenn Teams zum Beispiel mit Charles Oakley neben Patrick Ewing gespielt haben, war es Oakley. Aber wir hatten Ryan Anderson und Rashard Lewis! Ich erinnere mich an ein Spiel gegen Minnesota, in dem Kevin Love permanent den Roll verteidigen sollte. Und Rashard nahm einen Dreier nach dem anderen! Es ergab keinen Sinn.“ Lewis’ hoher Release erlaubte es ihm, selbst gegen gute Closeouts seinen Wurf loszuwerden. Wenn er offen war oder vom Guard verteidigt wurde, machte dies das Ganze natürlich noch um einiges leichter. Etliche Teams wurden zunächst von der Dynamik der Magic überrumpelt, die konsequent mit vier Dreierschützen rund um Howard spielten und in Lewis und Türkoglu trotzdem Spieler hatten, die im Post Mismatches bestrafen konnten. Gegner durften sich ihr Gift aussuchen, und Orlando konnte mit jeder Wahl gut leben.

Der Dreier war dabei ein entscheidendes Element dieser Spielweise. Unter Hill lag Orlando bei der Dreierrate auf dem 28. Platz, unter Van Gundy führten die Magic die Liga bei dieser Statistik in jedem seiner fünf Jahre an und stellten mehrere Rekorde für versuchte sowie getroffene Dreier auf. Die Installation von Lewis auf der Vier war ein Schlüssel dafür, ob beabsichtigt oder nicht. Durch den vielen Platz konnte auch Howard seinen Aufstieg zu einem der wichtigsten NBA-Spieler fortsetzen. Bei allem Fokus auf die Anzahl der Dreier waren diese schließlich immer auch Mittel zum Zweck. „Dwight war so gut, dass es klar war, dass man am Ring operieren müsste, also haben wir ihm Platz verschafft. Wenn man den Dreier traf, mussten sie die Schützen verteidigen, und Dwight konnte nicht gedoppelt werden“, erklärte Backup-Center Adonal Foyle später bei „The Ringer“. „Der Dreier diente etwas Größerem und Besserem.“

Auf dem Weg nach oben

Howard war der Spieler, der die Magic zusammenhielt. Vorne machte ihn „SVG“ mit der Spread-Offense zu einem überaus effizienten Akteur, hinten war der junge Dwight über viele, viele Jahre die große Naturgewalt der Association, die alle Defizite von vor allem Nelson und Türkoglu kaschieren konnte.

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Orlando

Und er war belastbar: In fünf seiner ersten sechs Jahre in der Liga absolvierte Howard jeweils 82 Spiele, ein Double-Double und exzellente Defense konnten in jedem Spiel eingeplant werden. Dreimal in Serie räumte Howard den DPOY-Award ab und war der beste Rebounder der Liga. Abgesehen von seiner Freiwurfschwäche war der erste Pick von 2004 der perfekte Spieler für dieses Team – und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Die Shooter der Magic waren exzellent, doch wenn sie nicht trafen, war die Chance recht groß, dass Howard den Offensivrebound einsammeln und verwerten würde. Das simple Rezept funktionierte. Schon in der ersten Saison unter Van Gundy verbesserte sich die Bilanz von 40 auf 52 Siege, zum ersten Mal seit der Ära von Shaq und Penny gewannen die Magic eine Playoff-Serie. Nach dem erneuten Ausscheiden gegen die Detroit Pistons verpflichtete General Manager Otis Smith in Mickael Pietrus und Courtney Lee weitere Dreierund-Defense-Unterstützung, und im Jahr darauf steigerten sich die Magic weiter. Es setzte 59 Siege – und dann entwickelte sich Orlando in den Playoffs zum Partycrasher dieser Saison. Howard war damals zwar bei Weitem nicht die Reizfigur späterer Tage, tatsächlich war er in seinen ersten Jahren in der Liga sogar recht beliebt, auch wenn viele beispielsweise mit seinem Klau der „Superman“-Masche von Shaquille O’Neal nicht viel anfangen konnten. Die großen Sympathieträger und Zuschauermagneten waren aber andere: Kobe Bryant war das Alphatier, LeBron James das junge Aushängeschild der Liga. Amtierender Champion waren 2008 die Celtics, die nach dem Gewinn der Meisterschaft in 2008/09 sogar noch stärker daherkamen. Eine Revanche zwischen den beiden größten Rivalen der NBA-Geschichte? Ein Duell zwischen Kobe und seinem designierten Nachfolger, zwischen dem 2008er und dem 2009er MVP in den Finals? Die NBA hätte wohl mit beiden Szenarien sehr gut leben können, genau wie Nike, das schon während der Saison permanent Werbespots mit Kobeund LeBron-Puppen durch den Äther jagte. Doch es sollte anders kommen.

Fotos: Fernando Medina/NBAE via Getty Images

Das Rezept gegen LeBron

Auf dem dritten Rang hinter den Cavs (66 Siege) und den Celtics (62) erreichte Orlando die Postseason, nach einem 4-2-Erfolg über die 76ers stand also das Duell mit Meister Boston an. Rückblickend gilt diese Serie oft als „die Serie, in der Boston Kevin Garnett nicht hatte“, da sich „The Big Ticket“ tatsächlich während der Saison verletzte, als die Celtics mit einer 44-11-Bilanz auf einem absoluten Zerstörungskurs waren. Komplett waren die Magic allerdings auch nicht. Nelson fehlte verletzt, Shooting Guard Lee kam gerade von einer Verletzung

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Magic

zurück und konnte nur limitierte Minuten von der Bank absolvieren. „Jeder redet über Garnett, was natürlich bitter für sie war, aber bei uns fehlten auch zwei Starter. Darüber redet aber niemand, weil man Boston feiern muss“, sagte Van Gundy später gegenüber „The Ringer“. Auch ohne „KG“ waren die stolzen Celtics ein harter Brocken. In der Serie ging es hin und her, nach Spiel fünf schien Boston mit einer 3-2-Führung und Spiel sieben in heimischer Halle jedoch sehr gute Karten zu haben. Aber die Magic schlugen vor allem defensiv zurück: Im sechsten Spiel erlaubten sie nur 75, in der finalen Partie 82 Punkte. Mit 25 Zählern und 12

„Ich denke, dass Stan noch immer nicht den Respekt bekommt, den er dafür verdient, ein Pionier zu sein.“ Steve Clifford -----------

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Assists führte Türkoglu sein Team in die nächste Runde und damit in das Duell mit LeBron James. Der frisch gekürte MVP sollte gegen Orlando eine absurd gute Serie spielen – 38,5 Punkte, 8,3 Rebounds und 8,0 Assists im Schnitt. Das gehörte allerdings zum Plan der Magic. Obwohl Türkoglu oder Pietrus individuell nicht mit LeBron Schritt halten konnten, verzichtete Orlando auf Double-Teams und limitierte so LeBrons Möglichkeiten, seine Teamkollegen in Szene zu setzen. „Die anderen Cavs brauchten LeBrons Hilfe, um gut zu spielen“, erklärte „SVG“ später rückblickend. Diese Kalkulation ging auf und führte zu einer überragenden Serie. Die Auftaktpartie ging trotz 49 LeBronPunkten an Orlando, nachdem Lewis 15 Sekunden vor Schluss einen Dreier zum 107:106-Sieg versenkte. In Spiel zwei lief es noch dramatischer, hier traf James mit der Sirene einen der berühmtesten Dreier seiner Karriere. Van Gundy sollte später behaupten, dass Orlando die Serie ohne diesen Wurf vielleicht sogar per Sweep entschieden hätte – daraus wurde zwar nichts, in der Tat wurde es im Anschluss aber etwas deutlicher. Lediglich das fünfte Spiel konnten die Cavs noch für sich entscheiden, in der Folgepartie war es dann Howard höchstpersönlich, der Orlando mit 40 Punkten und 14 Rebounds in die Finals führte und das Traum-Matchup zwischen Kobe und LeBron endgültig verhinderte. „Wir haben unsere Prinzipien nie geändert, egal ob Hedo oder Pietrus ihn verteidigt haben. Wir haben zwar ausgeholfen und niemanden auf einer Insel allein gelassen, aber wir haben LeBron nicht gedoppelt, sein Pick-and-Roll nicht geblitzt oder ihn im Post gedoppelt“, so Van Gundy. LeBron hätte mit dieser Art von Defense später weniger Probleme gehabt – weshalb Van Gundy stets betonte, dass er keine „magische Formel“ gegen den Superstar hatte. Doch zu diesem Zeitpunkt biss sich der „King“ bzw. sein Team die Zähne daran aus. „Das war hart für seine Verteidiger, aber so haben wir gegen ihn gespielt und Erfolg damit gehabt“, sagte Van Gundy. Bevor James 2010 nach Miami wechselte, gewannen die Magic inklusive dieser Playoff-Serie tatsächlich elf von 17 Spielen gegen die Cavaliers.

Endstation Lakers

Die nächste Station für den MagicExpress waren dann schon die Finals, wo Kobe und die Lakers vergeblich auf den Marketingshowdown mit LeBron warteten. Und gleichzeitig das erste Team in dieser Postseason waren, gegen das Orlando nicht massive Matchup-Vorteile aufwies. Die Lakers hatten unterm Korb die Länge und die Power, um Howard das Leben schwer zu machen, und sie schickten auch lange Forwards für das Türkoglu/Lewis-


Gespann ins Rennen, namentlich Lamar Odom und Trevor Ariza. Mindestens ebenso problematisch wie dieser Umstand waren allerdings auch die Shooting-Werte der Magic in dieser Serie, die in fünf Spielen an die Lakers ging. Die größte Stärke Orlandos verließ das Team zum schlimmsten Zeitpunkt, lediglich 33,0 Prozent der Dreier fanden in den Finals ihr Ziel, nachdem es gegen Cleveland noch 40,8 Prozent gewesen waren. Chancenlos, wie das Endergebnis es andeutet, waren die Magic allerdings nicht. Spiel eins war zwar eine klare Angelegenheit für L.A., in der zweiten Partie hatte Lee jedoch die Chance, den Sieg in letzter Sekunde per Layup einzutüten – stattdessen verloren die Magic in Overtime. „Wenn ich den Wurf zehnmal nehme, treffe ich neunmal“, ärgerte sich der Shooting Guard noch ein Jahrzehnt später. In der Magic-Ruhmeshalle teilt er sich seither einen Platz mit Nick Anderson, der 1995 im ersten Spiel der Finals gegen Houston vier Freiwürfe in Folge versemmelte. Es war ein früher Genickbruch: Spiel drei konnten sich die Magic zwar sichern, nachdem die Lakers aber die vierte Partie in Overtime

gewannen, war der Widerstand recht schnell gebrochen. Dennoch: Zum ersten Mal in der Franchise-Geschichte hatte Orlando einen Sieg in den Finals eingefahren, das Team war recht jung. Howard etwa war zu diesem Zeitpunkt erst 23 Jahre alt und gerade Vierter bei der MVP-Wahl geworden. Es sprach also viel dafür, dass dieser Mannschaft die nächsten Jahre in der Eastern Conference gehören könnten. Der Höhepunkt war jedoch, wie sich herausstellen sollte, bereits erreicht.

Der „Dwightmare“

Binnen weniger Jahre fielen die Magic Schritt für Schritt auseinander. In der 2009er Offseason ging Türkoglu nach Toronto, weil die Magic seinen FreeAgent-Preis nicht zahlen wollten, im Gegenzug wurde Vince Carter verpflichtet, wofür Orlando Lee abgeben musste. Lewis verpasste die ersten zehn Spiele der Saison, weil ihm Steroid-Missbrauch nachgewiesen wurde. Vor allem dank Howard blieben die Magic trotzdem eine Maschine und gewannen sogar genauso viele Spiele wie in der Vorsaison (59), der Fit mit Carter erwies sich jedoch nicht als perfekt. Noch

einmal wurden die Conference-Finals erreicht, diesmal waren allerdings die Celtics in sechs Spielen zu stark. Den Türkoglu-Fehler behoben die Magic dann während der Folgesaison, als unter anderem Carter für den Türken nach Phoenix getradet wurde, zwischenzeitlich scheiterte aber auch noch ein Experiment mit Gilbert Arenas. Orlando verlor seine Magie, 2011 schied das Team bereits in der ersten Playoff-Runde aus, das gleiche Spiel wiederholte sich auch ein Jahr später. Und am Ende dieser Spielzeit verließen dann sowohl Howard als auch Van Gundy das Team – zur Erlösung aller Beteiligten. Die Geschichte des „Dwightmare“ ist oft genug erzählt worden. In diesem Fall muss sie aber zumindest kurze Erwähnung finden, hat sie doch das Bild dieser Teams und dieses Spielers so nachhaltig geprägt und verändert. Die rund anderthalb Jahre, bevor Howard tatsächlich nach Los Angeles ging, verbrachte dieser abwechselnd mit Trade-Forderungen und Loyalitätsbekundungen, selten wechselte ein Superstar (2011 belegte er hinter Derrick Rose den zweiten Platz bei der MVP-Wahl!) so oft binnen so kurzer Zeit die Meinung. Der berühmteste Moment dieses Hin und Her involvierte passenderweise Van Gundy: Der Coach informierte Reporter nach einer Trainingseinheit darüber, dass sein Superstar beim Front Office seine Entlassung gefordert hatte. Dieser tauchte noch während des Gesprächs auf, herzte den Coach, bevor er über dessen Aussagen informiert wurde und völlig perplex dastand. Aus heutiger Sicht ist diese Interaktion das Bild, das in Erinnerung bleibt, wenn Howard und Van Gundy thematisiert werden – was schade ist, denn die gemeinsame Zeit war für beide einer der Karrierehöhepunkte. Während seiner Zeit als Star hatte Howard nie wieder einen Coach, der ihn so perfekt einzusetzen wusste. Vielleicht hat er einfach zu spät selbst erkannt, was er an dieser Situation hatte. „Ich denke, dass Stan noch immer nicht den Respekt bekommt, den er dafür verdient, ein Pionier zu sein“, sagte der damalige Assistant Coach Steve Clifford später zu „The Athletic“. „Er hat viele Stärken, aber vor allem kann er eine Gruppe ansehen und sagen: ‚Diese Gruppe muss auf diese Weise spielen.‘ Seine Vision davon, wie unser Team spielen sollte, war definitiv so.“ Dank dieser Vision waren die Magic ihrer Zeit voraus. 27,3 Dreier pro Partie versuchte Orlando im Jahr 2010 und führte die Liga mit diesem unerhört hohen Wert an. Zehn Jahre später galt die Offensive der Indiana Pacers als veraltet, weil sie unter anderem so wenige Dreier nahmen. Es waren genau 28 pro Spiel. Die Finals erreichten die Pacers damit nicht. redaktion@fivemag.de

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How it started … How it’s going Zeiten ändern dich. Das gilt nicht nur für Fans, sondern auch für Spieler und Coaches. Wie die aktuellen Superstars als Rookies aussahen? Wie einige der renommiertesten Coaches ... nun ... gereift sind? Schön, dass ihr fragt.

