Bächli Inspiration 2016/02

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WEGWEISER BIETSCHHORN – DER FORMVOLLENDETE BERG S. 14 GIPFELTREFFEN REBEKKA STOTZ & BENI BLASER S. 20 EXPERT ZELTE – DAS MOBILE ZUHAUSE S. 32


erdmannpeisker / Robert Bösch

Extremtest. In der Diagonale. 17 Top Alpinisten aus aller Welt prüften die neue Eiger Extreme-Kollektion in der Eiger Nordwand, die keine Kompromisse bei der Ausrüstung duldet. Bekenne auch du dich zu höchster Qualität, maximaler Funktionalität und minimalem Gewicht: www.mammut.ch

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STOPPUHREN STOPPEN Höher, schneller, risikoreicher – wir Leben in einer Zeit, da der Leistungsgedanke und eine Kultur der Extreme längst auch die Freizeit erfasst hat. Der Alpinismus macht hier keine Ausnahme. Im Gegenteil: Der «Schwierigkeitskult» wird längst auch von vielen Hobby-­ Alpinisten zelebriert. Die implizite Botschaft ist: Wer krasse Dinge tut und die persönlichen Grenzen auslotet, der wird mit Adrenalinschüben und Glückshormonen belohnt. Wer hingegen seine (Hochleistungs-)Träume nicht auslebt, macht etwas falsch. Aber greift das nicht zu kurz? Natürlich ist es reizvoll, seine eigene Bestleistung zu übertreffen oder sich mit anderen zu messen. Natürlich schmeichelt es, der Schnellste zu sein oder eine besonders schwierige Kletter-Route zu beherrschen. Meist ist die Freude aber nur von kurzer Dauer und man sucht bereits die nächste Bestätigung. Aber unterwirft man sich damit nicht genau denjenigen Gesetzen, denen man eigentlich entfliehen wollte? Der bekannte amerikanische Alpinist Jeff Lowe hat einmal gesagt: «Der beste Bergsteiger ist derjenige, der am meisten Spass hat». Das Erlebnis ersetzt also die Messbarkeit. Und wie viel mehr Freude bereitet es, Bergerlebnisse mit Menschen zu teilen, statt ständig gegen Stoppuhren und Schwierigkeitsskalen anzukämpfen? Die Berge dieser Welt bieten viele Möglichkeiten, die Passion für den Sport auszuleben und mit anderen Menschen zu teilen. Inspirationen hierfür finden Sie auch in dieser Ausgabe wieder. Ich wünsche Ihnen viel Lesespass und einen tollen Berg-Sommer.

Herzlichst,

Felix Bächli Geschäftsführer Bächli Bergsport AG

6–W EGWEISER Sportklettern in Marokko 14 – WEGWEISER Auf Hochtour am Bietschhorn 20 – G IPFELTREFFEN Rebekka Stotz & Beni Blaser 26 – H OCHGENUSS Alles über Würste

Zustieg

INHALTSVERZEICHNIS AUSGABE 2/2016 32 – EXPERT Hintergrundwissen Zelte 38 – 3 x 3 Produktneuheiten & Bergsport-News 42 – PARTNERCHECK La Sportiva 48 – B ERGKAMERAD Karl Graf

1 FOTO TITELSEITE Genusskletter-Traum: perfekte Linie, grosse Griffe, rauer Fels. Sektor Aghanbou-n-Bouarragh oberhalb Zaouiat Ahansal / Marokko.

Christian Penning.


EISKALT ABGEKÜHLT

Der Blick über den türkis leuchtenden Moraine Lake ist eines der am häufigsten fotografierten Motive Kanadas – der Sprung ins Wasser nicht: Der Gletschersee ist selbst im Sommer nur wenige Grad warm. ORT: Moraine Lake, Banff National Park, Kanada

Aussicht

Chris Burkard

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Aussicht


Aussicht

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FREMDE WELT

Wie eine Wanderung auf einem fernen Planeten: Die Vulkangesteine von Landmannalaugar schillern in den unterschiedlichsten FarbtÜnen – ganz ohne Nachbearbeitung am Bildschirm. Zwischen den kargen Bergen hat sich ein dunkler Lavastrom seinen Weg gebahnt. ORT: Landmannalaugar, Island Dan Patitucci


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Aussicht


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6 Klettern in einer Märchenwelt wie aus ­Tausendundeiner Nacht: die Taghia-­ Schlucht am Nordrand des Hohen Atlas.


IN DIE NORDWAND, INSHALLAH! Wilde Schluchten, gigantische Felswände für Big-Wall-Klettereien, paradiesische Oasen und Menschen wie aus einem Märchenfilm – das ist der Hohe Atlas. Ein Klettertrip in die Taghia-Schlucht, das steinige Herz

Starr blicken die Augen der beiden körperlosen Ziegenköpfe vom Tresen des Metzgers auf die Gassen des Marktes. Darüber – wie ein Netz gespannt – frischer Pansen. Ein paar Schritte weiter ein Ein-Mann-Elektro-Kundendienst unter freiem Himmel. Der Service-Chef blickt durch eine Brille mit dicken, verschmierten Gläsern auf das Innenleben eines Taschenradios. Mit einer Lötlampe versucht er, ihm wieder Töne zu entlocken. Stände mit Süssigkeiten, Obst, Gemüse, Gewürzen, Hühnern, Ziegen, ein buntes Gewühl aus Bergbewohnern. Mittendrin ehrwürdige Gestalten. Männer in Kaftanen, mit blitzenden Augen unter den T ­ urbanen. Frauen mit blau-grünen Augen und gleichfarbigen Tätowierungen im Gesicht und an den Händen. Spirituelle Schriftzeichen und Ornamente, die die Verbundenheit mit der Natur und dem Kosmos symbolisieren und ihre Träger schützen sollen. Zaouiat Ahansal auf der Nordseite des Hohen Atlas. Es scheint, als hätte sich in dem versteckten Bergtal seit der Gründung des Ortes im 13. Jahrhundert nur wenig verändert. Trotz des Trubels am Markt wirkt der Ortskern wie eine Oase der Ruhe und eines paradiesisch friedlichen Miteinanders. Kein lautes Geschrei, dafür respektvolle Handküsse. «Die Berber», erzählt Mustafa, der einheimische Guide, «bezeichnen sich selbst als Imazighen, das bedeutet so viel

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Marokkos.

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Ideal zum Warmklettern: die Sportkletterrouten am Felsriegel oberhalb von Zaouiat Ahansal.

wie ‚freie Menschen’.» Vielleicht ist es ja auch ein Zeichen von Freiheit, nicht alle Schritte der «Segnungen» der westlichen Zivilisation mitzugehen.

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Kletter-Oase

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Dieser Klettertrip bietet weit mehr als nur das Ausloten der eigenen Grenzen an beeindruckenden Felswänden. Er ist gleichzeitig eine Zeitreise in eine ferne orientalische Vergangenheit. Florentin und Lena wollen in den nächsten Tagen noch viel mehr von dieser Freiheit erleben. Etwa fünf Autostunden waren sie am Vortag von Marrakesch aus unterwegs ins von gewaltigen Felsmassiven umrahmte Zaouiat Ahansal. Von hier aus geht es nur noch zu Fuss weiter. «Iihaaa, iihaaa!» Das Muli, auf dessen Rücken Flo seinen und Lenas Rucksack packt, tönt wie eine eingerostete Hupe. Los geht’s. Zwei Stunden lang zieht sich ein Bergpfad eine Schlucht hinauf. Dann weitet sich das Tal zu einem Kessel. Hier, am Talschluss auf 1900 Metern Höhe, liegt Taghia. Eine kleine grüne Oase inmitten monumentaler, rötlich schimmernder Felsmassive, die das Dorf mit bis zu 1000 Meter hohen Wänden wie ein gigantisches Amphitheater umgeben. Von

den in kleinen Terrassen am Talboden angeordneten Feldern zweigen sternförmig enge, schluchtenartige Täler ab. «Wow!» Beindruckt, fast ehrfürchtig, legen Lena und Flo am nächsten Morgen den Kopf in den Nacken, um die Routen am Timghazine zu inspizieren. «Ich denke, da sind wir die nächsten Tage auf keinen Fall unterfordert», unkt Flo, als er sich für eine erste, kurze Aufwärmroute an der Paroi des Sources anseilt. «Du schaffst das schon, inshalla», motiviert ihn Mustafa. In der Tat ist die Taghia-Schlucht mit ihren imposanten Wänden in erster Linie ein Paradies für erfahrene Mehrseillängen-Kletterer und Big-Wall-Fans. Für Gelegenheits- und Plaisirkletterer dagegen ist Taghia eine ziemlich harte Nuss. Das Gros der Routen zieht sich über zehn Seillängen und oft mehr. Um Spass zu haben, sollte man eine 6b sicher beherrschen. Und auch Potenzial in Richtung französischem Siebnergrad kann nicht schaden.

Spuren der Kletter-Elite Obwohl die Schluchten rund um Taghia recht abgelegen sind, ist der Spot in der Kletterszene längst kein Geheimnis mehr. So hat 2013 Ines Papert zusammen mit Lisi Steurer


Einstieg: Die ersten Meter in den Routen der Taghia-Schlucht führen oft durch schüttere Botanik.

INFO KLETTERN TAGHIA-SCHLUCHT HÖHENLAGE 1900 – 3000 m.ü.M.

CHARAKTER Die Taghia-Schlucht ist ein landschaftlich imposantes, anspruchsvolles Klettergebiet mit zahlreichen grossen Wänden bis zu 900 Metern Höhe. Von Taghia aus sind sternförmig mehrere Schluchten und Täler erreichbar, teils mit langen Zustiegen. Aber auch in Ortsnähe gibt es lohnenswerte Routen. Technische Anforderungen/Absicherung: Routen bis 6b im Vorstieg sollten beherrscht werden, andernfalls ist die Auswahl der Routen stark limitiert. Eine professionelle organisierte Bergrettung gibt es vor Ort nicht. Entsprechend sollte Sicherheit eine hohe Priorität geniessen.

Gastfreundschaft aus Tradition Mit etwas ausgedörrter Kehle erreichen Flo und Lena nach dem Abstieg nach Taghia die Gîte. «Whiskey berbère?» fragt Herbergsvater Saïd. Lena kuckt etwas irritiert. «Alkohol? Ist der hier nicht tabu?» Als Saïd wenig später mit den traditionellen kleinen Gläsern kommt, dämmert es ihr. Nein, das sind keine Schnaps-, sondern Teegläser. In hohem Bogen giesst Saïd die belebende

TOPOS/ROUTEN Ideale Routen zum Einklettern befinden sich an der Paroi des Sources (Wasserquellen am Wandfuss). Diese ist von Taghia aus in knapp 30 Minuten erreichbar. Online-Sammlung einiger wichtiger Routen: www.remi-thivel.com «Le Topo de Taghia», Christian Ravier, 256 Seiten, www.christian-ravier.com Ein kleines Sportklettergebiet mit Einseillängen- und wenigen Mehrseillängenrouten befindet sich nahe Zaouiat Ahansal im Sektor Aghanbou-n-Bouarragh (6a+ bis 7c).

BESTE REISEZEIT Frühjahr (April, Mai) und Herbst (September bis Anfang November)

GUIDING Mohamad Ahansal, www.ahansal-brothers.com

UNTERKUNFT In Zaouiat Ahansal: Gîte Qued Ahansal, Tel. +212/672 868476, mohamedamagar@yahoo.fr; in Taghia: Gite Saïd, gitesaid1@yahoo.fr

ANREISE Flug nach Marrakesch, danach per Auto oder Taxi-Shuttle nach Azilal und weiter nach Zaouiat Ahansal (ca. 5 – 6 h); auch Anreise per Bus möglich, aber deutlich zeitaufwendiger; von Zaouiat Ahansal nach Taghia ca. 2 h Fussmarsch.

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und Patrik Aufdenblatten in der Tadrarate Südwestwand eine neue 400-Meter-Route eröffnet – die Azazar (8a). Entdeckt haben das Schluchtenparadies die Franzosen Bernard Domenech und Erik Dechamp schon vor 40 Jahren. 1975 kletterten sie hier ihre ersten Routen. Die nächsten Akzente setzten zwei weitere Franzosen: Remi Thivel und Christian Ravier. In den letzten zehn Jahren waren es Marokko-Pioniere wie Profi Arnaud Petit, die massgeblich zur Erschliessung beitrugen. Auch wenn mittlerweile alle Taghia-Topos zusammengefasst fast die Dicke eines Telefonbuchs ergeben würden, bietet die Gegend für Kletterer, die Neuland suchen, immer noch endlos Potenzial für Erschliessungen. Wer sich lieber an die abgesicherten Routen hält, findet dort rauen Kalk, wie man ihn sich in manch abgespeckten Routen hochfrequentierter europäischer Klettergebiete kaum zu erträumen wagt. «Der Fels ist teilweise so scharf, dass man nach ein paar Tagen gerne mal einen Ruhetag einlegt», meint Flo mit mitleidsvollem Blick auf seine Hände.

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Vertikal: Die Felswände am ­T imghazine am Beginn der Taghia-­S chlucht wachsen förmlich in den Himmel.

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Zeitreise zurück: In einsamen Berg­ dörfern leben die Berber noch wie in längst vergangenen Zeiten.

ia beginnt es zu regnen. Auch am nächsten Morgen strömender Regen. Ein paar Wolkenlücken lassen es oben in den Felswänden weiss durchschimmern. Schnee! Von wegen Afrika, heiss und staubig – in den Bergen herrschen andere Gesetze. Rückzug! Unten in der Herberge in Zaouiat Ahansal empfängt Mohameds Familie Lena und Flo wie selbstverständlich wieder mit Minztee und süssem Gebäck. Aufwärmen, Pläne schmieden. Draussen mischen sich Schneeflocken unter den Regen.

