FIVE #177

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BASKETBALL FOR LIFE

FREIPLATZ IS COMING! COMING !

DER GROSSE NBA CHECK 2021

04/2021

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KRISTAPS PORZINGIS GUT GENUG FÜR LUKA?

ZION WILLIAMSON DER HYPE UND SEINE GRENZEN

NCAADEUTSCHE WIE GUT SIND DIE UNI-JUNGS?

3,90 €

WER HAT SCHON DIE STARS FÜR EINEN TITEL UND WERNICHT? NICHT ?

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Österreich 5,00 € Schweiz 7,80 SFR BeNeLUX 4,60 € Italien 5,25 € Spanien 5,25 €

F I V E - A C A D E M Y | | B A R O N D AV I S D O M A N TA S S A B O N I S | | C H R I S PA U L MEMPHIS GRIZZLIES || DARKO MILICIC ALEC PETERS || LÖWEN BRAUNSCHWEIG

ISSUE 177 ISSN 1614-9297

WWW.FIVEMAG.DE


S N U


SPRI NGSS U M MR


editorial

IMPRESSUM

FIVE 177

Maximilian Kleber und Daniel Theis haben sich in der NBA etabliert.

Redaktion: redaktion@fivemag.de Verlag: KICKZ.COM GmbH Landwehrstr. 60 80336 München Tel.: +49-89-324 781 70 Fax: +49-89-324 781 99 Chefredakteur: André Voigt (verantw.) Grafik: Patrick „Mochokla“ Ortega Fotos: Getty Images

ZWISCHENFAZIT

Fotos: Adam Glanzman/Jed Jacobsohn/NBAE via Getty Images

LIEBE FIVE-GEMEINDE, bevor es an dieser Stelle um die Deutschen in der besten Basketballliga der Welt geht, möchte ich euch danken. Es war einfach unfassbar, wie viele von euch dem Aufruf aus der FIVE #176 gefolgt sind und geschrieben haben, wie sie mit Corona klarkommen. Mich erreichten zahlreiche Mails mit zum Teil emotionalen Geschichten – und in allen Fällen voller Zuversicht, dass bald wieder Normalität einkehrt. Aber zum eigentlichen Thema. Sechs deutsche Profis sind derzeit in der NBA unterwegs: Dennis Schröder, Maximilian Kleber, Daniel Theis, Moritz Wagner, Isaiah Hartenstein und Isaac Bonga. Wie läuft es bei denen 2020/21? Dennis Schröder spielt die erwartet große Rolle bei den L.A. Lakers, auch wenn ihm im Januar sein Dreier (26,4 3P%) zwischenzeitlich abhandenkam. Ansonsten ist er klar der drittbeste Spieler des Meisters hinter LeBron James und Anthony Davis. Seine Schnelligkeit genau wie sein Playmaking wurden arg vermisst, als „DS17“ in CovidQuarantäne musste. Für die zweite Hälfte ist der Dreier für ihn die Hauptbaustelle, seine Coaches werden mehr Plays für ihn laufen.

Mehr Plays dürften für Kleber (Dallas Mavericks) und Theis (Boston Celtics) wahrscheinlich nicht gelaufen werden, aber das ist auch nicht weiter schlimm. Die beiden Big Men haben sich mittlerweile bei ihren Teams als richtig gute Rollenspieler (Stretch-Big-Men mit Defensive) etabliert, die jede andere NBA-Franchise ebenfalls gern im Kader haben würde. Vor allem Maximilian Kleber hat dieses Jahr einen gehörigen Schritt nach vorn gemacht. Der Dreier – lange Zeit eine Baustelle – ist heuer eine echte Stärke. Eine Trefferquote von 46,8 Prozent bei 3,7 Versuchen bedeutete zu Redaktionsschluss die viertbeste Dreierquote in der gesamten NBA! Außerdem machen die Mavs mit dem 2,08-Meter-Mann auf dem Feld auf 100 Ballbesitze gerechnet 7,6 Punkte mehr als ihre Gegner – ein Spitzenwert. Auch Theis trifft seinen Dreier gut (37,5 3P%), auch er hilft den Celtics an beiden Enden des Feldes. Boston macht mit ihm 6,1 Punkte mehr als die Konkurrenz. Einziger „Makel“: Theis ist halt für einen Center mit 2,03 Meter ein wenig zu klein. Moritz Wagner (2,11 Meter) und Isaiah Hartenstein (2,13) haben dieses Problem nicht. Die beiden Big Men

BESTEN DUNK

nächste aUSGABE

Dré dunkt allen, die auf twitch.tv/ andrevoigt dabei sind!

Die FIVE #178 erscheint am 16. April 2021 oder liegt schon bis zu vier Tage vorher bei allen Abonnenten im Briefkasten.

Lektorat: Thomas Brill

absolvieren trotzdem holprige Saisons. Wagner war lange in Covid-Quarantäne, in zwölf der ersten 23 Partien wurde er nicht eingewechselt. Coach Scott Brooks fehlte das Vertrauen. Doch aufgrund des Kreuzbandrisses von Starter Thomas Bryant und fehlender Erfolge des Teams packte Brooks seinen Stretch-Fünfer in die Erste Fünf. In zehn Starts legte der Berliner 8,5 Punkte in 15,4 Minuten auf und entzerrte den Angriff mit seinem Dreier. Hartenstein hingegen hat bereits die gesamte Saison über dieselbe Rolle. Als Backup von Nikola Jokic absolviert er 9,3 Minuten pro Partie, kassiert aber auch mal ein „Did Not Play – Coach’s Decision“. Der 22-Jährige kommt über den Hustle und den Einsatz. Wenn er seinen Dreier entwickeln würde, wäre er eine echte Alternative. Selbiges gilt für Isaac Bonga. Die Wizards verteidigen katastrophal, genau das ist Bongas Kernkompetenz. Doch der Distanzwurf fällt zu selten. Trifft der 21-Jährige den Eckendreier, dann spielt er auch.

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Christian Orban Sebastian Finis Julius Schubert Torben Adelhardt Torben Rosenbohm Manuel Baraniak Peter Bieg Ole Frerks Ivan Beslic Jens Leutenecker Robbin Barberan Aboservice: KICKZ.COM GmbH E-Mail: abo@fivemag.de Tel.: +49-89-324 781 70 Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 34121 Kassel Vertrieb: MZV GmbH & Co. KG Ohmstr. 1 85716 Unterschleißheim Für unverlangt eingesandtes und nicht mit einem Urhebervermerk gekennzeichnetes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Beiträge, die namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung sowie Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages. Gerichtsstand ist München.

ISSN 1614-9297

Viel Spaß mit FIVE #177! André Voigt

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Dann im Heft: Steph Curry, Chris Boucher und vieles, vieles mehr …

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FIVE 177

inhalt

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Prospect, Einwurf, Mixtape, DAZN x FIVE, Sneaker Hall of Fame, Legenden-Liebling etc.

Was bleibt vom Hype um die Urgewalt?

So überraschen die NINERS Chemnitz die Basketball-Bundesliga!

24 SECONDS

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MEMPHIS GRIZZLIES

ONE-ON-ONE

Curry vs. Lillard.

Deshalb sind sie das Lieblingsteam von NBA-Twitter …

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Wie funktioniert die „Drop Coverage“?

Der „Point God“ und sein Erfolg in Phoenix.

FIVE-ACADEMY

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ZION WILLIAMSON

CHRIS PAUL

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Einige Teams haben schon die Stars, um Meister zu werden – und andere nicht!

So erleben die „Student Athletes“ die CovidSaison 2020/21.

DAS 1-2-3-RANKING

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DEUTSCHE IN DER NCAA

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FOTOSTRECKE

KRISTAPS PORZINGIS

Muss er gehen, damit die Mavs Erfolg haben?

Detlef Schrempf stand im Weg – das war halt sein Job!

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Wie der Leader der Indiana Pacers immer besser wird.

Interview mit einem Selfmade-EuroleagueStar von der Farm.

DOMANTAS SABONIS

ALEC PETERS

BBL-TAKTIK-CHECK

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LÖWEN BRAUNSCHWEIG

Besuch beim spannendsten Projekt im deutschen Basketball.

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CORONA-HEIMSPIEL

Wie ist das, wenn dein Team in Corona-Zeiten ein Heimspiel hat?

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IN-DRÉ-SSANT

Die NBA-HalbzeitAwards 2021.

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WARENKORB

KICKZ hat die Styles, die ihr wollt! Holt sie euch!

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IVAN BESLIC

Darko Milicic – Draftbust, aber happy.

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DAS FIVEMIXTAPE DES MONATS! „Bball is Jazz“, sagt Holger Geschwindner, und da hat der Mann recht! Trotzdem gibt es an dieser Stelle in loser Reihenfolge das FIVE-Mixtape des Monats, damit ihr euch beim nächsten Heimspiel nicht zu den Greatest Hits von The Police warmmachen müsst, nur weil „der Anschreiber die so gerne hört“. Einfach den QR-Code einscannen, und schon landet ihr bei den FIVE-Playlists auf Spotify.

Scannt den Code, um direkt zum FIVE-Profil auf Spotify zu gelangen, und folgt uns, damit ihr keins der fetten Mixtapes verpasst! https://bit.ly/FIVE177

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mixtape FIVE #177 A Kool S avas – Brach Daft P land unk – B urnin’ Diabol ic – G ame T Fatoni ime – Der Beste Forsy th – S truggl e Is R Daft P unk – eal Face t HusKin o Fac e gPin – Made TEK – You L Boot C ook amp 4 Life

7 A FIVE #17

B #177 s FIVE ock ottbu C – net R 8 8 io – Pla a a Aud t baa r a Bam erato Afrik h Op t o o – Sm en Sade Gold ott – c S l Jil ul t – P ocket Farho s – R m ia l ic Wil dynam Saul Aero – k Pun Daft

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einwurf

EINWURF

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Fotos: Martin Vogel/Ned Dishman/NBAE via Getty Images

I

WINNER’S CIRCLE

In seiner Kolumne „Einwurf“ schaut Christian Orban über den Spielfeldrand hinaus und schreibt über die weniger beachteten Aspekte der Basketballkultur. Text: Christian Orban

n der WNBA hat die jüngste Free Agency gehalten, was an dieser Stelle zuvor versprochen wurde. Schließlich hat die Liga nach dem basislegenden Tarifabschluss 2020 – mit dem signifikante Gehaltssteigerungen und mehr selbstbestimmte Wechsel ermöglicht worden sind – heuer die wohl aufregendste Spielerinnenbewegung seit ihrer Gründung vor 25 Jahren erlebt. Die bereits überaus ereignisreiche Offseason 2020 wurde in diesem Jubiläumsjahr also nochmals übertroffen. So wechselten im Februar allein zehn vormalige All Stars – darunter mehrere All-WNBA-Akteurinnen – in der zwölf Franchises umfassenden Liga das Team. Auch wurde dabei das Novum eines „Five-Team Trade“ verzeichnet, in den also fast die Hälfte der „W“ involviert war. Vor allem aber konnte die hohe Talentdichte in der Liga (mit maximal 144 Kaderplätzen) noch besser ausbalanciert werden. Entsprechend haben sich auf dem Papier fast alle Teams verbessert – während mindestens sechs von ihnen zum erweiterten Kreis der Mitbewerber um die Meisterschaft zählen dürfen. Hier soll nun ein erster vorfreudiger Blick auf drei ausgewählte Teams geworfen werden, die in der diesjährigen Free Agency besonders hervorgetreten sind und sich einnehmend verstärkt haben. Zuvorderst sind die Minnesota Lynx um Jungstar Napheesa Collier und Altmeisterin Sylvia Fowles zu nennen. So haben die VorjahresHalbfinalistinnen mit Kayla McBride, Aerial Powers und Natalie Achonwa drei spielstarke Komplementärspielerinnen hinzugewonnen. Als Edelschützin und vielseitige Flügelverteidigerin wird Abo-All-Star McBride im austarierten Teamverbund direkt einen Unterschied machen. Ohnehin gehört sie zu den arbeitsamsten und beständigsten Akteurinnen der „W“. Auf dem aufgepolsterten Flügel sollte Powers ihrem Namen ebenso alle Ehre machen – und wie McBride als dynamische und wurfstarke Korbjägerin Collier sowie Centerin-Legende Fowles ideal ergänzen.

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Achonwa, eine smarte und führungsstarke Pivotin, wird Fowles Verschnaufpausen verschaffen und sich im tief besetzten Team mühelos einfügen, in dem sich auch Point Guard Crystal Dangerfield (die amtierende „Rookie of the Year“), Allround-Wing Bridget Carleton sowie Stretch-Big Damiris Dantas wiederfinden. Dabei wird die an beiden Enden extrem vielseitige und variable Truppe von Erfolgstrainerin Cheryl Reeve eine Menge Spaß machen. Zugleich dürfen die einst dynastischen Lynx (vier Titel in den Zehnerjahren) nach einem beachtlichen zweijährigen Neuaufbau 2021 wieder Titelhoffnungen hegen. Apropos Rebuild: Die jungen New York Liberty haben diesen gewiss noch nicht abgeschlossen, sich im Winter indes eindrucksvoll verstärkt. Insofern erscheinen sie nach einer Vorsaison zum Vergessen (2-20-Bilanz in der „Wubble“) nun als legitime Anwärterinnen auf die Playoffs. Die namhaften Neuzugänge, die perfekt zusammen sowie zum „Five-Out-Stil“ von Coach Walt Hopkins passen sollten, sind Natasha Howard, Betnijah Laney und Sami Whitcomb. Dreifach-Champ Howard ist eine erfahrene Ausnahmeverteidigerin, die 2019 den „DPOY“-Award einheimste und sich in der MVPKonversation befand. Mit Aufbaudynamo Sabrina Ionescu – sie will nach einer verletzungsbedingt arg verkürzten Rookie-Saison angreifen – wird sie ein formidables Pick-and-Roll-Duo bilden. Laney (siehe FIVE #176) fungiert derweil als spielstarke Flügelscorerin, die den Dreier trifft und zudem als Verteidigerin an der „Speerspitze“ besticht. Whitcomb ist defensiv unterschätzt und liefert als Combo-Guard sekundäres Playmaking sowie vor allem das gewünschte Spacing. Das gilt auch für Marine Johannès (wurfstarke Spielmacherin) und Rebecca Allen (wurfstarke und defensiv befähigte Wing), die 2020 nicht zur Verfügung standen, nun aber zurückerwartet werden.

Hinzu gesellen sich einige talentierte Zweitjahresprofis sowie Vorzeige-Veteranin Layshia Clarendon, die als Anführerin vorangeht und mit Ionescu auch in Lineups mit zwei Point Guards aufgeboten werden kann. Sonach könnte in Brooklyn ein sehenswertes Team heranreifen, das nicht zuletzt auf die vollständige Genesung von Scoring-Guard Asia Durr (2. Pick 2019) hofft, die die vergangene Saison verpasste und noch immer mit den Auswirkungen von Covid-19 zu kämpfen hat. In Chicago steht unterdessen ein Team parat, das 2021 um den Titel mitspielen wird. Schließlich haben die ambitionierten Sky mit der Verpflichtung von „Heimkehrerin“ Candace Parker nicht weniger als den wohl spektakulärsten Free-Agent-Coup der WNBAHistorie gelandet. Die amtierende „Verteidigerin des Jahres“ dürfte die schwache Defensive (besonders in puncto Ringschutz und Rebounding) stabilisieren sowie an der Seite von Pass-Ass Courtney Vandersloot und Vorzeigeschützin Allie Quigley als spiel- und abschlussstarke Fünferin gewinnend beitragen. Zumal Coach und Manager James Wade neben den beständigen Vets auf hochtalentierte Youngsters vertrauen kann, die von der Erfahrung und Strahlkraft Parkers profitieren werden: Flügel Diamond DeShields will eine verletzungsgeplagte Saison 2020 vergessen machen und als potenzielle Schlüsselspielerin den Sprung zur verlässlichen Go-to-Scorerin vollziehen. Skilled Big Azurá Stevens (mit ihr wurde verlängert) hat Parker indes bereits als „die jüngere Version ihrer selbst“ belobigt. Erwähnt seien nicht zuletzt auch Kahleah Copper und Gabby Williams, die als überqualifizierte Bankangestellte an beiden Enden für die nötige Entlastung sorgen werden. James Wade scheint sonach das passende Spielerinnenpersonal beisammen zu haben, um ein gutes Playoff-Team in ein großartiges Meisterinnenteam zu verwandeln. In der „W“ gilt daher das Mantra „Sky has no limit“.


DAZN DAZN X FIVE:

UTAH JAZZ Es wächst zusammen, was zusammengehört! Ab sofort findet ihr an dieser Stelle DAZN x FIVE. Hier kommen die Kommentatoren und Experten eures LieblingsSport-Streamingdienstes zu Wort, um Themen rund um die NBA zu diskutieren. In diesem Monat geht es um die Frage: Sind die Utah Jazz ein echter Titelkandidat?

IMMER WEITER ROLLT DER BALL!

www.dazn.com

Was es in diesem Monat auf DAZN zu sehen gibt? Hier ein paar der absoluten NBAHighlights im Programm. Ach ja, und seit Anfang März läuft auch NBA.TV auf der Plattform. 20.03. 21.03. 25.03. 26.03. 27.03. 28.03. 28.03.

20:30 18:00 03:00 03:00 00:30 03:00 19:00

Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr

Atlanta vs. Lakers Indiana vs. Miami Brooklyn vs. Utah Philadelphia vs. Lakers Boston vs. Milwaukee Dallas vs. New Orleans Phoenix vs. Charlotte

ALEX VOGEL

BENNI ZANDER

Die Utah Jazz sind nach 32 Spielen das stärkste Team der NBA. Wer hätte das vor der Saison vermutet? Ich sicherlich nicht! Nach einem 4-4-Start hat das Team von Coach Quin Snyder 22 der folgenden 24 Spiele gewonnen. Die Jazz sind die einzige Mannschaft, die defensiv und offensiv zu den Top 5 der Liga gehört. Doch warum ist Utah derzeit kaum zu schlagen? Donovan Mitchell ist der MVP des Teams. Shaq mag es anders sehen, doch der Guard hat den nächsten Schritt gemacht. Mitchell liefert Karrierebestwerte bei den Punkten, Rebounds, Assists und der Dreierquote ab, übernimmt in der Crunchtime. Rudy Gobert ist zum aktuellen Zeitpunkt mein „Defensive Player of the Year“. Er führt die Jazz zur zweitbesten Verteidigung der NBA. Seine Drop Defense ist elitär. Unter dem Korb verändert und blockt er Würfe wie kaum ein anderer. Gobert spielt schlicht eine überragende Saison. Von der Bank kommend ist Jordan Clarkson nicht zu stoppen. Der Scorer wirft ohne Gewissen – und trifft dabei sehr ordentlich. Clarkson gibt der Truppe damit ein Element, welches im Team anderweitig nicht zu finden ist. Die Bank der Jazz gehört zu den stärksten der Liga. Ein weiterer Aspekt ist die Kaderzusammenstellung. Kontinuität zahlt sich im Sport oft aus. Die Jazz haben über die Jahre Geduld bewiesen, ihrem Personal vertraut und das Team immer wieder punktuell verstärkt. Die Balance zwischen offensiv- und defensivorientierten Spielern stimmt. Dies bringt mich zu meinem letzten und wichtigsten Faktor: Quin Snyder – mein bisheriger „Coach of the Year“. Neben der starken Defensive hat es Snyder geschafft, eine herausragende Offensive zu installieren. In der Breite vom offensiven Potenzial sicherlich kein Top-Team, ist es Snyder dennoch gelungen, einen sehr versierten Basketball im Angriff spielen zu lassen. Snyder setzt mit verschiedenen Sets die Qualitäten seiner Spieler immer wieder perfekt in Szene. Können die Jazz nun den Titel holen? Ich glaube eher nicht daran, bin bei dieser Vermutung nun aber deutlich vorsichtiger. Snyder, Mitchell, Gobert und der starke Supporting Cast dürften sicherlich nicht mehr unterschätzt werden.

Spätestens seit der Doku über eine gewisse Würzburger NBA-Legende wissen wir alle: Basketball ist Jazz! In der Association scheint dieses Motto aktuell mehr denn je zu gelten. Denn was die Sportskameraden aus Utah bislang aufs Parkett zaubern, ist schlicht herausragend. Bei Redaktionsschluss hatten die Männer von Quin Snyder mit Abstand den besten Record der Liga vorzuweisen – 26 Siege aus 32 Spielen. Anfang des Jahres gewannen die Jazz 20 von 21 Partien und besiegten dabei unter anderem Philly, die Pacers, Boston und gleich zweimal die Bucks. Doch was macht Utah in dieser Saison so stark? Das Wichtigste: Konstanz im Kader und Eingespieltheit! Die Jazz haben in der Offseason keinen einzigen Schlüsselspieler verloren und das Team zusammengehalten. Für die Stars Donovan Mitchell und Rudy Gobert gab es fette neue Verträge, ihre Differenzen scheinen ausgeräumt. Dazu hat Utah-GM Justin Zanik mit Derrick Favors den passenden Gobert-Backup zurück nach Salt Lake City gelotst. Auch Mike Conley ist in seiner zweiten Saison endlich angekommen. Ein Blick auf die Statistiken: Die Jazz zählen beim Offensiv- und Defensivrating zu den absoluten Top-Teams der Liga. Die Balance in ihrem Spiel stimmt einfach. Der Supporting Cast für Mitchell funktioniert, auch weil ScoringWaffe Jordan Clarkson Nacht für Nacht mehr Argumente für den „Sixth Man of the Year“-Award sammelt. Was noch? Ach ja, die Dreier! Die Jazz haben ihr Spiel im Vergleich zum Vorjahr noch stärker hinter die Dreierlinie verlagert, kein NBA-Team nimmt pro Spiel mehr Würfe von draußen. Die Dreierquote ist trotzdem die drittbeste ligaweit ... Die große Frage lautet nur: Ist Utah diesmal wirklich bereit für einen tiefen PlayoffRun im Westen? In der Vorsaison war gegen die Nuggets schon in der ersten Runde Schluss. Quin Snyder und seine Jungs werden es in diesem Jahr in der Postseason allen beweisen wollen. Bislang scheinen sie jedenfalls auf einem guten Weg zu sein, um uns am Ende mal wieder daran zu erinnern: Basketball ist Jazz!

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Fotos: DBB /Randy Belice/NBAE via Getty Images

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five-prospects P rospects

Elijah Ndi

6 Jahre, vier Monate und 22 Tage – so alt war Elijah Ndi, als er vor einigen Wochen erstmals in der BBL punktete. Am 24. Januar 2021, um genau zu sein. Aufgrund der extremen Verletzungsmisere bei s.Oliver Würzburg hatte Headcoach Denis Wucherer den Teenager mit zum Auswärtsspiel genommen. Bei ALBA Berlin verkaufte sich Würzburg bei der 85:99-Niederlage teuer – und durfte mit Ndis Treffer immerhin einen neuen Rekord feiern: Seit Beginn der systematischen Datenerhebung im Jahr 1998 ist er nämlich der jüngste Korbschütze der Liga-Geschichte. Ein Titel, den bis dato Jacob Patrick (MHP RIESEN Ludwigsburg) innehatte, eingeheimst beim Final-Turnier 2020 in München. Nun also Ndi, ein gebürtiger Berliner, 1,94 Meter groß und auf den Flügelpositionen zu Hause. Dass der 16-Jährige früher oder später in der BBL würde debütieren können, war aufgrund seines Talents wahrscheinlich. Dass es jetzt so schnell ging, ist jedoch vornehmlich dem Verletzungspech seiner Profi-Mitspieler geschuldet. Denn eigentlich ist Ndi in dieser Saison in der NBBL und in der Regionalliga vorgesehen – wo allerdings pandemiebedingt aktuell ohnehin nichts geht. Das ist schade, denn um dauerhaft in der BBL punkten zu können, braucht Ndi insbesondere mehr Erfahrung.

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Jeden Monat stellt euch Peter Bieg an dieser Stelle die größten Talente Europas und Deutschlands vor. Text: Peter Bieg

Körperlich ist der junge Mann bereits recht weit – mit einem klar definierten Oberkörper, solider Stabilität und Speed. Außerdem ist seine Spannweite stark, Ndi ist agil und wendig. Dank gutem Ballhandling kann er zumindest perspektivisch Gegenspieler aus dem Dribbling attackieren und gelegentlich auch den Ballvortrag übernehmen. Im Jugendbereich bevorzugt er noch den Drive oder den Abschluss aus der Mitteldistanz klar gegenüber etwaigen Versuchen aus der Distanz. Elijah Ndi ist noch kein allzu stabiler Werfer. Mit teils schwierigen Würfen aus der Mitteldistanz zeigt er aber immer wieder, dass er die Anlagen dazu in Form eines guten Wurfgefühls definitiv hat. Besonders wohl fühlt sich der Würzburger im Fastbreak, wo er mit seinen großen Schritten, viel Geschwindigkeit und seiner Entschlossenheit nur schwer zu stoppen ist. Mit seiner Athletik und den langen Armen hat er alle Anlagen für einen PlusVerteidiger, auch im Senioren-Bereich. Gut möglich, dass der 2004 geborene Ndi sogar noch wächst. Für eine exakte Prognose ist es aufgrund seiner Jugend und der übersichtlichen Eindrücke auf BBL-Niveau noch zu früh. Dass mit Elijah Ndi in Würzburg ein vielversprechender, weil vielseitiger Nachwuchsprofi heranwächst, darf aber als gesichert gelten. redaktion@fivemag.de

Elijah Ndi Geburtstag: 02. September 2004 Größe: 1,94 Meter Gewicht: 86 Kilogramm Position: Small Forward Verein: s.Oliver Würzburg

Stats: Stats: 1,0 PPG, 0,5 APG, 0,5 TPG, 5,4 MPG, 50,0 FG% (BBL 2020/21)

QR-code: Highlights aus der NBBL-Saison 2019/20 von Elijah Ndi. http://bit.ly/EliNdi


Z a c h L aV i n e

Zach LaVine

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Chicagos Shooting Guard Zach LaVine hat sich zum ersten Mal in seiner Karriere eine All-Star-Nominierung erspielt. Coach Jens analysiert LaVines Scoring- und Spielmacherfähigkeiten, zudem wirft er einen Blick auf die Verteidigungsarbeit des 26-Jährigen. Text: Jens Leutenecker

Name: Zach LaVine Position: Shooting Guard Geburtstag: 10. März 1995 Größe: 1,96 Meter Gewicht: 90 Kilo Verein: Chicago Bulls Erfahrung: 6 Saisons

Stats 2020/21: 28,8 PPG || 5,4 RPG 5,1 APG || 4,0 TO 0,4 BPG || 43,3 3P% (PER 36 MIN.)

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8,5 Punkte, 5,0 Assists und 61,1 Prozent effektive Feldwurfquote – Zach LaVine hat sich in den vergangenen drei Spielzeiten vom „Volume Shooter“ zum elitären Scorer und Franchise-Spieler 2020/21 entwickelt. Die Chicago Bulls blühen in Billy Donovans Pick-and-RollSystem richtig auf und stehen mit Recht im Playoff-Rennen. Keine Mannschaft läuft häufiger das Blocken-und-Abrollen als die Bulls, und mit Zach LaVine haben sie einen wirklich fähigen Mann gefunden, der diese Aktion initiieren kann. LaVines Volumen hat sich unter Coach Donovans Spielidee zwar nochmal deutlich erhöht, aber große Spielanteile sind für den Shooting Guard spätestens seit 2018/19 selbstverständlich. 18 bis 20 Würfe gönnt sich „Young Hollywood“ seit 2018 pro Spiel, bei ansteigender Trefferquote. Dieses Jahr schaffte LaVine ganz klar den Sprung in den All-Star-Kader der Eastern Conference, der Respekt für sein Game ist auch bei den Trainern eindeutig gestiegen. Zach LaVine hat inzwischen alles, was ein ordentlicher NBA-Playmaker vorweisen muss: Er kann exzellent scoren, mit 103 Punkten auf 100 Angriffe gerechnet gehört er zu den effizientesten 20 Prozent aller Pick-and-Roll-Spieler. Er ist zweitens in der Lage, den Ball im richtigen Moment zum Mitspieler zu passen und dadurch eine Offensive zu entwickeln. Und er kann drittens beurteilen, wann er werfen oder passen soll. LaVines Pick-and-Roll-Spiel war früher davon geprägt, seinen Centerspieler als Blocksteller zu nutzen, um möglichst häufig auf den Korb zu werfen. LaVine kannte keinen Abschluss, der ihm nicht gefiel – die Spiele der Chicago Bulls waren entsprechend ziemlich schwere Kost.

Diese egoistische Spielanlage hat sich der Swingman in letzter Zeit jedoch abgewöhnt und setzt nun regelmäßig seine Teamkollegen per Pass in Szene. LaVine ist kein Luka Doncic, der die Verteidigung mit Passtäuschungen und No-Look-Anspielen aushebelt. Aber er spielt den richtigen Pass im richtigen Moment – den Schritt vom Scorer aus dem Pick-and-Roll zum Pick-and-RollPlaymaker haben Jayson Tatum oder Jaylen Brown beispielsweise noch nicht gemacht, weshalb die Boston Celtics derzeit große Offensivprobleme haben. Das Spiel von LaVine ist schnell erklärt und nicht wirklich hochkomplex: Seine exzellenten Wurffähigkeiten aus dem Dribbling üben Druck auf die gegnerische Verteidigung aus und zwingen sie zu einer aggressiven Pick-and-Roll-Defense. LaVine spielt dann ab, die Bulls lassen den Ball gut laufen und erarbeiten sich dadurch freie Würfe. Ganz im Stil der San Antonio Spurs der 2010er Jahre belegen die Chicago Bulls den vierten Platz bei den „Secondary Assists“, also den Treffern nach Passketten. James Harden trifft 42 Prozent der Dreier aus dem Dribbling, Stephen Curry 41 Prozent aller Distanzwürfe – und Zach LaVine trifft 43,3 Prozent von Downtown! „Flight 8“ lässt es Dreier regnen in dieser Saison – und das mit unterschiedlichen taktischen Mitteln. Würfe nach mehreren Dribblings aus Pick-and-Roll- oder IsolationAngriffen, nach indirekten Blöcken oder Handoffs – die Vielseitigkeit ist beeindruckend und erschwert es dem Gegner, einen einfachen Gameplan gegen Chicagos Franchise-Player zu schmieden. Der 1,96 Meter große Guard agiert in dieser Saison nominell häufiger auf Shooting Guard oder Small Forward, und

dann kommt seine Paradedisziplin zum Vorschein: das Pick-and-Roll „off catch“! LaVine erhält den Ball dabei vom Aufbauspieler und kann die Verteidigung im Halbfeld ohne vorheriges Dribbling attackieren, anstatt den Ball selbst über die Mittellinie zu führen. Dreierversuche nach einem oder maximal zwei Dribblings finden bei LaVine in fast 43 Prozent aller Fälle ihr Ziel, und genau diese Wurffähigkeit bringt NBA-Verteidigungen zum Verzweifeln. Fast jedes vierte LaVine-Pickand-Roll ist „off catch“, und die Bulls kreieren lächerlich gute 131 Punkte aus dieser taktischen Variante. LaVine kann exzellent werfen, und seit dieser Saison setzt er seine athletischen Fähigkeiten auch richtig ein, um in Ringnähe ein überdurchschnittlicher Scorer zu sein. Aus bis zu einem Meter Entfernung trifft er derzeit 69,9 Prozent – das ist knapp acht Prozent besser als noch 2019/20. Die Trainingszeit in der langen Corona-Pause hat sich gelohnt! Bei aller offensiven Lobhudelei gehört jedoch zum kompletten Bild, dass LaVine (noch) ein sehr schlechter Verteidiger ist. Er bleibt in direkten oder indirekten Blöcken hängen, wird beim Closeout geschlagen und hat auf 100 Angriffe gerechnet ein Defensivrating von 117 Punkten. LaVine investiert nicht genug Energie am defensiven Ende und muss sich deutlich steigern, wenn Chicago im Playoff-Rennen bleiben möchte. Fazit: LaVine ist ein richtig starker Offensivspieler, den man nicht zu genau in der Verteidigung beäugen sollte. Die athletischen Voraussetzungen hat der 26-Jährige aber definitiv, um auch hier den nächsten Schritt zu gehen. redaktion@fivemag.de

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Bei der geburt getrennt

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kollisionskurs

- kollisionskurs Land of the „Free“

Bei der geburt SanGoku

Domantas Sabonis 12

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asst uns sofort zum Punkt kommen. Als die Mavs zu Beginn der Preseason entschieden, die Nationalhymne nicht mehr zu spielen, hat es keine Sau interessiert, geschweige denn bemerkt. 13 Spiele lang wurde „The Star-Spangled Banner“ in Dallas einfach weggelassen, und es war nicht der Untergang Amerikas. Als es dann jedoch jemand bemerkte, war plötzlich der Teufel los, und ein regelrechter Feuersturm entbrannte. „Die Hymne wird von jedem NBATeam gespielt“, entschied NBA-Commish Adam Silver in seinem missglückten Versuch, die Flammen zu löschen. „Im Einklang mit langjähriger Ligatradition“, so lautete die offizielle Begründung. In der Tat ist das Spielen der Nationalhymne eine amerikanische Tradition, ohne die kein einziges Sportereignis – egal ob Super Bowl oder Alaska Cheerleader Competition – mehr denkbar ist. Dabei wissen aber nur die wenigsten, wo diese Tradition überhaupt herkommt. 1862 wurde „Star-Spangled Banner“ das erste Mal während eines Baseballspiels gespielt. Es war Bürgerkrieg. Nord gegen Süd. Union gegen die Konföderierten. Das Lied, damals noch nicht die Nationalhymne, war als Moral-Booster gedacht – gegen die Südstaaten inklusive Texas, wo heute ironischerweise jeder als Verräter und „AntiAmerican“ bezeichnet wird, der nicht aufsteht, wenn die Hymne gespielt wird. Ironie pur. Aber vergessen wir das mal für eine Sekunde. 1862 begann auf jeden Fall die Tradition, den Song vor Sportereignissen zu spielen. Das Ritual wurde vertieft während des Ersten Weltkriegs und war vor allem im Zweiten Weltkrieg ein wichtiger Bestandteil, um die Homefront zu motivieren und die Truppen moralisch zu unterstützen. Von diesem Sinn und Zweck sind wir 2021 jedoch Lichtjahre entfernt. Heutzutage wird die Hymne fast nur noch dazu benutzt, damit die

Anwesenden Blockwart spielen können. Anstatt mitzusingen, über das Land und seine Probleme zu reflektieren und vielleicht zu überlegen, was man selbst tun kann, damit die USA ihr Potenzial entfalten können, schauen die Leute nur noch nach rechts und links, um zu sehen, wer (und besonders wer nicht) seinen Patriotismus öffentlich bekunden mag. Eine Checkliste wird abgehakt, damit man bloß nicht negativ auffällt. Wer steht und seine Hand aufs Herz legt, gilt als Patriot. Wer es nicht tut, ist wahrscheinlich gegen Amerika. So sehen es zumindest viele. Besonders in den Südstaaten, wo Dallas nun einmal liegt. Dabei waren wir eigentlich schon weiter. Die „Black Lives Matter“-Bewegung hat kritisches Denken gegenüber dem eigenen Land zumindest für ein paar Monate in den Mittelpunkt gerückt. Und die NBA war mittendrin statt nur dabei! Leider wird nun zurückgerudert. Durch Covid-19 und vielleicht auch gerade wegen der politischen Bekenntnisse vieler Athleten gingen in den letzten zwölf Monaten Gelder und Einschaltquoten flöten, auf die man nicht mehr verzichten kann. Dabei beugt Mr. Silver sich unter anderem dem amtierenden Lieutenant Governor von Texas, Dan Patrick, der sich mit folgenden Worten an Mavs-Besitzer Mark Cuban wandte: „Ihre Entscheidung, unsere Nationalhymne bei Spielen der Dallas Mavericks zu canceln, ist ein Schlag ins Gesicht jedes Amerikaners und eine Schande für Texas. We ARE the land of the free & the home of the brave!“ „Land of the free“ … genau. Und nun steh gefälligst auf für das Lied, das wir jedem Team vorschreiben und das überall gespielt werden muss. Robbin Barberan (Editor-in-Chief, KICKZ.com)

Fotos: Ron Hoskins/Mark Sobhani/Glenn James/NBAE via Getty Images

getrennt


nba-plays

San Antonio Spurs

1 2

3

A

4

B

2

3

1

5

DeMar DeRozan (2) steht beim Einwurf. Patty Mills (1) bekommt auf der gegenüberliegenden Seite von Rudy Gay (4) einen Block zur Feldmitte gestellt. Keldon Johnson (3) und LaMarcus Aldridge (5) stehen nebeneinander auf der Ballseite.

4

5

Mills nutzt einen weiteren Block – der von Johnson gestellt wird – und kann eventuell schon hier den Ball bekommen und zum Korb ziehen, sollte die Defense diese Aktion schlecht verteidigen und sich der Verteidiger von Mills in seinem Rücken befinden.

C 2

3

X3

4

5 1

Gelingt das Anspiel zu Mills nicht, verschiebt der Point Guard in die Ecke, gleichzeitig bekommt Johnson einen Block von Gay gestellt.

2

3 5

D X

3

4

X4

Laufweg

san antonio spurs

Pass Dribbling Block HO Handoff

Die San Antonio Spurs kämpfen um die Playoffs. Und auch wenn es offensiv nur mittelmäßig läuft – dieses Play kann was. Text: André Voigt

I

n Orlando war es so weit: Als die Bubble-Playoffs der NBA im vergangenen Jahr begannen, endete eine Serie. Seit 1998 hatten die San Antonio Spurs an der NBA-Postseason teilgenommen, nicht selten als vermeintlicher Titelfavorit. Doch damit war nun Schluss, der Neuaufbau (die Bedeutung dieses Wortes hatten sie am Alamo schon vergessen) stand an. Dachten jedenfalls alle … aber Coach Gregg Popovich und sein Stab taten das, was sie am besten können: Spieler besser machen. Und so funktionierte „Coach Pop“ in der Folge DeMar DeRozan zum Power Forward und LaMarcus Aldridge zum Center um. Er installierte ein Trio von Youngstern (Dejounte Murray, Lonnie Walker und Keldon Johnson) neben

ihnen in der Ersten Fünf, coachte erstmals seit 2017/18 eine Verteidigung auf Ligamittelmaß und vermittelte eine offensive Uneigennützigkeit, die es gleich sieben Spurs-Akteuren erlaubt, im Schnitt zweistellig Punkte aufzulegen. Sind die Spurs ein Titelfavorit oder wenigstens das Team, auf das niemand in der ersten Runde der Playoffs 2021 treffen will? Nein, so weit geht die Liebe dann doch nicht – dafür fehlt es DeRozan und vor allem dem in die Jahre gekommenen Aldridge einfach an Offensivpunch. Aber die Infrastruktur dieser Franchise liefert. Die Spurs funktionieren besser, als sie es aufgrund ihrer individuellen Klasse eigentlich sollten. Das ist ein Zeichen für gutes Coaching – genau wie das rechts aufgeführte Play für Rudy Gay.

1 Johnsons Verteidiger (X3) bleibt aller Wahrscheinlichkeit nach zumindest ein wenig an Gay hängen, sodass dessen Verteidiger (X4) ein wenig in die Zone absinken muss, um dort im Zweifel Johnson zu stellen.

4

2 5

E

X3 3

X4

1 X3 folgt Johnson, der auf die ballferne Seite läuft. Zur selben Zeit blockt Aldridge X4, sodass Gay frei an die Dreierlinie laufen kann, wo er von DeRozan angespielt wird.

2

F

4

5 3 1 Gay ist ein guter Dreierschütze (36,6 3P%) und kann sofort abdrücken. Alternativ kann er zu DeRozan zurückpassen, sollte dessen Verteidiger bei Gay aushelfen. Der Shooting Guard könnte dann per Drive attackieren. In beiden Szenarien stehen Aldridge und Johnson als Rebounder parat.

13


24 twenty four seconds

Legenden-Liebling des Monats

LEGENDEN-LIEBLING DES MONATS

MJ, Magic, Larry, Kobe … sie sind die unsterblichen Legenden, die jeder kennt. An dieser Stelle wird aber ab sofort der Baller gedacht, die keine Überstars waren, aber auf die eine oder andere Art einfach Kult – die Legenden-Lieblinge des Monats!

1

,90 Meter groß, 100 Kilo schwer. 109 bis 114 Zentimeter Sprungkraft aus dem Stand … je nach Quelle. Es gibt Basketballer, die sollte es so eigentlich nicht geben … Baron Walter Louis Davis war einer von ihnen. 1999 an dritter Stelle von den Charlotte Hornets gedraftet, kommt Davis allerdings bereits mit einer Hypothek in die Association, die noch teuer werden soll. Als Freshman bei UCLA hatte sich der Point Guard nach einem Dunk im NCAATournament ein Kreuzband gerissen. Es war die erste von sehr vielen Verletzungen, die seine Karriere mitbestimmen sollten … Die ersten drei Saisons macht der Körper noch mit. Davis steigt hinter David Wesley als Point Guard bei den Hornets ein und arbeitet sich in der Hierarchie nach oben. Schnell wird er dank seines spektakulären Spiels, der enormen Sprungkraft und seines Hangs zum Tomahawk-Dunk ein absoluter Fanliebling. Davis versprüht Cleverness, aber auch die rohe Power eines Körpers, der sehr viel besser zu einem NFL-Running-Back passen würde. „Boom Dizzle“ vereint kreative Dribblings und Pässe, die oft einen Tick spektakulärer als nötig sind, mit einer Explosivität zum Ring, die in absoluten Dunk-Detonationen mündet. In Charlotte wird er bereits in seiner dritten Saison zum All Star gewählt – ein Kunststück, das ihm 2004 ein zweites und leider letztes Mal gelingt. Denn nach 2002 soll er bis zu seinem Karriereende nur in zwei

14

Spielzeiten in mehr als 67 Partien auflaufen. Seine beste Zeit erstreckt sich über den Zeitraum von 2002 bis 2008. Für die Hornets (in Charlotte und dann New Orleans) sowie die Golden State Warriors legt er in diesen Jahren 19,8 Punkte, 4,3 Rebounds, 7,9 Assists und 2,1 Steals im Schnitt auf. Weniger solide präsentieren sich allerdings seine Quoten von 41,2 Prozent aus dem Feld, 33,1 Prozent aus dem Dreier- und 45,8 Prozent aus dem Zweierbereich. 2004 und 2007 führt er die NBA bei den Steals an. Inoffiziell ist Davis auch einer der Leader, wenn es um Verletzungen geht … 2002 beginnt der Rücken Probleme zu machen, was seine Knie in Mitleidenschaft zieht. Später kommt ein lädierter Knöchel hinzu. Sein ganzes System ist aus den Fugen – sobald ein Teil heilt, wird ein anderer überbelastet. Trotzdem spielt er weiter so, wie „Boom Dizzle“ eben spielt. Er ist halt ein explosiver, schwerer Guard. Auch den Dreier nimmt er. 2003/04 versucht sich niemand öfter von jenseits der 7,24 Meter als der Hornet (8,7 Dreier im Schnitt), dabei treffen 71 Profis besser als er (32,1 3P%). 2005 wird Davis von den Hornets zu den Golden State Warriors getradet. Der Erfolg bleibt in der Folgesaison zwar aus (er kann nur in 54 Spielen auflaufen), doch 2006/07 machen sich er und die „We Believe“-Warriors absolut unsterblich. Angeführt von Coach Don Nelson ballert sich ein Warriors-Team durch die Saison, welches nach damaliger Lehrmeinung

eigentlich viel eher bei einem Streetballturnier antreten sollte. Die Saison läuft bis Anfang März eher durchwachsen. Nelsons Team steht bei 26-35. Dann gewinnen die Warriors 16 der nächsten 21 Partien … unter anderem gegen die Mavs, die am vorletzten Spieltag nur ein B-Team schicken. Golden State schafft es gerade so in die Playoffs. Die Truppe führt die Liga bei der Pace an, nimmt zusammen mit den Suns die meisten Dreier (24,0 pro Spiel!) und startet die letzten zehn Partien ohne Center. Dann wartet in der Auftaktrunde der Playoffs das bilanzbeste Team der NBA, welches – angeführt vom bereits gewählten, aber noch nicht verkündeten MVP – endlich die Finals-Niederlage aus dem Vorjahr vergessen machen will … die Dallas Mavericks um Dirk Nowitzki. Der Rest ist Geschichte. Davis führt sein Team zum 4-2-Upset, dann folgt gegen die Utah Jazz ein 1-4 – wobei er aber mit seinem Dunk über Andrei Kirilenko für ein großes Ausrufezeichen sorgt. 2007/08 ist Davis ein letztes Mal fit, legt 21,8 Punkte, 4,7 Rebounds, 7,6 Assists und 2,3 Steals auf. Für die Playoffs reicht es dennoch nicht. Er geht als Free Agent zu den Clippers, wird 2011 nach Cleveland getradet, wo er entlassen wird. Daraufhin unterschreibt er bei den Knicks. Dort absolviert er seine letzten NBA-Minuten, bevor er sich am 06. Mai in den Playoffs gegen Miami das rechte Knie ruiniert.