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Fotos: Scott Cunningham/Brian Babineau/Ned Dishman/Jonathan Daniel/Rocky Widner/Hannah Foslien/Andrew D. Bernstein/Mike Powell/Kim Klement - Pool/Nathaniel S. Butler/Stephen Dunn/Matthew Stockman/Jesse D. Garrabrant/David Dow/Jared C. Tilton/ Chris Elise/Vernon Biever/Chris Covatta/Douglas P. DeFelice/Fernando Medina/Gary Dineen/Bill Baptist/Tom Pennington/Todd Warshaw/Chris Schwegler/Adam Pantozzi/Cato Cataldo/D. Clarke Evans/Randy Belice


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SASA OBRADOVIC “DU WEISST NIE, MIT WELCHER MANNSCHAFT DU ANTRETEN WIRST“ Schon als Spieler war er dort eine Legende, jetzt trainiert Sasa Obradovic Roter Stern Belgrad. FIVE hat den 51-jährigen Serben vor dem Gastspiel seiner neuen Mannschaft in München getroffen. Heraus kam ein Gespräch über Deutschland als zweite Heimat, Bildungsreisen in die Summer League, eine Verletzung, die alles veränderte, und die immerwährende Arbeit an den eigenen Emotionen. Interview: Peter Bieg

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Fotos: Andrew D. Bernstein/Nathaniel S. Butler/Dylan Buell/Sergey Grachev/Euroleague Basketball via Getty Images

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üssen wir Sasa Obradovic überhaupt irgendwem vorstellen? Den jüngeren Lesern womöglich. Der gebürtige Belgrader spielte fast 20 Jahre als Profi auf beiden Guard-Positionen, unter anderem bei ALBA Berlin und RheinEnergie Köln. In Köln begann im Jahr 2005 dann auch nahtlos seine Trainerkarriere, die ihn zwischenzeitlich zurück nach Berlin, aber auch in die Ukraine, nach Polen, Russland und Frankreich führte. Seit dieser Saison ist der 1,97 Meter große Glatzkopf Headcoach von Crvena Zvezda Belgrad. Mit der Auswahl Jugoslawiens wurde Obradovic unter anderem Weltmeister (1998) sowie dreimal Europameister (1995, 1997 und 2001) und gewann bei den Olympischen Spielen 1996 die Silbermedaille.

sensibilisiert. Natürlich ist es unter den aktuellen Umständen alles nicht ganz so leicht, aber es bleibt etwas Besonderes, nach Deutschland zurückzukommen. Mir sind viele Freunde geblieben, in jeder Stadt, in der ich aktiv war.

Außerdem wurde er als Trainer und Spieler jeweils deutscher Meister und Pokalsieger. Der Ruf, auf dem Parkett ein Hitzkopf zu sein, begleitet ihn bis heute. Im persönlichen Gespräch ist FIVE ein extrem reflektierter, selbstkritischer Coach begegnet.

ist ein ganz spezieller Tag für mich, jeder weiß das. Ich muss meine Spieler in den Köpfen wachhalten, sie dürfen den Fokus auf keinen Fall verlieren. Das fängt beim Shootaround an und geht beim Mittagessen weiter – ich möchte nicht, dass da jemand locker ist und herumhängt. Das sind die Rituale. Ich bereite die Mannschaft mit allem vor, was unser Scouting ergeben hat, mental und physisch.

FIVE: Herr Obradovic, Sie haben in Deutschland gespielt und als Trainer gearbeitet. Ist es ein besonderes Gefühl für Sie, nach Deutschland zurückzukommen? Sasa Obradovic: Das ist meine zweite Heimat. Ich fühle mich als Teil dieses Landes und dieser Gesellschaft. Meine besten Jahre als Spieler, meine bisher besten Jahre als Coach – die habe ich hier verbracht. Ich habe hier als Spieler den Titel gewonnen, als Trainer Titel gewonnen. Entsprechend habe ich auch besondere Emotionen, bin für Deutschland

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Da heute der Tag vor der nächsten Partie in der Euroleague ist: Haben Sie besondere Rituale vor dem Spieltag? Ich gehe ins Bett und schaue zuerst noch ein Spiel des kommenden Gegners, und am nächsten Morgen geht es genauso weiter: Ich schaue noch ein Spiel und versuche, so viele Informationen wie möglich zu bekommen. Ich erinnere mich permanent daran, was die wichtigsten Dinge für uns sind. Außerdem muss ich die Energie und den Fokus hoch halten, für das gesamte Team. Der Gameday

Sie haben für zwei Jahre bei Roter Stern Belgrad unterschrieben, mit der Option auf ein weiteres Jahr. Was ist Ihre Mission in Ihrer Heimatstadt Belgrad? Ich habe nur die höchsten Ziele. Wir möchten so weit kommen wie nur irgendwie möglich. Ich hatte noch ein Jahr Vertrag in Monaco, wo ich zuvor gearbeitet habe. Ich war an einem guten, sicheren Platz, in einer stabilen Situation.

Aber das war der Eurocup. Nun hatte ich die Chance, zurück auf das höchste Level zu kommen. Das war immer mein größtes Ziel, und für mich gab es keinen Zweifel, dieses Angebot anzunehmen. Ich bin dankbar für die Zeit in Monaco und habe weiterhin ein super Verhältnis mit den Verantwortlichen dort, die mich hervorragend in ihre Organisation aufgenommen haben. Unsere Mission in Belgrad ist es, in jedem Jahr oben mitzuspielen, in der Lage zu sein, die ganz großen Mannschaften herauszufordern. Und der Klub traut mir zu, das dazu erforderliche Team zusammenzustellen. Unsere Spieler – zumindest die ausländischen Spieler – spielen zum ersten Mal überhaupt zusammen. Deshalb brauchen wir Zeit. Denn erst Kontinuität wird die großen Ziele näher bringen, das

wissen wir. Kleine Ziele gibt es keine bei Roter Stern. In der Adria-Liga müssen wir Erster werden. Wir müssen so gut wie jedes Spiel gewinnen, und keiner darf am Ende vor uns stehen. In der Euroleague ist die Erwartung auch, Spiele zu gewinnen und so weit wie möglich zu kommen. Wie weit das ist, werden wir mit der Zeit sehen müssen. Es gibt nicht das Ziel, zu den besten acht zu gehören, ins Final Four zu kommen. Dieser Druck ist sinnlos, weil es viele andere Mannschaften gibt, die deutlich mehr investieren als wir. Dennoch: Wir sind solide und können mit jedem mitspielen. Sie haben viele Jahre selbst für Roter Stern gespielt. Was ist das für ein Klub? Roter Stern war immer das beliebteste Team in unserem Land. Im Basketball gab es immer nur Partizan gegen Roter Stern Belgrad. Wir haben die Popularität,


da wir in der Euroleague spielen. Deshalb unterstützen uns sehr viele Menschen. Das ist pure Leidenschaft hier. Du musst der Beste sein. Mittelmaß akzeptiert von unseren Zuschauern niemand. Euroleague-Spiele, die kannst du vielleicht verlieren. Aber das Derby gegen Partizan? Das ist ein ganz besonderes Spiel. Da geht es um Stolz, um Identität, um Familie. Das ist ein besonderer Druck, die Community geht hart mit dir ins Gericht. Du musst dich als Spieler und als Mensch enorm entwickeln, um dem Druck standzuhalten. Aber es bringt dich weiter. Denn du nimmst jeden Gegner extrem ernst, nimmst das Training sehr ernst und entwickelst eine besondere Disziplin. Wer diese Schule hier durchläuft, legt eine gute Grundlage für die folgenden Jahre – wo auch immer sie ihn hinführen. Der

war das, als ich noch gespielt habe. Die Offensive war damals noch viel weniger wichtig. Heute brauchst du eine klare Idee, eine offensive Strategie. Diese musst du befolgen, aber auch mal ausbrechen können. Ich liebe es, schnellen Basketball zu spielen. Fastbreak-Punkte, offene Würfe – aber nicht ohne Kontrolle! Du musst immer das Tempo des Spiels unter Kontrolle haben, kannst nicht permanent schnell spielen. Manchmal musst du langsam machen, dir die Mismatches anschauen, diese gezielt attackieren. Defensiv ist Basketball noch immer kein großes Geheimnis: Verteidigungsstarke Mannschaften werden immer die Chance haben, Spiele zu gewinnen – und oft auch die Meisterschaft. Und als Coach?

Einige Ihrer Kollegen haben sich über die schwierigen Umstände und den Mangel an Fairness in der Euroleague aufgrund der Corona-Pandemie beschwert. Wie sehen Sie das? Mannschaften wie Roter Stern oder auch Zalgiris Kaunas, die kleineren Teams in der Euroleague, sind extrem von ihrem „Sechsten Mann“ abhängig. Der Support unserer Fans ist unglaublich. Das knappe Spiel gegen Zalgiris Kaunas (69:75, Anm. d. Red.) hätten wir mit unseren Fans im Rücken – eben unserem Sechsten Mann – wahrscheinlich nicht verloren. Aber es nützt doch nichts, sich zu beschweren. Wir müssen uns um die Dinge kümmern, die wir beeinflussen können. Das sind unvorhersehbare Zeiten. Du kannst nichts vorhersehen, nichts planen. Es geht immer nur in Mikro-Zyklen, von Woche

“Es ist hart, diese Art Basketball und diese Einstellungen einfach auf ..Europa zu ubertragen.“ -----------

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mentale Druck ist hoch, Menschen können sehr hart zu dir sein, dich angreifen, dich beschimpfen. Das ist eine spezielle Motivation, alles zu geben, um deine Unterstützer nicht zu enttäuschen. Sie haben angekündigt, bei Roter Stern offensiv wie defensiv modernen Basketball spielen zu wollen. Wie definieren Sie diesen Stil? Basketball verändert sich enorm, von Jahr zu Jahr. Ich will da gar nicht an die Zeiten denken, als ich noch gespielt habe. Ich möchte hier keinen NBA-Stil etablieren, da fehlt mir ein gewisser Druck im Spiel. NBA-Basketball ist für mich nicht leicht anzuschauen. Aber natürlich ist das zum Beobachten und Lernen eine tolle Umgebung! Früher ging es darum, einfach einen Punkt mehr zu erzielen als der Gegner – oder eben möglichst einen Punkt weniger vom Gegner zuzulassen. So

Als Coach kannst du nicht alles immer kontrollieren. Du hast das Spiel nicht die ganze Zeit im Griff. Natürlich, es muss weitgehend eine enorme Disziplin herrschen. Du musst wissen, was du tust. Aber ich respektiere die Momente, wenn das nicht möglich ist und die Dinge ihren eigenen Fluss entwickeln. Das ist eine der größten Veränderungen an mir selbst, die ich über die Zeit als Trainer wahrgenommen habe. Früher war ich derjenige, der versucht hat, alles zu kontrollieren. Ich war extrem unnachgiebig, wollte permanente Disziplin von meinen Spielern. Doch mit der Zeit musst du dich anpassen, an eine neue Generation von Spielern, an gewisse Trends im Spiel. Aber bei all dem musst du dir dennoch treu bleiben. Ich habe eine ganz gute Balance gefunden zwischen dem, was ich als Trainer will, und dem, was die Spieler können.

zu Woche anders. Es macht mich nicht froh, dass unsere Halle leer ist. Das sind 20.000 Menschen, die die Bedingungen für alle verändern: die Entscheidungen der Schiedsrichter, die Entscheidungen der Gegenspieler. Das tut uns aktuell am meisten weh. Haben Sie trotz all der negativen Auswirkungen der Pandemie auch positive Aspekte für sich finden können? Es war für mich wirklich positiv, diese Phase des nahezu völligen Stillstands erleben zu dürfen. Die letzten Jahre war ich zumeist von meiner Familie getrennt, in Monaco etwa. In den letzten Monaten hatten wir die Gelegenheit, nochmal einiges neu aufzubauen, unsere Beziehungen zu stärken. Es war unglaublich schön für mich, so viel Zeit mit meinen Kindern verbringen zu dürfen, ihre Sicht auf das Leben besser

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Fotos: Rodolfo Molina/Marko Metlas/Euroleague Basketball via Getty Images/Filip Baotić

kennenlernen zu dürfen. Das war eine sehr inspirierende Erfahrung. Andererseits habe ich aber auch als Coach versucht, mich weiterzuentwickeln: Ich habe mir verschiedene Ligen angeschaut, Spieler angeschaut, Stile angeschaut. Ich habe da viel Zeit investiert, weil ich diese endlich einmal am Stück hatte. Das hat mir geholfen, mich auf die neue Herausforderung in der Euroleague besser vorzubereiten, die dortige Kultur zu verstehen. Für mich war das also eine willkommene, gute Pause. Manchmal brauchst du eine solche Pause einfach. Die ganzen Reisen, die vielen Spiele, der Druck zu gewinnen … da einfach mal einen Reset machen zu dürfen, ist nicht schlecht. Natürlich überwiegen aber auch für mich die negativen Konsequenzen. Der Basketball ist nicht mehr derselbe, auch die Spiele, welche wir gerade erleben, das ist nicht dasselbe. Es wird dauern, bis alles wieder normal ist und wir wieder auf dem gleichen Level sind wie zuvor. Gerade sind alle am Straucheln. Ständig ist die Frage, in welcher Verfassung dein Team oder der Gegner ist. Die Erwartungen ändern sich ständig, weil sich die Umstände ständig ändern. Jede Woche. Du weißt nie, mit welcher Mannschaft du antreten wirst, gegen welchen Gegner. Das ist manchmal sehr, sehr hart. Sie haben mehrfach für NBA-Klubs in der Summer League gearbeitet. Was haben Sie dabei gelernt? Ich habe eine neue Welt entdeckt, eine neue Perspektive auf den Basketball. Ich habe dort sehr nette Leute kennengelernt, inspirierende, hilfreiche Persönlichkeiten. Sie haben mir ihr Wissen weitergegeben und eine Mentalität, die komplett verschieden ist von dem, womit ich aufgewachsen bin. Das ist ein Bereich, in dem ich mich definitiv verbessern kann: eigene Glaubenssätze hinterfragen, Neues ausprobieren. So riesig sind die Unterschiede auch wieder nicht, aber es gibt Dinge, die du verstehen musst. Außerdem siehst du da drüben jede Menge neuer Spieler, die dir einige Zeit später womöglich helfen können. Ich war in jeder Summer League bei einem anderen Team. Und die dort geknüpften Beziehungen helfen mir, den amerikanischen Stil, den amerikanischen Weg besser zu verstehen. Es ist hart, diese Art Basketball und diese Einstellungen einfach auf Europa zu übertragen. Aber immerhin verstehst du, wie die Spieler denken, womit sie aufgewachsen sind. Was Basketball angeht, aber auch was das ganze Leben angeht. Und das macht mich dann zu einem besseren Trainer, da ich meine Spieler deutlich besser verstehe und bessere Beziehungen zu ihnen aufbauen kann. Ich erreiche meine amerikanischen Spieler viel besser, seitdem ich gesehen habe, was sie von der G-League halten und wie die NBA funktioniert. Das schafft