Im «Tal der Glücklichen» Ein Tag Kletterpause kommt den geschundenen Armen und Händen gerade recht. Doch am nächsten Tag müssen sie wieder ran. Ein makellos blauer Himmel spannt sich über Zaouiat Ahansal. Oben in Taghia sind die Felsen dick verschneit. Doch an einem Felsriegel gegenüber des Dorfes wurden 2014 einige Sportkletterrouten eingerichtet – mit herrlichem Panoramablick ins Tal und auf die Bergwelt des Hohen Atlas. Der Kalk ist wie mit kleinen Nadeln bewehrt und bietet selbst an kleinsten Griffen und Tritten erstaunlichen Grip. Dazwischen durchziehen immer wieder Sinterstrukturen die Wand. Kein Kletterer sonst ist am Fels. Beeindruckende Ruhe. Nur unten aus dem Tal dringt gedämpft das Rauschen des Flusses. Jeder Zug ist fast wie Meditation. In der Ferne bellt ein

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Mischung aus chinesischem Grüntee und Marokkanischer Minze in die Gläser. Je höher, desto besser, eine Zeremonie der Gastfreundschaft. «Ganz schön süss», lacht Lena, als sie ein erstes Mal nippt. Auch das ist ein Stück Gastfreundschaft: wenig Zucker – wenig Freundschaft, viel Zucker – viel Freundschaft. «Bismillah ... im Namen Allahs, Prost!“ Auch wenn die Nächte Anfang November kalt sind – an den nächsten Tagen kommen Lena und Flo noch ordentlich ins Schwitzen. Und das nicht nur an den Schlüsselstellen der Routen am Taoujdad oder an der Paroi des Sources, wo direkt am Wandfuss Quellen aus dem Boden sprudeln. Zu den etwas weiter entfernten Routen haben es schon die Zustiege in sich. Mustafa deutet nach oben in eine steile Rinne am Fuss der Wand, durch die auf den ersten, flüchtigen Blick kaum ein Durchkommen ist. «Ferrate­ Berbère», sagt er mit einem Grinsen. Mit Ästen von Wacholderbäumen und Steinen haben die Einheimischen hier improvisierte klettersteigartige Routen angelegt, auf denen sie bisweilen samt ihrer Ziegen in abgelegene Hochtäler klettern. «Ein bisschen über-equipped komme ich mir da mit der modernen Kletterausrüstung schon vor», sinniert Flo. Und er ahnt, dass nichts zu haben auch ein Segen sein kann. Nichts Gutes allerdings lassen die Sturmböen erahnen, die plötzlich durch die Schlucht brausen. Weiter draussen ziehen schwarze Wolken auf. Und beim Abstieg nach Tagh-

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Wo Marokko rockt: Die Felsmassive der Taghia-Schlucht wachsen bis zu 900 Meter hoch in den Himmel.

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Hund. Die Sonne leuchtet auf die angezuckerte Bergkette von Taghia. Sie sieht beinahe aus wie ein mit Zimt, Zucker und Nüssen garnierter Berg Berbernudeln. Den haben die Gastgeber am Vorabend als Dessert nach der traditionellen Tajine mit Kartoffen, Huhn, Rindfleisch und Trockenpflaumen serviert. Am nächsten Morgen packen Lena und Flo Seil und Klettergurt weg und schnüren die Wanderschuhe. Denn alleine zum Klettern ist der Hohe Atlas zwar auf jeden Fall eine Reise wert, doch eigentlich viel zu schade. Wenig später stapfen sie zusammen mit Guide Mustafa am 2905 Meter hohen Joch Tzi Yilmaz durch den ersten Schnee. Makellos weiss liegt der Hauptkamm des Atlas gegenüber. Im Westen der gut 4000 Meter hohe M’goun. Für eine Überschreitung liegt jetzt schon zu viel Schnee. Doch Mustafa hat noch eine Überraschung parat. Über eine weite, an Tibet erinnernde Hochebene führt er Lena und Flo ins nächste Tal. «Das Tal der Glücklichen» haben die ersten französischen Trekking-Touristen das Aït Bougoumez getauft. Schafe blöken, Ziegen me-

ckern. Kinderrufe mischen sich darunter, hell und unbeschwert. Zurück aus der wilden, tonlosen Hochtalwüste, zurück im lebendigen Grün. Berge von Äpfeln warten am Rande kleiner Plantagen auf den Abtransport. Es ist Erntezeit. Ein Stückchen weiter klauben Frauen in bunten Gewändern Kartoffeln auf einem Feld. Auf dem nächsten steht noch der Weizen. Eine Frau mit Blumen-Kopftuch erntet ihn Ähre für Ähre mit der Sichel. Männer ackern mit Gespannen aus zwei Eseln und Holzpflug die Felder, die oft kaum grösser sind als der Garten eines Einfamilienhauses zu Hause in der Vorstadt. Alle wirken tief versunken in ihre Arbeit. Ohne jede Hektik. Fokussiert und tiefenentspannt zugleich. Jeder Schritt führt weiter hinein in eine Welt, die in Europa schon seit Jahrhunderten Geschichte ist. Der Himmel verfärbt sich glutrot. Dann senkt sich die Dämmerung über das Tal. Vom Dorf herüber schallt der Ruf des Muezzin. Lena und Flo werden wiederkommen, inshallah!

TEXT UND FOTOS: CHRISTIAN PENNING


DMM DRAGON CAM Entscheidend für den guten Sitz eines Cams ist die Auflagefläche – und genau diese hat DMM bei der Neuauflage ihrer «Dragons» weiter verbessert. Die Klemmsegmente aus eloxiertem und heissgeschmiedetem Aluminium krallen sich noch besser in den Fels, die Verwindungssteifigkeit wurde erhöht. Die bewährte Doppelachsen-Konstruktion vergrössert den Klemmbreiten-Spielraum. Die verlängerbare Dyneema-Schlinge kann zusätzliche Expressen zur Verlängerung ersetzen. Weiteres Plus im Handling: Klemmkopf und Bandschlinge in unterschiedlichen Farben helfen, die verschiedenen Grössen leicht auseinanderzuhalten. x Gewicht:101 g (No. 1) x Preis: ab CHF 95.-

FIVE TEN VERDON VCS

T H C I LE N E G TRA AC T I R CO NT A R E T DEU EKKIN G SER IE TR

Ein präziser Kletterschuh, der trotzdem komfortabel ist – geht das? Mit seinem asymmetrischen Schnitt und der steifen Sohle nimmt es der Verdon VCS auf jeden Fall mit kleinsten Tritten und steilen Wänden auf. Der Sohlengummi – Stealth Rubber C4 – erzeugt unabhängig von der Felsart und -struktur eine gute Reibung und ist trotzdem dauerhaft. Die vorgeformte Mittelsohle unterstützt die Fussmuskeln. Das Obermaterial – gefüttertes Leder – gibt leicht nach, mit einem doppelten Klettverschluss kann der Schuh gut angepasst werden. x Gewicht: 540 g/Paar (UK 9) x Preis: CHF 159.-

Die Pala Pants macht viele Kletterabenteuer mit: Ein Materialmix aus abriebfestem Cordura, Merino, Nylon und Spandex machen die Hose robust, leicht und flexibel zugleich. Der 4-Wege-Stretch gewährt viel Bewegungsfreiheit am Fels, die Knie sind durch zusätzliche Verstärkungen geschützt. Am Bund nimmt ein weicher, elastischer Einsatz mit hohem Merinoanteil Feuchtigkeit rasch auf und leitet sie vom Körper weg. Zudem ist die Hose an der Hüfte weitenregulierbar, der Beinabschluss mit einem Gummizug verstellbar. Notwendige Kleinigkeiten finden in den zwei seitlichen Reissverschluss-Taschen und einer weiteren Tasche am Oberschenkel Platz, der Chalkbag lässt sich an einer separaten Schlaufe am Bund befestigen.

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Einfach erhaben – die Aussicht vom Bietschhorngipfel ßber das Rhonetal hinweg in die Walliser Alpen.

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EINSAM UND WILD «Ich habe manch wilde Bergspitze betreten, aber keine vermag es mit dem Felsgetümmel des Bietschhorns aufzunehmen.» Was Erstbesteiger Leslie Stephen 1859 notierte, verursacht bis heute Herzklopfen. Auf Tuchfühlung mit der schönsten Felspyramide über dem Rhonetal. scheint im Sommer 1859 nicht so einfach gewesen zu sein. So ist in Stephens Bericht zu lesen: «Der von feurigem Eifer beseelte Pfarrer schien sich den Kopf zu zerbrechen, wie man wohl genügend Eingeborene mit der nötigen Eigenschaft auftreiben könne, die er ‹Kurasche› nannte. So viele gute Bergsteiger waren kürzlich lahmgelegt worden. Der eine hatte die priesterlichen Weihen empfangen, der andere geheiratet. Nach Leners Ansicht war ein Ehemann nur noch als Träger, aber nicht als Führer zu gebrauchen.» Nun denn, die Zeiten ändern sich, mein Bergführer ist auch verheiratet, doch ich habe keinerlei Zweifel an seiner Kompetenz. Egon Feller, gebürtiger Ausserberger, kennt das Gebiet wie seine Westentasche. Wir treffen uns in Ausserberg an der Lötschberg Südrampe, folgen der Strasse zur Niwärch hinauf ins Baltschiedertal. Die historische Wasserführe Niwärch ist in steile Felsflanken gelegt, der Wanderweg daneben mitunter ein Balanceakt. Bald

Der schönste Zustieg führt durch das einsame Baltschiedertal.

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Für viele Walliser ist es der schönste Berg, und auch für mich kommt noch vor dem Matterhorn das Bietschhorn. Der Berg zeigt dem Rhonetal seine attraktivste Seite, eine aus Rinnen und Rippen unglaublich reizvoll modellierte Pyramide, an der ich mich nicht satt sehen kann. So schön und doch nicht überlaufen? Wie kann das sein? Wahrscheinlich deshalb: Auch die einfachsten Anstiege, die Normalwege über den Nord- und den Westgrat, sind im SAC-Führer als ziemlich schwierig und lang beschrieben. Und dann trennen den Gipfel ja auch noch 66 Meter von der magischen Viertausendergrenze, sodass die Trophäensammler wegbleiben. Warum der Ansturm am Bietschhorn ausbleibt, habe ich dann aber erst im Abstieg der Tour so richtig kapiert – in Anbetracht meiner Gummibeine, die nicht mehr so recht wollten. Eine Erfahrung, die wohl auch Leslie Stephen machte, schrieb er doch: «Beim Springen über Felsblöcke vergas-­ sen die Beine jedes Pflichtbewusstsein und gingen gesondert ihre eigenen Wege.» Am 13. August 1859 gelang dem Briten gemeinsam mit Lötschentaler Führern und Trägern über den Nordgrat die Erstbesteigung des Bietschhorns, und sein amüsant-ironischer Bericht darüber wurde später im «Alpine Journal» des britischen Alpenclubs veröffentlicht. Die Eroberung des Bietschhorns war Stephens Auftakt zu einer ganzen Serie von Erstbesteigungen wie Rimpfischhorn, Schreckhorn, Zinalrothorn, die ihn zu einem der prominentesten Bergpioniere im goldenen Zeitalter des Alpinismus erhoben. Die Suche nach geeigneter Begleitung

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Die Gratschneide am Bietschhorn hat es in sich.

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Eine steile Schneeflanke bildet den Auftakt zur Gratkletterei.

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verbreitert sich das Tal, begeistert mit idyllischen Alpböden, die im Frühsommer für ihre Blumenfülle bekannt sind. Egi deutet auf den markanten Spitz im Talschluss: «Unter den Flanken des Jägihorns kannst du schon die Hütte sehen.» Doch der Weg zieht sich. Kurzweilig geht es noch am lustig vor sich hin mäandernden Bach dahin, aber dann folgen endlose Serpentinen zur Baltschiederklause hinauf. Keine Einsiedelei, wie der Name vermuten liesse, sondern das Resultat einer Spende des Industriellen Julius Klaus unter der Bedingung, ihn in die Namensgebung der Hütte einzubeziehen. Hüttenwirtin Jolanda Stettler kann sich aber mitunter durchaus als Einsiedlerin fühlen, wenn an Schlechtwettertagen niemand den langen Weg zu ihr hinaufwagt. Doch heute präsentiert sich das Wetter von seiner besten Seite – traumhaft, die Abendstimmung auf der Hüttenterrasse. Über dem tiefen Einschnitt des Baltschieder- und Rhonetals leuchtet die Mischabelgruppe. Gleich neben der Hütte baut sich geradezu erschreckend imposant das Bietschhorn auf. An Schlaf ist nicht zu denken, meine Gedanken kreisen um die bevorstehende Tour. Auch das Müsli um halb vier Uhr mor-

gens hinunterzubekommen, fällt schwer. Zu viert brechen wir im Stockdunkeln auf. Die Lichtpegel der Stirnlampen huschen über den Fels und lassen Reflektoren erglimmen. Die Wegbauer haben sie angebracht, um die Route besser zu finden. Auf dem Gletscher hilft dann nur noch ein gutes Gespür für die richtige Linie. Gerade haben wir ein Stück Gratkletterei hinter uns und passieren eine steile Schneeflanke. Erst bei zunehmendem Licht erkennen wir, wie steil sie wirklich ist. Mir gefriert das Herz, obwohl wir dank guter Schneelage optimale Bedingungen haben. Endlich rückt der Grat wieder näher, wo ein Innehalten möglich ist, um die Morgenstimmung aufzusaugen. Im Rhonetal wabert der Nebel, darüber glühen die Bergspitzen von Rot bis Violett. Im Nordosten türmt sich das eisige Herz der Berner Alpen. Egi drängt. Der Weg ist noch weit. Eine schmale Schneeschneide, dann wieder Fels, in den die Steigeisen kratzen. Am glatten Turm, der Schlüsselstelle, bekomme ich Gänsehaut, aber dann bin ich oben, ehe ich mir Gedanken machen kann, warum. Am Gipfelkreuz ist noch nicht Endstation, erst die nächste Graterhebung ist der höchste Punkt, von dem sich ein schier


Früher Weckruf auf der Baltschiederklause (2783 m) – noch steht der Mond am Himmel.

INFO: BIETSCHHORN-ÜBERSCHREITUNG

ANREISE Beste Zugverbindungen nach Ausserberg. Mit dem Auto durch das Rhonetal bis Visp. Von dort wenige Kilometer nach Ausserberg am Südhang des Tals.

INFO Wallis Tourismus, Tel. 027 327 35 90, www.valais.ch Verkehrsverein Ausserberg, Tel. 027 946 63 14, www.sonnige-halden.ch Lötschental Tourismus, Tel. 027 938 88 88, www.loetschental.ch

GEHZEITEN von der Baltschiederklause 5 – 6 Std., 4 – 5 Std. Abstieg bis zur Bietschhornhütte BESTE ZEIT Juli bis September TALORT Ausserberg STÜTZPUNKTE Baltschiederklause, 2783 m, von Ausserberg ca. 6 Std., bewirtschaftet Anfang Juli bis Ende September, Tel. 027/952 23 65, www.baltschiederklause.ch. Bietschhornhütte, 2565 m, aus dem Lötschental ca. 3 Std., bewirtschaftet Mitte Juli bis Ende August, an Wochenenden von Ende Juni bis September, Tel. 079/305 85 94, www.aacb.ch/bietschhorn.php

BERGFÜHRER

ROUTE

Alpinschule Bietschhorn in Ausserberg, Tel. 027 923 09 03, www.alpinschule.ch; Egon Feller, Tel. 079 213 98 05

Von der Baltschiederklause südwestseitig des Jägihorns durch die Felsen, dann nordwestlich über den Üssre Baltschiedergletscher (Spalten) zum Baltschiederjoch (3195 m). Über Schneehänge südlich auf eine Felsrippe und zu P. 3477. Dann durch eine steile Schneeflanke (heikel bei Weichschnee oder Blankeis) auf den Nordgrat. Es folgt ein schmaler Schneefirst, dann exponierte Gratkletterei bis zum Gipfel. Vom Gipfelkreuz ein Stück auf dem gleichen Weg zurück bis zur Einmündung des Westgrats. Diesen zunächst direkt auf der Kammlinie hinunter, später werden einige Türme umgangen. Die beste Wegführung ist nicht immer gut ersichtlich. Zuletzt über Schutt und Blockwerk zum Bietschgletscher. Über den Firn westlich ins Bietschjoch (3174 m) aufsteigen, dann auf einem Serpentinenpfad zur Bietschhornhütte hinunter. Anstatt ins Lötschental abzusteigen, kann man auch durch das wildromantische Bietschtal direkt zum Ausgangspunkt zurückkehren (mehr Höhenmeter und Zeitaufwand).

