AUSGABE NO 04
WINTER 2019
DAS OUTDOOR MAGAZIN
L A NG L AU F Über die Kunst des Gleitens. Mit Trainingstipps und einem Interview mit Olympiasieger Dario Cologna.
MENSCH EN
TOUREN
Mike Horn – ein Leben in Extremen
Mit dem Fatbike durch Lappland
WISSEN
Skitour – so gelingt der Start abseits der Piste
EDITORIAL
LANGSAMKEIT WA G E N
Schon wieder November! Wie doch die Zeit verfliegt. Sind wir nicht vor wenigen Tagen noch bis spät in die Nacht draussen gesessen, haben ins Lagerfeuer und in den Sternenhimmel geschaut? Jetzt noch einmal raus in die Natur: mit der Familie oder Freunden durch die bunte Herbstlandschaft streifen, die kühle und klare Luft geniessen, vielleicht noch eine Bergtour auf bereits angezuckerte Gipfel unternehmen. Und an den immer kürzer werdenden Tagen wird bereits voll Vorfreude die erste Skioder Schneeschuhtour geplant. Hoffentlich lässt der Winter nicht mehr allzu lange auf sich warten.
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«Schon wieder November!» hat aber noch eine weitere Dimension. Haben Sie auch das Gefühl, dass die Zeit immer schneller verfliegt? Wir sind immer auf dem Sprung, das Smartphone stets in der Hand. Es herrscht ein digitales Grundrauschen, das immer lauter wird. News, Posts, Likes – dazwischen noch kurz die Mails gecheckt. Und der Kalender ist bis Weihnachten prall gefüllt – irgendwie sind das für viele die stressigsten Wochen im Jahr. Waren die Herbst- und Wintermonate früher nicht einmal die «ruhige Zeit» im Jahreslauf? Es liegt an uns, im richtigen Moment auf die Bremse zu stehen. Bewusst die Zeit, wenn nicht anzuhalten, aber zumindest etwas zu verlangsamen. Beispielsweise auf einer Schneeschuhtour, auf der man durch die tief verschneite Winterlandschaft stapft. Die Ruhe ist fast komplett. Nur gelegentlich hört man den Ruf einer Tannenmeise, der Schnee knirscht unter den Füssen, in der kalten Luft dampft der Atem. Das entschleunigt. Noch intensiver wird die Erfahrung, wenn man sich ein paar Tage auf die Einsamkeit einer abgelegenen Selbstversorgerhütte einlässt, wie die Autorin unserer Geschichte ab Seite 8 in der Walliser Augstbordregion. Smartphone aus, Schnee schmelzen, Feuer machen – die Zeit bekommt eine völlig neue Dimension. «Auf die Uhr schauen wir längst nicht mehr», schreibt Iris Kürschner. Die bewusste Langsamkeit lässt den Augenblick intensiver erleben. Das hört sich nach einem wunderbar-verrückten «Wagnis» an. Haben Sie den Mut!
Jürg Buschor
Redaktionsleiter
IMPRESSUM
Verlagsleitung Marcel Tappeiner
Auflage 275'843 (WEMF 2019)
«SEEK» ist eine gemeinsame Beilage der Titel SonntagsZeitung und der Schweizer Familie.
Projektleitung Jürg Buschor
Anzeigen Adriano Valeri Tel.: +41 (0)44 248 40 12 E-Mail: anzeigen@sonntagszeitung.ch E-Mail: anzeigen@schweizerfamilie.ch
Herausgeberin / Verlag Tamedia AG Werdstrasse 21, 8004 Zürich
Redaktion und Produktion Outdoor Publishing GmbH Jürg Buschor, Daniel Götz, Thomas Ebert, Laura Klohn, Kristin Schulze, Thomas Werz, Rabea Zühlke
I N H A LT
DIE SCHWEIZ IN ZAHLEN
NO 04
Von unglaublichen Wetterrekorden, idyllischen Inseln und Rettungsaktionen. Ein Blick in die Schweiz – von Zahlen, Fakten und Geschichten. Hätten Sie es gewusst?
WINTER 2019
11 Die grösste Insel der Schweiz ist gerade einmal 11 Hektar gross. Ufenau liegt mit ihrer Nachbarinsel Lützelau im Zürichsee. Aufgrund der landschaftlichen Schönheit und der biologischen Vielfalt steht Ufenau unter der besonderen Obhut des Kantons Schwyz. Insgesamt gibt es in der Schweiz über 34 Inseln, die nicht über eine Brücke mit dem Festland verbunden sind.
Zürichsee
268
AUSGABE NO 04
9650 Wer in den Schweizer Bergen einen Blindgänger findet und per Formular oder App der Armee meldet, kann bis zu CHF 100.– an Prämie kassieren. 2018 wurden zu diesem Zweck CHF 9650.– an Privatpersonen ausbezahlt. Mehr Informationen: www.armee.ch/blindgaenger
Kilometer pro Stunde: So stark blies der Wind des Sturms Vivian am 27. Februar 1990 am Grand St-Bernard. Es handelt sich um die höchste in den Bergen gemessene Windgeschwindigkeit der Schweiz überhaupt. Im Flachland liegt der Rekord bei 190 Kilometern pro Stunde. Aufgestellt in Glarus, bei einem Gewittersturm am 15. Juli 1985.
WINTER 2019
DAS OUTDOOR MAGAZIN
Grosser St. Bernhard
LANG LAUF Über die Kunst des Gleitens. Mit Trainingstipps und einem Interview mit Olympiasieger Dario Cologna.
MENSCH EN
TOUREN Mit dem Fatbike durch Lappland
WISSEN
Skitour – so gelingt der Start abseits der Piste
Wer die ersten Spuren in den frischen Tiefschnee ziehen möchte, muss früh dran sein. Wie Sabine Schipflinger (vorne) und Laura Überbacher auf den letzten Metern zum Gipfel der Erlispitze (2634 Meter) über Zürs am Arlberg. Dafür lohnte sich auch die Übernachtung im Winterraum der Stuttgarter Hütte.
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0 8 R ep or t a ge
2 2 R ep or t a ge
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Schneeschuhtour: Entschleunigt auf der Moosalp
Lappland: Elchtest mit dem Fatbike
Langlauf: Die Kunst des Gleitens
14 R at geb er
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48 Kla rtext
Skitouren: ABC für Aufsteiger
Mike Horn: Ein Leben in Extremen
Munteres Baggern in Zeiten der Schmelze
Zermatt
3383 Mike Horn – ein Leben in Extremen
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30
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3211
Die Seilbahnen der Rekorde. Die Pendelbahn aufs Kleine Matterhorn kommt so hoch hinaus wie keine sonst. Die Fahrt endet auf 3883 Metern. Damit gilt die Bergbahnstation als die höchste in Europa. Mit insgesamt 9482 Metern Länge, verteilt auf vier Sektionen, ist die Bahn von Zermatt auf das Kleine Matterhorn auch die längste Pendelbahn der Schweiz.
In den Schweizer Alpen und im Jura mussten im Jahr 2018 exakt 3211 Menschen die Bergrettung in Anspruch nehmen. Das waren 500 Personen mehr als noch in 2017. Die Zahl der Todesfälle lag mit 207 Personen ebenfalls deutlich höher als im Jahr zuvor.
Ort Erlispitze, Lechtaler Alpen Foto Andreas Vigl
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Foto Jean-Luc Grossmann / planetvisible.com Ort San Bernardino Pass, Schweiz
SURFEN IN WINTERWELLEN Surfen unter stahlblauem Himmel zwischen weiss gepuderten Wellen. Der Wind legt auf vier bis fünf Beaufort zu. Perfekte Bedingungen zum Snowkiten. Der Schirm zieht mit grosser Kraft an, das Snowboard zeichnet seine Spur in den Schnee und das Endorphin ein Lächeln ins Gesicht. Ein berauschendes Gefühl. Auch wenn der Wind mit aller Kraft in die Gesichter peitscht, gibt es in diesem Moment keinen schöneren Ort auf der Welt.
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Wie auf dem Präsentierteller zeigt sich die Mischabelgruppe oberhalb des Skigebiets von Grächen.
RUBRIK
EINSAME SCHATTENBERGE Wer ein wenig überlaufenes Tiefschneeparadies in aller Ursprünglichkeit sucht, wird im Rhonetal fündig: Einquartiert auf einer einsamen Berghütte sind die «Schattenberge» die perfekte Ausgangslage für einzigartige Schneeschuhtouren zwischen der Moosalp, Bürchen und Unterbäch.
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REPOR TAGE
Text & Fotos Iris Kürschner
S
till liegt das Skigebiet da. Mittendrin eine ein-
Bügellift zieht direkt vorbei. Doch zwischen 16.30
same Hütte. Wir sitzen davor und beobachten
und 9.15 Uhr steht er still. Für Reto ein akzeptabler
die Schatten, die in die Höhe kriechen. Die
Kompromiss mit der Einsamkeit.
Bergspitzen, die im letzten Sonnenlicht immer röter
Mit seiner Vision möchte Reto anderen Men-
werden, dann allmählich verglühen und in die Far-
schen das einfache Leben, das er in Kanada so zu
be des Himmels wechseln. Besser als jedes Fernseh-
schätzen lernte, näherbringen. Nicht überstürzt,
programm und jeden Tag anders. «Lass uns die Sauna
sondern «Step by Step», wie er gerne betont. In Un-
einheizen», schlägt Dieter vor und meint damit das
terbäch baute er ein Blockhaus, das er nun vermie-
runde Fass gleich neben der Hütte. Bald bullert da-
tet. Der erste Schritt. Die Gäste müssen ihr Wasser
rin der Ofen, wir sitzen schwitzend auf den Bänken
vom etwas entfernten Brunnen holen, selber Holz
und verfolgen durch das Panoramafenster, wie die
hacken und Feuer machen. «Plötzlich überlegst du
Nacht langsam einbricht, die Lichter im Tal mehr
dir genau, wie viel du brauchst, gehst sorgsamer
und mehr leuchten, als seien es die Spiegelungen der
mit den Ressourcen um. Wenn du etwas selber tust,
Sterne. Draussen knirscht die Kälte, als wir unsere
wird es wertvoller», sinniert Reto. Auch auf Strom
Füsse in den Schnee setzen, unseren dampfenden
verzichtet die Hütte. «Also musste ich eine Lampe
Leib mit dem weissen Pulver einreiben. Der Effekt
finden, die anders funktioniert.» Er entdeckte die
könnte nicht intensiver sein. Hochrot zurück in die
Sonnengläser – ein Fair-Trade-Produkt aus Afrika.
Fasssauna und dann nochmal raus. Die Moos-Alp-
So simpel wie genial. Ein rezykliertes Einmachglas,
hütte im kleinen Skigebiet der Augstbordregion auf
mit LEDs ausgestattet, die über ein Solarsonnen-
der Schattenseite des Rhonetals hat Suchtpotenzial.
modul im Deckel aufgeladen werden. «Wenn man eine Lampe tagsüber vor die Tür stellen muss, damit
ZURÜCK ZUM EINFACHEN LEBEN
sie sich mit Sonne auflädt, um am Abend Licht zu
Die Vision von Reto Gilli trifft genau den Trend
haben, entsteht ein anderes Verständnis. Woher
der Zeit. Eine Zeit, die immer schneller, immer
kommt die Energie eigentlich?» Etwas Komfort darf
technischer, immer konsumorientierter wird und
der Gast in Retos Blockhaus in Unterbäch dennoch
Körper und Geist schlichtweg überfordert. «Dabei
geniessen: Strassenzufahrt, Dorfkontakt mit Ein-
sind so viele Dinge überflüssig, sie lenken uns ab
kaufs- und Restaurantoption, auch eine Dusche mit
und schenken keine innere Zufriedenheit», sagt
fliessend warmem Wasser hat er angebaut.
Reto. Zehn Jahre leitete der Luzerner das Igludorf
Die Moos-Alphütte ist etwas für Fortgeschritte-
auf dem Rotenboden oberhalb von Zermatt. Ir-
ne. Der zweite Schritt. Schon vorher muss man sich
gendwann hatte er genug von dem ganzen Trubel
genau überlegen, was man für seine Selbstversor-
und Chichi. Er reiste nach Kanada und fand, was
gung mitnimmt. Vom Parkplatz der Moosalp dau-
er suchte: Einsamkeit und ein Leben im Einklang
ert der Zustieg zur Hütte mit Ski oder Schneeschuh
mit der Natur. Und der Abenteurer stellte fest: Je
eine halbe Stunde. Im Winter gibt es dort kein Was-
weniger er hatte, um so zufriedener wurde er. Als
ser. Das bedeutet Schnee schmelzen. Reto zeigt uns
in einer Lodge ein Helfer gesucht wurde, sprang
bei der Einführung eine grosse, stählerne Pfanne.
Reto kurzerhand ein und lernte die Blockbauweise
«Die Waschschüssel», sagt er grinsend. Am besten
kennen. Und so wurde auch sein Traum von einem
als Katzenwäsche im Freien in Kombination mit der
einsamen Blockhaus irgendwo an einem See in der
Sauna. Zum stillen Örtchen hat er extra einen Pfad
Schweiz immer stärker. Er begann, in seiner Heimat
durch die Schneemassen getrampelt. Dann lässt
nach einem geeigneten Platz Ausschau zu halten.
er uns allein mit unserem Schicksal. Es gilt, sich
«Doch in einem Land, wo alles kompliziert geregelt
zu organisieren. Am Abend den Wasservorrat für
ist, keine einfache Sache», stöhnt Reto. Er musste
den Morgen schmelzen, aufwachen, Feuer machen,
Kompromisse eingehen. Nach langer Suche stiess
nochmal kurz unter die warme Bettdecke schlüp-
er auf die Moos-Alphütte, die er von der Gemeinde
fen, erneut Schnee schmelzen – Zeit bekommt hier
Bürchen pachten konnte. Die archaische Holzhüt-
eine andere Dimension. Erst neun Uhr früh und wir
te entsprach seinen Vorstellungen. Auch die Lage
haben schon ungeheuer viel auf die Beine gestellt.
gewissermassen, hoch über allem, kein Strassen-
Die Sonne lacht, der Schlepplift setzt sich in Bewe-
anschluss, freier Blick auf eine atemberaubende
gung. Wir suchen aber nicht den Abfahrtsrausch,
Gebirgskulisse – aber eben in einem Skigebiet. Ein
sondern genau das Gegenteil: Entschleunigung.
