1 minute read

ES LEBE PUCCINI!

Die Uraufführung von «Turandot» am 25. April 1926 in Mailand

Es wurde einer der bewegendsten Abende in der Operngeschichte – unübersehbar die Schar der Musiker, Kritiker, Prominenten aus Kunst, Gesellschaft und Politik, die die Uraufführung von Puccinis letztem Werk miterleben wollten. Die Scala hatte alles aufgeboten, was ihr szenischer Apparat zu leisten in der Lage war. Forzano führte Regie, das opulente Bühnenbild stammte von Galileo Chini, und Puccini wäre mit deren Arbeit vermutlich sehr einverstanden gewesen. Der Erfolg war natürlich gross genug, obwohl die staunende Verblüffung des konservativen Scala-Publikums über Puccinis vergleichsweise schroffe Musik und über die marionettenhafte Dramaturgie des Stücks vielleicht nur wegen des Respekts vor den Pietät gebietenden Umständen dieser Uraufführung nicht zu einer kühlen Reaktion führte. Jedenfalls ist die Zahl der Vorhänge für zeitgenössisehe italienische Verhältnisse eher ein Indikator für eine nur zögernde Zustimmung: je sechs nach dem ersten und dem zweiten Akt, und es gab auch nicht den üblichen Applaus zwischendrin. Nach der Szene von Liùs Tod trat bei offenem Vorhang eine völlige Stille aus Unsicherheit über den Fortgang ein, zögernd wandte Toscanini sich zum Publikum und sagte in sichtbar tiefer Bewegung: «Hier endet die vom Maestro unvollendet gelassene Oper, weil der Maestro an dieser Stelle gestorben ist.»

This article is from: