FIVE #176

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BASKETBALL FOR LIFE

WER DARF GEHEN? WER SOLL KOMMEN? WELCHE TRADES WOLLEN WIR SEHEN?

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ISSUE 176 ISSN 1614-9297

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NBA TRADE SPECIAL

+

JAYLEN BROWN IST ER DER

BESTE CELTIC?

CHRISTIAN WOOD ER STAND SICH SELBST IM WEG BAM ADEBAYO || JAMES HARDEN SETH CURRY || ZACH LAVINE NICK VAN EXEL || DICK VITALE J.J. BAREA || DYLAN OSETKOWSKI WADE BALDWIN || TUOMAS IISALO

LIGARANKING WO STEHT DIE BUNDESLIGA?

03/2021

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L O O K F O R T H E S TA R S A N D YO U ’ L L F I N D S TA R T E R B L AC K L A B E L X K 1 X



editorial

IMPRESSUM

FIVE 176

Redaktion: redaktion@fivemag.de Verlag: KICKZ.COM GmbH Landwehrstr. 60 80336 München Tel.: +49-89-324 781 70 Fax: +49-89-324 781 99 Chefredakteur: André Voigt (verantw.) Grafik: Patrick „Mochokla“ Ortega Fotos: Getty Images

DIESES LOCH …

Fotos: Mika Volkmann/Will Navarro/NBAE via Getty Images

LIEBE FIVE-GEMEINDE, auf diesen Seiten berichten wir jetzt seit fast 18 Jahren über Basketball in vielen Facetten. Was dabei fast nie Thema war: ihr. Ihr, die ihr selbst zwischen Hobbyteam, Unisport und Regionalliga spielt, coacht, pfeift. Dabei wurde FIVE einst in Köln von drei begeisterten Breitensportlern gegründet – drei Jungs, deren Leben Basketball war, auch wenn sie nicht davon leben konnten. Also zumindest, bis es dann FIVE gab. Wer in Deutschland Basketball spielt, der teilt ganz besondere Erinnerungen, Erlebnisse, ja sogar Gerüche und Geräusche. All das fehlt derzeit. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie das gerade ist. Als ich spät im Alter von 15 Jahren mit Basketball anfing, gab es ganz schnell nichts anderes mehr. Essen, schlafen, Schule, Basketball. Täglich zu trainieren, über das Spiel zu lesen und sich weiterzubilden, war relevant für mein System. Basketball definierte mich. Wenn damals mal ein Knöchel verstaucht und ein paar Wochen Pause war, war das jedes Mal ein kleiner Weltuntergang. Sich dann oft beim Training auf einen Turnkasten vor einen Seitenkorb setzen und werfen? Normal.

Der Basketball steht in der Breite weiter still.

Wenn ein Stück vom rechten Zeigefinger abgesplittert war, weil Bernd Rossi (Mädchenname Hummel) dachte, er müsste mir den Ball aus der Hand schlagen, wurde halt vier Wochen lang mit links geworfen. Was denn sonst? Das Jahr teilte sich nicht unbedingt in Jahreszeiten ein, sondern in Basketballtermine: Beginn der Vorbereitung, Saisonstart, Saisonende, Osterturnier in Ibbenbüren, Babamixed in Braunschweig und wieder von vorn. Und nein, ich spreche hier nicht über meine Lebensjahre 15 bis 18. Das war mein Leben von 15 bis 31. Der Witz dabei: Es gibt in Deutschland Tausende, die über die Jahre so waren und immer noch so sind. Nur dass halt derzeit all das irrelevant ist. Es gibt für viele Basketballer keinen Spielbetrieb, für den Freiplatz ist es zu kalt, an Training ist nicht zu denken. Es muss gerade so viel fehlen. Das Spiel selbst, klar. Aber all die anderen Dinge, die Basketball im Verein ausmachen. Das Ankommen in der Halle, sei es zum Training oder Spiel. Trikot an, Shorts, Socken, die Schuhe binden. You look good, you play good. Korblegerkreisel zum Aufwärmen, wenn die Musik

BESTEN DUNK

nächste aUSGABE

Dré dunkt Martin Fünkele, dass er zurück ist auf der anderen Seite!

Die FIVE #177 erscheint am 19. März 2021 oder liegt schon bis zu vier Tage vorher bei allen Abonnenten im Briefkasten. Dann im Heft: der große NBAHalbzeitreport, die Deutschen in der NCAA und vieles, vieles mehr …

Ausgabe verpasst? Kein Thema. Scannt den nebenstehenden Code mit eurem Smartphone ein oder

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unweigerlich deinen Rhythmus bestimmt. Das Dehnen und Insich-Gehen. Das Labern nach dem Spiel, wenn es gereicht hat, die abgefuckte Stille, wenn nicht. Dieses wohlig-stolze Gefühl nach einer guten Partie, diese tiefe, fragende Leere nach einer schlechten. Das Anschreiben nach dem eigenen Spiel oder davor. Mit einem Getränk auf der Tribüne das erste Frauenteam des Vereins anfeuern. Das Feiern abends mit den anderen Teams des eigenen Vereins in der Stammdisco … Wie gesagt, all das fehlt dem Breitensport, und ich frage mich: Was macht das mit euch? Wie kommt ihr klar? Was füllt das Loch in eurem Leben? Macht Covid die Liebe zum Basketball bei euch unweigerlich kaputt? Suchtet ihr DAZN, den League Pass, MagentaSport oder YouTube? Wie bleibt ihr fit? Im Kopf, aber natürlich auch körperlich? Ich würde mich wirklich freuen, eure Geschichten zu lesen. Schreibt mir bitte an dre@fivemag.de. Kopf hoch!

Lektorat: Thomas Brill Mitarbeiter dieser Ausgabe: Christian Orban Tobias Feuerhahn Manuel Baraniak Peter Bieg Ole Frerks Ivan Beslic Jens Leutenecker Robbin Barberan Aboservice: KICKZ.COM GmbH E-Mail: abo@fivemag.de Tel.: +49-89-324 781 70 Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 34121 Kassel Vertrieb: MZV GmbH & Co. KG Ohmstr. 1 85716 Unterschleißheim Für unverlangt eingesandtes und nicht mit einem Urhebervermerk gekennzeichnetes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Beiträge, die namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung sowie Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages. Gerichtsstand ist München.

ISSN 1614-9297

Viel Spaß mit FIVE #176! FIVE_MAG

André Voigt

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FIVE 176

inhalt

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Prospect, Einwurf, Mixtape, DAZN x FIVE, Kollisionskurs etc.

Ist Seth und nicht Steph Curry der beste Shooter der NBA?

Das System Patrick!

24 SECONDS

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Harden vs. Harden.

Ein ineffizienter EgoShooter? Nicht mehr!

ONE-ON-ONE

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INSTAT

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DYLAN OSETKOWSKI

Hey Dude, nächster Stopp Euroleague?

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WADE BALDWIN

Genie & Wahnsinn.

DICK VITALE

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58

Über Dettmann, die Spurs und vieles mehr.

Alle 30 Teams im großen Check vor der Trade-Deadline.

Der kleine große Mann an Dirks Seite.

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JAYLEN BROWN

Die Geschichte des „Mr. Awesome, baby!“.

J.J. BAREA

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FOTOSTRECKE

„A different dude“ auf dem Sprung …

Die NBA will expandieren? Dann gilt: Bring back the Sonics!

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70

Lange stand er sich selbst im Weg. Bei den Rockets startet der Überzeugte jetzt durch.

Wir haben alle ProfiLigen in Europa in ein Ranking gepackt!

CHRISTIAN WOOD

84

ZACH LAVINE

BBL-TAKTIK-CHECK

Wie scouten NBATeams? Unter anderem mit dieser Software.

NBA-TRADES

70

SETH CURRY

DAS LIGA-RANKING

88

TUOMAS IISALO

IN-DRÉ-SSANT

Die NBA-All-Stars 2021.

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WARENKORB

KICKZ hat die Styles, die ihr wollt! Holt sie euch!

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IVAN BESLIC

Die krassen Rituale der NBA-Stars.

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24 twenty four seconds

DAS FIVEMIXTAPE DES MONATS! „Bball is Jazz“, sagt Holger Geschwindner, und da hat der Mann recht! Trotzdem gibt es an dieser Stelle in loser Reihenfolge das FIVE-Mixtape des Monats, damit ihr euch beim nächsten Heimspiel nicht zu den Greatest Hits von The Police warmmachen müsst, nur weil „der Anschreiber die so gerne hört“. Einfach den QR-Code einscannen, und schon landet ihr bei den FIVE-Playlists auf Spotify.

Scannt den Code, um direkt zum FIVE-Profil auf Spotify zu gelangen, und folgt uns, damit ihr keins der fetten Mixtapes verpasst! https://bit.ly/FIVE176

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mixtape FIVE #176 A Eloqu ent – Modus Audio Minus 88 & Y assin Skinny – Lauf blackb oy – V Dilated .I.B.E. People / Eclip s – W se J-Live orst C – Satis omes fi t e o Wor d Apollo st Brown – The F Phont ormul e – Lif a e of K Mobb ings Deep – Q uiet S Nas – torm Memo ry Lan Dilated e People s – Ba ck Aga in

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FOLGT UNS AUF SOCIAL MEDIA Ihr folgt nur Accounts mit lahmen Memes? Eure Timeline ist voller selbstverliebter Hot-Take-Artists? Kommentarspalten sind für euch der Vorhof zur Hölle? Das muss doch nicht sein … denn die FIVE ist auch im Internet. Kommt vorbei, wir warten auf euch!

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BASKET BALL FOR LIFE


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einwurf

EINWURF

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Fotos: Ron Hoskins/NBAE via Getty Images

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WATCH ME WORK

In seiner Kolumne „Einwurf“ schaut Christian Orban über den Spielfeldrand hinaus und schreibt über die weniger beachteten Aspekte der Basketballkultur. Text: Christian Orban

u Redaktionsschluss war die Free Agency in der WNBA noch nicht in die entscheidende Phase der offiziellen Vertragsabschlüsse (ab 01. Februar) eingetreten. Daher schauen wir hier zurück – auf ein Quartett, das in der „WubbleSaison“ 2020 eindrucksvoll hervorgetreten ist und sich im finalen Vertragsjahr für einträglichere Kontrakte empfohlen hat. Keine Spielerin hat ihre Chance in der vergangenen Saison mehr genutzt als Betnijah Laney. Während der Vorbereitung noch von den Indiana Fever (ihrem dritten Team in vier Profijahren) entlassen, unterschrieb sie zum Minimum bei den personell dezimierten Atlanta Dream und avancierte in der Folge zur meistverbesserten Spielerin der WNBA. Damit nicht genug. Binnen einer verkürzten Saison erfand sich Laney in ungewohnt großer Rolle unter Headcoach Nikki Collen komplett neu: von einer Flügelstopperin ohne verlässlichen Wurf, die vor allem von Energie und Einsatz lebte, zur vielseitig effektiven Korbjägerin, die obendrein sekundäres Playmaking einbringt. So steigerte die 27-Jährige ihren Punkteschnitt von 5,6 auf 17,2 Zähler – wobei ihr True-Shooting-Wert von 42,4 auf 57,3 Prozent kletterte. Auch weil sie bei einer Erfolgsquote von 40,5 Prozent in 22 Spielen mehr Dreier verwandelte (30) als in ihren vorherigen vier Profijahren zusammen (21). Derweil verdoppelte Laney ihre Assistrate und legte 4,0 Vorlagen pro Partie auf, wenngleich eine gewisse Anfälligkeit für Ballverluste aufschien. Wie gewohnt überzeugte sie zudem in der Verteidigung und wurde folgerichtig ins WNBA All-Defensive First Team berufen. Das ligaweite Interesse und eine signifikante Gehaltserhöhung hat sich Laney demnach erarbeitet. Und egal für welches Team sich die Flügelspielerin inzwischen entschieden hat, bleibt sie eine beobachtenswerte Gewinnerin der „Wubble“. Das gilt auch für Cheyenne Parker, die 2020 ebenso eine Karrieresaison ablieferte. Wie

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Laney trumpfte die 28-Jährige auf, als andere Spielerinnen nicht zur Verfügung standen. Nachdem sie in ihren ersten fünf Profijahren für die Chicago Sky zumeist von der Bank kam, bewies sich Parker als produktive Starterin, die an beiden Enden beachtlich beiträgt. In nahezu allen Boxscore-Kategorien generierte sie neue persönliche Bestwerte: 13,4 Punkte, 6,4 Rebounds, 1,5 Assists und 1,3 Steals in durchschnittlich 25 Einsatzminuten – gepaart mit der vierthöchsten True-Shooting-Quote der Liga (65,1 Prozent). Dabei gefiel die durchsetzungsfähige Centerin nicht allein als abschlussstarke Innenspielerin, sondern erstmals auch als Stretch-Big, die den Dreier bei überschaubarem Volumen (15/32 Dreier) exzellent einnetzte. Zugleich zeigte sie sich trotz noch zu vieler Ballverluste als verbesserte Passgeberin. Ohnehin besticht Parker am eigenen Korb. Entsprechend führt sie ihr Team in der Verteidigung an, was sich anhand der meisten defensiven Win Shares und des besten Defensivratings aller Sky-Akteurinnen zuletzt eindrucksvoll manifestierte. Nicht umsonst hat Manager und Headcoach James Wade Parkers Verbleib frühzeitig als erste Priorität der Offseason benannt. Denn ohne die Pivotin, die sich in Chicago sehr wohl fühlt und mittlerweile wohl einen Maximalvertrag erhalten hat, werden die ambitionierten Sky ihrem Meisterschaftsziel schwer näher kommen. Der Titelgewinn ist auch das erklärte Ziel der Los Angeles Sparks. Eine hierfür hilfreiche Rollenspielerin ist Flügel Brittney Sykes, die nach einer starken Saison 2020 gehalten werden soll. Schließlich zeigte die 27-Jährige in kleinerer Rolle die effizientesten Offensivleistungen ihrer Karriere (10,1 Punkte bei 59,8 TS%), während sie ins All-Defensive Second Team gewählt wurde. Im Angriff ist Sykes noch immer keine verlässliche Distanzschützin (32,7 3P%), doch schneidet und zieht sie beherzt zum Korb, wo sie

dank ihrer imposanten Athletik exzellent finisht. Am defensiven Ende fungiert die 1,75-MeterFrau für die Sparks als wohl wichtigste Flügelverteidigerin. Indes hat sie ungeachtet glanzvoller Highlight-Blocks auch noch Luft nach oben. Wenn sie etwa weniger Fouls begeht und weniger auf Steals spekuliert, könnte Sykes zu einer herausragenden Verteidigerin reifen. Ihr Verbleib in Los Angeles war zuletzt gleichwohl nicht gesichert. Schließlich gingen weitere sieben wichtige Spielerinnen der Sparks in die Vertragsfreiheit. Darunter die „Big Three“ aus Candace Parker, Chelsea Gray und Nneka Ogwumike, die für Neu-Manager und Headcoach Derek Fisher oberste Priorität hat. Eine Spielerin, die nach drei Lehrjahren (8,0 MPG) 2020 erstmals die Chance erhielt, von Anfang an zu starten, ist Brionna Jones. Diese wusste die 1,90 Meter große Innenspielerin angesichts der Absenz von Starcenterin Jonquel Jones effektiv zu nutzen, wobei sie den Connecticut Sun half, bis auf ein Spiel an die WNBA-Finals heranzukommen. In der „Wubble“ erzielte Bri Jones 11,2 Punkte sowie die zweithöchste Feldwurfquote (60,5 Prozent) der Liga, da sie sich in Korbnähe gut positioniert und zuverlässig abschließt, am offensiven Brett zupackt und zweite Wurfchancen verwertet. Defensiv hält die 25-Jährige in der Zone mit ihrer Physis derweil grundsolide dagegen. Obendrein überraschte sie mit der fünfthöchsten Stealrate (1,7 SPG) der „W“. Wie Cheyenne Parker hat Jones also bewiesen, dass sie eine legitime Starting Centerin ist. Ob sie nach dem Ende ihres RookieVertrages in der diesjährigen Free Agency auch wie eine solche bezahlt wird, dürfte beim Erscheinen dieser Zeilen nunmehr feststehen. In jedem Fall sollten alle Fans der WNBA – und die, die es sicher werden wollen – das vorgestellte Quartett 2021 im Auge behalten. Denn Laney, Parker, Sykes und Jones werden in der kommenden Saison auf ihren Leistungen aufbauen und erneut abliefern.


DAZN DAZN X FIVE:

TRADE-DEADLINE 2021 ALEX SCHLÜTER Es wächst zusammen, was zusammengehört! Ab sofort findet ihr an dieser Stelle DAZN x FIVE. Hier kommen die Kommentatoren und Experten eures LieblingsSport-Streamingdienstes zu Wort, um Themen rund um die NBA zu diskutieren. In diesem Monat geht es um die Frage: Welche Trades würden sie sich zur Deadline wünschen?

IMMER WEITER ROLLT DER BALL!

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Was es in den nächsten Wochen auf DAZN zu sehen gibt? Hier ein paar der absoluten NBA-Highlights im Programm: 19.02. 21.02. 22.02. 25.02. 26.02. 28.02. 04.03.

04:00 21:30 02:00 04:00 01:00 21:30 01:30

Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr

Lakers vs. Nets Pelicans vs. Celtics Clippers vs. Nets Jazz vs. Lakers 76ers vs. Mavericks Bucks vs. Clippers Rockets vs. Nets

FREDDY HARDER

Celtics bekommen: Myles Turner, Jeremy Lamb, T.J. McConnell Pacers bekommen: Kemba Walker und Robert Williams Mein Trade-Wunsch tangiert gleich zwei Teams, die mit dem aktuellen Kader eine gute Rolle in der Eastern Conference spielen können, aber doch mindestens einen passenden Baustein vom Angriff auf den Titel im Osten entfernt sind. Genau den kriegen die Boston Celtics in Form von Myles Turner. Die Celtics haben dieselben Needs wie Frodo aus dem Auenland: Ringschutz und etwas mehr Größe. Beides gibt ihnen Turner, der aktuell deutlich beste Shotblocker der NBA. Noch besser: Seine offensiven Fähigkeiten von der Dreierlinie schaffen Räume für die Drives von Tatum und Brown. Welcher andere Big Man mit mindestens zwei Augenbrauen kann dieses Paket liefern? Natürlich muss über den Aderlass der Kelten diskutiert werden: Mit Kemba Walker verlässt ein vierfacher All Star die Franchise. Seine Qualitäten als Spielgestalter werden Boston fehlen, doch Marcus Smart hat sich während der längeren Verletzungspausen Walkers längst an die Starterrolle gewöhnt. Der Luxus, Smart als Energizer von der Bank zu bringen, ist dahin, doch mit McConnell steht immerhin schon ein neuer Hustle-Guard bereit, um in diese Rolle zu schlüpfen. Die Ergänzung Jeremy Lamb besitzt zwar keine Mimik, aber dafür ein gutes Händchen aus der Distanz. Und warum sollte Indiana auf diesen Deal eingehen? Weil das Team schlechter zusammengestellt ist, als es auf den ersten Blick scheint. Domantas Sabonis kann mit seinen Allround-Qualitäten zwar vieles kaschieren, doch es fehlt eine ordnende Hand im Backcourt. Malcolm Brogdon spielt rein statistisch zwar eine ordentliche Saison, seine Entscheidungsfindung auf der Eins ist aber oft verheerend. Wäre die NBA ein Zoom-Call, Brogdon wäre der Typ, der erst ständig dazwischenquatscht und dann vergisst, den Mute-Button wegzudrücken, wenn er wirklich mal was gefragt wird. Mit Kemba an Bord könnte Brogdon wieder öfter als Off-Guard agieren. Der Abgang von Turner wird defensiv wehtun, macht das von Coach Bjorkgren ohnehin gern genutzte kleine Lineup mit Sabonis als Center aber noch gefährlicher. Robert Williams gibt als Shotblocker zumindest die Auenland-Version des abwandernden Turner.

Nachdem James Harden vom Tisch ist, wandern eigentlich alle Augen zu Bradley Beal. Die Wizards spielen eine – gelinde gesagt – schwache Saison. Beal ist der steigende Frust anzusehen. Es muss sich was tun bei Washington. Auch Westbrook hat das Team eher zurückgeworfen als nach vorne gebracht. Vielleicht Zeit, um auf den Reset-Button zu drücken? Natürlich ist das alles nicht einfach aus Sicht der Wizards: Wann hast du schon mal einen solchen Star, der anscheinend auch nicht zwingend gehen will? Einer, der sich mit der Stadt identifiziert, mit der Franchise. Doch die Frage ist: Wie lange ist das bei ihm noch so? Beal geht kommende Saison in sein letztes Vertragsjahr. Und willst du ihn dann als Free Agent ziehen lassen, wenn er vielleicht nach einer weiteren schwachen Spielzeit das Grübeln anfängt? Natürlich liegen einige Mannschaften vom Namen her auf der Hand: Miami, Philadelphia und Denver. Vielleicht auch die Warriors? Wäre sicherlich alles spannend – und es wären mögliche Titelkandidaten. Damit könnte sich bestimmt auch Beal selbst langfristig anfreunden. Ich würde ihn aber gerne in New Orleans sehen. Ingram, Zion und Beal! Dafür muss man aber auch natürlich einiges anbieten. Doch die Pelicans sind seit den Trades um Anthony Davis und Jrue Holiday mit den Lakers und Bucks mit ordentlich Draftpicks und PickSwaps ausgestattet. Welche Qualität erstere in der näheren Zukunft haben könnten, sei mal dahingestellt. New Orleans müsste sich von Lonzo Ball trennen, aber das scheint nicht unrealistisch. Zudem besitzt J.J. Redick ebenfalls einen auslaufenden Vertrag, was den Wizards im Sommer weitere Flexibilität geben könnte. Es ist zu bezweifeln, ob den Wizards solch ein Deal zusagen würde. Einen großen Star bekommen sie so nicht. Aber immerhin wäre das Draftpick-Arsenal anschließend gut gefüllt. Klar ist: Wenn du für Beal tradest, dann willst du ihn auch verlängern. Und der 27-Jährige will sicherlich seinen möglichen Maximalvertrag in der Dimension von 200 Millionen. Wert ist er das aufgrund der aktuellen Leistungen auf jeden Fall. Doch würde Beal das auch bei den Pelicans unterschreiben? Ich wäre jedenfalls sehr gespannt auf deren neues Dreigestirn. Es würde das Scoring und auch die schwache Dreierquote ankurbeln. Die Defensivprobleme beseitigt man dadurch natürlich nicht …

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Fotos: David Grau/Euroleague Basketball via Getty Images

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five-prospects P rospects

DAVIDE CASARIN

ass wir an dieser Stelle Talente aus Italien vorstellen, kommt nicht allzu häufig vor. Der Strom an Nachwuchs für das höchste Niveau aus „Bella Italia“ … ist unregelmäßiger als etwa in Spanien. Umso begieriger warten die Tifosi auf den nächsten Spieler vom Schlage eines Marco Belinelli, Danilo Gallinari oder Andrea Bargnani. Ob der 17-jährige Davide Casarin ein solcher werden kann? Casarin durfte in den vergangenen Monaten erste nennenswerte Erfahrung im Eurocup sammeln. Dort spielte er mit seinem Team Umana Reyer Venezia allerdings nur eine bescheidene Rolle: Bereits nach der Hauptrunde war Schluss für die ambitionierten Italiener, die noch in der Vorsaison – bis zu deren Abbruch – eine recht gute Figur gemacht hatten. Im Kader stehen u.a. Ex-NBA-Spieler Austin Daye und Mitchell Watt (ehemals ALBA Berlin). Doch Verletzungen, Corona-Fälle und mangelnder Flow führten dazu, dass Venedig im Eurocup nur ganze zwei von zehn Partien gewinnen konnte. Casarin war allerdings ein Profiteur dieses Chaos, stand in allen zehn Begegnungen auf dem Feld und startete sogar zwei Mal. Nicht zu seinem Nachteil ist dabei sicherlich, dass sein Vater Federico – ein Ex-Profi – dem Klub vorsteht. Davides Werte im Eurocup? 5,7 Punkte, 2,0 Assists und 1,9 Rebounds bei 16:39 Minuten Spielzeit im Schnitt. Sein Dreier

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Jeden Monat stellt euch Peter Bieg an dieser Stelle die größten Talente Europas und Deutschlands vor. Text: Peter Bieg

(4/15, 26,7 3P%) wackelt, während er aus der Nah- und Mitteldistanz zuverlässig trifft (63,0 FG%). Seinen mit Abstand besten Auftritt hatte Casarin gegen JL Bourg-en-Bresse, wo er mit 17 Punkten, drei Rebounds und zwei Assists glänzen konnte. Der noch sehr junge Italiener ist ein groß gewachsener, 1,97 Meter langer Guard, der als Spielmacher und abseits des Balles eingesetzt werden kann. Auch wenn sein Wurf noch schwankt, so gehört eine überdurchschnittliche Technik definitiv zu Casarins Stärken. Er kann den Ball auch gegen Druck nach vorne bringen, das Feld überblicken, arbeitet geschickt mit Täuschungen und Verzögerungen. Mit einem guten FadeawayJumpshot und ausgefeilter Fußarbeit kann er perspektivisch gegen kleinere Verteidiger auch am Zonenrand gefährlich sein. Während er im Juniorenbereich Gegnern zumeist klar überlegen war und nach Belieben punkten konnte, sieht sich Casarin im Eurocup körperlich oft im Nachteil und muss sich auf die Rolle als Vorbereiter und SpotupSchütze beschränken. Seinem Spiel könnte das aber zugutekommen. Stabilisiert er Wurf und Körper, sehen wir einen zukünftigen Euroleague-Spieler. Für eine NBA-Karriere à la Belinelli und Co. fehlt wohl insbesondere die Athletik, aber noch ist es zu früh für eine definitive Prognose. redaktion@fivemag.de

DAVIDE CASARIN Geburtstag: 22.05.2003 Größe: 1,97 Meter Gewicht: 86 Kilogramm Position: Point Guard Verein: Umana Reyer Venezia

Stats: Stats: 5,7 PPG, 2,0 APG, 1,9 RPG, 26,7 3P% (Eurocup 2020/21)

QR-code: Checkt Casarins Highlights vom U18 Next Gen Cup. http://bit.ly/DCasarin


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Bei der geburt getrennt

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kollisionskurs

- kollisionskurs Please STFU, Charles!

Bei der geburt Tyrone Biggums

Chris Boucher 12

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gal ob es um Basketball geht, soziale Ungerechtigkeit oder LeBron James’ Haare: Charles Wade Barkley hat noch nie ein Problem damit gehabt, seine Meinung offen kundzutun. Schon während seiner aktiven Basketball-Karriere war „Sir Charles“ dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Und obwohl es hier und da immer wieder Kritiker gab, war seine direkte Art, die Dinge beim Namen zu nennen, für die meisten Leute erfrischend und unterhaltsam. Irgendwann ist es aber dann doch zu viel, und der Punkt ist nun für mich erreicht. Sein Vorschlag vor ein paar Wochen, dass NBA-Spieler den Covid-Impfstoff mit als Erste bekommen sollten, weil sie mehr Steuern zahlen als der Rest der Bevölkerung, ist hirnrissig und offenbart ein tragisches Defizit an Mitgefühl gegenüber armen und kranken Menschen, für die der Impfstoff über Leben oder Tod entscheiden könnte. Mal ganz abgesehen von der menschlichen Komponente wäre es das größte Marketing-Desaster aller Zeiten für die NBA. Knapp 400 Millionäre drängeln sich einfach mal vor, oder wie? Sorry, aber da hat der „Chuckster“ mal wieder nicht nachgedacht. Auch sein Zurückrudern ein paar Tage später hilft da nicht mehr, um das alles wieder geradezurücken. Ich gebe zu: Barkley war in den frühen 90ern einer meiner Lieblingsspieler. Wie Michael Jordan wollte er jeden Gegenspieler auf dem Basketball-Court vernichten. Was ihn aber komplett von Mike unterschied, war die Tatsache, dass er sich vor laufenden Kameras nicht verstellte. Er war genauso unberechenbar und arrogant wie auf dem Platz. Wenn man jung ist und selbst gerade eine rebellische Phase durchmacht, bewundert man dieses Verhalten, und ich war da nicht anders. Jetzt während seiner ExpertenKarriere wird jedoch längst klar, warum Charles Barkley ständig nach seiner Meinung gefragt wird. Er wird nicht dafür bezahlt,

Spiele zu analysieren oder anderweitig wichtigen Input zu geben, sondern weil er irgendwo zwischen Entertainer und Clown seine Nische gefunden hat. Das Problem ist nur, dass er zunehmend stolz auf seine eigene Ignoranz ist. Barkley suhlt sich in seinem Talent, die Sachen auf einen möglichst einfachen Nenner zu bringen, was Einschaltquoten generiert … egal ob das, was er sagt, am Ende des Tages stimmt oder nicht. „Ich mag ihn, weil er sagt, wie es ist. Und weil er keinen Wert auf Political Correctness legt.“ Komisch, das hat man in den letzten vier Jahren auch über jemand anderen gesagt, und gewisse Ähnlichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen. Die schwarzen Demonstranten in Ferguson 2014 als „Scumbags“ zu bezeichnen. Das Verhalten der Polizei beim Tod von Breonna Taylor zu verteidigen, die letztes Jahr „versehentlich“ von der Polizei in ihrem eigenen Bett erschossen wurde. Seine Aussage, dass nichts daran verwerflich sei, ein Rassist zu sein, solange man in einer Machtposition niemanden benachteilige. Die Befürwortung des Freispruchs für den Trayvon-Martin-Killer George Zimmerman. Für jeden witzigen Spruch über die Wurfauswahl eines Derrick Rose oder den Fashion-Geschmack von Russell Westbrook gibt es eine kontroverse politische Aussage, die ich persönlich alles andere als lustig finde. Aber ich bin hier auch nicht die Fun Police, die Leuten vorschreiben will, was sie lustig zu finden haben oder nicht. Wer Charles Barkley unterhaltsam findet, wird über dessen Witze lachen, egal wie meine Meinung dazu ist. Ich möchte nur folgenden Denkanstoß geben: Entweder meint Charles Barkley tatsächlich die Sachen, die er sagt … oder er spuckt wahllos Wörter aus, ohne zu schauen, wo sie landen. Ich kann gerade nicht beurteilen, was ich schlimmer finde. Robbin Barberan (Editor-in-Chief, KICKZ.com)

Fotos: Carlos Osorio/Scott Audette/NBAE via Getty Images

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Legenden-Liebling des Monats

LEGENDEN-LIEBLING DES MONATS

MJ, Magic, Larry, Kobe … sie sind die unsterblichen Legenden, die jeder kennt. An dieser Stelle wird aber ab sofort der Baller gedacht, die keine Überstars waren, aber auf die eine oder andere Art einfach Kult – die LegendenLieblinge des Monats!

Q

uizfrage: Wie sollte ein 1,85 Meter großer Point Guard, der an 37. Stelle von den L.A. Lakers gedraftet wird, in der NBA Basketball spielen? Antwort: nicht so wie Nickey Maxwell Van Exel. Wer in der zweiten Runde als recht kleiner Point Guard Anfang der 90er Jahre in die NBA kommt, dessen Weg ist vorgezeichnet. Erst mal lernen, wie das Spiel in der großen Show funktioniert. Sich damit abfinden, dass die Zeiten vorbei sind, in denen selbst viel geworfen wurde. Arbeiten ist angesagt. Ackern am hinteren Ende der Bank. Vorbereiten für die Stars. Verteidigen, als würde die eigene Karriere davon abhängen (was sie in der Regel auch tut …). Nick Van Exel sieht das alles ein bisschen anders, als er 1993 in die Association kommt. Die L.A. Lakers befinden sich in der Übergangsphase von den Showtime-Lakers zu dem, was später die ShaKobe-Ära werden soll. Magic Johnson ist im (vorläufigen) HIV-Ruhestand, James Worthy ein Schatten seiner selbst. Van Exel kommt von der University of Cincinnati, wo er als Senior als ineffizienter Scorer verschrien war … und als einer, der nicht allzu leicht zu coachen ist. Lakers-Legende Jerry West ist jedoch so angetan vom Point Guard, dass

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er sogar sehr ausbaufähige Leistungen in der Summer League ignoriert. Van Exel wird ein Laker. Und der Point Guard zeigt auf dem Parkett sofort dieses gewisse Flair, dieses Spektakel, was ihm einen festen Platz in den Herzen der Fans sichert. Sein irrationales, offensives Selbstbewusstsein ist genau das, was die Lakers jetzt brauchen. Sie haben mit Magic Johnson auch ihr Mojo verloren. Schon in seinem zweiten NBAJahr legt „Nick the Quick“ 16,9 Punkte und 8,3 Assists für die „Lake Show“ auf. Er spielt Pässe aus vollem Lauf hinter dem Rücken, sein Crossover fakt Verteidiger in sonst unerreichbare Paralleluniversen. Van Exel nimmt die wichtigen Würfe, spielt Pässe nach eingesprungenen Pirouetten. Die Fans lieben ihn. Seine Coaches … nun … die sehen das ein wenig anders. Del Harris und Van Exel geraten häufig aneinander. Der Point Guard ist der Leader des Teams, aber jemand, der mit Autorität nicht so richtig umgehen kann. 1995/96 schubst Van Exel einen Schiedsrichter und wird für die letzten sieben Spiele der Saison gesperrt. Es setzt 187.000 Dollar Strafe. 1996 stoßen Kobe Bryant als Rookie sowie Shaquille O’Neal via Free

Agency zum Team. Die Lakers haben jetzt wieder Ansprüche, sind aber noch sehr jung. 1998 liegen sie im WesternConference-Finale 0-3 gegen die Utah Jazz zurück. Van Exels Rolle im Team hat sich verändert. Er wird zwar ins All-Star-Team gewählt, nimmt aber so wenige Würfe wie noch nie in der NBA. Im letzten Training vor dem vierten Spiel gegen die Jazz beendet der Point Guard den Huddle am Ende mit den Worten: „1, 2, 3 … Cancun!“ Die Anspielung auf den anstehenden Urlaub kommt nicht gut an, vor allem O’Neal versteht sie nicht als Scherz, sondern als Aufgabe der Saison. Van Exel wird nach Denver getradet. Zum All Star wird er zwar nicht mehr gewählt, aber die Fans der Nuggets, Mavs, Warriors, Trail Blazers und Spurs kommen noch in den Genuss seines Könnens. Nick Van Exel gewinnt am Ende keinen Titel, sein Ruf als Querulant hält sich bis heute, die Hall of Fame wartet nicht auf ihn. Die, die ihn haben spielen sehen und sich in ihn verliebten, kümmert das nicht. „Nick the Quick“ war dieser eine Spieler, den nur du so richtig geil fandest, während die anderen MJ, Kobe oder Dirk feierten. Er war dein Geheimtipp.

Warum Van Exel nach seinem Wechsel zu den Nuggets 1998

Van Exels Sohn Nickey sitzt eine 60-jährige

ACHTUNG: Nach diesem Video

plötzlich anfing, seine Freiwürfe von einem Meter hinter der

Gefängnisstrafe ab. Er ermordete einen Freund, um

kommt ihr mindestens eine

Linie zu nehmen? „Ich traf immer den hinteren Ring. Also

zu verhindern, dass dieser gegenüber der Polizei

Stunde lang nicht von YouTube

ging ich ein paar Schritte zurück, und es lief besser.“

eine gemeinsame Serie von Raubüberfällen gestand.

weg: http://bit.ly/NickTheQuick.

Fotos: Andrew D. Bernstein/NBAE via Getty Images

NICK VAN EXEL


sneakers

SNEAKER HALL OF FAME: AIR JORDAN V FIVE hat eine eigene Hall of Fame eröffnet! Ab sofort nehmen wir jeden Monat einen herausragenden Sneaker der Basketballschuhgeschichte in unsere Ruhmeshalle auf. Der „Inductee“ in diesem Monat? Der „Air Jordan V“.

W

ie folgt man einer Legende? Diese Frage stellt sich im Sport öfter. Den Trainerposten bei den Bulls von Phil Jackson übernehmen? Eigentlich unmöglich. Der neue Small Forward der Cleveland Cavaliers sein, nachdem LeBron James gegangen ist? Eher undankbar. Tinker Hatfield wird sich im Jahr 1989 ganz ähnlich gefühlt haben. Dabei folgte er eigentlich niemandem … also außer sich selbst. Hatfield hatte mit seinem legendären „Air Jordan III“ quasi Nike gerettet, als Michael Jordan kurz davor war, die Marke zu wechseln. Dann hatte er mit dem Vierer einen weiteren Hit gelandet. Wie sollte er nach zwei solchen Krachern mit der fünften Ausgabe von MJs Signature Shoe jetzt noch einen draufsetzen? Auf der Suche nach Inspiration schaut Hatfield auf das Spiel von Jordan. Ihm fallen die akrobatischen Flugeinlagen auf, die Aggressivität, mit der „His Airness“ immer wieder gegnerische Big Men am Ring attackiert. Hatfield muss an die Mustang Fighter Planes aus dem Zweiten Weltkrieg denken. Diese Kampfflugzeuge wurden von ihren Crews an der Nase oft mit furchteinflößenden Mäulern und Zähnen verziert, die an Haie erinnerten. Er verewigt dieses Design in der Mittelsohle des Fünfers. Hatfield benutzt zum ersten Mal in der Sneaker-Geschichte auch

reflektierendes Material von 3M für die Zunge: Die Schuhe sollen „aufleuchten“, wann immer MJ bei einem seiner Moves mit Blitz fotografiert wird. Außerdem benutzt er zum ersten Mal transparente Gummisohlen. Diese Idee kommt Hatfield, als er Marty McFlys Nikes für „Zurück in die Zukunft II“ designt. Schaummodule im Schaft (um den Knöchel zu schützen), ein Gummiraster zur Belüftung an den Seiten sowie auf der Zunge und das Verschlusssystem für die Schnürsenkel runden die Innovationen des Fünfers ab. Die transparente Gummisohle bringt Nike allerdings auch einigen Ärger ein. Das Material wird rutschig, sobald sich Staub darauf ablagert. Noch ärgerlicher: Die Sohle verfärbt sich gelb, was zu einer Menge Reklamationen führt. Michael Jordan hat damit natürlich keine Probleme. Im Gegenteil: Auch wenn er in den Fünfern keine Meisterschaft holt (erst 1991 im „Air Jordan VI“ ist es so weit), so legt er doch sein Career-High in ihnen auf. 69 Punkte schenkt er den Cleveland Cavaliers am 28. März 1990 ein. Im Jahr 2014 führte die Website Bloomberg.com den „Jordan V Retro Fire Red“ (13. Rang), den „Jordan V Retro Grape“ (9.), den „Jordan V Retro Laney“ (8.) und den „Jordan V Retro Oreo“ (7.) unter den 25 meistverkauften Jordan-Schuhen aller Zeiten.

DID YOU KNOW? Das berühmte Spiel in Orlando, als Jordans Trikot aus der Kabine gestohlen wurde und er mit der Nummer 12 spielen musste? An den Füßen trug er den Fünfer.

NAME: AIR JORDAN V HERSTELLER: NIKE DESIGNER: TINKER HATFIELD JAHR: 1990 PREIS: 125 DOLLAR OG-FARBEN: WHITE/BLACK BLACK/METALLIC WHITE/FIRE RED WHITE/GRAPE

Der „Air Jordan V“ kam öfter in der Sitcom „The Fresh Prince of Bel-Air“ vor. Will Smith trug ihn in der Serie in den Colorways „Metallic Silver“, „Grape“ und „Fire Red“. Die Jordan Brand brachte 2013 den „Jordan V Bel-Air“ und 2018 den „Jordan V Fresh Prince“ raus. Letzterer erschien zu Smiths 50. Geburtstag.

Von den ursprünglichen Colorways hatte nur der „Fire Red“ die rote 23 hinten am Knöchel eingestickt. Erst beim später erschienenen „Laney“Colorway war ebenfalls Jordans Trikotnummer verewigt.

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skills-check

Bam Adebayo

Bam Adebayo

Bam Adebayo kann verteidigen, Blöcke stellen und den Ball im Korb unterbringen. Nach steilem Karriereverlauf stellt sich jetzt die Frage: Kann sich der 23-Jährige zu einem NBA-Superstar entwickeln? Oder müssen wir mit einer Stagnation auf höchstem NBA-Level rechnen? Text: Jens Leutenecker

Name: Edrice Femi „Bam“ Adebayo Position: Center Geburtstag: 18. Juli 1997 Größe: 2,06 Meter Gewicht: 115 Kilo Verein: Miami Heat Erfahrung: 3 Saisons

Stats 2020/21: 21,9 PPG || 10,3 RPG 6,0 APG || 0,9 BPG 58,7 FG% || 121,0 ORTG 58,7 eFG% || 23,2 PER (PER 36 MIN.)

D

ie Miami Heat haben mit dem Gewinn des Eastern-Conference-Titels und dem damit verbundenen Finaleinzug eine überragende Spielzeit 2019/20 hinter sich. Bam Adebayo hatte an der Überraschungssaison mit 15,9 Punkten, 10,2 Rebounds und 5,1 Assists einen maßgeblichen Anteil. In 100 Angriffen erzielten die Heat mit Adebayo auf dem Feld 6,1 Punkte mehr als der Gegner. Ein gutes Offensivrating mit hohem Assistanteil und wenigen Ballverlusten sowie exzellente Verteidigungsarbeit waren die Grundpfeiler für Miamis positive Entwicklung. Adebayo verwandelte 55,7 Prozent seiner Wurfversuche, lediglich 14 von 790 Feldwürfen kamen jedoch von der Dreierlinie. Mit dieser Trefferquote punktete er 2019/20 zwar nicht viel hochprozentiger als der durchschnittliche NBAProfi, aber Adebayo hat viele weitere Fähigkeiten, die eine Offense zum Laufen bringen. Die Qualität von Adebayos Blöcken für seine Mitspieler ist berühmt-berüchtigt: Mit 115 Kilogramm verteilt auf 2,06 Meter ist er der perfekte Athlet, um als Offensivhindernis den Jimmy Butlers und Duncan Robinsons der Welt Freiräume zu schaffen. Wenn Adebayo einen Mitspieler freiblockt, hat der ballführende Spieler direkt zwei Vorteile: Er kann einfacher punkten, mit dem Zug zum Korb und dem freien Wurf aus dem Dribbling. Oder er bedient Adebayo mit einem kurzen Pass und lässt den 23-Jährigen dann zaubern. Adebayo kann dem Gegner kraftvoll per Alley-Dunk einschenken oder Defensivrotationen mit dem richtigen Pass aushebeln. Einzig „Point Center“ Nikola Jokic kann im Bereich des Center-Playmakings bessere Zahlen vorweisen. Adebayo spielt die zweitmeisten Assists bzw. „potenziellen Assists“ – diese Metrik zählt die Pässe, die zu einem Wurf oder Foul führen, aber eben zu keinem Korb. Kein weiterer NBA-Center darf von sich behaupten, dass jeder zehnte Pass zum Mitspieler in einem Assist endet – Adebayo hat

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die Fähigkeit, mit seinen 23 Jahren das Spiel zu lesen wie nur wenige andere NBA-Profis. Das ist insofern erstaunlich, als er sich dieses exzellente Passspiel erst auf NBA-Level erarbeiten musste und nicht wie Jokic von der europäischen BigMan-Schule profitierte. Die harte Arbeit des HeatTrainerstabs um Erik Spoelstra hat sich ausgezahlt, und das zeigt sich auch am Zusammenspiel mit Duncan Robinson: Der Aufstieg von Dreiergott Robinson war die Cinderella-Story der vergangenen Saison, vom Division-III-Spieler zum Starter in den NBAFinals. Robinsons Geschichte könnte nur schwer ohne Adebayos Block- und Passfähigkeiten geschrieben werden: Robinson ist kein Pickand-Roll- oder Isolations-Spieler, der sich seine Offensive selbst kreieren kann. Irgendjemand muss den Werfer in Szene setzen, und Adebayo ist der bestmögliche „Irgendjemand“: Fast jedem dritten RobinsonDreier ging ein Assist von Bam voraus, kein anderes NBA-Duo erzielte vergleichbare Werte. Zwischenfazit: Bam Adebayo kann auf allerhöchstem Level seine Mitspieler freiblocken und per Assist bedienen. Wenn er nur diese Fähigkeiten in Zukunft vergleichbar gut ausführt, ist er bereits ein fester All-Star-Kandidat.