2011 traden die Clippers Davis mit einem Erstrundenpick für

Bei den Clippers war Davis öfter das Ziel von

Baron Davis traf am 17. Februar 2001

Mo Williams und Jamario Moon zu den Cavs. Grund? Sie wollen

Verbalattacken des ehemaligen Besitzers Donald Sterling.

den bis heute längsten Wurf der NBA,

Platz unter dem Salary Cap. Warum das wichtig ist? Der Pick

Der rief Davis während Spielen Dinge zu wie: „Warum bist

als er Ende des dritten Viertels in

wird zum ersten der Draft 2011 und damit Kyrie Irving.

du überhaupt auf dem Feld? Du bist nicht in Form!“

Milwaukee aus 27,13 Metern einnetzte.

Fotos: Nathaniel S. Butler/Handout/Andrew D. Bernstein/NBAE via Getty Images

BARON DAVIS


sneakers

SNEAKER HALL OF FAME: ADIDAS CRAZY 8/KB8 FIVE hat eine eigene Hall of Fame eröffnet! Ab sofort nehmen wir jeden Monat einen herausragenden Sneaker der Basketballschuhgeschichte in unsere Ruhmeshalle auf. Der „Inductee“ in diesem Monat? Der „adidas Crazy 8/KB8“.

DID YOU KNOW? Kobe Bryant bekam erst in seiner zweiten NBA-Saison seinen ersten Signature Shoe. Als Rookie spielte er noch im „adidas EQT Elevation“.

D

ie Älteren werden sich erinnern: Kobe Bryant stand nicht immer bei Nike unter Vertrag. Ausgerechnet beim größten Rivalen des heute dominanten Sportartiklers unterschrieb er als 17-Jähriger einen Sechs-JahresVertrag über 48 Millionen Dollar … bei adidas. Herzogenaurach, Franken statt Beaverton, Oregon. Ob dieser Entschluss der richtige war? Nun … dazu später mehr. Mit der Entscheidung, einen Teenager unter Vertrag zu nehmen, ging adidas ein nicht unerhebliches Risiko ein. Aber die Herzogenauracher wollten eben Nike und der Jordan Brand etwas entgegensetzen. Entsprechend mutig war dann auch das Design, welches James Carnes umsetzen ließ. Auch wenn der „KB8“ sich abseits des Parketts nicht durchsetzte – im Gegensatz zu den Jordans –, so lieferte er auf dem Court alles, was das Ballerherz begehrte. Designer Carnes vereinte außen Leinen, Leder und Mesh zu einem stimmigen Ganzen. Die Sohle nutzte ein EVA-System, das Torsion-Element sowie die Feet-You-Wear-Außensohle – die beiden letzteren Features waren firmeneigene Innovationen. Der „KB8“ war ein waschechter Performance-Schuh, auch wenn er in Sachen Lifestyle nicht den großen Durchbruch feierte. Auch die folgenden beiden Signature-Modelle von Bryant (der „KB8

II“ und „KB8 III“) schlugen in dieselbe Kerbe, nutzten das Feet-You-WearSystem, zeigten sich designtechnisch indes längst nicht so innovativ wie die Konkurrenz von Jordan. Das änderte sich in den NBA-Finals 2000. Gegen die Indiana Pacers zeigte Bryant erstmals „The KOBE“. Der vom Sportwagen Audi TT inspirierte Schuh schoss in Sachen „Wir machen mal was anderes, was Mutiges …“ allerdings komplett über das Ziel hinaus. Es war der Anfang vom Ende. Denn auch der „The KOBE II“ konnte mit seinem kastigen Design nicht punkten. Übrigens auch nicht bei Kobe Bryant selbst. Im Gegenteil: In den Finals 2001 lief er mit dem Vorgängermodell auf. Der „KOBE II“ gilt bis heute als der wohl hässlichste Basketball-SignatureSchuh aller Zeiten. Danach kam es zu einem Rechtsstreit mit adidas. Bryant wollte aus seinem Vertrag aussteigen und der Konzern entschädigt werden. Am Ende zahlte die „Black Mamba“ acht Millionen Dollar für diese Sneaker-Freiheit und durfte ein Jahr lang bei keiner anderen Firma unterschreiben. Doch auch wenn die Kollaboration zwischen Bryant und adidas am Ende hässlich auseinanderging: Der „KB8“ (der aufgrund der Scheidung nur noch „Crazy 8“ genannt werden darf) ist bis heute eine Legende.

NAME: KB8 HERSTELLER: ADIDAS DESIGNER: JAMES CARNES JAHR: 1997 PREIS: 100 DOLLAR OG-FARBEN: BLACK WHITE-BLACK

Es war der Präsident des FC Bayern München, Herbert Hainer, der 2001 den Rechtsstreit mit Kobe Bryant ausfechten musste und den Star verklagte. Kobe trug den „KB8“ auch noch ab und zu in seiner dritten NBA-Saison. Sogar in den Playoffs 1999 zog er ihn an.

15


one-on-one

Damian Lillard vs. Stephen Curry

DAMIAN LILLARD Geburtstag: 15. Juli 1990 Größe: 1,88 Meter Gewicht: 88 Kilo Erfahrung: 8 Saisons

Stats 2020/21*: 29,7 PPG || 4,4 RPG 8,1 APG || 1,0 SPG 3,3 TPG || 44,5 FG% 38,0 3P% || 93,2 FT%

Advanced Stats: 26,5 PER (1.) || 33,7 USG (3.) || 61,6 TS% (6.) || 6,4 RBR (27.) 22,8 AST (30.)**

D

amian Lillard hat den Ball gerne in seinen Händen – denn er weiß etwas damit anzufangen! Der sechsfache All Star dribbelt den Ball pro Kontakt knapp sechsmal und behält ihn ganze sechs Sekunden in den Händen. Lillard ist also ein balldominanter Basketballer, der seit Jahren zu den weltbesten Kreativspielern gehört. Sowohl in der Pick-and-RollOffensive als auch bei Isolation-Angriffen gehört Lillard zu den besten 20 Prozent der Association. Das können sonst nur drei NBA-Spieler von sich behaupten, die zufälligerweise in einem Team spielen: James Harden, Kevin Durant und Kyrie Irving sind vergleichbare Ballkünstler wie Lillard. Lillards Brot und Butter sind die Sprungwürfe aus dem Dribbling, die er von überall im Halbfeld treffen kann. Fast 37 Prozent dieser Pullup-Jumper finden ihr Ziel, dazu trifft er unfassbare 41 Prozent aus neun Metern Distanz oder mehr – die Sprungwürfe von „Dame D.O.L.L.A.“ sind „cash“! Lillard hat im Pick-and-Roll keine Schwächen, trifft seine Würfe, zieht erfolgreich zum Korb und spielt den Ball im richtigen Moment zum freien Mitspieler. Seit Jahren liefert der 30-Jährige in regulärer Saison und Playoffs ab, seine CrunchtimeGamewinner sind inzwischen legendär. Das Problem von Damian Lillard ist jedoch die fehlende Unterstützung, und das lässt sich ganz klar an Zahlen bemessen: Ohne Lillard auf dem Spielfeld bricht Portlands Offensive zusammen und hat in den vergangenen Jahren regelmäßig weniger Punkte erzielt – und das sogar im zweistelligen Bereich. Natürlich kam das Verletzungspech von Jusuf Nurkic oder C.J. McCollum dazu, aber dennoch haben die Trail Blazers Lillard nie einen titelfähigen Kader zur Seite gestellt. Trotz Lillards exzellentem Skillset wurden die Blazers nie zu einem offensiven „Powerhouse“, mindestens sechs Teams waren in den letzten Jahren offensivstärker als Portland.

ONE-ON-ONE Damian Lillard und Stephen Curry spielen mal wieder ganz groß auf in dieser NBA-Saison. Wir haben uns dieses hochklassige One-on-One ausgesucht – Coach Jens analysiert. Text: Jens Leutenecker 16


Fotos: Noah Graham/Sam Forencich/NBAE via Getty Images

S

tephen Curry braucht den Ball nicht lange in den Händen – er weiß, wie man schnell und effektiv punktet! Der siebenfache All Star und zweimalige MVP dribbelt den Ball pro Kontakt viermal und hält den Ball vier Sekunden in den Händen. Fast 18 Punkte erzielt er mit „off-ball actions“, also Spielprinzipien, die auf der Arbeit abseits des Balles beruhen: Fastbreak-Würfe, Abschlüsse nach indirekten Blöcken oder Würfe nach dem Handoff. Bei fast jedem zweiten Abschluss hatte Curry den Ball nicht länger als zwei Sekunden in der Hand. Während Lillard den Stil der Spielkontrolle perfektioniert hat, sind Currys Improvisationskünste berühmt-berüchtigt. Er ist gleich zwei Spieler in einem: Als brandgefährlicher Werfer sorgt der 1,90-Meter-Mann mit konstanten Bewegungen für Unruhe und Missverständnisse beim Gegner, so wie etwa J.J. Redick oder Duncan Robinson. Wenn er den Ball in den Händen hält, gehört er zu den besten zehn Pick-andRoll-Spielern der NBA, vergleichbar mit Kyrie Irving. Kurzum: Man benötigt zwei Gameplans gegen den dreifachen NBA-Champion. Wenn Curry auf dem Spielfeld steht, geht zwei von drei Korberfolgen ein Assist voraus, das ist ein absoluter Topwert. Curry kann den Ball selbst in den Korb werfen oder per scharfem Pass den Mitspielern perfekte Wurfgelegenheiten servieren. Die Warriors-Offensive generiert mit hohem Tempo sowie viel Spieler- und Ballbewegung die drittmeisten komplett freien Würfe, der 31-jährige Curry ist dabei Dreh- und Angelpunkt. Aber auch Golden State muss dem Verletzungspech in Form von Klay Thompson Tribut zollen, es fehlt neben Curry das Shooting. Nur 31 Prozent aller Dreier nach einem Curry-Anspiel finden ihr Ziel, das ist echt mager und muss sich verbessern, wenn sich Golden State eine gute Playoff-Position erspielen möchte.

FAZIT *Auf 36 Minuten Spielzeit hochgerechnet ** In Klammern steht der Rang unter allen Point Guards der Saison 2020/21. PER – Player Efficiency Rating, USG – Usage Rate, TS% – True Shooting Percentage, AST – Assistrate, RBR – Reboundrate

Defense, Crunchtime und Legacy sind unsere drei Faktoren, die dieses Duell entscheiden sollen. Während Lillard der bessere stationäre Spieler mit dem Hauptaugenmerk auf der Spielkontrolle ist, punktet Curry mit Spielgeschwindigkeit und Kreativität: ein ganz klares Offensiv-Unentschieden auf allerhöchstem NBA-Level! In der Verteidigung sieht die Geschichte allerdings schon etwas anders aus, denn beide Spieler gehören im Real Plus-Minus zu den schlechtesten fünf Prozent der Association. Mit Curry auf dem Feld erzielt der Gegner 112 Punkte pro 100 Angriffe, mit Lillard sind es sogar 118 gegnerische Zähler.

STEPHEN CURRY Geburtstag: 14. März 1988 Größe: 1,90 Meter Gewicht: 83 Kilo Erfahrung: 11 Saisons

Stats 2020/21*: 31,2 PPG || 5,7 RPG 6,7 APG || 1,3 SPG 3,3 TPG || 47,8 FG% 41,3 3P% || 93,8 FT%

Advanced Stats: 25,3 PER (3.) || 31,8 USG (5.) || 65,0 TS% (2.) || 8,4 RBR (11.) 19,7 AST (39.)**

Das Duell gewinnt weniger Curry gegen Lillard, sondern Steve Kerr gegen Terry Stotts. Der Warriors-Coach hat bessere Strategien, um seinen Starspieler zu schützen. Curry verteidigt vier Pick-andRolls pro Spiel, Lillard sechs – Portland muss dessen Energie besser konservieren. In der Crunchtime legen beide Spieler fast identische Werte auf: sechs Punkte bei 40 Prozent Trefferquote. Lillard hat mehr Assists, Curry den etwas besseren Plus-Minus-Wert. Trotzdem: Lillard ist als besserer Isolation-Spieler der Mann für den letzten Wurf, leichter Vorteil Lillard. Der letzte Punkt entscheidet über dieses One-on-One: Legacy. Stephen

Curry hat mit drei Titeln fette Marker in die NBA-Geschichte gesetzt. Larry Bird, James Worthy, Dwyane Wade – alles Spieler mit drei Titeln in ihrer Karriere, definitiv eine illustre Runde. Im direkten Duell zwischen Portland mit Lillard und Golden State mit Curry steht es 12-1 für Curry, das ist eine eindeutige Bilanz. In den Playoffs trifft Curry etwas hochprozentiger und legt mehr Assists und Punkte auf. Curry gewinnt das Legacy-Duell und deshalb auch dieses Aufeinandertreffen, weil Lillard und die Trail Blazers bislang noch keinen Titelfavoriten auf die Beine gestellt haben.

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FIVE-Academy F I V E

ACADEMY

Die Drop Coverage

Basketball ist voller Fachbegriffe, die nicht jeder kennt. Damit ihr lernt, das Spiel besser zu verstehen, ist sie jetzt zurück: die FIVE-Academy! Julius Schubert, auf YouTube bekannt als „Just A Kid From Germany“, erklärt an dieser Stelle ab sofort die Feinheiten des Spiels. Den Anfang macht die „Drop Coverage“. Text: Julius Schubert

E

s gibt eine Menge verschiedener Möglichkeiten, wie NBA-Teams in der Offensive agieren. Jeder Coach hat zahlreiche Spielzüge in seinem Playbook, verfolgt unterschiedlichste Konzepte und Strategien. Das Pickand-Roll (oder auch Screen-and-Roll) läuft dabei jeder Trainer. Es hat sich zur beliebtesten Angriffsmethode der NBA entwickelt und ist mittlerweile auch die am häufigsten gelaufene Offensivaktion in der Association. Was ist das Pick-and-Roll (kurz: PnR), und wie funktioniert es?

Werfen wir mal einen Blick darauf, wie die Aktion in diesem Fall von Jamal Murray als Dribbler und Nikola Jokic als Blocksteller ausgeführt wird.

Aktionen wie die der Nuggets gehören zu den gängigsten und zugleich einfachsten Formen des Spielzugs, es gibt allerdings unzählige verschiedene Arten und Variationen des Pick-and-Rolls. Welcher Spieler sucht den Abschluss? Ist es der Dribbler, der

Blocksteller … oder wird ein anderer Kollege bedient? Was macht der Screener nach dem Pick? Geht er in Richtung Korb, oder postiert er sich in der Distanz (das sogenannte Pick-and-Pop)? Ein ganz wichtiger Faktor dabei ist die Verteidigung der gegnerischen Mannschaft. Je populärer das PnR wurde, desto wichtiger wurde es auch, in der Defensive wirkungsvolle Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Deshalb soll es heute um die am meisten verbreitete und gängigste

2. Jokic stellt einen Block für Murray, indem er sich dessen Verteidiger in den Weg stellt. Dieser sogenannte „Pick“ ist der erste Teil des Pickand-Rolls.

3. Murray dribbelt links am Screen vorbei. Jokic verschafft Murray einen Vorsprung gegenüber dessen Verteidiger, weil dieser um den Serben herumlaufen muss.

4. Nachdem er den Screen gestellt hat, bewegt sich Jokic auch in Richtung Korb. Diese Bewegung wird als „Roll“ bezeichnet und ist der zweite Teil des Pick-and-Rolls.

5. Da Murray durch seinen Vorsprung gegenüber seinem Mann gleich zwei Verteidiger bindet, spielt er den Pass zum abrollenden und jetzt freien Jokic. Dieser fängt den Ball und macht die einfachen zwei Punkte am Korb.

Siehe A ↓↓↓

A

1. Jamal Murray überquert die Mittellinie, Nikola Jokic bringt sich für seinen Block an Murrays Gegenspieler in Position.

Julius Schubert, auch bekannt als „Just A Kid From Germany“, ist ein deutschsprachiger NBA-YouTuber, der auf seinem Kanal regelmäßig aktuelle Analysen zur NBA veröffentlicht. Wenn ihr mehr zum Thema PnR-Defenses erfahren wollt: Über den QR-Code kommt ihr zu einem weiterführenden Video.

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LINK: HTTP://BIT.LY /JUSTAKIDG


B

PnR-Defense in der Association gehen, die sogenannte „Drop Coverage“, auch „Drop Defense“ genannt. Um zu zeigen, wie die funktioniert, haben wir zwei Beispiele rausgesucht. Fangen wir mit den Phoenix Suns und New Orleans Pelicans an.

C

Siehe B ←←←

1. Kira Lewis Jr. hat den Ball, er wird von Langston Galloway verteidigt. Jaxson Hayes macht sich bereit, einen direkten Block am Ball zu stellen.

2. Hayes stellt den Pick, Lewis Jr. geht rechts vorbei. Galloway kämpft sich über den Screen und folgt Lewis. Deandre Ayton, der Verteidiger des Blockstellers, steht auf Höhe der Freiwurflinie und wartet auf Lewis.

Fotos: Christian Petersen/Getty Images

3. Ayton befindet sich nun zwischen Lewis und dem Korb, er sinkt ab und soll ihm den Weg bis zum Ring versperren und einen etwaigen Abschluss erschweren.

4. Galloway schafft es, Lewis bei dessen Wurf von hinten zu stören. Der nimmt einen schweren Wurf auf Höhe der Freiwurflinie – genau den möchte die Defense ihm geben. Der Ball verfehlt sein Ziel.

Hier eine weitere Szene aus einer Partie der Philadelphia 76ers und Toronto Raptors, die eine andere Variante der „Drop Coverage“ zeigt.

Siehe C →→→ Der „Roll Man Defender“:

Der „Roll Man Defender“ ist häufig der Center des Teams und verteidigt den Blocksteller. Er hat die Aufgabe, sich in Richtung des eigenes Korbs zurückzuziehen und dem Ballhandler den Weg dorthin zu versperren. Eine der Hauptaufgaben ist das Verhindern von effizienten Abschlüssen direkt am Korb. Außerdem soll er den abrollenden Big nicht hinter sich lassen und mögliche Anspiele zu ihm unterbinden. Die besten „Roll Man Defender“ der Liga sind außerdem in vielen Fällen mobil genug, um so hoch zu stehen, dass der Dribbler so wenig Platz wie möglich hat, nachdem er um den Block gegangen ist.

1. Kyle Lowry hat den Ball, der damals noch in Toronto beschäftigte Alex Len stellt den Block. Matisse Thybulle, Lowrys Verteidiger, kämpft sich über den Ballscreen.

2. 76ers-Center Joel Embiid ist zwar abgesunken, aber nicht so tief wie Ayton im ersten Beispiel, da Lowry ein guter Werfer aus dem Dribbling ist.

3. Lowry attackiert die Zone, und auf Embiid kommt eine schwere Aufgabe zu. Er darf Lowry nicht zum Korb ziehen lassen, gleichzeitig muss er aber auch aufpassen, dass der abrollende Len nicht hinter ihm bis zum Korb laufen und eventuell ein Lob-Anspiel verwerten kann.

4. Dieses Konzept nennt sich „No Roller Behind“, und es ist klar zu sehen, dass Embiids erste Priorität darin besteht, einen Pass von Lowry auf Len zu verhindern. Das gelingt, weil Thybulle die Lücke zu Lowry rechtzeitig schließen und von hinten Druck auf ihn ausüben kann. Lowry versucht den Pass trotzdem, der Angriff endet in einem Ballverlust.

21


FIVE-Academy Der „Ballhandler Defender“:

Der Verteidiger des Dribblers hat die Aufgabe, sich so schnell wie möglich über den Screen zu bewegen, sodass keine große Lücke entsteht. Dadurch, dass sich der Verteidiger des Blockstellers fallen lässt, hat der Verteidiger des Ballhandlers häufig ein kleines Zeitfenster, in dem er den Ballführenden einholen und entweder von hinten Druck ausüben oder im Optimalfall sogar wieder vor ihn gelangen kann.

Vorteile der „Drop Coverage“:

Richtig ausgeführt macht sie es dem Gegner schwer, in Korbnähe zu punkten. Die Idee ist, so wenige Würfe wie möglich im Nahbereich (in der effizientesten Zone auf dem Parkett) abzugeben. Stattdessen erlaubt die Verteidigung schwierige Floater oder erschwerte Mitteldistanzwürfe, welche schlicht nicht so effizient sind. Lies: Die Trefferquoten sind in der Regel niedriger als am Korb. Außerdem gewährleistet diese Taktik, dass der eigene Big Man in Korbnähe bleibt, wo er nicht gegen schnellere Spieler verteidigen muss und für den Defensivrebound bereitsteht. „Drop Coverages“ sind insbesondere in der regulären Saison beliebt, da sie standardmäßig gegen die meisten NBA-Offensiven wirkungsvoll

D

sind. Es ist beim engen Spielplan der NBA nahezu unmöglich, innerhalb so kurzer Zeit zwischen den Spielen gegen jedes Team eine spezielle neue Taktik auszuarbeiten und einzustudieren.

Nachteile der „Drop Coverage“:

Die „Drop Defense“ ist aber durchaus anfällig. Es gibt eine ganze Reihe von Ansätzen, sie zu schlagen. Eine Möglichkeit ist das sogenannte Pickand-Pop, bei dem der Screener nicht in Richtung Korb abrollt, sondern sich in die Distanz bewegt.

Siehe D ←←←

Fotos: Adam Pantozzi/NBAE via Getty Images

1. Die Spurs spielen in dieser Szene eine „Drop Defense“ gegen die Lakers. LeBron James hat einen Block von Anthony Davis bekommen. Dessen Verteidiger LaMarcus Aldridge bleibt abgesunken, während Davis nach dem Block hinter die Dreierlinie rotiert.

Die „Drop Coverage“ ist außerdem extrem anfällig gegen gute Schützen aus dem Dribbling wie Damian Lillard, Steph Curry oder Kyrie Irving. Schafft es der Verteidiger gegen einen solchen Spieler nicht schnell genug über den Block, kommt es in der Regel zu einem freien Wurf, da der abgesunkene Big Man zu weit weg ist.

Siehe E ↗↗↗

2. James passt den Ball zu Davis, der den freien Dreier verwandelt.

22

E

Dazu kommt, dass der Angriff gegen die „Drop Coverage“ immer wieder Zwei-gegen-eins-Situationen kreieren kann, in denen der „Roll Man Defender“ nahezu komplett auf sich alleine gestellt ist. Vor allem, wenn keine Hilfe von der ballfernen Seite kommt. Das kann passieren, wenn der „Roll Man“ sehr schnell abrollt und zügig zum Korb geht oder der Ballhandler seinen Verteidiger

In dieser Szene hat Steph Curry nach dem Block unendlich viel Platz für seinen Wurf, während Kings-Center Hassan Whiteside auf Höhe der Freiwurflinie steht.

mit dem Rücken abschirmt. Speziell in diesen Situationen wird deutlich, dass die PnR-Defense nicht nur Aufgabe der beiden primären Verteidiger ist, sondern des ganzen Teams.

Fazit:

Die „Drop Coverage“ hat sich als gutes Konzept für die reguläre Saison bewährt, ist aber in den Playoffs extrem anfällig, wenn Teams besser für sie planen können. Es gibt zu viele Schwachstellen, die der Gegner mit genug Vorbereitung bestrafen kann. Es gibt schwieriger umzusetzende, aber damit auch deutlich erfolgreichere Möglichkeiten, wie man in den Playoffs das gegnerische Pick-andRoll verteidigt.


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Das 1-2-3-Ranking

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ZWEI ODER DREI ? Wer in der NBA einen Titel gewinnen will, braucht Stars. Da stellt sich die Frage: Wer hat sie schon? Oder genauer: Bei wem stehen Akteure im Kader, die jeweils der beste, zweitbeste oder drittbeste Spieler eines Meisterteams sein können? Und was müssen die überhaupt draufhaben? Schön, dass ihr euch das auch fragt. Text: André Voigt 24


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Fotos: Sam Forencich/NBAE via Getty Images


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1 1. DER FRANCHISE-PLAYER Fangen wir oben an. Der beste Spieler eines Titelteams muss selbiges natürlich anführen. Und obwohl Basketball zu 50 Prozent am eigenen sowie am gegnerischen Korb gespielt wird, geht es vor allem um die Offense. Natürlich heißt es: Defense wins championships! Dieses eherne Gesetz ist allerdings eine unzulässige Verkürzung. Eigentlich müsste etwas angefügt werden: „… wenn die Offensive nicht viel schlechter ist als die des Gegners.“ Denn im Endeffekt muss der Ball in den gegnerischen Korb. Niemand wird Meister, wenn er nicht mindestens einen Spieler hat, der für sich selbst und für andere kreieren kann – egal, was die Verteidigung macht. Seit 1980 gab es nur vier Teams, die ohne einen Profi Meister wurden, der mindestens 20 Punkte im Schnitt in der regulären Saison aufgelegt hatte: die San Antonio Spurs aus dem Jahr 2014 sowie die Detroit Pistons, denen dieses Kunststück gleich drei Mal gelang (1989, 1990 und 2004). Allerdings lohnt sich in allen Fällen ein genauerer Blick auf die jeweiligen Champs. Denn alle genannten Mannschaften waren offensiv extrem breit aufgestellt. Bei den Pistons von 2004 legten gleich sieben Profis in der regulären Saison mindestens 9,0 Zähler pro Partie auf, 1990 waren es sechs und 1989

ebenfalls sieben. Im Spurs-Kader fanden sich 2013/14 sogar acht Profis, denen das gelang. Diese Meister kamen über das Kollektiv, konnten im Zweifel aber auf Stars zurückgreifen, die auch in der Crunchtime ablieferten. Chauncey Billups, Rip Hamilton, Isiah Thomas, Joe Dumars, Vinnie Johnson, Mark Aguirre, Tim Duncan, Kawhi Leonard, Tony Parker, Manu Ginobili … In der Regel finden sich solche Kollektive ohne statistisch überragenden Franchise-Player in der NBA jedoch nicht zusammen. Es braucht einen sinnstiftenden Superstar, der im Angriff vorangeht. Er ist der, der die Buckets holt, wenn das Geld auf dem Tisch liegt. Er erzwingt im positiven Sinne, dass sich die Verteidigung des Gegners verbiegt und irgendwo ein Raum entsteht, den er dann selbst nutzt – oder er bedient halt jemand anderen. Der beste Spieler eines Titelteams ist einer von diesen Basketballern, die nicht von einem Verteidiger gestoppt werden können – und der ein Spiel auch gewinnen kann, wenn der eigene Wurf nicht fällt. Er findet dann andere Wege, um eine Partie oder eine Serie zu entscheiden. Schlussendlich auch in der Defensive, wo der Franchise-Player zwar nicht überragen, aber schon spielbar sein und seine Position verteidigen muss. Das hier ist die Kategorie der Michaels, LeBrons, Larrys, Dirks, Timmys etc.

Fotos: Patrick Smith/Andrew D. Bernstein/NBAE via Getty Images

tar. Was bedeutet das eigentlich? Klar, ein Star ist jemand, der Strahlkraft besitzt und im basketballerischen Sinn einer der Besten seines Fachs ist. Allerdings gibt es durchaus Unterschiede, Star ist nicht gleich Star. Als „NBA-Star“ wird gemeinhin bereits jeder bezeichnet, der einen Vertrag in der besten Basketballliga der Welt unterschrieben hat – egal, ob er noch aktiv in der Association unterwegs ist. War also Nikoloz Tskitishvili ein Star, wie LeBron James einer ist? Eher nicht … Es braucht also Kontext, es muss differenziert werden. Vor allem bei einer Übung wie der, die auf diesen Seiten versucht werden soll. Denn hier sollen die besten Spieler aller 30 Teams kategorisiert werden. Könnten sie der beste Akteur eines NBA-Meisters sein? Könnten sie der zweit- oder drittbeste sein? Um sich einer solchen Frage zu nähern, braucht es zunächst Definitionen. Was sollte denn ein Basketballer leisten können, um in eine der genannten Kategorien einsortiert zu werden? Was disqualifiziert ihn und sorgt dafür, dass er ein Level tiefer oder gar ganz aus der Wertung fällt?


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3. DER SCHATTENMANN

2. DER CO-STAR Jeder Batman braucht seinen Robin, jeder Mario seinen Luigi, jeder Brian seinen Stewie: einen CoStar, der dem Franchise-Player hilft und ihn besser macht, aber eben auch mindestens eine halbe Stufe darunter steht. Ein Scorer muss auch der Co-Star sein. Auch ihm kommt die Aufgabe zu, für sich und andere zu kreieren – egal, welche Position er spielt. Wie gesagt: Eigentlich muss er all das machen, was der Franchise-Player bringt, auch wenn gleichzeitig klar ist, dass er die Nummer zwei ist. Gern kann er auch den besten Spieler des Gegners verteidigen, aber das ist kein Muss. Auf jeden Fall muss er leistungstechnisch auf All-StarNiveau unterwegs sein. Pascal Siakam war 2019 die Nummer zwei hinter Kawhi Leonard. Steph Curry war der (überqualifizierte) Mann hinter Kevin Durant 2018. LeBron James hatte 2016 Kyrie Irving, der den wichtigsten Wurf der damaligen Finals traf.

Hinter den beiden Stars findet sich der Schattenmann. Die Nummer drei kann der „Glue Guy“ sein, der den Laden zusammenhält und von allem ein bisschen macht. Er könnte ein krasser Shotblocker sein, dem vorne aber alles vorbereitet werden muss, ein exzellenter Dreier-und-Defense-Akteur, der jedes Absinken der Verteidigung bestraft. Auch der spielintelligente Point Guard, der die Stars füttert und dafür sorgt, dass alle anderen ebenso ihre Würfe bekommen, kann diese Rolle bekleiden. Genau wie der irrational selbstbewusste Schütze, der insgeheim glaubt, er sei der beste Spieler im Team. Shawn Marion war der Schattenmann bei den Dallas Mavericks 2011, James Worthy bei den Lakers 1985,

Robert Horry bei den Rockets 1995 und Dennis Johnson bei den Celtics 1986. Diese Rolle können auch Spieler bekleiden, deren Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist und die später auf einem höheren Level agieren. Was den Schattenmann vom normalen Rollenspieler unterscheidet: Er ist in seinem Bereich entweder elitär oder verdammt nah dran. Oft sind es auch Ex-Stars, die mit fortschreitendem Alter einen Schritt zurück machen oder neben zwei besseren Stars agieren … wie zum Beispiel Chris Bosh 2012 und 2013 in Miami. Sie sind verlässlich und in der Lage, phasenweise zu dominieren. Also dann: Haben die 30 NBA-Franchises bereits Profis dieser drei Kategorien in ihren Kadern? Oder zumindest welche, die es werden können?

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ATLANTA HAWKS Die Hawks sind nicht mehr im Neuaufbau – das haben die Verpflichtungen der Veteranen Danilo Gallinari, Bogdan Bogdanovic und Rajon Rondo gezeigt. Nur: Finden sich denn unter den Youngstern im Team – allen voran Trae Young – schon Spieler, die ein Titelteam anführen können? Ein absoluter Franchise-Player ist keiner von ihnen, auch nicht Point Guard Young. Während der 22-Jährige starke 26,9 Punkte, 3,9 Rebounds und 9,5 Assists auflegt, ist er defensiv weiterhin ein Desaster. Sicherlich sind Fortschritte in der Verteidigung zu erkennen, aber „Ice Trae“ rangiert zum Beispiel beim defensiven Real Plus-Minus (DRPM) von allen 468 qualifizierten Profis 2020/21 auf dem 465. Platz. DRPM ist keine perfekte Metrik, aber eine, deren Aussage sich mit dem Augentest deckt. Young ist extrem angreifbar – so angreifbar, dass er nicht in jeder Situation spielbar wäre. Deshalb ist er derzeit kein Franchise-Player. Auch zukünftig fällt es deshalb schwer, sich Young als besten Spieler eines Champions vorzustellen. Realistischer ist da die Rolle des Co-Stars. Ansonsten ist es stellenweise schwierig, den Rest des Kaders einzuordnen. Flügel Bogdan Bogdanovic und Stretch-Four John Collins qualifizieren sich am ehesten für die Rolle eines Schattenmanns. Letzterer hat indes noch nie in den Playoffs gespielt, und ersterer ist schon lange verletzt. Momentan nehmen sie den Status der dritten Geige nicht ein, beide haben aber das Zeug dazu. Auch Forward De’Andre Hunter und Center Clint Capela sollten in dieser Hinsicht beobachtet werden.

BOSTON CELTICS Jayson Tatum (26,0 PPG, 7,1 RPG, 4,6 APG) und Jaylen Brown (25,5, 5,5, 3,9) sind vielleicht das interessanteste Duo in diesem kompletten Artikel. Beide liefern 2020/21 auf einem wahnsinnig hohen Niveau ab. Aber sind die beiden Flügel auch schon auf Franchise-Player-Level? Wohl noch nicht in dieser Saison, aber genau diesen Status sollten beide künftig innehaben. Derzeit rangiert das Duo zwischen Co-Star und Franchise-Player. Denn Brown wie Tatum finden auf der oben beschriebenen Checkliste hinter allen Kriterien einen Haken. Allein die Erfahrung fehlt noch. Was aber bei einem 22- (Tatum) bzw. 24-Jährigen (Brown) logisch ist. Ein echter Co-Star findet sich jedoch nicht im Kader. Das ist tragisch, denn Kemba Walker sollte diese Rolle spielen. Die Knieprobleme des 30-Jährigen scheinen den auf hohem Niveau produktiven Teil seiner Karriere allerdings um einige Jahre zu verkürzen – an beiden Enden des Feldes. Marcus Smart hingegen könnte ein Schattenmann sein. Defensiv geht er vorneweg, er treibt sein Team fortwährend an. Er verteilt den Ball, ist das Herz seiner Mannschaft. Um diesen Status aber ohne Einschränkungen zu bekommen, muss seine Wurfauswahl stabiler werden.

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BROOKLYN NETS Ein faszinierender Kader … Kevin Durant ist natürlich ein FranchisePlayer. Falls hier Zweifel bestehen, weil er ja in Golden State an der Seite von Steph Curry spielte … bitte begraben. Offensiv unwiderstehlich, defensiv (wenn er will) variabel und immer da, wenn es drauf ankommt. Ein Anführer? Darüber ließe sich eventuell streiten, aber wenn ihm in dieser Hinsicht etwas vorzuwerfen ist, dann die Tatsache, dass er damals in Oklahoma City vielleicht etwas lauter hätte sein sollen. Nein, wenn das Leben eines Lesers von einem Wurf im Eins-gegen-eins abhängen würde, bitte Durant als Schützen wählen … wir würden euch ungern verlieren. Kyrie Irving? Nein, Franchise-Player geht anders. Die Rolle als Co-Star an der Seite von LeBron James mag ihm in Cleveland einst zu eng geworden sein, sie passt ihm jedoch am besten. Er ist nicht der Leader, der er selbst wohl gern sein würde, wie die Vergangenheit mehrfach gezeigt hat. Als Scorer ist der 28-Jährige über jeden Zweifel erhaben, in allen anderen Belangen bestehen Fragen – zwar auf hohem Niveau, aber genug, um ihn nicht ganz oben einzuordnen. Kommen wir zu James Harden. Die Geister schieden sich in Houston zu Recht an ihm. Grund war der Spielstil der Raketen, die vielen Isolationen, die Stepbacks und Eins-gegen-eins-Orgien. In Brooklyn tritt Harden in dieser Hinsicht zurück, ohne jedoch an Dominanz einzubüßen. 24,9 Punkte, 8,3 Rebounds, 11,4 Assists, 50,2 Prozent aus dem Feld, 41,0 Prozent von der Dreierlinie – wer eine solche Bilanz nicht liebt, liebt auch den Basketball nicht. Die Nets sind eines der ganz wenigen Teams, die zwei klare Franchise-Player haben: Durant und Harden. Hinzu kommt mit Irving ein offensiv dominanter Co-Star. Aber es gibt auch einen Schattenmann: Joe Harris. Natürlich rührt seine derzeitige Dreierquote (50,2 Prozent!) von der Präsenz der Stars im Kader, aber „Joey Hoops“ traf auch schon vor deren Ankunft elitär gut. Er könnte jedem Favoriten als Schattenmann helfen.

Fotos: Cato Cataldo/Steph Chambers/Jonathan Daniel/Brian Babineau/Jason Miller/Getty Images

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CHARLOTTE HORNETS Könnte Gordon Hayward der zweitbeste Spieler eines Titelteams sein? Ja, durchaus. Nach Jahren voller Verletzungsprobleme endlich wieder voll genesen, knüpft der Flügel in Charlotte genau da an, wo er in Utah 2016/17 aufgehört hatte. 21,9 Punkte, 5,5 Rebounds, 3,7 Assists, 51,0 Prozent aus dem Zweier- plus 43,2 Prozent aus dem Dreierbereich sind sogar leicht besser als damals am Salzsee. Zum absoluten Franchise-Player fehlt diese Unvermeidbarkeit im Angriff und wohl auch ein bisschen das Playmaking. Ansonsten: Guard Terry Rozier ist ein „Irrational Confidence Guy“, der im richtigen Team ein Schattenmann sein könnte, und Floor General LaMelo Ball ist auf einem extrem spannenden Weg – auch wenn es noch zu früh ist, ihn hier in eine Kategorie einzuordnen.

CLEVELAND CAVALIERS Machen wir es schnell: Die Guards Darius Garland und vor allem Collin Sexton sind noch zu jung. Sie besitzen aber Potenzial, auch wenn sie wohl keine FranchisePlayer werden. Center Andre Drummond sehen wahrscheinlich viele als potenziellen Schattenmann – und das kann er auch sein, wenn er sich vorne als Abroller aus dem Pick-and-Roll sowie als Offensivrebounder versteht. Defensiv muss er die Verteidigung verankern, den Ring beschützen, alle Abpraller einsammeln. Stehen genug Scorer, Schützen und Passgeber um ihn herum, ist er sehr wertvoll. Kurzer Einschub: Sein Nachfolger Jarrett Allen könnte künftig eine ähnliche Rolle spielen. Die Tage von Kevin Love als Schattenmann sind indes vorbei. Der 32-Jährige ist natürlich immer noch ein Stretch-Big und Rebounder, aber defensiv fehlt mittlerweile einfach zu viel.

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3 CHICAGO BULLS Zach LaVine spielt eine exzellente Saison. 28,9 Punkte, 5,4 Rebounds, 5,1 Assists, 58,1 Prozent aus dem Zweier- und 42,9 Prozent im Dreierbereich sind mehr als nur „good stats on a bad team“. „Young Hollywood“ stand aber auch noch nie in einer Playoff-Partie auf dem Parkett. Diesen Druck kennt der Flügel

also nicht. Die Rolle als Scorer und drittbester Spieler scheint deshalb derzeit passend, auch wenn das Potenzial besteht, ein Co-Star zu sein. Davon abgesehen fällt es schwer, aus diesem Bulls-Kader jemanden in eine der Kategorien zu packen. Playmaker Coby White und Stretch-Big Lauri Markkanen haben Potenzial, konnten bisher aber noch zu wenig zeigen.

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DETROIT PISTONS

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Die Pistons liegen als Franchise am Boden. Einzig Jerami Grant ist ein echter Lichtblick. Nicht nur seine 23,5 Punkte, 5,1 Rebounds, 3,0 Assists und 1,2 Blocks lesen sich gut, Grant kann defensiv zwischen mehreren Positionen effektiv wechseln und trifft den Dreier (37,6 3P%). Er könnte ein Schattenmann sein … nur halt nicht in diesem Team, welches ansonsten aus Rollenspielern und Youngstern besteht. Na ja, und Blake Griffin – aber dessen Zeit als Spieler, der in irgendeiner Hinsicht den Unterschied macht, scheint leider vorbei zu sein.

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DENVER NUGGETS

Fotos: Carmen Mandato/Tom Pennington/Kevin C. Cox/Getty Images

DALLAS MAVERICKS Luka Doncic ist ein FranchisePlayer, das dürfte keine Neuigkeit sein. Physisch starke Playmaker, die unwiderstehlich punkten, das Spiel verstehen und für andere kreieren, sind derzeit so gefragt wie wohl kein anderer Spielertyp. Die Probleme der Mavs sind nicht ihm anzulasten. Es gibt kaum einen NBA-Profi, der sein Team derzeit so schultert wie Doncic. Was ist jedoch mit Kristaps Porzingis? Er verkörpert die Probleme der Texaner, weil er so gar nicht wie ein 2,21-Meter-Mann eingesetzt wird und vor allem Dreier wirft … so jedenfalls die gefühlte Wahrheit. In der Realität hat sich der Lette bei seinen Abschlüssen in der Zone 2020/21 im Vergleich zum Vorjahr extrem gesteigert. Direkt am Ring von 72,5 auf 74,2 Prozent, aus einem bis drei Meter Entfernung von 30,2 auf 44,0 Prozent. 1,0 Punkte erzielt er pro Abschluss nach

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einem Postup in dieser Spielzeit, 2019/20 waren es lediglich 0,81. Auch defensiv kommt er nach seinem verletzungsbedingt späteren Saisoneinstieg immer besser zurecht. Porzingis ist dennoch momentan eher ein Schattenmann als ein Co-Star. Der Center kreiert zu wenig für andere, die Mavs kommen ohne Doncic auf dem Feld nicht zurecht. Genau das müsste aber der Fall sein, wenn Porzingis für den Slowenen übernimmt. Ansonsten fehlt es an Kandidaten für den Status des Schattenmanns. Tim Hardaway Jr. sieht sich sicher in dieser Rolle, doch dafür bringt der FlügelScorer am eigenen Ende zu wenig beziehungsweise im Angriff nicht genug. Positionskollege Josh Richardson trifft seinen Dreier nicht (29,6 3P%). Point Guard Jalen Brunson und Big Man Maximilian Kleber haben ihre Momente, bieten aber insgesamt zu wenig an.

Nikola Jokic wurde 2020/21 erstmals vollends von der Leine gelassen: 26,6 Punkte, 11,1 Rebounds, 8,5 Assists, 60,7 Prozent Zweier- plus 40,4 Prozent Dreierquote. Dabei hielt er selbst in der Vergangenheit diese Leine in der Hand. Seine Entscheidung, vor der Bubble in Orlando die eigene Ernährung endgültig umzustellen, machte aus einem hochbegabten, aber körperlich eingeschränkten Spieler einen MVPKandidaten und Franchise-Player. Defensiv mag der Serbe noch immer das eine oder andere Defizit haben, aber der 26-Jährige beeinflusst jede Phase des Spiels und ist im Angriff überhaupt nicht auszurechnen. Jamal Murray mauserte sich in dieser Spielzeit zu einem echten Co-Star. Schon in der Bubble lieferte der Point Guard in den Playoffs mit 26,5 Punkten, 4,8 Rebounds, 6,6 Assists und zahlreichen ultrawichtigen Würfen auf All-Star-Niveau ab. Er kann den Angriff übernehmen, sein Two-Man-Game mit Jokic klickt auf höchstem Level. Mit Michael Porter und Will Barton stehen zudem zwei Scorer auf dem Flügel parat, die beide schon jetzt als Schattenmänner agieren können. Porter hat sogar das Potenzial, als FranchisePlayer zu übernehmen. Allerdings muss der 22-Jährige noch eine Menge lernen. Vor allem defensiv ist er zum Teil dermaßen überfordert, dass sich der geneigte Fan dafür schämt.