KARTEN Swisstopo 1:25‘000, Blätter 1288 Raron und 1268 Lötschental oder 1:50‘000 Blätter 274T Visp und 264T Jungfrau.

LITERATUR Daniel Anker/Marco Volken: «Bietschhorn», AS Verlag, 2008. SAC Clubführer Berner Alpen Band 3, Christoph Blum, SAC Verlag 1994. «Hochtouren Berner Alpen», Ueli Mosimann, SAC Verlag 2006.

DIE TOUR Bietschhorn, 3934 m, Überschreitung, Nord- und Westgrat, 10 bis 11 Std., 1160 HM im Aufstieg, 1370 HM im Abstieg, ZS Anspruchsvolle Hochtour in kombiniertem Gelände. Die Gratkletterei bewegt sich überwiegend im II. Grad, es sind aber auch Passagen bis zum IV. Grad zu meistern. Die Schlüsselstellen sind mit Bohrhaken versehen.

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Das Bietschhorn (3934 m), im zum Kanton Wallis gehörenden Teil der Berner Alpen gelegen und seit 2001 auch Teil des UNESCO-­ Weltnaturerbes, ist trotz seiner Schönheit nicht überlaufen. Drei Gründe dafür: zu lang und zu anspruchsvoll der Zustieg, zu niedrig der Gipfel für 4000er-Sammler.

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Am Gipfelkreuz des Bietschhorns – Aufwärmen in der Morgensonne.

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endloser Weitblick bietet. Vom Monte Leone bis zum Mont Blanc ein strahlender Gipfelreigen über dem Rhonetal, zu Füssen im Westen die kläglichen Reste des Bietschgletschers, von Wüstenbergen überragt – welch ein Kontrast. Imposant stehen im Norden Doldenhorn und Blüemlisalp wie ein faltiger Reptilienrücken über der weiten Firnebene des Peterngrats. Weiter östlich beginnt eine geballte Gipfelorgie, aus der Jungfrau und Aletschhorn hervorstechen. Ich bin überwältigt, wie einst der Berner Edmund von Fellenberg, Mitbegründer des Schweizer Alpenclubs, der am 19. August 1867 mit Grindelwalder und einheimischen Führern erstmals über den Westgrat den Gipfel erreichte, und die Aussicht «als die allerschönste» bezeichnete, «welche unsere Alpen aufzuweisen haben. Ich glaube nicht, dass für eine Ansicht der Berner Alpen und der ganzen Walliser Kette ein Gipfel so frei steht wie das Bietschhorn.» Leslie Stephen hatte da weniger Glück. «Die Steilwände verloren sich beiderseits in brodeln-

de Wolken, die uns die Fernsicht raubten.» Aber er wusste, «nach Balls Alpenführer muss der Fernblick vom Bietschhorn einer der schönsten in den Alpen sein.» Aufgeputscht von der Pracht der Berge machen wir uns an den Abstieg auf Fellenbergs Spuren über den Westgrat, den er als äusserst brüchig beschrieb. Also immer dicht an der messerscharfen Gratschneide entlang, wo sich das Gestein noch am stabilsten gibt. Aber weiter unten müssen wir in die Südwand ausweichen, wo rutschender Schutt das Vorwärtskommen sehr heikel gestaltet. Immer wieder poltern Brocken in die bodenlose Tiefe. Jetzt verstehe ich Egi, der dem Nordgrat an Schönheit eindeutig den Vorrang gibt. Der Schutthaufen hat am Bietschgletscher endlich sein Ende. Doch der zehrendste Teil kommt erst jetzt. Die Muskeln sind müde, und der Abstieg ins Lötschental ist lang, wenn man die Bietschhornhütte nicht als Zwischenstation nimmt. Wir treffen sie im Winterschlaf an – schade. Seit ihrem Bau 1881 ist die Hütte in ihrem


ORTOVOX PIZ BADILE W PANTS Die Hochtouren-Softshellhose kombiniert extrem abriebfestes Cordura, temperaturausgleichende Merinowolle und hochelastisches Lycra. Bis zu 20 % dehnbar, macht die Hose jede Bewegung mit. Zugunsten einer hohen Wasserdampfdurchlässigkeit verzichtet die Piz Badile Pants auf eine Membran, ihren Wetterschutz erhält sie durch eine dauerhaft wasserabweisende Imprägnierung der Oberfläche. An der Hüfte lässt sich die Hose mittels Klettverschlüssen anpassen, am Beinabschluss reguliert ein Gummizug die Weite. Verstärkte Partien im Knöchelbereich schützen vor Tritt-Beschädigungen, mit einem Haken lässt sich der Beinabschluss zudem ähnlich einer Gamasche an der Schnürung der Schuhe befestigen. In drei Reissverschluss-Taschen kommen kleine Dinge sicher unter. Hingucker: Die Aussenseite der Beintasche ist aus gewalkter Wolle gefertigt. x Gewicht: 326 g (M) x Preis: CHF 239.-

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TEXT UND FOTOS: IRIS KÜRSCHNER

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BLACK DIAMOND MISSION 35 Für alpine Missionen: Der Rucksack von Black Diamond ist aus besonders reiss- und abriebfestem 420 Denier Nylon gefertigt. Spezielle Taschen an der Vorderseite sichern Steigeisen und Eisgeräte. Eine unter dem Deckel liegende Manschette plus verstaubare Seilriemen an den Rucksack-Aussenseiten fixieren das Seil. Durchdachtes Detail: Miteinander verbundene Schulterträger nehmen die Bewegung von Armen und Oberkörper auf und balancieren so das Gewicht des Gepäcks aus. Das Rückensystem lässt sich an die Körperform anpassen. Wenn jedes Gramm zählt, können Hüftgurt, Deckeltasche und Rückenplatte abgenommen werden. x Gewicht: 1’630 g (Grösse M/L) x Preis: CHF 169.-

Wegweiser

Urzustand geblieben. Bewirtet wird sie von der engagierten Anni Imstepf, die für ihre urige Herberge 2004 den Mountain Wilderness Preis «Wildnishütte des Jahres» erhalten hat. 2500 Höhenmeter Abstieg stecken in den Knochen, als wir endlich unten in Ried ankommen, wo gleich neben der Bushaltestelle das Hotel Nest- und Bietschhorn die Wartezeit auf das Postauto versüsst. Im Gästebuch haben sich die Pioniere verewigt, auch Meta Brevoort, die mit ihrem Neffen W.A.B. Coolidge im September 1871 als erste Frau auf dem Bietschhorn stand. Ihren Bericht über diese dritte Bietschhorn-Besteigung durfte sie nur unter dem Namen ihres Neffen in der Zeitschrift des britischen Alpenclubs, damals ein reiner Männerverein, veröffentlichen. Hündin Tschingel hingegen, die Meta auf zahlreichen Gipfeltouren begleitet hatte, war zum Ehrenmitglied ernannt worden.

Für klassisches Bergsteigen und Gletschertouren: Das leichte Steig­ eisen Vasak II Leverlock Universal ist mit 12 Zacken ausgestattet und eignet sich für den Einsatz in steilen Flanken und Couloirs. Die horizontale Ausrichtung der Front-Zacken erleichtert das Gehen auf hartem Schnee. Mit dabei: das sogenannte Antisnow-System, welches das Anstollen von Schnee unter den Steigeisen verhindert. Das Vasak kann wahlweise über einen Riemen oder einen Bügel am Vorderschuh und mittels Kipphebel an der Ferse befestigt werden. Entsprechend kann es an allen festen, bedingt oder voll steigeisentauglichen Bergund Skischuhen angebracht werden.

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«UND IN DEN FERIEN? K ­ LETTERN!» Rebekka Stotz (24) und Beni Blaser (26) gehören zu den ­besten Sportkletterern der Schweiz. Bei den von Bächli Bergsport unterstützten Athleten gehen Freizeit und Ferien komplett fürs Klettern drauf. Dennoch haben die beiden nicht das Gefühl, auf etwas

Gipfeltreffen

verzichten zu müssen. Ein Gespräch in der Filiale Bern.

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Beni Blaser und Rebekka Stotz in ihrem Element: Das Foto-Shooting bei Bächli Bergsport Bern war eine willkommene Abwechslung.


visualimpact.ch | Rainer Eder

Ob in der Halle oder am Fels: Benis Antrieb beim Klettern ist die Leidenschaft.

Wie viele Stunden trainiert ihr pro Woche? Beni: Das variiert stark. Ich trainiere im Drei-Wochen-Turnus: die erste Woche mit 80 Prozent, die zweite mit 100 Prozent, die dritte mit 120 Prozent Belastung. 100 Prozent sind ungefähr sechs Trainingseinheiten. Bei 120 Prozent werden es schon 12 bis 15 Stunden. Rebekka: Bei mir schwankt es auch. Am liebsten trainiere ich jeden Tag. Leider schaffe ich das aktuell nicht ganz. Ich versuche aber auf vier- bis fünfmal pro Woche zu kommen. Wenn ich wenig Zeit habe, ver-

suche ich in wenigen Stunden sehr intensiv zu trainieren. Habe ich Zeit, verbringe ich schnell mal einen ganzen Tag in der Halle, da summieren sich dann die Stunden. Wie könnt ihr den Spitzensport mit Beruf oder Studium vereinbaren? Beni: Sehr gut. Ich habe das Glück, dass ich mein 80-Prozent-Pensum als Bergsportberater bei Bächli auf fünf Tage verteilen kann. Das bringt viel mehr, als wenn ich einen ganzen freien Tag hätte: Ich kann ja nicht alle Trainings an einem Tag machen ... Rebekka: Ich studiere Physiotherapie in Landquart. Dort gibt’s leider keine Kletterhalle, dazu müsste ich nach Zürich fahren. Da ist der Weg dann schon lang. Zum Glück hat mir ein Nachbar angeboten, in seinem Keller für mich allein zu trainieren. Das war die Rettung. Doch jetzt beginnt dann mein 100-Prozent-Praktikum. Ich weiss noch nicht, wie ich das mit dem Klettern unter einen Hut bringe, denn meine vier Wochen Ferien gehen schon jetzt allesamt für Wettkampftage drauf. Aber irgendwie geht es dann schon (lacht). Was ist der Antrieb dafür, einen solchen Aufwand zu betreiben? Rebekka: Ich mach’s einfach gern! Wenn ich frei habe, will ich in die Halle. Wir sind ein cooles Team und die Freizeit verbringt man ja am liebsten mit den Kollegen. Wenn die eh auch am Fels oder in der Halle sind, ergibt sich das automatisch. Beni: Die Leidenschaft ist der Antrieb. Ich bin zwar nicht in einer Kletter-Familie auf-

Gipfeltreffen

Wann habt ihr zum letzten Mal eine lange Kletterpause eingelegt? Rebekka Stotz: Ich mache immer um Weihnachten und Neujahr zwei, drei Wochen Pause, wenn die Saison vorbei ist. Dann kann ich runterfahren und mich wieder neu motivieren. Beni Blaser: Das mache ich genauso: Die Boulder-Saison ist Ende September fertig, dann mache ich so zwei Wochen Pause. Unlängst musste ich auch vier Tage pausieren: Die Haut an meinen Fingern hatte so gelitten, dass ich sie schonen musste (zeigt seine Finger). Hier hat es einen Bluterguss, und die Hornhaut an den Kuppen muss man abschleifen. Sonst drückt es sie durch die Belastung unter den Nagel. Das ist sehr schmerzhaft. Und man beginnt schneller zu schwitzen. Rebekka: Genau, dann wird es viel schwieriger, sich festzuhalten (zeigt ihre Finger). Ja, Finger- oder Fussmodel können wir nicht werden (lacht).

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thecircuitclimbingmedia

«Es braucht Ehrgeiz, um nach vorne zu kommen.»

gewachsen, aber es gehört für mich schon so lange dazu, dass es gar nicht mehr wegzudenken ist.

Gipfeltreffen

Spitzensport bedeutet in vielen Fällen auch Verzicht. Wie sieht das bei euch aus? Rebekka: Es fühlt sich nicht nach Verzicht an. Wenn ich Ferien habe, gehe ich gern ebenfalls klettern, zum Beispiel in Spanien oder Frankreich. Vielleicht kann ich mal nicht mitgehen, wenn jemand am Freitagabend fragt, ob ich noch in den Ausgang komme, wenn am Samstag ein Weltcup ansteht ... Beni: Mir fällt es nicht schwer, auf Ausgang zu verzichten. Ich bin nicht so der Typ dazu. Wenn du mit dem Regionalkader am Freitagabend Training hast und um elf heimkommst, hast du eh keine Lust mehr, rauszugehen.