Walking Bucket Unter einem „Walking Bucket“ versteht man im Basketball Spieler, die selbst im Rückwärtsfallen und mit einer Hand im Gesicht ihre Würfe locker-lässig verwandeln. James Harden ist ein „Walking Bucket“. Kevin Durant ist ein „Walking Bucket“. Bam Adebayo ist noch keiner. Wenn Scorer wie Harden oder Durant einen eigenen Wurf kreieren, dann ist das trotz höchster Schwierigkeitsstufe ein sehr guter für ihr Team: Durant trifft fast 60 Prozent seiner Zweier, denen kein Assist vorausging. James Hardens Stepback-Dreier ist vergleichbar hochprozentig, und genau an diesem „Signature Move“ muss Adebayo noch feilen.

In der vergangenen Saison traf er weniger als jeden zweiten Zweier aus einer Isolation oder Postup-Zweier. 2020/21 zeigt er sich mit einer Quote von 53 Prozent in dieser Hinsicht verbessert. Miami geht inzwischen häufiger über Adebayo als erste Offensivoption, und da wäre ein Nowitzki-Fadeway oder ein Kobe-Sprungwurf aus dem Dribbling Gold wert. Der kurze Mitteldistanzabschluss gegen den Mann – ob direkt ins Gesicht oder nach ein, zwei schnellen Dribblings – könnte Adebayos Move werden. 2019/20 traf er diesen mit 42 Prozent, in dieser Saison sind es bereits 50 Prozent. Kurzum: Tendenz nach oben!

Intimidation Kein Center-Spieler switcht häufiger als Bam Adebayo, und nur wenige machen es mit vergleichbarer Effizienz. Während die Guardgegen-Center-Situationen im NBA-Schnitt mit fast 50 Prozent Zweierquote verwandelt werden, gibt’s gegen Adebayo nur wenig zu holen. Lediglich 71 gegnerische Punkte auf 100 Angriffe gerechnet bringen Edrice Femi Adebayo in die Top 20 der NBA-SwitchVerteidiger. In der regulären Pick-and-RollDefense rangiert er mit 105 Punkten pro 100 Angriffe im oberen Viertel der NBA-Verteidiger. Festzuhalten bleibt: Bam ist kein Giannis! Trotz Gamewinner-Block gegen Jayson Tatum im Ost-Finale ist Adebayo kein Spieler, vor dem die Topstars erstarren. 62 Prozent der Zonen-Abschlüsse gegen ihn finden ihr Ziel, das ist ganz klassisches Mittelmaß. Adebayo schüchtert am Ring kaum jemanden ein. Das Prädikat „Franchise-Player“ wird zu schnell vergeben, ein guter Spieler bei einem schlechten Team ist noch lange kein Superstar. Adebayo ist weiter: Er ist ein sehr guter Spieler bei einem sehr guten Team. Wenn er zu den Superstars gehören möchte, muss er seine Leistung als „Playmaking Big“ bestätigen und sich entweder zum „Walking Bucket“ oder zum „Intimidator“ entwickeln. redaktion@fivemag.de


nba-plays

Indiana Pacers

4

A 3

2

5

1 Jeremy Lamb (3) wirft an der Seite ein. Malcolm Brogdon (1) nutzt einen Block von Domantas Sabonis (5), um sich zum Ball hin freizumachen. Justin Holiday (2) setzt einen Screen für Doug McDermott (4), der in die Ecke verschiebt.

B

1 2

3

5

4

Brogdon läuft Richtung Feldmitte, wo Sabonis einen weiteren Block für Holiday stellt. Im Idealfall kreuzen alle drei Pacers gleichzeitig die Korb-Korb-Achse.

1 2 3

C

5

Laufweg

indiana pacers

Dribbling Block

Fotos: Andy Lyons/Issac Baldizon/NBAE via Getty Images

s gibt Tage in dieser Saison 2020/21, da sind die Indiana Pacers nicht wiederzuerkennen. Tage, an denen Hardcore-Fans der Eastern Conference sich verwundert die Augen reiben. Sind das wirklich die Pacers … oder nicht doch die Toronto Raptors? Tatsächlich besteht Verwechslungsgefahr, seit Nate Bjorkgren mit Beginn der aktuellen Spielzeit als Cheftrainer auf der Bank der Pacers Platz nahm. Das hat einen einfachen Grund: Bjorkgren und Raptors-Cheftrainer Nick Nurse kennen sich so gut wie kein anderes Coaching-Duo der NBA. Beide gehörten von 2007 bis 2011 demselben Stab an. Nurse war in dieser Zeit Übungsleiter der neu gegründeten Iowa Energy in der G-League, Bjorkgren einer seiner Assistenten.

Holiday nutzt den Block von Sabonis, um in die Ecke zu laufen. Brogdon bewegt sich auf die Seite mit McDermott. Sabonis wechselt die Richtung und macht sich für Lamb anspielbar.

HO Handoff

D

Die Indiana Pacers haben seit dieser Saison einen neuen Coach: Nate Bjorkgren. Warum spielen sie wie die Raptors? Text: André Voigt

E

4

Pass

Nach der ersten gemeinsamen Saison war das Duo unzufrieden mit dem Erreichten. Also gingen beide in Klausur. Ein Zwölfstundentag reihte sich an den nächsten. Das Duo organisierte alles neu: Strategie, Plays, Drills, defensive Prinzipien, die Schwerpunkte der Spielerentwicklung. Bjorkgren und Nurse erfanden sich neu. Nachdem sich ihre Wege getrennt hatten, trafen sich beide im Stab der Toronto Raptors wieder, mit denen sie (Nurse als Headcoach, Bjorkgren als Assistent) NBA-Champion 2019 wurden. Kein Wunder, dass sich die Playbooks der Pacers und Raptors frappierend ähneln. So findet sich das nebenstehende Play auch im Repertoire Torontos, wo früher Jonas Valanciunas die Rolle von Domantas Sabonis spielte.

1

3

5

4

2

Sabonis bekommt den Pass auf der Flügelposition und bereitet direkt einen Handoff mit Lamb vor, der jetzt ins Halbfeld tritt.

3

E

5 1

2

4

Sabonis kann den Handoff mit Lamb spielen, in der Regel aber täuscht er diesen nur an und zieht zum Korb. Jetzt hat er alle Möglichkeiten: selbst abschließen oder einen der vier Schützen an der Dreierlinie bedienen.

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one-on-one

James Harden vs. James Harden

JAMES HARDEN Geburtstag: 26. August 1989 Größe: 1,96 Meter Gewicht: 99 Kilo Erfahrung: 11 Saisons

Stats 2017 bis 2020*: 33,7 PPG || 6,2 RPG 7,9 APG || 1,9 SPG 4,6 TPG || 53,7 FG% 36,3 3P% || 86,8 FT%

Advanced Stats: 29,9 PER || 37,7 USG 62,0 TS% || 9,4 RBR 40,2 AST**

3

3,7 Punkte, 7,9 Assists und 54,1 Prozent effektive Feldwurfquote (von 2017 bis 2020 als Rocket) – James Hardens großartige Leistungen in Houston werden zu häufig als gegeben angenommen. Harden schulterte in den vergangenen Jahren die Hauptlast bei einem NBA-Titelaspiranten, stand mit Ex-Rocket Chris Paul gegen die Golden State Warriors kurz vor dem Einzug in die NBA-Finals und brachte die gegnerischen Coaches an den Rand der Verzweiflung. Harden kann etwas, was nur wenige andere NBA-Spieler können: Er punktet im Eins-gegen-eins gegen die besten Verteidiger – und das in unverschämt hohem Volumen. Der James-Harden-Stepback findet in fast 39 Prozent aller Versuche sein Ziel! Während andere Teams Pick-and-RollAutomatismen oder Fastbreak-Schemata über Jahre erlernen müssen, überquert Harden ganz easy die Mittellinie und gönnt sich einen hochprozentigen Wurf ohne große Vorarbeit. LeBron James und Teamkollege Russell Westbrook waren die Einzigen, die den Isolation-Pullup in der vergangenen Saison häufiger als zweimal pro Spiel geworfen haben, jedoch trafen sie mit 29 Prozent deutlich schlechter. Harden nahm in den letzten Jahren zwischen sieben und acht Iso-Dreier pro Spiel und dominierte mit ergänzenden Drives und Kickouts die gegnerischen Verteidigungsreihen. Barack Obama war noch Präsident der Vereinigten Staaten, als Harden das letzte Mal keine zweistelligen Freiwurfversuche vorweisen konnte. Hinzu kommt Hardens PostupVerteidigung gegen größere Big Men: Kein Guard verteidigte das Mismatch in den letzten Jahren auch nur annähernd so häufig wie Harden in Houston – und das mit herausragender Effizienz. Nur jeder dritte Zweierversuch über Harden war erfolgreich, der Ligaschnitt liegt bei 50 Prozent. Zwischenfazit: Houstons James Harden war ein Biest in Offensive und Postup-Defense!

ONE-ON-ONE

James Harden ist jetzt ein Brooklyn Net, aber ist er auch ein anderer Spieler? Coach Jens blickt auf „The Beard“ in Houston und in New York. Text: Jens Leutenecker 20


JAMES HARDEN

Fotos: Cooper Neill/Nathaniel S. Butler/NBAE via Getty Images

E

in Blick auf eine mögliche Erste Fünf in Brooklyn lässt nicht nur NBACoaches den Kopf schütteln. Da finden sich der beste Eins-gegen-eins-Spieler der NBA mit James Harden und der zweitbeste Eins-gegen-eins-Spieler mit Kevin Durant, der ebenfalls als Pick-andRoll-Scorer kreieren kann. Mit Kyrie Irving läuft (in guter körperlicher und mentaler Verfassung) einer der besten 20 Pick-andRoll-Spieler der Welt an ihrer Seite auf, flankiert von Joe Harris, einem der besten Dreierwerfer in den vergangenen Jahren. Schließlich komplettiert Rim Runner DeAndre Jordan, der nach 19 Spielen keinen einzigen Fehlwurf im Pick-and-Roll-Abrollen verzeichnete, das Ensemble. Wie soll dieses Lineup eigentlich gestoppt werden? James Harden agiert mit Irving und Durant als primärer Ballhandler, der die Offensive lenkt. 102 Touches pro Spiel sind fast 25 mehr als Durant und Irving, die durchschnittliche Dauer eines Touches beträgt fast neun Sekunden. Irving und Durant suchen in drei von fünf Pick-and-Rolls den eigenen Abschluss und sind damit als Pick-andRoll-Scorer einzuordnen. Harden agiert in den bisherigen Partien für Brooklyn äußerst passfreudig aus dem Pick-and-Roll und nimmt mit 60 Prozent Passrate bisher die Rolle des „Pass-first-Point-Guards“ ein. Fast zwölf Vorlagen und ein deutlich verbessertes Assist-zu-Ballverlust-Verhältnis sind Topwerte für James Harden. Die Gründe für die hohe Assistanzahl sind jedoch nicht in einer verbesserten Leistung des 31-Jährigen zu suchen, sondern vielmehr in der Qualität der Spieler neben „The Beard“. P.J. Tucker ist kein Joe Harris, Danuel House kein Kyrie Irving und Robert Covington definitiv kein Kevin Durant. Die Erfolgsformel für die Brooklyn Nets ist bisher: Harden liefert, die Top-Schützen verwandeln ihre Dreier. Wenn Harden einen Pick-and-Roll-Pass zu den BrooklynDreierschützen spielt, verwandeln diese ihn mit 48 Prozent Trefferquote. „Fear the Passing Beard!“

FAZIT *Auf 36 Minuten Spielzeit hochgerechnet **PER – Player Efficiency Rating, USG – Usage Rate, TS% – True Shooting Percentage, AST – Assistrate, RBR – Reboundrate

Geburtstag: 26. August 1989 Größe: 1,96 Meter Gewicht: 99 Kilo Erfahrung: 11 Saisons

Stats 2020/21*: 21,9 PPG || 7,0 RPG 10,6 APG || 1,0 SPG 3,9 TPG || 56,3 FG% 40,0 3P% || 87,7 FT%

Advanced Stats: 23,4 PER || 24,8 USG 65,1 TS% || 10,6 RBR 41,6 AST**

James Hardens Bilanz in

Kevin Durant und Kyrie Irving hingegen

Harden attackiert. Grundsätzlich

entscheidenden Playoff-Spielen ist

verspricht sehr viel Potenzial und ist

scheint Brooklyns Coaching Staff

ernüchternd: vier Niederlagen bei nur

die absolut aggressivste Form des

vor einer wichtigen Entscheidung zu

einem Sieg, 41 Prozent Trefferquote

„Win now“-Modus.

stehen: Verteidigt man das Pick-and-

aus dem Feld, nur 24 Prozent von der

Roll konservativ und setzt damit auf ein

Dreierlinie und 27 Ballverluste bei nur

wird sein, wie sie Irving, Harris und

für Harden und Irving kraftraubendes

32 Korbvorlagen. „He ain’t step up when

Harden defensiv einsetzen. Harden ist

Verteidigungskonzept? Oder wirft

he’s supposed to step up“, sagte Shaq

zwar ein exzellenter Postup-Verteidiger,

Coach Steve Nash Hardens größte

nach dem Houston-Brooklyn-Trade und

der einem Ben Simmons oder Joel

Defensivstärke in die Waagschale und

traf damit einen wahren Kern.

Embiid das Scoren erschweren kann,

lässt ihn seine Körpermaße im Postup-

aber als Flügel- oder Helpside-

Mismatch ausspielen?

Franchise-Spieler verkauft Tickets

Verteidiger scheint er lateral nicht

und bringt viele Siege in der Regular

schnell genug.

Monate, dann kommen wir mit einem

Season, aber er gewinnt keine Titel.

Urteil zurück. Oder anders gesagt: „Too

Die Kombination mit den Superstars

könnte sein, dass man den Helpside-

James Harden als

Die große Frage für die Nets

Der Gameplan des Gegners

Gebt uns mal drei, vier

close to call!“

21


stats

N B A- S c o u t i n g

N B A - S c o u t i n g

Der Gamechanger Wie scouten Teams in der NBA und anderen Profiligen? Welche Technologien nutzen sie, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen? Welche Werkzeuge setzen sie ein, um schnell an die für sie relevanten Daten zu kommen? Ein Scoutingdienst aus Russland revolutioniert seit 2014 das Business. Text: André Voigt

Fotos: Ned Dishman/NBAE via Getty Images

E

s ist ein Klischee – aber eben eines, das der Wahrheit entspricht. Das vom übernächtigten Assistenztrainer oder Scout, der während einer Saison irgendwann nicht mehr weiß, was das eigentlich ist, dieses … Tageslicht? Erik Spoelstra begann einst Mitte der 90er Jahre bei den Miami Heat seine Karriere auf diese Weise. Eine fensterlose Abstellkammer war sein Büro. Darin: VideoEquipment und eine Menge Arbeit. Denn damals war es die Aufgabe des heutigen Headcoaches, Videos der kommenden Gegner zusammenzuschneiden. Spoelstra lieferte die Informationen, die der Trainerstab in der Folge nutzen konnte, um einen Gameplan zu entwickeln. Er schnitt Videos von der eigenen Pick-and-Roll-Defense zusammen, damit die Coaches sie den Spielern zeigen und auf Fehler hinweisen konnten. Er analysierte die Spielzüge der Heat, versuchte herauszufiltern, welche besser und welche schlechter funktionierten. Wenn Spoelstra glaubte, eine wichtige Information gefunden zu haben, musste er in einer Zeit vor dem Highspeed-Internet eine Videokassette in ein Paket stecken und verschicken, wenn die Heat gerade auswärts unterwegs waren. Oft fuhr er sogar nachts noch zum Flughafen, um quasi sein Paket direkt am Flugzeug abzugeben. Klingt wie ein Traumjob? Geht so … Videos schneiden ist damals kein Spaß. DVDs sind gerade erst erfunden. Immerhin kann Spoelstra schon VHS-Kassetten in seinen PC überspielen, aber das dauert. Er sichtet stundenlang Videos, um wenige Minuten lange Clips zu schneiden. Effizient ist anders, unzählige Nächte verbringt er in seiner Besenkammer und fährt erst gar nicht nach Hause.

KI & Experten

Fast Forward ins Jahr 2021. Die URL lautet www.instatsport.com/basketball. Auf dem Bildschirm ist eine Suchzeile zu sehen. „Spielernamen oder Teamnamen eingeben“, steht dort auf Englisch. Elf Buchstaben, ein Leerzeichen und ein Herunterdrücken der Enter-Taste später

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füllt sich der Screen. „LeBron James“ steht oben links – sowie einige Basisinfos. So weit, so uninteressant. Wenige Zentimeter darunter jedoch wird es spannend. Hier besteht die Auswahl zwischen „Overview“, „Games“,

genommen hat? Alle Korbleger, die er mit einem Crossover vorbereitet hat? Alle Abschlüsse, bei denen er eng verteidigt wurde? All das ist nur zwei Klicks entfernt. Insgesamt werden über 500 Parameter erhoben.

„Field Goals“, „Pick’n’Rolls“, „Skills“, „Career“, „Video Summaries“, „Compare“ und „Playtypes“. Hinter jedem dieser Menüpunkte verbergen sich Daten und Videos zur jeweiligen Kategorie. Zum Beispiel „Field Goals“: Hier wartet ein Shot Chart, das die Quoten des Spielers in der jeweiligen Zone zeigt. Doch damit nicht genug. Neben der Halbfeldgrafik finden sich allerlei Auswahlkriterien. Alle Dunks von LeBron James in dieser Saison? Alle Abschlüsse aus dem Catch-and-Shoot? Alle Eckendreier von links? Alle Würfe, die er gegen Andre Iguodala im vierten Viertel

Alle Abschlüsse des „King“, die er aus dem Schnellangriff gegen Harrison Barnes von der linken Flügelposition genommen hat? Auch das ist kein Problem. Genau wie das direkte Bearbeiten der Videoclips im Browser. Blitzschnell können Markierungen eingefügt, die Videos geschnitten und gemailt werden. Bei InStat ist es nur eine Sache von Minuten, und Scouts können ihren Coaches die oben erwähnten Clips der eigenen Pick-and-RollDefense zusammenstellen. Sogar heruntergebrochen auf den Gegner, das Spiel, das Viertel etc. pp. Die Software geht aber noch weiter. Auf Wunsch zeigt sie die Statistiken


der vergangenen Partien eines Teams – komplett angepasst an die Vorgaben des Users. Hinter jeder gezeigten Zahl verbergen sich die dazugehörigen Videos. Und nein: Es geht nicht nur um Punkte, Rebounds oder Assists. Auch hier lassen sich ganz spezielle Filter benutzen. So sind alle Abschlüsse aus Isolationen von Giannis Antetokounmpo direkt per Video anzuschauen. Gleiches gilt übrigens für Defensivsituationen. So lässt sich ohne großen Aufwand eine Playlist erstellen, die auf Wunsch zum Beispiel alle Defensivaktionen gegen Isolationen eines bestimmten Gegners zeigt. Auch Pick-and-Rolls werden bis ins Detail analysiert. Wer lief die Aktion mit wem in welchem Viertel mit welchem Resultat … selbstredend sind auch hier die Videos sofort erhältlich und

zu bearbeiten. Die Möglichkeiten sind schier endlos …

Beginn im Fußball

Ob Alexander Ivansky diese Möglichkeiten schon vor Augen hatte, als er vor knapp zehn Jahren damit begann, Fußballstatistiken in seinen Rechner zu tippen? Wahrscheinlich nicht. Doch der CEO von InStat glaubte von Anfang an daran, dass statistische Analysen dem Profisport helfen können. „Herr Ivansky ist unser Experte in Sachen Technologie

und Entwicklung“, erklärt Ermay Duran. Duran arbeitete lange als Analyst für NBATeams und beschäftigte sich schon seit längerer Zeit mit Analytics, als er 2018 zu InStat kam, wo er heute als Basketball Executive tätig ist. „Herr Ivansky startete beim Fußball, ist aber jemand, der gern im Hintergrund bleibt und das Produkt für sich sprechen lässt. Basketball wurde dann 2014 bei InStat aufgenommen.“ Natürlich tippt heute niemand mehr Zahlen in eine Excel-Tabelle ein. Algorithmen und künstliche Intelligenz übernehmen den Großteil der Arbeit. Anders geht es bei über 26.000 Spielern und mehr als 6.700 Teams auch nicht. Dank künstlicher Intelligenz werden Spielszenen der über 1.000 Partien jede Woche fast in Echtzeit analysiert. Der Mensch übernimmt in Form von Basketballexperten

anschließend die Qualitätskontrolle. Die Genauigkeit der Daten soll laut InStat 99,8 Prozent betragen. Die Arbeit überzeugt. Egal ob NBA, Euroleague, nationale Ligen, Nationalmannschaften, Frauenbasketball, NCAA oder sogar US-Highschools: Die Zahl der InStat-Klienten steigt stetig. „Wir sind ein 360-Grad-Service, der nicht nur für Coaches, sondern auch für Scouts, Spieler und Manager interessant ist“, erklärt Duran. „Wir können die tiefsten Analysen am Markt liefern. Natürlich sind Teams unsere Hauptkunden, aber unser Service ist auch für Profis.“ Ganz ähnlich sieht das Thomas Massimino Jr., Basketball Operations

Specialist von den Orlando Magic: „InStat ist eine großartige Ressource für uns in Sachen Video. Es spart uns eine Menge Zeit, weil wir die Spiele auf unsere speziellen Ansprüche zurechtschneiden können und die Spieler in ganz bestimmten Situationen sehen.“ Auch Julius Schubert nutzt InStat für seinen YouTube-Kanal „Just a Kid from Germany“. Er veröffentlicht regelmäßig Analyse-Videos über NBA-Spieler. „InStat ist der absolute Gamechanger für mich als NBAYouTuber. Das Programm erlaubt es mir, in wenigen Minuten eine Menge Spielsituationen zu finden, deren Suche ansonsten mehrere Stunden dauern würde“, erklärt er. „Aus tausenden Clips kann ich mir mit wenigen Klicks genau die Szenen anzeigen lassen und runterladen, die ich für mein Video brauche. Das führt zu besserem Scouting

und höherer Qualität bei weniger Zeitaufwand.“ Erik Spoelstra will sein Leben von 1995 bis 1999 zurück … dre@fivemag.de

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Cover

N B A -T r a d e s 2 0 2 1

N B A -T r a d e s

2 0 2 1

Die große NBATauschbörse 2021 Am 25. März wartet die diesjährige NBA-Trade-Deadline. Wer sich bis dahin mit wem verstärken könnte? Welche Profis zu haben sind? Welche Deals wir gern sehen würden? Wo gar nichts geht? Über all das wollen wir in diesem großen Special spekulieren … denn machen wir uns nichts vor: Nichts macht mehr Spaß, als selbst General Manager zu spielen! Text: André Voigt ATLANTA HAWKS Kann gehen: Tony Snell, Danilo Gallinari, Bogdan Bogdanovic Würde helfen: Ein All Star Ja gut, äh … ein All Star hilft jeder Franchise. In Atlanta ist die Lage aber besonders. In der Offseason verpflichtete das Team Danilo Gallinari, Bogdan Bogdanovic, Kris Dunn, Tony Snell und Rajon Rondo – es war eine groß angelegte Transfer-Offensive, um in die Playoffs zu kommen. Dann verletzten sich bis auf Snell alle Neuzugänge, und die Hawks funktionierten trotzdem. Warum? Weil die Youngsters um Star Trae Young, De’Andre Hunter, John Collins, Kevin Huerter oder Cam Reddish einen Satz nach vorn gemacht haben. Sechs Spieler legen zweistellig Punkte auf, keiner davon gehört zu den Neuzugängen der vergangenen Offseason. Sicher: Vor allem Gallinari und Bogdanovic sollten nach ihrer Rückkehr helfen. Beide kosten aber auch zusammen bis 2023 Jahr für Jahr etwas weniger als 40 Millionen Dollar. Snell schlägt diese Saison mit 12,2 Millionen zu Buche. Und Coach Lloyd Pierce wäre nicht darum zu beneiden, die Spielzeit nach ihrer Rückkehr zu verteilen. Lässt er die Jungen weiterspielen und sich entwickeln? Oder setzt er auf die Veteranen? Würde es für eine Combo aus Gallinari und Bogdanovic einen Star geben? Wohl eher nicht, denn wer würde einen etablierten Hochkaräter für sehr gute Rollenspieler fortschicken? Eventuell könnte aber etwas bei einem Team gehen, das jetzt Veteranen braucht, um zu gewinnen – und das einen jungen Spieler im Kader hat, der potenziell zum All Star werden kann, aber noch zu grün für höhere Ansprüche ist. Und genau solch einen Trade gäbe es …

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TRADES, DIE WIR GERN SEHEN WÜRDEN … #1 Hawks bekommen: Michael Porter Jr., Will Barton, Gary Harris Nuggets bekommen: Bogdan Bogdanovic, Danilo Gallinari Sind die Nuggets damit offiziell Team World? Ja. Denn mit Paul Millsap würde dann wohl nur noch ein US-Amerikaner in der Ersten Fünf stehen. Aber was wäre das für eine gefährliche Truppe? Jamal Murray, Bogdanovic, Gallinari, Millsap und Nikola Jokic als Starter … wen kümmert bei so viel Firepower noch die (diese Saison eh desaströse) Defense? Auf der anderen Seite hätten die Hawks mit Porter einen jungen, aufstrebenden Star neben Young. Atlanta könnte mit Young, Hunter, Porter, Collins und Clint Capela starten. Barton und Harris wären potenziell auch Material für einen weiteren Deal.


BOSTON CELTICS

BROOKLYN NETS

CHARLOTTE HORNETS

Kann gehen: Carsen Edwards, Trade-Exception Würde helfen: Hilfe im Frontcourt

Kann gehen: Landry Shamet, Spencer Dinwiddie Würde helfen: Three-and-D-Flügel, Center

Kann gehen: Malik Monk Würde helfen: Gute Frage …

Dass die Nets ihren großen Deal schon durchgezogen haben, ist klar. James Harden war der große Fisch dieser Saison. Aber der Kader ist eben auch jetzt arg dünn besetzt nach den Abgängen für „The Beard“ und der Verletzung von Spencer Dinwiddie. General Manager Sean Marks wird sich vor allem um mögliche Buyout-Kandidaten kümmern – also Profis, die nach der Trade-Deadline aus ihren Deals herausgekauft werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, recht prominente Free Agents abzufragen oder eben doch noch einen Abnehmer für Dinwiddie zu finden. Der laboriert jedoch an einem angerissenen hinteren Kreuzband und kann im kommenden Sommer via Spieleroption Free Agent werden – sein Wert ist entsprechend niedrig. Das gilt ebenso für Landry Shamet, der auch in Brooklyn seiner Form hinterherläuft. In Sachen Trades dürfte also gar nichts gehen bei den Nets.

Die Hornets sind nach wie vor in einer Findungsphase … obwohl sie natürlich mit der Verpflichtung von Gordon Hayward im Sommer den nächsten Schritt in die Playoffs machen wollten. Das Team dürfte aber unter anderem noch herausfinden wollen, wie gut LaMelo Ball wirklich ist, wie er neben Terry Rozier passt, was die Hornets bereit sind, in Restricted Free Agent Devonte’ Graham zu investieren, und wer eigentlich der Big Man der Zukunft sein soll – denn Cody Zeller geht in die Vertragsfreiheit. Könnte es sein, dass das Team Rozier (wird 2022 Free Agent) anbietet? Malik Monk dürfte auf jeden Fall zu haben sein. Der Wert des Shooting Guards ist aber absolut im Keller, und eventuell brauchen die Hornets ihn, um die zu Redaktionsschluss ziemlich lethargische Offensive wiederzubeleben. Charlotte ist ein Team, das sich um Veteranenhilfe bewerben oder eben rein gar nichts tun könnte.

CHICAGO BULLS Kann gehen: Tomas Satoransky, Thaddeus Young, Otto Porter Jr., Lauri Markkanen, Wendell Carter Jr. Würde helfen: Kommt darauf an … Arturas Karnisovas heißt der starke Mann in Chicago … und vielleicht der Manager mit den meisten anderswo realistisch begehrten Spielern im Kader. Auslaufende Verträge? Otto Porters 28,5 Millionen Dollar schwerer Deal endet nach der Saison. Grundsolide Veteranen mit guten Verträgen, die jedem Playoff-Team helfen? Thaddeus Young und Tomas Satoransky sind absolute Leistungsträger mit nicht garantierten Kontrakten 2021/22, Garrett Temple wird vertragsfrei. Jungprofis, die eine Menge Potenzial versprechen, aber eventuell zu haben sind? Lauri Markkanen sowie Wendell Carter Jr. lesen ihre Namen immer wieder in Tradegerüchten. Ersterer vor allem, weil auch er in die eingeschränkte Vertragsfreiheit geht. Was will also Karnisovas? Mit Neu-Coach Billy Donovan die Jungen weiter aufbauen und Veteranen für Picks und jüngere Spieler abgeben? Eventuell sogar Teile des jungen Kerns abgeben? Oder nur punktuelle Änderungen anstreben, den Kern aber zusammenlassen? Auf jeden Fall wird der ehemalige litauische Nationalspieler bis zum 25. März eine Menge Telefonate führen.

Fotos: Sarah Stier/Ronald Cortes/Getty Images

Wen könnten die Boston Celtics überhaupt traden, der anderswo Begehrlichkeiten weckt? Jayson Tatum und Jaylen Brown? Unverkäuflich … es sei denn, es ginge um einen MVP wie James Harden, bei dem General Manager Danny Ainge wohl bis zuletzt mit im Rennen war und angeblich Brown anbot. Kemba Walker? Riesiger Vertrag (noch bis zu 153 Millionen Dollar bis 2024, Spieleroption auf die letzten beiden Jahre) und schmerzende Knie sind keine gute Kombination – schon gar nicht bei einem 30-Jährigen, der nur 1,83 Meter lang ist. Ansonsten sind natürlich jüngere Akteure wie Carsen Edwards auf der imaginären Transferliste. Doch was bringen die für einen Gegenwert? Bleibt die Trade-Exception aus dem Sign-and-Trade von Gordon Hayward. Dafür gab es einen QuasiScheck über 28,5 Millionen Dollar. Den könnte Ainge für einen oder mehrere Spieler eintauschen, die diese Saison bis zu diesem Betrag Gehalt überwiesen bekommen. Allerdings müssten die Celtics, um die vollen 28,5 Millionen nutzen zu können, neun Millionen Dollar an Gehalt aus den eigenen Büchern bekommen – indem das Team Spieler entlässt, bevor die Exception (es ist übrigens die größte aller NBA-Zeiten) genutzt wird. Da keine eigenen Spieler mit dem „Scheck“ kombiniert werden dürfen, muss der Trade-Partner also quasi einen Profi einfach loswerden wollen, um Geld zu sparen. Das engt den Kreis der potenziellen Kandidaten natürlich ein. Namen, die immer wieder mit den Celtics in Verbindung gebracht werden, sind: Aaron Gordon, LaMarcus Aldridge, Buddy Hield, P.J. Tucker, Harrison Barnes oder George Hill. Andre Drummond ist indes raus, weil er 28,7 Millionen Dollar verdient. Fragt sich: Warum sollten die aktuellen Arbeitgeber diese Akteure ziehen lassen? Das würde nur Sinn ergeben, wenn wirklich massiv Geld gespart werden soll und es keine anderen Trade-Angebote gibt. Gut möglich also, dass die Exception (was oft passiert) einfach nach 365 Tagen verfällt.

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CLEVELAND CAVS

DALLAS MAVERICKS

Kann gehen: Andre Drummond, Kevin Love, JaVale McGee, Taurean Prince Würde helfen: Ein Trade von Love …

Kann gehen: Dwight Powell Würde helfen: Three-and-D-Flügel, Scorer

Koby Altman war in der zweiten Post-LeBron-Ära in Cleveland nicht zu beneiden. Er musste vertragliche Altlasten abbauen (lies: hoch dotierte, langfristige Verträge aus der LeBron-Ära), und der Neuaufbau schien nicht so richtig zünden zu wollen. Jetzt steht mit Collin Sexton (22 Jahre), Darius Garland (21), Cedi Osman (25), Isaac Okoro (20) und dem aus Brooklyn gekommenen Jarrett Allen (22) ein fähiger junger Kern parat … Altlasten gibt es aber immer noch. Andre Drummond legt zwar 18,0 Punkte plus 15,1 Rebounds pro Partie auf, geht aber in die Free Agency und ist bereits 27 Jahre alt. Kevin Loves Vertrag läuft noch bis 2023 und zahlt ihm in den kommenden beiden Spielzeiten noch um die 60 Millionen Dollar. Dieser von Altman abgeschlossene Deal mit dem oft verletzten ehemaligen All Star ist der größte Fehler seiner bisherigen Amtszeit. Seit 2016 absolvierte Love nie mehr als 60 Partien in einer Saison. Auch wenn es keine „untradebaren“ Verträge in der NBA gibt – Love ist sehr schwer vermittelbar. Selbst wenn Interesse bestehen würde … wer hat die 31 Millionen Gegenwert und kann sie mit genug Picks oder jungen Spielern garnieren? Während beim Power Forward ein Buyout (warum sollte Love auf Geld verzichten?) so gut wie ausgeschlossen scheint, könnte es bei Drummond genau darauf hinauslaufen. Seine Leistungen sind zwar ansprechend, doch welches Playoff-Team kann eben mal so 28,8 Millionen Dollar an Gehältern nach Cleveland schicken, um den Center zu holen? Am besten noch in auslaufenden Verträgen? Selbst die gigantische Trade-Exception der Celtics reicht dafür nicht aus. Wahrscheinlich läuft es am Ende auf einen kleineren Deal hinaus – JaVale McGee und Taurean Prince sind Veteranen, die bei Favoriten (Nets?) begehrt sein dürften. Allerdings könnten sie auch Buyout-Kandidaten sein.

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Die Mavs haben auf den ersten Blick alles: einen MVP-Kandidaten (Luka Doncic), einen All Star (Kristaps Porzingis), einen Flügelscorer (Tim Hardaway Jr.) sowie eine Reihe fähiger Rollenspieler auf allen Positionen. Doch Franchise-Besitzer Mark Cuban ist immer für einen Trade zu haben, wenn er sein Team besser machen kann. Manager Donnie Nelson ist einer der umtriebigsten Macher der Liga. Haben sie die Bausteine für einen Deal, der die Mavs klar besser macht? Das kommt wohl darauf an, wie sehr sie den Kader verändern wollen. Herzstück eines Deals wären mit Sicherheit die Free Agents in spe James Johnson und Hardaway. Dwight Powell steht nach seiner Degradierung auf die Bank ebenfalls auf der „Kann gehen“-Liste. Problem: Ein solches Trio sorgt nirgendwo für Bluthochdruck. Es müssten schon Erstrundenpicks plus ein Youngster (Josh Green) dazugepackt werden, und selbst dann dürfte niemand einen Akteur aus dem Dunstkreis des All-Star-Games hergeben. Und eine große Lösung? Die würde Porzingis involvieren, doch ein Trade des Letten ist nach erneuter Verletzung nicht wahrscheinlich. Außerdem haben Doncic und er ihr gemeinsames Potenzial noch längst nicht voll ausgeschöpft.

TRADES, DIE WIR GERN SEHEN WÜRDEN … #2

Mavericks bekommen: Harrison Barnes, Jabari Parker Kings bekommen: Dwight Powell, James Johnson Okay, dieser Deal würde wohl nur dann zustande kommen, wenn die Kings Geld sparen wollen … in Zeiten der Covid-Pandemie aber keine allzu weit hergeholte Idee. Sollten die Kings Barnes wirklich loswerden wollen, wäre das hier eine Möglichkeit. Erstens sparen sie 16 Millionen Dollar in den kommenden beiden Saisons, und mit Powell würde ein Ersatz für Marvin Bagley parat stehen, sollte die Franchise den zweiten Pick der Draft 2018 in einem anderen Deal traden. Johnson könnten sie dann ihrerseits weitergeben. Die Mavericks würden Barnes bekommen, der von 2016 bis 2019 schon in Dallas unter Carlisle spielte. Barnes stand bereits in den NBAFinals, trifft den Dreier und bringt eine Physis mit, die Hardaway so nicht anbietet.


Kann gehen: Will Barton, Michael Porter Jr., Bol Bol Würde helfen: Ein dritter All Star, Verteidiger Die Denver Nuggets müssen eigentlich gar nichts machen. Ähnlich wie die Mavericks haben sie eigentlich alles. Aber genau wie Dallas sind die Nuggets natürlich keine perfekte Mannschaft. Gerade defensiv drückt der Schuh gewaltig. Außerdem sind die Nuggets fast schon zu tief besetzt. Warum? Weil sie in den vergangenen Jahren einen exzellenten Job beim Scouting gemacht haben. Michael Porter Jr. (14. Pick) und Bol Bol (44.) fielen ihnen quasi in der Draft in den Schoß (beide wurden aufgrund von Verletzungen nach hinten durchgereicht). Jamal Murray (7.), Monte Morris (51.) und natürlich Nikola Jokic (41.) wurden ebenfalls alle selbst gedraftet. Zu Redaktionsschluss standen acht selbst gewählte Akteure im Kader von Coach Mike Malone. Haben die Nuggets Zeit (im wahrsten Sinne des Wortes), um allen Talenten genug Minuten zu geben? Oder sollten sie einige von ihnen für sofort helfende Veteranen eintauschen? Porter Jr., Bol sowie ein höher dotierter Vertrag? Was würde so ein Angebot bringen? Porter zeigte in der frühen Phase der Saison, dass er den Schritt zu einem 20-Punkte-Scorer gemacht hat, nahm es aber (nach seinen öffentlich geäußerten CovidVerschwörungstheorien in der Bubble von Orlando) mit den Corona-Vorschriften der NBA nicht so genau und fiel lange aus. Begehrt dürfte er trotzdem sein. Manager Tim Connelly muss jetzt entscheiden, ob er eher auf kleinere Verbesserungen oder einen großen Trade setzt. Defensiv und an der Dreierlinie veranlagte Veteranen wie P.J. Tucker, OG Anunoby oder Robert Covington wären sicherlich auch auf der Liste. Aber da kleine Deals eher langweilig sind …

TRADES, DIE WIR GERN SEHEN WÜRDEN … #3 Nuggets bekommen: Bradley Beal Wizards bekommen: Gary Harris, Michael Porter Jr., Bol Bol, R.J. Hampton Vorweg: Nein, die Wizards dürften Beal nicht traden. Warum? Sie sind gerade erst mit dem Deal für Russell Westbrook „all-in“ gegangen. Allerdings … was, wenn bis zur Trade-Deadline der Sturzflug der so arg von Covid gebeutelten Mannschaft anhält? Wenn Beal intern sagt, dass er keinen Bock mehr hat und einen Wechsel will? Wäre dann nicht das oben genannte Paket perfekt? Manager Tommy Sheppard hätte einen ganzen Sack voller hochtalentierter Youngsters (Porter, Bol, Hampton, Rui Hachimura, Deni Avdija, Thomas Bryant, Troy Brown, Jerome Robinson, Moritz Wagner und Isaac Bonga), alle wären zu Beginn der kommenden Saison 25 Jahre alt (auch wenn die letzten drei werdende Free Agents sind). Sheppard könnte auch direkt einen Deal für Westbrook und einige der Youngsters suchen.

DETROIT PISTONS

GOLDEN STATE WARRIORS

Kann gehen: Blake Griffin, Derrick Rose, Wayne Ellington Würde helfen: Draftpicks, Talente

Kann gehen: Niemand, der etwas bringt Würde helfen: Viele, aber wie bekommen?

Blake Griffin war einer der heißesten Trade-Kandidaten vor der Saison. Denn da hieß es noch, der bald 32-Jährige wäre endlich von seinen Knieschmerzen befreit. Nun ja, auf 36 Minuten hochgerechnet spielt er punktetechnisch die mieseste Saison seiner Karriere, und seine Quoten (32,0 3P%, 50,0 FG%) machen kaum etwas her. Das ist ein bisschen sehr wenig Leistung für 36,8 Millionen Dollar Gehalt dieses Jahr und wohl 39,0 Mio. in der kommenden Spielzeit, die ihm via Spieleroption zustehen. Derrick Rose (15,4 PPG) und Wayne Ellington (46,2 3P%) hingegen bringen als Veteranen ansprechende Leistungen für kleines Geld. Beide dürften auf jeden Fall Gegenstand diverser Anrufe bei PistonsMacher Troy Weaver sein. Der wiederum dürfte vor allem an Draftpicks und Youngstern interessiert sein. Der Neuaufbau ist in vollem Gange.

Schon heute steht fest, dass die Warriors 2021/22 mindestens 152,4 Millionen Dollar an ihre Spieler überweisen werden. Damit steht auch fest: Es wird nicht so leicht, den Kader mit Free Agents aufzubessern, die mehr als das Minimum verdienen. Also per Trade nachladen? Auch das ist nicht so leicht. Kelly Oubre sah nach einem schwachen Saisonstart schon wie ein Streichkandidat aus, der Flügel fing sich aber im weiteren Verlauf. Trotzdem ist er nicht attraktiv für andere Teams: Er wird Free Agent. Also muss die Verbesserung von innen kommen. 2020/21 von Rookie James Wiseman, der quasi als Highschooler in die Association kam (der Center absolvierte nur drei Partien am College in Memphis) und zwischen hervorragenden Ansätzen sowie brutal gezahltem Lehrgeld schwankt. 2021/22 erwarten Coach Steve Kerr und Co. dann Klay Thompson nach dessen Kreuzbandriss zurück.

