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ZEAL & ARDOR

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Foto: quintenquist.com

SAGT ES NICHT DEM FEUILLETON! Manuel, der Kopf hinter ZEAL & ARDOR, hat es geschafft, mit seinem wilden Ritt aus Gospel und Black Metal nicht nur auf den Metal-Festivals dieser Welt zu spielen, sondern auch auf Jazz-Events. Und neben Interviews in der Metal-Presse gibt es eben auch Artikel im Feuilleton. Wie es dazu kam und warum keiner den Kunstkritikern stecken darf, dass sie eigentlich eine Metalband sind, erfahrt ihr hier.

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Manuel, bist du ZEAL & ARDOR oder bist du von ZEAL & ARDOR? Da sind ja jetzt auch noch ein paar andere Leute mit dabei, live jedenfalls.

Fühlt sich das für dich besser an, mehr nach Band? Ja, schon. Da muss ich nicht alleine geradestehen für meinen Scheiß, haha! So kann ich das ein wenig abwälzen auf die anderen.

Die Idee, Black Metal mit Gospel und Black Music zu verbinden, kam ja aus so einem Internet-Ding, wo du die Leute gefragt hast, welche Genres du zu einem Song zusammenfassen sollst. Ist aus diesem ursprünglichen Spaß mittlerweile Ernst geworden? Wann hast du gemerkt, dass das zu mehr als nur einem Song taugt? Nachdem ich es das erste Mal versucht hatte. Das hat schon kacke geklungen. Aber ich mochte die Idee, das Gedankenspiel. Den Norwegern wurde das Christentum so aufgezwungen, und den Schwarzamerikanern auch. Aber beide reagierten auf komplett verschiedene Weise. Daher dachte ich, wie wäre es, wenn die Schwarzamerikaner dann eben Satan toll fänden?

Du bist ja beim dritten Album „Zeal & Ardor“ mit dieser Idee angekommen und hast eine Karriere daraus gemacht. Wie fühlt sich das für dich an, auf so einem vermeintlichen Gag einen ganzen Lebensinhalt aufzubauen? Das ist bizarr, klar. Aber es zeigt auch, wie viel Glück das mit der Musik und dem Erfolg ist. Ich kenne mindestens zehn Bands, die genauso gut sind wie ich, aber die hatten das Glück nicht, irgendwie im Zeitgeist relevant zu sein. Ich betrachte das mit einem Lächeln, Ruhm ist nicht für immer und so lange ich das machen darf, genieße ich es.

Mit welchem musikalischen Hintergrund bist du aufgewachsen, dass es dir so mühelos zu gelingen scheint, diese beiden doch gegensätzlichen Genres miteinander zu verbinden? Meine Mutter ist Jazzsängerin, wir hatten immer Motown-Platten zu Hause. Mein Vater ist Salsa-Musiker, ich hasse Salsa, ich kann das nicht ausstehen. Oft ist es ja so, dass man die Musik der Eltern dann doch mag, aber das ist mir noch nicht passiert. Ich hasse Salsa einfach, haha! In meiner Heimatstadt gibt es viele besetzte Häuser und die Punk-Szene ist ziemlich groß. So war ich halt bei Punk-Konzerten, Metal-Konzerten, Grindcore-Konzerten. Und dann hat sich das vermengt.

Du hast ja eine Zeit in New York gelebt, bist aber jetzt wieder in Basel ... Genau.

Ist Basel ein besserer Ort für Kunst und Musik als New York? Die Band lebt hier und meine Freunde eben auch. Die habe ich ziemlich doll vermisst in New York, so cool ich dann auch gewirkt habe in der großen Stadt, haha!