Vertrauen, was wiederum ein großer Faktor für erfolgreiche Kommunikation ist. Wenn Sie Spieler rekrutieren, worauf achten Sie? Heutzutage kannst du keinen perfekten Spieler mehr finden. Aber es gibt Dinge, die essenziell sind. Der Charakter des Kerls – ist das einer, mit dem du in den Krieg ziehen willst? Du brauchst starke Charaktere, welche leider heutzutage oft schwer zu finden sind. Da geht es um moralische Standards – darum, ob jemand eine gute Person ist. Dann schaue ich natürlich, welches Spielerprofil ich brauche. Wie gut passt ein Akteur zur gewählten Philosophie? Außerdem suchst du heute natürlich nach Vielseitigkeit auf möglichst jeder Position. Ein Spieler muss mehrere Positionen ausfüllen können. So kommst du dann durch die Saison, wenn es Verletzungen oder Formschwächen gibt. Du kannst die Spieler dann von Position zu Position schieben und immer noch gewinnen. Das waren die wichtigsten Dinge, aber es gibt noch viele weitere Aspekte. Ich beispielsweise möchte keine zu alten Spieler. Älter als 32, 33 Jahre sollten sie möglichst nicht sein. Die Verletzungsanfälligkeit steigt einfach enorm an. Und dann geht es bei der Kaderzusammenstellung immer auch um die Mischung aus ausländischen und einheimischen Spielern. Du brauchst auch einheimische Spieler mit bestimmten Rollen und Vertrauen, damit die Balance stimmt. Das ist wirklich komplex, denn alle müssen ja auch zusammenspielen können und miteinander auskommen. Ich muss mit den Spielern offen und unkompliziert kommunizieren können. Außerdem ist Integrität in der Kabine wichtig, da darf nichts hinter meinem Rücken passieren. Für mich kommen nur hochprofessionelle Spieler infrage, die Erfolg haben wollen und auch auf individueller Ebene entwicklungsfähig sind. Ambition, Hingabe und Leidenschaft für Basketball sind ebenfalls zentral. Ich habe in meiner Karriere jetzt schon sehr viele Spieler ausgesucht. Es gab nur wenige Fälle, in denen ich danebengelegen habe. Zu der Mehrheit der Jungs, die ich trainiert habe, habe ich bis heute hervorragende Beziehungen. Und viele von ihnen haben auch großartige Karrieren hingelegt, nachdem sich unsere Wege getrennt hatten. Sie sind direkt nach dem Ende Ihrer Spielerkarriere zum Coach geworden. War dieser Schritt stets der Plan von Sasa Obradovic? Ich wusste, dass es so kommen würde. Ich habe schon sechs Jahre vor meinem Karriereende damit begonnen, mich darauf vorzubereiten. Ich habe alles, was ich über Basketball wusste und gelernt habe, niedergeschrieben. Diese ganzen Turniere – die Olympischen Spiele, die

Europa- und Weltmeisterschaften – mit sehr unterschiedlichen Coaches, das habe ich alles verarbeitet. Alle Ideen, alle Trainingsmethoden, alles zu Kommunikation und Vorbereitung habe ich aufgeschrieben. Ausgelöst wurde alles von der schweren Verletzung, die ich mir damals zugezogen hatte. Ich habe mir die Achillessehne gerissen, da war ich schon 30 Jahre alt. Im Jahr 1999 war das, bei der Europameisterschaft in Frankreich. Und im kompletten Jahr 2000 habe ich die Reha gemacht und mich voll der Vorbereitung auf meine Trainerlaufbahn gewidmet. Das ist das Fundament von allem, was ich heute mache. Nach der Verletzung habe ich viel intensiver darüber nachgedacht, wie es nach meiner Spielerkarriere weitergehen soll. Coaching war die richtige Richtung für mich. Ich bin sehr glücklich mit meiner Entscheidung. Es ist genau das, was ich will. Als Trainer bin ich eine erfüllte Person. Wie sehr vertrauen Sie bei Ihrer Arbeit auf Statistiken und Analytics? Sehr viel, definitiv! Ich habe Leute in meinem Scouting-Stab, die sich da extrem gut auskennen. Wir gehen da sehr ins Detail, wenn wir Taktik und Strategie festlegen. Das ist ein weiterer Teil des modernen Basketballs: Ich möchte nicht vorhersehbar sein. Manchmal basiert unsere Verteidigung strikt auf unserem System. Und manchmal verteidigen wir so, wie es unser Scouting diktiert. Das können wir von Spiel zu Spiel anpassen. Im Oldschool-Basketball waren alle viel mehr auf ihre eigenen defensiven Systeme fixiert. Heute ist es einfacher, den Zahlen zu vertrauen. Und dann versuchen Coaches entsprechend, die Werte der gegnerischen Verteidigung mit einer eigens darauf ausgerichteten Offensive auszunutzen. Morgen spielen Sie in München, danach geht es nach Mailand. So eine Saison ist sehr lang, involviert viele Reisen. Wie entspannen Sie? Der Druck ist sehr hoch. Jeder muss unbedingt einen Weg finden, zu entspannen und freie Zeit gut zu nutzen. Ich beschäftige mich die meiste Zeit mit Psychologie. Ich lese sehr viel und schaue mir Filme an. Mir geht es darum, die Natur des Menschen besser zu verstehen. Aber nicht nur, was Basketball angeht. Ich möchte mir und anderen besser helfen können. Das ist wichtig, damit ich mich als Trainer verbessere. Ich muss ruhiger sein, besser mit meinen Emotionen umgehen können. Ich möchte mich nicht komplett von meinen Emotionen verabschieden, aber in zehn bis zwanzig Prozent der Fälle muss ich im Zweifel besonnener agieren. Ich bin jetzt seit 16 Jahren als Trainer im Geschäft und bekomme das immer besser in den Griff. Das ist mein Fokus. redaktion@fivemag.de

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System

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Calles

HAMBURGS SYSTEM UNTER CALLES Die Hamburg Towers sind in dieser Saison im Vergleich zu ihrem Premierenjahr in der BBL nicht wiederzuerkennen. Das liegt auch an Pedro Calles. Wie lässt der spanische Coach offensiv wie defensiv spielen? Text: Manuel Baraniak

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ie Ereignisse auf dem Trainermarkt waren während der BBL-Offseason interessanter als die auf dem Spielermarkt. Zum einen mag dies an den Auswirkungen der CoronaPandemie liegen: Das Klischee des umsichtig wirtschaftenden deutschen Klubs hat schon seine Berechtigung. So lockten Teams aus anderen europäischen Ligen viele letztjährige BBL-Topspieler weg aus der deutschen Beletage, während relativ wenige Akteure von Euroleague-Niveau in die BBL wechselten. Zum anderen liegt dies aber auch schlicht an den Coaches. So kehrte mit Andrea Trinchieri der ehemalige Bamberger Meistertrainer zurück, um den FC Bayern München in die Euroleague-Playoffs zu führen. Um die Berliner Trainerlegende Aito war es lange Zeit ruhig, ehe sich der Spanier für ein weiteres Jahr an der Seitenlinie entschied. Zwischen Bamberg und Göttingen kam es zu einem Trainertausch um Johan Roijakkers und Roel Moors. Und an Crailsheims Trainer Tuomas Iisalo soll der Euroleague-Klub Zalgiris Kaunas interessiert gewesen sein. Geht es um europaweit talentierten und begehrten Trainernachwuchs, muss auch Pedro Calles genannt werden. In seinen ersten beiden Jahren führte der 37-jährige Spanier RASTA Vechta überraschend in die Playoffs, auch Calles hatte Begehrlichkeiten geweckt. Der Trainer zog seine Ausstiegsoption, um in Hamburg „eine neue Herausforderung“ zu suchen. Lagen die Towers in der vergangenen Spielzeit bei Saisonunterbrechung auf dem letzten Platz, scheint der letztjährige Aufsteiger in dieser Saison auf Playoff-Kurs zu sein. „Er hat die Stärke, alles aus seinen Spielern herauszuholen, und in den vergangenen beiden Saisons bewiesen, dass er ein überdurchschnittlicher BBL-Coach ist“, erklärte Hamburgs Geschäftsführer Marvin Willoughby bei Calles’ Verpflichtung. Wie wahr.

Fotos:TF-Images/Getty Images

„Run and Jump“-Defense Ein gutes Beispiel hierfür ist Max DiLeo: Dass sich der US-Guard mit deutschem Pass in der BBL etablieren würde, hatte manch einer aufgrund dessen limitierter Offensive bezweifelt. Doch DiLeo kann durch seinen Einsatz und seine Aggressivität in der Verteidigung die Seele einer Mannschaft sein: wenn er über das ganze Feld verteidigt, Einwürfe in HandballtorwartManier erschwert oder mit ausgeschlagenem Zahn einfach weiterspielt. Oder um es mit den Worten von Calles im 2019er FÜNF-Interview zu sagen: „Wenn man einen Vergleich zwischen Basketball und dem Militär aufstellen würde, dann wäre DiLeo der Soldat in der ersten Reihe, der den

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ersten Schlag einsteckt, aber an der Front den ganzen Trupp beschützt.“ Eine solche Mentalität, zumal vom Mann in vorderster Front gelebt, steckt natürlich an. DiLeo nimmt häufig den gegnerischen Spielmacher auf. Hat es dieser über die Mittellinie geschafft, kommt dort immer wieder das Doppeln. „Run and Jump“ nennt sich das Prinzip, wenn ein zweiter Verteidiger blitzartig zum Spielmacher stößt. Er sprintet („run“) regelrecht nach vorne und springt („jump“) dort angekommen in die Luft, wenn der gegnerische Aufbau den Ball aufgenommen hat. Pässe sollen erschwert und Ballverluste forciert werden – mit der Mittellinie als drittem Verteidiger. „Ich mag es, aggressiv zu spielen und die gegnerische Offensive in schwierige Situationen zu bringen. Das Team, das verteidigt, soll mehr attackieren als der Offensivspieler, der den Ball in den Händen hat“, beschrieb Calles damals im angesprochenen Interview seine Philosophie. Zwar mag das „Run and Jump“Prinzip zu Saisonbeginn seltener zum Vorschein kommen als in den vergangenen Jahren in Vechta. Doch ein konsequentes Hedge-andRecover im Pick-and-Roll sowie gute Rotationen in der Help-Verteidigung mit schnellen Closeouts sind andere Gründe für die starke Towers-Defense. 16,0 Ballverluste forcieren die Hamburger pro Partie, lediglich Quoten von 42,0 Prozent aus dem Feld und 29,6 Prozent von Downtown gestattet Calles’ Truppe ihren Gegnern – allesamt Ligabestwerte!

Guter Mix in der Offense Das „Run and Jump“-Prinzip hatte Calles einst während einer Coaches Clinic bei der spanischen Trainerlegende Aito beobachtet. Aito wiederum adelte Calles während dessen Vechta-Zeit mit den Worten, dessen Team würde „wie die Zukunft des Basketballs spielen“. Neben der Aggressivität in der Verteidigung könnte Aito auf den damaligen Fastbreak-Stil samt Fokus auf Dreier und Aktionen nach ballfernen Blöcken statt vieler Isolationen angespielt haben – was man auch bei seinen Teams in Berlin beobachten kann. Doch hier unterscheiden sich die Towers 2020/21 im Vergleich zu den beiden Vechtaer Teams unter Calles. So gehen die Towers deutlich mehr ins Eins-gegen-eins (in 11,5 Prozent aller Offensivaktionen) und forcieren auch direkte Abschlüsse aus dem Blocken-und-Abrollen. Häufig ist zu beobachten, wie sich in einem Halbfeldangriff zwei Pick-and-Roll-Paare ergeben: erst der Shooting Guard mit dem Center, nach dem Swing auf den anderen Flügel der Point Guard mit dem Big Man.

Dieses Element ist auch in einer zweiten Option im Spielzug rechts zu beobachten. Meist kommt es in jenem Play aber nicht zu einem zweiten Pick-and-Roll. Häufiger täuscht der Center einen Ball-Screen nur an, um stattdessen nach unten für einen Pin-Down zu rotieren. Daraus kann ein Werfer zum Dreier gehen. Und doch sind die Off-Screen-Aktionen im Vergleich zu Calles’ Vechta-Zeit bei den Towers rapide gesunken – zumindest bisher. Denn Gelegenheiten für mehr ballferne Blöcke ergeben sich durchaus. Vor allem aus Einwurfspielzügen, wenn zwei Flügelspieler um Staggered-Screens curlen oder Calles sich eines Spielzugs von Celtics-Trainer Brad Stevens bedient. Eine große Rolle in der Hamburger Offensive nimmt Jordan Swing ein, der samt Iso-Gefahr und Dreierstärke – zumindest von der Spielweise – so etwas wie einen Hybrid aus T.J. Bray und Austin Hollins gibt. Center Maik Kotsar sollte genauer beobachtet werden: Der estnische Nationalspieler hat nach seiner College-Zeit seine Profikarriere in Hamburg begonnen. Der 2,11-Meter-Mann besitzt ein sehr gutes Ballhandling, was er nach FakeHandoffs beweist. Zudem ist er ein guter Blocksteller, der mit seinen „Gortat-Screens“ bzw. Seals seinen Guards den Weg freiblockt. Wie beispielsweise T.J. Shorts, der beim 98:94-Sieg gegen Göttingen so einen entscheidenden Layup traf. Der 1,75 Meter kleine Wirbelwind zeigte auch gegen Bamberg und den MBC seine Crunchtime-Qualitäten. Shorts versteht es ungemein gut, den gegnerischen Big Man im Hedge-and-Recover im richtigen Moment zu attackieren. Kameron Taylor könnte zum vielseitigsten Spieler avancieren, Terry Allen zum designierten Stretch-Vierer, Bryce Taylor bringt Erfahrung – alle kennen schon die BBL. Zach Cuthbertson hat RingbeschützerPotenzial, und da wäre dann noch das Hamburger Eigengewächs Justus Hollatz. Die Mischung im Hamburger Kader bei den Towers stimmt, auch wenn die Offensive im Halbfeld noch besser werden kann. „Neben meiner Philosophie und der Wertschätzung des Charakters geht es mir auch darum, unseren Stil nach den Stärken der Spieler auszurichten“, machte Calles im angesprochenen FÜNF-Interview deutlich. So sind etwaige Änderungen (mehr Isos, aber dort mit 0,99 Punkten pro Abschluss effizient) im Vergleich zu seinen Vechta-Teams nur stringent und – erneut – erfolgversprechend. „Ein Coach hat mir einmal gesagt: ,Pedro, wenn du Orangen hast, mach daraus Orangensaft. Wenn du Äpfel hast, mach daraus Apfelsaft.‘“ redaktion@fivemag.de


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2

5

4

1 Maik Kotsar (5) und Terry Allen (4) stellen einen Staggered-CrossScreen für Jordan Swing (2), der per Iverson-Cut auf den anderen Flügel rotiert und dort den Ball erhält.