Fotos: Glenn James/Sarah Stier/Getty Images

DENVER NUGGETS

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HOUSTON ROCKETS

INDIANA PACERS

Kann gehen: P.J. Tucker, Eric Gordon Würde helfen: Picks, Point Guard

Kann gehen: Goga Bitadze Würde helfen: Backup Point Guard

Der große Deal ist gemacht. General Manager Rafael Stone hat James Harden in Victor Oladipo und eine Menge Erstrundenpicks umgewandelt. Die werden sich allerdings – wenn überhaupt – erst in ein paar Jahren in der Lottery befinden. Was will Stone also im Hier und Jetzt? John Wall verdient kommende Saison 44,3 Millionen Dollar und im Jahr darauf via Spieleroption (warum sollte er aussteigen?) 47,4. Die Verträge von Eric Gordon und Christian Wood laufen ebenfalls noch bis 2023. Also in der Gegenwart das bestmögliche Team stellen, ohne sich die Zukunft zu verbauen? Das liest sich plausibel. Nicht weniger als zehn Akteure werden zudem 2021 Free Agents – der prominenteste unter ihnen: Oladipo. Zieht es ihn fort, würde das den Neuaufbau sogar noch beschleunigen. In Sachen Trades ist wohl in dieser Saison nur zu erwarten, dass Veteranen wie P.J. Tucker oder (im Idealfall) Gordon für (na klar!) Picks fortgeschickt werden. Außerdem zeigte Stone beim Trade für Kevin Porter Jr. von den Cavs, dass er gern auch gewisse Risiken eingeht.

Die Pacers sicherten sich beim Trade von James Harden bereits vor Wochen die Dienste von Caris LeVert. Das kostete Manager Kevin Pritchard zwar Victor Oladipo, doch der werdende Free Agent hatte wohl eh bereits gewisse Wechselgedanken geäußert. LeVert steht bis 2023 unter Vertrag – das Jahr, in dem auch die Arbeitspapiere von Malcolm Brogdon und Myles Turner enden. Zudem verdient der Guard in den kommenden beiden Spielzeiten zusammen sehr akzeptable 36 Millionen Dollar bei ganz ähnlichen Statistiken im Vergleich zu Oladipo. Allerdings stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest, ob es sich bei der Geschwulst auf der Niere, die bei der medizinischen Untersuchung im Zuge des Trades festgestellt wurde, um einen bösartigen Tumor handelte. Wann LeVert das erste Mal für die Pacers auflaufen könnte, stand zu Redaktionsschluss noch in den Sternen. Sein Status dürfte maßgeblich die weiteren Planungen von Manager Pritchard beeinflussen. Ohnehin sollten von den Pacers aber kaum größere Deals zu erwarten sein.

LOS ANGELES LAKERS Kann gehen: Alfonzo McKinnie Würde helfen: Tja, was eigentlich? Was schenkt man dem Team, das schon alles hat? Könnten die Lakers eventuell auf den Guard-Positionen noch etwas Tiefe gebrauchen? Eventuell auf der Eins, aber dort eine Schwäche zu diagnostizieren, würde zu weit gehen. Coach Frank Vogel hat eher ein Überangebot an fähigen Akteuren. Manager Rob Pelinka dürfte natürlich den Markt sondieren, aber von den Lakers ist kein größerer Deal zu erwarten.

MEMPHIS GRIZZLIES Kann gehen: Gorgui Dieng, Justise Winslow, Grayson Allen Würde helfen: Dreierschützen Defensiv sind die Grizzlies grandios in die Saison gekommen, im Angriff lief aber längst nicht alles rund. Das hatte mit den Verletzungen von Jaren Jackson Jr. und Ja Morant zu tun, aber auch mit einer der schlechtesten Dreierquoten der NBA. Schützen auf dem Flügel wären sicherlich gern gesehen, die will im Endeffekt jedoch jeder in der NBA. Aber vielleicht kann ja Gorgui Diengs auslaufender Vertrag oder Justise Winslow (kann aufgrund einer Teamoption Free Agent werden) in Kombination mit einem der Youngsters im Team Abhilfe schaffen.

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MIAMI HEAT

Kann gehen: Lou Williams, Patrick Beverley, Reggie Jackson Würde helfen: Floor General

Kann gehen: Kendrick Nunn, Meyers Leonard Würde helfen: Ein Superstar

Die Problemzonen der Clippers sind immer noch dieselben wie 2019/20. Es fehlt ein echter Point Guard mit Führungsanspruch, der als Playmaker die Kollegen einsetzt. Rajon Rondo stand auf der Wunschliste im Sommer, entschied sich aber für mehr Geld in Atlanta. Kann ein Trade Abhilfe schaffen? Ja, eventuell dieser hier …

Manager- und Trainerlegende Pat Riley ist nicht für Kleingeld unterwegs … soll heißen: Der Macher in Miami will immer den großen Wurf. Zu Saisonbeginn lief es zudem nicht rund beim Finalisten von 2020. Kein Wunder, dass Miami sich nach James Harden erkundigte und wohl auch in den kommenden Wochen über große Lösungen sinnieren dürfte. Bradley Beal zum Beispiel? Genau in diesen Sphären denkt Riley in der Regel. Genug Bausteine jeglicher Couleur findet der Pate vom South Beach jedenfalls in seinem Kader. Die Verträge von Goran Dragic, Andre Iguodala, Meyers Leonard und Avery Bradley sind 2021/22 nicht garantiert. Kelly Olynyk und Mo Harkless werden komplett vertragsfrei, Kendrick Nunn und Duncan Robinson Restricted Free Agents. Was also, wenn Washington den Neuaufbau forciert und Miami mit dem unten stehenden Angebot vorstellig wird?

TRADES, DIE WIR GERN SEHEN WÜRDEN … #4 Clippers bekommen: Rajon Rondo Hawks bekommen: Lou Williams, Zweitrundenpick Es wäre ein Win-win-win-Trade! Die Clippers bekommen mit Verspätung ihren Floor General, die Hawks mit Lou Williams einen etablierten Scorer von der Bank plus einen Zweitrundenpick für ihre Mühen. Der dritte Sieger des Trades? Lou Williams. Wo ist noch mal der Stripclub, in dem er während der Bubble in Orlando unbedingt die nach ihm benannten Chicken Wings schnabulieren musste? Genau …

TRADES, DIE WIR GERN SEHEN WÜRDEN … #5 Heat bekommen: Bradley Beal, Moritz Wagner Wizards bekommen: Tyler Herro, Kendrick Nunn, Precious Achiuwa, Meyers Leonard, Kelly Olynyk, Erstrundenpick Auch bei dieser Trade-Idee für Bradley Beal würden die Wizards in der Folge voll auf die Jugend setzen. Dem jungen Frontcourt würde ein ebenso junger Backcourt hinzugefügt. Die Heat könnten eine Erste Fünf ins Rennen schicken, die aus Dragic, Beal, Robinson, Jimmy Butler und Bam Adebayo besteht. Am Ende würde Heat-Pate Pat Riley entscheiden müssen, ob Tyler Herro seiner Meinung nach ein besserer Spieler wird als Bradley Beal.

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Fotos: Glenn James/Joe Murphy/Adam Pantozzi/Fernando Medina/NBAE via Getty Images

LOS ANGELES CLIPPERS


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NEW ORLEANS PELICANS Kann gehen: Nicolo Melli, Lonzo Ball Würde helfen: Dreierschützen Die Pelicans präsentieren sich an beiden Enden des Feldes nicht mal auf durchschnittlichem Niveau. Das liegt auch daran, dass nur Brandon Ingram und Eric Bledsoe den Dreier auf hohem Niveau treffen. Die Frage, die sich Manager David Griffin insgeheim wohl stellt: Passt die Mischung im Kader überhaupt? Will er Lonzo Ball in die Restricted Free Agency gehen und den Markt den Preis bestimmen lassen? Oder den Point Guard lieber vorher traden? Was ist mit dem in die Vertragsfreiheit gehenden J.J Redick? Die Pelicans sind eine Mannschaft, die vor der Deadline wirklich zum Ausverkauf ihrer Veteranen bitten könnte …

MINNESOTA TIMBERWOLVES Kann gehen: Ricky Rubio, Juancho Hernangomez Würde helfen: Power Forward Covid-19 machte den Wolves früh einen Strich durch die Rechnung, als sich ausgerechnet Karl-Anthony Towns infiziert abmelden musste. Vor allem auf der Vier bräuchte es im Idealfall einen Rebounder und defensiv orientierten Power Forward, der vorne nicht komplett talentfrei ist. Für einen solchen Spieler dürfte Manager Gersson Rosas wohl gern Ricky Rubio und Juancho Hernangomez abgeben – beide Spanier enttäuschen bisher. P.J. Tucker wäre perfekt für die Rolle …

MILWAUKEE BUCKS Kann gehen: D.J. Wilson, Torrey Craig Würde helfen: Guard-Scorer von der Bank, Backups auf Forward Die Bucks sind bereits tief besetzt und haben mit Giannis Antetokounmpo, Khris Middleton und Jrue Holiday drei All Stars im Kader. Ein Scorer im Backcourt, der von der Bank Punkte und eventuell auch ein bisschen Playmaking bringt, wäre perfekt. Lou Williams zum Beispiel. Wäre ein Trade von D.J. Augustin sowie einem Erstrundenpick für Williams sinnvoll? Dafür müsste Augustin erst mal seinen Dreier etwas besser treffen. Ansonsten könnten Namen wie der von Alec Burks auf der Liste stehen.

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OKLAHOMA CITY THUNDER Kann gehen: Trevor Ariza, George Hill Würde helfen: Draftpicks, Youngsters General Manager Sam Presti schaltete voll in den Modus Neuaufbau und hat sich seine ehemals im Kader stehenden Stars mit einer Menge Erstrundenpicks bezahlen lassen. Doch was ist besser als viele Wahlrechte in der Draft? Richtig. Noch mehr Erstrundenpicks! Deshalb dürfte der Macher bis zur Deadline auch wieder extrem umtriebig sein. Mit George Hill (2021/22 ist sein Vertrag nicht garantiert), Trevor Ariza (wird Free Agent) und Al Horford (Vertrag bis 2023 für insgesamt 53,5 Millionen Dollar) kann Presti drei namhafte Veteranen anbieten, die Playoff-Teams helfen, wobei Horfords Deal schwerer vermittelbar ist. Der Entscheider dürfte aber auch an Youngstern interessiert sein, die anderswo vielleicht noch nicht ihr volles Potenzial realisiert haben oder dort einfach nicht mehr in die Planungen passen. Marvin Bagley III zum Beispiel wäre ein solches Ziel, sollte er zu haben sein. Außerdem dürfte Presti daran interessiert sein, anderswo ungeliebte Spieler mit länger laufenden Verträgen aufzunehmen, um sich diesen Service mit … natürlich … Draftpicks bezahlen zu lassen.


NEW YORK KNICKS Kann gehen: Julius Randle, Frank Ntilikina, Dennis Smith Jr., Alec Burks, Nerlens Noel, Reggie Bullock Würde helfen: Draftpicks Teamarchitekt Leon Rose verfolgt (bisher … hey, es sind die Knicks) einen langfristigen Ansatz. Er will den Kader clever über die Draft aufbauen, Youngsters entwickeln und eine Kultur etablieren. Die Veteranen im Kader sind solide und vertrauen Coach Tom Thibodeau, der eine der besten Verteidigungen der Liga in NYC zusammengebaut hat. Rose baut aber – wie gesagt – für die Zukunft. Wenn die Angebote stimmen, dürften also alle Veteranen und Youngsters gehen, die nicht so funktionieren (lies: Dennis Smith, Frank Ntilikina). Gut möglich, dass sich Rose auch das Aufnehmen eines länger laufenden Vertrages mit Draftpicks bezahlen lässt. Blinden Aktionismus, um kurzfristig die Playoffs zu erreichen, sollte niemand erwarten … und das ist gut so.

PHILADELPHIA 76ERS

PORTLAND BLAZERS

Kann gehen: Eher niemand Würde helfen: Playoff-erfahrene Veteranen

Kann gehen: Anfernee Simons, Rodney Hood Würde helfen: Gesundheit Eigentlich haben die Trail Blazers alles, was sie brauchen. Dynamische Scorer, defensiv fähige Big Men, vielseitige Flügel. Was sie leider auch haben, und das gefühlt seit Jahren: Verletzungspech. C.J. McCollum, Zach Collins (beide Knöchel) und Jusuf Nurkic (Handgelenk) fehlten bzw. fehlen 2020/21 über Wochen. Könnten Anfernee Simons und/ oder Rodney Hood Abhilfe schaffen? Beide kamen noch überhaupt gar nicht in die neue Saison, scheinen keine größere Rolle mehr zu spielen. Hoods Vertrag ist 2021/22 nicht garantiert, Simons verdient nur knapp vier Millionen Dollar in der kommenden Spielzeit. Fotos: Gary Dineen/Hannah Foslien/Tim Nwachukwu/Cameron Browne/NBAE via Getty Images

Klar, die Sixers waren bis zuletzt im Rennen um James Harden dabei. Und ja: Ben Simmons war das Herzstück des Angebots an die Houston Rockets. Das bedeutet aber nicht, dass der Point Forward gehen soll. Simmons landete auf dem Tisch, weil es um James Harden ging, einen der besten Scorer der Welt und ehemaligen Schützling von Manager Daryl Morey. Es war ein Ausnahmefall. Die 76ers funktionieren mit Simmons auf hohem Niveau. Der 24-Jährige wirft weniger, organisiert aber den Angriff, verteidigt auf All-NBA-Niveau und setzt nach Jahren der Innovationslosigkeit unter Ex-Coach Brett Brown ganz nebenbei eine neue Offensive um. Wenn es Verstärkungen gibt, dann wohl nur punktuell, um die Bank mit mehr PlayoffErfahrung zu besetzen. Vor allem auf dem Flügel besteht hier Bedarf.

ORLANDO MAGIC Kann gehen: Evan Fournier, Aaron Gordon, Mo Bamba Würde helfen: Eine klare Richtung Die Magic sind gebeutelt. Erst der Kreuzbandriss von Jonathan Isaac in der Bubble von Orlando, dann die gleiche Verletzung bei Markelle Fultz Anfang des Jahres. Beide hatten jeweils eine lukrative Vertragsverlängerung unterschrieben und galten als Fundament der Magic-Zukunft. Dazu sollten eigentlich auch Aaron Gordon (4. Pick 2014) und Mo Bamba (6., 2018) gehören. Doch ersterer stagniert in seiner Entwicklung schon seit Längerem, letzterer schafft es nur selten in die Rotation. Beide sind zu haben, genau wie Evan Fournier, der in die Vertragsfreiheit geht. Wahrscheinlich könnten die Magic auch schwach werden, wenn ein lukrativer Deal für Center-All-Star Nikola Vucevic in der Inbox von Manager Jeff Weltman landen würde. Der Big Man zeigt zwar nach wie vor gute Leistungen, könnte aber gern gesehene Draftpicks und Youngsters bringen.

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Cover SAN ANTONIO SPURS Kann gehen: DeMar DeRozan, LaMarcus Aldridge, Rudy Gay Würde helfen: Youngsters und Draftpicks Auch wenn es sich sicher irgendwie falsch anfühlt: Die Zeit für den Neuaufbau ist gekommen in San Antonio. DeMar DeRozan, LaMarcus Aldridge, Rudy Gay, Patty Mills und auch Trey Lyles werden Free Agents nach der Saison. Die Spurs werden dann eine Menge Dollars auf dem FreeAgent-Markt ausgeben und neu anfangen können. Geht Manager R.C. Buford also hin und offeriert seine alternden Stars meistbietend zur TradingDeadline? Auch das fühlt sich irgendwie falsch an, denn das hat diese Franchise in der Ära Popovich so noch nie gemacht. Aber Zeiten ändern dich. Ob es Trades für Aldridge und DeRozan gibt, dürfte davon abhängen, ob etwaige Interessenten neben Picks auslaufende Verträge bieten können. Denn die Spurs dürften sich nicht unbedingt mit längerfristigen Kontrakten belasten wollen. Würden die Spurs also ihre Ex-Stars per Buyout ziehen lassen? Diese Frage könnte eventuell den Ausgang des Titelkampfes 2021 entscheiden. Sollten sich DeRozan oder Aldridge einem Titelkandidaten anschließen, kann das vieles ändern …

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SACRAMENTO KINGS Kann gehen: Buddy Hield, Nemanja Bjelica, Marvin Bagley III, Harrison Barnes, Cory Joseph Würde helfen: Youngsters und Draftpicks Manager Monty McNair ist nicht zu beneiden. Der Mann hat gleich einige Baustellen, die er beackern muss. Buddy Hield war (ist?) mit seiner Situation unzufrieden, Marvin Bagleys Vater forderte einen Trade seines Sohnes (okay, wen kümmert’s?), alles in allem läuft es bei den Kings erneut nicht rund. Ach ja, und die Veteranen Nemanja Bjelica sowie Cory Joseph bekamen ihre Spielzeit gekürzt. Es ist zu erwarten, dass zumindest in einige Personalien Bewegung kommen dürfte. McNairs Absicht soll ein Umbau des Kaders sein, der das Team verjüngt, sodass um Star De’Aaron Fox aufgebaut werden kann. Also gilt auch hier: Tausche Veteranen gegen Youngsters und Draftpicks.

PHOENIX SUNS Kann gehen: E’Twaun Moore Würde helfen: Backup Center, Shooting Guard Die Suns sind gut aufgestellt und brauchen nur punktuelle Ergänzungen. Chris Paul kam bereits in der Offseason, und bis auf Cameron Payne stehen alle anderen Rotationsspieler auch im kommenden Jahr noch unter Vertrag. Eventuell könnte es einen Trade von aus der Rotation gefallenen Veteranen wie E’Twaun Moore geben, die dann für einen Zweitrundenpick gehen können. Wahrscheinlicher ist aber, dass es hier Buyouts gibt.

TORONTO RAPTORS Kann gehen: Aron Baynes, Kyle Lowry Würde helfen: Backup Center, Tiefe Die Raptors starteten brutal in die Saison, was sicher am Abgang der Big Men Serge Ibaka und Marc Gasol lag. Das Team von Coach Nick Nurse musste sich defensiv erst neu finden, der Umzug nach Tampa Bay aufgrund der Pandemie tat sicher sein Übriges. Immerhin: Chris Boucher bewirbt sich eindrucksvoll um den Titel des „Most Improved Player“, die Verteidigung hat sich gefangen. Fragt sich: Wo wollen die Raptors hin? Von der Bank kommt bisher zu wenig Qualität für höhere Ansprüche, Neuzugang Aron Baynes ist als Center eine Enttäuschung. Genau in diesen Bereichen sollte also nachgebessert werden. Nur wie? Kyle Lowry verdient 30 Millionen Dollar, wird Free Agent und ist sicher für einige Teams interessant. Ein Trade wäre dennoch eine mittlere Überraschung, ist Lowry doch ein Urgestein … und der zu erwartende Gegenwert wäre wohl nicht übergroß.

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UTAH JAZZ

FREE AGENTS

Kann gehen: Georges Niang Würde helfen: …

Es gibt eine Reihe Veteranen, die zu Redaktionsschluss kein Team hatten. Könnten einige von diesen Kandidaten noch in der zweiten Saisonhälfte und in den Playoffs einen Kader verstärken?

WASHINGTON WIZARDS

J.J. Barea Guard Shabazz Napier Guard Emmanuel Mudiay Guard Jeremy Lin Guard Isaiah Thomas Guard

Kann gehen: Ish Smith, Isaac Bonga, Moritz Wagner, Bradley Beal (?) Würde helfen: Defense

Jamal Crawford Guard

Was ist mit Bradley Beal? Will er weg, nachdem Covid-19 dem Experiment mit ihm und Russell Westbrook einen dicken Strich durch die Rechnung machte? Wenn ja, ist er sofort der meistbegehrte Spieler der Deadline. Will er bleiben, kann Manager Tommy Sheppard es ruhig angehen lassen. Die Wizards sind ein Team, in dem sieben Rotationsspieler noch keine 24 Jahre alt sind. Dieser Teil des Kaders braucht noch Zeit. Beal (27) und vor allem Westbrook (32) jedoch haben diese nur bedingt. Offensiv hat zwar alles halbwegs funktioniert, bevor die Pandemie zuschlug, in der Defensive war wohl nur die Verteidigung des Kapitols in Washington desaströser. Sheppard könnte versuchen, Youngsters gegen Veteranen zu tauschen – hier wären dann wohl auch Moritz Wagner und Isaac Bonga durchaus Kandidaten –, um die Verteidigung zu stabilisieren. Er könnte aber auch die Youngsters machen lassen, in Ruhe Angebote für Beal sondieren und – wenn der All Star keinen Druck macht – auf die Draft warten. Das ist wohl auch das realistischste Szenario, was Beal angeht. Washington hat keinen Druck, seinen Star abzugeben – es sei denn, der kommt von Beal selbst.

Gerald Green Flügel

Kyle Korver Flügel

DeMarre Carroll Flügel Rondae Hollis-Jefferson Flügel Justin Anderson Flügel Michael Kidd-Gilchrist Flügel Michael Beasley Flügel Andre Roberson Flügel Pau Gasol Big Man Dewayne Dedmon Big Man

Fotos: Ronald Cortes/ocky Widner/Ned Dishman/Rocky Widner/NBAE via Getty Images

Wenn es eine Franchise gibt, die sich in Sachen Trade-Deadline entspannt zurücklehnen kann, dann sind das die Utah Jazz. Sind die Jungs vom Salzsee das beste Team der Liga? Nein, das sind die Lakers derzeit. Aber die Jazzer sind auf allen Positionen doppelt besetzt, Donovan Mitchell ist ein Abo-All-Star, das Team von Coach Quin Snyder verteidigt auf Titelniveau und stellt eine Top-5-Offensive. Alles ist gut, wenn alle gesund bleiben.

Tyson Chandler Big Man Thon Maker Big Man

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nba J a y l e n

Jaylen Brown

B r o w n

A Different Dude Zu Beginn seiner fünften Saison präsentiert Jaylen Brown bisher ungekannte Stärken und scheint seinen sprunghaften Weg zum Star fortzusetzen. Über einen prototypischen modernen Two-Way-Player, dessen wohl spannendste Attribute nicht auf dem Court zu sehen sind. Text: Ole Frerks

Fotos: Brian Babineau/NBAE via Getty Images

D

er Screen von Daniel Theis bringt nicht den gewünschten Effekt. Ben Simmons ist immer noch im Weg, klebt an ihm, lässt keinen Platz für den Wurf. Drei Dribblings durch die Beine, Crossover nach innen, ein aggressiver Schritt nach vorne – der Australier wackelt, fällt aber nicht und bleibt dran. Dann folgt der nächste Versuch: Dribbling über die linke Hand Richtung Korb am Zonenrand entlang. Die Hilfe kommt, Shotblocker Dwight Howard ist im Weg. Sternschritt in die andere Richtung, bei voller Geschwindigkeit. FadeawayJumper. Money. Die sozialen Medien feiern diese Szene, die sich am 20. Januar 2021 im Spiel der Boston Celtics gegen die Philadelphia 76ers ereignet. Denn: Jaylen Brown läuft nach dem getroffenen Wurf zurück und signalisiert Simmons – seines Zeichens Mitglied im All-Defensive First Team 2020 und nach offiziellen Angaben

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13 Zentimeter größer als Brown – gestenreich, dass er „zu klein“ ist. Das ist zwar unterhaltsam, wichtig ist diese Szene aber aus anderen Gründen: Sie ist beispielhaft für den Saisonstart von Brown und demonstriert, wie sehr sich sein Spiel neuerdings von jeder vorigen Iteration unterscheidet. Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass Brown noch vor zwei Jahren keine Chance gehabt hätte, diese fast schon KyrieIrving-artige Sequenz so durchzuziehen. Die Rookie-Version von Brown hätte sich bei dem Versuch vermutlich beide Beine gebrochen oder sich schon beim ersten Crossover auf den Fuß gedribbelt. Doch mit nun 24 Jahren hat Brown – das zeigt nicht nur diese Sequenz – wieder eine neue Stufe in seiner Entwicklung erreicht.

Ein guter Reach

Verwundern sollte das nicht. Jayson Tatum bekam in Boston in der Saison 2019/20 die meisten Schlagzeilen für

seine Verbesserung, was angesichts der Sprunghaftigkeit inmitten der Spielzeit auch verständlich war. Brown machte zeitgleich aber einen ähnlich signifikanten Satz nach vorn, noch kurz vor dem AllStar-Break wurde darüber diskutiert, welcher der beiden denn nun der bessere „Jay“ im Team sei. Die Antwort lautete und lautet Tatum – aber der Abstand ist nicht so groß, wie oft angenommen wird. Tatum demonstrierte schon als Rookie in den Playoffs Superstar-Potenzial, bei Brown verlief die Entwicklung ein klein wenig langsamer, aber nicht weniger eindrucksvoll. Der Spieler, der Anfang 2021 als sicherer Kandidat fürs All-Star-Game gelten darf (wenn es denn diese Ehre gibt), hat nicht mehr viel mit dem gemein, der 2016 überraschend hoch an dritter Stelle gedraftet wurde. Als „Reach“ galt der Pick von Danny Ainge damals – als Wunschdenken. Browns Athletik war offenkundig, sein Spiel schien jedoch etwas roh zu sein.


„ER WAR DAS KIND IN DER SCHULE, DAS DER LEHRER SIEHT UND DENKT: ‚MIT IHM MUSS ICH ETWAS MEHR ZEIT VERBRINGEN, WEIL SEIN VERSTAND ETWAS ANDERS FUNKTIONIERT.‘“ ISIAH THOMAS ___

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Fotos: Tim Nwachukwu/Mitchell Leff/Ron Hoskins/NBAE via Getty Images

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Wurf, Ballhandling und Playmaking waren zunächst nur bedingt oder rudimentär vorhanden. An der University of California hatte er keine 30 Prozent von draußen getroffen und deutlich mehr Turnovers als Assists fabriziert. Doch seit seiner Ankunft in der Liga hat sich Brown in jedem Jahr mindestens einer dieser Facetten angenommen und sich Stück für Stück verbessert. Die Defense war der Schlüssel, um als Rookie unter Brad Stevens überhaupt Minuten zu bekommen – die Narrenfreiheit, die manch anderem dritten Pick gewährt wurde, genoss Brown nie. Hier war die Basis früh gegeben, alles andere folgte mit der Zeit.

mit der Zeit immer besser: Brown ist in Boston zum veritablen Catch-and-ShootSpezialisten gereift, 2019/20 etwa gehörte er mit einer Dreierquote von knapp 42 Prozent bei hohem Volumen zu den besten Spielern in dieser Disziplin. Natürlich ist das aber nur eine von vielen. Brown war zu Beginn seiner Karriere ein Spieler, der faktisch nur geradeaus dribbeln konnte und dabei so sehr auf den Ball fokussiert war, dass ihm der Blick für die Kollegen und die Defensive nahezu komplett abging. Auch in der NBA leistete er sich in drei seiner ersten vier Jahre mehr Turnovers, als er Assists spielte, an eigene Kreation aus dem Dribbling war zunächst kaum zu denken.

Entwicklung vielen Beobachtern nicht schnell genug ging. 2018 gab es durchaus viele Stimmen, die Boston dafür kritisierten, dass sie Brown wohl nicht abgeben wollten, um einen der damals wechselwilligen Superstars – Jimmy Butler, Paul George oder vor allem Kawhi Leonard – per Trade zu bekommen. Rückblickend ist es schwer zu beurteilen, was damals wirklich auf dem Tisch lag. In jedem Fall ging die Bereitschaft von Danny Ainge aber wohl nicht so weit, dass er den damals erst 21-Jährigen angeboten hätte. Die Hoffnung in Boston lautete, dass sich Brown eines Tages selbst zu einem dieser Spieler entwickeln könnte – nicht völlig absurd, schließlich erreichten die Celtics

Vom Rollenzum Starspieler

Ähnlich wie Tatum – ein Stück weit im Gleichschritt – hat Brown jedoch auch daran gearbeitet. Sukzessive gab Stevens ihm mehr Anteile an der Offensive, und sukzessive lernte Brown, sich mit dem Ball in der Hand durch Defensiven zu navigieren. Der Blick ging weiter nach oben, dann folgten Richtungswechsel, mittlerweile ist auch der Crossover bisweilen eine Waffe und die Gedanken nicht mehr schneller als die eigenen Hände. Folgerichtig wurden Pullups ein immer größerer Teil seines Spiels: Als Rookie nahm Brown nur 0,9 solcher Würfe pro Spiel (Quote: 26,4 Prozent), 2019/20 waren es 4,1 (37,9) – und zum Start der laufenden Spielzeit schickte er sich an, diese Werte komplett zu pulverisieren.

schon in Browns Sophomore-Jahr Spiel sieben der Eastern-Conference-Finals (auch dank 18 Brown-Punkten im Schnitt). Ein Jahr später erneuerte sich die Kritik. Die Raptors wurden mit Leonard Champion, George wurde in OKC zum MVP-Kandidaten, Brown machte statistisch zum ersten und bisher einzigen Mal einen Rückschritt und wurde zeitweise sogar auf die Bank verbannt, als die Celtics nach der Rückkehr von Kyrie Irving im Kollektiv an den großen Erwartungen scheiterten. Unzufriedenheit und Spannungen begleiteten die gesamte Saison, die in der zweiten Runde der Playoffs gegen die Milwaukee Bucks mit 1-4 endete. Dass die Celtics im Sommer 2019 dann sowohl Irving als auch Al Horford verloren, ließ sie in den Augen mancher Experten katastrophal dastehen – doch es entpuppte sich sowohl für

Insbesondere offensiv kam Brown noch mit einem kaum ausgereiften Satz an Fertigkeiten in die Liga. Als Rookie war er hier ein reiner Rollenspieler, seine Abschlüsse beschränkten sich überwiegend auf solche am Korb – wo er aufgrund seiner Athletik von Anfang an effektiv war – und Sprungwürfe aus dem Catch-and-Shoot. Zwar probierte Brown sich bisweilen auch aus der Mitteldistanz aus, aufgrund des fehlenden Ballhandlings hatte er jedoch Probleme, sich gute Würfe zu erarbeiten. In seiner ersten Saison traf Brown lediglich 33,2 Prozent seiner Jumpshots, wobei zumindest die Dreierquote aus den Ecken (43 Prozent, bei geringem Volumen allerdings) Anlass zur Hoffnung gab. Tatsächlich wurde es

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Wachstumsprobleme

Es ist wichtig zu betonen, dass diese


Tatum als auch für Brown als Segen. Denn Kemba Walker, der als Irving-Ersatz aus Charlotte kam, verfolgte in Boston eine andere Agenda als sein Vorgänger. „Das sind zwei sehr besondere Spieler, und das hier ist ihr Team“, sagte der gestandene All Star bei seiner Ankunft über Tatum und Brown, die bis dahin beide noch keine All Stars waren. „Ich liebe es, ihnen zuzusehen, wenn sie gemeinsam im Groove sind.“ Das waren sie 2019/20 immer wieder, als Tatum All Star wurde und Brown nur knapp daran scheiterte. Dafür wurden die Conference-Finals erreicht, bereits zum dritten Mal in Browns noch immer erst vier NBA-Jahren. „Ich mag es, wie wir zusammengewachsen sind“, sagte

Dribbling ist herausragend, gerade aus der Mitteldistanz. Er hat gelernt, seine Athletik etwa bei Stepbacks gewinnbringend einzusetzen, sodass er teils enormen Raum zwischen sich und seinen Verteidiger bekommt. Er hat wie nur wenige Spieler in der Liga das „Stop on a dime“ in seinem Repertoire, was ihn so schwer zu verteidigen macht. Mittlerweile läuft er das Pick-and-Roll geduldig, nutzt Screens gerne und oft mehrfach, um den richtigen Wurf zu bekommen. Er hat das Ungestüme aus seinem Spiel getilgt, wirkt überwiegend sehr abgezockt. Selbst wenn die teils haarsträubenden Quoten vom Saisonstart sich so nicht halten lassen sollten, was

Mehr Luft nach oben

Während Walker verletzt fehlte, übernahmen sowohl Tatum als auch Brown mehr Playmaking-Pflichten, und Brown verdoppelte seinen bisherigen Karrierebestwert bei den Assists beinahe. Er ist noch lange nicht mit Larry Bird zu verwechseln, seine Pässe sind überwiegend simpel und einfach korrekte Reads, aber auch das ist bereits ein riesiger Fortschritt. Brown erkennt langsam, dass ihm mehr Aufmerksamkeit zuteilwird, und nutzt das immer klüger aus – nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere. Mehr als ein sekundärer Playmaker wird er vermutlich nicht werden, mehr muss er aber auch gar nicht sein – solange

„ICH HABE NOCH VIEL RAUM FÜR WACHSTUM. DEN GRÖSSTEN RAUM DER WELT, UM EHRLICH ZU SEIN. ICH LASSE NIEMANDEN DIKTIEREN, WAS ICH BIN ODER SEIN KANN.“ ___

Tatum im Januar 2020 bei ESPN. „Es ist aufregend, dass wir gemeinsam diesen nächsten Schritt machen.“ Es waren nicht die letzten gemeinsamen Schritte …

Furioser Start 2020/21

Brown ist Anfang 2021 ein Spieler, der die alte Wette von Ainge (Butler, George, Leonard) nicht schlecht aussehen lässt – die Vertragsverlängerung (vier Jahre, 115 Millionen Dollar) aus der 2019er Offseason wiederum wirkt jetzt schon wie ein Schnäppchen. Mit 24 Jahren spielt er wie jemand, der normalerweise nicht unter maximalen Bezügen zu halten ist, und die Tendenz ist steigend. Brown kam mit dem (offensiven) Skillset eines eher rohen Rollenspielers in die Liga, heute ist er exzellent in Abschlüssen, die normalerweise den Stars vorbehalten sind. Sein Spiel aus dem

wahrscheinlich ist: Die vergangenen Jahre haben immer wieder gezeigt, dass solche Fähigkeiten gerade in den Playoffs unheimlich wichtig sind. Nicht aus Zufall war es Brown, der bei der Niederlage in den Conference-Finals gegen Miami 2020 der effizienteste Celtic war, als er 23,2 Punkte bei 65,3 Prozent True Shooting auflegte. Natürlich profitiert er dabei auch davon, dass gegnerische Verteidigungen sich zuallererst auf Tatum konzentrieren und dass auch Walker mehr als Creator gefürchtet wird. Brown war in seiner bisherigen Karriere zuallererst Play-Finisher, es war nicht seine primäre Aufgabe und auch nicht seine Expertise, andere Spieler in Szene zu setzen. Auch in dieser Hinsicht schien der Start der neuen Saison aber einen Wendepunkt zu markieren.

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er weiter mit Akteuren wie Tatum und Walker zusammenspielt. Zumal letzterer es den Jungen nicht neidet, wenn sie mehr Anteile übernehmen. „Ich werde meinen Teil tun, meine offenen Würfe nehmen. Aber er muss einfach weiter extrem aggressiv bleiben“, sagte Walker kurz nach seiner Rückkehr. „Ich will nicht, dass er denkt, er könnte nicht weiter so auftrumpfen, nur weil ich zurück bin. Das kann er absolut. Ich will ihn ermutigen, weiter großartig zu sein, denn das ist er schon die ganze Zeit.“ Brown ist definitiv schon weit davon weg, wie zu Anfang seiner Karriere ein schwarzes Loch zu sein. Das ist ein weiterer Makel, den er erkannt und ausgemerzt hat. Momentan ist er klar auf All-Star-Kurs, trotzdem lassen sich natürlich noch Schwächen finden. Etwa zieht Brown noch immer keine fünf Freiwürfe pro Spiel, was für

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einen solchen Athleten nicht gut ist, seine Dreierrate ist mit 32,8 Prozent ebenfalls eigentlich zu niedrig. Er kann noch besser darin werden, sich solche besonders reizvollen Abschlüsse selbst zu erarbeiten, um sein mittlerweile doch sehr großes Potenzial als Scorer vollständig auszureizen. „Ich habe noch viel Raum für Wachstum“, sagte Brown im Januar. „Den größten Raum der Welt, um ehrlich zu sein. Ich lasse niemanden diktieren, was ich bin oder sein kann.“ Das Gute aus CelticsPerspektive ist: Mittlerweile ist das Vertrauen in Brown so groß, dass ihm das ohne Weiteres zuzutrauen ist. Seine bisherige Entwicklung macht deutlich, dass er eigene Schwächen erkennt und konsequent angeht. Seine Lernkurve verlief nicht komplett geradlinig, vor allem über die vergangenen beiden Jahre allerdings sehr steil. Mit ihm und Tatum als One-Two-Punch blickt das Team aller Voraussicht nach in eine rosige Zukunft. Das liegt auch daran, dass sich beide so gut ergänzen. Tatum ist auf dem Court derjenige, der den Großteil der Aufmerksamkeit auf sich zieht – neben dem Court fühlt sich Brown damit wesentlich wohler. Das war auch schon der Fall, als sich beide noch während Highschool-Zeiten kennenlernten. „Ich bin ein Mann weniger Worte“, blickte Tatum 2018 in „GQ“ auf das erste Treffen zurück. „Aber ich weiß noch, dass es J.B. nicht an Selbstvertrauen fehlte. So viel kann ich sagen. Daran fehlt es ihm überhaupt nicht.“ Abseits des Courts ist Brown einer der derzeit interessantesten NBA-Spieler.

Fotos: Mike Ehrmann/Getty Images

„Different“

Es gibt im Dunstkreis der NBA einen Begriff, der in unterschiedlichen Kontexten vollkommen unterschiedlich verwendet wird: „different“. Der Begriff kann verwendet werden, um auf Social Media eine besonders spektakuläre Szene zu beschreiben, am liebsten mit einem schnaubenden Emoji versehen. Es gibt jedoch auch den Terminus „different dude“, der eher von den Spielern selbst verwendet wird. Manchmal werden damit Spieler beschrieben, die „nach ihrem eigenen Beat“ tanzen – Kevin Durant etwa hatte diesen Status bei den Warriors inne, wie Ethan Strauss in seinem Buch „The Victory Machine“ beschreibt, auch Kyrie Irving kommt einem da in den Sinn. Brown ist ebenfalls ein „different dude“, bei ihm bezieht sich das allerdings in erster Linie auf eine fast grenzenlose Neugier. Schon vor der NBA-Karriere ging Brown einen anderen Weg als viele TopRekruten – er wählte sein College nicht primär für das Basketball-Programm, sondern für die intellektuelle Ausbildung. Er studierte an einer Elite-Uni und schaltete dort auch nicht auf Durchzug

wie viele Sportler, die sowieso wissen, dass sie nach einem Jahr weiterziehen werden. Das tat Brown zwar, er hat seither aber stets betont, dass er seinen Abschluss unbedingt nachholen will – bezweifeln tut das niemand. Bevor Brown gedraftet wurde, machte via „The Undefeated“ das Zitat eines anonymen General Managers die Runde, der 19-Jährige könne „zu klug für die Liga“ sein und damit Teams abschrecken. Womit diese (problematische) Kategorisierung zusammenhing? Unter anderem verzichtete Brown darauf, einen Agenten zu engagieren, und repräsentierte sich stattdessen selbst. Allerdings nicht unvorbereitet: Brown studierte vor seinem Wechsel das Collective Bargaining Agreement und holte sich unter anderem von Shareef AbdurRahim und Isiah Thomas jeden Rat, den er bekommen konnte. „Er hat alle wichtigen Leute in der NBA getroffen“, sagte sein Mentor Thomas damals. „Er hat sich die Zeit genommen, um zu lernen, wie die NBA funktioniert, wie die Spielerunion funktioniert und wie das CBA funktioniert.“ Mit folgendem Satz beschrieb er den damaligen Teenager anschaulich: „Er war das Kind in der Schule, das der Lehrer sieht und denkt: ‚Mit ihm muss ich etwas mehr Zeit verbringen, weil sein Verstand etwas anders funktioniert.‘“

Einfluss in der Gewerkschaft

Brown fiel im Draft-Prozess dadurch auf, dass er bei Interviews vorbereitet war und den Teamfunktionären selbst jede Menge Fragen stellte. Das hat sich im Anschluss fortgesetzt: Brown wurde mit 22 Jahren zum jüngsten Vizepräsidenten in der Geschichte der Spielergewerkschaft, sein Wort hat unter den Spielern großes Gewicht – auch während des SaisonNeustarts 2020 in Disney World. Viele der Symbole und Initiativen, die die NBA und ihre Spieler dort präsentierten bzw. gründeten, wurden von Brown angeregt, darunter der „Black Lives Matter“-Schriftzug auf den Courts sowie die Slogans auf den Trikots. „50 Prozent von dem, was wir am Ende umgesetzt haben, kam von Jaylen. Er ist genauso engagiert wie NBPAPräsident Chris Paul. Er ist besonders und wird wohl eines Tages der Präsident der Gewerkschaft sein“, sagte NBPA-Direktorin Michele Roberts danach gegenüber „GQ“. Bevor die NBA ihren Spielbetrieb wieder aufnahm, machte Brown 2020 damit Schlagzeilen, dass er über Nacht 15 Stunden im Auto von Boston nach Atlanta fuhr, um dort zu protestieren. Er kämpfte mit der Frage, ob er überhaupt spielen wollte, zumal sein Großvater einen Monat vor dem Bubble-Start an Krebs erkrankte. „Ich habe immer noch gemischte Gefühle, was die Bubble angeht“, sagte Brown im

Anschluss. „Ein Teil von mir denkt weiter, dass es die falsche Entscheidung war.“ Auch während der BubbleSaison zeigte sich jedoch sein Einfluss. Als die Milwaukee Bucks im Zuge der Polizeischüsse auf Jacob Blake Ende August ohne vorherige Absprache ihr Spiel gegen die Orlando Magic boykottierten, entluden sich im anschließenden SpielerMeeting mehrere Spannungen, bis Brown seine Stimme erhob. „Ich fühlte mich dazu verpflichtet, den Bucks zu sagen, dass ich verstanden habe, warum sie zu dieser Entscheidung kamen“, so Brown gegenüber „GQ“. „Und ich brauchte keine Erklärung von ihnen.“ Es war ein Machtwort von jemandem, dem diese Macht nicht einfach zugeflogen ist.

