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ARCHITECTS

Foto: Ed Mason

LIVESTREAMS DIGITAL WORLD TOUR. Wenn wir nicht auf Shows gehen können, kommen die Shows einfach zu uns. Zwar ist es beileibe nicht dasselbe, eine Band auf einem Bildschirm zu erleben statt im Pit, aber im Moment muss man nehmen, was man kriegen kann. Wir haben ein paar der digitalen Events besucht und erzählen euch hier, wie es war und ob es sich lohnt, an Livestreams von Bands teilzunehmen. ARCHITECTS 21.11. Live At The Royal Albert Hall Es wird kurz dunkel auf dem Bildschirm und der Ladescreen weicht Bildern der leerstehenden Royal Albert Hall in London. Von CREAM bis OPETH war hier bereits alles zu Gast, was Rang und Namen hat. Heute stehen ARCHITECTS hier – vor leeren Rängen und einem gespenstisch verlassenen Innenraum. Zu Synthesizer-Klängen betritt Sänger Samuel David Carter den Innenraum und beginnt mitten in der Halle die Performance zu „Nihilist“. Das Konzert startet also schon einmal mit Gänsehaut. Die Kamera kreist um den Sänger, während er sich gewohnt präzise und treffsicher durch die Passagen schreit. Der Bühnenaufbau besteht aus mehreren Plattformen, auf denen die einzelnen Bandmitglieder separiert stehen und performen. Das sorgt für einen guten Überblick und ein sehr stimmiges Bühnenbild. Auf einer großen Leinwand laufen, wie von ARCHITECTS-Konzerten gewohnt, Visuals zu den jeweiligen Songs. Dass ARCHITECTS eine fantastische Live-Band sind und dass jeder der Musiker sein Instrument so präzise wie stimmungsvoll einsetzen kann, steht seit vielen Jahren außer Frage. Was den

Stream zu etwas wirklich Besonderem macht, ist die Mischung aus der wunderschönen Location, den neuen Songs, die man trotz leerer Clubs nun auch endlich live hören kann, und dem kleinen Akustikset, das die Band in der Mitte des Raumes, umgeben von KameraSchienen präsentiert. „A wasted hymn“ und „Memento mori“ scheinen wie gemacht für eine Akustikeinlage. Der neue Song „Dead butterflies“, den Konzertgänger als Erstes hören dürfen, kracht trotz ausladender Gesangspassagen noch mal richtig und die Lust auf das kommende Album wächst. Der bereits veröffentlichte Song „Animals“ kann sich live ebenfalls hören lassen und wird mit Sicherheit ein gern gesehener Gast in zukünftigen Setlists der Band. Nach etwas über einer Stunde hat die Band eine gute Mischung aus alten und neuen Songs in einer selten erreichten Intensität auf die Zuschauer einprasseln lassen. Die letzten Noten von „Doomsday“ verklingen, die Gänsehaut schwindet langsam, aber die Faszination dieser Live-Performance hallt noch einige Tage nach. Man kann nur hoffen, dass es den Stream bald als nette Beilage für das kommende Album zu kaufen geben wird. Marvin Kolb

AUGUST BURNS RED 12.12. Christmas Burns Red AUGUST BURNS RED zelebrieren auch in diesem Jahr wieder ihre ganz eigene Form von Weihnachtsshow, dieses Mal natürlich Corona-bedingt als ausschließlich digitales Event. Festtagsstimmung kommt trotzdem auf. Doch der Reihe nach. Die Sause startet mit dem noch im Dunkeln liegenden Bühnen-Setup und den als Comic Relief reinretuschierten Bandmitgliedern. Ein atmosphärisches Intro geht über in einen neuen Song, der gleichzeitig ein alter ist. „Chop suey!“, der SYSTEM OF A DOWN-Klassiker, wird von AUGUST BURNS RED einmal durch den Metalcore-Wolf gedreht. Eine nette Überraschung, die Bühne ist derweil noch in Nebelschwaden gehüllt. Als Nächstes folgt die obligatorische Weihnachtsgeschichte, mit viel Leidenschaft und Schmackes vorgelesen von Bubba Wallace, NASCARRennfahrer und bekennender Metalcore-Fan. Es wird deutlich, dass die Band bei aller christlichen Festlichkeit ihren Humor nicht verloren hat. Der damit hervorragend geschaffene Spannungsaufbau leitet nun über zu der mit Weihnachtsbäumen dekorierten Bühne und die Band legt mit „Flurries“ furios los. Bei bestem Sound

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