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Beim Klettern muss man aber zum Beispiel aufs Gewicht schauen: Müsst ihr beim Essen auf nichts verzichten? Rebekka: Ich esse alles, einfach mit Mass. Das Gewicht ist zwar schon relevant, aber die Energie muss auch irgendwo herkommen. Es gibt sicher Athleten, die untergewichtig sind. Es gibt aber auch Vorbilder, die normalgewichtig und gesund sind. Etwa Anna Stöhr, die super klettert. Beni: Bouldern und Lead-Klettern lassen sich etwa mit Sprint und Langstreckenlauf vergleichen. Dafür brauchen die Athleten auch unterschiedliche körperliche Voraussetzungen. Ich bouldere mehrheitlich, bin also eher kräftig und explosiv und darf etwas mehr wiegen. Ich habe keinen Ernährungsplan und zähle keine Kalorien, handle nach meinem Empfinden. Rebekka: Ich bouldere am Anfang der Saison mehr, später klettere ich mehr Lead: Dort verbrenne ich etwas mehr Kalorien, jedenfalls verliere ich dann fast automa-

tisch ein, zwei Kilos. Wie wichtig ist der Ehrgeiz für den sportlichen Erfolg? Rebekka: Den braucht’s glaub schon, um nach vorne zu kommen. Der Kopf muss wollen. Beni: Man muss sehr diszipliniert sein, keine Frage. Im Regionalkader hatten wir nur ein Training pro Woche, für den Rest war man selber verantwortlich. Niemand kontrolliert das. Ich mache zu Hause öfter Krafttraining. Dazu braucht es den Willen, am Morgen aufzustehen und das durchzuziehen. Aber ich sage mir, dass die anderen auch nicht schlafen. Dann mach ich gleich noch eine Einheit mehr. Als ich im Alter von 14 Jahren ins Nationalkader aufgenommen wurde, fiel ich im Jahr darauf gleich wieder raus. Das gab mir den Ansporn, noch mehr zu trainieren. Mit 16 wurde ich wieder aufgenommen. Besteht da nicht die Gefahr, zu viel zu trainieren? Beni: Sicher nicht zu wenig. Aber es gibt immer wen, der mehr investiert. Ab und zu muss ich mir aber schon eine Pause verordnen. Ich merke manchmal, dass es nicht gut wäre, wenn ich weitermache. Dann mache ich wirklich nichts. Aber dann kommt gleich eine andere Stimme: Jetzt hast du nichts gemacht und fällst zurück. In diese Spirale darf man nicht reinkommen. Rebekka: Ich mag das Gefühl sehr, wenn ich nach dem Training ausgepumpt und richtig kaputt bin. Aber ich konnte während der Schulzeit mehr trainieren als heute. Ich mag mein Studium aber. Es ist gut, dass sich nicht alles ums Klettern dreht. Wie hat sich das Wettkampfklettern in der Halle in den letzten Jahren verändert? Rebekka: Das Bouldern ist viel koordina-


tiver geworden. Früher machte man mehr mit Halten und Old-School-Griffen ... Beni: ... ja, man konnte mit Kraft mehr wettmachen. Zu Wolfgang Güllichs Zeiten war das ganze Training nur auf Kraft ausgerichtet. Heute ist es öfter eine Herausforderung, in den fünf Minuten Zeit pro Boulder den richtigen Lösungsweg zu finden. Die Denkarbeit ist ein wichtiger Faktor. Rebekka: Heute gibt es auch mehr Sprünge, damit der Sport für die Zuschauer attraktiv ist. Ihr seid beide im Nationalkader, in der breiten Öffentlichkeit kennt man euch aber kaum. Nervt das manchmal? Rebekka: Der Aufwand ist wie bei jedem Spitzensport sehr gross. Man trainiert fast jeden Tag. Im Fussball kann jeder Zweite davon leben, beim Klettern kaum jemand. Das ist der Nachteil davon, dass Klettersportler nicht so bekannt sind. Deshalb setzt man in der Schweiz nicht ganz auf diese Karte. Beni: Das sehe ich auch so. In den USA etwa

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DISZIPLINEN DES WETTKAMPFKLETTERNS LEAD- BZW. SCHWIERIGKEITS-KLETTERN Die Kletterer versuchen, eine ihnen unbekannte Route im Vorstieg möglichst weit zu klettern. Die Routen sind mindestens 15 Meter lang und können vorher 5 Minuten besichtigt werden.

BOULDERN Die Athleten klettern ungesichert drei bis vier Meter hohe Boulderprobleme in möglichst wenig Versuchen. Pro Wettkampf sind vier bis sechs Boulder zu bewältigen.

SPEED Die Kletterer sind im Toprope gesichert, die Route muss so schnell wie möglich geklettert werden. Im K.o.-System treten immer zwei Kletterer gleichzeitig auf zwei identischen Routen nebeneinander an.

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PHOTO : GARRETT GROVE


Rebekka: «Benis Fingerkraft ist top.»

Beni ist sich sicher: «Klettern werde ich auch in zehn Jahren noch.»

hat das Sportler-Sein einen viel grösseren Stellenwert. Da können viele Kletterer von Sponsorengeldern leben. Und in Frankreich oder Österreich kann man als Armeesportler eine Profi-Karriere machen.

Gipfeltreffen

Und ihr? Könnt ihr dank euren Individualsponsoren eure Spesen decken? Rebekka: Meine Individualsponsoren Bächli Bergsport, Scarpa und Black Diamond versorgen mich mit Material, das ist wichtig für mich. Ich wohne noch zu Hause, meine Eltern unterstützen mich voll. Ich habe kein Einkommen, da ich neben der Ausbildung und dem Klettern nicht arbeiten kann. Das Generalabonnement ist jeweils ein Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk. Und Preisgelder gibt es kaum: Für einen Schweizermeistertitel gibt es 500 Franken. Beni: Damit ist dann das Wochenende bezahlt (lacht). Immerhin bezahlt uns der SAC die Flüge und die Hotels, wenn man die Selektion erfüllt. Das ist super. Und für einen Weltcup-Sieg gäbe es theoretisch rund 3500 Euro, aber dazu braucht es dann schon viel.

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Beni, letztes Jahr hast du mit Kevin Heiniger per Crowdfunding zweimal 2000 Franken gesammelt, um an den Weltcup-Turnieren in China und Japan teilnehmen zu können. Eine gute Alternative? Beni: Ja, wir haben das Ziel sogar etwas übertroffen. Aber so ein Crowdfunding kann man nicht jedes Jahr machen.

Wo liegen eure Stärken im Klettern? Beschreibt euch mal gegenseitig. Beni: Rebi ist stark in eher flachem Gelände, wenn es sehr technisch ist. An Elementen, die man über die Ecke halten muss, und in Routen, bei denen man etwas studieren muss. Rebekka: Benis Fingerkraft ist top. Er ist stark bei minimalen Griffen und kleinen Sprüngen, er ist sehr dynamisch und explosiv unterwegs. Welche Schwierigkeitsgrade klettert ihr am Fels? Rebekka: Das schwerste war bisher 8c und beim Bouldern 8a. Beni: Am Seil war der Peak bis jetzt bei 8c+, beim Bouldern habe ich mehrere 8b geschafft. Da wäre ein Schritt nach oben das nächste Projekt. Und wo klettert ihr draussen am liebsten? Rebekka: Ich bin gern im Tessin und war auch schon mal in Spanien. Sehr gerne würde ich mal in Südafrika klettern oder in Norwegen. Beni: Ich war schon in Skandinavien, in Schweden. Mir hat Kalymnos sehr gut gefallen. Da war ich letztes Jahr das erste und sicher nicht das letzte Mal. Aber man muss eigentlich gar nicht weit reisen: Die Schweiz ist ein absolutes Kletterparadies. Ich bin öfter im Wallis. Und das Averstal ist als Kletterdestination so bekannt, dass auch viele internationale Profis extra herkommen. Aber Südafrika würde mich auch reizen. Welches sind eure sportlichen Ziele für 2016? Rebekka: Sicher die Weltmeisterschaften im September in Paris. Das war letztes Mal sehr cool. Speed ist nicht so meine Diszi­ plin, aber Lead und Bouldern, deshalb kann ich mir vorstellen, auch in der Kombination zu starten. Beni: Paris ist schon präsent. Aber mein Ziel ist eher, dass ich nach den Wettkämp-


fen zufrieden sein kann. Ich möchte das Gefühl haben, dass ich meine Leistung abrufen konnte. Meist schleichen sich kleine Fehler ein, sodass man im Nachhinein immer daran herumstudiert.

Beni: Ich will den Boulder «Dreamtime» in Cresciano schaffen. Der hat das Level 8c und wurde von Kletterlegende Fred Nicole im Jahr 2000 erstbegangen. Das hätte für mich einen schönen Symbolwert.

In welchen Bereichen war Klettern für euch eine Lebensschule? Rebekka: Bei Prüfungen im Studium kommt mir zugute, dass ich mit Nervosität umgehen und Leistungen zu einem bestimmten Zeitpunkt abrufen kann. Man lernt beim Klettern, mit Hochs und Tiefs umzugehen, und wird früh selbstständig, weil man so viel unterwegs ist. Man lernt, seine Zeit einzuteilen. Beni: In Bezug auf die Disziplin: Früher war ich chaotisch. Aber wenn man drei, vier Rucksäcke liegen gelassen hat, lehrt es einen schon, seine Dinge beieinander zu halten.

Wo seht ihr euch in zehn Jahren? Rebekka: Ich werde sicher immer noch klettern und als Physiotherapeutin arbeiten. Vermutlich mache ich dann mehr Touren draussen, Mehrseillängen. Beni: Klettern werde ich bestimmt immer noch, aber weniger als heute. Vielleicht surfe ich dann mehr, das kommt heute zu kurz. Und ich werde mehr Velofahren. Schon heute lege ich den Arbeitsweg von 30 Kilometern im Sommer mit dem Velo zurück. Wer weiss, vielleicht klettere ich dann mal in der Eigernordwand?

Habt ihr einen Traum für die Zukunft? Rebekka: Bis jetzt hab ich immer eher kleine Projekte gemacht. Irgendwann möchte ich mal ein grösseres Projekt am Fels anpacken.

INTERVIEW: MIA HOFMANN / THORSTEN KALETSCH FOTOS: ROB LEWIS / ZVG

UNBESCHWERT STATT NUR LEICHT Leichtes Gewicht ist nur gut, leicht richtiges Gewicht ist Ein Zelt sollte nicht zu tragen sonbesser. In robust diesemgenug Frühjahr Fjällräven dern auch seinbringt um zuverlässigen 16 vollständig überarbeitete Zelte auf den Schutz zu bieten. Markt, die leichter und strapazierfähiger Fjällräven präsentiert für dieses Frühjahr 16 sind als jeüberarbeitete zuvor. Wie immer wir Spagat beim komplett Zelte,legen die den Design unserer Zelte aber nicht und nur Wert auf zwischen Leichtgewichtigkeit höchster Leichtigkeit. Alle neuen Zuverlässigkeit schaff en.Modelle überzeugen durch dieein perfekte Balance aus geringem Denn Fjällräven-Zelt muss sich nicht Gewicht und hervorragender nur auf der Waage sondern vorZuverlässigkeit; allem auch in ein Praxis Fjällräven-Zelt sollte sowohl in der Wildder bewähren. Dabei setzt Fjällräven nis nachhaltige als auch auf der Waage eine gute Figur auf Materialien und verwendet machen. Ausserdem verwenden wir bei der beispielsweise ausschließlich fluorcarbonfreie Imprägnierung keine Fluorcarbonen (PFC), (PFC-freie) Imprägniermittel sowie umweltund das gesamte Aluminium wird mit umfreundlich anodisierte Aluminiumteile. weltfreundlichen Methoden anodisiert. Das Das Ergebnis sind strapazierfähige, langleErgebnis langlebige die in jedem bige Zelte,sind die selbst hartenZelte, Beanspruchungen Gelände und zu Zelte, jeder Jahreszeit gewachsen sind. bei denen maximal neben einer beansprucht werden können – mit gutem Unbeschwertheit auch das gute Umweltgewissen Gewissen. inklusive ist.

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Hochgenuss

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Der Wurst verschrieben: Seit 端ber 65 Jahren stellt Renato Giovanoli W端rste und Trockenfleisch auf traditionelle Art her.


ES GEHT UM DIE WURST Alles Käse oder was? Nein, die Schweiz ist auch ein Land der Würste: Über 400 Sorten gibt es. Viele der lokalen und regionalen Spezialitäten erfreuen das Herz und die Geschmackspapillen von Bergsteigern.

Das Land der Würste Allein in der Schweiz gibt es rund 400 Wurstsorten. Eingeteilt werden sie in die Kategorien Rohwürste, Brühwürste und Kochwürste. Rohwürste wie Salami, Salsiz oder Waadtländer Saucisson werden aus

zerkleinertem Fleisch und Speck hergestellt und luftgetrocknet oder geräuchert. Für Brühwürste erhitzen die Metzger die Fleischmasse. Bekannteste Beispiele dafür sind Cervelats, Wienerli und Bratwürste. Die Kochwürste ihrerseits werden gebrüht, gebacken oder gekocht. Als Zutaten kommen hier bereits vorgekochtes Fleisch, Innereien und Speck (oder beides) zum Einsatz. Blut- und Leberwürste, Terrinen und Sulzspezialitäten sind die bekanntesten Vertreter dieser Gattung. Bei einem Streifzug durch die Wurstlandschaft der Schweiz kommt man am flächenmässig grössten Kanton nicht vorbei: Graubünden hält für Wurstliebhaber besonders viele Köstlichkeiten bereit, die in Höhenlagen geräuchert oder getrocknet werden. Ob Mortadella aus dem Puschlav, Trockenwurst, Salsiz, Beinwurst, Hauswurst oder Andutgel: Die Vielfalt ist beeindruckend, der Genussfaktor unvergleichlich. Viele dieser Spezialitäten werden noch heute nach Rezepten hergestellt, die über Jahrhunderte überliefert wurden.

Salsiz: die Wurst mit Höhengrenze Der Inbegriff der Bündner Trockenwurst ist der Salsiz: Er galt bei Hausmetzgern seit jeher als besonders edle und «gute» Wurst. Zur Herstellung braucht es sehnenfreies Muskelfleisch, das man von Hand mit Speck vermengt. Das Wurstbrät wird gewürzt und

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Keine Frage: Bergsteigen verbraucht viel Energie, weil der Körper dabei fast ununterbrochen in Bewegung ist, die Konzentration hoch gehalten wird. Wer nicht will, dass die Leistungsfähigkeit auf einer mehrstündigen Tour leidet, muss dem Körper deshalb nicht nur genügend Flüssigkeit zuführen. Auch die ständige Energiezufuhr ist ein Muss – am besten in Form leicht verdaulicher, kohlehydratreicher Nahrung. Das Schöne dabei: Wer sich sportlich betätigt, kann sich ohne schlechtes Gewissen auch mal ein deftiges Stück Wurst gönnen, das neben wichtigen Proteinen auch etwas Fett liefert. Natürlich hat das Zeitalter der isotonischen Getränke, der ausgeklügelten Energie-Riegel und des «Functional Food» auch bei den Wanderern und Alpinisten Einzug gehalten. Trotzdem packen viele neben Trockenfrüchten, dem «Gipfelwein», einem Stück Brot und Käse auch eine Wurst in den Rucksack. Ob Landjäger, Salami, Cervelat oder lokale Wurstspezialität aus der Zielregion: Zu einem rundum gelungenen Bergerlebnis gehört fraglos auch der kulinarische Hochgenuss während den Pausen.