Depth Chart 2020/ 2021 Pos. Spieler

PG

Max DiLeo

T.J. Shorts

SG

Jordan Swing

Justus Hollatz

Osaro Jürgen Rich

SF

Kameron Taylor

Bryce Taylor

PF

Terry Allen

Zach Cuthbertson

Hans Brase

C

Maik Kotsar

Marvin Ogunsipe

Tiefes Team mit elf Rotationsspielern. Im Backcourt hat Calles zu Saisonbeginn hinsichtlich der Starter viel rotiert. Mit Hollatz, Swing und Kam Taylor laufen große Ballhandler auf.

Spieler im Fokus:

Justus Hollatz Das Hamburger Nachwuchsprogramm ist mit seiner Gründung im Jahr 2009 noch relativ jung, und doch haben aktuelle deutsche Nationalspieler dort ihre ersten Schritte gemacht: Ismet Akpinar und Louis Olinde. Die beiden verließen aber noch als jeweils 18-Jährige die Hafenstadt, um sich in Berlin respektive Bamberg an deutlich größeren Standorten weiterzuentwickeln. Während sich Akpinar und Olinde also andernorts als BBL-Spieler etablierten, scheint dies mit Justus Hollatz nun ein Hamburger Eigengewächs bei den Towers zu tun. Der 19-Jährige hat 2019 den Aufstieg von der ProA in die BBL mitgemacht, präsentiert sich in seinem zweiten Jahr in der deutschen Beletage viel reifer und hat mit einer Nominierung in den vorläufigen EM-Quali-Kader 2019 zumindest schon bei der Nationalmannschaft angeklopft. Wie Hollatz das geschafft hat? Als einer der konstantesten Nachwuchsspieler der BBL. Mit rund 21 Minuten pro Partie erhält kein U22-Spieler mehr Einsatzzeit als Hollatz. Der präsentiert sich trotz seiner erst 19 Jahre extrem unerschrocken, auch gegen Druck zeigt sich der Spielmacher nicht nervös. Denn Hollatz besitzt eine starke Übersicht. Mit seinen

PLAY-TYPE spotup P&R Ballhandler transition isolation off-screen Summe

1,91 Meter findet er nach Drives per Kickout die Distanzschützen ebenso wie mit gut getimten Bodenpässen die Abroller in der Zone – auch auf engem Raum. Die unten aufgeführten Play-Type-Stats sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hollatz ein guter Passer aus dem Pick-and-Roll ist – Assists werden bei den Stats aber nicht berücksichtigt. Beim eigenen Abschluss hat Hollatz hier und da noch Probleme. Denn der Guard agiert hierbei noch nicht sehr vielseitig: Den Pullup-Jumper hat er noch nicht wirklich in seinem Repertoire, bei Drives macht sich Hollatz teils selbst das Leben schwer. So zieht er sehr wenige Freiwürfe. Dabei zeigt Hollatz im Eins-gegen-eins, dass er durchaus mit Kontakt abschließen kann. Um in der Offensive noch unberechenbarer aufzutreten, muss Hollatz an seinem Sprungwurf arbeiten – was er im Sommer anscheinend getan hat. Hollatz wird des Öfteren ballabseits eingesetzt, wo er effizienter auftritt als noch in seinem ersten BBL-Jahr. Hollatz’ bisherige Entwicklung kann sich sehen lassen. Schon mit 19 Jahren präsentiert der Guard Spielintelligenz und Antizipation sowie das Potenzial eines flexiblen Combo Guards, womit das erste A-Länderspiel nur eine Frage der Zeit zu sein scheint.

FREQ% PPP FG% FT FREQ% TO FREQ% 33,3 1,24 53,3 5,9 5,9 19,6 0,0 0,0 0,0 40,0 17,6 1,33 75,0 0,0 11,1 13,7 1,14 50,0 14,3 0,0 3,9 1,00 100,0 0,0 50,0 100,0 0,84 46,2 3,9 19,6

B

3

4

5

2 1

Allen folgt Swing, es kommt zum Pick-and-Roll. Nach der Ballverlagerung bewegt sich Kameron Taylor (3) in die Weakside-Ecke. Swing passt zurück auf T.J. Shorts (1).

3

4

2

C1

5

1

Kotsar täuscht den Ball-Screen an, rotiert stattdessen nach unten und stellt einen Pin-Down für Taylor – welcher daraus auf den Dreier geht.

C2 3 4 5 2

HO

1

Die Play-Type-Stats für Justus Hollatz aus seinen BBL-Spielen 2020/21. Legende: Freq% – Prozentsatz der Abschlussart an allen Abschlüssen des Spielers, PPP – Punkte pro Abschluss, FG% – Feldwurfquote, FT Freq% – Wie häufig zieht der Spieler Freiwürfe, TO% Freq – Wie häufig produziert der Spieler einen Ballverlust; Daten: Manuel Baraniak

In einer zweiten Option passt Swing auf Kotsar, der mit DribbleHandoffs in mehreren Ausstiegen operieren kann. Nach Ballübergabe auf Shorts laufen der Point Guard und der Center ein zweites Pickand-Roll.

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Elias

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ELIAS HARRIS „ICH ICH HABE DEFINITIV KEINEN RÜCKSCHRITT GEMACHT“ GEMACHT

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Nach sieben Jahren in Bamberg schloss sich Elias Harris in dieser Saison zunächst Ludwigsburg an, betrieb dort beste Eigenwerbung und erfüllte sich jüngst mit einem Wechsel in die spanische ACB einen Traum. Im Interview spricht er über die Gründe seiner Wechsel, die „Mamba Mentality“ und mehr. Interview: Manuel Baraniak

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Fotos: Patrick Albertini/Euroleague Basketball via Getty Images

ÜNF: Wenn ich die Namen Elias Harris und David McCray sowie den Begriff „Altherrenzock“ in einen Zusammenhang bringe, bist du nicht beleidigt, oder? Elias Harris: (lacht) Nein, nein. So haben sich die Wege von David und mir gekreuzt. Ich muss vier oder fünf Jahre alt gewesen sein. Mein Vater ging damals immer freitags zum Altherrentraining – zumindest kam es uns damals so vor, als wären es die Alten Herren gewesen. Aber sie waren selbst noch in den 40ern und noch gar keine „alten Herren“. (schmunzelt) Ich habe dort immer ein bisschen an einem Seitenkorb geworfen, und David, der drei Jahre älter ist, hat auf der anderen Seite mit seinen Jungs gespielt. Und so haben wir uns relativ früh kennengelernt. David McCray hat 2019 seine Spielerkarriere beendet – ist aber direkt in den Trainerstab der MHP RIESEN Ludwigsburg gewechselt. Seit 2020 ist er zudem Headcoach des Ludwigsburger NBBL-Teams. Hat es dich überrascht, dass er so schnell die Trainerlaufbahn eingeschlagen hat? Gegen Ende seiner Karriere hatte sich das schon abgezeichnet. Wann immer wir über Basketball gesprochen haben, war mir klar, dass er nach seiner Karriere gerne in den Trainerbereich gehen möchte. Hier in Ludwigsburg ist er ja schon ein Urgestein, da haben der Verein und Coach John Patrick ihm die Möglichkeit eingeräumt. Für ihn ist das hier das perfekte Sprungbrett, um seine Trainerkarriere zu starten. Was er letztendlich daraus macht und wie weit es ihn führen wird, das wird die Zukunft zeigen.

Apropos Wechsel: Nach sieben Jahren bei Brose Bamberg hattest du im vergangenen Sommer den Verein gewechselt und in Ludwigsburg unterschrieben. Mit Bamberg hast du drei Meisterschaften gefeiert, du hast immer auf internationalem Parkett gespielt. Das hattest du in Ludwigsburg zunächst nicht. Warum war der Wechsel nach Ludwigsburg dennoch kein Rückschritt? Ich hatte eine große Rolle in Bamberg und diese auch in Ludwigsburg, womit ich definitiv keinen Rückschritt gemacht hatte. John Patrick hatte mich in unseren Gesprächen überzeugt, nach Ludwigsburg zu kommen. Und was man auch nicht vergessen darf, ist die Nähe zu meiner Heimat Speyer. Ich muss gestehen: International zu spielen, war mir aufgrund der Corona-Situation, auch als Familienvater, zunächst etwas zu heikel, da hatte ich ein mulmiges Gefühl. Demnach waren es viele unterschiedliche Faktoren, die mich dazu bewogen hatten, mich Ludwigsburg anzuschließen. Dein erstes Spiel gegen deinen ExKlub Bamberg stand unter besonderen Vorzeichen: Ihr musstet mit mindestens 32 Punkten Differenz gewinnen, um ins Top Four einzuziehen – was ihr mit einem 99:72-Sieg nur knapp verpasst habt. Per Günther adelte euch bei Magenta Sport mit den Worten: „Dass sie sonntagabends um 20:30 Uhr nach einem Spiel tags zuvor und der unschaffbaren Aufgabe, Bamberg mit 32 zu schlagen, mit der normalen Rotation und dem normalen Ludwigsburger Basketball spielen, ehrt sie und ehrt den Charakter dieser Mannschaft sehr.“ Wie schafft es John Patrick, solch einen Charakter aufzubauen? Vom ersten Tag an war für ihn immer das Wichtigste gewesen, dass wir mit Energie und Leidenschaft spielen. Es geht also gar nicht mal so sehr um das Taktische. Die Basis, um hier in Ludwigsburg Spielzeit zu erhalten und den Ludwigsburger Spielstil zu pflegen, ist, mit Leidenschaft und Energie, mit Feuer zu spielen. Hierbei hatte John Patrick wieder sehr gut rekrutiert, er hat Spieler nach Ludwigsburg gebracht, die dem entsprechen. Der Basketball von John Patrick wird gerne mal als „40 Minutes of Hell“ bezeichnet – wegen der aggressiven Verteidigung, oft mit Druck über das ganze Feld. Was hast du zu deiner Bamberger Zeit gedacht, wenn am Wochenende ein Spiel in Ludwigsburg anstand und ihr unter der Woche noch in der Euroleague spielen musstet? Erst mal war uns in Bamberg immer bewusst, dass wir die Gejagten sind. Jede Mannschaft, gegen die wir in der Bundesliga gespielt haben, hatte es auf uns abgesehen. Für die war es meistens das größte Spiel der Saison. Aber ja, als

gegnerische Mannschaft war es immer ein Desaster, hier nach Ludwigsburg zu kommen: Es war immer extrem physisch, du hattest nie deine Ruhe, immer ist dir jemand vor dem Gesicht herumgesprungen und hat die Ellbogen ausgepackt. Das hat sich bei uns allen eingebrannt: Wenn es nach Ludwigsburg geht, musst du dich warm anziehen. Demnach gab es gegen Ludwigsburg immer schöne basketballerische Schlachten. Du hast mit Bamberg jahrelang gegen die Fullcourt-Press spielen müssen – in der Saisonvorbereitung mit Ludwigsburg hattest du sie sicherlich viel trainiert. Ging bei dir hierbei ein Licht auf? Im Sinne von „Das ist also das Geheimnis …“ Es gibt eigentlich keine Geheimnisse. Am Ende des Tages – so war es damals, und so ist es auch heute noch – ist es einfach diese unglaubliche Energie, die abgerufen wird. Dieser Hustle, der über 40 Minuten nie aufhört. Das macht es für gegnerische Mannschaften extrem unangenehm. Ist eine Presse perfekt? Macht man immer alles richtig? Nein, aber du kannst Fehler wiedergutmachen, indem du einfach einen Schritt mehr tust oder auch deine Mitspieler einen Schritt mehr für dich tun. Das ist eigentlich das Geheimrezept. Du hattest dich in Ludwigsburg sehr gut eingefunden: Mit 15,6 Punkten pro Partie warst du der drittbeste nationale Scorer der BBL. Du hast beste Eigenwerbung betrieben – und dich Anfang Januar dem spanischen Team Saragossa angeschlossen. Warum hast du dich für einen Wechsel entschieden? Ein Grund ist die ACB an sich. Saragossa könnte für mich der nächste Schritt sein. Überhaupt ist es ein kleiner Traum von mir gewesen, noch mal ins Ausland zu gehen. Spanien hat sich hierbei angeboten. Du hast zu Beginn gesagt, dass dir international zu spielen ursprünglich „etwas zu heikel“ war. Nun wirst du mit Saragossa aber auch in der FIBA Basketball Champions League spielen. Hat sich deine Ansicht geändert? Für mich überwiegt die Chance, in Saragossa und in der ACB zu spielen, gegenüber den ursprünglichen Sorgen, die ich hatte. Es ist für mich die Möglichkeit, in meiner Karriere noch mal etwas anderes zu sehen. Ich sehe das Ganze letztlich als etwas Positives und kann es auch verkraften, dass man durch die internationalen Spiele reisen und sich einer gewissen Gefahr aussetzen muss. Der Basketball in der ACB gilt als technisch und taktisch versiert. In Ludwigsburg ist die Offensive hingegen mehr vom Eins-gegen-Eins geprägt, das Playbook von John Patrick mag nicht das größte sein. Was für einen Basketball erwartest du in Spanien?