10
DIE AUGSTBORDREGION Übernachten Blockhütte Unterbäch: Die Blockhütte liegt in Unterbäch auf 1200 Metern Höhe und bietet Platz für sechs Personen. In der gemütlichen Hütte befinden sich vier Betten, zwei weitere gibt’s im «Übernachtungsfass». Geheizt wird über den urigen Cheminéofen, eine private WC/Duschhütte befindet sich gleich nebenan. projacks.ch/blockhuette Moos-Alphütte: Die Moos-Alphütte ist eine abgeschiedene «Entschleunigungsoase» oberhalb von Bürchen auf 2000 Metern Höhe. Vom Wasserholen über das Holzhacken bis hin zum Einheizen dürfen die Besucher alles selbst machen – und die Einfachheit geniessen. Die Hütte bietet Platz für 10 Personen. projacks.ch/moosalphuette Schneeschuhtour In den Tourismusbüros von Visp, Unterbäch und Bürchen das praktische Faltblatt «Schneeschuherlebnisführer» holen, auf dem die markierten Schneeschuhtrails der Augstbordregion verzeichnet sind. Ausserdem empfehlenswert: Der SAC-Führer «Schneeschuhtouren Oberwallis» von Roland Nanzer. Essen Leckere lokale Küche bieten das Hotel Alpenrösli auf der Brandalp (brandalp.ch), der Walliserhof in Unterbäch (sporthotel-walliserhof.ch) und das Hotel Ronalp oberhalb Bürchen (ronalp.ch). Auf der Moosalp gibt es drei Restaurants: Restaurant Moosalp (moosalp. ch), Restaurant Dorbia (dorbia.ch) und das Restaurant Panorama auf der nicht weit entfernten Bürchneralp (restaurant-panorama.ch). Infos Touristische Infos zur Augstbordregion unter unterbaech.ch und buerchen.ch
Oben: Entschleunigung auf der Moos-Alphütte. Zeit bekommt eine andere Dimension. Selbstversorger: Auf der Hütte gibt es kein fliessend Wasser – dafür genügend Feuerholz zum Schneeschmelzen.
Mit Schneeschuhen durch die verschneiten Wälder der Moosalp. Ein kleines Paradies in völliger Einsamkeit.
REPOR TAGE
ALLES WIRD BEWUSSTER ANGEGANGEN, DER AUGENBLICK INTENSIVER ERLEBT. DARAUS SCHÖPFT MAN KRAFT, ENERGIE UND NEUES IDEENGUT.
REPOR TAGE
und Lärchen nordwärts. Der ostseitige Hang gen
sen sich bestens im Schnee verfolgen. Das Augst-
Vispertal ist tabu, eine Wildruhezone, die nicht
bordrudel zählt etwa fünf Wölfe, weiss Imboden.
betreten werden darf. An der Lichtung der Breit-
Sie sorgen für heissen Gesprächsstoff vor allem
matte kommt man ihr ganz nah. Wir schwenken
unter den Bauern, die ihre Schafe seither mit Zäu-
deshalb zur Eischmatte, stossen irgendwann auf
nen schützen müssen.
die Schneetrasse des Alpuschnaager, der einzigen
Im Alpenrösli auf der Brandalp hoch über
Fahrverbindung zwischen Bürchen und Moos-
Unterbäch bleibt man nicht nur gerne auf ein
alp. Hinterm Steuer der Pistenraupe sitzt Roger
Schwätzchen. Im Speicher unterm Dach hängen
Pollinger – ein begnadeter Geschichtenerzähler.
Würste, Schinken, Speck zum Trocknen, verrät
Gerne erzählt er vom Bozu, wie die Walliser ihre
uns die Wirtin, als wir die Qualität des Walliser
Naturgeister nennen. Eigentlich gutmütige We-
Tellers loben. Auch die Kartoffelabfälle neben
sen. Sie spielen aber demjenigen böse Streiche, der
dem Haus zeigen, dass man auf frische, lokale
die Natur nicht achten will. Sozusagen als Erinne-
Produkte Wert legt. Ein bekanntes Gesicht taucht
rung, weil wir ein Teil von ihr sind. Sie nährt uns,
auf: Reto ist zum Fitnesstraining mal eben so hi-
sie schenkt uns Erholung, sie lehrt uns. In den
naufgespurtet. Nanuk, sein weisser Schäferhund,
Städten kann man das leicht vergessen.
ist immer an seiner Seite. Reto deutet zum Ginalstal, das sich westlich der Brandalp ins Hochgebir-
WOLFSSPUREN Ein schönes Gefühl, in die Moos-Alphütte zurück-
die wolle er für seinen dritten Schritt präparie-
zukehren. Unsere kleine Einsiedelei in der Weite
ren. Noch abgelegener, noch archaischer. Wie ein
der Schneeberge. Der Lift steht längst still. Noch
Blitz verschwindet der drahtige Hüne mit seinem
Wir wandern hinaus in die Landschaft, in die
glimmen im Ofen ein paar letzte Kohlestücke.
«Eisbären», denn das bedeutet Nanuk in der Spra-
weiten Wälder der Moosalp, die sich jenseits der
Das nachgelegte Holz flammt schnell wieder auf
che der Inuit, wieder ins Tal. «Wandert zur Lich-
Passstrasse auftun. Ein ideales Schneeschuhge-
und die urgemütliche Stube füllt sich mit wohli-
tung Tschorr», empfahl er uns noch. Hangparallel
lände, einsam und voller Routenmöglichkeiten.
ger Wärme. Holz hacken, Schnee schmelzen. Hat
stossen wir nach einer Weile auf die Hütten am
Reto hat recht, man fühlt sich fast ein bisschen
man sich organisiert, geht alles ganz leicht von
Senggboden. Schnee türmt sich so hoch, dass man
wie in Kanada. Dicke Schneepolster lasten auf
der Hand. Nach dem Sauna-Ritual gönnen wir
auch über die Dächer der Holzchalets spazieren
den Nadelbäumen, zerstäuben zu glitzernden
uns ein Fondue am grossen Holztisch, dekoriert
könnte. Vis-à-vis strahlt der Berner Alpenkamm
Kristallwolken, wenn die Tageswärme sie zum
mit Kerzenlicht. Auf die Uhr schauen wir längst
mit dem Bietschhorn als Blickfang. Die Landkarte
Fallen bringt. Ein Schneehase flüchtet durchs
nicht mehr. Zeit spielt keine Rolle. Man geht zu
leitet uns in ein Tälchen, in das im Februar kaum
Unterholz. In einer Kuhle ahnt man einen See.
Bett, wenn man müde ist. Unter den dicken Du-
Sonnenstrahlen dringen. Ein Kältepol mit bi-
Mehrere Tümpel, Flach- und Hochmoore verber-
vets schlummern wir wie Babys. Kein störendes
zarr vereisten Nadelbäumen, auf denen sich der
gen sich in der einst durch eiszeitliche Gletscher
Geräusch, nichts. Allmählich stellt sich ein natür-
Schnee wie Schlumpfhauben türmt. Immer wie-
geschliffenen Rundhöckerlandschaft. Darunter
licher Rhythmus ein. Mit dem Licht stehen wir
der sieht man abgeknickte Bäume, die der Gas-
Biotope von nationaler Bedeutung, die nun unter
auf, voller Vorfreude auf die Morgenstimmung.
se den Eindruck eines Urwalds verleihen. Man
der schützenden Schneedecke ihren Winterschlaf
Manchmal steigen wir den Hang höher hinauf,
wäre nicht verwundert, einen Wolf zu sichten.
halten. Infotafeln weisen auf das Naturschutzge-
um noch mehr Gipfel im ersten Sonnenzauber zu
Weltabgeschieden wirkt Tschorr. Aus der ver-
biet hin. Aus dieser überzuckerten Märchenland-
bestaunen. Nach ausgedehntem Frühstück ziehen
träumten Lichtung scheinen die Felsflanken des
schaft ragt unser Stand. Schweigend stehen wir
wir auf Erkundungstour, entlang uralter Wasser-
Wildstrubelmassivs zu wachsen – dabei liegt das
auf der offenen Hügelkuppe und lassen uns vom
kanäle, die man hier Suonen nennt. Sie folgen den
Rhonetal dazwischen.
Horizont, der sich rund um uns ausdehnt, in den
Höhenlinien und machen die steile Topografie
Weder müde noch schlapp nach solchen Tou-
Bann schlagen. Im Süden blendet die mächtige Mi-
genüsslich begehbar. Auch der Wolf nutze diese
ren versorgen wir uns abends in der Moos-Alp-
schabelgruppe. Daneben schliessen sich im Osten
Schneeschuhpfade gerne, erzählt uns der Wild-
hütte. Als würde das einfache Leben uns ver-
die Simplonberge an. Weissmies und Monte Leone
hüter Richard Imboden. Gekleidet in Jägergrün,
wandeln. Es scheint das Auge zu schärfen für die
können wir ausmachen. Im Norden die markan-
nippt er gerade an seinem Kaffee, als wir auf der
wirklich wichtigen Dinge. Alles wird bewusster
ten Pyramiden von Aletschhorn und Bietschhorn
Brandalp eintreffen. Mehrere Fotofallen betreue
angegangen, der Augenblick intensiver erlebt.
und im Westen ganz nah das Augstbordhorn, das
er. Dazu seien allein in den letzten zwei Jahren 14
Daraus schöpft man Kraft, Energie und neues
der Region seinen Namen gab. Kurz hinter dem
glaubwürdige Sichtbeobachtungen eingegangen.
Ideengut. Splitternackt rennt Dieter durch den
Stand verschluckt uns wieder Wald. Wir stap-
Was besagt, dass sich die menschenscheuen Tiere
Schnee, als wolle er die Welt umarmen. Die Fass-
fen durch ein Labyrinth aus knorrigen Arven
nur äusserst selten zeigen. Doch ihre Spuren las-
sauna ist zum liebenswerten Ritual geworden. •
IMPRESSIONEN WIE IN KANADA
Nicht weit vom Hotel Ronalp befindet sich Zenhäusern, der fotogene Ortsteil von Bürchen.
12
ge schneidet. Dort, weit oben, gäbe es eine Hütte,
13
RATGEBER
RATGEBER
Text Thomas Ebert
A
ABC FÜR AUFSTEIGER Gesellig, gesund, genussvoll: Das Skitourengehen erfährt weiter nahezu ungebremsten Zuspruch. Anders als oft gedacht, fällt der Einstieg gar nicht schwer – wer Skifahren kann, kann auch Tourengehen. Ein kleines Glossar mit den wichtigsten Begriffen für Ein-, Auf- und Umsteiger.
wie Auffellen
wie Exposition
wie Irrtum
Damit die Tourenski beim Aufstieg
Beschreibt, in welcher Himmelsrichtung
So gut wie alle Bindungen verfügen über
nicht den Berg hinabrutschen, werden
ein Hang ausgerichtet ist. Die E. ist ein
zuschaltbare Steighilfen. Viel hilft viel gilt
vor Tourbeginn Steigfelle auf den Ski-
wesentliches Kriterium bei der Tourenpla-
hier allerdings nicht: Gerade Anfänger
belag geklebt oder gespannt. Oben an-
nung, da Schneequalität und Lawinen
«stöckeln» oft auf der höchsten Steighilfe
gekommen, wird abgefellt, damit die
eng mit der E. zusammenhängen. West-
über 20-Grad-Hänge. Das ist nicht nur an-
Abfahrt beginnen kann. Bei Wind und
hänge firnen später auf, in Nordhängen
strengend, sondern in Querungen auch
Wetter unangenehm. Schnelles A. ver-
hält sich Neuschnee länger «frisch», Ost-
kontraproduktiv. In einer vernünftig an-
rät den Könner, Rennläufer erledigen
hänge bekommen früh Sonne und «ent-
gelegten Spur sollte die höchste Steighilfe
beides in wenigen Sekunden.
laden» daher schneller ihre Schneebretter.
nie zum Einsatz kommen.
B
14
Fotos: mauritius images / Westend61 / Christian Vorhofer
J
F
wie Bindung
wie Firn
wie Juli & August
Im Gegensatz zur Alpinski-B. muss eine
Der heimliche Star unter den Schnee-
Mit etwas Glück findet sich Anfang Juni
Skitouren-B. für den Aufstieg das An-
arten, da er im Gegensatz zum Neu-
noch ein nordseitiger Lawinenkegel zum
heben der Ferse zulassen. Inzwischen
schnee
zu-
Hinunterrutschen, und Besitzer von
haben sich sogenannte Pin-B. durchge-
verlässiger vorauszusagen und viel
Steinski kratzen Jahr für Jahr den ersten
setzt, die spezielle Aufnahmen an den
ungefährlicher ist. Abfahrten im F.
Septemberschnee von den Hängen. Aber
Schuhen erfordern. Wichtig: Ski, Schuh
sind genial ( Carving), erfordern al-
Juli & August, das sind auf der Nordhalb-
und B. sollten aufeinander abgestimmt
lerdings ein gutes Timing, da der Über-
kugel die Monate, in denen Skitourenge-
sein – leichte B. und breite, schwere Ski
gang von Harsch zu Sulz fliessend ist
her zum Nichtstun verdammt sind.
vertragen sich schlecht.
( Harscheisen).
C
Die erste Spur ziehen zu dürfen, gehört zu den schönsten Momenten auf Skitour – selbst wenn es im Aufstieg ist.
I
E
häufiger
anzutreffen,
G
wie Carving
wie Gleiten
Das Skitourengehen verlangt kein Be-
Ein klassischer Anfängerfehler, den man
herrschen des C.-Stils. In aller Regel sind
sich am besten gar nicht erst angewöhnt:
die Schneeverhältnisse abseits der Piste
den Ski beim Aufstieg vom Boden abhe-
zu gut ( Neuschnee) oder zu schlecht
ben. Heutige Steigfelle gleiten so gut, dass
für schnittige C.-Schwünge. Ausnahme:
man sich die zusätzliche Anstrengung
Firn.
sparen kann. G. statt heben!
D
H
SCHON GEWUSST?
250.000 PAAR TOURENSKI WURDEN LAUT DEM ÖSTERREICHISCHEN
wie Druckstelle
wie Harscheisen
Schuhe mit D. können selbst den wun-
H. sind Metallklammern, die unter der
derbarsten Neuschnee zur Tortur
Bindung montiert werden, wenn auf har-
machen. Die gute Nachricht: Die meis-
tem Schnee die Felle nicht mehr greifen.
ten Innenschuhe sind heute schnell
Vor allem im Frühjahr, wenn der weiche
WINTER 2017/18
und preiswert thermoformbar, was in
Nachmittagssulz über Nacht hart gefriert
puncto Passform wahre Wunder be-
und erst später wieder zu Firn wird,
WELTWEIT VERKAUFT.
wirkt. Trotzdem: Skitourenschuhe un-
sind H. essenziell. Tipp: H. griffbereit hal-
bedingt im Laden anprobieren.
ten, oft ist man zu faul für die Montage.
15
SKITOURENVERBAND SKIMO AUSTRIA IM
RATGEBER
K
RATGEBER
R
wie Klimawandel
wie Rucksack
Zweitärgster Feind des Tourengehers.