GOLDEN STATE WARRIORS Auch wenn es absurd erscheint: Es gab Zeiten, da wurde Steph Currys Tauglichkeit als FranchisePlayer in Frage gestellt. Dafür gab es aber nachvollziehbare Gründe. Der Edelscorer auf der Eins und beste Distanzschütze aller Zeiten traf zwar routinemäßig Abschlüsse der Kategorie „Höchstschwierigkeit“ – wurde er aber in den Playoffs physisch attackiert, sanken seine Quoten immer mal wieder auf Normalniveau. 2020/21 zeigt Wardell Stephen Curry, dass er auch ohne Kevin Durant oder Klay Thompson 30 Punkte pro Partie auflegen kann. Er dominiert trotz zum Teil einfach unwirklicher Abschlüsse. Seine Fähigkeit, gegnerische Verteidiger – nicht nur den eigenen – magisch anzuziehen, schafft so viel Platz für andere, dass seine Kollegen besser spielen, als sie eigentlich sind. Defensiv wird er zwar immer ein Restrisiko sein, aber ein absolut verkraftbares. Neben ihm kann natürlich Power Forward Draymond Green den Status als Schattenmann einnehmen, was er ja auch schon in Meisterteams der Warriors getan hat. Natürlich dürfte es ein wenig mehr eigene Offensive sein, aber seine Skills als Vorbereiter sowie der überragende DefensivIQ und das Dasein als Verteidigungs-Quarterback gleichen das mehr als aus. Forward Andrew Wiggins hat sich zwar defensiv in Golden State sehr gut entwickelt, im Angriff fehlt jedoch einfach zu viel, um ihn als Schattenmann einzustufen.

INDIANA PACERS Auch wenn die Pacers Victor Oladipo für den wegen einer Krebserkrankung momentan nicht spielenden Caris LeVert eingetauscht haben, verfügen sie dennoch über einen der besseren CoStars der NBA: Domantas Sabonis. Der Big Man kann Power Forward und Center spielen, punktet (21,5), reboundet (11,6), legt auf (5,7) und trifft sogar den Dreier (35,8 Prozent). Ein Franchise-Player ist er trotz dieser Zahlen nicht, weil er noch Probleme hat, sich seinen eigenen Wurf zu kreieren. Myles Turner ist ein Schattenmann. Seine Defense ist überragend, als Ringbeschützer agiert er auf höchstem Niveau. Im Angriff kann er zwar den Dreier treffen, dieses Jahr tut er dies aber nur mit 32,5 Prozent – der schlechteste Wert seit seinem Rookie-Jahr. Am Ring finisht der Texaner zwar sehr gut, allerdings handelt es sich hier nicht um filigrane Postmoves, sondern vor allem um Abschlüsse nach dem Abrollen aus dem Pick-and-Roll und Cuts. Wirklich ausgereifte Bewegungen am Zonenrand besitzt der 25-Jährige nicht. Deshalb kann er höchstens ein Schattenmann sein, der defensiv aufgrund seines exzellenten Timings bei Blocks zum Teil sogar dominiert … ein paar mehr Rebounds dürften es aber schon sein. Bleibt Malcolm Brogdon … seine 21,6 Punkte pro Partie führen die Pacers an, genau wie die 6,6 Assists. Der 1,96-Meter-Mann ist der Go-to-Guy, wenn es eng wird, verwandelt aber nur 38,1 Prozent seiner Würfe in diesen Situationen. Der 28-Jährige ist für die Rolle des Co-Stars prädestiniert.

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HOUSTON ROCKETS Die Rockets hatten bis zu dieser Saison ihren Franchise-Player (James Harden) und zwei hochkarätige Co-Stars (Chris Paul und Russell Westbrook). So ging es in die Western Conference Finals, wo gegen die Golden State Warriors 2018 erst in sieben Partien der Traum vom dritten Titel der FranchiseGeschichte endete. 2021 ist Harden ein Net, Westbrook ein Wizard – und die Rockets? Die stehen zum ersten Mal seit 2012 ohne Superstar da. Allerdings finden sich dann doch talentierte Akteure im Kader. Christian Wood etwa, der 22,0 Punkte, 10,2 Rebounds plus 1,5 Blocks auflegt, den Dreier trifft (42,1 3P%) und am Ring in 84,9 Prozent der Fälle erfolgreich abschließt! Beim Real-PlusMinus rangiert der 25-Jährige ligaweit unter allen Centern derzeit nur hinter Joel Embiid. Ein Franchise-Player ist Wood indes nicht. Der Big Man hat noch keine Playoff-Partie absolviert, und auch wenn er in Clutch-Situationen (fünf Minuten oder weniger verbleibende Spielzeit und kein Team führt mit mehr als fünf Punkten) 2020/21 sehr gute 60,0 Prozent aus dem Feld trifft, muss er in der Postseason erst beweisen, ob er auch dann Verantwortung schultern kann. Wood dürfte derzeit ein Schattenmann sein – mit dem Potenzial zum Co-Star. Zum Franchise-Player fehlt vor allem noch das Playmaking.

Seine nur 1,3 Assists sprechen hier eine klare Sprache. John Wall hat keine Probleme, für andere aufzulegen. Seine 6,3 Assists sind jedoch weit von seinem Karrierebestwert von 10,7 direkten Korbvorlagen aus der Saison 2016/17 entfernt. Der 30-Jährige befindet sich allerdings in einer ComebackSaison. Anderthalb Spielzeiten setzte er mit diversen Knieproblemen und schließlich einem Achillessehnenriss aus. Auch er agiert auf Schattenmann-Niveau mit dem Potenzial, als Co-Star zu fungieren – sollte sein Körper mitmachen. Ein FranchisePlayer – das war einst sein projiziertes Level – wird er aber nicht mehr werden. Zu viel seiner unfassbaren Athletik blieb über die Jahre auf dem OP-Tisch zurück. Ereilt das gleiche Schicksal auch Victor Oladipo? Im Trade aus Indiana gekommen, wechseln sich seither gute mit ziemlich mittelmäßigen Leistungen ab. Auch der 28-Jährige fiel 2019/20 lange verletzt aus. Zuvor hatte er auf Co-Star-Level abgeliefert, derzeit – zu Redaktionsschluss setzte er wegen einer Knöchelverletzung aus – trifft Kehinde Babatunde Victor Oladipo jedoch so schlecht aus dem Feld (38,6 Prozent) und von Downtown (29,9) wie noch nie. Ihm ist höchstens SchattenmannQualität zuzusprechen, bis er vollkommen fit ist.

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Das 1-2-3-Ranking

LOS ANGELES CLIPPERS Kawhi Leonard und Paul George liefern in dieser Saison statistisch auf sehr ähnlichem Niveau ab. „The Klaw“ mit 26,9 Punkten, 6,1 Rebounds, 4,9 Assists und Quoten von 54,8 Prozent aus dem Feld plus 38,9 Prozent bei den Dreiern. George legt 24,4, 6,2, 5,5, 54,6 Prozent und sogar 47,1 Prozent auf. Sind beide also Franchise-Player? Na ja … Leonard auf jeden Fall. Er trug die Toronto Raptors zum Titel – 2019 in der zweiten Runde der Playoffs gegen Philadelphia im wahrsten Sinne des Wortes. Er ist über jeden Zweifel erhaben, kann er doch an beiden Enden des Feldes dominieren. Einzig die eventuell immer mal wieder notwendige Strategie zur Sicherstellung seiner Spielfähigkeit fällt negativ ins Gewicht. George auf der anderen Seite haftet noch immer der Gestank seiner Bubble-Playoff-Performance an, als er in einigen Partien als Totalausfall gewertet werden musste. Dabei hat er über seine gesamte Playoff-Karriere eigentlich abgeliefert. Seine 23,8 Punkte, 7,2 Rebounds und 4,0 Assists bei 37,5 Prozent Dreierquote in den Playoffs seit 2014 sind starke Werte, auch weil er defensiv seinen Mann steht. Trotzdem fehlt etwas, um ein Franchise-Player zu sein. „PG13“ mag in dieser Spielzeit auf einer Mission sein, die Postseason dominieren und alle Zweifler Lügen strafen … bis es aber so weit ist, bleibt er ein Co-Star. Einer der besten der Liga, aber eben nur eine Nummer zwei.

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LOS ANGELES LAKERS

MEMPHIS GRIZZLIES Die Grizzlies sind jung, wahrscheinlich sogar zu jung für dieses Ranking. Keine Playoff-Erfahrung, einzig die Rollenspieler Jonas Valanciunas (28 Jahre), Kyle Anderson (27) und Gorgui Dieng (31) sind über 25 Jahre alt. Aber dieses Team schickt einige Youngsters ins Rennen, die künftig für alle drei Kategorien interessant werden können: Ja Morant als Franchise-Player, Jaren Jackson Jr. als Co-Star, Dillon Brooks, Brandon Clarke sowie Desmond Bane als Schattenmänner. Um die Zukunft muss Memphis nicht bange sein.

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LeBron James personifiziert den Begriff „Franchise-Player“. Der „King“ kontrolliert sein Team, führt es in jeder Hinsicht an, macht die wichtigen und richtigen Plays, schließt selbst in entscheidenden Situationen ab oder findet den freien Kollegen. An ihm gibt es auch im Alter von 36 Jahren nichts auszusetzen. Im Gegenteil: Dass er nach der kürzesten Offseason der NBA-Geschichte zu Redaktionsschluss ALLE Partien seiner Lakers absolviert hatte und 21mal über 37 Minuten abriss, spricht Bände über seine Qualität. Auch Anthony Davis ist ein Superstar. Er traf den Gamewinner gegen die Nuggets in den BubblePlayoffs. Lieferte in den Conferenceund NBA-Finals Performances, die eines Franchise-Players würdig sind. In der vergangenen Postseason

ist er zu dem Akteur gereift, den jeder in ihm gesehen hat. Einziger Wermutstropfen: seine erneute Verletzung. Noch nie in seiner Karriere absolvierte er mehr als 75 Partien in einer Saison, auch dürften es mehr als 29,3 Prozent Dreierquote und 8,4 Rebounds sein. Aber das ist Jammern auf allerhöchstem Niveau. „AD“ ist ein Star am eigenen und am gegnerischen Korb. Dennis Schröder ist kein Franchise-Player, auch kein Co-Star – aber in diesem Lakers-Team ist er der Schattenmann. Leider drückt ein katastrophaler Januar (37,9 FG% und 26,4 3P%) seine Wurfquoten, das sollte jedoch niemanden täuschen: „DS17“ bringt seinem Team Speed, Scoring, aggressive Defensive am Ball sowie einen zweiten Playmaker neben James. Er kann den Lakers in der Postseason das eine oder andere Spiel gewinnen.

Fotos: Cato Cataldo/Steph Chambers/Logan Riely/Fernando Medina/Meg Oliphant/Getty Images

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MIAMI HEAT Jimmy Butler ist ein schwieriger Fall. In den Finals 2020 war er der mit Abstand wichtigste Spieler der Heat. „Jimmy G. Buckets“ war es, der die schweren Körbe erzielte, der sein Team unweigerlich nach vorne trieb, egal wie unterlegen die Heat den Lakers auch schienen. 2020/21 legt er Karrierebestwerte bei den Rebounds und Assists auf (je 7,6 im Schnitt) – er ist der Franchise-Player der Heat. Dabei nimmt er nicht die meisten Würfe (Tyler Herro), und seine Dreierquote von 16,0 Prozent ist so schlecht wie noch nie. Doch Butler kämpfte auch länger mit Covid-19. Dass er die Heat-Kultur der absoluten Professionalität vorlebt, ist unfassbar wichtig. Bam Adebayo ist Butlers CoStar. Der Big Man mit den PlaymakingQualitäten ist nur einen verlässlichen Dreier vom Status eines Franchise-Players entfernt. Die gute Nachricht: Edrice Femi Adebayo ist auf dem Weg … 15,5 Prozent seiner Abschlüsse kommen 2020/21 aus der langen Zweierdistanz – absoluter Rekordwert in seiner Karriere (vorher 5,6 Prozent). Die Trefferquote von 37,9 Prozent aus diesem Bereich macht ebenfalls Mut, dass in nicht allzu ferner Zukunft auch der Dreier fallen könnte. Dann hätte er das komplette offensive Paket, der Distanzwurf würde es ihm leichter machen, zum Korb zu ziehen und dann selbst abzuschließen oder andere freizuspielen. Was die Heat aber so extrem gefährlich macht: ein Quartett an Schattenmännern. Goran Dragic, Tyler Herro, Duncan Robinson und Kendrick Nunn sind alle in der Lage, Spiele offensiv zu übernehmen. Herro hat sogar das Zeug zu mehr, mit erst 21 Jahren ist zu erwarten, dass er mindestens Co-Star-Status erreichen wird. Alle vier treffen den langen Ball, Dragic hat dieses gewisse Etwas im Pick-and-Roll, Nunn das irrationale Selbstvertrauen. Und Robinson … sein Dreier ist wohl der schönste östlich von Klay Thompson.

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3 MINNESOTA TIMBERWOLVES Karl-Anthony Towns hat alles, was ein Franchise-Player braucht. Er hat die Finishes im Post und den Dreier (42,3 3P%), er reboundet (11,2), blockt sogar ein paar Würfe (2,0) und verteilt den Ball (3,5 Assists). Selbst seine einst frustrierend laxe Verteidigung zeigt sich verbessert. Er ist ein FranchisePlayer in spe, denn Covid-19 setzte auch ihm sehr zu, und es bleibt abzuwarten, auf welchem Niveau er dieses Jahr noch agieren kann. Diese Frage stellt sich auch bei D’Angelo Russell, der sich einem Eingriff am Knie unterziehen musste und einige Wochen ausfiel. Zusammen hatten er und Towns seit seiner Ankunft in Minneapolis zu Redaktionsschluss ganze fünf Partien

MILWAUKEE BUCKS Giannis Antetokounmpo ist so gut, dass er über Gebühr kritisiert wird. Was es an 28,4 Punkten, 11,9 Rebounds, 5,9 Assists, je 1,3 Steals und Blocks sowie einem „Defensive Player of the Year“-Status herumzukritteln gibt? Na ja, er trifft halt weder den Dreier (28,0 3P%) noch wirklich aus dem langen Zweierbereich (31,4 FG%), und auch bei den Freiwürfen (65,4 FT%) dürfte es noch etwas mehr sein. Der Vorwurf, dass der Grieche zu viel über die Athletik kommt, ist so real wie nachvollziehbar. Auch ist es okay, dass von ihm als Back-to-BackMVP immer mehr erwartet wird. Aber jedes Gedankenspiel darüber, ob Antetokounmpo aufgrund

zusammen absolviert. Russell hat die Eigenschaften eines Co-Stars, spielte aber in seiner Karriere – bis auf die 33 Partien in Golden State – noch nicht in einem wirklich strukturierten Offensivsystem. Als er 2018/19 in Brooklyn All Star wurde, durfte er am Ball so ziemlich jeden Abschluss nehmen, den er wollte. Defensiv muss er allerdings von einem absoluten Desaster zu einem zumindest mittelmäßigen Akteur reifen, wenn er als Co-Star gesehen werden will. Der vielleicht überraschendste Akteur auf diesen Seiten: Malik Beasley. Scoring von den GuardPositionen (20,2 Punkte), 4,8 Rebounds, 2,5 Assists, sicher von Downtown (39,8 3P%) – dieses Paket qualifiziert ihn schon jetzt für die Rolle als Schattenmann.

seiner Schwächen eventuell kein Franchise-Player ist, ist Nonsens. Es ist in seinem Fall ein bisschen so wie einst bei Dirk Nowitzki. Der Deutsche musste lernen, rund um die Zone effektiv zu sein. Ein bisschen mehr nasty, ein bisschen mehr Brechstange – und er brauchte das Team um ihn herum, das seine Defizite ausbalancierte. Beim „Greek Freak“ braucht es ein wenig mehr Technik plus die passenden Mitspieler. Die sollen Khris Middleton und (seit dieser Saison) Jrue Holiday sein. Beide erfüllen alle Anforderungen eines Co-Stars, auch wenn Holiday dieses Jahr in die Rolle des Schattenmanns zurückgetreten ist. Sie können sich ihre Würfe erarbeiten, spielen Kollegen frei und verteidigen auf hohem Niveau.

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OKLAHOMA CITY THUNDER

NEW ORLEANS PELICANS Zion Williamson (20 Jahre) und Brandon Ingram (23) sind das beste junge Flügelduo westlich von Boston. Beide offenbaren diese Saison erneut krasse Verteidigungsdefizite, die unbedingt adressiert werden müssen. Vor allem Williamson leistet sich stellenweise Aussetzer, die selbst Andi Scheuer in dessen Job nicht passieren würden. Williamson dominiert allerdings schon jetzt offensiv auch ohne Sprungwurf, sodass er 2020/21 ein Schattenmann sein könnte. Seine Zukunft muss aber „Franchise-Player“ heißen. Ingram könnte ebenfalls ein Schattenmann sein. Sein Spiel ist ausgereifter, er ist offensiv viel variabler. Ihm fehlt vor allem die Erfahrung der Postseason.

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Die Point Guards Eric Bledsoe und Lonzo Ball sind interessante Fälle. Bledsoe zeigte in Milwaukee in den vergangenen drei Jahren, dass er nicht der drittbeste Spieler eines Meisterteams sein kann. Eine Dreierquote von 24,0 Prozent in den kumulierten Postseasons 2019 und 2020 zeigt klar, dass er ab einem gewissen Niveau Probleme hat, sich seine eigene Offensive zu kreieren. Ball könnte zu einem Schattenmann reifen, der das Spiel organisiert, verteidigt und den gelegentlichen Dreier trifft. Seine Quote liest sich aktuell mit 39,1 Prozent von Downtown sehr gut, auch der Freiwurf fällt mit Karrierebestwert (74,2 Prozent). Auch er muss aber erst in den Playoffs beweisen, aus welchem basketballerischen Holz er geschnitzt ist.

NEW YORK KNICKS Gibt es jemanden, der seinen Status in dieser Saison mehr verbessert hat als Julius Randle? Seine Zahlen lasen sich schon immer annehmbar, unter Coach Tom Thibodeau hat der 26-Jährige aber eine neue Effektivität gefunden und vor allem defensiv einiges draufgepackt. Auch seine Dreierquote von 41,0 Prozent bei 4,5 Versuchen im Schnitt ist äußerst erfreulich. Auch ohne Playoff-Erfahrung sollte er schon jetzt als Schattenmann funktionieren, und die überraschende Entwicklung der vergangenen Monate lässt sogar auf einen künftigen Sprung auf CoStar-Niveau hoffen. Die Youngsters im Kader der Knickerbockers sind bei allen positiven Ansätzen noch zu grün, um seriös über deren Entwicklung zu spekulieren.

Fotos: Layne Murdoch Jr./Jesse D. Garrabrant/NBAE via Getty Images

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Die Thunder waren mal ein Team mit drei Franchise-Playern, auch wenn James Harden damals hinter Kevin Durant und Russell Westbrook in den Schatten zurücktrat. Heute spielt keiner mehr von ihnen in Oklahoma City. Der Neuaufbau hat begonnen, die wenigen verbliebenen Veteranen warten entweder auf ihre Vertragsauflösung (Trevor Ariza) oder sind mittlerweile Rollenspieler (Al Horford, auch wenn er im richtigen Team noch ein Schattenmann sein könnte, und George Hill). Von den Youngstern sorgte zu Saisonbeginn Luguentz Dort für Aufsehen, traf der Dreier-und-Defense-Mann doch 38,1 Prozent von Downtown in den ersten beiden Monaten. Das war deshalb so bemerkenswert, da das Kraftpaket den langen Ball als Rookie gar nicht getroffen hatte. Dann setzte die Realität ein … Dorts defensive Potenz schien nicht immer durch, der Dreier verabschiedete sich im Februar komplett (22,5 3P%). Fans, die gehofft hatten, dass der 21-jährige Kanadier zu einer Three-andD-Instanz (lies: Schattenmann) aufsteigen würde, müssen darauf noch warten. Bleibt Dorts Landsmann Shai Gilgeous-Alexander. Nach dem Abschied von den Positionskollegen Chris Paul und Dennis Schröder übernahm er den Aufbau in Vollzeit … und wie. In der schlechtesten Offensive der NBA selbst effizient zu sein, ist ein Kunststück. 22,8 Punkte, 5,2 Rebounds, 6,5 Assists, 55,0 Prozent Zweierplus 40,7 Prozent Dreierquote sind in diesem Kader voller Rookies echt nicht zu erwarten gewesen. Der 22-Jährige ist schon jetzt ein Schattenmann mit dem Potenzial für mehr. Sogar Franchise-Player-Status? Gut möglich, auf jeden Fall braucht er Spieler auf höherem Level neben sich. Derzeit bekommt selbst ein Superstar wie Damian Lillard mehr Assists von seinen Kollegen als „SGA“.


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PHILADELPHIA 76ERS Hat Joel Embiid endlich seinem inneren Schweinehund einen Tritt verpasst und vom innerseelischen Hof gejagt? 2020/21 sieht es bisher ganz danach aus. Career-Highs bei den Punkten (29,8), der Zweier(55,0 Prozent) und Dreierquote (40,5 Prozent) zeugen von einer neuen Seriosität, die bisher immer wieder schmerzlich vermisst wurde. Er ist physisch eigentlich allen Big Men überlegen, seine Skills mit Ball sind nicht nur ein Gimmick, sondern echte Waffen. Und dass er es liebt, im Postup physisch zu agieren, treibt Kindern der Neunziger Freudentränen ins Gesicht. Kein Wunder, dass er im Real-Plus-Minus über der Center-Konkurrenz thront. Embiid ist der rare Typ Pivot, der in der Offensive und Defensive dominiert. Einzig seine Pässe aus

dem Post oder aus Isolationen brauchen noch etwas Arbeit, aber für Center laufen die Uhren eh ein wenig anders. Mit 27 Jahren hat er hier seine besten Jahre noch vor sich. Ein echter Franchise-Player ist er schon jetzt. Bei Ben Simmons lautet die Frage: Kann ein Nichtwerfer zweitbester Spieler eines Meisterteams sein? Ja, das kann er … 2020/21 scheint er sich auf die Fahnen geschrieben zu haben, erst mal die eigene Offensive hintanzustellen. In den ersten 19 Partien legte er etwas über 13 Punkte pro Partie auf. Seit dem Februar aber nimmt er viel mehr Einfluss. 21,4 Punkte, 8,6 Rebounds und 7,9 Assists brachte er zwischenzeitlich im zweiten Saisonmonat. Der Australier scheint dem Team immer genau das zu geben, was es gerade braucht: sei

es Defensive, Playmaking oder eben auch Scoring … also ohne zu werfen. All das macht er auf extrem hohem Niveau, sodass der fehlende Distanzschuss nicht entscheidend ins Gewicht fällt. Tobias Harris zeigt sich nach der Ankunft von Coach Doc Rivers – beide kennen sich schon von den L.A. Clippers – wieder in alter Form. Er ist viel schneller in seinen Entscheidungen und agiert mit zusätzlichem Selbstbewusstsein. Dass er den Dreier elitär (41,5 3P%) trifft, hilft Embiid und Simmons, bei ihren Aktionen den nötigen Platz zu finden. Gleichzeitig ist Harris selbst ein Playmaker (3,4 Assists), und er greift am Brett zu (7,7 Rebounds). Liest sich wie ein Co-Star? Das Potenzial ist da, momentan profitiert er vor allem vom frischen Wind in der Offensive und seinen Star-Kollegen. Ein Schattenmann mit Potenzial.

ORLANDO MAGIC

PHOENIX SUNS

Nikola Vucevic wird weiterhin unterschätzt. Warum? Weil er defensiv nur okay ist? Offensiv aber lässt der Montenegriner kaum Wünsche offen. Er trifft von Downtown (39,9 3P% … Karrierebestwert) und aus allen anderen Lagen auch. Der 30-Jährige ist ein exzellenter Schattenmann, der mit Sicherheit in der Defensive Hilfe bräuchte, aber auch sehr viele Skills anbietet. Ansonsten muss die Bewertung der beiden vielversprechendsten Youngsters der Magic verschoben werden: Jonathan Isaac und Markelle Fultz fehlen die komplette restliche Saison verletzt.

Auch mit 35 Jahren kann Chris Paul noch Basketballspiele entscheiden. Ein Franchise-Player ist er zwar nicht mehr, aber die Rolle des Co-Stars war wahrscheinlich eh immer die, die ihm besser lag. Auf jeden Fall sorgt er in Phoenix dafür, dass der Laden läuft – an beiden Enden des Parketts. Er ist der Playmaker, besorgt sich selbst und den Kollegen genau die Würfe, die sie brauchen, ist ein Leader im wahrsten Sinne des Wortes. Devin Booker ist offensiv ein Juwel. Defensiv jedoch ist es schon harter Tobak, dass die Suns mit ihm auf dem Feld 11,4 Punkte mehr in 100 Ballbesitzen kassieren, als wenn er sitzt. Den Status des Co-Stars hat er dennoch inne. Zu unwiderstehlich punktet Booker aus allen Lagen. Er will den Ball, wenn es wichtig wird, und weiß, was er damit machen muss. Zudem passt er ihn auch bereitwillig weiter. Zum Franchise-Player fehlt der Leistungsnachweis in den Playoffs. Ansonsten finden sich einige interessante Schattenmann-Kandidaten im Kader der Sonnen. Deandre Ayton natürlich sowie die Flügelzange Mikal Bridges und Cameron Johnson, die in Zukunft auf dieses Niveau kommen können.

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Cover

Das 1-2-3-Ranking

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1 SAN ANTONIO SPURS

Wie oft wurde DeMar DeRozan eigentlich in den vergangenen Jahren beerdigt? Der 31-Jährige sei nicht gut genug für eine prominente Rolle im modernen dreierlastigen Spiel, hieß es. In San Antonio zeigt er 2020/21, dass dieser Abgesang verfrüht war. 19,8 Punkte, 5,0 Rebounds sowie ein Karrierebestwert von 6,9 Assists verdeutlichen, wie wertvoll der vierfache All Star heuer für die Spurs ist. Auch wenn er nur 33,3 Prozent seiner 1,9 Dreier verwandelt, der Power Forward (!) hat sich neu erfunden und könnte sehr wohl die Rolle eines Co-Stars in der modernen NBA spielen. Allerdings bräuchte er defensiv Hilfe, um auf der Vier dauerhaft in der Verteidigung zu funktionieren. Dejounte Murray (24 Jahre), Keldon Johnson (21) und Lonnie Walker (22) sind Youngsters, denen ein Schattenmann-Dasein zuzutrauen ist. Momentan ist aber keiner von ihnen auf diesem Level. LaMarcus Aldridge war mal ein CoStar, mit mittlerweile 35 Jahren ist dieser Zug und auch der in Richtung Schattenmann City abgefahren. Gerade defensiv … puh.

Damian Lillard ist ein Superstar. Das sollte mittlerweile zwar jeder mitbekommen haben, aber es gibt immer noch Zweifler. Das liegt wahrscheinlich an den Defensivdefiziten, die immer da sein werden und sich auch nicht beheben lassen, solange „Big Game Dame“ 1,88 Meter klein ist. Egal … das Offensivrating des Blazers-Angriffs steigt um 14,2 Punkte, wenn Lillard spielt. Das ist ein absurd hoher Wert. Der Point Guard trifft extrem schwere Würfe mit hoher Regelmäßigkeit. Der 30-Jährige zelebriert das Pick-and-Roll, zerstört die Konkurrenz in Isolationen. Und wenn du als Verteidiger einen Closeout laufen musst, wenn „Dame“ den Ball auf dem Flügel gefangen hat … unser Beileid. Auch in den Playoffs hat Lillard bereits gezeigt, dass ihm kein Wurf zu wichtig ist … und dass es auf seiner Uhr immer „Time to shine“ ist. Absoluter Franchise-Player.

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Sein Co-Star – machen wir es kurz – ist C.J. McCollum, ein ebenfalls hoch veranlagter Guard, der wie Lillard von einem kleinen College kam. Vor seiner Fußverletzung nahm er 11,0 Dreier pro Partie und traf 44,1 Prozent – 7,3 davon aus dem Dribbling mit einer Quote von 42,1 Prozent (hier das Emoji einfügen, dessen Kopf explodiert). Zwar ist auch Christian James McCollum ein Leichtbau-Guard mit Defensivproblemen, ein absoluter Co-Star ist er aber auf jeden Fall. Und sonst: Gary Trent Jr. schickt sich an, sich als Schattenmann zu bewerben. Three-and-D steht auf seiner Visitenkarte, und mit 22 Jahren hat er noch Zeit, sich als legitimer drittbester Spieler eines Titelteams zu etablieren. Jusuf Nurkic könnte als Defensivcenter mit Passgeberqualitäten ebenfalls ein Schattenmann sein. Dafür muss er aber gesund sein – das ist seit 2019 zu selten der Fall gewesen.

SACRAMENTO KINGS De’Aaron Fox soll der Franchise-Player der Kings werden, ist es aber noch nicht. Das ist okay, der Mann wird im Dezember erst 24 Jahre alt und entwickelt sich spielerisch bei allem … nun … Chaos um ihn herum weiter. Aktuell gesellt sich der Dreier auf stabilem Niveau und mit guter Frequenz zu seinem grandiosen Speed mit Ball. Als Schattenmann könnte er schon jetzt funktionieren … mit Luft nach oben. Die haben auch Marvin Bagley (21 Jahre) und Tyrese Haliburton (20). Die beiden Youngsters könnten mit Fox künftig den jungen Kern der Kings bilden. Haliburton ist ein abgeklärter, großer Guard, der den Ball bringen kann, den Dreier trifft und Glue-GuyQualitäten mitbringt – schlummert hier ein Co-Star? Bagleys Zukunft ist weniger klar. Obwohl er den Dreier trifft und eine gute Athletik mitbringt, fehlt basketballerisch recht viel. Das Talent zum Co-Star ist vorhanden, genau wie große Zweifel an der Realisierung seines Potenzials. Harrison Barnes und Buddy Hield (beide sind 28 Jahre alt) legen SchattenmannZahlen auf, sind aber keine echten Plusspieler in einem Kings-Kader, in dem sie genau das sein sollten.

Fotos: Cato Cataldo/Steph Chambers/Logan Riely/Will Newton/Getty Images

PORTLAND TRAIL BLAZERS


WASHINGTON WIZARDS

3 TORONTO RAPTORS Pascal Siakam war auf dem Weg, als vielseitig begabter Forward in die Fußstapfen von Kawhi Leonard zu treten. Dann aber war der Trend in Sachen Dreierquote (die stieg von 22,0 Prozent 2016/17 bis auf 36,9 Prozent 2018/19) plötzlich nicht mehr sein „Friend“. Schon in der Vorsaison fiel diese (bei stark erhöhtem Volumen) von 36,9 Prozent auf 35,9. Diese Saison brach sie (bei weniger Versuchen) bis auf 29,4 Prozent ein. Dieser Umstand nahm dem 26-Jährigen eine wichtige Waffe, die vor allem auch seinem Drive zugutekam. Auch wenn er immer noch Topscorer der Raptors ist (20,6 PPG), so kann keine Rede davon sein, dass er derzeit ein Franchise-Player ist. Co-Star auf jeden Fall, aber momentan nicht mehr. Fred VanVleet erzielt nur 0,8 Punkte weniger im Schnitt als sein Kollege (Career-High), legt 6,7 Vorlagen auf und spielt alles in allem seine beste Saison bisher – ein echter Co-Star ist er aber nicht. „FVV“ ist der designierte Nachfolger von Kyle Lowry als Herz des Teams, als Organisator und Leader … aber vor allem ein Schattenmann. Diesen Status haben auch Lowry selbst und Norman Powell inne. Beide sind fähige und selbstbewusste Scorer von außen mit sehr guten Dreierquoten. Lowrys Tage als Co-Star sind aber im Alter von 35 Jahren vorbei. Bleiben OG Anunoby (21 Jahre) und Chris Boucher (er ist schon 28 Jahre alt!). Auch sie agieren auf Schattenmann-Niveau: Anunoby als Three-and-DMaestro, Boucher als Stretch-Big-Man, der auch noch 2,0 Würfe pro Partie blockt.

UTAH JAZZ Ah, die Jazz. Donovan Mitchell mag für Shaquille O’Neal kein Franchise-Player sein. Aber Shaq dachte früher ja auch, dass er sich easy während einer Saison fit spielen könnte, von daher … Nein, Mitchell ist ein FranchisePlayer. Natürlich fehlen noch die PlayoffErfolge, aber diese Jazz waren 2020 einen den Ring mehrfach küssenden Dreier davon entfernt, die Darlings der vergangenen Postseason (die Nuggets) aus der Bubble zu werfen. Mitchells Stats in dieser Sieben-Spiele-Serie? 36,3 Punkte, 5,0 Rebounds und 4,9 Assists pro Spiel. Ach, und 51,6 Prozent Dreierquote bei 9,1 Versuchen pro Partie. Ja, Franchise-Player. Auch wenn defensiv mehr gehen muss. Ansonsten verfügen die Jazz momentan über die meisten Schattenmänner aller NBA-Teams. Jordan Clarkson (Irrational Confidence Guy), Mike Conley (Floor General mit Dreier), Bojan Bogdanovic (Stretch-Big mit ScorerGen) und Joe Ingles (Super Glue Guy mit Edeldreier und Playmaking) sind alle auf diesem Level. Fehlt noch einer? Genau … Rudy Gobert. „The Stifle Tower“ nahm

sich 2019/20 defensiv eine Auszeit. 2020/21? Der Franzose liefert die beste Blockrate seiner Karriere (7,4 Prozent der gegnerischen Zweier werden von ihm geblockt, wenn er auf dem Feld steht), auch bei der defensiven Reboundrate legt er ein Career-High auf – und die Jazz hatten zu Redaktionsschluss das zweitbeste Defensivrating der Liga. Okay, aber ist er denn in den Playoffs auch gegen kleinere Aufstellungen spielbar? Jazz-Coach Quin Snyder probiert bereits in der regulären Saison immer wieder Konter für diese Taktik aus, indem zum Beispiel Gobert einen schwächeren Dreierschützen verteidigt und sein Team entsprechend rotiert, wenn der Center anderswo zur Hilfe geht. Mit seiner defensiven Brillanz plus der Fähigkeit, als Abroller aus dem Pick-and-Roll (so saugt er die Defensive ein und spielt Schützen frei) hochprozentig zu finishen, hat Rudy Gobert sich auch ohne Wurf oder Postmoves den Status eines Co-Stars verdient – allerdings als einer, der einen Kader um sich herum braucht, wie ihn die Jazz gerade haben, mit Schützen und vielseitig begabten Außenspielern.

Bradley Beal ist ein Franchise-Player. Das sollte eigentlich überhaupt keine Frage sein. Was der Mann allabendlich in einem Kader liefert, der den Spagat schaffen soll, neun U25-Youngsters (fünf davon U23) auszubilden und gleichzeitig die Playoffs zu erreichen, ist famos. Beal ist einer der besten Scorer der Welt (32,7 PPG), liefert Bretter (5,3 RPG) und Assists (4,9 APG). Könnte die Dreierquote (33,2 3P%) höher sein? Ja, aber SO IST DAS HALT, WENN DER GEGNER NIEMAND ANDEREN GROSSARTIG VERTEIDIGEN MUSS! Russell Westbrook soll der Zweitstar an der Seite von Beal sein, und diesem Status wird er statistisch auch gerecht (19,9 Punkte, je 9,7 Rebounds und Assists). Die 4,8 Ballverluste im Schnitt sowie die Dreierquote von 28,4 Prozent sind zwar suboptimal, aber „The Brodie“ muss sich bei seinem neuen Team erst mal akklimatisieren – da half es nicht gerade, dass der halbe Kader zwischenzeitlich in Covid-Quarantäne war und kein Training stattfand. Deshalb sollte Westbrook schon noch als Co-Star gesehen werden. Er muss allerdings endlich seine Entscheidungsfindung auf ein anhaltend hohes Niveau bringen. Das dürfte „Russ“ aber umso besser gelingen, je mehr er sich mit den jungen Kollegen einspielt. Die Rest-Wizards sind zum Großteil noch auf der Suche nach der eigenen NBA-Identität. Vor allem Rui Hachimura (22 Jahre) und Deni Avdija (20) haben Potenzial, sind aber noch zu frisch. dre@fivemag.de

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nba K r i s t a p s

Kristaps Porzingis

P o r z i n g i s

Reicht das? Kristaps Porzingis wurde bei den Dallas Mavericks seit seiner Ankunft als zweiter Franchise-Player neben Luka Doncic gepriesen. Dann kamen Verletzungen und seine schwachen Zahlen zu Saisonbeginn 2020/21. Kann der Lette der zweite Star neben Doncic sein, den die Mavericks brauchen? Text: Ole Frerks

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ie Antworten auf manche Fragen zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie je nach Zeitpunkt der Frage vollkommen unterschiedlich ausfallen. Das ist gerade im schnelllebigen NBAGeschäft der Fall, in dem einzelne Transaktionen oder auch Verletzungen Pläne und Strategien in Windeseile auf den Kopf stellen können – und in dem gern mal eine Vielzahl von Teams darauf spekuliert, dass Superstar X in Jahr Y vielleicht seinen kleinen Markt verlassen möchte. Der würde schließlich alle Probleme lösen! Die Mavericks werden derzeit von einer solchen großen Frage begleitet, eigentlich schon seit dem 31. Januar 2019, als sie zwei Erstrundenpicks und Dennis Smith Jr. für einen riesigen (und verletzten) Letten nach New York tradeten. Umso mehr seit der darauffolgenden Offseason, als sie Kristaps Porzingis vor seinem ersten Spiel für Dallas einen Maximalvertrag mitsamt Spieler-Option vorlegten. Die Dallas Mavericks schenkten Porzingis viel Vertrauen, und Mitte August 2020 fühlte sich damit vermutlich nahezu jeder Mavs-Fan wohl, als der frisch ins All-Bubble-Team gewählte Porzingis den L.A. Clippers in den Playoffs 34 Punkte und 13 Rebounds einschenkte. Mitte Februar 2021 hingegen war wieder ein schlechter Zeitpunkt. Die Mavs starteten mit einer zwischenzeitlichen 8-13-Bilanz

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mehr als enttäuschend in die Saison, Porzingis spielte dabei nach seiner Meniskus-Operation die wohl schlechteste Defense seiner Karriere und warf Fragen auf, ob die Probleme an besagter OP oder etwas ganz anderem lagen. Die große Frage wurde durch diese Zusatzfragen nur verkompliziert, was wiederum die bisherige Karriere von Porzingis insbesondere in Dallas recht gut zusammenfasst. Was genau ist Kristaps Porzingis? Und kann er der zweitbeste Spieler eines Meisterschaftsanwärters sein? Final ist das bisher noch nicht zu beantworten. Der bisherige statistische Case spricht allerdings eher dagegen.

Katastrophenstart

Die Zahlen von Porzingis’ Saisonstart 2020/21 sind insbesondere defensiv ziemlich schwere Kost. Um allerdings fair zu bleiben und zu berücksichtigen, dass jedem Spieler nach einer Operation eine gewisse Karenzzeit zugestanden werden sollte, beschränken wir uns hier vorerst auf das Nötigste. Laut „Cleaning the Glass“ erlaubten die Mavs mit ihrem wichtigsten Verteidiger auf dem Court bis Ende Februar knapp zehn Punkte mehr, sein Net-Rating wurde auf etwa -6 beziffert. Stand Luka Doncic nicht auf dem Court, ließen die Mavs mit „KP“ auf 100 Ballbesitze gerechnet knapp 17 Punkte mehr zu, als sie selbst erzielten (nachdem Dallas die

KP-ohne-DoncicMinuten vergangene Saison „gewann“). Schwierig. Wie gesagt, wir wollen fair bleiben. „Er musste sich fit spielen, und es ist bisher einfach nicht das Gleiche gewesen“, sagte Rick Carlisle Mitte Februar. „Das ist keine Entschuldigung. Das sind nun mal einfach die Fakten.“ Insofern ergibt es an dieser Stelle mehr Sinn, vermehrt auf die Zahlen seiner ersten kompletten MavsSaison zu blicken und zu analysieren, wie sich diese im Vergleich zu anderen zweiten Optionen verhalten. Porzingis hat zwar auch 2019/20 nicht alle Spiele bestritten und kam von einer noch viel längeren Verletzungspause zurück, doch irgendwelche Zahlen müssen eben zurate gezogen werden. Die Verletzungen sind zudem, das ist schließlich auch nicht wegzudiskutieren, ein wesentlicher Bestandteil seiner Karriere, der seine Evaluation noch eine gehörige Portion schwieriger macht. Ähnlich wie die Tatsache, dass es für sein Spiel keinen direkten Vergleich gibt, weil er offensiv und defensiv eigentlich völlig unterschiedliche Positionen bekleidet.


Eher Wing als Big Man

Beginnen wir mit der Offensive. Porzingis ist seit seiner Ankunft in Dallas die zweite Option – der Spieler, über den abgesehen von Doncic am meisten läuft und für den gegnerische Teams theoretisch auch am meisten planen müssen. Auf den ersten Blick haut das hin, sowohl 2019/20 als auch aktuell erzielt „KP“ über 20 Punkte im Schnitt und ist damit Dallas’ zweite

Scoring-Option. Spannender wird es bei genauerem Hinsehen. Die NBA wird heutzutage (abgesehen von Brooklyn) überwiegend von Star-Duos geprägt, zumindest an der Spitze. Bei den besten Teams ist die zweite Option dann üblicherweise jemand, der die Stärken der ersten perfekt akzentuiert und je nach Gegner oder Spielsituation auch selbst übernehmen kann. Die bestmögliche Version davon dürfte aktuell Anthony Davis sein, andere Beispiele wären Khris Middleton oder Paul George. Die beiden Flügel sind insofern spannende Vergleiche, als Porzingis’ Wurfauswahl 2019/20 eher ihnen ähnelte als anderen Bigs. Nur 26 Prozent seiner

Würfe erfolgten am Ring, fast genau 40 Prozent kamen hingegen von der Dreierlinie – bei George (21 und 45 Prozent) verhielt es sich sehr ähnlich. Porzingis’ Rolle in der Five-OutOffense der Mavs ist recht klar definiert, er soll vor allem Platz für Doncic schaffen. Allerdings war er auch in New York bereits kein Spieler, der viel in Korbnähe aktiv war. Vereinfacht gesagt ist er offensiv der größte Shooting Guard der NBA-Geschichte. Nicht vergleichbar mit George oder Middleton hingegen ist Porzingis’ Effizienz. 68 Prozent am Ring repräsentierten zwar ein Career-High, den Großteil seiner Würfe nahm der

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Fotos: Todd Kirkland/Getty Images

Die Bezeichnung „Einhorn“ erhielt Porzingis von Kevin Durant schon zu New Yorker Zeiten, weil er der seltene Big Man sein sollte, der vorne Dreier schießt und hinten den Ring beschützen kann – so weit die Theorie. Wie viel davon ist real?


nba

Kristaps Porzingis

Lette jedoch aus der Mitteldistanz oder von weit draußen, und aus beiden Bereichen schaffte er nicht mal 37 Prozent Trefferquote. Das ist auch kein Ausreißer gewesen. Abgesehen von der starken 2017/18er Saison mit 41 Prozent Dreierquote ist Porzingis dem Ruf eines guten Shooters noch nie wirklich gerecht geworden. Echte Sweetspots auf dem Court scheint er bisher nicht zu haben, zumindest nicht dauerhaft. Und er lässt viel liegen: 2019/20 waren laut nba.com/ stats über 55 Prozent seiner Würfe „offen“ oder „weit offen“, aber selbst von den offenen Dreiern versenkte er lediglich 30 Prozent.