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AUF ZUR WURST! Für genussvolle und lehrreiche Wursterlebnisse bieten sich in der Schweiz viele Ausflüge an. Hier vier aussergewöhnliche Tipps:

IN ZWEI RÄUCHEREIEN im Berner Jura gibt es besonders viel zu entdecken: im «Fumoir de Champoz» in der Nähe von Moutier auf über 850 Metern über Meer und im Maison du Banneret Wisard. Mit Baujahr 1535 gehört die Räucherei in Grandval zu den ältesten Häusern des Juras und der Schweiz. www.banneret-wisard.ch www.fumoirchampoz.ch

AUF DEM MALOJAPASS zeigt Landwirt und Metzger Renato Giovanoli, wie man Salsiz nach alter Väter Sitte herstellt. Im Weiler Pila auf 1830 Metern über Meer verwurstet er seit über 65 Jahren Biofleisch nach altem Familienrezept, inzwischen wird er dabei von seiner Tochter Tanja unterstützt. Durch zahlreiche Porträts in Zeitschriften und im Fernsehen gehört er mit seiner imposanten Erscheinung inzwischen zu den bekanntesten Metzgern der Schweiz. Seine Salsizwürste – unter anderem auch aus Gamsfleisch – werden einen Tag lang über glimmenden Wacholderzweigen und glimmendem Sägemehl aus einheimischen Tannen geräuchert. Sein Erfolgsrezept: «Gutes Fleisch gibt gute Wurst.» Salumeria Giovanoli, Pila, 7516 Maloja. Tel. 081 824 31 13.

AUCH ZAHLREICHE BERGHÜTTEN bieten Wurstspezialitäten an, um Wanderer und Alpinisten zu verköstigen. Ein Insidertipp ist etwa die Leglerhütte des SAC auf 2273 Metern über Meer. Hier servieren die Hüttenwarte Sara und Romano Frei-Elmer ihren Gäste seit Jahren eine Glarner Spezialität, die geschmacksintensive Chlytaler Wurst mit wenig Fett. Sie ist etwas dicker und kürzer als ein herkömmlicher Schüblig. Hergestellt wird sie von der Metzgerei Kern in Ennenda. Lange ist die Wurst in der Leglerhütte vermutlich nicht mehr erhältlich: Nach Abschluss des Betriebsjahres 2016 und insgesamt 13 Saisons ziehen Sara und Romano Frei-Elmer talwärts und übernehmen beim Stausee auf Mettmen das neue Berghotel. Ihre Nachfolgerin in der Leglerhütte, Simone Landolt, stellt aber bereits eine Wurstspezialität in Aussicht, vermutlich aus der «Fischli Metzg» in Näfels.

Hochgenuss

www.leglerhuette.ch www.berghotel-mettmen.ch

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Renzo Blumenthal ist überzeugter Bio-Landwirt.

mit Wein aromatisiert. Abgefüllt in Schweine- oder Kollagendarm werden die Würste danach kalt geräuchert. Anschliessend erhalten sie durch Pressung ihre charakteristische Form und werden sechs bis acht Wochen luftgetrocknet – bis sie mit dem typischen weisslichen Edelschimmel überzogen sind. Dieses Verfahren darf traditionellerweise nur oberhalb von 1200 Metern über Meer angewendet werden. Zu den berühmtesten Herstellern von Salsizwürsten gehört der innovative Metzger Ludwig Hatecke aus Scuol. Seine Wildspezialitäten in perfekt dreieckiger Form sind fast schon legendär. Er verwende nur erstklassiges Fleisch aus der Region sowie alpines Wild und gehe sparsam mit Gewürzen um, sagt Hatecke. Die Kunst liege darin, so wenig Salz als möglich für die Konservierung zu verwenden.

Andutgel: der kleine Bruder Etwas im Schatten des Salsiz steht der Andutgel, eine Bündner Oberländer Variante der berühmten Trockenwurst. Ihr rätoromanischer Name ist vermutlich vom lateinischen Wort «inductile» («zum Überziehen geeignet») abgeleitet. Wird jemand auf Romanisch als «Andutgel» bezeichnet, ist dies ein spöttischer Hinweis auf seine Leibesfülle. Einer der bekanntesten Produzenten der traditionellen Sonntagswurst Andutgel ist der ehemalige Mister Schweiz Renzo Blumenthal. Auf seinem Bauernhof in Vella im Val Lumnezia züchtet der Meisterlandwirt Schweine. Seine Bio-Wurstspezialitäten sind in seinem Online-Shop erhältlich.


Ein Himmel voller Würste – auf das Räuchern folgt das Trocknen.

Spezialitäten für Insider Noch weniger bekannt ist die Engadiner Hauswurst, deren Schweinefleischanteil mit 15 Prozent (bei 70 Prozent Rindfleisch und 15 Prozent Halsspeck) deutlich tiefer ist als beim Salsiz und beim Andutgel. Früher enthielt diese Brühwurst, die 20 bis 40 Minuten lang in 75 Grad warmem Wasser ziehen muss, auch Innereien. Gar als «Gesindewurst» verrufen war einst die Bündner Beinwurst, eine wahrlich imposante Wurstknolle. Sie enthält neben groben Fleischstücken auch Teile wie Schwänzchen oder

Öhrchen. Den Namen hat diese Spezialität von den Knochen- und Knorpelanteilen. Ihre Kochzeit beträgt bis zu vier Stunden.

Geadelt von Slow Food Als «beste Wurst des Landes» gilt indes die Mortadella di Poschiavo. Zumindest, wenn es nach der Organisation Slow Food geht, die diesen Titel in einer nationalen Wurstdegustation verliehen hat. Slow Food ist eine Vereinigung mit 100‘000 Mitgliedern in über 160 Ländern. Sie steht für genussvol-

Arktische Wunderwelt auf Skis – Grönland und Spitzbergen Genuss-Skitouren an der arktischen Ostküste über Fjorden, Eisbergen und Gletschern. Übernachtung in geheizten Häusern in Inuit-Siedlungen, Transfers mit Hundeschlitten. 17.03. – 30.03.2017 / 14 Tage, Fr. 6450.–

Grönland – Karale Haute Route Ski-Expedition in fantastischer arktischer Bergwelt, wunderbare Stimmungen und Panoramen in klarem Licht. Gipfelbesteigungen mit herrlicher Fernsicht. 21.04. – 07.05.2017 / 17 Tage, Fr. 6950.–

Spitzbergen – Atomfjella

Skidurchquerung mit Zelt, Ski und Pulka im Hochgebirge von Spitzbergen, unterschiedlichste, atemberaubende, arktische Berglandschaften, zahlreiche Genuss-Skitouren. 23.04. – 07.05.2016 / 15 Tage, Fr. 6650.–

Spitzbergen Durchquerung

Einzigartige Skidurchquerung über 140km durch die Gletscherwelt der grossen Spitzbergen-Insel. Etappentage wechseln regelmässig mit Skitourentagen ab. 01.06. – 17.06.2017 / 17 Tage, Fr. 5950.– Gerne informieren wir Sie ausführlich auf www.berg-welt.ch oder persönlich: berg-welt ag, 3612 Steffisburg Tel. 033 439 30 15, mail@berg-welt.ch

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Grönland – Skitourenreise

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genussvolle berg-reisen weltweit


dem Grill oder in der Pfanne anbraten kann. Luganighe bestehen aus Schweinefleisch, Brustspeck, Rindfleisch und Schwarten. Auch Rotwein wird für die Herstellung neben Gewürzen wie Pfeffer, Muskatnuss, Nelken und Zimt gebraucht.

les, bewusstes und regionales Essen und setzt damit einen Kontrapunkt zum weltweit uniformen Fast Food. Dass es auch Mortadella aus der Schweiz gibt, hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Vielleicht auch besser so: Die Spezialität aus dem italienischsprachigen Südtal Graubündens ist eine echte Exklusivität. Sie ist wesentlich kleiner als die berühmte Mortadella aus Bologna und wird warm gegessen, am besten mit Kartoffeln oder Pizzoccheri. Ihre Zusammensetzung ist Betriebsgeheimnis der Metzgerei Zanetti aus Poschiavo.

Bestseller & Entdeckungen

Hochgenuss

Die mit Abstand am meisten verkaufte Bündner Wurst ist jedoch das bleistiftdünne Minipic. Die Stäbchen aus der Grischuna-Fleischtrocknerei Churwalden sind besonders bei Kindern als «Znüni» oder Schulreise-Proviant sehr beliebt. Sie bestehen aus Rinds- und Schweinefleisch, werden geräuchert und getrocknet und vor dem Verkauf von ihrer Haut befreit. Doch auch in anderen Kantonen kommen Liebhaber exquisiter Würste auf ihre Rechnung. Im Tessin zum Beispiel gibt’s neben der berühmten Salami noch andere Spezialitäten zu entdecken – zum Beispiel Cotechino, Luganighetta oder Mortadella di fegato (gefüllt mit Hackfleisch und Schweinsleber).

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Die irreführende Berner Zungenwurst Nicht aus Zunge, sondern aus Rind-, Schweinefleisch und Speck wird die Berner Zungenwurst gemacht. Wie es zum irreführenden Namen kam, ist unklar. Eine These ist das «Verrutschen» beim Lesen des «Neuen Berner Kochbuchs» von 1835. In diesem Standardwerk stehen die Rezepte für «Zungenwurst» und «Hammenwurst» direkt untereinander. Und die Rezeptur der heute bekannten Berner Zungenwurst ist mit der darin aufgeführten «Hammenwurst» praktisch identisch. Die Zungenwurst besteht aus feinem Brät und grob gehacktem Wurstfleisch. Der Wurstmasse werden für den typischen Biss noch Stücke aus der Schweinsschulter beigemischt.

Sieben IGP-Spezialitäten

Luganighe und Risotto

Zu den regionalen Produkten, die vom Bundesamt für Landwirtschaft durch das Label IGP (Indication géographique protégée) geschützt sind, gehören auch sieben Wurstspezialitäten. Darunter die Glarner Kalberwurst (eine weisse Brühwurst, die gekocht oder gegrillt wird), die St. Galler Bratwurst, die St. Galler Kalbsbratwurst und die Olma-Bratwurst. Aber auch die Waadtländer Kabiswurst (Saucisse aus choux), der Waadtländer und der Neuenburger Saucisson sowie die geschmacksintensive Saucisse d’Ajoie. In der Deutschschweiz weniger bekannt ist die Longeole, eine mit Fenchelsamen gewürzte Rohwurst aus dem Kanton Genf.

Perfekt zu einem sämigen Risotto passen die Luganighe. Dabei handelt es sich um «Rohwürste mit abgebrochener Reifung», die man nach dem Kochen auch noch auf

TEXT: THORSTEN KALETSCH FOTOS: DAN PATITUCCI /  BLUMENTHAL / PROVIANDE


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Grosse Freiheit: Wer das – gar nicht mehr so hohe – Zusatzgewicht eines Zelts erträgt, gewinnt vor allem eines: Unabhängigkeit.

DER STOFF, IN DEM DIE TRÄUME SIND Eigentlich ist das Hütten-Netz der Alpen so dicht, dass heute niemand mehr mit einem Zelt in die Berge ziehen muss. Für Trekkings abseits ausgetretener Pfade, Expeditionen oder die ganz grosse Berg-Freiheit braucht es aber immer noch die eigenen vier (Stoff-)Wände. Zumal heutige Top-Zelte mit erhöhtem Komfort bei immer gerin-

Expert

gerem Gewicht aufwarten. Worauf kommt es bei der Auswahl an?

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Kennen Sie «Glamping»? Der zweifelhafte Trend hat zuletzt die in viele Richtungen wachsende Outdoor-Branche erreicht. «Glamping», glamouröses Camping also, sei das nächste grosse Ding, beschwören einige Medien. Im Grunde ist Glamping der Versuch, die Waage zwischen Behaglichkeit und Abenteuer so einseitig wie möglich zu belasten. Lagerfeuer mit WiFi, fest installiertes Badezimmer im Zelt – kein Wunder, dass der Trend hitzig diskutiert wird und mit «Bamping» (Basic Camping) bereits eine Gegenbewegung herbeigeschrieben wird. Bergsportler können über

all das vermutlich nur müde lächeln. Eine alpine Version des Glampings ist durch die Unvollkommenheit der menschlichen Wirbelsäule bereits im Ansatz zum Scheitern verurteilt. Denn wer sich selbst für Hüttennächte den Griff der Zahnbürste absägt, schaut naturgemäss auch beim Zeltkauf zuallererst aufs Gewicht. Andrea Brändli, seit 2015 Zeltexpertin bei Bächli Berg­sport, kann das bestätigen: «Geringes Gewicht ist natürlich ein grosses Thema in allen Bereichen.» Noch wichtiger aber ist es, das richtige Zelt für den jeweiligen Anwendungsbereich zu finden.


Die erste Frage, die sich Zeltkäufer stellen sollten, ist also nicht «Wie schwer?», sondern «Wofür»? Wer eine Behausung für eine Skidurchquerung der norwegischen Hardangervidda sucht, hat andere Ansprüche als der Teneriffa-Trekker. Und wer sein Basecamp unter einem 7000er aufschlägt, braucht mehr als ein 3-Season-Zelt. Wer wiederum in den Alpen unterwegs ist, wird sich des Öfteren zwischen einem Tunnelund Kuppelzelt entscheiden. Auch zur Wahl stehen sogenannte Geodätzelte mit drei oder mehr Gestängebögen. Die Zeltkonstruktion ist so angelegt, dass es mehr Kreuzungspunkte als Zeltstangen gibt. Mit dem Resultat, dass diese – sauber abgespannt – eine hohe Sturmsicherheit bieten und entsprechend gut für Expeditionen oder den Wintereinsatz mit hohen Schneelasten geeignet sind. Ein weiterer Vorteil ist, dass dieser Zelttyp zur Not auch ohne Heringe steht – ein nicht zu unterschätzender Vorteil in Regionen mit besonders steinigem oder sandigem Untergrund.

Komfortable Tunnelzelte Die Vorteile von Tunnelzelten wiederum liegen im guten Raum-/ Gewichtsverhältnis: Ihre Gestänge verlaufen vom Boden weg senkrecht, was für viel Liegeplatz sorgt. Richtig aufgebaut, also in Längsrichtung zum Wind mit Eingang im Windschatten, gehören sie zu den sturmsichersten Zelten. Im Gegensatz zu Kuppelzelten verfügen sie oft über grosse Vorräume, sogenannte Apsiden – ein Zusatzbogen mehr am Tunnel, und schon ist ordentlich Platz zum Kochen oder Stauraum für die Rucksäcke und nasses Schuhwerk vorhanden. Tunnelzelte bedürfen allerdings einer guten Abspannung; auf felsigem Untergrund fällt das nicht immer leicht. Hier haben Kuppelzelte, deren Kreuzgestänge sich mehrheitlich selbst tragen, deutlich die

Nase vorn. «Ausserdem sind Kuppelzelte im Gegensatz zu Tunneln gegen alle Seiten gleichmässig windstabil», sagt Brändli. Ihr Höhenvorteil – die Kuppel – gegenüber den oft flacheren Tunnelzelten kann zudem für Stauraum genutzt werden. Und was die Apsiden angeht, haben die Kuppelzelte in den letzten Jahren aufgeholt. Dank innovativer Konstruktionen, etwa einer zusätzlichen Firststange, warten inzwischen auch Kuppelzelte mit gros­sen Vorräumen auf. Abgespannt werden muss ein Kuppelzelt natürlich ebenfalls, genauso wie 1-Personen-Ultraleichtmodelle, die nur von einer einzigen Zeltstange getragen werden.