Auf Skitour Pflicht, da ausser den Steig-
Zur Wahrheit gehört allerdings, dass Skitourengeher (viel Ausrüstung, häufig früher Aufbruch, oft in entlegenen
N
Tälern) eher selten den öffentlichen
wie Neuschnee
Personennahverkehr benutzen. Immer-
In trockener und locker gebundener
hin: Skitouren, die kürzer dauern als
Form die schönste Schneeart für Tou-
die An- und Abreise per Auto, geraten
rengeher. Verschafft in der Abfahrt
zunehmend in Verruf.
rauschartige Zustände. Entsprechend
L
wie Lawine Ärgster Feind des Tourengehers. Im Winter 2018/19 starben in der Schweiz 21 Personen in Lawinen. Die Interpretation des Lawinenbulletins und die
fellen auch noch die Wechselkleidung, etwas Verpflegung und das Trio Schaufel, Sonde und Lawinenverschüttetensuchgerät transportiert werden muss.
S
begehrt sind unverspurte Hänge mit N.,
wie Spitzkehre
für deren Genuss man mitunter sehr
Richtungswechsel durch Kehrtwende
früh aufstehen muss. Nachteil: Beson-
auf der Stelle. Schwierigstes Manöver
ders in Kombination mit Wind ist N.
im Aufstieg, eine flüssig vorgetragene S.
sehr anfällig für Lawinen.
zeichnet Könner aus. Trick: Mit einem
O
Kick auf den Hinterbacken schwingt der Ski leichter um die Kurve.
T
Steigfelle ermöglichen den Aufstieg im Schnee. Beim Auffellen sollte der Belag sauber sein, die Stahlkanten dürfen nicht vom Fell verdeckt werden.
V
Speicherseen oder in langen Talböden,
schnelle Kameradenrettung mit Suchge-
wie Ordnung
rät, Schaufel und Sonde erfordern stän-
Ist auch auf Skitour das halbe Leben.
dige Übung. Wichtigste Faustregel: Bei
Insbesondere beim Zusammenlegen der
wie Training
wie Verleih
Lawinenwarnstufe 3 (erheblich) keine
Steigfelle sollte O. herrschen, damit die
Der grosse italienische Alpinist Walter
Ein neues Set aus Tourenski, -schuh, -bin-
Hänge steiler als 35° Neigung betreten.
empfindlichen Klebeflächen möglichst
Bonatti gestand einmal, dass sein einziges
dung und Steigfellen schlägt mit etwa
lange ihre Haftkraft behalten.
T. für Bergtouren darin bestehe, nach an-
CHF 1500.– zu Buche. Wer erst einmal
strengenden Skitouren direkt und ohne
schnuppern möchte, findet auch Miet-
Anhalten abzufahren. Gerade in schlech-
angebote von Skitourenausrüstung, z. B.
wie Y-Achse
tem Schnee kann die Abfahrt durchaus
bei Bächli Bergsport. Auch Bergschulen
Höhenmeter sind auf Skitour die wichtigs-
anstrengender sein als der Aufstieg.
bieten bei Kursen einen Materialverleih.
te Einheit überhaupt. Ein Skitourengeher
M
wie Mittenbreite
P
Wichtigstes Mass eines Tourenski ist sei-
wie Pistentour
ne Breite unter der Bindung. Es gilt: Je
Aufstieg am Pistenrand eines Skigebiets,
mehr M., desto mehr Auftrieb im Tief-
wenn im Gelände zu wenig (oder zu viel
schnee, aber auch mehr Gewicht, das
Schnee Lawine) liegt. Ein vor allem in
im Aufstieg bewegt werden muss. Ultra-
den Ostalpen explosionsartig verbreitetes
wie Unterhaltung
U
W
leichte Rennski sind unter der Bindung
Phänomen mit erheblichem Konfliktpo-
Die sollte im Aufstieg möglich sein –
Wer aus dem Alpinskisport kommt, stellt
schmaler als 70 mm – früher war das
tenzial. Vorteil für Einsteiger: Die Abfahrt
denn erstens erhöht sie die Motivation
fest: Skitourenausrüstung fährt sich in der
die Standardbreite. Universell einsetz-
erfolgt über bequeme Pisten ( Training).
und zweitens stimmt dann das Geh-
Regel «weicher» als Produkte für die Piste.
tempo, und die Beinmuskulatur bleibt
Skitourenschuhe sind deutlich weniger
locker genug für eine genussvolle Ab-
steif, dafür aber leichter und beim Gehen
fahrt ( Training).
fast so bequem wie Bergschuhe.
bare Tourenski liegen heute zwischen 85 und 95 mm. Reine Tiefschneelatten sind breiter als 105 mm.
Q
wie Querung Im Aufstieg gelegentlich unangenehme Fortbewegungsart, insbesondere, wenn
wie weich
X
sollte man in der Zeitplanung extra berücksichtigen, da sie auch in der Abfahrt nicht schnell zu überwinden sind.
Y
denkt, schläft und fühlt in Höhenmetern. Als grober Anhaltspunkt: Eine durchschnittliche Steigrate liegt bei etwa 350 Höhenmetern pro Stunde, solange das Gelände nicht zu flach ist ( X-Achse).
Z
wie Zwiebelprinzip Die dicke Skijacke ist beim Tourengehen fehl am Platz, denn beim Aufstieg wird es garantiert warm. Eine Kombination aus Funktionsunterwäsche und luftigem Midlayer (z. B. Softshell) hat sich für den
der zu querende Hang steil und eisig ist.
wie X-Achse
Aufstieg bewährt. Für die Abfahrt und
In einer Q. hilft, bei jedem Schritt das Ge-
Die reine Gehstrecke ist auf Skitouren
für Wetterumschwünge sollten auch
wicht bewusst auf die Ferse zu verlagern.
in den Alpen eher irrelevant. Besonders
Isolations- und Wetterschutzjacke im
Tipp: Steighilfe rausnehmen ( Irrtum).
lange Flachstücke, etwa entlang von
Rucksack sein.
16
SEEK BUCHTIPP
17
Noch mehr Glossar gefällig? In Christian Thieles Skitouren-Lesebuch finden auch alte Hasen noch neue Infos («Spurerbier») – oder ertappen sich selbst («Experten-Falle»). «101 DINGE, DIE EIN SKITOURENGEHER WISSEN MUSS»
Christian Thiele CHF 21.90 bruckmann.de
RUBRIK
OUTDOOR CITY
Text Barbara Meixner
TURIN:
BERGE, BARS UND LEBENSKUNST Man nehme eine Handvoll Bergbauernkultur, mische sie mit einer Portion Königtum und urbanem Flair, hebe einen grossen Löffel Gipfelglück unter und lasse das Gemisch über Jahrhunderte gehen. Fertig ist Turin. Die Hauptstadt des Piemont am Fusse der Westalpen ist Ausgangspunkt für sportliche und kulturelle Höhepunkte.
A Foto links: Turismo Torino e Provincia / Veronica Rossi, Foto rechts: Visit Piemont / Getty Images / Giorgio Perottino
Von wegen Po-Ebene: Turin liegt zwar nur 239 Meter hoch, trotzdem sind die Westalpen zum Greifen nah.
18
ls Giovanni Agnelli im August
Auf dem Weg zur Küste, nach Rom
1866 in Villar Perosa das Licht
oder in die Toskana. Und Turin liegt da,
der Welt erblickt, wissen weder
eingerahmt von Hügeln und verschnei-
seine Eltern noch die anderen Bewohner
ten Bergspitzen und wartet geduldig
des kleinen piemontesischen Bergdorfs,
darauf, entdeckt zu werden. Industrie-
welchen Einfluss der Junge einmal auf
stadt und rauchende Schlote, das den-
die Entwicklung der nahegelegenen Stadt
ken diejenigen, die noch nicht dort
Turin haben wird. Er wächst als Sohn
waren. Mediterranes Paris, Geburtsort
eines wohlhabenden Bergbauern auf: mit
der italienischen Kletterszene, «Hafen»
harter Arbeit und den Gipfeln der West-
der Westalpen und Zentrum für Slow
alpen fest im Blick. Auch als Giovanni
Food, davon schwärmen all jene, die
nach Turin zieht und 1899 das Unter-
der alpinen Perle bereits einen Besuch
nehmen Fiat gründet, vergisst er seine al-
abgestattet haben. Die italienische Me-
pinen Wurzeln nicht. So wie die meisten
tropole und Hauptstadt des Piemont im
Piemontesen, die irgendwann die harten
Nordwesten Italiens ist vor allem eines:
Lebensbedingungen am Berg zurücklies-
unterschätzt. Zu Unrecht: Immerhin
sen, um in der nahen Stadt ihr Glück und
war Turin lange Zeit Zentrum des Kö-
Arbeit zu suchen. Vor Jahrhunderten
nigreichs Savoyen, ab 1861 die erste
hatten sich Tauriner – keltisch-liguri-
Hauptstadt
sche Stämme – in den Hügeln am Fusse der Alpen niedergelassen. Das keltische Wort «Tau» steht für Berg. Und das sind die «Tauriner» auch nach Jahrhunderten noch im Herzen: Bergmenschen.
KAFFEE BEWEGT TURIN 143 Jahre später. Autoströme schieben sich an der Stadt am Fluss Po vorbei.
«WIR BRAUCHEN VIEL KAFFEE, DA WIR STÄNDIG IN BEWEGUNG SIND.» 19
Italiens.
Jahrzehntelang
strömte halb Süditalien zum Arbeiten in diese Stadt. Eine feurige Mischung – auch an kalten Tagen. Wenn die Schneeflocken an den barocken Fassaden vorbeitanzen, plaudern die Turiner in den heimeligen, geschichtsträchtigen Kaffeehäusern bei einem Glas Bicerin, einer dickflüssigen Mischung aus aromatischem Kaffee
Ski-Zentren wie Sestriere sind von Turin aus schnell erreichbar. Daneben bietet das Piemont Unmengen an Platz für ruhigen Wintersport.
OUTDOOR CITY
Vom Palazzo Reale führt ein direkter Zugang in den Turiner Dom, wo das berühmte Grabtuch Christi aufbewahrt wird.
DEIN BIKE IN BESTEN HÄNDEN.
und herbsüsser Schokolade. Kaffee,
Bretter oder Schneeschuhe an den Füs-
das ist hier mehr als ein Getränk. Es ist
sen
Lebenselixier und Kulturgut zugleich.
tel. Bis in den frühen Mai lassen sich
Die Turiner Familie Lavazza versorgt
die 3000 Meter hohen Berge, die sich
die Stadt – und den Rest der Welt –
wie ein Bogen um die Stadt spannen,
bereits seit über 100 Jahren mit edlen
auf Ski erkunden. «Bei Neuschnee hält
Mischungen des braunen Goldes. «Wir
es tagsüber niemanden lange in der
brauchen viel Kaffee, da wir ständig
Stadt», sagt Maria Luisa und wird ganz
Einwohner: 882’500
in Bewegung sind», lacht Maria Luisa,
hippelig, wenn sie an die geplante Ski-
Anzahl Museen: 45
eine gebürtige Turinerin, während
tour am nächsten Morgen denkt.
Espresso-Konsum der Stadt: 600’000 Tassen / Tag
essenzielles
Fortbewegungsmit-
TURIN
des abendlichen Besuchs in einer der
DER APERO GEHÖRT DAZU
trifft sich im Winter die Szene unter
Nicht umsonst entschied sich das
der Woche, um Arme und Kopf für die
Internationale
Felsen und gefrorenen Wasserfälle im
dafür, die Winterspiele 2006 in Turin
Val di Susa und im Valle dell'Orco zu
auszutragen, dem Tor zu den Alpen.
trainieren.
Erhaben ragen die Westalpen als na-
Komitee
Wenn die Strassen in herbstlicher
türliche Grenze zwischen Italien und
Dunkelheit versinken, verbreiten ein-
Frankreich in die Höhe. Auf Skifahrer
drucksvolle
zeit-
warten zwischen Sestriere, Pragelato
genössischer Künstler warmes und
und Sauze d’Oulx über 400 Kilome-
buntes Licht. Von dem vermeintlich
ter Pisten. Alte, versteckte Bergdörfer
industriellen Charme ist heute nichts
sind Ausgangsort für Skitouren auf
mehr zu spüren. Ganz im Gegenteil:
unberührten Pulverschneehängen. Erst
Auf den 17’500’000 Quadratmetern
wenn die Sonne langsam sinkt, der
Grünfläche und in den 227 Fussgänger-
glitzernde Schnee zu einer letzten Ab-
zonen ist die Stadt sportlich unterwegs
fahrt einlädt und die Wolken den Blick
– per Velo, per pedes oder auf einem
von oben auf die Mole Antonelliana,
der zahlreichen Ruderboote. Die bri-
das 167 Meter hohe Wahrzeichen Tu-
tisch angehauchten Paddelclubs am Po-
rins freigeben, wird klar, warum man
Ufer sind ein beliebter Treffpunkt nach
sich darüber freuen sollte, dass viele
der Arbeit und am Wochenende. Egal,
Menschen Turin unterschätzen. Wer
welche Temperaturen herrschen.
teilt schon gerne mit mehr als nur ein
Lichtinstallationen
Doch sobald Essen auf dem Tisch
Dank der vielen Arkaden ist die Via Roma, Turins Shopping-Meile, allwettertauglich.
Olympische
Outdoor-Infos: Reisezeit für Wintersport ist von Dezember bis Ende März. Gute Schneeverhältnisse für Skitouren in höheren Lagen bis Ende April. Im Westen Turins liegen die Cottischen Alpen mit zahlreichen Zwei- und Dreitausendern. Spätestens seit den Olympischen Winterspielen 2006 ist Sestriere vielen Wintersportlern ein Begriff. Das Gebiet umfasst 400 Pistenkilometer mit moderner Lift-Infrastruktur.
paar Freunden?
steht, kehrt Ruhe ein bei den sonst so
Zurück in der Stadt. Die Ski sind
bewegungssüchtigen Stadtbewohnern.
verstaut. Es ist 19 Uhr. Was folgt, ist ei-
Das Sprichwort «Du bist, was du isst»
ner der wichtigsten Programmpunkte
nehmen sich die Turiner mehr als zu
des Turiner Tages: der Apero. Bars und
Herzen. Die rustikalen Restaurants
Kneipen gehören nun den Menschen
servieren bodenständige Gerichte aus
mit Weinglas in der Hand. Man nippt,
dem Piemont: traditionelle, bergbäu-
redet, snackt und lässt den Tag im
erliche Speisen mit frischen Zutaten.