Fotos: Ronald Martinez/Glenn James/NBAE via Getty Images

„ER MUSSTE SICH FIT SPIELEN, UND ES IST BISHER EINFACH NICHT DAS GLEICHE GEWESEN. DAS IST KEINE ENTSCHULDIGUNG. DAS SIND EINFACH DIE FAKTEN.“ RICK CARLISLE ___

„“

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Das ist vor allem deshalb problematisch, weil er sich im Vergleich zu den wirklich exzellenten zweiten Optionen weitaus weniger Abschlüsse selbst erarbeiten muss – oder kann.

Baustelle Shotcreation

Für einen so namhaften Spieler hat Porzingis offensiv erschreckend wenige Moves im Repertoire. Blenden wir das fehlende Post-Game mal aus, das aufgrund des hohen Körperschwerpunkts und der

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schmalen Statur wohl immer eher eine theoretische Waffe bleiben wird, verbleiben noch etliche weitere Problemzonen in seinem Spiel. An erster Stelle steht das sehr rudimentär ausgeprägte Ballhandling, was dazu führt, dass Porzingis als Shotcreator sehr limitiert daherkommt. Lediglich 19 Prozent seiner Abschlüsse ging 2019/20 kein Assist voraus. Mit Spielern wie George oder Middleton ist das nicht zu vergleichen, aber selbst unter Big Men rangierte Porzingis damit auf Platz 124 und hinter Scoring-Maschinen wie Draymond Green oder Clint Capela. Cheick Diallo und Moritz Wagner erarbeiteten sich prozentual genauso viele Abschlüsse selbst wie der einmalige All Star! Primär aufgrund seiner Größe fühlt sich Porzingis mit Dribblings nicht sonderlich wohl. Den Löwenanteil seiner Würfe nimmt er aufgrund dessen aus dem Catch-and-Shoot, als abrollender oder

poppender Spieler nach dem Block oder eben aus dem Post, was normalerweise bedeutet, dass er einen TurnaroundJumper über einen kleineren Gegenspieler versucht. 68 Prozent seiner Würfe geht kein einziges Dribbling voraus. Als Scorer ist Porzingis insofern für einen „Star“ ungewöhnlich abhängig von anderen Spielern, und als Playmaker tritt er selbst wiederum kaum in Erscheinung. Bei dem Verhältnis zwischen Usage Rate und Assist Percentage landete er bei 0,36 und damit im zehnten Perzentil – auch das war kein Einzelfall. Da er kaum als Ballhandler auftritt und im Post nicht gedoppelt werden muss, tritt er sehr selten als Passer in Erscheinung. Seine Shooting Gravity ist trotzdem real (er zieht seinen Verteidiger magisch an) und hatte daher logischerweise auch einen Anteil an der besten Offense der Liga-Geschichte, die Dallas produzierte – aber er ist keine


zweite Option in der Hinsicht, dass man ihm in engen Situationen den Ball geben kann, damit er etwas möglich macht. Das ist jedoch ein Alleinstellungsmerkmal der meisten Stars. Offensiv rechtfertigt Porzingis dieses Label bisher nicht immer, auch wenn er über seine Karriere schon einige Phasen produzierte, in denen der Wurf extrem gut fiel und er zeitweise „unstoppable“ wirkte. Vom Gesamtbild jedoch ist er bisher ein eher ineffizienter Offensivspieler, der stark von anderen abhängig ist und ihnen abgesehen von Spacing und Lücken durch Cuts nicht wahnsinnig viel zurückgibt. Ein nicht wirklich präziser Zielspieler.

Defensiver Einbruch?

Die Offensive ist dabei natürlich nicht der einzige Aspekt seines Spiels, und der Ringschutz gilt bekanntlich ebenfalls seit Jahren als eine seiner Stärken. Vergangene Saison wurde „KP“ dem überwiegend gerecht, zumindest als aushelfender Spieler von der Weakside. Seine Block Percentage von 3,1 Prozent war sehr solide, auch wenn er in New York etwas bessere Werte produzierte. War Porzingis der nächste Verteidiger am Angreifer, trafen Gegner nur 51,6 Prozent am Ring – ein sehr guter Wert. Problematisch ist hingegen seine Eins-gegen-eins-Verteidigung gegen kräftige Center (auch hier kommt der Körperschwerpunkt zum Tragen) sowie teilweise seine fehlende Mobilität im Pick-and-Roll, die gerade zum Saisonstart 2020/21 sehr oft gut sichtbar wurde. Die Mavs gehören zu einer recht großen Anzahl von Teams, die zu Beginn dieser Spielzeit große Probleme mit der häufigen Nutzung einer Drop Coverage hatten – hier sinkt der Verteidiger des Blockstellers in die Zone ab (siehe FIVE-Academy in diesem Heft). Auch als Rebounder tritt Porzingis für seine Größe eher gemäßigt auf. Seine eigenen Zahlen sind zwar in Ordnung, wenn auch nicht dominant. Im Lauf seiner Karriere beeinflusste er die Gesamt-Reboundzahlen seiner Teams aber längst nicht immer positiv, was wichtiger sein sollte. Dennoch: Vor dem massiven Einbruch 2020/21, den wir hier wie erwähnt noch mit großer Vorsicht begutachten, war Porzingis im Lauf seiner Karriere ein Spieler mit positiver Bilanz am defensiven Ende. Noch 2019/20 ließen die Mavs 2,9 Punkte weniger auf 100 Ballbesitze gerechnet zu, wenn er mit auf dem Court stand – und die Hoffnung muss lauten, dass der Trend bald wieder in diese Richtung geht. Die Frage nach dem zweitbesten Spieler eines Titelanwärters wird allerdings am anderen Ende beantwortet.

Die Wetten der Mavs

Mit Porzingis als Nummer zwei gehen die Mavs im Prinzip zwei verschiedene Wetten ein. Die erste lautet, dass der Mediziner-Stab um Gesundheitsdirektor

Casey Smith einen Plan für „KP“ entwerfen kann, damit dieser zum richtigen Zeitpunkt seinen besten Basketball spielen und den Belastungen eines tiefen Playoff-Runs standhalten kann. Porzingis’ Physis ist einzigartig und die medizinische Akte für einen Profi im sechsten Jahr schon sehr dick. Smith hat sich über die Jahre zunächst in Phoenix und dann in Dallas indes einen sehr guten Ruf verdient – die Zeit wird es zeigen. Die zweite Wette bezieht sich auf sein Spiel: Kann Porzingis die Art und Weise, wie er in der Bubble gespielt hat, mal auf eine ganze Saison oder zumindest eine Postseason übertragen? Läuft er zum richtigen Zeitpunkt so heiß, dass die Defizite in seinem Spiel wie die fehlende Shotcreation in den Hintergrund rücken? In seiner bisherigen Karriere reihten sich an seine besten Phasen fast immer Verletzungen und lange Phasen der Reha, nach denen er seinen Rhythmus erst wieder finden musste. Er hat mittlerweile so viel Zeit verpasst, dass er nötige Arbeit an seinem Spiel kaum verrichten konnte, entsprechend lückenhaft kommt es nach wie vor daher. Nur in einem der vergangenen drei Jahre konnte er am Training Camp seines jeweiligen Teams teilnehmen. Das zeigt sich. Mavs-Optimisten werden an dieser Stelle womöglich darauf verweisen, dass dieser Spieler trotz aller Defizite entscheidenden Anteil daran hatte, dass Dallas in den Playoffs gegen die Clippers zunächst ebenbürtig war. Dass die Mavs in den „KP“-Minuten ein Offensivrating von 135 hatten, weil sein Wurf prächtig fiel und ein heißer Porzingis sehr gut dafür geeignet ist, die durch Doncic entstehenden Lücken von Downtown zu bestrafen. Mavs-Pessimisten hingegen dürften darauf verweisen, dass es nur drei Playoff-Spiele waren sowie ein insgesamt sehr guter Stretch nach dem All-Star-Break

2020. Die Stichprobe mit ineffizientem Scoring und langen Ausfallzeiten ist wesentlich größer. Womit wir wieder bei der Ausgangsfrage wären.

Zwei oder Drei?

In der jetzigen Version der Mavericks, in der letztendlich ein Spieler fast alles kreiert, solange er auf dem Court steht, kann Porzingis eine zweite Option sein – er muss nicht den Playmaker geben und kann sich auf seine Stärken konzentrieren. Er müsste natürlich effizienter darin werden, auch als Cutter oder Off-Ball-Screener kann er noch an seinem Einfluss auf das Spiel der Mavs arbeiten. Aber Doncic kaschiert viel von dem, was er nicht kann. Die Mavericks allerdings sind in der jetzigen Version noch nicht da, wo sie hinwollen: in der Titelkonversation. Die Abhängigkeit von einem Spieler hat nämlich auch ihre Schattenseiten, allen voran die Eindimensionalität – egal, wie kreativ Doncic auch sein mag. Die signifikanten Crunchtime-Probleme der Mavs in der letzten Saison kamen nicht von ungefähr. Für diese nächste Version der Mavs wird es also vermutlich mehr Entlastung für Doncic geben müssen – einen Spieler, der auch dem Slowenen selbst mal einfache Würfe verschaffen und der Offense ohne ihn eine Identität geben kann. Bisher hat Porzingis nicht gezeigt, dass er dazu in der Lage ist. Der Spieler, der aufgrund seiner einzigartigen Skill-Kombination als „Einhorn“ getauft wurde, war dafür bisher schlichtweg zu eindimensional. Vielleicht ändert sich das eines Tages – wahrscheinlicher ist jedoch, dass er offensiv besser als drittes Mitglied einer „Big Three“ geeignet wäre. Zumindest dann, wenn die Mavs wirklich ganz hoch hinauswollen. redaktion@fivemag.de

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Domantas Sabonis

D o m a n t a s

S a b o n i s

Das Beste beider Welten Mit seiner Mischung aus Härte und Finesse, Physis und Intelligenz sowie nordamerikanischen und europäischen Spielelementen könnte Domantas Sabonis seinen Vater Arvydas als besten litauischen Basketballer aller Zeiten ablösen. Zumindest, was Erfolg in der NBA angeht. Der Linkshänder hat eine Zwangspause genutzt, um sein Spiel auf ein neues Niveau zu heben. Text: Peter Bieg

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s gibt diese Szenen, die die Wurzeln von Domantas Sabonis im europäischen Basketball zeigen: Wenn der 2,11-Meter-Mann am Highpost steht, den Wilson in den Händen, auf der Suche nach dem cuttenden Doug McDermott – um diesen per einhändigem Bodenpass für den Layup zu bedienen. Wenn Sabonis nach einem Rebound den Fastbreak selbst einleitet, mit präzisen Dribblings, den Kopf stets oben. Wenn der Linkshänder den Babyhook nach einem schnellen Spinmove einnetzt. Es gibt aber auch diese Szenen, die Domantas Sabonis als nordamerikanisch geprägten Spieler identifizieren: Wenn er aus dem Pick-andRoll über Joel Embiid stopft und noch kurz in Richtung Kamera flext. Wenn er einen Leger von Andrew Wiggins ins Aus drischt und das mit einer Wortsalve garniert. Wenn er sich mal wieder mit der Schulter voraus

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Platz für seinen Hook verschafft. Sabonis ist das Beste beider Welten – und gerade deshalb so gut. Während er die OrlandoBubble verletzt verpasste, hat er sich in der laufenden Saison endgültig als unangefochtener Dreh- und Angelpunkt der Indiana Pacers etabliert. 21,4 Punkte, 11,4 Rebounds und 5,6 Assists bringt Sabonis bisher in der Saison 2020/21, bei einem überdurchschnittlichen Player Efficiency Rating von 20,1. Das alles bei einer effektiven Feldwurfquote von 59,0 Prozent – ein starker Wert für einen Spieler mit einer Usage Rate von über 25 Prozent. Mehr als 36 Minuten steht Sabonis im Schnitt für die Indiana Pacers auf dem Parkett. Allein diese Marke, der fünfthöchste Wert der Liga, zeigt seinen Status im Team von Neu-Headcoach Nate Bjorkgren. „Er ist geduldig, er wartet auf unsere Cutter, er wartet darauf, dass sich der offene Mitspieler präsentiert“,

so Bjorkgren bei NBA.com über die Rolle seines wichtigsten Spielers. „Wenn er an der Zone agiert, kann er nicht nur punkten. Er ist ein tödlicher Passer und kann die entscheidenden Plays für uns machen.“ Trotz über zwanzig Punkten pro Partie und Auftritten wie jenen gegen die Bucks (33 Punkte), Knicks und Grizzlies (jeweils 32 Punkte) ist Domantas Sabonis nicht primär als Scorer so wichtig für die Mannen aus dem „Hoosier State“. Auch die Top-Ten-Werte im Rebounding erzählen bestenfalls die halbe Wahrheit. Denn dazu kommen diese 5,6 Assists pro Partie. Das ist nicht nur ein Karrierebestwert, sie machen Sabonis auch zu einem der besten „Passing Bigs“ der NBA. Seine Vielseitigkeit wird besonders deutlich, wenn der 24-Jährige am Highpost oder hinter der Dreierlinie agiert. Hier kann der Litauer sein ganzes Arsenal voll ausspielen: etwa mit Handoffs – wahlweise übergehend ins Pick-and-


Roll oder Pick-and-Pop –, Backdoor- oder Lob-Anspielen auf die Kollegen Turner oder McDermott. In Form von Drives aus dem Faceup über beide Seiten. In der „Bully Ball“-Variante, bei der Sabonis schwächere Gegenspieler mit dem Rücken zum Korb und der Schulter voran dorthin drückt, wo er sie haben möchte, um dann per Hook abzuschließen. Oder doch den nächsten einhändigen Zuckerpass auszupacken … „Pick your poison“ ist bisher das einzige Rezept für gegnerische Verteidigungslinien, wenn sie dem Absolventen der Gonzaga University gegenüberstehen. Lediglich der Dreier (35,4 3P%) wackelt noch etwas, doch hier hat Sabonis die Anzahl der Versuche (2,8 pro Partie) deutlich nach oben geschraubt und seine Trefferquote dennoch signifikant gesteigert. „In vielerlei Hinsicht ist er wohl Herz und Seele seines Teams“, sagte Erik Spoelstra, Headcoach der Miami Heat, kürzlich bei „The Athletic“ über Sabonis. „Sie spielen einen physischen Basketball, und er ist wohl einer der physischsten Spieler in der Liga. Aber er macht das mit Intelligenz, er pflügt nicht nur über die Leute hinweg. Er hat ein echtes Skillset und ist dazu auch noch lang.“ Spoelstras Beschreibung ist absolut treffend und Resultat eines Werdegangs, der wie geschaffen war, um das Beste aus den Basketballwelten diesseits und jenseits des Atlantiks in Domantas Sabonis hervorzurufen.

Geboren wird er am 03. Mai 1996 in Portland, Oregon. Dort spielt sein Vater Arvydas von 1995 bis 2003 für die Trail Blazers. Einen Großteil seiner Jugend verbringen Domantas und seine älteren Brüder Zygis und Tautvydas sowie Schwester Ausrine jedoch im spanischen Malaga. Dort lässt sich Familie Sabonis nach dem Karriereende von Arvydas Anfang der 2000er Jahre nieder. Einst gefragt, ob einer seiner Söhne in die gigantischen Fußstapfen des 2,21 Meter großen Hall of Famers würde treten können, legte sich „Sabas“ auf Domantas fest. Begründung? Dieser sei verbissen genug und Linkshänder. Tatsächlich wird Domantas’ Talent früh offensichtlich, obwohl ihn sein Vater nie zum orangefarbenen Leder drängt. „Wir sind in der Basketballwelt aufgewachsen“, sagt Domantas bei NBA. com. „Aber mein Vater hat uns nie dazu ermuntert, Basketball zu spielen. Wir haben den Ball selbst in die Hand genommen und entschieden, dass wir spielen würden.“ Bereits als 16-Jähriger läuft Domantas für Unicaja Malaga auf, einen Spitzenklub in der ACB. „Domas“ sammelt erste Eindrücke in der Euroleague und macht ein 13-Punkte-Spiel bei 100

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Fotos: David Liam Kyle/NBAE via Getty Images

Portland, Malaga, Spokane


Fotos: Andy Lyons/Lauren Bacho/Getty Images

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Domantas Sabonis

Prozent Trefferquote aus dem Feld in Spanien. All das jedoch, ohne einen Profivertrag zu unterschreiben. Denn während die Grundausbildung auf dem Alten Kontinent erfolgt, soll der Feinschliff in den USA stattfinden. Genauer gesagt in Spokane, Washington. Dort spielt Sabonis zwei Jahre für die University of Gonzaga. Ein kleines, von Jesuiten geprägtes College – bekannt für eine hervorragende BasketballAusbildung. Von 2014 bis 2016 läuft er in zwei Spielzeiten für die Bulldogs auf. „Ich mag viele Aspekte seines Spiels. Er ist extrem aggressiv, spielt mit einer hohen Drehzahl, immer hart. Er reboundet auf sehr hohem Niveau, ist ein großartiger Passgeber, ein vielseitiger Spieler. Außerdem rennt er sehr schnell und bewegt sich außerordentlich gut für einen Big Man“, sagt Mark Few, Sabonis’ damaliger Headcoach, im Jahr 2014 über seinen jungen Pivoten. Dieser hat aufgrund seines Talents und der bereits gesammelten ProfiErfahrung keine Schwierigkeiten, sich in der NCAA auf Anhieb zurechtzufinden. 9,7 Punkte und 7,1 Rebounds bringt Sabonis als Freshman bei einer absurd hohen Feldwurfquote von 66,8 Prozent. Und so wie seine Sophomore-Saison beginnt – mit 26 Punkten und sieben Rebounds –, so soll sie auch enden. Sabonis eilt von persönlichem Rekord zu persönlichem Rekord, verdoppelt seine Ausbeute in nahezu jeder statistischen Kategorie – und führt seine Bulldogs unter die besten Mannschaften im NCAA-Finalturnier. Auf dem Weg dorthin stellt er unter anderem Jakob Pöltl (heute San Antonio Spurs) kalt und erreicht statistisch neue Sphären: 19,6 Punkte, 14,3 Rebounds, 2,6 Assists und 3,3 Blocks – so lautet Sabonis’ Ausbeute in der March Madness 2016. Der Sprung in die NBA ist folgerichtig: Nach zwei Jahren am College meldet sich Sabonis zur Draft 2016 an, wo die Orlando Magic an elfter Stelle zugreifen. Allerdings nur, um den Big Man sofort an die Oklahoma City Thunder weiterzureichen. Von Beginn an startet der Rookie auf der Vier – etwas, das zuletzt Kevin Durant bei den Thunder gelungen war. In 66 von 81 Partien steht Domantas Sabonis in der Startformation, dankt es mit 5,9 Punkten und 3,6 Rebounds im Schnitt. Das Erstrundenaus in den Playoffs für die Thunder kann er jedoch auch nicht verhindern. Mit 1-4 ist gegen die Rockets früh Schluss – und Sabonis sieht in der gesamten Serie nur sechs Minuten Einsatzzeit. Es ist eine Premierensaison mit Höhen und Tiefen für „Domas“, der für die Internationals bei der Rising Stars Challenge antreten darf und mit vereinzelten Double-Doubles sein Potenzial andeutet. Die Alphatiere sind indes andere: Russell Westbrook, Victor Oladipo und

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„MEINE MITSPIELER RESPEKTIEREN MICH INZWISCHEN, SIE VERLASSEN SICH AUF MICH. WENN EINE PARTIE AUF DER KIPPE STEHT, SAGEN MIR MEINE MITSPIELER, DASS SIE MICH BRAUCHEN. ICH MAG DAS. ICH MÖCHTE DIESE VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN.“ ___

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Steven Adams. Die Thunder sind ein Team auf Identitätssuche – eine Suche, bei der Sabonis früh über Bord geht.

Trostpreis

Am 06. Juli 2017 traden ihn die Thunder zu den Indiana Pacers. Zusammen mit Victor Oladipo, im Austausch für Paul George. Der vordergründige Hauptpreis – oder damals: Trostpreis – für die Pacers ist Oladipo. Doch während dieser inzwischen in Houston gelandet ist, erfreuen sich die Entscheider bis heute an Sabonis …

Der Litauer fügt sich auf Anhieb sehr gut in die von Nate McMillan geführte Truppe ein. Sabonis startet 19 Partien, steigert seine Minuten und Statistiken. 11,6 Punkte und 7,7 Rebounds stehen für ihn nach der Saison 2017/18 zu Buche, in durchschnittlich 24,5 Minuten Einsatzzeit. Außerdem eine Erstrunden-Niederlage in den Playoffs, dieses Mal mit 3-4 gegen die Cleveland Cavaliers. Doch noch immer ist „Domas“ kein Alphatier. „Meine Mitspieler respektieren mich inzwischen, sie verlassen sich auf mich. Wenn eine Partie auf der Kippe steht, sagen mir meine Mitspieler, dass sie mich brauchen. Ich mag das. Ich möchte diese Verantwortung übernehmen.“ Das sagt Domantas Sabonis bei „The Ringer“ über seine dritte Saison in der NBA, die zweite Spielzeit im Trikot der Pacers. Es ist die Saison 2018/19. Der junge Mann aus dem basketballverrückten Litauen im basketballverrückten Indiana, dem „Hoosier State“ – das passt immer besser. Der 22-Jährige steigert sich erneut signifikant (14,1 Punkte, 9,3 Rebounds, 2,9 Assists), obwohl er nur fünfmal starten darf. Hinter Veteran Thad Young und CoJungstar Myles Turner ist Sabonis nur die dritte Wahl auf den großen Positionen. Abermals ist in der ersten Playoff-Runde Schluss – mit 0-4 gegen die Celtics.


Vor Beginn der vergangenen Saison (2019/20) heißt es dann „Zahltag“ für Sabonis, der sich das Vertrauen der Organisation erarbeitet hat: 77 Millionen Dollar erhält er fortan für vier weitere Jahre bei den Pacers. Nach dem Abgang von Young startet der Leftie in jeder Partie vor Abbruch der regulären Saison. Die Folge? Rekorde. Am 21. Januar 2020 wird Sabonis zum ersten Litauer mit einem Triple-Double in der NBA: 22 Punkte, 15 Rebounds und 10 Assists steuert er zum Sieg gegen die Denver Nuggets bei. Er verbessert die Pacers-Bestmarke für Double-Doubles in aufeinanderfolgenden Spielen und wird zum ersten NBA-All-Star aus Litauen nach Zydrunas Ilgauskas. Seine Statistiken? 18,5 Punkte, 12,4 Rebounds und 5,0 Assists pro Partie in fast 35 Minuten Spielzeit. Mit 23 Jahren ist Domantas Sabonis zum Eckpfeiler einer respektablen NBA-Franchise erwachsen. Nur in den Playoffs – der

Bubble von Orlando – kann er seinem Team nicht helfen. Die Pacers verlieren eine weitere Erstrundenserie gegen die Miami Heat mit 0-4, entlassen Coach Nate McMillan – und Sabonis kann mit einer Fußsohlenentzündung bloß zusehen. „Ich werde nicht lügen, das war schwer“, sagt er bei NBA.com über die Rolle als Zuschauer. „Du spielst das ganze Jahr, um es in die Playoffs zu schaffen. Das dann zu verpassen, war hart.“ Dass es diese Saison besonders gut für ihn läuft, hat viel mit der Verletzung zu tun. Obwohl er verbissen arbeitet, gelingt es Sabonis nicht, rechtzeitig zum Start der Bubble wieder fit zu sein. Als er wieder mitmachen kann, haben die Heat seine Pacers bereits aus der Playoff-Blase gekegelt. Der Beginn arbeitsreicher Monate: Sabonis tüftelt an seiner Fußarbeit (einem europäischen Element seines Spiels) ebenso wie an seinem Körper (einer eher nordamerikanisch geprägten Facette), und das zahlt sich aus. „Er ist ein starker Typ“, zollt ihm TV-Analyst und Ex-Spieler Eddie Johnson Respekt, während er SunsCenter Deandre Ayton 28 Punkte und 22 Rebounds einschenkt. „Er wird dich am Boden schlagen. Du musst bereit sein, du musst ihn bekämpfen. Er findet

Denn daran, dass Arvydas – ein 2,21 Meter großer Hall of Famer – talentierter als sein Sprössling war, besteht kein ernsthafter Zweifel. „Wir wollten alle unseren Vater besiegen. Für mich war das unmöglich“, sagte der erfolgreiche Sohn vor einiger Zeit zu diesem Thema. Doch aus politischen wie körperlichen Gründen brachte es „Sabas“ im Gegensatz zu „Domas“ nie auch nur zu einer All-Star-Nominierung. Zwar spielte Arvydas insgesamt sechs Saisons für die Portland Trail Blazers. Doch seine spielerisch und körperlich beste Zeit – bevor er zahlreichen Fußverletzungen und einer damit verbundenen Gewichtszunahme Tribut zollen musste – verbrachte der alte Sabonis auf der falschen Seite des Eisernen Vorhangs. Die politischen Bedingungen im Kalten Krieg zwischen den USA und der UdSSR machten es lange Zeit unmöglich, dass „Sabas“ in der NBA debütierte – der traurige Grund, warum Arvydas Sabonis unter anderem bei Real Madrid und mit der sowjetischen Nationalmannschaft den Alten Kontinent dominierte. Die NBA hat ihn bis heute dennoch nie losgelassen. Seinem Sohn sei Dank … „Mein Vater schaut jedes Spiel. Und stets fällt ihm etwas auf, das ich verbessern kann“, sagt Domantas bei

seinen Weg.“ Sabonis ist stark – viel stärker, als er aussieht. Und er ist smart. Diese Kombination ist ebenso selten wie erfolgversprechend in der NBA.

NBA.com. Der Weg von Domantas Sabonis in die bzw. in der NBA ist von dem seines Vaters grundverschieden: offener, freier, geradliniger, erfolgreicher. Und er ist erst 24 Jahre alt. Wenn er das Beste beider Basketballwelten weiterhin mit einer Mischung aus Physis und Intelligenz in seinem Spiel veredelt, haben die Pacers einen Abo-All-Star in ihren Reihen. redaktion@fivemag.de

Besser als Dad?

Wenn Domantas Sabonis so weitermacht, wird er eines Tages seinen Vater Arvydas als besten litauischen Basketballer aller Zeiten ablösen können. Zumindest, was NBA-Erfolge angeht.

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nba Z i o n

Zion Williamson

W i l l i a m s o n

Hinter dem Hype Zion Williamson kam mit einer Erwartungshaltung in die Liga, der kaum ein Spieler jemals gerecht werden könnte. Sein Start als Profi war nicht leicht – und sollte trotzdem viel Hoffnung machen. Wo steht das angebliche künftige Gesicht der Liga nach etwas mehr als 50 KarriereSpielen? Text: Ole Frerks

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rwartungen sind oftmals ein zweischneidiges Schwert. Gerade in der heutigen Zeit, in der die größten Talente bereits mit 15 Jahren auf dem Radar der Basketballöffentlichkeit erscheinen und zum Start ihrer professionellen Karriere teilweise weltberühmt sind. Auf wenige Spieler traf dies jemals so zu wie auf Zion Williamson, der in seinem kurzen Leben mit 20 Jahren schon etliche Facetten und Folgen einer überbordenden Erwartungshaltung kennengelernt hat. Zion wurde lange vor seinem ersten NBA-Spiel von einem absurden Hype begleitet, der ihn wahlweise zum Retter der Pelicans, der kleinen Märkte oder vielleicht doch gleich der gesamten NBA stilisierte. Die Liga machte bereitwillig mit, indem sie die Pelicans zu Beginn der 2019/20er Saison für mehr Spiele im national übertragenen US-Fernsehen

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einplante, als dies mit Vorgänger Anthony Davis jemals getan wurde. Ein erster Pick ist eben nicht gleich ein erster Pick. Dem charismatischen Williamson wurde die Strahlkraft eines LeBron James zugetraut, er sollte eine Cashcow sein, „Ärsche in Sitze“ packen, wie es so schön in den Vereinigten Staaten heißt. Es kam anders, obwohl die Pelicans viel mehr Dauerkarten verkauften als vorher – Williamson verletzte sich noch vor Saisonbeginn und verbrachte die erste Hälfte seiner Rookie-Saison selbst auf dem Allerwertesten sitzend.


Es ist, um das vorwegzunehmen, kompliziert. Obwohl Zion schon so lange ein Begriff ist, hat er noch immer sehr wenige NBA-Spiele absolviert, und die Stichprobe ist klein. Das hilft nicht unbedingt dabei, den Diskurs um seine Leistungen zu erleichtern – bei so prominenten Figuren hat nicht jeder Zeit für bzw. Interesse an Grauzonen. Zum jetzigen Zeitpunkt seiner Karriere ist das allerdings genau der Bereich, in dem sich Zion bewegt.

Die Defense als Makel

Wer Williamson in seinem zweiten NBA-Jahr kritisieren möchte, der landet unweigerlich zuerst bei seiner Defense. Er galt an der Duke University

noch als absoluter Plus-Spieler am defensiven Ende, das hat sich aus mehreren Gründen bisher nicht dauerhaft auf die NBA übertragen lassen. Wie viele junge Spieler hat Williamson Unkonzentriertheiten in seinem Spiel, mittlerweile ließe sich recht problemlos ein Tape zusammenstellen von Szenen, in denen er nach einer verschlafenen Rotation meilenweit von seinem Gegenspieler entfernt ist und bei dessen Wurf eher lustlos den Arm hebt. New Orleans spielt unter dem neuen Headcoach Stan Van Gundy in der Defense mit der Prämisse, dass ähnlich wie bei den Milwaukee Bucks in den letzten Jahren möglichst wenig am Korb zugelassen wird,

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Fotos: Justin Ford/Getty Images

Ab dem 22. Januar lief Williamson für die Pelicans auf, legte trotz Minutenlimit in 19 Spielen zunehmend dominante Zahlen auf, dann kam Corona. Fünf weniger dominante Auftritte folgten beim Restart im Sommer, dann war die Rookie-Saison unterm Strich enttäuschend beendet. Als NOLA dann auch in die laufende Saison nur mit einer 5-10-Bilanz startete, schien sich das Blatt endgültig zu wenden: Zion galt schnell als Enttäuschung – als einer, der den großen Hype am Ende doch nicht rechtfertigen konnte, zudem noch als übergewichtig. Eine Vier-Spiele-Siegesserie „korrigierte“ dann auch dieses Narrativ, bevor das Pendel in die andere Richtung schwang.


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Zion Williamson

und opfert dafür viele Dreier. Tatsächlich lässt kein Team der Liga anteilig mehr Dreier zu als die Pelicans unter „SVG“. In der Theorie sollte Zion mit seiner beispiellosen Athletik und Geschwindigkeit dafür ein Asset sein, da er gleichzeitig in Ringnähe als Shotblocker von der Weakside eingesetzt werden und ein Closeout Richtung Dreierlinie laufen kann – in der Praxis ist er es zu selten. Closeouts verschläft er oft, nicht aus Zufall lässt New Orleans weitaus mehr Eckendreier zu und erlaubt eine bessere Quote, wenn Zion auf dem Court steht. Ein Ringbeschützer ist er bisher auch nicht: New Orleans lässt am Ring eine Quote von fast 66 Prozent laut „Cleaning the Glass“ zu, nur vier Teams sind ligaweit schlechter. Lineups mit Williamson auf der Fünf sind daher bislang keine brauchbare Option, da sie defensiv beinahe unspielbar sind. Zion neigt zu Fouls, da er immer wieder einen Schritt zu spät kommt (vier Fouls pro 100 Possessions). Gemäß seinen Voraussetzungen erschwert und blockt er viel zu wenige Würfe. Allgemein scheint es bei den Pelicans immer wieder so, als wäre der nächste defensive Zusammenbruch nicht weit entfernt – obwohl sie ihr Potenzial manchmal durchaus zeigen. An der Konstanz hapert es jedoch immer wieder, insbesondere bei den besten Spielern. „Bei den besten Teams der Liga sind die besten Spieler Two-WayPlayer“, sagte Van Gundy Anfang Februar im Hinblick auf seine Jungstars Brandon Ingram und Zion. „Es gibt viele Leute in dieser Liga, die Zahlen auflegen können, aber bei den gewinnenden Teams tun das Two-Way-Spieler. Die Jungs müssen sich defensiv unbedingt verbessern.“

Fotos: Cato Cataldo/Steph Chambers/Getty Images

Wann kommt der Wurf?

Die Defense ist momentan der erste und langfristig wichtigste Kritikpunkt bei Zion. Noch ist schwer zu beurteilen, ob er womöglich dauerhaft etwas an Athletik gegenüber seiner College-Zeit eingebüßt hat, ob er abnehmen oder sich einfach an das komplexere NBA-Spiel gewöhnen muss – in jedem Fall ist er in dieser Hinsicht bisher eher ein Spieler mit negativem Einfluss. In seinen Minuten erlauben die New Orleans Pelicans pro 100 Ballbesitze rund sechs Punkte mehr als in den Minuten ohne ihn, wenngleich diese Zahlen mit einer gewissen Vorsicht zu genießen sind, gerade in der laufenden chaotischen Spielzeit. Der andere wesentliche Kritikpunkt ist derzeit der Wurf – beziehungsweise das Fehlen davon. Nicht, dass irgendjemand aus Zion einen neuen Stephen Curry machen wollen würde, aber eine gewisse Eindimensionalität in seinem Wurfprofil ist momentan nicht wegzudiskutieren. Schon bezeichnend: In seinem ersten NBA-Spiel lief Williamson heiß und traf vier Dreier, seither sind

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„ICH GLAUBE, DIE LEUTE DENKEN AN ZION ALS INSIDE-SPIELER. FÜR MICH IST ER EIN AUSSENSPIELER, DER AUFPOSTEN KANN.“ STAN VAN GUNDY ___

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acht weitere Treffer von Downtown hinzugekommen, obwohl seine Mechanik sauber aussieht und Hoffnung für die Zukunft macht. Er schließt auch schlichtweg nahezu nie von draußen ab. Oder aus der Mitteldistanz, wenngleich sich die Anzahl seiner Versuche hier zumindest ein kleines bisschen gesteigert hat. Seine Heatmap sieht trotzdem noch immer ähnlich aus wie die von Rudy Gobert: Ein glühend heißer Kreis in unmittelbarer Korbnähe wird nur von ein paar hauchdünnen Tupfern umgeben. Die Art und Weise, wie er an diese Abschlüsse in Ringnähe gerät, hat mit der des Franzosen allerdings überhaupt nichts gemein. Womit wir gleichzeitig bei den Stärken von Williamson angekommen wären.

Niemand hält ihn ab

Zion ist so etwas wie der Rammbock der NBA. Schon als Rookie stellte er einen Rekord auf, als er 20,6 Ring-Abschlüsse pro 100 Ballbesitze verzeichnete – der vorherige Rekordhalter war JaVale McGee in der Saison 2016/17 mit 16,3 Versuchen. Lediglich Shaq, Montrezl Harrell und Giannis Antetokounmpo hatten vorher mal mindestens 15 über eine Saison geschafft. Obwohl die Frequenz 2020/21 ein wenig zurückgegangen ist, würde sie noch immer für einen Rekord unter allen Spielern sorgen, die nicht Zion heißen. Defensiv ist Williamson noch nicht oft genug in der Lage, seine körperlichen Voraussetzungen perfekt auszunutzen. Offensiv ist er da schon weiter: Er ist so schnell, dass er nahezu jedem Big Man entwischen kann, er ist kräftiger als jeder Flügel – und sein zweiter oder dritter Sprung ist oft schneller als der erste des Gegners. Im Eins-gegen-eins gibt es kaum Mittel gegen ihn, was nicht zuletzt dadurch verdeutlicht wird, dass er bei über 22 Prozent seiner Würfe gefoult wird. Mit 63 Prozent ist seine Quote in direkter Korbnähe zwar noch ausbaufähig, es ist dabei allerdings wichtig zu erwähnen, dass Williamson auf dem Weg zum Korb oft mit zwei oder gar drei Verteidigern konfrontiert wird. Seine Entscheidungsfindung ist im Vergleich zur Vorsaison viel besser geworden, oftmals spielt Williamson mittlerweile den richtigen Pass aus dem Double- oder Triple-Team. Mehr als in der Vorsaison ist er offensiv ein Inside-Out-Spieler, initiiert die eigenen Aktionen also viel stärker und selbstbewusster an der Dreierlinie. „Ich glaube, die Leute denken an Zion als Inside-Spieler. Für mich ist er ein Außenspieler, der aufposten kann“, sagt Van Gundy. Und das trifft zu … Williamson verzeichnet mehr Drives als fast jeder andere NBA-Forward, wird viel häufiger isoliert als in Jahr eins und agiert immer häufiger als Ballhandler im Pick-and-Roll.

Eindimensional ist also nur das Areal seiner Abschlüsse, sein Offensivspiel ist es definitiv nicht. Die Art und Weise, wie Zion den Korb attackiert und welche physischen Komponenten er dabei einbringt, hat es so noch nicht wirklich gegeben – Charles Barkley fällt am ehesten als Beispiel ein. Dessen Ära ist bekanntlich aber doch schon recht lange vorbei, und Spiel sowie Regelwerk haben sich seither massiv verändert. Entsprechend ist es nicht überraschend, dass sogar sein Team den Spieler Zion nicht völlig entschlüsselt hat.

Passen die Pelicans zu Zion?

New Orleans arbeitet noch daran, das perfekte Setup rund um Zion zu finden. Dabei geht es sowohl um Systeme als auch das Personal um ihn herum – offensichtlich ist bisher nur, dass der Prozess noch nicht abgeschlossen ist. Der Backcourt kann dafür als Beispiel herhalten – es wunderte niemanden, dass alle GuardVeteranen im Team Gerüchten zufolge als Trade-Kandidaten gesehen wurden. Der Starting Backcourt um Eric Bledsoe und Lonzo Ball verfügt einerseits über relativ wenig Shooting – was angesichts der Tatsache, dass Zion kaum wirft und Starting Center Steven Adams sogar noch weniger, für ein ziemlich massives Spacing-Problem sorgt. Der einzige richtig gute Shooter in der PelsStarting-Five ist Brandon Ingram, der offensiv allerdings wesentlich mehr mit als ohne Ball in der Hand aktiv ist – das macht es noch beeindruckender, wie oft Zion dennoch zum Korb kommt. Aber zurück zum Backcourt: Bledsoe und Ball stehen auch sinnbildlich für ein weiteres Dilemma der Pelicans. Die unterschiedlichen Spieler präferieren unterschiedliche Spielstile. Ball und Zion leben vom Tempo, Bledsoe ist eher ein methodischer Halbfeld-Pick-and-RollGuard, Ingram offenbart manchmal die Tendenz zum Ballstopper, wenn er aus dem Eins-gegen-eins angreift. New Orleans spielt mit der zehntlangsamsten Pace der Liga, obwohl Zion theoretisch die verheerendste Transition-Waffe der NBA sein könnte. Im Halbfeld gibt es kaum Akteure, die Williamson wirklich Platz schaffen können. J.J. Redick wäre so jemand, der defensiv allerdings seine eigenen massiven Defizite hat und zu alt ist, um die Entwicklung von Zion mittelfristig zu begleiten. Experimente mit Redick als Blocksteller haben allerdings schon gezeigt, wie gefährlich solche Plays mit dem Dribbler Williamson und einem starken Shooter sein können. Früher oder später entpuppen sich womöglich Nickeil Alexander-Walker oder Kira Lewis als gute Partner.

Welche Position?

Auch die Frage nach der idealen Position ist noch nicht beantwortet – was wiederum

auch an Zion selbst liegt. Seine offensiven Fähigkeiten schreien eigentlich nach vier Akteuren neben ihm, die an der Dreierlinie spielen können. Defensiv allerdings kommt er bisher nicht zurecht, wenn er auf der Fünf spielt. Eine logische Lösung neben ihm wäre also ein Stretch-Center, der den Ring beschützen kann … wie Myles Turner. Doch wie viele (gute) Spieler mit diesem Profil gibt es wirklich, und wie sollten die Pelicans sie in den Kader holen? Adams und Jaxson Hayes sind jedenfalls keine Center mit Wurf – was den Trade für Adams und die anschließende Vertragsverlängerung aus der 2020er Offseason etwas kurios erscheinen ließ. Bisher sind die Eindrücke dieser Kombination jedoch überwiegend positiv, Adams und Williamson haben gemeinsam ein starkes Net-Rating von 4,8. Dennoch ist nicht klar, inwieweit diese Kombination dauerhaft Bestand haben wird. Auch bei Ingram ließe sich argumentieren, dass er in der heutigen NBA eigentlich am besten auf der Vier aufgehoben wäre – dafür müssten allerdings beide Jungstars der Pelicans große defensive Fortschritte machen. Zumal Zion bisher auch nicht als sonderlich starker Rebounder in Erscheinung getreten ist, zumindest nicht defensiv. Das führt zurück zur Einstiegsproblematik: Williamson ist zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere nach nun gut 50 Partien immer noch ein unfertiger Spieler. In mancher Hinsicht ist er schon jetzt dominant – und es ist eine konservative Aussage, dass er, sollte er sich nicht regelmäßig verletzen, mindestens fünf All-Star-Games erreichen wird. Seine erste Nominierung hat er ja bereits in der Tasche. Sein offensives Arsenal ist jetzt schon so potent, obwohl er nur an der Oberfläche seines eigenen Potenzials kratzt und Woche für Woche etwas Neues ausprobiert. In mancher Hinsicht ist er derzeit immer noch ein Rätsel – was allerdings nicht zwingend verwundern muss, wenn die einzigartige Natur seines Spiels berücksichtigt wird. Zion passt in kein derzeit vorliegendes Schema, er ist ein Unikat. Und trotzdem: Zwischen Verletzungen, Minutenlimits, Covid, Personal- und Systemwechseln sowie einem gegenseitigen „Learning by doing“ hat Williamson schneller als jeder andere Spieler vor ihm in der modernen Ära 1.000 Punkte erreicht. Wer angesichts dessen enttäuscht ist, muss sich womöglich fragen, was Zion – realistisch betrachtet – sonst noch hätte tun müssen. Hinter dem Hype hat der schwerste Flummi in der Geschichte der NBA keinen perfekten, aber einen sehr vielversprechenden Start hingelegt. Und die Wahrscheinlichkeit ist recht groß, dass er von hier an nur noch besser wird. redaktion@fivemag.de

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Memphis Grizzlies

M e m p h i s

G r i z z l i e s

Hipster’s Choice Die Memphis Grizzlies haben innerhalb kurzer Zeit eins der spannendsten jungen Teams der Liga versammelt. Wo geht die Reise für Ja Morant und Co. hin? Text: Ole Frerks

Fotos: Joe Murphy/NBAE via Getty Images

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s gab mal Zeiten, da war die Auswahlmöglichkeit sehr begrenzt, wenn jemand auf der Suche nach einem Lieblingsteam war. Gerade in Europa: Viele hatten eine Verbindung mit einer Stadt in den USA, weil sie vielleicht mal touristisch oder für ein Austauschjahr dort waren, andere stolperten vielleicht mal über eine Playoff-Übertragung im Fernsehen (lang ist’s her!) und landeten damit bei den üblichen Verdächtigen. Natürlich bescherte Dirk Nowitzki allein Deutschland eine Heerschar an Mavericks-Fans. Diese Zeit ist vorbei, und wer heute auf der Suche ist, kann sich via League Pass die Spiele jedes einzelnen Teams ansehen. Die vielen Spielerwechsel machen das Thema Teamzugehörigkeit zwar etwas komplizierter, aber das muss niemanden abhalten – schließlich kann man sich einfach einen Klub suchen, der noch in der Entstehung begriffen ist und den vermutlich noch nicht unbedingt jeder auf dem Schirm hat. Wobei sich das bei den Memphis Grizzlies ziemlich bald ändern dürfte. Memphis, das ist seit der Premierensaison 2001/02 (zuvor gab es ein sechs Jahre andauerndes Missverständnis in Vancouver) nicht unbedingt eine Glamour-Hochburg der NBA. Es gab mal eine kurze Ära des Erfolgs mit Pau Gasol, in der immerhin dreimal die erste PlayoffRunde erreicht wurde. Der Erfolg war allerdings so „nachhaltig“, dass der Spanier kurz darauf bei den Lakers landete. Zurück kam damals unter anderem sein Bruder Marc, der gemeinsam mit einigen anderen Spielern dann eine echte Ära einleitete – eine ohne Titel oder Finals-Teilnahmen zwar, in der aber trotzdem siebenmal in Folge die Playoffs und einmal sogar

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die Conference-Finals erreicht wurden. Dieses „Grit & Grind“-Team um Gasol, Mike Conley, Zach Randolph und Tony Allen ist bis auf Weiteres die Truppe, an der sich jede künftige Grizzlies-Iteration messen lassen muss. Aktuell befindet sich eine solche neue Version in der Entstehung – ein Team, das eines Tages ähnlich wie die „Grit & Grind“-Ära Kultstatus erreichen könnte. Doch es gibt gravierende Unterschiede. Während sich Gasol, Conley und Co. über ihre harte Arbeit, kollektiven BasketballIQ und Teamwork definierten, ist all das bei den neuen Grizzlies durchaus auch gefragt. Aber sie sind dazu absolut SportsCenter-tauglich.