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interview

Elias

Der Unterschied zwischen dem Stil in der spanischen Liga und dem in Ludwigsburg ist sicherlich groß, keine Frage. Gerade in John Patricks System, bei dem der Fokus auf die Defensive viel höher ist. Ich glaube aber schon, dass ich mich problemlos anpassen werde. Ich war in meinen Bamberger Jahren stark von Andrea Trinchieri und dessen Basketballstil geprägt. Trinchieri befindet sich auf europäischem Top-Level. Der taktische Basketball, den wir unter ihm gespielt haben, wird fast eins zu eins auch so in Spanien gespielt. Da du Andrea Trinchieri erwähnst, lass uns über deine Bamberger Zeit sprechen. Von Trinchieri ist bekannt, dass er vor der Saison das Basketballwissen seiner Spieler in Trivia-Fragen testet. Wie hast du bei diesen Tests abgeschnitten? Ich war nie strebermäßig unterwegs, aber auch nie ein Sechser-Schüler, sondern immer im gesunden oberen Mittelfeld. Was waren das für Fragen? Grundlegende Dinge über die EuroleagueGeschichte, über MVPs und namhafte Spieler Europas, die man als Basketballer vielleicht kennen sollte – gerade, wenn man auch auf dieser Bühne spielt. Auch ein paar basketballerische Dinge, bei denen er das Wissen abgetastet hat. Die Themen waren also breit gefächert. Es ging ihm darum, die Leute aus der Reserve zu locken und ihnen die Augen zu öffnen, um sich noch mehr mit Basketball zu beschäftigen – nicht nur während der Trainingszeiten, sondern in Form eines Rund-um-die-UhrGeschäfts während einer ganzen Saison.

Fotos: TF-Images/Getty Images

„Knowing the past can lead you to a better future“, sagt Trinchieri hierzu. Hatten diese Tests auch bei dir zur Folge, dass du dich noch mehr mit Basketball beschäftigt hast? Mehr als aus diesen 15-minütigen Tests habe ich in den Jahren aus den Trainings und Spielen etwas gezogen. Auch durch die Mitspieler, die ich hatte. Wenn du schaust, wo einige gelandet sind: Das sind alles NBA-Profis oder Spieler auf europäischem Top-Niveau geworden. Demnach war man im Training immer gefordert, man hat sich gegenseitig immer gepusht und ist dadurch Tag für Tag, Saison für Saison besser geworden. Man hat auch gelernt, das Basketballspiel anders zu lesen bzw. so zu lesen, wie es auf europäischem Top-Niveau gespielt werden muss. Du sprichst es an: Spieler wie Daniel Theis, Nicolo Melli oder Brad Wanamaker wechselten in die NBA, teils mit Zwischenstationen bei Top-EuroleagueKlubs. Man sieht also, wie sich Spieler unter Trinchieri individuell entwickelt haben. In welchen Bereichen hast du dich vor allem unter ihm verbessert? Das fand extrem zwischen den Ohren statt. Klar war es körperlich sehr fordernd, aber

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Harris

du wurdest viel mehr gefordert, wirklich den Sinn hinter den Dingen zu verstehen: Warum machen wir gewisse Dinge, wenn uns die Verteidigung etwas anbietet? Warum müssen wir uns offensiv so bewegen? Der Ball hat sich bei uns offensiv ja bilderbuchhaft perfekt bewegt, der Ball ist ohne Dribblings gelaufen, die Defense kam kaum hinterher, wir waren dem Gegner immer einen Schritt voraus. Was den Basketball ausgezeichnet hat: Am Ende des Tages waren die zwölf Spieler vom Kopf her auf demselben Niveau. Auch die Spieler, die ursprünglich vielleicht weniger Basketball-IQ hatten, haben wirklich einiges dazugelernt – wodurch allgemein das Niveau gestiegen ist.

„Schon Schon vor dem Spiel wussten wir: Die glauben nicht wirklich daran – also lass ihnen auch keinen Grund geben, daran zu glauben.“ glauben. -----------

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Andrea Trinchieri ist dafür bekannt, dass er sehr emotional ist und seinen Spielern gegenüber auch lautstark sein kann. Auf der anderen Seite gilt er auch als Taktikgenie mit sehr großem Playbook. War es vielleicht die noch größere Herausforderung, dieses Playbook zu verinnerlichen? Nein, es ging gar nicht so sehr um das Playbook und die achtzig Spielzüge. Andrea Trinchieri ist – und das erachte ich auch selbst als sehr sinnvoll an – immer individuell auf die Matchups eingegangen. Je nach Stärken und Schwächen eines Gegners hat er sich Plays herausgesucht und diese in der Trainingswoche bzw. in den Tagen vor dem Spiel durchlaufen lassen. Jede Mannschaft hat ja ihr eigenes Muster und Schema, mit eigenen Stärken und Schwächen. Und Andrea hat es verstanden und versteht es immer noch, die Schwächen einer Mannschaft auszunutzen – auch mit speziellen Plays aus seinem Playbook.

In der Entwicklung des Basketballs wird oft vom Small- oder Skillball gesprochen: Spieler sollen auf vielen Positionen spielen, am besten alle Dreier werfen können. Du hast nur in deiner ersten Saison in Bamberg mehr als einen Dreier pro Partie genommen. Warum eigentlich nicht mehr? Deine Dreierquote über deine BBL-Karriere von 36,3 Prozent würde doch eigentlich dafür sprechen … Den größten Teil meiner Karriere habe ich auf der Fünf verbracht und nicht auf der Vier. Die Vier wird in Europa sehr viel mit dem Faceup verbunden, man ist dort ein „Connector“, vom Spielstil her im Grunde oftmals ein weiterer Guard. Gerade auf Euroleague-Level bewegen sich Vierer sehr viel auf den Außenpositionen. Aber eigentlich hast du recht. Ich weiß auch selbst, dass meine Quoten von außen eigentlich immer relativ gut waren. Vielleicht muss man sich abends öfter mal daran erinnern, den Wurf von außen zu nehmen, wenn er sich anbietet und in die Spielsituation passt. Aber ich mache mir während des Spiels wenig Gedanken darüber und gehe auch nicht mit dem Mindset in ein Spiel: Heute knalle ich fünf Dreier drauf. Ich versuche, immer im Dienst der Mannschaft zu spielen. Ich glaube, das hat mich über die Jahre auch immer ausgezeichnet. Du hast vorhin angesprochen, dass du auch durch die individuelle Qualität deiner Mitspieler besser geworden bist. Du hast sieben Jahre in Bamberg gespielt. Hat eine Mannschaft in dieser Hinsicht für dich besonders herausgestochen? Das zweite Jahr unter Trinchieri in der Saison 2015/16, als Nikos Zisis und Nicolo Melli zu einem Team um u.a. Brad Wanamaker, Darius Miller, Janis Strelnieks und Daniel Theis gestoßen sind. Schon während der Saison haben wir viele Mannschaften mit 15, 20 Punkten Differenz geschlagen. Und dann sind wir durch die Playoffs ohne Niederlage gelaufen. Wir hatten damals schon beim Aufwärmen das Gefühl, dass uns keiner zu nahe kommen und besiegen könnte: Wenn wir so spielen, wie wir es können und sollen, kann uns kein Mensch besiegen. So ein Wissen beflügelt einen natürlich. Und man hat es den gegnerischen Spielern auch ein bisschen angesehen: Das Wort „Angst“ ist übertrieben, aber den Respekt hat man schon beim Aufwärmen gerochen. Schon vor dem Spiel wussten wir: Die glauben nicht wirklich daran – also lass ihnen auch keinen Grund geben, daran zu glauben. Die Spiele, in denen wir die Gegner auf gut Deutsch gesagt aus der Halle geschossen haben, waren die Partien, in denen wir von Anfang an den Ton gesetzt haben. Was bei dieser Mannschaft auch auffällt: Wie viele Spieler unterschiedlicher Nationalitäten ihr im Kader hattet. Janis Strelnieks aus Lettland, Nicolo Melli aus Italien ...


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… das waren genau die Spieler und die Charaktere, die diesen Teambasketball absolut gelebt haben. In der Mannschaft gab es keinen Egozocker. Man hat ja oft irgendjemanden in einem Team, der ein bisschen aneckt – das hatten wir in der damaligen Mannschaft aber überhaupt nicht. Viele hatten auch schon Familie, was natürlich auch erdet. Und was kann es am Ende Besseres geben, als mit jedem Einzelnen bestens auszukommen, woraus ein familiäres Gefüge entsteht. Bei diesem Team hat von Anfang bis Ende einfach alles gepasst. Spielerisch ist das Niveau auch nie gesunken. Egal wer gestartet ist, wer von der Bank gekommen ist: Das Niveau blieb immer auf derselben Höhe. Und das ist natürlich auch das Verdienst von Andrea Trinchieri gewesen: dass auch der elfte und zwölfte Spieler im Kader seinen IQ und sein spielerisches Vermögen so angepasst hat, dass das Niveau nicht gesunken ist. Das hat die Zeit so besonders gemacht.

Fotos: TF-Images/Getty Images

Um noch vor deine Bamberger Zeit zu gehen: Du hast 2013 deine Profi-Karriere bei den Los Angeles Lakers begonnen und standest auch in einem Team mit Kobe Bryant. Was ist für dich persönlich die „Mamba Mentality“? Dieser unermüdliche Ehrgeiz, besser zu werden – und 24 Stunden rund um die Uhr nur an Basketball zu denken. Diesen Eindruck hatte ich von ihm, als ich ihn bei den Lakers erleben durfte. Er ist ein absoluter Workaholic gewesen und hat versucht, alle Aspekte – ob körperlich oder mental – abzudecken, damit ihm keiner das Wasser reicht und er mit Abstand der Beste ist. Was ihm letztendlich, wie jeder weiß, auch gelungen ist. (schmunzelt) Ich kenne LeBron James nicht, aber von außen betracht besitzt auch er die „Mamba Mentality“. Er ist immer dabei, besser zu werden. Solche Beispiele findest du auch sportartenübergreifend, ob es ein Cristiano Ronaldo oder ein Lionel Messi ist: Solche Spieler sind noch so hungrig wie ein junger 18-Jähriger, der seine Karriere gerade erst beginnt. Das zeichnet diese „Mamba Mentality“ aus. Aber nicht viele besitzen diese Mentalität. Und die, die sie haben, verewigen sich im Basketball- oder eben im allgemeinen Sporthimmel. Damals war Kobe Bryant gerade verletzt … … genau, aber das ist auch das, was ich meine: Obwohl er in dieser Zeit verletzt war, war er mit Abstand immer der Erste in der Halle. Schon um fünf oder sechs Uhr morgens stand er in der Halle und hat sein Reha-Programm durchgezogen. Egal wo wir hingeflogen sind, er ist direkt in die nächste Halle und hat weitergemacht. Er saß auf einem Stuhl und hat geworfen. Er hat nie aufgehört und immer noch mehr gearbeitet als die restlichen Spieler im Kader. Du hast letztlich nur zwei NBA-Spiele absolviert. Nach 2013 hast du auch

2014 noch mal in der Summer League gespielt. Ist der NBA-Traum über die Jahre für dich schleichend in den Hintergrund gerückt? Oder gab es da einen bestimmten Zeitpunkt? (überlegt) Gute Frage. Ich habe mich zum einen nie selbst unter Druck gesetzt und versucht, zwanghaft, auf Teufel komm raus, zurück in die NBA zu kommen. Ob das jetzt ein Fehler war oder nicht, das weiß ich nicht. Und zum anderen habe ich in Bamberg in der Euroleague gespielt, wir haben Titel gewonnen, ich habe in der Zeit gemerkt, dass ich mich als Basketballer

„Wenn Wenn ich nicht unbedingt bei den Lakers gelandet wäre, bei einer renommierten Mannschaft, wo Erfolgsdruck herrscht wie bei Bayern München – ob mein Werdegang ein anderer gewesen wäre?“ wäre? -----------

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weiterentwickelt habe und besser geworden bin. Zudem ist der europäische Basketballmarkt auch ein Riesenmarkt, auf dem man sich präsentieren und gutes Geld verdienen kann. Wäre noch mal ein Angebot gekommen, hätte ich es natürlich probiert, aber ich trauere dem Ganzen nicht nach. Eine Frage stelle ich mir aber öfter. Welche denn? Bei den Lakers hatte ich ja nie eine ultimative Chance. Ich habe nie groß Spielzeit erhalten, um zeigen zu können, wie ich mich schlage. Gerade früh in einer Saison, wo viele Mannschaften noch nicht so ernsthaft an die Sache

rangehen. Da frage ich manchmal: Wenn ich nicht unbedingt bei den Lakers gelandet wäre, bei einer renommierten Mannschaft, wo Erfolgsdruck herrscht wie bei Bayern München – ob mein Werdegang ein anderer gewesen wäre? Wenn ich beispielsweise zu einem Team wie Cleveland gekommen wäre, als LeBron noch in Miami war und es eigentlich keinen Menschen interessiert hat, was die Cavaliers treiben, ob sie gewinnen oder verlieren. Diese Frage stelle ich mir manchmal – im nächsten Moment vergesse ich sie aber auch. Ich schaue bis jetzt sehr gerne auf meine Karriere zurück. Da, wo ich jetzt stehe, die Dinge, die ich erleben durfte. Was für tolle Mitspieler ich hatte, was für Menschen ich kennengelernt habe. Und was ich für eine gute Zeit in Bamberg hatte, unabhängig von den Streitereien am Ende. Deshalb bereue ich nichts. Du hast im vergangenen Sommer in einer Bubble gespielt, dein Kumpel und ehemaliger Teamkollege Daniel Theis auch. Habt ihr euch hierbei ausgetauscht, wer es mit seiner Bubble besser getroffen hatte? Ich habe mit Daniel nach wie vor viel Kontakt. Wenn es bei uns beiden zeitlich passt, facetimen wir des Öfteren. In der Bubble haben wir auch ein paar Mal telefoniert. Bei ihm war es natürlich eine ganz andere Dimension, die NBA ist ein Milliardengeschäft, die haben ganz andere Möglichkeiten und Ressourcen, die sie nutzen können. Aber am Ende des Tages – und das hat uns und die NBA-Spieler geeint – mussten wir alle damit kämpfen, von unseren Familien getrennt und isoliert zu sein. Das war auch die größte Herausforderung: einfach weg zu sein von seiner Familie und von seinen Freunden – das macht das Leben doch aus. Bei uns in Bamberg waren es am Ende nur zwölf Tage, für die Ludwigsburger waren es drei Wochen, diese Zeit kann man verkraften. Aber Daniel war ja drei Monate in der Bubble: Ein Vierteljahr weg von seiner Familie zu sein, das ist natürlich ein Brett, da kannst du noch so viel facetimen … Angenommen, die ACB sähe sich gezwungen, eine Bubble auszurichten: Wie würdest du reagieren, nachdem du das Ganze bereits mitgemacht hast? Dafür müsste man natürlich wissen, welches Konzept gefahren wird – ob man beispielsweise mehrere Bubble-Turniere hätte, bei denen man mal für zehn Tage wäre und eine bestimmte Anzahl von Spielen absolvieren würde, und dann wieder eine Zeit lang zu Hause wäre, ehe es wieder in eine Bubble geht. Oder ob man am Stück gefühlt die ganze Saison über in einer Bubble wäre, bis alle Spiele absolviert sind. Man müsste sich also erst mal die Szenarien ansehen, um das zu beurteilen. redaktion@fivemag.de