Schnee Revue passieren. Der städtische
Und die Turiner Küche ist nicht kom-
Kompass schlägt nun in zwei Richtun-
patibel mit Hektik. Weder im Kochtopf
gen aus: Berg und Barolo. Wer nach
noch auf dem Teller. Und bei einem
einigen Gläsern des piemontesischen
dampfenden Teller Pasta lassen sich
Rotweins die Orientierung zwischen
die nächsten Skitouren Richtung Mon-
den stuckverzierten Gebäuden ver-
te Viso oder Tiefschnee-Tage in Prali
liert, muss sich nur so lange drehen, bis
in Ruhe planen. Nur eine halbe Stunde
am Ende einer Strasse die verschneiten
vom antiken Stadtkern entfernt sind
Gipfel im Mondlicht auftauchen. •
20
Anreise: 400 Kilometer ab Zürich über Gotthardpass und Bellinzona. 260 Kilometer ab Lausanne über Aosta.
Fotos: zvg Turismo Torino e Provincia / ENIT / Michele D'Ottavio
Das schnell erreichbare Val di Susa rückt den Wintersport nahe an die Stadt – selbst bis nach Sestriere sind es weniger als zwei Stunden.
vier Kletterhallen in der Stadt. Hier
20%
e-Services auf unsere Bik d PRO) (STANDARD un
Essen & Ausgehen: Die Restaurants bieten bodenständige und regionale Küche. In der Pasteria Defilippis gibt es seit 1872 hausgemachte, frische Pasta. In Turin wurde der Apero «erfunden». Abends wird die Tradition mit Aperitif und Snack-Buffets zelebriert, im Weggehviertel San Salvario werden die Bars von Menschen mit Martini- und Weingläsern in der Hand bevölkert.
s vom 21 .10. bi 21 .12 .2019
Kunst & Kultur: Als immer noch heimliche Hauptstadt Italiens bietet Turin in über 45 Museen, einem Opernhaus und unzähligen Galerien alles, was das Kulturherz begehrt.
Bring dein Bike jetzt zu uns in den Service.
Allgemeine Informationen: Turismo Torino e Provincia turismotorino.org, visitpiemonte.com, italia.it, enit.de
In Muri bei Bern, Pratteln, Volketswil und Winterthur. Alle Informationen unter: bikeworld.ch/bike-services
STANDARD-Service: Bike: 71.– statt 89.– E-Bike: 87.– statt 109.–
PRO-Service:
Bike: 135.– statt 169.– E-Bike: 151.– statt 189.–
So macht Fatbiken Spass: Auf solider und nicht zu weicher Schneeunterlage wie hier nahe Abisko kommt man zügig voran, ohne einzusinken.
RUBRIK
ELCHTEST AUF ZWEI RÄDERN
Foto: Günter Kast
Wer Schwedisch Lappland im Winter besucht, denkt an Hundeschlitten, Polarlichter und schneebedeckte Landschaften. Nicht aber an eisige Fatbike-Abenteuer von Hütte zu Hütte – inmitten der schwedischen Einsamkeit. Eine etwas andere Winterreise.
22
23
REPOR TAGE
Text Günter Kast, Fotos Jaakko Posti
F
einster Pulverschnee! Beinahe knietief und
500 Metern wächst kein Baum mehr, und die we-
so staubtrocken, wie wir ihn in den Alpen
nigen Birken darunter hat die Natur klein gekriegt
den ganzen Winter über herbeigesehnt
wie Bonsais. Im Winter regieren die Nordlichter,
hatten! Mit fetten Latten unter den Sohlen wür-
im Sommer die Mücken. Menschen, die nicht zum
den wir jetzt schreien vor Glück. Doch wir bleiben
Volk der Samen gehören, haben hier wenig verlo-
stumm. Starren auf die endlose Schneewüste und
ren. Überhaupt leben hier deutlich mehr Rentiere,
die Bergketten vor uns. Umklammern mit unseren
Luchse, Vielfrasse und Elche als Zweibeiner.
dicken Handschuhen die Lenkergriffe. Versuchen,
Henkersmahlzeit in der Tourist-Station Abis-
in den klobigen Bergschuhen die kalten Zehen zu
ko: Wir geniessen Elch-Tartar, Kabeljau, Molte-
bewegen. Ziehen die Mütze unter dem Helm noch
beeren-Mus sowie gutes Craft-Beer und blicken
weiter über die Ohren, um diese vor dem schnei-
zu den vielen Skitouren-Gehern und Freeridern.
denden Wind zu schützen. Gefühlte zehn Minuten
Kein einziger Fatbiker darunter. Doch erst ein-
stehen wir so da. Classe versucht, auf der Kar-
mal geht es natürlich in die Sauna: Für Jaak-
te zu erkennen, an welchem Joch wir gestrandet
ko, den inzwischen zu uns gestossenen Finnen,
sind. Dann durchbricht ausgerechnet Jaakko die
Pflichtprogramm bei 98 Grad. Nach einem wei-
Stille, unser Fotograf aus Finnland, dem Land der
teren Aufguss packen wir für die Tour. Jaakko
Schweiger: «Wir taufen die Tour: Pain in the Ass»,
hat Neopren-Überzüge für die Lenkergriffe da-
schlägt er vor, ohne eine Miene zu verziehen. We-
bei, Gamaschen, Sturmhaube, hohe Bergschuhe.
der Classe noch ich widersprechen. Dann geben
Ich halte ihm stolz meine Goretex-bewaffneten
wir unseren Fatbikes einen Ruck und stossen sie
Winter-MTB-Schuhe hin. Er lächelt milde, drückt
nach vorn. Weiter, immer weiter.
mir ein zweites Paar richtige Bergschuhe in die Hände. Jaakko stammt aus Rovaniemi, dem finni-
DREI TAGE VON HÜTTE ZU HÜTTE
schen Teil Lapplands. Zu Hause hat er mit seinen
Erst vorgestern war ich in Kiruna, der grössten
Freunden eine Downhill-Piste zum Fatbiken im
Stadt im schwedischen Teil Lapplands, gelandet.
Winter gebaut. Er scheint zu wissen, was er tut.
Claes-Jörgen Pohl, den alle nur Classe nennen,
Am nächsten Morgen machen wir in Björkli-
hatte mich am Flughafen eingesammelt. Die Falten
den unsere Bikes startklar. Ski-Urlauber begutach-
im Gesicht des Wildnis-Guides und Outdoor-Trai-
ten neugierig und skeptisch unsere fetten Reifen.
ners waren beinahe so tief wie die Spalten der Glet-
«Funktioniert das?», fragen sie. Wir nicken ent-
scher, von denen es hier reichlich gibt. Während
schlossen, würden aber lieber antworten: «Woher
wir zuerst an der monströsen Eisenerz-Mine vor-
in aller Welt sollen wir das wissen?» Dann fahren
beifuhren, für die Kiruna bekannt ist, und später
wir los. Also: Wir schieben los. Denn erstens fühlen
an zugefrorenen Seen, auf denen Fischer vor ihren
sich die Rucksäcke auf unserem Rücken wie Blei-
Eislöchern hockten, erklärte mir Classe seinen
westen an. Und zweitens ist die Piste viel zu steil.
Plan: drei Tage und zwei Nächte mit dem Fatbike
Wir lassen Luft aus den Pneus ab, um mehr Grip
von Hütte zu Hütte ziehen. Dabei die «Pisten» der
zu bekommen. Reifenprüfung statt Reifeprüfung.
Schneemobil-Piloten und Querfeldein-Langläu-
Erst hinter einer Kuppe gelingt es uns, länger im
fer als Track nutzen. Auf einem Rundkurs, der im
Sattel zu bleiben. Schneemobil-Fahrer halten an,
kleinen Skigebiet von Björkliden beginnt und in
erkundigen sich besorgt nach unseren Plänen und
Abisko, dem Startpunkt des berühmten Kungsle-
ob auch sonst alles in Ordnung sei mit uns. Schon
den-Treks, endet. Tief hinein in die Berge, ins Back-
jetzt ist klar: Mit den Kufen-Piloten wird uns eine
country der letzten grossen Wildnis Europas. Alle
Hass-Liebe verbinden: Einerseits brauchen wir sie,
Ausrüstung am Mann, inklusive Schlafsack, Essen,
denn ohne ihre Spuren würden wir hoffnungslos
Thermoskanne, Ersatzschlauch und Werkzeug. Ki-
im tiefen Schnee versinken. Andererseits gehen
lometer: unbekannt. Höhenmeter: unbekannt.
uns der Motorenlärm und ihr Easy-Rider-Getue gewaltig auf den Zeiger.
Ich frage Classe, ob er so etwas schon mal gemacht habe. Kopfschütteln. Na ja, im Sommer sei er
Zwei Stunden und etwa 600 Höhenmeter spä-
hier öfter unterwegs. Ich bin gewarnt. Von frühe-
ter ist von den «Cowboys» nichts mehr zu hören und
ren Skitouren-Trips weiss ich: Das Klima hier oben,
zu sehen. Whiteout. Wir strampeln in ein weisses
am 68. Breitengrad, kann brutal sein. Oberhalb von
Nichts hinein. Schnee geht konturlos in milchigen
24
Birken-Slalom bei Sonnenschein und milden Temperaturen – was will man mehr?
Oben links: Zur Wahrheit gehört aber auch, dass nicht immer die Sonne scheint – die Navigation funktioniert dann nur mit dem GPS. Wo geht's hier weiter? Am zweiten Tag erschwert Neuschnee das Vorankommen – und die dicken Reifen sinken tief in den Powder ein.
Über der Fjell-Hütte wabern Nordlichter – mehr LapplandFeeling geht nicht!
REPOR TAGE
Himmel über. Fieser Wind verwandelt Schnee-
nem Bier in «Schwedens höchster Bar» fallen uns
kristalle in Eisenspäne, die das Gesicht piesacken.
schnell die Augen zu. Als wir sie am folgenden Tag
Unter einer riesigen Wechte suchen wir Schutz
öffnen, ist das Wetter kaum besser, nur der Wind
vor dem aufkommenden Sturm. Wir nehmen die
hat etwas nachgelassen. Schon nach einer Stunde
schweren Rucksäcke ab, lutschen Eiszapfen, schie-
ist klar: Heute ist ein «Big Day», ein «Quäl-Dich-
ben uns eine Handvoll Nüsse in den Mund. Classe
Du-Sau»-Tag. Die Skidoo-Spuren sind nur noch ein
gibt mir eines seiner Rentierfelle zum Sitzen, damit
schüchterner Strich in der Landschaft. Wir sinken
ich mir nicht den Hintern erfriere. Dann wieder
tief ein, schieben viel, fahren wenig. Bis zu jenem
aufsatteln. Umfallen im zu weichen Schnee. «Elch-
Joch, an dem wir knietief im Powder stehen und
Test» sage ich grinsend zu Classe, doch der Schwe-
nicht wissen, ob wir lachen oder fluchen sollen. Doch Classe bewahrt Ruhe und Übersicht.
de versteht den Bezug nicht.
Wir finden den richtigen Pass und blicken auf
WILDNIS, KÄLTE UND ABFAHRTSRAUSCH
ein wahres Gipfelmeer am Horizont. Wildnis pur!
Endlich taucht schemenhaft die Laktatjakko-Hüt-
Und vor uns liegt ein Hammer-Downhill, steil wie
te auf, 1228 Meter über dem Meer gelegen, Schwe-
eine Skitouren-Abfahrt. Vielleicht zu steil? Ein
dens höchste Herberge, eisverkrustet wie ein Leb-
halber Meter Neuschnee ist allemal gut für eine
kuchenhaus mit Zuckerguss. Vor dem Eingang
formidable Lawine. «Wir wären wahrscheinlich
sitzt schlotternd ein Husky, neben dem wir unsere
die ersten Menschen, die beim Fatbiken in einer
Fatties in den Schnee hauen. Drinnen empfangen
Lawine umkommen», meint Jaakko, und wir su-
uns
wider
Wärme,
Licht,
selbst
gemachte Waffeln und dampfender Kaffee: Das Ding
ist
tatsächlich
bewirtschaftet!
Und
obendrein dürfen wir einer
interessanten
Geschichtsstunde
lau-
schen: Als in Kiruna
Links oben: Auf den Winterwegen, die wir mit den Fatbikes befahren, sind viele Einheimische auch mit Hunden und Schlitten unterwegs.
«WIR STEHEN KNIETIEF IM POWDER UND WISSEN NICHT, OB WIR LACHEN ODER FLUCHEN SOLLEN.»
nem Gesicht. Der Hang hält. Und das ungewohnte Schlittern – Po hinter dem Sattel, Finger weg von den Bremshebeln – macht sogar richtig Spass. Von der Abfahrt sind wir so
mit Adrenalin vollgepumpt, dass wir spontan be-
te eine Bahntrasse her, um das wertvolle Metall ins
schliessen, einen Abstecher zu einem Gletscher zu
norwegische Narvik zu bringen, wo es in alle Welt
machen, obwohl es schon ziemlich spät ist. Blau
verschifft wurde. Die in der Mine arbeitenden In-
und bedrohlich schimmert das Eis der Gletscher-
genieure, später auch die Arbeiter, erholten sich in
zunge. Wir hören, wie es im Inneren des Eisriesen
den Dörfern entlang der Bahnlinie von der Schuf-
arbeitet. «Gibt’s hier Spalten?», frage ich mal so in
terei. Von Abisko, Björkliden und Riksgränsen aus
die Runde. Classe zuckt mit den Schultern. Und
unternahmen sie dann Wanderungen übers Fjäll.
Jaakko sagt, wieder ohne zu lächeln: «Wir wären
Besonders beliebt war die Tour von Björkliden bis
wahrscheinlich die ersten Menschen, die beim Fat-
Laktatjakko. Bei Sturm und Nebel konnte dieser
biken in einer Gletscherspalte landen.»
17-Kilometer-Marsch jedoch gefährlich werden. Des-
Die Brücken über den Spalten halten. Doch auf
halb wurde auf halber Strecke 1939 die Hütte gebaut.
dem letzten Wegstück zur Korsavagge-Hütte, un-
Pferde brachten damals das Material auf den Berg
serer zweiten Unterkunft, müssen wir einen lang-
– wobei sich eines besonders hervortat: Die auf den
gezogenen See überqueren. Er ist zugefroren. Aber
Schwarz-Weiss-Fotos verewigte Frida kannte die
unter uns blubbert, knackt und ächzt es. Wasser
Strecke so gut, dass sie den Weg allein ging. Oben gab
füllt augenblicklich die Löcher, die wir in den
sie ihre Ladung ab und trottete zurück ins Tal.
schweren Schnee treten. Jaakko blickt skeptisch: «Wir wären wahrscheinlich die ersten Menschen,
Wie es mit Frida und der Hütten-Historie
26
einem Grinsen in sei-
vor gut hundert Jahren Erz gefunden wurde, muss-
die beim Fatbiken in einem See ertrinken.»
weiterging, bekommen wir kaum noch mit – so
Mitte: Die Waffeln auf der Laktatjakko-Hütte sind ein Genuss! Gibt's hier vielleicht Spalten? Falls doch, sind sie zumindest ordentlich zugeschneit – glauben wir jedenfalls …
chen vergeblich nach
Erwarten
erschöpft sind wir vom Fatbiken. Nach einem
Das Eis hält. Nach gut zehn Stunden im Sattel
Eintopf mit geräuchertem Rentierfleisch und ei-
und neben dem Sattel stolpern wir in die Hütte.