Morant ist „verrückt“

„Ihr müsst ihm zusehen. Er ist verrückt“, sagte Jaren Jackson Jr. zu „The Undefeated“ über den Hauptgrund dafür: Ja Morant. Kein Grizzlies-Rookie kam jemals mit einem solchen Hype in die Liga, der 2001 an dritter Position gepickte ältere Gasol eingeschlossen. Und Morant hat das mit einer bemerkenswerten Rookie-Saison mehr als gerechtfertigt, die ihm völlig zu Recht am Ende den ROY-Award einbrachte. Der 21-Jährige gehört zu der ganz seltenen Spezies an Point Guards, die vom Start weg in der NBA „Winning Basketball“ spielen, ohne dabei langweilig zu sein – im Gegenteil. Morant hat noch keinen Big Man gesehen, über den er nicht stopfen wollte, seine Crossover sind hals- und knöchelbrecherisch, sein Arsenal an Ball-Fakes muss sich vor niemandem verstecken. Ohne zu überdrehen, spielt er mit einer Kühnheit, die so nur wenige Point Guards auszeichnet. Als er als Rookie einen Dreier über den absinkenden James Harden versenkte und danach lautstark

forderte, man solle diesem „Motherf*cker“ doch von ihm erzählen, schien das ähnlich aussagekräftig wie der Dunk-Versuch über Kevin Love, für den ihm der „Betroffene“ selbst im Anschluss auf Twitter gratulierte. Morants Wurf aus der Distanz ist auch in Jahr zwei noch eine Baustelle, bei Redaktionsschluss traf er sogar nur gut 20 Prozent von Downtown. Alles andere ist für sein Alter jedoch schon sehr weit ausgeprägt, und es erscheint ziemlich sicher, dass der gute Kumpel von Zion Williamson genau wie der Pelicans-Star perspektivisch eins der Gesichter der Liga sein wird. „Er ist superathletisch“, setzte Jackson seinen Scouting Report über Morant fort. „Seine Court Vision ist verrückt. Er hat nicht den winzigsten Funken Unsicherheit. Er spielt immer mit seiner eigenen Geschwindigkeit, seinem eigenen Flow. Es ist eine tolle Eigenschaft, seinen eigenen Speed zu haben, denn das sorgt dafür, dass es einem nie zu schnell geht.“ Morant hat die Grizzlies in einer Saison komplett ohne Erwartungen bis ins Play-In-Turnier geführt, wo sich die Portland Trail Blazers um Damian Lillard dann als zu stark erwiesen, obwohl Morant selbst in dieser Partie 35 Punkte erzielte. Fairerweise sei erwähnt: Zu diesem Zeitpunkt fehlte ihm bereits der wichtigste Spielpartner.

Der zweite Franchise-Player

Jackson selbst ist schließlich direkt nach Morant zu nennen, wenn es um die Zukunft der Grizzlies geht. Der Big Man wurde ein Jahr eher gedraftet, ist aber trotzdem sogar etwas jünger als Morant und soll langfristig der zweite Teil eines dynamischen Duos sein.


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Memphis Grizzlies

Ein Meniskusriss kostete ihn Teile der Bubble und auch die ersten Saisonmonate 2020/21, trotzdem konnten beide Jungstars schon zeigen, wie gut sie zusammenpassen. Jackson hat nämlich bisher vor allem das, was Morant noch fehlt: Er ist ein exzellenter Werfer. Tatsächlich ist er sogar historisch gut: 6,5 Dreier nahm Jackson in NBA-Jahr zwei pro

weit ist wie die Offense. Jackson kann am Flügel alles switchen und ist auch als Shotblocker eine Gefahr. Er muss noch deutlich besser darin werden, Fouls zu vermeiden und Defensivrebounds zu holen, aber Jackson besitzt alle Anlagen, schon bald zu den besten Two-Way-Bigs der Liga zu gehören. Zumal er auch noch größer geworden ist. „Ich bin jetzt ein Sevenfooter“, sagte Jackson im Januar zu „The Undefeated“. „Ich muss mich jetzt auch unter Türrahmen ducken und versuchen, den Ring ohne Springen zu berühren.“

Fotos: Joe Murphy/NBAE via Getty Images

Der Traum von NBA-Twitter

Spiel und traf 39,4 Prozent davon – das schafften vor ihm so früh in der Karriere nur Klay Thompson, Kyle Korver, Voshon Leonard und Duncan Robinson, also allesamt Flügel. Der (offiziell) 2,11 Meter große Jackson hat also das Zeug dazu offenbart, einer der besten großen Dreierschützen der Geschichte zu werden. Seine Schnelligkeit, Athletik und auch ein fortgeschrittenes Ballhandling sollten ihn mit der Zeit zu einem waschechten Matchup-Albtraum machen, der von Morant sowohl als Roll- wie auch als Pop-Partner eingesetzt werden kann. Seine Defense ist zudem ähnlich interessant, auch wenn sie noch nicht so

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Mit Jackson (4. Pick 2018) und Morant (2., 2019) haben die Grizzlies zweimal in Serie exzellente Spieler in der Lottery gedraftet. Sie sollen das Star-Duo sein, das die neue Ära begründet, das Fundament von allem. „Sie können ein tödliches Duo sein“, sagt Headcoach Taylor Jenkins. „Es wird Spaß machen, sie wachsen zu sehen, weil sie beide so eine Dynamik mitbringen und immer besser werden wollen.“ Was die aktuellen Grizzlies darüber hinaus aber so spannend macht, ist die Tatsache, dass sie auch außerhalb dieser frühen Picks ein glückliches Händchen haben. Über die vergangenen beiden Jahre wurde es sogar zu einer Art Running Gag, dass die Grizzlies immer die Spieler außerhalb der Lottery zogen, die auf NBA-Twitter höher eingeschätzt wurden als auf vielen prominenten Big Boards. Front-Office-Chef Zach Kleiman, der seinen Job im April 2019 im Alter von 30 Jahren antrat und damit der jüngste Funktionär seiner Art in der Liga ist, hat unter Nerds ein entsprechend hohes

„DER FOKUS VERENGT SICH JETZT, UND ES GEHT VOR ALLEM DARUM, JA, JAREN UND BRANDON ZU OPTIMIEREN. WIR HABEN DIESEN KERN, DER PHÄNOMENAL IST.“ ZACH KLEIMAN ___

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Approval-Rating. Und seine bisherigen Picks sorgen dafür, dass diese Ansicht schon bald nicht mehr nur in der Nische geteilt werden wird. Mit Brandon Clarke gelang Kleiman und seinem Team 2019 bereits ein erster großer Glücksgriff. An 21. Position gezogen, entwickelte sich der Forward schnell zu einem festen Bestandteil der Rotation und schaffte es wie Morant ins All-Rookie First Team. Clarke war mit 23 Jahren ein alter Rookie, entsprechend brauchte er nahezu gar keine Anlaufzeit und war vom Start weg


ein wertvoller Rollenspieler für Memphis. Defensiv bestach er durch seine Athletik, Cleverness und Vielseitigkeit, vorne ergänzte er vor allem Jackson sehr gut, weil sein bester Aktivitätsbereich am Ring und in der Floater-Range liegt. Mit einer True Shooting Percentage von 66,3 Prozent (!) ließ er viele der Teams, die in der Draft auf ihn verzichtet hatten, richtig ungeschickt aussehen. In Jahr zwei hat Clarke etwas größere Probleme, und die Effizienz ist in den Keller gegangen – das ist teilweise allerdings auch durch seine Rolle und

das Fehlen von Jackson zu erklären. Mit Jonas Valanciunas statt Jackson ist Clarke derjenige, der in der Ecke stehen und für Platz sorgen soll, statt selbst permanent Screens zu stellen und Richtung Korb abzurollen, was ihm bisher weitaus weniger liegt. Ähnlich wie bei Morant ist der Wurf bisher eine Schwachstelle von Clarke, der in Korbnähe über einen sensationellen Touch verfügt, beim Jumper aber eine eher

fehlerhafte Mechanik aufweist und hier einiges neu lernen muss. Seine bisherigen Leistungen haben dennoch dafür gesorgt, dass die Grizzlies in ihm einen weiteren Fixpunkt ihres jungen Kerns sehen.

Wer passt noch dazu?

„Der Fokus verengt sich jetzt, und es geht vor allem darum, Ja, Jaren und Brandon zu optimieren. Wir haben diesen Kern, der phänomenal ist“, erklärte Kleiman vor dem

Start der laufenden Saison. „Wir wollen diesen Jungs die Möglichkeit geben, dass sie wachsen und gemeinsam Erfolg haben können.“ Dazu trägt auch der nächste Draft-Jahrgang bereits aktiv bei. Memphis war 2020 eigentlich nur mit dem 40. Pick bewaffnet, daraus wurden durch zwei Trades allerdings in Desmond Bane (30.) und Xavier Tillman (35.) gleich zwei Spieler, die es bereits in die Rotation geschafft haben und den Kader beide bereichern. Bane ist als exzellenter Dreierschütze auf dem Flügel (bisher 45,8 Prozent Dreier) ziemlich genau der Spielertyp, den es neben Akteuren wie Morant und Jackson braucht, Tillman gefällt als BackupCenter durch sehr solide Defense und gutes Passspiel. Beide gehören zu einem schon jetzt sehr großen Pool an überwiegend jungen Rollenspielern, die Kleiman und Co. um ihre beiden Jungstars versammelt haben: Dazu zählen auch Grayson Allen, der sich von Jahr zu Jahr wohler in der NBA fühlt, Three-and-D-Spezialist De’Anthony Melton sowie in John Konchar, Killian Tillie, Jontay Porter und Sean McDermott gleich vier weitere Spieler, die bisher wenig oder gar nicht in der NBA zu sehen waren und doch die Chance haben, über die Jahre die Rotation zu knacken. Auch die Veteranen im Team verstehen sich primär als Spieler, die Morant und Jackson unterstützen sollen. Dillon Brooks und Kyle Anderson sorgen für Defense, etwas Playmaking und Shooting auf dem Flügel, Tyus Jones ist einer der stabilsten Backup-Guards der Liga, Valanciunas ist der wuchtige Center,

der die Position so lange ausfüllt, bis Jackson physisch etwas zulegt und bereit dafür ist. Memphis spielt ein geduldiges Spiel, was angesichts der Jugend seiner besten Akteure auch nur logisch ist. Es geht um Evaluation, wer wie am besten passt und wer in eine Rolle vielleicht auch reinwachsen kann. Bei den Grizzlies weiß jeder, dass Hilfe nicht unbedingt durch die besten Free Agents kommen wird, deshalb ist dieser Ansatz auch der richtige. Wenn doch mal etwas riskiert wird, dann kann das so wie im Fall von Justise Winslow aussehen: Vor der Trade-Deadline 2019/20 wurde der Heat-Forward im Tausch für Andre Iguodala und Jae Crowder geholt, obwohl klar war, dass er vorerst nicht spielen würde, quasi als Vorgriff auf die Free Agency. Bisher konnte Winslow im Grizzlies-Trikot noch nicht viel zeigen, die Hoffnung lautet aber, dass seine PlaymakingFähigkeiten vom Flügel ihn eines Tages zu einem TopPartner für Morant machen können.

Der Sweetspot

„Justise hat unserer Ansicht nach wirklich die Chance, ebenfalls einer dieser Kernspieler zu werden“, sagte Kleiman vor der Spielzeit. Und wenn nicht: Memphis verfügt über eine Team-Option für 2021/22. Das Risiko hält sich also in Grenzen und zeigt, wie umsichtig das Front Office bisher vorgegangen ist und wie viel Flexibilität über die kommenden Jahre noch vorliegt. Memphis ist an einem spannenden Punkt seiner Entwicklung. Small-Market-Teams haben in den vergangenen Jahren nicht die besten Erfahrungen gemacht, wenn es darum ging, die eigenen Talente zu behalten. Morant und Jackson demonstrieren allerdings beide eine Verbindung zur Stadt, die davon träumen lässt, dass es mit ihnen anders sein könnte. Bisher hat das Front Office in jedem Fall sehr viel richtig gemacht, um die perfekten Voraussetzungen dafür zu schaffen. Kleiman ist allerdings auch bewusst, dass er noch nicht am Ziel ist: „Wir haben diese Gruppe, die wir wirklich für besonders halten. Es ist jetzt an mir, an uns, sie weiter aufzubauen.“ Die Grizzlies sind aktuell noch in der Honeymoon-Phase, in der Erwartungen noch nicht wichtiger sind als alles andere, in der mit etwas Fantasie nahezu alles möglich erscheint. Noch weiß niemand wirklich, wo es hingeht – aber genau das macht es so spannend. Ein paar Plätze sind auf dem Bandwagon noch frei. redaktion@fivemag.de

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Chris Paul

C h r i s

P a u l

DER POINT GUARD IST TOT, ES LEBE DER POINT GOD

Mit 35 Jahren neigt sich die Karriere von Chris Paul ihrem Ende entgegen. Der Point Guard ist nunmehr schon zum vierten Mal getradet worden. Doch bei den Phoenix Suns zeigt Paul erneut, wie er die Geschicke einer Franchise prägen kann – und warum er weiterhin als „Point God“ firmiert. Text: Manuel Baraniak

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weil altbacken daherkommt. Spätestens seit dem „positionslosen“ Basketball der Miami Heat darf man James durch seine Rolle als Offensivmittelpunkt als Ballhandler und Playmaker betrachten. Durch die Verschiebung der Spielmacherrolle weg von der Eins auch auf den Flügel – und damit zu Akteuren mit mehr Länge (siehe Ben Simmons) – kann sogar ein Center wie Nikola Jokic als Playmaker eingestuft werden. Und was ist mit den Einsern? Die müssen im Zuge der Basketball-Evolution eines können: Dreier aus dem Dribbling werfen. Dank Steph Curry, aber auch durch Damian Lillard oder James Harden hat sich die Entwicklung zu mehr Dreiern fortgeschrieben – ein Ende ist nicht in Sicht. Es scheint, als sei der „klassische“ Point Guard fast schon ausgestorben. Doch bei all der sich abzeichnenden Entwicklung des Basketballs und bei all jener Aufzählung mythisch anmutender Spitznamen gibt es dennoch nur einen „Point God“: Christopher Emmanuel Paul.

Phoenix aus der Asche? Auch in seinem 16. Jahr in der Liga und mit 35 Jahren auf dem Buckel gibt es kaum einen Grund, jenes Etikett von seinem Trikot zu nehmen. Argumente gibt es viele: Individuell schafft es Paul auch in der Saison 2020/21, auf dem

statistischen Niveau seiner Hall-ofFame-würdigen Karriere zu agieren: Auf 36 Minuten gerechnet legt Paul 18,8 Punkte, 5,2 Rebounds und 9,6 Assists pro Partie auf. Seine Dreierquote von 39,7 Prozent ist die beste seit der Saison 2016/17. So ist Paul zum zweiten Mal in Folge und zum zehnten Mal in seiner Laufbahn zum All Star ernannt worden. Kollektiv hat Paul einen gewichtigen Anteil daran, dass die Phoenix Suns ihren Auftritt in der 2020er Bubble nicht wie Seifenblasen zerplatzen sahen, sondern mit in die neue reguläre Saison übertragen konnten. Bei Redaktionsschluss rangierten die Suns auf dem vierten Platz der Western Conference. Mit einer Bilanz von 20-11 befindet sich die Franchise auf Kurs zur besten Siegquote seit der Saison 2009/10. Ohne Kritik war Phoenix’ Trade für Paul in der Offseason jedoch nicht gewesen. Schließlich hatten die Suns in Orlando als einziges ungeschlagenes Team gerade wegen ihrer jugendlichen Unbekümmertheit aufgetrumpft. Nun opferten sie für Paul unter anderem den damals erst 24-jährigen Kelly Oubre Jr. und einen geschützten Erstrundenpick. Und das für einen 35-Jährigen, der in den kommenden beiden Jahren 85 Millionen Dollar einstreicht. Zuletzt war Paul oft als

Fotos: Barry Gossage/NBAE via Getty Image

T

he King“. „Greek Freak“. „Unibrow“. „The Joker“. Was sich wie ein Almanach der Mythologie, wie eine Geschichtsstunde zum Mittelalter liest oder einfach wie eine neue NetflixSerie im Stile von „Game of Thrones“ anmutet, zielt natürlich – das braucht man Basketballfans nicht zu erklären – auf einige Stars der Association. Die Spitznamen von LeBron James, Giannis Antetokounmpo, Anthony Davis und Nikola Jokic sind nicht ohne Grund gewählt, denn mit ihnen lässt sich auch die Basketball-Evolution skizzieren. Aktuell befinden wir uns inmitten der „Skillball“-Ära, mit dem „Smallball“ als Vorgänger, dem „Microball“ als Ausläufer. Im Fokus dessen stehen die vielseitigen Akteure, die gepaart mit Größe so ziemlich alle Fähigkeiten auf dem Hartholz vereinen sollen. Da es Spieler von diesem Schlage (noch) nicht so viele gibt, sie aber ungemein begehrt sind, spricht man hierbei gerne von „Einhörnern“. Anthony Davis und im Grunde auch Giannis Antetokounmpo (bei besserem Sprungwurf) fallen unter diese Kategorie. LeBron James wird gemeinhin nicht in dieser Reihe genannt, da er als Small Forward nicht unter die Big Men fällt. Wobei auch diese Positionsbeschreibung irreführend ist,

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Chris Paul

einer jener Spieler mit nicht tradebarem Vertrag aufgeführt worden. Doch Pauls Verpflichtung ergab aus mehreren Gründen Sinn: Mit ihm verbesserten die Suns in einer fast 180-Grad-Drehung ihre Verteidigung. Mit dem aktuell siebten Platz beim Defensivrating rangieren die Suns das erste Mal seit 2000/01 (!) in den Top Ten. In der Devin-Booker-Ära (wenn man diese so nennen darf) kamen die Suns in einer kompletten 82-Spiele-Saison nie über den 24. Platz hinaus. Paul selbst steht bei ESPNs „Defensive Real Plus-Minus“Statistik auf dem vierten Platz unter den Point Guards. Dank Pauls Erfahrung soll die zehnjährige Durststrecke im Wüstenstaat ohne Playoffs ein Ende haben. Denn auch wenn Devin Booker in der Offseason 2018 eine Vertragsverlängerung über Maximalbezüge unterzeichnet hat – in der modernen, von Spielern geführten Liga kann es oftmals nur eine Frage der Zeit sein, bis der vermeintliche Franchise-Spieler bei Misserfolg einen Trade fordert. „Diese zwei Jungs so gegeneinander antreten zu sehen, war in etwa so, wie zwei Schritte vor einem Kampf zu sein.“ Das klingt erst mal nicht nach einer fruchtbaren Teamchemie. Doch die Worte von Suns-Coach Monty Williams gegenüber ESPN zum ersten Tag des Trainings Camps zeigen mehr, wie er selbst ausführt: „Es hat den Ton für den Rest des Camps gesetzt. Bei jungen Teams kann es manchmal sein, dass es Spieler persönlich nehmen, wenn du dich im Training so behakst. Chris und Devin wissen aber: Wenn wir im Training nicht so aufeinander losgehen, dann werden wir nicht das beste Team sein, das wir sein können.“ Das ist natürlich auch im Interesse Bookers, über den manch ein Beobachter schon sinnierte, wo er in der Hierarchie der „Good stats on a bad team“-Spieler stehe. Vielleicht hat ja gerade Booker als aufstrebender Jungstar einen solchen Mitspieler, einen Gegenpol gebraucht. So äußerte sich Devin Booker über seine Offseason 2020: „Ich habe mich in den Grind verliebt. Ich habe mich in den Prozess verliebt, in all die Trainingshallen.“ Nicht allein Chris Paul darf man die Rolle des Amors zuschreiben, doch auch dessen Arbeitseifer dürfte Booker getroffen haben. Über seinen Ansatz erklärte Paul bei ESPN: „Ich sage nicht, dass es immer der richtige Ansatz ist, und er ist auch nicht für jedermann. Aber ich würde niemals jemanden auffordern, etwas zu tun, was ich nicht selbst tun würde. Ein Trainer in Houston pflegte stets zu mir zu sagen: ,Dein größter Kampf besteht darin, dass du mal Mitspieler haben wirst, die sich nicht so stark kümmern wie du.‘“

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Pauls Renommee in der Liga und seine konstant starken Leistungen in der Association sind unbestreitbar. Und dennoch ging der 35-jährige Veteran nicht mit dem Anspruch des Lehrmeisters, sondern reflektiert und immer noch wissbegierig in seine neue Situation. „Jeder spricht darüber, was ich Devin oder einem der anderen Jungs beibringen kann – aber sie bringen gleichzeitig auch mir etwas bei“, machte Paul vor Saisonstart deutlich. „Ich bin mitnichten James Naismith. Außerdem komme ich nicht bloß hierher, um zu lehren. Ich bin sein Teamkollege, und wir sind hier, um gemeinsam zu zocken.“ Damit schneidet Paul zum einen eine gleichberechtigte Rolle zwischen den beiden Backcourt-Partnern an. Zum anderen sieht sich Paul immer noch auf hohem Niveau, um was zu reißen – und nicht nur den Lehrmeister für die jungen Hüpfer zu geben. Zu Saisonbeginn mag das Zusammenspiel zwischen Booker und Paul noch etwas holprig verlaufen sein, doch mittlerweile harmoniert das Team. Nach einer ausgeglichenen Bilanz nach 16 Saisonspielen ließen die Suns zwölf Erfolge aus den nächsten 14 Partien folgen. Darunter waren StatementSiege wie gegen Boston, Milwaukee und Philadelphia innerhalb von einer Woche. Auch gegen direkte PlayoffKonkurrenten im Westen – wie gegen Golden State, Dallas, New Orleans, Memphis und Portland – gewannen die Suns in dieser Phase. Während Booker zu Beginn dieser Trendwende verletzt aussetzen musste, übernahm Paul: Durchschnittlich 18,5 Punkte samt 49-prozentiger Dreierquote, 4,2 Rebounds und 8,2 Assists bei nur 2,2 Ballverlusten markierte er während jenes Laufs. Ein „Kunstwerk“, so beschrieb es Booker, zauberte Paul dabei im vierten Viertel des 132:114-Auswärtserfolgs in New Orleans auf das Parkett. Mit 41:12 dominierten die Suns den Schlussabschnitt, Paul riss mit fünf Punkten und sieben Assists innerhalb von sechs Minuten das Spiel an sich. In jedem erfolgreichen Angriff war er irgendwie mit seinen Pässen involviert. Der Altmeister spielte einen aus der Hüfte geschossenen, beidhändigen EntryPass in den Post gleichermaßen wie einen einhändigen Pass über die eigene Schulter hinter die Dreierlinie. Ein PocketPass hier, ein Rückhand-Anspiel dort – als würde Paul den Taktstock schwingen. So sagte Booker passend: „Er orchestriert auf dem Feld. Er weiß, was los ist, bevor es überhaupt passiert.“ Was bei 4:41 Minuten auf der Uhr passierte? Nonverbaler Trashtalk (wobei … natürlich quasselte Paul auch), als Paul einen Sidestep-Dreier zur entscheidenden Elf-Punkte-Führung traf. Und beim Pfiff zur Auszeit der Pelicans

mit seinem Finger mehrfach auf das Parkett deutete, als wollte er sagen: „Das Feld, die Halle hier – das ist mein Platz.“

Pinsel aus der Hand

Was irgendwie ja auch stimmt. Seine NBA-Laufbahn startet Paul 2005 in New Orleans, als vierter Draftpick erobert er die NBA bzw. zumindest die Point-GuardRiege der Association im Sturm. Dass damals eine (ernsthafte) Diskussion darüber geführt wird, ob denn Paul oder Deron Williams der beste Point Guard der Liga sei, wirkt rückblickend wie ein Witz. Paul wird bereits in seinem dritten Ligajahr zum All Star ernannt, als er neben 21,1 Punkten auch 11,6 Assists pro Partie auflegt – Ligabestwert. So führt der damals erst 22-Jährige im Grunde eine Veteranentruppe (gut, da ist mit Tyson Chandler ein damals aufstrebender, athletischer Fünfer) in die Postseason – die bis heute beste PlayoffRunde von New Orleans. Erst nach sieben Partien müssen sich die damaligen Hornets in der zweiten Runde den San Antonio Spurs geschlagen geben. Was der Startschuss für eine Franchise im Aufwind werden soll, flacht aber über die Jahre wieder ab. Paul findet außer Power Forward David West nicht viel Unterstützung vor. Es folgen noch zwei Erstrunden-Niederlagen, ehe Pauls Zeit in New Orleans nach sechs Jahren ein Ende findet. Der Point Guard hat die Organisation dennoch wie kein Zweiter geprägt – trotz Anthony Davis, trotz Zion Williamson. Dreimal stand New Orleans in Pauls sechs Jahren dort in den Playoffs, in den neun Jahren danach kamen nur zwei weitere Playoff-Teilnahmen hinzu. In Pauls letztem Jahr in Louisiana, in der Saison 2010/11, arbeitet Paul mit seinem jetzigen Coach bei den Suns zusammen: Monty Williams geht damals in sein erstes Jahr als Headcoach überhaupt. „Ich denke, wir beide waren damals sehr eigenwillig“, blickt Williams bei ESPN zurück – und zeigt sich auch selbstkritisch: „Ich bin damals wie ein Diktator herumgelaufen … bereit, jemandem den Kopf abzuschlagen. Ich wollte meinen Willen und mein Programm umsetzen. Ich glaube, ich war nicht wirklich gut darin, Chris das zu erlauben, was die Großen tun. Es gab Zeiten, da hatte ich das Gefühl, dass ich ihm den Pinsel aus der Hand genommen habe …“ Das tut in der Offseason 2011 auch der damalige NBA-Commissioner David Stern – und zwar den Los Angeles Lakers. Die wollen eigentlich Paul in einem Trade verpflichten. Doch die damalige Franchise in New Orleans ist in der Zeit ohne Besitzer – und damit inoffiziell unter Sterns Kontrolle. Nach ligaweiter Kritik am Trade legt Stern sein Veto ein. Wenig später darf Paul zwar nach Los Angeles – doch er geht zu den Clippers (checkt die FIVE #165).


„ER ORCHESTRIERT AUF DEM FELD. ER WEISS, WAS LOS IST, BEVOR ES ÜBERHAUPT PASSIERT.“ DEVIN BOOKER ___

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Fotos: Barry Gossage/NBAE via Getty Images

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Stadt aus dem Boden

So sehr Stern damit die Träume der Lakers und auch Pauls Wunsch zerstört, im Grunde hat er damit den Boden für die Wiedergeburt der Clippers bereitet. Denn durch das Trio aus Paul, Blake Griffin sowie DeAndre Jordan wird in Los Angeles die „Lob City“ geboren: nicht nur ansehnlicher, sondern vor allem auch erfolgreicher Basketball. In den 41 Jahren der FranchiseGeschichte vor Pauls Ankunft hatten die Clippers nie über 60 Prozent ihrer Partien gewonnen. In Pauls sechs Jahren in L.A. schaffen die Clippers das jede Saison! Damit legitimiert jenes Triumvirat in gewisser Hinsicht die Franchise, zuvor lange Zeit als eine Lachnummer der Liga verschrien. Mit Doc Rivers an der Seitenlinie überstehen die Clippers damals auch die Zeit um ihren rassistischen Besitzer Donald Sterling, der zum Verkauf der Franchise gezwungen wird. Die Qualität in Los Angeles mag deutlich besser sein als in New Orleans, doch beide Situationen haben etwas gemeinsam: So viel Potenzial auch vorhanden ist, der nächste Schritt gelingt Paul auch mit den Clippers nicht. Die Franchise schafft es nie in die Conference-Finals. Während manch einer Rivers’ Trainergeschicke infrage stellt, zweifelt manch anderer auch am Gewinner-Gen von Paul. Denn mal ehrlich: Wenn man an Crunchtime und Chris Paul denkt, was fällt einem als Erstes ein? Pauls unmöglicher – da einbeinig abgesprungener, über Tim Duncan und das Brett abgelegter – Gamewinner gegen die San Antonio Spurs, als er damit im siebten Spiel den Sieg in der ersten Runde 2015 besiegelt? Oder Pauls Kollaps in der Schlussphase des fünften Spiels des Zweitrunden-Duells gegen die Oklahoma City Thunder 2014, als Paul in den letzten 15 Sekunden zweimal den Ball verliert und Russell Westbrook foult, der an der Linie für den Sieg sorgt? Eine Partie später folgt für die Clippers das Playoff-Aus. Sinnbildlich, dass Pauls Gamewinner in der ersten PlayoffRunde, der Einbruch aber in der zweiten Playoff-Runde passiert – was auch auf die sechste Partie 2015 gegen die Houston Rockets zutrifft. Aus den zuvor genannten Gründen sollte keineswegs das Wortspiel von der „Lob City“ zur „Flop City“ bedient werden, dennoch scheint in den letzten Jahren der Schein ein wenig zu bröckeln. So urteilt J.J. Redick, der vier Jahre lang Teil von „Lob City“ gewesen ist, während seiner Free Agency im Sommer 2017: „Ich schaue auf unser Team und wie wir spielen, und es ist keine Freude enthalten.“ Nicht nur Redick, auch Paul verlässt die Clippers 2017 – in einem Trade nach Houston.

Auf die Veränderungen bei den Clippers ohne Paul angesprochen, erklärt Doc Rivers damals mit etwas Sarkasmus: „Ballbewegung! Wir werden den Ball jetzt wieder mehr bewegen.“

Wohin aus dem Missverständnis?

Ballbewegung? Bei den Houston Rockets? Das wird sich nicht nur der eine oder andere Basketball-Beobachter, sondern sicherlich auch Chris Paul gefragt haben. Zwei Jahre spielt der Guard an der Seite von James Harden – es ist der Höhepunkt des Isolation-Systems. Was aber fast zum ganz großen Erfolg führt. Zum ersten – und bisher einzigen – Mal in seiner Karriere steht Paul mit den Texanern in den ConferenceFinals. Lässt sich zum Veto von David Stern gegen den Paul-Trade der Lakers ein „What if …“-Szenario skizzieren, so ist dies auch auf die 2018er Playoffs übertragbar: Mit 3-2 führen damals die Rockets gegen die Golden State Warriors – müssen dann aber die Oberschenkelverletzung von Paul hinnehmen und verlieren die restlichen beiden Partien. Im letzten Akt des Dramas verwerfen die Texaner im siebten Spiel 27 Dreier in Folge. Hätten sie den einen oder anderen getroffen – oder hätte sich Paul nicht verletzt –, stünde in den NBAAnnalen womöglich: „Houston Rockets, Meister 2018“. Und auch die Geschichte von Chris Paul wäre eine andere. Dessen Geschichte in Houston, obwohl mit einem Bein in den Finals, ist dennoch ein Missverständnis. Denn bei den Rockets braucht es noch weniger Zeit, ehe es zur Disharmonie zwischen den eigentlichen Franchise-Eckpfeilern kommt. Paul soll nicht zufrieden mit Hardens Auftreten gewesen sein, wenn dieser mal ballabseits agiert hat. Wie das Verhältnis der beiden war? Pauls Worte bei Chris Haynes von Yahoo Sports nach seinem Trade zu den Thunder bringen es auf den Punkt: „Er wird mich heute nicht anrufen, um meiner Tochter zum Geburtstag zu gratulieren. Wir sprechen nicht, wir kommunizieren nicht miteinander, nichts dergleichen. Aber das ist auch okay so.“ Die Gründe für dieses Missverhältnis kann man auf beiden Seiten suchen. Zumal sich Pauls nicht einfacher Charakter schon zu seinen Clippers-Zeiten andeutet. „Alle wollen glauben, dass Chris Paul ein guter Typ ist. Sie wissen nicht, dass er ein schrecklicher Teamkollege ist“, findet Rajon Rondo im Herbst 2018 deutliche Worte. „Schaut, was er letztes Jahr gemacht hat, als er mit den Rockets in L.A. war: Er hat versucht, in die Umkleide der Clippers zu gelangen.“ In der Tat versucht Paul dies mit Teamkollegen bei seiner Rückkehr zu den Clippers – was durch Clint Capelas Klopfen an der Vordertür und

den Eindringversuch an einer Hintertür letztlich für eine der witzigsten GossipGeschichten der jüngeren Vergangenheit sorgt, aber auch anschneidet, dass es womöglich schon zwischen Paul und Blake Griffin gekriselt hat. Das Image von Paul könnte also durchaus angekratzt gewesen sein, ehe er zu den Thunder kommt. Hatte bei OKC kaum jemand erwartet, dass Paul als Veteran mit hoch dotiertem Vertrag bei einer Mannschaft im Umbruch überhaupt auflaufen würde, passiert das Gegenteil: Die Thunder agieren stärker als gedacht, Paul zeigt sich sportlich stark, wieder gewohnt clutch und als Lehrer für einen Jungstar wie Shai Gilgeous-Alexander. Vielleicht kann Pauls Intermezzo bei den Thunder als Startschuss für den Beginn der etwas anderen Alterszeit herhalten. Klar ist: Selbst mit 35 Jahren ist Paul noch zu gut, um sich als „Ring Chaser“ am Ende der Rotation auf die Bank zu setzen, nur um noch diesen einen Meisterschaftsring abzustauben. Und nimmt man Pauls Spiel wahr, das von Stolz geprägt ist, kann man sich dies auch nur schwer vorstellen. Um Spieler der NBA-Geschichte einzuordnen, wird gerne auf die Anzahl der Ringe an ihren Fingern verwiesen – kaum auf ihre Siegquoten. Hierbei hat Paul immerhin 63,6 Prozent all seiner Partien gewonnen. Bei Akteuren mit mindestens 1.000 Spielen auf dem Konto kommen unter den Point Guards nur Tony Parker, Derek Fisher und Dennis Johnson auf mehr. Und die hatten das Glück, bei Vorzeige-Franchises wie den Spurs, Lakers oder Celtics an der Seite teils mehrerer Hall of Famer zu spielen. Paul steht mit seiner Quote übrigens etwas besser da als ein John Stockton oder Steve Nash. „Wenn man auf sein Herz und sein Verhalten schaut, dann sieht man einen der kompetitivsten Spieler aller Zeiten“, meint Monty Williams. Und auch wenn dieser Ansatz sogar für Teamkollegen anstrengend sein kann, weil ein solcher Spieler extrem fordernd ist, „will ich viel lieber von so jemandem umgeben sein als von Jungs, die nicht gewinnen wollen“, führt Williams aus. Vielleicht hat Paul in seiner bisherigen Karriere mehr erreicht, als das andere Point Guards mit seiner Statur geschafft hätten. Zumal im momentanen Zustand der Liga mit Skillball hier, Pullup-Dreier dort. Paul wird weiterhin nach seinen Snake-Dribblings aus der Mitteldistanz abdrücken. Wird weiterhin mit Herz verteidigen. Und auch von Hauptrundenspiel zu Hauptrundenspiel seine Clutchness unter Beweis stellen. Wird dies je für eine Meisterschaft reichen? Wir wissen es nicht. Doch egal, was die Basketball-Evolution mit den Point Guards anstellt, einer bleibt: Chris Paul, der „Point God“. redaktion@fivemag.de

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NCAA

Die Deutschen in der NCAA

N C A A

ChaosSemester

Quarantäne-Wirrwarr, Auswärts-Odysseen und Spielpläne im NBA-Stil: Auch die deutschen Nachwuchsspieler am College müssen in dieser Saison besondere Herausforderungen meistern. FIVE klingelte bei den NCAA-Athleten durch und sprach mit ihnen über die aktuelle Spielzeit. Wie sehen Trainingseinheiten und Saisonvorbereitungen während einer Pandemie aus? Und wie läuft es für die Jungs auf dem Spielfeld? FIVE liefert exklusive Eindrücke. Text: Torben Adelhardt 60


Fotos: Abbie Parr/Chris Gardner/Getty Images

E

s gibt wenige Momente auf dem Basketballfeld, die einen so elektrisierenden Effekt haben wie ein siegbringender Buzzerbeater. Für den erfolgreichen Werfer folgt auf den Augenblick, in dem der Ball durch die Reuse jagt, eine explosive Dopaminausschüttung. Ob als Kind auf dem heimischen Garagenhof oder als Jugendlicher in stickigen Schulturnhallen: Wann immer wir allein auf den Korb geworfen haben, malten wir uns dabei aus, wie das Gefühl sein würde, wenn diese Würfe mit der Schlusssirene vor gefüllten Zuschauerrängen in einem Meisterschaftsspiel fallen. Für Sam Griesel realisierte sich dieses Gefühl in der aktuellen NCAA-Saison – zumindest teilweise. Im Spiel seiner North Dakota State Bisons gegen die Omaha Mavericks traf der DBB-Junioren-Nationalspieler mit ablaufender Wurfuhr einen Sprungwurf zum 71:69-Heimsieg seiner Mannschaft. Es folgte eine Jubeltraube mit den Teamkollegen, und auch von den Rängen brandete Applaus auf. Doch die Ekstase im Scheels Center fiel geringer aus, als bei einem solchen „Gamewinner“ im CollegeBasketball zu erwarten wäre. Normalerweise würden in solchen Momenten hunderte euphorisierte Kommilitonen mit bunten Körperbemalungen den Court stürmen und mit den Spielern feiern. Doch was ist in dieser Spielzeit schon normal? Griesel traf seinen Wurf nicht vor den rund 6.000 Zuschauern, die in regulären Zeiten bei den Heimspielen der Bisons zugegen sind. „Bei uns dürfen momentan bis zu 2.000 Zuschauer in die Halle. Das ist schon eine tolle Geschichte und ein großer Vorteil für uns, da bei den anderen Teams in unserer Liga keine Fans zugelassen sind“, erklärt der Flügelspieler im FIVE-Interview. Somit traf der athletische Blondschopf, der im Herbst 2019 für den DBB bei der U20-Europameisterschaft debütierte, seinen ersten NCAAGamewinner immerhin nicht vor gänzlich leeren Rängen. Es steht außer Frage: In diesem Jahr müssen sich die College-Basketballer mit außergewöhnlichen Umständen arrangieren. Es sind nicht nur die Spiele vor (halb-)leeren Rängen,

die eine spezielle Herausforderung darstellen. FIVE sprach mit Griesel, Oscar da Silva (Stanford Cardinal), Jonathan Bähre (Clemson Tigers), Quirin Emanga Noupoue (Northeastern Huskies) und Lars Thiemann (California Golden Bears), um aus erster Hand zu erfahren, wie das Leben als College-Athlet in Zeiten einer grassierenden Pandemie aussieht.

>> Die Scouting Reports <<

OSCAR DA SILVA

BIG MAN, STANFORD CARDINAL, 2,06 METER, 22 JAHRE STATS: 18,8 PPG, 6,8 RPG, 2,4 APG, 1,0 BPG 120,4 ORTG BEI 27,3 USG%

Zurück in die Heimat?

Als im März 2020 die (Sport-)Welt heruntergefahren wurde, mussten auch die deutschen NCAA-Spieler eine wichtige Entscheidung treffen: Sollten sie in den USA bleiben oder in ihre Heimat zurückfliegen? „Als es im vergangenen Frühling mit der Ausbreitung des Corona-Virus losging, hat unsere Universität sehr schnell alles geschlossen. Bei uns gab es dann gar nicht die Überlegung, ob es sinnvoller wäre, hier zu bleiben, sondern es war klar, dass ich schnellstmöglich nach Hause zurückfliege“, erinnert sich Quirin Emanga an das vergangene Jahr. Von einer ähnlichen Entscheidungsfindung berichtet auch Oscar da Silva: „Ich wollte ursprünglich hier bleiben und Draft-Workouts ergattern. Das hatte sich aber schnell erledigt, als klar war, dass hier nichts stattfindet. Die Coaches haben uns dann gesagt, dass wir ruhig nach Hause fliegen können.“ Im Gegensatz dazu traf Lars Thiemann seine Entscheidung erst nach reiflichen Abwägungen. „Meine Trainer meinten, dass es von Vorteil sein könnte, wenn ich hier bleibe. Ich bin dann aber nach anderthalb Wochen selbst zu dem Entschluss gekommen, dass ich in der momentanen Situation lieber zurück nach Hause und bei meiner Familie sein möchte. Meine Coaches haben die Entscheidung verstanden und mich unterstützt. Bei uns in Kalifornien sind die Corona-Regelungen ohnehin noch schärfer als in vielen anderen Teilen der USA. Die Spieler, die in den Sommermonaten hier geblieben sind, konnten de facto überhaupt nicht trainieren, weil der Staat im Lockdown war und alles gesperrt wurde.“ Auch in der Heimat beschäftigten sich die Jungs mit der Frage, ob eine reguläre NCAA-Saison 2020/21 überhaupt stattfinden könnte. Für mehrere Monate hing dieses Thema wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Spieler. „Es war

„Wie Stanford noch ins NCAA-Tournament einziehen kann? Indem Oscar da Silva schnell zurückkehrt!“ Mit diesem Tweet lobte CollegeBasketball-Experte Joe Lunardi Ende Februar nicht nur die jüngsten Leistungen des deutschen Seniors. Lunardi brachte mit dieser Aussage auch den Stellenwert, den da Silva in der öffentlichen Wahrnehmung genießt, treffend auf den Punkt. Als der Big Man verletzungsbedingt die finalen Pac-12-Spiele verpasste, verloren die Cardinal ihre Partien gegen die Ligakonkurrenz. Es steht außer Frage: Oscar da Silva gehört in diesem Jahr zu den besten Frontcourt-Spielern des Landes. Es ist eine bemerkenswerte Entwicklung, die der Münchener während seiner College-Karriere nahm. In seinen ersten beiden NCAA-Spielzeiten nahm er noch rund 40 Prozent seiner Abschlüsse von jenseits der Dreierlinie und fungierte als „Floor Spacer“ auf dem Flügel. In seiner vierten Saison operiert er heuer als variabler Spielgestalter in der Rolle des Smallball-Fünfers sowohl vom Flügel als auch vom High- und Lowpost. Durch seinen Vollzeitwechsel auf die Fünf ermöglichte da Silva in dieser Saison seinem Team die konsequente Ausrichtung auf eine Five-Out-Aufstellung, bei der viele Ballscreens gestellt und Cuts gelaufen werden. „Aus meiner Sicht gibt es in unserer Liga nur wenige Fünfer, die mich auf dem Flügel verteidigen können. Da gibt es schon verschiedene Optionen für mich zu scoren“, erklärt da Silva die Vorzüge seiner Offensivrolle. Wann immer der 22-Jährige auf dem Flügel den Ball erhält, kann er fußlahmere Gegner per Drive attackieren oder über kleinere Kontrahenten hinwegwerfen. Seine Assist Percentage von 17,9 Prozent ist ein Karrierehöchstwert und illustriert seine enorme Spielintelligenz sowie den Willen, für die Teamkollegen Abschlüsse aufzulegen. „Nach vier Jahren weiß man, was funktioniert und was nicht. Ich habe ein gutes Spielgefühl und erkenne, wie die gegnerische Defensive in bestimmten Spielsituationen reagiert.“ Lobeshymnen gibt es für da Silva auch von der internen Pac-12-Ligakonkurrenz. „Oscar hat in diesem Jahr nochmal einen Schritt gemacht. Seine Entwicklung ist super“, zollt Lars Thiemann seinem Landsmann Respekt.