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Sebastian

Machowski

SEBASTIAN MACHOWSKI

T R A N L S O L S A T T I I O NN 深 圳 領 航 者

Sebastian Machowski hat als Basketballtrainer schon einiges erlebt. Sein erneutes Engagement in China bietet selbst dem Vielgereisten noch einmal einige neue Eindrücke. Text: Torben Rosenbohm 86

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n Heiligabend in einer Basketballhalle zu sein und ein Punktspiel zu bestreiten, ist für alle Beteiligten mit Affinität zu diesem Fest eine nicht zwingend wünschenswerte Erfahrung. Für Sebastian Machowski gehörte eben das am Ende eines außergewöhnlichen Jahres 2020 aber dazu – genau wie der Umstand, mit seiner Familie an den Festtagen nur via Videotelefonie Kontakt zu haben. Das ist er seit September gewohnt – und es dürfte für ihn noch bis ins Frühjahr hinein so weitergehen. Dabei hatte es Anfang des Jahres für den Basketballcoach noch nach einer weitgehend gewöhnlichen Saison ausgesehen. Seit dem Sommer 2019 war er Trainer beim polnischen Erstligisten Polski Cukier Torun, stand in der nationalen Liga ordentlich da, verlor das Pokalfinale nur knapp gegen den amtierenden Meister und war mit seinem Team in der Champions League vertreten. „Im März

stand donnerstags ein Spiel an“, blickt er zurück. „Beim Shootaround kam dann die Absage. Corona legte von da an auch den Basketball in Polen lahm.“ Freitags wurde Machowski freigestellt, samstags machte er sich auf den Weg zurück nach Deutschland – mit dem Dienstwagen aus Torun, schließlich war die Idee, nach der Corona-Pause zurückzukehren und die Saison zu Ende zu spielen. „Kam dann anders.“ Und wie: Die Saison in Polen wurde schließlich abgebrochen, Machowski stand ohne Vertrag da. „Der Saisonabbruch kam natürlich zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Wir wollten im Kampf um die Meisterschaft eine gute Rolle spielen, und im Rückblick denke ich, dass das Finale für uns durchaus drin gewesen wäre.“ Corona sorgte im Basketball auch im Sommer weltweit für Verunsicherung. Keine gute Zeit, um einen neuen Klub zu finden. „Es gab einige Interessenten“, so Machowski, „aber letztlich klappte es nicht.“


Drängen aus China

Eher kurze Amtszeiten in Bremerhaven, Shenzhen, Torun und nun wieder Shenzhen hielten ihn im Geschäft, nicht aber auf den großen Bühnen. Als Machowski sich entscheidet, dem erneuten Ruf aus China zu folgen, ist ihm bewusst, dass diese Etappe einen anderen Charakter haben dürfte als die erste vor zwei Jahren. Inmitten der Corona-Krise ist von Beginn an klar, dass er die Nationalmannschaftspausen diesmal nicht für einen kurzen Trip zur Familie, die in Oldenburg lebt, nutzen kann. „Auch als ich in Polen aktiv war, konnte ich immer mal wieder für ein paar Tage zu Frau und Kindern reisen. Das fällt jetzt flach.“ Nach der Ankunft in China muss sich Machowski zwei Wochen lang in Quarantäne begeben. Die kommt einer kompletten Isolation gleich: Zwei Wochen im Hotelzimmer, das Essen wird an die Tür geliefert, Ausflüge nach draußen sind untersagt. „Dazu kam: Ich hatte keinen Kontakt zum Cheftrainer, wusste so gut wie nichts über die Saison, die bevorstand. Fundiertes Hörensagen per stiller Post“, blickt Machowski auf diese ganz speziellen 14 Tage zurück.

bis Ende Dezember über nur einen USamerikanischen Spieler: Askia Booker. Immerhin halten die Aviators den Anschluss an die Playoff-Ränge und dürfen zum Jahreswechsel auf einen zweiten ausländischen Akteur hoffen. „Ich versuche, der Mannschaft eine geordnetere Defensive einzupflanzen“, beschreibt er einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit. Die Kommunikation mit dem Headcoach und dem Team sei indes nicht immer leicht. Ein Dolmetscher ist stets dabei, doch hat Machowski den Eindruck, dass bei der Übersetzung doch das eine oder andere auf der Strecke bleibt. Bis Anfang Februar läuft die zweite Saisonphase nun, dann steht eine weitere Pause aufgrund eines Nationalmannschaftsfensters auf dem Programm. „Mit Blick auf die dritte Phase der Saison gibt es noch viele Fragezeichen“, sagt Machowski. Wechselt der Spielort? Endet gar die Bubble? Und was passiert mit den Playoffs? Antworten werden so rasch nicht zu finden sein, und auch in anderen Bereichen überwiegen bei Machowski die Fragen. Wann bietet sich die Chance, wieder in Europa tätig zu

den Pokal. 2009 ging es zurück nach Deutschland. Drei Jahre lang half er, aus der zuvor eher grauen Maus Braunschweig einen Playoff-Teilnehmer zu formen. Besonderes Highlight: Mit 3-1 warfen seine Phantoms 2010 den amtierenden deutschen Meister EWE Baskets Oldenburg aus der Saison. Die Verantwortlichen in Oldenburg erinnerten sich im Jahr 2012 wohl auch an diesen Coup, als sie Machowski zum neuen Headcoach machten. Und der Weg des Trainers schien nur eine Richtung zu kennen: nach oben. 2013 landete er mit den Oldenburgern im Playoff-Finale gegen Bamberg und wurde BBL-Trainer des Jahres, 2014 stand das Halbfinale gegen Bayern zu Buche. Im Verlauf der Saison 2014/15 aber kamen die Baskets ins Stolpern, Machowski wurde nach einem 60:80 gegen Trier freigestellt. Seitdem ist er auf der Suche – nach Kontinuität einerseits und nach einer Rückkehr in die BBL andererseits.

Start in der Bubble

sein? Möglicherweise auch wieder in der Bundesliga? Wie lange will er überhaupt als Trainer arbeiten? „Ich beobachte natürlich den Markt“, sagt er. Interesse aus Polen habe es im Dezember wieder einmal gegeben, doch die Wahl fiel auf einen anderen. Und auch in der Bundesliga dürfte der eine oder andere Klub in Sachen Trainerposten ins Grübeln geraten. Hier geht die Tendenz indes häufig zu Assistenztrainern oder Coaches aus dem Ausland, deutsche Trainer genießen in der BBL aktuell nur an wenigen Standorten das Vertrauen der Vereinsführung. „Ich kann mir durchaus vorstellen, beispielsweise auch einmal als sportlicher Leiter zu arbeiten“, denkt Machowski laut über eine mögliche Neuausrichtung nach. Erst einmal aber gilt es, den Job in China zu einem guten Ende zu bringen. Auch wenn das mit Einschränkungen verbunden ist, die sich in dieser Form eigentlich keiner wünschen kann. Selbst in diesen speziellen Corona-Zeiten. redaktion@fivemag.de

Fotos: Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images/Osports

Dann kam ein Anruf aus China. „In dieser Phase hatte ich damit nicht gerechnet“, gibt der gebürtige Berliner zu. Die Shenzhen Aviators, vormals Shenzhen Leopards, wollten ihn erneut als Assistenztrainer verpflichten, wie schon in der Saison 2018/19. „Die Spieler haben die Klubführung dazu gedrängt“, weiß Machowski zu berichten. Viele Akteure aus dem Kader waren schon für den Verein aktiv, als er zum ersten Mal dort unter Vertrag stand. Machowski dachte kurz nach, besprach sich mit seiner Ehefrau und sagte zu. „Vielleicht habe ich nicht lange oder laut genug nachgedacht“, sagt er Ende Dezember, inzwischen um einige Erfahrungen reicher. Die Arbeit fern der Heimat ist für ihn eigentlich nichts Neues. Schon als Spieler hatte Machowski nach erfolgreichen Jahren in Deutschland einige Engagements im Ausland absolviert, war unter anderem in Spanien, Italien und Frankreich tätig. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere auf dem Spielfeld wechselte er 2008 an die Seitenlinie, mit Kotwica Kolobrzeg holte er als Trainer

Als die zwei Wochen überstanden sind und Machowski endlich zum Team reisen darf, folgt kurz danach die nächste Herausforderung: Mindestens der erste Teil der Saison wird in der Bubble ausgetragen. Sprich: Mehr als das Hotel und die Halle sieht er nicht. „Augen zu und durch“, denkt er sich und nimmt in der Folge, inzwischen ganz routiniert, zur Kenntnis, dass auch der zweite Teil der Saison an einem Ort ausgetragen wird. Alle 19 Teams, in zwei Divisionen unterteilt, kämpfen in einer Stadt um die Playoff-Plätze. Der Wechsel zwischen Halle und Hotel bleibt auch jetzt die einzige Abwechslung. „Das alles ist schon eine mentale Belastung“, gibt er zu. Um fit zu bleiben, gibt es zwar einen Kraftraum. „Aber wir dürfen ja nicht einmal draußen laufen gehen. Diese Freiheit fehlt mir.“ Hinzu kommen die Herausforderungen im Basketballalltag. Das Team ist jung, macht Fehler, verfügt

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interview

PEYTON SIVA Peyton

Siva

„SELBST NACH DEM GAMEWINNER HABE ICH MICH NOCH SCHRECKLICH GEFÜHLT“

Peyton Siva hatte sich zu Saisonbeginn mit dem Corona-Virus infiziert ... und seine Erkrankung im

eigenen Podcast öffentlich gemacht. Der Point Guard von ALBA Berlin spricht im Interview über die Idee seines Podcasts sowie das Leben von US-Spielern in Übersee: über Einsamkeit, Gruselgeschichten und Gewerkschaften. Außerdem erklärt Siva, was Aito und Rick Pitino unterscheidet und warum er Fotos: Giuseppe Cottini/Euroleague Basketball via Getty Images

sich gerne mit �The Rock� unterhalten würde. Interview: Manuel Baraniak

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ÜNF: Sind mittlerweile Videobeweise online, wie du in der Highschool Theater spielst, was Tony Gaffney angedeutet hat? Peyton Siva: (lacht) Er hat noch keine gefunden. Ich bin mir sicher, dass meine alten Klassenkameraden immer noch Videos davon besitzen. Aber ich selbst habe mich nicht allzu sehr darum bemüht, diese Videos aufzutreiben … (lacht) Du hast in eurem gemeinsamen Podcast „Ball Around The World“ von deiner Schauspielerei in der Highschool erzählt. Warum hast du einen Podcast gestartet?

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Tony hat die Idee an mich herangetragen, weil er Podcasts sehr mag. Ich selbst höre auch gerne Podcasts. Zunächst wollte ich den Podcast aber gar nicht machen: weil es nicht Teil meiner Komfortzone ist, selbst andere Spieler zu interviewen. Uns geht es darum, Hörern aus den USA und aus Europa einen Einblick in das tägliche Leben von Spielern auf der ganzen Welt zu gewähren. Es geht um die Erfahrungen, die wir machen: was wir Spieler durchmachen, welche Schwierigkeiten wir meistern, aber auch um die großartigen Dinge, die wir erleben dürfen.

Häufig verstehen die Leute sowohl aus den USA als auch in Europa nicht das Ausmaß des Ganzen. Im NBA-Kosmos gibt es einige aktive wie auch ehemalige Spieler, die einen eigenen Podcast haben. Hast du hierbei Vorbilder? Ich höre gerne C.J. McCollums „Pull up“Podcast sowie J.J. Redicks Podcast: Deren Einblicke von langen Auswärtsreisen, von ihren aktuellen Spielen oder auch ganz anderen Dingen wie Fantasy-Football haben mich inspiriert. Den Podcast von Gilbert Arenas mag ich ebenso. Ich finde es selbst einfach interessant, wenn Spieler


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interview

Peyton

Siva

ihre Geschichten erzählen oder vom Zustand der Liga sprechen. Du hast das Leben von Spielern in Übersee angesprochen. Auf „The Players’ Tribune“ gibt es häufig das Feature vom „Brief an mein jüngeres Ich“. Angenommen, du würdest einen Brief an den 24-jährigen Peyton schreiben, der kurz davorsteht, nach Italien zu fliegen und seine erste Saison in Europa zu absolvieren – was würde in einem solchen Brief stehen? (lacht) Erst mal hätte ich mich mehr darum bemüht, nach Australien zu gehen. Damals war das einer der möglichen Deals für mich. Auf Australien hatte ich mich echt gefreut. Aber wenn ich einen Brief an mein jüngeres Ich schreiben würde: Ich hätte ihm gesagt, dem europäischen Spiel gegenüber offener zu sein. Ich glaube, dass ich einige Möglichkeiten für einen Wechsel nach Europa verpasst habe, als ich noch jünger war. Ich würde meinem

„Aito lehrt dich Dinge, die du zuvor noch nie gemacht hast.“ -----------

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jüngeren Ich außerdem schreiben, dass es durch den Wechsel nach Italien einiges lernen würde: über die Besonderheiten des europäischen Basketballs, nicht nur auf, sondern auch neben dem Parkett. Es ist ja gar nicht so einfach, direkt zu einem Top-Team zu wechseln. Ich bin zunächst zu einem schwächeren Team gegangen – womit ich auch diese Gruselgeschichten, die einige Spieler erzählen, mitbekommen habe: nicht bezahlt zu werden, die Wohnverhältnisse, die Stadt, solche Dinge. Insofern kann ich es jetzt umso mehr wertschätzen, zu einem Team und in eine Stadt wie Berlin gekommen zu sein, wo man immer pünktlich bezahlt wird und wo alles sehr professionell abläuft. Ich glaube, wenn ich zuerst zu einem solch größeren Verein gegangen wäre, wäre ich nicht bereit gewesen, danach zu einem anderen Team zu wechseln, bei dem es nicht so professionell zugeht. Du hast schon eine der Schwierigkeiten von Spielern in Übersee angesprochen. Was sind generell die größten Herausforderungen, mit denen US-Spieler im Ausland zu kämpfen haben – gerade jene, die gerade erst ihre Karriere in Europa beginnen? Die größte Herausforderung für viele Spieler ist einfach die Einsamkeit: so lange