Nicht nur ein Jock

Brown betont stets, dass er seine Plattform nutzen möchte, um sozialen Wandel herbeizuführen. Das sind keine hohlen Phrasen: Er hat bereits Reden über Bildung und Technologie in Harvard und am MIT gehalten, er fordert von der NBA fortgesetztes Engagement hinsichtlich BLM und setzte sich dafür ein, dass etliche NBA-Arenen während der US-Wahl als übergroße Wahllokale genutzt wurden. Protest ist für ihn ein „produktiver Weg, um Dinge umzusetzen“. Folglich ermutigt er auch seine Kollegen dazu. „Als Athlet hat man einen gewissen Einfluss, eine Verantwortung und eine Plattform, und oft lassen es Leute so aussehen, als wäre es in Ordnung, davor wegzulaufen. Das würde ich bestreiten“, sagt Brown. „Das heißt nicht, dass jeder blitzsauber leben muss und keine Fehler machen darf, denn das ist nicht realistisch. Ich sage dir nicht, dass du perfekt sein musst, aber tu einfach mehr, als bloß einen Scheiß auf alles zu geben. Nur darum geht es mir.“ Eigentlich kein kontroverses Statement – dass es rassistisch konnotierte Stigmata wie „zu klug für die Liga“ nach wie vor gibt, zeigt jedoch ganz klar, dass es Spieler wie Jaylen Brown braucht, die aktiv versuchen, Konventionen zu durchbrechen und Missstände anzusprechen. Zumal er ein Paradebeispiel dafür ist, dass man seinen Beruf verdammt ernst nehmen kann und sich nebenher trotzdem nicht darauf beschränken muss, ein „Jock“ – ein ausschließlich an seinem Sport interessierter Athlet – zu sein. „Jaylens größter Einfluss wird, so gut er im Basketball auch ist, nicht im Basketball sein“, sagt sein Coach über ihn. Da mag er recht haben. Wie viel Einfluss Brown im Basketball letztendlich haben wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings auch noch nicht entschieden. Es wird immer mehr, Jahr für Jahr. redaktion@fivemag.de

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Highway statt Holzweg? Christian Woods Weg zu einem langfristigen NBA-Vertrag war geprägt von Irrungen und Wirrungen. Bei den Houston Rockets zeigt der Big Man endlich konstant, was ihn auszeichnet und was ihm so häufig im Weg stand: sein enormes Basketballtalent. Er könnte rückblickend das Schnäppchen der Free Agency gewesen sein, doch letzte Zweifel bleiben. Text: Peter Bieg

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Mutter weiß mehr

Dabei begann alles mit einer Prophezeiung. „Als der Arzt gesagt hat, dass ich einen Sohn bekommen würde, das werde ich nie vergessen“, sagt seine Mutter Jeanette Stewart der „USA Today“. „Ich habe zu meiner Schwester gesagt, wie er aussehen wird. Er würde sehr groß, er würde attraktiv, er würde ein NBA-Spieler sein.“ Obwohl ihre Schwester sie auslacht, läuft zunächst alles glatt: Christian Wood ist deutlich größer als Gleichaltrige, spielt ab seinem achten Lebensjahr Basketball und wird als 14-Jähriger von der Findlay Prep rekrutiert. Die Findlay Prep in der Nähe von Las Vegas ist eine der renommiertesten Adressen für Highschool-Spieler auf dem Weg in die NBA. Im Jahr 2016 von der „USA Today“ gefragt, ob er je einen Zweifel daran hatte, in der NBA zu spielen, verneint Christian Wood. Genau dieser Mangel an Selbstzweifeln ist ein wichtiger Grund, warum er heute zu den vielversprechendsten Spielern der Liga gehört. Gleichzeitig ist es der wichtigste Grund, warum Wood drauf und dran war, alles zu verspielen. Nach 54 Siegen in Folge und einer Meisterschaft mit Findlay gehört Christian Wood im Jahr 2013 laut allen relevanten Scouting-Diensten zu den besten 100 Highschool-Spielern der USA. Und nach kurzen Anlaufschwierigkeiten als Freshman

(4,5 Punkte und 3,2 Rebounds pro Spiel) kann er diese Vorschusslorbeeren an der University of Nevada, Las Vegas (UNLV) auch bestätigen. 15,7 Punkte, 10,0 Rebounds und 2,7 Blocks bringt Wood dort als Sophomore, wird ins First Team der Mountain West Conference berufen. Der Big Man meldet sich zur NBA-Draft an, alles läuft wie prophezeit. Was folgt, ist ein Albtraum. Das Foto von Christian Wood in der Draft-Nacht 2015 geht um die Basketballwelt. Weinend in sich zusammengekauert sitzt da ein Schlaks im dunklen Anzug. Schluchzend, das Gesicht in den Händen vergraben, aus den Anzughosen ragen riesige Füße in schwarzen Sneakers. Der CBS-Journalist Gary Parrish schickt das Bild per Twitter um den Globus. Was war passiert? Für den Draft-Abend mietet Wood eine Box im Caesars Palace in Las Vegas, für Freunde und Familie. „Er war so aufgeregt“, erinnert sich sein CollegeCoach Dave Rice gegenüber „The Ringer“. Zunächst ungläubig und zunehmend immer trauriger muss sein Schützling jedoch mitansehen, wie ein Spieler nach dem anderen in New York aufgerufen wird – außer ihm. Nachdem die erste Runde vorbei ist, setzt er einen Tweet ab. „Ich warte nur darauf, meinen Namen

Fotos: Carmen Mandato/Cato Cataldo/NBAE via Getty Images

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egen den amtierenden Meister aus Los Angeles zeigt er vor einigen Wochen einmal mehr das komplette Paket: Christian Wood punktet als Abroller aus dem Pick-and-Roll mit James Harden am Ring. Er swisht den Dreier aus dem Pick-and-Pop mit John Wall. Er täuscht einen Screen auf Harden an, schlüpft in Richtung Korb und … And-one gegen Anthony Davis! Im Postup punktet er auch gegen ein aus Marc Gasol und Dennis Schröder bestehendes Double-Team. Zwischendurch drischt er einen Wurfversuch von Montrezl Harrell ins Aus. 23,3 Punkte, 9,7 Rebounds und 1,9 Blocks bei 54,1 Prozent Feldwurfquote – das sind die Stats eines All Stars. Es sind auch die Stats von Christian Marquise Wood, dem 25-jährigen Neuzugang der Houston Rockets. Allabendlich erfreut der 2,08 Meter große Big Man die Verantwortlichen mit Einsatz, einem effizient-aggressiven Angriffsspiel, Range bis hinter die Dreierlinie und als Defensivanker. Warum nicht gleich so? Warum musste Christian Wood 25 Jahre alt werden, um seinen ersten MehrjahresVertrag zu unterschreiben und zu den vielversprechendsten Bigs der Liga zu gehören? Christian Woods Weg in die NBA – es war lange Zeit ein Holzweg.

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Fotos: Cato Cataldo/Steph Chambers/Getty Images

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zu hören“, schreibt Wood. Minuten später dann: „Habt keine Angst, mich auszuwählen. Ich bin der größte Sleeper dieser Draft.“ Und schließlich: „#Justwait.“ Christian Wood wartet an diesem Abend umsonst. Keine Mannschaft opfert ein Wahlrecht für den damals 19-Jährigen. Bis heute bezeichnet Wood diesen 25. Juni 2015 als den schlimmsten Tag seines Lebens. Er verlässt das Hotel und flüchtet in ein nahe gelegenes Kasino, wo er später seiner Mutter begegnet. „Er sagte: ,Mama, es tut mir leid. Ich bin ein Versager‘“, erinnert sich Jeanette Stewart. Sie versucht ihn aufzumuntern, sagt ihm, dass sein Weg weitergehen wird. Er solle den Kopf oben halten, Gottes Wege seien unergründlich. Ihr Sohn hört kaum zu, und die nächste Pleite eines denkwürdigen Abends steht kurz bevor. „Ich habe an diesem Abend auch meine damalige Freundin verloren“, sagt Wood im November 2020 bei „The Ringer“. „Ich habe sie nach der Draft am Flughafen abgesetzt. Danach habe ich sie nie wiedergesehen.“

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Na und?

Nicht nur seine Ex verliert den Glauben an Christian Wood, vor der Draft haben dies auch etliche NBA-Entscheider getan. Denn so talentiert der hoch aufgeschossene Big Man auch ist, so zweifelhaft erscheint im Jahr 2015 seine Einstellung. Bis kurz vor der Ziehung führen ihn die meisten Mockdrafts als Erstrundenpick mit einem garantierten NBA-Vertrag. Aber je näher der große Abend kommt, desto mehr sinkt der Marktwert von Wood. Gerüchte über eine mangelnde Arbeitseinstellung machen die Runde, Videos von Workouts, in denen er über das Parkett schlurft, Berichte über Unpünktlichkeit und Lustlosigkeit bei Trainings und Interviews. Wood ist kein Lautsprecher auf dem Feld und sein Blick oftmals schläfrig. Manchmal wirkt er sogar lethargisch. „Du musst zumindest ein wenig so tun als ob“, sagt ihm damals sein Individualtrainer Joe Abunassar. „Zumindest für die zuschauenden Scouts musste er sein Verhalten ändern. Aber es

hat bei Christian einige Zeit gedauert, das zu verstehen.“ Dabei begleiten ihn solche Tipps schon länger. „Das war sein Dringlichkeitsbewusstsein“, sagt Mike Peck, der Wood an der Findlay Prep trainiert hat. „Ich habe immer zu ihm gesagt, dass wir es nicht mehr für ihn wollen können als er für sich selbst.“ Denn Basketball fällt Christian Wood unfassbar leicht. Oftmals zu leicht. „Als ich jünger war, dachte ich einfach, dass ich talentierter als alle anderen bin“, sagt Wood heute. „Ich dachte, dass mein Talent ausreichen würde, um sie alle zu schlagen. Ich wusste nicht, dass es Leute gibt, die genauso talentiert sind, und dass ich arbeiten müsste, um besser zu sein.“ Diese Lektion zu lernen und seine miese Reputation aufzubessern, wird Wood einige Jahre kosten. Harte Jahre am äußersten Rand der NBA. Bevor er im November 2020 endlich den ersehnten Drei-Jahres-Vertrag über 41 Millionen US-Dollar unterschreibt und von den Detroit Pistons zu den Houston Rockets wechselt, ist Wood auf dem besagten Holzweg. In den fünf Jahren nach der verpatzten Draft 2015 spielt Wood für Philadelphia, Charlotte, Milwaukee, New Orleans und Detroit – und vor allem regelmäßig in der G-League. 30 NBA-Spiele macht Wood insgesamt in den ersten beiden Jahren – ohne nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen. Zwischendurch versucht sogar Michael Jordan als Eigner der Charlotte Hornets auf Woods Entwicklung einzuwirken – ohne sichtbaren Erfolg. Nachdem er im Sommer 2017 für die Mavericks und die Suns in der Summer League aufläuft, scheint das Abenteuer NBA vorbei: Wood erhält kein Angebot und unterschreibt in seiner Verzweiflung beim chinesischen Klub Fujian Sturgeons – der ihn kurz darauf wieder entlässt. Zwei Jahre nach der denkwürdigen Draft-Nacht erreicht er einen neuen Tiefpunkt. „Niemand wollte mich“, sagt Wood gegenüber „The Ringer“. „Von einem chinesischen Team entlassen zu werden, weil ich nicht gut genug war – das hat mich wirklich belastet.“ Wood kehrt notgedrungen in die G-League zurück – zu den Delaware 87ers, dem Farmteam der Sixers. 23,3 Punkte und 10,3 Rebounds


erzielt er dort, doch weder im Frontcourt der 76ers noch bei sonstigen NBAFranchises findet sich ein Platz für Wood.

inzwischen ein anderer Profi. Spielerisch stärker als Johnson, mental gewachsen. Das äußert sich auch darin, dass er Thon Maker aussticht und zum Backup-Center der Pistons aufrückt. Kurz darauf verletzt sich Blake Griffin, Andre Drummond wird zu den Cavaliers getradet – und Christian Wood wird zum Starter in der NBA. Sein Dank? 22,8 Punkte und 9,9 Rebounds im Schnitt. Drummond schickt ihm daraufhin ein Bild von einem Mann, der eine Fackel weitergibt. „Ich hatte zuvor nie eine solche Gelegenheit“, sagt Wood. „In Detroit war es dann endlich so weit. Und sobald es passierte, war die Sache entschieden.“ Selbst Gregg Popovich nimmt Wood plötzlich zur Seite, nachdem dieser im Dezember 2019 starke 28 Punkte zum Sieg der Pistons gegen San Antonio beiträgt. „Er hat mir gesagt, wie sehr ich mich verbessert hätte. Und das war verrückt, denn ich hätte niemals im Leben gedacht, dass Pop überhaupt weiß, wer ich bin.“

Vorbild Giannis

Dennoch erlebt sein Individualtrainer Joe Abunassar im Sommer 2018 einen veränderten Christian Wood. Nicht nur, dass er jeden Tag zum Training erscheint. Er ist sogar pünktlich. Für mehr als zwei Monate am Stück, ohne Wochenendtrips in seine Wahlheimat Los Angeles. „Ich habe noch nicht bei vielen Jungs eine solche Veränderung erlebt“, sagt Abunassar. Wood arbeitet hart, dominiert in der Summer League, unterschreibt bei den Milwaukee Bucks – und verbringt dennoch wieder viel Zeit in der G-League, wo er im Schnitt fast 30 Punkte pro Spiel auflegt. Die Begegnungen mit Liga-MVP Giannis Antetokounmpo helfen Wood, weiterzumachen. „Wenn du nicht in der Trainingshalle warst, hat Giannis einfach auf dich geschissen und allein seine Arbeit gemacht“, sagt Wood. „Er hat sich nur um seine Familie, Basketball und Krafttraining gekümmert, das hat auf mich abgefärbt.“ Die beiden flachsen, und Antetokounmpo registriert, wenn Wood mal wieder 40 Punkte in der G-League liefert. Der Grieche stachelt ihn an – so lange, bis es zu regelmäßigen Eins-gegen-einsDuellen in der Trainingshalle kommt. „Das waren immer knappe Spiele“, lacht Wood im Interview mit „The Ringer“. „Wenn ihr ihn fragt, wird er wahrscheinlich etwas anderes sagen. So oder so, da ging es richtig zur Sache.“ Das bestätigt auch der Back-to-back-MVP. „Ich liebe seine Arbeitseinstellung. Er ist der Nächste“, twittert Antetokounmpo im März 2019 über Wood. Bis er recht behält, soll es aber noch etwas dauern. Denn Wood schafft es nicht in die Rotation des Meisterschaftsanwärters. Nach einer Verletzung von Eric Bledsoe, die einen weiteren Guard erforderlich macht, wird er sogar einmal mehr entlassen. Doch Woods Ruf beginnt sich schrittweise zu ändern, Berichte über seine verbesserte Einstellung machen die Runde. Die verzweifelten New Orleans Pelicans, bei denen Anthony Davis gerade einen Trade fordert, geben ihm eine Chance. Wood dankt es mit 16,9 Punkten und 7,9 Rebounds im Schnitt über die letzten acht Spiele der Saison 2018/19, garniert mit zahlreichen Highlights am offensiven und defensiven Ende des Feldes. Die Pelicans danken es ihm … mit der nächsten Entlassung. 14 weitere Mannschaften sagen ab, bevor sich die Detroit Pistons im Sommer 2019 die Rechte an Wood sichern. Sicher ist dennoch nichts: Er muss im Training Camp mit dem 38-jährigen Joe Johnson um den finalen Platz im Kader kämpfen. Seine letzte Chance auf die NBA. „Ich dachte: Geht das schon wieder los?“, sagt Wood heute. Aber er ist

Vom Fackelmann zum Schnäppchen

„ER IST EIN FAULER TYP MIT RECHT WENIG SELBSTDISZIPLIN. UNSERE ORGANISATION HATTE ANGST DAVOR, IHM EINEN GROSSEN VERTRAG ZU GEBEN.“ ANONYMER NBA-SCOUT ___

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Inzwischen weiß die gesamte Association, wer Christian Wood ist. Ein extrem talentierter, prototypischer moderner Big Man mit Gardemaß (2,08 Meter), Spannweite (2,20 Meter), Dreier (34,0 3P%), Ringschutz (1,9 Blocks) und Willen. Denn auf die Frage, ob er mit dem neuen Vertrag und dem Status als Starter zufrieden ist, schüttelt Wood nur den Kopf. „Ich habe mein Ziel noch nicht erreicht. Ich möchte ein All Star sein. Ich denke, dass ich einer der besten Spieler der Liga sein kann“, erklärt er. Seine Auftritte zuletzt und seine Zahlen unterstreichen diese These. Und sein 41-Millionen-Dollar-Vertrag stellt sich bisher als eines der Schnäppchen der vergangenen Free Agency heraus. Keine Frage: Christian Wood hat den Holzweg verlassen und fährt mit hoher Geschwindigkeit auf dem Highway – stur geradeaus. Bald könnte er den Blinker setzen und einer Vielzahl von Konkurrenten auf der Überholspur rasant davonfahren. Dass er dies tut, sehen bis heute aber nicht alle Beobachter so. Etwa ein NBA-Scout eines der Teams, die Wood keinen größeren Vertrag geben wollten. Er sagt: „Wood ist ein fauler Typ mit recht wenig Selbstdisziplin. Unsere Organisation hatte Angst davor, ihm einen großen Vertrag zu geben. Ich nehme an, in Detroit war das ähnlich. Er hat sich in den vergangenen Jahren verbessert, aber er ist immer noch nicht der beste Profi.“ Der Scout zieht einen Vergleich zu Hassan Whiteside: „Er hat hervorragend produziert, einen großen Vertrag bekommen, und dann wollte niemand mehr mit ihm arbeiten.“ Christian Wood beweist bisher, dass es bei ihm anders ist. redaktion@fivemag.de

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Seth Curry

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Das lange Warten lohnt sich

Fotos: Jesse D. Garrabrant/David Dow/Jesse D. Garrabrant/NBAE via Getty Images

Seth Curry verbrachte nahezu sein ganzes Leben im Schatten seines älteren Bruders und musste lange auf seinen Durchbruch warten. Mittlerweile hat sich das jüngste Mitglied der NBA-Royals aber zu einem nahezu idealen Rollenspieler entwickelt – vor allem für sein neues Team. Text: Ole Frerks

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omplett verwunderlich war es nicht, dass Seth Curry Anfang Januar wieder einmal ausgebremst wurde – ausgerechnet nachdem er gerade tags zuvor 28 Punkte aufgelegt und einen der besten Stretches seiner Karriere damit um einen Saisonbestwert ergänzt hatte. Nur war es diesmal keine Verletzung, sondern eine Infektion mit dem unsäglichen Virus, die Curry jäh stoppte. Dass externe Umstände ihm in die Suppe spuckten, hatte er jedoch schon etliche Male erlebt. Mindestens einen gravierenden Unterschied gab es dabei aber, vor allem im Vergleich zu den früheren Verletzungen: Um seinen Platz in seinem Team oder gar in der Liga musste sich „der kleine Bruder“ keine Sorgen machen. Im Gegenteil: Die Sixers konnten seine Rückkehr kaum erwarten, nicht aus Zufall erlahmte das mit 7-1 gestartete Team nach (unter anderem) seinem Ausfall ziemlich abrupt. Curry ist nicht der beste Spieler seines Teams, er ist auch nicht an Position zwei oder drei zu nennen. 10,3

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Punkte legt der Shooting Guard über seine Karriere auf, auch wenn es aktuell 17,0 im Schnitt sind. Seine Usage Rate lag noch nie über 20 Prozent. Der jüngste Vertreter der NBARoyal-Family ist ein Rollenspieler mit Stärken, aber auch eklatanten Schwächen. Das ist auch in Philly der Fall, und trotzdem ist er dort innerhalb kürzester Zeit nahezu unverzichtbar geworden. Er ist eine Schnittstelle, die etwas zusammenfügt, was sonst die Balance vermissen würde. Oder um es mit Jeffrey Lebowski zu sagen: Er ist der Teppich, der das Zimmer in Philadelphia erst gemütlich macht.

Moreys Hausaufgaben

Wer über die Sixers spricht, erwähnt seit Jahren das große Potenzial, aber auch die Schwächen der beiden Stars Ben Simmons und Joel Embiid. Da ist ein riesiger Ballhandler, der im Pick-andRoll Probleme hat, weil er nicht werfen kann/will – und der dominanteste LowpostSpieler der Association, der aufgrund fehlenden Platzes innen viel zu hart für seine Punkte arbeiten muss.


Ob diese Kombination überhaupt funktionieren kann, wurde bereits vor der vergangenen Offseason, in der Philly den Headcoach und den Chef-Entscheider austauschte, heiß diskutiert. Die finale Antwort darauf ist bisher noch nicht zu finden, ultimativ geht das ohnehin erst in den Playoffs. Der besagte Chef-Entscheider Daryl Morey hat in der Transferphase allerdings die Parameter dieser Diskussion verändert, indem er endlich (!) Spieler verpflichtete, die Simmons und Embiid das Leben leichter und nicht wie zuletzt schwer machen sollten. In Danny Green war unter diesen Neuzugängen ein dreifacher Champion, der aus SixersSicht wichtigste jedoch war Curry, zumindest offensiv. Die Logik dahinter: Philly suchte händeringend Dreierschützen, und Curry (Karriere: 44,9 Prozent von Downtown) gehört zu den besten Spielern in dieser Disziplin, die die Liga jemals gesehen hat. Er hat den Wurf und die Spielintelligenz, um ein potentes TwoMan-Game mit Embiid zu entwickeln, und genug Ballhandling und Playmaking, um Simmons etwas Last abzunehmen und gelegentlich auch mal in Szene zu setzen. So stellten die Sixers es sich zumindest vor, als sie Curry für Josh Richardson aus Dallas per Trade holten und dazu auch noch einen Draftpick (Tyler Bey) mit drauflegten. Besagter Richardson gilt eigentlich als besserer, weil kompletterer Spieler. Die Sixers setzten jedoch darauf, dass Fit in diesem Fall über Talent stehen sollte – und die bisherigen Eindrücke gaben ihnen recht.

Curry belebt die Offense

Über die ersten acht Spiele der Saison hatten die Sixers ein Offensivrating von 118 in den Minuten mit Curry, ohne ihn sank dieser Wert auf 95,6. Natürlich lag das auch daran, dass er viele Minuten in der Starting Five verbrachte – insbesondere mit Embiid, mit dem er fast seine komplette Spielzeit gemeinsam auf dem Court stand. Diese absurde Diskrepanz ist dennoch aussagekräftig und kommt nicht von ungefähr, denn in gewisser Weise rundet er die gesamte Sixers-Offense ab. Curry ist unheimlich klug darin, sich ohne Ball in der Hand an die richtigen Stellen im Halbfeld zu bewegen. Er nutzt die Räume, wie sie durch Superstars wie Embiid und auch Simmons folgerichtig entstehen, und hat mit dem Kameruner bereits eine gute Chemie entwickelt. „Es läuft sehr natürlich, wenn man einen Big Man hat, der erstens gute Screens setzt, aber zweitens auch zur Dreierlinie rausgehen oder eben zum Korb abrollen kann. Er kann Lobs fangen, er kann alles tun. Wir betreiben gerade ,Learning by Doing‘ und finden so raus,

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Seth Curry

was für uns funktioniert“, sagte Curry über das frühe Zusammenspiel mit seinem Big. Embiid ist ein zentraler Faktor, weshalb der 30-Jährige bis dato einen Karrierebestwert (3,6) bei den Assists aufstellt. Natürlich brauchen die Sixers in erster Linie aber seine Anziehungskraft für Verteidiger, sein Scoring – und auch das ist vorhanden. Curry trifft seine Dreier auf absurdem Niveau (59,5 Prozent zu Redaktionsschluss), auch weil er diese nicht erzwingt (das Volumen von 5,1 Dreiern pro Spiel wirkt ausbaufähig). Sprintet ein Verteidiger auf ihn zu, wenn er an der Dreierlinie den Wurf vorbereiten will, geht er eben an diesem vorbei und schließt dann auch aus der Mitteldistanz, per Floater oder direkt am Korb ab. Zum Saisonstart nahm Curry stets genau die Abschlüsse, die die Defense ihm ermöglichte, und traf quasi alle – sein True-Shooting-Wert von 79,6 Prozent führte die Liga an. Nun dürfte es nach seiner Rückkehr nicht auf einem ganz so verrückten Niveau bleiben, offensichtlich passt er aber genau in seine Rolle in Philly. Curry ist für die Sixers im Moment genau das, was der Arzt verschrieben hat (Achtung, Wortspiel!). Das hätte man ihm vor acht Jahren mal erzählen sollen.

Der vergessene Royal

Angesichts des berühmten Vaters Dell und des noch berühmteren älteren Bruders Stephen schien der Weg zum wenigstens produktiven NBA-Spieler für Seth beinahe schon vorgezeichnet. Das Gegenteil war jedoch der Fall … Curry musste auf seinem Weg unheimlich viele Hürden überwinden, und mehr als einmal sah es so aus, als müsste er sich gänzlich von seinem Traum verabschieden. Das fing schon an der Highschool an. Seth legte für Charlotte Christian zwar teils dominante Zahlen auf, an seinen älteren Bruder, der zuvor dort gespielt hatte und zeitgleich in Davidson am College seinen Durchbruch feierte, wurde er trotzdem immer wieder erinnert. „You’re not Stephen“-Rufe waren auswärts keine Seltenheit, der Vergleich lauerte an jeder Ecke. Um es direkt zu sagen: Die beiden CurryBrüder haben optisch wie spielerisch ihre Ähnlichkeiten, sind aber letztendlich völlig andere Spielertypen und Kaliber. Steph hat wesentlich mehr Werkzeuge eines Stars, allein beim Ballhandling, aber auch beim Wurf. Während beide CurryBrüder unfassbar gute Schützen sind, hat Steph den entscheidenden Vorteil, dass sein Release um ein Vielfaches schneller ist.

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Der von Seth ist sogar etwas langsam, was sein angesichts der hohen Präzision eigentlich zu niedriges Volumen ein Stück weit erklärt. Über seine Karriere wirft er 8,7 Dreier auf 100 Ballbesitze gerechnet, bei Steph sind es 11,8 Versuche – und dabei wird der jüngere Bruder ja übertrieben ausgedrückt „nur“ dafür eingesetzt, von außen Würfe zu nehmen. Zur Einordnung: Duncan Robinson, der im Catchand-Shoot (46,7 3P%) nicht an Seth Curry (69,0 3P%) rankommt, nimmt 13,3 Dreier auf 100 Ballbesitze. Das Volumen ist ein legitimer Kritikpunkt, der Curry auf verschiedenen Stationen seiner Karriere begleitet und auch zurückgehalten hat. Die eher schmale Statur und geringe Größe sind darüber hinaus „Makel“, die er sich mit seinem zweifachen MVP-Bruder teilt. Gerade zu Beginn seiner Laufbahn gehörten allerdings auch Verletzungen dazu.

Der steinige Weg

In seinem Senior Year für die Duke University etwa: Curry hatte zuvor jahrelang zurückstecken müssen, unter anderem als Backup für Kyrie Irving. Dann sollte sein Moment als Fokus der Offensive endlich kommen, aber einen Monat vor Saisonstart wurde eine Stressfraktur in seinem rechten Bein festgestellt, die ihn über die ganze Saison limitieren sollte und danach auch noch eine Operation nach sich zog. „Wenn er nicht das ganze Jahr über verletzt gewesen wäre, hätte er der Topscorer der Nation sein können. So gut ist er geworden“, sagte sein Headcoach, Trainerlegende Mike Krzyzewski, über Curry, der trotzdem 17,5 Punkte aufgelegt hatte. Für die Draft reichte das trotzdem nicht, angesichts der Operation schreckten alle 30 NBA-Teams 2013 zurück und verschmähten Curry. Der entschloss sich, es trotzdem irgendwie zu schaffen. „Ich hielt mich für einen NBA-Spieler“, sagte Curry 2015 zu „SBNation“ – der Weg blieb jedoch

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unheimlich steinig und wurde zu einer regelrechten Odyssee. Innerhalb von zwei Jahren heuerte Curry bei fünf verschiedenen Teams mit 10-Tages- und anderen ungarantierten Verträgen an. Den ersten Versuch bekam er bei den Warriors, die einen netten PR-Gag mit den Brüdern witterten, ihn aber schon vor Saisonstart entließen. Dann folgten Engagements in Memphis, Cleveland, Orlando und Phoenix. Zwischendurch setzte Curry immer wieder die (damalige) D-League in Brand, legte bei seinem Debüt 36 Punkte auf und wurde zweimal in Folge All Star in der Entwicklungsliga. Er war zu gut für das ihn umgebende Niveau, das war ziemlich offenkundig. Doch jeder Callup zur großen Show verkam zunächst trotzdem zur Enttäuschung. Die Kurzzeit-Verträge konfrontierten Curry laut Eigenansicht mit einer No-win-Situation. „Man kommt für ein, zwei Minuten am Ende rein. Wenn man gut spielt, ist es das Ende des Spiels, also eigentlich unwichtig. Wenn man nicht gut spielt, sieht man schlecht aus. Es ist eine blöde Situation, aber damit muss man sich arrangieren“, blickte Curry bei „SBNation“ zurück. Der Sommer 2015 war der Wendepunkt. Der damals 24-Jährige hatte sich zwei Jahre Zeit für den NBATraum gegeben, andernfalls hätte er der D-League den Rücken gekehrt und wäre für weitaus mehr Geld nach Europa gewechselt, was permanent im Raum stand. Doch 24,3 Punkte für die New Orleans Pelicans in der Summer League waren dann genug: Sacramento gab ihm eine Chance, erstmals mit einem garantierten NBA-Vertrag.

Umwege ins Glück

Nun kam Currys Zeit, sich festzubeißen. Während sein Bruder dabei war, an die erste MVP-Saison eine zweite, noch bessere dranzusetzen, kämpfte Seth um seine Nische. Kings-Coach George Karl ließ ihn zunächst eher sporadisch aufs Parkett, gerade zum Ende der Saison hin stieg Currys Einsatzzeit jedoch, insgesamt stach vor allem die 45-prozentige Dreierquote ins Auge. Vor allem diese machte ihn auch für Dallas interessant, wo er 2016 einen neuen Zweijahresvertrag unterschrieb und prompt einen kleinen Durchbruch

feierte. 12,8 Punkte im Schnitt legte Curry bei erneut bärenstarken Quoten auf, die Wette auf sich selbst schien endgültig aufzugehen. Bis ihn die Verletzungsprobleme wieder einholten … Vor dem Start der 2017/18er Saison wurde bekannt, dass Curry aufgrund einer Stressreaktion im linken Schienbein ausfallen würde. Letztendlich wurde es eine ganze Saison, in der er lediglich Zuschauer war – und das im letzten Vertragsjahr. Es hätte sein Ticket für eine gesicherte Rolle und Zukunft sein können – stattdessen musste er abermals um seinen Platz bangen. Doch es sollte alles gut werden. Curry legte einen Stopp in Portland ein, wo er sogar die Conference-Finals erreichte und dort von seinem Bruder und dessen Warriors gesweept wurde (die Eltern Dell und Sonya wechselten sich mit dem Tragen der jeweiligen Trikots ihrer Söhne ab). Danach gab es dann endlich die Belohnung in Form eines langfristigen Vertrages, wieder bei den Mavericks.

„Ein cleverer Basketballspieler“

Auch 2019/20 machte Curry wieder einen Schritt nach vorn: Beständig hat er seine Dreierquote ein Stück weit angehoben, auf zuletzt 45,2 Prozent. Seine 44,3 Prozent über die Karriere reichen für den zweiten Platz unter den qualifizierten Spielern aller NBA-Zeiten – Tendenz steigend. Curry hat lange darauf gewartet, etliche Umwege genommen und immer wieder Rückschläge erlebt, aber das Warten scheint sich ausgezahlt zu haben – und es hat ihn zu einem Spieler reifen lassen, der seine eigenen Stärken und Schwächen gut kennt und der auch das Spiel sehr gut lesen kann. „Er ist einfach ein cleverer Basketballspieler“, sagt Doc Rivers, sein Coach und Schwiegervater. Noch als Coach der Clippers machte dieser erst die Erfahrung, dass sich das nicht nur auf Currys Wurf beschränkt. „Wenn Luka Doncic nicht den Ball hatte, lief Dallas sehr viel über Seth, vor allem in Pick-and-Rolls. Vor allem in den Playoffs hatten wir ebenso viel Angst vor seinen Drives wie vor seinem Wurf. Seine Drives haben uns gekillt“, so Rivers zu „The Athletic“. Diese Kombination macht Curry für Philly so wertvoll, weil er eben Stärken in den Bereichen hat, wo das Team schwächelt. Curry wird nie mehr als ein Rollenspieler sein und ist defensiv jemand, der zumindest Unterstützung braucht und bisweilen versteckt werden muss. Die Sixers brauchen jedoch nicht zwingend weitere Stars, und defensive Kompetenz haben sie eigentlich zuhauf – sie sind ein unorthodoxes Team. Vielleicht sind sie deshalb das perfekte Zuhause für einen unorthodoxen Spieler. Wie schon gesagt: Er macht das Zimmer erst gemütlich. redaktion@fivemag.de

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Fotos: Jason Miller/Getty Images

„ER IST EINFACH EIN CLEVERER BASKETBALLSPIELER.“ DOC RIVERS


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Im ZickZachKurs Eine Konstante in der Karriere von Zach LaVine ist bisher die Inkonstanz: Unter vielen Trainern musste der Guard bislang in unterschiedlichen Rollen spielen. Lange wurde LaVine in die Schublade des HighlightDunkers gesteckt – in Chicago will er sich nun zum All-Star-Playmaker entwickeln. Text: Manuel Baraniak

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iele Wurfversuche, doch ineffiziente Werte. Eine hohe Usage Rate, doch ein geringer Assist-Anteil. Eine fragwürdige Wurfauswahl samt irrationalem Heat-Check-Modus. So ließe sich wohl ein Ego-Shooter halbwegs passend umschreiben. Zach LaVine mag Ego-Shooter … als der 25-jährige Guard der Chicago Bulls im vergangenen September von der Verpflichtung seines neuen Trainers erfährt, streamt er gerade eine Partie „Call of Duty: Warzone“ live im Netz. „Oh verdammt, wir haben Billy Donovan als unseren neuen Coach bekommen. Ich schwöre, das kam

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gerade raus. Wow. Das wird gut werden“, sagt LaVine zu einem COD-Mitspieler, während er im Farmland von Verdansk in einer Scheune Waffen lootet – sich aber direkt wieder auf seinen Battle Royale konzentriert. „Welp, I’m glitching …“, lässt LaVine im besten Videospiel-InternetSlang folgen. Ein echter Ego-Shooter eben.

Vom Highlight-Dunker …

Ego-Shooter? Oder doch eher HighlightDunker? Schließlich gewinnt LaVine in seinen ersten beiden Jahren in der NBA jeweils den Slam-Dunk-Wettbewerb. Vor allem sein Duell beim All-StarWochenende 2016 gegen Aaron Gordon sorgt für Aufsehen und zieht bei vielen

Beobachtern Vergleiche zum 1988er Duell zwischen Michael Jordan und Dominique Wilkins nach sich. Nach je drei FinalDunks mit voller Punktzahl müssen beide Kontrahenten in ein zweites Stechen, wo sich LaVine knapp durchsetzt (ja, dass Gordon den Dunk-Contest noch nicht gewonnen hat, ist ein Verbrechen). LaVine demonstriert mit Dunks von der Freiwurflinie samt integrierten Windmill- und „Between the legs“-Einlagen Sprungkraft und mit Reverse-Slams „off the bounce“ samt um den Rücken geführtem Ball Akrobatik gleichermaßen. Der Guard verteidigt seinen Titel damals – als erster Spieler seit Nate Robinson. Schön und gut, aber das Etikett eines


Wettbewerbs stehen und dort nur knapp an der Endrunde vorbeischrammen sollte. Vom zweimaligen Slam-Dunk-Champion zum Dreier-Contest-Teilnehmer: LaVines Weg auf der All-Star-Bühne schneidet eine Art Zickzack-Kurs an, den man auch über seine gesamte NBA-Laufbahn beobachten kann – ohne LaVine hier etwas anzukreiden. Vielmehr sind äußere Umstände daran schuld. Als 13. Pick der 2014er Draft läuft LaVine in seinen ersten drei Saisons bei den Minnesota Timberwolves auf. Im selben Jahr kommt Andrew Wiggins, im darauffolgenden dann Karl-Anthony Towns nach Minneapolis – beide als erster Pick ihres jeweiligen Jahrgangs.

Dementsprechend soll um das FlügelCenter-Duo die Franchise aufgebaut werden. Wie erfolgreich die Wolves damit waren, ist bekannt … gar nicht. Für LaVine ist die damalige Zeit, vor allem für einen Liganeuling, aus mehreren Gründen nicht einfach: In jedem Jahr muss sich der Guard an einen neuen Headcoach gewöhnen. Auf Flip Saunders – der erkrankt und im Oktober 2015 verstirbt – folgt Sam Mitchell folgt Tom Thibodeau. LaVine pendelt zwischen der Eins und Zwei, muss während der Verletzungspausen von Ricky Rubio den Spielmacher geben. Auch wenn sich die Wolves in den drei Jahren kontinuierlich verbessern,

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Fotos: Ned Dishman/NBAE via Getty Images

Highlight-Dunkers kann auch als Last am Trikot hängen – werden Spieler somit auch in Schubladen gesteckt. Nach seinen beiden Dunk-Titeln sollte LaVine danach nicht mehr beim Highflyer-Event antreten. „Ich wollte am DreierWettbewerb teilnehmen, ehe ich mich verletzte. Ich glaube, ich hätte da eine wirklich gute Chance. Vielleicht versuche ich das im nächsten Jahr“, erklärt LaVine in der Offseason 2017 und spielt damit auf seinen Kreuzbandriss im linken Knie an – den er sich zwei Wochen vor dem All-Star-Wochenende 2017 zuzieht. Es dauerte bis 2020, ehe LaVine tatsächlich im Teilnehmerfeld des Dreier-


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LaVine ist Teil einer 13-jährigen PlayoffFlaute der Franchise. Eine Flaute, die erst 2017/18 ein Ende findet. Auch dank Jimmy Butler, den sich die Wolves aus Chicago holen und dafür unter anderem Zach LaVine traden. Bis heute hat LaVine nicht in den Playoffs gestanden – wieder so eine Schublade … Am Arbeitseifer mangelt es LaVine aber nicht. „Sam Mitchell hat mir meine Schlüsselkarte weggenommen“, schildert LaVine im „Lowe Post“-Podcast eine Anekdote aus seiner Anfangszeit bei den Minnesota Timberwolves. LaVine erhält damit ein nächtliches Trainingsverbot. „Das war meine Art des Dampfablassens. Gerade als Rookie erlebst du Höhen und Tiefen. Nach Spielen bin ich oft um elf oder zwölf Uhr nachts in die Halle gegangen und habe 500, 600 Würfe genommen.“ Da er also nachts nicht mehr in die Halle darf und es in Minneapolis zu später Stunde draußen zu kalt ist, hat LaVine eine andere Idee. „Ich habe mir einen Korb gekauft. Ich hatte ein zweistöckiges Appartement, mein Vater hat die Korbanlage dann auf den oberen Treppenstufen installiert. So konnte ich in meinem Haus werfen“, führt LaVine bei Zach Lowe aus.

Als Wolves-Akteur etabliert sich LaVine als immerhin 38-prozentiger Dreierschütze mit konstant gesteigertem Volumen – nicht schlecht für einen Spieler, dem viele das reine HighflyerEtikett angeheftet haben. Dennoch folgt der zuvor angesprochene Trade nach Chicago. Sein Debüt für die Bulls kann LaVine erst im Februar 2018 feiern, durch den bereits erwähnten Kreuzbandriss im Februar 2017 muss der Guard ein Jahr aussetzen. So kommt weiterhin keine Konstanz in LaVines Karriere. Zumal er die „Windy City“ nach nur 24 absolvierten Partien beinahe verlassen hätte. Im Sommer 2018 unterschreibt LaVine als Restricted Free Agent ein „Offer Sheet“ bei den Sacramento Kings – das BullsManagement zieht aber mit. Damals zweifeln viele Experten die Entscheidung beider Teams an: die der Kings, weil sie keinen weiteren Shooting Guard brauchen. Die der Bulls, weil sie sich für 80 Millionen Dollar und vier Jahre einen bislang nicht sehr effizienten Spieler ans Bein binden, dessen Stärke die Athletik ist, der aber gerade von einem Kreuzbandriss zurückkehrt. So bleibt die einzige Konstante die Inkonstanz: Während seiner ersten

vollen Saison in Chicago kommt es erneut zu einem Trainerwechsel, auf Fred Hoiberg folgt Jim Boylen. Dessen Trainingsarbeit samt „Bootcamp“-Mentalität ist anno 2020 nicht mehr zeitgemäß, gerade in der NBA. So suchen die Bulls-Spieler sogar Hilfe bei der Spielergewerkschaft. Und auch zwischen Boylen und LaVine soll es gekracht haben. So übernimmt zur Saison 2020/21 Billy Donovan – der sechste Headcoach in LaVines siebenjähriger NBA-Laufbahn.

… zum All-StarPlaymaker?

„Hätten wir in der vergangenen Saison in einem solchen Spiel mit 20 Punkten zurückgelegen, dann hätte sich die Moral des Teams verschoben, und wir wären untergegangen. Aber in dieser Saison haben wir eine komplett andere Mentalität. Coach Billy hat eine großartige Arbeit geleistet, das Selbstvertrauen der Spieler aufzubauen“, beschreibt Thaddeus Young den Wechsel auf dem Trainerstuhl. Young schildert dies nach dem 111:108-Auswärtserfolg gegen die Portland Trail Blazers – als die Bulls einen 20-Punkte-Rückstand wettmachen. Spielentscheidend: Zach LaVine. Der trifft 10,8 Sekunden vor Schluss einen

„ICH WÜRDE ZACH NICHT ALS JUNGEN SPIELER BETRACHTEN. ABER ER HATTE SO VIELE UNTERSCHIEDLICHE TRAINER, ER STAND IN SO VIELEN VERSCHIEDENEN TEAMS, UND ER HAT AM ENDE VON SAISONS NICHT SO VIELE BEDEUTENDE SPIELE ABSOLVIERT.“ BILLY DONOVAN ___ 50

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Fotos: Thearon W. Henderson/Cameron Browne/NBAE via Getty Images

Stepback-Dreier zur Vier-Punkte-Führung. Zwar kommt LaVine bei ausbaufähiger Quote „nur“ auf 18 Punkte, mit neun Assists verbucht der Guard aber einen damaligen Saisonbestwert. Diese Balance zwischen Scorer und Ballverteiler ist bei LaVine in dieser Saison öfter zu beobachten – wie in den ersten beiden Partien gegen die Dallas Mavericks. „Wenn er in der ersten Hälfte so heiß läuft wie heute, musst du ihm einfach irgendwo und irgendwie den Ball geben“, sagt Backcourt-Partner Coby White zu LaVines Vorstellung am 04. Januar dieses Jahres. 21 Punkte erzielt LaVine allein im ersten Viertel, 39 Zähler sind es nach 40 Minuten. „In der zweiten Hälfte haben sie ihn öfter im Pick-and-Roll gedoppelt. Aber er hat die richtigen Entscheidungen getroffen und den Ball rausgepasst“, führt White aus. So wie zweieinhalb Minuten vor Spielende, als LaVine Forward Otto Porter Jr. aus einem Staggered-Pick-andRoll bedient. Auf diese Weise – mit zwei direkten Blöcken am Ball hintereinander – agieren die Bulls mit LaVine als Spielmacher in dieser Saison sehr häufig. Gerade in Kombination mit einem starken Abroller – wie Wendell Carter Jr. – sowie einem herauspoppenden Stretch-Big – wie Lauri Markkanen – eine gute Option. „Wenn ich in den vergangenen Partien stark begonnen habe, hatte ich das Gefühl, dass wir als Team auch einen etwas besseren Rhythmus bekommen haben“, sagt LaVine derweil zu seinem heißen Auftakt gegen die Mavs. Ganz anders läuft es beim zweiten Duell gegen Dallas, nur einen seiner acht Feldwürfe versenkt LaVine. Und doch zollt Billy Donovan seinem Schützling Respekt: „Er hat auf die richtige Art gespielt – denn er hat nichts forciert. Er ist häufig bis zur Grundlinie durchgekommen und hat seine Mitspieler gefunden. Wenn er sich auf diese Weise entwickelt, dann wird uns das als Team nur besser machen.“ Zehn Assists verteilt LaVine beim 117:101-Auswärtserfolg. In den letzten viereinhalb Minuten setzt der Guard dreimal seine Mitspieler direkt in Szene, um den Vorsprung zu behaupten. „Er schaut mehr Video. Er spricht mit den Jungs häufiger darüber, wo sie gerne den Ball haben möchten“, beschreibt Denzel Valentine gegenüber NBC Sports LaVines größere Rolle als Spielmacher und Anführer in dieser Saison. Statistisch zeigt sich dies darin, dass Aktionen als Ballführer mehr als die Hälfte von LaVines Offensivaktionen einnehmen. Seine 1,03 Punkte pro Ballbesitz daraus bedeuten einen deutlichen Karrierebestwert, damit befindet er sich im oberen Viertel der Liga! LaVines Athletik, die ihm zwei Slam-Dunk-Titel beschert hat, kommt mittlerweile auch hier zum Tragen. Denn der Guard versteht es sehr gut, Richtungs-

und Geschwindigkeitswechsel in sein Pick-and-Roll-Spiel einzubauen. Auf diese Weise attackiert er abgesunkene Big Men, am Ring ist der Guard mit seiner Sprungkraft und Akrobatik samt Handwechsel bei Layups schwer zu stoppen. Mit Hangtime findet er dank Kickout-Pässen auch die Dreierschützen. Auch wenn sich LaVine als Ballhandler verbessert hat, so ist zu erkennen, dass diese Rolle – vor allem in dem hohen Volumen – noch neu für ihn ist. Immer wieder nimmt er den Ball nach dem Block auf, womit er sich selbst in eine schwierige Situation bringt. Er tut dies selbst dann, wenn nicht mal durch einen auf ihn herausstürmenden Big Man Druck gemacht wird. Hier hat man den Eindruck, als habe LaVine im Pick-and-Roll eine Option vor Augen – ergibt sich diese nicht, scheint er etwas überfordert. „Ich habe ihm schon oft gesagt: ,Du kannst nicht im Voraus festlegen, was du tun möchtest. Du musst die Defense lesen‘“, sieht Coach Donovan Verbesserungspotenzial. Der kurze Pass auf den abrollenden Blocksteller kommt schon recht genau. Auch besitzt LaVine einen starken, da harten einhändigen SkipPass auf den Flügel. Dennoch wirken seine Anspiele mitunter telegrafiert. 24 Spieler haben bei Redaktionsschluss eine Nutzungsrate von mindestens 29 Prozent aufgewiesen – nur zwei Spieler haben prozentual mehr Ballverluste begangen als LaVine. Und nur fünf Akteure nennen einen geringeren Assist-Anteil ihr Eigen. Und doch nimmt LaVine eine wichtige Rolle ein. Mit ihm auf der Bank agiert Chicagos Offensive um 4,2 Punkte pro 100 Ballbesitze schlechter. Mit 27,4

Zählern pro Partie befindet sich der Guard auf Kurs, den höchsten Punkteschnitt der Franchise seit Michael Jordan aufzulegen. Und trotz hoher Nutzungsrate hat LaVine nie effizienter aus dem Feld (64,0 Prozent True Shooting) getroffen als in dieser Saison. Defensiv sieht die Sache anders aus. Im Eins-gegen-eins setzt LaVine zwar gekonnt seine Athletik ein, aber im Pick-and-Roll bietet er dem gegnerischen Ballhandler noch zu sehr Begleitschutz, statt proaktiv zu agieren, und ballabseits ist er immer wieder unaufmerksam. Ein Trae-Young-Syndrom sollte ihm dennoch nicht attestiert werden. „Er will lernen“, meint Billy Donovan. „Ich würde Zach nicht als jungen Spieler betrachten. Aber er hatte so viele unterschiedliche Trainer, er stand in so vielen verschiedenen Teams, und er hat am Ende von Saisons nicht so viele bedeutende Spiele absolviert“, schneidet Donovan an, dass LaVine bis dahin einfach die Konstanz – auch hinsichtlich Mitspieler und System – gefehlt hat. Diese muss LaVine individuell in sein Playmaking sowie in seine Defensive einbringen – vor allem auch, um seinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. „Meiner Meinung nach bin ich ein Spieler von All-Star-Niveau. Und eigentlich habe ich für mich selbst noch größere Ziele, als ,nur‘ All Star zu sein.“ „Call of Duty“? LaVine nimmt sich damit selbst in die Pflicht, die zu Saisonbeginn gezeigten Leistungen weiter zu bestätigen. Wenn er das tut, dürfte sich der bisherige Zickzack-Kurs seiner Karriere irgendwann auch begradigen lassen. redaktion@fivemag.de

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Dick Vitale


DICK VITALE D e r ew t s a i s ige Enthu

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in alter Mann steht am Rande eines Basketballfeldes. Hinter ihm glänzt das Parkett, die Spieler wärmen sich gerade auf. Er hält ein Mikrofon in der Hand – etwas überdimensioniert. Die letzten verbliebenen Strähnen seines Haupthaars liegen eng zurückgekämmt an seinem Schädel wie ein nasser Anzug. Der Mann ist der Reporter, stimmt das Fernsehpublikum auf das bevorstehende Spiel ein. Vor Vorfreude scheinen ihm beinahe die Augen aus den Höhlen zu treten. Alles ist „awesome“ – also beeindruckend, spitze oder großartig. Dabei ist es gar keine reale Partie, die dieser Mann dem Publikum schmackhaft machen will. Die Szene entstammt dem Film „Blue Chips“ – und gab mir Mitte der 90er den ersten Eindruck von Richard John „Dick“ Vitale und dem, was er tut. Das signifikanteste Merkmal dieser amerikanischen Sportreporter-Ikone verschluckt dabei noch die deutsche Synchronisation: seine Stimme. Dieses durchdringende Organ, das manchmal klingt, als hätte es sich einmal zu oft überschlagen. Als hätte die herausgebrüllte Begeisterung über die Jahre schon Hornhaut in seiner Kehle

hinterlassen. Der Enthusiasmus, den Dick Vitale versprüht, platzt dennoch förmlich aus der Mattscheibe des Fernsehers. Als „Blue Chips“ 1994 gedreht wird, ist Vitale 55 Jahre alt und für meine damals sehr jungen Augen schon ein alter Mann. Heute ist er 81 und kommentiert immer noch ganz reale Spiele. Dick Vitale berichtet seit nun 42 Spielzeiten für den Sender ESPN über College-Basketball. Er war und ist per Du mit den Größen der Sportart, mit Bobby Knight und John Wooden und Mike Krzyzewski. Vitale ist Mitglied diverser Hall of Fames. Er war Trainer am College und in der NBA. Und mittlerweile ist es wahrscheinlich komplizierter, ein Interview mit ihm zu bekommen, als diverse Profisportler ans Mikrofon zu kriegen.

„Ich esse, schlafe und trinke Sport“

Geklappt hat es irgendwann dennoch, nachdem ich mit seinem persönlichen Assistenten – einem Mann namens Howie Schwab – wochenlang nach einem Termin gesucht hatte. An einem Montag sind wir verabredet. Nach mehreren vergeblichen Anrufversuchen erreiche ich Dick Vitale schließlich. Viel zu spät. Er hat es eilig.

Howie Schwab hatte mir wohl die falsche Nummer gegeben. An dieses Telefon gehen er und seine Frau sonst nie. „Aber egal. Lass uns starten. Was willst du wissen?“, fragt Vitale, die passenden Antwortsalven längst geladen. „Ich esse, schlafe und trinke Sport“, sagt er. Dabei sei er selbst nie ein besonders guter Sportler gewesen. „Ich war nicht wirklich ein Spieler, um ehrlich zu sein. Auf großer Bühne habe ich selbst nie gespielt.“ Darauf lässt auch schon seine äußere Erscheinung schließen. Dick Vitale wirkt eher klein und gedrungen. Seit einem Unfall in seiner Kindheit ist er auf dem linken Auge blind. „Auch das hat natürlich meine Fähigkeiten als Athlet beeinflusst“, sagt der 81-Jährige. Seiner Begeisterung für den Sport tut das wahrlich keinen Abbruch. Nach seinem Studium an der Seton Hall University und der William Paterson University wird er Trainer an seiner alten Highschool in East Rutherford, New Jersey. Er besucht Fortbildungen, studiert das Spiel, um sich weiterzubilden. Seinen Enthusiasmus und seine Begeisterung hat er immer im Gepäck. Eine Saison mit 35 Siegen und ohne Niederlage garniert mit einer

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Fotos:Omar Rawlings/Getty Images

Dick Vitale ist eine Legende. Seit der Gründung des US-Senders ESPN im Jahr 1979 sitzt er am Mikrofon und kommentiert College-Basketball. Sein Stil ist geprägt von einer einzigartigen Stimme. Diverse eigene Wortschöpfungen sorgen für einen hohen Wiedererkennungswert. Mit Legenden wie John Wooden oder Bobby Knight ist er per Du, als Trainer stand er auch in der NBA an der Seitenlinie. Ihn ans Telefon zu kriegen, ist schwieriger, als Shaq eine saubere Freiwurftechnik beizubringen. Kurzum: Bei Dick Vitale ist alles „awesome“ – oder etwa nicht? Text: Tobias Feuerhahn


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Dick Vitale

Staatsmeisterschaft öffnet die Tür zu höheren Aufgaben. Dick Lloyd heuert ihn 1972 als Assistenztrainer an der Rutgers University an. Die zwei rekrutieren eine Mannschaft, die es mit den größten Teams des Landes aufnehmen kann. 1976 erreichen die Rutgers Scarlet Knights um Phil Sellers und Mike Dabney nach 31 Siegen in Folge das NCAA Final Four. „UCLA, Michigan und Indiana waren in diesem Jahr im Final Four. Und die vierte Schule war Rutgers“, erinnert sich Vitale. Rutgers’ 70:86-Niederlage gegen die Michigan Wolverines kann Vitale nur aus der Ferne verfolgen. Zu dieser Zeit ist er bereits seit drei Jahren Cheftrainer an der University of Detroit. Und auch dort bleibt der Erfolg ihm treu. Während Vitales Amtszeit gewinnen die Mercy Titans mehr als 72 Prozent ihrer Spiele. „In meinem letzten Jahr haben wir den späteren Champion, die Marquette University, geschlagen“, erzählt Vitale. Dieser Erfolg ist damals Teil einer Siegesserie von 21 Spielen. Im Sweet Sixteen verliert die University of Detroit gegen Michigan mit 81:86. Dieses Spiel verändert schließlich

der Welt. Ich war niedergeschlagen und enttäuscht, weil meine Karriere bis dahin einen so unglaublichen Aufstieg erfuhr“, sagt Vitale. Aber das war es noch nicht. Noch lange nicht. Dick Vitale hebt die Tonlage. Er legt seine Kommentatoren-Stimme auf, zieht die Vokale in die Länge, als er sagt: „Und ganz plötzlich kamen die vier Buchstaben: E-S-P-N. Und die haben mein Leben verändert.“ Der Sender geht im September 1979 an den Start und sucht noch einen Kommentator für die Berichterstattung der College-Basketballspiele. Einen, der das Publikum fesselt, der es mitreißt, der den Zuschauern die Leidenschaft durch den Fernseher ins Wohnzimmer kippt – einen Basketball-Enthusiasten. Ein Casting gibt es damals nicht. Dick Vitale merkt vielmehr gar nicht, als er entdeckt wird. Und von Journalismus hat er erst recht keine Ahnung. Das ist vielleicht auch gut so. Hätte eine klassische Reporter-Ausbildung ihm womöglich Fesseln angelegt, wenn er am Mikrofon sitzt, sein Vokabular gezügelt. Doch eins nach dem anderen: Dick Vitales letztes Spiel als College-

„SIE SAGTE MIR DAMALS: ‚HÖR ZU, DU BIST NICHT DER ERSTE TRAINER, DER GEFEUERT WURDE. UND DU WIRST AUCH NICHT DER LETZTE SEIN. ES GIBT ZWEI DINGE, DIE DU JETZT TUN KANNST. DU KANNST DICH SELBST BEMITLEIDEN UND DARÜBER JAMMERN, ODER DU SAMMELST DICH UND MACHST WEITER.‘“

Fotos: Mitchell Layton/Focus on Sport/Nathaniel S. Butler/Brett Deering/Getty Images

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Dick Vitales Leben, wird ihn zu seiner eigentlichen Bestimmung führen – er weiß es nur noch nicht.

The Worldwide Leader in Sports

Im Jahr 1978 verpflichten ihn die Detroit Pistons als Headcoach. NBA! Das muss sie sein, die Bestimmung. Besser kann es doch kaum werden. Falsch. Die Pistons entlassen Vitale am Anfang seines zweiten Jahres. Seine Welt bricht zusammen. Er weiß nichts mehr mit sich anzufangen. Als Trainer arbeiten – das ist es doch, was er tun will. Und nichts anderes. „Ich dachte, es ist das Ende

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Trainer – die Niederlage seiner University of Detroit gegen die Michigan Wolverines – im März 1977 läuft im Fernsehen. „Das Spiel lief damals auf NBC. Für uns war das eine große Sache. Wir spielten sonst nie im nationalen Fernsehen. Aber die TV-Anstalt dachte, das Spiel sei eine große Geschichte“, sagt Vitale. Die Michigan Wolverines sind damals nach einhelliger Meinung das beste Team der Nation. Beide Unis sind aus Michigan, liegen nur etwa 40 bis 50 Meilen voneinander entfernt. David gegen Goliath. Der Stoff, nach dem sich jeder Reporter die Finger leckt wie ein Kind, bevor es die Schüssel mit dem Keksteig auslecken darf.

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Für Vitale persönlich sollte dieser Umstand schließlich zur größten Geschichte seiner beruflichen Laufbahn werden. Denn Dick Vitale ist sich nicht bewusst, dass er bei diesem Spiel unter besonderer Beobachtung steht. Nicht von den Entscheidern der Universität, für die er arbeitet. Nicht von NBA-Funktionären, die nach neuen Trainern Ausschau halten. Zumindest nicht nur.

Alle schwärmen von Dick Bereits am Abend vor dem Spiel kommt Vitale beim Training mit Curt Gowdy und John Wooden ins Gespräch. NBC hat diese zwei Männer zur Berichterstattung


Nun ist es so weit. Connal wurde gerade dazu auserkoren, für einen neuen Sportsender Reporter anzuheuern. Er rekrutiert Vitale, wie der Jahre zuvor Phil Sellers und Mike Dabney rekrutiert hatte.

Lorraines Tritt in den Hintern

Doch Vitale sagt nein. Er will nicht fürs Fernsehen arbeiten. Schließlich ist er doch Trainer und kein Reporter. Er will wieder am College trainieren. Da gehört er hin, meint er. Das Mal, das die Backpfeife der Pistons hinterlassen hat, ist noch nicht verheilt. Glücklicherweise lässt Connal nicht locker. Und glücklicherweise ist Vitales Ehefrau Lorraine es leid, ihren Mann im Tal der Tränen im Selbstmitleid hocken zu sehen. „Sie sagte mir damals: ‚Hör zu, du bist nicht der erste Trainer, der gefeuert wurde. Und du wirst auch nicht der letzte sein. Es gibt zwei Dinge, die du jetzt tun kannst. Du kannst dich selbst bemitleiden und darüber jammern, oder du sammelst dich und machst weiter‘“, sagt Vitale. Lorraines Tritt in den Hintern sitzt wie eine Auszeit-Ansage von Bobby Knight.

eingeteilt. Sie sollen das Spiel zwischen den Mercy Titans und den Wolverines in Lexington, Kentucky, kommentieren. Vitale ist aufgeregt. Schließlich handelt es sich um John Wooden, den Zauberer von UCLA, der zehn NCAA-Titel gewonnen hat – den größten College-Coach aller Zeiten. Curt Gowdy ist eine Reportergröße. Die zwei sind „awesome“, sie sind großartig, und „sie repräsentieren Großartigkeit“, sagt Vitale. Und ihnen gefällt der Mann, der da in der Rupp Arena am Spielfeldrand hin und her springt. Ihnen

gefällt, mit welchem Herzblut er dabei ist, wie er das Spiel mitlebt. Und nicht nur ihnen. Auch Scotty Connal, der zu dieser Zeit als Produzent bei NBC tätig ist, bleibt Vitale im Gedächtnis. Etwa eine Woche nachdem Vitales Liaison mit den Pistons im November 1979 ihr jähes Ende findet, klingelt sein Telefon – Howie Schwab ist zu dieser Zeit höchstwahrscheinlich noch nicht als Mittelsmann zwischengeschaltet. Der Mann, der ihn sprechen möchte: Scotty Connal. Connal schwärmt von Dick. Jetzt ist er selbst plötzlich „awesome“. Connal schwärmt davon, wie John Wooden und Curt Gowdy von ihm geschwärmt haben. „Scotty Connal erzählte mir am Telefon, als sie damals die Halle verließen, hätten John Wooden und Curt Gowdy gesagt: ‚Mann, der Typ hat uns gefallen. Seine Energie, sein Enthusiasmus und seine Leidenschaft – wir sollten darüber nachdenken, ihn zum Fernsehen zu holen’“, erinnert sich „Dickie V“.

Am 05. Dezember 1979 begleitet Dick Vitale sein erstes Spiel als Analyst. Es ist das erste große NCAA-Spiel, das auf ESPN zu sehen ist. Wisconsin gegen DePaul. Und Vitale hat keine Ahnung, was er da eigentlich macht. Wie auch? Er ist doch eigentlich Trainer. Mit Fernsehen hatte er bis dahin etwa so viel zu tun wie Bill Russell mit dem Verlieren. Er kennt die Konventionen nicht, weiß nicht, wie die Vorbereitung läuft. Offenbar weiß er nicht einmal, wann er in der Halle sein sollte. Joe Boyle soll damals das Spiel gemeinsam mit Vitale kommentieren. In einem Interview auf www.pacers.com erinnert er sich, dass Dick Vitale sich die Produktionsbesprechung im Vorfeld einfach schenkt. Erst rund 20 Minuten vor dem Sprungball taucht er überhaupt in der Halle auf. Boyle hat sich zu diesem Zeitpunkt bereits darauf eingestellt, die Übertragung allein durchzuziehen. Vitales erster Auftritt für ESPN steht dann aber

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legends

Dick Vitale

sinnbildlich für das, was Fans des CollegeBasketballs nun schon über 40 Jahre lang von ihm bekommen.

Fotos: Streeter Lecka/Getty Images

Aus Dick Vitale wird „Dickie V“

„Als wir dann erst einmal losgelegt hatten, fing er einfach an zu erzählen, wie er es immer macht – über italienisches Essen und was auch immer noch. Wenn ich mich recht erinnere, musste ich ihm in der Halbzeit sagen: ‚Lass mich wenigstens hin und wieder den Spielstand durchgeben.‘ Denn wenn er einmal losgelegt hat, ist er nicht mehr zu stoppen“, erinnert sich Boyle. Vitale hat nie etwas über Berichterstattung gelernt. Er nutzt keine Schablone für eine saubere Reportage. Das würde ihn womöglich einengen wie ein Korsett. Das will er sich nicht anlegen. Er wüsste wohl nicht einmal, wie das funktioniert, wie man es überhaupt schnüren soll. Er legt einfach los wie ein Kind beim ersten Fußballtraining. Wie das Spiel funktioniert, weiß er eh längst. Die Routine kommt dann schon noch. Die Vorbereitung auf eine NCAASaison nimmt Dick Vitale heute deutlich ernster. Das bekomme ich am eigenen Leib zu spüren, als Howie Schwab und ich wochenlang versuchen, eine kleine Lücke in Dicks Terminkalender für ein Interview zu finden. Seinen Kommentatoren-Stil hat er aber kaum verändert. „Nein“, sagt Joe Boyle, „soweit ich das sehe, hat er sich überhaupt nicht verändert.“ Vitale macht seinen Stil zur Marke. Er kreiert und etabliert eigene Wortkreationen. Er hebt „Dickie V“, wie er oft genannt wird, aus der Taufe. Wenn er am Mikrofon sitzt, ist ein herausragender Neuling ein „Diaper Dandy“, also ein „Knüller in Windeln“. Bezeichnet er einen Spieler als „Dow Joneser“, ist dieser – mit Bezug auf den US-Aktienindex – inkonstant. Und wenn ihm etwas besonders gefällt, ist es – natürlich – „awesome, baby“. Auf seiner Website ist ein ganzes Wörterbuch mit diesen sogenannten „Vitale-isms“ hinterlegt. Entstanden sind einige davon schon in den Umkleideräumen, als Vitale noch Trainer an der Highschool war. „Und ich habe sie einfach mit ins Fernsehen genommen“, verrät er. Nicht jeder Zuhörer mag das. So geht es vielen in dieser Branche. Aber es hilft, sich mit Kultstatus zu schmücken. Auch während unseres Telefonats legt Dick Vitale immer wieder seine Fernsehstimme auf. Er betet zwischendurch ein paar „Vitale-isms“ herunter, als wäre ich ein Fan, dem er aus Gewohnheit die übliche Show um die Ohren haut. Ich bin mir nicht sicher, ob er dann in eine Rolle schlüpft. Oder ob diese Rolle mittlerweile so sehr in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass sie sich sein ursprüngliches Wesen einverleibt hat. Wahrscheinlich war er aber einfach schon immer so.

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Selbstgespräch in Florida

Als wir gerade über die Größen des Basketballsports sprechen, die im Laufe der Jahre Dick Vitales Weg gekreuzt haben, erwische ich mich bei dem Gedanken, dass ich gerne einmal einen Blick in sein privates Telefonbuch werfen würde. Welch große Namen darin wohl ihren Platz haben? Wie groß sein Netzwerk wohl ist? Es muss riesig sein. Im College-Basketball sind schließlich so viele Persönlichkeiten unterwegs, dass es schwierig ist, sie zu zählen. Und die Fluktuation ist hoch. Dick Vitale erzählt, wie inspirierend es war, allein in John Woodens Nähe zu sein. Wie meisterhaft er sich und seine Überzeugungen ausdrücken

„ICH WILL NICHT IN RENTE.“ ___

„“

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konnte. „Ich habe immer versucht, sein Hirn anzuzapfen, um ein paar Dinge zu erfahren, die mir in meinem Leben helfen konnten“, sagt „Dickie V“. Bobby Knight sei ein feuriger Motivator. Im Training sei es wie in einem wissenschaftlichen Labor zugegangen. Vitale: „Er kennt das Spiel in- und auswendig. Jede Minute mit ihm ist wichtig.“ Kurzum: Beide sind „awesome“, beide sind besonders und bedeutend, beeindruckend und brillant. Und sie sind seine Freunde. Dick Vitale kennt diese Menschen schon lange. Wenn er über sie spricht, macht er das mit der Routine eines Fließbandarbeiters. Er legt dabei einen ganzen Batzen Demut in seine Stimme, die nun klingt wie ein Zweitaktmotor im Standgas. Und ich glaube ihm, dass er es ernst meint. Keine Lobhudelei, keine aufgezwungene Ehrfurcht. Daten referiert Dick Vitale förmlich herunter, auch wenn sie schon 40 oder 50 Jahre zurückliegen – er weiß ganz genau, wann er wo war, kennt seinen Lebenslauf und die Menschen, denen er begegnet ist, auswendig. Als wir gerade über Mike Krzyzewski sprechen, bricht die Verbindung unvermittelt ab. „Verdammt“, denke ich. „Hoffentlich erwische ich ihn noch einmal.“ Er hat es schließlich eilig. Ich wähle die einzige Nummer, die ich habe, erneut. Es klingelt wieder an dem Anschluss. Normalerweise gehen sie an dieses Telefon nicht, hatte er mir gesagt. Plötzlich nimmt eine Frau ab. Es ist Lorraine, Dicks Ehefrau. Offenbar ist der Anschluss, den sie eigentlich nicht nutzen, mit mehreren Telefonen vernetzt.

„Na, wurde die Verbindung unterbrochen?“, fragt sie. „Ja“, antworte ich etwas peinlich berührt. „Warte, ich bringe dich zu ihm“, sagt Lorraine. Sie trägt das Telefon durch das Haus in Lakewood Ranch, Florida. Ich warte am anderen Ende der Leitung. „Das könnte eine Weile dauern“, denke ich. Ich kenne das Haus von Dicks Instagram-Account. Zumindest den Poolbereich. Vor dieser Kulisse nimmt er gerne seine Videos auf. Dieser Ausschnitt lässt zumindest vermuten, dass die beiden in einem üppigen Anwesen hausen.

Der 100-jährige Kommentator

Als Lorraine den Raum erreicht, in dem ihr Ehemann sitzt, höre ich im Hintergrund jemanden brabbeln. „Ich glaube, du sprichst mit dir selbst“, sagt Lorraine. „Oh Mann, wurde die Verbindung unterbrochen?“, erwidert Dick. „Okay, wo waren wir?“, fragt er, als er mich wieder am Hörer hat. „Mike Krzyzewski“, sage ich. Auch der sei ein Meister seines Fachs. Auch er sei großartig darin, ein Team zu führen. Auch Mike Krzyzewski ist „awesome“, lautet die Botschaft. Heute ist Dick Vitale 81 Jahre alt. Er lebt in Florida, dem Rentnerparadies der USA. Was ihm ganz besonders am Herzen liegt, so sagt er, ist seine Stiftung. Seit deren Gründung im Jahr 1993 kamen schon über 37 Millionen Dollar an Spendengeldern zusammen, die krebskranken Kindern zugutekommen. Ob er je plant, selbst in Rente zu gehen, den Kommentatorenstuhl in den College-Arenen des Landes gegen eine Liege an seinem Pool einzutauschen, will ich von ihm wissen. Nein. Aufhören will er nicht. Dieser Plan liegt nicht in der Schublade. „Ich will nicht in Rente“, lacht er ins Telefon. Noch im Alter von 100 Jahren will er Spiele begleiten, wenn es nach ihm geht. Nun aber hat er es eilig. Die Tampa Bay Buccaneers spielen die MontagabendPartie der NFL gegen die Los Angeles Rams. Und Dick Vitale ist geladener Gast. Das Auto wartet schon. Er entschuldigt sich. Aber er müsse nun los. Eigentlich sei es schon viel zu spät. Die Fahrt von Lakewood Ranch nach Tampa dauert etwa eine Stunde. Noch kurz gelingt es ihm, die Etikette zu wahren, als er sich verabschiedet. Dann höre ich ihn doch noch einmal fluchen. Während ich mich für das Gespräch bedanke, lässt er den Hörer fallen. Die Zeit drängt offenbar so sehr, dass er nicht einmal auflegt. Der Akustik nach zu urteilen, ist er schon auf dem Weg nach draußen, als er ruft: „Oh mein Gott, lass uns schnell hier abhauen.“ Irgendwie beruhigend. Auch bei Dick Vitale ist offenbar nicht immer alles „awesome“. redaktion@fivemag.de


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history

J . J .

J.J. Barea

B a r e a

You can’t teach heart Nach 14 Jahren in der NBA ist die Karriere von J.J. Barea zumindest vorerst vorbei, auch wenn er selbst gerne weiterspielen würde. Zum Abschied eines Spielers, der die Erwartungen trotzdem schon seit etlichen Jahren übererfüllt hat. Text: Ole Frerks 58


Barea im Vergleich zu anderen Underdogs ist, dass ihm das stets und von jedem Zuschauer problemlos anzusehen war.

Jeder weiß natürlich, dass Dirk Nowitzki die große, alles überstrahlende Ikone der Mavs-Franchise ist und das auch immer bleiben wird. Andere Stars spielten schon für Dallas, weitere werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wohl noch hinzukommen. Wer auf die bisherige Historie der Organisation blickt und nach ihren prägenden Figuren sucht, wird jedoch nicht übermäßig viele Namen aufzählen können, bevor Barea zur Sprache kommt. Er war weit davon entfernt, jemals der beste Spieler des Teams zu sein, und ist trotzdem zur Ikone geworden – nicht zuletzt deshalb, weil sich seine Geschichte und sein Spiel so sehr von denen anderer NBA-Profis unterschieden. Eigentlich hätte Barea es niemals so weit schaffen dürfen. 14 Jahre in der NBA, elf davon bei ein und demselben Team? Das ist weitaus mehr, als jemals zu erwarten war – und die Besonderheit bei

„Es gibt heute wenige BackupGuards in der NBA, die seine Kombination aus Passen, Scoren und Gefühl für das Spiel besitzen, und es steht außer Frage, dass er, wenn er 1,89 Meter lang wäre, locker ein Top-10-Pick in diesem Jahrgang wäre“, heißt es darin, und der Artikel von Jonathan Givony bescheinigt ihm Chancen, spät in der ersten oder Anfang der zweiten Runde gepickt zu werden. Doch die lange offiziell angegebenen 1,83 Meter (dazu später mehr) sowie die kurzen Arme schreckten offensichtlich zu viele Teams ab. Sie sahen nicht das Herz, die Kreativität, die Galligkeit, sondern konzentrierten sich auf das, was sie eben nicht sehen konnten. Für ein Mitglied des 2006er Draft-Jahrgangs war das damals schon schwer verständlich. „Das erste Mal, dass ich J.J. erlebt habe, war bei der 2003er U19WM in Griechenland“, erinnerte sich J.J.

Zu klein für die Großen

Barea wurde nicht gedraftet, als er 2006 nach vier sehr erfolgreichen Jahren an der Northeastern University zur Wahl stand. Das lag nicht an spielerischen Defiziten oder daran, dass der 2006er Jahrgang vor Qualität und Tiefe auf der Eins nur so strotzte: Rajon Rondo und Kyle Lowry waren zwar Teil dieser Auslese, in der zweiten Runde wurden indes gleich acht Spieler gezogen, die nie auch nur eine Partie in der NBA absolvieren sollten. In der 2019/20er Saison wiederum spielten noch genau acht Spieler, die damals gedraftet wurden, in der NBA. Und eben Barea. Sein Defizit war das wohl älteste der Basketball-Welt und nahezu das einzige, das sich kein NBA-Scout oder -Manager schönreden kann: Er war zu klein. „You can’t teach height“ – Barea ist nicht der erste und sicherlich auch nicht der letzte Spieler, dem dieses alte Mantra zum Verhängnis wurde. Das Fazit seines Draft-Express-Profils spricht Bände.

Redick 2020 im Podcast mit Barea selbst. „Ich dachte mir: ‚Wer ist dieser winzige Typ?‘ Aber ich wusste auch: ‚Das ist ein NBA-Spieler.‘“ Keine Überraschung: Barea schenkte dem Team USA (unter anderem mit Deron Williams) damals 32 Punkte ein, wurde ins All-Star-Team des Turniers gewählt. Im Juli 2006 war der Winzling bereits A-Nationalspieler. In die NBA kam er dennoch nur über einen Umweg.

Kleiner General

Mit damals 22 Jahren ging Barea in die Summer League, um sich für die NBA zu empfehlen – die Option Europa, die durchaus auch bestand, hatte nicht oberste Priorität. Auf ein kurzes Gastspiel bei den Golden State Warriors folgte ein noch kürzeres bei den Dallas Mavericks, die Barea allerdings von sich überzeugen konnte. Das Team von Dirk Nowitzki, welches gerade erst denkbar bitter in den NBA-Finals an den Miami Heat gescheitert war, stattete Barea mit einem mehrjährigen Deal aus. Nicht, dass er beim nächsten Versuch dann eine große Rolle gespielt hätte. Barea kam in seiner ersten Saison,

in der Dallas die beste Bilanz der Liga auflegen sollte, nur 33-mal zum Einsatz, normalerweise sehr kurz. Headcoach Avery Johnson hielt ihn an einer sehr kurzen Leine, der kleine General hatte andere Prioritäten als die Integration eines zu kurz gewachsenen Rookies. Barea verbrachte vor allem Zeit in der (damaligen) D-League und mit dem Development Staff der Mavs, auf seine Chance musste er warten. Bei der Schmach gegen die Warriors in der Auftaktrunde der 2007er Playoffs wurde er lediglich zweimal in der Schlussminute bereits entschiedener Spiele eingewechselt. Die Standpauken und die generelle Arbeit mit Johnson, der in seiner aktiven Zeit ein Experte im Pick-and-Roll und ebenfalls ein kleiner Guard gewesen war, brachten Barea dennoch weiter – und ab 2008 wendete sich dann das Blatt. Die Mavs hatten zwei Jahre in Folge in der Postseason enttäuscht, der

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Fotos: Ronald Martinez/Tom Pennington/Garrett Ellwood/David Sherman/Jesse D. Garrabrant/Mike Ehrmann/Getty Images

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ine große Überraschung war es nicht, als am 10. Dezember 2020 bekannt wurde, dass die Dallas Mavericks sich von Jose Juan Barea getrennt hatten. Barea hatte erst am 01. Dezember einen neuen Vertrag unterschrieben, seine Chancen auf einen Kaderplatz galten aber schon da als nicht unbedingt riesig, der Bedarf auf anderen Positionen war größer. Auch die Tatsache, dass der Puerto Ricaner einen garantierten Vertrag über 2,6 Mio. Dollar erhalten hatte, änderte nichts an dieser Aussicht. Barea hätte zwar gerne noch weitergespielt, mit diesem Arrangement konnte er dennoch leben: Die Entlassung war auf diese Weise schließlich mit einem Abschiedsgeschenk von Besitzer Mark Cuban verbunden. Für den letzten Zahltag musste Barea keine Leistung mehr bringen, das hatte er schließlich über 637 Spiele in der Regular Season und 50 in den Playoffs längst getan. Cuban bewies damit einerseits zum wiederholten Male, dass er zu den Besitzern gehört, denen ihre Spieler näherstehen als normal – und andererseits tat er irgendwie einfach nur seine Pflicht.


Fotos: Garrett W. Ellwood/NBAE via Getty Images

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J.J. Barea

laute Johnson erreichte das Team nicht mehr, und folglich wurde in Rick Carlisle ein neuer Coach geholt, der für Barea alles ändern sollte. Nicht sofort – im ersten Regular-Season-Spiel unter Carlisle wurde Barea nicht eingesetzt. Das wurde in der Folge allerdings zum Ausnahmefall. „Wir wussten nicht viel über ihn“, blickte Carlisle bei Bareas Verabschiedung zurück. „Dann kam er beim nächsten Spiel gegen Minnesota rein, machte sofort einen Unterschied … und dann konnte man erkennen, dass er ein gewisses Maß an Einfallsreichtum besaß. Ultimativ ist das richtige Wort ‚Gewinner‘. Der Typ ist ein NBA-Spieler, und zwar ein verdammt guter. Von dem Moment an war er hier ein großer Faktor.“

wiederum in den Finals – in Kollaboration mit Carlisle. Dessen Entscheidung, Barea – der zuletzt Anfang Februar in der Starting Five gestanden hatte – anstatt DeShawn Stevenson in der vierten Partie zum Starter zu machen, gilt als einer der treibenden Faktoren für das Comeback und den Sieg der Mavs in der Serie nach 1-2-Rückstand. „Wann immer man ihn in einer wichtigen Situation herausgefordert hat, hat er abgeliefert“, lobte Carlisle. Und in diesem Fall war das sehr offensichtlich: Über die kommenden drei Spiele, die Dallas alle gewinnen sollte, legte Barea 13,3 Punkte und 4,7 Assists bei 50 Prozent von der Dreierlinie auf. Nach Butch Lee (1980) wurde er zum zweiten Spieler aus Puerto Rico mit einem NBA-Titel.

Spielwitz und Provokation

Über Umwege nach Hause

Barea spielte sich in Windeseile fest, in den ersten drei Jahren unter Carlisle absolvierte er 79, 78 und 81 Partien, wobei er überwiegend von der Bank kam. Carlisle bevorzugte schon damals Lineups mit mehreren Ballhandlern und konnte Bareas Spielwitz gut gebrauchen. Schon früh kristallisierte sich aber heraus, dass der kleine Guard neben seinem Näschen fürs Pick-and-Roll auch eins für Auseinandersetzungen hatte. Egal wie groß der Kontrahent war – sie waren eigentlich alle länger als er –, Barea scheute keinen Konflikt, auch nicht mit den größten Stars. Er geriet mehrfach mit Russell Westbrook aneinander, seiner Antithese in der NBA. Auch John Wall trieb er so weit in den Wahnsinn, dass dieser ihn allen Ernstes als „Zwerg“ beleidigte. Mit Referee Scott Foster entwickelte er über die Jahre ebenfalls eine Privatfehde. Barea hatte ein Talent dafür, Gegenspielern unter die Haut zu gehen, er wirkte bisweilen wie der härteste Hund in einem Mavs-Team, das bis 2011 den Ruf weghatte, ein wenig soft zu sein. „Er ist in vielerlei Hinsicht über viele Jahre unser Herz und unsere Seele gewesen“, sagte Teampräsident Donnie Nelson über Barea. Natürlich kam es ihm dabei auch zugute, dass er aufgrund seiner Statur immer wieder unterschätzt wurde. Nichts verdeutlichte dies besser als der Run, für den ihn nicht nur Mavs-Fans immer in Erinnerung behalten werden – als Dallas 2011 endlich die Meisterschaft gewann, war Barea eine der zentralen Figuren dieses Durchbruchs. Schon in Runde zwei gegen die Lakers wurde dies deutlich. Der amtierende Champion kam insbesondere mit der Pick-and-Roll-oder-Pop-Chemie von Barea und Nowitzki überhaupt nicht zurecht und wurde sogar 4-0 abgefertigt, wobei Barea im vierten Aufeinandertreffen mit 22 Punkten, acht Assists und einem kassierten unsportlichen Foul von Andrew Bynum zum Hauptprotagonisten avancierte. Auch den OKC Thunder schenkte er unter anderem ein 21-Punkte-Spiel ein, den größten Auftritt hatte er dann

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Barea war nun 27 und hatte soeben das beste Jahr seiner Karriere absolviert. Passenderweise wurde er zudem Free Agent – genau wie Tyson Chandler, der Defensivanker der Meistermannschaft. Nun hatte Mark Cuban sich über viele Jahre den Ruf erarbeitet, keine Kosten und Mühen zu scheuen, um sein Team zu verbessern. Doch ausgerechnet in dieser Offseason, nach dem Titel, kehrte der größte Mavericks-Fan der Welt davon ab. Es sollte nur Einjahresverträge geben, schließlich sollten 2012 Deron Williams und Dwight Howard geholt werden. „Der Lockout hat Cuban ein wenig durcheinandergebracht“, blickte Barea bei „The Old Man & The Three“ zurück. Folglich gingen sowohl Chandler (New York) als auch Barea, der für vier Jahre und 19 Millionen Dollar zu den Minnesota Timberwolves wechselte – und mit ihnen sämtliche Playoff-Kompetenzen der Mavericks. Bis heute wartet Dallas auf die erste gewonnene Playoff-Serie seit dieser schicksalhaften Offseason. Immerhin reparierten die Mavs beide Fehler später. Barea legte bei den Timberwolves zwar mehr Punkte auf, wurde jedoch ineffizienter und keineswegs glücklich – es fehlte letztlich einfach die Harmonie und der geniale Partner. Folglich dauerte es nicht lange bis zu seiner Rückkehr. Als Minnesota ihn ein Jahr vor Vertragsende 2014 entließ, schloss er sich nur zwei Tage später wieder den Mavericks an. Barea gab später zu, dass er schon bei seinem Wechsel nach Minnesota insgeheim gehofft hatte, eines Tages nach Dallas zurückzukehren – das Geld habe er nur eben nicht ausschlagen können. Die finanzielle Stabilität war für ihn auch deshalb so wichtig, weil er schon früh damit anfing, einen signifikanten Teil seines Einkommens in seine Heimat Puerto Rico zu investieren. Zunächst ging es dabei vor allem darum, kaputte Basketballplätze zu renovieren oder neue aufzubauen. Es blieb allerdings nicht dabei. Als Hurrikan „Maria“ 2017 große Teile des Landes

verwüstete, flog Barea nur wenige Tage später mit einem Flugzeug, das er sich von Mark Cuban geliehen hatte, nach Hause, um Essen, Wasser, Medikamente, Generatoren und diverse Gebrauchsgegenstände auf der Insel zu verteilen. Die NBA honorierte seinen humanitären Einsatz mit dem J. Walter Kennedy Citizenship Award.

„BLICKT MAN AUF DEN VERLAUF SEINER KARRIERE, NICHT GEDRAFTET ZU WERDEN UND DANN DAS ZU ERREICHEN, WAS ER ÜBER 14 JAHRE ERREICHT HAT, DANN HATTE J.J. BAREA EINE DER ERFOLGREICHSTEN KARRIEREN DER SPORTGESCHICHTE.“ RICK CARLISLE ___

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Die perfekte Harmonie

Sportlich war Barea bei den Mavericks wieder sofort zurück in seiner Nische. Auch wenn sich die Mavs vom Favoritenstatus nun lange verabschiedet hatten, erlebte Barea in den sechs Jahren nach seiner Rückkehr noch viele starke Spiele und legte 2015/16 sein wohl bestes NBA-Jahr hin. Mit Nowitzki, aber auch mit Carlisle verstand er sich blind und entwickelte so über die Jahre eins der besten Two-ManGames der NBA. Barea kam zwar von der Bank, während Nowitzki startete. Allerdings ging der „große Blonde“ zumeist nach wenigen Minuten runter, um dann mit Barea zusammen zurück auf den Court


zu kommen. „Es war großartig. Wann immer wir zusammen reinkamen, ging es los. Einfach ‚High Four‘, automatisch“, blickte Barea bei nba.com auf das Zusammenspiel zurück. „So wie er mich angesehen hat, wusste ich, wann er den Ball haben wollte und wann nicht. In manchen Spielen wollte er ihn die ganze Zeit, manchmal auch nur in 50 Prozent der Fälle. Und manchmal sah er mich an wie: ‚Los, los, los.‘ Wenn ich meine Würfe getroffen habe, hat er mich immer dazu gebracht, aggressiv zu bleiben. Es hat mir so viel Selbstvertrauen gegeben, mit ihm zusammenzuspielen.“ Gegnerische Spieler hingegen ätzten, wenn sie den Barea-Nowitzki-Tanz verteidigen mussten – auch weil Nowitzki es laut böser Zungen im Zuge der Jahre perfektionierte, illegale Screens zu stellen. In jedem Fall bildete dieses TwoMan-Game immer ein Fundament für eine produktive Mavs-Offensive – selbst in den Jahren, als Dallas zu den schwächsten Mannschaften im Westen gehörte, lag das in den seltensten Fällen an den Minuten, die das ungleiche Duo zusammen auf dem Court verbrachte.

Das Jahr 2019 wurde unbewusst zum Schwanengesang für beide. Nowitzki ließ sich bekanntermaßen fast bis zum letzten Moment Zeit, um bekannt zu geben, dass dies tatsächlich seine letzte Saison in der NBA sein sollte, Barea musste zu diesem Zeitpunkt bereits zusehen. Im Januar riss der Guard sich die Achillessehne, bei ihm roch es also bereits nach einem erzwungenen Karriereende.