Gewebe und Gestänge Beim Zeltskelett hat sich der Markt weitestgehend bereinigt: Der koreanische Hersteller DAC nimmt beim Zeltgestänge eine ähnliche Position ein wie der Sohlenhersteller Vibram bei den Bergschuhen. Die Zeltgestänge gibt es in den verschiedensten, meist eloxierten Aluminiumlegierungen – je nachdem, ob das Gestänge besonders leicht oder besonders stabil sein soll. Getüftelt wird aber auch hier: nicht ausgeschlossen, dass sich Carbon-Lösungen mittelfristig etablieren. In der Praxis helfen farblich kodierte Gestänge dabei, sie auf Anhieb ihrem passenden Stofftunnel oder den Zeltclips zuzuordnen. Hat man sich für eine Zeltform entschieden, kann über die Güte des Stoffs weiter selektioniert werden. Die beiden Parameter, die man dabei im Auge haben sollte, sind Reissfestigkeit und Wasserdichtigkeit. Bei ersterem achtet man auf das Gewicht des Garns, das in Denier gemessen wird, bei letzterem auf die Wassersäule. Grundsätzlich muss die Bodenwanne eines Zeltes am

Expert

Welcher Zelttyp?

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Ein gutes Zelt, das auch hohen Belastungen standhält …

meisten wegstecken. Bei Top-Zelten weist der Stoff daher bis zu 70 Denier (9 Kilometer Garn wiegen also 70 Gramm) und eine Wassersäule von bis zu 10’000 Millimetern auf. Beim Aussenzelt muss die Wassersäule nicht so hoch sein, da hier keine Druckspitzen durch das Körpergewicht (Ellbogen, Knie) auftreten. Auch bereits 10 Denier können ausreichend sein. Als guten Mittelwert empfiehlt Brändli 30 Denier. Die Zelte bestehen ausschliesslich aus Nylon oder Polyester. Um die Materialien noch hochwertiger zu machen, werden diese meist mit PU (Poly­ urethan) oder Silikon beschichtet. Ein mit PU beschichtetes Material weist eine sehr hohe Wassersäule auf, ist jedoch auch eher empfindlich gegen UV-Strahlung, weshalb sie sich sehr gut für Zeltböden eignet. Silikon hat die positive Eigenschaft, dass es sehr leicht ist, das Gewebe zusätzlich stabilisiert und unter UV-Einstrahlung widerstandsfähiger ist als PU. Es besitzt jedoch eine etwas geringere Wassersäule. Sämtliche Zelte weisen Ripstop-Struktur auf – welche zur Verbesserung der Reissfestigkeit beiträgt.

Expert

Farbe – Wahl mit Konsequenzen

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Eine Schwachstelle von Zelten sind die Nähte, weil hier Nässe besonders leicht durchkriechen kann. Werkseitig abgedeckte Nähte, aber auch die Eigeninitiative mit Dichtmitteln wie Seamgrip oder Silnet schaffen hier Abhilfe. Für das mentale Wohlbefinden spielt auch die Zeltfarbe eine Rolle – meist hat man die Wahl zwischen orange, rot, gelb oder grün. Die Farbwahl wird aber nicht in erster Linie auf der Gefühlsebene entschieden, sondern hat auch

Fjällräven

Cedric Haehlen / ECPED

… ist der Schlüssel zu entlegenen Regionen.

sehr praktische Gründe. Die Farben gelb, orange oder rot ziehen im Sommer übermässig viele Insekten an und werden deshalb oft für Zelte verwendet, die auch im Winter – und damit der insektenfreien Zeit – eingesetzt werden. Die höhere Lichtdurchlässigkeit und die «warmen» Farben sind in der dunklen Jahreszeit ein weiterer Vorteil. Grüne Zelte hingegen bieten den grossen Vorteil, dass sie im Sommer optisch mit der meist grünen Landschaft «verschmelzen». Denn nicht jeder legt Wert darauf, dass sein Zelt Signalwirkung hat.

Richtig abspannen Ein Zelt ist immer nur so gut, wie es abgespannt ist. Die Leinen sollten am Zelt möglichst nah am Gestänge sitzen und möglichst weit weg vom Zelt gespannt werden. Übrigens immer nur so stark, dass sich das Gestänge nicht verbiegt. Leichter fällt die Arbeit, wenn die Zeltleinen nicht aus Nylon, sondern aus dem reissfesten Dyneema sind: Nylon dehnt sich bei Nässe aus, was ein Nachspannen erfordert. Obligatorisch sind in jedem Fall Nachsteller an den Leinen, auch an den Zeltheringen selbst sind verstellbare Schlaufen von Vorteil. Pfiffig sind farbige Säckchen an den Leinen, die als Warnhinweis die klassischen Stolperfallen entschärfen und beim Abbau der Ordnung zuträglich sind. Die Heringe selbst sollten nicht rund wie Nägel sein, sondern ein V-, X- oder U-förmiges Profil aufweisen, damit sie sich im Boden nicht verdrehen. Beim Material hält Brändli eloxiertes Aluminium für den derzeit «besten Kompromiss aus Stabilität und Gewicht», da es sehr stabil


PRODUKTVORSTELLUNGEN 5 Zelte – 5 Einsatzzwecke

THE NORTH FACE VE 25

FJÄLLRÄVEN ABISKO SHAPE 3

Der Expeditionsklassiker mit grossem Innenraum für drei Personen. Er ist dank seiner fünf DAC-Gestängebögen extrem stabil und sturmsicher. Aussenzelt (40D-Nylon, 1500 mm Wassersäule) und Boden (70D-Nylon, 10‘000 mm Wassersäule) sind PU-beschichtet, die Nähte getaped. Für reine Alpentouren fast überqualifiziert. Nachteile sind das hohe Gewicht und der aufwendige Aufbau.

Das mit 2,5 kg sehr leichte 4-Season-Tunnelzelt bietet eine grosse Apsis und viele clevere Details wie Dyneema-Abspannleinen, Staufächer, grosse Belüftungshutzen, beidseitig aufrollbares Aussenzelt und beidseitig silikonisiertes Gewebe. Aussenzelt 20D-Triple-Ripstop-Nylon (3000 mm Wassersäule), Boden 40D-Ripstop-Nylon (6000 mm Wassersäule). Gestänge DAC Featherlite NSL. 2-Stangen-Führung möglich. Auch als 2-Personen-Version erhältlich.

x Kategorie: Expeditionszelt x Form: geodätisches Kuppelzelt x Preis: CHF 889.x Gewicht: 4680 g x Masse Innenzelt: 216 x 246 x 122 cm (L/B/H) x Packmass: 61 x 23 cm

x Kategorie: 4-Season-Zelt x Form: Tunnelzelt x Preis: CHF 855.x Gewicht: 2560 g x Masse Innenzelt: 220 x 160 x 100 cm (L/B/H) x Packmass: 41 x 16 cm

MSR ELIXIR II

NIGOR PIOPIO SOLO

Ein sehr leichtes, freistehendes 3-Season-Zelt für zwei Personen zum attraktiven Preis. Nicht für das Höhenbergsteigen ausgelegt, aber gut geeignet für Touren in den Alpen. Zwei Apsiden mit je einem Eingang. Aussenzelt 68D-Polyester, PU-beschichtet, mit getapten Nähten, 1500 mm Wassersäule. Boden 70D Nylon, PU-beschichtet, 3000 mm Wassersäule.

Kompromissloses Ein-Personen-Ultraleicht-Zelt mit nur einem Gestängebogen aus DAC-Featherlite NSL. Aussenzelt 10D-Ripstop-Nylon (beidseitig silikonisiert), Wassersäule 3000 mm. Boden aus 20D Ripstop-Nylon mit 10‘000 mm Wassersäule, TPU-beschichtet.

x Kategorie: 3-Season-Zelt x Form: Doppelkreuzkuppelzelt x Preis: CHF 269.x Gewicht: 2640 g x Masse Innenzelt: 213 x 127 x 102 cm (L/B/H) x Packmass: 51 x 17 cm

x Kategorie: Ultraleichtzelt x Form: Tunnelzelt x Preis: CHF 479.x Gewicht: 910 g x Masse Innenzelt: 260 x 110-160 x 105 cm (L/B/H) x Packmass: 48 x 12 cm

Leichtes, einfach aufzubauendes Zwei-Personen-Zelt, das auch wintertauglich ist. Dank Firstbogen mit viel Vorraum und zwei Eingängen. Gute Ventilation und viele Abspannmöglichkeiten, Gepäcknetz in der Kuppel. Selbststehend, Innen- und Aussenzelt auch separat aufstellbar. Zahlreiche Abspannmöglichkeiten für stürmische Nächte. Flachkanalkonstruktion. Aussenzelt 40D-Ripstop-­ Nylon, 1500 mm Wassersäule, beidseitig silikonisiert. Boden aus 70D-Taffeta-Nylon PU-beschichtet mit 10‘000 mm Wassersäule, DAC Featherlite NSL-Gestänge.

x Kategorie: 3-4-Season-Zelt x Form: Giebeltunnelzelt x Preis: CHF 649.x Gewicht: 2950 g x Masse Innenzelt: 220 x 125 x 105 (L/B/H) x Packmass: 42 x 15 cm

Expert

EXPED VENUS II EXTREME

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und korrosionsbeständig ist. Carbon wäre noch leichter, aber auch bruchanfälliger, Stahl besonders bei harten Böden sinnvoll. Von Kunststoffheringen rät Brändli ab. In harten Böden funktionieren Heringe mit Y-Profil am besten. Für Sand und Schnee eignen sich vor allem Heringe mit grosser Oberfläche oder auch Zeltanker, die mit Sand oder Schnee befüllt werden können. Wer sein Zelt im Schnee einsetzt, investiert vorzugsweise in ein 4-Season-Zelt. Bei diesen reicht das Aussenzelt ganz bis zum Boden, sodass kein Triebschnee zwischen Aussen- und Innenzelt gelangen kann. Zudem sollten 4-Season-Zelte etwas stärkere Materialien bei Gestänge und Gewebe aufweisen. «Achten sollte man noch auf eine ausreichende Belüftungsmöglichkeit und eine geräumige Apsis mit genügend Stauraum und Platz zum Kochen», sagt Brändli.

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Belüftung und Pflege

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So viel Augenmerk auf ein wasserdichtes Aussenzelt gelegt wird, so sträflich wird oft die angemessene Belüftung eines Zeltes vernachlässigt. Wer einfach nur die Reiss­ verschlüsse der Eingänge ein paar Zentimeter offen lässt, wird damit weder den sommerlichen Hitzestau noch den so verhassten Raureif-Regen vom Innenzelt am nächsten Wintermorgen verhindern. Gute Belüftungshutzen, die vom Zeltinneren aus geöffnet und bei Regen geschlossen werden können und im Optimalfall mit einem Moskitonetz versehen sind, zählen daher zu den wichtigsten Ausstattungsmerkmalen eines Zeltes. Wer übrigens länger Spass an seinem Zelt

Fredrik Lewander / Fjällräven

… oder weichen Böden steht: erst abspannen, dann ausspannen.

Fjällräven

Faustregel beim Zeltaufbau: Egal, ob das Zelt auf harten …

haben will, widerstrebt der Versuchung, die Gestänge beim Abbau herauszuziehen. Auch wenn es anfänglich gut klappt – irgendwann lösen sich unweigerlich die Stangensegmente, stecken fest und reissen schlimmstenfalls ein Loch in den Stoff. Deshalb: lieber schieben. Grundsätzlich sollte man das Zelt nicht mit Chemie behandeln und auch nicht in die Waschmaschine stecken. Insektenspray und Sonnencreme können den empfindlichen Beschichtungen schaden. Vor allem aber das UV-Licht ist ein Feind des Zelts. Deshalb immer nur so lange wie nötig der prallen Sonne aussetzen. Lagern sollte man das Zelt an einem trockenen, kühlen und dunklen Ort.

Fazit Im Gegensatz zu Camping- oder gar Glampingzelten müssen bergtaugliche Zelte leichter und kleiner im Packmass, gleichzeitig aber auch sturmsicherer und wetterfester sein. Ein Luxuszelt für Bergsteiger ist demnach jenes, das zu allen Zeiten standhaft, trocken und tragbar bleibt. Weil all das nur über hochwertige Materialien und aufwendige Konstruktionen erreicht werden kann, kommt bei der Kaufentscheidung noch ein vierter Faktor hinzu: der Preis. Weil die Nachfrage nach leichten Zelten derzeit sehr hoch ist und viel Geld in die Gewichtsoptimierung gesteckt wird, bekommt man im Umkehrschluss für die Bereitschaft, ein halbes Kilo mehr zu tragen, sehr viel Zelt für geringes Geld.

TEXT: THOMAS EBERT/MORITZ BECHER


icebreaker.com Unsere neuesten Designs sind von der wunder­ schÜnen Landschaft Neuseelands inspiriert.


3 X 3 – NEUES AUS DER WELT DES BERGSPORTS NEUE SOFT-WEAR Beim Klettern, Bouldern oder einfach nur im Alltag: Für Bergsport-Fans hat Bächli Bergsport jetzt eigens ein leichtes Kurzarm-T-Shirt entwickelt und designt. Für das in Europa hergestellte Shirt wurde besonders hochwertige Baumwolle verwendet, wie das Swiss Cotton Label belegt. Das Shirt gibt es in einer Damen- und einer Herrenversion, bei beiden ziert ein kunstvoller Print die Front.

BÄCHLI BERGSPORT T-SHIRT x Preis: CHF 59.-

ONLINE-UPDATE Auf der Website von Bächli Bergsport können Kunden nicht nur online nach Produkten stöbern, sondern finden auch viele interessante News und Infos rund ums Klettern, Bouldern, Wandern oder Trailrunning. Mit dem neuen Responsive-Design passt sich die Darstellung der Website automatisch an die Bildschirmgrösse an – egal, ob man zu Hause am Rechner oder unterwegs über Smartphone oder Tablet surft.