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ohne Familie und Freunde so weit weg zu sein. Viele tun sich auch mit der Kultur in einem anderen Land schwer, wenn sie sich ihr gegenüber verschließen, anstatt sie einfach wertzuschätzen und wirklich Teil davon zu werden. Demnach fällt es ihnen auch schwer, innerhalb dieser Gesellschaft erfolgreich zu sein. Darüber hinaus gibt den wirtschaftlichen Aspekt, mit dem viele zu kämpfen haben: nicht pünktlich bezahlt zu werden, wie man behandelt wird und welche Regeln man befolgen muss. Gerade für Spieler, die aus dem College kommen. Einige Spieler klammern sich auch zu sehr an die NBA: Sie denken, dass sie zu gut sind, um in Europa zu spielen. Und dann versteifen sie sich darauf, in die NBA zu gelangen, anstatt einfach hier hart zu arbeiten und den Basketball zu genießen. Ich meine: Wenn sich wirklich eine Gelegenheit eröffnen soll, dann tut sie das schon irgendwann …

Fotos: Mikhail Serbin/Euroleague Basketball via Getty Images

Du wurdest 2013 von den Detroit Pistons gedraftet und hast ein Jahr in der NBA gespielt. Du hast demnach auch das sogenannte „Rookie Transition Program“ mitgemacht. Hat dir das geholfen? In gewisser Hinsicht schon. Sie geben dir all die wichtigen Werkzeuge mit, die dir behilflich sein können. Es ist nur so: Wenn du jung bist und aus dem College kommst, denkst du, dass du es bereits geschafft hast. In diesen „Rookie Transition Programs“ bereiten sie dich mehr auf das Leben nach dem Basketball vor. Aber zu diesem Zeitpunkt denkst du darüber ja noch nicht wirklich nach. Zum jetzigen Moment meiner Karriere tue ich das schon. Nun wäre es ein guter Zeitpunkt, diese Seminare zu besuchen. Um nochmal auf die NBA zurückzukommen: Dort funktioniert alles ja auch nur durch Ausprobieren, durch „Trial and Error“. Sie können dich nur bis zu einem bestimmten Punkt vorbereiten … am Ende musst du selbst die Auswärtstrips antreten und die Erfahrungen machen. Warum ich das auch erwähne: Ich habe mich schon öfter gefragt, ob es solche „Transition“-Programme nicht auch für US-Spieler geben sollte, die nach Europa wechseln. Gerade für Rookies. Das wäre eine großartige Sache. Ich denke nur, dass das logistisch schwierig sein könnte. In der NBA kommen ja alle Rookies in einem Hotel an einem Ort zusammen. Hier in Europa könnte man das für jedes Land einzeln machen. Wenn es die Teams erlauben würden, könnte man das an einigen Tagen der Preseason durchziehen. Man könnte auch ehemalige Spieler einladen, die über das Leben in Europa erzählen und was junge Spieler erwartet. Für einige wäre das sehr hilfreich. Und in der jetzigen Situation könnte man das auch über eine Plattform wie Zoom anbieten. Vor dem Finalturnier in München im vergangenen Jahr wurden einige Stimmen

laut, die eine Spielergewerkschaft befürworten. Die Spieler wurden damals nicht wirklich eingebunden, als die Idee einer Bubble aufkam. Du spielst mittlerweile deine fünfte Saison in der BBL. Benötigt es deiner Meinung nach eine Gewerkschaft? Ich denke, das ist schwierig. Die Hauptgründe für eine Spielergewerkschaft sind ja meist, pünktlich das Gehalt zu bekommen oder nicht zu viel trainieren zu müssen. In Deutschland kann man sicher sein, pünktlich bezahlt zu werden. Durch meine eigenen Erfahrungen und durch Gespräche mit anderen Spielern habe ich den Eindruck, dass die Teams hier sehr professionell arbeiten. Mir persönlich kam es demnach bis zum vergangenen Sommer nie in den Sinn, dass man eine Gewerkschaft benötigt. Im Sommer wurden dann einige Entscheidungen getroffen, ohne die Meinung der Spieler zu berücksichtigen – aber es handelte sich auch um eine noch nie dagewesene und besondere Situation. Ich denke, in der Euroleague benötigt es eine Spielergewerkschaft: Du hast Teams aus verschiedenen Ländern mit so vielen unterschiedlichen Interessen. Deshalb braucht es eine Stimme der Spieler. Hierbei stehen die Gehälter, die Trainings- und Reisetage sowie generell die Auswärtsreisen im Fokus. Aber auch in der BBL könnte man über solche Themen diskutieren: Auf Auswärtsreisen tun beispielsweise Einzelzimmer gut, das hilft bei der Erholung und Regeneration. Auf der anderen Seite kostet das auch wieder Geld. Letztendlich ist eine Spielergewerkschaft aber immer eine gute Sache, weil es den Spielern die Möglichkeit bietet, ihre Meinungen auszudrücken und eine Stimme zu haben. Lass uns weiter auf deine Karriere zu sprechen kommen: Am College hast du in Louisville vier Jahre lang unter Rick Pitino gespielt. Aktuell gehst du bei ALBA Berlin in dein viertes Jahr unter Aito. Diese beiden Trainer werden dich am stärksten beeinflusst haben. Welche Unterschiede gibt es zwischen ihnen? Eine Menge. Meiner Meinung nach ist Aito mehr ein offensiv orientierter Trainer, der ein freies Spiel lehrt. Er hat auch ungewöhnliche Taktiken, die du zunächst für nicht wirklich sinnvoll erachtest – die am Ende aber aufgehen. Du vertraust ihm und genießt auch den Prozess des Ganzen. Aito ist zudem keiner dieser Trainer, die ständig herumschreien – er ist entspannter, was es auch sehr angenehm macht, unter ihm zu spielen. Pitino ist mehr ein defensiv geprägter Trainer, der zudem ein großartiger Motivator ist und auf diese Weise das meiste aus seinen Spielern herausholt. Zwischen Aito und Pitino kann man auch unterschiedliche Spielstile ausmachen. Für mich war es als junger Spieler schwer, unter Pitino zu spielen – aber sobald du sein System

verstanden hattest, lief das wie von alleine. So ähnlich ist es auch bei Aito: In seinem freien System musst du das Spiel lesen können, das ist auch schwierig. Man sieht bei unserem Team, dass sich die Neuzugänge erst daran gewöhnen müssen. Aber es ist ein Stil, der einfach Spaß macht. Nach Jahrzehnten in der NCAA ging Pitino Ende 2018 nach Europa und trainierte für eineinhalb Jahre Panathinaikos Athen. Hat es dich damals eigentlich überrascht, dass er vom College zu einem EuroleagueTeam wechselte? Überhaupt nicht. Es gibt einige Gemeinsamkeiten zwischen CollegeBasketball und dem Basketball in Europa. In Europa haben die Coaches mehr Kontrolle als in der NBA, das Gleiche trifft auf die College-Trainer zu. Auch das Spiel ist ähnlich: Es gibt keine defensive Drei-Sekunden-Regel, du kannst also die Zone zustellen. Man kann Druck in der Verteidigung machen, man sieht hier und da eine Full-Court-Press. In beiden Ligen findet man ein sehr strategisches Spiel vor. Die NBA wird in gewisser Hinsicht von den Spielern geführt. Spielerisch hast du mehr Platz, es ist ein komplett anderes Spiel als in der Euroleague. Demnach kann ich Pitinos Entscheidung nachvollziehen. Dennoch bin ich froh, dass er wieder zum College-Basketball in den USA zurückgekehrt ist. Ich glaube, dass er sich dort wohler fühlt. Letztendlich war ich aber einfach wieder froh, ihn coachen zu sehen. Du hast eben die „ungewöhnlichen Taktiken“ von Aito erwähnt. Kanntest du die „Box and One“-Defense, bevor du unter ihm gespielt hast? (schmunzelt) Doch, die kannte ich. Als ich jünger war, habe ich gegen alle diese Verteidigungen gespielt: gegen die „Box and One“, gegen die „Triangle and Two“. Aber die neue Zonenverteidigung, die wir jüngst installiert haben, unterscheidet sich von denen, die ich bisher gespielt habe. Bei uns handelt es sich um eine hohe 2-3Zone mit viel Länge. Das ist taktisch etwas anderes, aber irgendwie auch cool. Uns als Team hat es geholfen. Ihr habt zuerst gegen Valencia diese Zone ausgepackt, auch gegen Fenerbahce Istanbul und Roter Stern Belgrad habt ihr einige Zeit so verteidigt. Sowohl Center Kresimir Nikic als auch Small Forward Louis Olinde standen in der Mitte, sanken dann noch in eine 2-1-2-Zone ab. Das fand ich sehr interessant. Ja, das ist es. Wir mussten ja auf einige verletzte Spieler verzichten, auf drei potenzielle Starter. Die Zone gibt den anderen Spielern die Möglichkeit, sich einfach gut in der Verteidigung zu bewegen. Wir können das Spiel so in der Defensive verlangsamen, gleichzeitig das Spiel in der Offensive aber auch schnell machen und in die Transition gehen.

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interview

Fotos: Regina Hoffmann/Euroleague Basketball via Getty Images/City-Press via Getty Images

Du hast Aito als offensiv orientierten Trainer beschrieben, aber ich finde eure Verteidigung auch sehr interessant. Neben der angesprochenen Zonenverteidigung habt ihr auch die sogenannte „Next“Defense im Repertoire, bei der im gegnerischen Pick-and-Roll der Flügelverteidiger von der Weakside zur Mitte rotiert und Druck auf den Ballführer ausübt. So schön und auch besonders eure Offensive ist – mir scheint, als würde eure Verteidigung nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie ebenso verdient. Ja, das kann man so sehen. Wie ich schon sagte: Aito lehrt dich Dinge, die du zuvor noch nie gemacht hast. Ich sprach ja eben von Pitino als defensiv geprägtem Trainer. Pitino hat für jeden Gegner eine eigene Taktik: Er scoutet den Gegner und legt einen speziellen Gameplan zurecht. Bei Aito ist es so, dass wir innerhalb unseres Systems bleiben: Wir verteidigen unseren Stil, ändern hier und da vielleicht etwas ab, aber wir behalten die Grundregeln. Ich muss sagen, dass ich zuvor noch nie von der „Next“-Defense gehört hatte, ehe ich für Aito gespielt habe. Nachdem er diese Defensive eingeführt hatte, haben viele Trainer in Spanien dies in ihr System übernommen. Aito ist in gewisser Hinsicht ein Pionier, der immer über das Spiel nachdenkt, über kreative Mittel, um den Basketball nach seinem Geschmack zu beeinflussen. Unsere Verteidigungen sind durchaus schwer zu spielen, aber sie gehen voll auf, wenn man sie richtig ausführt. Wir haben über eure besondere Verteidigung wie auch die Read-andReact-Offensive gesprochen. Was war für dich die größere Herausforderung – gerade als Point Guard, der normalerweise ein Spiel aufzieht und viele Pick-and-Rolls läuft, was ihr in Berlin weniger tut? Die Read-and-React-Offensive war schwieriger für mich. Weil ich es gewohnt bin, den Ball in den Händen zu haben. Wie du sagst, geht es in unserer Offensive viel um Read-and-React, weniger um BallScreens. Aito möchte nicht, dass wir zu viel dribbeln. Du sollst passen und dich bewegen, immer wieder. Am Anfang war das schwierig für mich, und ich lerne immer noch dazu. Niels Giffey hat mir erzählt, dass während der Vorbereitung bis weit in die Saison hinein alle Spieler alle Drills machen: Die Guards machen Post-Drills, die Big Men laufen im Zwei-gegen-null das Pick-and-Roll. Erst dadurch hat Niels herausgefunden, dass das Postup eine Stärke seines Spiels ist. Hast du durch das Training bei Aito auch Aspekte deines Spiels erkannt, bei denen du zuvor gar nicht wusstest, dass sie eine Stärke von dir sein können? Das stimmt, Aito lässt alle Spieler alle möglichen Drills laufen. Er will, dass jeder auf unterschiedlichen Positionen

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„Die CoronaErkrankung hat in meinem Körper noch so lange nachgeklungen. sie hatte Auswirkungen auf meinen Körper, wie ich es mir nie hätte vorstellen können.“ -----------