Das Vermächtnis steht

Es sollte anders kommen – auch ohne Dirk kämpfte sich Barea zurück, schon zum Start der Folgesaison stand er nach rund zehn Monaten Pause wieder im Saft. Die Offense wurde zwar fortan von einem ganz anderen Spielertypen namens Luka Doncic geprägt, sowohl ihm als auch Backup Jalen Brunson stand Barea aber mit Rat und Tat zur Verfügung. Und sein Game ging nicht verloren. In etwas geringerer Rolle verzeichnete er nach dem Achillessehnenriss sogar die höchsten Punkte- und Assistwerte pro 36 Minuten seiner Karriere. „Er hat immer noch ordentlich Treibstoff im Tank“, sagte

Donnie Nelson bei Bareas Verabschiedung. Zu bezweifeln ist es nicht, dass Barea – genau wie Nowitzki – auch mit 45 Jahren noch Schaden auf jedem Freiplatz anrichten könnte. Selbst wenn er nun kein Team mehr findet: Das Vermächtnis steht, Barea hat schon vor vielen Jahren mehr erreicht, als jemals zu erwarten war. „Blickt man auf den Verlauf seiner Karriere, nicht gedraftet zu werden und dann das zu erreichen, was er über 14 Jahre erreicht hat, dann hatte J.J. Barea eine der erfolgreichsten Karrieren der Sportgeschichte“, sagte Carlisle. „Er hat so viele inspiriert, mich eingeschlossen.“ Nicht zuletzt auch alle kleinen Baller. 2016 gab Barea gegenüber dem „Wall Street Journal“ mal zu, dass er sich manchmal vom Lachen abhalten musste, wenn er vor Spielen als 6-Foot-Guard (1,83 Meter) vorgestellt wurde, denn „ich und ungefähr 20.000 Leute in der Halle wussten, dass das eine Lüge war“. 1,78 Meter trifft wahrscheinlich eher ins Schwarze. Aber manches ist eben noch viel wichtiger. redaktion@fivemag.de

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F o t o s t r e c k e

Die NBA denkt über eine Expansion nach. Sollte es dazu kommen, muss es eine Auferstehung geben … die des NBA-Champions von 1979, der Seattle SuperSonics. Wir haben die besten Fotos aus ihrer 41-jährigen Liga-Historie für euch.

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Fotos: Terrence Vaccaro/Otto Greule/Jesse D. Garrabrant/Melissa Majchrzak/Jeff Reinking/Andy Hayt/Andrew D. Bernstein/Bill Baptist/NBA Photos/ Rocky Widner/Focus on Sport/Nathaniel S. Butler/ ale Tait/Brian Drake/George Gojkovich/Andy Hayt

Seattle SuperSonics: 1967-2008


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Das große Liga-Ranking

L i g a - R a n k i n g

Wer steht wo in Europa?

Wertung

Fotos: Rodolfo Molina/Euroleague Basketball via Getty Images

Ist die BBL besser als die französische Pro A? Wie aussagekräftig sind die Fabelzahlen eines US-Imports aus Portugal? Und nicht zuletzt: Wo wird auf dem Kontinent guter Basketball gespielt und gelehrt? Auf diese und viele weitere Fragen will das neue FIVELiga-Ranking nicht nur Antworten geben, sondern als Open-SourceProjekt vor allem Diskussionen anstoßen und die Community nutzen. Text: Peter Bieg MERKMAL---------------------------------- HÖCHSTPUNKTZAHL Liga-Budget --------------------------------- 15 Punkte für 10+ Mio. Euro/Team Zuschauerschnitt ------------------------ 12 Punkte für 5000+ Zuschauer/Spiel Mediale Aufmerksamkeit ----------- 15 Punkte für hohe TV-Coverage BAT-Prozeduren -------------------------- -2 Punkte Malus für 1-10 BAT-Prozeduren Status von Basketball ---------------- 5 Punkte für hohen Stellenwert im Land Anzahl der Importspieler ------------ 12 Punkte für 6+ Spieler/Team Level der Locals -------------------------- 20 Punkte für starke Nationalmannschaft (Top 5 FIBA-Europe-Ranking) NBA-Talente -------------------------------- 5 Punkte pro in den letzten fünf Jahren gedraftetem Spieler aus der Liga Attraktivität der Liga ------------------ 5 Punkte für hohe Attraktivität

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F I V E - L i g a - R a n k i n g

Top Tier Rang

(Spanien)

Basketbol Süper Ligi

794

02. (Türkei)

VTB United League

729

03. (RUS, BLR, KAS)

LNB Pro A

489

04. (Frankreich)

Basketball Bundesliga

484

05. (Deutschland)

Lega Basket Serie A

450

06. (Italien)

Greek Basket League

404

07. (Griechenland)

08. ABA League

(SRB, CRO, SLO, MNE, BIH)

09. Lietuvos krepšinio lyga

266

(Litauen)

10. Ligat HaAl

207

Portugal? Da wird Basketball gespielt? Sicher, auch YouTube und diverse Statistik-Datenbanken helfen schnell dabei, die angeblichen Zauberleistungen von Neuzugängen wie (dem in diesem Fall imaginären) Rasheed Dixon besser einzuordnen. Zumal wenn diese vor Beginn ihrer Profikarriere nicht an einem renommierten Division-ICollege, sondern an der Gwynedd Mercy University gespielt haben … Doch wie gut wäre es, auf einen Blick mehr darüber zu erfahren, wie die erste portugiesische Liga und damit auch die Leistungen eines dort aktiven Basketballprofis einzuordnen sind? Wir glauben: ziemlich gut.

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A

ls letzten Neuzugang zur Saison 2020/21 begrüßen wir Spielmacher Rasheed Dixon. Der 23-Jährige kommt direkt von seiner ersten Profisaison in Portugal und legte dort fantastische Zahlen auf: 23,4 Punkte, 8,7 Rebounds und 7,4 Assists im Schnitt gelangen Dixon, bei 49,5 Prozent aus dem Feld und 43,6 Prozent aus der Distanz. Unser Headcoach beschreibt den US-Amerikaner als athletischen Alleskönner, der die Fans mit Highlights und Nervenstärke verzücken wird.“ Wie oft habt ihr solche und ähnliche Pressemitteilungen von eurem Lieblingsklub bereits gelesen und dann zu grübeln begonnen?

(Israel)

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Punkte

Liga ACB

1.080

01.

Logo


europe

Das große Liga-Ranking

Top 20 nach Fünf-JahresKoeffizient

Das gilt auch vor etwaigen Spielen der deutschen Nationalmannschaft gegen vermeintliche Basketball-Zwerge wie Österreich, Finnland oder Großbritannien. Auch zum Fachsimpeln mit internationalen Bekanntschaften aus dem BasketballBereich würde sich das eignen. Welche Liga ist auf dem Vormarsch? Wo klingeln die Kassen? Wo bleibt vielleicht das Konto leer, aber die Hallen sind (normalerweise) rappelvoll mit schreienden Ultras? Solche und ähnliche Fragen versucht unser neues Liga-Ranking zu beantworten – oder zumindest ansatzweise zu beantworten und die Debatte darüber zu beleben. Entwickelt hat das Ranking der deutsche A-Lizenz-Trainer und ehemalige BBL-Spieler Adam Radomirovic, unterstützt von FIVE-Autor Peter Bieg. Auf den folgenden Seiten erklären wir euch, wie das Ranking funktioniert, wie es entstanden ist, wie die deutschen Ligen abschneiden und vieles mehr.

League-Ranking.eu

1. Liga ACB 2. Basketbol Süper Ligi 3. VTB United League 4. Lega Basket Serie A 5. Basketball Bundesliga 6. LNB Pro A 7. Greek Basket League 8. ABA League 9. Lietuvos krepšinio lyga 10. Liga HaAl 11. Pro Basketball League 12. Polish Basketball League 13. Nezeti Bajnokság 1/A 14. Dutch Basketball League 15. Liga Natională 16. Basketligaen 17. National Basketball League (CZE) 18. EstLat Basketball League 19. Ukrainian Basketball SuperLeague 20. National Basketball League (BUL)

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Der Grund, warum es diese Rangliste, welche unter www.league-ranking.eu noch detaillierter einsehbar ist, überhaupt gibt, ist unerfreulich: Die CoronaPandemie zwang Adam Radomirovic (siehe Interview) dazu, seine Arbeit als Profitrainer in Luxemburg ständig zu unterbrechen. Gestohlene Zeit? Nein, Zeit für Weiterbildung! Adam nahm die Zwangspause zum Anlass, sich äußerst intensiv mit den europäischen Profiligen auseinanderzusetzen, den Austausch mit Experten aus seinem Netzwerk zu suchen und so dieses Open-Source-Projekt zu initiieren. Früh mit dabei war auch Peter Bieg von FIVE, der weniger inhaltliche Expertise, sondern Hinweise in Sachen Formulierung, Aufbereitung und Recherche, aber auch Feedback von weiteren Basketball-Experten beigesteuert hat. Herausgekommen ist (auf der Website) eine umfassende Datenbank, welche verschiedene Aspekte erfasst: einerseits das eigentliche Ranking, also eine Rangfolge aller europäischen Profiligen nach ihrer Leistungsstärke anhand verschiedener, mehr oder weniger transparenter Kriterien. Dies ermöglicht die Einteilung aller Ligen auf Basis ihrer Gesamtpunktzahl in verschiedene Gruppen, sogenannte „Tier“. Diese umfassen jeweils zehn Teams bzw. einige Klubs mehr im Falle des vierten Tiers und der Kategorie „Honorary Mentions“ (Erwähnungen ehrenhalber). Zu diesem Ranking, auf welches sich dieser Text fokussiert, kommt unter www.league-ranking.eu noch eine Fünf-Jahres-Wertung hinzu, welche das Abschneiden der Ligen – vertreten durch ihre Mannschaften in den Vereinswettbewerben – auf europäischer Ebene (z.B. Euroleague, Basketball Champions League) berücksichtigt.

Die Ergebnisse dieser FünfJahres-Wertung, angelehnt an die FünfJahres-Wertung der UEFA im Fußball, gehen als eigener Koeffizient mit dem höchsten Gewicht in das Liga-Ranking ein. Außerdem finden sich auf der Website detaillierte Erklärungen zu den einzelnen Bewertungskriterien: Fünf-Jahres-Wertung, Budgets, Zuschauerzahlen, mediale Aufmerksamkeit, Status der Sportart Basketball, Importspieler, einheimische Spieler, NBA-Drafts, Vertragsstreitigkeiten sowie Anziehungskraft der Liga. Alles ist detailliert aufgeschlüsselt, um die Daten so nachvollziehbar wie möglich zu machen. Dazu gehören eine Quellenliste ebenso wie Kontaktdaten (info@leagueranking.eu), wenn Nutzer mit ihren eigenen Informationen zum Ranking beitragen wollen.

Wie haben wir gerechnet? Wie aber kommt jetzt das hier abgebildete Ranking zustande? Wieso ist die spanische ACB – wenig überraschend – Erster? Was qualifiziert die israelische Ligat HaAl für den 10. Platz? Kurz: Wie erklären sich die Ergebnisse im Einzelnen? Mit 1.080 Gesamtpunkten führt die ACB die Rangfolge klar an. Wo aber kommen diese Punkte genau her? Allein über die Fünf-Jahres-Wertung ergeben sich für die erste spanische Liga 971 Punkte: Für die Teilnahme an der Euroleague (EL) erhält die spanische Liga


F I V E - L i g a - R a n k i n g

2nd Tier Rang

Pro Basketball League (Belgien)

02. Polish Basketball League

(Polen)

76

03. Nemzeti Bajnokság 1/A (Ungarn)

71

04. EstLat Basketball League (Estland, Lettland)

63

05. 06.

59

Balkan International BL (ISR, BUL, MKD, MNE)

07.

57

Liga Natională (Rumänien)

08.

56

Basketligaen (Dänemark)

09.

55

Dutch Basketball League (Niederlande)

10.

53

Fotos: Tolga Adanali/Mikhail Serbin/Photo by Rodolfo Molina/Tolga Adanali/Euroleague Basketball via Getty Images

National Basketball League (Tschechien)

ABA League 2 (ABA 2. Liga, MNE, SRB, BIH, MKD, CRO, SLO)

73

Punkte

01.

Logo

91

Es ist offensichtlich, warum Spanien auf dem ersten Platz steht, denn mit den Mannschaften aus Madrid, Barcelona, Valencia, Vitoria sowie Malaga, Gran Canaria oder Teneriffa sind konkurrenzlos viele europäische TopTeams zugleich in der ACB beheimatet. Die restlichen Punkte der ACB für das Ranking ergeben sich aus nicht-kontinentalen Leistungen bzw. Merkmalen der Liga als professionelle Sportorganisation: Da das Liga-Budget (also die Summe der Etats aller Klubs) sehr hoch ist, gibt es hier 15 von 15 möglichen Punkten. Denn im Schnitt verfügt jede ACBMannschaft (auch bedingt durch die enorm hohen Etats der EL-Teams) über ungefähr 10,0 Millionen Euro. Auch beim Zuschauerschnitt (zwölf Zähler) punktet die Liga Endesa maximal, da mehr als 5.000 Fans pro Partie zu den Spielen ström(t)en. Auch die Medienpräsenz (15 von 15) ist sehr hoch

136

pro Saison und Mannschaft zwei Punkte, für jedes EL-Playoff-Team zusätzlich drei Zähler, falls eine Mannschaft das Final Four erreicht, weitere vier Punkte. Erreicht ein spanisches Team das Finale der EL, gibt das weitere fünf Punkte, im Falle der Meisterschaft nochmals sechs. In dieser Abstufung punkten alle Klubs auch über Teilnahmen am Eurocup (EC), der Basketball Champions League (BCL) sowie dem FIBA Europe Cup. Um die klare Hierarchie zwischen den kontinentalen Wettbewerben – mit der EL als unumstritten stärkstem und dem FIBA Europe Cup als schwächstem Wettbewerb – deutlicher einzupreisen, werden die erreichten Punkte mit verschiedenen Koeffizienten multipliziert. Für Leistungen in der EL ist es der Faktor vier, im EC der Faktor drei, in der BCL der Faktor zwei, während Leistungen im FIBA Europe Cup nur mit dem Faktor eins gewichtet werden.


europe

Das große Liga-Ranking

Top 10 nach Team-Budgets 1. VTB United League 15,4* 2. Liga ACB 12,6 3. Basketbol Süper Ligi 12,5 4. Lega Basket Serie A 8,5 5. Basketball Bundesliga 7,0 6. Greek Basket League 6,2 7. LNB Pro A 5,8 8. ABA League 5,3 9. Liga HaAl 5,2 10. Lietuvos krepšinio lyga 3,3 *in Millionen Euro

BAT-Prozeduren pro Land von 2016 bis 2020 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

74

Türkei ABA Italien

333 145 141 Griechenland 107 Russland 79 Polen 66 Spanien 44 Ukraine 41 Litauen 28 Rumänien 25 Kosovo 14 Weißrussland 3

ausgeprägt, sowohl im Free-TV als auch bei Bezahlsendern und über Livestreams. So gut wie jede Liga – und somit auch die ACB – muss Abzüge für sogenannte „BAT-Prozeduren“ hinnehmen. Das „Basketball Arbitral Tribunal“, kurz BAT, ist ein von der FIBA anerkanntes, aber offiziell unabhängiges Schiedsgericht. Ziel des BAT ist es, Streitigkeiten zwischen Spielern, Agenten, Coaches und Klubs so schnell und einfach wie möglich zu schlichten. BAT-Prozeduren sind also tendenziell ein Hinweis auf Unstimmigkeiten und unprofessionelles Vorgehen in den Ligen, insbesondere wenn sie gehäuft vorkommen. Der Abzug (minus 10 Punkte), den die ACB hinnehmen muss, ist vergleichsweise klein. Ligen wie die türkische BSL, wo mehr als 250 BATProzeduren registriert wurden, bekommen 60 Zähler abgezogen.

Weiter geht es mit dem Basketballstatus im Land. Da dieser in Spanien hoch ist, erhält die ACB folgerichtig fünf von fünf Punkten. Dass mehr als sechs Importspieler im Kader stehen dürfen, wird als Anzeichen gewertet, dass die Liga einerseits sportlich stark ist und andererseits gut ausgebildete Locals nicht mit einer allzu strengen Quote schützen muss – anders als etwa die ProA oder die ProB in Deutschland. Deshalb erhält die ACB auch in der Kategorie Importspieler die vollen 12 Punkte. Stichwort Level der Locals: Die spanische Nationalmannschaft gehört zu den besten der Welt, entsprechend gibt es auch hier die Maximalpunktzahl (20 Punkte). Was die NBA-Draft angeht, muss die ACB anderen Spielklassen den Vortritt lassen: 40 Punkte gibt es für acht in den vergangenen fünf Jahren von der Association ausgewählte Youngsters.


Korisliiga (Finnland)

02. LNB Pro B

(Frankreich, 2. Liga)

03. Cypriot Basketball Div.A (Zypern)

04. Košarkaška Liga Srbije

(Serbien)

05. Ukrainian Basketball SuperLeague

(Ukraine)

42

06. National Basketball League (Bulgarien)

42

06. Prva A Liga (Montenegro)

42

06. Liga Portuguesa de Basquetebol

(Portugal)

37

09. LEB Oro

(Spanien 2. Liga)

37

09. HT Premijer Liga (Kroatien)

75

Punkte

01.

Logo

43

Fotos:Tolga Adanali/Giuseppe Cottini/Euroleague Basketball via Getty Images

Rang

45

Wer jetzt noch tiefer in das Liga-Ranking und dessen Hintergründe eintauchen möchte, dem sei nochmals www.leagueranking.eu empfohlen. Dort finden sich nicht nur Erklärungen und Quellen, sondern auch eine große Excel-Tabelle mit wirklich allen Einzelbewertungen. Zum Nachrechnen, Prüfen, Vergleichen und Optimieren, falls ihr bessere Quellen oder Argumente habt. Trotzdem hier noch ein paar Ergebnisse aus der Ligen-Rangfolge, welche die Autoren überrascht haben: Die französische Liga ist richtig professionell. Das zeigt sich nicht nur an zahlreichen NBA-Exporten, sondern auch bereits an hervorragend aufbereiteten Informationen und Dokumenten auf der Website unserer Nachbarn. In Frankreich wird sehr akribisch gearbeitet, und es erscheint nur folgerichtig, dass die Euroleague jüngst einem weiteren französischen Team eine permanente Lizenz in Aussicht gestellt hat. Griechenlands erste Liga leidet unter der Strafe für Olympiakos Piräus. Der Topklub ist vorletzte Saison aufgrund von Streitigkeiten mit dem Erzrivalen Panathinaikos Athen aus der Liga zwangsabgestiegen. Seither fokussiert sich Olympiakos komplett auf die Euroleague, anstatt einen schnellstmöglichen Wiederaufstieg anzustreben. In der zweiten griechischen Liga gehen die Roten konsequent mit einer Ausbildungsmannschaft an den Start – und in der ersten Liga fehlen in diesem Ranking deshalb die Punkte eines EL-Teams. Ein wichtiger Grund, warum die griechische A1 lediglich auf Platz sieben landet. Trotz hoher BasketballBegeisterung, guter Imports und starker einheimischer Profis. Wie viel die Begeisterung für den Sport ausmachen kann, zeigt auch das vergleichsweise gute Abschneiden der zypriotischen Basketball Division A (dritter Platz im Tier drei). Die Medienpräsenz ist hoch (10 Punkte), die Hallen sind zumindest solide voll (5 Punkte), und auch die Budgets (4 Punkte) sind akzeptabel. So unsicher manche Angaben auch sind (etwa Schätzungen zu Budgets oder Zuschauerzahlen, mühsam zusammengetragen aus Foren, Blogs und den sozialen Medien), so macht ein solches Ranking dennoch Spaß: beim Erstellen, beim Diskutieren – und hoffentlich auch beim Beobachten von Veränderungen. Denn das Liga-Ranking unter www.league-ranking.eu soll erst der Anfang sein, die erste von vielen Versionen in den kommenden Jahren. Die Pandemie ist dann hoffentlich Geschichte, aber die Entwicklung des europäischen Basketballs können wir dadurch gemeinsam deutlich besser und präziser nachverfolgen. redaktion@fivemag.de

3rd Tier

46

Die deutschen Ligen machen, getreu dem inzwischen überholten Ziel, 2020 mit der BBL die „stärkste nationale Liga Europas“ zu stellen, insgesamt eine gute Figur. BBL, ProA und ProB haben in den vergangenen Jahren Boden gutgemacht – das ist sicher, auch wenn es damals noch kein solches Ranking gab. Hinter der ACB, der türkischen BSL, der osteuropäischen VTB League und knapp hinter der französischen Pro A landet die BBL auf dem fünften Platz der Rangliste (484 Zähler insgesamt). Punkten kann die Bundesliga unter anderem mit finanzieller Sicherheit (keinerlei Abzüge aufgrund von BATProzeduren), zuletzt konstanten Teilnahmen an den besseren europäischen Wettbewerben und relativ vollen Hallen. Die Importspieler sind stark, die Locals zumindest solide, und sogar den einen oder anderen von der NBA gedrafteten Youngster aus der BBL durften die Verantwortlichen in den vergangenen Jahren verzeichnen. Manche Experten, zum Beispiel Joe Voigtmanns Agent Ingo Wolf, sehen die BBL sogar noch weiter vorn (siehe Interview). Die ProA landet zwar nicht unter den Top 30, aber in der Spitzengruppe von Tier vier: Die Medienpräsenz (ausschließlich Livestreams) ist schwach, die Verpflichtung zu zwei Locals pro Team auf dem Spielfeld mindert die sportliche Attraktivität. Umso höher punktet die ProA aber mit guter Jugendarbeit und der – für alle deutschen Profiligen kennzeichnenden – finanziellen Sicherheit. Die ProB als nahezu reine deutsche Ausbildungsliga kommt auf insgesamt 16 Punkte und schafft es damit nur in die Kategorie der „Erwähnungen ehrenhalber“. Die beste zweite Liga des Kontinents ist übrigens das QuasiUnterhaus der adriatischen ABA League – mit Vertretern aus Montenegro, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Kroatien und Slowenien. Die Budgets sind gut, die Locals stark. Außerdem gibt es keine Importbeschränkungen sowie eine hohe Medienpräsenz aufgrund der enormen Basketball-Popularität auf dem Balkan. Nur aufgrund von BAT-Prozeduren (5 Punkte Abzug) landet die ABA League 2 nicht auf einem noch besseren Platz (10. Platz im zweiten Tier, 20. Platz

Was fällt noch auf?

F I V E - L i g a - R a n k i n g

47

Und die Deutschen?

insgesamt). Die beste „echte“ zweite Liga ist die Pro B in Frankreich.

50

Das subjektivste Kriterium im Ranking ist die Attraktivität, welche kaum sinnvoll zu quantifizieren ist. Hier kann eine Liga bis zu fünf Punkte für sportliche Qualität erhalten – was der ACB mit sehr attraktivem Basketball gelingt. Somit kommt die beste nationale Liga Europas auf insgesamt 109 Punkte, zusätzlich zu den 971 Punkten aus der Fünf-Jahres-Wertung. Das ergibt in Summe 1.080 Punkte und den Spitzenplatz im Liga-Ranking.


europe

Das große Liga-Ranking

Gedraftete Spieler von 2016 bis 2020 1. ABA League 14 2. LNB Pro A 8 3. Liga ACB 7 4. Basketball Bundesliga 3 4. Ligat HaAl 3 6. LKL 2 7. Basketbol Süper Ligi 1 7. Lega Basket Serie A 1 7. Greek Basket League 1 7. LNB Pro B 1

I n t e r v i e w :

A d a m

„Das ist keine exakte Wissenschaft“ Adam Radomirovic (34 Jahre) ist der Kopf hinter dem Liga-Ranking. Der studierte BasketballTrainer erklärt die Ideen, was ihn überrascht hat und wie das Open-Source-Projekt online weitergehen soll. Und auch darauf, wo die Grenzen der Mess- und Vergleichbarkeit liegen, geht Adam selbstkritisch ein.

FIVE: Adam, du bist der Initiator des europäischen Liga-Rankings. Stell dich doch bitte mal kurz vor … Adam Radomirovic: Ich bin Deutscher mit jugoslawischen Wurzeln. Ich habe mich als Profi fünf Jahre lang in der BBL, der 2. Bundesliga und der Regionalliga versucht. Gespielt habe ich etwa für Brandt Hagen, GHP Bamberg und den TSV Breitengüßbach. Nach etlichen Verletzungen und Operationen habe ich in Belgrad an der Trainerakademie meine Ausbildung zum Herren- und FIBA-Trainer gemacht, die A-Lizenz in Deutschland folgte direkt darauf. Nach drei Jahren beim damaligen BBL-Klub TBB Trier als Assistant Coach des heutigen Nationaltrainers Henrik Rödl habe ich mich entschieden, Headcoach im Nachbarland Luxemburg zu werden. Dort bin ich inzwischen seit dem Jahr 2013 tätig. Mit den Bascharage Hedgehogs trainiere ich einen Klub aus der zweiten Liga, nun wollen wir in die höchste Spielklasse aufsteigen. Wie bist du auf die Idee eines LigaRankings gekommen? Im Gegensatz zu vollprofessionellen Ligen hat Luxemburg entschieden, den Spielbetrieb wegen der Covid-Pandemie bis mindestens März 2021 auszusetzen. Zum Hintergrund: In der hiesigen ersten Liga, der TOTAL League, dürfen maximal drei

76

R a d o m i r o v i c

Ausländer pro Team spielen, der Rest wird mit einheimischen Amateuren aufgefüllt. In einer Phase, wo ich also normalerweise vollbeladen mit Videoanalysen und Scoutings bin, hatte ich plötzlich eine große Lücke. Ich hatte die Zeit, mich mehr mit allen anderen Ligen in Europa zu beschäftigen. Die Idee kam, als mein Co-Trainer Kevin Breuskin und ich uns Gedanken gemacht haben, wo Luxemburg wohl im Vergleich zum restlichen Europa steht, wenn wir das einzige Land sind, das den Spielbetrieb nicht fortsetzt. Gibt es vergleichbare Angebote in unserer dauervernetzten Big-Data-Welt nicht schon längst? Es gab bis ungefähr zum Jahr 2016 eine Jahreswertung der ULEB (Union of European Leagues of Basketball, Dachorganisation der Euroleague, Anm. d. Red.). Auf Grundlage dieser Wertung hat die ULEB festgelegt, wie viele Euroleagueund Eurocup-Plätze vergeben werden. Dieses Verfahren war aber spätestens überflüssig, nachdem die Euroleague sich für ein geschlossenes System mit festen Lizenzen entschieden hatte. Seitdem ist auch diese Jahreswertung nicht mehr auffindbar. Einen anderen Versuch hat der ESPN-Experte Fran Fraschilla vor einigen Jahren gemacht, als er die besten Ligen außerhalb der NBA auflistete. Zuletzt hat er


Slovenska Košarkaška Liga (Slowenien)

02. Austrian Basketball Superliga (Österreich)

02. Svenska Basketligan (Schweden)

04. ProA

(Deutschland, 2. Liga)

Serie A2 Basket (Italien, 2. Liga)

Kosovo Basketball Superleague

(Kosovo)

27

07. Basketball Championship

(Bosnien-Herzegowina)

27

07. Georgian Superleague (Georgien)

09.

25

09.

09.

(Großbritannien)

25

(Nordmazedonien)

30

06.

British Basketball League

(Slowakei)

Macedonian First League

31

04.

Úrvalsdeild karla (Island)

77

Punkte

01.

Logo

31

Fotos: Luc Kappler/Glenn James/NBAE via Getty Images

Rang

Slovenská Basketbalová

25

Was hat dich überrascht? Ich war überrascht, dass die erste ungarische Liga nach unseren Kriterien doch so weit oben steht. Auf dem dritten Platz im zweiten Tier nämlich, also auf dem 13. Rang aller europäischen Ligen. Auch sehr überrascht war ich, wie hoch das offizielle Liga-Budget der Pro B in Frankreich (im Schnitt pro Klub 2,2

09.

25

Was war am schwierigsten? Am schwierigsten war es, die LigaBudgets sowie auch die Zuschauerzahlen verlässlich zu recherchieren. Da das häufig einfach nicht möglich war, musste ich möglichst präzise Schätzungen anstellen, denn die Infos zu den Zuschauerzahlen sind oftmals weder offiziell noch daher als korrekt einzuschätzen.

Wie soll es mit dem Projekt weitergehen? Wir wollen das Ranking nach jeder Saison und nach den FIBA-Fenstern aktualisieren. Vor allem aber wünschen wir uns Feedback von Basketball-Experten und -Fans aus ganz Europa, die mehr Infos über ihre eigene Liga haben. Da waren uns bei einer Internet-Recherche nicht nur sprachlich gewisse Grenzen gesetzt: insbesondere bei Statuten wie Ausländerregelungen, gemunkelten Budgets und inoffiziellen Zuschauerzahlen. Auch falls es weitere Kategorien gibt, die auffindbar und sinnvoll erscheinen, immer her damit! Übertrieben statistisch kann es aber nicht werden, sonst bräuchten wir Vollzeit-Analysten (lacht). Zu ernst und in Stein gemeißelt nehmen darf man dieses Ranking auf keinen Fall. Das ist keine exakte Wissenschaft. Das Ranking soll einen Prozess anstoßen, eine offene Diskussion, bei der jeder mit handfesten Infos dafür sorgen kann, dass seine Lieblingsliga ein paar Punkte mehr bekommt …

4th Tier

35

Was hat bei der Recherche am meisten Spaß gemacht? Die Fünf-Jahres-Wertung war ziemlich aufwendig, aber sehr aufschlussreich, um zu sehen, was auch vergleichsweise kleinere Vereine in den weniger bekannten Wettbewerben, wie dem FIBA Europe Cup, erreicht haben … wie etwa Würzburg, Bonn oder Venedig.

Dieser Artikel in der FIVE soll das Ranking erstmals gegenüber einem größeren Publikum bekannt machen und den OpenSource-Gedanken verbreiten. Wie fielen die ersten Reaktionen in deinem Netzwerk zum Ranking aus? Was den ersten Tier – die Top Ten – angeht, sind sich beinahe alle einig. Nur diejenigen, die hauptsächlich die BBL verfolgen oder Deutsche sind, würden diese Liga wenigstens einen Platz weiter vorne sehen. Aber die französische Pro A, die BBL und die italienische Serie A sind so eng beieinander, dass es da nächste Saison wohl schon wieder ganz anders aussieht. Insbesondere wenn die Bayern als erstes deutsches Team die EL-Playoffs erreichen. Alle anderen Ligen unterhalb des ersten Tiers sind schwer objektiv einzuschätzen. Die Informationslage ist dürftig, viele tendieren dazu, die eigenen Ligen weiter vorne zu sehen. Da gibt es eine Voreingenommenheit gegenüber dem eigenen Arbeitsumfeld. Deshalb ist der Zeitpunkt für mich, während ich in einer der schwächeren Ligen coache, sehr gut für ein Ranking, da ich hoffentlich nicht so voreingenommen bin (lacht).

F I V E - L i g a - R a n k i n g

35

Was hast du an Quellen angezapft? Am meisten habe ich auf Eurobasket.com recherchiert, insbesondere für die FünfJahres-Wertung und dazu, welche Klubs aus welchen Ligen wie erfolgreich waren. Obwohl ihr eigenes Ranking schwach ist, finden sich auf dieser Seite seit Jahren sehr viele hilfreiche Informationen. Die Webseiten der einzelnen Ligen habe ich mithilfe von Google Translate mühsam übersetzt, außerdem Wikipedia, diverse Basketball-Foren sowie das Portal Eurohoops angezapft. Außerdem habe ich natürlich mit vielen Bekannten gesprochen, die in verschiedensten europäischen Ligen als Coaches, Agenten, Manager oder in sonstigen Funktionen arbeiten.

Millionen Euro) ist. Ich hätte nicht gedacht, dass diese viel organisierter und finanziell stärker ist als die deutsche ProA.

36

dieses Ranking im Jahr 2017 aktualisiert. Es ist recht oberflächlich, außerdem enthält es nationale und kontinentale Ligen wie die Euroleague, was die Vergleichbarkeit erschwert. Eurobasket.com hat auf der Startseite die 100 angeblich besten Klubs in Europa aufgelistet. Da fließen nationale Ergebnisse, Ergebnisse in den kontinentalen Ligen, die Fünf-WochenForm sowie die Stärke der jeweils heimischen Liga mit ein. Das ist aber ziemlich intransparent und auch gewagt: Ein Euroleague-Team wie Bayern München als bester deutscher Klub auf dem zehnten Platz wäre demnach schwächer einzuschätzen als Happy Casa Brindisi (7. Rang), ein italienisches Team, das im unterklassigen FIBA Europe Cup spielt. Das ergibt nur bedingt Sinn. Ein vergleichbar detailliertes und anhand von klaren Kriterien ausgearbeitetes Ranking wie unser neues Liga-Ranking findet sich also nirgends im Internet.


europe

Das große Liga-Ranking

TV-Gelder 2019/20 Diese Liste wurde aus dem „Basketball Market Report 2020“ von SportBusiness Media übernommen und zeigt die Einnahmen ausgewählter Ligen aus TV-Verträgen im eigenen Land.

I n t e r v i e w :

I n g o

W o l f

„Die BBL liegt vor der ersten Liga Frankreichs“

Liga Mio. Euro Liga ACB 10,0 LNB Pro A 10,0 Basketbol Süper Ligi 7,0 Lega Basket Serie A 4,6 Ligat HaAl 3,7 Lega Basket Serie A 2,0 Basketball Bundesliga 1,1

Der ehemalige deutsche Nationalspieler Ingo Wolf betreut mit seiner Agentur Limelight Hoops zahlreiche deutsche und internationale Profis, u.a. Johannes Voigtmann von ZSKA Moskau. Ingo hat sich das Liga-Ranking kurz angesehen und mit FIVE seine Perspektiven auf den europäischen Markt ausgetauscht. FIVE: Ingo, wie gefällt dir die erste Version des Liga-Rankings? Ingo Wolf: Für meine Arbeit ist ein solches Ranking zwar nicht ganz so bedeutsam, da ich bereits über die meisten dieser Informationen verfüge. Aber ich finde es super, wenn so ein Ranking veröffentlicht wird, da die Menschen dadurch mehr über Basketball sprechen. Mir sind beim Drüberschauen ein paar Kleinigkeiten aufgefallen: Ich persönlich sehe die BBL beispielsweise insgesamt vor der französischen Pro A, als die viertbeste Liga in Europa. Es gibt jetzt nicht das eine Kriterium, an dem ich das festmache, und es ist meine subjektive Meinung. Aber ich glaube, dass die BBL insgesamt etwas besser als die Pro A in Frankreich ist. Bei den Budgets und Zuschauerzahlen ist es vermutlich kaum möglich, an verlässliche Zahlen zu kommen. Nur die BBL-Verantwortlichen selbst kennen wohl die tatsächlichen Budgets der einzelnen Teams. Auch wenn Agenten und Manager gerne über Team-Budgets sprechen und da Zahlen genannt werden, sind das immer nur Schätzungen, die entsprechend weit von den tatsächlichen Werten entfernt sein können. Wenn es nicht unbedingt die einzelnen Ligen in der Gesamtschau sind – was sind die Kriterien, nach denen du als Agent für deine Klienten schaust? Das ist unterschiedlich und hängt zum Beispiel davon ab, in welcher Phase seiner Karriere der jeweilige Klient sich gerade befindet. Für einen jungen Spieler ist es am wichtigsten, dass er gutes Training bekommt, sich in einem professionellen Umfeld befindet, in dem er sportlich und persönlich gefördert und schulisch unterstützt wird. Da spielt das Ranking der Liga keine zentrale Rolle, es muss aber nach dem Talentlevel des jeweiligen Klienten individuell betrachtet werden. Wie attraktiv ist die Stadt, welches Fahrzeug stellt mir der Klub, wie viel Geld

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gibt es zu verdienen – das sollte für einen jungen Spieler keine Priorität haben. Das wandelt sich dann im Laufe der Karriere des Klienten: Wenn ein Spieler am Ende oder im Herbst seiner Karriere steht, sind genau solche Dinge wieder sehr wichtig. Erst recht, wenn der Spieler eine Familie hat. Dann will er ein Umfeld haben, wo er und seine Familie sich wohlfühlen. Das Land, das Klima, die Sprache, das Schulsystem und natürlich auch das Geld spielen dann eine ganz große Rolle. So sind die einzelnen Karriereschritte immer individuell zu betrachten. Aber das ist unsere Arbeitsweise, nicht jeder Agent sieht das so. Für junge Spieler sollte es nicht primär um Geld gehen, sondern darum, die bestmögliche Situation für die eigene Weiterentwicklung zu finden. Dann kommt das Geld irgendwann von alleine, sage ich immer. Wenn ein Spieler und sein nahes Umfeld (Eltern, Partnerin etc.) da nicht bereit sind mitzuziehen, ist das für mich ein klares Warnsignal. Dann passen wir nicht zusammen. Für mich ist die sportliche und persönliche Weiterentwicklung unserer Klienten immer sehr wichtig. Dass man da im Sommer im Büro sitzt und so viele konkrete Möglichkeiten für seine Klienten abwägen kann, ist wohl ohnehin eher graue Theorie. So ist es. Das ist auch immer interessant zu hören, wie sich das manche Leute so vorstellen. Es gibt Spieler, die haben in der Offseason keine einzige interessante Option! Ich klopfe auf Holz, das habe ich ganz selten, ist aber in den 23 Jahren im Geschäft auch schon vorgekommen. Und dann gibt es eine ganze Menge Spieler … und das ist die Mehrheit … wenn die eine bis drei Optionen im Sommer haben, auf unterschiedlichen Qualitätsebenen … dann ist das schon sehr gut. Alles darüber, fünf und mehr Optionen für einen Spieler – das ist das Schlaraffenland für Agenten, und dann macht die Arbeit richtig Spaß.


F I V E - L i g a - R a n k i n g

Honorary Mentions Rang

Logo

Swiss Basketball League (Schweiz)

23

43. Greek A2 Basket League (Griechenland, 2. Liga)

19

45. Albanian Basketball Superleague

(Albanien)

18

46. Türkiye Basketbol Ligi (Türkei, 2. Liga)

18

46. LEB Plata

(Spanien, 3. Liga)

17

48. Liga Leumit (Israel, 2. Liga)

17

48. Nacionalinė krepšinio lyga

48. 2MLS

(Serbien, 2. Liga)

51.

16

ein spanischer Klub wäre gut, weil er das warme Klima mag. Der geht eher nicht zu Khimki Moskau. Das ist also von Klient zu Klient immer ganz unterschiedlich. Bevor ich mit Jungs zusammenarbeite, prüfe ich, ob die so ähnlich ticken wie wir. Talent ist das eine, aber zu einer erfolgreichen und langjährigen Karriere gehören noch viele andere Aspekte.

17

Total League (Luxemburg)

51. Prva Muška Liga (Kroatien, 2. Liga)

51.

16

Und bei einem Spieler mit fünf oder mehr Optionen ist dann abhängig vom Alter des Profis auch relativ klar, wo er hingeht, weil an der Spitze die üblichen Verdächtigen Europas stehen? Auch auf diesem Niveau ist es komplexer. Typenbedingt können die Prioritäten ganz unterschiedlich liegen. Für viele ist es wichtig, dass der Klub international spielt. Weil sie a) reisen wollen, b) mehr spielen wollen und c) eine Plattform erhalten, um sich international präsentieren zu können. Das ist ein ganz wichtiger Faktor. Auch auf Euroleague-Niveau denkt der eine: Wo kann ich das meiste Geld verdienen? Der andere denkt: Wo kann ich vielleicht einen Titel gewinnen? Der Dritte denkt,

16

Fotos: Angel Martinez/Euroleague Basketball via Getty Images

(Litauen, 2. Liga)

ProB

(Deutschland, 3. Liga)

79

Punkte

23

43.


bbl-taktik

Ludwigsburgs System unter Patrick

LUDWIGSBURGS SYSTEM UNTER PATRICK John Patrick besitzt unter den Trainern der jüngeren BBL-Vergangenheit das wohl größte Alleinstellungsmerkmal. Bei den MHP RIESEN Ludwigsburg zeigt sich, dass der oft zitierte „Guard-Terror“ aber nicht nur in der Verteidigung zu finden ist. Text: Manuel Baraniak

Fotos:Adam Pretty/Christof Stache/Pool via Getty Images

D

er Name Patrick scheint mit den MHP RIESEN Ludwigsburg fest verbunden: Seit nunmehr acht Jahren arbeitet John Patrick als Headcoach der Schwaben – und ist damit der dienstälteste Trainer aller Basketball-Bundesligisten. Mittlerweile schnuppern auch seine Söhne Jacob und Johannes immer wieder BBL-Luft. Vor allem der erst 17-jährige Jacob – als jüngster Scorer der modernen BBL-Historie – macht seit dem Final-Turnier im vergangenen Jahr mit seinem Sprungwurf immer wieder auf sich aufmerksam. Seit Patricks Amtsantritt im Januar 2013 konnte sich das Team kontinuierlich steigern: vom Klassenerhalt nur dank einer Wildcard und der ersten Playoff-Teilnahme seit sieben Jahren direkt in der folgenden Saison über das Playoff-Halbfinale und das Final Four in der FIBA Basketball Champions League 2017/18 bis hin zum Vize-Titel 2020. Im Lauf der Jahre hat sich auch der Fokus auf einheimische Talente verändert. Hatte manch einer zu Beginn von Patricks Amtszeit noch skeptisch auf die vielen USSpieler mit deutscher Staatsbürgerschaft geblickt, macht sich die verbesserte Nachwuchsarbeit in Ludwigsburg bemerkbar. Patricks Söhne wurden bereits angesprochen, in dieser Saison macht vor allem auch Lukas Herzog die nächsten Schritte. Bis vor Kurzem waren auch die Nachwuchsnationalspieler Ariel Hukporti und Quirin Emanga in Ludwigsburg aktiv, während aktuelle A-Nationalspieler wie Johannes Thiemann oder Karim Jallow unter Patrick ihre Karriere weiter ins Rollen brachten. Sein Einfluss scheint sich auch auf der Trainerebene zu zeigen: Martin Schiller, der zwei Jahre unter Patrick assistierte, übernahm im vergangenen Sommer nach drei Jahren in der G-League mit Zalgiris Kaunas ein Euroleague-Team. Und David Gale, zuletzt auch für das NBBL-Team verantwortlich, ist mit dem litauischen Klub Nevezis bei einem interessanten Projekt eingestiegen, das europäische Prospects fördern will (dort spielt mittlerweile übrigens auch Ariel Hukporti).

Fullcourt in der Defense Den Begriff der Kultur, den man hinsichtlich Nachhaltigkeit und Identität auch im Basketball findet, scheint man durchaus auch in Ludwigsburg verwenden zu können. Und die Identität unter Patrick wird immer in der physischen Verteidigung liegen, mit der Umschreibung der „40 Minutes of Hell“ als Ausdruck dessen. „Als gegnerische Mannschaft war es immer ein Desaster, hier nach Ludwigsburg zu

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kommen: Es war immer extrem physisch, du hattest nie deine Ruhe, immer ist dir jemand vor dem Gesicht herumgesprungen und hat die Ellbogen ausgepackt“, erinnert sich Elias Harris – der in dieser Saison elf Partien für Ludwigsburg absolviert hat – im Interview der vergangenen FIVE-Ausgabe. Die Gegner haben nie ihre Ruhe, weil kein Team penetranter und konstanter über das ganze Feld verteidigt als die Schwaben. Das Hauptprinzip ist dabei, den Ball aus den Händen des gegnerischen Aufbauspielers zu bringen. Was man gegen die Presse nicht tun sollte: einen Big Man einwerfen lassen. Denn nach dem Einwurf versuchen die Ludwigsburger durch Doppeln, dass der Ball wieder dorthin zurückgeht. Muss der Big Man dribbeln, folgen häufig Ballverluste. Eine detaillierte Analyse der Ludwigsburger Fullcourt-Defense ist in FIVE #144 zu finden. Der langjährige BBL-Center und zweimalige Liga-MVP John Bryant erklärt dort, dass durch die Presse „das ganze Spiel beschleunigt wird. Man trifft keine guten Entscheidungen, wenn alles so schnell läuft. Man gerät in Panik.“ In Panik mag ein gegnerischer Aufbauspieler auch dann geraten, wenn er gegen ein 1,91 Meter großes Kraftpaket den Ball nach vorne bringen muss. In dieser Saison ist häufig zu beobachten, dass sich mit Yorman Polas Bartolo ein Forward des gegnerischen Point Guards annimmt. Dass ein defensiv geprägter Spieler wie Bartolo unter Patrick aufläuft, war eigentlich nur eine Frage der Zeit. Im Halbfeld verteidigen die Ludwigsburger nicht weniger aggressiv: im Pick-and-Roll mit einem harten Hedge-andRecover, aus dem auch immer wieder Switches folgen – was in der BBL außerhalb von München eher selten vorkommt.