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Die Deutschen in der NCAA

QUIRIN EMANGA NOUPOUE GUARD/FLÜGEL, NORTHEASTERN HUSKIES, 1,96 METER, 20 JAHRE STATS: 21,3 MPG, 4,4 PPG, 2,5 RPG, 0,9 APG 120,1 ORTG BEI 10,2 USG%

Als Emanga im Sommer 2019 seine Zelte in Ludwigsburg abbrach, waren sich die Experten einig: Der Guard wird seinen Weg in der NCAA gehen. Schließlich schenkte RIESEN-Headcoach John Patrick seinem talentierten Jungspund bereits Rotationsminuten in der BBL und Champions League, wo sich Emanga mit seiner Athletik und Verteidigungsarbeit frühzeitig seine Meriten verdiente. Umso bitterer verlief sein Freshman-Jahr bei den Huskies: Emanga saß am hintersten Ende der Bank und kam in 21 Partien durchschnittlich auf 5,4 Minuten Einsatzzeit. „Ganz ehrlich? Es kam für mich auch sehr überraschend. Ich habe nicht erwartet, dass ich direkt eine Führungsrolle im Team einnehmen würde. Aber dass ich so wenig spielen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Es war tough“, bilanziert der sympathische Marbacher. Doch Emanga blieb positiv und erntet in seiner zweiten College-Saison die Früchte seiner Arbeit. Nachdem er in den ersten vier Partien mit insgesamt 13 Spielminuten noch ein negatives Déjà-vuErlebnis hatte, steht Emanga seit Januar in fast jedem Spiel für 30 Minuten auf dem Feld. „Ich möchte als ‚Vocal Leader‘ vorangehen und mit meiner defensiven Intensität und Uneigennützigkeit der perfekte Mitspieler sein“, berichtet er. In seinem ersten Spiel als Starter überzeugte er auf Anhieb mit effizienten 14 Punkten und zahlte das Vertrauen seines Trainers mit starker Leistung zurück. Das gestiegene Selbstvertrauen manifestierte sich sogleich beim ersten Korbabschluss, als Emanga entschlossen zum Baseline-Drive ansetzte und gegen zwei Kontrahenten am Korb erfolgreich abschloss. Und auch im direkten Matchup mit Hofstra-Star Isaac Kante, einem der besten Big Men der NCAA, bot Emanga mit flinker Fußarbeit und großem Einsatzwillen effektiv Paroli. Dank seiner starken Rumpfstabilität und Kraft im Oberkörperbereich steht der 20-Jährige regelmäßig in der PostDefense seinen Mann. Northeastern-Headcoach Bill Coen vertraut seinem Flügelspieler regelmäßig defensive Spezialaufgaben an, zu denen eben auch die Verteidigung der kräftigsten Frontcourt-Spieler des Gegners gehört. In vereinzelten Defensivszenen kommt es sogar vor, dass Emanga durch konsequentes Switchen sämtliche gegnerische Spielertypen in Schach hält – ob gegen längere Big Men, agile Flügelspieler und Guards. Diese Vielseitigkeit sieht der bullige Sophomore auch selbst als seinen größten Trumpf. „Die Trainer nennen mich unser ‚Schweizer Taschenmesser‘. Das gefällt mir gut, ich habe es mir auch zum Ziel gesetzt, im Laufe meiner Karriere hier zum besten Defensivspieler der Conference ausgezeichnet zu werden“, formuliert er ganz konkrete Ziele. Auch wenn der DBB-Nachwuchsspieler vor allem mit seiner Defensive überzeugt, nimmt er auch im Angriff eine wertvolle Rolle ein. Emanga verfügt über ein sehr weiches Handgelenk, was sich auch in seinen Shooting-Zahlen niederschlägt: Er trifft in dieser Saison 93 Prozent seiner Freiwürfe und 39,3 Prozent seiner Versuche aus der Distanz (11/28 Dreier). In der Halbfeldoffensive vertraut Coen auf ein pass- und laufintensives System mit schnellen Ballbewegungen und Cuts seiner Spieler. Dabei agiert Emanga in der Vier-Außen-plus-ein-InnenspielerAufstellung der Huskies sowohl in der Zone als auch auf dem Flügel. „Ich kenne alle Spots auf dem Feld. Im Training spiele ich von der Zwei bis zur Fünf alle Positionen, sodass ich mich in den Spielen auf allen Positionen wohlfühle.“ Eine Vielseitigkeit, die sich auszahlt.

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eine schwierige Zeit“, berichtet Emanga über seine Sommerpause. „Einerseits hatte ich den Wunsch, dass eine Saison stattfindet. Andererseits macht man sich aber auch seine Gedanken, ob es in der aktuellen Situation wirklich das Beste ist.“ In einer vergleichbaren Gefühlslage befand sich auch Jonathan Bähre. Der 24-Jährige verbrachte seinen Sommer in Chicago, wo er in Absprache mit seiner Universität das Reha-Programm nach seiner Kreuzbandverletzung absolvierte. „Es war schwierig. Mein Mindset ist aber eigentlich immer positiv, und ich konzentriere mich darauf, was ich auch selbst beeinflussen kann“, erläutert Bähre. „Ich hatte einen Tunnelblick, habe mich auf

meine Reha konzentriert und alles darangesetzt, wieder komplett fit zu werden.“ Für Thiemann und da Silva kam der Sommer einem Wechselbad der Gefühle gleich. „Es war schon eine Unsicherheit da. Ich war den Sommer über konstant mit meinen Trainern im Austausch, und wir waren uns lange Zeit nicht sicher, inwiefern eine NCAA-Saison überhaupt stattfinden kann. Es war ein Spiel auf Risiko, als ich im Spätsommer wieder zurückgeflogen bin – aber ist ja alles gutgegangen“, fasst der Deutsch-Brasilianer zusammen. Thiemann stimmt ihm zu, dass es ein Hin und Her war. „Ich habe schon gehofft, dass wir eine Saison haben werden“, berichtet der Center der Golden

„WIR SIND DESHALB NACH DEM TURNIER IN NORTH CAROLINA GEBLIEBEN. WÄREN WIR NACH SANTA CLARA ZURÜCKGEFLOGEN, HÄTTEN WIR UNS DIREKT IN EINE ZWEIWÖCHIGE QUARANTÄNE BEGEBEN MÜSSEN.“ OSCAR DA SILVA ___

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Bears. „Aber gleichzeitig habe ich es auch für realistisch erachtet, dass bei den hohen Infektionszahlen die komplette Spielzeit abgesagt wird. Am Ende haben wir aber Glück gehabt.“

Fotos: Grant Halverson/Chris Gardner/Peter G. Aiken/Getty Images

Normalität vs. Ausnahmezustand

Für die Spieler der North Dakota State University startete die Saisonvorbereitung mit so viel Normalität, wie es im Sommer 2020 eben möglich war. „Ich bin am 13. Juni wieder am Campus gewesen. Wir gehörten zu den ersten Teams, die mit ihrer Saisonvorbereitung starten konnten, was natürlich ein großer Vorteil war. Ich stehe noch in Kontakt mit meinen früheren AAU-Teamkollegen, die für andere Universitäten spielen, und sie konnten teilweise erst deutlich später das Training aufnehmen“, erklärt Griesel. Reguläre Einheiten im Kraftraum, Basketball-Drills in den Hallen oder auch individuelle Workouts – nicht überall konnte jedoch so normal trainiert werden wie in North Dakota. Während Thiemann seine Sommerpause in den heimischen Gefilden des Rheinlands verbrachte und mit seinen früheren Trainern der Bayer Giants Leverkusen arbeitete, mussten sich seine Teamkollegen in Kalifornien anderweitig behelfen. „Als es hier die ersten Lockerungen gab, haben die Jungs auf unserem Tennisplatz die Korbanlagen aufgestellt und dort trainiert. Die Hallen blieben vorerst geschlossen. Als ich im August wieder hier und unsere große Trainingshalle weiterhin gesperrt war, mussten wir draußen trainieren.“ Was im ersten Augenblick nach atmosphärischen Basketball-Workouts unter der kalifornischen Sonne klingt, kam in der Realität einer ineffektiven Saisonvorbereitung gleich. „Wir hatten einfach nicht die Möglichkeiten, die wir im letzten Jahr noch hatten. Wir konnten keine Extra-Wurfeinheiten einlegen, weil uns nur bestimmte Zeitfenster zum Trainieren zur Verfügung standen.“ Die Clemson Tigers gehörten ebenfalls zu den ersten College-Teams, die ihr Training wieder aufnahmen, wie Bähre erläutert: „Unsere Coaches wollten uns frühestmöglich wieder hier zusammen haben, um etwaige externe Kontakte zu minimieren. Das oberste Ziel war, das Virus

nicht von außen in unsere Mannschaft hineinzutragen.“ Um diese Sicherheitsmaßnahmen auch während der Saison zu gewährleisten, werden die TigersSpieler in einzelnen Appartements untergebracht und nicht in Wohnheimen. Ein gestiegenes Komfort-Level, das Bähre zu schätzen weiß, wie er mit einem Grinsen anmerkt. Welche Auswirkungen die unterschiedlichen Verordnungen und Gesetze der einzelnen Bundesstaaten auf die Pläne der College-Teams nehmen können, wird an dem Beispiel der wochenlangen Auswärts-Odyssee der Stanford Cardinal deutlich. Die Mannschaft von Oscar da Silva trat Ende November beim Maui Invitational Tournament an, das die Veranstalter aus logistischen Gründen nach Asheville, North Carolina, verlegten. Als Stanford in North Carolina seine ersten Saisonspiele austrug, erließ die Gemeinde Santa Clara aufgrund von zu hohen Fallzahlen eine neue Verordnung, die Kontaktsport untersagte. „Wir sind deshalb nach dem Turnier in North Carolina geblieben. Wären wir nach Santa Clara zurückgeflogen, hätten wir uns direkt in eine zweiwöchige Quarantäne begeben müssen und hätten danach auch nicht trainieren können“, berichtet da Silva. Aus diesem Grund blieben die Cardinal für zwei Wochen in North Carolina. Sie trainierten in Chapel Hill, der Halle der North Carolina Tar Heels, und bestritten kurzfristig eine Partie gegen die North Carolina A&T Aggies. „Dann sind wir nach Los Angeles geflogen, wo wir für eine gute Woche geblieben sind. Danach ging es für uns weiter nach Santa Cruz, das ungefähr eine Autostunde von unserem Campus entfernt ist, aber zu einer anderen Gemeinde in Kalifornien gehört. Dort durften wir Sport machen und haben in der Halle der Santa Cruz Warriors trainiert und gespielt, dem G-LeagueTeam von Golden State.“ Da Silva möchte von dieser Auswärtsreise nicht zwangsweise etwas Negatives mitnehmen. „Wir sind als Team dadurch enger zusammengerückt – im übertragenen Sinne. Solche Momente testen deinen Willen und deine Ausdauer als Mannschaft. Ich glaube, dass wir am Ende des Tages sogar davon profitieren werden.“

SAM GRIESEL

GUARD/FLÜGEL, NORTH DAKOTA STATE BISONS, 1,98 METER, 20 JAHRE STATS: 33,5 MPG, 11,6 PPG, 6,5 RPG, 3,0 APG, 1,0 SPG 106,8 ORTG BEI 20,6 USG%

Seit der vergangenen U20-Europameisterschaft ist Sam Griesel bei den Beobachtern des deutschen Nachwuchsbasketballs ein bekannter Name. Der athletische Blondschopf aus Nebraska debütierte vor anderthalb Jahren im DBB-Dress – obwohl er zuvor keine Sekunde Basketball in der JBBL oder NBBL gespielt hatte. Aufgrund seiner deutschen Wurzeln – Vater Achim ist 1996 in die USA ausgewandert – erhielt Griesel die Chance, an den Sichtungslehrgängen der deutschen Nachwuchsmannschaft teilzunehmen, und sicherte sich durch gute Trainingsleistungen seinen Platz im Zwölf-Mann-Kader der U20. Seitdem ist er auf dem Radar der deutschen Basketballfans, und seine Leistungen für die North Dakota State Bisons werden auch auf dem Alten Kontinent zur Kenntnis genommen. Als Junior nahm Griesel in dieser Saison nicht nur eine Führungsrolle neben dem Feld ein, sondern bekleidete auch erstmalig die Position des Aufbauspielers in seiner Mannschaft. Als primärer Ballhandler mimt der 20-Jährige den Spielgestalter in der Halbfeldoffensive der Bisons und fungiert oftmals als Dribbler in Pickand-Roll-Spielzügen. Anlaufschwierigkeiten angesichts seines neuen Aufgabenprofils? Fehlanzeige. „Seit meinen Anfangstagen als Basketballer war ich schon immer jemand, der mit seinem Passspiel überzeugt. Ich versuche meine Mitspieler einzubinden und Würfe für sie aufzulegen – so wurde ich basketballerisch erzogen. Jetzt, wo ich den Ball öfters in meinen Händen halte, habe ich einfach mehr Möglichkeiten dazu.“ Griesel legte in elf Meisterschaftspartien jeweils mindestens drei Vorlagen auf und brachte gegen das High-Major-Team der TCU Horned Frogs sogar zwölf Assists auf den Statistikbogen – Karrierebestwert. Darüber hinaus gehört er zu den gefährlichsten „Drivern“ in der gesamten Summit League. Wann immer Griesel mit dem Ball in der Hand eine Lücke in der Defense erspäht, zieht er aggressiv zum Korb. Der Junior nimmt fast die Hälfte seiner eigenen Abschlüsse in unmittelbarer Ringnähe, wo er mit einer Feldwurfquote von 50,5 Prozent abschließt. Die Konkurrenz weiß um die gefährlichen Penetrations, weshalb die Verteidigungen oftmals Abstand zum Dribbler halten und Griesel dazu verleiten wollen, den Sprungwurf zu nehmen. „Meine Gegner verteidigen mich schon meine ganze Karriere so. Sie wollen mir den Drive wegnehmen. Das bin ich gewohnt – vor allem im Conference-Play, da hier explizit gescoutet wird“, erklärt er. „Ich denke aber schon, dass mein erster Schritt ziemlich explosiv ist und ich gut bis zum Ring gelange. Wenn ich mit Selbstbewusstsein spiele und das Spiel auf mich zukommen lasse, bin ich am besten.“ So wie in der Partie gegen South Dakota am 28. Februar, als Griesel mit 26 Punkten einen persönlichen Bestwert aufstellte.

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NCAA

Die Deutschen in der NCAA

JONATHAN BÄHRE

FLÜGEL/BIG MAN, CLEMSON TIGERS, 2,08 METER, 24 JAHRE STATS: 17,3 MPG, 4,5 PPG, 3,4 RPG, 0,7 BPG 103,7 ORTG BEI 16,2 USG% „Nach zwei Jahren Pause so zurückzukommen – das war einfach wichtig für mich. Meine Coaches und Mitspieler haben mich gepusht und an mich geglaubt“, blickt Bähre freudestrahlend auf die Partie gegen Mississippi State am 25. November 2020 zurück. Der 2,08-Meter-Mann feierte beim 53:42-Erfolg über die Bulldogs sein langersehntes Comeback. Bähre hat eine Leidenszeit hinter sich, die jedem Basketballspieler nahegeht. Nachdem er im März 2018 seine letzte NCAA-Partie für UNC Asheville absolvierte und zu den Clemson Tigers wechselte, musste er die College-Saison 2018/19 gemäß den NCAA-Statuten in Zivilkleidung von der Bank aus verfolgen. Die vergangene Saison verpasste der 24-Jährige aufgrund von zwei Kreuzbandrissen, die er sich innerhalb von acht Monaten zuzog. Umso befreiender ist für ihn nun das Gefühl, endlich mit seinen Teamkollegen auf dem Court stehen zu können. Und dort knüpft Bähre an seine Leistungen aus der Sophomore-Saison an. Mit seiner Länge und Agilität ist er der perfekte Spieler für das Defensivsystem von Trainer Brad Brownell. Der Übungsleiter setzt auf eine aggressive Ganzfeldpresse und aktive Helpside-Defensive im eigenen Halbfeld. „Coach Brownell möchte von mir sehen, dass ich einfach aktiv bin und Plays mache: Deflections, Blocks oder Steals“, erklärt der Wiesbadener die taktischen Vorgaben seines Trainers. Für einen Spieler seiner Größe bewegt sich Bähre sehr geschmeidig über das Feld, kann den Ball auch auf den Boden setzen und für sich und seine Teamkollegen kreieren. „Ich bin niemand, der Spielzüge für sich benötigt, um effektiv zu sein. Ich agiere im Fluss der Offensive und schaue opportunistisch, wo sich Abschlusschancen auftun. Das kann ein Leger nach einem Backdoor-Cut oder auch ein Putback sein.“ Tatsächlich zählen die Cuts zu seiner effizientesten Abschlussoption, wo er herausragende 1,33 Punkte pro Abschluss generiert. Die Clemson Tigers gehören zu den besten Defensivteams des Landes, und auch der Deutsch-Amerikaner trägt seinen Teil dazu bei. Mit einer Block Percentage von 4,8 Prozent sowie einer Steal Percentage von 1,4 Prozent zählt Bähre zu den effektivsten Defensivakteuren in seiner Mannschaft.

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„ALS ICH UNSEREN SPIELPLAN DAS ERSTE MAL GESEHEN HABE, WUSSTE ICH NICHT, WAS ICH DAVON HALTEN SOLLTE.“ SAM GRIESEL ___

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Mentale Herausforderungen

Generell scheinen die mentalen Herausforderungen, die viele Sportler in dieser Saison meistern müssen, im öffentlichen Diskurs unterrepräsentiert zu sein. „Dein Tagesablauf besteht nur aus Training und Uni-Kursen. Es ist sehr monoton. Jeder Tag sieht gleich aus, und es kommt keine Abwechslung in deinen Tagesablauf, da wir uns nur mit einem begrenzten Personenkreis treffen dürfen. Das ist mental herausfordernd“, erklärt Thiemann. Dass es in der aktuellen Spielzeit vor allem auf die mentale Verfassung ankommt, bestätigt Emanga: „Ich musste mich auch in Quarantäne begeben, weil es in unserer Mannschaft einen positiven Fall gab. Und ich kann sagen, dass es gar kein Spaß ist.“ Die mentale Ausdauer wird jedoch nicht nur in den Momenten getestet, in denen

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sich die Spieler in Quarantäne befinden. Auch auf dem Spielfeld sind in dieser Saison vor allem die psychischen Komponenten gefragt. Viele Mid-Major-Ligen haben ihren Conference-Spielplan den Gegebenheiten angepasst und lassen ihre Mannschaften an jedem Wochenende zwei Partien gegen dasselbe Team austragen. „Back-to-backs“: NBA-Feeling in der NCAA. Ein ungewöhnlicher Spielrhythmus, der von den Mannschaften und Spielern jedoch gut angenommen wird. „Es ist auf jeden Fall ungewohnt. Aus logistischer Sicht ist es aber total sinnvoll, da du durch diese Spielplanungen eine Vielzahl an Reisen vermeidest und die Mobilität der Teams weitestgehend reduzierst. Es ist schon ein gutes System“, berichtet Emanga. „Die zweite Partie fordert dich vor allem mental und emotional heraus: Hier kommt es dann darauf an, wer das mental


Fotos: John McCoy/Ethan Miller/Alex Menendez/Getty Images

stärkere Team ist. Wer kann durch die Müdigkeit durchspielen?“ Griesel, der mit North Dakota State ebenfalls im wöchentlichen „Back-toback“-Turnus spielt, stimmt den Ausführungen von Emanga zu: „Als ich unseren Spielplan das erste Mal gesehen habe, wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Wir haben nun in jeder Woche die gleichen Routinen und Vorbereitungen für unsere Spiele. Das kann sich zwar etwas repetitiv anfühlen, aber grundsätzlich finde ich es gut. Ich bin auch fast schon positiv überrascht, was die physische Belastung betrifft. Es ist nicht

so, dass ich mich nach den Spielen am Freitag und Samstag ab Sonntagnacht nicht mehr bewegen könnte.“ In einem Punkt herrscht bei allen Spielern Konsens. „Am Ende des Tages spielen wir während einer Pandemie Basketball. Wir sollten und dürfen uns glücklich schätzen, dass es in einem sicheren Rahmen überhaupt möglich ist“, fasst da Silva die Gemütslage der Spieler sehr passend zusammen. Eine demütige und weitsichtige Einschätzung, die alle Spieler in ihren Ansichten zur verrückten NCAA-Saison 2020/21 eint. redaktion@fivemag.de

LARS THIEMANN

BIG MAN, CALIFORNIA GOLDEN BEARS, 2,13 METER, 20 JAHRE STATS: 12,8 MPG, 3,0 PPG, 2,8 RPG, 0,4 BPG 96,7 ORTG BEI 14,5 USG%

In seiner Freshman-Saison war Thiemann mit rund 14 Minuten Einsatzzeit pro Partie bereits ein integraler Bestandteil der FrontcourtRotation der Golden Bears. Doch ein Plus an Minuten gab es in seinem zweiten NCAA-Jahr nicht. „Diese Saison verläuft ein wenig frustrierend für mich“, gesteht der Rheinländer. California-Trainer Mark Fox passt seine Rotationen dem Gegner an, weshalb Thiemann als 2,13-Meter-Center in manchen Matchups außen vor bleibt. „Wenn der Gegner ohne echte Lowpost-Präsenz aufwartet, spielen wir zumeist auch mit einer kleinen Aufstellung. Das macht es für mich schwer, aufs Feld zu kommen“, erklärt Thiemann. Dabei beweist der Pivot in der Post-Defensive durchaus seinen Wert: Nur 0,56 Punkte pro Postup-Abschluss gestattet der U-Nationalspieler seinen Gegnern. In diesen Szenen zeigt sich, dass er mit seiner Physis und Länge effektiv den eigenen Korb beschützen kann. Doch nicht nur seine Einsatzzeiten haben sich im Vergleich zur Freshman-Saison reduziert. Auch seine Einbindung ins Offensivspiel bleibt für Thiemann ein Problemfeld. Auf 100 Angriffe hochgerechnet nimmt der 20-Jährige lediglich 8,5 Würfe – so wenige wie kein anderer Rotationsspieler. „Ich bekomme sehr wenige Anspiele im Post. Das hängt natürlich auch mit unserem Spielstil zusammen, aber für mich persönlich ist es frustrierend. Es ist dann schwer, deinen offensiven Rhythmus zu finden“, so Thiemann. Doch ans Aufgeben denkt der junge Big Man keinesfalls. „Ich arbeite weiter hart an meinem Spiel, biete mich dem Coach im Training an und warte auf meine Chance.“

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F o t o s t r e c k e

Fotos: Jeff Reinking/Jesse D. Garrabrant/Andy Hayt/Andrew D. Bernstein/NBA Photos/Rocky Widner/Focus on Sport/ Nathaniel S. Butler/Brian Drake/Andreas Rentz/Bongarts/Jonathan Daniel/ALLSPORT

Det The Threat!

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Dreimal All Star, zweimal „Sixth Man of the Year“, einmal All-NBA-Teamer – Detlef Schrempf ist der zweitbeste Deutsche, der bis heute in der stärksten Basketballliga der Welt auflief, zudem der erste Europäer im All-StarGame. Das hier sind die besten Fotos seiner Karriere.


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Euroleague A l e c

Alec Peters

P e t e r s

Bauernsohn unter Starkstrom Wie man Alec Peters verteidigen soll? Man zündet eine Kerze an und beginnt zu beten. Das hat zumindest Kentucky-Coach John Calipari mal empfohlen. Peters ist bei TD Systems Baskonia einer der unvermeidbarsten Scorer der Euroleague, nachdem er zwei Jahre lang bei Top-Teams nur als Rollenspieler eingesetzt wurde. FIVE hat einen Basketball-Besessenen kennengelernt und dabei erfahren, wieso Peters seine Rückennummer aus Angst gewählt hat und warum er das Spiel, das er so liebt, noch mehr genießen muss. Text und Interview: Peter Bieg

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Fotos: Seffi Magriso/Euroleague Basketball via Getty Images


Euroleague

Alec Peters

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er Alec Peters bei seiner Arbeit zuschaut, könnte auch bei einem Basketball-Lehrbuch gelandet sein. Im Kopf stets hellwach, immer in Position, die Bewegungen technisch vollendet. Verschlafene Rotationen? Eine Seltenheit. Schlechte Würfe? Ausraster? Fehlanzeige. Bei TD Systems Baskonia zeigt Alec Peters konstant, warum ihn die Phoenix Suns in der NBA-Draft 2017 an 54. Stelle ausgewählt haben. Im Schnitt bringt der USAmerikaner 12,3 Punkte und 3,9 Rebounds, und das bei extremer Effizienz. 61,4 Prozent trifft Peters aus dem Zweier-, 45,3 Prozent aus dem Dreierbereich – bei mehr als vier Versuchen aus der Distanz pro Spiel. Der 2,06 Meter große Forward ist einer der besten Offensivspieler der Euroleague, nachdem er in den Jahren zuvor bei den Spitzenteams ZSKA Moskau und Anadolu Efes als Rollenspieler Geduld beweisen musste. Doch dass der 25-Jährige seinen Platz finden würde, war stets nur eine Frage der Zeit. Zu hungrig ist der Mann aus Washington, Illinois, zu fokussiert, zu akribisch. Und einfach viel zu gut.

Fotos: Aitor Arrizabalaga/Euroleague Basketball via Getty Images

FIVE: 10. April 2018. Was verbindest du mit diesem Datum? Alec Peters: (lacht) Die letzte Begegnung der regulären Saison in meinem RookieJahr bei den Phoenix Suns. Das war das beste Spiel, welches ich in der Saison hatte. Wenn es etwas in der NBA gibt, womit mich die Leute verbinden, dann ist es dieses Spiel. Du hast 36 Punkte gegen die Dallas Mavericks erzielt, acht Drei-Punkte-Würfe getroffen und damit einen FranchiseRekord aufgestellt. Dazu kamen neun Rebounds. Wie haben deine Mitspieler damals reagiert? Die Reaktionen waren sehr interessant. Ich hatte zuvor als Rookie nicht viel gespielt, es gab andere Spieler, denen sie Minuten geben wollten. Wir waren das schlechteste Team der Liga. Das war also alles ziemlich hart und ein ermüdendes Jahr. Aber nach diesem Spiel war ich wirklich sehr erleichtert. Erleichtert zu wissen, dass ich auf diesem Niveau spielen kann. Wahrscheinlich würde ich nicht jedes Spiel über 30 Punkte erzielen können, aber das war definitiv ein besonderes Gefühl. An diesem Abend konnte mich da draußen niemand stoppen.

Diese Gruppe hat sich in der Folge schnell wieder aufgelöst. Aus dem damaligen Suns-Team steht fast niemand mehr im Kader. Was war das für eine Erfahrung für einen Rookie? Eine schwierige. Wir haben viel verloren, waren ein junges Team. Wir haben es nie geschafft, mal einen Run zu starten, unser Potenzial zu zeigen. Heute steht noch ein Spieler, Devin Booker, von damals im Kader. Und auch ansonsten ist nur eine Person in der ganzen Organisation geblieben: der Equipment Manager.

„Wir hatten offensichtlich große Schwierigkeiten, Larry Bird als Alec Peters verkleidet zu stoppen“, hat Dallas-Coach Rick Carlisle nach der Partie gesagt. Meine Mitspieler sind ständig aufgestanden, haben geschrien und mich gefeiert. Das hat mich gefreut, denn ich hatte das ganze Jahr eine gute Zeit mit dieser Gruppe.

Mit diesen Rahmenbedingungen war es hart für einen Zweitrundenpick. Du hast insgesamt nur 20 Spiele für die Suns gemacht (4,1 Punkte und 1,9 Rebounds in 11:30 Minuten pro Partie), viel Zeit in der D-League verbracht. War das deiner Meinung nach eine faire Chance? Ob es eine war oder nicht, das ist jetzt nicht mehr relevant. Jeder, der gedraftet

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oder von einem NBA-Team verpflichtet wird, muss ins Training Camp, hat die Gelegenheit, sich zu zeigen. Es kann sein, dass du dich zeigen kannst, zeigen darfst, wer du bist. Dass du helfen, zum Erfolg beisteuern kannst. Aber wenn das Team eine andere Agenda hat, jemand anderen, den sie pushen wollen … da kommt es extrem darauf an, in der richtigen Situation zu landen. Denke ich, dass ich in der richtigen Situation war? Das ist jetzt drei Jahre her. Das ist die Vergangenheit. Ich möchte eine neue Chance in der Zukunft, wann auch immer sich diese ergibt. Was nimmst du aus dieser Saison bei den Phoenix Suns mit? Ich habe viel gelernt, hatte allein drei verschiedene Headcoaches (lacht). Ich habe gelernt, wie es hinter den Kulissen läuft, was die Mechanismen in dieser Liga sind. Du trainierst unter hervorragenden Bedingungen, mit tollen Trainern und


Mitspielern. Tyson Chandler und Jared Dudley sind seit mehr als zehn Jahren in der Liga. Tyson Chandler ist NBAChampion, war „Verteidiger des Jahres“. Die Gehirne solcher Kollegen anzuzapfen, zu sehen, was sie sehen, wie sie jeden Tag als Profi arbeiten, mit welcher Mentalität sie an Spiele herangehen, die Arbeitseinstellung – das ist unglaublich. Manche Dinge werde ich für mich behalten, um sie zu meinem Vorteil nutzen zu können. Andere Dinge habe ich aufgeschrieben, um sie in Zukunft nutzen zu können. Als Coach beispielsweise.

schwächer, weniger athletisch. Ich war ein Spätzünder. Ich wollte nirgendwo hingehen und ein Jahr aussetzen müssen oder nur wenig spielen. Am College hast du begonnen, mit Aktien zu handeln, bist zum Daytrader geworden. Machst du das immer noch? (lacht) Ja, ich habe damit angefangen und bin sehr an der Börse interessiert. Ich habe ein Depot eröffnet und jeden Tag getradet. Manchmal habe ich große Gewinne gemacht, manchmal große Verluste. Aber ich habe ein Gefühl dafür bekommen. Ich habe eine Karriere vor mir, die es mir erlauben wird, ziemlich gutes Geld zu verdienen. Ich will das an der Börse nutzen, um für meine Familie zu sorgen.

Coaching ist eine Idee für die Zukunft? Ich habe da schon viel drüber gesprochen, auch mit meinem Bruder und meinem Vater. Ich hoffe, dass ich noch mehr als zehn Jahre professionell spielen kann. Vielleicht möchte ich danach eine Pause, weil ich viel unterwegs gewesen sein werde. Damit ich Zeit mit meiner Familie verbringen kann. Aber ich werde nicht in der Lage sein, mich von diesem Spiel zu trennen. Ich möchte ein Teil davon bleiben. Coaching könnte eine tolle Möglichkeit sein, dabeizubleiben. Ich habe schon viel gelernt. Es wäre egoistisch, das nicht weiterzugeben, an ein Team oder andere Menschen. Du hast in deiner Jugend viel mit deinem Vater trainiert. War er selbst Basketballer? Nein, mein Vater hat nie Basketball gespielt, und das ist interessant: Er hat nicht mit dem Coachen angefangen, bevor ich zu spielen angefangen habe. Da war ich fünf oder sechs Jahre alt. Ich habe Basketball geliebt, und er hat auch angefangen, den Sport zu lieben. Das ging dann so weit, dass er auch meine jüngere Schwester trainiert hat, die heute in der NCAA spielt. Das ist zu einem Thema für die gesamte Familie geworden, und mein Bruder ist heute Assistenztrainer am College. Wieso spielst du mit der Nummer 25? Mein Highschool-Coach hieß Kevin Brown. Im Jahr 2019 ist er leider an einem Hirntumor gestorben. In meinem ersten Jahr an der Highschool hatte ich ein bisschen Angst vor ihm. Er hatte den Ruf, hart zu seinen Spielern zu sein, angsteinflößend, manchmal zu schreien. Als ich zum ersten Mal in der Umkleidekabine auftauchte, hat er mir ein Trikot zugeworfen. Es war die Nummer 25. Ich hatte zu viel Angst, ihm zu sagen, dass ich eine andere Nummer wollte! Ich habe mich bedankt und trage seither die Nummer 25 (lacht). Nach der Highschool warst du am College von Valparaiso, obwohl dich auch prominentere, größere Universitäten rekrutiert hatten. Wieso ist es dann „Valpo“ geworden? Ich wollte spielen, von Anfang an. Zu dem Zeitpunkt war ich kleiner als jetzt,

„BEI ZSKA HABE ICH GELERNT, DASS ICH NICHT DER LÄNGSTE BIN, NICHT SO ATHLETISCH UND STARK BIN WIE ANDERE. DA HILFT ES AUCH NICHTS, SMART ZU SEIN.“ ___

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Außerdem warst du an der Uni völlig von Basketball eingenommen. Dein Umfeld musste dich teils an die restlichen Dinge im Leben erinnern, ans Ausruhen, ans Studium. Bis heute verbringst du sehr viel Zeit mit Basketball. Wie viel Zeit? Mann, es ist schwer, das zu beziffern. Ich komme gerade vom Training. Wenn wir fertig mit diesem Gespräch sind, schaue ich mir an, was ich letzte Nacht in der NBA verpasst habe. Oder wenn du jetzt vom Eurocup sprichst, vielleicht schaue ich ein bisschen davon. Wenn Profibasketball im TV kommt, schaue ich mir das an. Und wenn nicht, dann nehme ich mein Telefon. Ich spreche mit früheren Coaches, wir reden über meine Spiele. Es ist sehr hart für mich, den Stecker zu ziehen, nicht über Basketball nachzudenken. Es gibt Phasen, in denen ich entspanne, Zeit mit meiner Verlobten und meiner Familie verbringe. Da versuche ich, Abstand zu gewinnen. Aber während der Saison, wenn es Zeit ist zu liefern … ich habe Ziele, das Team hat Ziele, ich will das Beste rausholen. Das ist der einzige Modus, den ich kenne. Ich will nicht eines Tages müde sein, aufhören und dann zurückschauen und nicht alles gegeben haben. Wo kommt diese Einstellung her? Meine Eltern waren sehr eisern, wenn es um etwas ging: Wenn du etwas machen wolltest, musstest du dein Bestes geben. Meine Familie hat eine unglaubliche Arbeitseinstellung. Väterlicherseits waren das immer Bauern, im ländlichen Bundesstaat Illinois. Da brauchst du diese Einstellung, um durchzukommen. Der Highschool-Coach, von dem ich gesprochen habe, meine ganzen Mentoren … sie haben geholfen, diese Einstellung zu formen. Für mich ist das natürliche Energie. Die Spiele, die Trainingseinheiten – ich kann davon nicht genug bekommen. Umso härter arbeite ich, wenn ich die Chance habe. Mit wem telefonierst du so? Gerade habe ich ein Programm mit einem Mann angefangen, den ich in Phoenix kennengelernt habe. Er war dort Player

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Euroleague

Alec Peters

Development Coach. Brad macht ein Mindset-Training, mit mir und ein paar anderen. Wir sprechen über Einstellungen von Athleten, wie du dir mental einen Vorteil verschaffen kannst. Das machen wir die nächsten Wochen.

wieder ein paar Spiele zu verlieren. Wir müssen als Team viel konstanter sein, insbesondere defensiv. Wir hatten ein paar sehr gute defensive Auftritte, wo wir den Gegner bei 75 oder 70 Punkten gehalten haben. Aber es gab auch Spiele, wo wir 90 gegnerische Zähler zugelassen haben, manchmal 100. Da müssen wir mehr bringen und hoffentlich mal eine echte Siegesserie starten. Jetzt, im Januar und Februar, geht es um die letzten Playoff-Plätze.

Bei all dem Fokus – beherrschst du auch Trashtalk auf dem Parkett? Ich werde nie klein beigeben. Wenn jemand zu mir kommt und mich volllabert, werde ich nicht ruhig bleiben. Wenn ich auf dem Court stehe, bin ich fokussiert. Aber ich rede auch mal mit! Manchmal ist das gut, manchmal ist das schlecht. Ich habe nie viel geschrien, war immer sehr ernst, wenn ich gespielt habe. Das ist aber nicht immer gut. Ich muss manchmal noch mit mehr Spaß spielen. Denn Basketball ist ein Spiel, Spaß für mich, den ich mehr genießen sollte. Aber wenn jemand Trashtalk will: Ich habe jede Menge Zeug in meinem Kopf, falls ich es mal brauche.

Fotos: Aitor Arrizabalaga/Angel Martinez/Euroleague Basketball via Getty Images

Hast du besondere Rituale vor Spielen? Ja. Ich bin jemand, der sehr stark mit Routinen arbeitet. Wenn du mein Aufwärmprogramm siehst, wird das offensichtlich (lacht). Das ist ein anderer Ansatz – etwas, das ich in Phoenix gelernt habe. Da hat mir Igor Kokoskov, der heutige Headcoach von Fenerbahce, besonders geholfen. Es geht viel um Balance, Aktivierung, verschiedene Würfe. Ich fokussiere mich auf mein Körperzentrum und Balance. Ich stehe auf einem Bein, auf zwei Beinen, springe von Seite zu Seite und lande wieder nur auf einem Bein. Beim Werfen würdest du mich an bestimmten Bewegungen arbeiten sehen, etwa den Ball mit perfektem Spin in einem Halbkreis zu werfen. Dinge, die mir als Werfer helfen, meine Würfe zu treffen und ein exzellenter Shooter zu sein. Dazu muss ich immer mit meinen Füßen und Beinen arbeiten. Dieses Pregame-Programm entwickle ich mit jedem Jahr als Profi etwas weiter. Wer ist für dich der beste Werfer ever? (überlegt) Ich habe es geliebt, Dirk werfen zu sehen. Es ist ein bisschen unorthodox. Ein Sevenfooter, der diese Rainbow-Shots mit einem sehr lockeren Release wirft, die niemand jemals wird blocken können. Das hat mich als Kind total fasziniert, wie er einen Fadeaway nach dem anderen getroffen hat. Er war mein Favorit. Aber der beste Werfer aller Zeiten? Für mich ist das unstrittig: Steph Curry. Seine Quoten, die Varianten, der Schwierigkeitsgrad – da kommt niemand ran. Die Saison mit deinem neuen Klub TD Systems Baskonia Vitoria-Gasteiz läuft bisher eher durchwachsen. Ihr steht mit neun Siegen und elf Niederlagen aktuell nicht auf einem Playoff-Platz in der EL. Was fehlt? Wir können nicht glauben, ein PlayoffTeam in der Euroleague zu sein, wenn wir ein paar Spiele gewinnen, um dann direkt

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Am meisten überzeugt in eurer Mannschaft neben dir wohl der Italiener Achille Polonara (10,8 Punkte, 6,3 Rebounds, 1,3 Blocks, 43,3 Prozent Dreierquote), der diese Saison so richtig explodiert ist. Wie ist dein Eindruck? Er ist einer dieser Typen, die der Ball einfach findet. Weißt du, was ich meine? Ob das ein Rebound ist, seine HelpsideVerteidigung – er ist überall, hat unglaubliche Energie. Er spielt unglaublich hart. Und wenn du so spielst, wird dich der Ball finden. Er bekommt seine Gelegenheiten, einen offenen Jumper zu treffen, einen Looseball zu fangen und reinzulegen, weil er zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Das kann man kaum lehren, aber er macht das jeden Tag. Wir profitieren sehr von der tollen Saison, die er spielt.

„ICH KANN MICH NICHT AUF ATHLETIK, SCHNELLIGKEIT, EXPLOSIVITÄT VERLASSEN. DAVON HABE ICH NICHT VIEL IM VERGLEICH ZU ANDEREN SPIELERN. DESHALB GEHT FÜR MICH ALLES ÜBER DIE VORBEREITUNG, MEINEN IQ.“ ___

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Du spielst jetzt deine dritte Saison in der Euroleague, nach jeweils einem Jahr bei ZSKA Moskau und Anadolu Efes Istanbul. Wer sind die interessantesten Gegner in dieser Liga? Das ändert sich auf individueller Ebene von Jahr zu Jahr. Die Rivalen verändern sich, je nach Teamidentität. Die Ausnahme ist Zalgiris: Es ist egal, wen die haben, welchen Coach, welche Spieler. Sie spielen immer extrem hart, extrem enge Verteidigung, sehr gut organisierte Offensive, gut gecoacht. Sie lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, sind sehr souverän. Wenn du gegen Zalgiris spielst, ist es immer schwierig, völlig unabhängig vom Talent in ihrem Kader. Du hast in einem Podcast mit Kyle Hines gesagt, dass du dir vorkommst wie ein Söldner, mit drei Stationen in drei Jahren. Wie sehr war das scherzhaft gemeint? Eine sehr gute Frage. Ich werde hoffentlich bald eine Familie gründen. Da möchtest du dich wohlfühlen, nicht ständig über deinen nächsten Schritt nachdenken. Du willst zwei, drei Jahre Sicherheit. Dann kannst du dich entspannen, dich darauf einstellen. Aber der Spieler in mir will immer mehr! Ich will immer besser sein als im Jahr zuvor. Das kann dann auch einen Wechsel bedeuten. Es ist schwer zu sagen. Dieser Scherz ist also auch zu einem guten Teil Wahrheit: Ich komme immer wieder zu neuen Teams und soll dabei helfen, Spiele zu gewinnen. Und dann geht es weiter zum nächsten Team. Vielleicht klappt es, dass


ich länger bei Baskonia bleibe. Ich kann das jetzt nicht entscheiden, und es muss sich ein Stück weit von selbst ergeben. Bei Baskonia kannst du jetzt erstmals mit konstanter Spielzeit dein Können zeigen. Mit ZSKA bist du EL-Champion geworden, mit Efes warst du auf dem besten Weg, das zu wiederholen – aber du warst ein Rollenspieler. Bei den großen Teams habe ich manchmal viel beigetragen, und manchmal durfte ich gar nicht mithelfen. So ist das als Rollenspieler. Die Gelegenheit bei Baskonia habe ich ausgesucht, weil ich eine größere, konstantere Rolle haben würde. Vielleicht nicht die erste oder zweite, aber mit kontinuierlicher Einsatzzeit, mehr Würfen. Ich hoffe, dass ich eines Tages zu diesen größeren Teams zurückkehren und dort auch mit einer größeren Rolle spielen kann. Du musst zeigen, dass du das verdient hast. Größere Teams werden nicht einfach sagen: „Okay, Alec … hier sind 25 Minuten Spielzeit, in denen du zehn bis fünfzehn Würfe nehmen darfst.“ In einem Interview mit Eurohoops hast du gesagt, dass du all die Jahre „der gleiche effiziente Spieler“ gewesen bist. Heißt das, du hast während der drei Jahre Euroleague gar nichts verändert? Die größte Veränderung siehst du dieses Jahr erstmals. Und das ist etwas, worüber ich bei ZSKA viel mit Coach Dimitris Itoudis gesprochen habe. Er hat mir gesagt, dass meine Zukunft auf der Drei liegen könnte. Ich dachte immer, dass ich ein Vierer bin. Ich könnte das Feld breit machen und gleichzeitig stark am Korb sein. Bei ZSKA habe ich gelernt, dass ich nicht der Längste bin, nicht so athletisch und stark bin wie andere. Da hilft es auch nichts, smart zu sein. Deshalb muss ich so vielseitig wie möglich sein und auch auf der Drei spielen können. Und das geschieht dieses Jahr bei Baskonia sehr häufig: Ich bin nicht nur noch aus dem Catch-and-Shoot effektiv. Ich komme um Screens, dribble den Ball, ziehe zum Korb, sage Plays an, versuche Mismatches im Post zu bestrafen. Ich will vielseitiger werden, aber gleichzeitig effizient bleiben, auch wenn ich schwierigere Würfe nehmen muss als zuletzt. Der Spielplan in der spanischen ACB und in der Euroleague ist vollgepackt. Wie nutzt du freie Tage? Wenn das Wetter gut ist, gehe ich zum Golfen. Das ist eines meiner großen Hobbys. Außerdem versuche ich, so viel Schlaf wie möglich zu bekommen. Das kann bei unseren ganzen Reisen schon mal schwierig werden. Und vor den Spielen bin ich manchmal nervös, schlafe nicht so gut. Ich gucke aber auch jede Menge Basketball. Ich schaue mir Spiele unserer kommenden Gegner oder Wiederholungen unserer Spiele an. Ich stelle sicher, dass ich wachsam bleibe, dass mein Basketball-

Wissen auf dem neuesten Stand bleibt. Ansonsten? Ich versuche gut zu essen und zu entspannen. Gerade ist meine Verlobte zurück in den Staaten, aber die ersten fünf Monate war sie hier bei mir in Spanien. Sie besucht aktuell ihre Familie und trifft ein paar Vorbereitungen für unsere Hochzeit im Sommer. Wieso investierst du so viel Zeit in Vorund Nachbereitung? Diese Selbstevaluation hilft mir als Spieler enorm. Ich kann mich nicht auf Athletik, Schnelligkeit, Explosivität verlassen. Davon habe ich nicht viel im Vergleich zu anderen Spielern. Deshalb geht für mich alles über die Vorbereitung, meinen IQ. Ich muss an den richtigen Stellen auf dem Feld und stets sehr aufmerksam sein. Das lässt es dann zumindest so aussehen, als wäre ich ein bisschen schneller, als ich es tatsächlich bin.