27
REPOR TAGE
«ES GIBT ZWEI TYPEN VON REISENDEN: DIE EINEN WOLLEN SICH ERHOLEN, DIE ANDEREN NUR ÜBERLEBEN.»
SCHWEDISCH LAPPLAND ENTDECKEN Von Wanderungen über Restaurant-Tipps bis zu kulturellen Angeboten: Alle Informationen auf swedishlapland.de Anreise Mit SAS (flysas.com) ab Zürich via Stockholm oder Kopenhagen nach Kiruna. Achtung: Bei der Zwischenlandung muss das aufgegebene Gepäck in Empfang genommen und wieder eingecheckt werden!
Lächerlich viel Zeit für gerade mal 20 Kilometer, Stürze und Überschläge nicht mitgerechnet. Diesmal hoffen wir vergebens auf eine warme Stube. Also nochmal raus zum Holzhacken und Wasserholen. Endlich dampft der Topf mit dem Nudelwasser auf dem Buller-Ofen. Wir brühen Kaffee auf, ohne Filter, Cowboy-Style. Es riecht nach Männer-
JETZT BUCHEN
SKANDINAVIEN IM WINTER ENTDECKEN
Saison Die beste Zeit für Winter-FatbikeTouren in Schwedisch Lappland sind die Monate März bis Mai.
schweiss und nassem Hund. Life is good! – Doch das Leben wird sogar noch besser in dieser Nacht: «Komm‘ schnell raus», ruft Classe, als ich gerade am Wegdämmern bin. In Grün- und Violett-Tönen
Veranstalter Der hier beschriebene Trip war eine Pionier- und Scouting-Tour, die nur erfahrenen und gut trainierten Mountainbikern zu empfehlen ist. Classe bietet jedoch Touren für jedes Level an und arbeitet diese entsprechend den Wünschen der Kunden aus. Claes-Jörgen Pohl, bearfootnorth.se
wabert Aurora Borealis über uns, taucht die Hütte mit den davor geparkten Fatbikes in ein unwirkliches Licht. Länger als eine Stunde geht das so. Wir gehen erst zurück zu den Schlafsäcken, als in der klaren und damit kalten Vollmondnacht unsere Zähne zu klappern beginnen.
ZURÜCK IN DIE ZIVILISATION Allein das Nordlicht-Spektakel hat uns für die
NORWEGEN – AKTIVWOCHE
FINNLAND – AKTIVWOCHE
WINTERWOCHE MÅLSELV MOUNTAIN VILLAGE
AKTIVWOCHE IN ÄKÄSLOMPOLO
HIGHLIGHTS: Tromsø, Nordlicht, Målselv Mountain Village
HIGHLIGHTS: Blockhausromantik, Huskysafari, Schneemobiltour
Mühen des zweiten Tages entschädigt. Doch am nächsten Morgen gibt’s noch einmal eine Bescherung: Endlich finden wir Bike-Tracks, wie wir sie uns erträumt hatten: schön festgetreten von den Skilangläufern, die hier im Abisko-Nationalpark
zwischen zwei Gipfeln nahe Abisko, das Wahr-
mit Pulka und Zelt unterwegs sind. Dafür heisst
zeichen Schwedisch Lapplands. Nur Rentiere und
es für Skidoos: Draussen bleiben! Ausserdem
Elche, nach denen wir natürlich Ausschau halten,
scheint zum ersten Mal seit Tagen so richtig die
entdecken wir keine. Nahe einer Schlucht kurz vor
Sonne. Und die Rucksäcke sind auch schon leich-
dem Zieleinlauf trifft Classe eine Schweizer Freun-
ter – weil wir alles Essbare weggeputzt haben.
din, die hier mit ihren Huskies unterwegs ist und
Auf einem parallel zum berühmten Kungsle-
nicht schlecht staunt, dass wir unsere dreitägige
den, dem «Königspfad», verlaufenden Weg crui-
Pionier-Tour so putzmunter überstanden haben.
sen wir Abisko und der Zivilisation entgegen. Der
Gerade als Classe die «War-gar-nicht-so-schlimm»-
Fun-Trail führt nun meist bergab und schlängelt
Story auspacken will, unterbricht ihn Jaakko und
sich durch lichte Zwergbirken-Wälder. Zu unse-
meint ziemlich trocken: «Es gibt zwei Typen von
rer Rechten sehen wir stets die Lapporten, zu
Reisenden: Die einen wollen sich erholen, die an-
Deutsch: Lappenpforte – ein markantes Trogtal
deren nur überleben.» •
28
PREIS PRO PERSON
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8 Tage / 7 Nächte, ab / bis Zürich, z.B. am 4.1.20 inkl. 2 Übernachtungen inkl. Frühstück in Tromsø, 5 Übernachtungen im Appartement mit Sauna im Målselv Mountain Village, Transfer travelhouse.ch/malselv
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POR TRÄT
Text Peter Bader
EIN LEBEN
IN EXTREMEN Mike Horn ist der berühmteste Abenteurer seiner Generation. Die Unternehmungen des gebürtigen Südafrikaners und Wahlschweizers sind spektakulär. Genauso erfolgreich ist seine PR-Arbeit in eigener Sache. Sein Leben wird jedoch von einem Schicksalsschlag überschattet.
30
Südafrikaner mit Pol-Passion: Aktuell ist Mike Horn auf der Schlussetappe seiner Pole2Pole Expedition von der Arktis in Richtung Monte Carlo unterwegs.
Foto: Dmitry Sharomov
E
s ist gar nicht so einfach zu ent-
CHARISMATISCHER SHOWMAN
Schwimmflossen und dem Gleitschirm.
scheiden, welches denn nun die
Mike Horn, 53, lebt ein extremes Leben.
Nach 171 Tagen und 7000 Kilometern
gefährlichste Situation war, in die
Er selbst sieht das ganz anders. Am
erreicht er mit einer gebrochenen Knie-
Mike Horn auf seinen Reisen geriet. Auch
Nordpol oder im Dschungel zu über-
scheibe das Ziel. Zwei Jahre später um-
er selbst ist sich da nicht ganz sicher. Auf
leben sei einfacher als mitten in einer
rundet er als erster Mensch die Erde
der Barent-See am Rande des Arktischen
Grossstadt. Das ist wohl ernst gemeint,
entlang des Äquators: zu Fuss und mit
Ozeans kämpfte er ums nackte Überle-
auch wenn eine Portion Koketterie
dem Segelboot – 17 Monate, 40´000
ben. Ein Sturm hatte sein Schiff kaputt-
durchaus mitschwingt. «Über die Ge-
Kilometer. Zwischen 2002 und 2004
geschlagen, während drei Tagen und drei
danken und Absichten von Menschen
kämpft er sich in zwei Jahren, zwei
Nächten versuchte er ununterbrochen,
kann man sich nie sicher sein. Die
Monaten und 17 Tagen um den nördli-
das Boot und sich zu retten. «Ich hätte die
Natur ist, wie sie ist, mit ihren festge-
chen Polarkreis – zu Fuss, per Velo, mit
Kraft nicht aufgebracht, wäre ich nicht
schriebenen Gesetzen. Da kann man
dem Segelboot und dem Kayak, und das
so nahe am Ziel gewesen», erinnert er
die Gefahren realistisch einschätzen.»
bei Temperaturen zwischen -62 °C und
sich. Im Amazonas-Gebiet wurde er von
Deshalb sei er auf Expeditionen auch
+15 °C. Diesen Sommer scheitert er beim
einer giftigen Schlange gebissen und fiel
lieber alleine unterwegs. Ihn deshalb
zweiten Versuch, den 8611 Meter ho-
in ein 48-stündiges Koma. Er überlebte
für einen verschlossenen Eigenbröt-
hen K2 zu besteigen, den zweithöchs-
knapp, hatte aber keine Möglichkeit zur
ler zu halten, ist allerdings falsch. Im
ten Berg der Erde. 200 Meter vor dem
Kommunikation mit der Aussenwelt.
Gegenteil: Er ist ein offener, charisma-
Gipfel müssen er und seine Partner Fred
Und im Kongo geriet er in die Fänge
tischer Typ und ein Showman, wenn es
Roux und Köbi Reichen wegen schlech-
eines Erschiessungskommandos. Seinen
darum geht, seine Projekte zu vermark-
ten Wetters umkehren. Doch mit dem
Nebenmann hatten sie bereits hingerich-
ten. Auch darin ist er ein Meister.
Scheitern hält sich Mike Horn nicht
tet, er wäre als Nächster an der Reihe ge-
Die Voraussetzungen für eine er-
lange auf. Unmittelbar nach seiner
wesen. Also lief er auf seine Peiniger zu,
folgreiche Vermarktung sind bei Mike
Rückkehr bricht er schon wieder auf:
griff nach einem Gewehrlauf und hielt
Horn ohnehin sehr günstig. Denn sei-
Derzeit ist er zusammen mit dem Nor-
ihn sich an den Kopf. «Schau mir in die
ne Unternehmungen sind spektakulär
weger Børge Ousland auf dem letzten
Augen, während du schiesst», habe er
und einzigartig: 1997 durchquert er
Stück der dreijährigen Weltumrundung
dazu gesagt. «Ich bin kein Terrorist, ich
den südamerikanischen Kontinent von
über den Süd- und Nordpol unterwegs,
bin kein Spion, ich bin nur hier, weil ich
West nach Ost mit dem Hydrospeed –
mit Ozeanüberquerungen und Über-
die Erde auf dem Äquator umrunden
einem flossartigen Schwimmkörper, auf
land-Expeditionen. Diese Extremtour
will.» Er wurde verschont.
den man nur den Oberkörper legt–, mit
soll im Dezember in Monte Carlo enden.
31
Mit dem Young Explorer Club erkundete Mike Horn die kanadische Arktis in der NunavutRegion mit dem Ziel, mehr über die klimatischen Veränderungen der Polargebiete zu lernen.
POR TRÄT
Mister Horn, warum setzen Sie sich sol-
sondern vertraute mir. Mir gefiel diese Art
chen Gefahren und Strapazen aus?
der Erziehung. Das lehrte mich, für mich
Mike Horn: Es geht mir nicht in erster
selber Verantwortung zu übernehmen»,
Linie darum, berühmt zu werden und
erinnert er sich. Im Südafrika der Rassen-
Interviews zu geben. Dazu brauche ich
trennung aufzuwachsen sei hart gewesen,
nicht monatelang in der Kälte des nörd-
noch lange sei er im Ausland alleine des-
lichen Polarkreises zu leben und mein
wegen als Rassist abgestempelt worden. Er
Leben zu riskieren. Das liesse sich ein-
habe das Glück gehabt, in einer sehr libera-
16. Juli 1966: Geburt in Johannesburg, Südafrika
facher bewerkstelligen.
len, mittelständischen Familie aufzuwach-
1984 – 1986: Leutnant bei Spezialkräften der südafrikanischen Armee
Warum tun Sie es dennoch?
bekommen, weil er für die Gleichberechti-
Mir ist es wichtig, etwas zu erreichen.
gung von Schwarzen und Weissen einge-
Jeder Mensch will das. Das unterschei-
standen sei. Aber er habe nie Angst davor
1986 – 1990: Arbeit im Import und Export von Früchten und Gemüsen
det uns von den Tieren. Darum ent-
gehabt zu kämpfen. «Auch das haben mich
wickelt sich der Mensch, darum gibt
meine Eltern gelehrt.»
1990: Ankunft in der Schweiz («Ich wollte eigentlich nach Israel, aber da kein Flug mehr frei war, kam ich in die Schweiz.»). Arbeit als Skilehrer und CanyoningFührer, später Aufbau einer Firma für Outdoor-Sport.
sen. In der Schule habe er öfters Probleme
es Kultur und Wissenschaft. In diesem Sinn sind wir alle Abenteurer.
«DU SOLLST FÜR MICH LEBEN!» Mit 17 musste er mit der südafrikani-
Sind Sie heute ein besserer Abenteurer
schen Armee nach Angola in den Bür-
als vor 20 Jahren?
gerkrieg ziehen und kam zwei Jahre
Ja, ich denke schon. Ich kenne die ver-
später als einziger Überlebender seines
schiedensten Regionen der Welt sehr gut,
Trupps zurück. Von da an war seine
1991: Kennenlernen seiner Frau Cathy
habe gelernt, in Stresssituationen ruhig
Welt nicht mehr die Gleiche. Er lernte
zu bleiben. Das ist extrem wichtig, denn
früh, wie unbarmherzig das Leben sein
1997: Durchquerung Südamerikas
wenn der Stress das Kommando über-
kann. Er habe viele Tragödien erlebt, sagt
1999: Äquator-Umrundung
nimmt, bringst du dich selbst in Gefahr.
Mike Horn. Auch in seinem ganz priva-
2001: Laureus Award als «Alternativer Sportler des Jahres»
Aber ich muss natürlich auch damit leben,
ten Umfeld: 2015 starb seine Frau Cathy
dass meine physische Stärke abnimmt und
an Brustkrebs. Sie war seine grosse Stüt-
2002 – 2004: Umrundung des nördlichen Polarkreises
die Erholungszeiten länger werden.
ze, seine Projektmanagerin, Logistikern,
Keine Angst? Vor der Küste Südafrikas taucht der Abenteurer mit Weissen Haien.
Kommunikationsbeauftragte, Web-MaWas macht Ihnen heute noch Angst,
nagerin. Und die Mutter seiner beiden
wenn Sie unterwegs sind?
Töchter, die zu Hause blieb, wenn er die
Ich empfinde immer noch die gleichen
grosse weite Welt erkundete und seinen
2006: Reise durch die Nacht an den Nordpol mit Børge Ousland
Ängste wie damals. Sie sind nicht spe-
Träumen und Leidenschaften nachlebte.
zifischer Natur, aber es ist wichtig, dass
Bei einem Besuch in Château-d'Oex, der
2007: Reise an den Nordpol mit der Familie
sie immer noch da sind. Denn ohne
Wahlheimat der Familie Horn im Kan-
Ängste laufen wir Gefahr, zu selbstbe-
ton Waadt, hatte Cathy Horn im Jahr
2008 – 2012: «UmweltschutzExpedition» mit dem PangaeaSegelschiff und Jugendlichen
wusst zu werden.