WWW.BAECHLI-BERGSPORT.CH

NACHT-SCHICHT

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Ist ein Zeltplatz gefunden, soll der Schlafplatz schnell hergerichtet sein. Zeit spart die Neoair Camper SV: Die Isomatte lässt sich in kürzester Zeit mit wenigen Luftstössen aufblasen. Das Prinzip dahinter: Die von aussen mit etwas Abstand in die trichterförmige Öffnung gepustete Luft erzeugt ein Druckgefälle, welches zusätzlich Umgebungsluft mit in den Trichter saugt. Lange Kunststofflippen im Inneren des Rolltops verhindern ein Wiederaustreten. Wird der Verschluss schliesslich eingerollt, strafft sich die Matte. Auch das Luftablassen geht sekundenschnell. In der XL-Version ist die Matte nicht gerade ein Leichtgewicht, mit einer Dicke von 7,6 cm aber äusserst bequem. Die hochgezogenen Ränder verhindern zudem, dass der Schlafende seitlich abrutscht. Das Aussenmaterial besteht aus robustem Polyester, eine reflektierende Schicht reflektiert die Körperwärme.

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THERM-A-REST NEOAIR CAMPER SV

x Gewicht: 1100 g (x-large) x Preis: CHF 169.-


KOMBI-HEIZUNG Daune wärmt perfekt und ist besonders leicht, bei Nässe verliert sie jedoch schnell an Bauschkraft und damit an Isolationsvermögen. Der Ion von Marmot kombiniert deshalb die Vorteile von Daune mit denen von Kunstfaser: Der überwiegende Teil des Schlafsacks ist mit sehr hochwertiger, wasserabweisender Gänsedaune gefüllt. Grosse, geschwungene Kammern gewähren eine gute Wärmeleistung und -verteilung um den Körper. Auf der Schlafsackunterseite, auf der das ganze Gewicht des Schläfers lagert, kommt dagegen eine widerstandsfähige Synthetikfüllung zum Einsatz. Die wärmt selbst im feuchten Zustand. Kapuze und Kragen lassen sich sehr gut anpassen und verhindern so, dass Wärme über den Kopf oder Hals entweicht. Der Komfortbereich liegt bei einer Temperatur von etwa 0 °C. Innen- und Aussenstoff bestehen aus robustem 12 D Ripstop Nylon. Der Seiten-Reissverschluss führt über die gesamte Länge, ein zweiter, kürzerer Reissverschluss ermöglicht das Abklappen zum Reinschlüpfen oder zur Temperaturregulierung.

MARMOT ION

x Gewicht: 820 g (Grösse regular) x Preis: ab CHF 495.-

EXPEDITIONS-KAMERAD

GARMONT MOUNTAIN GUIDE PRO GTX

x Gewicht: 1980 g/Paar (Grösse 8.0) x Preis: CHF 429.-

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Anspruchsvolles Eis- und Mixed-Gelände sind sein Zuhause, denn der Mountain Guide Pro GTX wurde speziell für die Ansprüche ambitionierter und erfahrener Alpinisten entwickelt. Entsprechend ist er enorm robust, steif und voll steigeisenfest. Sein Obermaterial besteht aus stark abriebfestem, 3 mm starkem Leder, das in einem Stück verarbeitet wurde. Vor scharfkantigen Felsen schützt zusätzlich ein hochgezogener Gummirand. Eine Einlage an der Ferse dämpft Stösse ab. Die Gore-Tex-Membran und das mit Primaloft gefütterte Fussbett halten die Füsse auch bei widrigen Wetterbedingungen warm und trocken. Mit einer griffigen, im Zehenbereich besonders präzisen Sohle und der weit nach vorne reichenden Schnürung ist der Bergstiefel ein zuverlässiger Kletterer. Darüber hinaus nimmt das Sohlen-Profil wenig Schmutz auf, sodass der Bergstiefel auch bei matschigen Verhältnissen nicht an Griffigkeit einbüsst.

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KUNDE FRAGT: ­AUFGUMMIEREN? «Seit ich regelmässig auch in der Kletterhalle trainiere, verschleisse ich die Gummisohlen meines Kletterschuhs viel schneller als am Fels. Bisher habe ich mir immer neue Schuhe gekauft, frage mich aber, ob das Aufgummieren der alten Schuhe sich nicht doch lohnen würde?» Ladina Durisch, Chur

BÄCHLI BERGSPORT ANTWORTET: Ein Schuh kann problemlos ein bis zwei Mal neu besohlt werden. Das ist günstiger als ein Neukauf und macht nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch Sinn. Abgesehen davon – wenn ein Kletterschuh eine gute Passform hat, will man sich ja in der Regel nur sehr ungern davon trennen. Durch die Neubesohlung erbringt der Schuh wieder dieselbe Performance wie ein neuer Schuh. Oder sogar besser, wenn der alte Schuh noch nicht über einen Hochleistungsgummi verfügt hat. Für die Neubesohlung arbeiten wir mit unterschiedlichen Besohlungs-Partnern zusammen: Bei La Sportiva-Schuhen wird von der Schuhmacherei New Rada eine Vibram XSGrip-Mischung aufgebracht, bei Five Ten-Schuhen von Gecko Supply ein Stealth C4 Gummi. Scarpa-Schuhe werden über den Importeur New Rock neubesohlt. Nur wenn das (Kunst-)Leder stark beschädigt ist oder der Schuh überhaupt keine Spannung mehr hat, raten wir zum Neukauf.

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Terminvereinbarung:

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Samuel Bundi Abteilungsleiter Hartwaren / Chur

BEISS-ZAHN Mit dem Tibloc II hat Petzl seine vielseitige Seilklemme noch einmal verbessert: Ein neues System presst den Karabiner automatisch gegen das Seil und fixiert so die Klemme, die unabhängig von ihrer Position am Seil greift. In etlichen Fällen, wie bei der Selbstsicherung oder beim Einrichten eines Flaschenzugs, kann das kleine, leichte Gerät so den klassischen Klemmknoten ersetzen. An einer Zwischensicherung befestigt, erhöht das Tibloc II die Sicherheit beim gemeinsamen Aufstieg am straffen Seil: Stürzt der Nachsteiger, vermindert sich die Übertragung der Zugkraft auf den Voraussteigenden. Aus rostfreiem Stahl und Kunststoff gefertigt, kommt das Gerät auch bei Nässe und Eis zum Einsatz. Ein Reinigungsschlitz verhindert, dass sich Schmutz im Inneren der Seilklemme festsetzt. Das Tibloc II eignet sich für Einfachseile von 8 bis 11 mm Durchmesser.

PETZL TIBLOC II

x Gewicht: 35 g x Preis: CHF 33.-

REINHEITSGEBOT Ob in Siedlungsnähe oder einsamer Natur: Um gesundheitliche Probleme auf Tour zu vermeiden, ist es unerlässlich, das Trinkwasser zu reinigen. Der Guardian von MSR ist einer der fortschrittlichsten tragbaren Wasserfilter der Welt. Winzige Hohlfasern filtern neben Bakterien, Einzellern und Sedimenten sogar Viren – rein mechanisch, ohne den Einsatz von Chemikalien oder UV-Licht. Mithilfe eines leicht zu bedienenden Pumphebels werden so bis zu 2,5 Liter Wasser pro Minute gereinigt. Besonders durchdacht: Bei jedem Pumpstoss wird ein Teil des Wassers dazu verwendet, den Filter zu säubern, das verschmutzte Wasser fliesst durch einen separaten Schlauch sofort ab. Ein umständliches Auseinandernehmen im Gelände wird dadurch vermieden. Eine Filterpatrone reinigt bis zu 10’000 Liter Wasser, übersteht Temperaturextreme sowie Stürze aus 1,80 Meter Höhe und Krafteinwirkungen bis zu 136 kg.

MSR GUARDIAN

x Gewicht: 490 g x Preis: CHF 400.-


KLIMABEGÜNSTIGT KLETTERN Für den Zustieg in technischem Gelände, längere Klettertouren oder einfach nur im Alltag – mit 300 Gramm je Schuh ist der Acrux sehr leicht und trotzdem steif genug für den Einsatz am Fels. Der Schaft ist komplett nahtfrei laminiert und umschliesst die gesamte Sohlenkonstruktion bis zur Laufsohle. Zehen und Fersen werden durch eine dreidimensionale Gummi-Verstärkung vor grobem oder scharfkantigem Gestein geschützt. Die griffige Sohle verfügt über verschiedene Zonen: An den Zehen und am Fussballen ist die Haftung besonders hoch, ein gröberes Profil an der Ferse unterstützt den Antritt am Berg und erhöht die Trittsicherheit im Abstieg. Mit seinem Obermaterial aus PU-beschichtetem Nylon und einem Innenfutter aus Stretch-Nylon passt sich der Acrux SL gut an die Fussform an. Feuchtigkeit kann einfach nach aussen entweichen, was den Schuh für warm-trockenene Bedingungen prädestiniert. Als Zweitschuh fällt er im Gepäck zudem nicht gross ins Gewicht.

ARC’TERYX ACRUX SL

x Gewicht: 600 g/Paar (Grösse 8.5) x Preis: CHF 179.-

SICHERHEITSEXPERTE Das Sicherungsgerät von Mammut funktioniert nach dem bewährten Tube-Prinzip. Das Gehäuse besteht aus leichtem Aluminium, wodurch das Gesamtgewicht mit 80 Gramm verhältnismässig niedrig ist. Die hintere Seilauflagefläche und die Bremsrippen sind dagegen aus abriebfestem Stahl gefertigt – auf diese Weise wird das Risiko reduziert, dass sich durch die Seilreibung scharfe Materialkanten herausbilden, welche wiederum das Seil beschädigen können. Das Bionic Alpine Belay nimmt Zwillings-, Halb- und Einfachseile mit einem Durchmesser von 7,5 bis 10,5 mm auf. Es kann somit auch für Mehrseillängentouren eingesetzt werden und eignet sich gleichermassen für das Fels-, Eis- und Hallenklettern.

MAMMUT BIONIC ALPINE BELAY x Gewicht: 80 g x Preis: CHF 49.-

Wussten Sie, dass Kletterhelme ein Ablaufdatum haben? Die Festigkeit eines Helms nimmt mit der Zeit ab, was die Sicherheit beeinträchtigt. Maximale Sicherheit ist Bächli Bergsport ein besonders wichtiges Anliegen - aus diesem Grund veranstalten wir vom 30. April bis 30. Juni 2016 eine grosse Kletterhelm-Eintauschaktion. Bringen Sie Ihren alten Kletterhelm in eine unserer Filialen und Sie erhalten beim Kauf eines neuen Produkts eine Preisreduktion. Weitere Informationen und Preise auf www.baechli-bergsport.ch/kletterhelme.

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EINTAUSCHAKTION KLETTERHELME

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Heiliges Schuhwerk: Bei der La Sportiva-Famiglia Delladio wird der Schuh seit jeher ehrfurchtsvoll pr채sentiert.

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LA FAMIGLIA SPORTIVA Vom Wald an die Wand: Seit den 1920ern fertigen die ­Delladios Qualitätsschuhwerk im Trentino/Italien. Zunächst für Holzfäller und Bauern, bald für Bergsteiger und Kletterer. Dabei bleibt La Sportiva stets in Familienhand – und stets im Val di Fiemme.

Auf den Schachteln der Helden «Ich erinnere mich, als wär’s gestern gewesen», sagt er und schüttelt den Kopf, «ich war 16 und mein Vater übergab mich an der Autobahn an Lorenzo.» Pietro holt aus – mit seinen Händen und seiner Geschichte. Er war damals das wohl grösste Klettertalent Italiens, war gerade eine 8b+ geklettert und bekam nun Schuhe von La Sportiva. «Man kann sich gar nicht vorstellen, was das für mich jungen Burschen damals bedeutet hat. Und dann fahre ich mit dem

Chef der Marke zu einem Kletter-Event. Lorenzo war damals auch erst um die 30 und hat mich mit seinem Bus auf der Strasse eingesammelt. Vorne sass noch eine andere Athletin, also quetschte ich mich hinten zwischen einen Stapel Schuhkartons, wo Namen wie Stefan Glowacz draufstanden. Ich dachte, ich flippe aus.» 30 Jahre später sitzt er im Val di Fiemme in der Firmenzentrale und fühlt sich längst als Teil dieser besonderen Familie. Narciso Delladio ist der Padre des Unternehmens: Als gelernter Schuhmacher fertigte er in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts Holz- und Lederschuhe für die Holzfäller und Bauern seiner Heimat. Doch in den Dolomiten liegen die Berge vor der Haustür und der Schritt hin zu Bergschuhen war buchstäblich naheliegend. Der gute Ruf von Delladios Handwerkskunst reicht schon bald weit über das Tal hinaus. Im Zweiten Weltkrieg erteilt deshalb die italienische Armee Grossaufträge. N ­ arciso versteht aber nicht nur das traditionelle Handwerk. Er ist auch Tüftler, entwickelt ein neuartiges Schnürsystem und ist einer der ersten, der Skischuhe herstellt.

Der Einstieg in die Wand Mit seinem Sohn Francesco übernimmt Ende der 50er-Jahre ein Stratege die Geschäftsleitung. Er baut eine neue Produktionsstätte und schafft schliesslich die Marke, wie man sie heute kennt. Unter den Namen «La Sportiva» tritt er 1962 erstmals auf einer Messe auf und nimmt den europäischen

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Pietro Dal Pra hat bemerkenswerte Hände. Sie sind tellergross und geschunden. Der Italiener schwenkt sie oft und ausladend durch die Luft, wenn er spricht. Das heitere Berufe-Raten erübrigt sich, denn es ist offensichtlich – dieser sympathische Kerl ist Kletterer. Man sieht es ihm an. Man hört es. Er spricht mit einer solchen Leidenschaft über den Sport und seinen Arbeitgeber La Sportiva, dass man am liebsten gleich mit ihm in eine Kletterroute einsteigen möchte. Der 44-Jährige aus Vicenza ist bei La Sportiva verantwortlich für die Entwicklung der Kletterschuhe, «aber im Grunde sieht man bei uns die Aufgabengebiete nicht so eng. Lorenzo ist Geschäftsführer, aber ich sehe ihn ständig in der Produktion, wie er vertieft an einem Schuh werkelt.» Pietro selbst macht noch «ein wenig Marketing, Events und Athletenbetreuung.» Gerade Letzteres ist für ihn eine Herzensangelegenheit, weil die Aufgabe sehr eng mit seinem persönlichen Werdegang verknüpft ist.

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Fest verankert: Seit den Anfängen in den 1920ern ist La Sportiva im Val di Fiemme verwurzelt.

Pietro Dal Pra ist auch ohne Heirat Teil der Familie.