Es gibt Abende, da laufen in Europa nur Eurocup-Spiele im Fernsehen. Schaust du die dann auch? (lacht) Wenn ansonsten nichts kommt, werde ich mir auch Eurocup-Spiele ansehen. Ich schaue auch nach wie vor viel NBA, trotz des Zeitunterschieds. Ich versuche so viele Spiele wie möglich zu schauen. Denn ich bin einfach nach wie vor auch ein Fan. Ich hoffe, eines Tages selbst wieder in der NBA zu spielen. Deshalb schaue ich die Spiele und sehe, was ich da für mich rausziehen kann. Dein gelegentliches Schlafdefizit kommt also gar nicht von den vielen Reisen! Ich habe den League Pass und versuche immer, die Spiele live zu sehen. Das heißt, dass ich auch manchmal nachts wach bin und mir extra den Wecker stelle, um die Spiele zu schauen … (lacht). redaktion@fivemag.de

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bbl-taktik

Das System von Chemnitz unter Pastore

DAS SYSTEM VON CHEMNITZ UNTER PASTORE Zwei Siege gegen Bamberg und Bayern innerhalb von 48 Stunden: Die NINERS Chemnitz haben in dieser Saison für große Überraschungen gesorgt. Ein Blick auf das System von Rodrigo Pastore verdeutlicht, dass dies keine Eintagsfliegen gewesen sein dürften. Text: Manuel Baraniak

U

nfinished Business“ … dort, wo gemeinhin der Hauptsponsor auf der Brust eines Trikots prangt, ist bei den NINERS Chemnitz jener Slogan zu lesen. Dieser geht auf die vergangene ProA-Saison zurück, als die Sachsen endlich den Aufstieg in die deutsche Beletage perfekt machten. Rückblick: In der Saison 2018/19 hatten die Chemnitzer die Hauptrunde dominiert, als erstplatziertes Team in der Halbfinal-Serie gegen Hamburg mit 2-1 geführt … nur um die nächsten zwei Partien zu verlieren und somit das sportliche Aufstiegsrecht aus den Händen gleiten zu sehen. „Business as usual“, um bei der Diskographie der US-Rap-Gruppe EPMD zu bleiben, war die vergangene Aufstiegssaison aber beileibe nicht. Im Zuge der CoronaPandemie wurde natürlich auch die ProASpielzeit unterbrochen – aber nicht mehr fortgesetzt, womit die NINERS den Aufstieg in einem bürokratischen Akt statt vor einer feierwütigen Meute in Chemnitz feiern durften bzw. mussten. „Back in Business“ ist die Mannschaft von Headcoach Rodrigo Pastore also nun und hat in ihrer Debütsaison in der BBL mitunter begeistert: wie durch zwei Überraschungserfolge vor der Länderspielpause Mitte Februar.

Fotos:Moritz Eden/City-Press GmbH via Getty Images

Zone und Switches Der 12. Februar 2021: Wie schon im Hinspiel gegen Brose Bamberg – dies trotz kurzer Vorbereitungszeit nach Quarantäne – befinden sich die Chemnitzer auch im Rückspiel auf Augenhöhe. Mehr noch: Marcus Thornton trifft 1,5 Sekunden vor Schluss einen Dreier zur 85:82-Führung. Johan Roijakkers nimmt daraufhin eine Auszeit, beim Einwurf an der Seite sieht sich seine Mannschaft auf einmal mit einer 1-2-2-Zone konfrontiert. Überrascht von dieser Verteidigung findet Devon Hall keine Anspielstation und wirft direkt in die Hände von Isaiah Mike. Immer wieder streuen Mannschaften nach Auszeiten eine Art von Zonenverteidigung ein – aber in der Crunchtime, bei 1,5 Sekunden Restspielzeit, wo ein Dreier den Ausgleich bedeuten kann? Das erfordert in gewisser Hinsicht Mut, aber vor allem Erfindungsgeist. Den beweist Rodrigo Pastore generell in der Defensive, wenn er eine 1-2-2-Zonenpresse einwirft, die im Halbfeld zu einer 3-2-Zone wird. Und bei der ein Big Man wie Jan Niklas Wimberg in der Mitte steht. Wimberg nimmt überhaupt eine essenzielle Rolle in der Verteidigung ein, wenn die Chemnitzer mit ihm auf der Drei sehr viele Pick-and-Roll-Situationen switchen. Das tut der Aufsteiger generell dann gerne, wenn ein großer Flügelspieler des Gegners als Ballhandler

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in Erscheinung tritt. Ansonsten verteidigen die NINERS mit ihren beweglichen Big Men per aggressivem Hedge-and-Recover. Nach Switches greift auch die Help-Defense ein – womit sich schon fast die sogenannten ScramSwitches andeuten, welche ein Erfolgsrezept des FC Bayern München sind (checkt den BBLTaktik-Check in FIVE #174). Nichtsdestotrotz verteidigte der Aufsteiger zur Länderspielpause nur unterdurchschnittlich: Den 15. Rang belegte Chemnitz beim Defensivrating. Immer wieder präsentiert sich das Team anfällig bei Drives, was natürlich auch Fouls zur Folge hat. Nur der Syntainics MBC schickt den Gegner noch häufiger an die Freiwurflinie.

Bewegung und Plays 14. Februar 2021: Wie schon im Hinspiel gegen den FC Bayern München – wo sie den Überraschungssieg selbst aus den Händen gaben – befinden sich die Chemnitzer auch im Rückspiel auf Augenhöhe. Mehr noch: Der Aufsteiger holt im vierten Viertel einen 14-Punkte-Rückstand auf! Der letzte Angriff gehört Chemnitz, beim Stand von 82:83 kommt Pastores Team bei 23 Sekunden zu spielen aus der Auszeit – und präsentiert ein vorzügliches Mannschaftsspiel. Drive, Kickout, Closeout attackieren, Pass unter den Korb, Kickout – und Dominique Johnson trifft den Gamewinner-Dreier mit der Schlusssirene. „Der letzte Angriff hat gezeigt, wohin wir uns als Team mittlerweile entwickelt haben: zu einem unglaublich selbstlosen Teamplay. Niemand hat darauf gepocht, den letzten Wurf zu bekommen, sondern alle haben versucht, den bestmöglichen freien Wurf herauszuspielen. Das war beeindruckend“, weiß auch Pastore. Den Assist gibt dabei Marcus Thornton – welcher eigentlich einen Wurf forcieren dürfte, hat sich der Guard doch als bester Crunchtime-Spieler der Chemnitzer etabliert. Sehr effiziente 1,12 Punkte pro Possession erzielt Thornton in ClutchSituationen (fünf Minuten vor Schluss bzw. in der Verlängerung bei höchstens fünf Punkten Unterschied). Sein Unterhandkorbleger birgt Signature-Move-Potenzial in dieser Liga. Mit der Kombination aus Teamplay, Drive-and-Kick-Elementen und viel Bewegung präsentiert sich die Mannschaft mit gutem Spacing, was eine Dreierquote von 41,2 Prozent untermauert (Malte Ziegenhagen übrigens mit 3,2 Dreierversuchen in nur 9,8 Minuten!). Ein Paradebeispiel für Pastores Playbook ist der Spielzug rechts, in dem alle fünf Spieler ihre ursprüngliche Position auf dem Feld verändern und teils zur selben Zeit in entgegengesetzte Richtungen cutten. Erwähnenswert ist hierbei Thorntons 180-Grad-

Cut – bei einer Aktion, in der man vom Playmaker einen ballfernen Block erwarten könnte. Überhaupt ändert Pastore Plays, die man bei mehreren Teams findet, gerne etwas um und sorgt so für Überraschungen. So integriert er beispielsweise im Back-ScreenPick-and-Roll einen zweiten Block am Ball. Mit diesem Schachzug gewannen die Chemnitzer die Partie gegen Bonn (natürlich dank Thornton). Handoffs oder Step-up-Ball-Screens – wenn der Big Man mit Schwung ins Pick-andRoll geht – findet man in der Offensive immer wieder. Handoffs sind vielleicht auch deswegen ein gutes Mittel, weil die NINERS sehr anfällig für Ballverluste sind. Ihre Turnover-Ratio von 20,2 ist der mit Abstand schlechteste Wert der Liga. Der Abstand zwischen Chemnitz als 18. und Vechta als 17. ist so groß wie zwischen Vechta und den GIESSEN 46ers auf Platz 10! Oft sind es unbedrängte Fehlpässe, die Chemnitz das Leben schwer machen: Im Erhebungszeitrum seit Jahresbeginn verloren die Ballführer im Pick-and-Roll in jedem dritten (!) Abschluss den Ball. So suchen die Chemnitzer mitunter häufig das Eins-gegeneins, wo sie auch sehr effizient auftreten (0,97 PPP). Und obwohl nur selten Pick-and-Pop gespielt wird, schließen verhältnismäßig oft die Abroller ab. Mit seinen guten Short-Rolls ist hierbei Jonas Richter eine spannende Personalie. Überhaupt hat Pastore ein spannendes Gerüst auf den deutschen Positionen versammelt. So sehr Thornton in der Crunchtime überzeugt und Terrell Harris als Starting Shooting Guard beim Playmaking hilft – ein weiterer Aufbauspieler täte Chemnitz gut. Bei Redaktionsschluss hatten bereits drei Point Guards das Team verlassen …

Finished Business? Nationalmannschaftsfenster Mitte Februar: Die Chemnitzer gehen mit einer Serie von drei Siegen hintereinander sowie sechs Erfolgen aus den vergangenen zehn Partien in die Länderspielpause. Und stehen mit einer Bilanz von 7-11 auf dem neunten Platz, nur ein Spiel hinter dem letzten Playoff-Rang. „Eigentlich dachte ich ja schon nach dem Bamberg-Spiel, dass dies der außergewöhnlichste Sieg der NINERSGeschichte gewesen wäre“, sinnierte Pastore nach dem erneuten Coup. „Aber das Match gegen Bayern toppt einfach alles. Ich bin unfassbar stolz auf mein Team!“ „Unfinished Business“? Die NINERS befinden sich auf einem guten Weg, ihre Geschäfte zu erledigen – in Form des Klassenerhalts in ihrer BBL-Premierensaison. redaktion@fivemag.de


SPIELZUG 2

A

3

5

4

1

Depth Chart 2020/ 2021 Pos. Spieler

PG

Marcus Thornton

Virgil Matthews

SG

Terrell Harris

Malte Ziegenhagen

Luis Figge

SF

George King

Dominique Johnson

PF

Isaiah Mike

Jan Niklas Wimberg

C

Jonas Richter

Joe Lawson

Filip Stanic

Im Backcourt fehlt ein weiterer etatmäßiger Point Guard. Jan Niklas Wimberg begann die Saison als Starting Power Forward, gab dann den Starting Small Forward, um schließlich von der Bank zu kommen – was für seine Vielseitigkeit spricht. Stanic würde Physis auf die Fünf bringen, doch der 23-Jährige fiel zweimal länger aus.

Spieler im Fokus:

Marcus Thornton (1) bringt über die rechte Seite den Ball und passt auf George King (3), der durch einen Pin-Down von Jonas Richter (5) nach oben kommt.

JAN NIKLAS WIMBERG Im Sommer 2016 hatte Jan Niklas Wimberg zuletzt unter Henrik Rödl gespielt, damals für die deutsche U20-Nationalmannschaft bei der EM. Knapp vier Jahre später sollte Wimberg sein Debüt in der A-Nationalmannschaft geben, während der EuropameisterschaftsQuali im Februar 2020. Dazwischen lag für den Forward keine einfache Zeit: In Oldenburg schien Wimberg sein Potenzial nicht wirklich ausschöpfen zu können, im Sommer 2019 machte er den Schritt von der ersten in die zweite Liga – feierte aber mit Chemnitz den Aufstieg, um in der aktuellen Saison nun den besten Basketball seiner Karriere zu spielen. Im damaligen U20Team mit Mitspielern wie Karim Jallow oder Andi Obst hatte Wimberg derweil als vielseitigster Spieler überzeugt, was seine unterschiedlichen Abschlussarten verdeutlichen. Mittlerweile hat sich das Offensivprofil Wimbergs aber geschärft: In Chemnitz ist der 2,06-Meter-Mann der vielleicht beste Stretch-Big. In vier von zehn Fällen schließt Wimberg aus dem Spotup ab, wobei er es hierbei auch versteht, Closeouts zu attackieren. Wenn er dann bis zum Korb durchkommt und stilsicher per Layup oder kraftvoll per Dunk abschließt, schimmern Guard-

PLAY-TYPE spotup cut P&R Man transition putback Summe

Bewegungen durch. So verwundert es nicht, dass Wimberg in dieser Saison auch als Starter auf der Drei eingesetzt worden ist. Dieses Pendeln zwischen der Drei und Vier darf im postmodernen Basketball nicht unterschätzt werden, fallen einem solchen Spieler doch vielfältige Aufgaben zu. Als Blocksteller präsentiert sich Wimberg mit gutem Passspiel nach Short-Rolls, ballabseits versteht es der Forward, nach Kickout-Pässen den Ball schnell weiterzupassen und so Vorteile aufrechtzuerhalten. Hierbei täte Wimberg mitunter ein wenig mehr Eigensinn gut. Fünf Chemnitzer Spieler nehmen mehr Würfe pro Partie – obwohl Wimberg die meiste Einsatzzeit erhält. Was hierbei mitschwingt: Wimberg dürfte bei höherer Aggressivität noch häufiger Fouls ziehen, zumal er an der Linie eine Macht ist – 32 seiner 33 Freiwürfe hat er zur Länderspielpause versenkt! Mit seiner Flexibilität ist Wimberg auch wichtig in der Verteidigung. Mit ihm kann Chemnitz switchen, er ist der beste Ringbeschützer der NINERS. Vielleicht kommt die Vielseitigkeit (vor allem offensiv) wie zu U20Zeiten nicht mehr ganz so durch, doch wertvoll ist Wimberg mit seinem Gesamtpaket allemal.

FREQ% PPP FG% FT FREQ% TO FREQ% 39,1 1,08 37,5 4,0 0,0 15,6 1,20 62,5 10,0 10,0 15,6 0,80 44,4 0,0 10,0 9,4 1,83 80,0 0,0 16,7 7,8 1,20 50,0 20,0 0,0 100,0 1,11 46,2 6,3 10,9

B 2 5

4

1 HO

3

Schon mit Richters Off-Screen stellt auf der anderen Seite Isaiah Mike (4) einen Pin-Down für Terrell Harris (2), der zur Spielfeldmitte weiterläuft und per Handoff den Ball von King erhält. Thornton bewegt sich nach dem Einstiegspass nach unten …

C 4

1

5

3 2

… läuft durch die Zone und vollzieht einen 180-Grad-Cut. Richter ist nach dem Handoff von King direkt nach oben rotiert – er und Harris laufen ein hohes Pick-and-Roll. King und Mike cutten in die Ecken.

D

3

4

1

5

2

Die Play-Type-Stats für Jan Niklas Wimberg aus dem Kalenderjahr 2021. Legende: Freq% – Prozentsatz der Abschlussart an allen Abschlüssen des Spielers, PPP – Punkte pro Abschluss, FG% – Feldwurfquote, FT Freq% – Wie häufig zieht der Spieler Freiwürfe, TO% Freq – Wie häufig produziert der Spieler einen Ballverlust; Daten: Manuel Baraniak

Thornton besetzt den Flügel, um für optimales Spacing zu sorgen. Richter rollt hart ab, Harris kann nach einem Switch den Korb attackieren und hat vor allem ein Auge für den Weakside-Kickout.

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Basketball Löwen Braunschweig

B a s k e t b a l l

L ö w e n

B r a u n s c h w e i g

„Made in Germany“

Fotos: Martin Rose/Getty Images/Basketball Löwen Braunschweig/Adam Pantozzi/NBAE via Getty Images

In Braunschweig entwickelt sich das spannendste Basketball-Projekt Deutschlands, seitdem Dennis Schröder im Juli 2020 seinen Heimatverein als Alleingesellschafter übernommen hat. Die Ambitionen sind groß, mit dem eigenen Nachwuchs soll die Meisterschaft gewonnen und in Europas Eliteliga mitgespielt werden. In exklusiven Gesprächen mit FIVE verraten Schröder, Geschäftsführer und Sportdirektor Nils Mittmann sowie Talentschmied Liviu Calin den Plan zurück in ein goldenes Zeitalter. Text: Sebastian Finis

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Basketball Löwen Braunschweig

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er Kader der Basketball Löwen Braunschweig erinnert an eine Zeit vor 30 Jahren in der BasketballBundesliga, in der nur zwei Ausländer pro Team erlaubt waren. Bei den Löwen sind es in dieser Saison drei. Seit dem Bosman-Urteil im Jahr 1995 und der späteren Quotenregelung gab es keine Erstligamannschaft, die mit drei oder weniger Ausländern an den Start ging. Der Stempel „deutsch“ war gleichzusetzen mit „Rollenspieler“. An ganz wenigen Stellen war es dem deutschen Basketball gelungen, einheimische Kreativspieler zu entwickeln. Dieser Trend ist Geschichte. Die Nachwuchsschmiede Alba Berlin ist das beste Beispiel. Diesem möchte nun auch Braunschweig folgen. Bei den Löwen gehören in dieser Saison deutsche Talente zu den unbestrittenen Leistungsträgern und Erfolgsfaktoren, allen voran Karim Jallow, Lukas Meisner und Gavin Schilling. Die in den vergangenen Jahren stark gebeutelten Niedersachsen gewannen vier ihrer ersten sechs Partien, standen zwischenzeitlich auf einem Playoff-Platz – das gab’s lange nicht. 70 Prozent aller Punkte sind „made in Germany“. Die Spielanteile der Deutschen in der zehn Profis umfassenden Rotation von Coach Pete Strobl liegen im Schnitt bei 20 Minuten, bei den oben genannten Top 3 sogar bei 29. Bei den Rebounds (besonders offensiv) sowie den pro Spiel erzielten Punkten zählen die Braunschweiger zu den Besten der Liga. „Braunschweig hat offensive Firepower“, erkennt Luke Sikma von Alba Berlin, eines der großen Gesichter der BBL, an. Zwar gerieten die Löwen nach dem guten Saisonauftakt aufgrund von coronageplagten und verletzten Akteuren etwas ins Wanken, doch macht das ihrer Vision keinen Strich durch die Rechnung.

Spannend & ambitioniert

„Es ist kein Zufall, dass wir diese Kaderstruktur haben, sondern das ist unser Weg, den wir gehen wollen“, sagt Braunschweigs Geschäftsführer und Sportdirektor Nils Mittmann, der 385 BBL-Spiele an Erfahrung mitbringt und einst mit langen, wehenden Haaren die Braunschweiger als Kapitän anführte. „Das ist unsere Vision, mit jungen Spielern zu arbeiten, diese Spieler weiterzuentwickeln, sie aufs nächste Level zu bringen. Wir sind hier in Deutschland. Da ist es natürlich sinnvoll, die Nachwuchsentwicklung und -förderung mit einheimischen Talenten zu bestreiten. Aber es ist auch unser Ansatz, nicht ausschließlich deutsche Talente hierherkommen zu lassen. Basketball ist eine weltoffene, multikulturelle Sportart. Von daher sind wir, was das angeht, total offen und denken nicht in Nationalitäten. Unser Anforderungsprofil ist jung, wild, hungrig.“ Mit 18 Jahren steht ein Luc van

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Slooten regelmäßig in der Starting Five, Guard Bryon Allen, von dem sich der Klub mittlerweile getrennt hat, war mit 28 der Älteste im Team. Die Braunschweiger sind auf einer Mission mit großer Vision. „Wir wollen der Ausbildungsstandort Nummer eins in Deutschland werden, wie wir es vor acht, neun Jahren waren, als ich auch hier war und die Leute gerne nach Braunschweig gekommen sind“, gibt Alleingesellschafter Dennis Schröder die Richtung vor. „Das wollen wir wieder hinbekommen.“ Aber damit möchte sich der NBA-Star der Los Angeles Lakers nicht zufriedengeben. „Wir wollen irgendwann auch international spielen. Die Euroleague ist ein Traum, den wir haben. Und ich möchte als Spieler mit dem Team irgendwann einen Meistertitel holen. Das ist ein großes Ziel.“ Mit Mitte 30 wolle er, immer noch topfit, in die Heimat zurückkehren. Die Braunschweiger wollen auf den Mond und greifen dafür bewusst nach den Sternen. „Das Thema Spielerentwicklung ist zentral“, führt Mittmann fort. „Darüber wollen wir die anderen Ziele erreichen. Wir brauchen natürlich immer die Plattform Bundesliga, wollen uns als Klub weiterentwickeln und regelmäßig in den Playoffs dabei sein. Das sind die klar definierten, harten sportlichen Ziele. Ich glaube, dass wir mit so einem Ansatz international spielen können und auch attraktiver für noch größere, bessere Talente werden und dann den Gap in Richtung absolute europäische, internationale Spitze schließen können. Es ist einfach logisch, dass man sich dahin entwickelt. Das sind unsere großen, übergeordneten, langfristigen Ziele.“ Braunschweig ist das spannendste Projekt im deutschen Basketball.

Aufbau der Strukturen

Solch eine Vision braucht eine Reihe erforderlicher Schritte und Maßnahmen. Die Liste ist so lang wie die Abwärtsspirale der Braunschweiger in den vergangenen fünf Jahren. Die Nachwuchssichtung und Talentförderung sollen in Braunschweig zukünftig schon im jüngsten Kindesalter beginnen, angefangen in den Kitas über die Vorschule bis in die Schule, wie es die Talentwerkstatt Alba Berlin vormacht. „Wir müssen generell den Basketball in den ganz jungen Zielgruppen in den Fokus rücken, damit sie überhaupt zum Basketball kommen“, weiß Mittmann. „Aber es ist auch aus Marketinggesichtspunkten enorm wichtig. Die Kinder sind die Fans von morgen, und jedes Kind hat Eltern. Wir müssen auf dieser breiten Basis anfangen, hier am Standort für die Popularität des Basketballs zu werben. Jeder, der mit dem Sport in Berührung kommt, soll nicht an den Basketball Löwen vorbeikommen.“ Dafür sei es unabdingbar, diesen Kindern entsprechende Trainingsmöglichkeiten zu bieten, Hallenkapazitäten bereitzustellen

und insgesamt die Strukturen am Standort Braunschweig zu verbessern. Als aktuell „riesiges Thema“ bezeichnet Mittmann die eigene Hallensituation mit der darin enthaltenen Geschäftsstelle des Vereins – die Tunica-Halle, die der Verein nur bis 2023 nutzen kann. Dann wird die in die Jahre gekommene Trainings- und Office-Heimstätte der Braunschweiger abgerissen und muss einer Gesamtschule weichen – eine Entscheidung der Stadtverwaltung. Nun soll ein eigenes Trainingszentrum gebaut werden, mit modernen, hochprofessionellen Standards. Die Planung läuft auf Hochtouren. Zum Aufbau der eigenen Strukturen zählt auch die zweite Mannschaft, die hochklassigste unter der BBL. Bisher spielt die nur in der zweiten Regionalliga. „Die müssen wir schnellstmöglich in Richtung ProB entwickeln, damit wir eine weitere Plattform haben, auf der die Top-Talente Spielpraxis sammeln können“, forciert Mittmann die Bemühungen des Klubs, zum Nachwuchsstandort Nummer eins zu werden. Eine Farmteam-Kooperation à la Berlin-Bernau schließt Mittmann jedoch aus: „Kooperationen sind gut, aber wir wollen die Strukturen am eigenen Standort schaffen, unseren eigenen Talenten die Plattform bieten!“ Ein erster Schritt ist getan. Mit den SG Junior Löwen wurde im Juli 2020 eine gemeinnützige GmbH gegründet, die weite Teile für die Nachwuchsarbeit übernimmt, unter anderem in der JBBL und NBBL. Es ist die Plattform, in der die Kräfte am Standort gebündelt werden sollen. Die Suche nach jungen, frischen Talenten in Deutschland und Europa hat längst begonnen. „Mit unserem Konzept sind wir ein attraktiver Standort für junge Spieler“, glaubt Mittmann. „Wir müssen eine gute Mischung finden aus bis ins letzte Detail geplanten Maßnahmen und einer operativen Flexibilität.“ Vor der Saison verpflichteten die Braunschweiger fünf deutsche Youngsters für den BBL-Kader (Meisner, Schilling, van Slooten, Bazoumana Koné und Kostja Mushidi). Der gebürtige Braunschweiger Lukas Meisner, der zusammen mit Karim Jallow die Kapitänsrolle übernimmt, kehrte früher zu seinen Wurzeln zurück als geplant. „Ich habe ehrlich gesagt nicht daran geglaubt, früh zurück nach Braunschweig zu kommen. Einfach weil ich dachte, das ist ein Move, den man mit Anfang 30 macht, um dann mal wieder nach Hause zu kommen“, sagt der 25-jährige Flügelspieler. „Es war eine emotionale Entscheidung, zurück zur alten Heimatstätte zu kommen, zu Leuten, die ich kannte. Auch der Coach Pete Strobl hat es mir sehr einfach gemacht. Er glaubt sehr an mich, ist ein toller Coach. Und das, was Dennis vorhat, hat mich sehr überzeugt, sodass ich ein Teil davon sein möchte.“ Bei Schröders Vorhaben spielt auch


Fotos: City-Press via Getty Images

das Urgestein der Braunschweiger Talentförderung, Liviu Calin, der einst Schröder zum NBA-Spieler formte, eine wichtige Rolle. Der 67-Jährige ist bei den Junior Löwen Sportdirektor und hat die Aufgabe, das Nachwuchskonzept sportlich neu zu orientieren und wiederaufzubauen. Ebenso ist Calin dritter Assistenztrainer der Erstligamannschaft, steht als Berater und Individualtrainer zur Verfügung. Wie realistisch klingt es für den Maestro Calin, der seit 1991 für die Jugendarbeit in Braunschweig verantwortlich ist, den Klub zurück an die Spitze der deutschen Nachwuchsförderung zu hieven, wie vor zehn Jahren zu Zeiten von Schröder und Daniel Theis? „Wir waren in den letzten fünf Jahren in einer Abstiegsspirale: Abstieg der JBBL, Abstieg der NBBL, Abschaffung der Zweitligamannschaft“, blickt Calin, der schon alles gesehen und erlebt hat, wehmütig zurück. „Um so etwas aufzubauen, brauchst du fünf, sechs Jahre. Wir probieren das jetzt. Aber das zu schaffen, bedeutet sehr viel Arbeit. Es hängt von den Personen ab, die beim Verein tätig sind. Es hängt sehr viel von der Orientierung des Vereins ab, den Sponsoren und sogar den Headcoaches. Es ist auch eine Frage der Finanzen, eine Konzentration deutscher Talente hier zu haben. Es ist möglich, an die Spitze zurückzukommen, aber das ist ein langer, schwerer Prozess.“ Für Calin ist Alba Berlin das große Vorbild, wo nicht selten fünf gebürtige Berliner gleichzeitig auf dem Parkett stehen – und das gegen Hochkaräter wie etwa Fenerbahce Istanbul in der Euroleague. „Die Präsenz von Aito, den drei spanischen Assistenztrainern und Sportdirektor Himar Ojeda hat den Berlinern eine neue Farbe, eine neue Orientierung gegeben. Was Aito schafft, zeigt, dass diese Spieler das Potenzial haben, in Europas Spitze mitzumischen. Man muss ihnen nur die Chance geben, sich zu entwickeln, und ihnen das Vertrauen schenken. Es ist aber nicht nur das Vertrauen, es ist auch die Qualität des Programms und des Trainings, Talente weiterzuentwickeln. Ich bin froh, dass mit Alba jetzt noch ein Verein beweist, dass es möglich ist, gegen internationale Topvereine in Europa auch mit deutschen Spielern zu bestehen. Das ist eine super Realität, die mich begeistert. Die Berliner haben meine Sympathie. Ich habe großen Respekt vor ihrer Historie und ihrer Arbeit.“ Notiz am Rande: Im direkten Bundesliga-Duell der Löwen mit den Albatrossen standen zwischenzeitlich zehn Deutsche auf dem Parkett.

Moderne Klubkultur

Ein weiteres Kernthema in Braunschweig ist eine Neuausrichtung der Vereinsstruktur. „Organisatorisch gab es in den vergangenen Jahren viele Dinge, die falsch gelaufen sind“, findet Schröder. „Ich will die Organisation so aufbauen,

„WIR WOLLEN DER AUSBILDUNGSSTANDORT NUMMER EINS IN DEUTSCHLAND WERDEN, WIE WIR ES VOR ACHT, NEUN JAHREN WAREN, ALS ICH AUCH HIER WAR UND DIE LEUTE GERNE NACH BRAUNSCHWEIG GEKOMMEN SIND. WIR WOLLEN IRGENDWANN AUCH INTERNATIONAL SPIELEN. DIE EUROLEAGUE IST EIN TRAUM, DEN WIR HABEN. UND ICH MÖCHTE ALS SPIELER MIT DEM TEAM IRGENDWANN EINEN MEISTERTITEL HOLEN.“ DENNIS SCHRÖDER ___

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dass wirklich jeder Mitarbeiter und jeder Spieler, wenn er ins Office oder in die Halle kommt, ganz genau weiß, wofür wir stehen, was unsere Vision ist, was unsere Ziele sind und warum er jeden Tag zur Arbeit kommt. Da müssen wir anfangen. Wir wollen das zusammen machen. Da macht Nils Mittmann einen sehr guten Job. Ich vertraue ihm komplett. Ich hatte ihn damals als Kapitän in unserem Team. Er ist einfach ein geborener Anführer, versucht alles fürs Team zu geben, für die Organisation. Weder der Geschäftsführer noch ich als Alleingesellschafter sind besser als die ganzen Mitarbeiter. Das Gefühl möchte ich allen geben. Wir sitzen alle in einem Boot und versuchen es nach vorne zu treiben, wollen das Bestmögliche für die Organisation herausholen. Das ist in den letzten Jahren ein bisschen verloren gegangen. Das wollen wir den Mitarbeitern anlernen und ihnen den richtigen Weg zeigen. Jeder Einzelne soll Tag für Tag besser werden.“ Schröder spricht davon, den Verein „gesund“ aufbauen zu wollen und „die Kultur ein bisschen zu verändern“, bei der die Vision den Mitarbeitern bis ins Mark übergeht. Beim Aufbau der eigenen Strukturen spielt auch die Pflege bestehender sowie die Akquise neuer Sponsoren eine wichtige Rolle. „Ich werde alles Mögliche tun, den Standort nach vorne zu bringen, die Löwen Braunschweig sind aber nicht nur Dennis Schröder“, sagt der 27-jährige NBA-Profi und Unternehmer im Nebenberuf. „Die gesamte Region muss mit uns auf diese Reise gehen, damit der Braunschweiger Basketball wieder erfolgreich werden kann. Wir wollen es schaffen, dass wirklich jeder in der Region sponsort und hinter uns steht. Wir müssen alle zusammenhalten, wie eine große Familie. Wir wollen etwas schaffen, was noch keiner geschafft hat. Der Standort Braunschweig hat es verdient, dass wir irgendwann oben im Basketball mitspielen.“ Schröder ist fest davon überzeugt, dass dem Verein der Sprung an die Spitze gelingen kann. „Ich setze meine Ziele immer ein bisschen höher und versuche dann jeden Tag so hart zu arbeiten, damit ich sie erreiche“, sagt er. „Wir können es auf jeden Fall schaffen. Aber wie gesagt, wir brauchen die Unterstützung von ganz Braunschweig und der Umgebung.“ Nicht nur nationale, sondern auch internationale Sponsoren sollen auf die Löwen-Safari mitgenommen werden. Schröder: „Wir sprechen gerade mit Leuten in China. Wir versuchen so viele Kooperationen wie möglich zu haben.“

Sam Presti als Vorbild

Beim Aufbau der Vereinsstruktur nimmt sich die Braunschweiger Führungsetage die professionellste Basketballliga der Welt zum Vorbild: die NBA. Von dort wolle man sich Dinge abschauen und an die lokalen Gegebenheiten anpassen. „Der Grad an

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Basketball Löwen Braunschweig


Fotos: Martin Rose/Getty Images/Basketball Löwen Braunschweig

Professionalität, der in der NBA herrscht, ist etwas, was wir in Braunschweig etablieren wollen“, sagt Mittmann. „Dass wir klare Strukturen und klare Verantwortungsbereiche schaffen. Dass wir Transparenz in unseren Entscheidungen haben, alle beteiligen, aber dass auch Dinge intern bleiben. Wir wollen unsere Spieler nach außen beschützen, gerade bei den jungen ist es wichtig. Wir müssen hier eine Atmosphäre schaffen, in der man professionell arbeiten kann.“ Damit die Spieler ihren Fokus voll auf Basketball richten können, sollen für die Schützlinge alle möglichen Kleinigkeiten erledigt und geregelt werden. Es sind Dinge, wie sie Dennis Schröder in der NBA vorfindet – zum Beispiel, dass sich der Spieler morgens seine Trainingsklamotten nicht selbst packen muss, sondern diese frisch gewaschen in der Halle zur Verfügung stehen. Nach dem Training wirft der Spieler seine vollgeschwitzten Klamotten einfach wieder in den Wäschekorb. „Wir wollen es den Spielern so einfach wie möglich machen“, berichtet Schröder. „Wir wollen den Spielern viele Sachen abnehmen, sodass sie sich, wenn sie zum Training kommen, nur auf Basketball konzentrieren und besser werden. Auch allen anderen Vereinsmitarbeitern wollen wir das Arbeiten so angenehm wie möglich machen.“ Einiges davon konnte schon umgesetzt werden, während Schröder vor Beginn der NBA-Saison in Braunschweig war. „Was Dennis gemacht hat, ist, die Mentalität zu verändern“, erkennt auch Liviu Calin. „Den Spielern alles anzubieten, was sie brauchen, sie in allen Bereichen professionell zu betreuen, in privaten, organisatorischen, administrativen Aspekten zu helfen, zu unterstützen – und nicht zuletzt im sportlichen Aspekt, damit die Spieler eine gute Qualität im Training bekommen, im Fitness- und Ernährungsbereich. Die Spieler sollen ein Umfeld haben, welches ihnen erlaubt, maximale Leistung zu bringen, sich wohlzufühlen und beschützt zu fühlen. Dass sie zufrieden und stolz sind, den Verein zu vertreten. Die Spieler bekommen die volle Unterstützung, Komfort, Qualität, Respekt und ein sehr gutes Umfeld, um ihren Job professionell auszufüllen.“ Schröder spricht von einem „NBA-Flavour“, den er einbringen möchte, nicht nur im täglichen Trainingsbetrieb, sondern auch bei den Heimspielen. Dort soll der Eventcharakter noch mehr zum Vorschein kommen, wie zum Beispiel mit einem „Half-Court-Shot“, wenn die Fans wieder da sind. „Es sind viele Kleinigkeiten, die wir versuchen zu verändern, um es ein bisschen attraktiver zu machen, ein bisschen moderner“, erläutert Schröder. „So wie es auch bei uns in der NBA ist. Wir wollen etwas schaffen, was nicht viele in Deutschland oder Europa machen.“

Dennis Schröder ist ein großer Fan von Sam Presti, dem General Manager der Oklahoma City Thunder, auch nach seinem Wechsel zu den Lakers. Wie Presti im Front Office die Abteilung führt, ist sehr inspirierend für den Jungunternehmer. „Ich habe mit dem OKC-Chef gesprochen, um zu gucken, wie es so ist“, schildert Schröder. „Sam Presti hat mir da sehr unter die Arme gegriffen, mir geholfen und mir gesagt: ‚Hör zu, so und so würde ich das machen.‘ Einfach nur zu erfahren, wie er das so handhabt, hilft mir sehr.“ „Es sind nicht nur Dinge wie: ,Wir brauchen eine Waschmaschine vor Ort und jemanden, der die Sachen wäscht‘, sondern Bereiche wie Leadership, Führungsund Unternehmenskultur“, ergänzt Geschäftsführer Nils Mittmann. „Dabei wollen wir uns an den NBA-Franchises orientieren, wie es dort gelebt wird in den einzelnen Unternehmensbereichen. Das ist für mich ein Thema, inwieweit wir uns weiter professionalisieren.“

Neben NBA-Macher Presti hat Schröder auch Tony Parker zum Vorbild. Die französische Legende der San Antonio Spurs besitzt die Hauptanteile seines Heimatvereins ASVEL Lyon-Villeurbanne und ist seit 2014 Präsident des Klubs, der mit Parkers Bruder T.J. als Coach in Europas höchster Spielklasse aktiv ist. „Ich habe mit Tony geschrieben“, so Schröder. „Wir werden auch einen Call über Zoom oder Facetime haben, um uns einfach mal auszutauschen. Für mich ist das natürlich auch neu. Tony Parker hat es vorgemacht. Er spielt mit seinem Klub in der Euroleague. Größer geht nicht. Er gibt auch zurück. Deswegen freue ich mich auf den Call mit ihm. Das wird ein super Gespräch, was mir weiterhelfen wird.“

Kein Gegenwind

Im Juli 2020 hat Dennis Schröder die Basketball Löwen Braunschweig als Alleingesellschafter übernommen. Bis dahin hatte er bereits mit 71,2 Prozent die Hauptanteile des Vereins. Dass er jetzt

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Basketball Löwen Braunschweig

100 Prozent des Klubs besitzt, wird in Deutschlands wohlwollend anerkannt. „Die Reaktionen waren ausschließlich sehr positiv“, sagt Schröder. „Ich habe persönliche Briefe von Baugenossenschaften und Firmen aus Braunschweig bekommen. Sie haben mir geschrieben, dass sie den Move sehr gut finden, da sie jetzt schon nach der kurzen Zeit sehen, wie viel gemacht wurde. Wenn wir die Region hinter uns haben, dann gehen wir den Weg, den wir gehen wollen. Mein Ziel war es einfach, zurückzugeben. Das ist gut angekommen. Ich habe aber nicht als Alleingesellschafter übernommen, um gutes Feedback zu bekommen. Mir geht es um den Standort. Den müssen wir so gut wie möglich pushen. Da haben wir noch einen sehr weiten Weg. Aber wir fangen nicht bei null an. Wir haben die Basis gelegt. Von da aus wollen wir Stück für Stück jeden auf die Reise mitnehmen.“ Von der Führungsetage der Basketball-Bundesliga bekommt Schröder ebenfalls Lob. Auf Anfrage von FIVE äußern sich BBL-Geschäftsführer Dr. Stefan Holz sowie BBL-Präsident und -Aufsichtsratschef Alexander Reil in einem gemeinsamen Statement: „Wir freuen uns über jeden Investor, der sich für die beste Hallensportart der Welt entscheidet. Insbesondere ist es natürlich toll, wenn sich mit Dennis Schröder der aktuell bekannteste deutsche Basketballer und das Gesicht des deutschen Basketballs in der BBL und seinem Heimatklub, den Basketball Löwen Braunschweig, engagiert, zumal als Alleingesellschafter und mit seinem privaten Geld. Das Konzept mit jungen, entwicklungsfähigen und ‚hungrigen‘ deutschen Spielern, verbunden mit einem passenden, coolen Relaunch der Marke, ist ein Weg, der grundsätzlich großartig zur easyCredit BBL passt. Damit geht Dennis Schröder genau das an, was wir von jedem Klub einfordern und letztlich auch mit der gesamten easyCredit BBL selbst verfolgen, nämlich Vision und Ambition sowie eine klare Identität.“ Auch von Topvereinen in Europa wie dem FC Bayern Basketball erhält Schröder Zuspruch. „Dennis verdient den allergrößten Respekt für diese Entscheidung“, lobt Münchens CEO Marko Pesic im Podcast von MagentaSport. „Wir müssen aufhören, bei solchen Sachen immer ein Haar in der Suppe zu suchen. Wenn eine Persönlichkeit wie Dennis sich entscheidet, in seiner Heimatstadt ein Projekt zu unterstützen, dann müssen wir ihn eigentlich alle auf Händen tragen. Das ist meine Meinung. Nicht nur das. Sondern es ist ja offensichtlich so, dass dahinter ein Konzept steht. Egal von welchem Blickwinkel du das betrachtest, müsste er eigentlich von allen gelobt werden, dass er investiert. Und das, obwohl er derzeit nicht in Deutschland lebt. Ich habe überhaupt kein Verständnis, dass man daran irgendetwas Negatives sieht. Stell dir mal vor, es hätten noch andere Spieler

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an anderen Standorten in Deutschland die Idee, so etwas zu machen. Das wäre super. Meine Unterstützung braucht Dennis nicht, aber die hat er in diesem Projekt. Wir finden, es ist ein ganz tolles Zeichen für den deutschen Basketball.“ Dass es ursprünglich überhaupt zu Schröders Engagement in Braunschweig gekommen ist, ist zu großen Teilen auch Schröders Mentor Liviu Calin zu verdanken. Dieser hat sich 2019 daran beteiligt, Schröder zu überzeugen, sich im Klub als Hauptgesellschafter zu involvieren. „Wir hatten Gespräche mit seiner Familie und dem Aufsichtsrat und sind dann für drei, vier Tage nach Atlanta geflogen“, erinnert sich Calin. „Da haben wir diese Entscheidung gemeinsam getroffen.“ Später habe sich die Situation vom Haupt- zum Alleingesellschafter ergeben. Calin: „Ich begrüße die Initiative. Für mich persönlich ist es schön. Wir probieren Dennis’ Namen hervorzuheben, um das Interesse neuer Sponsoren zu wecken.“

Dunkle Zeiten

„DASS ICH ZURÜCK BIN, IST NUR DENNIS ZU VERDANKEN. DENNIS HAT SEINE VERGANGENHEIT UND DIE AKTUELLE ZEIT IMMER MIT MEINER PERSON VERBUNDEN. DAS IST EINE SCHÖNE GESTE VON IHM. ES ZEIGT AUCH SEINE SEHR STARKE IDENTIFIKATION MIT DER STADT.“ LIVIU CALIN ___

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Mit einer der Gründe, warum Schröder im vergangenen Sommer als Alleingesellschafter übernommen hat, war sicherlich auch die unerwartete Kündigung von Liviu Calin im September 2019 durch den damaligen Geschäftsführer Sebastian Schmidt aufgrund von Meinungsverschiedenheiten bei der Nachwuchsförderung. „Wir steigen zusammen auf, und wir fallen zusammen“, äußerte sich Schröder damals erbost. „Wer Liviu nicht respektiert, respektiert auch mich nicht. Es ist eine Schande, was in Braunschweig bei den Löwen los ist. Er hat 25 Jahre für Braunschweig gekämpft, selbst Geld investiert, viele Sachen gemacht, um es am Laufen zu halten. Ich bin Gesellschafter, es sollte mit mir telefoniert werden, bevor so eine Entscheidung öffentlich wird. Das ist nicht passiert, Konsequenzen werden kommen.“ Gegen die Entlassung ging Calin gerichtlich vor, da diese ohne Zustimmung des Löwen-Aufsichtsrats erfolgt und zudem die Kündigungsfrist nicht eingehalten worden war. „Es war kein Streit, wie es in der Öffentlichkeit rübergekommen ist“, äußert sich Calin rückblickend. „Ich habe die Entwicklung des Vereins seit 2015 gesehen und einfach nur signalisiert, dass es anders laufen soll und dass der Verein sein Image verliert, wenn er sich weiter in allen Bereichen unter seinem Potenzial präsentiert. Ich habe signalisiert, dass wir das nicht verdient haben und etwas ändern müssen. Mehr als das ist nicht gewesen. Ich habe der Geschäftsführung die Realität vor Augen geführt, was als persönliche Kritik aufgenommen wurde.“ Nach den glorreichen Zeiten mit Schröder und Theis bei den New Yorker Phantoms Braunschweig ging es für den 1978 gegründeten Traditionsklub bergab. 2014 wechselte Oliver Braun


Fotos: Martin Rose/Getty Images/Basketball Löwen Braunschweig

nach sieben Jahren als Braunschweiger Geschäftsführer zur Volkswagen AG in den Bereich der Sportkommunikation. 2015 wurde die Entscheidung getroffen, die zweite Braunschweiger Mannschaft, welche in der zweiten Bundesliga spielte und als Farmteam für das BBL-Team diente, abzuschaffen. Das Programm wurde an Wolfenbüttel transferiert. Ein Transfer, der anders gedacht war und durch den der eigene Nachwuchs verloren ging. Zusätzlich stiegen die Jugendmannschaften der U19 (NBBL) und der U16 (JBBL) in die Zweitklassigkeit ab. Traurige Fakten, die Calin bemängelte. „Wenn junge Spieler wenig Einsatzzeit in der Bundesliga bekommen, brauchen sie einen Ausgleichsfaktor mit Spielpraxis im Farmteam“, weiß Calin, die prägende Figur des Braunschweiger Nachwuchses, der neben Schröder und Theis Talente wie Robin Amaize oder Howard Sant-Roos (heute Panathinaikos Athen) groß gemacht hat. Der gebürtige Braunschweiger Nils Mittmann beobachtete das Geschehen als Außenstehender. „Seit

Dennis Schröders Bruder Cheyassin Secka und Anwalt Filip Piljanovic begleiteten Calin in der Gerichtssache. Der Klub und Calin einigten sich schließlich außergerichtlich, sodass es zu keinem Prozess kam. Drei Monate nach Calins Entlassung wurde die Kündigung aufgehoben und Calin wieder eingestellt. „Dass ich zurück bin, ist nur Dennis zu verdanken“, rechnet Calin seinem Mentee hoch an. „Dennis hat seine Vergangenheit und die aktuelle Zeit immer mit meiner Person verbunden. Das ist eine schöne Geste von ihm. Es zeigt auch seine sehr starke Identifikation mit der Stadt. Ich habe Glück gehabt, dass er sich auch mit meiner Person identifiziert und mich in diesem Moment unterstützt hat. Es gab eine Unterbrechung von ein paar Monaten, in der unsere Beziehung von jemandem von draußen gestört worden war. Mir hat Dennis eine große Qualität als Mensch bewiesen, hinter mir zu stehen, mich zu verteidigen, sentimental dabeizubleiben.“ Im Sport gebe es laut Calin moralische Kodizes. Auf Meinungsverschiedenheiten müsse man nicht immer gleich mit radikalen

das nicht passieren. Im Großen und Ganzen habe ich die Entscheidung getroffen, um deiner Person Respekt zu verschaffen. Du hast es nicht verdient, das zu verlieren. Meine Entscheidung, alles zu übernehmen, gilt zum großen Teil deiner Person.‘ Das hat mich richtig berührt.“ Es ist Schröders Art, seinem Entdecker und Förderer zu danken, dessen drei Jahrzehnten Arbeit in Braunschweig Respekt zu zollen. Nach all den Querelen und Problemen der vergangenen Jahre kam zu allem Überfluss die Corona-Pandemie, und der Klub stand vor dem Aus. „Dann haben wir halt gesagt: ,Wir machen das und werden Basketball in Braunschweig nicht begraben und gegen die Wand fahren lassen“, so der Retter in der Not zu seiner Übernahme als Alleingesellschafter im Juli 2020.

ich 2014 meine aktive Spielerkarriere beendet habe, gab es Entscheidungen, bei denen mir das Herz geblutet hat“, erzählt der heutige Geschäftsführer und Sportdirektor der Löwen, der seit seinem 15. Lebensjahr die Profis – damals noch der SG FT/MTV Braunschweig in der Alten Waage – verfolgt. „Dass man dieses tolle Nachwuchsprogramm mit der Prestige-Plattform der ProB veräußert hat, hat mir wehgetan, weil ich auch ein Verfechter dieser Konzeption bin.“ Nach der Meinungsverschiedenheit im Nachwuchsbereich wolle Mittmann „wieder ein bisschen Ruhe reinbringen, die Kräfte am Standort bündeln und Dinge zukünftig intern regeln“.