2006 Fragen nach ihren eigenen Träu-
Mike Horn war schon als Kind Abenteu-
richtig grosse Träume habe sie keine, sag-
2014: Mental-Coach beim Fussball-Weltmeister Deutschland
rer. Er wuchs in Johannesburg in Südaf-
te sie damals, trotzdem sei sie eine freie
rika auf, wo er den Fluss in der Nähe des
Frau, habe ihr Leben selbst gewählt und
2015: Tod seiner Frau Cathy
Elternhauses mit einem selbst gebauten
sei sehr zufrieden damit. Seine Frau zu
2016: Abenteuer-TV-Format «A l’État Sauvage» auf M6
Floss erkundete. Er kletterte auf Bäume,
verlieren sei schlimmer gewesen als sein
erforschte Höhlen. Mit acht Jahren be-
eigenes Leben, betont Mike Horn. Kurz
2019: Abschluss der «Pol-zu-Pol»Expedition mit Børge Ousland
suchte er mit dem Velo seinen Onkel, der
vor ihrem Tod habe er zu Cathy gesagt:
300 Kilometer entfernt wohnte. «Wenn
«An dem Tag, an dem du von uns gehst,
ich von meinen Erkundungen nach Hause
möchte ich auch sterben.» Seine Frau
mikehorn.com
kam, erzählte ich von mir aus, was ich er-
habe erwidert: «Mike, du sollst nicht für
lebt hatte. Mein Vater fragte mich nie aus,
mich sterben, sondern für mich leben.»
2004: Durchquerung der Bylot-Insel im Norden Kanadas mit der Familie
Schicksalsberg: 2015 und diesen Sommer war Mike Horn am K2. Beide Male blieb ihm das Gipfelglück verwehrt.
men entschieden vom Tisch gewischt: So
32
Fotos: Dmitry Sharomov / Allen D. Walker
EIN ABENTEUERLEBEN
Auf einem Eisberg treibt Horn 2012 während seiner Pangaea-Expedition vor der Küste Grönlands.
POR TRÄT
Nach dem Tod seiner Frau blieb er zu Hause und kümmerte sich um seine beiden Töchter Annika und Jessica, heute 25 und 24 Jahre alt. Die gaben ihm aber bald deutlich zu verstehen, dass er unausstehlich werde und sich andauernd beklage. Also schickten sie ihren Vater zurück auf Reisen. Seine Verbindung zu Annika und Jessica sei heute enger als jemals zuvor. Beide Töchter arbeiten in seinem Team, sie
«ICH KÖNNTE MEINEN TÖCHTERN EIN AUTO ODER EINEN COMPUTER KAUFEN, ABER SOLCHE DINGE HALTEN DIE FAMILIE NICHT ZUSAMMEN.»
NON PLUS ULTRA
gehen gemeinsam auf Reisen. «Wir müssen uns aber nicht jeden Tag sehen, um uns unserer Liebe sicher zu sein.» Auch
Von 2008 bis 2012 befuhr er mit einem
Ein Promi-Big-Brother für Abenteuerlustige?
wenn er in ihrer Kindheit oft nicht dage-
Segelschiff die Weltmeere. Auf dieser
Muss das sein? Sind das nicht zu viele Kon-
wesen sei, habe er ihnen doch zu einma-
Forschungsreise wurde er von über 200
zessionen an die öffentliche Vermarktung?
ligen Erlebnissen verholfen. «Wir waren
Jugendlichen aus verschiedenen Län-
Mike Horn: Ich habe die Art und Weise,
zusammen am Nordpol. Als sie elf und
dern begleitet, um auf die dramatischen
wie ich das Leben sehe, nie verändert.
zwölf Jahre alt waren, haben wir als Fami-
Bedrohungen der Natur aufmerksam zu
Ich bin immer noch derselbe Typ, der
lie die 500 Kilometer breite Bylot-Insel im
machen. Papst Johannes Paul II. nannte
morgens aufsteht und der wie alle ande-
Norden Kanadas auf Ski durchquert. Das
ihn einst «eine Persönlichkeit, die Völker
ren arbeiten muss. Und ehrlich gesagt:
ist das, was bleibt. Ich könnte ihnen auch
und Menschen zusammenbringt». Doch
Es ist für mich anstrengender, kommer-
ein Auto oder einen Computer kaufen,
auch jenseits der Outdoor-Szene ist
ziell zu arbeiten, als unbekannt zu sein.
aber solche Dinge halten die Familie nicht
Mike Horn eine Berühmtheit, zahlreiche
zusammen», ist der Abenteurer überzeugt.
renommierte Sponsoren unterstützen
Warum vermarkten Sie sich trotzdem?
ihn. Ein Uhrenhersteller bietet mehrere
Wenn man heute in unserer Branche
ABENTEURERKOLLEGE THOMAS ULRICH ZIEHT DEN HUT
Mike-Horn-Modelle an. Bei jenem für
Projekte anpacken will, muss man einen
40’000 Franken ist eine Abenteuerrei-
kommerziellen Wert haben. Sonst wird
Die «Abenteuer-Maschine» Horn läuft
se mit dem Namensgeber inbegriffen.
man schlicht und einfach nicht gehört.
nach wie vor auf Hochtouren. Sie wird
In den vergangenen Jahren gab es zu-
nicht nur von seinen Träumen und Lei-
dem verschiedene TV-Formate, in denen
Der Schweizer Abenteurer Thomas Ulrich
denschaften angetrieben, sondern auch
Horn Berühmtheiten für ein paar Tage
kennt Mike Horn persönlich. Dieser verfol-
von seiner Sorge um Umwelt und Natur.
mit in die Wildnis nahm.
ge seine Vermarktung mit einem grossen
55 km 850 km
Team in der Tat konsequent und nehme dabei sehr viel Platz ein. Es sei ihm wichtig, im Mittelpunkt zu stehen. Damit, sagt Die Töchter Annika und Jessica teilen Mike Horns Leidenschaft fürs Abenteuer.
Thomas Ulrich, habe er aber überhaupt kein Problem. «Im Gegensatz zu manchen anderen stimmen bei ihm die Leistungen mit der Vermarktung überein. Vor seinen Projekten kann ich nur den Hut ziehen.»
UND JETZT DER WELTRAUM? Und wie geht es mit Mike Horn weiter?
New ŠKODA SUPERB – auch als Plug-in-Hybrid
auch pensioniert? Nicht wirklich. «Wir haben nur rund 30’000 Tage auf der Erde. Die müssen wir ausnützen. Und jetzt, da ich die Länder erforscht habe, bleiben mir noch viele Ozeane und der Weltraum.» Man darf gespannt sein.
34
•
Foto: Dmitry Sharomov
Wird man als Abenteurer eigentlich
Wenn Sie einmal im neuen ŠKODA SUPERB Platz genommen haben, werden Sie nicht so schnell wieder ans Aussteigen denken. Sein Interieur überzeugt mit einzigartig viel Raum und einer Ausstattung, die alle Wünsche erfüllt. Für ein Nonplusultra-Fahrerlebnis sorgen 22 Sicherheits- und Assistenzsysteme, Voll-LED-Matrix-Scheinwerfer, ein 9,2"-Infotainment-Display und das Virtuelle Cockpit. Mit Leichtigkeit erfüllt der neue SUPERB Premium-Ansprüche, und das zum ŠKODA Preis. Erleben Sie jetzt auf einer Probefahrt, wie gut sich Perfektion bis ins kleinste Detail anfühlt. ŠKODA. Made for Switzerland. 35
KLEINES HAUS, GROSSES GLÜCK
DIES & DAS PRODUKTE Mit den fallenden Temperaturen und den ersten Schneeflocken kündigt sich der Winter an. Und mit ihm spannende Produkt-Neuheiten, die sich SEEK genauer angeschaut hat. Hier ist unsere Auswahl an beachtenswerten Outdoor-Produkten für die kommende Wintersaison.
PETZL «SWIFT RL» CHF 105.– 100 g
petzl.com
GALAKTISCH GUT Beim Bitterblaze Glove hat Outdoor Research tief in die Material-Schatzkiste gegriffen: Im neuen Handschuh wird zum ersten Mal die Primaloft-Aerogel-Isolierung eingesetzt. Handinnenfläche und Fingerspitzen wärmt Aerogel, das zu 98 Prozent aus Luft besteht und ursprünglich für NASA-Einsätze im All entwickelt wurde. Es fungiert trotz nur 1,5 Millimetern Stärke als Thermo-Barriere, da es weder Kälte noch Hitze leitet. Eine praktische Eigenschaft, die sich nicht nur im All, sondern auch beim Eisklettern oder Skitourengehen bezahlt macht. Gore-Tex-Einsätze sorgen für zusätzlichen Wetterschutz, das elastische Pittards Oiltac Ziegenleder für ausreichend Grip und Abriebfestigkeit. Dank Karabinerschlaufen sind die Handschuhe schnell am Gurt oder Rucksack befestigt. OUTDOOR RESEARCH «BITTERBLAZE GLOVES» CHF 199.– 179 g (Grösse L pro Paar)
outdoorresearch.com
PURE POWER MAMMUT «PHOTICS HS THERMO HOODED JACKET» Preis: CHF 999.– 830 g
mammut.com LIMITED EDITION
GELASERT, NICHT GENÄHT Diesen Winter wird’s exklusiv: Mit der Photics HS Thermo Hooded Jacket präsentiert Mammut die erste lasergeschweisste Daunenjacke auf dem Markt – und das in einer Limited Edition von gerade mal 500 Stück. Die von Mammut entwickelte Laser-Fuse-Technologie verbindet Materialien ohne Naht. Das hat den Vorteil, dass der Stoff nicht – wie es bei den meisten Daunenjacken der Fall ist – durch Nadellöcher «geschädigt» wird, durch die Nässe ein- und Daunen austreten können. Stattdessen trifft der Laser auf eine absorbierende Schicht, die das Licht in Hitze umwandelt und die Fügestellen zum Schmelzen bringt. Gefüllt sind die Kammern mit bester Gänsedaune, die mit einem Loft von 750 cuin ein sehr gutes Gewichts-Isolations-Verhältnis bieten. Die Verschweissung findet direkt bei Mammut in Seon in der bisher einzigen Produktionsanlage für textiles Laserschweissen statt. Die Photics HS Thermo Hooded Jacket wird Mitte November erscheinen und nur online über mammut.ch zu kaufen sein.
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Was hätten Bergsteiger-Pioniere gegeben, um ihre Laternen gegen eine solch kleine, leichte und leistungsstarke Stirnlampe zu tauschen? Viel vermutlich. Denn die Swift RL aus dem Hause Petzl überzeugt mit satten 900 Lumen und wiegt gerade mal 100 Gramm. Obwohl sie ohne externen Akku auskommt, übertrifft ihre Leuchtkraft Kompakt-Stirnlampen ähnlicher Bauart um etwa das Dreifache. Um Leistungseinbussen durch Überhitzung zu mindern, hat Petzl Kühlrippen im Gehäuse verbaut. Die Swift RL greift auf Petzls Reactive-LightingTechnologie zurück. Dabei misst ein Sensor das Umgebungslicht und passt die Leuchtkraft automatisch an. Das schont nicht nur die Augen, sondern auch den Akku. Alle Funktionen werden über einen zentralen Schalter gesteuert. Die Swift RL ist per Micro-USB-Kabel aufladbar und besitzt eine Tastensperre sowie eine Akku-Statusanzeige.
Eine einsame Holzhütte inmitten der Wildnis, an einem Berghang oder vor schneebedeckten Bergen – ein solches Bild genügt, um Sehnsucht nach Entschleunigung an einem solch ruhigen Zufluchtsort aufkommen zu lassen. Zumindest bei Zach Klein, dem in San Francisco lebenden Autor, der «Cabin Porn» ins Leben rief. Die Sammlung uriger, aber auch architektonisch einzigartiger Hütten begann zunächst als Online-Projekt gemeinsam mit Freunden, die Inspiration für den Bau ihrer eigenen Hütte suchten. Binnen kurzer Zeit hatte die Website über zehn Millionen Besucher. Das daraus entstandene, gleichnamige Buch zeigt die schönsten der über 12’000 gesammelten Hütten. Und wen wundert’s: Unter den mehr als 200 selbst gebauten Hütten aus aller Welt befinden sich auch einige auf Schweizer Terrain. «CABIN PORN» Zach Klein, Penguin Books Ltd CHF 41.90 (gebundene Ausgabe)
cabinporn.com
FROSTSCHUTZMITTEL Von allen Lebewesen auf der Erde haben Pinguine wohl am meisten Erfahrung damit, in der Kälte herumzustehen. Sie begegnen diesem freudlosen Dasein mit einem genialen Trick: In den Beinen und Flossen sorgen Wärmetauscher dafür, dass warmes Blut aus den Arterien seine Wärme an das kalte Blut in den Venen abgibt, welches zum Herz zurückfliesst. Der menschliche Körper funktioniert leider nicht nach diesem «Gegenstromprinzip». Vielmehr überlässt er bei Kälte die Füsse ihrem Schicksal, um sich auf den Schutz der Organe zu konzentrieren. Gut, dass Meindl mit dem Fontanella Lady GTX ein geeignetes Gegenmittel hat: Der Winterstiefel ist dick mit Webpelz gefüttert, unter dem Fussbett aus Winterfilz sorgt die Vibramsohle für den nötigen Grip. Der hohe Schaft und eine GoreTex-Membran unterbinden wirksam jeden Kälte- und Nässeeinbruch. So ausgestattet, hält der Fontanella laut Meindl die Füsse auch bei -20 °C noch angenehm warm.
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ICEBREAKER «250 VERTEX LS HALF ZIP CRYSTLALLINE» CHF 159.90
icebreaker.com
PERFEKTE FASER Merino sei Dank kann der Winter kommen: Und zwar mit Style und Funktion! Das Vertex Long Sleeve Half Zip besteht aus 100 Prozent Merinowolle und hält mit einer Stärke von 250 g/m² an kalten Tagen angenehm warm. Wie gewohnt sorgen die feuchtigkeits- und temperaturregulierenden Eigenschaften der Merinofaser für optimalen Klimakomfort. Sollten die Aktivitäten doch schweisstreibender werden, lässt sich der tiefe Reissverschluss öffnen. Zwickeleinsätze unter den Armen sowie die ergonomische Nahtführung bieten Bewegungsfreiheit und optimale Passform. Und dank der geruchsneutralisierenden Wirkung von Wolle kann das Longsleeve nach der Tour einfach ausgelüftet werden. Die Umwelt freut´s!