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Markt ins Visier. Es geht stetig bergauf. Die Delladios werden zu einem der wichtigsten Arbeitgeber in ihrem Heimattal. Mit den drei Brüdern Francesco, Lorenzo und Luciano steht schliesslich die dritte Generation bereit, Verantwortung zu übernehmen. «In Italien sagt man, mit der dritten Generation beginnt es zu kriseln. Bei La ­Sportiva begann es mit ihr zu spriessen», sagt ­Pietro. Die Gebrüder Delladio sind noch junge Burschen, als sie Mitte der 70er in die Firma einsteigen. Sie sind mit der Handwerkskunst aufgewachsen und mit gesunder Neugierde gesegnet. Ein einschneidendes Erlebnis hat Lorenzo bei einem Kletterkurs, wo er seinen Lehrer dazu bringen will, Bergschuhe von La Sportiva zu tragen. Der schüttelt aber nur den Kopf und schlägt seinem Schüler stattdessen vor, einfache, enge Schuhe aus Leder zu bauen und zwar mit einer komplett glatten Sohle. Das war’s: Die Bergschuhmarke erfindet den modernen Kletterschuh.

MEILENSTEINE ZEITLEISTE

1942

Famiglia Numero Due Doch La Sportivas Dominanz in der Vertikalen ist noch einem weiteren Mann zu verdanken: Giuliano Jellici. Beziehungsweise: ihm und seiner Familie. Jellici hat das Schuhdesign der Marke ab den späten 70er-Jahren entscheidend geprägt. Wenn von dem genialen Produktentwickler die Rede ist, wird sogar Pietro Dal Pra wortkarg: «Ein Genie. Einfach ein Genie. Basta.» Giuliano verbrachte viel Zeit am Fels und beobachtete während Stunden die Athleten, führte lange Gespräche mit ihnen. «Er hat den Markt mit seinem unglaublichen Gespür revolutioniert,» meint Pietro. Da ist beispielsweise das Modell Mariacher, das mit seiner weichen, grippigen Gummisohle und den bunten Farben als erster moderner Kletterschuh gilt. Für den Mythos adaptiert Giuliano die Schnürung, die sich Firmengründer Narciso einst für Bergschuhe patentieren liess. Und als «Schuh ohne Ecken und Kanten» überrascht der sehr technische, runde Speedster die Szene.

1950

1971

44 1935 Die profilierte Gummisohle ersetzt die genagelte Ledersohle.

1962

1984 Ballerina am Berg: Didier Raboutou mit dem neuen leichten Schuh.


Finale Schusterleistung: Auch der robuste Geröllschutz wird per Hand übergezogen.

Darauf fusst das Unternehmen: akkurate Handarbeit.

80 Meter und 55 Prototypen Ist dieser familiäre Geist das Geheimnis von La Sportiva? Die Jellicis und natürlich die Delladios, die inzwischen mit der 31-jährigen Giulia Delladio die vierte Generation

1986

im Unternehmen stellen. «Absolut», sagt ­Pietro, ohne zu zögern. «Aber auch die Nähe. Die räumliche Nähe, die kurzen Wege, das ist ein gewaltiger Vorteil. Zwischen der ersten Produkt-Idee und dem finalen Produkt im Karton liegen 80 Meter. Und im Schnitt 55 Prototypen.» Drei bis vier Tage die Woche ist Pietro in der Halle oder am Berg, um Schuhe zu testen. «Es ist ein konstanter Prozess, und ein Modell braucht mindestens ein Jahr, bis es fertig ist. Doch wir gehen mit unseren Vorstellungen einfach nach nebenan in die Produktion und sprechen mit den Handwerkern direkt über die Umsetzbarkeit.» Er überlegt und ergänzt: «Ich würde sagen, dass jeder hier den Ehrgeiz hat, Top-Produkte zu schaffen. Das ist fast Familienehre. 250 Leute arbeiten hier und irgendwie ist sowieso fast jeder mit jedem verwandt.» Der Mann aus Vicenza lacht und schmeisst die Hände in die Höhe: «Wir sind 15 Leute, die nicht aus dem Tal sind, aber Lorenzo will uns hier alle unbedingt einheiraten. Er ist ein grosser Kuppler. Aber ich sage immer – ich bin schon ein Teil der Familie.» TEXT: SISSI PÄRSCH FOTOS: ZVG

1996

2012

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Damit ist die Geschichte natürlich noch längst nicht zu Ende geschrieben. Der Staffelstab der traditionsbewussten Trentiner Schuhmacher-Familien wird an die nächste Generation weitergereicht. Giulianos Söhne Matteo und Enzo arbeiteten schon in den Schulferien immer im Betrieb mit und leiten heute das Produktentwicklungsteam von La Sportiva. «Enzo ist der Künstler», beschreibt Pietro das Brüderpaar. «Und Matteo ist der fokussierte Kopfmann.» Gemeinsam mit dem Vater entwickelten sie den legendären Allrounder Katana. Der Solution, der meist verkaufte Kletterschuh weltweit, ist schon ihr eigenes Werk. Wobei der Rentner Giuliano auch heute noch häufig bei La Sportiva anzutreffen ist. «Er sitzt still neben uns, betrachtet, hört zu. Dann macht er die kleinste Bemerkung und allen geht ein Licht auf», zollt Pietro Respekt.

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1997

Der Mythos am Fuss von François ­Lombard und Alex Huber.

François Petit am Fels mit dem Miura.

2014 Heute kann man sich von Kopf bis Fuss in La Sportiva kleiden.


Wenn Richi Bolt nicht die Berge der Welt besteigt, entwickelt er die spezielle Bekleidungslinie Alpine Tech.

ZU GEWINNEN: TRAUMGIPFEL Die La Sportiva Alpine-Tech-Kollektion wurde exklusiv für den Schweizer Markt entwickelt und produziert. Deshalb tragen alle Bekleidungsstücke den Namen eines mehr oder weniger bekannten Schweizer Berggipfels. Kundinnen und Kunden von Bächli Bergsport winkt jetzt die Möglichkeit, einen dieser Gipfel in Begleitung eines professionellen Bergführers zu besteigen – eingekleidet in die neuesten Textilien der Alpine-Tech-Kollektion im Wert von CHF 1000.–. Sichern Sie sich jetzt Ihren Traumgipfel – das Teilnahmeformular finden Sie auf der Website www.baechli-bersport.ch/lasportiva

DER SCHWEIZER MACHER

Partnercheck

Wie kommt ein Bergführer aus Amden dazu, für La Sportiva eine Bekleidungskollektion speziell für den Schweizer Markt zu entwickeln? Wir haben ihn gefragt. Richard Bolt über Entstehung und Ausrichtung von «Alpine Tech by La Sportiva.»

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Richard Bolt, Sie sind Bergführer, haben ein Vertriebsunternehmen für Bergsport-Marken und entwickeln nun Bekleidung für La Sportiva. Eine sehr alpine Vita ... Ich bin einfach seit Kindheitstagen mit den Bergen verbunden. Ich war zwölf, als mein Bruder mich auf den ersten 4000er mitgenommen hat. Neben dem Studium habe ich in einem Bergsport-Laden gearbeitet und meine Bergführerausbildung gemacht. Ich landete als Produktentwickler bei Mammut und 1998 entschied ich mich, gute Marken in der Schweiz zu vertreiben. Damals wollte ich schon unbedingt La Sportiva im Sortiment haben. Das hatte nichts mit finanziellen Überlegungen zu tun. Ich war 26 Jahre alt und entschied nur nach Bauchgefühl. Wie kam es 18 Jahre später zu Alpine Tech? Ich habe schon immer viel in der Textilentwicklung gearbeitet, bei La Sportiva

auch im Schuhbereich. Irgendwann kam die Frage auf, ob ich mich nicht intensiver in die Bekleidungslinie einbringen möchte. Ich sagte: Nur, wenn ich was Eigeständiges für die Schweiz entwickeln darf. Im Oktober 2014 kam das «Go» und wir haben dann in einer eigentlich unmöglichen Zeitspanne eine sehr starke Kollektion produziert. Aber wieso eine exklusive Bekleidungslinie für die Schweiz? Unter anderem eben wegen der Flexibilität und Eigenverantwortung, die uns diese schnelle Umsetzung ermöglicht. Wir wissen, was wir wollen und können selbst entscheiden. Wir haben einen klaren Nutzer vor Augen. Das ist nicht die breite Masse der Wanderer, sondern der Alpinist mit speziellen Wünschen und Bedürfnissen. Es ist ein absoluter Luxus, genau für diese klar definierte Zielgruppe das ideale Produkt zu entwerfen. Welche Produkte umfasst die AlpineTech-Linie genau? Wir haben drei Linien, die jeweils auf einem La Sportiva Schuhmodell aufgebaut sind. Von unten nach oben sozusagen. Die Schuhe sind regelrechte Legenden und definieren den Kunden eigentlich schon recht klar. Der


Nepal ist beispielsweise die Basis für unsere Hochtouren-Linie Classic mit Shirts, Jacken und Hosen für 4000er-Bergsteiger und -Bergsteigerinnen. Für alle, die schnell am Berg unterwegs sind, haben wir um den Trango unsere sehr sportlichen, leichten Ambition-Styles entwickelt. Und der Karakorum war unser Ausgangspunkt für die Authentic-Linie für den Traversierer, der von Hütte zu Hütte geht. Was macht die Bekleidung speziell schweizerisch? Es gibt viele Punkte, die extrem länderspezifisch sind. Da wäre der Schnitt: Die Italiener mögen es eng, die Amerikaner weit – wir liegen schön dazwischen. In unsere Taschen passen Schweizer Kartenformate, was auch keine Selbstverständlichkeit

ist. Ausserdem gibt es alle Hosen in drei Schrittlängen und der Beinabschluss ist sehr technisch und abstimmbar auf die Schuhe. Und alle Produkte tragen Schweizer Bergnamen ... Wieso das? Ich dachte mir, dass man so gleich versteht, für welchen Einsatzbereich das Produkt gemacht ist. Die Salbitschja ist zum Beispiel eine Softshell-Hose für alpine Klettertouren und die Badile Pant ist die richtige Wahl für Mehrseillängen-Routen. Und die Dufour GTX Jacke ist das Spitzenmodell. Unsere Teile sprechen eben die Schweizer Bergsprache.

INTERVIEW: SISSI PÄRSCH

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Manche nennen es Obsession – für uns ist es Einsatz. Die Suunto Ambit3 Vertical ist mehr als eine Multisport-Uhr mit GPS-Funktion. Erfassen Sie bei Ihrem Aufstieg im Gebirge das Höhenprofil Ihrer Strecke. Kontrollieren Sie Ihren Gesamthöhengewinn über das ganze Jahr und für jeden einzelnen Tagesaufstieg. Planen Sie Ihr Training mit der Suunto Movescount App und lassen Sie sich von den Vibrationsalarmen auf der Uhr durch die einzelnen Trainingseinheiten leiten. www.suunto.com/Ambit3

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«MIT 40 AUF DEN BERG ­GEKOMMEN» Nach zwanzig Jahren im Dienst der Feuerwehr war die Zeit reif für etwas Neues: Vor drei Jahren machte Karl Graf (44) seine erste Hochtour. Heute ist er jedes Wochenende in den Bergen unterwegs und absolviert die Ausbildung zum SAC-Tourenleiter. Seine Freundin, ebenfalls leidenschaftliche

Bergkamerad

Bergsteigerin, heiratet er bald.

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«Ich wollte nie klettern. Doch plötzlich gehörte es einfach dazu. Ich war mit einer Gruppe der Naturfreunde Rheintal am Ringelspitz unterwegs. Links ging’s steil abwärts, vorne kam man nur über ein Felsband weiter. Hinter mir kamen andere nach. Stehen bleiben war keine Option. Also habe ich mich überwunden und bin die fünf Meter geklettert. Es musste halt sein. Heute gehört Klettern zu meinem Repertoire. Ob Hoch-, Ski- oder Schneeschuhtouren, Alpinwandern oder Klettern: Ich verbringe jetzt jedes Wochenende in den Bergen. Das war nicht immer so. Seit ich 20 war, gehörte ich der lokalen Feuerwehr an. Als Instruktor verbrachte ich meine gesamte Freizeit dort. Doch irgendwann ist die Zeit reif für einen Wechsel. Ich entdeckte in der Coop-Zeitung ein Inserat für eine geleitete Hochtourenwoche. Ohne lange zu überlegen, meldete ich mich an. Die Woche wurde unvergesslich. Die Führer waren top und es waren viele gute Leute dabei. Ich erklomm auch gleich meinen ersten 4000er, das Bishorn. Von da an wusste ich: Das will ich. In den letzten drei Jahren habe ich alles ins Bergsteigen investiert, mehrere Basiskurse besucht und diesen Sommer mache ich den Tourenleiter 1 beim Schweizer Alpen Club. Dass ich quasi von null auf hundert aufdrehen konnte, liegt wohl auch an meinem Beruf: Ich bin Kaminfeger. Dadurch bin ich körperliche

Arbeit gewohnt. Wir müssen viel Treppensteigen, die Arme sind trainiert und Höhenangst kenne ich auch nicht. Ganz fremd waren mir die Berge natürlich nicht: Mit meinen Eltern sind wir früher oft im Alpstein wandern gegangen. Auf dem Portal bergtour.ch habe ich dann auch meine zukünftige Frau kennengelernt. Sie ist Tourenleiterin im Deutschen Alpenverein. Als wir am Hochjoch in Österreich unterwegs waren, in der Nähe der Wormser Hütte, standen wir plötzlich vor einer Steingeiss mit ihren Jungen. Solche Momente zu teilen, ist das Grösste. Das Meditative zieht mich in die Berge: weg sein von allem. Alpenblumen, Gestein, Himmelsstimmungen, Weitsicht – nie ist eine Tour gleich. Ich wohne in Heiden in Appenzell Ausser­ rhoden, da ist die Bächli-Filiale in St. Gallen meine erste Anlaufstelle für Material. Ich kenne alle Berater, und meine Wünsche sind noch immer erfüllt worden. Ich mag es, wenn Artikel Schweiz-Bezug haben, beispielsweise Ortovox-Jacken mit Swisswool. Was ich besonders schätze: Ich kann auch einfach anrufen und am nächsten Tag habe ich das Material im Briefkasten.» TEXT: MIA HOFMANN FOTO: ZVG

Impressum «Inspiration», die Kundenzeitschrift der Bächli Bergsport AG, erscheint 4 x jährlich und ist in allen Filialen kostenlos erhältlich. Auflage: 90’000 Exemplare

Redaktion & Layout outkomm gmbh Eichbergerstrasse 60, 9452 Hinterforst Telefon 071 755 66 55 E-Mail info@outkomm.com

Herausgeber Bächli Bergsport AG Gewerbestrasse 12, 8606 Nänikon Telefon 0848 448 448 (8 Rp./Min.) E-Mail info@baechli-bergsport.ch

Druck Bruhin AG Pfarrmatte 6, 8807 Freienbach Telefon 055 415 34 34 E-Mail info@bruhin-druck.ch

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