Entscheidungen reagieren und dies zusätzlich mit persönlichen Animositäten mischen. Calin: „Dennis hat den Basketball in Braunschweig gerettet und indirekt auch meine Person. Dafür bedanke ich mich bei ihm.“ Vielleicht rüttelte die vorübergehende Calin-Kündigung Dennis Schröder wach, entfachte den Löwen in ihm und den Denkspruch: „So, mit mir nicht. Jetzt übernehme ich den Laden komplett, und dann habe ich die Entscheidungsgewalt.“ „Dennis hat eine Aussage gemacht, die hat mich richtig beeindruckt, mich emotional berührt“, verrät Calin ein Geheimnis. „Er hat gesagt: ‚Liviu, dir dürfte

2007 bis 2014 – also zu den goldenen Zeiten Schröders als Spieler im Trikot der Braunschweiger – und brachte somit langjährige Erfahrung mit. Die vertraglichen Konditionen bei VW erlaubten es Braun jedoch nicht, länger als vier Monate die Vereinsführung zu übernehmen, weshalb Schröder ab November 2020 Nils Mittmann mit der verantwortungsvollen Aufgabe betraute, das Löwen-Rudel anzuführen. „Oliver Braun zu der Zeit zu engagieren, war auf jeden Fall ein No-Brainer, damit wir wieder in die richtige Spur kommen würden“, sagt Schröder. „Die Problematik war, dass er bei Volkswagen fest angestellt ist. An dieser Stelle auch nochmal ein großes Danke an

Viel passiert

Schröders erste „Amtshandlung“: Er entließ Geschäftsführer und Sportdirektor Sebastian Schmidt und ersetzte ihn mit Oliver Braun, der den laufenden Vertrag mit VW pausieren lassen konnte. Braun besetzte den Posten bereits zwischen

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Basketball Löwen Braunschweig


Fotos: Martin Rose/Getty Images/Basketball Löwen Braunschweig

VW, dass sie das möglich gemacht haben. Die Baustellen, die wir hatten, konnte Olli kleiner machen. Dafür danken wir ihm. Jetzt sind wir mit Nils Mittmann sehr gut aufgestellt. Olli ist jetzt wieder bei VW, bleibt uns aber als Berater erhalten.“ In den Sommermonaten wirkte Schröder bei weiteren Personalentscheidungen mit. Zum einen holten er und Braun acht neue Spieler, darunter Schröders Spezi Bazoumana Koné, einen deutschen Point Guard aus der G-League von den Oklahoma City Blue, dem Farmteam von Schröders Ex-Verein. Zum anderen ersetzte man den spanischen Co-Trainer David Gomez durch den Griechen Kostas Papazoglou, der bereits für die New Yorker Phantoms in der Saison 2012/13 als Assistenztrainer Dennis Schröder gefördert hatte. Es liegt auf der Hand, dass Schröder Altbewährtes für gut befindet. Letzteres gilt jedoch nicht für die 50 Jahre alte Trainingshalle, in der sich auch die Geschäftsstelle befindet. In den anderthalb Monaten von Schröders Aufenthalt in Deutschland hat „DS17“ mit Freunden, Bekannten und einer Firma mit viel Liebe und Originalität den Flur und die Räume des Vereins umgebaut, renoviert, personalisiert und dekoriert – alles strahlt jetzt in neuem Glanz und in seinen Farben im schwarz-goldenen Design, im „Golden Patch“. Es entsteht eine „Wohlfühloase“ für Mitarbeiter und Sponsoren. Schröder beglückt seinen Heimatverein mit einem neuen Image, einem neuen Flair, bringt sich zu 100 Prozent ein. Ein Freund von ihm kümmerte sich um das Innendesign der Geschäftsstelle: neuer Teppich, neue Tische, neue Stühle, neue Schränke, neue Küche, neue Fenster. Noch um 22 Uhr am Abend kam Schröder vorbei, um zu gucken, ob die Matratzen des Sofas in Ordnung sind. Er begleitete die Handwerker bei der Personalisierung des Klubs. Und der Multimillionär ist sich auch nicht zu schade, beim Tragen der Möbel selbst mit anzupacken. Schröders Team und die Vereinsmitarbeiter – alle helfen mit, und alles ist neu. Der Löwe auf dem Klublogo schaut jetzt nicht mehr neutral zur Seite, sondern stolz nach oben – mit goldener statt blauer Mähne (zuvor waren die Klubfarben Blau und Gelb). Mit der Jahreszahl im Logo wird nun die 43-jährige Tradition des Vereins ebenso mit Selbstachtung präsentiert. In der NBA-Offseason war Schröder jeden Tag in der Halle, um zu schauen, wie das Team, die Coaches und die Physios harmonieren. Mit den Spielern der BBL und des Nachwuchses hat er trainiert und gegen sie gespielt. In vielen Meetings mit Angehörigen des Vereins hat er seinen Beitrag geleistet. „Ich bin richtig überrascht“, gesteht Liviu Calin bezüglich der

tatkräftigen Mitwirkung seines ehemaligen Schützlings. „Ich habe diese Facette von Dennis nicht gekannt. Ich habe nie gedacht, dass er sich so sehr mit dem Verein identifizieren würde und so sentimental bei dieser Geschichte dabei ist. Ich bin sehr zufrieden über seine Entwicklung und sein Engagement, seinen Enthusiasmus, seine Leidenschaft gegenüber dem Verein und der Stadt. Respekt!“ Calins Anerkennung ist ehrlich und geht noch weiter. „Dennis’ Engagement hat mir gezeigt, dass er einen großen Charakter hat“, fügt der Grandseigneur des niedersächsischen Nachwuchses an. „Dass er Braunschweig in diesem Moment noch eine Chance gibt, mit deutschen Spielern und so weiter, zeigt eine richtige, persönliche Vision und Interpretation im menschlichen Aspekt. Dass er hilft und allen Leuten seine Hand gibt, die sie brauchen – egal ob Trainer, Spieler oder Vereinsmitarbeiter. Ich bin sehr beeindruckt von seinem Verhalten in dieser Zeit. In den letzten drei Monaten war er permanent dabei. Permanent mit Gedanken. Permanent bei den Spielern. Super Präsenz von seiner Seite. Ich bin kein Typ, der viel Lob ausspricht, aber ich muss zugeben, sein Verhalten ist definitiv fantastisch, beeindruckend, was er investiert hat mit Leidenschaft, Präsenz, Interesse und Identifikation.“ Nils Mittmann kann sich diesem Lob nur anschließen: „Man sieht, was das für eine Herzensangelegenheit für ihn ist, dass er da auch mit anpackt. Wie er so als Typ ist. Es ist einfach schön zu sehen, dass er nicht nur aus der Ferne das Projekt beobachtet oder an der einen oder anderen Stelle unterstützt, sondern dass er auch einen aktiven Part übernimmt, wenn er hier ist. Er tauscht sich mit allen aus, gibt Input. Er zeigt Leidenschaft und Einsatz für dieses Projekt, identifiziert sich voll damit.“

Hintergedanken

Während der Corona-Zeit hat Schröder den Verein finanziell gerettet. „Ja, ich habe persönlich auch sehr viel Geld investiert!“, gibt er zu. Die Basketball Löwen sollen sich allerdings zukünftig alleine tragen, ohne Schröders Finanzspritzen. „Es ist nicht so, dass wir Dennis anrufen und sagen: ,Wir brauchen jetzt noch Spieler XYZ, bitte mach mal die Geldschatulle auf‘“, klärt Nils Mittmann auf. „Das ist nicht unser Ansinnen und unser Anspruch. Da tut auch kein Basketballverein der Welt gut dran, sich so aufzustellen. Wir haben eine klare Finanzplanung. Am Ende muss sich ein Basketballverein selbst tragen, eine vernünftige Vermarktung haben. Ja, er ist in dieser schwierigen Lage eingesprungen und hat sich der Verantwortung gestellt, hat seine Wurzeln nicht vergessen. Das freut uns natürlich alle total. Jetzt Dennis als Goldesel zu betrachten, das wird nicht funktionieren. Die Wirtschaftsregion Braunschweig muss hinter uns stehen. Wir

brauchen die Unterstützer, wir brauchen die gesamte Region. Wir sind kein Königreich. Ein Basketballverein hat eine gesellschaftliche Relevanz, eine Strahlkraft, die wir entsprechend wahrnehmen.“ Schröder war während der Corona-Pandemie klar, dass er Geld investieren muss. „Wir wussten von Anfang an, dass wir den Laden nicht geschenkt bekommen“, sagt Schröder, der bereits seit drei Jahren Mehrheitseigner des Klubs ist. „Ich habe mich dazu entschieden, dass ich den Laden nicht an die Wand fahren lasse und dass ich natürlich da sein werde – egal was benötigt wird, um Basketball in Braunschweig weiterhin zu haben und den Standort weiterhin zu pushen. Natürlich ist es wichtig, dass die Region, Volkswagen, BS Energy, die Öffentliche Versicherung und natürlich diverse andere Firmen mit reinkommen, uns unter die Arme greifen und Basketball weiterhin in Braunschweig sehen wollen. Deswegen sage ich immer: Wir wollen wie eine große Familie sein.“ Schröder und sein Team sind sogar dabei, einen Gambier aus Westafrika zu holen (Schröders Mutter ist Gambierin), der in Braunschweig spielen, durch die Jugend gehen und natürlich für seine Familie sorgen kann, weil es in seiner Heimat solche Möglichkeiten, wie sie in Basketball-Deutschland vorherrschen, noch nicht gibt. Für Schröder sei sein Investment „viel mehr wert als das Geld, das ich investiere“. Es gehe einfach nur darum, „an Braunschweig zurückzugeben, wo ich aufgewachsen bin“. Sein Investment in den Verein ist also nicht als langfristige Geldanlage zu verstehen, wie es beispielsweise die Investition in Aktien oder der Kauf von Immobilien ist, zumal man als Eigentümer eines deutschen Basketballvereins eh nicht viel Geld verdienen kann. Schröder hat andere Investments, mit denen er Geld verdient – wie Immobilien, Aktien etc. Mit Braunschweig wolle er erreichen, dass der Verein „gesund wächst und ich perspektivisch nicht mehr Geld reinpumpen und investieren muss“. Vor allem solle der Standort attraktiv für Sponsoren werden. Schritt für Schritt soll es in die Zukunft gehen. Zunächst gilt es, die aktuelle Spielzeit souverän zu Ende zu bringen, mit neun jungen Deutschen im BBL-Kader, die lernen müssen, sich im kalten Wasser freizuschwimmen – mit Geduld, Ausdauer, Kampfbereitschaft und klarem Mindset. „Wir sind jung und hungrig, wollen gegen jeden unsere Topleistung bringen“, fordert Schröder. „Die Gegner sollen wissen, dass es kein leichtes Spiel wird, wenn sie gegen uns antreten. Da müssen wir erst mal hin. Wenn wir das schaffen, können wir die nächsten Schritte einleiten.“ redaktion@fivemag.de

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Corona in der BBL

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Die Pappen bleiben reglos Seit Monaten finden die Spiele in der BasketballBundesliga ohne Publikum statt. Was macht das mit diesem Sport? Eine Erkundung an einem winterlichen Sonntag. Text und Fotos: Torben Rosenbohm

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s ist gewöhnlich ein geschäftiges Gewusel rund um die Oldenburger EWE Arena, wenn die EWE Baskets zum Heimspiel bitten. Viele Menschen spazieren beispielsweise vom ZOB in Richtung Spielstätte, von überallher kommen die in dieser Stadt unvermeidlichen Radler und suchen einen Stellplatz, zudem quälen sich nicht wenige Autofahrer in längeren Schlangen vorwärts zu den großen Parkflächen. Im Januar 2021 ist nichts von alledem zu sehen: Stell dir vor, die Baskets

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haben ein Heimspiel, und niemand geht hin. Die Oldenburger bilden damit keine Ausnahme: Nirgendwo sind zu diesem Zeitpunkt Zuschauer erlaubt. Die Profiligen, die noch aktiv sind, halten nur den Spielbetrieb aufrecht, und den Fans bleiben TV-Gerät, Tablet oder Smartphone, um dem Treiben ihrer Lieblinge zuzuschauen. Und so herrscht auf dem dezent verschneiten Parkplatz die fast komplett freie Auswahl.

Still ruht der Vorplatz

Hinter der Arena parkt einsam der Mannschaftsbus des Syntainics MBC, der


Arenavorplatzes auf der anderen Seite des Areals reicht dann schon aus, um etwaige Vorfreude auf den Spieltag im Keim zu ersticken. Keine Begrüßung bekannter Gesichter, kein kurzer Plausch, kein Ausdiskutieren des vermuteten Spielablaufs, kein gemeinsames Bier, gar nichts. Auch wenn diese trübe Realität inzwischen schon seit fast einem Jahr die neue Normalität darstellt: Man mag sich daran noch immer nicht gewöhnen. Dass in der kleinen Arena direkt nebenan heute auch noch eine Partie in der Handball-Bundesliga

Fotos: Torben Rosenbohm

an diesem Sonntag in Oldenburg gastiert. Es mag ein Auswärtsspiel für die Gäste aus dem Osten der Republik sein – vor dröhnender Kulisse müssen sie sich heute nicht fürchten. Und auch am Übertragungswagen der Kollegen vom Fernsehen herrscht jetzt gerade Ruhe. Alle Kabel sind verkabelt, alle Leitungen geprüft, Kommentator Arne Malsch ist von außen durch die Scheibe zu sehen, als er gerade ganz allein durch einen Arena-Gang spaziert. Der Anblick des vollständig verwaisten

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Corona in der BBL

der Frauen angepfiffen wird? Auch davon keine Spur.

Fotos: Cato Cataldo/Steph Chambers/Getty Images

Die Küche bleibt heute kalt

Am Einlass, der nur ganz kurz geöffnet wird, gibt es die Spieltagsakkreditierung – und auch das nur gegen Vorlage eines Personalausweises und Abgabe eines Formulars, das der Liga als Grundlage dienen soll, um etwaige Kontaktpersonen aufspüren zu können. Denn: Jeder Externe stellt eine potenzielle Bedrohung der Blase dar, die die Klubs um sich herum aufbauen und schützen. Wann wohl die Schnelltests kommen, um hineinzugelangen? Dieser Tage erscheint vieles möglich und noch mehr denkbar. „Viel Spaß“, sagt die freundliche Ordnerin, die das authentisch ehrlich meint und vielleicht gar nicht ahnen kann, dass der Heimspielbesuch genau diesen Spaß momentan so gar nicht hervorbringt. Im weitläufigen Foyer, in dem in diesem Augenblick außer den Ordnern am Einlass absolut niemand zu erspähen ist, kommt kurz der Gedanke auf, eine Slapstick-Einlage nach „Dinner for one“Tradition hinzulegen. Denn hier stehen sie ja eigentlich bei jedem Heimspiel, die vielen bekannten Gesichter, und das fast immer an den gleichen Stellen, mit den gleichen Begrüßungsritualen, den gleichen ZuprostFormaten, oft und gerne auch mit den gleichen Gesprächsthemen. Doch um einen überzeugenden Butler beim Trinken mit virtuellen Gestalten mimen zu können, wäre das eine oder andere Bier nötig – aktuell sind alle Theken aber selbstverständlich geschlossen. Der Gedanke an Pommes vom Imbissstand taucht kurz auf, doch auch die fallen aus. Die Küche bleibt heute kalt. Hinein also in den Innenraum. Wo sonst Musik, Gespräche auf den Tribünen und Durchsagen einen akustischen Kampf ausfechten (meistens gewinnt der oft unverständliche Lärm aus den Boxen), herrscht die große Leere. Fans? Fehlanzeige. Stattdessen: Papplikum. Die Pappkameraden erwecken zumindest den Anschein einer Kulisse, bleiben aber stumm. Die Spieler arbeiten sich durch ihre Aufwärmrituale, dehnen sich, nehmen Würfe, zelebrieren ein paar Dunks, plaudern und wirken konzentriert. Für wen machen sie all das? Treffen sie normalerweise einen spektakulären Wurf, geht das Publikum aus dem Sattel. Brauchen sie emotionalen Beistand, folgt ein Blick zur Liebsten auf der Tribüne. Droht ein hoher Rückstand, werden die Fans zur Unterstützung animiert. Doch Basketball im Januar 2021 heißt: Kein Fan wird laut, keine Ehefrau lächelt smart zurück, kein Pfiff des Schiedsrichters führt zur Eskalation auf den Rängen. Basketball ist ein Job, der verlässlich ausgeführt wird, damit die Liga weiterlebt. Nicht mehr, nicht weniger.

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BASKETBALL IST EIN JOB, DER VERLÄSSLICH AUSGEFÜHRT WIRD, DAMIT DIE LIGA WEITERLEBT. NICHT MEHR, NICHT WENIGER. ___

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Licht aus, Tonband an

Immerhin: Am Einlaufprogramm halten die Klubverantwortlichen fest. Es wird laut, es wird dunkel, es wird atmosphärisch. Aber dass auch hier nichts mehr so ist, wie es einmal war, wird dann auf den zweiten Blick deutlich. Es gibt kein Maskottchen, es gibt keine Cheerleader, es gibt kein Danceteam. Die Illusion, ein echtes Heimspiel zu erleben, wird den Spielern gegenüber nur zum Teil erweckt. Wer Profisportler kennt, weiß um die Bedeutung von Gleichförmigkeit, von Ritualen und Gewohnheiten. Rickey Paulding etwa lässt es sich seit Jahren nicht nehmen, beim Aufwärmen kurz vor Tip-Off noch einen Korbleger elegant über die Finger gleiten zu lassen und danach mit dem Wischer abzuklatschen. Der Wischer aber, vorgabenkonform mit FFP2-Maske ausgestattet, hat im Januar 2021 brav außerhalb des Spielfelds zu bleiben. Immerhin: Die Leistungen von Paulding wirken zu diesem Saisonzeitpunkt trotz dieses unfreiwilligen Ritualverzichts stabil. Und dann geht das Spiel los. Und damit ein Wahrnehmungsphänomen, das alles überlagert. Man hört das Quietschen

der Schuhe, jeden Kommentar auf dem Spielfeld, jeden Ruf von außen. Hartnäckig dringen die (durch die Masken gedämpften) Stimmen der beiden vor mir sitzenden Kollegen vom Online-Radio ins Ohr. Auch eine Folge der CoronaPandemie: Man sieht ein Basketballspiel live in der Halle und verfolgt es parallel per Radiokommentar. Ob das ein Gewinn ist, bleibt besser unkommentiert. Und obwohl die Nähe zum Geschehen durch die akustische Unmittelbarkeit größer ist als je zuvor, bleibt die Zuschauerperspektive eine abgeschottete, eine distanzierte. Nie lässt einen der Gedanke los, dass hier so viel fehlt, was den besonderen Reiz des Profisports ausmacht.

Einsame Beobachter

Ob das auch den handverlesenen Auserwählten auf der Tribüne so geht? Die Geschäftsführung der Baskets sitzt dort – Hermann Schüller beispielsweise, der wenige Tage zuvor die Rückkehr zur Normalität ebenso in Aussicht gestellt hatte wie die Möglichkeit, bald wieder Fans begrüßen zu dürfen. Wenige Tage nach dem Spiel gegen den MBC wird in der Politik über nächtliche Ausgangssperren und weitere Verschärfungen debattiert – die Wahrscheinlichkeit, vielleicht bis in die Playoffs hinein ohne Zuschauer spielen zu müssen, ist in diesen Tagen nicht geringer geworden. Auf dem Spielfeld lassen sich die beiden Teams nichts anmerken vom fehlenden Drumherum. Sie sind es inzwischen auch längst gewohnt, ihrer Profession ohne Jubelstürme nachzugehen und von Spiel zu Spiel den Betrieb aufrechtzuerhalten. Am Ende geht es um viel Geld, natürlich auch ihr Geld. Bis zur Halbzeitpause entwickelt sich eine recht einseitige Partie, Oldenburg liegt vorne – wie hoch genau die Führung ist, das ist bei der Betrachtung des Papplikums in den letzten Minuten ein wenig aus dem Blick geraten. 15 Minuten Unterbrechung also. Der ritualisierte Plausch mit Maskottchen Hubird, der in der Pause sonst den schmucklosen Presseraum aufsucht, muss ausfallen. Die entsprechend der


Ein Blick auf die ausgedruckten Halbzeitstatistiken zeigt, dass man vom eigentlichen Spiel verblüffend wenig mitbekommen hat. Das Dauertragen der Maske und die Abwesenheit des belebenden Publikums scheinen eine virtuelle Mauer zu bilden, die einen die Partie merkwürdig distanziert wahrnehmen lässt.

Jubel vom Band

Hygienerichtlinien einzeln verpackten Baguettes aus dem Kühlschrank fordern den Zähnen alles ab, der Kaffee ist schon vor dem Spiel leer getrunken worden. „Guten Appetit“, wünscht ein BasketsMitarbeiter – so authentisch die Ordnerin war, so ironisch kommt dieser Zeitgenosse daher, der das kulinarische Angebot gut einzuschätzen weiß.

Halbzeit zwei, das Papplikum sitzt weiterhin brav auf den Plätzen und schaut, überwiegend freundlich lächelnd, dem Geschehen auf dem Spielfeld stumm zu. Mindestens irritierend kommen die Einspielungen des DJs daher, der aus den Boxen unter dem Arenadach „Defense“Audiofiles und diverse Anfeuerungsrufe erklingen lässt. Wird hier am Ende der Traum manch eines Sportfunktionärs doch noch wahr? Zuschauer, in diesem Fall aus Pappe, die keine Misstöne von sich geben, alles sauber lassen, gemischt mit Anfeuerung aus der Konserve? Gruselig ist das alles, wenngleich mutmaßlich nett gemeint. Während der Blick kurz mal wieder im Papplikum ruht, wo auch Trainer Mladen Drijencic als ausgedrucktes Double eine gute Figur macht, verpasse ich einen Highlight-Dunk von Martin Breunig. Reife Leistung des abgelenkten Betrachters, der hernach brav dem weiteren Geschehen auf dem Parkett folgt. Höhepunkte bleiben in der Folge allerdings aus. Zwischendrin muss gleich zweimal ein neues Spielgerät her, die Hygienerichtlinien haben auch dem ritualisierten Aussuchen des griffigsten Balls vor dem Tip-Off in Teilen den Garaus

gemacht. Sobald er den äußeren Bereich berührt, wird er getauscht.

Sehnsucht nach Fanrückkehr

Die Partie holpert ihrem Ende entgegen, die gastgebenden Baskets haben dem MBC, der an diesem Nachmittag auf seinen Topscorer Michal Michalak verzichten muss (nein, kein Corona, nur eine leichte Blessur), längst den Zahn gezogen. Was nach der Schlusssirene ausbleibt: die Runde der Mannschaft an den Zuschauern vorbei. Selbst wenn welche vor Ort wären, wäre eine solche Nähe zum Publikum aktuell undenkbar. Die Pappgesichter schauen derweil weiter freundlich. Wie lange das so weitergeht? Und vor allem: Wie lange kann das so weitergehen? Die Klubs erhalten Staatshilfen, können so ausbleibende Zuschauereinnahmen teilweise kompensieren. Die Spieler bekommen ihr Geld, die Vereine müssen aber sparen. Die Übertragungen laufen weiter, ein Meister wird gesucht. Profisport aber wird Stück für Stück seiner Seele beraubt, wenngleich im Januar 2021 angesichts hoher Infektionszahlen und beunruhigender Nachrichten über viele Tote und bedrohliche Virus-Mutationen keine Alternative denkbar ist. Profisportler, die ihren Job verrichten und dabei so wenig emotionale Reaktionen erhalten wie ein Büroangestellter nach Fertigstellung eines Projekts: Das gehört hoffentlich demnächst wieder der Vergangenheit an. Immerhin: Beim Verlassen des Parkplatzes muss heute keiner lange in den Autos warten. redaktion@fivemag.de

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N B A - H a l b z e i t- A w a r d s 2 0 2 0 / 2 1

In-Dré-ssant NBA-HalbzeitAwards 2020/21 MVP Kann es sein, dass die MVPWahl 2021 die schwerste der vergangenen Jahre ist? Dem fehlenden Heimvorteil (kaum Fans, weniger Lautstärke in den Arenen, ergo weniger Druck) sei Dank legen ligaweit eine Menge Akteure zum Teil stark verbesserte Wurfquoten auf, was sich natürlich in mehr Punkten, aber auch mehr Assists für die Kollegen widerspiegelt. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass die NBA derzeit eine Flut an würdigen Superstars aufstellt, die mit Fug und Recht einen Anspruch auf die wichtigste individuelle Auszeichnung anmelden können. Da wären die gestandenen Abo-MVPKandidaten: LeBron James, Giannis Antetokounmpo, Kawhi Leonard, Kevin Durant, James Harden (falls ausgeblendet werden kann, wie sehr er Houston dieses Jahr geschadet hat …), Steph Curry oder Damian Lillard. Gleichzeitig melden relative Newcomer à la Nikola Jokic, Joel Embiid oder sogar ein Außenseiter wie Donovan Mitchell Ansprüche an. Und einen Luka Doncic gibt es ja auch noch, der nur eine mittellange Siegesserie der Mavs davon entfernt ist, ein sicheres Playoff-Team anzuführen. Aber am Ende kann es eben nur einen geben. Der NBA-Halbzeit-MVP ist Nikola Jokic. Allerdings mit einem Sternchen. Individuell ist er offensiv über jeden Zweifel erhaben. 27,3 Punkte, 11,0 Rebounds, 8,6 Assists und Wurfquoten von 60,8

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Prozent aus dem Zweier- sowie 41,7 Prozent aus dem Dreierbereich sind fabelhaft. Er macht die Offensive der Nuggets auf 100 Ballbesitze gerechnet um 14,3 Punkte besser (Info: bei Embiid und den 76ers sind es 14,2). Jokic führt die Association zudem bei diversen Advanced Stats an (Offensive Win Shares, Win Shares, Offensive Box Plus-Minus, Box Plus-Minus, Player Efficiency Rating und Value Over Replacement Player). Dass er defensiv noch zulegen muss und beileibe kein gefürchteter Ringbeschützer ist, ist indes ein klarer Makel – genau wie der Fakt, dass seine Nuggets zu Redaktionsschluss nur auf dem siebten Platz der (sehr engen) Western Conference rangierten. Um am Ende auf dem MVP-Tableau ganz vorn zu landen, muss Denver in der Tabelle zumindest auf einem Rang stehen, der Heimrecht in der ersten Playoff-Runde bedeutet. Denn die Konkurrenz liegt nicht weit hinter dem Serben. Vor allem Joel Embiid, Giannis Antetokounmpo und LeBron James sind nah dran. Und zwar so nah, dass es kaum zu rechtfertigen wäre, für Jokic als MVP zu stimmen, wenn die Teams der Konkurrenten klar vor den Nuggets liegen. In dieser Hinsicht ist der MVP-Award (auch wenn es diesbezüglich keine klare Definition gibt) eben auch eine Auszeichnung, in die der Teamerfolg als Tiebreaker mit einfließt.

Fotos: Michael Reaves/Gary Dineen/Jonathan Bachman/Fernando Medina/Cameron Browne/Garrett Ellwood/NBAE via Getty Images

Wer wird MVP, „Rookie des Jahres“, „Most Improved“ etc.? Zur Saisonhalbzeit lohnt sich ein Blick darauf, wer in den einzelnen Rennen vorne liegt. Text: André Voigt


Coach Zehn Jahre nachdem er 2010/11 zum „Coach of the Year“ gewählt wurde, schickt sich Tom Thibodeau an, die „Red Auerbach Trophy“ ein zweites Mal einzuheimsen. Kein Wunder, „Thibs“ gelang das schier Unmögliche: Er etablierte bei den New York Knicks eine Gewinnermentalität und eine Kultur, die selbst die pessimistischsten Fans der ‘Bockers optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Dabei hatte diese Franchise seit 2013 nie mehr als 37 Partien in einer Saison gewonnen. Natürlich ist die Verteidigung (das Team lieferte zu Redaktionsschluss das zweitbeste Defensivrating der Liga) das Fundament des Aufschwungs in Gotham, und

Most Improved Chris Boucher war vor der Saison kein Name, der Fans außerhalb der RaptorsBubble bekannt war. Wie auch, spielte der Big Man 2019/20 nur 13,2 Minuten pro Partie. In den Playoffs 2020 legte er in sieben Partien im wahrsten Sinne des Wortes „schlanke“ 1,0 Punkte im Schnitt auf. Dieses Jahr ist vieles anders beim bereits 28-Jährigen. Coach Nick Nurse lässt seinen Big Man im Mittel 23,3 Minuten aufs Parkett. Und dort weiß Boucher nach Jahren als „Projekt“ des Trainerstabs, was er mit dem Ball anfangen muss. Der 2,06 Meter lange Power Forward trifft den Dreier

die spielt der gemeine NBA-Profi in der Regel nicht so gern. Es sei denn, er wird von einem Coach dazu motiviert – und zwar nicht durch die Androhung von unangenehmen Trainingsnachmittagen, sondern mit einem funktionierenden System, das jedem Einzelnen fundiert beigebracht wird. Genau das tut Thibodeau. Er hat es geschafft, einer Mannschaft, die vermeintlich ohne große Perspektive in die Spielzeit 2020/21 ging, ein Ziel zu vermitteln, das alle mit Einsatz verfolgen. Außerdem hat er die Spieler besser gemacht, egal ob sie Veteranen (wie Julius Randle) oder Rookies (wie Immanuel Quickley) sind.

exzellent (44,7 3P%, im Vorjahr 32,2), scort (13,0 PPG), reboundet (6,5 RPG) und blockt gegnerische Abschlüsse (2,0 BPG). Auf 36 Minuten gerechnet ähneln diese Zahlen zwar seinen Leistungen aus der Vorsaison, doch in dieser Spielzeit bringt er sie halt konstant. 2019/20 reihten sich an jede Partie mit 20 Punkten gefühlt vier, in denen Boucher quasi auf dem Parkett in der Bedeutungslosigkeit verschwand. Die Tatsache, dass er 2020/21 mit mehr Spielzeit seine effektive Feldwurfquote von 53,5 auf 62,0 Prozent steigern konnte, zeigt sehr deutlich, dass er nicht nur mehr Minuten bekommt, sondern auch ein viel besserer Basketballer geworden ist.

Sixth Man Machen wir es kurz: Jordan Clarkson. Dass die Utah Jazz so brillant agieren, hat auch viel mit ihrem „Irrational Confidence Guy“ zu tun. Früher dachte er, dass jeder von ihm genommene Wurf ein guter ist. 2020/21 denkt Clarkson zwar noch immer, dass er in jedem Angriff die beste Option der Jazz darstellt (und wohl von jedem anderen Team, wenn er getradet werden würde), doch seine Wurfauswahl hat sich stark verbessert.

Komplett weg sind die langen Zweier, die er einfach nicht mehr nimmt. Dafür lässt er so viele Dreier fliegen wie noch nie und trifft sie mit 37,2 Prozent – ein Karrierebestwert. Auch aus dem Pick-and-Roll greift er als Dribbler auf Liga-Höchstniveau an … egal ob als Scorer oder Passgeber. Die Jazz bringen mit ihm quasi einen Starter von der Bank, der für sich und andere kreieren kann (auch wenn er hier noch nachbessern könnte). Diesen Luxus haben nicht viele NBA-Teams.

Verteidiger Machen wir es noch kürzer: Rudy Gobert. Er führt die Liga beim „Defensive Real Plus-Minus“ an, genau wie bei den „Defensive Win Shares“. Steht der „Stifle Tower“ auf dem Parkett, erzielen die Gegner der Jazz auf 100 Ballbesitze gerechnet 8,5 Punkte weniger. Der Franzose legt die dritthöchste defensive Reboundrate auf, genau wie die vierthöchste Blockrate. Kein anderer NBA-Profi schüchtert die Kollegen mehr ein, wenn sie darüber nachdenken, im Zweierbereich zu scoren.

Rookie LaMelo Ball von den Charlotte Hornets, wer denn sonst? Er führt alle Rookies 2021 bei den Punkten (15,7), Rebounds (6,0) sowie Assists (6,4) an und spielt bei einem Team, das in die Playoffs will, eine wichtige Rolle. Für Highlights am Fließband sorgt er auch noch … Einziger echter Konkurrent ist Tyrese Haliburton, der bei den Sacramento Kings eine extrem effiziente Saison absolviert. dre@fivemag.de

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ivan beslic

ivan beslic Don’t believe the Hype!

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reunde, heute erzähle ich euch die wundersame Story von Darko Milicic aka „Blaupause aller Draftbusts“! Darko erblickte 1985 in Serbien das Licht der Welt und wuchs im Kriegsszenario zwischen Tretminen und schweren Geschützen auf. Besonders tragisch war, dass seine halbe Familie an vorderster Front kämpfte, was alles andere als eine schöne Kindheit gewesen sein muss. Zum Basketball fand er erst spät mit 14 Jahren, doch Milicic bewies ein gewisses Grundtalent im Umgang mit dem Leder, was ihm einen Platz beim Erstligisten Hemofarm Vrsac in der serbischen Provinz sicherte. Milicic war weder der beste Spieler seines Teams, noch lieferte er crazy Stats ab. Der Jungspund kam in der Saison vor der Draft sogar meistens nur von der Bank und legte überschaubare 9,5 Punkte und 4,6 Rebounds auf. #WOW So weit, so unspektakulär … bis ein fragwürdiger Draft-Scout namens Tony Ronzone bei seiner Balkantour durch Zufall auf ihn aufmerksam wurde. Er sah in dem 17-Jährigen einen Rohdiamanten mit ungeahntem Potenzial. #FataMorgana Ronzone war so überzeugt von seinem Fund, dass er es direkt seinem ESPNHomie Chad Ford erzählte, der schnurstracks eine Story über Milicic veröffentlichte. Die Detroit Pistons waren angefixt und ließen den 2,13 Meter großen Center zum Workout antanzen – und der sorgte für Endorphin-Ausstöße beim Trainerstab. Darko muss wohl das Probetraining seines Lebens absolviert haben, anders kann man sich wohl nicht erklären, dass er gleich mit einem aufstrebenden Dirk Nowitzki, Hakeem Olajuwon oder sogar Wilt Chamberlain verglichen wurde. Sein Scouting Report berichtete zudem von seiner starken Gewinnermentalität, exzellentem Ballhandling, hohem BasketballIQ, einem guten Schuss von außen und flinken

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Füßen. Das Ebenbild eines perfekten Ballers und der feuchte Traum von Joe Dumars, dem President of Basketball Operations in Detroit. Während alle Medien nur über den Wunderknaben LeBron James berichteten, witterte Detroit den Steal der Draft und setzte seinen zweiten Pick auf den Serben, manch einer sah Darko sogar als potenziellen ersten Pick … vor LeBron. #KeineMachtDenDrogen In Anbetracht eines der stärksten Draft-Jahrgänge ever mit zukünftigen Hall of Famern wie Dwyane Wade, Carmelo Anthony oder Chris Bosh ist es nur mit viel Alkohol nachzuvollziehen, warum die Pistons Milicic unbedingt haben wollten. Spätestens am Draft Day hätten sie merken müssen, dass mit dem Jungen etwas nicht stimmt. Seine Pikachu-gelben Strähnen im Haar waren ein klares Warnsignal, doch die Pistons gingen „all-in“. Der hohe Pick stammte noch aus einem alten Trade mit den Vancouver Grizzlies, was die Pistons in eine perfekte Ausgangslage brachte. Sie waren bereits ein Favorit und planten Milicic als Zukunftsprojekt ein. „Win now“ stand auf dem Plan, so fiel für den Rookie unter Coach Larry Brown kaum Spielzeit hinter Ben und Rasheed Wallace ab. Der EminemVerschnitt durfte höchstens in der Garbage Time ran, was ihm den Spitznamen „Human Victory Cigar“ einbrachte. In 34 Spielen kam er auf 4,7 Minuten und 1,4 Punkte im Schnitt. Wie irrelevant Milicic für dieses Team war, machte Detroit in den Playoffs klar, als die überstarken Lakers in den Finals bezwungen wurden und Darko lediglich mit 0,1 PlayoffPunkten im Schnitt in den Stats zu finden war. Immerhin sorgte allein die Anwesenheit des 18-Jährigen für einen Rekord: Er war der jüngste NBA-Champ aller Zeiten. #ReifeLeistung Der Bankplatz blieb in der Folge warm. Der Frust wurde natürlich größer, woraufhin er sich nach zwei Jahren einen neuen Friseur in Orlando suchte. Dort war er wenigstens Teil der Rotation, doch sein BustStigma klebte an ihm wie warmer Hundekot unterm Sneaker. Wenigstens hatte er in der serbischen Nationalmannschaft noch was zu sagen, im wahrsten Sinne des Wortes. Nach einer Niederlage beschimpfte er die Referees in einem Interview aufs Übelste in der höchsten Form der serbischen Beleidigungskunst. Die Tatsache, dass alles live und ungefiltert im

Fernsehen gezeigt wurde, hinderte ihn auch nicht daran, über deren Mütter und Töchter herzuziehen. #Whack! Auch seine Kontakte zu zwielichtigen Nationalisten in der Heimat wurden offen gepflegt, und er kam des Öfteren angetrunken mit Sliwowitz-Fahne zu Trainingseinheiten. Während seine Draft-Buddies als Stars Titel gewannen, wurde der „Wasted Pick“ zum Wandervogel. Nach den Magic ging es zu den Grizzlies, Knicks, Timberwolves … und letztendlich absolvierte er ein Spiel für die Celtics, bevor er seinen Rücktritt aus der NBA bekannt gab. #KennsteWayne? Weiß der Geier, warum – aber es reichte dann doch irgendwie für zehn Jahre NBA. In 468 Spielen kam er auf 6,0 Punkte und 4,2 Rebounds im Schnitt. Eine Zeit, auf die er bis heute ungern zurückblickt. Warum sollte er auch? Objektiv betrachtet war er einfach noch nicht ready für die Draft. Unfaire Erwartungen personifizierten ihn als Sündenbock der Fehlentscheidungen anderer. Gefangen im Hamsterrad, spielte er eigentlich nur Basketball, weil er auf diese Weise seine Familie unterstützen konnte. Die 52 Millionen Dollar, die er in Amerika verdiente, ließen ihn den Frust bestimmt schnell wieder vergessen. #Ziveli Mit Anfang 30 konnte er dann endlich die Dinge tun, auf die er wirklich Bock hatte. So lauert der Naturbursche des Öfteren mit seiner Flinte im Wald und jagt Wild oder angelt seit 2013 regelmäßig bei den „World Carp Fishing“Meisterschaften um den dicksten Karpfen. 2014 versuchte er sich nebenbei als professioneller MMA-Kämpfer, doch nach dem verlorenen Debüt war auch schon wieder Feierabend im Ring. Hätte er sich mal lieber damals bei Rasheed Wallace ein paar Brawl-Nahkampftechniken abgeguckt. #NiemalsAntäuschen Ab und zu sieht man ihn zwar noch besoffen und oberkörperfrei einige Bierflaschen auf ex weghauen – aber davon abgesehen ist er wohl endlich angekommen und baut auf seinem 50 Hektar großen Land eigene Äpfel und Kirschen an. Genau wie es sein Vater schon tat. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah liegt? Freunde, auch die besten Ernten haben ihre faulen Früchtchen. Peace, Ivan



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