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spielen kann. Ich habe herausgefunden, wie ich punkten kann, ohne den Ball in den Händen zu haben. Ich war bis dahin immer ein Spieler, der den Ball geführt und für sich selbst und für andere kreiert hat. Zu lernen, wie man ballabseits spielt, durch Backdoor-Cuts und Bewegungen nach ballfernen Blöcken, hat meinem Spiel sehr geholfen. Lass uns zum Schluss noch einmal auf deinen Podcast zu sprechen kommen. In

einer Ausgabe hast du dich über deine Corona-Erkrankung geäußert, dich hatte es ziemlich hart erwischt. Warum hast du deine Infektion öffentlich gemacht? Ich wollte einfach meine Sicht der Dinge schildern und wie ich damit umgegangen bin. Viele Leute verharmlosen die Krankheit, wo es doch eine sehr ernsthafte Pandemie ist, die die ganze Welt betrifft und wodurch so viele Menschen sterben. Die Krankheit kann deinen Körper auf so unterschiedliche Art und Weise treffen. Man hört ja so viel über Covid-19, und dennoch ist über die Krankheit noch relativ wenig bekannt: Manche Menschen haben Symptome, andere keine. Das traf auch auf unsere Mannschaft zu. Ich hatte Symptome, ebenso meine Familie – wir können uns glücklich schätzen, uns durchgekämpft zu haben. Für mich war das schwer: Ich hatte auch schon die Grippe, und wenn ich krank bin, dann kämpfe ich mich durch und bin am nächsten Tag wieder auf den Beinen. Aber die Corona-Erkrankung hat in meinem Körper noch so lange nachgeklungen. Sie hatte Auswirkungen auf meinen Körper, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Und das macht dich nervös, weil du nicht weißt, was als Nächstes kommt … Ihr als Mannschaft wurdet nach eurem vierten Spiel in der Euroleague von Covid-19 getroffen. Schon davor gab es Corona-Infektionen bei einigen Euroleague-Teams. Mit diesen Fällen und den Auswärtsreisen durch ganz Europa


vor Augen: Wie hast du dich während dieser Zeit gefühlt? Ich persönlich habe nicht allzu viel darüber nachgedacht. Als Basketballspieler willigst du auf gewisse Weise in so etwas ein. Wir können uns glücklich schätzen, Arbeit zu haben und unserer Arbeit weiter nachzugehen. Selbst im Sport gibt es andere Ligen, die verschoben oder abgesagt wurden: Diese Spieler haben nicht die Möglichkeit, für das bezahlt zu werden, was sie tun, und einen Wettkampf zu bestreiten. Mein Mindset war: Wenn es passiert, passiert es eben. Was ich selbst weiterhin tun kann, ist, einfach rauszugehen und zu versuchen, meine Leistung abzurufen und so für mich und meine Familie den Lebensunterhalt zu bestreiten. Und Corona war und ist eben eines der Risiken – wie auch alles andere: Ich kann aufs Parkett gehen und mich dort verletzen. Als Profisportler gehst du ein solches Risiko ein. Ich finde schon, dass die Teams viele Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben, um Infektionen zu vermeiden. Und auch wenn es mies war, als ganzes Team zwei Wochen auszusetzen: Wenn es dabei hilft, die Infektionszahlen zu verringern, dann ist das gut so. Fühlst du dich sieben Wochen nach der Corona-Infektion wieder ganz fit? Immerhin hast du im ersten Spiel nach deinem Comeback, am 18. November gegen Villeurbanne, direkt den Gamewinner getroffen. (schmunzelt) Selbst nach dem Gamewinner habe ich mich immer noch schrecklich gefühlt, mein Körper hat sich einfach nicht normal angefühlt. Erst seit ein paar Tagen nehme ich ein Gefühl von Normalität in meinem Körper wahr. Mit all den Spielen und Reisen (Berlin hat 13 Spiele im Dezember absolviert, Anm. d. Red.) ist es aber auch schwer zu sagen, ob meine Müdigkeit daher stammt oder aus meiner Covid-19-Erkrankung resultiert. Aber seit Kurzem fühlt sich mein Körper wieder normal an, und mir geht es viel besser. Eine abschließende Frage zu deinem Podcast: Wenn du einen Wunsch frei hättest und eine Person – egal ob Basketballer, Sportler oder Menschen aus anderen Bereichen – einladen könntest, mit wem würdest du gerne in deinem Podcast sprechen? Für mich wäre das immer Dwayne Johnson, „The Rock“. (strahlt) Er ist ein so einflussreicher Typ. Wenn man von seiner Hintergrundgeschichte hört, er besitzt ebenso samoanische Wurzeln: In meiner Kultur ist er eine große Persönlichkeit. Aber auch, wenn ich sein Arbeitsethos betrachte, wie er unentwegt beschäftigt ist. Deswegen würde ich mich gerne mit ihm unterhalten: um zu sehen, wie sein Kopf funktioniert und wie er sich innerhalb der Business- und Entertainment-Welt verhält. Das wäre sehr interessant und cool. redaktion@fivemag.de

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in-dre-ssant

NBA-Saisonstart

In-Dré-ssant James, Luka, Rookies und die Bubble Die NBA-Saison läuft seit mehreren Wochen, und viele Themen dürften uns noch über Monate hinweg beschäftigen. Hier sind einige, die es besonders zu beobachten lohnt. Text: André Voigt Der Harden-Trade kommt

Nach Wochen voller Trade-Gerüchte und an die Medien weitergereichter Skandale passierte mit James Harden … nichts. Mit etwas mehr Hüftgold als gewöhnlich ging er doch als Houston Rocket in die Saison und lieferte direkt im ersten Auftritt 44 Punkte plus 17 Rebounds. Oder anders: James Edward Harden Jr. ließ es auch abseits einschlägiger Stripclubs regnen. Weg wollte der 31-jährige LigaMVP von 2017/18 aber nach wie vor. Fragt sich nur … wohin? Erst waren es die Nets und 76ers, dann erweiterte er – durch clever

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platzierte Leaks – die Liste seiner präferierten neuen Arbeitgeber. Ermutigt stiegen in der Folge angeblich die Trail Blazers, Nuggets und wohl auch die Celtics zumindest exploratorisch in den Poker mit ein. Das wiederum dürfte den Rockets-General-Manager Rafael Stone freuen, denn im Januar schien echt ein Wettbieten um die Dienste seines Superstars zu entbrennen. Stone spielt jetzt auf Zeit, wartet auf den besten Deal. Ab dem 18. Februar dürfen frühestens die NBA-Profis getradet werden, die in der Offseason einen neuen Vertrag unterschrieben.

Das macht das Traden leichter, weil einfach mehr Bausteine zur Verfügung stehen. Gleichzeitig dürften einige Franchises im Februar eventuell zu dem Schluss kommen, dass sie eine Veränderung brauchen. Vielleicht sieht ein Team in Harden das Ticket auf das Meisterschaftslevel, vielleicht will ein anderes neu anfangen und steigt als dritter Partner in anderweitig feststeckende Verhandlungen mit ein. Bevor am 25. März die TradeDeadline wartet, dürfte Harden sicher ein neues Team haben. Er und die Rockets … das ist nur noch eine Zweckgemeinschaft, die nicht von Dauer sein kann.


Seeding Games gespielt werden würden und weniger Teams in Orlando wären. Die teuren PCR-Tests würden aufgrund der besser entwickelten Schnelltests nur im Notfall gebraucht. Auf die 16 Playoff-Teams umgelegt wären die Kosten auf jeden Fall tragbar. Vor allem, wenn so zu einem hohen Grad gewährleistet wäre, dass alle gesund durch die Playoffs kommen würden. Auch die TV-Partner wären mit Sicherheit dafür.

Rookies sind … Rookies

Fotos: Cato Cataldo/Christian Petersen/Jesse D. Garrabrant/NBAE via Getty Images

Lukas nächster Schritt

Luka Doncic ist ein MVP-Kandidat, keine Frage. Aber wenn die ersten Saisonwochen eines gezeigt haben, dann dass der 21-Jährige noch nicht „erwachsen“ ist. 104 Kilo bei 2,01 Meter Länge sprechen eine klare Sprache: Der Slowene lebt nicht wie die ganz großen Superstars à la LeBron James oder einst Dirk Nowitzki. Er ordnet nicht jeden Aspekt seines Lebens dem Sport unter. Er presst nicht jeden noch so kleinen Vorteil aus den 24 Stunden, die er täglich zur Verfügung hat. „Im Moment ist er noch ein Kind“, erklärte J.J. Barea im Podcast von J.J. Redick. „Er chillt. Er wächst noch. Er hat noch nicht den nächsten Schritt gemacht, wenn du verstehst, was ich meine. Wenn er anfängt, wirklich zu trainieren, wirklich daran zu arbeiten, für die NBA bereit zu sein … dann wird er ein Monster.“ Natürlich: Covid-19 ruinierte die Offseason vieler Spieler, aber die Pandemie allein ist nicht der Grund für Doncic’ mangelnde Fitness. Barea nennt das Kind beim Namen: „Luka denkt noch, dass es auch so reicht. Er wird jedes Jahr besser, aber er ist noch ein Kind. Wenn er 24, 25 Jahre alt ist, wenn er zum Mann wird, wird er ein echtes Problem. Er liebt das Spiel, liebt seine Mitspieler, liebt es, gegen die Besten anzutreten.“ Niemand muss sich um Doncic Sorgen machen. Aber je früher er so ultraprofessionell lebt und trainiert wie die ganz Großen seines Fachs, je früher er die Extraarbeit investiert, die junge Talente nicht investieren müssen, weil ihnen vieles zufliegt … desto besser für die Mavs.

mehrere Teams Ausfälle zu verzeichnen, weil Spieler sich selbst infizierten oder direkten Kontakt mit Infizierten hatten. Während der regulären Saison mag das nicht weiter gravierend sein – die Spielzeit ist lang, sodass selbst eine siebentägige Quarantäne eines Superstars von dessen Team einigermaßen weggesteckt werden kann. Aber in den Playoffs sieht die Sache komplett anders aus. Sicher: Die Postseason findet von Ende Mai bis Ende Juli statt. Das wärmere Wetter wird das Virus im Sommer einigermaßen in Schach halten. Kann es sich die NBA aber leisten, nicht in eine zweite Bubble zu gehen? Ein erneutes Umziehen der Teams nach Orlando würde erneut Kosten verursachen – 150 Millionen Dollar waren es im vergangenen Jahr. Dieses Mal wäre es sicherlich preiswerter zu haben, da wohl keine

„James Wiseman Superstar! LaMelo Ball Megabust!“ So urteilten die sozialen Basketballmedien nach den ersten zwei, drei Partien über den zweiten und dritten Pick der Draft 2020. Wiseman hatte 18 und 19 Punkte aufgelegt, Ball null, 13 und sechs. Es waren Überreaktionen vom Allerfeinsten … mit der Betonung auf dem Wort „über“. Wiseman stürzte in der Folge mit 8,6 Zählern, 6,0 Rebounds plus 4,0 Fouls pro Partie leistungstechnisch zurück auf die Erde, Ball erzielte in den folgenden vier Partien 15,5 Zähler, 5,5 Bretter und 6,3 Assists. Beide zeigten, wie schnell es für Rookies gehen kann in der NBA – im positiven wie im negativen Sinne, besonders in einer von Covid-19 aus den Fugen geratenen Saison. Abgebrochene NCAASaison, keine Summer League, weniger Trainingsmöglichkeiten in der Offseason, hektischer Spielplan in einer verkürzten Spielzeit – die Umstände sind keineswegs normal für die Youngsters. Die Frischlinge kamen noch unfertiger als sonst in die National Basketball Association. Sie brauchen mehr Zeit als sonst, um sich zu akklimatisieren … und den Raum, sich zu entwickeln, brauchen sie sowieso. dre@fivemag.de

Bubble 2.0

Schon die ersten Saisonwochen zeigten: Diese Spielzeit steht im Zeichen von Covid-19. Während auch in den USA die ersten Menschen geimpft wurden, hatten

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ivan beslic

KOBE, JUNGE ... ... nicht einfach, die passenden Worte zu finden, während ich dir diesen Brief hier schreibe. Ein Jahr ist es schon her, auch wenn ich es immer noch nicht begreife. Ich check’s nicht! Warum habt ihr den Helikopter genommen? Horrorbilder auf allen Kanälen. Dieser verdammte Nebel! Die Sicht war doch verschwommen, wie viel Zeitdruck rechtfertigt neun Leben? Hey, aber deine Beerdigung war fresh, werde schon wieder sentimental, wenn ich dran denke. Wie MJ bei seiner Rede heulen musste, als er dich seinen kleinen Bruder nannte. Die haben euch sogar das All-Star-Weekend gewidmet und ein Riesenfass aufgemacht. Mit neuem Punktesystem und richtiger Defense, sogar Kawhi hat kurz gelacht. Deine Tochter ist doch großer Luka-Fan, oder? Er wird immer besser und hat gerade mehr als nur ‘nen Höhenflug. Sag Gigi bitte, dass er ihre Trikotnummer mit der 2 bei seinem ersten All-Star-Game trug. Junge, nichts ist, wie es mal war, seitdem du weg bist. Draußen lauern Killerviren. Alle drehen am Rad, aber immerhin musst du da oben nicht mit Querdenkern diskutieren.

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Long story, Bro, aber Finger weg von Fledermäusen vom Wochenmarkt. Wegen den Drecksviechern hab ich mich neun Monate nicht vor die Tür gewagt.

Klingt zwar weird, aber wegen einer Grippe haben die im Disneyland um den Titel gespielt. Isoliert in einer Bubble, wurde viel geangelt und mit Kaffee gedealt.

Giannis wurde wieder MVP, und ein paar von den Jungs waren echt on fire. Das hättest du sehen müssen! Für Adebayos Gamewinner-Block brauchste wirklich Eier. Weißt du noch, als alle sagten, LeBron wäre washed und zu alt. Der geht jetzt in seine 17. Saison und macht immer noch jede Defense kalt. Sie haben dir den Titel wieder nach L.A. gebracht, du wärst stolz auf dieses Team. Keine Sorge, James hat immer noch einen Ring weniger als du, you know what I mean! Ich hätte euch beide zu gerne mal in den Finals gesehen, 2009 hätte es sogar fast geklappt. Die Antwort auf alle Fragen, aber LeBron hat’s wieder mal verkackt! Shaq und du, warum konntet ihr damals eure Differenzen nicht über Bord werfen? Ihr hättet zusammen noch so viel reißen können, aber ich will dich jetzt nicht mit den ollen Kamellen nerven. Vom ewigen Schüler zu Jordans Thronfolger, die Ikone einer ganzen Generation. Can we just appreciate greatness!? Was soll denn diese ewige G.O.A.T.-Diskussion? Hast mich mein halbes Leben begleitet, über die Jahre gereift wie Vino. Brachtest die Showtime zurück nach Hollywood, ganz großes Kino.

Hast härter gearbeitet als jeder andere und dem Game alles gegeben. Mamba Mentality, eine Lebenseinstellung, immer nach Höherem zu streben!

Ich weiß noch, du hast es immer geliebt, von deinen Gegnern gehasst zu werden. Aber der Respekt war immer da, für den Legendenstatus musstest du wirklich nicht sterben. Bald kommst du in die Hall of Fame, Junge … schade, dass du das verpasst. Aber noch fetter wird dein Denkmal, vor dem selbst die Freiheitsstatue erblasst. Deiner Fam’ geht’s gut, und die haben endlich einen Impfstoff gefunden. Thank God, Trump hat die Wahl verloren, die Zeit heilt alle Wunden. No hate, aber dein Tod hat auch was Gutes, denn deine Rookie-Karten sind mies gestiegen. Du weißt halt, wie man richtig abtritt, aber der Hubschrauberabsturz war etwas übertrieben! Bin kein Fan von großen Worten, wollte dir nur sagen, dass du uns fehlst. Und grüß Gigi von mir, sie wird ausflippen, wenn du ihr das mit Luka erzählst. Ich werde dich nie vergessen, deine Highlights laufen auf Dauerschleife. Und rufe auf ewig deinen Namen, wenn ich zerknülltes Papier in die Tonne schmeiße. Mach’s gut, Junge! Peace, Ivan


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