Guard-Terror in der Offense Neben den „40 Minutes of Hell“ wird hinsichtlich Patricks System auch gerne der Begriff „Guard-Terror“ herangezogen. Man kann durchaus argumentieren, dass sich jener Guard-Terror etwas von der Defense zur Offene verschoben hat. So terrorisierten in der vergangenen Saison die Guards Khadeen Carrington, Marcos Knight, Jaleen Smith und Nick Weiler-Babb durch ihre Scoring-Wucht die gegnerischen Defensiven, Carrington und Knight gehörten zur Ligaspitze. Und auch in dieser Spielzeit schultern mit Smith, Barry Brown Jr. und Jordan Hulls (zusammen 45 Punkte pro Partie) drei Guards die Punktelast.

Durch Elias Harris war hierbei eigentlich Entlastung im Frontcourt gegeben: Mit seiner Kombination aus Physis am Zonenrand und Schnelligkeit im Faceup war Harris einer der versiertesten Offensivspieler unter den Big Men der Basketball Bundesliga – Harris wechselte nach dieser Eigenwerbung aber nach Saragossa. Guard-Terror bedeutet auch: Das Team forciert viel im Eins-gegen-eins oder nach Ball-Screens. In ihren sieben Spielen von Mitte Dezember 2020 bis Mitte Januar 2021 entfielen ganze 19,5 Prozent der Offensivaktionen auf Isolationen (starke 0,97 Punkte pro Ballbesitz als Mannschaft), immerhin 12,0 Prozent auf Aktionen des Ballführers. Wenig passiert bei den Schwaben nach ballfernen Blöcken. Dementsprechend dünn fällt auch das Playbook von Patrick aus. Sehr häufig steigen die Ludwigsburger mit einem Handoff vom Power Forward auf den Point Guard ein, woraus ein hohes Pick-and-Roll mit dem Center folgt (siehe Spielzug). Immerhin gibt es aus diesem Spielzug mehrere Optionen. Während sich Jaleen Smith (siehe Spieler im Fokus) zum Vollzeit-Playmaker gemausert hat, nimmt in dieser Saison vor allem Barry Brown Jr. die Rolle des Iso-Scorers ein (1,05 Punkte pro Abschluss). Physis am Ring, schnelle Dribblings, Midrange-Jumper – Brown besitzt das ganze Paket, auch wenn es manchmal etwas wild aussieht. Jedoch ist der US-Guard auch erst 24 Jahre alt und damit neben Desi Rodriguez ein Spieler, dessen weiterer Karriereweg genau verfolgt werden muss. Denn in der Vergangenheit hat Patrick beim Rekrutieren häufig gezeigt, wie stark sein Netzwerk und seine Augen sind: Royce O’Neale und Kelan Martin spielen mittlerweile in der NBA, Thomas Walkup und Nick Weiler-Babb empfahlen sich für Euroleague-Klubs. Viel Eins-gegen-eins bedeutet gleichzeitig auch wenige Pässe – und das verringert die Gefahr für Ballverluste. Die Ludwigsburger versuchen damit, das „Spiel der Wurfchancen“ für sich zu entscheiden. Bei keinem Team ist die Differenz zwischen selbst begangenen (11,0 Turnovers, zweitbester Wert) und forcierten Ballverlusten (16,6, bester Wert) so groß wie bei Ludwigsburg. Da die Schwaben auch stark beim Offensivrebound agieren, mögen niedrige Wurfquoten nicht so stark ins Gewicht fallen. So bedingen sich Offensive und Defensive auch gegenseitig – und der GuardTerror ist am Ende auf beiden Seiten zu finden. redaktion@fivemag.de


SPIELZUG A 2

3

4

5

1 Zum Einstieg des Spielzugs tritt Tremmell Darden (4) heraus und wird von Jaleen Smith (1) angepasst.

Depth Chart 2020/ 2021 Pos. Spieler

PG

Jaleen Smith

Lukas Herzog

SG

Jordan Hulls

Jonah Radebaugh

SF

Jacob Patrick Y. Polas Bartolo

Barry Brown Jr.

PF

Tremmell Darden

Desi Rodriguez

C

Andrew Warren J. Wohlfarth-Bottermann

Austin Wiley

Vor allem nach Harris’ Abgang ist zu beobachten: Ludwigsburg spielt Smallball, ein früherer Shooting Guard wie Darden rutscht auch mal auf die Fünf. Hulls und Brown übernehmen den Spielaufbau, die jungen und unerfahrenen deutschen Guards agieren offensiv abseits des Balles.

Spieler im Fokus:

JALEEN SMITH „Wir werden sehen, wie wichtig seine Rolle in unserem Team sein kann.“ Die Worte von John Patrick zur Verpflichtung von Jaleen Smith im Sommer 2019 klangen damals etwas vorsichtig – als hätte der Ludwigsburger Coach selbst nicht gewusst, ob Smith die ganze Saison über im Kader bleiben würde. Logisch: Schließlich handelt es sich bei Patricks Team um eines, das für seine vielen Kaderrochaden bekannt ist. Zudem wurde Smith zunächst mit einem Tryout-Vertrag ausgestattet. Schließlich debütierte er damals in der Bundesliga, nachdem er seine vorherigen beiden Jahre in Deutschland bei Heidelberg in der ProA verbracht hatte. Eine Saison später machte Patrick aber klar: „Die Vertragsverlängerung mit Jaleen hatte in dieser Offseason für uns höchste Priorität.“ Warum das? Weil Smith in seinem ersten BBL-Jahr wenig Anlaufzeit brauchte, mit seiner (defensiven) Vielseitigkeit direkt einschlug, nach Khadeen Carringtons Abgang mehr Verantwortung schulterte und beim BBL-FinalTurnier beste Eigenwerbung betrieb. Unvergessen seine Winkgeste im Viertelfinale gegen München … und das im Hinspiel. Smith setzte nach einem ClutchDreier zum nonverbalen Trashtalk

an. Der Distanzwurf bleibt aber eine Baustelle: Sein Release ist recht langsam, vor allem am Ball schlägt dies negativ zu Buche (33,3 3P% bei Dreiern aus dem Dribbling), auch wenn sich Smith durch Stepoder Sidestep-Bewegungen Platz verschaffen mag. Im Catch-and-Shoot hat sich der Guard aber stabilisiert. Sehr explosiv kommt Smith derweil nicht daher. Dafür besitzt er ein ansehnliches Repertoire aus Spinmoves und CrossoverDribblings, mit seiner Physis scheut er auch den Kontakt nicht. Womit der 1,93-Meter-Mann auch das Potenzial hat, am Zonenrand zu agieren. Zudem versteht es Smith, von der 45-GradPosition zum Korb zu cutten – wichtig in diesem so Iso-lastigen System. „Er macht die Dinge, die man braucht, um Spiele zu gewinnen.“ In Ludwigsburg heißt das in dieser Saison: so ziemlich alles. Nach dem ersten Saisondrittel führt der Guard mit der Ananasfrisur sein Team in den Kategorien Punkte, Rebounds, Assists, Steals und Blocks pro Partie an! Das dürfte in der BBL ein Novum sein (so einfach lassen sich solche Statistiken nicht herausfinden). Während sich John Patrick im Sommer 2019 also selbst fragte, wie wichtig der Neuzugang sein würde, ist Smith in dieser Saison so wertvoll, dass er zum MVPKandidaten der BBL avanciert ist.

PLAY-TYPE FREQ% PPP FG% FT FREQ% TO FREQ% spotup 26,4 1,17 45,8 6,9 13,8 P&R Ballhandler 21,8 1,13 47,6 8,3 4,2 isolation 17,3 0,89 33,3 10,5 10,5 transition 14,5 1,25 57,1 18,8 6,3 cut 7,3 1,38 62,5 0,0 0,0 postup 2,7 1,67 66,7 33,3 0,0 off-screen 1,8 1,00 50,0 0,0 0,0 Summe 100,0 1,11 46,2 10,0 9,1 Die Play-Type-Stats für Jaleen Smith aus seinen vergangenen sieben BBL-Spielen 2020/21. Legende: Freq% – Prozentsatz der Abschlussart an allen Abschlüssen des Spielers, PPP – Punkte pro Abschluss, FG% – Feldwurfquote, FT Freq% – Wie häufig zieht der Spieler Freiwürfe, TO% Freq – Wie häufig produziert der Spieler einen Ballverlust; Daten: Manuel Baraniak

B 3

2

5 4 HO

1

Smith folgt dem Ball und bekommt ihn per Handoff zurück. Jonas Wohlfahrt-Bottermann (5) rotiert zum Ball, Darden rotiert via FlareScreen auf den Flügel – kann aber den Block auch verweigern und direkt zum Korb cutten.

C 3

2

4 5 1

Wohlfahrt-Bottermann rotiert weiter Richtung Ball, der Center und Smith laufen ein hohes Pick-and-Roll. Jordan Hulls (2) setzt zum Cut durch die Zone an, Darden füllt die Ecke auf.

D

3

4

5 2

1

Smith hat nun drei Optionen: den eigenen Abschluss, den Pass auf den abrollenden Wohlfahrt-Bottermann oder das Anspiel auf Hulls hinter die Dreierlinie.

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BBL

Dylan Osetkowski

Der geheimnisvolle Herr Osetkowski Nicht nur mit extravaganten Frisuren gefällt Dylan Osetkowski im Trikot von ratiopharm Ulm. Denn seine Leistungen lassen inzwischen selbst EuroleagueKlubs aufhorchen. Osetkowski hat FÜNF erzählt, wie alles mit einem Jersey aus Bremerhaven begann, wieso er überall spielen könnte – und wann er zuletzt beim Friseur war. Text: Peter Bieg

Fotos: Ulf Duda/fotoduda.de/BBL/Pool via Getty Images

E

r kam scheinbar aus dem Nichts, dieser Dylan Osetkowski. Seine Ankunft war eine Randnotiz: „Die BG Göttingen ist noch einmal auf dem Transfermarkt tätig geworden. Der Basketball-Bundesligist hat Dylan Osetkowski verpflichtet. Der 23-jährige US-Center wechselt von der University of Texas (USA) nach Göttingen und erhält einen Vertrag bis Saisonende.“ So lautete eine Transfermeldung aus dem „Göttinger Tagblatt“ vom 08. Oktober 2019. Kein Wort über Osetkowskis deutsche Wurzeln. Kein Wort über seinen Drei-Jahres-Vertrag mit ratiopharm Ulm. Kein Wort über sein Spiel und seinen Plan. Heute, rund anderthalb Jahre später, sind alle deutlich schlauer – und aufmerksamer. Denn Dylan Osetkowski machte schnell und auf verschiedensten Ebenen von sich reden. Da ist sein Können, denn bereits als Rookie in Göttingen brachte der Center 12,7 Punkte und 6,4 Rebounds bei über 53,2 Prozent aus dem Feld in nur etwas mehr als 21 Minuten pro Partie. Da ist

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die deutsche Staatsbürgerschaft, welche der 24-jährige Osetkowski seit Mai 2020 besitzt. Da sind seine Haare, die rotbraun, lang und oftmals auffällig frisiert sind. Da sind Freundin Annie, ein zotteliger Hund und ein gemeinsamer Instagram-Account. Und – das ist noch recht neu – da ist das Interesse von europäischen Top-Klubs am Kalifornier mit deutschen Wurzeln. Aber der Reihe nach.

Ticket zum Aussetzen

Dylan Osetkowski erblickt am 08. August 1996 im kalifornischen San Diego das Licht der Welt. Und obwohl er im Sommer 2020 in einer Instagram-Story seinen deutschen Reisepass präsentiert, ist er Kalifornier geblieben. Entspannt, keine Plaudertasche, cool. Dylan ist heute 2,06 Meter groß und beginnt schon früh zu wachsen. Entsprechend spielt er Basketball an der San Juan Capistrano Highschool in seiner kalifornischen Heimat. 14,8 Punkte und 9,9 Rebounds erzielt er als Senior für JSerra Catholic, wie seine Schule abgekürzt wird. Hype sieht dennoch anders aus. „Ich hatte nicht sehr viele Angebote für College-

Stipendien. Ich war ziemlich unter dem Radar“, sagt Ulms Big Man. Nur zwei Universitäten aus der ersten Division der NCAA rekrutieren Osetkowski im Sommer 2014. Er entscheidet sich für Tulane, wo er zwei Jahre verbringt und überzeugt. Mit 11,3 Punkten und 8,3 Rebounds als Sophomore etwa. „Nach zwei Jahren in Tulane hatte ich die Gelegenheit, auf einem höheren Level zu spielen. Ich wollte mich verbessern und konnte das College wechseln. So bin ich in Texas gelandet, und das war eine großartige Entscheidung für mich.“ Obwohl er nach den NCAARegularien eine ganze Saison aussetzen muss, ist der Transfer zu den Texas Longhorns, der Alma Mater von Spielern wie Kevin Durant oder LaMarcus Aldridge, ein Erfolg. „Wenn du mich während des Aussetzens gefragt hättest, ob es das wert war, hätte ich nein gesagt“, lacht Osetkowski heute. „Aber rückblickend war das genau richtig.“ In der Zwangspause arbeitet der Big Man an seinem Körper, seinem Spiel und seinen Noten. Nicht nur, dass er in


Geschichte und Geisteswissenschaften abschließt, auch auf dem Feld qualifiziert er sich weiter: Etwa führt Osetkowski die Longhorns in seiner Senior-Saison (2018/19) zum Titel beim National Invitational Tournament und wird dort zum MVP gewählt. Ein Grund, warum er im Sommer 2019 für die Cleveland Cavaliers in der Summer League auflaufen darf. Für einen Job in der NBA reicht es zwar nicht, doch die Verantwortlichen von ratiopharm Ulm überzeugt Osetkowski restlos. Ulm? Aber Osetkowski beginnt seine Profi-Karriere doch in Göttingen?! „Ich musste mich in meinem ersten Jahr als Profi an vieles gewöhnen, auch das Konzept einer Ausleihe verstehen“, sagt Dylan Osetkowski und erklärt weiter: „Ich hatte bei Ulm unterschrieben, aber deren sechs Import-Spots waren bereits belegt. Deshalb haben sie mich an Göttingen ausgeliehen, wo ich den Kader auffüllen und spielen konnte. Ich wusste, dass ich nach einem Jahr von Göttingen zu Ulm gehen würde.“ Die Corona-Pandemie beschleunigt diesen Prozess sogar, indem sie für die Unterbrechung der Saison 2019/20 sorgt, Osetkowski aber gleichzeitig erlaubt, in den Staaten den erforderlichen Papierkram für seine deutsche Staatsbürgerschaft zu erledigen. Außerdem tritt Göttingen nicht in der Münchner Bubble an, sodass er bereits dort erstmals für ratiopharm aufläuft.

Omas Pass

Dylan Osetkowskis Weg zum Reisepass beginnt mit einem Trikot der Eisbären Bremerhaven. Denn von dort kommt seine „Oma“, wie er sie auf Plattdeutsch nennt. Mit Osetkowskis „Opa“, einem US-Soldaten, siedelt sie in die Staaten über. Doch ihren Pass nimmt sie mit, auch Osetkowskis Mutter hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Und als Oma Osetkowski in Deutschland Urlaub macht, bringt sie ihrem Enkel Dylan ein Geschenk mit. „Ich weiß nicht mehr, wie alt ich genau war, aber sie kam mit diesem Eisbären-Jersey zurück. Es war das Größte für mich: ein Basketballtrikot aus Deutschland. Es ist verrückt, dass sich der Kreis jetzt geschlossen hat und ich professionell in Deutschland spiele“, lacht er. Als Zehnjähriger ist Osetkowski erstmals in der Bundesrepublik, besucht die Familie in Bremerhaven, fährt – über Ulm, wo seine Oma einige Jahre gelebt hat – nach München. Ein Besuch, der Spuren hinterlässt. „Ich habe mit meiner Familie mehrfach über den deutschen Pass gesprochen, und mein Agent hat geholfen, das ins Rollen zu bringen“, blickt der Center zurück. „Seit der Highschool wusste ich davon und auch, dass deutscher Basketball gut ist. Seitdem wusste ich, dass ich diesen Pass würde haben wollen, um außerhalb der USA mehr Möglichkeiten zu haben. Das war meine Idee.“

Eine Idee, die sich auszahlt. Denn obwohl die Ulmer bereits nach der Hauptrunde ausscheiden, hinterlässt Dylan Osetkowski in seiner ersten Eurocup-Saison 2020/21 eine Duftmarke: 17,9 Punkte, 5,3 Rebounds und 2,8 Assists liefert er in der zweitbesten kontinentalen Spielklasse, bei Wurfquoten von 55,1 Prozent aus dem Zweier- und 52,0 Prozent aus dem Dreierbereich. Besonders in Erinnerung bleibt die Partie gegen Brescia, in der Osetkowski 32 Punkte zum Sieg beiträgt. Er wird zum „MVP of the Week“ gewählt und zeigt, was ihn auszeichnet: Reichweite bis hinter die Dreierlinie (4/5 Dreier), gutes Rebounding (sieben), starke Abschlüsse unmittelbar am Korb, offensive Dominanz (sieben gezogene Fouls) und Nervenstärke an der Freiwurflinie (10/10).

„KONSTANZ IST DEFINITIV EINE GROSSE SACHE, SPEZIELL AUF DIESEM LEVEL. ES GIBT SPIELE, DA MACHE ICH 32 ODER 20 PUNKTE. ABER ES GAB AUCH PARTIEN MIT VIER ODER ACHT ZÄHLERN.“ ___

„“

___

Wer Dylan Osetkowski spielen sieht, versteht, wieso er Kevin Love verehrt, einen anderen Kalifornier. „Mein Highschool-Coach Joedy Gardner hat auch ihn trainiert. Er hat mir viel von ihm erzählt, von seiner Einstellung. Meine Passfähigkeiten, mein Rebounding, mein Wurf, ein bisschen was von allem tun zu können, das ähnelt seinem Spiel. Er war mein frühes Vorbild“, sagt Osetkowski. Sein Plan ist es, möglichst bald in der Euroleague zu spielen. Osetkowski hat zwar noch ein weiteres Jahr Vertrag in Ulm, jedoch können beide Seiten das Arbeitspapier durch eine Ablöse aufheben. Dass Ulm dies tut, ist unwahrscheinlich. Dass Osetkowski den Klub vorzeitig

verlässt, erscheint dagegen definitiv möglich. Vielleicht ja gleich zu einem der deutschen Euroleague-Vertreter? „Es gibt nicht das eine Team in der Euroleague, das mich fasziniert. Ich habe da keine Präferenz, solange die Situation stimmt“, sagt Osetkowsi. Seine Prioritäten sind eindeutig: „Meine Freundin Annie und ich sprechen sehr häufig darüber. Wir können überall leben und Spaß haben, solange wir zusammen sind.“ Annie und ihr gemeinsamer Hund Duke sind die Konstanten in Dylan Osetkowskis Leben abseits des Courts. Auf dem Instagram-Kanal „Duke’s Destinations“ dokumentiert Annie regelmäßig die gemeinsamen Ausflüge des Paares mit dem wuscheligen braunen Begleiter. Um ihre Ausflüge vielleicht in Zukunft von Valencia, Athen oder zumindest Berlin aus planen zu können, muss Annies Freund weiter an seinem Spiel arbeiten. „Es gibt in meinem Kopf jetzt nicht die eine große Hürde, die ich nehmen muss“, sagt der Ulmer Center. „Ich muss das Spiel weiter studieren, ein bisschen von allem verbessern. Entscheidungsfindung, Shooting, Rebounding, Passen. In der Euroleague ist der Basketball noch mal besser.“ In Sachen Defense und insbesondere Shotblocking (nur 0,1 Blocks pro Partie in Eurocup und BBL) gehört der Nordamerikaner nicht zur Elite. Das könnte für einige Klubs ein Warnsignal sein. Auch Stabilität fehlt Osetkowski. „Konstanz ist definitiv eine große Sache, speziell auf diesem Level. Es gibt Spiele, da mache ich 32 oder 20 Punkte. Aber es gab auch Partien mit vier oder acht Zählern“, sagt er. „Ich muss immer hart und schlau spielen und damit für Konstanz sorgen. Aber solche Spiele wird es immer geben: Phasen, in denen ich meine Würfe nicht mache. Phasen, in denen das Team nicht gut spielt.“ Absolut keine Konstanz herrscht auf Dylan Osetkowskis Kopf, den nahezu bei jedem Spiel neue und teils ausgeflippte Frisuren schmücken. „Ich war seit mehr als zwei Jahren nicht mehr bei einem Friseur“, lacht er auf seine Haarpracht angesprochen. „Meine Freundin flechtet meine Haare und hat da ihren Spaß. Sie will jedes Mal etwas anderes mit meinen Haaren machen. Das ist lustig!“ So ernst der Cali-Boy das Spiel und seinen Euroleague-Plan nimmt, so sehr genießt er sein Leben als großes Kind mit solidem Gehalt: „Ich bin nur einmal jung, werde nicht immer solche Haare haben. Was die Leute denken, ist mir komplett egal. Meine Freundin und ich haben Spaß – das ist alles, was zählt! Viele Leute denken, ich bin verrückt, aber ich lache einfach in mich hinein.“ Die Zeit als Randnotiz – für Dylan Osetkowski ist sie bis auf Weiteres vorbei. redaktion@fivemag.de

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BBL

Wa d e B a l d w i n I V

Challenge accepted Wade Baldwin IV, Neuzugang beim FC Bayern Basketball, liebt Herausforderungen – und davon hat Headcoach Andrea Trinchieri jede Menge für den 24-Jährigen parat. Zum Beispiel, mehr Kontrolle in sein Westbrook-Light-Spiel zu bringen. Denn bisher gilt: Spielt Baldwin diszipliniert, gewinnt München. Doch der Hochtalentierte hatte schon immer einen eigenen Kopf. Text: Peter Bieg

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W

er Wade Manson Baldwin IV Basketball spielen sieht und dann diese Anekdote aus dessen Kindheit hört, muss schmunzeln. „Ich war das Kind, das seine Hand selbst auf die heiße Herdplatte legen musste, um zu sehen, dass sie auch wirklich heiß ist. Als sie mir gesagt haben, sie sei heiß und ich solle meine Finger davonlassen, wollte ich das nicht hören“, sagt er. Auch heute auf dem Parkett, in Euroleague und BBL für den FC Bayern München Basketball, ist Wade Baldwin häufig ungehorsam und will seine eigenen Erfahrungen machen. Etwa wenn er gegen gleich drei Verteidiger zum Ring geht und dort akrobatisch abschließt. Oder wenn er einsehen muss, dass das keine so gute Idee war … und unsanft auf dem Boden landet. In München sind sie froh, ihn zu haben – meistens zumindest. Denn der 24-jährige Ballhandler aus den USA ist sehr früh und sehr schnell bei seinem neuen Klub eingeschlagen. Nach einer Saison bei Olympiakos Piräus sind die Bayern seine zweite Station in Europa. Die Spiele gegen Efes und Khimki hätte München ohne Baldwin mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gewonnen. 15 Punkte und elf Assists steuerte er gegen Efes bei, 19 Punkte und fünf Vorlagen gegen Khimki, 29 und sieben beim Sieg gegen den FC Barcelona. Entsprechend zufrieden ist auch Baldwin: „Die Dinge laufen gut für uns. Wir spielen gut zusammen, obwohl uns einige Jungs verlassen haben und es einige Verletzungen gibt. Wir finden immer einen Weg. Wenn wir so weitermachen, wird die Saison positiv für uns enden.“ Wenn der Spielmacher so weitermacht, ist er ein Kandidat für den (nicht existenten) „Most Improved Player“-Award der Euroleague: 14,2 Punkte, 3,9 Assists und 1,4 Steals pro Partie legte er dort zum Redaktionsschluss auf. Der junge Mann mit der Wahnsinns-Spannweite (2,13 Meter bei 1,93 Meter Körpergröße) bereichert das Spiel der Münchner, gerade weil er das Risiko liebt und bei seinen offensiven Entscheidungen bisweilen beratungsresistent ist. „Ich habe Herausforderungen immer angenommen“, sagt er. „Wenn jemand sagt, dass ich etwas nicht schaffe, dann motiviert mich das nur noch mehr.“ Wäre das anders, dann wäre Baldwin wohl nie Basketball-Profi geworden.

Fotos: Julian Henzler

Keine Liebe auf den ersten Blick

Denn jahrelang war das Spiel mit dem orangefarbenen Ball seine schlechteste Sportart, obwohl schlecht in diesem Fall ein sehr relativer Begriff ist. Der in New Jersey geborene Baldwin ist ein Bewegungstalent: schnell, koordiniert, explosiv. Bemerkbar macht sich das früh. „Ich konnte einen

Football fast 70 Meter weit werfen, als ich ungefähr 13 Jahre alt war“, sagt er. „Im selben Alter habe ich einen Baseball mit über 135 km/h geworfen.“ Basketball fiel ihm weit weniger leicht. „Ich hatte die athletischen Anlagen, um mich einigermaßen durchzusetzen. Aber technische Aspekte wie mein Ballhandling waren noch nicht weit entwickelt“, so der Bayern-Guard. Basketball ist eine Herausforderung – und damit genau richtig für den jungen Wade. „Selbst meine Familie hat mir gesagt, dass ich nicht werfen kann, dass ich nicht dribbeln kann. Dieser oder jener Spieler sei besser als ich, und ich könne niemals so gut werden wie diese Jungs.“ Dass seine Eltern nicht mit harter Kritik sparen, könnte auch berufliche Gründe haben. Denn beide arbeiten jahrzehntelang und sehr erfolgreich im Bereich der Strafverfolgung. Baldwins

„ICH DENKE NICHT, DASS ICH EINE FAIRE CHANCE IN DER NBA HATTE. MEINE FÄHIGKEITEN, MEIN TALENT, MEINE HINGABE – ALL DAS IST AUF NBA-LEVEL. ABER DORT GEHT ES NICHT NUR UM BASKETBALL.“ ___

„“

___

Mutter macht Karriere beim FBI, sein Vater bei der DEA (Drug Enforcement Administration, Strafverfolgungsbehörde zur Bekämpfung illegaler Drogen, Anm. d. Red.). Das hält beide jedoch nicht davon ab, ihren Sohn in seinen Bestrebungen zu unterstützen. „Beide sind riesige Sportfans“, sagt Sohn Wade. „Sie haben immer viel Sport geschaut und selbst getrieben. Mein Vater hatte sogar ein paar Tryouts bei NFL-Teams. Und meine Mutter war sehr athletisch, hat Gymnastik gemacht und spielt bis heute Volleyball. Genetisch habe ich meine Fähigkeiten also von ihnen. Und all die Sportarten, die sie lieben, habe ich ausprobiert.“ Schwimmen, Lacrosse, Fußball, Baseball, Football, Leichtathletik und eben auch

Basketball – Wade Baldwin hat alles getestet. „Ich bin mit diesem gewissen Talent gesegnet und habe nie über etwas anderes als Profisport nachgedacht“, sagt er nüchtern und bestimmt. Und die Kritik seiner Eltern erfüllt ihren Zweck. „Sie wussten genau, warum sie das gemacht haben: um mich zu motivieren. Genau so bin ich gestrickt. Ich habe immer gut auf Herausforderungen reagiert.“ Die Reaktion besteht im Fall von Baldwin darin, jahrelang wie ein Besessener zu trainieren und besser zu werden. Er studiert Videos von Allen Iverson, schafft es in ein Highschool-Auswahlteam – und spielt sich an der Seite des heutigen NBASuperstars Karl-Anthony Towns (Minnesota Timberwolves) ins Rampenlicht.

Ganz oben durchgefallen

Mit dem 17. Pick verpflichten ihn die Memphis Grizzlies in der Draft 2016, nachdem er in zwei Jahren College für Vanderbilt durchweg überzeugt: 9,3 Punkte, 4,1 Rebounds und 4,4 Assists im Schnitt liefert Baldwin im ersten College-Jahr, garniert mit 43,9 Prozent Dreierquote sowie 155 Assists insgesamt – Freshman-Rekord in Vanderbilt. Als Sophomore steigert er diese Werte auf 14,1 Punkte und 5,2 Assists pro Partie. Die Grizzlies wählen Baldwin in der Draft vor Spielern wie Pascal Siakam (Toronto Raptors), Dejounte Murray (San Antonio Spurs) oder Caris LeVert (Brooklyn Nets) – ein Zeichen dafür, wie viel sie sich vom Combo Guard versprechen. Vielversprechend verläuft dann auch Baldwins Debüt in der besten Liga der Welt. Am 06. Oktober 2016 trägt er sieben Punkte, fünf Rebounds, sechs Assists, drei Steals und drei Blocks zum Sieg seiner Grizzlies gegen die Timberwolves bei. Baldwin zeigt seine Vielseitigkeit an beiden Enden des Feldes. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass seine Wurfquoten in der Folge schwach sind und er sich schwer damit tut, in der NBA zu überzeugen. Nur 33 Spiele macht er in seiner Rookie-Saison für die Grizzlies. Er kommt auf 3,2 Punkte und 1,8 Assists im Schnitt, bei Wurfquoten von 31,3 Prozent aus dem Feld und 13,6 aus der Distanz – in durchschnittlich 12,3 Minuten Einsatzzeit. Die Grizzlies verlieren früh die Geduld mit ihrem Rookie und entlassen Baldwin am 16. Oktober 2017. Mit einem sogenannten TwoWay-Contract kommt er für zwei weitere Saisons bei den Portland Trail Blazers unter, wo er es hinter den Stars Damian Lillard und C.J. McCollum nicht schafft, sich in der NBA zu etablieren. 56 Spiele, 10,3 Minuten im Schnitt, 3,1 Punkte und 1,4 Rebounds pro Partie – so liest sich das magere NBA-Resümee von Wade Baldwin IV. „Ich denke nicht, dass ich eine faire Chance in der NBA hatte“, sagt er heute. „Meine Fähigkeiten, mein Talent, meine Hingabe – all das ist auf NBA-Level.

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BBL

Wa d e B a l d w i n I V

Aber dort geht es nicht nur um Basketball. Die NBA ist ein Business. In dem Jahr, als ich gedraftet wurde, hatte Mike Conley in Memphis gerade einen großen Vertrag unterschrieben. Und in Portland wurde Evan Turner als Backup auf Point Guard eingesetzt. Er verdient 75 Millionen Dollar, ist ein super Teamkollege, ein absoluter Veteran … deshalb saß ich nur am Ende der Bank.“ Baldwin sieht die Dinge realistisch, hofft auf eine zweite Chance. „Ich bin ein ziemlich smarter Junge und konnte vieles vorhersehen. Das ist, wie es ist, du kannst nicht viel machen. Wenn du neu in die Liga kommst, musst du verstehen, dass du in der NBA in wenigen Jahren 200 Millionen verdienen kannst … oder entlassen wirst“, erklärt er. „Auf diesen Deal lässt du dich ein. Ich werde weiter besser werden, und wir werden sehen, ob ich eine weitere Chance erhalte.“

Fotos: Julian Henzler/Christina Pahnke/Euroleague Basketball via Getty Images

Zweiter Bildungsweg

Olympiakos holt Baldwin im Jahr 2019 mit großen Erwartungen nach Europa. Schließlich war er ein hoher Draftpick, ein hervorragender College-Spieler – und eine NBA-Karriere schien sehr wahrscheinlich. An der Highschool in New Jersey spielte er mit Karl-Anthony Towns, am College von Vanderbilt dann mit Luke Kornet und Damian Jones. In Memphis mit Vince Carter, Mike Conley und Zach Randolph. Bei den Trail Blazers mit Damian Lillard, C.J. McCollum und Jusuf Nurkic. In München hat er jetzt die Herausforderung angenommen zu zeigen, dass er ein vollwertiger Euroleague-Spieler ist, nachdem das erste Jahr in Piräus weitgehend in die Hose ging. Eines seiner besten Spiele für die Griechen machte er ausgerechnet in München, als er im Audi Dome 19 Punkte gegen die Bayern erzielte. Ansonsten blieb er mit 5,5 Punkten und 1,8 Assists pro Spiel bei 42,2 Prozent Feldwurfquote meist klar hinter den Erwartungen zurück. In Deutschland spielt er nun in der Heimat seines Urgroßvaters, der in der Nähe von Stuttgart gelebt hat. Bereits zu seiner Zeit bei Olympiakos trifft Baldwin zusammen mit Freundin und Mutter einige Cousins in München. Als die Bayern vor der laufenden Saison erneut bei ihm anfragen, fühlt sich das für ihn „nicht wie Zufall an“, und er sagt zu. Noch in der vergangenen Saison hatte er Olympiakos Piräus den Vorzug gegeben, um dort unter Headcoach David Blatt zu lernen, der dann allerdings früh an Multipler Sklerose erkrankte und sein Amt abgeben musste. Hier und heute in München ist Baldwin mal Fluch und mal Segen für den FC Bayern Basketball. Spielt Baldwin gut und kontrolliert, gewinnen die Münchner im Zweifel. Verliert Baldwin mal wieder die Kontrolle, gilt das zumeist auch für das Spiel des FCBB.

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Beim 74:71-Comeback-Sieg gegen Anadolu Efes Istanbul, einen der Titelfavoriten, glänzt Baldwin mit 15 Punkten und elf Assists. Auch den Spitzenplatz der Euroleague-Top-10 erobert er in diesem Spiel mit einem brachialen Dunk über Istanbuls Tibor Pleiß, nachdem er die Verteidigung zuvor mit einem angetäuschten Pass hinter dem Rücken narrt. Doch es geht auch anders – schlechter. Sieben Niederlagen hat München in der Euroleague bei Redaktionsschluss auf dem Konto, jedes Mal leistet sich Baldwin mindestens drei Ballverluste. Jeweils sieben (!) Turnovers fabriziert er bei den Pleiten gegen ZSKA Moskau, Panathinaikos Athen und Olympiakos Piräus. Grundsätzlich ist hier ein Aufwärtstrend beim jungen USAmerikaner zu beobachten. Während er zu Beginn der Saison bereits den Egozocker-

Stempel aufgedrückt bekommt und nahezu nur per Kopf-durch-die-WandAktion agiert, ist sein Spiel innerhalb von nur wenigen Wochen deutlich mannschaftsdienlicher geworden. Fast vier Assists pro Spiel verteilt Wade Baldwin inzwischen in der Euroleague. „Ich mag es, die Show zu leiten“, sagt er. „Am wohlsten fühle ich mich, wenn ich die Dinge wie ein Floor General in der Hand habe.“ Ganz so wohl fühlen sich die Bayern-Verantwortlichen da nicht immer: Bei der Niederlage gegen Zenit St. Petersburg verbannt Headcoach Andrea Trinchieri ihn nach teils haarsträubenden Fehlern für die Crunchtime auf die Bank. Baldwin sagt dennoch: „Wir haben eine super Verbindung. Er ist ein toller Coach, der hier einen super Job macht und der Organisation bei der Wende geholfen hat. Ich bin sein Point Guard, soll das Team anführen. Darin sind sich alle einig.“


FIVE-Autor Manuel Baraniak hat die Spielweise von Bayerns neuem Point Guard in einem Artikel für Basketball.de auf den Punkt gebracht: „Für sich selbst zu kreieren versteht wohl kein BayernSpieler besser als Wade Baldwin. Mit der Kombination aus Explosivität und Athletik, seinem Crossover-Dribbling und Separation-Game sowie dem hoch angesetzten Sprungwurf ist Baldwin vor allem in der Mitteldistanz eine Macht.“ Und weiter: „Baldwins Körperhaltung beim Wurf sowie der aufrechte Gang beim Dribbling erinnern schon etwas an Russell Westbrook. Dennoch darf man Baldwins Entscheidungsfindung bemängeln: wenn er einen Wurf zu früh im Angriff nimmt, wenn er beim Drive mit dem Kopf durch die Wand will, und wenn er als Point Guard seine Mitspieler in Szene setzen soll. Zu sehr basiert dies auf seiner Athletik.“ Die nächste Challenge, die Verwandlung zu einem konstanten Spielgestalter auf Euroleague-Niveau, liegt also direkt vor dem 24-Jährigen. „In allen Aspekten des Spiels“ möchte Baldwin besser werden. Auf seinen schwachen Dreier (30,4 Prozent Trefferquote in der Euroleague) angesprochen, geht er in die Offensive: „Hier in Europa habe ich viel

Zeit, zu meinen favorisierten Spots zu gelangen. Und von dort hatte ich bisher immer sehr gute Quoten. Warum sollte ich also daran etwas ändern, solange ich das nicht muss?“ Auf der Suche nach Herausforderungen ist Baldwin in München definitiv an einem passenden Ort gelandet. Wenn er spielerisch weiter reift, wird es nur eine Zwischenstation bleiben. Wade Baldwins härteste Kritiker – neben Maestro Andrea Trinchieri mitsamt seinen gelegentlichen Psychospielchen – bleiben unterdessen definitiv die eigenen Eltern. „Das ist schlimmer als je zuvor“, sagt er. „Das wird so weitergehen, bis meine Karriere zu Ende ist.“ Doch Wade Baldwin ist ihnen auch dankbar: „Das ist absolut okay, denn in diesem Geschäft kommen immer neue Herausforderungen, in jedem Spiel und jedem Training. Die Kritik hält den Wettbewerb aufrecht und lässt dich auf dein Verbesserungspotenzial blicken. Wenn du bequem wirst, kommt der Moment, wo ein Jüngerer auftaucht, der so ist, wie du selbst einmal warst, aber dann besser wird als du. Es kommen immer neue Herausforderungen.“ redaktion@fivemag.de

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interview Tu o m a s

Tu o m a s I i s a l o

I i s a l o

„Wir trainieren im Dschungel, die anderen trainieren im Zoo“ Tuomas Iisalo schreibt mit den HAKRO Merlins Crailsheim das zweite Jahr in Folge eine der positiven Geschichten der BBL. Im Interview spricht der 38-jährige Coach über den Einfluss der Spurs, die Angst vor Henrik Dettmanns Training und seine Rolle als Scottie Pippen. Außerdem erklärt Iisalo, was die Band White Stripes und der Militärstratege Sun Tsu mit seiner Arbeit als Trainer zu tun haben. Interview: Manuel Baraniak

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ÜNF: Welche Rolle spielt Jeff Van Gundy in Ihrer Sozialisation als Basketballtrainer? Tuomas Iisalo: (lacht) Wegen meines Kommentars nach dem Hamburg-Spiel? Genau. „Ein Spieler kann eines sein: weich, egoistisch oder dumm – aber nicht zwei von diesen Dingen“, haben Sie Van Gundy nach der Niederlage in Hamburg Anfang Januar zitiert. Das hat Van Gundy auf der MIT Sloan Sports Analytics Conference gesagt. Ende der 2000er gab es dort zum ersten Mal Diskussionen über das Spiel und Analytics. Jeff Van Gundy war einer der Teilnehmer und hat aus der Sicht eines Trainers darüber gesprochen. Er tut das immer noch. Ich finde, dass er in der BasketballCommunity eine wertvolle Rolle einnimmt – weil er zwischen den Analytics-Experten und Trainern agiert: als eine Stimme der Vernunft, die beide Seiten versteht. Aber einen großen Einfluss auf mich persönlich als Coach hat Van Gundy nicht gehabt. Vor rund zehn Jahren hat Van Gundy das gesagt. Warum ist dieser Satz bei Ihnen hängen geblieben? Ich mochte den Satz damals und mag ihn immer noch. Offensichtlich ist es eine krasse Vereinfachung. Aber dieser Satz schneidet für mich die Unvollkommenheit des Spiels an. Bobby Knight hat einmal gesagt, dass Basketball ein Spiel von Fehlern sei. Und das ist es wirklich. Aus der Sicht eines Trainers enthält jeder Ballbesitz viele kleine Fehler. Durch den Prozess aus Training, Videosichtung und Feedback versuchst du, diese Fehler schrittweise abzustellen – aber du wirst nie perfekt sein. Meiner Meinung nach sollte man auch

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nicht nach Perfektion streben – das ist ein sehr zerbrechlicher Zustand. Apropos Jeff Van Gundy: Dessen Bruder Stan ist ebenfalls ein langjähriger NBACoach. Auch Ihr Bruder Joonas ist Trainer, seit dieser Saison Ihr Assistant Coach in Crailsheim. Sie beide haben professionell Basketball gespielt. Haben sich Ihre Karrierewege demnach geglichen? Ich würde eher sagen, dass wir ziemlich unterschiedliche Karrierewege hatten. Joonas war ein viel besserer Jugendspieler als ich. Mit 16, 18 Jahren war er ein Nachwuchsstar, einer der besten Scorer der finnischen JBBL, der auch in der NachwuchsNationalmannschaft gespielt hat. Einer der Gründe, warum er schon so früh so gut war, ist, dass er – vier Jahre jünger als ich – immer in meinen Teams mittrainiert hat. Er wurde also regelmäßig von den älteren Kids gemobbt. (schmunzelt) Er hat aber gelernt, dem gewachsen zu sein. Mit 18, 19 Jahren hat er mit wirklich guten Spielern in Honka zusammengespielt, wie Petteri Koponen oder späteren Nationalspielern. Aber er hat dann irgendwie den Enthusiasmus verloren und ist sehr früh ins Coaching eingestiegen. Und bei Ihnen? Bei mir war es anders: Erst mit 18 Jahren bin ich das erste Mal in ein Nachwuchscamp eingeladen worden. Ich habe mich Jahr für Jahr gesteigert, war mit 19 oder 20 ein Starter in der finnischen Korisliiga, habe es aber erst mit 25 Jahren das erste Mal in die A-Nationalmannschaft geschafft. Joonas hat sich bereits mit 19 Jahren voll auf das Coaching konzentriert und war dann einer der ersten VollzeitJugendtrainer bei einem der größten Klubs

in Finnland, Tapiolan Honka. Er hat einen Schritt nach dem anderen gemacht und sich aus dem Nichts eine Trainerkarriere aufgebaut. Er ging von der dritten in die zweite finnische Liga, war in der VTB League Assistant Coach bei den Bisons Loimaa, die auch im Eurocup angetreten sind. In der Korisliiga hat er mit Vilpas drei Jahre in Folge die reguläre Saison gewonnen und stand in den Finals. Dort hatte er eine Ausstiegsklausel, und als mein letztjähriger Assistant Coach Vesa Vertio gegangen ist, war Joonas die erste Person, die ich gefragt habe. Und wie begann bei Ihnen das Coaching? Ich habe bereits in der sechsten Klasse begonnen. Ich habe sehr viele Jugendteams trainiert, für ein paar Jahre auch Joonas. Das hat sich auch durch meine Spielerkarriere gezogen. Schon damals wusste ich, dass ich später ins Coaching einsteigen wollen würde. Ich habe dann begonnen, die verschiedenen Trainerlizenzen zu machen. Die höchste Lizenz stand zu der Zeit an, als ich meine letzte Saison als Spieler absolviert habe. Das stört mich noch heute … (lacht) … Joonas war im vorherigen Jahr der Jahrgangsbeste gewesen. Ich war auch auf dem Weg, der Jahrgangsbeste zu werden – aber dann spielten wir in den Playoffs, und ich konnte meine internationale Aufgabe nicht zu Ende bringen. Die bestand übrigens im Albert-Schweitzer-Turnier, als Sebastian Herrera dort mit Chile war. Aber wegen meiner Playoffs habe ich das verpasst. Mein damaliges Team Tapiolan Honka wollte, dass ich als Trainer übernehme. Ich war 30 oder 31 Jahre alt, hatte eine ganz gute Saison in Finnland absolviert und zweistellig gepunktet. Aber ich musste halt eine Entscheidung