Im Metal gibt es ja sehr viel konservative Ansichten, gerade im Black Metal. Wie hat die Szene auf dich und deine Band reagiert? Wir waren eine Woche lang das coole UndergroundDing. Sobald man aber bei Google einen Treffer hat, ist das vorbei. Ich glaube, das kann man mit einem Augenzwinkern sehen. Klar ist das Genre an sich verstaubt und eher konservativ als experimentell. Es gibt trotzdem eine wachsende Hörerschaft, die auch Neues hören möchte. Die alten Alben, die man mag, die gibt es ja schon. Die kannst du kaufen und hören, ich sehe keinen Grund, die zu emulieren.

MEIN VATER IST SALSA-MUSIKER, ICH HASSE SALSA.

Black Metal wird auch immer eine Nähe zu Nazis attestiert. Das ist ja bis heute ein Genre, wo die Stilikone eine absolut indiskutable Person ist. Hat dich das jemals abgeschreckt? Oder eher motiviert, dem etwas entgegenzusetzen? Definitiv motiviert. Da entstand ganz schnell ein Mythos, das seien Visionäre gewesen, die da im tiefsten Wald Norwegens Musik geschrieben haben. Die Wahrheit ist, dass das Vorstadt-Teenager mit reichen Eltern waren. Wir kennen alle solche Leute, die noch zu Hause wohnen, „Mama ist kacke, aber ich liebe sie, sie gibt mir nicht genug Geld, deswegen mache ich jetzt ein wütendes Album.“ Das sind suburban kids. Dem muss man nicht so viel Beachtung schenken. Und das Schöne ist, dass ich das bastardisieren kann. Die unheiligste Musik wird jetzt noch unheiliger, oder so, haha! Sakrileg im Sakrileg. Finde ich toll!

Wo du gerade Sakrileg sagst: Gospel ist ja kirchliche, christliche Musik. Du erzählst damit aber die Geschichte des Teufels. Hast du deswegen von christlicher Seite mal Feedback bekommen? Ich könnte mir vorstellen, dass das nicht jedem passt. Das mit dem Satanismus im Metal ist jetzt kein heißes Eisen ...

Ich meinte mehr auf den Gospel-Aspekt bezogen. Ach so. Aber das ist ja auch lustigerweise die Geschichte des Soul und der Soulmusik. Da waren diese Kirchenmusiker, die ihre Gottesgesänge ins Studio transferiert haben, nur sangen sie statt „Gott“ dann eben „Baby“. Das war dann das Größte, Wildeste und Böseste, was je geschehen ist. Eigentlich bedeutet meine Musik auch keinen Riesenfortschritt, es ist ziemlich analog dazu. Nur mit ein wenig mehr Satan, haha!

Du spielst ja auf Metal-Festivals, bist aber gleichzeitig bei Jazz-Festivals und im Feuilleton präsent. Aber du fühlst dich eher der Metal-Szene zugehörig? Ich habe richtig Spaß daran, auch auf anderen Festivals zu spielen. Wenn wir diesen Sommer für Phoebe Bridgers eröffnen dürfen, finde ich das geil, genau wie wenn wir mit den IDLES spielen. Ich befürchte aber, das geht nicht mehr lange gut. Irgendwann merken die, dass wir ’ne Metalband sind, dann ist die Katze aus dem Sack und wir dürfen nur noch jedes Jahr auf Wacken spielen, haha! Das möchte ich vermeiden solange es geht.

Wenn sich erst herumgesprochen hat, dass ihr eine Metalband sein, ist es wohl vorbei mit dem Feuilleton. Und wie reagieren die Leute aus der JazzSzene, wenn ihr da spielt? Wir sind so eine „Einstiegsdroge“, daher geht das. Wir haben sehr viel melodiösen Gesang, das holt die Leute ab. Metal kann man auf zwei Arten hören, entweder als Wand, die dich niedermäht, oder als Rückenwind. Und wenn man erst so einen Gospel-Part hört, will man mit dabei sein, und wenn dann der Metal-Part kommt, ist das automatisch Rückenwind. Deshalb klappt das auch auf Pop-Festivals. Dennis Müller

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