MEINDL «FONTANELLA LADY GTX» CHF 299.–
meindl.de
FREIE SICHT
ZWEI IN EINEM
«Sehen und gesehen werden» gilt auf- und abseits der Skipisten dieser Welt. Auf die 4D MAG Goggle von Smith trifft beides zu. Die Brille mit grossem, randlosem Rahmen bietet ein um 25 Prozent erweitertes Sichtfeld. Möglich wird dies durch eine Krümmung der Scheibe im unteren Sichtfeld, der sogenannten BirdsEye Vision-Konstruktion. Gleichzeitig kommt die von Smith patentierte ChromaPop-Scheibentechnologie zum Einsatz, die für klare und kontrastreiche Sicht sorgt. Die Brillengläser sind in zwölf (!) Farbtönen erhältlich. Zudem wird die 4D Mag Goggle mit zwei ChromaPop-Gläsern ausgeliefert: eines für helles Licht und eines für schlechte Lichtverhältnisse. So viel Funktion und Design überzeugte auch die ISPO-Jury, die die Brille mit einem ISPO-Award bedachten.
Leistung und Komfort. Präzision und Stil. Diese eigentlich gegensätzlichen Parameter will der Schweizer Skischuhhersteller Dahu in seiner neuen Kollektion zusammenbringen. Dabei sprengt das Modell Écorce 01 die Grenzen zwischen Alpinski und Apres-Ski. Mit nur wenigen Klicks wird aus einem voll funktionsfähigem alpinen Skischuh ein stylischer, komfortabler und warmer Leder-Winterstiefel. Gefertigt in Italien, sorgt der Innenschuh mit Primaloft-Isolierung für eine angenehme Wärme bei kalten Temperaturen und die Trilock-Rillensohle für festen Halt bei jedem Untergrund. Der wasserdichte Stiefel kann neben dem Skifahren auch beim Schneeschuhwandern und Schlittenfahren zum Einsatz kommen – ja sogar Autofahren ist damit möglich. Für Frauen gibt es zudem eine auf die spezifische weibliche Anatomie entwickelte Version. Die Hülle des Aussenschuhs ist aus Aluminium aus der Flugzeugindustrie und sorgt für den nötigen Halt auf der Piste.
SMITH OPTICS «4D MAG GOGGLE» CHF 340.–, 75 g
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REZYKLIERTES RAUMWUNDER
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Winddicht, wasserdicht und warm: Mehr muss eine gute Ski-Jacke nicht können. Oder doch? Jack Wolfskin findet schon und hat mit der Big White Jacket eine funktionale, PFC-freie Wintersportjacke aus hauptsächlich recycelten Materialien entwickelt – ohne auf Performance zu verzichten: Das rezyklierte, 2-lagige Texapore Ecosphere Stretch Aussenmaterial bietet mit einer Wassersäule von 20’000 Millimetern Schutz vor Regen und Schnee. Die Wattierung besteht aus rezyklierter Kunstfaser und ist am kälteempfindlichen Rumpf etwas stärker (100 g/m²) ausgeführt als an den Armen (80 g/m²). Belüftungsschlitze unter den Armen schaffen Abhilfe, wenn sich die Sonne zeigt. Ausreichend Stauraum bieten die Hüft-, Brust-, Innen- und Skipasstasche – sogar ein Fach für die Skibrille ist enthalten.
DAHU «ÉCORCE 01» CHF 895.– 1300 g (Schale) plus 900 g (Schuh) (Grösse 27.0 – 27.5)
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LEICHT UND SICHER Bergauf zählt jedes Gramm doppelt. Da trifft es sich gut, dass Fritschi mit der nur 280 Gramm schweren Xenic 10 seine leichteste Tourenskibindung überhaupt entwickelt hat. Doch leicht allein reicht nicht. Fritschi hat bei der Xenic 10 noch tiefer in die Trickkiste gegriffen: Die Pins am Vorderbacken können sich horizontal verschieben, um Fehlauslösungen durch vertikale Schläge (Rütteln) zu unterbinden. Ein Verriegeln des Vorderbackens für heikle Abfahrten ist damit unnötig. Zum anderen stellt der Längenausgleich von 10 Millimetern die zuverlässige Auslösung bei den eingestellten Werten sicher. Da der breite Z-Wert-Bereich der Pin-Bindung bereits bei 4 beginnt, eignet sich die Bindung auch für sehr leichte Sportler und Jugendliche. Passende Harscheisen und Stopper sind in den Breiten 85, 95 und 105 Millimeter erhältlich.
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FRITSCHI «XENIC 10» CHF 329.– 280 g (pro Paar, ohne Stopper)
fritschi.swiss
12. NATIONALER WANDERTAG DER «SCHWEIZER FAMILIE» Ein voller Erfolg: Rund 5000 Besucher erkundeten beim 12. Nationalen Wandertag der «Schweizer Familie» in Bad Ragaz das vielseitige Heidiland. Abends wurde das 125-jährige Bestehen der «Schweizer Familie» gemeinsam mit prominenten Gästen gebührend gefeiert. Dicke Tropfen fielen auf den Festplatz in Bad Ragaz, als die ersten Besucherinnen und Besucher des Nationalen Wandertags der «Schweizer Familie» eintrafen. Grau spannte sich der Himmel über die Landschaft. Die Wanderer zogen sich die Kapuzen über die Köpfe. Trotz der nasskalten Temperaturen waren sie guten Mutes – was nicht zuletzt das rauschende Fest am Abend zeigte. Rund 5000 Menschen nahmen am 7. September 2019 am Wandertag in Bad Ragaz teil. Unter ihnen die Schauspielerin Tonia Maria Zindel und die Moderatorin Christa Rigozzi, die als Wandergotten eine Gruppe entlang des Heidipfads begleiteten. «Ich
habe diese Wanderung von der Bergstation Pardiel nach Schwarzbüel schon zwei Mal gemacht», sagte Christa Rigozzi. Bei guter Witterung würde man Teile der Churfirsten, den Falknis und über das Rheintal bis zum Bodensee sehen. Dass den Besuchern dieses Panorama verwehrt blieb, grämte die Wanderfreunde nicht. Denn mit Christa Rigozzi hatte man die Tessiner Sonne dabei. Auch die Besucher der Weinwanderung, die durch die Reben der Bündner Herrschaft führte, liessen sich vom Wetter nicht die Laune verderben. «Wir können immerhin unterwegs ein Gläsli Wein – oder zwei, drei – geniessen», motivierte TV-Mann Kurt Aeschbacher seine Gruppe. Das strengste Programm absolvierte Moderator Nik Hartmann: Er begleitete die dreieinhalbstündige Thermalwasser-Wanderung im Taminatal. Wer sich nach den Touren erholen wollte, konnte auf dem Festgelände in Bad Ragaz durch die vielen Stände mit lokalen Spezialitäten und Handarbeiten schlendern – oder sich einfach weiterbewegen: Auf der grossen Bühne sorgte Schlagersänger Stefan Roos für Stimmung. Am Nachmittag stoppte sogar der Regen und Sonne blitzte zwischen den Wolken hervor.
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Spannend war die traditionsgemässe Übergabe des Wanderstabes, die den nächsten Veranstaltungsort verkündete: «Das ist wie bei einer WM-Vergabe», sagte Komiker Claudio Zuccolini, der den Tag mit viel Charme und Humor moderierte. Vor der Veröffentlichung bedankte sich Daniel Dunkel, Chefredaktor der «Schweizer Familie», bei Bad Ragaz und allen freiwilligen Helfern: «Ohne euch wäre dieses tolle Fest nicht möglich gewesen.» Dann lüftete er endlich das Geheimnis: Der nächste Nationale Wandertag findet am 5. September 2020 im Engadin statt. Am Abend rockten die Walliserin Sina sowie die Berner Band «Patent Ochsner» die Bühne - anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der «Schweizer Familie». Bis nach Mitternacht wurde in Bad Ragaz getanzt und gefeiert. Text: Fabienne Eichelberger Fotos: Daniel Ammann und Jorma Müller
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RUBRIK
AKTIV
Text Daniel Götz
DIE KUNST
DES GLEITENS Classic oder Skating: Skilanglaufen zählt zu den gesündesten Wintersportarten – und liegt im Trend. Denn bei keinem anderen Sport kann man seinen Körper so effizient trainieren, während sich der Geist in der Natur entspannt.
Foto: Destination Davos/Christian Egelmair
Sonne, Pulverschnee und eine frisch gespurte Loipe: Skilanglaufen macht glücklich.
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Durch die Bäume linst das Sonnenlicht. Unter den Skiern knarzt der frisch gewalzte Pulverschnee. Drumherum: eine weisse Winterlandschaft. Darin bewegt sich ein Langläufer beinahe schwebend über die Loipe. Stockschub für Stockschub, Beinabstoss für Beinabstoss gleitet er durch den Schnee. Die Wölkchen, die er bei jedem Atemzug in die Luft ausstösst, zieht er wie kleine Kondensstreifen hinter sich her. Wer schon einmal einem Skilanglauf-Profi beim Training zugesehen hat, der kennt diesen perfekt anmutenden Bewegungsfluss. Spielerisch leicht, anmutend tänzelnd bewegt sich ein solcher Sportler in der Loipe fort. Was derart einfach ausschaut, erfordert für Hobbysportler viel Übung. Doch grundsätzlich gilt: Wer laufen kann, kann auch langlaufen. Das macht die Sportart für eine breite Zielgruppe so interessant. Lange Zeit kämpfte der Skilanglauf mit dem Image eines aus der Zeit gefallenen Sports. Während die jüngere Generation über und neben den Skipisten, in den Halfpipes und Snow-Parks den Endorphin-Kick suchte, galten die Loipengänger als konservativ, bieder und irgendwie «out». Das verfestigte sich mit dem Bild der Männer in Kniebundhosen, die auf schmalen Brettern durch die Wälder streiften. Doch diese Zeit ist längst vorbei. Das Skilanglaufen ist wieder «in». Viele Tourismusorte melden stark steigende Loipennutzerzahlen. Gleichzeitig sinkt der Altersdurchschnitt in der Loipe kontinuierlich. Die Beliebtheit resultiert zum einen aus dem wach-
senden Umweltbewusstsein (gerade unter den jungen Menschen) und der damit einhergehenden Ablehnung des alpinen Grössenwahnsinns. Jenem Mix aus immer mehr Pistenkilometern, Gondeln und stetig steigenden Liftpreisen. Zum anderen profitiert der Langlauf vom allgemeinen gesellschaftlichen Fitness- und Gesundheitstrend. «Mens sana in corpore sano», ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper. Wer auf Langlaufskis dahingleitet, der strebt nach körperlicher Fitness einerseits und nach innerer Ruhe andererseits.
SKATING ODER CLASSIC Die Fortbewegungstechniken in der Loipe könnten zwischen Classic und Skating kaum unterschiedlicher sein. Die klassische Technik ist die traditionelle Art des Skilanglaufens. Der Vortrieb wird entweder durch die Kombination von einem wechselseitigen, diagonalen Arm- und Beinabstoss (Diagonalschritt) oder durch den beidseitigen, gleichzeitigen Armabstoss (Doppelstockschub) erzeugt. Der Beinabstoss gelingt je nach Skiart durch das Steigwachs, die Schuppen oder das Fell im Bereich der Steigzone auf der Lauffläche. Die Haftreibung im Schnee ermöglicht den Abstoss und damit den Vortrieb. Skating-Skier besitzen hingegen keine Steigzone und sind etwas kürzer als Classic-Skier. Der Beinabstoss erfolgt beim Skaten durch das seitli43
Die klassische Technik ähnelt in ihrer Bewegungsausführung dem normalen Laufen.
AKTIV
che Aufkanten der Skis. Die Technik ähnelt in ihrer Bewegungsausführung eher dem Inlineskaten als dem Laufen. Neben dieser Tatsache sowie der Popularität des Biathlonsports, in dem diese Technik ausschliesslich zum Einsatz kommt, erlebt der Skating-Stil in den vergangenen Jahren einen nie dagewesenen Boom. Die Nachfrage nach Skating-Kursen übersteigt mittlerweile die nach Klassik-Unterricht. Vor allem Jüngere wollen in erster Linie das Skaten erlernen.
LANGLAUFGEBIETE DER SCHWEIZ Davos Klosters: Im Trainingsrevier des Olympiasiegers Dario Cologna stehen mehr als 100 Kilometer klassische Loipen und 75 Kilometer Skating-Loipen aller Schwierigkeitsgrade zur Verfügung. Am 14. und 15. Dezember 2019 kämpft dort sogar die Langlauf-Elite um Weltcup-Punkte. davos.ch
TRAININGSTIPPS
Engelberg: Gemütlich oder sportlich – auf 35 Loipen-Kilometern finden Classic- und Skating-Fans die perfekten Strecken. Tipp: die Talloipe Engelberg oder die Loipe auf der Gerschnialp. engelberg.ch
Für beide Stilarten, Classic wie Skating gilt: Je besser man die Technikarten beherrscht, desto leichter fällt die Fortbewegung und desto grösser ist der Spassfaktor im Schnee. Wer das Zusammenspiel von Körper, Ski und Schnee beherrscht, kommt wesentlich schneller in den Flow – jenem fast schon meditativen Zustand, in dem Körper und Natur perfekt harmonieren. Für Langlauf-Neulinge empfiehlt sich deswegen ein Kurs bei einer Langlauf-Skischule. Auch für Fortgeschrittene und Wiedereinsteiger macht eine Auffrischung der Fortbewegungstechniken gerade zu Saisonbeginn Sinn. Man reaktiviert und verfeinert die bekannten Bewegungsmuster – und gleitet im Anschluss müheloser durch den Schnee. Doch nicht nur die Technik ist beim Skilanglaufen ein entscheidender Faktor. Ein weiterer ist der Trainingszustand. Wer unvorbereitet in die Saison geht, riskiert den Muskelkater seines Lebens. Die Vorbereitung auf die Langlauf-Saison sollte im Idealfall mindestens vier bis sechs Wochen vor der ersten Loipen-Einheit beginnen. Neben den klassischen Ausdauereinheiten in Laufschuhen oder auf dem Rad sollte der Sportler mit Krafttraining den Oberkörper auf die Anforderungen in der Loipe vorbereiten. Denn beinahe die
Engadin: Unberührte Natur und malerische Dörfer umgeben die Loipen der Nationalparkregion. Im Unterengadin sind dies ganze 70 Kilometer. Jeder Ausgangs- und Endpunkt ist zudem mit Postauto, Zug oder Bergbahn bequem erreichbar. engadin.com
«JE BESSER MAN DIE TECHNIK BEHERRSCHT, DESTO LEICHTER KOMMT MAN IN DEN FLOW.» 44
Wer unvorbereitet in die Saison geht, riskiert den Muskelkater seines Lebens. Unser Tipp: Das Sieben-Minuten-Workout. Dabei werden zwölf Übungen je 30 Sekunden lang ausgeführt. Die Pause beträgt nur 10 Sekunden.