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Fotos: Pool/Ulf Duda/fotoduda.de/BBL/Pool via Getty Images


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treffen und dachte, das wäre eine gute Möglichkeit. Da wir ein junges Team mit geringem Etat hatten, bestand nicht so viel Druck. Ich entschied mich also dafür. Im ersten Jahr ist aber alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte. Ich hatte Ideen, aber noch nicht die Werkzeuge, diese auf dem Feld umzusetzen. Nach jener Saison ging unser Team pleite, und ich arbeitete erst mal in dem Juniorenteam, für das auch Joonas gearbeitet hatte. Dann hat mich ein Manager von einem meiner früheren Vereine angerufen, der gut mit Martin Romig, dem Präsidenten der Merlins, befreundet ist. Crailsheim befand sich in einer schwierigen Situation und suchte nach einer kurz- bis mittelfristigen Lösung. Als ich das Angebot erhielt, war ich natürlich überrascht – denn eigentlich erhält man eine solche Gelegenheit nicht mit meinem Lebenslauf. 40 Stunden später saß ich in einem Flieger nach Deutschland

Stabhochsprung auch Basketball gespielt, er war U18- oder U19-Meister in Finnland mit einem der Klubs aus Helsinki. So war der Basketball immer in meinem Hinterkopf. Ein großer Einfluss waren auch meine Mitschüler. 1987 sind wir von Berlin zurück nach Helsinki gezogen, wenige Jahre später dann nach Loviisa, eine sehr kleine Stadt mit sieben- bis achttausend Einwohnern. Ich war neu in der Schule, in der dritten Klasse sind zwei oder drei meiner Mitschüler zum Basketball gegangen, und ich habe sie begleitet. Wir hatten vor dem Training immer diese Rollenspiele: Wir haben ausgemacht, wer Scottie Pippen, Michael Jordan, Horace Grant, John Paxson war … Wer waren Sie? Meistens Scottie Pippen. (lacht) Ich liebte Pippen, ich mochte ihn mehr als Jordan. Die damaligen Bulls-Teams haben wir

imitiert: Mark „Action“ Jackson mit seinen Pässen, Reggie Miller mit seinem Off-BallMovement, Allan Houston mit seinem Wurf, Hakeem Olajuwon mit seiner Fußarbeit im Post. Da wir damals in einem sehr kleinen Verein waren, war das Coaching nicht ausgeprägt, es ging da einfach um das Mitmachen. Aber durch diese Imitationen habe ich viel gelernt. Ich glaube, das nimmt generell einen großen Teil in meiner Karriere ein: Ich habe es schon immer verstanden, neue Konzepte schnell zu lernen, indem ich Videos geschaut und das Gesehene dann angewandt habe. Wie hätte der frühere Spieler Tuomas Iisalo unter dem heutigen Trainer Tuomas Iisalo funktioniert? Ich glaube, als Trainer hätte ich den Spieler Tuomas gemocht, aber mir gewünscht, dass er ein bisschen besser gewesen wäre. (lacht) Aber das habe ich bereits im Lauf

„DAS WAR NATÜRLICH EIN RIESIGER SCHRITT. ABER ICH DACHTE MIR: DU WIRST NIE FÜR IRGENDETWAS BEREIT SEIN, WENN DU NUR DARAUF WARTEST, BEREIT ZU SEIN …“ ___

Fotos: Matthias Balk/Pool via Getty Images

und sollte am selben Abend mein erstes Training absolvieren. So bin ich hier in Crailsheim gelandet. Das war natürlich ein riesiger Schritt. Aber ich dachte mir: Du wirst nie für irgendetwas bereit sein, wenn du nur darauf wartest, bereit zu sein … Lassen Sie uns noch weiter zurückgehen: Wie sind Sie in einem Land wie Finnland überhaupt zum Basketball gekommen? Als Kind war ich bereits recht athletisch und habe alle möglichen Sportarten gemacht: Leichtathletik, Skifahren, Basketball, Eishockey, Fußball, finnischer Baseball war meine Lieblingssportart. (schmunzelt) Ich komme aus einer ziemlich sportlichen Familie: Mein Großvater war ein guter Sportler, mein Vater hat neben

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uns gerne angesehen. Meine Großmutter hatte Eurosport, weil sie in Helsinki lebte. Sie hatte die Spiele auf VHS-Kassetten kopiert und diese mit einem Bus geschickt, der eine Stunde zu uns gebraucht hat. Wir haben diese Spiele hunderte Male angesehen: die Finals 1993 gegen die Phoenix Suns, Jordans beste Finals, gegen Charles Barkley, Dan Majerle, Kevin Johnson. Das war der Anstoß für mich, nachdem ich im Sommer davor auch dem Dream Team große Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Für viele Kinder meines Alters war das Dream Team ein großer Einfluss. Die VHS-Kassetten, die wir von meinen Großeltern bekommen haben, schauten wir schon fast ehrfürchtig an. Wir haben die Spieler dann auch immer

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meiner Spielerkarriere wahrgenommen. Als ich begonnen habe, spielte ich auf der Zwei, der zum Einser tendiert ist. Ich war ein 1,95 Meter großer Spieler, der den Ball nach vorne bringen konnte. Aber gegen Ende meiner Karriere war ich vom Skillset her eher ein Dreier, der mehr zur Vier tendiert ist. Es war einfach eine andere Ära: Wenn du heutzutage auf der Zwei spielst, musst du schnell sein und direkte Blöcke nutzen können. Mein Ballhandling war aber nicht mehr gut genug. Ich besaß die Übersicht, aber nicht die Werkzeuge dafür. Also: Für den Trainer Tuomas wäre der Spieler Tuomas nicht gut genug. (schmunzelt) Henrik Dettmann ist auch im deutschen Basketball eine Größe: Mit ihm hat das


DBB-Team zwei Medaillen gewonnen, er hat lange Zeit Dirk Nowitzki trainiert. Welche Rolle nimmt er im finnischen Basketball ein? Eine immense Rolle. Wenn man sieht, was er für die Nationalmannschaft getan hat: Zeljko Obradovic oder Ettore Messina hätten es nicht besser machen können. Als Dettmann 2004 nach Finnland zurückgekehrt ist, hat er das ganze Programm erneuert. Er hat von den Spielern mehr verlangt, hat sie im Training gepusht und so das ganze Umfeld verändert. Es gab nun eine klare Identität des finnischen Basketballs: harte Arbeit und schneller Team-Basketball. Er hat es auch geschafft, dass die besten Spieler immer für die Nationalmannschaft zur Verfügung standen. Er hat das ganze Programm schrittweise aufgebaut, über drei, vier Sommer, bis wir auch mit den besten Teams Europas mithalten konnten. Die Nationalmannschaft hat sich stark verbessert, womit auch eine große Fanbasis gefolgt ist: Bei der WM 2014 in Bilbao waren 10.000 finnische Fans vor Ort! So etwas schafft Bedeutung, es steckt auf einmal ein Sinn hinter dem, was man tut. Und das treibt einen an. Somit hatte Dettmann einen großen Einfluss auf uns Trainer. Galt das ebenso für Sie als Spieler? Sie liefen unter Dettmann ja auch für die Nationalmannschaft auf. Auch dort. Ich war eher ein durchschnittlicher Spieler, an neunter bis 14. Stelle des Kaders, der es nie zum Rotationsspieler der Nationalmannschaft geschafft hat. Aber ich erinnere mich, wie geistig anspruchsvoll die Trainingseinheiten waren: Ich musste Spieler wie Teemu Rannikko, Petteri Koponen oder später Sasu Salin verteidigen. Auch jemanden wie Shawn Huff, der übrigens sechs Jahre lang mein Zimmerkollege war. Ich verspürte damals vor jedem Training eine gewisse Angst: Kann ich meinen Kopf über Wasser halten? Das alles hat seinen Tribut gefordert. Für mich fühlte sich das manchmal unzumutbar an, weil ich nur die finnische Liga kannte. Aber ich habe erkannt, wie sehr man sich verbessert, wenn man komplett aus seiner Komfortzone tritt – und dies meistern kann. Wenn dich deine Umgebung so sehr pusht, dann ist es schwer, nicht besser zu werden. Und diese Umgebung hat Henrik Dettmann geschaffen. Apropos Einflüsse: Wie sehr haben Sie die San Antonio Spurs um Tim Duncan, Manu Ginobili und Tony Parker verfolgt? Sie waren ein großer Einfluss. Als ich noch gespielt habe, kommentierte ich für das finnische Kabelfernsehen hin und wieder als Experte NBA-Spiele: an Thanksgiving, an Weihnachten sowie während der Playoffs und Finals. Und da habe ich auch diese Spurs-Teams kommentiert: Als sie

2013 durch den Wurf von Ray Allen die Finals verloren haben, aber auch ein Jahr später, als sie Meister wurden. Von den NBA-Teams, die ich selbst gesehen habe, ist diese Mannschaft für mich die beste – und vom Spielstil her auch die attraktivste. So hatte ich auch als Trainer eine klare Vision davon, wie mein Basketball aussehen sollte – aber ich wusste noch nicht, wie das umzusetzen ist. Ein Grund, warum ich frage: Es gab zu Beginn der Saison 2019/20 eine Sequenz Ihrer Mannschaft, bei der DeWayne Russell und Aaron Jones ein hohes Pickand-Roll laufen. Russell passt auf den Flügel zu Fabian Bleck, der dann auf den abrollenden Jones … … und der dann auf Javontae Hawkins in die Ecke. Genau. Diese Szene hat mich an eine der schönsten Passstafetten der Spurs erinnert: aus dem Jahr 2014, mit Manu Ginobili, Tim Duncan, Patty Mills und Boris Diaw. Ja, das stimmt. Wie gesagt, sie waren ein großer Einfluss. Aber es ist nicht so, dass ich meinen Spielern jemals Clips der Spurs gezeigt hätte oder Ähnliches. Aber die beiden Konzepte haben gegen bestimmte Entscheidungen der Verteidigung in einer Art zusammengefunden. Der andere Grund, warum ich frage: Sie haben das „.5“-Konzept der Spurs auch in Ihr System übernommen. Welche Idee steckt dahinter? Die Umschreibung „.5“ ist ein Begriff, den die Spurs benutzen. Die Idee kommt zum Tragen, wenn ein Team einen Vorteil kreiert hat. Wenn zwei Verteidiger auf den Ball gehen – bei einem Postup, in der Isolation oder bei uns meistens im Pick-and-Roll –, dann bewegst du den Ball aus dieser Situation heraus. Für kurze Zeit spielst du in einer Überzahl, du hast dir einen kleinen Vorteil verschafft – und diesen Vorteil willst du nicht aufgeben. Es ist wie ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Rotationen der Defensive und den Entscheidungen sowie dem Spacing der Offensive. „.5“ meint, dass man sehr schnelle Entscheidungen treffen muss, um den Vorteil aufrechtzuerhalten: etwa 0,5 Sekunden, um zu werfen, zu ziehen oder den Vorteil an einen Teamkollegen weiterzugeben. Meistens geht es dabei um Closeouts. Man hat in jeder Situation im Grunde drei Optionen – du musst nicht nur die richtige Entscheidung treffen, sondern das auch sehr schnell tun. In einer dynamischen Umgebung, wo jede Situation ein wenig anders ist, ist das aber sehr schwer. Wie trainieren Sie diese schnelle Entscheidungsfindung Ihres Teams? Man muss zwei Dinge unterscheiden: Entscheidungen am Ball und abseits des Balles. Wenn wir beide zusammenspielen

und ich eine „.5“-Entscheidung treffe, dann ist es Ihre Aufgabe, auf meine Entscheidung zu reagieren – um die Verteidigung in eine noch schwierigere Situation zu bringen. Wir trainieren hierbei Konzepte des Spacings und Re-Spacings, des Cuttings und von Pass-Pass-Aktionen. Das sind keine improvisierten Situationen, aber jede ist ein klein wenig anders, auch wenn sie Gemeinsamkeiten haben – wir sprechen hierbei also über Prinzipien und nicht über Regeln. Man kann das Ganze durch Closeout-Training vereinfachen und beispielsweise mit Wurf-DriveEntscheidungen beginnen. Dabei finden wir auch heraus, was für dich ein Wurf ist, mit dem du dich wohlfühlst. Ich glaube, hier unterscheiden wir uns von einigen Teams: Für uns ist die Idee eines „offenen Wurfs“ eine andere. Man muss physisch den Wurf verändern, wofür es zwei Parameter gibt: Zeit und Raum. Wenn du in Eile wirfst, dann ist das kein offener Wurf. Wenn du deine Wurfbewegung verändern musst, beispielsweise durch einen höheren Abwurfpunkt oder eine höhere Flugkurve, ebenfalls nicht. Wenn du keines dieser beiden Dinge tun musst, dein Verteidiger nur einen Meter von dir entfernt ist, aber die Hände unten hält, dann ist das für uns ein offener Wurf – weil du physisch nicht beeinträchtigt wirst. Daran müssen sich unsere Spieler gewöhnen: Das ist in dieser Situation ein guter, normaler Wurf, die Defensive ist nur eine Illusion. Und bei den Closeouts? Der erste Schritt hierbei wäre ein Zweigegen-null, um zu verstehen, wie man auf die Drives seines Mitspielers reagiert. Im Wesentlichen gibt es bei uns zwei Rollen. Meistens spielen wir „Four Out, One In“, unser Fünfer hat eine sehr definierte Rolle. Der Fünfer hat sein Bewegungsmuster, und die vier Außenspieler haben ihr Bewegungsmuster. Deswegen ist übrigens Fabian Bleck für uns so extrem wertvoll: Er kann nahtlos zwischen diesen beiden Mustern wechseln. Beim Vier-gegenvier oder Fünf-gegen-fünf verzichten wir auf den Prozess des Vorteil-Kreierens. Wir spielen also nicht über ein Postup, eine Isolation oder ein Pick-and-Roll. Wir bringen stattdessen die Verteidigung direkt in einen Nachteil: Der Verteidiger am Ball muss sich beispielsweise mit dem Rücken zum Ball aufstellen, woraus der Ballhandler dann zieht. Oder wir beginnen damit, dass alle vier oder fünf Verteidiger in der Zone stehen und Closeouts laufen müssen. Und daraus spielen wir dann. Für mich ist im Training einer der größten Schlüssel, dass du so spezifisch wie möglich arbeitest. Zudem musst du diese Situationen maximieren. Fast täglich trainieren wir dieses „.5“-Konzept. Eine Regel dabei ist: Wenn die Offensive stoppt, hat die Defensive gewonnen. So sind die Spieler angehalten, den Motor laufen zu lassen, wie wir das nennen. Im Grunde siehst du eine

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Profimannschaft, wie sie Katz und Maus spielt. (schmunzelt)

Fotos: TF-Images/Getty Images

Sie haben zu Beginn die MIT Sloan Sports Analytics Conference erwähnt. Welche Rolle spielen Analytics für Sie? Wenn Sie mich fragen, würde ich sagen, dass sie keine große Rolle spielen. Wenn Sie jemand anderes fragen, dann spielen sie wohl eine größere Rolle. Ich war schon immer ein Zahlenmensch. Es ist eine Möglichkeit, das zu vergleichen, was du auf dem Feld siehst, und es zu quantifizieren. Wir vergleichen die Datenbanken von Synergy und InStat. Wir werten selbst nach jedem Spiel die „Four Factors“ aus, also die effektive Feldwurfquote, Turnover-Percentage, Offensivreboundrate und Freiwurfrate. Wir analysieren uns selbst und verfolgen, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz stehen. Wir haben klar definiert, bei welchen Dingen wir wo rangieren wollen und welche Dinge wir vernachlässigen können – denn Coaching ist im Grunde Zeitmanagement. Du musst dich entscheiden, in welchen Dingen du gut sein willst, und darin dementsprechend Zeit investieren. Im Englischen sagt man: „You can do anything, but you can’t do everything.“ Analytics spielen hierbei eine große Rolle. Um ein Beispiel zu nennen: Vor dem Spiel gegen Hamburg hatten wir laut Synergy die beste Transition- und die beste Pick-and-Roll-Defense der BBL. Kombiniert man diese beiden Play-Types, dann sind das in etwa 50 Prozent aller Ballbesitze. Zur Hälfte des Spiels bist du also die Nummer eins der BBL. Du müsstest in den anderen 50 Prozent schon richtig mies sein, um eine schlechte Defense zu haben. Damit lässt sich arbeiten. Spielen Analytics auch eine Rolle bei der Verpflichtung von Spielern? Wenn man beispielsweise darauf blickt, wie Sie in den vergangenen beiden Jahren Spieler aus kleineren Ligen wie Finnland oder Österreich geholt haben, die dann auch in der BBL funktionierten … Das ist eine gute Frage. Wobei ich denke, dass das Wort „Analytics“ hier ein wenig fehl am Platz ist. Lassen Sie uns „Information“ sagen. Ich denke, dass es nicht zu viele Informationen geben kann. Bei uns fängt aber alles mit einer menschlichen Komponente an. Wir blicken zuerst auf den Menschen: Kann er mit anderen zusammenarbeiten? Kommt er damit zurecht, dass er von den Coaches täglich aus seiner Komfortzone gebracht wird? Möchte er das überhaupt? Denn wenn wir über Dinge wie Lernen oder den Ball teilen sprechen, sind das für ein menschliches Wesen keine typischen Dinge. Ich liebe, was Coach Aito hierüber mal gesagt hat: „Es gibt keine alten und keine jungen Spieler. Es gibt vielmehr Spieler, die neue Dinge lernen wollen, und Spieler, die nur das ausdrücken wollen, was sie bereits kennen und können.“ Unser System ist spezifisch, und wir beginnen

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bei den Grundlagen. Es ist wie LEGO: Wir stecken Stein um Stein zusammen. Und dafür musst du unvoreingenommen sein. Du musst mit der Einstellung herangehen: Es ist okay, am Anfang Fehler zu machen und wie ein Trottel auszusehen. Es wird bei uns nicht funktionieren, wenn du in deinem Kopf einen Abwehrmechanismus hast, der dir sagt: „Ich will das nicht machen, weil ich nicht weiß, wie das geht.“ Das ist aber für uns kein Problem. Wir wollen nur, dass du es versuchst. Das habe ich schon oft über Sebastian Herrera gesagt: Eines seiner größten Talente ist, dass er null Probleme damit hat, am Anfang wie ein Trottel auszusehen – weil er einfach nur lernen will. Das ist aber einer der schwierigsten Aspekte eines Trainers, der in der heutigen Zeit noch schwieriger wird: aufgrund von Social Media, weil sich junge Erwachsene nach der Akzeptanz anderer sehnen, verstärkt durch Likes oder sonst was. Bei uns wirst du nicht direkt funktionieren, am Anfang wirst du bei uns viele Enttäuschungen erleben. Aber um auf Ihre Anfangsfrage zurückzukommen: Auch Analytics sind ein Werkzeug bei der Rekrutierung. Können Sie ein Beispiel nennen? Ich nutze Synergy seit fünf, sechs Jahren sehr intensiv. Wenn du ein Auge dafür hast, kannst du schon an der Play-TypeVerteilung erkennen, welche Rolle ein Spieler in deinem System einnehmen bzw. ob er überhaupt hineinpassen würde. Das schränkt beim Rekrutieren deine Optionen ein. Wie sagte Jack White von den White Stripes: „Restriktionen sind der Schlüssel für Kreativität.“ Deswegen hatten sie ja drei Instrumente, drei Farben – alles war dreimal vorhanden. Sobald du Restriktionen hast, kannst du innerhalb dieser Grenzen arbeiten. Wenn man auf unsere Offensive blickt: Wir machen alles aus dem Pick-andRoll heraus. Daraus musst du Lösungen finden, das ist eine unsere Restriktionen. Ich kann Ihnen nicht alles über unsere Spielerrekrutierung verraten: Aber wir haben klare Vorstellungen, welche Spieler wir auswählen. Es kann sein, dass sehr gute Spieler nicht auf unserer Liste stehen, weil bestimmte Parameter bei ihnen nicht zutreffen. Das reduziert den Spielerpool, aber es verschafft dir auch ein klares Bild: Du hast ein eindeutiges System und suchst nach Talent, das in dieses System passt. Dennoch wird jedes Team ein wenig anders aussehen. Denn wenn alles klappt, dann werden die Spieler die Möglichkeit haben, sich innerhalb dieses Systems auszudrücken und ihre Einzigartigkeit zu zeigen. Welchen Crailsheimer Spieler aus dieser oder aus der vergangenen Saison würden Sie hierbei nennen? Das ist bei DeWayne Russell zwischen seinem ersten und zweiten Jahr bei uns passiert. Er brach aus dieser Phase der

„paralysis by analysis“ aus und agierte wie ein anderer Spieler. Er fühlte sich einfach wohl, machte die Dinge, die er zuvor in seiner Karriere getan hatte – aber im Kontext unseres Systems und seiner Mitspieler. Deswegen sah das so einfach aus. Die Kombination aus beidem ist wie der Heilige Gral.

„DAS SCHRÄNKT BEIM REKRUTIEREN DEINE OPTIONEN EIN. WIE SAGTE JACK WHITE VON DEN WHITE STRIPES: ‚RESTRIKTIONEN SIND DER SCHLÜSSEL FÜR KREATIVITÄT.‘“ ___

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Über Ihr Team aus der vergangenen Saison wurde eine mehrteilige Dokumentation produziert. Haben Sie daraus etwas über sich lernen können – wie Sie mit Spielern interagieren, wie Sie generell auftreten? Um ehrlich zu sein: Ich habe die Doku nicht gesehen. Es interessiert mich nicht so sehr, die Saison aus dieser Perspektive zu betrachten. Ich habe die Zeit gelebt, habe meine eigenen Interpretationen und meine eigenen Erinnerungen. An diesen Erinnerungen möchte ich festhalten. Ich möchte aber sagen, dass Philipp Reinhard eine hervorragende Arbeit geleistet hat: Wie er das Ganze angegangen ist und wie einfühlsam er den Bedürfnissen des Teams gegenüber war. Er war ja häufig in der Kabine – so etwas kann eine Ablenkung darstellen, bei Philipp war das aber nie der Fall. Es war mehr so, als wäre er unsichtbar gewesen. Er ist ein echter Profi. Ich habe aber positives Feedback erhalten. Einer meiner Freunde, der Fußballtrainer ist, sagte mir: „Du hast häufig diese kleinen Konflikte zwischen deinem und dem gegnerischen Team aufgebaut.“ Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Aber darum geht es auch beim Coaching: Du hebst deine eigenen Stärken hervor und versuchst, dem anderen Team dessen Stärken zu nehmen. Darüber hat der Militärstratege Sun Tsu schon vor Tausenden von Jahren geschrieben. (lacht)

Was meinen Sie damit? Basketball ist ein Konflikt zwischen zwei Teams innerhalb der Regeln des Spiels. Und du trittst nach deinen Ideen an, nicht nach denen des Gegners. Das ist etwas, das mich bei Pedro Calles in seinem ersten Jahr in Vechta beeindruckt hat: Sie haben die Definition des Konflikts verändert. Sie haben nicht versucht, den Gegner mit dessen Mitteln zu schlagen, sondern sie haben selbst die Umgebung geschaffen. Eine Umgebung, in der sie täglich trainiert haben. Vielleicht gibt es eine Umgebung, in der der Gegner teurere Spieler oder erfahrenere Trainer hat, aber sie haben nicht … wir sagen dazu Folgendes: „Wir trainieren im Dschungel, die anderen trainieren im Zoo.“ Wenn das Spiel in der Umgebung des Zoos abläuft, dann haben wir ein großes Problem. Deswegen müssen wir die Umgebung verändern. Sie haben die Band White Stripes und den Strategen Sun Tsu zitiert. Täuscht der Eindruck, oder lassen Sie sich als Basketballtrainer gerne auch von Dingen außerhalb des Basketballs inspirieren? Absolut. Ich lese viel, das habe ich schon als kleines Kind getan. Ich lese zum einen viel über das Coaching sowie auch Bücher über die Evolution der Angriffsspiele, Fußball, dessen Positionsspiel und die Entwicklungen der Formationen, oder wie sich das Passspiel im American Football aus einer Notwendigkeit heraus entwickelt hat. Zum anderen lese ich auch Bücher über das Leben, Tragödien oder Führungsqualitäten. Es ist doch so, dass sich alle komplexen Systeme in gewisser Weise ähneln. Wir beschäftigen uns mit Basketball als komplexes System. Aber genauso lerne ich über komplexe Systeme, indem ich einen Roman lese: Der handelt von Menschen, die ebenfalls komplexe Systeme sind, weil sie sehr unberechenbar auftreten. Ich denke, je älter ich werde, desto mehr regen mich andere Dinge zum Nachdenken an. Vielleicht ist das meine größte Stärke: Ich war schon immer ein sehr wissbegieriger Mensch, der über alle möglichen Dinge etwas lernen will. Haben Sie wie einst Phil Jackson Ihren Spielern schon mal Bücher ausgeteilt, um sie zu inspirieren? Ich habe darüber nachgedacht, aber für gewöhnlich sind diese Bücher nicht so aufregend. (lacht) Aber in der Tat habe ich ein paar Spielern schon mal ein Buch gegeben: „The Inner Game of Tennis“. Spielern, die mehr kognitiv veranlagt sind. Im Sport geht es um Taten, nicht um Worte – das musste ich selbst auf die harte Tour lernen. (schmunzelt) Dieses Buch ist großartig, weil es zeigt, wie wir einen Milliarden Dollar teuren Computer besitzen – aber in unserem Kopf nur den fünf Dollar billigen Computer benutzen: Wenn du mit dir selbst sprichst, anstatt etwas einfach zu tun. redaktion@fivemag.de

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In-Dré-ssant Die FIVE-All-Stars 2020/21 Zu Redaktionsschluss erklärte die NBA, dass sie mit der Spielergewerkschaft verhandelt, ob sie nicht doch im März ein AllStar-Game austragen könnte. Das passt sehr gut, denn diese Jungs hier hätten es verdient, dabei zu sein. Text: André Voigt

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er erinnert sich noch an den 16. Februar 2020? Es war eine Zeit, in der wir schon von Corona wussten, Kobe Bryant war schon verunglückt, doch im Großen und Ganzen war unsere Welt noch so, wie wir sie kannten. Dreieinhalb Wochen später war dann alles anders. Die Saison abgebrochen. Die Welt im Griff der Pandemie, und das bis heute … Die ersten Wochen des Ekeljahres 2020 brachten jedoch in Sachen All-Star-Game eine Innovation, die bemerkenswert war: das „Elam Ending“. Vielleicht war es schlussendlich nicht allein „schuld“ daran, dass das 69. All-Star-Game der Association so verdammt intensiv und spannend war, aber wahrscheinlich schon. Die ersten drei Viertel des AllStar-Games wurden normal gespielt. Dann wurden auf die bis dahin erzielte

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Punktzahl des führenden Teams zu Ehren Kobes 24 Zähler aufaddiert – welches Team zuerst diese Anzahl von Punkten erreichte, war der Sieger. Kawhi Leonard gewann den „NBA All-Star Game Kobe Bryant Most Valuable Player Award“. Wird es im März ein NBA-AllStar-Game 2021 geben? Angesichts der vielen Spielabsagen scheint das momentan schwer vorstellbar. Auf der anderen Seite können in die einwöchige Pause eh nicht genug Partien gepresst werden, um die coronabedingten Ausfälle zu kompensieren. Warum also nicht einfach die Besten der Besten zeigen, Normalität versuchen, Geld verdienen? Was auch passiert, an dieser Stelle wird wieder subjektiv eine Liste von 24 All Stars erstellt, die seit Jahren nach den folgenden Regeln operiert: Offensive zählt mehr als Verteidigung, wer einen großen Teil der

ersten Saisonhälfte verletzt verpasst, ist raus. Individuelle Auszeichnungen hin oder her: Profis, die bei vermeintlichen Playoff-Teams abliefern, haben die Nase gegenüber Leistungsträgern bei Lottery-Teams in der Regel vorn. Außerdem bekommen nur absolute Spitzenteams (lies: Anwärter auf die Conference-Finals) zwei All Stars. Ach ja … Conferences werden nicht mehr berücksichtigt, es soll um die insgesamt 24 besten Spieler gehen. Selbstredend war der Wahlprozess 2021 schwerer als sonst. Covid wirbelte die Tabellen durcheinander, kostete die Spieler zum Teil viele Partien … und dann waren da auch noch James Harden sowie Kyrie Irving. Wer sich in einer Saison zu einem anderen Team streikt, kann kein All Star sein … genau wie jemand, der unbezahlten Urlaub nimmt. Nichtsdestotrotz hier die Liste der FIVENBA-All-Stars 2021. dre@fivemag.de


Starter – Guards Steph Curry PG, Warriors Curry ist nach einer verletzungsdurchseuchten Saison nicht nur zurück, er zeigt auch, dass er keinen Klay Thompson an seiner Seite braucht, um die Warriors zu führen. Curry ist einer der gefährlichsten Scorer der Liga, der ein sehr fehlerbehaftetes Team leitet.

Luka Doncic PG, Mavericks 27,3 Punkte, 9,8 Assists und 9,9 Rebounds pro Partie zu Redaktionsschluss: Das sind nicht nur die Zahlen des Slowenen, das sind Stats eines MVPs. Natürlich fällt der Dreier immer noch nicht (28,4 3P%), aber Doncic ist auf einem ganz eigenen Niveau.

Donovan Mitchell PG/SG, Jazz Die Jazz sind wahrscheinlich das Team unter den ersten fünf bilanzbesten Mannschaften, welches am wenigsten ernst genommen wird. Selbiges gilt auch für Mitchell: Nicht nur von Shaquille O’Neal (was zum Teufel war da los?) wird der vielseitig scorende Combo Guard immer noch kriminell unterbewertet.

Kevin Durant SF/PF, Nets

Zach LaVine SG, Bulls

Welcher Achillessehnenriss? „KD“ ist zurück. Neben Bradley Beal ist er der einzige NBA-Profi, der über 30 Punkte im Schnitt auflegt. Dabei zeigt er eine Leichtigkeit, wie nur er sie besitzt.

Premiere für den einst so ineffizienten Shooter. Doch Chicago ist dieses Jahr zumindest im Dunstkreis der Playoffs und LaVine basketballerisch (vor allem im Pick-and-Roll) erwachsen geworden.

Giannis Antetokounmpo PF, Bucks Der Back-to-Back-MVP hat auf den ersten Blick einen Rückschritt gemacht: weniger Punkte, weniger Rebounds, schlechtere Freiwurfquote. Aber der Grieche hat nun auch Jrue Holiday und Bobby Portis – zwei Neuzugänge, die ihm Last von den Schultern nehmen.

Joel Embiid C, 76ers Endlich ist Joel Hans Embiid da, wo ihn 76ers-Fans schon so lange sehen wollten: im Rennen um den MVPAward. Die neue Offensive, die neuen Dreierschützen, der neue Coach und sicherlich auch eine neu gefundene Liebe zur körperlichen Fitness kulminieren derzeit in seiner absolut besten NBA-Saison.

Paul George SF, Clippers

Nikola Jokic C, Nuggets

Jayson Tatum SG/SF, Celtics

Apropos MVP … ähnlich wie Luka Doncic flirtet auch dessen großer Cousin vom Balkan allabendlich mit einem Triple-Double. 25,4 Punkte, 11,9 Rebounds und 9,3 Assists sind ein prima Bewerbungsschreiben für die höchste individuelle Auszeichnung der NBA.

Er hätte genauso gut Starter sein können. Tatum ist jetzt auch an der Dreierlinie auf absolut elitärem Niveau.

Reservisten Damian Lillard PG, Trail Blazers

Fotos: Bart Young/Maddie Meyer/Alex Goodlett/Jonathan Daniel/Getty Images

Der Tod, Steuern und Verletzungen der Blazers … viel mehr unvermeidliche Tatsachen gibt es im Leben nicht. „Dame Lillard“ macht trotzdem einfach sein Ding.

Paul George ist auf einer Mission … klar, er hat ja auch Internet und gelesen, was über ihn geschrieben wurde. Seine Quoten derzeit? 50,4 Prozent aus dem Feld, 48,4 von der Dreierlinie und 90,7 von der Freiwurflinie.

Khris Middleton SF, Bucks Auch Middleton bewirbt sich um die Aufnahme in den 50-40-90-Klub mit Wurfquoten von 52,2 Prozent aus dem Feld, 42,6 von Downtown sowie 92,0 von der Linie.

DeMar DeRozan SF/PF, Spurs You forgot about DeR! 20,1 Punkte, 5,3 Rebounds, 6,8 Assists und 70 Prozent seiner Zeit auf Power Forward … DeRozan ist basketballerisch wie neugeboren!

Kawhi Leonard PF, Clippers

Jaylen Brown SG, Celtics

Bradley Beal PG, Wizards

Muss an dieser Stelle noch mehr gesagt werden als das, was auf den Seiten 34 bis 39 dieser Ausgabe zu lesen ist? Wahrscheinlich nicht … Jaylen Brown ist in der Ligaspitze angekommen!

Beal ist die große Ausnahme in dieser Liste. Stehen die Wizards ganz unten im Keller? Ja, womit aber auch Covid einiges zu tun hat. Beal liefert trotzdem ab, ist Topscorer der Liga.

Der Stoiker unter den NBA-Stars liefert ebenfalls auf 50-40-90-Niveau, spielt mit 5,7 Assists so viele Vorlagen wie noch nie und ist – wie George – „on a mission“ nach dem blamablen Abschneiden 2020. Auch wenn er das selbst wohl nie sagen würde.

Collin Sexton PG, Cavs

Domantas Sabonis PF/C, Pacers

Willkommen bei den Stars! Sextons Entwicklung ist maßgeblich dafür verantwortlich (neben der Defense von Cleveland), dass die Cavs auf die Playoffs schielen.

Es gibt kaum einen Spieler, dessen Entwicklung so überraschend verlief wie die von Sabonis. 20,4 Punkte, 12,4 Rebounds, 5,6 Assists – was kann der Litauer mittlerweile eigentlich nicht?

Starter – Frontcourt LeBron James PF, Lakers Wer dachte, dass der „King“ es in dieser Spielzeit nach ultrakurzer Offseason ruhiger angehen lassen würde … joah … der lag nicht so ganz richtig. Zwar tritt er im Vergleich zum Vorjahr knapp zwei Minuten weniger aufs Parkett, für 25,2 Punkte, 7,9 Rebounds und 7,4 Assists reicht es aber dann doch noch …

Anthony Davis PF, Lakers Dass die Lakers die beste Defense der Liga stellen, hat eine Menge mit Davis zu tun. Vor allem im Angriff aber hat er einen weiteren Schritt gemacht und geht mittlerweile so locker zum Sprungwurf hoch, dass es unfair wird …

Bam Adebayo C, Heat

Hasst seine Freiwurfschinderei oder liebt sie (okay, ihr hasst sie) … Young ist der offensive Motor der Hawks, die Richtung Playoffs fliegen.

Oh, noch eine Ausnahme … neben Beal vertritt nur Adebayo eine Mannschaft, die zu Redaktionsschluss nichts mit den Playoffs zu tun hatte. Das lag aber vor allem an Covid. Adebayo ist sein vielseitiges Selbst. Er führt die Heat bei den Assists an und trifft jetzt sogar den Sprungwurf aus der Mitteldistanz besser.

Devin Booker SG, Suns

Rudy Gobert C, Jazz

Klar, seine Zahlen sind derzeit nicht auf dem Niveau der Vorjahre. Aber Chris Paul ist jetzt der Point Guard, sieben Suns punkten zweistellig. Booker ist trotzdem immer noch einer der meistgefürchteten Scorer der NBA.

Eat this, Shaq! 12,1 Punkte, 13,5 Rebounds und 2,7 Blocks sind großartig. Absurd ist hingegen, dass das Offensivrating der Jazz-Konkurrenz um 16,2 Punkte steigt, wenn Gobert nicht auf dem Parkett ist!

Trae Young PG, Hawks

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ivan beslic

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Täglich grüßt das Murmeltier

F

reunde, kennt ihr das? Jedes Jahr zu Weihnachten gibt es die immer gleiche Prozedur mit der Fam, und wenn man sein Team im Stadion anfeuert, zieht man dasselbe Jersey an, weil es Glück bringen soll. Glücksbringer und vorgefertigte Handlungsabläufe vermitteln Halt, helfen bei der Orientierung und sorgen für ein gutes Gefühl. Was mental und körperlich einen ähnlich positiven Effekt haben kann wie bei Obelix der Zaubertrank. #LegDichNichtMitDenGalliernAn Bei NBA-Spielern ist es nicht anders. Dass extrovertierte Spieler wie Dennis Rodman oder Ron Artest mit ihren Marotten einen an der Klatsche haben, sieht sogar ein Blinder im Spiegelkabinett. Doch der Brunnen der Weirdness ist tiefer, als man denkt – und macht nicht mal vor den Allerbesten halt. Dass der abergläubige Michael Jordan seine alten North-Carolina-Shorts bei Spielen immer unter den Teamshorts als Glücksbringer trug, ist kein Geheimnis mehr, aber Jason Terry hat das Unterbuxen-Game perfektioniert. Er ging mit seinen Gegnern regelmäßig untenrum auf Tuchfühlung, indem er nachts vor Spielen die Shorts des gegnerischen Teams zum Schlafen trug. #Weirdfetish Pre-Game-Rituale gehören zu den Fan-Favorites. Zum einen gibt es da Inspektor Carmelo, der kein Spiel beginnt, ohne den Gameball akribisch zu inspizieren. Dwyane Wade flexte korrespondierend zu seiner JerseyNumber mit drei Klimmzügen am Ring, und Vince Carter zog sich die Reuse hoch, um seine Grandma mit einem Ringkuss zu ehren. Eine gute Maniküre ist aber auch wichtig! Monta Ellis sorgte für ein butterweiches Händchen, indem er seine Pfoten in flüssiges Wachs tauchte. Kevin Garnett war da etwas rabiater unterwegs und verpasste der Korbanlage vor dem Tip-Off ein paar anständige Headbutts, um in Gamestimmung zu kommen. #Hochexplosiv Während man sich früher noch klassisch per Fistbump und High Five begrüßte,

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führen die meisten Spieler heute regelrechte Handshake-Choreographien auf. Mit den komplexen Hand-Fuß-Kombinationen im KungFu-Style würde man sogar im „Cobra Kai“-Dojo jeden Zweikampf bestehen. #MrMiyagiRIP LeBron James macht daraus eine Königsdisziplin und begrüßt jeden seiner Mitspieler mit eigenen Handschlägen. Bei so viel schwitzigem Hautkontakt ist Kreide genau das Richtige, was wahrscheinlich auch der Grund für Brons ikonischen Chalk Toss ist. Es ist noch unklar, welche Art von Geistern Kyrie Irving herbeizurufen versucht, wenn der Schamane auf seiner spirituellen Reise vor Spielbeginn den Court beweihräuchert. Aber da helfen wohl nur noch die Ghostbusters! Steph Curry macht seine Pre-GameRoutine direkt zum Spektakel. Sein immer gleiches Dribbel- und Shooting-Programm samt 100-Meter-Sprint ist schon jetzt legendär. Beendet wird das ganze Prozedere von seinem berühmten „Tunnel Shot“. #Swish! Routinierte Abläufe helfen den Spielern, sich besser aufs Spiel vorzubereiten. Die NBA hielt aber nichts davon und entschied 2012, dass zwischen Vorstellung der Starter und Tip-Off nur noch 90 Sekunden liegen sollten, was zum Beispiel Kevin Durant damals öffentlich kritisierte, der in dieser Zeit immer zeremoniell seine Schuhe zuband. #Klettverschluss Die Abergläubigen setzen Akzente mit Stirnbändern, langen Socken und crazy Hairstyles. Allen Iverson mit Cornrows war gefühlt krasser als ohne, der Swag war auf dem Feld spürbar. Jeder Baller kennt es: Wenn du dich fresh fühlst, spielst du halt besser. #Facts Das Wichtigste sind aber die Sneakers – kein Wunder, dass diese immer öfter für Messages benutzt werden. Ob politisches Statement, biblische Verse oder die Namen

der Kids. Alles, was motiviert, wird mit Marker auf die Schuhe gekritzelt. Da merkt man leider auch direkt, wer bei Grammatik und Schönschreiben in der Schule nicht aufgepasst hat. #LuvUmom Und wenn es spannend wird, ist außerdem stets für Knabberspaß gesorgt. Ob Kaugummi, Mundstück oder am Jersey wie Kobe – Hauptsache, es schmeckt. Mike Bibby knabberte in den Auszeiten immer unbewusst an seinen Fingernägeln, bis ihm der Trainerstab einen Nagelknipser besorgte. Caron Butlers Geschmack war da schon extravaganter: Der Gourmet war förmlich süchtig nach Strohhalmen und kaute pro Game zur Entspannung bis zu zwölf Trinkröhrchen weg. Um Kinder vor dem Nachahmen zu schützen, verbot ihm die Association dann im Jahr 2010 aus Sicherheitsgründen, auf dem Plastik herumzukauen. Bill Russell hatte da eher ein ungewolltes Ritual. Die Celtics-Legende musste sich vor dem Anpfiff vor lauter Aufregung jedes Mal übergeben. Dass es dem Erfolg nicht geschadet hat, beweisen Russells elf Championships und fünf MVP-Trophäen. „It’s only weird if it doesn’t work.“ Ich habe mir früher vor dem Zocken immer die Mucke vom AND1-Mixtape gegeben und kam mir dann cooler vor als Skip 2 My Lou oder Hot Sauce. Doch der Höhenflug wurde schnell zur Bruchlandung, denn das Junkfood und die begrenzte Kondition brachten mich schnell wieder zurück auf den harten Boden der Tatsachen. Wieso, weshalb und warum wir Dinge tun, wie wir sie tun, scheint für Außenstehende vielleicht eigenartig rüberzukommen. Doch solange man sich gut dabei fühlt, soll jeder machen, wie er will. Auch wenn ich die Leute nie verstehen werde, die ihre Betten jeden Morgen genüsslich mit Tagesdecke und Dekokissen herrichten. #AintNobodyGotTimeForThat Keep It Real & Stay Weird, Fam! Peace, Ivan


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