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Das komplette Programmbuch können Sie auf www.opernhaus.ch/shop oder am Vorstellungsabend im Foyer des Opernhauses erwerben

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THE CELLIST

THE CELLIST

Oder begreift, dass sie es längst ist. Denn schon Ende 1965 erscheint die Plattenaufnahme von Edward Elgars Cellokonzert mit Sir John Barbirolli und dem London Symphony Orchestra. Die bis heute nicht übertroffene Leidenschaftlichkeit ihrer Interpretation reisst das oft unterschätzte Werk aus dem Schatten und macht du Pré endgültig berühmt. Mit dem BBC Symphony Orchestra geht sie erstmals auf Amerika­Tournee. Die Herald Tribune schreibt über ihr Konzert in New York: «Man muss schon in die Glanzzeiten von Casals zurückgehen oder zu einem einzigartigen Künstler wie Rostropowitsch, um einen angemessenen Vergleich zu finden.» Nicht nur die Kritiker, auch andere Musiker schätzen sie. Stephen Bishop wird der erste Pianist, mit dem sie Duo spielt. Yehudi Menuhin holt sie zu seinen privaten Kammermusikabenden. Auch im Haus von Menuhins Tochter Zamira geht sie ein und aus – und lernt dort auf der besagten Weihnachtsparty 1966 Daniel Barenboim kennen. In den Swinging Sixties ist London auch für klassische Musik eine aufregende Stadt. Eine neue Generation von Musikern belebt die Szene: John Ogdon, Janet Baker, Vladimir Ashkenazy, Martha Argerich und natürlich Barenboim, der eng mit Zubin Mehta und Itzhak Perlman befreundet ist. Man kennt sich, schätzt und inspiriert sich gegenseitig. 1967 kommt der Geiger Pinchas Zukerman dazu, mit dem du Pré und Barenboim fünf Jahre lang Trio spielen: ein intimes und intensives Miteinander. Du Prés intuitives, unintellektuelles Spiel setzt ihr allerdings auch Grenzen: Zugang zur Musik ihrer Zeit findet sie nicht. «Weiter als Bartók gehe ich nicht», sagt sie.

Kritiker bemängeln immer wieder ihren exzessiven Körpereinsatz auf der Bühne. Einige finden es unangemessen und extravagant, wie sie ihre langen blonden Haare zurückwirft. Aus heutiger Sicht erscheint diese Kritik sehr zeitbedingt. In England galt es bis in die vierziger Jahre noch als unfein, wenn Frauen das Cello zwischen die Beine nahmen. Schaut man sich den BBC ­Filmmitschnitt ihres Elgar-Konzerts aus dem Jahr 1967 an, wirken du Prés Bewegungen jedenfalls so natürlich wie musikalisch.

Ihr Konzertkalender ist dicht gefüllt. Anfang 1967 spielt sie in Osteuropa und der Sowjetunion. Im April gibt sie ihr erstes Konzert mit Barenboim als Orchesterchef. Nach Ausbruch des Sechs­Tage­Kriegs fliegen beide nach Israel, um in Konzerten ihre Solidarität mit dem jüdischen Staat zu bekunden. Zwischendurch heiraten sie, du Pré konvertiert zum Judentum. Danach geht es weiter nach Amerika. Der Dokumentarfilm Du Pre in Portrait von Christopher Nupen zeigt sie im Flugzeug mit dem Cello auf dem Nebensitz, der jeweils auf den Namen Miss Stradivarius gebucht wird. Es sind fröhliche Bilder einer ungemein attraktiven Frau, die menschlich wie künstlerisch auf dem Höhepunkt ist. Hinter dem strahlenden Lachen – ihre engsten Freunde nennen sie Smiley – sind weder ihre stetig wachsende Flugangst noch die Symptome der langsam ausbrechenden Krankheit zu erkennen: Müdigkeit, Doppelbilder, plötzliches Stolpern.

Multiple Sklerose ist am Anfang schwer zu diagnostizieren. Die Ärzte tun du Prés Beschwerden als psychische Erkrankung ab, bis die sensible Musikerin selbst daran glaubt. 1971 ist die Krise handfest. Sie pausiert und trennt sich kurzzeitig von Barenboim. Die Depressionen werden auch nach einem längeren Landaufenthalt bei ihrer Schwester Hilary und Schwager Christopher Finzi nicht besser. Über diese Zeit erzählt die Schwester 1997 in ihrem Buch Hilary und Jackie von einer Affäre zwischen Jackie und Finzi – das Geständnis hat zuerst einen kleinen Skandal und später einen Kinofilm zur Folge.

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