Foto: Destination Davos/Marcel Giger
Hälfte des Vortriebs im Classic- und Skating-Stil wird durch eine starke Oberkörpermuskulatur erzeugt. Dazu eignet sich das klassische Hanteloder Gerätetraining im Fitnessstudio. Auch eine Ausdauereinheit auf dem Rudergerät spricht die beim Langlaufen benötigten Muskeln im Schulter-, Bauch- und Rückenbereich an. Eine effektive Alternative zum Fitnessstudio ist das «Sieben-Minuten-Workout». Bei dieser speziellen Form des High-Intensity-Intervall-Trainings (kurz HIIT) werden zwölf Ganzkörper-Übungen je 30 Sekunden ausgeführt. Die Pause zwischen den Übungen beträgt nur jeweils 10 Sekunden. Einer der wesentlichen Vorteile dieses Trainingsprogramms besteht neben dem geringen Zeitpensum vor allem darin, dass man neben der eigenen Sportkleidung keine weiteren Ausrüstungsgegenstände benötigt. Das Training ist fast immer und überall möglich – selbst im Hotelzimmer auf Geschäftsreisen. Eine kurze Übersicht über die Übungen finden Sie neben diesem Text.
DAS 7-MINUTEN-WORKOUT
1 HAMPELMANN
2 WANDSITZ
3 LIEGESTÜTZ
4 CRUNCHES
5 STEP-UP
6 KNIEBEUGEN
7 TRICEPS-DIPS
8 UNTERARMSTÜTZ
9 AUF DER STELLE LAUFEN
10 AUSFALLSCHRITTE
11 LIEGESTÜTZ MIT ROTATION
12 SEITLICHER UNTERARMSTÜTZ
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AKTIV
In einem Übergangsjahr ohne Grossanlass, ist es für mich nach einer so langen Karriere sicher etwas schwieriger, mich zu motivieren. Ich möchte aber wieder den Anschluss an die Weltspitze schaffen. Für die Saison 2019/20 sind meine Hauptziele die Tour de Ski und einzelne Weltcuprennen wie in Davos oder Oslo.
Dario Cologna ist der erfolgreichste Schweizer Langläufer der Geschichte.
DARIO COLOGNA Im Gespräch
Als erster Schweizer hat Dario Cologna in der Saison 2008/09 den Gesamtweltcup im Skilanglauf gewonnen. Es folgten vier Mal Gold bei Olympischen Spielen und eine Goldmedaille bei Weltmeisterschaften. Je vier Mal konnte der 33-Jährige die Tour de Ski und den Gesamtweltcup für sich entscheiden. In SEEK spricht er über seine Ziele für die neue Wintersaison und Olympische Spiele in der Schweiz.
«Wintersportler werden im Sommer gemacht» – diese Weisheit ist alt, aber zutreffend. Wie würden Sie Ihren aktuellen Trainingszustand beschreiben? Bei wie viel Prozent Ihrer maximalen Leistungsfähigkeit sind Sie im Herbst 2019? Das Training ist im Sommer in der Tat sehr intensiv. Wir Profilangläufer absolvieren während der Sommersaison mehr Trainingsstunden als im Winter. Was meine aktuelle Leistungsfähigkeit betrifft, fühle ich mich gut – momentan bin ich bei ungefähr 90-95 Prozent. Die letzten 5 Prozent rauszuholen ist allerdings am schwierigsten. «Ich könnte nach der Saison 2018/19 durchaus zurücktreten», haben Sie im Anschluss an Ihren 23. Platz im Gesamtweltcup gesagt. Wer hat Sie zum Weitermachen überredet? Niemand. Ich bin nach wie vor motiviert und immer noch gerne Spitzensportler. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass ich ein bestimmtes Resultat brauche, um aufzuhören. Ich habe alle meine grossen Ziele erreicht.
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Wichtig ist, dass ich nach wie vor mit Freude dabei und motiviert bin, hart zu trainieren.
Die Norweger haben die Ski-WM in Seefeld dominiert und im Skilanglauf die meisten Medaillen abgeräumt. Was kann man von ihnen lernen? Und vor allem: Wie kann man sie schlagen? In Norwegen ist Langlauf natürlich ein Nationalsport. Die Norweger sind momentan sehr stark und haben starke Trainingsgruppen und eine hohe Qualität in jedem Training. Jeder Einzelne muss sich beweisen, um überhaupt einen Startplatz zu bekommen. Wie man die Norweger schlägt, habe ich aber bereits ein paar Mal bewiesen.
Um an die Erfolge der Olympia-Saison 2018 anzuknüpfen, gehen Sie beim Krafttraining neue Wege. Was ist der grundlegende Unterschied zu früher? Das Krafttraining ist nur ein Teil vom ganzen Training. Ich habe bereits früher intensiv in diesem Bereich trainiert, hatte aber nach der letzten Wintersaison das Gefühl, dass mir neue Inputs und ein neues Umfeld beim Krafttraining guttun. In meinem Training versuche ich immer wieder neue Reize zu setzen, dieses Mal war es im Krafttraining. Wie schaut so ein typischer Trainingstag bei Ihnen aus? Erzählen Sie uns davon. Meistens trainiere ich zwei Mal am Tag. Am Morgen von 8 bis 11 Uhr steht entweder ein Ausdauer- oder Intervalltraining auf Rollski oder zu Fuss auf dem Programm. Nach dem Mittagessen bin ich in der Physiotherapie und zwischen 16 und 18 Uhr folgt eine zweite Trainingseinheit, zum Beispiel mit Schwerpunkt Kraft oder Ausdauer. Die Weltcup-Saison 2019/20 ist ein Übergangsjahr. Die nächste WM ist 2021. Welche Ziele haben Sie für die neue Saison im Blick? Könnte es Ihre letzte Saison sein?
Foto: Destination Davos
FREIHEIT UND NATUR
Herr Cologna, mal abgesehen vom Skilanglauf: Welche Rolle spielen die Berge in Ihrem Leben? Berge sind meine Heimat und der Ort, wo ich mich am wohlsten fühle – im Sommer wie auch im Winter. Mit den Bergen verbinde ich Freiheit und Natur.
Die Olympischen Spiele 2022 finden in Peking statt. Die Kandidatur von Sankt Moritz war bekanntlich an einem nationalen Volksentscheid gescheitert. Wie wichtig wäre Olympia 2022 für die Schweiz gewesen? Es hätte auch für Sie der perfekte Abschied werden können … Eine Olympiade zu Hause in der Schweiz wäre für mich natürlich eine grosse Motivation und ein perfekter Abschluss gewesen. Ich denke, die Olympischen Spiele sollten in Zukunft wieder mehr in Wintersportorten stattfinden. Für die Schweiz und den Spitzensport in der Schweiz wären die Olympischen Spiele in St. Moritz bestimmt eine grosse Chance gewesen.
Ihre Skilanglauf-Technik gilt vielen Menschen sowohl im klassischen wie im Skating-Stil als Massstab und TechnikLeitbild. Welche drei Dinge würden Sie Hobbysportlern für eine bessere Skilanglauf-Technik empfehlen? Damit man die Technik richtig lernt, lohnt es sich, am Anfang ein paar Stunden zu nehmen. Im Training empfehle ich, regelmässig Übungen einzubauen, zum Beispiel ohne Stöcke laufen für einen gezielten Kraftaufbau und ein besseres Gleichgewicht. Geniesst das Training und trainiert regelmässig, nur Übung macht den Meister. Verraten Sie uns Ihre Lieblingsloipe in der Schweiz? Im Sertigtal zu Hause in Davos. •
SEEK RATGEBER
6 GRÜNDE FÜRS LANGLAUFEN Ob für Gesundheitssportler oder ambitionierte Breitensportler: Ein Wintersporttag auf Langlaufskis bedeutet unverfälschtes Glück.
1. GANZKÖRPERWORKOUT
4. ECHTES NATUR-ERLEBNIS
Beim Skilanglaufen werden bis zu 600 Muskeln gleichzeitig gefordert. Insbesondere werden damit die Arme und Beine, der Rücken und der Rumpf gestärkt. Es sind jene «Problemzonen» vieler Menschen, die einem täglichen Bürojob nachgehen.
Natur und Bewegung im Einklang: Keine Après-Ski-Hütten, keine Skifahrer, die wie Möchtegern-Olympiasieger rücksichtslos über die Piste brettern. Wer Skilanglaufen geht, der findet Ruhe, den Zugang zur Natur – und im besten Fall sogar zu sich selbst.
2. BEKANNTE BEWEGUNGSMUSTER
5. EFFIZIENT TRAINIEREN
Das Skilanglaufen in der klassischen Technik ähnelt stark dem normalen Laufen. Der Diagonalschritt ist dem Laufschritt sehr ähnlich. Aber auch beim Skaten bedient man sich Bewegungsmustern, die viele Menschen bereits vom Inline-Skaten oder Schlittschuhlaufen kennen.
Bereits eine Stunde in der Loipe bedeuten ein gutes Herz-KreislaufTraining und das Ausschütten jeder Menge Glückshormone. Für ambitionierte Triathleten, Radsportler oder Läufer ist Skilanglaufen der ideale Sport, um schon im Winter an der Form fürs Frühjahr zu feilen.
3. WINTERBLUES BEKÄMPFEN
6. STARKE PREIS-LEISTUNG
Kurze Tage, lange Nächte. Viele Menschen beklagen in der kalten Jahreszeit ein erhöhtes Schlafbedürfnis und eine verstärkte Antriebslosigkeit. Der Grund für dieses Stimmungsloch: Im Winter setzt der Körper mehr vom Schlafhormon Melatonin frei. Dagegen hilft: Bewegung in der Natur und helles Licht. Beides findet man beim Skilanglaufen im Schnee.
Im Vergleich zum Alpin-Skifahren ist das Skilanglaufen ein echtes Schnäppchen. Loipen-Tagestickets kosten meist zwischen drei und 10 CHF. Zudem muss man zum Skilanglaufen nicht unbedingt in die grossen Skigebiete fahren. Auch in niedrigeren Lagen und in einigen Tälern finden sich im Winter gut präparierte und anspruchsvolle Loipen.
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Gönnen Sie sich das Beste
KLAR TEXT
FREUNDE DES GLETSCHERMAULWURFS Weil das Thema Gletscher in diesen Zei-
den. Was nämlich diese Schlaumeier von
bald schneefrei sein wird? Dabei hätte
ten oft viel zu hitzig diskutiert wird, an
WWF, Alpenvereinen und sonstigen
durch jenen abgesprengten Grat endlich
dieser Stelle zur Abkühlung zwei Mel-
Wachstumsverhinderungsorganisatio-
wieder kühlende Südpolarluft über den
dungen, die im September alpenweit für
nen nicht kapieren wollen, ist schlicht
Bergkamm strömen können – wenn die
Furore sorgten. Die erste handelt vom
die Macht der wissenschaftlichen Fak-
Verantwortlichen nicht dazu gezwun-
Pizol Gletscher im Kanton St. Gallen.
ten: Ein willkommener Nebeneffekt des
gen worden wären, ihn teilweise wieder
Der wurde mittlerweile für tot erklärt,
Gletscher-Umgrabens – ein Vorgang,
zu rekonstruieren. Ausserdem: Wer be-
wobei eine Bestattung nicht nötig war.
der logischerweise schon alleine deshalb
deckt denn das Eis über den Winter mit
Ein sterbender Gletscher geht schliess-
richtig ist, weil er sich seit Jahrzehnten
einer aufwendig produzierten Schutz-
lich einfach nur den Bach hinunter.
bewährt – ist schliesslich, dass die drecki-
schicht aus maschinell (nicht künst-
Umweltorganisationen hielten jedoch
ge, Sonnenstrahlen absorbierende Glet-
lich!!!) hergestelltem Schnee? Sicher
eine Trauerfeier ab. Damit zum zweiten
scheroberfläche durch frisches, weisses
nicht
Herbst-Rapport aus dem siechenden Eis.
Material ersetzt wird, womit auch die
oder sonstige Öko-Apostel.
irgendwelche
Umweltanwälte
Albedo, also die Rückstrahlung, merkVom Pitztaler Gletscher, Tirol, machten
lich steigt. Der Gletscher schützt sich so
Damit ist die Richtung vorgegeben: Wenn
Aufnahmen die Runde, auf denen der
quasi selbst. Nebenbei bedeuten die Gra-
diese nahezu unberührte Eislandschaft
Gletscher mit Baggern offensichtlich
bungsarbeiten eine grosse Hilfe für den
trotz aller Bemühungen der Bergbahn-
ein wenig umgepflügt wurde. Während
endemischen Weissen Gletschermaul-
betreiber tatsächlich einmal das gleiche
Naturschützer den Eingriff beklagten,
wurf (Talpa glacialis), der freilich so sel-
Schicksal ereilt wie jenen Gletscher am
wehrten sich die Gletscherbahn-Be-
ten ist, dass er bislang noch nicht einmal
Pizol, dann wird es auch hier eine Trauer-
treiber gegen die Darstellung, dem Glet-
entdeckt wurde.
feier geben. Und die vielen dicken Kroko-
EXPEDIA
dilstränen vereinen sich mit den letzten
schwarz-blau Gr. 35–48
scher würde damit quasi das Grab geschaufelt werden. Das Zuschütten der
Und weil wir gerade eine längst über-
Gletschermaulwürfen und Schneeresten,
Spalten sei ein in vielen Gletscherski-
flüssige Richtigstellung im Sinne der
während diese den mühevoll begradigten
gebieten schon lange praktizierter wie
einzig wahren Tourismusförderer und
Bach hinuntergehen. •
regulärer Vorgang, um einen sicheren
Gletscherverwalter in den Alpen be-
Skibetrieb vor den ersten Schneefällen
treiben, auch gleich noch etwas zu dem
zu gewährleisten. Das mag richtig sein,
bösen Vorurteil, dass im Pitztaler Berg-
greift aber natürlich viel zu kurz.
bahnbetrieb lauter Schlawiner sitzen. Talabfahrt errichtet wurde, die natür-
nicht nur um eine Hinterhältigkeit der
lich eindeutig nur ein Notweg war, und
von den Greta Thunbergs dieser Welt
sich 2018 ein klitzekleiner Grat mit
gelenkten Lügenpresse, wie sie sonst
gerade einmal 8500 Kubikmetern Fels
höchstens in afrikanischen Despotien
klammheimlich in Luft auflöste, was
oder vorderasiatischen Autokratien vor-
blöderweise die Grünen-Gazette «Ku-
kommt, wo es aus gutem Grund mehr
rier» spitzkriegte.
Wüsten als Gletscher gibt. Auch werden die viel zu bescheiden auftretenden
Nur, wer sollte denn bitte bei den Glet-
Bergbahnmenschen in ihrer Selbstlosig-
scherbahnen wirklich Interesse haben
keit mal wieder komplett missverstan-
an einer Abfahrt ins Tal, das ohnehin
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